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Ausgabe 246 am 12. Mai 2018
Angstsyndrom Der Wolf
Ein Tor, ein Tor! SC Freiburg
Weder romantisch verklärt noch voller Hass und Angst werden wir eine vernünftige Koexistenz mit dem zurückgekehrten Wolf erreichen. Seite 2
Es gibt einen sehr guten Grund, warum der SC im letzten Heimspiel der Saison nicht verlieren wird und sich so den Klassenerhalt sichert. Seite 7
Bewegte Begegnung Leben Clara Speidel und Lena Pawelke leiten den Verein Bike Bridge Freiburg, der geflüchteten Frauen das Radfahren beibringt und auch ein Ort der Begegnung ist . Seite 15
Was wir für riskant halten Es mag ja gut und recht sein, dass der ehemalige VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn nun an den Pranger gestellt wird. Übel ist allerdings auch die Strategie des neuen VW-Chefs Herbert Diess, sich rein zu waschen. Von Michael Zäh
E
s prangen seltsame Plakate an den Werbeflächen in Stadt und Land, und es trällert durchs Radio in Werbeblöcken: „Auf einmal erscheint Ihnen alles andere zu riskant“, heißt der neue Werbespruch von VW. Das ist frech und zynisch. Frech ist es, weil also der Konzern nach dem Motto wirbt: Leute, nun stellt euch bloß nicht so an, ist doch nicht so schlimm. Zynisch ist es, weil (rein statistisch gesehen) Menschen an dem verbotenen Stickstoffausstoß von weltweit elf Millionen von VW manipulierten Autos gestorben sind. Die dreiste Werbekampagne des deutschen Vorzeige-Konzerns, der ja nach wie vor nicht bereit ist, seinen Kunden (die beim Kauf eines VW-Diesel betrogen wurden) nun wirklich entgegen zu kommen, steht auf seltsam verdrehte Weise in dem Kontext, dass der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn von den USA nun angeklagt und zur Fahndung ausgeschrieben wurde. Plötzlich kommt VW (und damit erstmals auch die Politik) laut mit Ankündigungen daher, Schadensersatzansprüche gegen Winterkorn prüfen zu lassen. Der VW-Aufsichtsrat habe eine Anwaltskanzlei beauftragt, sagte Ministerpräsident Stephan Weil. „Das geschieht mit ausdrücklicher Unterstützung der Vertreter Niedersachsens im Aufsichtsrat von VW“, meinte der SPD-Politiker. Das Land ist zweitgrößter Anteilseigner von VW. Die Schadensersatzansprüche von VW gegen Winterkorn sollen sich auf bis zu einer Milliarde Euro belaufen. Das ist ja alles gut und recht (und ob es auch rechtens sein wird, muss sich noch zeigen), aber es kann
HALLO ZUSAMMEN
Der Geist der Monarchie
nicht den Verdacht ausräumen, dass sich die Strategie von VW an der US-Anklage gegen Winterkorn orientiert. Oder umgekehrt gesagt: Solange die Amis nicht diesen Hammer rausgeholt hatten, war es sehr still in deutschen Landen. Weder die Politik, noch der Kozern und auch nicht die Justiz haben hierzulande den Eindruck erweckt, diesen so unpassenden VW-Diesel-Skandal aufklären zu wollen. Wie die Politik, bis hoch zur Autokanzlerin Merkel mit dem Skandal umgegangen ist (Stichwort: Dieselgipfel im Kanzleramt), ist ja ein Skandal für sich. Und wie VW seine Kunden geprellt hat, nachdem man sie ja vorher belog, ist ohne Beispiel. Dass die deutsche Justiz noch nicht einmal eine Anklage in irgendeiner Form erhob, darf man ja höchstens noch mit den Mühlen, die langsam aber gründlich mahlen
entschuldigen. Aber nun ist plötzlich alles anders. Nach der Anklage und dem Haftbefehl aus der USA scheint sich allen Beteiligten der „Lösungsweg“ aufzudrängen, dass Winterkorn mit Wucht an den öffentlichen Pranger gestellt werden könnte – und basta mit Betrug und so. Der Mann ist ja nun eh verbrannt. Warum soll er da nicht alles draufgesattelt kriegen, um VW von der Bürde des Betrugs zu befreien? Dies scheint also die Strategie von VW (und deutscher Politiker) zu sein. Ja, man kann sogar sagen, dass diese Strategie quasi in enger Zusammenarbeit mit den US-Behörden entwickelt wurde. Wie nämlich jetzt bekannt wurde, fußt die US-Anklage nicht zuletzt auf der Zeugenaussage eines gewissen Herrn Herbert Diess, seit kurzem neuer VW-Chef. Diess soll
sich in aller Stille mit Vertretern des FBI und der amerikanischen Justizbehörden getroffen haben. Das ist kurios. Denn es geht laut US-Anklageschrift um den 27. Juli 2015, an dem Winterkorn beim sogenannten „Schadenstisch“ über den Abgas-Betrug informiert worden sei. Herbert Diess hat zwar erst offiziell am 1. Oktober 2015 von BMW zu VW gewechselt, war aber bei dieser Besprechung dabei. Der heutige VW-Chef wusste also seit diesem Tag vom Betrug und kommt jetzt damit durch, den damaligen Chef zu belasten? Na wenn da nicht das Interesse von Diess dahinter steckt, den VW-Konzern rein zu waschen, um dann weiter seine Kunden hinters Licht zu führen. Das scheint uns riskant! Alles andere wäre besser.
Die Schwedische Akademie, seit Jahrhunderten quasi ein Inbegriff von Sitte und Moral, die für die Nobel-Stiftung ja auch jährlich den Nobelpreis für Literatur vergeben durfte, hat derzeit ein paar Probleme. Da soll also ein Mann namens Jean-Claude Arnault schon seit längerer Zeit sogenannte sexuelle Eskapaden (wohl eine Untertreibung) betreiben, also zum Beispiel der schwedischen Kronprinzessin Victoria an den Po gefasst haben. Und im November 2017 haben noch 18 weitere Frauen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen Arnault öffentlich gemacht. Auch wenn die Leute der Schwedischen Akademie gestylt wie aus dem Mittelalter daher kommen, ist das kein Kavaliersdelikt. So wird der Literaturnobelpreis 2018 nicht vergeben, weil die Jury sich selbst auflöst. Die Ehefrau von Arnault, nämlich die Dichterin Katarina Frostenson, gehört der Akademie an, und soll auch noch mit dem Wüstling unter einer Decke stecken, indem sie Profit aus dem Wissen machte, wer den Nobelpreis kriegt. Bob Dylan hielt sich daher fern. Michael Zäh