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Ausgabe 254 am 22. September 2018
Kochen mit Kippa Interview
Offensivstil
Streitpunkt Tiger Interview
SC Freiburg
Tom Franz lebt als Deutscher in Israel, ist inzwischen zum Judentum konvertiert und dort ein angesehener Koch. Seite 2
Jetzt geht es in der „englischen Woche“ gegen Wolfsburg, Schalke (Kellerduell!) und Augsburg. Offensiv? Seite 9
Ein Gespräch mit Tim C. Thomsen vom Circus Manuel Weisheit, der in Freiburg gastiert, über dressierte sibirische Tiger beim Zirkus. Seite 13
Mauscheln.Macht.Mutlos Wie konnte ein „Bild“-Interview von Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen dazu führen, dass sich die Spitzenköpfe der GroKo schon wieder zum Krisengipfel trafen? Und was sagt uns das Ergebnis? Von Michael Zäh
D
as Schauspiel, das die drei Spitzenkräfte der „Großen Koalition“ der Öffenlichkeit in der „Personalie Maaßen“ darboten, ist an Peinlichkeit wohl kaum zu überbieten. Denn jedem Bürger und Wähler wurde da vor Augen geführt, dass Angela Merkel (CDU), Andrea Nahles (SPD) und Horst Seehofer (CSU) jeweils nur ihren eigenen Interessen nachgehen, ohne Gespür auch für die Außenwirkung dieser lächerlichen Farce. Das beginnt im Grunde schon damit, dass es überhaupt (schon wieder) einen GroKo-Gipfel gab, der gleichzeitzig als Krisengipfel daher kam. Man könnte meinen, dass bei jeder Gelegenheit der Streit und das Gegeneinander heraus gekehrt wird, wohlgemerkt bei einer GroKo, die eigentlich das Land regieren soll. Das nervt gewaltig! Die Menschen, also diejenigen, die in Deutschland leben, ihrer Arbeit nachgehen, ab und zu dann auch wählen, haben sicher ganz andere Fragen an die Politik als jene, ob der Spitzenbeamte Hans-Georg Maaßen nun Chef des Verfassungsschutzes bleiben soll. Da wären so Themen wie Arbeit und Digitales, teurer Wohnraum in den Städten, eine Verunsicherung vieler Autobesitzer im Dieselskandal (siehe auch Seite 3) und so weiter und so fort. Dagegen ging die Geschichte des Hans-Georg Maaßen sozusagen an der alltäglichen Realität der Leute vorbei. Sie wurde nur wieder von denjenigen zum politischen Zirkus gemacht, die ihre Eitelkeiten und ihre Streitigkeiten mit sachgerechter Politik zu verwechseln scheinen: Seehofer, Merkel, Nahles. Als Geheimdienstchef Maaßen
HALLO ZUSAMMEN
Haare ziehen, Tränen zeigen
sich via Bild-Zeitung in die Debatte um die Geschehnisse in Chemnitz einmischte, war ja sofort klar, dass dies ein offener Angriff auf die Kanzlerin Merkel war. Nachdem nämlich Angela Merkel (für ihre Verhältnisse recht früh und sehr entschieden) gegen „Hetzjagten“ in Chemnitz Stellung bezog, behauptete Maaßen in der „Bild“, bei dem Video, das eine Attacke auf einen Migranten in Chemnitz zeigt, sprächen „gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken“. Das war eine frontale Ohrfeige für Merkel (die Maaßen offenbar seit Jahren nicht recht leiden kann) und wäre dies auch gewesen, wenn der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz Beweise für das gehabt gehabt hätte, was er da in
die Welt setzte. Aber weil Maaßen dann in der Folge seine Behauptung nicht einmal ansatzweise belegen konnte, hatte er sich mit seinem öffentlichen Vorstoß doch bereits selbst diskreditiert. Alle Welt wusste nun, dass das Video echt war, was selbst Maaßen dann zugab. An dieser Stelle wäre es angebracht gewesen, den Rest in der Behörde selbst zu klären, quasi mit kleinem Besteck, anstatt nun ein großes politisches Geschrei anzustimmen. Wenn nicht einmal der Chef des Inlandgeheimdienstes dafür Beweise vorlegen kann, was in rechten Kreisen nur allzu gerne als Verschwörungstheorien an die Leute gebracht werden soll, dann hat Maaßen also (unabsichtlich) das Gegenteil bewirkt. Was sollte es da noch, dieses Bild-Interview von Maaßen zur Chefsache dreier GroKo-Spitzen zu
machen? Das Geschrei von Andrea Nahles (für die SPD), dass sie dafür sorgen werde, dass Maaßen gehen muss, war schon völlig überzogen. So spricht man übrigens auch nicht in der Öffentlichkeit über einen Beamten, dem der Staat Fürsorge schuldet. Wenn nun Maaßen zwar seinen Posten beim Verfassungsschutz räumen muss, dafür aber den besser bezahlten als Staatssekretär im Innenministerium von Seehofer bekommt, rächen sich Nahles große Kampfansagen. Merkel mag zufrieden sein, dass Maaßen „Konsequenzen“ wegen seines Angriffes auf sie tragen muss, die ihm allerdings durchaus süß vorkommen mögen. Und die Mauschelei zwischen den GroKo-Köpfen sendet das Signal aus: Es geht jedem von uns nur um sich!
Das war wenigstens mal nicht gespielt. Cristiano Ronaldo saß auf dem Rasen und weinte hemmungslos. Und dies nicht etwa (wie es oft und gerne bei Schwalbenkönig Neymar der Fall ist), weil er nach einem Foul physische Schmerzen hatte. Nein, was da aus ihm heraus quoll, waren Tränen der Wut und der Fassungslosigkeit. Der fünfmalige ChampionsLeague-Sieger Ronaldo war in seinem 154.Auftritt in der Königsklasse erstmals vom Platz gestellt worden. Es war übrigens sein erstes CL-Spiel für seinen neuen Club Juventus Turin. Und der Grund für den Platzverweis war ebenfalss einmalig: Ronaldo zog seinen am Boden sitzenden Gegenspieler an den Haaren hoch. Also, man traut dem Superstar zu, dass er sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Aber dem Gegenspieler die Frisur versauen? Ronaldos Schwester fasste das Ungeheuerliche dann in Worte: „Sie wollen meinen Bruder zerstören, aber Gott schläft nie, sie werden für diese Tränen bezahlen.“ Oh, Felix Brych, du böser schwarzer Schieri-Mann, sieh dich vor! Michael Zäh