255. Ausgabe, ET 06.10.2018

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Meinung, Tipps & mehr für volle 14 Tage

Ausgabe 255 am 6. Oktober 2018

Rangorientiert

Milder Favre führt

Interview Personalberaterin Claudia Thiel-Steffen über die zwei Kommunikationssysteme, ein eher weibliches und ein eher männliches. Seite

Bühnenspektakel Leben

Bundesliga Dortmund hat die Bayern auf Platz eins abgelöst. Eigentlich wird das junge Favre-Team erst in den kommenden zwei Jahren so richtig stark, aber Spannung ist gut. Seite 7

Die Chic‘oria-Donnershow startet in Kürze wieder auf dem Bohrerhof und bietet spektakuläre Artistik sowie ein feines Vier-Gänge-Menü. Seite 10

Lügendetektortest für Trump Vor den im November anstehenden Kongresswahlen wird in den USA mit härtesten Bandagen gekämpft. Da behauptet etwa die „New York Times“, dass Donald Trump sein Vermögen von seinem Vater erhalten hat, mit Steuertricks. Von Michael Zäh

N

ach dem Verrohen aller Sitten im politischen Stil der USA, das Präsident Doanld Trump seit seiner Amtsübernahme quasi täglich vorlebt, geht es vor den Kongresswahlen im November immer unbarmherziger zur Sache. Nun hat die New York Times einen Bericht veröffentlicht, der auf den Ruf des Präsidenten zielt. Donald Trump soll in dubiose Steuertricks seiner Eltern verwickelt gewesen sein. Demnach habe sein Vater, der Immobilienunternehmer Fred Trump seinen fünf Kindern offenbar mehr als eine Milliarde Dollar überschrieben. Allein Donald Trump soll über Jahrzehnte 413 Millionen Dollar bekommen haben. Mal ganz davon abgesehen, ob dies juristisch noch verfolgt werden kann, zielt diese Nachricht darauf ab, das von Trump selbstgebaute Image zu zerstören, dass er ein (natürlich grandioser) Selfmade-Milliardär sei. Trump hatte im Wahlkampf oft gesagt, sein Milliardenvermögen selbst angehäuft zu haben. „Mein Vater gab mir 1975 einen kleinen Kredit und ich habe damit ein Unternehmen aufgebaut, das viele Milliarden Dollar wert ist“, so seine Legende. Die New York Times behauptet nun, dass der heutige US-Präsident im Alter von drei Jahren nach heutigem Umrechnungskurs bereits 200.000 Dollar pro Jahr von seinen Eltern erhielt. Als Donald Trump seinen Collegeabschluss hatte, bekam er offenbar von seinem Vater eine Summe, die heute einer Million Dollar pro Jahr entspricht. Mal ganz ohne Neid und so ist das eben eine ganz andere Legende als die alte amerikanische Erfolgsgeschichte

HALLO ZUSAMMEN

Bavaria-One ist Söder im All

vom Tellerwäscher, der durch Mut, Tatkraft und Ideen zum Milliardär aufstieg. Auffällig ist dabei denn auch, dass Donald Trump bisher noch nicht das Wort „Fake News“ in die Welt getwittert hat. Das hat er sich offenbar nicht getraut, weil es schief gehen könnte. Die New York Times stützt sich nämlich auf mehr als 100.000 Seiten (!) starke Finanzdokumente von Fred Trump und dessen Unternehmen. Donald Trump und seine Geschwister sollen unter anderem eine Scheinfirma gegründet haben, um die Zahlungen zu verschleiern. Starker Tobak gegen Trump. Nicht wegen eines Steuervergehens (das wahrscheinlich auch verjährt wäre), sondern weil es um Schein und Sein geht, im Kampf um die Wählerstimmen. Ist Donald Trump ein „stabiles Genie“ (wie er selbst über sich sagt), und der Nach-

weis dafür wäre dann, dass er als „Deal-Maker“ aus eigener Kraft ein Milliarden-Imperium aufgebaut hat?! Das ist das Selbstbild und die Legitimation, nun alle Welt als US-Präsident mit solchen Deals zu beglücken. Oder ist Donald Trump nur der verwöhnte Sohn seines sehr reichen Vaters Fred Trump, der ihn mehrfach vor der Pleite bewahrt haben soll? Wie hart es derzeit in den USA zwischen den Republikanern und Demokraten zugeht, zeigt der Kampf um den Richterkandidaten Brett Kavanaugh, den Präsident Trump zum „Supreme Court“ (also dem höchsten Verwaltungsgericht der USA) berufen will, dem aber jüngst von Christine Blasey Ford (Psychologieprofessorin und sehr glaubhaft) eine versuchte Vergewaltigung vorgeworfen wird. In einer öffentlichen Anhörung schilderte

Ford (auch live im TV): „Ich bin heute nicht hier, weil ich hier sein möchte. Ich habe Angst. Ich bin hier, weil ich es für meine Bürgerpflicht halte, zu erzählen, was mir passiert ist, als Brett Kavanaugh und ich in der Highschool waren ...“ Und dann schildert sie im öffentlichen Kreuzverhör, wie Kavanaugh sie zu vergewaltigen versuchte. Wer nun denkt, die Frau habe sich nur einfach politisch einspannen lassen, muss wissen, dass sie schon früher vertrauten Personen von dem Angriff erzählt hat (die dies nun auch mit eidesstattlichen Erklärungen bestätigten) und zum Beweis sogar einen Lügendetektortest gemacht und bestanden hat. Und was macht Trump? Er verhöhnt die Zeugin. Er will Stimmen alter weißer Männer sammeln, die etwas von Daddy erbten. Reicht das?

Ein bisschen weniger Fratze im All wäre wohl mehr gewesen. Es ist ja womöglich ganz schön und nett, dass Bayern jetzt mal eben 700 Millionen Euro in die Raumfahrt investiert. Aber musste es wirklich sein, dass das Konterfei von Wahlkämpfer Markus Söder nun quasi vom All aus auf die Irdischen des Freístaats herunter strahlt, mit Schal und Bayernkaro. Was da aussieht wie Mission Zukunft, ist das verkopfte (also versöderte)Logo des bayerischen Raumfahrtprogramms Bavaria One, das Söder jetzt vorstellte. Ja okay, in Ottobrunn und Taufkirchen greifern sie schon länger nach den Sternen. Der Luft- und Raumfahrtpionier Ludwig Bölkow siedelte in den Sechzigerjahren die Firma Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB) an, heute lässt Airbus hier an der Trägerrakete Ariane arbeiten. Nun soll der Ludwig-Bölkow-Campus zum Hauptsitz der Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie der TU München werden. Okay, aber was soll Söders Face im Weltall? Lässt sich das begründen? Mit dem Schreck, den die Außerirdischen da kriegen? Michael Zäh


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