258. Ausgabe, ET 17.11.2018

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Ausgabe 258 am 17. November 2018

Drei XXYXXie Werke aus heiltWien Tipps Das Serenus-Quartett mit Musikern und Musikerinnen des SWR-Sinfonieorchesters gibt ein Benefizkonzert auf dem Alten Friedhof in Herdern. Seite 2

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Nach dem 3:2-Sieg der jungen, schnellen Dortmunder unter der Führung des zweifachen Torschützen Marco Reus über Bayern darf auch Joachim Löw umdenken. Seite 7

An Freiburger Schulen wurde ein kinderpornografisches Video per WhatsApp herum geschickt. Die Kripo weist darauf hin, dass dies strafrechtlich verfolgt wird. Seite 5

Das Spiel des Sturen Horst Seehofer fühlt sich nach 38 Jahren in „herausgehobenen Positionen“ in seiner CSU frei genug, um seinen Rückzug vom Parteivorsitz zwar anzukündigen, aber auch zeitlich vage zu halten. Der Mann kann auch jetzt noch pokern. Von Michael Zäh

H

orst Seehofer hat sich auf seine Weise erklärt. „Das Jahr 2019 sei für die CSU eines der Erneuerung. Seit 47 Jahren ist der Mann Mitglied in der CSU. Nach 38 Jahren, in denen Horst Seehofer, wie er selbst das nennt, „in herausgehobenen Positionen“ für die Partei tätig war, fühle er sich „absolut frei.“ Und deshalb war er denn auch so frei, zwar seinen Rücktritt als Vorsitzender der CSU zu verkünden, dabei aber weiter im Unklaren zu lassen, wann dies 2019 denn so weit sei. Seehofer lässt die Seinen der CSU also zappeln und zittern. Will der etwa erst Ende 2019 in Bayern seinen Hut nehmen? Wer auch immer dies fürchtet, wird sich dann in den Ring wagen müssen, gegen das Schwergewicht. Dieses Spiel der (letzten) Macht ist nachvollziehbar, ja sogar ein bisschen gerecht. Denn all die nun plötzlich lauten Bezirksbosse der CSU, die öffentlich den Rücktritt Seehofers vom CSU-Parteivorsitz gefordert haben, können dies zwar am Ende (mit der Unterstützung von Markus Söder, dem der Vorsitz ja dann zufallen soll) wohl auch durchsetzen. Die Frage ist allerdings, um welchen Preis. Will man einen Sonderparteitag einberufen, um den sturen Spieler Seehofer zwangsweise als Vorsitzenden abzuwählen? Will man einen Mann öffentlich als Opfer bringen, der so viele Jahre das Gesicht der CSU in Bayern war? Will man zu einer Partei der Königsmörder werden, und wer wird dabei öffentlich diese Last auf sich nehmen wollen, die am Ende jede noch so aussichtsreiche Karriere mit Blei beschweren kann? Man darf wohl davon ausgehen,

HALLO ZUSAMMEN

Merz drüber, nicht drunter

dass Seehofer seine Karten so ausspielt, wie er es tut, weil er dabei das geringere Risiko hat. Sollen die doch mit dem Dolch im Gewand einen Sonderparteitag ausrufen, um Horst, den Großen, zu meucheln. Das würde die derzeit ohnehin recht schwache CSU teuer bezahlen. Also stellt sich Seehofer auf stur und denkt: Dann macht mal! Das kann man auch an dem sehr typischen Seehofer-Satz ablesen, den er in dem ganzen öffentlichen Gezerre um seinen Posten kürzlich gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ) äußerte: „Natürlich könnte man sagen: Die Welt ist ungerecht. Aber davon wird sie nicht gerechter.“ Also spielt er nicht etwa die klägliche Nummer eines armen Bemitleidenswerten (was ihm auch nicht stehen würde), sondern jene des sturen Bocks, den sie nicht so leicht von der Lichtung schießen

können. Dieses Spiel des Sturen ist wohl überlegt. Der Mann kann auch jetzt noch pokern. Und in gewisser Weise hat er ja auch recht, jetzt auf stur zu stellen. Denn nachdem er in der neu und schwer gebastelten GroKo als Innenminister nach Berlin ging, war es seine CSU in Bayern, die ihn auf ihren Parteitagen sozusagen einschwor, in der Migrationspolitik den harten Hund zu geben, weil sich die Partei einen Vorteil davon bei der Landtagswahl versprach. Es ist daher aus Seehofers Sicht schon etwas absurd, wenn nach den herben Verlusten der CSU eben bei dieser Landtagswahl alle in der Partei mit dem Finger auf ihn zeigen. Ganz so, als hätten sie sich nicht alle verschätzt, ja als wären sie gar nicht an der Marschroute beteiligt gewesen, die dann nach hinten losging. Das ist die Sündenbock-Nummer, der

man aber gewachsen sein muss, wenn man gegen Seehofer antritt. Nun mag es ja sein, dass Horst Seehofer seinen Rückzug vom Vorsitz der CSU schon Anfang und nicht erst Ende 2019 plant. Sollen die Bavaria-One-Strategen um den größenwahnsinnigen Weltall-Söder doch in Bayern wursteln, wie sie wollen. Sein Amt als Innenminister sieht er derzeit jedenfalls in keiner Weise betroffen. Und auch das ist Teil seines Plans, es allen noch einmal zu zeigen, die jetzt schon zum Nachruf anheben. „Er ist mein Innenminister“, sagte Kanzlerin Merkel dazu. Man habe zwar „Krach gehabt“, aber auch gut zusammen gearbeitet. Seehofer habe „ein großes soziales Herz für die Menschen.“ Wie süß! Da reichen sich wei von ihrem Parteivorsitz zurückgetretene Politiker die Hand.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen in der CDU hat begonnen Oder genauer: Die Drei von der Tankstelle haben sich der Basis präsentiert. Doch da ist einer von ihnen mit unangenehmen Fragen konfrontiert worden. Friedrich Merz nämlich, der zwei eigene Privatflugzeuge hat (apropos Tankstelle), wurde auf den Kopf hin gefragt, ob er denn Millionär sei. Da kam der Mann ein bisschen ins Stottern und sagte dann, dass er „jedenfalls nicht drunter“ liege. Wäre ja auch noch schöner, wenn man „drunter läge“ obwohl man „drüber fliegen“ kann. Aber sind wir ehrlich: So ein Millionär (wahrscheinlich ein mehrfacher, worauf natürlich das „jedenfalls nicht drunter“ schließen lässt) wäre doch auch in Deutschland jetzt genau der richtige Trump(f), um dann mal mit all dem Soldaritätsgedöns (siehe SPD und wohin das führt, und nicht fliegt) rechts Schluss zu machen und dafür mal wieder die Wirtschaft im Lande nach vorne zu bringen. Wobei man auch fair sein muss: Wenn Merz für „Blackrock“ abhebt, eine US-Firma, hat er bei Trump ja gute Karten. Michael Zäh


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258. Ausgabe, ET 17.11.2018 by ZEITUNG AM SAMSTAG Verlags GmbH - Issuu