261. Ausgabe, ET 19.01.2019

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Meinung, Tipps & mehr für volle 14 Tage

Ausgabe 261 am 19. Januar 2019

XXYXXie heilt Gerechtigkeit Essay

YXXXeEuropaträume Stabilität

Weltbester YXXXtic –Voltigierer die Farbe Rot

SC Freiburg

Vor 100 Jahren wurde die Sozialistin Rosa Luxemburg von Fanatikern umgebracht. Ernst Piper hat eine wundervolle Biographie geschrieben. Seite 2

Tipps

Bei den Rückrundenspielen in Frankfurt und zu Hause gegen Hoffenheim trifft das Streich-Team auf zwei Gegner, die man noch einholen könnte. Seite 9

Bei den Baden Classics vom 31. Januar bis 3. Februar in Offenburg werden die besten Springreiter und die besten Voltigierer auftreten. Hautnah kann jeder dabei sein. Seite 14

Very British, rechts rum Erst lassen die Briten ihre Regierungschefin Theresa May zwei Jahre lang ein Abkommen mit der EU über den „Brexit“ aushandeln, um es dann zehn Wochen vor dem Austritt im Unterhaus in Stücke zu zerreißen. Ein Drama.Von Michael Zäh

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ine gewisse Begabung für Phantasie haben die Briten. Es ist bis heute noch nicht geklärt, ob die Sache mit dem Lenkrad auf der rechten Seite im Auto nicht ein Exportschlager hätte werden können, da diese Regelung ja auch überall in den britischen Kolonien eingeführt wurde. Und so lange nicht klar war, ob die Briten nicht vielleicht die Weltherrschaft übernehmen, konnte man nicht ahnen, ob sich nicht doch der verkehrte Verkehr durchsetzen würde. Einfach andersrum, warum nicht? Da schicken die Briten nach ihrem verheerenden Referendum für den Austritt aus der EU also ihre gewählte Regierungschefin in die Verhandlungen, wie denn ein solcher Austritt geregelt werden könnte. Es wird gerungen, gemacht und getan, über zwei Jahre lang, bis der „Deal“ steht. Dann muss das Ding von den Parlamenten in 28 Ländern abgesegnet werden. In den 27 Staaten der EU geschieht dies dann auch recht geschmeidig. Aber nicht in Großbritannien, natürlich nicht, das wäre ja fast so, als ob man das Lenkrad im Auto nun auf der linken Seite hätte. Das Ausmaß der Ablehnung des von der Regierungschefin ausgehandelten Austrittsabkommens – mit 432 zu 202 Stimmen stimmten die Abgeordneten des britischen Unterhauses gegen Theresa Mays Brexit-Deal – legt schon die Frage nahe, weshalb dann überhaupt zwei Jahre lang verhandelt wurde. Wäre es nicht möglich gewesen, dass May schon im Zuge der Verhandlungen immer mal wieder zwischendurch den Stand der Zustimmung für ihren Deal abgefragt hätte? Und

HALLO ZUSAMMEN

Fast Food und kurze Tweets!

auch umgekehrt: Kann es sein, dass manche Briten im Geiste weiterhin der Welt aufzwingen wollen, wo der Hammer, nein: das Lenkrad, hängt? Denn die Bruchlinie bei der Ablehnung von Mays „Deal“ läuft nicht klassisch entlang der Linie von Torys und Labour, Konservativen und Opposition, noch nicht einmal entlang der Linie von Brexiteers (die den Brexit wollen) und Remainers (die in der EU bleiben wollen), sondern kreuz und quer, drunter und drüber, toll phantasievoll halt. Den Brexiteers war der ausgehandelte Vertrag über den Austritt aus der EU nicht hart genug, die Remainers erhoffen sich von ihrer Ablehnung, dass es womöglich zu Neuwahlen und einer erneuten Volksabstimmung kommen könnte, die dann den Brexit kassiert, somit also den Ausstieg von Ausstieg bedeutet. Das spiegelt sich auch in den Positionen, die die englische Presse

nach der knalligen Ablehnung für May im Unterhaus einnahm. Der linksliberale „Guardian“ schrieb, dass ein zweites Referendum es den Parteiführern erlauben würde, „ihre Parteien zusammen zu halten“ und dies wäre nicht undemokratisch, sondern würde die Demokratie eher stärken. Demgegenüber schrieb der konservative „Telegraph“, dass May nicht verstanden habe, „dass man zur Umsetzung des Referendums klar mit Europa brechen muss.“ Allen Positionen ist dabei aber gemein, dass sie mit Leichtigkeit die Tatsache ignorieren, dass es auch noch eine „Gegenseite“ gibt, nämlich jene 27 Staaten, die in der EU verbleiben. Diese haben ja schon ein paar Kompromisse gemacht, um den eigensinnigen Austritt der Briten nicht zum Fiasko werden zu lassen. Das Ergebnis der Bemühungen war der über zwei Jahre ausgehandelte Vertrag, den die EU mit den Briten

schließen wollte, und der nun mit großherrlicher Geste knapp zehn Wochen vor dem Austrittsdatum (29. März 2019) im Unterhaus in Stücke gerissen wurde. Ein Drama. Es ist nicht ersichtlich, selbst mit einiger Phantasie, was denn nun das Ziel der Zerstörung sein soll. „Klar mit Europa brechen“? Na ja, liegt die Insel dann plötzlich im indischen Ozean? Schließlich gab es gute Gründe, warum sich die EU überhaupt gründete. Es waren und sind ganz pragmatische Gründe: Handel treiben ohne unnötige Hindernisse, Wohlstand und Frieden. Ein ungeregelter Austritt aus der EU, wie er nun drohen könnte, mag für manchen Briten die alte Phantasie der Allmacht beflügeln. Die Landung kann hart werden. Die EU hat bisher gezeigt, dass sie da geschlossen ist.

Donald Trump ist ein Mann der klaren Botschaften. Für solche Leute wie ihn ist ja der Kurznachrichtendienst Twitter erfunden worden. Knapp das wiederholen, was alle nicht mehr hören wollen „Great“, „America first“, „Hexenjagd“, damit es dann doch alle auf ewig im Gedächtnis behalten. Sein neuester Hit ist ja der „Shutdown“, der Millionen von Amerikanern in den Ruin treibt (hauptsächlich Staatsdiener), weil sie keinen Lohn mehr bekommen. Milliardär Trump will den Haushaltsstillstand womöglich noch Wochen oder Monate „durchstehen“, weil er damit die Kohle für seinen Mauerbau an der Grenze zu Mexiko erzwingen will. Und während Staatsdiener Haus und Hof verlieren, hat Trump die Gewinner der College-Football -Meisterschaft „Clemson Tigers“ ins weiße Haus zum Essen eingeladen. Da auch dort die Küche kalt blieb, weil die Köche nicht bezahlt werden, gab es 300 Burger, Pommes und Pizza. „Ein großartiges amerikanisches Essen“, so Trump. Er ist halt ein Fan von Fast Food und schnellem Twittern. Passt! Michael Zäh


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