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Ausgabe 265 am 16. März 2019
Gender Gap Report
Guter Hoffnung
Liebe und Hass
Essay
Bundesliga
Leben
Der aktuelle Global Gender Gap Report 2018 offenbart einen schlechten Stand für Deutschland, was die Geschlechtergleichheit angeht. . Seite 2
Der SC Freiburg hat sich ein schönes Polster auf den VfB Stuttgart und auf den Relegationsplatz geschaffen. Im nächsten Heimspiel kommen jetzt die Bayern. Seite 9
Jugend pro Arte erarbeitet ein modernes Tanztheaterstück nach Shakespeares „Romeo und Julia“. Gesucht werden noch Jugendliche, die Lust haben mitzumachen. Seite 13
CDU-Chefin schärft nach Annegret Kramp-Karrenbauer hat anstelle der Kanzlerin Angela Merkel auf die europäischen Visionen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron geantwortet. Ganz so, als stünde sie Deutschland schon als Kanzlerin vor. Von Michael Zäh
E
igentlich ist es seltsam, wenn auf den flammenden Appell an und für Europa und die damit verbundenen (sehr weitgehenden) Visionen des französischen Präsidenten Macron nicht die deutsche Kanzlerin Angela Merkel Stellung bezieht, sondern stattdessen die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer in einem ausführlichen „Gastbeitrag“ in der Zeitung die „Welt“. Annegret Kramp-Karrenbauer gibt so ihren Führungsanspruch zu erkennen, und zwar Deutschland betreffend, quasi als die kommende Kanzlerin schon mal vorneweg. Weil das so schön schnittig von ihr ist, nennen wir die Frau ab hier AKK (was sie selbst ganz okay findet, wie sie einmal sagte). Da passt es ganz wunderbar, dass zeitgleich ein konservativer Zirkel innerhalb der CDU mit der Idee an die Öffentlichkeit ging, dass Merkel als Kanzlerin abtreten solle. Die „Werteunion“, eine besonders konservative Gruppe von Unionspolitikern, ließ durch ihren Vorsitzenden Alexander Mitsch in der „Passauer Neuen Presse“ ausrichten: „Es wäre für die Union das Beste, wenn Frau Merkel ihr Amt geordnet und möglichst bald an AKK übergibt.“ Und fügte auch gleich hinzu, was der „Werteunion“ an AKK so gut gefällt. Die neue CDU-Chefin könne dann mal flugs mit einem erneuerten Kabinett den angeblich „notwendigen Politikwechsel“ für Deutschland einleiten, besonders in der Einwanderungs- und Wirtschaftspolitik, so Mitsch. Also klar, die krasse AKK gilt inzwischen selbst den Konservativen in der CDU (die ja größtenteils auf
HALLO ZUSAMMEN
Trump verlöre an Thunberg
Friedrich Merz als neuen CDU-Vorsitzenden gehofft hatten) als jene Hardlinerin, die zur Not auch mal die Grenzen im Alleingang schließt. AKK hat dann schnell reagiert und auf forsche Art der amtierenden Kanzlerin den Rücken gestärkt. „Ich sehe im Moment weder in der CDU noch in der SPD relevante Stimmen, die sich mit diesem Thema ernsthaft befassen“, sagte sie Reuters-TV. „Und das ist auch richtig so. Denn wir haben eine Kanzlerin. Und wir wollen - und ich an der Spitze will -, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt.“ Die an der Spitze bestimmt! Na Mensch, da hat es AKK aber allen gezeigt, vor allem denjenigen, deren Stimmen offenbar nicht so „relevant“ sind. Man darf hier einen Sprung zurück in die Narrenfreiheit des Kanervals wagen. „Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln
oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist die Toilette“, redete AKK sich dem Tusch entgegen. Na hoffentlich hat das dann die „Werteunion“ und deren Vorsitzender Alexander Mitsch nicht rückwirkend auf sich bezogen. AKK ist halt so, dass sie klare Worte wählt und dann regelrecht wütend wird, wenn das jemandem nicht gefällt. Selbst wenn wir mal die Diskussion um das „dritte Geschlecht“ weg lassen (das AKK in ihrer Faschingsrede explizit ins Spiel brachte, weil es ja genau um „die Toilette fürs dritte Geschlecht“ ging), dann bliebe immer noch ein Männerbild übrig, das AKK offenbar lustig findet, aber umgekehrt auch ihren Anspruch ausbuchstabiert. Wenn AKK als Fußballtrainer(in) tätig wäre, dann à la Diego Simeone von Atlético Madrid, der gerne von „großen Eiern“ spricht, die man haben muss, um zu
gewinnen. Aber wir wollen da AKK natürlich nix unterstellen. Jedenfalls fand sie gleich das ganze „Volk“ doof, das ihren Scherz nicht so goutierte. „Wenn wir da so verkrampfen, dann geht ein Stück Kultur in Deutschland verloren. Und das sollten wir nicht zulassen“, sagte sie. „Wir sind das verkrampfteste Volk der Welt.“ Nein, wir sollten wirklich nicht zulassen, dass AKK kritisiert wird. Wo kämen wir denn da hin? Das wäre humorlos. Doch zurück zu Macron, Merkel und Europa. Da hat nämlich die Kanzlerin über Regierungssprecher Steffen Seibert ausrichten lassen, dass die Vorschläge von AKK „im Einklang mit den Gedanken der Bundeskanzlerin stehen.“ Na, da wird sich ein Emmanuel Macron wundern, wenn Merkel die AKK an ihrer Stelle denken lässt.
Dieser Vorschlag ist süß. Und er ist irgendwie noch viel mehr als das. Auf den ersten Blick scheint es etwas übertrieben, wenn die junge schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg (16) nun vom norwegischen Parlamentsabgeordneten Freddy Andre Östvegard für nichts Geringeres als den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde. Die Schülerin hat bekanntlich mit ihrem Klimastreik unter dem Namen „Fridays for Future“ für eine internationale Bewegung gesorgt. Thunberg bleibt seit dem Sommer jeden Freitag der Schule fern und demonstriert vor dem Parlament in Stockholm für den Kampf gegen den Klimawandel. Die Demos „Fridays for Future“ gibt es inzwischen angeblich in mehr als 1650 Städten in 105 Ländern, auch in rund 200 Städten und Orten in Deutschland (in Freiburg, na klar, auf jeden Fall!). Der Klimawandel wird für Kriege, Konflikte und weitere Flüchtlinge sorgen, heißt es zur Begründung. Brisant ist der Vorschlag, weil Ego Trump, der ja den Klimawandel schlicht leugnet, den Preis auch will und ihn quasi an Thunberg verlöre. Michael Zäh