Meinung, Tipps & mehr für volle 14 Tage Samstag, 30. März 2019
Samstag, 30. März 2019
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Ausgabe 266 am 30. März 2019 Samstag, 30. März 2019
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Am Pult in London
Alte Eisen kommen
Urbanes Tanz Festival
Interview
SC Freiburg
Leben
Felix Mildenberger arbeitet jetzt als Assistant Conductor beim London Symphonie Orchestra. In Freiburg führt er mit dem Sinfonieorchester Crescendo Mahler auf. Seite 2
Beim Highlightspiel gegen die Bayern könnte die Wut der ausgemusterten Weltmeister eine Rolle spielen. Danach geht es für den SC nach Mainz und nach Bremen Seite 7
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Der junge Breakdancer Verein Urbane Künste Freiburg veranstaltet das Sensei Session Tanzfestival, mit Vorführungen, Workshops und internationalen Battles. Seite 11
Wem ein Licht aufgeht Deutschland wird in der Nacht mal wieder um den Schlaf gebracht, wenn am Sonntag, 31. März, an der Uhr gedreht wird. Dabei haben wir Deutsche doch alles getan, bei der Zeitumstellungsbefragung der EU. Wann kommt Tatort? Von Michael Zäh
N
atürlich wissen wir alle, wie das ist, mit der Zeit. Ganz klar: Wenn an diesem Sonntag, 31. März, mal wieder mitten in der Nacht auf „Sommerzeit“ umgestellt wird, stellen wir nämlich die Gartenstühle raus, wie es eine Eselsbrücke uns nahe legt. Doch was heißt das nochmal für die Frage, ob der Tatort am gleichen Abend früher oder später beginnt? Also um diese Frage zu klären musst du schon live dabei sein, wenn nachts um zwei Uhr der Zeiger auf drei Uhr gestellt wird. Wenn du dann die ganze Nacht wach bleibst und dir die Mogelei mit dem Zeiger fest merkst, dann weißt du um sieben Uhr in der Früh, dass es ja eigentlich erst sechs Uhr ist. Deutschland in der Nacht ist mal wieder um den Schlaf gebracht. Dafür ist es aber doch abends länger hell, sagen Optimisten. Wenn einer also nach der Arbeit noch im Hellen joggen gehen wollte, war das bis zum Sonntag schwierig, da die Sonne so um 18.47 Uhr unterging. Nach dem Sonntag wird sie aber erst um 19.47 untergehen, plus natürlich all jene Minuten, die täglich dazu kommen, weil wir ja bald schon Frühling haben. Aber läuft nun der Tatort früher oder später? Das alles ist ein schwierig Ding, weil da noch die Taumelbewegung der Erde mit ins Spiel kommt, wir Menschen also mit und auf der Erde taumeln, und wir Deutschen ganz besonders. An den Rändern von Europa merkt man ja die Taumelei nicht so wie mitten drin. Also die Finnen haben es meistens dunkel und die Südspanier fast immer ziemlich hell. Nur wir Deutschen spüren die Last der Verantwortung, mal wieder, da uns ein Licht über die Zeit aufgeht.
HALLO ZUSAMMEN
Rettet doch all die Schönen!
Wenn wir nicht handeln, wer dann? Also haben wir gehandelt. Die Zeitumstellungs-Befragung der EU produzierte 4,6 Millionen Antworten und 3,1 Millionen davon kamen aus Deutschland. 84 Prozent votierten für eine Abschaffung, ein sensationell hoher und eindeutiger Wert, möchte man als Deutscher da rufen. Denn wir haben diese Ablehnungsprozente ja weitgehend allein gewuppt. Dumm nur, dass es in der EU halt über 500 Millionen Bürger gibt, was also heißt, dass nicht mal ein Prozent der EU-Europäer es für wichtig hielt, seine Meinung kund zu tun (oder überhaupt eine dazu zu haben). Ein Wunder ist es übrigens auch nicht, dass bei einem polarisierenden Sujet wie der Zeitumstellung eher die Gegner und nicht die Befürworter die Motivation zur Stimmabgabe aufbringen. Und wir Deutschen sind halt nunmal eher
gegen als für etwas. Zum Beispiel sind wir strikt gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Und die Lichthupe kommt auch besser rüber, wenn es draußen schon dunkel ist. Also nein Leute, bei allem Spaß, haben wir Deutschen natürlich wohl erforschte Gründe für und gegen die Zeitumstellung. Da geht es uns um Biorhythmen und Kilowattstunden, es tobt ein Für und Wider was denn nun warum sinvoll oder sinnlos ist. Die große Frage lautet: Wonach können wir die Uhr stellen? Wer früh am Morgen im Badezimmer schon gerne von ersten Sonnenstrahlen gekitzelt werden will, wird gegen die Sommerzeit argumentieren, dass es doch für die Schulkinder viel zu gefährlich sein, bei Dunkelheit den Schulweg antreten zu müssen. Wer aber abends gerne noch nach getaner Arbeit in den Sonnenuntergang reitet, wird der Sommerzeit zugute
halten, dass durch sie doch Energie eingespart würde. Versteht sich von selbst, dass es gefühlt 500 Millionen Studien zu dem Thema gibt, die alles belegen und auch alles widerlegen. Eigentlich könnte jeder EU-Bürger die passende Studie unters Kopfkissen legen, um sie am nächsten Tag auswendig aufsagen zu können. Aber die meisten EU-Bürger haben offenbar andere Probleme als die Sommerzeit. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will sich zum Abschied ein Denkmal setzen, indem er die Zeit abschaffen lässt. Nicht klar ist jedoch, welche es denn nicht mehr geben soll, die Sommer- oder die Winterzeit. Das sollen die Portugiesen, Polen, Dänen, Deutschen (alle Eu-Länder) selbst entscheiden dürfen. Sicher ist nur: Der Tatort beginnt 20.15 Uhr!
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ist ja ein Mann, für den ein Tempolimit gegen den gesunden Menschenverstand verstößt. Nun hat er erneut richtig Gas gegeben, um den jungen Radfahrern unter uns plausibel zu machen, was echt sexy ist. Also so etwas macht auch Mehmet Scholl, der sich Liebling so mancher alten Dame nennen darf, wenn er von einer gewissen Automarke sagt, dass sie das Statussymbol für alle sei, die kein Statussymbol bräuchten. Ist halt etwas arg gewollt um die Ecke gebogen, also nein, nicht etwa die jungen Radfahrer unter uns, sondern der Trick mit der Umkehrung. Bei Scheuer ist es nun halt ein Model mit wenig an, aber einem Helm auf dem Kopf, sowie vor allem mit dem Slogan: „Looks like shit, but saves my life“ auf Deutsch: Sieht scheiße aus, aber rettet mein Leben. Scheuer, wir hören die Nachtigall bei dir tapsen! Junge Helmverächter sollen sich fühlen wie das in Szene gesetzte Topmodel, also sexy und schön, und daher auch einsehen, dass soviel Schönheit per schnödem Helm gerettet werden muss. Chapeau! Michael Zäh