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Ausgabe 275 am 3. August 2019
Bewegung
Vier starke Teams
Tanzszene Bund, Land und Stadt fördern mit einem „Tanzpakt“ nun seit einem Jahr die freie Tanzszene in Freiburg. Im November gibt es ein Impro-Tanzfestival. Seite 2
Fußball-Krimi
Bundesliga
Leben
Mit dem DFL-Supercup der Dortmunder gegen die Bayern startet die neue Saison. Auch Leipzig und Leverkusen sind stark. Der SC hat einen tiefen Kader. Ab Seite 7
Samuel und Julius Schmid haben zusammen einen spannenden und lustigen Krimi über den SC-Freiburg geschrieben: „Die Jogi-Jagd“. Seite 11
Über(s) Treiben Boris Johnson hat gleich in seiner ersten Rede als neuer Premierminister die Vision beschworen, Großbritannien dann mal zum „großartigsten Land der Erde“ zu machen. Na ja, bis 2050 soll das dauern, mit der Weltherrlichkeit. Von Michael Zäh
G
leich in seiner ersten Rede als neuer Premierminister hat Boris Johnson etwas gemacht, das ihn mit seinem Alter Ego Donald Trump verbindet, und zwar jetzt mal jenseits zweier blonder Haartollen. Er hat nämlich in dieser Rede das Mittel der maßlosen Übertreibung genutzt. Johnson sagte, er wolle das Vereinigte Königreich „zum großartigsten Land der Erde“ machen. Na bitte, wenn es weiter nichts ist. Der Mann hat verbal kein Kleingeld dabei. Er wirft mit den ganz großen Scheinen um sich. Diese Art der Rede erinnert natürlich stark an Trump, dessen Werbeslogan in eigener Sache ja ist, „Amerika wieder groß“ zu machen. So lächerlich diese Art der Übertreibungen auf den ersten Hinhörer scheinen, sollte man vielleicht doch ein bisschen über deren Funktion nachdenken. Bei Trump taucht dieses verbale Übertreiben ja ständig auf, quasi in jedem zweiten Tweet, den der US- Präsident von sich schickt. So hatte er sich ja in Nordkoreas Diktator Kim „verliebt“ (fall in love) oder auch zuletzt Angela Merkel als „gute Freundin“ bezeichnet. Es gäbe ja noch tausendundein Beispiel, aber allen ist gemein, was daran nicht stimmt: Merkel wird sich wohl kaum als „gute Freundin“ von Trump sehen und Kim wird Trump wohl keine Kusshändchen des Verliebtseins zuwerfen. Der Witz der Übertreibungen liegt buchstäblich darin, alle anderen vor sich her treiben zu wollen. Es produziert sich dadurch ein doppelzüngiges Verhältnis zur Wahrheit: Erstens erkennt man als Boris Johnson oder Donald Trump
HALLO ZUSAMMEN
Wind um Nix, weil zu heiß!
nur sich selbst an. Das heißt im Falle der Rede Johnsons, dass nur er es sein könne, der Großbritannien „zum großartigsten Land der Erde“ macht. Zweitens will man andere Akteure damit ausgrenzen, dass man die eigene Vision so übertreibt, dass alle anderen Ansichten klein und stänkerisch erscheinen. Gerne wird hier ja der Trick angewendet, dem geneigten (Wahl-) Publikum zuzurufen, dass es ganz „großartig“ sei. Wenn Übertreiber wie Johnson oder Trump dies den Leuten sagen, spekulieren sie aber darauf, dass ihr Publikum halt mal dringend ein bisschen Lobhudelei braucht, wie verdorrte Pflanzen das Wasser. Die eigene Größe der Herren Johnson und Trump besteht darin, ihre Untertanen übertrieben zu loben, damit diese dann finden, dass Johnson und Trump noch ein bisschen großartiger sind.
Der Übertreiber spiegelt sich in seiner eigenen Übertreibung, weil er denkt, dass er umso größer wirkt, je größer die Skizze ist, die er zeichnet. Denn in beiden Fällen sind sie ja die „Macher“ der angekündigten Größe. Ob Großbritannien oder Amerika – die Einwohner (und Wähler) dieser Länder werden daran erinnert, wie groß ihr Land sei – wenn sie es nur in die Hände der Herren Johnson oder Trump legen. Das ist eine komplizierte Kiste. Die Übertreiber überhöhen ihr Land (und wahlweise sogar ihre Gegner), um auf den ersten Blick bescheiden zu wirken. Doch sie wollen das zehnfach zurück, was sie zuvor an Huldigung aussprachen. Boris Johnson hat also gleich mal gegen die „Pessimisten und Defätisten“ getrommelt und dabei der EU gedroht. Das klang so, als ob man nur den (ebenfalls übertrieben
zur Schau gestellten) Optimismus von Johnson braucht, um dann mal eben den Brexit so hinzubiegen, wie man das will. Aber da sind halt noch die 27 Staatschefs der verbleibenden EU, denen nicht so nach Biegen á la Boris zumute ist. Sie haben ihm auch gleich nach seiner Antrittsrede übermittelt, dass sie gar nicht neu über das Austrittsabkommen verhandeln wollen. „Holzauge sei wachsam“, möchte man Johnson da zurufen. Denn der Unterschied zu Donald Trump besteht darin, dass der amerikanische Präsident aufgrund der militärischen und auch wirtschaftlichen Macht der USA andere Staaten vor sich her treiben kann. Das kann Johnson nicht. Na ja, bis 2050 hat er gesagt, dauert es bis zur Weltherrlichkeit. Das ist mal voll die blonde Tolle.
Es gibt Streit um die Hitze. Mit 42,6 Grad wurde in Lingen in Emsland am 25.Juli, die heißeste jemals in Deutschland erreichte Temperatur gemessen. Hitzerekord, ho ho! Mit dem Spitzenwert kamen prompt auch Zweifel an der Messung durch den Deutschen Wetterdienst (DWD). Um die Station stehen Bäume, die nach Meinung einiger Experten den Wind abhalten, wodurch sich die Hitze staue. „Natürlich messen wir immer einen SpotWert“, hieß es vom Deutschen Wetterdienst (DWD). „Da kann es durchaus vorkommen, dass auf 100 Metern mit einigen Grad Unterschied gemessen werden.“ Das sei aber völlig normal. Der Standort soll zwar verlagert werden, weil Bäume in einem nahegelegenen Freibad kritisch hochgewachsen seien. Dabei gehe es aber nicht um die Temperatur-, sondern eher um die Windmessung. Also zu viel Wind um Nix. Wichtiger ist, dass die Bäume den Menschen Schatten spenden. Ach ja, und die Frage, woher die Hitze kommt?! Wir von der ZaS machen jetzt mal hitzefrei und kommen am 7. September wieder. Michael Zäh