284. Ausgabe, ET 25.01.2020

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Meinung, Tipps & mehr für volle 14 Tage Samstag, 25. Januar 2020

Samstag, 25. Januar 2020

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Ausgabe 284 am 25. Januar 2020 Samstag, 25. Januar 2020

180-Grad-Wende Interview Die ehemalige RTL-Moderatorin Janine Steeger hat ihr Leben komplett umgekrempelt. Als Klimaschützerin und „Green Janine“ ist sie jetzt unterwegs. Seite 2

Samstag, 25. Januar 2020

Nachtbürgermeister

Sensemann-Signal

Freiburg

Iran-Krise

Mit einem Nachtbürgermeister, nach dem Vorbild von Amsterdam oder Mannheim, könnte Freiburg seine Szeneprobleme vielleicht lösen und das Nachtleben verbessern. Seite 5

Eigentlich unglaublich, dass die USA den iranischen General Soleimani auf offener Straße getötet haben. Das war ein lupenreiner Mord. Seite 8

Wo das Herz dann hin soll Jede Organspende, die ein Leben rettet, ist ein Segen. Trotzdem ist es gut, dass der Bundestag sich klar gegen die „doppelte Widerspruchslösung“ von Gesundheitsminister Jens Spahn aussprach. Jeder Mensch ist einzigartig. Von Michael Zäh

W

ie einzigartig jeder Mensch auf Erden ist, kann man am besten an den Techniken ablesen, die die Behörden (sowie Technikkonzerne) anwenden, um ein Individuum zu identifizieren. Da wäre der gute alte Fingerabdruck (der inzwischen ja auch zum schnellen Öffnen der Handys oder Laptops benutzt wird), aber es ist auch bekannt, der jeder Mensch einen einzigartigen Herzschlag hat, weshalb neue Scanner ausprobiert werden, um ganz gezielt einen Menschen (unbedingt ein böser Bube!) mit einem Gerät aufzustöbern, das die Herzschläge etwa in einer Gruppe erkennt und so eine gesuchte Person lokalisiert. Auch die Gesichtserkennung wird schon bald dafür sorgen, dass kein Mensch durch die Welt spaziert, ohne an seinen Pupillen (oder auch seinem Gang, an Mimik und Gestik) eindeutig identifiziert zu werden. Übrigens: Auch die DNA eines Menschen zeugt davon, dass sich alle unterscheiden. Die körperliche Einzigartigkeit jedes Menschen ist ein Wunder der Natur. Selbst der größte Rechner kann gar nicht erfassen, wie das mit jedem einzelnen Teil jedes Menschen ist, seit es Menschen gibt. Solch ein Register wäre riesig groß (und außerdem völlig sinnlos), weshalb manche ja auch meinen, dass dies ein Schöpfer gemacht haben müsse. Nach dem Willen des Bundestags soll nun der Zugang zu einem anderen Register möglichst leicht und transparent gemacht werden. Da können heute Lebende sich mit ihrer Ansicht darüber eintragen lassen, was nach ihrem Tod mit ihren

HALLO ZUSAMMEN

2020 kann magisch sein

Organen passieren soll. Und das ist okay. Wer nichts darüber sagen will, wo sein Herz dann hin soll, der wird nicht ausgenommen. Diese Einzigartigkeit, die die Natur jedem Menschen in seiner Körperlichkeit gab, ist ja schon ein Verweis darauf, dass jeder Mensch sein Körper ist. Das ist untrennbar und evident. Daher wäre es völlig abwegig, wenn der Mensch nicht sich selbst, sondern dem Staat oder gar der Gesellschaft gehören soll. Jede einzelne Faser - Körper, Geist, Seele - eines Menschen gehört nur ihm selbst und macht ihn zu seinen Lebzeiten aus. Dies muss auch nach seinem Tod so bewahrt sein. Bloß gut also, dass es in Deutschland nix wird mit der sogenannten doppelten Widerspruchslösung, die ihren Widerspruch schon in sich trug. Sie sei eine gesellschaftliche Zustimmungslösung, sagte Jens

Spahn, Gesundheitsminister. Sollte wohl heißen: Die „Gesellschaft“ will das eigentlich so, nur die jeweils Einzelnen müssten von der Last befreit werden, dazu „Ja“ zu sagen. Doch wer ist die „Gesellschaft“ (die das angeblich wolle), wenn nicht die Summe der Einzelnen (die als unmündig hingestellt werden)? Jeder Mensch ist doch einzigartig genug, um ein „Ja“ zu sagen, wenn er das denn will. Und wenn das jemand zu Lebzeiten tut, ist das wirklich ein Akt der Spende. Was kann jemand mehr spenden als ein Organ, sein Herz, seine Nieren, seine Leber, das ihm zu Lebzeiten so einzigartig auf den Leib geschnitten war? Der freiwillige, individuelle Akt einer solchen Spende ist auch deshalb wichtig, weil das eben nicht rationalisiert werden kann. Es muss von Herzen kommen. Rund 10.000 Menschen stehen in

Deutschland derzeit auf den Wartelisten der Transplantationszentren und hoffen auf eine Spende eines für sie lebensrettenden Organs. Jede Spende, die ein solches Leben rettet, ist ein Segen. Aber wir sind hier eben nicht auf einem Marktplatz von Nachfrage und entsprechend verfügtem Angebot, und schon gar nicht ist der Mensch ein Ersatzteillager. Die dürre Sicht von Medizinern, die sich im Vorfeld der Bundestagsdebatte damit hervor taten, dass die Organe der Toten sonst ja nur den Würmern anheim fallen würden, ist allzu verächtlich. Wenn ein Mensch freiwillig sein einzigartiges Organ, das ihn im Leben begleitete und das er vielleicht auch selbst sorgsam pflegte, nach seinem Tod einem Unbekannten spendet, ist das selbstlos und groß.

Das Jahr 2020 hat eine Magie, wenn man so will. Da werden die „goldenen Zwanziger“ des letzten Jahrhunderts quasi in doppelter Manier aktiv. Passt natürlich, wenn nun „Babylon Berlin“ mit der dritten Staffel aufwartet (zunächst nur auf Sky), weil dort das Lebensgefühl und die Umstände der kurzen Weimarer Republik nochmal in Erinnerung gerufen werden. Weil man weiß, was dann an dunkler deutschen Geschichte folgte, wirken die „Goldenen Zwanziger“ schon auch etwas gruselig. Aber NEIN! – wir wollen uns jetzt hier nicht ausmalen, was in 2020 ähnliche Vorboten von Schrecken und Krieg sein könnten wie hundert Jahre zuvor. Wobei es aber sein könnte, dass die Menschheit vor noch größeren Aufgaben steht als damals. Was aber auch klar ist: Die Chance, gegen Klimawandel und Co. zu agieren, sind nicht schlecht, weil die Fakten für sich sprechen und nur sehr wenige Leute (wie Trump) das leugnen. Weil 2020 auch eine magische Sache sein könnte, haben auch wir von der ZaS unsere Seiten ein bisschen neu angeordnet. Sehen Sie selbst! Michael Zäh


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284. Ausgabe, ET 25.01.2020 by ZEITUNG AM SAMSTAG Verlags GmbH - Issuu