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Samstag, 18. April 2020
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Ausgabe 287 am 4. 18. AprilApril 20202020 Online-Ausgabe am Samstag, 18. April 2020
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Trumps Versäumnisse
Knurrender Kretschmann
Corona in den USA
Lockerungen der Länder
Anhand der Aussagen von US-Präsident Donald Trump lässt sich klar belegen, wie leichtsinnig er das Corona-Virus unterschätzte. Doch das schert Trump nicht, trotz stündlich wachsender Anzahl der Toten. Seite 2
Die Bundesregierung und die 16 Regierungschefs der Länder haben eher kleine, vorsichtige Schritte der Lockerung bis 4. Mai beschlossen. Und dabei haben Söder, Laschet und Kretschmann auch Streit vermieden. Seite 4
Krise, Krieg, Katastrophe Die Begriffe, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gerne verwendet werden, offenbaren schon die Unsicherheit. Da ist eine Unschärfe, die davon abhalten soll, das wahre Ausmaß der Katastrophe ins Auge zu fassen. Von Michael Zäh
D
as Wort „Krise“ impliziert, dass es vorbei gehen könnte. Man spürt dem Wort an, dass eine Dringlichkeit darin liegt, und dass es Unsicherheit darüber gibt, wie der richtige Weg aus der Krise denn aussehen soll. Denn im Grunde ist die „Krise“ erst im Rückblick als eine solche zu bezeichnen, wenn es nämlich einen Ausweg gab. Wenn es keinen gab, wurde die Krise nicht überwunden sondern endete in einer „Katastrophe“. Insofern ist es interessant, dass man von der Corona-Pandemie als der „Corona-Krise“ spricht. Denn das Wort ist einerseits geeignet, Hoffnung zu machen, eben darauf, dass es vorbei gehen wird. Doch es offenbart sich darin auch jedwede Unsicherheit, weil „Corona-Krise“ sehr unbestimmt bleibt. Was meint der Begriff eigentlich? Meint er die gesundheitliche Krise der einzelnen Menschen, die von dem Virus schwer krank wurden? Meint er die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Folgen, die nicht direkt durch das Corona-Virus entstehen, sondern durch die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden (müssen)? Oder meint er alles gleichermaßen? In seiner Unschärfe scheint der Begriff der „Corona-Krise“ alle zu vereinen. Quasi: Zusammenhalt zur Überwindung der Krise. Doch die Krux an der Geschichte ist, dass ein unscharfer Begriff keine scharfen Einblicke bringt. Da ist das Los desjenigen, der sich jahrzehntelang etwas aufgebaut hat (sei es eine Kneipe oder sonst was) und nun vielleicht alles verliert, weil der Staat ihm die Bude zuschließt. Und da ist derjenige, dessen Leben noch gerettet werden konnte, weil es noch ein Bett mit Beatmungsgerät
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für ihn gab, und zwar eben weil der Staat durch herbe Einschnitte in das Recht des Einzelnen dafür gesorgt hat, dass die Ausbreitung des Virus so verlangsamt wurde, dass das Gesundheitssystem in Deutschland (bisher) nicht zusammen brach. Dies alles und millionenfach noch weitere persönliche Umstände sind derzeit unter dem Begriff der „Corona-Krise“ miteinander verbunden. Wenn man denn „Krise“ als einen entscheidenden Wendepunkt versteht, der dann zum Besseren führt, dann geht es eine Weile gut, möglichst viele in der Gesellschaft darunter zu versammeln, weil na klar: die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn aber später unzählige wirtschaftliche, existenzielle oder psychische Krisen nicht mehr überwunden werden konnten, sondern zu lauter persönlichen Katastrophen führten, wird der Sammelbegriff
„Corona-Krise“ schlicht und einfach millionenfach auseinander fallen. Zwischenzeitlich wurde ja auch der Begriff „Krieg“ gebraucht, von Macron in Frankreich und Trump in den USA, in dem man sich gegen das Virus befinde. Was soll uns das sagen? Da man ein Virus nicht erschießen, nicht wegsprengen und auch nicht einschüchtern kann (von wegen psychologische Kriegsführung), bleibt eigentlich nur der dem Begriff „Krieg“ implizite Gedanke der „Mobilisierung“ übrig. Dies wiederum ist aber nur eine Steigerung der Unschärfe, die schon im Begriff „Krise“ steckt. Wenn im „Krieg“ gegen das Corona-Virus alle Kräfte (also Leute) mobilisiert werden sollen, dann soll das ebenfalls auf den Zusammenhalt abzielen. Da werden aber natürlich persönliche Unterschiede der jeweils Betroffenen weggewischt, in diesem Falle
ist sogar der Begriff des „Opfers“ mit integriert, welche im Krieg ja Einzelne zu erbringen haben. Wenn Begriffe wie „Krise“ und „Krieg“ einen Zusammenhalt in der Gesellschaft herstellen sollen, der aber nur oberflächlich eine Weile lang funktionieren kann, dann sind es andere, negierende Begriffe, die noch deutlicher werden. So sagte etwa Markus Söder kürzlich, dass es sich beim Corona-Virus NICHT um ein Gewitter handele. Damit nahm er der „Krise“ das Optimistische, dass es bald vorbei sein könnte. Noch krasser war hier die Wortschöpfung von Österreichs Kurz, sowie Scholz und Spahn, die sagten, dass man sich an eine „neue Normalität“ gewöhnen müsse. Fast so, als sei der Begriff ansteckend. Sprich: Tschüss Freiheit. Das hört sich schwer nach Katastrophe an.
Liebe Leserinnen und Leser, wer Lust und Zeit hat, findet auf unserer Homepage unter www.zas-freiburg.de nun JEDEN SAMSTAG ein paar aktuelle Essays und News wie heute die folgenden Seiten. Diese Texte sind für Sie also immer am Samstag nur einen Klick weit entfernt, und zwar ebenso frisch geschrieben und meinungsstark wie sonst auch immer, selbstverständlich ohne Bezahlschranke und so, also gratis. Sagen Sie das gerne weiter, denn je mehr Leser in unseren Online-Ausgaben schmökern, desto mehr Seiten wollen wir online anbieten. Im Mai hoffen wir, die ZaS dann auch wieder gedruckt an Sie zu verteilen. Ja, es ist wie überall ein womöglich interessantes Experiment, mal andere Wege zu gehen als jene seit 13 Jahren bei der ZaS sonst üblichen. Denn wie die Politiker und alle Bürger wissen auch wir nicht, wie es wann weiter gehen wird. Es ist ein gemeinsamer Blindflug entgegen jeder Gewohnheit. Da wir alle nicht wissen, wohin die Reise geht, sollten wir umso mehr darauf vertrauen, dass uns etwas einfällt. Immer wieder neu. Michael Zäh