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Samstag, 25. April 2020
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Ausgabe 287 am AprilApril 2020 2020 Online-Ausgabe am4. 25. Samstag, 25. April 2020
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Wenn die Zeit drängt
Systemrelevante Spiele
Merkels Erklärung
Bundesliga und ihre Geister
Seit den ersten Lockerungen knirscht es immer mehr. Denn plötzlich sind Vergleiche da: Wieso dürfen die das, was wir nicht dürfen? Und Kanzlerin Merkel sprach von „Öffnungsdiskussionsorgien.“ Seite 2
Die Ministerpräsidenten Laschet und Söder haben sich beide dafür ausgesprochen, dass die Bundesliga ihre Geisterspiele machen könnte. Dafür bräuchte die Liga 20.000 Corona-Tests, was umstritten ist. Die Liga bringt ans Licht, dass Kapazitäten da sind. Seite 4
Quasi tröpfchenweise Anhand der Mundschutzpflicht wird deutlich, dass die Politiker viel Vertrauen verlieren. Sie spielen sich auf wie autoritäre Eltern von dazumal, halten aber keine klare Linie ein. Das machen wir Kinderlein nicht lange mit. Von Michael Zäh
J
etzt aber. Es gibt ja das gute alte „Wer nicht hören kann, muss fühlen.“ Das war so gemeint: Erst sage ich dem Kind, was es zu tun hat, und wenn es darauf nicht hört, dann gibt es Schläge. Sprich: autoritäres Erziehungsprinzip. Und natürlich sagen uns Eltern oder Großeltern von früher: „Hat doch wohl keinem geschadet!“ Winfried Kretschmann ist ja auch schon etwas älter, aber bisher wussten wir nicht, dass er deshalb Anhänger autoritärer Pädagogik von früher ist. Nun ja, außer dass die Grünen immer ein bisschen dazu neigen, das Volk erziehen zu wollen, siehe Veggi Day und so, und es zum grünen Aberglauben zu gehören scheint, dass Deutschland mit Schärfe erzogen werden müsse. Nur zum Besten aller natürlich. Nun hat Kretschmann also auch für Baden-Württemberg die Pflicht zum Tragen einer ordinären Mund-Nasen-Maske ab Montag, 27. April in bestimmten Situationen eingeführt. Okay, das machen viele Länder, wahrscheinlich am Ende alle. Aber Kretschmann hat dafür als Begründung gesagt: Man habe festgestellt, dass sich zu wenige Menschen an die an die bislang geltende „dringende Empfehlung“ zum Tragen von Masken halten. Genausogut hätte er sagen können: Das dusselige Volk hat nicht gehört, und nun muss es halt den harten Stoff der staatlichen Verpflichtung fühlen. Ja, sind wir denn wieder in den Kinderstuben gelandet? Das Thema der Masken ist auch ganz generell dazu geeignet, sehr viel Vertrauen in die handelnden Personen der Politik zu verlieren. Denn dieses Thema führt vor, dass den Bürgern die Wahrheit nur in
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Häppchen, quasi tröpfchenweise präsentiert wird. Zuerst hieß es, dass das Tragen der einfachen Masken nix bringt, sondern kontraproduktiv sein könnte, wahrscheinlich weil es einen riesigen Maskenmangel gab und die Regierung dies „heimlich“ höher bewertete als den sachlichen Nutzen, den Masken durchaus doch bringen könnten. Also: Die Bürger nicht völlig transparent informiert, sondern für Dummerchen verkauft. Na ja, immerhin sah das im Gesicht noch nicht so blöd aus. Inzwischen ist klar, dass die einfachen Masken zwar keinesfalls vor einer Ansteckung schützen, aber umgekehrt die Infizierten (die das ja oft nicht wissen) ihre Mitmenschen vor einer Übertragung des Virus durch die Tröpfchenübertragung bewahren. Sprich: Niesen, Husten, aber auch Sprechen verbreitet durch die Masken nicht so schnell jedwede
Tröpfchen in der Luft. Und das ist immerhin nicht nichts. Wie immer macht es am Ende die Summe: Wenn nahezu alle Leute ihre (meist selbstgenähten) Masken tragen, dann hat dies statistisch durchaus eine Relevanz, weil jede dadurch verhinderte Ansteckung natürlich wieder weitere Ansteckungen verhindert. Damit aus Tröpfchen kein Tröpfchensturm wird. Warum aber wurde das nicht von Anfang an klar kommuniziert? Gibt es vielleicht doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dass das Corona-Virus nicht nur bei Husten und Schniefen in groben Tropfen, sondern auch beim ganz normalen Sprechen, sozusagen wie Feinstaub (ja, das war vor Corona auch mal ein Thema, sprich: Lungenschutz) das jeweilige Gegenüber befallen kann? Keiner der Politiker sagt dies klar. Dabei wäre doch jede
Form der Aufklärung besser als die besserwisserische „Wer nicht hören kann“-Variante. Auffällig und somit auch sehr unglaubwürdig wird gerade beim Thema Masken, dass heute nicht mehr gilt, was gestern Sachstand war. Da dürfen sich Kretschmann und Co. nicht wundern, wenn ihnen Aktionismus vorgeworfen wird, der anstelle einer langfristigen Strategie gerückt ist. Angeblich soll ja die Maskenpficht laut Kretschmann so lange bestehen bleiben, bis ein Impfstoff gegen das Corona-Virus zur Verfügung steht. Okay, nur mal so gefragt: Heißt das, dass die Gastronomie nur mit Mundschutz öffnen kann, was ein bisschen hinderlich beim Essen und Trinken sein könnte? Man ahnt da doch schon, dass vieles nicht mit Bedacht geschieht.
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