Lesen Sie jeden Samstag eine ZaS unter www.zas-freiburg.de Samstag, 20. Juni 2020
Samstag, 20. Juni 2020
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Ausgabe 290 am 20. Juni 2020 Samstag, 20. Juni 2020
Die Apokalypse Artensterben Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht zeigt in seinem Buch „Das Ende der Evolution“ die zerstörerische Kraft des Menschen und das rasende Ar tensterben. Seite 2
Samstag, 20. Juni 2020
Schlüssel behalten Politik
Am Fernseher Bundesliga
Mensch, es gibt Sachen, die glaubst du nicht. Erst hat sich die Bundesrepublik Deutschland an Cura vec beteiligt, dann gibt es grünes Licht für Tests am Menschen. Seite 3
Christian Streich sprach zuletzt von „unseren Fans am Fernseher“. Wenn der SC in München, beim Geister meister nicht verliert, geht noch was. Seite 16
Jetzt gehts aber mal App An der deutschen Corona-App wird selbst von kritischen Geistern wie dem „Chaos Computer Club“ wenig rumgemeckert. Die Probleme könnten mehr im gefühlten Bereich liegen, etwa beim mühsamen Weg, eine Infektion zu melden. Von Michael Zäh
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ie deutsche Corona-App ist nun also da. Sie gilt bereits jetzt als Vorzeige-Dings für deutsche Technik in Verbindung mit vorbildlichem Datenschutz. Na ja, dass der amerikansiche Konzern Apple zunächst einmal Druck auf Gesundheitsminister Spahn und Co. ausüben musste, damit die App nicht über einen zentralen Server, sondern dezentral und anonym nur auf den Handys selbst relevante Daten speichert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Ausgerechnet der Gigant des Datenabgreifens hat so verhindert, dass Daten an deutsche Behörden gehen. Aber geschenkt! Die Corona-App wird auch von kritischen Geistern wie dem „Chaos Computer Club“ wenig bemeckert. Heißt also: Diese App kann man sich runterladen, ohne größere Sorgen haben zu müssen, dass man damit überwacht würde. Und das ist ja tatsächlich des Lobes wert. Denn diese Corona-App kann erheblich dazu beitragen, dass das Virus mehr und mehr eingedämmt werden könnte. Es ist ein kleiner Schritt für einen Nutzer, die App zu aktivieren, kann aber für die Gesellschaft insgesamt einen großen Nutzen bringen. Die eher kuriosen „Probleme“ der App könnten mehr im gefühlten als im technischen Bereich liegen. Da wäre gleich zum Zeitpunkt des Starts das Präventionsparadox, das im Falle der Corona-App darin liegt, dass es derzeit in Deutschland ja nur geringe Infektionszahlen gibt und somit die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass die herunter geladene App sich demnächst bei ihren Nutzern mit einem Klingeling Warnhinweis meldet. Dies könnte psychologisch dafür sorgen, dass die
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App-Nutzer sich gar keine Sorgen mehr machen. Womöglich finden die Leute die App dann sogar überflüssig, weil was nie piept, danach kräht ja auch kein Hahn. Aber okay, da sollte man die Nutzer aller möglichen Apps jetzt auch nicht unterschätzen. Wer hat nicht viele stumme Apps auf seinem Handy, von Yoga bis Sonstwas, die man dann doch nie benutzt. Und für die Corona-App gilt ja immerhin: Wenn die sich nicht meldet ist das selbst schon die gute Nachricht! Aber klar, man muss hier die Voraussicht der Leute annehmen, dass diese App erst dann wertvolle Dienste erbringen kann, wenn es mit Corona wieder ernst wird, zweite Welle und so, und man dann bei aller Angst und Sorge durch die App dazu beitragen kann, dass es nicht wieder zum absoluten Lockdown kommen muss. Das müsste mach-
bar sein, da die Corona-App keine ist, die man wieder löscht, weil sie derzeit nicht ständig Alarm schlägt. Ein anderes „gefühltes“ Problem könnte da schon eher gewünschte Effekte der App torpedieren. Man kann das Ding nämlich von zwei Seiten betrachten, fast schon ein bisschen Janus und so. Denn der zweigesichtige Gott Janus (aus der römischen Mythologie) gilt als Herrscher von Tür und Tor. Und bei der Corona-App ist es ja so, dass man aus Sicht des Jedermanns und Jederfrau (der/die nicht infiziert ist) nur den Vorteil, sieht, dass man informiert würde, wenn man in der Nähe eines Infizierten war. Aus Sicht dessen, der positiv auf das Corona-Virus getestet wurde, sieht die Sache etwas anders aus. Er kann zwar zum Nutzen seiner Mitmenschen als Infizierter selbst in der App eintragen, dass es eben
so ist und damit verschlüsselt alle Handys und deren Besitzer warnen, die zuletzt in seiner Nähe waren. Um einen Missbrauch zu verhindern, muss dieser Status aber offiziell bestätigt werden. Das geschieht zum einen über einen QR-Code, den man vom Testlabor erhält. Da jedoch nicht alle Labors in der Lage sind, QR-Codes zu generieren, muss der Betroffene eine TAN - also eine Transaktionsnummer - eingeben, die man von einer Telefon-Hotline bekommt. Dort wird man aber erstmal „psychologisch geschult“ ausgefragt, quasi Lügendetektor. Macht das jemand? Eine Hotline anrufen, sich ausfragen lassen, nur um dann per App Mitmenschen zu warnen, die man gar nicht kennt? Da könnte es menscheln, weil mühsam. Die App ist nur so gut wie sie genutzt wird.
Liebe Leserinnen und Leser, heute können wir Ihnen wieder die gedruckte ZaS anbieten, wie seit nun schon 13 Jahren zuvor. Wir haben die Zeit der „Corona-Pause“ aber auch genutzt, um Ihnen ein zusätzliches Angebot machen zu können. Wer Lust und Zeit hat, findet (und fand bereits in den letzten Wochen) auf unserer Homepage unter www.zas-freiburg.de JEDEN SAMSTAG unsere Online-Ausgabe der ZaS, also ein paar aktuelle Essays und News, was insgesamt ein ganz spezielles Corona-Tagebuch der ZaS ergibt. Diese Texte sind für Sie immer am Samstag nur einen Klick weit entfernt, und zwar ebenso frisch geschrieben und meinungsstark wie sonst auch immer, selbstverständlich ohne Bezahlschranke und so, also gratis. Sagen Sie das auch gerne weiter, denn wir freuen uns über jeden Besucher, der uns online liest. Natürlich gibt es weiterhin wie gewohnt auch die gedruckte ZaS, aber an all den Samstagen dazwischen jetzt eben unser neues Angebot, sozusagen am ZaS-Ball zu bleiben, wenn sie es mögen. Michael Zäh