Lesen Sie jeden Samstag eine ZaS unter www.zas-freiburg.de Samstag, 11. Juli 2020
Samstag, 11. Juli 2020
Samstag, 11. Juli 2020
Ausgabe 291 am 11. Juli 2020 Samstag, 11. Juli 2020
In Trump he trust! Die gespaltene USA Weil er in den Umfragen weit hinter Joe Biden liegt, hat Donald Trump am Unabhängigkeitstag noch wüster geredet als sonst. Es ist eine verbale Mobilmachung. Seite 2
Samstag, 11. Juli 2020
Das Versagen der Wirtschaft
Das Brennglas
Interview
Laschet als Lockerer
Beziehungsorientiertes Denken statt wirtschaftsorientiertem Handeln fordert der Philosoph Leander Scholz, ebenso ein Grundeinkommen für alle. Seite 4
Nach dem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies erkannte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet eine „riesige Chance“. Tja, aber nicht für alle. Seite 8
Maske statt Merkel-Mund Zu glauben, dass Deutschland eine Insel ist, während das Corona-Virus weltweit wütet wie noch nie, wäre naiv. Auch wenn die Infektionszahlen hierzulande niedrig sind und Masken nerven, sind diese doch wohl zu ertragen. Von Michael Zäh
D
ie Bundeskanzlerin hat sich ganz klar für das Tragen von Masken ausgesprochen. Schon länger. Aber ein Foto von ihr, wie sie selbst eine Maske trägt, gab es nicht. Darauf angesprochen hat sie ein bisschen gewitzelt, dass sie die Maske halt beim Einkaufen trägt, sie aber nun nicht verraten wolle, wo sie denn einkauft, nur damit dann dort die Fotografen Schlange stehen. Manche sagen, sie hätte dabei gelächelt, staatsfraulich natürlich und auch schelmisch. Doch damit ist es jetzt vorbei. Es gibt jetzt aktuelle Fotos von Merkel, wie sie eine Maske trägt, in nachtblau, mit dem Logo der deutschen EU-Präsidentschaft. Und sofort fällt auf, welchen Preis es hat, wenn eine Maske den Merkel-Mund verdeckt. Nix mehr zu sehen von den tief in ihrem Gesicht eingegrabenen, abwärts zeigenden Linien links und rechts neben ihrem Mund. Dabei hat sie damit schon so Leute wie Putin und Trump ein bisschen erschreckt. „Mach jetzt nicht den Merkel-Mund“ ist deutschlandweit zum Synonym dafür geworden, seine schlechte Laune nicht so offen zu zeigen. Angesichts niedriger Infektionszahlen in Deutschland fordern ja schon manche Politiker (gerne von der FDP, die ja auch mal wieder von sich reden machen will) dass die Maskenpflicht fallen soll. Auch Harry Glawe (CDU), der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern sagte, dass man die Masken doch nicht mehr brauche, wenn das Infektionsgeschehen so niedrig bleibe wie es derzeit ist. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betonte darauf hin,
HALLO ZUSAMMEN
Mit Abstand in die Ferien
dass die Maskenpflicht in Mecklenburg-Vorpommern bis August verlängert wurde. Und Kanzlerin Merkel ließ ihrer Heimatregion ausrichten, dass in der Reisezeit, den Sommerferien, „auch Regionen, die jetzt sehr geringe Fallzahlen hatten, nun Zulauf aus anderen Teilen des Landes bekommen.“ Das war noch vorsichtig ausgedrückt, weil hierzulande insgesamt wenige Gefahrenherde lauern. Aber es wäre eine komplett kurzsichtige Einschätzung, wenn man sich in Deutschland quasi wie auf einer Insel fühlte, während Corona in der übrigen Welt täglich immer mehr zuschlägt (Siehe auch Seite 2). Da muss man sich ja nur an die Anfänge der Pandemie erinnern, als in China die ersten Fälle der Krankheit bekannt wurden und wie schnell es dann überall ging. Und jetzt werden in den USA täglich
mehr als 50.000 Menschen infiziert, in Brasilien bald sogar noch mehr pro Tag und dies alles soll nicht auf Europa und Deutschland zurück schlagen können? Das zu glauben, ist naiv. Erst wenn die Pandemie weltweit im Griff ist – und derzeit ist genau das Gegenteil der Fall – ist daran zu denken, zu einem Leben wie früher zurückkehren zu können. Und selbst das ist nicht sicher. Die Masken nerven extrem, das Abstandhalten (statt Freunde zu umarmen) ebenso, das ständige Händewaschen schrubbt auf der Haut. Aber solche recht einfache Maßnahmen kann trotzdem jeder einhalten, wenn er nicht asozial ist. Denn es ist in allen diesen Dingen ja so, dass man seine Mitmenschen ebenso schützt wie sich selbst. Bei der Maske ist sogar der Schutz der anderen Menschen vorrangig. Wer
sie trägt, signalisiert ja auch etwas: „Ich mache das für die Gemeinschaft, auch wenn es nervt.“ Es kann schon durchaus sein, dass die Maske dem Einzelhandel schadet, weil hinter ihr die leichte Freude am Konsum nicht so recht aufkommen mag. Bewiesen ist das aber nicht. Vielleicht kommen sogar mehr Leute zum Einkauf als sie es ohne Maskenpflicht täten. Vielleicht hemmt nicht die Maske den Einkauf, sondern noch immer die Sorge, sich eng auf eng in geschlossenen Räumen mit dem Corona-Virus anstecken zu können. Angela Merkel hat sich also dazu hinreißen lassen, nun die Maske als politisches Symbol (EU und so) einzusetzen. Zum Glück muss sie keine Boxhandschuhe tragen, die ihr neben dem Merkel-Mund auch noch die Raute nähmen.
„Jetzt gehts ab in die Ferien.“ Wenn wir in den letzten 13 Jahren diesen Satz an dieser Stelle hinschrieben, war dies stets von Vorfreude geprägt. Sommer, Sonne, Strand und so. Aber jetzt, im Jahr 2020? Da will die reine Freude noch nicht aufkommen. Die Reisemobilität birgt die Gefahr, dass Corona sich erneut verbreitet. Das Risiko fliegt mit. Trotzdem ist es so, dass die ZaS wie jedes Jahr nun in die Sommerferien geht. Die nächste Druckausgabe der ZaS erscheint dann am 12. September. Wer Lust und Zeit hat, findet noch bis Ende Juli auf unserer Homepage unter www.zas-freiburg.de JEDEN SAMSTAG unsere Online-Ausgabe der ZaS, also ein paar aktuelle Essays und News. Diese Texte sind für Sie immer am Samstag nur einen Klick weit entfernt, und zwar ebenso frisch geschrieben und meinungsstark wie sonst auch immer, selbstverständlich ohne Bezahlschranke und so, also gratis. Sagen Sie das auch gerne weiter, denn wir freuen uns über jeden Online-Leser. Wir wünschen schöne Ferien! Corona auf Abstand halten! Michael Zäh