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Samstag, 11. Juli 2020
Samstag, 11. Juli 2020
Ausgabe 291 am 11. Juli 2020 Samstag, 11. Juli 2020
In Trump he trust! Die gespaltene USA Weil er in den Umfragen weit hinter Joe Biden liegt, hat Donald Trump am Unabhängigkeitstag noch wüster geredet als sonst. Es ist eine verbale Mobilmachung. Seite 2
Samstag, 11. Juli 2020
Das Versagen der Wirtschaft
Das Brennglas
Interview
Laschet als Lockerer
Beziehungsorientiertes Denken statt wirtschaftsorientiertem Handeln fordert der Philosoph Leander Scholz, ebenso ein Grundeinkommen für alle. Seite 4
Nach dem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies erkannte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet eine „riesige Chance“. Tja, aber nicht für alle. Seite 8
Maske statt Merkel-Mund Zu glauben, dass Deutschland eine Insel ist, während das Corona-Virus weltweit wütet wie noch nie, wäre naiv. Auch wenn die Infektionszahlen hierzulande niedrig sind und Masken nerven, sind diese doch wohl zu ertragen. Von Michael Zäh
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ie Bundeskanzlerin hat sich ganz klar für das Tragen von Masken ausgesprochen. Schon länger. Aber ein Foto von ihr, wie sie selbst eine Maske trägt, gab es nicht. Darauf angesprochen hat sie ein bisschen gewitzelt, dass sie die Maske halt beim Einkaufen trägt, sie aber nun nicht verraten wolle, wo sie denn einkauft, nur damit dann dort die Fotografen Schlange stehen. Manche sagen, sie hätte dabei gelächelt, staatsfraulich natürlich und auch schelmisch. Doch damit ist es jetzt vorbei. Es gibt jetzt aktuelle Fotos von Merkel, wie sie eine Maske trägt, in nachtblau, mit dem Logo der deutschen EU-Präsidentschaft. Und sofort fällt auf, welchen Preis es hat, wenn eine Maske den Merkel-Mund verdeckt. Nix mehr zu sehen von den tief in ihrem Gesicht eingegrabenen, abwärts zeigenden Linien links und rechts neben ihrem Mund. Dabei hat sie damit schon so Leute wie Putin und Trump ein bisschen erschreckt. „Mach jetzt nicht den Merkel-Mund“ ist deutschlandweit zum Synonym dafür geworden, seine schlechte Laune nicht so offen zu zeigen. Angesichts niedriger Infektionszahlen in Deutschland fordern ja schon manche Politiker (gerne von der FDP, die ja auch mal wieder von sich reden machen will) dass die Maskenpflicht fallen soll. Auch Harry Glawe (CDU), der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern sagte, dass man die Masken doch nicht mehr brauche, wenn das Infektionsgeschehen so niedrig bleibe wie es derzeit ist. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betonte darauf hin,
HALLO ZUSAMMEN
Mit Abstand in die Ferien
dass die Maskenpflicht in Mecklenburg-Vorpommern bis August verlängert wurde. Und Kanzlerin Merkel ließ ihrer Heimatregion ausrichten, dass in der Reisezeit, den Sommerferien, „auch Regionen, die jetzt sehr geringe Fallzahlen hatten, nun Zulauf aus anderen Teilen des Landes bekommen.“ Das war noch vorsichtig ausgedrückt, weil hierzulande insgesamt wenige Gefahrenherde lauern. Aber es wäre eine komplett kurzsichtige Einschätzung, wenn man sich in Deutschland quasi wie auf einer Insel fühlte, während Corona in der übrigen Welt täglich immer mehr zuschlägt (Siehe auch Seite 2). Da muss man sich ja nur an die Anfänge der Pandemie erinnern, als in China die ersten Fälle der Krankheit bekannt wurden und wie schnell es dann überall ging. Und jetzt werden in den USA täglich
mehr als 50.000 Menschen infiziert, in Brasilien bald sogar noch mehr pro Tag und dies alles soll nicht auf Europa und Deutschland zurück schlagen können? Das zu glauben, ist naiv. Erst wenn die Pandemie weltweit im Griff ist – und derzeit ist genau das Gegenteil der Fall – ist daran zu denken, zu einem Leben wie früher zurückkehren zu können. Und selbst das ist nicht sicher. Die Masken nerven extrem, das Abstandhalten (statt Freunde zu umarmen) ebenso, das ständige Händewaschen schrubbt auf der Haut. Aber solche recht einfache Maßnahmen kann trotzdem jeder einhalten, wenn er nicht asozial ist. Denn es ist in allen diesen Dingen ja so, dass man seine Mitmenschen ebenso schützt wie sich selbst. Bei der Maske ist sogar der Schutz der anderen Menschen vorrangig. Wer
sie trägt, signalisiert ja auch etwas: „Ich mache das für die Gemeinschaft, auch wenn es nervt.“ Es kann schon durchaus sein, dass die Maske dem Einzelhandel schadet, weil hinter ihr die leichte Freude am Konsum nicht so recht aufkommen mag. Bewiesen ist das aber nicht. Vielleicht kommen sogar mehr Leute zum Einkauf als sie es ohne Maskenpflicht täten. Vielleicht hemmt nicht die Maske den Einkauf, sondern noch immer die Sorge, sich eng auf eng in geschlossenen Räumen mit dem Corona-Virus anstecken zu können. Angela Merkel hat sich also dazu hinreißen lassen, nun die Maske als politisches Symbol (EU und so) einzusetzen. Zum Glück muss sie keine Boxhandschuhe tragen, die ihr neben dem Merkel-Mund auch noch die Raute nähmen.
„Jetzt gehts ab in die Ferien.“ Wenn wir in den letzten 13 Jahren diesen Satz an dieser Stelle hinschrieben, war dies stets von Vorfreude geprägt. Sommer, Sonne, Strand und so. Aber jetzt, im Jahr 2020? Da will die reine Freude noch nicht aufkommen. Die Reisemobilität birgt die Gefahr, dass Corona sich erneut verbreitet. Das Risiko fliegt mit. Trotzdem ist es so, dass die ZaS wie jedes Jahr nun in die Sommerferien geht. Die nächste Druckausgabe der ZaS erscheint dann am 12. September. Wer Lust und Zeit hat, findet noch bis Ende Juli auf unserer Homepage unter www.zas-freiburg.de JEDEN SAMSTAG unsere Online-Ausgabe der ZaS, also ein paar aktuelle Essays und News. Diese Texte sind für Sie immer am Samstag nur einen Klick weit entfernt, und zwar ebenso frisch geschrieben und meinungsstark wie sonst auch immer, selbstverständlich ohne Bezahlschranke und so, also gratis. Sagen Sie das auch gerne weiter, denn wir freuen uns über jeden Online-Leser. Wir wünschen schöne Ferien! Corona auf Abstand halten! Michael Zäh
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POLITIK
DIE WELT
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Samstag, 11. Jul
In Trump he trust Wer im Supermarkt in den USA keine Maske trägt, kann dies lauthals als politisches Statement verkaufen, quasi: Ich harter Republikaner, du Weichei der Demokraten. Präsident Trump macht verbal mobil, weil er hinten liegt. Von Michael Zäh
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m 4. Juli, dem Nationalfeiertag in den USA, dem Tag der Unabhängigkeit, hat Präsident Donald Trump seine ganze Wut darauf gerichtet, dass er in den Umfragen zur Präsidentschaftswahl im November hinter dem Demokraten Joe Biden zurück liegt. Das hat er natürlich nicht so gesagt, sondern hat sein spalterisches Potenzial dermaßen aufgerüstet, dass dies als verzweifelter Versuch gelten konnte, nur sich selbst und seinen Instinkten zu vertrauen. „In Trump he trust“, könnte man über Trump sagen. Und dass dies in leicht abgewandelter Form auf den Dollar-Scheinen in den USA steht (na ja, statt „Trump“ steht da „God“ und die dem trauen sind „we“, also alle Amerikaner statt nur er selbst) passt ebenfalls. Denn er hält sich ja für den größten Dealmaker, noch weit vor Gott und allen Engeln im Himmel. Ausgerechnet am Independence Day hat Trump gegen die Anti-Rassismus-Bewegung verbal scharf geschossen: „Wir sind daran, die radikalen Linken, Marxisten, Anarchisten, Agitatoren und Plünderer zu besiegen“, rief er. Es gehe darum, ob Amerika (mit Trump, dem er selbst alles zutraut) ein „freies Land“ bleibe, oder in den „Totalitarismus“ abdrifte (Putin? Prinz Mohammed bin Salman? - quasi Vorbilder von Trump!) Damit rief Trump seine Anhänger quasi zu den Waffen, falls er im November unterliegt. Im Grunde genommen belegt er damit, dass er ein Rassist ist, der wie zu Zeiten der Sklaverei herrschen will. Und zwar, indem er die „Black Live Matters“-Bewegung zu Terroristen erklärt, also die Schwarzen vorneweg. Diese extrem aggressive Tonlage, die sich nur noch ausschließlich an seine engsten Anhänger richtet (um diese alle komplett zur Wahl,zu mobilisieren), lässt im Falle seiner Niederlage selbst bürgerkriegsähnliche Zustände nicht mehr unwahrscheinlich wirken. Tja, und dann war da noch das kleines Ding, namens Corona-Virus, das dem großen Ding der USA-Feierlichkeiten echt nicht im Wege stehen sollte. Andererseits sterben an dem kleinen Ding schon jetzt mehr Amerikaner als im Vietnam-Krieg. Mehr als drei Millionen bestätigte Infektionen gibt es in den USA bereits, über 130.000 Menschen sind an den Folgen des Virus gestorben, stündlich werden es mehr. Und die Dynamik nimmt immer noch weiter zu.
Amerikas Topimmunologe Anthony Fauci sagte jüngst bei einer Anhörung im Senat, die Zahl der Neuinfektionen könne auf 100.000 pro Tag ansteigen, falls der Anstieg in den betroffenen Bundesstaaten nicht unter Kontrolle gebracht werden könne. „Wir bewegen uns in die falsche Richtung.“ Die Pandemie könne derzeit nur eingedämmt werden, wenn die Menschen in der Öffentlichkeit konsequent Masken trügen und auf ihren Sicherheitsabstand achteten. Auch hier wird die Zerissenheit und die Spaltung in den USA besonders anschaulich. Denn selbst das Tragen von Masken ist politisch mit Streit um die Macht aufgeladen. Donald Trump trägt keine, aus Instinkt heraus, weil er damit seine Größe und die Nichtigkeit seines politischen Kontrahenten Joe Biden demonstrieren möchte. Sprich: Wer im Supermarkt keine Maske trägt, kann dies lauthals als ein politisches Statement verkaufen. Quasi ein waschechter Repuplikaner kennt keinen Schmerz. Oder waren das nicht die Indianer, früher? Na gut, jedenfalls hat Trump es per Vorbild geschafft, dass die Maske als Sinnbild der demokratischen Weicheier gilt, während wahre Männer sowas nicht brauchen. „Wir haben gelernt, die Flammen auszulöschen“, sagte Trump in einsamer Ignoranz. Und außerdem seien 99 Prozent aller Fälle ja sowieso „komplett harmlos.“ Man frage nach bei den Angehörigen der Opfer. Mag sein, dass sich viele seiner Wähler altersbedingt selbst im Bereich der Risikogruppe sehen und den laxen bis lässig-verleumderischen Umgang des Präsidenten mit der Pandemie daher als Gefahr für sich selbst einschätzen. Nun ja, das versteht sogar Trump. Die Corona-Pandemie ist noch dazu im republikanischen Teil Amerikas angekommen. Derzeit steigen die Fallzahlen ganz besonders in den republikanischen Hochburgen Florida, Texas und Arizona an. Auch in den ländlichen Gebieten von Mississippi, South Carolina, Louisiana, Missouri, Georgia und Arkansas steigen die Zahlen rasant, alles Staaten, die Trump 2016 gewonnen hatte. Kann sein, dass es für Trump eng wird mit der Wiederwahl im November. Kann auch sein, dass er Dollarscheine hochhält: „In Trump he trust“
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DEUTSCHLAND
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POLITIK
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Testen vor der Kanzlerschaft Ministerpräsident Markus Söder marschiert mal wieder ganz früh weit vorneweg, in Sachen Massentests auf Corona für alle Bayern, sprich Deutschter Meister FCB und Freude am Fahren bei BMW. Viel Sinn hat das nicht, aber egal. Von Michael Zäh
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ach dem Spiel ist vor dem Spiel, heißt es im Fußball ja schon lange. Und nun, da der Profi-Fußball mit seinem sehr speziellen Hygiene-Konzept gezeigt hat, was alles möglich ist, wenn Geld keine Rolle spielt, der politische Wille vorhanden ist und die Geduld der Gesellschaft es hergibt – nun hat auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder erkannt, quasi weil die Bayern ja Meister sind: Wir sind immer vorne weg. Söder und Bayern wollen nun also die große Testoffensive bei Corona einleiten. Jeder der rund 13 Millionen in Bayern lebenden Leute soll sich schnell und kostenlos auf eine Corona-Infektion testen lassen können. Das ist mal ein Wort. Und genau so ist es von Söder auch gemeint: Er inszeniert sich damit weiterhin als großer Macher, im Fernduell zu Armin Laschet, der ja
im Kreis Gütersloh gerade andere Probleme hat. Dort geht es derzeit bekanntlich um die Wurst. Es ist in der Corona-Krise zum Markenzeichen des Markus Söder geworden, vorneweg zu gehen. Das war schon bei den Kontaktbeschränkungen und dann bei der Maskenpflicht so. Sein Credo lautet, dass er sich um seine Bayern ein bisschen früher kümmert als andere Ministerpräsidenten dies sonstwo tun, wie etwa in NRW. Und dies war teilweise richtig, also nicht nur politisches Kalkül, sondern dem Umstand geschuldet, dass Bayern schon früh mehr Corona-Fälle hatte als anderswo, wegen „Webasto“, Patient Null in Deutschland und in Bayern, eine Firma in der Nähe von München. Aber auch wegen der Nähe zu Österreich (und somit auch zu Italien), wo früh Corona wütete. Sprich: Markus Söder hat sich
profiliert, weil er die Gefahr früh erkannte und dagegen anmachte. Das war richtig und gut. Er hat dabei allerdings auch keine Gelegenheit ausgelassen, politisches Kapital aus der Corona-Krise zu schlagen. Beispielsweise war sein früher Vorstoß zur Maskenpflicht auch von Ignoranz gekennzeichnet. Denn diese „Pflicht“ hat er zu einem Zeitpunkt thematisiert, als es in ganz Deutschland aufgrund gravierender Versäumnisse in der Vorsorge viel zu wenig Masken für die Menschen gab, die sie dringend brauchten, nämlich Ärzte, Pfleger und Krankenhäuser. Und wie ist das nun mit der Testoffensive in Bayern? Ja, es ist erstmal so, dass es ein politisches Statement sein soll. Frei nach dem Motto: Wir haben die Power, dies zu machen, sprich BMW und der FC Bayern gegen den Rest der Nation.
Während es in vielen Bundesländern nicht einmal Tests für jene gibt, die Symptome einer CoronaInfektion haben, sollen sich nun in Bayern alle völlig anlasslos testen lassen können, nur einfach, weil jemand als Bayer das eben will. Das hat schon etwas von Kraftmeierei (sprich: „Freude am Fahren“). Aber viel Sinn hat es nicht. Denn nach dem Test ist vor dem Test. Wer sich im Freudentaumel über ein negatives Testergebnis gleich mal auf eine Party begibt, um seine neue Freiheit zu feiern, kann ja schon am nächsten Tag infiziert sein. Dann ist sein Testpapier von gestern nix mehr wert. Und so ist es auch umgekehrt: Ein positiver Corona-Test bedeutet keine sichere Immunität. Hilfreicher als solche politisch motivierte Massentests wäre eine systematische, wissenschaftliche
Strategie. Dazu würde gehören, dass in etlichen sensiblen Bereichen, wie etwa in Krankenhäusern, Plegeeinrichtungen, Schulen und in der Fleischindustrie alle vierzehn Tage aufs Neue getestet würde, wie das die Fußball-Bundesliga vorgelebt hat. Denn ein Test ist kein Test ist kein Test, undsoweiter. Und noch schwieriger ist die Frage, wie denn die Gesundheitsämter es stemmen sollen, all jenen Fällen nachzugehen, die sich durch die Massentests unvermutet auftun könnten. Sprich: Kampf gegen die Dunkelziffer, na toll, wo doch schon für die bestätigten Fälle zu wenig an Personal vorhanden ist. Nun ja, der Weg ist noch weit. Wer wie Söder ganz früh ganz vorne marschiert, den umgibt das Licht des Visionären. Aber das ist nur ein Test. Vor der Kanzlerschaft. Denn wer wird immer deutscher Meister?
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GESELLSCHAFT
INTERVIEW
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Das Versagen der Marktwirtschaft Beziehungsorientiertes Denken statt wirtschaftsorientiertem Handeln – ein Gespräch mit dem Philosophen und Schriftsteller Leander Scholz, über Erkenntnisse aus der Corona-Krise, eine nötige Revolution der Landwirtschaft, die Vier-Tage-Woche und das Grundeinkommen für alle
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as hat die Corona-Krise an Wandel ausgelöst und wie dauerhaft sind diese Erkenntnisse? Barbara Breitsprecher im Gespräch mit dem Philosophen Dr. Leander Scholz über Krisen und Katastrophen, was sie uns über die Marktwirtschaft und unsere Gesellschaft aufzeigen und was wir ändern sollten. ZaS: Sie schreiben in Ihrem Buch „Die Menge der Menschen“, dass die steigende Zahl der Menschen auf der Erde unweigerlich zu einer ökologischen Katastrophe führt. Gleichzeitig haben Sie in Ihrem Essay „Warum wir endlich echte Väter werden müssen“ über die wunderbare, alles verändernde Erfahrung Vater zu werden geschrieben. Sollte man nun seinen Kindern also davon abraten, noch Kinder in die Welt zu setzen? Leander Scholz: Das Problem ist sehr komplex, wie meistens in solchen Zusammenhängen von Ökologie, Politik, Demografie. Den Zusammenhang eines ganz starken Bevölkerungszuwachses und ökologischer Probleme gibt es
schon seit dem 19. Jahrhundert, das ist kein Gegenwartsproblem. Vor allem als es in Europa zu den großen Bevölkerungsschüben kam, gab es zum ersten Mal eine Belastung der Umwelt, der Nahrungsmittel und kam es zu einer Überfischung der Meere. Die Problematik für Europa stellt sich heute etwas anders dar, weil die Bevölkerung hier inzwischen nicht wächst, eher stagniert, teilweise sogar abnimmt. Es würde also zu weit zu gehen, wenn man sagt, man solle keine Kinder mehr haben. Weltweit ist die Bevölkerung zwar immer noch im Wachstum begriffen, das muss aber nicht heißen, dass dies ewig so bleibt. Es gibt im Moment zumindest kein exponentielles Wachstum mehr. ZaS: Die Überbevölkerung ist also ein Thema der armen Länder? Scholz: Historisch betrachtet hat es alle Länder betroffen. In einer Phase der Industrialisierung befinden sich Länder oft in einer Spirale von Armut und Bevölkerungswachstum. Das war im 19. Jahrhundert in Deutschland so und ist jetzt weltweit in verschiedenen anderen
Ländern so. Aus dieser Spirale heraus zu kommen ist sehr schwierig. Das einzige Land, das es je mit einer restriktiven Bevölkerungspolitik geschafft hat war China, wo die Ein-Kind-Politik eingeführt wurde. Was aber natürlich nur unter der Bedingung einer sehr starken politischen, diktatorischen Maßnahme möglich war. ZaS: Mehr als die Hälfte der Erdbevölkerung lebt in Städten. Die Mehrzahl der Menschen hat also keine Möglichkeit, selbst für die benötigte Nahrung und Wasser zu sorgen. Ist es nicht auch diese Entwicklung, die ökologisch zerstörerisch wirkt? Scholz: Dies war auch der Ausschlag im 19. Jahrhundert: die wachsende Bevölkerung konnte man mit den traditionellen landwirtschaftlichen Methoden nicht mehr ernähren. So wurde die Industrialisierung der Landwirtschaft mit chemischer Unterstützung vorangetrieben. Das ist bis heute unser Problem. Wir belasten unsere Umwelt enorm, um eine Ernährungssicherheit zu gewährleisten. In Mitteleuropa kann
die Landwirtschaft immerhin noch die eigene Bevölkerung ernähren, andere Länder müssen Lebensmittel importieren. Dieses Problem wird man nur lösen können, wenn die Menschen tatsächlich ihre Ernährungsgewohnheiten umstellen. Denn es ist ganz klar, auf Dauer lebt die ganze Menschheit – auch in Mitteleuropa – auf Kosten der natürlichen Bedingungen, die irgendwann aufgezehrt sind. Eine Revolution der Landwirtschaft wäre nötig, die nicht mehr auf Raubbau und die Auszehrung der Böden ausgerichtet ist. Da müssen die Menschen aber mitmachen und sich umstellen, denn der Fleischkonsum ist natürlich ein Hauptproblem. ZaS: Sie fordern zudem eine neue Wirtschaftsordnung. Sie propagieren die Vier-Tage-Woche und ein Grundeinkommen für alle. Nur so würden wir weg von einem rein wirtschaftsorientierten Denken und Handeln und hin zu einem beziehungsorientierten Denken kommen. Scholz: Unsere Vorstellung von Arbeit und Erwerbsarbeit stammt im Grunde
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GESELLSCHAFT
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Samstag, 11. Juli 2020 immer noch aus dem 19. Jahrhundert. Wir haben die Vorstellung, dass Arbeit sehr stark an Produktivität ausgerichtet ist. Und das ist eben im engeren Sinn nur Erwerbsarbeit. Meine Kritik zielt nicht dahin, dass wir nur auf Wirtschaftliches ausgerichtet sind, denn der Begriff der Wirtschaft ist viel zu eng. All die Tätigkeiten, die wir sonst tun, die ganze Familienarbeit, das Kümmern um die Kinder, Kranke pflegen, Hausarbeit – all dieser ganze riesige Bereich von Arbeit ist überhaupt nicht Teil unseres Arbeitsbegriffs. Dies war früher viel wichtiger und hatte eine höhere Bedeutung, heute ist dieser Teil marginalisiert. Mit einer neuen Wirtschaftsordnung meine ich, dass diese Arbeiten auch als wirtschaftliche Tätigkeiten angesehen werden, als Teil der Arbeit, die wir täglich leisten, dass man sich nicht nur auf Erwerbsarbeit fokussiert. Und um dem auch monetär gerecht zu werden, wäre zum Beispiel ein bedingungsloses Grundeinkommen sinnvoll, um auch diese Tätigkeiten zu entlohnen. ZaS: Geht es auch darum, das Selbst nicht nur rein beruflich zu definieren? Scholz: Genau, denn im Wirtschaftlichen wird nur ein ganz kleiner Teil unseres Selbst abgedeckt. Die Erwerbsarbeit macht in unserem alltäglichen Leben nur einen Teil aus, wird aber viel stärker in unserer Gesellschaft repräsentiert. Unsere Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, dass dies das wichtigste sei, im Zentrum stehe, und dass eigentlich alle voll berufstätig sein sollen und sich darüber definieren sollen. Tatsächlich aber tun wir auch viele andere Dinge, die uns sehr wichtig sind, diese werden aber viel weniger abgebildet. Sie gelten dann vielleicht als Freizeit oder auch als Konsum, aber das ist eigentlich gar nicht was ich meine. Es geht um die vielen alltäglichen, kleinen sozialen Beziehungen, die ja die Voraussetzungen sind, dass unsere Gesellschaft überhaupt funktioniert. Diese Sozialbeziehungen werden durch die zunehmende Beschleunigung der Welt immer mehr aufgezehrt – sehr ähnlich wie im Ökologischen, wo wir die natürlichen Bedingungen aufzehren. Die Menschen haben zunehmend weniger Zeit, um sich um ihre Kinder, Freunde, Mitmenschen zu kümmern. Die meisten Eltern müssen Vollzeit arbeiten, die Kinder werden betreut und die Sozialtermine im Kalender organisiert wie berufliche Termine. Dieser Bereich ist jedoch fundamental, das ist kein Luxus, den man sich gönnt wie eine Freizeitaktivität, sondern das Fundament der Gesellschaft. Und davon zehrt auch die Wirtschaft. Das bedingungslose Grundeinkommen wäre die Chance und ein ganz wichtiger Hebel, um diesen Bereich anzuerkennen.
Auch monetär anzuerkennen, dass es Leistungen gibt, die zentral sind für unsere Gesellschaft, die aber nichts mit Erwerbsarbeit zu tun haben und ohne die sie nicht existieren könnte. ZaS: Sie haben auch vorgeschlagen, dass Kommunen bei der Ansiedlung von Gewerbe und Firmen solche bevorzugen sollten, die dem Gemeinwohl dienen. Scholz: Seit dem 18. Jahrhundert gibt es eine Art Leitsatz der Ökonomie, der sich zunehmend zugespitzt hat, nämlich, dass Konkurrenz das allerwichtigste ist, um ökonomisch erfolgreiche Marktwirtschaft zu etablieren. Es gibt aber beispielsweise auch die genossenschaftliche Tradition, die tatsächlich anders funktioniert und über Kooperationen erfolgreich ist. Das Konkurrenzmodell hat natürlich auch einen sehr zerstörerischen Aspekt. Wenn diese Marktwirtschaft stillsteht, wie in den
„Wenn eine Marktwirtschaft ihre eigenen Bedingungen aufzehrt, dann ist es keine gut funktionierende.“ letzten Monaten, kollabiert sie auch sehr schnell. Das Gesundheitswesen dagegen funktioniert, ohne ausschließlich über Konkurrenz definiert zu sein. Dieses System der Kooperation könnte man auch auf die Landwirtschaft und auf die gesamte Wirtschaft übertragen. Es gibt ja auch am Gemeinwohl orientierte Unternehmen, die eben nicht nur auf Profit aus sind, sondern auch Leistungen erbringen, die den Kommunen, in denen sie verankert sind, zugute kommen. ZaS: Sehen Sie eine realistische Chance, dass sich – gerade durch die Corona-Pandemie – in dieser Hinsicht etwas ändern wird? Oder wird alles Umdenken schon bald wieder abebben? Scholz: Jede große Zäsur bietet immer eine Chance. Es kann aber auch sein, dass hinterher alles ist wie vorher. Aber es gibt ein paar Lehren. So wird inzwischen wohl jeder zustimmen, dass es besser ist, ein Gesundheitssystem zu haben, das nicht nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten funktioniert. Und das es besser ist, bestimmte Voraussetzungen dafür nicht auf dem Weltmarkt eingekauft werden müssen, sondern, dass man selber in der Lage ist, sie zu produzieren. Ob diese Erkenntnis aber auch auf andere Bereiche ausstrahlt, da bin ich sehr skeptisch.
Aber es gibt eine größere Wachsamkeit und Aufmerksamkeit in der Hinsicht, dass in Krisenzeiten auch eine ganze Marktwirtschaft versagen kann. Und auch die ökologische Krise ist ein komplettes Versagen der Marktwirtschaft. Denn wenn eine Marktwirtschaft ihre eigenen Bedingungen aufzehrt, dann ist es ja keine gut funktionierende. Die Stimmen derer, die alles privatisieren wollten, vom Gesundheitssystem bis zur Wasserversorgung, sind schon ein bisschen leiser geworden. Durch die Krise ist das Bewusstsein stärker dafür geworden, dass kommunale Leistungen, wie Energie, Wasser, Infrastruktur und so weiter, nie privatisiert werden sollten. ZaS: Glauben Sie, dass sich mit der Krise auch etwas in unserem Verhältnis zum Sterben geändert hat? Scholz: In der Gesellschaft, in der wir leben, sind wir sehr ausgerichtet auf Lebenssteigerung, Lebensintensivierung, Lebensverlängerung, auf das Mehr-haben-wollen. Wir haben keine Akzeptanz und kein Begreifen unserer eigenen Endlichkeit mehr. Das ist in religiösen Gesellschaften anders. Ich kann mir aber tatsächlich vorstellen, dass es auch in einer ökologischen Gesellschaft, wo sich der Einzelne als Teil einer Gesamtheit versteht, einen anderen Begriff von der eigenen Endlichkeit gibt. Ich glaube, die Krise hat zumindest ein Bewusstsein dafür geschaffen, was einem denn wirklich wichtig ist und was nicht. Vielleicht ist es gar nicht so wichtig, bestimmte Fernreisen zu machen oder bestimmte Konsumerlebnisse zu haben. Vielleicht sind die Menschen, mit denen wir zusammen leben, die Kinder, der Partner, die Freunde oder Verwandte, doch wichtiger. ZaS: Tragen wir noch immer das Menschenbild des 18. Jahrhunderts in uns, welches den Egoismus des Einzelnen als Wohltat für alle sieht und nach immer größerem Wohlstand strebt?
Scholz: Ich denke, die Krise in diesem Bild ist schon länger da, so dass die Menschen gar nicht mehr wissen, wofür sie diese Wohlstandssteigerung brauchen. Natürlich, wenn man arm ist, dann ist Wohlstand ein großes Ziel. Aber in den Wohlstandsgesellschaften kommen wir irgendwann an den Moment, wo sich die Frage stellt, was macht mich glücklich. Es tauchen Fragen auf: Wie viel Zeit habe ich für mich, für meine Kinder, meine Freunde, was ist wichtig? Ich bin davon überzeugt, unsere Konsumgesellschaft wird nicht ewig so bleiben. Da reicht vielleicht nicht eine Krise, um die Erkenntnis voranzutreiben, dass es andere Kriterien dafür braucht, was Wohlstand eigentlich bedeutet. ZaS: Wie sehr hat die Erkenntnisfähigkeit damit zu tun, ob in unserem Leben Kinder, Kranke, alte Menschen eine Rolle spielen? Scholz: In unserer Gesellschaft und vor allen Dingen in unserem Berufsleben wird ein bestimmter Typus Mensch bevorzugt. Am besten ist das total verfügbare Individuum, das sich vollständig den Leistungsanforderungen stellen kann, flexibel ist und perfekt in die Arbeitswelt passt. Sozialbeziehungen sollten jedoch der Ausgangspunkt für unsere Gesellschaft sein und nicht das isolierte Individuum. Die Vorstellung des strebsamen, egoistischen, kämpferischen, heroischen Individuums, die es seit dem 18. Jahrhundert gibt und die perfekt in unsere Konkurrenzwelt passt, ist ja eben auch nur eine Vorstellung. In der Realität ist die überwiegende Zahl der Menschen in irgendein soziales Feld eingebettet. Wir müssen lernen, dass unsere Gesellschaft nicht aus Individuen besteht, sondern aus Beziehungen. Diese Sozialbeziehungen müssen gepflegt, anerkannt und auch viel stärker wahrgenommen werden. Interview: Barbara Breitsprecher
ZUR PERSON
Leander Scholz Der Philosoph und Schriftsteller, geboren 1969, lebt in Berlin. Zuletzt erschien von ihm »Zusammenleben. Über Kinder und Politik« (Hanser Verlag 2018) und »Die Menge der Menschen. Eine Figur der politischen Ökokologie« (Kadmos Verlag 2019). Außerdem sind mehrere Essays von ihm erschienen, unter anderem in der Zeitschrift „Vorwärts“ und in der Zeitung „Der Freitag“. Zuletzt hier: „Die Welt der Sorge“ (Ausgabe 21/2020).
Foto: Götz Schleser
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Anzeigen und Verkauf: Michael Metzger (Verkaufsleitung), Tel. 07641 / 967 50 20, anzeigen@zas-freiburg.de Grafik, Layout & Herstellung: Sebastian Schampera; Tel: 0761 / 20887122 Adrian Kempf, dtpwork.de, Tel. 07661 / 91 99 956 Druck: Bechtle Druck&Service Zeppelinstraße 116, 73730 Esslingen Vertrieb und Verteilung: Sprint GmbH, Tel.: 0761/ 78 070, sprintgmbh@breisnet-online.de
Die Initiative möchte durch eine Verkehrswende mehr Lebensqualität und Sicherheit erreichen, mehr Klimaschutz und Flächengerechtigkeit. Kommen genügend Unterschriften zusammen, so sollen zwei Bürgerentscheide stattfinden: einen ersten mit neun Forderungen für mehr Fuß- und Fahrradfreundlichkeit in ganz Freiburg und einen zweiten für einen fuß- und fahrradfreundlicheren Innenstadtring. Für die Bürgerbegehren werden jeweils rund 12.000 Unterschriften benötigt. Gesammelt wird noch bis Ende September 2020. Am 10. November soll dann der Freiburger Gemeinderat über die Zulässigkeit entscheiden. Kommt es zu einem Bürger-Fuß- und Radentscheid, so soll dieser zeit
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eit Anfang Juli werden in Freiburg in Geschäften, auf Straßen und Plätzen sowie über Online-Listen der Initiative „Fußund Radentscheid Freiburg“ Unterschriften für eine Verkehrswende in Freiburg gesammelt. Ziel ist es, dem Fuß- und Radverkehr in Freiburg mehr Vorrang gegenüber dem Autoverkehr zukommen zu lassen.
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gleich mit der Landtagswahl am 14. März 2021 stattfinden. Ende 2019 legte das Öko-Institut Freiburg ein Gutachten vor, das zeigt, dass der motorisierte Personenverkehr um ein Prozent jährlich zurück gehen müsste, wenn die vom Gemeinderat für Freiburg beschlossenen Klimaneutralität 2050 erreicht werden soll. Um bis 2035 klimaneutral zu werden – was nach wissenschaftlicher Überzeugung notwendig ist, um die Auswirkungen des Klimawandels in einem erträglichen Rahmen zu halten – müsste der motorisierten Individualverkehrs um fünf Prozent jährlich zurückgehen. Dieser müsste also innerhalb von 15 Jahren um 60 Prozent reduziert werden. Und der ÖPNV müsste im selben Zeitraum erheblich ausgebaut werden, ebenso die Wege für den Fuß-und Radverkehr.
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Die CO2-Emissionen im Verkehrssektor steigen in Freiburg jedoch seit 2010 wieder an, nachdem sie bis 2009 abgenommen hatten. Dies geht aus dem Bericht des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) hervor. Soll die CO2-Summe im Alltagsverkehr um 30 Prozent reduziert werden, müsste Freiburg den öffentlichen Verkehr verdoppeln und ein Plus von 50 Prozent im Radverkehr ermöglichen, errechnete eine INFAS-Studie für Freiburg. Laut einer aktuellen Studie zur Mobilität in Deutschland des Bundesverkehrsministeriums stagniert die private Mobilität inzwischen weitgehend, während der beruflich bedingte Verkehr steigt. Die Bewegung Fridays for Future will künftig jeden zweiten Freitag im Monat mit einer Fahrraddemo den Fuß- und Radentscheid unterstützen. Und auch die Entrepreneurs for Future, zu der sich bundesweit und auch in Freiburg eine Gruppe Unternehmerinnen und Unternehmer zusammen geschlossen haben, wollen aktiv für ein Bürgerbegehren werben und unterstützen den Fuß- und Radentscheid.
TICKER
Nothilfe für Studierende
Mehr Gäste dürfen Breitbandarbeiten jetzt ins Strandbad schädigen Baum
Universität und Studierendenwerk haben eine Studierendennothilfe auf den Weg gebracht. Denn viele Studierende können wegen der Corona-Pandemie ihren Lebensunterhalt nicht mehr eigenständig sichern. Manche müssen ihr Studium pausieren oder sogar abbrechen. Der Alumni Freiburg e.V., die Maria-Ladenburger-Stiftung, die Neue Universitätsstiftung, die Wissenschaftliche Gesellschaft Freiburg sowie private Förderinnen und Förderer haben insgesamt 100.000 Euro gespendet. Die Studiennothilfe beträgt bis zu drei Monaten 300 Euro pro Monat.
Ab dem 11. Juli können nun täglich bis zu 1.700 Besucher das Freiburger Strandbad besuchen. Das von der Freiburger Stadtbau betriebene Schwimmbad bietet nun verschiedene Zeitfenster an, die vorab online reserviert werden müssen. Der Nachweis muss ausgedruckt oder als QR-Code auf dem Handy zusammen mit einem Personalausweis beim Badbesuch mitgebracht werden. Ab 20. Juli soll auch das Freibad St. Georgen wieder geöffnet werden. Hier muss dann ebenfalls vorab reserviert werden. Alle weiteren Frei- und Hallenbäder der Regio Bäder GmbH bleiben bis auf weiteres geschlossen.
Die 200 Jahre alte Linde am Dreisamufer-Radweg, die vergangene Woche bei Grabungsarbeiten beschädigt wurde, kann nun doch stehen bleiben, die Standfestigkeit wurde geprüft. Eine Baufirma, die zur Zeit im Bereich Ebnet Arbeiten zum Breitbandausbau ausführt, sollte strenge Schutzauflagen der Stadtverwaltung im Umgang mit den dort vorhandenen Bäumen einhalten. Dazu gehört auch beim Graben einen Sicherheitsabstand von mindestens drei Meter um den Stamm einzuhalten. Dennoch wurden die Wurzeln des großen Baumes erheblich verletzt.
GESUNDHEIT
Samstag, 11. Juli 2020
KOMPETENZEN
IN MEDIZIN
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Höchstes medizinisches Niveau
am 11. Juli 2020
Auszeichnung für Samstag, 11. Juli 2020
Chefarzt des RKK Klinikums: Professor Dr. Stephan Sorichter aktuell erneut auf der Focus-Ärzteliste als herausragender Spezialist seines Fachgebietes Pneumologie und Beatmungsmedizin im RKK Klinikum
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Neben der Reputation im Kollegenkreis werden zusätzlich Einschätzungen von Selbsthilfegruppen eingeholt sowie die wichtigsten Foren und Arztbewertungsportale ausgewertet. Nur Ärzte und Ärztinnen mit besonders vielen Empfehlungen sind aufgeführt. Ergänzend dazu ermittelt das Magazin in Medizindatenbanken und Fachzeitschriften, wie viele wissenschaftliche Bei-
©Foto: RKK Klinikum
uch in diesem Jahr wurde Professor Dr. Stephan Sorichter, Chefarzt der Inneren Medizin und der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin im RKK Klinikum, auf der Ärzteliste des Magazins Focus 2020 erneut als Spezialist seines Fachgebietes ausgezeichnet. Bundesweit werden alljährlich Mediziner von Focus gebeten, die besten und empfehlenswertesten Kolleginnen und Kollegen aus ihrem Fachbereich zu benennen.
Professor Dr. Stephan Sorichter
träge ein Arzt in den vergangen fünf Jahren veröffentlicht hat. „Die erneute Aufnahme in die Focus-Ärzteliste als TOP-Mediziner Deutschlands betrachte ich insbesondere als Wertschätzung für das gesamte Klinikteam“, betont Professor Dr. Stephan Sorichter, der auch schon 2017, 2018 und 2019 in der Kategorie COPD und Lungenemphysem ausgezeichnet wurde. Für den ausgezeichneten Lungenarzt ist die Aufnahme in die Klinikliste eine Bestätigung des eingeschlagenen Weges: Das 2013 gegründete Kompetenzzentrum für Lungen- und Atemwegserkrankungen steht für höchstes medizinisches Niveau und Fürsorge, von der Diagnostik bis hin zur interdisziplinären Intensivmedizin einschließlich von Lungenersatzverfahren (ECMO). Es hat gerade in der Hochphase der „Corona-Welle“ wesentlich dazu beigetragen, dass das RKK Klini-
kum mit über 130 CoVid-19-Patienten an beiden Standorten allen Erwartungen an ein Notfallkrankenhaus gerecht werden konnte. Im Vordergrund stand dabei eine differenzierte und an den aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen angepasste Therapie, immer primär unter dem Aspekt eine invasive Beatmung vermeiden zu können. War eine invasive Beatmung unvermeidlich, konnte am St. Josefskrankenhaus durch die besonderen Strukturen des von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin seit 2019 zertifizierten interdisziplinären Weaningzentrums (Weaning = Entwöhnung von einer Langzeitbeatmung) den Patienten eine hochqualifizierte Behandlung durch ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Pflege, Therapeuten und Logopädie ermöglicht werden. ■ www.rkk-klinikum.de
Emotionale Wunden heilen Sigma-Institut bietet Anlaufstelle für „Post-Corona-Patienten“. Die Symptome können Traumata ähneln. In Aktion zu gehen hilft, Krisenzeiten besser zu überstehen ©Foto: Nicolai Schmidt
Beratung und Traumabehandlung im Sigma-Zentrum im neuen Ärztehaus beim Diakoniekrankenhaus. dächtnis übergehen. Es wird nicht zur Erinnerung. Damit das Erlebte nicht ständig präsent ist, bleibt der Psyche nur die Möglichkeit, das
Prof. Dr. Christoph Bielitz
Unruhe. Stressreaktionen sind ein genetisch verankertes, überlebensnotwendiges und automatisiertes Reaktions- und Verhaltensprogramm, das mit körperlichen Symptomen verbunden ist. Charakteristisch für die Entwicklung eines Posttraumatischen Belastungssyndroms ist unter anderem der Umstand, dass die psychische Anspannung des Menschen nach Stunden oder Tagen nicht nachlässt, da die Person nicht in der Lage ist, das Erlebte psychisch zu verarbeiten. In Folge dessen kann es nicht in die Erfahrungswelt integriert werden und in das Langzeitge-
Foto: © Sigma-Zentrum
Bei einer „Posttraumatischen Belastungsstörung“ (PTBS) dauern die seelischen Schmerzen an – oft über Jahre und Jahrzehnte – und ziehen massive, zum Teil auch akute Symptome nach sich wie zum Beispiel die Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten, Desorientierung in bestimmten Situationen (Dissoziation), Rückzug, innere und äußere
©Foto: Sigma-Zentrum
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atienten, die eine schwere Corona-Infektion überstanden haben, sehnen sich zusammen mit ihren Angehörigen zurück ins normale Leben. Viele Menschen erleben Symptome, die denen von Traumata ähneln. Jetzt in die Aktion zu gehen, hilft in Krisenzeiten psychisch halbwegs gesund zu bleiben. Denn wenn ein Mensch etwas erlebt, das seine Anpassungs- und Bewältigungsstrategien überfordert, wird automatisch sein Stresssystem aktiviert. Vor einer Trauma-Bearbeitung gilt es unbedingt, die betroffenen Personen psychisch zu stabilisieren und unter anderem eine Ressourcenaktivierung einzuleiten. Das Sigma-Zentrum Bad Säckingen hat dazu ein mehrstufiges Behandlungskonzept entwickelt, bei dem die Traumabehandlung so dosiert wird, dass die psychische Verarbeitungsfähigkeit des Patienten nicht überschritten wird.
Unverarbeitete abzuspalten. Die Intensität der Abspaltung variiert. Im extremen Fall ist sie dem Bewusstsein nicht mehr zugänglich. Durch Auslöser (Trigger) kann die unbewusste Erinnerung jedoch plötzlich und unerwartet wieder aktiviert werden. Dies kann über alle Sinnesorgane (Augen, Ohren, Nase, Haut) geschehen. In Folge davon tauchen die Bilder der Ereignisse unvermittelt auf und/oder die damit einhergehenden Gefühle und/oder Körperreaktionen stellen sich ein. Die Person wird dann davon überflutet, da dies unwillkürlich passiert und sie keinen
Einfluss darauf hat. Sie hat das Gefühl, als ob der traumatisierende Vorgang „jetzt“ (wieder) passiert. Daher stellen sich dann auch damit einhergehende Stressreaktionen wieder ein, wie beim Erleben des Traumas selbst. „Überlebt heißt nicht überstanden und genesen ist nicht gesund“, erläutert Professor Dr. Christoph Bielitz, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Sigma-Zentrums Bad Säckingen und ergänzt: „Bei der Behandlung von Traumafolgestörungen geht es darum, dass die betroffene Person darin unterstützt wird, das traumatische Geschehen zu verarbeiten, damit es integriert werden kann“. Mit der Einrichtung des Sigma-Instituts im neuen Ärztehaus (Wirthstraße 9) beim Diakoniekrankenhaus hat das Sigma-Zentrum auf die zunehmenden Nachfragen aus dem Raum Freiburg reagiert. Ambulanz, Früherkennungszentrum und Spezialsprechstunden bieten für privatversicherte Ratsuchende und Patienten einen persönlichen und diskreten Zugang zu Beratung im Bereich psychischer und psychosomatischer Beschwerden. ■ Infos und Kontakt: 0761/ 15 18 713-0, www.sigma-institut.de
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Ausgabe 291 am 11 Samstag, 11. Juli 2020
Das Brennglas für Benachteiligte Corona-Ausbruch bei Tönnies. Armin Laschet, der Ministerpräsident von NRW will sich den Corona-Feind zum Freund machen, um ganz plötzlich jahrelang von ihm geduldete Zustände in der Fleischindustrie anzuprangern. Er nennt das „eine riesige Chance“. Von Michael Zäh
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rmin Laschet sprach jüngst im Düsseldorfer Landtag: „Jetzt haben wir die riesige Chance. Wenn die Pandemie einen positiven Effekt hat, dann doch den, dass sie ein Brennglas auf die Probleme unserer Gesellschaft gerichtet hat.“ Also, da muss man erstmal drauf kommen, im bislang größten CoronaAusbruch in ganz Deutschland die „riesige Chance“ zu sehen. Weil wenn du da nicht drauf kommst, kannst du natürlich nicht CDU-Chef und alsbald Bundeskanzler auch nicht werden. So hat der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet also seine Logik vorgeführt, die ihn später zu noch höheren Aufgaben weihen soll. Da kommt nämlich kein Merz und kein Söder mehr mit, wie der Laschet um die Ecke denken kann. Denn seine Logik geht ja so: „Ich mache mir meinen Feind zum Freund.“ Im konkreten Fall ist der Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh, speziell rund um die Tönnies- Flei sc h fabr i ken zuerst der Feind, der
aber dann zum Freund wird. Weil Brennglas auf die lange Jahre bekannten Arbeitsverhältnisse in den Tönnies-Betrieben. Nun endlich hat man die „riesige Chance“, dank Corona, das zu ändern, was man über Jahrzehnte nicht ändern mochte. Ist doch klar! Ja, man konnte machen nix, bis jetzt Corona zu Hilfe eilte und mehr als 1500 Neuinfektionen binnen weniger Tage, wie soll man sagen: beisteuerte? Und zwar fast alle zunächst einmal bei Tönnies, brennglastechnisch natürlich voll brillant, danke mein Freund! Ach übrigens, als die ersten Fälle von Infektionen bei Tönnies bekannt wurden, hat Armin Laschet noch andere Töne angeschlagen. Reporter fragten quasi auflauernd im Gang vor dem Kanzleramt nach, was denn der bedrohliche Corona-Ausbruch bei Tönnies über die bisherigen Lockerungen in Nordrhein-Westfalen aussagt. Schnelle Antwort Laschet: „Das sagt darüber überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind, und da der Virus herkommt.“ Weil das passte damals einfach nicht in den Plan, den Laschet in seiner Eigenschaft als oberster Lockerer der Nation hatte. Er war übrigens nicht vor dem Kanzleramt, weil er jetzt schon mal schauen wollte, wie es da so aussieht, sondern kam aus einem Gespräch mit seinen Ministerpräsi-
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denten-Kollegen – und er hatte es eilig. Doch gerade deshalb lässt seine Reflex-Antwort, in aller Eile, quasi im Vorübergehen tief blicken. Da hatte der Mann noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wie er seinen liebsten Feind Corona zum Freund machen könnte. Deshalb Auslands-Import, der mit dem Geschehen in seinem Land gar nichts zu tun hat. Oder vielmehr: Mit seinen Lockerungs-Ideen sollte das alles nichts zu tun haben. Aber klar, das Video seiner Bulgaren/Rumänen-Aussage ging schnell selbst viral. Denn darin lag ja eine Extraportion Wurstigkeit. Ausgerechnet. Armin Laschet hat sich dafür dann schon auch entschuldigt. Und eine Woche später, als er den erneuten Lockdown für die Kreise Gütersloh und Warendorf verkündet hat, war dann aus den Auslands-Einschleppern das geworden, was sie ja in Wirklichkeit sind: Die Opfer in einer Wegschau-Politik. Und diese lag in den letzten Jahren hauptsächlich in der Verantwortung der Union, im Bund wie im Land NRW. Nun ja, wenn einer wie Laschet in seiner gütlichen Art bald Kanzler werden will, kann er natürlich nicht nur den Feind zum Freund machen (Corona hilf!), sondern muss auch Feinde benennen können, die er schlagen will. Also sagte er im Landtag, dass ja erst nach den Arbeitsmarktreformen der rot-grünen Schröder-Regierung das System der Ausbeutung osteuropäischer Arbeitsmigranten so richtig Fahrt aufnahm. Also ehrlich, wer heute in die Falten von Schröder oder Fischer schaut, der kann erahnen, wieviel Wasser seither auch in Düsseldorf den Rhein runter floss. Und in all der Zeit haben Leute wie Laschet (und alle anderen Politiker, etwa im Kreis Gütersloh) dem riesigen Konzern von Tönnies nur das Beste gewünscht. Schon wegen der Gewerbesteuer und so. Aber jetzt ist dank Corona ja die „riesige Chance“ da, endlich in Europas größter Fleisch fabrik mal die Struktur der unendlich verschachtelten
Sub-Sub-Sub-Unternehmer und die daraus resultierenden Zustände offensichtlicher Ausbeutung anzuprangern. Inzwischen hat das Oberverwaltungsgericht Münster den Lockdown für den Kreis Gütersloh per Eilentscheidung aufgehoben. Auch daraus kann Laschet sich einen neuen Freund machen. Quasi: Meine Lockerungsstrategie war richtig, weil es auch juristisch nicht mehr haltbar wäre, die Freiheit der Bürger einzuschränken. Dafür hat Markus Söder knapp verkündet, dass man in Bayern nicht so sehr der Lockerungs-Strategie aus NRW huldigt. „Wir in Bayern bleiben vorsichtig“, lautete ein Söder-Tweet in diesen Tagen. Das ist ihm natürlich ein Hochgenuss, weil Corona auch Söder ein guter Freund wurde, indem es nach den Laschet-Lockerungen nun in NRW erneut wütete. Ätschbätsch!
Mal von Profilierungsversuchen im Vorfeld der Kanzlerkandidatssuche der Union abgesehen (siehe auch Seite 3 und Seite 16), hat Laschet sogar recht damit, dass durch Corona viele Probleme unserer Gesellschaft(en) grell ausgeleuchtet werden. Das reicht weit über deutsche Politik hinaus und lässt sich schon gar nicht in einem innerparteilichen Wettkampf der Union zum Freund machen. Wenn es am Anfang der Pandemie noch das (damals schon idealisierte) Bild gab, dass alle Menschen vor dem Corona-Virus gleich seien, egal ob reich oder arm, ob Macher oder Looser, dann zeigen etliche neuere Studien und fast alle Zahlen, dass es eben nicht so ist. Das reicht von den katastrophalen Zuständen in den USA oder auch Brasilien, über Südafrika bis nach Europa. Immer sind es die sowieso soziel erheblich Benachteiligten, die besonders unter Corona leiden
müssen. Unter ihnen finden sich auch die meisten Todesopfer. Corona als „riesige Chance“? Wer es glaubt, soll seelig sein mit Laschet und Co. Wahr ist wohl eher, dass das „Brennglas“ die Benachteiligten verbrennt. Laschet selbst bräuchte auch gar nicht lange zu suchen, um diese Tatsache zu eruieren. Im Kreis Gütersloh, in dem jetzt nach dem OVG-Beschluss die Bürger wieder fast alles machen dürfen, stehen noch immer viele der osteuropäischen Arbeitsmigranten unter Quarantäne. Ohne Geld, ohne Job, teilweise nur notdürftig überhaupt mit Esssen versorgt. Hilfe von Laschet (oder gar von Tönnies) ist nicht in Sicht. Es wird hier wieder weg geschaut, quasi im Kleinen, wie es zuvor all die Jahre auch im Großen getan wurde. Die „Rumänen und Bulgaren“, wie Laschet sie nannte, haben keine „riesige Chance.“
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Stadttouren
am 11. JuliWieder 2020
unterwegs durch Freiburg Ab sofort bietet Historix wieder Samstag, 11. Juli 2020 historische Stadttouren an. Und erstmals wird ab 17. Juli eine musikalische Tour mit dem Trio Hairball Remedy angeboten. Gedanklich und musikalisch geht die Reise dabei zurück in Freiburgs Vergangenheit: Komponisten wie Liszt, Mendelssohn-Bartholdy oder Beethoven waren mit Freiburg verbunden. Beleuchtet wird aber auch die jüdische Geschichte und der 100. Geburtstag des „Lila Lieds“ gefeiert, der ersten Hymne der Homosexuellen. Mit
Alltag damals in einem kleinen Ort Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit: Der Historiker Wolfram Wette hat mit anderen Autoren ein Buch über Waldkirchs jüngere Geschichte geschrieben
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Das Erfolgsduo Bert Brecht und Kurt Weill
Auf dem Marktplatz: Max Kellmayer, der von 1933 bis 1945 Waldkirchs Bürgermeister war, mit zwei Trachtenmädchen. Im Bild unten wird er bei einer Rede bejubelt Es hat lange gedauert, bis dieses Buch endlich fertiggestellt war und die Autoren haben Ausdauer und Durchhaltevermögen bewiesen, teilweise, vor allem zu Beginn ihrer Arbeit, auch gegen Widerstand aus der Bevölkerung, wo man wohl befürchtete, dass zu viel an unrühmlichen Geschichten aufgewirbelt wird. Was in dem beschaulichen Elztal in der Nazizeit geschah, steht per se für das kleinbürgerliche, ländliche Leben im damaligen Deutschland. Mit einem Extremismus jedoch muss Waldkirch bis heute leben: Aus dem Ort stammte Karl Jäger, von seinen Nachbarn damals als
©Foto: Stadtarchiv Waldkirch
Johannes Lackner, Jan Metzger und Laura Schmid (Hairball Remedy) und Hartmut Stiller (Historix-Tours). Und auch die Breisach-Tour startet wieder ab 17. Juli. Teilnahme nur mit Mund-Nasen-Maske.
er Historiker Wolfram Wette hat zusammen mit der Ideenwerkstatt Waldkirch und mit Unterstützung der Stadt Waldkirch ein Buch herausgebracht, wie es jede Stadt haben sollte: „Hier war doch nichts!“ ist die schonungslose und lehrreiche Aufarbeitung des örtlichen Nationalsozialismus, beginnend mit dem Aufstieg der NSDAP.
■ „Barden, Spuk und Gassenhauer – Die musikalische Tour“, Premiere: 17. Juli, 19.30 Uhr, Predigertor, Unterlinden/Ecke Rotteckring
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Theater
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LEBEN
TIPPS
Samstag, 11. Juli 2020
„feinsinnig“ beschrieben, ein glühender SS_Mann, ist verantwortlich für den Mord an über 138.000 litauischen Juden. Erst 1989 wurde das volle Ausmaß seiner Verbrechen bekannt. Ein Mahnmal erinnert an den Massenmord, 2017 wurde es in Waldkirch aufgestellt. 27 Autorinnen und Autoren haben in rund 50 Texten in diesem umfassenden und gut bebilderten Buch „Hier war doch nichts!“ die Geschichte ihres Heimatortes akribisch aufgearbeitet und uns allen dabei ein Lehrstück für die heutige Zeit übergeben. Ein Buch, das in jeden Schulunterricht gehören sollte. Denn, wie der jetzige Bürgermeister von Waldkirch, Roman Götzmann, in seinem Vorwort für dieses Buch schreibt: „Neben der Dokumentation historischer Fakten steht die Sensibilisierung für aktuelle politische Vorgänge im Mittelpunkt. Rassismus, Nationalismus und Ausgrenzung Andersdenkender sind nicht mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschwunden; (…)“ Barbara Breitsprecher ■ „Hier war doch nichts!“ Waldkircher Stadtgeschichte, Hrsg. Wolfram Wette, Donat Verlag Bremen 2020, 29,80 Euro
Tel. 0157 /34 28 22 37 oder 0761/464 68.
Kurt Weill komponierte „Die sieben Todsünden“ im Pariser Exil, wohin er nach der Machtübernehme der Nazis geflohen war. Ein letztes Mal tat er sich mit Bertolt Brecht zusammen, mit dem er bahnbrechende Musiktheaterwerke wie „Mahagonny“ und „Die Dreigroschenoper“ kreiert hatte. Am 7. Juni 1933 erlebten „Die sieben Todsünden“ im Pariser Théâtre des Champs-Élsysées in deutscher Sprache ihre Uraufführung. Regie in Freiburg führt der ungarische Film-, Opern-
und Theaterregisseur Kornél Mundruczó. (Sein Kinofilme „Delta“ und „Underdog“ wurde in Cannes mehrfach ausgezeichnet. ) Für Freiburg kombiniert er „Die sieben Todsünden“ mit dem Schauspiel „Motherland“ von Kata Wéber, das hier nun seine Uraufführung erfährt. Die Freiburger Uraufführung mit 15 Schauspielern und Schauspielerinnen greift Weills und Brechts Thema der kapitalistischen Ausbeutung und Machtausübung innerhalb von Familien auf und führt es in unsere Gegenwart. ■ „Die seiben Todsünden“ & „Motherland“, Theater Freiburg, Premiere: 16. Juli 2020, 19.30 Uhr, Tickets: 24/26 Euro
Geheimtipp für anspruchsvolle Weinkenner
Die Burkheimer Winzer eG hat sich in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Geheimtipp für Weinkenner entwickelt. Der Betrieb wurde für seine Weine und Sekte auf Landesebene, aber auch international immer wieder ausgezeichnet. Jüngst gerade erst beim internationalen Wettbewerb Chardonnay du Monde in Frankreich. Dieser zeichnet die weltweit besten Chardonnay-Weine aus. 658 Weine aus 37 Ländern wurden dabei den 300 internationalen Weinexperten zur Verkostung gereicht. Unter strengen
Tradition, Innovation, Respekt und Liebe zur Natur stehen im Mittelpunkt des Tuns der Burkheimer Winzer am Kaiserstuhl Wettbewerbsstandards wurden nur zwei deutsche Weine mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. „Wir sind stolz darauf, dass einer der beiden ein Burkheimer ist“, so Geschäftsführer Gert Schmidt. Diese besondere Auszeichnung ging an den Chardonnay „ViniGrande“ im Bar-
niessnerdesign.de
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eit dem Jahre 778 wird im Winzerstädtchen Burkheim Weinbau betrieben. Die nötige Achtsamkeit und Sorgfalt werden im Weinkeller unter dem jungen Kellermeister Dominik Schweizer fortgeführt. Nun bieten die Winzer wieder Weinproben und Führungen an.
rique gereift von der Spitzenlage Schlossgarten. Zweimal Gold für zwei herausragende, im Barrique ausgebaute Spätburgunder der Lage Feuerberg erhielten die Burkheimer Winzer beim in-
ternationalen Weinpreis Mundus Vini. Sie wurde vor 19 Jahren ins Leben gerufen und zählt von Beginn an zu den bedeutendsten Weinwettbewerben der Welt. Wie wichtig dieser Wettbewerb mittlerweile national und international ist, belegen die über 12.000 bewerteten Weine pro Jahr. Diese werden in Anlehnung an das internationale 100-Punkte-Schema der internati-
onalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) bewertet. Initiator des Großen Internationalen Weinpreises Mundus Vini ist der Meininger Verlag. Die Goldmedaillen gehen an den Rotwein der „ViniGrande“ -Selektion sowie an die trockene Auslese „Grande Reserve“. Beide Rotweine werden von Kellermeister Dominik Schweizer mit viel Herzblut im Keller ausgebaut. Die Auszeichnung ist einmal mehr eine Anerkennung und Bestätigung für den stets qualitätsorientierten und leidenschaftlich betriebenen Weinbau der Burkheimer Winzer. Seit Jahrzehnten wird dieser von den Winzerfamilien praktiziert und gelebt, was auch in jedem Tropfen der Burkheimer Winzer eG schmeckbar sein soll. ■ Informationen und Anmeldung für Weinproben, Führungen und Rundgänge unter Tel.: 07662 – 93 93 15 www.burkheimerwinzer.de
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Samstag, 11. Juli 2020
Samstag, 11. Jul
Große Verantwortung
Ausgabe 291 am 11. Ju
Leistungsgerechte Vergütung für Pflegekräfte: Der Deutsche Samstag, 11. Juli 2020 Berufsverband für Pflegeberufe fordert 4000 Euro Monatslohn.
D
er Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) diskutiert in seinem neuen Positionspapier das Niveau einer leistungs- und verantwortungsgerechten Vergütung für Pflegefachpersonen. Zentrale Forderung des Verbands für eine angemessene Bezahlung der Pflegekräfte ist ein monatliches Bruttoeinstiegsgehalt von 4.000 Euro bundesweit. In den einzelnen Bundesländern und den jeweiligen Einrichtungsarten, vom Krankenhaus bis zum ambulanten Pflegedienst, werden sehr unterschiedliche Gehälter bezahlt. Dabei erhalten die Pflegefachpersonen in der Langzeitpflege generell niedrigere Löhne als ihre Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus. Ein Lohngefälle besteht zudem nach Einrichtungsart. Im Verhältnis zum mittleren Einkommen aller Fachberufe liegt das Einkommen der Pflegefachpersonen im Krankenhaus je nach Bundesland, West- oder Ostdeutschland im Mittel deutlich über dem Referenzeinkommen, während das
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MARKT
Einkommen der Pflegefachpersonen in der Langzeitpflege deutlich darunter liegt. „Aufgrund des erheblichen Anteils an Zulagen für die Arbeit zu ungünstigen Zeiten oder unter erschwerten Bedingungen führt der Vergleich mit dem Lohnniveau anderer Fachberufe zu einem falsch positiven Ergebnis. Wird dies berücksichtigt, zeigt sich, dass die Pflegelöhne, angesichts der großen Verantwortung und der stets hohen
Arbeitsbelastung den Pflegefachpersonen nicht gerecht werden und einer deutlichen Anhebung bedürfen,“ so Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des DBfK. Der DBfK fordert ein Bruttoeinkommen von 4.000 Euro für alle Pflegefachpersonen als Einstiegsgrundgehalt in den Beruf. Das Bruttogehalt steigt dann mit zunehmender Berufserfahrung und der beruflichen Spezialisierung sowie mit den üblichen Zulagen.
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Gemeinsam die ideale Stelle finden: Ein Gespräch mit Silvija Honer, Koordinatorin für FSJ und BFD beim Caritasverband Freiburg-Stadt e. V.
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ährlich machen über 150 junge Menschen ihr Freiwilliges Soziales Jahr oder ihren Bundesfreiwilligendienst – FSJ und BFD – beim Caritasverband Freiburg-Stadt e. V. Ein Gespräch mit Silvija Honer, die die Koordination der Freiwilligendienste im Verband leitet. Wo überall kann man beim Caritasverband Freiburg-Stadt e. V. ein FSJ machen? Silvija Honer: Weil zu unserem Verband an die 70 Dienste und Einrichtungen gehören, gibt es zahlreiche Einsatzgebiete: Kindertagesstätten, Wohnhäuser oder Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Einrichtungen für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, Begegnungszentren für Senioren und Familien, eine Einrichtung für wohnungslose Menschen und noch mehr. Die Einsatzorte liegen in Freiburg und in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen. Haben die jungen Menschen bei ihrer Bewerbung konkrete Vorstellungen von ihrer Einsatzstelle? Silvija Honer: Oft wissen sie schon, mit welchen Menschen sie
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tätig werden möchten, zum Beispiel mit Kindern, Jugendlichen, Menschen mit Behinderung oder mit psychischen Beeinträchtigungen, mit älteren Menschen, Wohnungslosen oder Arbeitslosen. Egal ob sie mit oder ohne eine konkrete Vorstellung kommen: Im Beratungsgespräch finden wir gemeinsam die ideale Stelle. Wenn jemand nicht in oder um Freiburg wohnt, kann es schwierig werden eine Wohnung zu finden. Silvija Honer: Nicht so bei unserem Verband: Wir bieten den
Freiwilligen, die von woanders herziehen wollen, eine Unterkunft an, beispielsweise ein WG-Zimmer. Wie lange dauert ein FSJ? Silvija Honer: In der Regel beginnt das FSJ nach den Sommerferien und endet im nächsten Sommer. Man kann in Einzelfällen einen anderen Beginn oder eine andere Dauer ausmachen. Es ist uns am liebsten, wenn die Freiwilligen mindestens ein Jahr bleiben, weil sie bei ihrer Arbeit mit Menschen Beziehungen aufbauen und weil Kontinuität beim Umgang, zum Beispiel mit Kindern sehr wichtig ist. Welche Leistungen bekommen die Freiwilligen? Silvija Honer: Sie erhalten ein Taschengeld, außerdem können sie kostenlos an Kursen teilnehmen, die unser Verband anbietet. Das geht von Yoga über Aquafitness bis hin zu Kochkursen. Auch berufliche Fortbildungen und Vorträge gibt es: Dann lernen sie zum Beispiel Gesprächsführung oder machen ein Fahrsicherheitstraining. ■ fsj@caritas-freiburg.de
BERUF & KARRIERE
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stag, 11. Juli 2020
am 11. Juli 2020
Orientierungsjahr
Berufliche Bildung vom Profi Infoveranstaltung zum Kurs Geprüfte/r Betriebswirt/in (HwO) / Die Unternehmerqualifikation am 20.07.2020 um 18:00 Uhr, Gewerbe Akademie Freiburg
Anderen helfen, selbst dabei lernen: Freiwilligendienste beim Samstag, 11. Juli 2020 Internationalen Bund am Standort Freiburg und Offenburg
Bachelor of Arts (B.A.) in Business Administration an der School of Leadership and Management
Der Erwerb sozialer, ökologischer, kultureller und interkultureller Handlungskompetenzen und der Gewinn an Lebenserfahrung sind wertvoll für die berufliche und persönliche Zukunft der Teilnehmer*innen. Junge Menschen, die
©Foto: IB-Bildung
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ür junge Menschen, die sich ausprobieren, mutig Neuland betreten oder eigene Grenzen erfahren, sich entwickeln und sich neue Ziele setzen wollen, eignet sich ein FSJ wunderbar. Ein breites Spektrum an Einsatz- und Bildungsmöglichkeiten wartet, welches am besten gleich nach der Schule und dem weiteren Berufsweg ausprobiert werden kann. In Freiburg besteht die Möglichkeit, im Bereich der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen und der (Alten-)Pflege einzusteigen. Auch im Klinischen Sektor und in den Kindereinrichtungen (Kita) sind noch Plätze zu vergeben.
• 25.1.21 - 4.12.22, Mo, Mi 18:15-21:30, Sa 8:00-15:00, 670 UE, Freiburg
Netzwerk für berufliche Fortbildung
Auf nach Peru: Der IB bietet für Jugendliche zwischen 18 und 27 auch internationale Freiwilligendienste an. ihre Schulpflicht erfüllt und das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, können ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ideal als Orientierungsjahr zwischen Schule und Beruf nutzen. Über den IB in Offenburg werden Jugendliche zwischen 18 und 27 Jahren ins Ausland entsendet, meist für zwölf Monate. Die iB-Partner haben verschiedene
Dienststellen in Peru. Angeboten wird folgendes Programm für den internationalen Freiwilligendienst: Weltwärts – Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst. Der Internationale Bund (IB) ist einer der großen Dienstleister in den Bereichen Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit in Deutschland. ■ www.ib-freiwilligendienste.de
Ausbildung bei der Stadt Freiburg: Von Langeweile keine Spur, denn mehr berufliche Vielfalt geht kaum
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ch geh‘ zur Stadt“ klingt natürlich weniger aufregend als „Ich werde Astronaut“. Doch das klassische Vorurteil von mausgrauen Langweilern, die den ganzen Tag nichts anderes machen als in ihrer Amtsstube Aktenstapel von rechts nach links schieben und zwischendurch leidenschaftlich ihren Bleistift spitzen, könnte kaum falscher sein.
Angebot, doch auch hier ist von Langeweile keine Spur. Weil die Bezahlung gut ist, die Arbeitszeiten oft sehr flexibel sind und am Ende gute Chancen auf eine Festanstellung bestehen, beginnen jedes Jahr über 100 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung „bei der Stadt“. Insgesamt sind aktuell bei der Stadtverwaltung über 200 Auszubildende und Studierende im
Einsatz, dazu kommen noch über 50 Freiwilligendienstleistende. Eine große Rolle spielt im Arbeitsalltag der Team-Gedanke. Deshalb beginnen alle Auszubildenden gemeinsam mit einer Einführungswoche voller prägender Erlebnisse, beispielsweise im Klettergarten oder beim Austausch mit Ausbilderinnen und Ausbildern. Später sieht man sich in einer Seminarreihe begleitend zur Ausbildung wieder. Die Corona-Pandemie stellt auch die Stadtverwaltung vor große Herausforderungen. Dennoch startet die Ausbildung weiter voll durch. Ob Handwerk, Sozialbereich, Verwaltung oder Informationstechnik – wer sich für eine Ausbildung interessiert, wird hier fündig. Die Auswahlverfahren für Ausbildungsplätze 2021 beginnen ab August. ■ www.wirliebenfreiburg.de
Vorbereitung auf Führungsaufgaben Für das Jahr 2020 suchen wir Auszubildende in den folgenden Ausbildungsberufen:
• Fachinformatiker Systemintegration (m / w / d) • Fachkraft (m / w / d) für Lagerlogistik • IT-Systemkaufmann (m / w / d) • Kaufmann (m / w / d) im Einzelhandel • Kaufmann (m / w / d) im Groß- und Außenhandel Genauere Infos unter www.pearl.de / jobs
CAD-/CAM-Fachkraft Zahntechnik
• 15.1.21 - 15.4.21, Fr 13:30-19:45, Sa 8:00-15:45, 200 UE, Freiburg Info: 0761 15250-0 info@gewerbeakademie.de www.gewerbeakademie.de
Bunt wie das Leben
Über 30 Ausbildungsberufe und duale Studiengänge hat die Stadtverwaltung im Angebot, mit rund 4.500 Beschäftigten ist sie die zweitgrößte Arbeitgeberin der Region. Und die Arbeitsfelder bei der Stadt sind fast so vielfältig wie das Leben selbst. Brücken bauen, Tiere pflegen, Kinder erziehen, Brände löschen oder Texte schreiben – all das kann man bei der Stadtverwaltung lernen. Natürlich sind auch die klassischen Verwaltungsberufe im
• 13.11.20 - 4.12.23, Fr 9:00-17:00, Sa 9:00-16:00, 5400 UE, Freiburg
Mit dem Lehrgang „Geprüfter Betriebswirt (HwO)“ bietet die Gewerbe Akademie an ihrem Standort in Freiburg eine Möglichkeit, sich innerhalb von zwei Jahren berufsbegleitend auf Führungsaufgaben vorzubereiten. Der nächste Kurs startet am 25. Januar 2021. Dazu
findet am 20. Juli, 18 Uhr ein Informationsabend statt. Dort werden Ablauf und Inhalte dieses Lehrgangs vorgestellt. ■ Gewerbe Akademie Tel. 0761/15250-63 www.gewerbeakademie.de
Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald
Jetzt weiterbilden! Rund 80 Bildungsträger in der Region Freiburg/BreisgauHochschwarzwald unterstützen Sie bei Ihrer beruflichen Weiterbildung und Orientierung persönlich oder online. Informieren Sie sich unter fortbildung-bw.de oder regional bei loerrach@regionalbuero-bw.de Tel: 07621 / 9346-19
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MODERNISIEREN
Samstag, 11. Juli 2020
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Leben unterm Dach
Ausgabe 291 am 11. Ju
Dachgeschosse sind viel zu schade, um voller Gerümpel zu stehen. Samstag, 11. Juli 2020 Ausgebaut mit Dachfenstern wird der Speicher zum Lieblingsraum.
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B
ei vielen Häusern befindet sich unter dem Dach viel Platz, der oftmals nur zur Lagerung von Ausrangiertem genutzt wird. Dabei können Bewohner gerade hier von einem Raum profitieren, der durch besonderen Charme besticht. Durch Dachfenster wird wertvolle Wohnfläche gewonnen, die durch viel Tageslicht, Luft und Ausblick schnell zum Lieblingsplatz im Haus wird.
Kinder freuen sich besonders über ein eigenes Reich, gerade wenn der Raum durch Schrägen wie ein Zelt wirkt und gemütliche Ecken zum Spielen einladen. Fensterkombinationen mit einer Verlängerung bis zum Boden sind dabei ideal, um auch kleineren Kinder den Ausblick zu ermöglichen. Auch wenn die Kinder bereits aus dem Haus sind – ein Dachausbau lohnt sich immer. Warum zum Sport in den Keller gehen? Der Fitness-Raum unter dem Dach eröffnet ganz neue Ausblicke. Als Kreativraum ist das Dachgeschoss ebenfalls bestens ge-
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Mit Holz und mit uns, dem Meisterbetrieb ganz in Ihrer Nähe.
eignet. Das Tageslicht hilft beim Malen oder Basteln und beim Blick in die Ferne kann man seinen Gedanken nachgehen. Wer sich selbstständig machen und von zu Hause aus arbeiten will, sollte über ein Arbeitszimmer unterm Dach nachdenken. Die eigene Produktivität kann sich in der ruhigen Etage abseits des Familientrubels bestens entfalten.
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Ein Bad für Viele: Mit einer cleveren Raumaufteilung kann das Badezimmer problemlos von der ganzen Familie genutzt werden
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Ein Bad für die ganze Familie: Dank cleverer Raumaufteilung gibt es viel Platz, auch für einen hektischen Montag Morgen, und keine Stolperfallen.
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roß und geräumig soll es sein – das Bad für die ganze Familie. Besonders wichtig ist eine clevere Raumaufteilung, damit das Bad möglichst zeitgleich von mehreren Personen benutzt werden kann, ohne sich in die Quere zu kommen. Zentrum des Familienbades ist die Duschkabine. Gerade am Morgen geht es oft hektisch zu im Badezimmer. Alle
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Familienmitglieder müssen sich fast zeitgleich fertig machen für die Arbeit, Schule oder den Kindergarten. Vom Duschen bis zum Zähneputzen – wichtig sind deshalb genügend Platz und eine kluge Anordnung im Bad. Aber auch konkrete Vorlieben und individuelle Bedürfnisse sollten bei der Badplanung berücksichtigt werden. Durch reduziertes Design wirken geräumige Duschkabinen trotz-
dem dezent und passen sich ideal in das Badezimmer ein. Damit es keine Stolperfallen im Badezimmer gibt, wird der Duschplatz bodeneben und mittig gestaltet. Das Board und die Rinnenabdeckung werden mit den Bodenfliesen des Badezimmers belegt. Dadurch fügt sich der Duschbereich nahtlos in das Familienbad ein. Dem morgendlichen Familiengetümmel sind also keine Grenzen gesetzt.
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TRAUER
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icht mehr benötigte Grabsteine werden in der Regel geschreddert und landen als Schotter im Straßenbau. Eine nachhaltigere Alternative ist jedoch die Wiederverwendung als Grabzeichen. Dies schont die natürlichen Ressourcen an hochwertigen Natursteinen. Wird eine Grabstelle nach Ablauf der Ruhefrist aufgegeben, muss auch das Grabmal abgeräumt werden. Die dabei entfernten Grabsteine werden nur sehr selten umgestaltet und anschließend adäquat wiederverwendet. „Nachhaltig ist dieser Umgang mit dem wertvollen Naturstein nicht“, kritisiert der Grabmal-Experte Thomas Feldkamp von der Verbraucherinitiative Aeternitas. Er fordert mehr Wertschätzung gegenüber den hochwertigen, äs-
thetisch ansprechenden Materialien. Zum Zerkleinern seien viele dieser Steine zu schade, sinnvoller wäre eine Umarbeitung. Alle persönlichen Daten von Verstorbenen müssen dabei unkenntlich gemacht werden. Dennoch behagt nicht jedem die Vorstellung, das Grab eines Angehörigen mit einem Grabmal zu versehen, das schon einmal für jemand anderes als Grabzeichen diente. Innerhalb von Familien könnte ein wiederverwendetes Grabmal allerdings gerade für die enge Verbundenheit stehen. Das Umarbeiten kann darüber hinaus so grundlegend erfolgen, dass der Stein eine komplett neue Form erhält. Möglich ist es zum Beispiel auch, aus dem Material Skulpturen oder Erinnerungssteine für Haus oder Garten herzustellen. Hier bietet
sich gar der umgekehrte Weg an: Warum sollte ein Grabmal nicht bereits zu Lebzeiten als Kunstobjekt aufgestellt werden und letztlich als Erinnerungszeichen seinen Platz auf dem Grab des Besitzers finden? Allein aus Kostengründen lohnt sich die Wiederverwendung eines alten Grabsteines nicht immer. Gespart wird zwar beim Material, der Planungs- und Arbeitsaufwand ist jedoch in der Regel höher als bei einem neuen Stein. Der Steinmetz muss unter anderem vorhandene Befestigungen und Schriften entfernen, bevor er den Stein neu gestalten kann. Viele Betriebe bieten das Umarbeiten daher gar nicht erst an. Für besonders kreative Steinmetze hingegen ist die Um- und Neugestaltung von alten Grabmalen selbstverständlich.
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täglich mit einer heißen Mahlzeit Zu einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung gehört eine tägliche warme Mahlzeit. Das empfiehlt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Eine abwechslungsreiche Ernährung kann dazu beitragen, die Gesundheit ein Leben lang zu fördern bzw. zu erhalten. Eine vollwertige Ernährung liefert lebenswichtige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe in ausreichender Menge. Kein Lebensmittel allein enthält alle Nährstoffe, die der Körper benötigt, daher kommt es auf eine abwechslungsreiche Ernährung an. Die DGE empfiehlt, täglich mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst zu essen. Das senkt das Risiko für Herz-Kreislaufund andere Erkrankungen. Zudem sollten täglich rund 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich genommen werden – am besten Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee.
Eine warme Mahlzeit schmeckt und ist wichtig für das persönliche Wohlbefinden.
„Gerade um Krankheiten vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung wichtig“, so Dr. Doris Becker, Leiterin der Ernährungswissenschaft und -beratung bei apetito. Ein heißes Mittagessen trägt zusätzlich zum persönlichen Wohlbefinden bei. Für alle, die sich den Aufwand des Kochens ersparen möchten, liefert die Landhausküche von apetito sicher und kontaktlos Mittagsgerichte heiß nach Hause. Die Speisenkarte bietet eine Auswahl an verschiedenen Menüs – wer mag, bestellt sich Beilagensalat, Dessert oder Kuchen dazu. Kuriere liefern sicher und kontaktlos direkt nach Hause – ohne vertragliche Bindung und schon ab einer Portion.
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POLITIK
DIE WELT
Samstag, 11. Juli 2020
Samstag, 11. Jul
Quasi Raute rückwärts Angela Merkel ist tatsächlich die einzige politische Person, der es noch viele Menschen in Europa zutrauen, die EU zu retten. Und dies obwohl sie in den letzten Jahrzehnten viel Zorn auf sich gezogen hat. Aber dieses Mal wird geklotzt. Von Michael Zäh
D
as Tempo ist sportlich. Was der Bundestag in den letzten Wochen so alles beschlossen hat, hätte früher locker vier bis zehn Jahre gedauert. Und eine gewisse Angela Merkel, die in all ihren unzähligen Dienstjahren als eine Kanzlerin des Zögerns (und manchmal Zauderns) galt, ist nun plötzlich die Einpeitscherin. Und dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Europäische Union. Mit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft zum 1. Juli hat Merkel ehrgeizige Ziele verbunden, wie zum Beispiel die EU-Aufbauhilfen von 750 Milliarden Euro, die besonders an gebeutelte Staaten wie Italien und Spanien als Zuschüsse ausgeschüttet werden sollen. Der Sommer 2020 ist allem Anschein nach (also jenem Anschein nach, den Merkel selbst erweckt) der letzte große politische Sommer der Frau mit Raute. Und die Herausforderungen könnten nicht größer sein. In der Folge der Corona-Pandemie ist die Wirtschaft in der EU beispiellos eingebrochen. Die Arbeitslosenzahlen sind immens, die Existenznöte vieler Betriebe und Bürger sehr groß. Dies wiederum kann rechten und nationalistischen Kräften in den EU-Mitgliedsländern gehörig Auftrieb geben. Es steht nichts weniger auf dem Spiel als der Erhalt oder Untergang der Europäischen Union in ihrer jetzigen Form. Dazu kommt die derzeit auf Kündigungskurs befindliche Politik der USA, die aggressiv aufstrebende Macht aus China und sowieso der ewige Putin, dem eine Destabilisierung des Westens in den Kram passen würde. Von Boris Johnson und dem Brexit mal ganz zu schweigen. Und wie sich das mit dem Corona-Ding weltweit entwickeln wird, weiß auch noch keiner zuverlässig zu sagen. Merkel ist vielleicht tatsächlich die politische Person, der es viele Menschen in Europa noch zutrauen, die EU zu retten. Ja, sie ist wohl auch die einzige Person, die das schaffen könnte, in ihrem letzten Polit-Sommer. Ein Macron ist eloquent, aber zu jugendhaft und zu krass in seinen Visionen. Johnson will nur weg. Sebastian Kurz hat einfach nicht genug wirtschaftliches Gewicht, auch wenn er noch so charmant lächeln kann. Nur
Merkel kann es richten, ausgerechnet sie, die in den letzten Jahrzehnten schon viel Zorn auf sich gezogen hat. Zuletzt etwa aus Italien, dem sie jetzt aber mit Macht zur Seite springt (und das war tatsächlich nicht immer so). Merkel macht es in diesem Sommer 2020 tatsächlich anders als sie es sonst immer tat. Sie sitzt es nicht aus, sondern geht vorne weg. Sie kleckert nicht, sondern klotzt. Da müssen sich die „Sparsamen Vier“ (nämlich Niederlande, Österreich, Dänemark und Schweden) mit allem was sie haben dagegen lehnen, um überhaupt gegen Merkel eine Chance zu haben. Dabei galt Deutschland ja immer als streng, sparsam und pedantisch. Verkehrte Welt, quasi die Raute rückwärts. Ob es Merkel in den kommenden Wochen und Monaten gelingen wird, die EU hinter sich zu bringen, steht in den Sternen. In den Umfragen unter den Deutschen steht hingegen, dass Merkel und mit ihr die Union die höchsten Zustimmungswerte seit vielen Jahren haben. Würde Merkel 2021 noch einmal als Kanzlerin antreten, wäre die Wahl wohl heute schon gewonnen. Gemessen daran, wie sich die CDU großartig erneuern wollte, AKK und so, als Merkel fast schon vor einem unrühmlichen Abschied stand, sind die heutigen Werte praktisch ein Witz, und nicht einmal ein schlechter. CSU-Chefmacher Markus Söder hat kürzlich zum Besten gegeben, dass neuer Kanzler in Deutschland nur der werden könne, der sich in der Corona-Krise bewährt habe. Nur wer diese „Pflicht“ absolviert habe, könne mit der „Kür“ beginnen. Also jetzt mal. Wen könnte Söder da meinen? Sich selbst, ja klar, aber er sagte gleich hinterher, dass sein Platz in Bayern sei. Okay, vielleicht will er ja inständigst gerufen werden. Armin Laschet hat er wohl eher nicht gemeint (Siehe Seite 8), an dessen Corona-Strategie er kein gutes Haar lässt. Die CDU-Herren Merz und Röttgen (die sich ja ebenfalls um den CDU-Vorsitz bewerben) hat er mit seinem Bonmot praktisch ausgeschlossen, da diese während Corona gar nix bewähren können. Jetzt wird doch der Söder ... ? Merkel hat dazu „Nein-wirklich-nicht!“ gesagt.
Ausgabe 291 am 11. Ju Samstag, 11. Juli 2020