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Scheinheilige Gesten ������������������������������������������������������������������������ Seite
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Das große Geld und hehre Gesten
Der Streit um die Regenbogen-Beleuchtung im EM-Stadion in München hatte absurde Züge. Die UEFA will mit „Respect“-Kampagnen glänzen, lässt sich aber mit Milliarden aus Saudi-Arabien, Russland und China sponsern. Das lässt sich nicht vereinen. Von Michael Zäh
Rätselfrage: Wieso durfte Manuel Neuer eine Regenbogen-Kapitänsbinde tragen, die Arena in München aber beim Vorrundenspiel der Deutschen gegen Ungarn nicht in den Regenbogenfarben illuminiert werden? Die vordergründige Antwort, die etwa auch vom DFBBoss Koch gegeben wurde, ist haarsträubend falsch. Die ging bekanntlich so: Weil die Stadt München gezielt nur im Spiel gegen Ungarn bunt leuchten lassen wollte, sei dies eindeutig eine politische Aussage und eine solche sei nach den Statuten der Europäischen Fußball-Union (UEFA) nicht erlaubt. Hätte man das Stadion schon zuvor gegen Frankreich und Portugal in Regenbogenfarben getaucht, wäre die Sachlage eine andere gewesen. Das ist absurd.
Ein Zeichen für Toleranz, Diversität und für die Rechte einer Minderheit müssen immer erlaubt sein. Das ist ja noch keine „politische“ Botschaft. In der EU sollte das selbstverständlich sein, was die Regenbogenfarben ausdrücken wollen. Bei der verbotenen Regenbogen-Beleuchtung in München ging es nur dann gegen Ungarn, wenn Ungarn zugeben würde, dass es dort Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiere. Ungarns Premier Viktor Orbán hat aber behauptet, er sei ganz im Gegenteil „ein Kämpfer für die Rechte Homosexueller“ und es gebe in Ungarn gar kein Unrecht gegenüber nicht-heterosexuell orientierter Menschen. Jetzt aber: Warum hat sich Orbán dann bei der UEFA über die geplante Münchner Beleuchtung beklagt? Na ja, sagen wir mal so: Ungarns Orbán hätte sich die Regenbogen-Fahne wohl nicht umgehängt, wenn er zu dem Spiel gekommen wäre. Der angebliche Grundsatz der UEFA, dass Sport und Politik nie und nimmer vermischt werden dürften, ist gaga hoch zehn. Denn die UEFA hat ja mit ihrem Emblem „Respect“, das bei ihren Turnieren, EM wie Champions-League, auf den Trikots aller Spieler prangt, selbst ein Symbol gegen Rassismus und für Toleranz auf die Bühne gehoben. Damit will man glänzen. Doch das ist halt die symbolische Ebene. Diese ist nicht zu verwechseln mit der realen Ebene. Dort fließen fette Gelder aus Saudi-Arabien, dort ist ein Großsponsor „Gazprom“ aus Russland, der nicht verärgert werden soll und dort ist auch die immer häufiger zu beobachtende Bandenwerbung chinesischer Konzerne in chinesischer Sprache angesiedelt. Sprich: Auf der realen Ebene geht es ums große Geld, während es auf der symbolischen Ebene um hehre Gesten geht. Das lässt sich nicht vereinen. Denn es ist ja so, dass Menschenrechte und speziell die Rechte sexuell divers orientierter Leute in Russland, China und Saudi-Arabien nix gelten. Insofern ist es nicht unpolitisch, wenn sich die UEFA mit Milliarden von diesen Ländern sponsern lässt, wie es ja auch bezüglich der FIFA mit der kommenden WM in Katar ist. Kann man alles machen, aber bitte nicht behaupten, dass der Fußball sich aus der Politik raushalte. Denn für ihn wird nur so viel Geld bezahlt, weil er Bühnen bietet und damit die jeweilige Politik reinwäscht. Die Regenbogenfahne der LGBTQ-Bewegung (übersetzt: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, qeer) steht mit sechs Farben für Rot = Leben, Orange = Gesundheit/ Heilung, Gelb = Sonnenlicht, Grün = Natur, Königsblau = Harmonie/ Frieden, Violett = Geist. Quasi Fußball!