197. Ausgabe, ET 05.03.2016

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Ausgabe 197 am 5. März 2016

Kreativität und Energie Interview Maria Kallfaß tritt mit ihrer eigenen Musical-Comedy-Show in Freiburg auf. Die Musical-Darstellerin will wieder in Freiburg sesshaft werden. Seite 2

Magische Momente

Leipzig kommt SC Freiburg

Leben

Rechtzeitig bevor am Montag Spitzenreiter Leipzig zum Topspiel kommt, hat die Streich-Elf drei Siege in Folge eingefahren. Und hat vorne ein Luxusproblem. Seite 9

Weltberühmte Pianisten geben beim dritten Emil Gilels Festival vom 14. bis 19. März in der Musikhochschule Freiburg Konzerte. Seite 13

In den Augen der Kinder! An dem kleinen griechischen Dorf Idomeni an der Grenze zu Mazedonien zeigt sich, was passiert, wenn nix mehr geht und alle Staaten nur auf ihr nationales Interesse schauen. Es droht eine humanitäre Katastrophe. Von Michael Zäh

D

ie Polizisten haben auf Flüchtlinge geschossen, um die Grenze zu sichern. Es war zwar „nur“ mit Tränengas, das aber mitten in die Menge gefeuert wurde und hunderten von Kindern die Luft zum Atmen nahm. Mehr als 8000 Hilfesuchende stauen sich in Idomeni, dem kleinen griechischen Dorf an der Grenze zu Mazedonien und jeder Dritte ist ein Kind. Wer die Fotos von den nach Luft ringenden Kindern sieht, kommt um die Frage nicht mehr herum: Soll das unser Europa sein? Der Begriff „Flüchtlingskrise“ und auch der Begriff „Flüchtlinge“ wurden in unzähligen politischen Diskussionen entmenschlicht. Da wird gestritten und gefordert, da ist jeder sich selbst der Nächste. Als handle es sich um eine anonyme Masse, die bedrohlich auf Europa zurollt und nicht um lauter einzelne Menschen, die aus Verzweiflung etwas auf sich genommen haben, das für die meisten in Europa in großer Sicherheit lebenden Bürger kaum vorstellbar ist. Die Gefahren und Entbehrungen einer Flucht aus der Heimat – kann sich einer in die Seele der Kinder hinein versetzen, die da zu uns unterwegs sind? Ja schon, sagen die hartherzigen Hardliner, aber ich kann doch schließlich nicht meine eigene Sicherheit und meinen eigenen Komfort dafür opfern! In Idomeni zeigt sich jetzt, was das heißt: Wenn mit Waffengewalt gegen die dort festsitzenden Flüchtlinge vorgegangen wird, dann ist es nicht mehr weit davon entfernt, was die AFD-Chefin Petry bereits für die deutschen Grenzen gefordert hat: Polizisten sollen „notfalls“ schießen, um „Recht und Ordnung“ an der

HALLO ZUSAMMEN

Und dann sprach er doch

Grenze herzustellen. Statt hustender Kinder, die das Tränengas verletzt hat, sind es dann tote Kinder. Wer so etwas auch nur im Ansatz fordern kann, um damit dann auch noch Wählerstimmen zu angeln, macht dies auf der Basis des Entmenschlichten. Völlig abstrakt, ohne in die Augen der Kinder zu sehen, die in Idomeni weinen. Die derzeit einfachste Politik ist jene, die mit der Angst der Bürger auf Stimmenfang geht und dabei den Begriff „Flüchtlinge“ quasi zu einem Synonym für „Gefahr“, „Chaos“ und „Überforderung“ macht. Dies gilt auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene. Die AFD hat mit dieser einfachen Masche jenen Rückenwind, beispielsweise bei den am 13. März anstehenden Landtagswahlen, den sie sonst niemals hatte. Wer vor einer Willkommenskultur Angst hat, drückt seinen Protest

durch die Wählerstimme an die AFD aus. Und weil das Aufkommen von rechtspopulistischen bis hin zu rechtsextremen Parteien in etlichen anderen Staaten Europas noch viel dramatischer ist, übt das Druck auf die Regierungen aus. Deshalb passiert im Moment genau das Gegenteil dessen, was eigentlich nötig wäre, um diese historische Herausforderung zu stemmen. Würden die EU-Staaten alle zusammen und auch solidarisch untereinander handeln, könnte man die „Flüchtlingskrise“ gemeinsam in den Griff bekommen. Inklusive auch einer sinnvollen Kontrolle an den Außengrenzen der EU. Doch stattdessen wurde hier eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, an deren vorläufigem Ende nun die Situation in Idomeni steht. Nix geht mehr. Auf Kosten der Menschen, die jetzt dort feststecken. Und nach Einschätzung

des Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Genf sowie der UN droht an der Grenze zu Mazedonien bereits eine humanitäre Katastrophe. Derzeit warten schon 24.000 Menschen in Griechenland auf die Weiterreise. Und täglich kommen nach wie vor Tausende auf den Inseln in der Ägäis an. Wenn Angela Merkel nun die dort auf Weiterreise wartenden Flüchtlinge auffordert, sich vor Ort in Griechenland eine „Unterkunft“ zu suchen, ist das nichts weiter als die Absage an all jene, die gehofft hatten, dass die deutsche Kanzlerin erneut Hilfesuchende direkt nach Deutschland bringen lässt. Das kann sich Merkel nicht mehr leisten. Die Fronten sind verhärtet. Es herrschen Ignoranz und Unmenschlichkeit. Erklärt es den Kindern!

Er war Diamantenschmuggler in „Blood Diamond“, er musste undercover Jack Nicholson in „Departed“ auf die böse Pelle rücken, war spektakulär in „The Wolf of Wall Street“ und unfassbar gemein in „Django Unchained“. Und das sind ja nur ein paar wenige Filme, weil der Platz nicht reichen würde, um alle aufzuzählen, in denen Leonardo DiCaprio seine feine Kunst des Schauspielerns zeigte. Den Oscar hat er jetzt aber für seine Hauptrolle in „The Revenant“ bekommen, also für eine Rolle, in der er kaum sprechen musste und in der er darüber hinaus kaum zu erkennen war, unter dem Zottelbart. Na ja, das ist halt ein Survival-Drama, mit viel Blut, sehr viel Ächzen und Stöhnen und Schreien. Macht nix, denn Leonardo DiCaprio hat dann in seiner Dankesrede doch viel mehr gesagt als „Danke“. Er wies darauf hin, dass das Team „bis zur Südspitze des Planeten“ hat gehen müssen, um Schnee zu finden. Er kämpfte sich in Eiseskälte durch diesen Film und mahnte dann die Klimaerwärmung an. Dafür allein schon: ein Oscar! M. Zäh


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