Zauberhaftes Poster, CD mit Musik von Paul Dukas, Malvorlage, Hörparcours und Bastelideen inklusive!
Verlag Spielmann & Huser, CH–5612 Villmergen www.zauberlehrlinge.ch
Z AU B E R L E H R L I NG
Anita Spielmann & Fritz Huser
Anita Spielmann & Fritz Huser — D E R
Ein Märchen nach Goethes Gedicht «Der Zauberlehrling», ganz neu und pfiffig erzählt.
Verlag Spielmann & Huser
Der Zauberlehrling Flo will unbedingt das Zaubern lernen. So richtig. Als ihn der 177 Jahre alte Hexenmeister fragt, ob er sein Lehrling werden möchte, zögert er nicht lange und sagt zu. Doch die aufgetragenen Arbeiten sind ihm viel zu langweilig. Als der Zaubermeister eines Tages mit seinem Moped in die Stadt fährt, versucht sich Flo mit Hilfe von Kassandra, dem schlauen Leuchtkäferchen, an einem Zauberspruch. Und siehe da, die verzauberten Besen holen ganz viel Wasser. Doch wie hält man die Besen wieder auf? Der grosse Keller füllt sich unerbittlich!
Inklusive Poster, CD mit Musik von Paul Dukas, Malvorlage
neu erzählt von den Zauberlehrlingen Spielmann & Huser mit Musik von Paul Dukas
© 2015 Verlag Spielmann & Huser CH–5612 Villmergen
… ein kleines Dorf. Inmitten hoher Berge klebte es wie ein Schwalbennest mit all seinen Häuschen und Türmchen am schroffen Felsen. In diesem Dorf lebte der junge Florian, aber alle nannten ihn nur Flo. Sein flammend roter Haarschopf steckte voller Flausen und tauchte immer dort auf, wo gerade etwas Spannendes geschah. Flo liebte es, Streiche zu spielen. Zum Beispiel, dem Lehrer einen nassen Schwamm auf den Stuhl zu legen. Oder Kuhfladen mit Knallkörpern in die Luft zu sprengen. Oder schön säuberlich in Zucker gerolltes Hasenschrot in eine edle Pralinenschachtel zu packen. Kurz – Flo war ein liebenswerter Lausbub und immer für einen Streich zu haben.
Gleich neben dem Dorfbach, der das rauschende Bergwasser seit Jahrhunderten ins Tal hinunterführte, stand ein mächtiger Turm. Darin hauste der alte Hexenmeister seit bestimmt schon 177 Jahren. Der weise Alte trug einen knielangen, grauen Bart. Seine wachen Augen blitzten hinter den kreisrunden Brillengläsern hervor, als er sah, wie zwei Gruppen Kinder einander johlend nachjagten und durch die Turmgasse geradewegs auf ihn zu rannten. Mit lauter Stimme rief er gebieterisch den spielenden Kindern zu: «Flo, komm mal her!» Flo löste sich aus dem Trubel und kam zögerlich auf ihn zu. «Ja, Herr Hexenmeister?», fragte er vorsichtig. «Hör mir zu, Florian», sprach der alte Mann, «ich weiss wohl, dass du ein Lausbub bist und manchmal viele Flausen im Kopf hast, aber du gefällst mir sehr! Weisst du, ich suche einen gescheiten und schlauen Zauberlehrling, der willig ist, in meine Fussstapfen zu treten. Ich werde langsam alt und muss an meine Nachfolge denken. Ich will dich nach und nach alles lehren, was ich weiss. Überlege dir mein Angebot. Wenn die Kirchenuhr morgen Abend sieben schlägt und du dann an meine Turmtür klopfst, wirst du mein Zauberlehrling werden und am Montag bei mir anfangen.» Sprachs, drehte sich behende um* und verschwand in seinem Turm.
So kam es, dass Flo am nächsten Abend um sieben Uhr in die Dienste des alten Hexenmeisters trat und sein Zauberlehrling wurde. Im Turm führten viele Treppenstufen hinab in die Kellergewölbe. Hier fand sich die umfangreiche Zauberbibliothek mit Hunderten von gescheiten Büchern, standen Tausende von Pülverchen und Mittelchen in Fläschchen und Schächtelchen in den vielen Regalen. Auf der linken Seite des Raums flackerte ein Feuer in einem grossen Kamin und warf Schatten auf die Kellerwände. In der Mitte des Raums stand ein grosser Holzbottich, der als Wasservorrat diente. Rechts an der Wand war ein grosser hölzerner Schreibtisch zu sehen, auf dem eine Kerze sowie ein Tintenfass und Schreibfedern standen. Auf dem Tisch lag ein abgegriffener Zauberstab, und über der Stuhllehne hing der Zauberumhang des Hexenmeisters und schnurrte leise vor sich hin. Im Büchergestell sass das Leuchtkäferchen Kassandra auf seinem Lieblingssofa und beäugte aufmerksam den neuen Gehilfen. Von Montag an wurde der Zauberlehrling Flo Schritt für Schritt in die Geheimnisse der Zauberei eingeweiht. Doch nur langsam lernte er mehr. Mit solchen Kräften muss wohl überlegt umgegangen werden!
Eines Tages beschloss der alte Hexenmeister, seinem Lehrling die Zauberwerkstatt für kurze Zeit anzuvertrauen. Er musste dringend in die Stadt, um dort ein seltenes Elixier zu holen. So rief er Flo zu sich und sprach eindringlich und mit erhobenem Zeigefinger zu seinem Lehrling: «Während ich weg bin, Hände weg von meinem Zauberstab und meinem Zauberumhang, keinen Zaubertrank anrühren und keinen Zauberspruch sprechen! Du hast noch nicht viel gelernt und kannst im Handumdrehen grossen Unfug anrichten! Aber hole inzwischen Wasser aus dem Bach, um damit den Bottich zu füllen. Gegen Mittag will ich zurück sein. Versprichst du mir, keine Dummheiten zu machen?» «Ja, aber sicher, Herr Hexenmeister…», nickte Flo eifrig und winkte dem Hexenmeister nach, als dieser auf seinem Moped davonknatterte.
Wie geheissen begann er, Wasser aus dem Dorfbach zu holen, es Stufe für Stufe in den Keller hinunterzutragen und in den Bottich zu leeren. Doch bald war ihm das zuviel der Mühe. Da sagte er zu sich: «Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben. Seine Wort und Werke Merkt ich, und den Brauch, und mit Geistesstärke Tu ich Wunder auch.»
Er rief das Leuchtkäferchen zu sich. «Komm, Kassandra, hilf mir! Du kannst ja auch lesen und kennst dich hier schon besser aus!» Vorsichtig um sich schauend, hockte er sich an den Tisch. Kassandra spähte ihm über die Schulter, während er im grossen Zauberlexikon hastig Seite für Seite umblätterte, bis sie ganz aufgeregt auf den Buchstaben «W» zeigte. Dort stand tatsächlich, was er suchte.
«Wasser tragen», stand da in grossen Lettern geschrieben.
Da – tatsächlich, kam der Meister! Die grosse, eicherne Eingangstür des Turms ging auf, und unter der Türe erschien die erzürnte Gestalt des alten Zauberers. Flo rief * ihm voller Verzweiflung zu:
«Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist gross! Die ich rief die Geister, Werd ich nun nicht los.»
Der Hexenmeister erfasste die Situation auf einen Blick. Er breitete seine langen Arme weit aus und rief mit dröhnender Stimme gebieterisch in den Raum:
«In die Ecke, Besen! Besen! Seid‘s gewesen. Denn als Geister Ruft euch nur, zu seinem Zwecke, Erst hervor der alte Meister.»
Und wie von Zauberhand war der Spuk zu Ende. Alle Besenteile fügten sich flugs zu einem Stück zusammen. Schon stand der Besen ruhig in seiner Ecke, als hätte er seit je her so dagestanden.
Und Flo, der Zauberlehrling? Wie fühlte er sich wohl in diesem Moment? Und was denkt ihr, wird der Zaubermeister jetzt tun? Hören wir mal, wie es dem Zauberlehrling Flo ging.