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Dieser Solar-Unternehmer muss viele Kunden vertrösten Seite

Dieter Ortmann könnte den ganzen Tag telefonieren, so viele Menschen wollen gerade was von ihm. Besucht man ihn auf dem Dreiseitenhof in Waltershausen in Thüringen, in dem sein Unternehmen sitzt, dann steht er da im Gang – und redet in sein Smartphone. Wie er es schon zu Hause getan hat, kurz nach dem Aufstehen. Oder im Auto, mit dem er dann zur Arbeit gefahren ist. Oder später am Tag im Büro, als ihn ein Politiker anrufen und um Rat fragen wird.

Warum das so ist, wird schnell klar, wenn man weiß, womit Ortmann sein Geld verdient. Auf dem Dach des früheren Bauernhofs reihen sich Solarpanels aneinander, im Innenhof steht Ortmanns Tesla. Der 54-Jährige ist Gründer und Geschäftsführer der Maxx Solar. Mit seinem Unternehmen projektiert er Fotovoltaikanlagen für Hausbesitzer und Gewerbekunden, außerdem betreibt er einen Großhandel für Solarpanels und Speicher.

Um den Stau an Anfragen und Aufträgen abzuarbeiten, braucht Ortmann Leute. 38 Mitarbeitende hat er schon, 13 Stellen sind offen. Für Elektriker. Elektrotechniker. Elektroplaner. Sogar »Quereinsteiger und Durchstarter« sucht er gerade, so steht es auf seiner Website. »Erweitere Deinen Horizont in einer der spannendsten und schnell wachsenden Branchen«, steht da. Und: »Sofort den Sinn in Deinen Aufgaben und Deiner Arbeit sehen«, das sei bei der Solarfirma möglich.

Zwei neue Mitarbeiter hat er gerade gefunden, um neun Uhr an diesem Tag ist ein Treffen mit ihnen angesetzt, kurze Begrüßung, ein paar Worte zur 2008 gegründeten Firma. Dann sagt Ortmann ihnen im Stakkato, warum Solarenergie sich für Kunden lohnt, er wirft mit Zahlen um sich, rechnet auf seinem Smartphone etwas vor, redet über Renditen und return of invest. All das sollen seine Mitarbeiter den Kunden auf einer »Bierdeckelrechnung« erklären können, also so einfach wie möglich. Im Detail müsse man den Kunden den Nutzen einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach gar nicht mehr erklären. Sie wollen einfach nur unabhängiger von den steigenden Energiekosten werden. Koste es, was es wolle. »Vertrieb haben wir früher mal gemacht«, sagt Ortmann. »Heute geht’s nur noch um die Unterschrift.«

Es sei doch so: Für viele Hausbesitzer müsse sich eine Anlage nicht einmal mehr rentieren, hat Ortmann beobachtet. »Die meisten wollen Notstrom«, erklärt der Unternehmer. Er liefert ihnen dann zusätzlich zur Fotovoltaikanlage Speichermodule, mit

»Jetzt wollen sie alle Solardächer. Aber das können wir gar nicht bedienen«

Dieter Ortmann

50 Mrd.

Kilowattstunden Solarstrom wurden 2021 in Deutschland produziert. Laut Umweltbundesamt wächst die Menge zu langsam, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen

denen sich die Stromversorgung zu Hause aufrechterhalten lässt, falls aus dem Netz kein Strom mehr kommt, weil zum Beispiel Hacker ein Umspannwerk lahmgelegt haben. Notstrom, das ist Ortmanns Verkaufsschlager aktuell, auch wenn so eine Batterie etwa 4000 Euro kostet.

Viele Unternehmen und Privatleute wollen jetzt ihren Strom selbst produzieren, jeder vierte Hausbesitzer will dieses Jahr in eine Solaranlage investieren, das belegen Zahlen des Marktforschungsinstituts Appino. »Seit dem Krieg drehen die Leute durch. Jetzt wollen sie alle Solardächer«, sagt Ortmann, »aber das können wir gar nicht bedienen.«

Aktuell, überschlägt Ortmann, muss sein Team jeden Kunden im Schnitt etwa durchschnittlich zwei Wochen warten lassen – auf eine erste Rückmeldung wohlgemerkt. Wer bei dem Waltershausener Unternehmen anruft, wird direkt von einer Stimme vom Band vorgewarnt. Auf der Website seiner Firma steht ein gelbes Banner, ein »Gedulds-Update«: Man freue sich über jede Anfrage, aber wegen der schieren Menge sei es »leider derzeit nicht möglich, Ihnen zu antworten«. Ein Mitarbeiter telefoniere ständig Wartelisten ab, falls jemand abspringt. Etwa 400 Kunden bedient Ortmanns Firma im Jahr, 50 davon sind gewerbliche Kunden.

Dieter Ortmann kennt auch noch die Zeiten, in denen das Geschäft härter war. »Die Solarbranche war lange in Verruf«, sagt der Unternehmer. Zwar löste das Erneuerbare-Energien-Gesetz nach dem Jahr 2000 einen Boom aus, weil es festlegte, dass grüner Strom über die EEG-Umlage vergütet wird. So wuchs auch die Solarindustrie in Deutschland, Hersteller wie Solarworld und Q-Cells stiegen zu Weltmarktführern auf. Ab 2012 aber wurde die Förderung schrittweise beschnitten, in Deutschland gingen viele Unternehmen pleite, auch weil die Konkurrenz in China laufend günstiger produzierte. Von einst mehr als 150.000 Beschäftigten in der Solarindustrie im Jahr 2011 ist heute nur knapp ein Drittel übrig.

Das waren auch für Ortmann keine guten Jahre, weil weniger Solarpanels verlegt wurden als erhofft. Ortmann redet sich in Rage, wenn er über die Berliner Politik dieser Jahre redet. Von Unternehmen wie seinem, erzählt er, hätten in der Region nur die wenigsten überlebt. Er habe nur durchgehalten, weil er sich in dieser Zeit für einen neuen Markt interessiert hat am anderen Ende der Welt, in Südafrika.

Auf dem Schreibtisch in seinem Einzelbüro, in das er aus dem Großraumbüro

ziehen musste, weil seine Leute fanden, er telefoniere zu viel, steht eine kleine Südafrika-Flagge, hinter ihm hängt ein Bild des Tafelbergs in Kapstadt, und auf dem Schrank: ein Bild von ihm mit der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit der Ortmann auf ihrer Südafrika-Reise vor zwei Jahren unterwegs war.

Ortmann sagt, er sei in das Land verliebt, seit er dort im Jahr 2000 einen Englischkurs besucht habe. Etwa drei- bis viermal im Jahr reist er nach Afrika, vor einem Jahr ist er sogar zum Honorarkonsul ernannt worden. Und vor zehn Jahren baute Ortmann in Südafrika einen Großhandel für Solarmodule und eine Solarschule auf, 3500 Menschen hätten dort schon gelernt, wie man beispielsweise Solarpanels montiert.

Doch Ortmann will mehr: Seit eineinhalb Jahren baut Maxx Solar an einer virtuellen Solarschule im virtuellen Raum, dem Metaverse. Mit VR-Brillen sollen Schülerinnen und Schüler dort ein virtuelles Schulgebäude betreten und am Unterricht teilnehmen können, in dem sie lernen, wie man eine Fotovoltaikanlage installiert. Bildung sei der beste Weg, damit Entwicklungsländer Anschluss finden, sagt Ortmann, und sein Angebot sei sein Beitrag dazu. Die größte Herausforderung der virtuellen Solarschule sei die Datenmenge. Sein Lehrangebot müsse »buschfähig« werden, so sagt Ortmann das tatsächlich und mehrmals, damit Schülerinnen und Schüler sich auch mit geringerem Datenvolumen einschalten können. Dann will er Tausende erreichen – und damit Geld verdienen. So sympathisch Solarenergie vielen Menschen ist: Ortmann ist weniger Idealist als Geschäftsmann.

Jetzt: Auf in den Tesla, ab zu einem Außentermin, ein Rentner aus Ortmanns Nachbarschaft, deshalb fährt er noch persönlich hin. Auf dem Glastisch frischer Kaffee. Der Mann nimmt es genauer als andere Kunden, er hat ein Konkurrenzangebot eingeholt, nun soll Ortmann nachlegen. Ortmann montiert nur Module von Herstellern, die in Europa vertreten sind, der Konkurrent bezieht sie in China. »Das würde ich nicht machen«, erklärt Ortmann. »Wenn das ein Garantiefall ist, hast du keinen Ansprechpartner in Deutschland.« Überzeugt. Weiter geht’s:

Ortmann: »Willst du Notstrom?«

Nachbar: »Hm. Brauche ich das denn?«

Ortmann: »Das kann ich dir nicht sagen. Da tickt jeder anders. Manche wollen den Opel, andere den Mercedes. Aber mit

10%

des hierzulande erzeugten Stroms stammten 2021 aus Fotovoltaikanlagen. Damit lag der Anteil doppelt so hoch wie 2012

Ortmann, 54, ist weniger Idealist als Geschäftsmann. Einst verkaufte er Aufsitzrasenmäher: »Da leuchteten die Augen«

beiden kommst du gut von Hamburg nach München.«

Nachbar: »Dann den Mercedes bitte.«

Dass Ortmann nicht nur Unternehmer, sondern auch ein beherzter Verkäufer ist, liegt wohl an seiner Biografie. In der DDR fing er mit einer Lehre zum Elektromechaniker an, brach die aber ab und arbeitete bei seinem Vater in einem Handwerksbetrieb. Nach der Wiedervereinigung absolvierte er eine Ausbildung zum Mechaniker und wurde anschließend Verkäufer von Gartentechnik. In den Nullerjahren machte er sich selbstständig und tüftelte am ersten AllradAufsitzrasenmäher, dem Maxx-Trac. Ortmann ist ein Tausendsassa, der viel ausprobiert und lieber neue Wege sucht, statt alte Pfade abzuwandern. Im Wirtschaftssystem der DDR wäre er damit wohl nicht weit gekommen, aber in der Marktwirtschaft konnte er sich entfalten.

Ortmann zeigt Fotos des Rasenmähers, den er erfunden hat. Nachdem der in Serie ging, verkaufte er die Firma. »Nebenbei habe ich damals auch Solarplatten verkauft«, sagt Ortmann. Darauf baute er seine zweite Firma auf, Maxx Solar. Liebe auf den ersten Blick sei das nicht gewesen, dafür bieten Fotovoltaikanlagen zu wenig Erlebnis. Anfangs wollte er nicht das Klima retten, mit dem Vertrieb von Solarplatten ließ sich einfach viel Geld verdienen. »Wenn ich Kunden auf den Rasenmäher gesetzt habe, leuchteten die Augen«, sagt Ortmann. »Bei Solarplatten tut es nur weh, wenn man sie anfasst.«

Mittlerweile weiß er, wie wichtig seine Arbeit für die Energiewende ist. Selbst in die Politik zu gehen kommt für den Honorarkonsul aber nicht infrage: »Ich mache zu ungern Kompromisse.« »Hey, Thomas!«, ruft Ortmann plötzlich in sein Telefon. Thomas Kemmerich, Thüringens früherer Kurzzeit-Ministerpräsident und Parteivorsitzender der Thüringer FDP, ruft an. Es geht um die Probleme der Branche und die Klimaziele. »Wir müssen so große Fotovoltaikanlagen wie möglich bauen«, sagt Ortmann. »Man sollte viel mehr auf Gewerbe gehen.« Dann dreht sich das Gespräch um die hohen Energiepreise und die Inflation. »Wer von meinen Mitarbeitern mit dem E-Auto kommt, spürt nichts von dem ganzen Zirkus.« Vorausgesetzt, sie tanken eigenen Solarstrom.

Nach etwa 20 Minuten ist das Gespräch zu Ende. »Jetzt hat parallel auch noch die Thüringer Umweltministerin eine E-Mail geschrieben«, sagt Ortmann hinterher und grinst. Wer den Unternehmer so erlebt, kann den Eindruck gewinnen, er macht bereits Politik, auch wenn er nicht im Landtag sitzt.

Wo geht’s zum Geld?

Förderprogramme können Unternehmen dabei helfen, nachhaltiger zu werden – nur sind die Angebote leider kaum bekannt und erfordern oft viel Bürokratie

VON GÜNTER HEISMANN

Wenn man ein Unternehmen nachhaltiger machen will, hilft nicht allein die passende Überzeugung – man muss das auch praktisch umsetzen können. Bei Thomas Haase kommt beides zusammen. Zum Beispiel haben der 67-Jährige und sein Team genau ermitteln lassen, wie viel CO₂ sein Unternehmen einschließlich der Lieferkette ausstößt: 2020 und 2021 insgesamt 54.916 Tonnen. Und er hat einen neuen, nachhaltigeren Produktions- und Logistikkomplex gebaut und dafür ein Darlehen zu einem unschlagbar günstigen Zinssatz aufgetan.

Thomas Haase ist ein Unternehmer, den man in Deutschland nicht unbedingt kennt, obwohl seine Produkte der Marke Lavera in vielen Badezimmern stehen: Haase hat 1987 die Firma Laverana mit Sitz in Wennigsen bei Hannover gegründet, einen der ersten Anbieter für Naturkosmetik in Deutschland. Bis heute mixt Laverana deshalb keine chemisch erzeugten Zutaten in seine Schönheitsmittel. Laveranas Nachhaltigkeitsanspruch sei »ganzheitlich«, sagt Haase, und umfasse »die gesamte Lieferkette – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung der Verpackung durch unsere Kunden«.

So weit muss man nicht gehen, um die Welt grüner zu machen. Aber es hilft, so findig zu sein wie Haase, der vor einigen Jahren einen Schwachpunkt in Laveranas Klimabilanz gefunden hat: das Werk Ronnenberg, am südwestlichen Stadtrand von Hannover gelegen. Der Gebäudekomplex wurde bereits in den 1970er-Jahren errichtet und seither niemals von Grund auf energetisch saniert, verbrauchte also zu viel Energie. Aber Haase konnte nicht viel tun, um das Objekt auf Energieeffizienz zu trimmen. Seine Firma war nur Mieter.

Also entschied er vor zehn Jahren: Ein neues, eigenes Zentrum für die Produktion und den Vertrieb der Kosmetika müsse her. Haase suchte ein Baugrundstück und fand es in Barsinghausen, einer Kleinstadt am Nordrand des Deisters, 2017 rollten die Bagger an und errichteten ein Produktions- und Logistikzentrum, dem auch ein Bürotrakt angeschlossen ist. Ein Mammutprojekt, Kosten: 30 Millionen Euro.

Seit Anfang 2022 ist der Bau fertig – und Haase ist ziemlich stolz: Das Industrie- und Verwaltungsgebäude ist mit Mineralwolle gedämmt, die Beleuchtung übernehmen LED-Lampen mit besonders niedrigen Verbrauchswerten, Isolierfenster sind Standard. In der Produktion nutzt Laverana Maschinen und Anlagen mit intelligenter Steuerung. Eine ausgeklügelte Software sorgt dafür, dass Geräte, die nicht fortlaufend benötigt werden, nur bei Bedarf zugeschaltet werden; auf diese Weise lassen sich Leerlauf und Energieverschwendung vermeiden. In der Logistikhalle springt ein weitgehend automatisiertes Hochregallager ins Auge: Die Bremsenergie der Bedienungseinheit wird aufgefangen, gespeichert und dann im Betrieb erneut genutzt. Das ist besonders grün – und sparsam.

Geld für nachhaltigere Gebäude

Geholfen hat Haase beim Bau ein Angebot, das nur wenige Unternehmerinnen und Unternehmer kennen: ein Förderdarlehen der staatlichen KfW-Bank über die Hälfte der Kosten. Die Zinsen dieses Kredits sind vergleichsweise günstig und liegen unter dem, was Geschäftsbanken in der Regel verlangen. Außerdem winkt ein Tilgungszuschuss, wenn es dem Unternehmen gelingt, mit dem neuen oder sanierten Gebäude dauerhaft mindestens 45 Prozent weniger Energie zu verbrauchen als vorher. Der Zuschuss wird dem Unternehmen gutgeschrieben, sobald das Vorhaben abgeschlossen ist.

Auf das Förderprogramm brachte Haase ein Tipp der Landesbank Hessen-Thüringen, mit der er seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Die KfW will grüne Programme künftig noch stärker fördern, nach eigenen Angaben ist sie heute schon »Deutschlands größte Umwelt- und Klimabank« und hat 2021 für Umwelt- und Klimaschutz Gelder in Höhe von 46 Milliarden Euro ausgezahlt.

Geld für sparsame Maschinen

Eine zentrale Rolle spielt die »Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft«. Damit können Unternehmen innovative Produktionstechnologien finanzieren, die erheblich weniger Energie verbrauchen als die zuvor genutzten Anlagen. Gefördert werden da auch Verfahren und Lösungen, mit denen sich die anfallenden Mengen an Abluft, Abwasser und Abfällen reduzieren lassen. Je nach Art des Projektes gewährt die KfW Tilgungszuschüsse von maximal 40 bis 55 Prozent. Kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern erhalten bessere Konditionen als Großbetriebe.

Geld für grüne Technologien

Noch breiter gefasst als die Bundesförderung ist die »Klimaschutzoffensive für den Mittelstand«, die aus insgesamt sieben Modulen besteht. Förderfähig sind so unterschiedliche Dinge wie Windkraftanlagen oder grüne Informationstechnologie. Unternehmen bis zu einem Umsatz von 500 Millionen Euro können die Förderung beantragen. Die Anforderungen sind eher niedrig, dafür gibt es bei diesem Programm aber höchstens drei Prozent des Kreditbetrages als Zuschuss.

Geld für mehr Effizienz

Und dann bietet die Förderbank die »Bundesförderung für effiziente Gebäude« (BEG) an. Damit können Firmen energiesparende Wohnhäuser finanzieren. Ein separates Teilprogramm können Unternehmen nutzen, um Fabrikhallen und Bürogebäude zu bauen oder Altbauten zu sanieren.

Beihilferecht beachten

Viele der rund ein Dutzend Fördermaßnahmen für Mittelständler lassen sich kombinieren: Der Umweltbonus etwa, die staatliche Kaufprämie für Elektroautos, kann unter bestimmten Bedingungen um KfWKredite ergänzt werden. Allerdings müssen Unternehmen bei der Kombination von Förderprogrammen die beihilferechtlichen Obergrenzen beachten, die in der EU gelten.

Im Dschungel orientieren

Nahezu jeden Monat wird ein neues Programm gestartet oder ein altes eingestellt. Auch die Konditionen ändern sich laufend. Zur Beratung geht man am besten zur Bank: Die hat am ehesten einen Überblick über den Förderdschungel. Ohnehin müssen die Unternehmen den Förderantrag bei ihrer Hausbank stellen; ein direkter Kontakt zur KfW ist im Allgemeinen nicht möglich.

Formalien beachten

Nichts ist einfach, wenn der deutsche Staat der Wirtschaft helfen will. Wer Geld von der KfW haben möchte, um etwa eine energieeffiziente Produktion aufzuziehen, muss genau beziffern, wie hoch die erzielbaren Einsparungen sind. Unabhängige Experten, die eine Zertifizierung der KfW vorweisen können, müssen sie bestätigen.

Bei Laverana errechneten Gutachter, dass mit dem neuen Komplex pro Jahr 230.000 Kilowattstunden Strom und gut 80 Tonnen CO₂ eingespart werden können. Thomas Haase reicht das nicht. Laverana nutzt zwar bereits zu 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft, will aber selbst klimaneutralen Strom erzeugen. Also wird auf dem Dach des Hallenkomplexes eine Fotovoltaikanlage installiert. Und dann sind da ja noch die 54.916 Tonnen CO₂, die Laverana und seine Zulieferer in die Atmosphäre gepustet haben. Das nur auszurechnen reicht Haase nicht: Laverana kauft Emissionsminderungszertifikate in Klimaschutz- und Entwicklungsprojekten in Peru, Kenia und Malawi, um den Ausstoß zu neutralisieren.

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Hochmüller in der Eingangshalle von Marantec. Ein Büro braucht sie nicht mehr

Scheuklappen runter

Viel Ostwestfalen, reichlich Berlin, ziemlich viel zu tun: Wie eine Familienunternehmerin einen Weg sucht, ihre Firma zu modernisieren – und den Mittelstand gleich mit

VON MANUEL HECKEL

Als der große Moment des Tages kurz bevorsteht, wird es plötzlich hektisch im Hinterzimmer eines Ladenlokals in Berlin-Mitte. In einer halben Stunde soll Kerstin Hochmüller mit drei Mitstreitern vor einem zugeschalteten Publikum darüber sprechen, wie Mittelständler besser zusammenarbeiten können, aber die Mägen knurren, und der Burger-Laden kann die Großbestellung so schnell nicht liefern. »Nimm mein Fahrrad«, ruft Hochmüller und wirft ihren Schlüssel einer jüngeren Mitarbeiterin zu.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hochmüller an diesem Tag improvisieren muss. Die 54-Jährige ist Geschäftsführerin der Marantec-Gruppe, die Steuerungen und Antriebe für Tore herstellt – Garagentore, Schiebetore, Drehtore. Sie will den Hidden Champion aus dem Kreis Gütersloh in ein Vorzeigeunternehmen für einen modernen Mittelstand umbauen. Credo: Lieber voran-

gehen als untergehen, wenn digitale Transformation und Fachkräftemangel zusammenkommen. Hochmüller pendelt dafür zwischen ostwestfälischem MaschinenbauKosmos und Berliner Start-up-Welt; bewegt sich permanent zwischen großer Vision und Mikromanagement.

An diesem Frühlingstag hat die Initiative »New Mittelstand« zum »Summit« in die Hauptstadt geladen. Hochmüller gehört zu den Gründungsmitgliedern, unter den Unterstützern sind auch Bahlsen und Frosta. Erklärtes Ziel der Initiative: eine »nachhaltige Wirtschaft der Zukunft« gestalten – aus der Erkenntnis heraus, dass der Mittelstand in Deutschland erfolgreich, aber ziemlich angestaubt ist. Und längst nicht mehr so erfinderisch wie früher. Die Quote der Innovatoren ist laut der KfW von über 40 Prozent in den Nullerjahren auf 22 Prozent im Jahr 2020 gefallen – Zahlen, die Hochmüllers Initiative oft bemüht. Und deshalb fordert, die »Scheuklappen« abzunehmen und den Mittelstand »radikal innovativer« zu machen.

Aber was heißt das konkret? Wie arbeitet eine moderne Unternehmerin, wie füllt sie diese Begriffe mit Leben?

Begleitet man Kerstin Hochmüller einen Tag lang, dann bekommt man ein Gefühl dafür, wie das gehen kann – aber auch, wie anstrengend es ist.

Kurz nach sieben, Hochmüller setzt sich auf ihr Leihfahrrad und radelt von ihrer Unterkunft – Motel One, nicht Adlon – zu einem Haus in der Berliner Torstraße, das so manches Start-up-Klischee atmet: siebter Stock, Altbau, ein Co-Working-Büro.

Im Rucksack hat Hochmüller alles dabei, was sie braucht, um ihren Mittelständler mit etwa 100 Millionen Euro Umsatz und mehr als 600 Mitarbeitern von unterwegs aus zu führen, darunter ein Collegeblock, auf dem sie immer wieder Stichworte notiert, Begriffe umkreist und Gedanken mit Strichen verbindet.

Hochmüller klappt ihren Laptop auf, erlaubt einen Blick auf ihren digitalen Terminkalender. Blau steht für interne Termine, Orange für Netzwerktreffen, Grün für Blöcke, in denen sie ungestört arbeiten möchte, Rot für private Dinge. Die Balance muss stimmen: »Ich gucke immer mal wieder auf die Woche und darauf, ob die Farben gut verteilt sind«, sagt sie.

Man lernt: Einen Mittelständler modern führen, das kann man heute von überall – es braucht kein Chefbüro mit Hochflorteppich und schalldichter Tür mehr.

Mit blauen Terminen geht es heute los. Aus Wien grüßt der Marantec-Marketingleiter, zeigt Bilder von einem internen Dreh – zwei Marken innerhalb der Gruppe werden gerade zusammengeführt. »Da würde ich auch gerne etwas für LinkedIn machen«, sagt Hochmüller. Auf der Plattform postet, likt und kommentiert sie permanent. Modernes Unternehmertum bedeutet für sie: präsent und ansprechbar sein.

Kurze Zeit später berichtet der Produktionsleiter aus dem Stammwerk in Marienfeld nordwestlich von Gütersloh, eine Nachhaltigkeitszertifizierung steht an. Eine Handvoll solcher fixen Termine strukturieren Hochmüllers Woche, egal wo sie gerade den Laptop aufklappt. Am Stammsitz gibt es einen gemeinsamen Raum für das Führungsteam. Voll ist es dort selten: »Niemand erwartet mehr, dass ich im Büro bin«, sagt Hochmüller. Statt offener Türen gibt es ein offenes E-Mail-Postfach.

Heute wird ein Unternehmens-Blog starten, in dem Mitarbeiter über Transformationsprozesse bei Marantec berichten sollen. Darum geht es in Hochmüllers nächstem Gespräch. »Legt doch bitte noch einen anderen Filter aufs Titelfoto des Blogs«, sagt sie. Der Pressesprecher auf dem Bildschirm nickt, ihr Projektleiter für Nachhaltigkeitsthemen ebenso – der sitzt mit im Co-Working-Space. Das Logo überzeugt sie nicht völlig, aber sie winkt es durch. »Früher hätte ich das nicht ausgehalten«, sagt sie nach Ende der Videokonferenz.

Sie hat gelernt, nicht überall die letzte Entscheidung zu treffen. Auch wenn die Farben zu grell wirken oder im Unternehmens-Blog ein paar Grammatikfehler auftauchen könnten. Hochmüller steht exemplarisch für einen neuen Mittelstand, der eher pragmatisch als perfektionistisch ist. Denn ihr Kalender ist schon so gut gefüllt.

Das Unternehmen, das Hochmüller führt, liegt eine halbe Autostunde von Bielefeld entfernt: ostwestfälischer Mittelstand, grundsolide; acht Produktionsstandorte, acht Vertriebsgesellschaften – und ein in Unternehmerkreisen bekannter Gründer: Michael Hörmann, Spross der GaragentorFamilie Hörmann. 1989 startete er den Betrieb für Elektromotoren, mit denen man Tore öffnet und schließt. Mittlerweile entwickelt Marantec Elektronik, Antriebe und vernetzte Geräte, um Garagen- und Industrietore zu bewegen.

Ende der 1990er-Jahre engagierte der Gründer Kerstin Hochmüller als externe Marketingberaterin. Erst wurde sie seine Ehefrau – und 2013 Geschäftsführerin. Zuvor hatte ein familienfremder Geschäftsführer übernommen, als sich Hörmann zurückziehen wollte. Doch der brachte den Mittelständler nicht so voran, wie es sich die Gesellschafterfamilie wünschte.

Hochmüller will nicht verwalten, sondern verändern. Ein bisschen aus innerem Antrieb. Aber auch, weil Marantec zu einer Firmengruppe gewachsen war, in der nicht mehr jeder wusste, was der andere so tut; und so etwas führt schnell dazu, dass die Kosten aus dem Ruder laufen und kaum noch neue Ideen entstehen.

Gute Ideen will Hochmüller heute auch in der Start-up-Welt finden. Statt des Titels Hidden Champion, den viele mittelständische Weltmarktführer stolz tragen, will sie ein »Open Champion« sein. Der Mittelstand, davon ist Hochmüller überzeugt, müsse sich öffnen, wenn er innovativ bleiben will – gegenüber jungen Gründern und etablierten Konkurrenten. Diese Haltung sorgt mitunter für Befremden, im eigenen Betrieb und in der Branche. Schließlich stellt Hochmüller so auch das Erfolgsrezept der letzten Generationen infrage.

Immerhin: »Das Interesse an unserem Weg wächst«, sagt Hochmüller. Je härter der Preiskampf, je brüchiger die Lieferketten, je schwerer die Suche nach Fachkräften, desto mehr Familienunternehmer klopfen an; der Initiative New Mittelstand haben sich neben Bahlsen und Frosta eine ganze Reihe von Firmen angeschlossen. »Der Druck muss schon groß sein, bevor sich manche bewegen«, sagt Hochmüller.

Die Herausforderung: der alten und der neuen Welt gerecht zu werden. Hochmüllers

Co-Geschäftsführer Andreas Schiemann reist an diesem Tag zu einem ehemaligen Konkurrenten aus der klassischen Industriewelt, um eine Zusammenarbeit auszuloten. Sie selbst war zuletzt oft in den USA, um dort ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, mit dem beispielsweise Paketlieferanten ein Garagentor öffnen können. »An manchen Kooperationen habe ich zwei Jahre gearbeitet«, erzählt Hochmüller.

In der Start-up-Welt geht das alles schneller. Auf dem kurzen Weg zum Mittagessen – quer durch die Co-Working-Küche, sieben Stockwerke runter und raus aus dem Hinterhof, rein ins koreanische Restaurant – pitcht ihr ein Organisator der New-Mittelstand-Initiative die Idee für ein gemeinsames Unternehmen. Kerstin Hochmüller hört zu, nickt, bedankt sich, ordert vegetarische Maultaschen und Grüntee. Und gibt zu bedenken: »Das müssen wir natürlich auch erst mit den Gesellschaftern besprechen.«

Hochmüller ist beharrlich und diszipliniert. Auf dem Konferenztisch des CoWorking-Büros steht eine Schokoladenbox. Am Morgen hatte sie angekündigt, sie frühestens mittags anzurühren. Und tatsächlich: Erst nachdem sie vom Lunch wieder im temporären Büro im siebten Stock angekommen ist, greift sie zu. Eine Videoschalte in die Heimat steht an. An der Fachhochschule Bielefeld soll sie morgen eine Rede per Video halten, ein nervöser Student führt sie durch die Technik. Immer häufiger wird sie für solche Veranstaltungen angefragt, der energische Einsatz für ein neues Mittelstandsimage sorgt für Aufmerksamkeit.

Wenn es wie in dieser Videoschalte mal nicht so richtig vorangeht, wenn jemand unnötig lange seine Gedanken erklärt, dann wippt Hochmüller mit den Beinen. Der Lohn: Unter den Studierenden kann sie am nächsten Tag für Marantec als Arbeitgeber werben. »Programmierer können wir immer gebrauchen«, sagt sie.

In Sachen Pragmatismus kann sich der Mittelstand normalerweise viel bei der Start-up-Welt abschauen. Beim Bielefelder Start-up Valuedesk etwa, einer Plattform für besseres Kostenmanagement, war Marantec ein Pionierkunde. Doch als die Pandemie begann und bei Valuedesk die Umsätze wegbrachen, übernahm Hochmüller kurzerhand für ein paar Monate einen Software-Entwickler des Start-ups in ihr Team – Zeitarbeit unter Freunden.

Und jetzt, am frühen Nachmittag, taucht Valuedesk-Gründer Torsten Bendlin im Zoom-Call auf dem Berliner Bildschirm auf. Ein paar Jahre jünger als Hochmüller ist er, schwarzer Pullover, weiße Airpods im Ohr, große Begeisterung: »Kerstin ist die krasseste Unternehmerin, die ich kenne«, ruft Bendlin.

Gemeinsam haben er und Hochmüller die Initiative »Unternehmerherz« gegründet. Die Idee: Gestandene Familienunternehmer sollen sich von ihresgleichen »challengen« lassen – welcher Kern steckt wirklich in ihrer Firma, wie würde man sie heute vielleicht anders bauen? »Es ist super, wenn Leute das ohne die Angst machen können, Aufträge zu verlieren«, sagt Bendlin. Um das Projekt größer zu machen, will Hochmüller ihre Kontakte in den Mittelstand von Ostwestfalen nutzen, sie notiert ein paar To-dos im Collegeblock.

Jetzt wartet die finale Abendveranstaltung, einen Straßenblock weiter in den Büros der Initiative New Mittelstand. Nach fünf Minuten im Laufschritt atmet Hochmüller einmal tief durch. Sie weiß, in welchem Kühlschrank das Bier steckt, findet auch die Tüte Chips. Nach und nach gesellen sich die Mitarbeiter der Initiative dazu, alle eine knappe Generation jünger als Hochmüller. Mit ihren Nike-Sneakern, dem blauen Pulli und der Apple-Watch fällt sie in der Gruppe nicht auf.

Um halb neun beginnt die Podiumsdiskussion via Stream. Lange Tage gehören zum Alltag, so ganz passen die zwei Welten der Kerstin Hochmüller nicht in einen Arbeitstag. Trotzdem ist sie in der Gesprächsrunde noch hellwach. Darin wird auf die Politik geschimpft, aber Hochmüller sieht auch die Unternehmer in der Verantwortung: »Alles wird gut, wenn wir dafür sorgen, dass es gut wird«, sagt sie in die Kamera. Der Stream endet, es folgt ein spätes Mahl mit Pommes, Burgern und Wein – dank der tatkräftigen Mitarbeiterin und Hochmüllers Fahrrad. Der letzte Chili-Lemon-Burger wird natürlich in der Gruppe geteilt.

24 Prozent

mehr Umsatz als andere Firmen erzielen Mittelständler, nachdem sie eine Innovation realisieren

Anteil der Innovatoren im Mittelstand

42 % 40

20 22 %

0 2002/ 2004 2007/ 2009 2012/ 2014 2017/ 2019

171 Mrd.

Euro hat die deutsche Wirtschaft 2020 in Neuheiten investiert – 3,6 Prozent weniger als 2019

8 Prozent

weniger als 2020 wollen kleine und mittelgroße Firmen im Jahr 2022 für Innovationen ausgeben

Die Irritation

Es ist die Ungeduld, die Metin Colpan in den 1980er-Jahren antreibt. Der BiochemieDoktorand, 1955 in Istanbul geboren und in Hessen als Kind eines Gastarbeiterpaares aufgewachsen, untersucht damals Erreger, die Nutzpflanzen wie die Tomate befallen. Dazu muss er die RNA dieser Viroide, die kleiner sind als Viren, aus den kranken Pflanzen isolieren und reinigen. Wie die DNA ist die RNA ein Biomolekül, das bei bestimmten Virentypen Träger der Erbinformation ist. Allerdings: Die RNA aus den fünf Tonnen Pflanzen zu extrahieren, die Colpan braucht, würde Jahre dauern. Viel zu lang, findet der junge Forscher.

Die Idee

Also sucht er nach einer Methode, um RNA – und DNA – aus einer Probe schneller zu isolieren. Mit Erfolg: Was bisher zwei bis drei Tage erfordert, geht mit seiner Erfindung in rund 60 Minuten. Ein Durchbruch. Denn jeder, der Gencodes von Lebewesen erforschen will, muss zuvor die Biomoleküle der DNA und RNA aus Material wie Viren und Tierproben extrahieren. Dank Colpan geht das nun schneller – und günstiger.

Die Marktlücke

Colpan sagt heute, die Bedeutung sei ihm sofort klar gewesen: »eine Erfindung wie die Eisenbahn, die die Welt verändern würde«. Der Mann, über den Wegbegleiter später sagen, er könne »Märkte riechen«, wusste, wie rasant sich die Gentechnik entwickeln und wie sehr sie auf schnelle und günstige Reinigungsverfahren angewiesen sein würde. Nur: »Eine Idee kann jeder haben«, sagt Colpan, »eine Innovation allerdings ist die Umsetzung einer Entdeckung in wirtschaftlichen Erfolg.« 1984 gründet Colpan mit seinem Professor Detlev Riesner und den Doktoranden Karsten Henco und Jürgen Schumacher in Hilden bei Düsseldorf eine Firma, aus der später Qiagen wird.

Zweifler und Förderer

Kurz nach der Gründung überzeugen Colpan und Henco den US-Biotech-Mentor Moshe Alafi. Er sagt drei Millionen Mark zu – vorausgesetzt, sie treiben die gleiche Summe noch einmal auf. »In der Stadtsparkasse Düsseldorf kannte aber niemand den Namen Alafi«, erzählt Colpan. Mit Mühe kratzen sie 2,5 Millionen zusammen, aber Alafi verdoppelt auf fünf. Es kann also losgehen. Die Anfangsjahre sind hart, viele Deutsche lehnen Gentechnik ab. Also reist Colpan in die USA, um dort von Labor zu Labor zu ziehen. Die Forscher wollen kleinere Mengen, verpackt in handliche Plastikkartuschen. Ab da liefert Qiagen gebrauchsfertige Einweg-Kits: die Basis für die molekulare Diagnostik und den Aufstieg von Qiagen.

Der Erfolg

Heute steckt die auf Colpans Patent aufbauende Qiagen-Technik etwa in Vaterschafts- oder Covid-Tests. Sie wird eingesetzt, wenn Opfer einer Katastrophe identifiziert werden müssen oder die Kripo mit DNA-Tests nach Verbrechern fahndet. Die Technologie hat sich weiterentwickelt, genau wie Qiagen: 1996 geht es als erstes deutsches Unternehmen an die Nasdaq, 1997 dann an den Neuen Markt der Deutschen Börse. Seit 2021 ist es im Dax. Im selben Jahr wird Colpan vom Europäischen Patentamt mit dem Erfinderpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. »Es war das richtige Produkt zur richtigen Zeit mit den richtigen Personen«, sagt er heute. Nur eine Sache bedauert er rückblickend: Anfang der 1990er keinen BWL-Kurs gemacht zu haben.

Metin Colpan hat 2021 den Europäischen Erfinderpreis erhalten

Vom Labor an die Börse

Metin Colpan ist der Mann hinter dem Aufstieg des Biotech-Pioniers Qiagen

VON CAROLYN BRAUN

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