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ZE!TPUNKT

132 Juli/Aug 2014 10.– CHF / 8.– €

Für intelligente Opt imist innen und konstruk t ive Skept iker

FREmd In diesem Zeitpunkt erfahren Sie alles über jenes Fremde, das Sie wunder nimmt — warum Sie sich fremdschämen, weshalb Sie beim Fremdgehen vertraut liegen, wo Ihre Seele bei einer Herztransplantation bleibt und warum Heimat machbar ist. Sie lesen, warum Japan gleichzeitig schrumpft und wächst, wie man mit Vögeln spricht, wie die Fittesten niedergehen und vieles mehr!


Impressum Zeitpunkt 131 Mai > Juni 2014 Erscheint zweimonatlich in einer Mindestauflage von 11 000 Expl. 2014 > 23. Jahrgang Redaktion und Verlag ZEITPUNKT Werkhofstrasse 19 CH-4500 Solothurn Telefon 0041 (0) 32 621 81 11 Fax 0041 (0) 32 621 81 10 E-Mail: mail@zeitpunkt.ch www.zeitpunkt.ch Geldfluss: Postkonto 45-1006-5 ISSN 1424-6171

Redaktion Christoph Pfluger (CP), Walter Keller (WK), Kaspar Flück (Layout / Illustrationen), Ondine Riesen (OR), Eva Rosenfelder (ER), Ute Scheub (US), Hannah Willimann (Korrektorat).

Verlag & Vertrieb Hannah Willimann (Abobetreuung, mail@zeitpunkt.ch)

Redaktionelle Mitarbeit Christine Ax, Thomas Gröbly, Paul Dominik Hasler, Andreas Krebs

Vertrieb Deutschland Synergia Verlag und Mediengruppe Erbacher Strasse 107, D-64287 Darmstadt Telefon 0049 (0) 6151 42 89 10 info@synergia-verlag.de

Ständige Autorinnen und Autoren Daniele Ganser, Geni Hackmann, Urs Heinz Aerni Herausgeber Christoph Pfluger

Anzeigenberatung Zeitpunkt

Abonnementspreise Der Preis des Abonnements wird von den AbonnentInnen selbst bestimmt. Geschenkabo Schweiz: 54 Franken Geschenkabo Europa: 68 Franken Einzelnummer: 10 Franken / 8 Euro Druck & Versand: AVD Goldach, Papier: Rebello Recycling Beilagen Teilauflagen dieser Ausgabe enthalten Beilagen von …. Wir bitten um Beachtung.


Editorial

Fremdenfreundlich Liebe Leserinnen und Leser Dieses Heft ist auch mir ein bisschen fremd. Angesichts des kompetenten Redaktionsstabes bin ich wieder einmal auf Reise gegangen und habe bei meiner Rückkehr das fast fertige Heft vorgefunden – und nicht eingegriffen. So kommt es, dass ich nach mehr als 22 Jahren zum ersten Mal einen Zeitpunkt gleichzeitig mit Ihnen lese. Dass das Schwerpunktthema dieses Mal leicht, gewissermassen als Mischung von Pralinéschachtel und Hors d'œuvre daherkommt, wurde allerdings schon viel früher beschlossen. Als an der Redaktionssitzung zum Thema viele valable Vorschläge eingingen, die wir nicht verwerfen wollten, entschieden wir uns für die grosse Vielfalt und die kurze Form. Die Texte wollen Ihnen weniger das Fremde bekannt machen, als vielmehr die Unendlichkeit des Unbekannten zeigen und zu eigenen Entdeckungen anregen. Das Unbekannte versteckt sich ja überall, unter jedem Stein, hinter jedem Horizont und in allen Menschen. Aber wie zu vielen Erscheinungen haben wir auch zum Fremden eine gespaltene Beziehung. Der Massentourismus als organisierte Begegnung mit dem Fremden beispielsweise bietet uns fern von zuhause das Gewohnte, verpackt in anderen Kulissen. Oder das Internet: Angetrieben vom Trend zur Personalisierung bietet es uns zunehmend das, was wir suchen und wünschen. So manifestiert sich unsere Erfahrungswelt immer mehr als Spiegel von uns selbst. Dabei ist es gerade das Fremde und Unbekannte, das die Evolution der Natur und die Entwicklung des Menschen vorangetrieben hat. Wenn wir nur auf das Alte bauen, entsteht nie etwas Neues, bloss eine verbesserte Version des Bestehenden. Aber wie bei allem ist auch die fruchtbare Wirkung des Fremden eine Frage des Masses. Nur wenige, in sich gefestigte Menschen behalten auch in einer vollkommen fremden Welt ihre Orientierung. So gesehen beginnt die Entwicklung der Fremdenfreundlichkeit mit dem Blick nach innen. Wenn das geschieht, hat dieser Zeitpunkt seinen Zweck erfüllt. Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre und einen fröhlichen Sommer, Christoph Pfluger, Herausgeber PS: Ich freue mich, wenn Sie am 3. Juli zum Zeitpunkt-Apero ins «Morgenland» nach Winterthur kommen. Details Seite 45.

• Entdecken heisst sehen, was jeder gesehen hat und dabei denken, was niemand gedacht hat. Albert von Szent-Gyrgyi, ungarischer Biochemiker und Nobelpreisträger

• Man kann den Wert fast nicht überschätzen, menschliche Wesen in Kontakt mit ganz andersartigen Personen und mit ungewohnten Gedanken und Handlungen zu ­bringen. Solche Verbindungen waren immer eine der wichtigsten Quellen des F­ ortschritts. John Stuart Mill, englischer Ökonom und Philosoph, 1806­­– 1873

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Inhalt

6 chapeau

34 Entscheiden & arbeiten

6 Chapeau! Wir ziehen den Hut vor einem Froschkönig und seiner Schulklasse, vor Gabriela Bergallo, Verena Tobler und vor den Vollgeld-Vätern!

8 Schwerpunkt: Fremd 8 «Lesen heisst durch fremde Hand träumen.» (Fernando Pessoa) Fremd: exotisch, fremdartig, inkognito, unbekannt, ungenannt, namenlos, abwegig, bizarr, seltsam, entwurzelt, schutzlos, heimatlos, ungeborgen, skurril – Der Begriff «fremd» ist mannigfaltig, reich, uneinheitlich, bunt, opulent, missverständlich, gehaltvoll. Genauso sind unsere Beiträge!

8 Foto-Essay von Andrea Ebener

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von Christoph Pfluger 34 Das grosse Geld – ein kleiner Brief dazu 36 Schrumpfen und Wachsen – wo viele sind, muss es richtig sein. Über Pflegeroboter und Schlange stehen in Japan berichtet Christine Ax 41 Die Gruben der Gegewart – sie reden heisse Luft, bezahlen mit LuftGeld und drehen uns mit Rekord-Bussen die Luft ab! Seinem Ärger über die Amis Luft macht sich! Geni Hackmann 42 Die Zukunft der Schweiz – sollen wir ja sagen, wenn Europa demnächst der Schweiz beitreten will? Die Antwort weiss Paul Dominic Hasler 44 Bürokratismus würgt die Engagierten Adminus statt Administration! ruft

Christof Arn

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Inhalt

46 Vollwertig Leben

60 Horizonte erweitern

46 Der Mann, dem Flügel wuchsen – er sieht, hört und versteht die Natur durch die Augen und Ohren der Vögel. Porträt eines schrägen Vogels von Eva Rosenfedler

60 Niedergang der Fittesten – kollektive Kooperation statt Egoismus pur! Warum Darwin und seine Epigonen Millionen Tote auf dem Gewissen haben von Michel Mortier

50 Das Gute von Ute Integrazione Calabrese, Pesche Mosquito, Polpo Googlo-Gerichte aus aller Welt angerichtet von Ute Scheub

64 FEDERLESEN: Warum Ehebrecher einst Herz und Schwanz verloren, bevor sie umgebracht wurden, weshalb Glück und Leiden nicht im Fuss beheimatet sind und wieso sich Mentalitäten nur allmählich ändern. Auf den Punkt gebracht von Walter Keller

52 Der Fakir von Wintherthur – Porträt eines Mannes, der lebt, arbeitet und sich kleidet, als käme er aus Agasul von Christoph Pfluger 54 Fast in der Scheisse steckengeblieben Von Erstzersetzern, Starkzehrern und dem was sie nährt. Unser Selbstversorger im Mist! Pascal Mülchi 56 Über die tolle Knolle Knoblauch, Waldbienen als Höhlenbewohnerinnen, verspannte Rücken und ein Metall, das schwächt statt zu stärken.

66 Urbi et Alpeggie, Reparieren statt Heilen, eine Liebes-Geschichte von Dir mit Dir, tanzenden Kindern, Unkonferenzen und anderen Schwingungen 71 Fünf Seiten gute Adressen Ob gesund leben, kreativ arbeiten, nachhaltig wohnen, achtsam verreisen, fair einkaufen oder findig suchen: Dieser Marktplatz hat viel zu bieten. 78 Kleinanzeigen von und für Zeitpunkt-Leser 80 Leserinnen und Leser schreiben 82 Geschafft! – wie Dylan mit einem halben Töff und einem selbstgebastelten Floss 650 Kilometer Meer bezwang. Dylan Samarawickrama

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Chapeau!

Primarschulhaus Rietwies

Gabriela Bergallo

Bringt die Frösche zum leben

bringt Argentinien in die Schweiz

Wären da nicht die rettenden Hände der Kinder vom Primarschulhaus Rietwies aus Balterswil und das Engagement ihres Lehrers Markus Stark, so würde die Überquerung der Turbenthalstrasse beim Bichelsee für die meisten Frösche, Kröten und Bergmölche den sicheren Tod bedeuten. Die Schulkinder und ein Schutzzaun helfen den Amphibien jeden Frühling, ihr Laichgebiet sicher zu erreichen. Stolze 1, 5 km misst der Zaun, der die Amphibien abhält, die Strasse zu überqueren. Grasfrösche, Erdkröten und Bergmölche suchen nur zum Laichen die nahen Gewässer auf und wandern dann wieder zurück in ihre Lebensgebiete in Wald und Feld. Bis 1996 waren es nur einzelne Privatpersonen, die sich um die Amphibien am Bichelsee kümmerten. Dann übernahm Markus Stark von der Primarschule Rietwies die Koordination und animierte die Kinder dazu, mitzumachen. Noch nie hatte er Mühe, Freiwillige zu finden. Täglich um sieben Uhr morgens laufen die Schulkinder in Zweier- oder Dreiergrüppchen den Zaun ab und sammeln die Tiere ein, die über Nacht in die eingegrabenen Plastik-Kübel gefallen sind. Der Abenddienst wird von Erwachsenen abgedeckt, so müssen die Tiere nie zu lange in den Kübeln ausharren. 18 Stationen gilt es abzuklappern. Die Aktion dauert etwa einen Monat, bis keine Amphibien mehr laichen, dann werden die Zäune beidseitig der Strasse wieder abgebaut. «Unsere Arbeit trägt Früchte! Waren es 1996 total 667 Tiere, die wir retten konnten, so zählten wir 2013 bereits 2823 Tiere: 2214 Erdkröten, 579 Grasfrösche und 30 Bergmölche. Wir sind gespannt, wie es dieses Jahr aussieht.» sagt Markus Stark. Die Bestände am Bichelsee (und auch andernorts in der Schweiz) konnten sich erholen durch herzhaftes Zupacken und viel Engagement der wachsamen NaturfreundInnen.Stellvertretend für alle anderen Kinder und freiwilligen Amphibienschützer erhalten Daya, Laura und Lisa das Krönchen vom Froschkönig und ein herzliches Quak im Sinne aller Amphibien. Eva Rosenfelder

Eigentlich hat der Amtshaus-Garten mit seinen alten Bäumen und den versteckten Nischen im Zürcher Dorf Embrach nichts gemein mit den verwinkelten Gassen der argentinischen Metropole. Trotzdem liefert sein Ambiente Jahr für Jahr den perfekten Rahmen für ein Festival, an dem der Tango zelebriert wird. Melancholie und gleichzeitig überschäumende Lebensfreude sind hier so dicht miteinander verwebt, wie sonst nirgends hierzulande. Zu verdanken ist dies Gabriela Bergallo und der Liebe. Diese hat die heute 50-jährige argentinische Sopranistin in die Schweiz gebracht. Und ihrer Liebe zur Musik verdankt das Dorf auch, dass es jeweils im September während zehn Tagen in den Genuss von hochstehender Musik kommt. Gabriela Bergallo ist Gründerin, Managerin und Gastgeberin des Piccolo Musikfestivals, das dieses Jahr zum elften Mal stattfindet. Der Weg hierher war steinig. Kurz nachdem Gabrielas Mann, der Olivenöl-Produzent Nicolà di Capua, das Amtshaus in Embrach ins Teatro Di Capua umgebaut hatte, verbot ihr die Gemeinde den Betrieb des Theaters aus rechtlichen Gründen – um sie bereits im Jahr darauf mit dem KulturPreis zu ehren. Heute ist das alles kalter Kaffee. Gabriela Bergallo durfte das Theater bald mit behördlichem Segen weiterführen. Das Piccolo Musikfestival ist heute mehr als ein Geheimtipp. Dank ihres grossen Beziehungsnetzes holt Gabriela Bergallo immer wieder Stars, wie die Tango Nuevo-Legende Juan Esteban Cuacci, auf die Embracher Bühne. Dafür sind ihr die Anhänger des Tango und der Weltmusik dankbar. Philippe Welti

Das Piccolo-Musikfestival in Embrach findet dieses Jahr statt vom 28. August bis zum 7. September. www.piccolo-musikfestival.ch

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Verena Tobler

Verein MoMo

Diese liebenswürdige, 70-jährige Dame kennt keine Angst, wenn fundamentale Prinzipien der Gerechtigkeit verletzt werden. Vor sechs Jahren führte sie zum 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels im Zürcher Hauptbahnhof eine erste Plakataktion zugunsten Palästinas durch. Ein Jahr später verbot die SBB die Plakate aus undurchsichtigen Gründen: Der damalige Präsident der Zürcher Sektion der Gesellschaft Schweiz-Israel und designierter Statthalter der Limmatstadt hatte die Zensur veranlasst. Verena Toblers Beschwerde wurde schliesslich vom Bundesgericht gutgeheissen. Ein weiteres Plakat brachte ihr eine Klage wegen Rassismus ein: Sie wurde abgewiesen. Sachliche Information über Völkerrechtsverletzungen ist in der Schweiz erlaubt – egal, wer sie begeht. Seither plant sie ihre Aktionen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten und die Plakatstellen werden lange im Voraus reserviert. Dann kommt der grosse Tag, an dem die Passanten vor den Plakaten stehen bleiben und manchmal den Kopf schütteln – nicht über die Aktion, sondern über das Unrecht, das sie zeigen: Den Palästinensern wird immer mehr Land geraubt, Arbeitswege oder Familienbesuche sind wegen der vielen Checkpoints eine stundenlange Mühsal, Ernten und Brunnen werden zerstört. Gaza ist das grösste Ghetto der Welt. Die teure Plakataktion mit Kosten im fünfstelligen Bereich bezahlt Verena Tobler mithilfe von Bekannten: Auch mutige Juden beteiligen sich daran. Die giftigen Artikel und und den Shitstorm im Internet muss sie selber aushalten.

Eine Volksinitiative zu starten ist eine grosse Kiste. In der Regel wird nur dann eine gewagt, wenn das Anliegen leicht zu kommunizieren ist und wenn die Initianten genügend potente Organisationen hinter sich haben. Beides ist bei der Vollgeld-Initiative, die am 3. Juni lanciert wurde, nicht erfüllt. Es ist dem Präsidenten des Vereins «Monetäre Modernisierung» (MoMo), Hansruedi Weber (Mitte), dem Geschäftsführer Daniel Meier (links) und dem Kampagnenleiter Thomas Mayer (rechts) hoch anzurechnen, dass sie den Schritt trotzdem gewagt haben. Der Druck von der kleinen Basis war zwar gross, aber die Unterstützung eher nicht. Es hat die drei einiges gekostet, dem Druck nachzugeben; sie hätten lieber das ganze für die Unterschriftensammlung erforderliche Geld von 300’000 Franken (oder mehr) in der Kasse gehabt. Gestartet sind sie schliesslich mit der Hälfte. Wir hoffen, dass der Mut sie belohnt. Thomas Mayer war mehr als zehn Jahre mit dem «Omnibus für direkte Demokratie» in Deutschland unterwegs und an zwanzig Volksbegehren beteiligt. Der Deutsche dürfte weltweit einer der Menschen mit der grössten Erfahrung in der Überwindung direkt-demokratischer Hürden sein, die in Deutschland besonders hoch sind. Mit diesem Hintergrund macht er jetzt gewissermassen Entwicklungshilfe in der Schweiz

Plakataktion für Palästina

Der Motor der Vollgeld-Initiative

Verena Tobler stammt aus einer mausarmen Familie und hat schon in jungen Jahren gewusst: «Diese Welt muss ganz anders werden.» Angefangen hat sie als Lehrerin. Dann studierte sie Soziologie. Weil sie erkannte, dass ihr der Kontakt mit den Menschen am Rand der Gesellschaft fehlte, arbeitete sie etliche Jahre für das UNHCR und die WHO in Flüchtlingslagern in Bangladesh, in Afghanistan etc. Heute gibt sie Kurse in interkultureller Verständigung, bildet u. a. AufseherInnen in Gefängnissen aus und kämpft gegen die Auswüchse der Hyperglobalisierung. Ihre deutlichen, aber immer freundlichen Worte werden gehört – ganz unten und auch ganz oben. Christoph Pfluger

Das Medienecho zur Lancierung war vorwiegend positiv, obwohl die Beschränkung des Geldschöpfungsprivilegs auf die Nationalbank für die Banken eine dicke Kröte sein wird. 90 Prozent des Geldes stellen sie heute auf elektronischem Weg selber her und betreiben ein lukratives Geschäft damit. Nur: Für die Realwirtschaft ist es ein grosses Problem, wenn sich in der Finanzwirtschaft mit dem Herumschieben von Geld und Papieren leichtere Profite erzielen lassen, als mit der Schaffung echter Werte. 58 Prozent werden die Vollgeld-Initiative an der Urne unterstützen, sagt eine nicht-repräsentative Umfrage der Zeitung «Tagesanzeiger», 31 Prozent wollen keine Änderung im Finanzsystem und elf Prozent haben noch keine Meinung. Wenn das kein geglückter Start ist! Jetzt gilt es «nur» noch, die 100’000 Unterschriften zu sammeln. Mehr dazu auf Seite 34. Christoph Pfluger

Kontakt: Verena Tobler Linder, Grossmannstr. 10, 8049 Zürich. www.kernkultur.ch

www.vollgeld-initiative.ch

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Ethnologie – das Fremde aus sich heraus verstehen

ie 27-jährige Walliser Fotografin Andrea Ebener greift unter anderem auf die alte Technik der Cyanotypie zu-

rück und kreiert Unikate: Selbstportraits, Akte, Tierpräparate oder Industrie- und Stadtansichten.Für Ebeners Generation

von Walter Keller

ist das Digitale die Voraussetzung für die Suche nach Magie, nach Bildern, die auch technisch beständig sind: nach Unikaten, jedes einzigartig in seiner Anmutung. Andrea Ebener, 1987 geboren, absolvierte die ECAV (ecole cantonale d`art du valais) und das Hyperwerk in Basel. Ebeners Werke sind geprägt von ihr selbst (Selbstportraits) und ihrer Heimat, dem Wallis. Sie lebt und arbeitet als Freischaffende Künstlerin in Zürich. Cyanotypien, 70x100 cm, Unikate. Momentan zu sehen bei Amstein+Walthert AG an der Andreasstrasse 11 in Oerlikon. Ausstellung vom 11. April bis 12. September 2014 Kontakt: info@andreaebener.ch

Kussmund – Schlaraffenland für Mikroben von Andreas Krebs

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er bin ich? Aus biologischer Sicht unendlich viele. Einsicht in das Ökosystem Mensch.

Auf und im Menschen leben Myriaden winzigster Lebewesen. Auf jede unserer 100 Billionen Zellen kommen zehn Fremdlinge: Bakterien, Milben, Amöben, Pilze. Klar, auf Flöhe, Würmer, Zecken können wir verzichten. Und einige unserer Bewohner zählen zu den gefährlichsten Lebewesen der Welt. Sie übertragen Malaria, Typhus, Gelbfieber. Chlamydien scheinen Herzinfarkte zu begünstigen und der Keim Micrococcus sedentarius steht im Verdacht, käsigen Fussgeruch zu verbreiten. Die überwältigende Mehrheit unserer Bewohner ist aber harmlos; viele sind gar Symbionten, ohne die wir nicht existieren könnten. Das Gros unserer Besiedler stellen Bakterien: Die Mundhöhle – obschon der Speichel antibakterielle Substanzen enthält – ist eines der kom-

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plexesten Biotope des Körpers und ein wahres Schlaraffenland für Mikroben. Dank Feuchtigkeit und reich gedeckter Zunge schwadern in jedem Milliliter Speichel Amöben, Geisseltierchen, Hefen und bis zu einer Milliarde Bakterien. Im Vergleich dazu ist unser grösstes Organ, die Haut, geradezu bevölkerungsarm – obwohl auf den bis zu zwei Quadratmetern etwa so viele Bakterien und Pilze leben wie Menschen auf der Erde. Sie bilden die resistente Hautflora. Eklig? Sofort unter die Dusche? Nur zu. Nützt eh nichts, denn die Bewohner unserer Haut lassen sich kaum wegwaschen – zum Glück: Die Hautflora wehrt schädliche Mikroorganismen ab und schützt uns so vor Krankheiten. Andere Mikroorganismen unterstützen uns bei der Verdauung, stellen dem Körper Vitamine und Spurenelemente zur Verfügung, trainieren das Immunsystem, manipulieren unsere Psyche und prägen über spezifische Körperdüfte unser Sozial- und Sexualverhalten. Übrigens galten zur Zeit Goethes stark verlauste Herren als besonders potent – angeblich würden die Läuse schlechte Säfte absaugen.

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achleute des Fremden wollen sie sein, die Ethnologen. «Die Anthropologie hat die Menschheit zum Subjekt ihrer Forschung, aber anders als andere Wissenschaften vom Menschen, versucht sie, ihr Objekt mittels unterschiedlichster Manifestationen zu erfassen.» So sagt Claude Lévi-Strauss, vielleicht der bekannteste unter ihnen. Die Ethnologie versucht das Unmögliche: das Fremde aus sich heraus zu verstehen. Historisch vor allem in ausser-europäischen Gesellschaften, heute auch in der eigenen Gesellschaft. Im Weg steht der Ethnologie, deren zentrale Methode die teilnehmende Beobachtung ist, das Wertesystem derer, die forschen und in ihrer Beurteilung Eigenes in die Betrachtung des Fremden einfliessen lassen, weil es dem Menschen anders nicht möglich und gegeben ist. Trotzdem gelingt in der Beschreibung ein gewisses Mass an Objektivierung. Würden Ethnologen die Zeitpunkt-Redaktion erforschen, würden sie versuchen, mit der rekonstruierten Neugier eines Kindes zu verstehen, wer warum mit wem wann wie kommuniziert, wer nicht, warum nur tagsüber gearbeitet wird, was ein Wochenende ist, welche Machtverhältnisse herrschen etc.

Jörg Blech: «Leben auf dem Menschen. Die Geschichte unserer Besiedler», 237 Seiten, Verlag: Rowohlt Taschenbuch, ISBN: 978-3-499-62494-0,ca. Fr. 18.– Sebastian Jutzi: «Der bewohnte Mensch», 336 Seiten, Verlag: Heyne, ISBN: 978-3-453-60307-3, ca. Fr. 19.-

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ur das nicht! Fremde Stimmen im Kopf werden von vielen Menschen mit psychischer Krankheit, vornehmlich Schizophrenie, assoziiert. So erlebe ich in der Praxis immer wieder verängstigte Eltern, deren Kinder Stimmen hören. Doch ist das Hören fremder Stimmen unbedingt ein Zeichen von Geisteskrankheit? Die Antwort lautet nein. So ist aus der Geschichtsforschung bekannt, dass viele historische Persönlichkeiten mit ausserordentlichen Begabungen Stimmen hörten, wie z.B. Hildegard von Bingen, Theresa von Avila oder Rainer Maria Rilke. Auch in anderen Kulturen wird diese Fähigkeit als Ausdruck einer speziellen Beziehung zur Welt der Ahnen oder Geister verstanden und gilt als besondere Auszeichnung.

Untreue – Erweiterung der Heimat von Fredy Kradolfer

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Innere Stimmen können sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Wichtiger als das Phänomen selbst ist die Qualität derselben. Werden sie als hilfreich und bereichernd oder als bedrohlich, abwertend empfunden? Gerade Kinder hören manchmal Stimmen, die sie begleiten. Sie erleben dies meist als normal. Nach dem Tod naher Angehöriger können Kinder diese zudem oft hören oder sogar sehen und fühlen sich dadurch getröstet. Solange das Gehörte als unterstützend oder trostgebend wahrgenommen wird, ist keine Hilfe von aussen nötig. Wird es jedoch als quälend, beängstigend oder als Bedrohung erfahren, fühlen sich Kinder wie auch Erwachsene meist hilflos und ausgeliefert. Sobald das tägliche Leben von negativen Stimmen beherrscht wird, sinkt die Lebensqualität drastisch. Dann ist auch psychotherapeutische Hilfe angezeigt, um wieder Kontrolle und Sicherheit im Umgang mit solchen Stimmen zu erhalten.

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rgendwann ist irgendwer auf die Idee gekommen, eine sexuelle Interaktion mit jemand anderem als dem eigenen Lebenspartner als «fremdgehen» zu benennen. Eine eigenartige Bezeichnung, erst einmal mit Bezug auf den zweiten Teil des Wortes: Wer im Begriff ist, sich mit jemanden ausserhalb seiner Zweierbeziehung in sexuelle Aktivität zu begeben, wird dabei weit eher liegen, knien oder allenfalls stehen als gehen. Doch auch der erste Teil des Wortes ist unzutreffend. Nur in absoluten Ausnahmefällen wird es sich bei der Zielperson dieses ausserpartnerschaftlichen Austausches um jemanden handeln, der einem fremd ist. So viel zu dieser seltsamen Wortbildung. Fremdgehen ist gleichbedeutend mit «in die Fremde gehen». Wer in die Fremde gehen will, muss erst einmal eine «Heimat» haben – nach dem Gesetz der Logik genau so, wie wer trocken werden will, zuerst nass sein muss. Im Falle des Fremdgehens ist diese Heimat die Zweierbezie-

Audioguide – Innere Stimmen helfen von Martina Degonda

hung. Was aber, wenn diese zur blossen Wohnstatt geworden ist, und die Qualität einer Heimat nicht mehr erfüllt – oder allenfalls sogar niemals erfüllt hat? Geht jemand, der oder die in dieser Situation fremdgeht, wirklich «fremd» und nicht viel mehr «in eine neue Heimat»? Oder, falls diese neue Interaktion die Qualität einer «Heimat» ebenfalls nicht erreicht, ist er oder sie dann nicht eher «ein(e) Pendler(in) zwischen zwei Wohnstätten?» Und wenn das Vertrauensverhältnis in einer Zweierbeziehung so gross ist, dass mit beiderseitigem Einverständnis aus freien Stücken Sex auch ausserhalb der Beziehung praktiziert wird, dann ist dies auch kein «fremdgehen», sondern eher eine Erweiterung der Heimat. Bis in die Sechzigerjahre wurde das Fremdgehen hierzulande noch unter den Begriff «Unzucht» subsummiert. Die moderne Gesellschaft ist da etwas toleranter geworden. Immer noch ist es aber eher Resultat eines Zustandes als zustandsverändernde Aktion.

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Scham – wen Neuronen spiegeln von Martina Degonda

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er hat dies nicht schon selbst erlebt! Meist beginnt es sehr früh: Die Eltern schämen sich für ihren ungezogenen Nachwuchs, letzterer wenig später für seine peinlichen Eltern. Doch warum kommt es überhaupt zum Fremdschämen? Eigentlich könnte es uns doch egal sein, wenn einer fremden Person das Toupet verrutscht oder sie in einem Vortrag zu stottern beginnt und nicht mehr weiter weiss. Die meisten Menschen fühlen sich in solchen Situationen aber betreten, und dies unabhängig davon, ob der Betroffene die unangenehme Lage selbst realisiert oder nicht. Die Neu-

rologie kann uns da weiterhelfen. Alle Primaten – also auch wir – besitzen im Gehirn eine bestimme Art Nervenzellen, sogenannte Spiegelneuronen, die beim Betrachten eines Vorganges gleich aktiviert werden, wie wenn wir das Gesehene selbst ausgeführt hätten. Somit ist Fremdschämen in normalem Mass durchaus sinnvoll und hilft uns, Einfühlungsvermögen für andere zu entwickeln, sowie soziale Grenzen besser wahrnehmen zu können. Wer den Begriff jetzt noch nicht richtig nachempfinden kann, dem empfehle ich eine TV-Folge Dschungelcamp. Wer nach kurzer Zeit nicht «Holt mich hier raus» schreit, dem ist Fremdschämen wirklich fremd!

Reisen ohne Pass – exotische Schädlinge von Eva Rosenfelder

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mmer neue Kleinstlebewesen erreichen Mitteleuropa: Sie kommen als blinde Passagiere über die Grenzen – im Schlepptau des Menschen. Ihre raffinierten Abwehrmechanismen und potenten Vermehrungsstrategien haben viele der kleinen Einwanderer gemeinsam. Schlagzeilen machte vor kurzem der Asiatische Laubholzbockkäfer, der verschiedenste Laubholzarten befällt und sie innert weniger Jahre zum Absterben bringen kann. Seinetwegen mussten in mehreren Schweizer Städten befallene Bäume umgehend gefällt werden. Der Käfer wurde im Holz unbehandelter Paletten mit Granitlieferungen aus China eingeschleppt. Die Schweiz hätte im Tessin genug Granitvorkommen – doch der Import aus China ist billiger. Blinde Passagiere sind bezüglich ihrer Verkehrswege wählerisch:

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Die Kastanien-Miniermotte etwa – deren eigene Flugleistung nicht mehr als 100 Meter beträgt – benutzt die Lastwagentransporte aus dem Osten und gelangt so in alle grösseren Städte. Der Kleinschmetterling sorgt für braune Blätter im Sommer, und schädigt und stört die Rosskastanienbäume empfindlich in ihrem Wachstum. Manche Tierchen haben spezifische Pflanzenvorlieben: Der ostasiatische Buchsbaumzünsler, der sich seit 2007 ausbreitet, frisst sich im Raupenstadium ausschliesslich durch die Buchshecken und treibt Gartenbesitzer zur Verzweiflung. Parasitologen der Universität Zürich berichteten kürzlich von der Ankunft der Asiatischen Buschmücke in der Schweiz. Die invasive Mückenart kann das West-Nil-Fieber übertragen. Für Aufregung sorgt auch die Asiatische Tigermücke. Die Verbreiterin des Dengue-Fiebers sticht – anders als einheimische Mücken – auch tagsüber zu.

Die winzige tropische Pharaonen-Ameise vermehrt sich in Gebäuden, verbreitet sich durch Lüftungs- und Leitungsschächte und gilt als gefährlicher Hygieneschädling, da sie Keime, Pilze und Bakterien verschleppt und in Spitälern in medizinische Geräte, Katheter, unter Wundverbände und in Schläuche kriecht, was bei technischen Anlagen Abstürze und Elektrobrände verursachen kann. Ob Asiatische Hornisse, bienenfressender Alptraum der Imker, Hundezecken als Mitbringsel aus dem Mittelmeerraum oder Tropische Rattenmilben im Fell von Nagetieren: Die Invasion der Kleinstlebewesen ist – genau wie Klimaerwärmung, Bodenerosion oder Wuchern der Neophyten genannten „gebietsfremden Pflanzen“ – kein Zufall, der den Menschen ereilt. Vielmehr ist sie ein Spiegel: für die invasivste aller Lebewesen.

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s gehört zum guten Ton des Mainstreams, «Esoteriker» zu belächeln. Der notorisch wiederholte Spott erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl unter vernünftigen Menschen und als Unvernünftige muss ich ihnen recht geben, dass sehr vieles, was heute von der Esoszene unter Esoterik verkauft wird, oftmals dazu dient, mit der Sinn-Suche der Menschen Geschäfte zu machen. So wird aus der beabsichtigten Bereicherung des Geistes immer mehr eine Bereicherung des Geldbeutels. Ein fundamentaler Widerspruch zum ursprünglichen Esoterikbegriff, dem der Grundgedanke von der Freiheit, der Offenheit und der Einheit allen Lebens und der Schöpfung zugrunde liegt. Die Spottdrosseln wissen auch kaum, dass sich der Begriff Esoterik aus dem griechischen Adjektiv «esoteros» ableitet, das wörtlich bedeutet: «das innerliche, verborgene Wissen», bzw. «dem inneren Kreis zugehörig». Die Esoterik wagt es, Lebensanschauungen in Betracht zu ziehen, nach denen auch Kräfte und Einflüsse ausserhalb der naturwissenschaftlichen

Weltanschauung existieren. Wenn man bedenkt, dass die Menschheit lange Zeit fest daran glaubte, die Erde bilde den Mittelpunkt des Kosmos und sei eine Scheibe, so ist es doch nicht so abwegig, auch den heutigen Stand der Wissenschaft als ein relatives Abbild der Realität zu verstehen. Esoterik abzulehnen ist aus dieser Sicht gesehen etwa so sinnvoll, wie beispielsweise gegen Mathematik oder Physik zu sein, denn sie ist nichts anderes als eine philosophische Grundhaltung von Menschen, die glauben, das jenseits der materiellen Welt etwas sein muss, mit dem zu befassen sich lohnt. Keine Ersatzreligion oder Konkurrenz also, sondern in ihrer wahren Essenz ein gemeinsames Bindeglied aller Religionen und philosophischen Weltanschauungen. Sind nicht gerade die Gläubigen, die sich so vehement gegen die Esoteriker wenden – seien es Kirchen-, Wissenschafts- oder Wirtschaftsgläubige – eigentlich die typischen «Esoteriker», als profunde Kenner ihrer eigenen Lehren und eingeschworenen Wahrheiten? Sind ihre Ablehnung und ihr Spott vielleicht Ausdruck der Angst, Kontrolle und Macht zu verlieren? Denn wer ist bedrohlicher, als ein Mensch, der es wagt, über die gängigen Grenzen hinauszuschauen?

Esoterik – das verborgene wissen von Eva Rosenfelder

Astrobiologie – das kann ja fremd werden von Walter Keller

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it dem Buch «Elefanten im All» über unseren Platz in Raum und Zeit hat er schon bewiesen, dass er über Fremdes - es riecht nicht, man kann es nicht anfassen - verständlich schreiben kann. In einem für diesen Herbst geplanten Buch will der Astrophysiker Ben Moore zeigen, wie und warum es ausserirdisches Leben gibt. Aus dem Ankündigungstext des Verlags Kein&Aber: «Unsere Vorstellungen von Ausserirdischen wurden von der Science-Fiction-Literatur geprägt, aber sind diese Vorstellungen realistisch? Ben Moore verschreibt sich der Astrobiologie,

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dem Forschungsfeld der Herkunft, Evolution und Verteilung von Leben in unserem Universum. In den vergangenen Jahren wurden allein in unserer Galaxie über zehn Milliarden bewohnbare Planeten entdeckt. Die wissenschaftliche Suche nach ausserirdischem Leben ist dadurch zu einer ernst zu nehmenden Disziplin geworden. Doch wie viel können wir von unserem Beobachtungsposten auf der Erde überhaupt erfahren über diese fremden Welten? Könnten Menschen auf diesen Planeten überleben, und wie könnte ‚echtes‘ ausserirdisches Leben aussehen?» Ben Moore (*1966) ist kein Erich von Däniken, sondern seit 2002 Professor für Astrophysik an der Universität Zürich. Moores Forschungsgruppe simuliert das Universum mit speziell dafür hergestellten Supercomputern.

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Hochspannend – Funkschmerz im Schwarzwald

echnologie kann integrierend wirken. Oder uns zu Fremden machen. Ein alltägliches und ein extremes Beispiel. Bahnfahrer kennen die Szene: Ein zu einem grossen Fragezeichen gekrümmter alter Mensch, will am Automaten ein Billet kaufen, versteht aber nur Bahnhof. Dabei erleichtert Technik uns doch das Leben, heisst es allenthalben. Stimmt schon, ­e-banking und Rasenmäherroboter sind praktisch, Hörgeräte wirken integrierend. Aber jede neue Technologie entfremdet uns ein Stück mehr von unserer Heimat, der Natur. Irgendwann werden wir Menschmaschinen sein. Manche Menschen leiden an der allgemeinen Technikeuphorie. Etwa Ulrich Weiner (37). Der einst jüngste Amateurfunker Deutschlands und spätere Kommunikationstechniker leidet an Elektro-Sensibilität. Von einem Funkloch tief im Hochschwarzwald aus koordiniert er die Abschaffung von Handy, WLAN und anderen Strahlenquellen. «Der technische Funk ist ein Angriff auf das Leben. Der Funk muss weg!», lautet seine Botschaft. Weiner ein Spinner? Wohl eher nicht. Die WHO rät, das Handy möglichst selten zu nutzen. Das gelte besonders für Kinder und Jugendliche. Neurologen befürchten, dass wir eine pandemi-

von Andreas Krebs

„Der Funk ist eine Zeitbombe. Und wir Elektrosensiblen eine Art Frühwarnsystem.“ Ulrich Weiner im Schutzanzug.

sche Ausbreitung von Hirntumoren zu erwarten haben, sollte sich der Umgang mit Handy, WLAN und Drahtlostelefon nicht signifikant ändern. Diese Pandemie sei in rund 15 Jahren zu erwarten. Derweil absorbieren Smartphone und Tablet zunehmend unsere Aufmerksamkeit. Sie entfremden uns vom Gegenüber. Und die durch den Äther geschickten Datenmengen werden immer gigantischer. Vor zwölf Jahren hat Ulrich Weiner seine florierende Firma verkauft, einen Wohnwagen erstanden und lebt seither tief im Hochschwarzwald in einem der rar gewordenen «guten Funklöcher». Er hat viele Freunde verloren, kaum Kontakt zur Familie. Er verlässt das Funkloch selten, und wenn, dann nur im eigenartigen Schutzanzug und für kurze Zeit. Technologie hat ihn zum Fremden gemacht innerhalb seiner eigenen Gattung. «Andere versuchen, so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung auszuhalten. Aber davor muss ich warnen», sagt Weiner. Beim Elektrosmog handle es sich um ein heimtückisches Zeitphänomen. «Man kann sich nicht an Elektrosmog gewöhnen. Im Gegenteil. Je länger die Exposition, desto schlimmer. Der Körper erschöpft.» Das Einzige, woran man sich gewöhne, sei der kranke Zustand. «Man hält ihn bald für normal.» Schutz gegen Elektrosmog 1. Über Festnetz statt mit dem Handy telefonieren. 2. Schnurlos-Haustelefone ersetzen. Besser schnurgebundene, magnetfeldfreie Piezotelefone. 3. Kein WLAN im Haus. Internet und TV nur über Festnetz und hausintern über Kabel. WLAN-Funktion am PC deaktivieren. 4. Wenn auf einem Nachbardach oder Nachbargrundstück eine Mobilfunkantenne geplant ist, Einsprache erheben.

Der Fremde unter den Comics von Ondine Riesen

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Jacques Ferrandez: Der Fremde – nach dem Roman von Albert Camus. 2014, Jacoby & Stuart. Geb. S. 128 Fr. 31.05 / 24 €

aum ein Roman hat eine ganze Generation so beeinflusst wie «Der Fremde» von Albert Camus. Die Trägheit der algerischen Wüste, der emotionslose Antiheld Meursault und die Sinnlosigkeit des Lebens wechseln nun für kommende Generationen in die Bilderbuch-Abteilung. Dank dem Comiczeichner Jacques Ferrandez, der Camus‘ Klassiker um eine optische Dimension erweiterte, ist der Stoff als Graphic Novel zwar nicht weniger zermürbend, dafür in der Lektüre bunter geworden.

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5. Keine 80-Prozent-Energie-Sparlampen verwenden. 30Prozent-Sparlampen mit Hochvolt-Halogen-Einsatz. 6. Keine Induktions-Kochherde verwenden. 7. Radiowecker mit Batterie und nicht mit Netzgerät verwenden. Bei Schlafproblemen Netzfreischalter einbauen. 8. Falls sich im Untergeschoss Ihres Hauses eine Trafostation befindet, beim Elektrizitätswerk Abschirmung verlangen. Falls in Ihrer Umgebung eine oberirdische HochspannungsLeitung geplant ist oder aufgerüstet werden soll, Einsprache erheben. Empfehlungen von www.Gigaherz.ch, der Schweizerischen Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener. www.diagnose-funk.org

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Sergia Leone – High Noon in der Landbeiz von Ondine Riesen

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ie Musik verstummt; auch das Barpersonal und die Gäste. Die Luft knistert vor Spannung – nur die Saloontüre schwingt. Die Kamera zoomt zum Grund für den Unterbruch des Courant Normal. Das bin ich: 1,65m klein, unbewaffnet, weiblich, harmlos. Die Szene ist nicht echt, aber das Gefühl schon. Jedes mal, wenn ich eine Landbeiz betrete und sich die Köpfe vom Stammtisch erheben. Ich weiss nicht, was sie bei meinem Anblick denken, aber ich weiss, was sie sehen. Das Erbgut meiner

Eltern: meine durch sie definierte Hautfarbe. Das sieht wohl auch der Autofahrer der «Negere» nach mir ruft. Die Szene macht mich fremd in meiner Heimat. Genauso, wenn das Servicepersonal meint, ein bisschen Käse würde mir doch gut tun, nachdem ich den Teller ohne Mozzarella bestellt habe. Manchmal aber vergesse ich meine unfreiwillige Fremdheit per Hautfarbe: Wenn mich niemand nach meiner vermeintlichen Herkunft fragt, mir Fremdenfeindlichkeit, Minderheiten und Unterdrückung als Themen nicht begegnen, mir niemand in die Haare fassen will, ich nicht in den Spiegel sehe und Handschuhe meine Hände verdecken. Dann bin ich wirklich froh, wenn im «Ochsen» niemand am Stammtisch sitzt.

Krabbeln über alle Grenzen Von Eva Rosenfelder

mmer neue Kleinstlebewesen erreichen Mitteleuropa: sie kommen als blinde Passagiere über die Grenzen – im Schlepptau des Menschen. Ihre raffinierten Abwehrmechanismen und potenten Vermehrungsstrategien haben viele der kleinen Einwanderer gemeinsam. Schlagzeilen machte vor kurzem der Asiatische Laubholzbockkäfer, der verschiedenste Laubholzarten befällt und sie innert weniger Jahre zum Absterben bringen kann. Seinetwegen mussten in mehreren Schweizer Städten befallene Bäume umgehend gefällt werden. Der Käfer wurde im Holz unbehandelter Paletten mit Granitlieferungen aus China eingeschleppt. Die Schweiz hätte im Tessin genug Granitvorkommen – doch der Import aus China billiger ... Blinde Passagiere sind bezüglich ihrer Verkehrswege wählerisch: die Kastanien-Miniermotte etwa – deren eigene Flugleistung nicht mehr als 100 Meter beträgt – benutzt die Lastwagentransporte aus dem Osten und gelangt so in alle grösseren Städte. Der Kleinschmetterling sorgt für braune Blätter im Sommer, schädigt und stört die Rosskastanienbäume empfindlich in ihrem Wachstum. Manche Tierchen haben spezifische Pflanzenvorlieben:

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der ostasiatische Buchsbaumzünsler, der sich seit 2007 ausbreitet, frisst sich im Raupenstadium ausschliesslich durch die Buchshecken und treibt Gartenbesitzer zur Verzweiflung. Parasitologen der Universität Zürich berichteten kürzlich von der Ankunft der Asiatischen Buschmücke in der Schweiz; die invasive Mückenart kann das West-Nil-Fieber übertragen. Für Aufregung sorgt auch die Asiatische Tigermücke. Die Verbreiterin des Dengue-Fiebers sticht – anders als einheimische Mücken – auch tagsüber zu. Die winzige tropische Pharaonen-Ameise vermehrt sich in Gebäuden, verbreitet sich durch Lüftungs- und Leitungsschächte und gilt als gefährlicher Hygieneschädling, da sie Keime, Pilze und Bakterien verschleppt und in Spitälern in medizinische Geräte, Katheter, unter Wundverbände und in Schläuche kriecht, was bei technischen Anlagen Abstürze und Elektrobrände verursachen kann... Ob Asiatische Hornisse, bienenfressender Alptraum der Imker, Hundezecken als Mitbringsel aus dem Mittelmeerraum oder Tropische Rattenmilben im Fell von Nagetieren: Die Invasion der Kleinstlebewesen ist – genau wie Klimaerwärmung, Bodenerosion oder Wuchern der Neophyten genannten „gebietsfremden Pflanzen“ – kein Zufall, der den Menschen ereilt. Vielmehr ist sie ein Spiegel: für die invasivste aller Lebewesen.

Hellohello – zu Bucherer am Schwanenplatz von Hanny Felder

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ie sagen, es stehe in jedem Reiseführer über Luzern. Also gehe ich mit den AsiatInnen zum Löwendenkmal. An Kultur oder Geschichte sind sie wenig interessiert. Sie kommen vor allem zum Shoppen. Der Bucherer am Schwanenplatz ist für Gruppen aus Indien und Fernost das eigentliche Ziel. Da gibt es Uhren. Und doch sind alle Gäste anders. In den ersten Minuten muss ich ihre Bedürnisse spüren. Da gibt es gewaltige Unterschiede! Am strengsten ist es mit nicht motivierten Gruppen oder solchen mit interessierten HistorikerInnen. Fasziniert sind alle davon, wie Luzern gelegen ist: Dass wir hier Baden, Wandern, Skifahren und Einkaufen können. Sie staunen und finden es wahnsinnig schön. Auch wenn mich jemand auf der Straße grüsst, den ich kenne, finden sie das unglaublich. Kirchenbesuche sind heikel. Da frage ich erst, ob sie das möchten. Arabische Gruppen sagen eher nein. Indische Gruppen sind auch nicht besonders erpicht. Wie gesagt: Shopping ist Trumpf! Manche Russen sind eher introvertiert, während ChinesInnen «hello hello» kreischen und lachen. Schade, dass sie sich als Gruppe bewegen. Sie machen keinen Schritt alleine. Bei ihnen denke ich manchmal, dass sie überfordert sind. Als wären sie auf einem anderen Planeten gelandet. Aufgezeichnet von Ondine Riesen

Hanny Felder 51, Tourismusfachfrau HF, arbeitet seit 30 Jahren im Tourismus und macht seit acht Jahren Stadtführungen in Luzern.

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Mona Ahmed – Aussenseiter ohne Geschlecht

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von Walter Keller

ew Delhi, ein Friedhof. Auf ihm lebt der Eunuch Mona Ahmed. Sie schaut mich an und durch mich hindurch. Zu Mona geführt hat mich die indische Fotografin damals im Jahr 2000 noch unbekannt. Sie kennt Mona schon lange und fotografiert sie bis heute. Ihre Bilder zeigen das tägliche Leben eines Eunuchen und ihrer Kolleginnen, ihre Rituale und Zeremonien, die Lebensräume, die Parties, aber auch die vielfach triste Realität des Alltags am Rande der indischen Gesellschaft. Bevor ich wieder abreise, beschliessen wir, dass Mona Dayanita regelmässig E-Mails diktieren wird und wir aus diesen Texten und Bildern von Dayanita ein Buch machen wollen. Es soll Myself Mona Ahmed heissen, erscheint auch tatsächlich, ist aber inzwischen vergriffen. Darin erfährt man die Geschichte von Monas Kastration, die Jahre in der Gemeinschaft der Eunuchen, und auch wie ihr die Adoptivtochter Ayesha weggenommen wird. Sie berichtet von der darauffolgenden Trennung von der Gemeinschaft der Eunuchen und von ihrem Leben auf einem Friedhof in New Delhi. Um Mona Ahmeds eigene Stimme zu be-

wahren, wurden die im Buch abgedruckten EMails soweit als möglich im Originalzustand belassen. Myself Mona Ahmed ist ein intimer Bericht von einem Menschen, der als Aussenseiter unter Aussenseitern am Rande lebt. Sensibel und einfühlsam zeigen Dayanita Singhs Bilder Szenen aus einer uns fremden Welt. Mona Ahmeds englische Texte sind ungeschönte, kraftvolle Dokumente und ihre Geschichte gilt auch als Analogie für all jene, die in der «normalen» Gesellschaft keinen Platz finden. Wer sich für Monas unglaubliche Geschichte interessiert, schreibt ein E-Mail an den Zeitpunkt und erhält ein pdf mit dem englischen Text des Buches. Um Bilder aus dem Leben Monas zu sehen, einfach im web suchen nach: Dayanita Singh Myself Mona Ahmed. Man wird reich beschenkt.

Exorzismus – Suche nach dem Tor zum Himmel von Eva Rosenfelder

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ief im Urnerland, dort wo bärtige Nachfahren von Willhelm Tell durch die Wälder stapfen und das Wasser frisch aus dem Berg sprudelt, wirkt der 84jährige Joseph Stadler als Gebetsheiler. Er arbeitet mit Gebeten, Gedanken und der Vorstellungskraft, legt die Hände auf und treibt, wenn es sein muss, auch den Teufel aus. Nicht er sei es, der solches vermöge. Er sei nur ein kleiner, schwacher und sündiger Mensch. «Ich muss den heiligen Geist auf mich lenken, rufe ihn von Herzen an. Ich

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kann nur bitten und voll vertrauen. Er muss das ‚Wort sprechen‘ und die Betroffenen ab und zu ein Vaterunser beten, damit die Umherirrenden bald ihre Ruhe finden und das Böse gebannt wird.» Die Liebe sei das grösste Wunder, das uns geschenkt wurde. Der himmlische Vater lege grossen Wert auf die Liebe. Darum würden Neid, Hass und Eifersucht streng bestraft, denn sie seien vom Teufel . «Man muss sich nicht wundern über die Seelen, die keine Ruhe finden und umherwandern, denn sie finden das Tor zum Himmel nicht.» Solche ruhelosen Seelen gelte es zu bannen. 45 Sommer hat Joseph Stadler als Schaf- und Rinderhirte hoch über den Alpen verbracht. «Da sind die unerlösten Seelen, welche unzählige Tie-

re zum Absturz bringen. Ganze Heerscharen irren in den Bergen herum, kein Pfarrer würde mir das je glauben.» Doch er habe sie selbst gesehen, und oft habe er gebetet für diese Seelen. Viele Menschen, die zu Stadler kommen, finden Erleichterung. Etwa jenes «Meiteli», das nicht schlafen konnte. In seinem Zimmer nahm Stadler eine «arme Seele» wahr. «Chasch mi scho fröschtele», sagte er, «aber i ha kei Angscht vor dir.» Er versprach, für sie zu beten. Noch am selben Abend schlief das Kind problemlos in seinem Zimmer ein. Täglich bitten ihn bis zu zwanzig Leute um Hilfe und noch immer ist die Kraft da zu helfen. Geld würde er dafür nie verlangen. «Das Geld wurde von Judas verflucht. Wenn es ein

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Sein-Modus – vom Trainingzur Achtsamkeit von Lioba Schneemann

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ennen Sie sich? Wissen Sie, wer Sie sind und was Sie wirklich antreibt? Blöde Frage, wird manch einer denken, doch was wir zu kennen glauben sind angelernte Muster. Wir erzählen uns Geschichten über die Beschaffenheit der Welt, von denen wir glauben, sie seien wahr und erschaffen uns so unsere eigene Realität. Was uns antreibt, entspricht oft nicht unserem inneren Wesen, sondern dem, was von uns vermeintlich erwartet wird. So leben wir nicht unser Leben, sondern sind fremdgesteuert. Hier hilft die Kultivierung von Achtsamkeit – absichtsvolle, nicht urteilende Aufmerksamkeit im jetzigen Moment. Achtsam sein heisst, alles, was geschieht ohne Bewerten und Urteilen wahrnehmen und annehmen. Hinsehen, Hinspüren, Sein-Lassen. Keine Reaktion, kein Widerstand.

der Schwede aus Zurzach von Philippe Welti

Jon Kabat-Zinn, Begründer der MindfulnessBased Stress Reduction schreibt: «Achtsamkeit erinnert uns daran, dass es möglich ist, durch die Anwendung von Aufmerksamkeit und Gewahrsein von einem Modus des Tuns zu einem Modus des Seins überzugehen.» Und wenn wir etwas aus dem Sein-Modus heraus tun, erschöpfen wir uns kaum. Wer Beobachter seiner selbst wird, wird sich auf eine neue Weise begegnen. Das kann sich zunächst fremd anfühlen, denn das Sein sowie das Erleben der direkten Erfahrung sind neu für uns. Und alles Neue macht erst einmal Angst. Schliesslich aber wird uns dieses «Fremde» vertraut werden. Glücklicherweise, erklärt Kabat-Zinn, kultivieren wir mit dem Training der Achtsamkeit eine Fähigkeit, die uns schon innewohnt. Viele Menschen sagen darum: Ich komme heim. Wir erkennen zunehmend, wer wir sind und lernen, unser Leben in unsere Berufung hinein zu leben.

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ch bin Schweizer. Das dachte ich jedenfalls. Heute weiss ich, dass ich aus Schweden stamme. Bloss: Keiner meiner Vorfahren kommt von dort; adoptiert wurde ich auch nicht.

Mein Stammbaum reicht zurück bis ins Jahr 1586. Wir Weltis stammen ursprünglich aus Zurzach im Aargau, und ich bin in direkter Linie mit dem Reformator Huldrych Zwingli verwandt. So weit die bekannten Fakten. Doch ich wollte mehr über meine Herkunft wissen. Anhand einer Speichelprobe liess ich mein Y-Chromosom, das mich zum Mann macht und das seit Generationen an die Söhne und schliesslich an mich weitergegeben wurde, untersuchen. Resultat: Ich bin ein Wikinger. Die Mutationen auf meinem Y treten in dieser Form fast nur in Schweden auf. Damit gehöre ich zu den fünf Prozent der Schweizer Bevölkerung, die genetisch aus Skandinavien stammen. Wie kam es dazu? Mit der These, dass uns ein Schwede ein Kuckuckskind in die Familie gelegt hat, stosse ich auf taube

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Die Autorin hilft Menschen, sich zu entspannen und achtsamer zu leben. Sie gibt Kurse im Raum Liestal und Umgebung. www.schneemann-entspannt.ch

Ohren. Ich halte es für gut möglich, dass auf dem europaweit bedeutenden Messeplatz Zurzach vor Hunderten von Jahren ein Schwede unbemerkt eine Welti-Frau schwängerte. Vielleicht frass aber auch während des 30-jährigen Krieges ein Mitglied des schwedischen Heeres, das 1634 visà-vis von Zurzach auf deutscher Seite des Rheins stationiert war, in einem Welti-Gärtchen etwas unter dem Haag durch. Eine schlichtere Erklärung: Meine Vorfahren kamen bereits während der Völkerwanderung im 8. Jahrhundert in unsere Gegend. Der Gentest gibt darauf keine Antworten. Aber ich freue mich, dass ich nun auch noch Schwede bin – beispielsweise sportlich: Vor einem Jahr im Final der Eishockey-Weltmeisterschaft zwischen Schweden und der Schweiz war schon vor dem Spiel klar, dass ich zu den Siegern gehören würde. Ich, eher der südlichen Lebensart zugetan, ein Schwede? Wenn sich mein Sohn mal wieder an der Comic-Figur «Wiki und die starken Männer» nicht sattsehen kann, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Klar - auch er muss ein schwedisches Gen haben.

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Morbus Crohn – eine innige Feindschaft von Andreas Krebs

Heidegger – ohne Schwarzen Pullover von Walter Keller

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ieht man Gott, den philosophischen Idealismus und das naturwissenschaftliche Weltbild ab, was bleibt dann übrig? ICH. Und nur ich, «die nutzlose Passion», wie der französische Philosoph Jean-Paul Sartre sagte. Nicht weiter erstaunlich, dass der Existenzialismus mit Begriffen wie «Nihilismus» verbunden wird. Und mit einer Freiheit, die mein Problem ist, als mir zutiefst fremd Seiender und Handelnder. Was aber tun in dieser einsamen, entsetzlich ungeschützten Ausgangslage? Zum Freidenker werden? Zum libertären «Was soll’s»Strizzi? Oder zum Suchenden nach dem letzten Sinn, der die Suche bewusst aufgibt, weil er sein Leben ohne Gott und metaphysische Heimatduselei trotzdem leben will? Martin Heidegger lesen, den Chef der Existenzphilosophie? Auch, ja. Aber: Das Spannendste am Existenzialismus sind nicht seine Erkennungszeichen der frühen 1960er Jahre – schwarze Pullover, Hornbrille und finsterer Blick –, sondern: Wenn du schon existierst ohne Sinn und Zweck, dann «mach was draus». Verlorene Seele heisst nicht Verzweiflung. Sondern Verantwortung.

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mmer mehr Menschen leiden an Autoimmunerkrankungen. Über die Ursachen wird gerätselt.

Facettenreich, rätselhaft, die Lebensqualität beeinträchtigend und bis heute nicht heilbar: Morbus Crohn, Psoriasis, Multiple Sklerose oder Zöliakie zählen zu den häufigen der rund 60 bekannten Autoimmunerkrankungen. Dabei greift das Immunsystems körpereigenes Gewebe an, als ob es zu bekämpfende Fremdsubstanzen wären. Dadurch kommt es zu schweren Entzündungsreaktionen, die zu Schäden führen, bei Polyarthritis zum Beispiel am Gelenkknorpel. Als Ursachen vermutet werden die unnatürliche Lebensweise des modernen Menschen sowie Umwelteinflüsse wie Amalgamvergiftungen, Impfschäden oder Elektrosmog; auch der bedenkenlose Grosseinsatz von Antibiotika, Erbfaktoren, negative Emotionen und Stress stehen in Verdacht. Abhängig vom Krankheitsbild verschreiben Ärzte Medikamente, die wenigstens die Symptome bekämpfen. In der Naturheilkunde werden oft Apis, Weihrauch und kolloidales Silber ein-

gesetzt. Durchaus mit Erfolg. Aber auch die Naturheilkunde kann nicht an die Wurzeln gehen, solange die Ursachen nicht bekannt sind. Verlassen wir das Terrain der Spekulationen. Wissenschafter haben Tausende Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz, in Österreich und Süddeutschland untersucht und herausgefunden, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, fünfmal weniger Asthma und Heuschnupfen haben als Stadtkinder. Worin genau der Schutz für die Kinder besteht ist noch unklar. Entscheidend sein könnte eine komplexe Mixtur: die Artenvielfalt an Mikroben um, an und in uns (siehe S. 10). Für das Immunsystem ist ein früher Kontakt mit Keimen wichtig, um Abwehrkräfte auszubilden und zu stärken. Deshalb sollten wir leichte virale Infekte wie Schnupfen nicht unterdrücken, weder durch allopathische noch durch naturheilkundliche Mittel. Denn solche Infekte stimulieren und stärken das Immunsystem. Ebenso Yoga, Meditation oder tägliche Spaziergänge. Und ein gut trainiertes Immunsystem schützt nicht nur vor Allergien, sondern wahrscheinlich auch vor Autoimmunerkrankungen. Wobei wir wieder auf dem Feld der Spekulationen gelandet sind. Dr. med. Jörn Klasen: «Autoimmun-Erkrankungen», Verlag Trias, ISBN 978-3-8304-3820-5, ca. Fr. 33.—

Internet – schmoren im eigenen saft

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von Christoph Pfluger

as Internet ist angetreten, uns mit der grossen weiten Welt zu verbinden. Aber wir stehen bereits mitten in einem Prozess, der in die Gegenrichtung führt. Im Bemühen um Relevanz optimieren die Suchmaschinen die Ergebnisse nach unseren persönlichen Vorlieben, die sie aus unseren Spuren im Internet herausfiltern. Das Ergebnis sind Suchresultate mit Wohlfühleffekt. Alles Fremde wird herausgefiltert. Da ist nicht einmal böse Absicht im Spiel, sondern nur die Überlegung, dem User zu bieten, was er will und damit auch ökonomisch zu punkten. Die Datensammlerei im Netz hat giganteske Formen angenommen. Die kaum bekannte US-

Firma Acxiom hat von 95 Prozent der Amerikaner Daten mit durchschnittlich 1500 Informationen. Wenn jemand auf einer Reiseseite surft und sich für einen Transatlantikflug interessiert, dann wird diese Information an Acxion verkauft, der sie an den Meistbietenden versteigert. Die Fluggesellschaft, die den Zuschlag erhält, platziert dann Werbung für den gewünschten Flug auf den Websiten, die der Surfer in der Folge besucht. All dies geschieht in weniger als einer Sekunde. So schmoren wir im Internet, das uns die Befreiung von den Institutionen versprochen hat, im eigenen, von Algorithmen gesteuerten Saft. Am Ende dieser Entwicklung leben wir, der Welt fremd geworden, in unser eigenen Blase.

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Glück – vom Outsourcen der Heimat von Walter Keller

n der heutigen Welt gehen alle ständig auf Abenteuer- bzw. Urlaubsreise: meist weit weg, in ein anderes Land. Unterwegssein wird zum Alltag. Das kann zum Drang werden. Und dieser zur Sucht nach Fremdheit. Für manche ist das Reisen in anderen Kulturen ein überlebenswichtiges Element. Der Gemütszustand wird mit Glücksmomenten wieder aufgeladen. In reichen Ländern wie der Schweiz wird Weggehen auch oft als die positive Kehrseite vom Alltags- bzw. Arbeitsleben angeschaut. Die Reise wird so zur Ressourcerie. Unbekanntes wird ungezwungen entdeckt, im ständigen Wissen «back home» eine Heimat, eine Familie, eine vertraute Umgebung zu haben. Zurück in dieser fühlt man sich gestärkt. Und wieder bereit für den Überlebenskampf, wie es manche Reisesüchtige nennen – meistens im Hinterkopf schon die nächste Reise in Aussicht. Es ist ein unaufhörlicher Kreislauf. Ihn zu stoppen fast unmöglich. Im Extremfall drückt sich dieser in Rastlosigkeit aus.

Unfruchtbar – das geschenkte Kind

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ls ich entschied, mein nächstes Kind zu verschenken, habe ich in Japan gelebt. Ich hatte schon zwei Töchter mit meinem japanischen Mann und es schmerzte mich, ein befreundetes Ehepaar ohne Kinder zu sehen. Sie war Schweizerin wie ich, ihr Mann Japaner. Die Menschen sind eine Lebensfamilie, wir sind alle Geschwister. Ein zentraler Teil des Lebens ist für mich, dass man eine Familie gründet und sich als Eltern entdeckt. Eines morgens hatte ich eine Offenbarung. Eine irrsinnig grosse Freude überkam mich und die Überzeugung, dass ich ein Kind für meine Freunde haben werde. Es war trotz ihres Erstaunens nicht schwer, die Beteiligten von meinem Plan zu überzeugen. Wir haben auch umgehend alle Nachbarn und Bekannten darüber informiert, dass unser nächstes Kind für die kinderlosen Freunde bestimmt

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Der amerikanische Comedian George Burns (1896-1996) sagte zu Lebzeiten: «Glück ist eine grosse, wunderbare, liebende Familie zu haben – in einer anderen Stadt.» Er dreht den Spiess also um: Er verlegt seine Familie, seine Heimat, die vertraute Umgebung ins Fremde. Weit weg von ihm. Warum? Um sie aus der Distanz wertschätzen zu können. Vielleicht. Oder um nicht ständig den familiären Alltagsreibereien zu verfallen. Oder um den Besuch der Familie, der Heimat zum Abenteuer werden zu lassen. Und – vielleicht – um das Gewohnte von anno dazumal als das neue Fremde wiederzuentdecken. Beide Lebensweisen sind wahrscheinlich bewusst gewählte, emotionale Herausforderungen. Das Navigieren zwischen zwei (Kultur-)Welten ist aufregend und reizt. Beides erlaubt uns aber vor allem eines: zu sich selbst zu finden! Ob man nun permanent oder nur vorübergehend, für einige Wochen oder Monate von seiner Heimat, der Familie und der vertrauten Umgebung weg ist. Fernweh ist so gesehen auch Heimweh.

von Chantal Chételat Komagata

ist. Das war von Anfang an offen deklariert. Wir wollten keine Geheimnisse – schon gar nicht vor dem Kind. Ich weiss genau, wann ich das Kind empfangen habe. Es war nach der Geburt unseres Sohnes, als ich wieder schwanger werden konnte. Es hatte an dem Tag heftig geschneit. Mein Mann war vom Schneeschaufeln zu müde, um aktiv zu sein; also habe ich mit der Hand nachgeholfen. Ich bin eine sehr ungeduldige Person, daher bin ich zielorientiert an die Sache rangegangen. Während der ganzen Schwangerschaft, wusste ich immer, dass das nicht mein Kind ist. Kinder gehören keinem. Ich sehe sie als Resultat der Liebe der Eltern; als Resultat für die Zukunft. Es war kein komisches Gefühl, das Kind in mir wachsen zu fühlen. Im Gegenteil: Ich war glücklich und stolz darauf. Nach der Geburt sind die Gefühle über mir zusammengebrochen. Ich habe geweint und geweint. Einerseits fühlte ich die Aufopferung, etwas so Wertvolles herzuge-

ben, andererseits war da ein Gefühl, etwas getan haben zu dürfen, was grösser ist als ich. Es war ein wunderschönes Gefühl, was ich nicht anders beschreiben kann, als Gottes Herzen gespürt zu haben. Der Junge ist heute 18. Er ist nicht viel jünger als unser Sohn. Die Familie ist gleichzeitig wie wir in die Schweiz zurück gekehrt. Wir leben nicht sehr weit voneinander entfernt. Wir gehen zusammen in die Ferien und besuchen uns regelmässig. Ich weiss nicht, ob der Junge die Geschichte seinen Freunden erzählt, aber wir haben keine Angst es zu erzählen. Wenn junge Menschen auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern über eine anonyme Samenbank gehen müssen, finde ich das fürchterlich. Dieses Kind muss nie auf die Suche gehen. Aufgezeichnet von Ondine Riesen

Chantal Chételat Komagata lebt in Biel und hat zwei Familien gegründet.

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Back from Jericho – Der Blick vom Doppelstöcker von Susanne Triner

Ohrensausen – Pfeiffen im Wald von Paul Scheidegger

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ie bei vielen anderen hat mein Tinnitus, die Wahrnehmung von Geräuschen ohne Quelle, mit einem Schalltrauma begonnen. Anlässlich eines Rockkonzertes vor etwa 15 Jahren stand ich zu nahe an einem Lautsprecher und hatte nachher ein Rauschen und sehr hohe Töne im rechten Ohr. Da ich annahm, dies würde abklingen, wartete ich recht lange – zu lange – bis ich zu einem Ohrenarzt ging und die Diagnose Gehörschaden mit Tinnitus erhielt. Für eine medikamentöse Behandlung war es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät. Ich lernte verschiedene Therapieformen kennen - auch meine eigene, langjährige Psychotherapieausbildung. Sie halfen wenig bis nichts. Inzwischen hatte sich der Tinnitus auf beide Ohren ausgedehnt, was ich als angenehm empfand. Mir wurde klar, dass es keinen Sinn macht, gegen den Tinnitus zu kämpfen – er ist ein Teil von mir. Aber was kann ich damit anfangen? Als Kind hatte ich einmal gehört, tibetanische Mönche seien in der Lage, sich einen extrem hohen Ton vorzustellen und damit ihr Leben zu beenden. Dazu hatte ich keine Lust. Doch aus dieser Erinnerung kristallisierte sich eines Tages unerwartet der Satz: Das Gleissen der Sterne tötet mich. Ja, das war es, das Gleissen der Sterne. Damit hatte der Tinnitus nun einen Namen und zeigte mir eine Verbindung in eine ganz andere Dimension auf. Heute kann ich gut damit leben. Die meiste Zeit vergesse ich ihn. Wenn ich eine monotone Tätigkeit ausführe, mich langweile oder zu viel Stress habe, meldet er sich erneut. Wird es mir zu laut, sage ich mir: Da ist wieder viel los im Universum!

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uerst war ich fremd, im Land, das Heilig genannt wird. An der Seidenstrasse gelegen, regte die Stadt, in der ich wohne, die Wünsche der Eroberer schon immer an. Sie hinterliessen ihre Spuren in Form von Palästen, die heute von Touristen besichtigt werden können. Spuren aus Ost und West, Nord und Süd finden sich auch in den Gesichtszügen der einheimischen Bevölkerung. Von dunkelhäutigem Kraushaar mit gazellenhaften Gliedern über die rothaarigen, stark gebauten ‘Kreuzfahrer’-Typen, bis zum ‘Albino’ mit stahlblauen Augen, trifft sich die globale Welt am tiefsten Punkt der Erde seit Generationen.

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Gewöhnt an schweizerische Höflichkeit, fühlte ich mich anfangs fremd, wenn das laute, palästinensische Leben um mich tobte. Es war schwer auszumachen, wie sich das Miteinander in den Strassen Jerichos fortbewegte. Mit Koffern hoch beladene Taxis suchen ihren Weg zur Grenze, indem sie bei jedem Hindernis hupen; Strassenhändler schieben ihre Wagen vor sich her und preisen laut ihre Waren; Schulkinder, oft zu zweit auf einem Fahrrad sitzend, fahren lachend und miteinander schwatzend durch das Chaos und finden sich doch irgendwo in Gruppen, um der Schule entgegen zu gehen. Das Tonband, das den

Adhan, den Gebetsruf des Muezzins über die Dächer verbreiten soll, knackt defekt vor sich hin, der Imam schläft wohl noch. Vor dem Kaffeehaus sitzen die Männer in Reihen, reden über Gott und die Welt, oder träumen noch vor sich hin, während sie ihren Schwarztee mit frischer Minze trinken. Die Frauen leeren noch im Schlaf- oder Hausrock die Wassereimer vor dem Haus und besprechen sich mit Nachbarinnen. Ich gehe durch die Strassen und grüsse freundlich. Dann sitze ich eines frühen Morgens im oberen Teil des Inter-City Zuges im Zürcher Hauptbahnhof und warte darauf, nach ‘Hause’ zu gelangen. Ich habe einen Nachtflug hinter mir, bin müde und schaue gelangweilt aus dem Fenster. Unter mir bewegt sich eine endlose, schwarze Schlange dem Ausgang zu. Ich staune über die angepassten Schritte und das fast lautlose Miteinander der Menschenmenge, die sich gesittet an ihren Arbeitsplatz bewegt. Es hatte etwas Gespenstisches an sich, wie von fremden Händen gelenkt. Ich bin in der Fremde angekommen.

Susanne Triner ist die Gründerin von Together to One – Zukunft zum Mitmachen. Angefangen hat sie am tiefsten Punkt der Erde, in der ältesten Stadt der Welt: Jericho. www.together21.org / www.adoptapalm.com

• «Fremde unter Fremden sind: Wenn Fremde über eine Brücke fahren und unter der Brücke fährt ein Eisenbahnzug mit Fremden durch, so sind die durchfahrenden Fremden Fremde unter Fremden.»

Karl Valentin

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Fremdfreundlich – Begegnung ohne Vorurteile Thomas Gröbly im Interview mit Maria-Christina Eggers

ie kann ich fremdenfreundlich sein und werden? Das Wort «fremdenfreundlich» gefällt mir. Es enthält «Freund» und «fremd». Ein Freund, eine Freundin ist jemand Bekanntes, dem ich vertrauen kann. ‚Fremd‘ bedeutet zunächst nichts anderes als unbekannt. ‚Fremdenfreundlich‘ heisst für mich: «Ich mache mir das Unbekannte vertraut». Vertrautheit wächst über Begegnung. Menschen beginnen, aus ihrem Leben zu erzählen. Das sind immer wieder bewegende Geschichten, die erfreuen, erschüttern, Staunen auslösen. Wenn es im Hören und Erzählen zu einer Berührung der Herzen kommt, zählt nur noch eines – das Mensch-sein. Das ist mir nicht fremd.

Wie begegne ich anderen Menschen, ohne zu werten? In Sekundenschnelle nehmen wir einen Eindruck auf. Das kann von Sympathie über Antipathie bis hin zur «Liebe auf den ersten Blick» reichen. Jeder Eindruck löst etwas in mir aus. Ich werte. Wichtig ist, mir mein Werten, Bewerten, Abwerten bewusst zu machen, dann kann ich es korrigieren – oder vertiefen. Das geht am besten, wenn ich in der Begegnung ganz präsent bin, mit der vollen Aufmerksamkeit beim anderen und bei mir. Ich kann mir das Werten auch zunutze machen, indem ich meine Aufmerksamkeit lenke. An und in jedem Menschen ist Schönheit. Jeder war einmal ein Kind. Wenn ich mit dem Blick darauf durch den Alltag gehe, werde ich manchmal mit einem Lächeln von Fremden belohnt.

Wie kann ich dem Fremden in mir freundlich begegnen? Mal ganz abgesehen von fremd – mir selber freundlich zu begegnen ist eine Kunst. Mich annehmen, so wie ich (nun mal) bin; mich lieben; mir selber verzeihen können. Wer Glück hat, bringt dazu die Basis aus dem Elternhaus mit, für andere ist es ein steiniger Weg. Und dann erst «das Fremde» in mir? Da taucht etwas auf, das mich denken lässt: «So kenne ich mich nicht». Meistens geschieht das im Kontakt: Jemand spiegelt mir etwas, löst etwas in mir aus. Kontakt heisst Überprüfung, das ist es, was mir hilft. Im Gespräch mit einer Freundin, einem Freund, taste ich nach dem Fremden. Im Austausch bekommt es einen Namen: Ich beginne zu verstehen. Ich bin nicht alleine damit. Und vielleicht entsteht dann in mir etwas Neues, das ins Leben drängt. Maria-Christina Eggers, Psychologin, Mitglied im Katharina-Werk (ökumenische Gemeinschaft mit interreligiöser Ausrichtung); lebt in Luzern in einer spirituellen Wohngemeinschaft (Meditationszentrum Offener Kreis).

Wenn du wissen willst, wohin du gehst… von Stephan von Rohr

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Mit ungefähr acht Jahren gab ich meinem Vater den Namen «Fintli». Dem Wort «Finte» war ich wohl bei Karl May zum ersten Mal begegnet. Eine konkrete Aussage wollte ich damit allerdings nicht verbinden; es geschah ganz instinktiv, und der Name wurde von der Familie übernommen! In der Pubertät, wenn das Nachdenken über sich selbst einen grossen Stellenwert einnimmt, wollte ich einmal von meiner Mutter wissen, ob mein Vater auch mein wirklicher Vater sei. Sie erledigte die Frage mit der Bemerkung, ich hätte wohl ein Hirngespinst. Doch das Gespinst liess mir keine Ruhe, drei Jahre später hakte ich nach. «Jetzt kommst du schon wieder mit der komischen Frage» war ihre Antwort. Meine Antwort war, dass ich von der nach innen und

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aussen an sich harmonischen Familie weg- und in die Welt hinauszog. Ich war für das IKRK in Kambodscha, studierte in Kalifornien Fotografie, chauffierte in Genf amerikanische Würdenträger herum und kehrte nach 25 Jahren wieder in meine Heimatstadt zurück. Eines Tages schlich ein gepflegt gekleideter älterer Herr in einem Supermarkt um mich herum und beobachtete mich aus dem Augenwinkel. Schliesslich sprach er mich an – er könne nicht anders –, sagte, ich gleiche seinem besten Freund aufs Haar und gab mir seine Visitenkarte. Tags darauf traf ich ihn und er erzählte von meinem wirklichen Vater, einem Ökonomen, der drei Jahre nach meiner Geburt die Schweiz verliess, in Texas ein Geschäft aufbaute und 1984 starb. Diesmal reagierte meine Mutter mit einer Gegenfrage: «Wie soll er denn heissen?» Als ich den Namen nannte, beseitigte ihre starke, aber wortlo-

se Reaktion jeden Zweifel. Für eine Aufarbeitung war es mittlerweile zu spät. Mein Namensvater war bereits dement, meine Mutter starb ebenfalls bald darauf. Für mich war die Erkenntnis jedoch ein Jackpot: Meine ständigen Selbstzweifel hatten ein Ende, ich erhielt eine neue Familie und konnte mit meiner über hundertjährigen Grossmutter Weihnachten feiern. Mein Tipp an Eltern in einer ähnlichen Situation: Ehrlichkeit! Als unerkannter Fremdling vergeudet man nur seine Lebenszeit. Wenn du wissen willst, wohin du gehst, musst du wissen, woher du kommst.

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Heimat – ist machbar von Urs Weth

Familiennachzug – die verbotenen Kinder von Walter Keller

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as Buch «verbotene Kinder» ist in den Medien schon vorbesprochen worden und eine lohnende Lektüre. Es berichtet von versteckten Kindern in der Schweiz: Kindern von Saisonniers, welche die Nachbarn nicht sehen durften. Radio SRF hat dazu eine spannende Sendung gemacht, die mit folgendem Link abgerufen werden kann: www.srf.ch/sendungen/kontext/ kastenkinder-versteckt-und-alleingelassen. Ein wenig reisserisch, aber in der Sache nicht falsch, schreibt der Rotpunktverlag in seiner Ankündigung: «Weil der Familiennachzug für die italienischen Saisonniers in der Schweiz verboten und auch für die meisten Jahresaufenthalter praktisch unmöglich war, standen sie vor der Entscheidung: entweder die Kinder ‚am Telefon aufwachsen’ hören – oder aber sie mitnehmen, was bedeutete, sie vor den Behörden zu verstecken. Marina Frigerio lässt diese ‚verbotenen Kinder’ erzählen. Wie fühlt sich das an als Kind, die meiste Zeit eingeschlossen daheim und ohne Kontakt zu anderen Kindern, was macht eine solche Situation mit einer Familie, und wie findet man trotzdem seinen Weg?»

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eimatgefühle kennt wohl jede und jeder von uns. Das Gefühl, mit einer Landschaft, mit Menschen, mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen verbunden zu sein, gehört zu unseren wichtigsten Grund-Empfindungen. Wenn emotional bejaht, können mehrere Orte für ein bestimmtes Individuum Heimat werden. Auf ähnliche Weise entstehen nicht-ortsgebundene Heimatgefühle (wie das Sich-HeimischFühlen in einer Sprache). Umgekehrt ergibt sich aus einer Auflösung neuronaler Strukturen im Zuge einer Demenzerkrankung oft ein Gefühl der Heimatlosigkeit, und zwar auch dann, wenn sich in der Umgebung des Erkrankten objektiv nichts Wesentliches verändert hat. Es gibt, neben der räumlichen, auch eine geistige Heimat, und diese ist durchaus flexibel. Manche können oft und ohne Probleme ihre räumliche Umgebung wechseln und sich bestens in die neue Umgebung integrieren. Andere sind dazu weniger in der Lage. Woran liegt diese Fähigkeit? Kann man sie schulen, oder ist sie, wie meistens im normalmedizinischen Kontext, schlicht «genetisch

bedingt»? Die Roma z.B. tragen gemäss solchen Vorstellungen diese Fähigkeit sozusagen als «Wander-Gen» schon in sich. Die Frage der Wandelbarkeit unserer geistigen Veranlagung ist, vor allem in der Neurologie, ein vieldiskutiertes Thema der letzten Jahrzehnte. Und der Schluss, der aus vielen Forschungen gezogen wurde, ist eindeutig: Unser Gehirn ist extrem wandelbar! Das bedeutet, dass unser Denken nicht per se abhängig bleibt von sogenannten psychologischen und sozialen «Altlasten». Die Bedingungen für eine Veränderung liegen also in uns selbst. Wir selbst können es beeinflussen, ob uns unsere Automatismen durchs Leben begleiten, bis dass der Tod uns von ihnen scheidet. Heimat ist also in uns. Es ist ein innerer Zustand, der weder vom Raum, noch von der Umgebung, und auch nicht von Menschen oder Verhältnissen abhängig ist, sondern einzig und alleine von dem, was wir daraus machen. Wir können demnach in jedem Augenblick die Zukunft verändern. Und Heimatgefühle entwickeln.

Urs Weth ist Psychotherapeut in Basel und Autor mehrerer Bücher, u.a. «Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz» und «Lebendige Prozesse».

Leonard Riegel leonardriegel.de

Marina Frigerio: Verbotene Kinder —Die Kinder der italienischen Saisonniers erzählen von Trennung und Illegalität. 2014, Rotpunktverlag 184 S. CHF 29,00 € 23,50.

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Weltenbummeln – von Fremdsucht getrieben von Thomas Dönnebrink

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ch bin sieben Jahre lang durch etwa 70 Länder gereist, mein Motto war: Ohne Flugzeug und ohne Geld einmal um die Welt. Das ist ökologischer und verlangsamt. In der Türkei blieb ich knapp fünf Jahre hängen, die reine Reisezeit betrug also gut zwei Jahre. Schon als Schüler war ich unter anderem in Israel, unter meinem Abizeitungseintrag stand «Globetrotter». Nach dem Abitur trampte ich bis zum Nordkap, danach arbeitete ich in den USA bei einer Menschenrechtsorganisation, kam so durch 25 US-Staaten und per Autostopp und Öffentliche Verkehrsmittel durch Mexiko, Belize, Honduras, Guatemala, El Salvador. 2001 fuhr ich rund 4'000 Kilometer mit dem Velo von Westfalen bis Gibraltar. Jobbte zwi-

schendurch, etwa als Rezeptionist auf einem Campingplatz. Danach fuhr ich auf einer Nussschale mit Segeln durch die Biskaya und bei Nebel ohne Radar durch den Ärmelkanal, man konnte nicht mal das Vorschiff sehen. Von England aus ging es zu den Kanaren und mit einem Zweimaster über den Atlantik. Drei Wochen nur blau und weiß. Dann fast ein halbes Jahr Karibik. Ich war damals ziemlich abgebrannt. Doch durch Rumfragen in einer schummrigen Bar hatte ich binnen eines Tages einen Job an einem Empfang, eine schöne Wohnung, einen alten Lada und ein Mobiltelefon. Das nahm mir jede Existenzangst: Irgendwas geht immer. Nach zwei Monaten befiel mich dennoch der Inselkoller. Mit einem Einmaster segelte ich über den Atlantik zurück auf den Kontinent. Ein norwegisches Schiff hinter uns fuhr direkt in einen Wal hinein. Nach nur zwei Wochen zuhause in Münster, radelte ich gleich wieder los. Diesmal in die andere Richtung - die Donau entlang. Österreich, Ungarn, Serbien, Bulgarien, Griechenland, bis in die Türkei, etwa 3'500 Kilometer. Zwei Jahre arbeitete ich in Istanbul als Deutschlehrer. Zwischendurch ging es über Syrien und Jordanien in den Irak. Dann sechs Monate Asien über Land: Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisien. Durch die Wüste Gobi über Peking

nach Laos und Thailand, wo uns fast der Tsunami erwischt hätte. Zurück in der Türkei arbeitete ich mit einer türkischen Filmemacherin an einem Kinderfilmprojekt: «In 13 Episoden um die Welt», welches durch einen Unfall im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kam. So folgten noch gut drei Jahre Izmir, wo ich unter anderem eine Schule gründete und leitete. Jetzt bin ich zurück, lebe in Berlin, arbeite als Aktivist der Share Economy und lebe sparsam. Mein Impuls zu teilen, kommt vielleicht daher, dass ich viel Gastfreundschaft erfahren habe. Was mich treibt? Das Neue, Abenteuerhafte, die Herausforderung. Vielleicht Fremdsucht. Aber ganz fremd fühlte ich mich nirgendwo. Überall war Vertrautes im Fremden. Es gibt weltweit ähnliche Typen von Menschen, in einigen Kulturen vielleicht mehr oder weniger von einer Sorte, aber die Betonung grosser kultureller Unterschiede ist oft konstruiert. Aufgezeichnet von Ute Scheub

Thomas Dönnebrink, 45-jähriger Wahlberliner, war über sieben Jahre auf Weltreise.

Integration – dank Waschküchenordnung von Philipe Welti

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eder dritte, heutige Einwohner des Landes hat einen Migrationshintergrund. Und doch kennt die Schweiz, verglichen mit Deutschland und Frankreich, kaum Probleme mit der Integration der Zuwanderer. Was ist das Geheimnis der Assimilationskraft der Schweiz? Der Politologe Dieter Freiburghaus brachte es einmal etwas überspitzt auf den Punkt: «Im tiefsten Inneren wird die Schweiz durch die Waschküchenordnung zusammengehalten.» Er hat recht. Es gibt einen Assimilierungsdruck für die Neuankömmlinge. Wer die Regeln nicht einhält, wird in diesem Land gnadenlos gebüsst – im Tram

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genauso wie im Strassenverkehr – unabhängig von der Herkunft. Wer regelmässig in der Schweiz gegen den Gemeinsinn verstösst, dem wird der Aufstieg erschwert. Dabei ist genau das, was viele Immigranten in der Schweiz suchen. In der Stadt Zürich haben heute 47 Prozent aller Einwohner einen Migrationshintergrund (Zahlen 2013). Es handelt sich dabei entweder um Personen, die selbst eingewandert sind oder deren Nachkommen. In Basel und Genf sind die Anteile an Einwanderern ähnlich hoch. Und doch gibt es weder Ausschreitungen noch Gruppen im Land, die sozial abgekoppelt und ohne Perspektiven sind. Die wichtigsten Gründe für das Erfolgsmodell Schweiz orten Experten einerseits im Bildungssystem, andererseits im flexiblen Arbeitsmarkt.

Das Schulsystem ermöglicht auch bildungsfernen Schichten den Einstieg ins Erwerbsleben und damit den Aufstieg. Dank des flexiblen Arbeitsmarktes gibt es im europäischen Vergleich kaum Arbeitslose unter den Ausländern, da immer wieder neue Stellen geschaffen werden. Zudem gehen drei Viertel der erwerbsfähigen Einwanderer einer Arbeit nach und haben soziale Kontakte zu Einheimischen. Fazit: Die Schweiz ist ein fremdenfreundliches Land – auch nach der Abstimmung über die Einwanderung vom 9. Februar 2014. Und: Wenn nicht Fussball- , so ist die Schweiz wenigstens Integrations-Weltmeisterin, denn kein anderes Land in Europa (ausser dem Kleinstaat Luxemburg) hat einen so hohen Anteil (24 Prozent) an im Ausland geborener Personen.

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Zigeuner – Sesshaft im Wohnwagen

W von Eva Rosenfelder

enn sie zur Schule durfte, musste sie immer einen anderen Heimweg nehmen. Die Verfolgung der Jenischen hat Maria Mehr geprägt. Trotzdem ermöglicht sie den Sesshaften mit ihrem mobilen «Zigeuner-Kultur-Zentrum» Einblick ins Leben der Fahrenden. In den Sommermonaten zieht sie mit Wohnwagen und Festzelt durch die Deutschschweiz, veranstaltet Zigeunerkulturtage mit Podiumsgesprächen, erzählt Schulklassen aus dem Leben der Jenischen und lässt Sesshafte teilhaben an deren altem Handwerk wie Kartenlegen, Messerschleifen, Korbflechten oder Möbel restaurieren. Schätzungsweise 30‘000 Personen zählt heute die Gemeinschaft der Schweizer Jenischen, 5‘000 von ihnen leben auf Rädern. Bis heute gibt es nicht genügend Standplätze für diese einheimische fahrende Volksgruppe. Noch nicht vergessen sind auch die Erfahrungen, die sie im Rahmen der Pro-Juventute-Aktion «Kinder der Landstrasse» (1926-1972) haben erdulden müssen. «Diese Wunden sitzen tief», sagt Maria Mehr, und ihre blaugrünen Augen funkeln, «das kann und darf nie vergessen werden; und eine Organisation wie die Pro Juventute hätte nie mehr weiter existieren dürfen.» Geboren 1943 blieb Maria Mehr als

jüngstes Kind der Familie Mehr zwar verschont von der Vagantenverfolgung, doch ihre beiden Brüder wurden eines Tages einfach abgeholt und mussten über drei Jahre in Heimen verbringen, bis die Eltern sie zurückholen konnten. Doch die Angst blieb, ständig versteckten sie sich und wechselten die Standplätze. «Damit wurde mir auch ein Teil der Bildung gestohlen», sagt Mehr. Den aktuellen Protest der jungen Jenischen versteht sie gut. «Es gibt viel zu wenige Plätze!» Sie macht es heute auf die ruhige Art und hat das Glück, einen regulären Standplatz für den Winter zu haben. Als die Opfer der Kinder der Landstrasse sich anfangs der Siebzigerjahre organisierten, war Maria Mehr und ihr mittlerweile verstorbener Mann David Burri an vorderster Front dabei und kämpften um mehr Lebensraum und Durchgangsplätze. Sie waren zuerst Mitglieder der Radgenossenschaft, später gründeten sie mit Freunden das «Fahrende Zigeuner-Kulturzentrum» und zogen – damals noch mit ihren Pferden – durch die Schweiz. Bis heute pflegt die rüstige Frau diesen wertvollen Austausch mit den «Ansässigen» weiter, der an den Kulturtagen in Zürich dieses Jahr vom 9.-13.Juli (Escherwyss-Platz) seinen Höhepunkt mit Markt, Festwirtschaft und feuriger Musik haben wird. www.zigeunerkultur.ch

Eroberer auf leisen Sohlen von Eva Rosenfelder

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ingewanderten Pflanzen sind längst zu einem unwiderruflichen Teil unserer Natur und unseres Ökosystems geworden – egal, auf wie vielen schwarzen Listen wir sie katalogisieren. Der Ethnobotaniker Wolf Dieter Storl motiviert in seinem Buch, diese «schwarzen Schafe im Pflanzenreich» für einmal unvoreingenommen zu betrachten. Wunderbare Pflanzenfotos von Frank Brunke ergänzen seine Ausführungen selbstredend. Tatsächlich besitzen viele dieser

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Alpentourismus – Magd incl. von Walter Keller

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D 1802, zu Beginn des Alpen-Tourismus, reist der Londoner Maler William Turner in die Schweiz. Er ist auf der Suche nach dramatischen Landschaften. Von Bern zieht es den wandernden Maler nach Thun, über den See nach Unterseen/Interlaken, von dort hinauf nach Lauterbrunnen und Grindelwald, zu Fuss und per Maultier über die Grosse Scheidegg bis hinunter nach Meiringen. Turner skizziert in Schwarzweiss, was er nach seiner Rückkehr in London farbig malen will. Während seiner Reise zeichnet er auch – vermutlich - sich selber und ein Berner Meitschi. Offensichtlich wollte er Land und Leute ganz genau kennen lernen. Wie der walisische Naturforscher Thomas Pennant, der 1765 in seinen Reisenotizen aus Grindelwald dies festhält: «Ein Bauer kam in unser Zimmer mit seiner jungen Frau und bot sie ganz offen zur Ausmietung an – eine unerwartete verschwenderische Lasterhaftigkeit in den Alpen, wo wir doch eigentlich umfassende Reinheit der Sitten gesucht hatten.» Eine fremdartige Erfahrung in einem fremden Land. Ist ihre heutige Entsprechung der Unterleibstourismus?

Pflanzen grosses Potential und gelten in ihren Herkunftsländern oft als wertvolle Heil-, Nutzund Nahrungspflanzen, manche sogar als sakrale Pflanzen, die rituell verwendet werden.

Wolf-Dieter Storl: Wandernde Pflanzen – neophyten die stillen Eroberer. 2012, AT Verlag. Mit Farbfotos von Frank Brunke, 320 S. Fr. 39.90/ € 26.90.

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Scheidender Penis – die Geschlechterwelt als Kasperlitheater

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ie Geschichte vom Mann, der sich sein gesundes Bein amputieren liess, befremdet mich. Wie kann man sich freiwillig verstümmeln? Und gleichzeitig kenne ich solche Wünsche. Als Transfrau habe ich mir überlegt, meinen Penis in eine Vagina umoperieren zu lassen. Ich fühlte mich als Mann im falschen Geschlechtskörper und in der falschen Rolle. Heute habe ich durch Operation schöne Brüste und den Hormonspiegel einer Frau. Ich bin zwar biologisch keine Frau, sozial aber schon, und ich bediene Klischees wie rote Lippen, Röcke und lange blonde Haare. Ich brauche sie und ärgere

von Stella Luna Palino Brunner

mich gleichzeitig. Als Kind wollte ich eine Prinzessin sein, schön, umworben und begehrt. So bin ich ein Konstrukt meiner Sehnsüchte, aber auch der Frauenbilder der Werbung. Die Perfektion der Plakatfrauen erreiche ich nie. Zu vieles bleibt fremd und widersprüchlich. Das inspiriert jedoch meine Kunst als Sängerin und Schauspielerin. Ohne Reibung passiert nichts. «Ist das eine Frau oder ein Mann?» höre ich an der Supermarktkasse kuscheln. Wir Transgenderfrauen reden vom dritten Geschlecht. Wo keine Schubladen und Etiketten verfügbar sind, wird das Fremde noch fremder. Bevor du über Fremde wetterst, frage dich, wie fremd du dir selber bist. Wer sich fremd ist, hasst auch die Fremden. Aber auch wer meint, sich zu kennen,

lernt nicht, sich mit dem Fremden anzufreunden. Kann man überhaupt wissen wer man ist? Ist man sich nicht immer fremd? Da mein Körper sich immer verändert, bin ich mir immer fremd. Er ist nie so, wie ich ihn mir wünsche. Und der Geist sowieso nicht. Herkunft, Zukunft und der Tod bleiben mir fremd. Wie kann ich mich mit dem eigenen Fremden anfreunden? Durch körperliche Arbeit, Sport, Sauna und Sex. Vielleicht wurde ich deshalb vor Jahren Artist, Clown und Hochseiltänzer. Die Welt als «Kasperlitheater» zu sehen hilft mir, mit dem Fremden umzugehen. Ich freunde mich so dem Fremden an. Dem eigenen und dem der anderen. Aufgezeichnet von Thomas Gröbly Stella Luna Palino Brunner ist Schauspielerin, Regisseurin und Theaterleiterin in Baden. www.palino.ch

Fremdeln – Kompliment für die Eltern von Ondine Riesen

Transplantation – reist die Seele mit?

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von Eva Rosenfelder

aben unsere Organe ein Eigenleben? Der amerikanische Kardiologe Dr. Paul Pearsall beschäftigte sich besonders intensiv mit Persönlichkeitsveränderungen nach Herztransplantationen. Er interviewte mehr als hundert Herzempfänger, die angaben, sich mit dem verstorbenen Organspender verbunden zu fühlen. Er überprüfte ihre Angaben, indem er sie selbst, ihre Familienangehörigen und ihre Freunde unabhängig voneinander befragte. Hierzu ist wichtig zu wissen, dass im Unterschied zur Schweiz die Empfänger in den USA erfahren, wer ihnen das Organ gespendet hat. Pearsall berichtet von vielen konkreten Beispielen, etwa einem Jungen, der eine irrationale Wasserscheu entwickelte, nachdem ihm das Herz eines dreijährigen Mädchens eingepflanzt worden war, das in einem Swimming-Pool er-

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trunken war. Dies, obwohl der Junge vorher eine ausgesprochene «Wasserratte» gewesen sei. In ihrem Buch «Mit dem Herzen eines anderen leben?» berichtet Elisabeth Wellendorf von versteckten Todesphantasien, die erstaunlich viele von ihr befragte Transplantierte hegen. Sie fragt sich, ob diese Menschen in ihrem eigentlichen Weg der Seele unterbrochen worden waren und ob es eine unbewusste innere Dynamik gibt, ihn zu Ende zu gehen. Einige Transplantierte berichten vom Gefühl, die Seele des Spenders sei noch an sein Organ und damit an den Empfänger gebunden. Dieses Organ besitze die spezielle Schwingung des jeweiligen Menschen und verursache Dissonanzen im Gefühlsleben des Empfängers, was oft zu Fremdheitsgefühlen führe. Ob man selber Organe spenden oder fremde Organe annehmen möchte, ist ein sehr persönlicher Entscheid, den man für sich treffen und schriftlich bei den Angehörigen hinterlegen sollte.

iora versteift sich. Sie dreht den Kopf weg, verkriecht sich an Papas Hals. Sie will partout nicht freudig auf mein «Hoooi, ja sali du chlini Bohne» reagieren. Was für mich der Gotti-Super-GAU ist, deutet laut Fachliteratur auf eine sichere Bindung zur Bezugsperson hin. Das Kind fremdelt. Es erkennt, dass ausserhalb des Bezugssystems mit bekannter Sprache, Gestik, Mimik und Ritualen andere Menschen mit ihm interagieren. Und das auf eine Weise, die vom Bekannten abweicht. Kinder mit unsicherer Bindung, sagt Vera Erni, Kinderkriseninterventionistin, fremdeln meist gar nicht, weil sie keine Personen haben, die eine vertrauensvolle Umgebung schaffen. Meist sei dies der Fall, wenn sie ein traumatisches Trennungsereignis in ihrer frühen Kindheit erlebt hätten. Solche Traumata graben sich besonders tief in die Gefühlswelt ein und tauchen oft bei späteren kritischen Übergängen wieder auf. Etwa beim Schuleintritt, in der Pupertät, im ersten Job, beim Ende einer Beziehung. Fremdeln können Eltern daher als Kompliment für sich verbuchen. Aber sind denn nun alle Kinder gestört, die nicht an Mamas Rockzipfel hängen? Wahrscheinlich nicht. Fremdenfreundlich: schon eher.

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in Stigma ist ein körperliches, seelisch-nervliches oder die Kommunikation mit anderen beeinträchtigendes Merkmal. Stigmata können über lange Zeiträume hinweg Bestand haben.

Ein Stigma ist die sich umgangssprachlich hartnäckig haltende Vorstellung von aussereuropäischen Eingeborenen als wilde Menschenfresser. Ein früher Autor, der diese Phantasie in einer, so die Forschung, allerdings authentischen Lebensgeschichte mitbegründet hat, ist der deutsche, im 16. Jahrhundert in portugiesischen Diensten stehende Landsknecht Hans Staden. Sein bereits 1557 erschienenes Buch heisst «Wahrhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/Nacketen/Grimmigen Menschenfresser Leuthen/in der Newenwelt America». Staden geriet neun Monate lang in die Gefangenschaft der indigenen TupinambàIndianer an der Küste des heutigen Brasiliens. Sein «Travelogue» berichtet minutiös, was er als Gefangener erlebte – darunter den rituellen Kannibalismus der Tupinambà. Das Buch ist ein «Leckerbissen» der frühen Geschichte des euro-

Expats – Homeless auf hohem Niveau von Natalie Albrecht

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päischen Imperialismus. Ein kleines amuse bouche aus Stadens wahrhaft fremden Erlebnissen: «Damit (mit einem Holz – Red.) schlägt er ihm hinten auf den Kopf, dass ihm das Hirn herausspringt. Alsbald nehmen ihn die Weiber, ziehen ihn auf das Feuer, kratzen ihm alle die Haut ab, machen ihn ganz weiss und stopfen ihm den Hintern mit einem Holz zu, auf dass ihm nichts abgeht. Wenn ihm dann die Haut abgefegt ist, nimmt eine Mannsperson ihn, schneidet ihm die Beine über den Knien ab und die Arme an dem Leibe. Danach schneiden sie ihm den Rücken mit dem Hintersten von dem Vorderteil ab. Das teilen sie dann unter sich, aber das Eingeweide behalten die Weiber, sieden es und in der Brühe machen sie einen Brei, Mingau genannt. Den trinken sie und die Kinder, das Eingeweide essen sie, essen auch das Fleisch um das Haupt herum. Das Hirn in dem Haupt, die Zunge und was sie sonst daran geniessen können, essen die Jungen. Wenn das alles geschehen ist, so geht dann ein jeder wiederum heim, und sie nehmen ihr Teil mit sich.»

Kannibalismus – Amuse bouche aus dem Feuertopf von Walter Keller

Hans Staden: Wahrhaftige Historia, Zwei Reisen nach Brasilien, Hg. Harald Thun und Franz Obermeier, Kritische Ausgabe, Westensee Verlag, 2007 ISBN 3-931368-70-X.

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eiche Manager mit schönen Häusern und teuren Autos: Das ist, was die meisten sehen. Ich reduziere die Expatriates aber nicht auf das, was sie verdienen, sondern sehe den emotionalen Stress, der ein Umzug in die unbekannte Schweiz, mit sich bringt. Der erste Schritt ist, ihnen eine Wohnung oder ein Haus zu finden – und wenn vorhanden, eine Schule für die Kinder. Es gibt auch Unmengen Papierfragen zu klären: Wie funktionieren hier Versicherungen, was regelt das Schweizer Arbeitsrecht, welche Bewilligungen sind nötig, wie sind die Migrationsgesetze? Ist das in die Wege geleitet, kümmere ich mich um Alltägliches. Manche verstehen nicht, wie das Recycling System funktioniert, also zeige ich es ihnen. Ich stelle ihnen Fitnesscenter, Clubs und Vereine vor oder wie man sich durch Freiwilligenarbeit integrieren kann. Newcomern gebe ich Kontakte zu bereits hier lebenden Leuten mit ähnlichen Fragen. Etwa ob sie die Kinder auf

eine öffentliche Schule schicken sollen oder nicht. Frauen die alleine kommen, nehme ich an Networking-Events mit, die ich selbst nutze. Manche sind gehemmt und wollen mich als ständige Begleiterin aber irgendwann müssen sie lernen alleine zu schwimmen. Es macht mir Spass, den Menschen den Weg zu ebnen. Mein grosser Vorteil bei der Arbeit ist, dass ich Empathie empfinden kann. Ich weiss, was diese Leute durchmachen, wenn Sie umziehen und ihre Kinder umsiedeln müssen. Ich bin selbst so aufgewachsen. Ich bin in Marrokko geboren und lebte in Serbien, Finnland und Kenia bevor ich in die Schweiz kam. Mein Vater war Ingenieur bei einer Schweizer Firma. So mussten wir immer wieder das Alte Verlassen und uns komplett neu orientieren. Aufgezeichnet von Ondine Riesen

Natalie Albrecht 43, hilft mit Ihrem Unternehmen Expats auf ihren Aufenthalt in der Schweiz vorzubereiten. www.lifestylemanagers.ch

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Ausserirdische – Stippvisite in Hinterschmidrüti

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von Patric Chenaux

ie Plejaren beamen sich direkt in Billy Eduard Albert Meiers Büro* in Hinterschmidrüti und überbringen Botschaften. Solche Materialisationen haben auch schon andere Leute gesehen. Das sind keine Spinner, sondern Leute wie Du und ich. Ich selbst hatte mehrere Sichtungen ausserirdischer Flugschiffe, die lautlos über den Nachthimmel schwebten. Eine war während des Flugverbotes durch die Aschewolke des Eyjafjallajökull. Daher war es mit Bestimmtheit kein menschlich-irdisches Flugzeug. Die Ausserirdischen, mit denen wir uns befassen, sind uns technisch etwa 13‘500 Jahre voraus. Was das Bewusstsein angeht, sind es sogar Millionen von Jahren. Das ist auch der Grund, warum sie eigentlich gar nicht mit uns Unterentwickelten kommunizieren dürften. Leider haben ihre Vorfahren es doch getan und damit ein Problem geschaffen: Als sie vor vielen Jahrtausenden die Erde besuchten, spielten sie sich als Götter auf und liessen sich anbeten. Der Ursprung aller Kult­religionen beruht auf diesem Missverständ-

im Bankenkuckucksheim von Christoph Pfluger

nis. Die heutigen Plejaren sind deren Nachfahren. Sie treten wieder mit uns in Kontakt, damit wir den Fehler von damals rückgängig machen. Ihre Message ist einfach: Der Mensch mit einem gesunden Bewusstsein und der Fähigkeit zur Reflexion kann selbst herausfinden, wer er ist, zu was er fähig ist und was er in Eigenverantwortung tun muss. Dazu braucht er keine Religionen, keine Sekten, keine politischen Führer und Werbung als Animation. Es gibt auch keine Gottheit, die uns selbstverantwortliches Denken und Handeln abnimmt. Zudem lassen sie uns wissen, dass der Planet überbevölkert ist. Aber das ist ein anderes Thema. Aufgezeichnet von Ondine Riesen

*Billy Eduard Albert Meier ist Gründer des Vereins FIGU (Freie Interessengemeinschaft für Grenz- und Geisteswissenschaften und Ufologiestudien) Patric Chenaux 39, Technischer Kundenberater, ist Mitglied des Vereins FIGU. Er forscht seit einigen Jahren zum Thema ausserirdischen Lebens

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ie Schweiz ist bestimmt ein tüchtiges Land, aber unser Wohlstand ist zu einem grossen Teil mit fremdem Geld finanziert. Beispiel Autos: Zwar ist nicht die Hälfte geleast, wie viele meinen, sondern nur etwas mehr als die Hälfte der Neuwagen. Wieviele der 4,3 Millionen Autos auf unseren Strassen den Banken gehören, wissen aber auch die Experten nicht. Zahlen werden nicht systematisch erhoben und woher ein Käufer das Geld hat, das er dem Garagisten auf den Tisch legt, bleibt sein Geheimnis. In der Branche gehe man von einem Fremdfinanzierungsgrad von 30 bis 50 Prozent aus, sagt ein Insider vom Verband der Auto-Importeure. Vom Fahrzeugbestand im Wert von rund 30 Milliarden gehören also zwölf Milliarden den Banken. Noch viel mehr fremdes Geld steckt in unseren Immobilien. Die schweizerische Nationalbank weist zur Zeit einen Hypothekenbestand

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von 882 Mrd. aus. Aber welchen Wert haben die Liegenschaften, die damit finanziert werden? Das Beratungsunternehmen Wüst und Partner beobachtet ständig den Markt und schätzt den Wert der Wohnimmobilien gegenwärtig auf 2,393 Billionen (Einfamilienhäuser: 855 Mrd., Eigentumswohnungen 693, Mietwohnungen 845). Wenn man die Preissteigerung von 45 Prozent in den letzten zehn Jahren herausrechnet (was nicht ganz korrekt ist), ergibt sich ein Fremdfinanzierungsrad von 67 Prozent. Wir wohnen also nicht im Eigen-, sondern im Bankenheim. Noch fremder wird das Geld, wenn man seine Herkunft betrachtet. 90 Prozent der Geldmenge entsteht aus Kredit und erhält erst durch künftige Arbeit durch uns und die nächsten Generationen einen echten Wert. Wenn diese echten Werte nicht entstehen, muss das Geld entsprechend entwertet werden. Das Fremde wird dadurch zusätzlich entfremdet und wir landen wieder auf dem vertrauten Boden der Realität.

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Geschichten aus der Plastiktüte www.sinnige-geschichten.de

Die Sonnenblume und der Spatz Zwischen einem alten Holzschrank und einer verrosteten Waschmaschinentrommel wuchs eine kleine Sonnenblume. Sie war umringt von Schmutz und Verfall. In der ganzen Gegend war sie die einzige Blume. Warum die Sonnenblume ausgerechnet da blühte, wusste niemand. Die Blume war oft betrübt und nachts träumte sie von saftigen Weiden und von Feldern mit bunten Blumen, wo die Schmetterlinge um sie herum flogen. Eines Tages landete ein zerzauster kleiner Spatz neben ihr und starrte sie mit offenem Schnabel an. «Was bist du schön,» tschilpte er, «Wirklich wunderschön.» «Nein, das bin ich nicht,» antwortete die Sonnenblume traurig. «Wenn du meine Schwestern erstmal sehen würdest! Die sind zehnmal so groß wie ich. Ich bin klein und hässlich.»

«Für mich bist du die Schönste von allen,» zwitscherte der Spatz und flog davon. Seit diesem Tag kam der Vogel jeden Tag bei der Sonnenblume zu Besuch. Und mit jedem Tag wurde die Sonnenblume ein bisschen grösser und mit jedem Tag wurde ihre Blüte ein bisschen farbiger. Sie wurden Freunde. Doch eines Tages kam der Spatz nicht mehr. Auch nicht am nächsten Tag und auch nicht am übernächsten. Die Sonnenblume machte sich große Sorgen. Als sie eines Morgens erwachte, sah sie den Spatz mit gestreckten Flügeln vor ihr liegen. Das war für sie ein großer Schreck: «Bist du tot, mein kleiner Freund? Was ist passiert?» Langsam öffnete der Vogel seine Augen. «In den vergangenen Tagen habe ich nichts zu essen gefunden auf der Müllkippe. Jetzt habe ich keine Kraft mehr. Ich bin zu dir geflogen, sodass ich in deiner Nähe sterben kann.» «Nein, nein!» rief die Sonnenblume. «Warte. Warte mal!» Sie senkte ihren schweren Blumenkopf zu ihm herunter und dabei fielen ein paar Sonnenblumenkerne auf den Boden. «Picke sie auf, mein kleiner Freund. Sie werden dir neue

Kraft geben.» Der Spatz pickte mit seiner letzten Kraft ein paar von den Kernen auf und blieb erschöpft und regungslos liegen. Einen Tag später jedoch, fühlte er sich schon stärker. Er wollte zur Sonnenblume fliegen, um sich bei ihr zu bedanken, doch erschrak er heftig, als er sie sah. Ihre gelben Blütenblätter waren alle schlapp geworden und ihre Blätter hingen leblos herab. «Was ist los mit dir, Sonnenblume?» tschilpte er bestürzt. «Mach dir keine Sorgen um mich,» sagte die Sonnenblume schwach. «Meine Zeit ist um. Weißt du, ich habe immer gedacht, dass meine Existenz hier auf der Müllkippe sinnlos war. Doch nun weiß ich, dass alles seinen Sinn hat, auch wenn wir es nicht immer verstehen. Ohne dich hätte ich meinen Willen zum Leben verloren und ohne mich hättest du dein Leben verloren. Und schau mal, es liegen noch immer eine Menge Sonnenblumenkerne auf dem Boden. Lasse ein paar liegen und vielleicht werden hier eines Tages viele Sonnenblumen wachsen und viele verwahrloste Spatzen wie Schmetterlinge um sie herumfliegen.»

EINE REISE INS FREMDE UNSERER WELT Mein Weg durch Himmel und Höllen

Jenseits des Wachstums

Fischer (S.), Frankfurt, 2011

Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen

Herder, 2014

Biografie von Alexandra David-Neel

von Vadana Shiva

von Verena Kast

Sie durchquerte kurz nach dem Ersten Weltkrieg dieses Land zu Fuß und erkundete das geheimnisvolle Lhasa, die für alle Fremden bei Todesstrafe verbotene Hauptstadt Tibets. Eine in jeder Hinsicht faszinierende Frau: von grenzenloser Energie, schier unerschöpflichem Wissensdurst - und einer außergewöhnlichen schriftstellerischen Begabung. 9,95€

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Im 21. Jahrhundert plündert eine dem grenzenlosen Wachstum verpflichtete globalisierte Wirtschaft die Erde und ihre Ressourcen in schier unersättlicher Weise: Weltweit werden Wälder, Wasser, fruchtbare Böden und Saatgut einer radikalen Marktlogik folgend patentiert, privatisiert, ausverkauft. Shiva mahnt uns: Augen auf! Schließen wir Frieden mit der Erde!

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Wir alle wollen unserem Leben Sinn und Bedeutung geben. Verena Kast zeigt: Sinn und Bedeutung liegen in jedem Leben. Auch in Umwegen oder Abwegen, und auch in Entscheidungen, die Probleme brachten und schmerzvoll waren. Wir können erkennen: Eigentlich sind wir doch ganz gut damit umgegangen. Ein spannendes Thema der psychchologischen Forschung. 9,90€

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entscheiden & arbeiten

Ein kleiner Brief zum grossen Geld Liebe Leserin, lieber Leser Den Begriff «historisch» muss man vorsichtig verwenden. Das gilt für Ereignisse in der Zukunft ganz besonders. Aber auf die Vollgeld-Initiative trifft er zu: Zum ersten Mal seit 120 Jahren kann ein Volk über die Geldschöpfung durch die privaten Banken abstimmen. Beim ersten und bisher einzigen Mal in der Geschichte verbot 1894 der schweizerische Souverän den privaten Banken die Herausgabe eigener Noten. Damals hatte man natürlich noch keine Vorstellung vom elektronischen Geld, mit dem die Banken die Welt überschwemmen und die Armen ärmer und die Reichen reicher machen würden. Die Vollgeld-Initiative will, dass nun auch das sogenannte Giralgeld nur noch von der Nationalbank geschöpft wird. Bevor wir aber darüber abstimmen können, gilt es, hunderttausend Unterschriften und ein bisschen Geld für die Kampagne zu sammeln. Dazu möchte ich Sie mit diesem Brief einladen. Worum geht es und warum schreibe ich Ihnen? Was viele nicht wissen, sogar Banker und Politiker nicht: Den grössten Teil des Geldes, ungefähr 90 Prozent, schöpfen die privaten Banken selber, und zwar buchstäblich aus dem Nichts. Die Nationalbank bringt es auf den Punkt: «Die Banken schaffen neues Geld, indem sie Kredite vergeben.» («Die Nationalbank und das liebe Geld», S. 19). Konkret: Die Banken verleihen also nicht das Geld der Sparer – die behalten es nämlich –, sondern schreiben einfach neues Geld ins Konto des Kreditnehmers. Das «Geld» der Banken funktioniert wie echtes Geld. Ist es aber nicht. Es ist nicht einmal gesetzliches Zahlungsmittel, obwohl alle es so behandeln. Geld im eigentlichen Sinn – ein gesetzlich legitimiertes Recht auf eine Leistung – ist das Geld der Banken nicht. Das weiss auch der Bundesrat, und er schreibt es sogar in seiner Botschaft zum Bundesgesetz über die Währung und die Zahlungsmittel von 1999: «Guthaben bei einer Gross-, Kantonal- oder Regionalbank oder gar einer Kreditkartenorganisation sind etwas genuin anderes als Guthaben bei der SNB, die als einzige Institution im Lande – gestützt auf öffentlich-rechtliche Normen – autonom Geld schöpfen kann.» Der Bundesrat hat das Problem erkannt, aber gehandelt hat er nicht. Darum ist jetzt der Souverän gefragt. • Geld ist das Recht auf die Leistung von jemand anderem. Geld aus dem Nichts ist das Recht auf die Arbeit anderer, ohne selber etwas dafür geleistet zu haben. Dieses Unrecht muss beendet werden.

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Mit der privaten Kreditgeldschöpfung sind eine Reihe von Problemen verbunden: Weil die Banken mit jedem Kredit die Geldmenge entsprechend erhöhen, aber im Laufe der Zeit viel mehr zurückfordern – nämlich zusätzlich Zins und Zinseszins –, ist immer zu wenig Geld im System, um alle Ansprüche zu befriedigen. Schuldenberge, Wachstumszwang und endlose Sparübungen sind die Folge. In der Schweiz geht es uns in dieser Hinsicht vergleichweise gut. Wohin das Luftgeld der Banken uns führt, sehen wir bei einem Blick über die Grenze. Zum Schluss werden nur die Systemrelevanten gerettet, und dazu gehören wir Bürgerinnen und Bürger offenbar nicht.

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Weil alles Geld Kredit ist, der mit Zins und Zinseszins zurückzuzahlen ist, braucht es zudem ständig neue Kredite – ein Teufelskreis setzt ein. Das allermeiste neue Kreditgeld fliesst nämlich in die Finanzwirtschaft und treibt so die Schere zwischen arm und reich weiter auseinander. Die Realwirtschaft, wo echte Werte geschaffen werden, bleibt aussen vor. Kein Wunder, wenn der berühmte österreichische Nationalökonom Ludwig von Mises zu diesem Schluss kommt: «Die Alternative ist nur, ob die Krise früher durch eine freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion eintritt oder später als finale und totale Katastrophe des betreffenden Währungssystems.» Wir finden, die Schweiz hat Besseres verdient als Abhängigkeit von Banken, Krise und zum Schluss ein schwarzes Loch. Ich gehöre zu einer kleinen Gruppe von Menschen, die das Problem an der Wurzel packen und eine konstruktive Lösung vorschlagen wollen: Die Geldschöpfung soll wieder voll und ganz der Nationalbank vorbehalten sein. Dies hat viele Vorteile, u.a.: ■ Unsere Guthaben auf den Banken verwandeln sich in echtes Geld, in gesetzliches Zahlungsmittel, das vor Bankenpleiten geschützt ist. Jetzt ist es nur ein Anspruch auf Geld, den die Banken wegen der Mindestreserve von 2,5 Prozent auch nur in geringem Ausmass erfüllen können. ■ Der Geldschöpfungsgewinn, der traditionell dem Souverän zusteht, fliesst wieder an die Allgemeinheit. ■ Die Geldschöpfung kommt der Realwirtschaft zugute, wo schliesslich die meisten von uns ihr täglich Brot verdienen.

• Wer ist systemrelevant, die Banken oder die Bürger?

Aber – und jetzt komme ich zum Kern dieses Briefes: Die Vollgeld-Initiative hat zwei grosse Hindernisse. Erstens realisieren viele Menschen gar nicht, dass wir ein grosses Problem mit der Geldschöpfung haben. Und zweitens sind die Banken gar nicht erpicht, dass ihr gut verstecktes Privileg aufgehoben wird. Sie müssten dann nämlich von dem leben, was alle als normales Bankgeschäft verstehen: das Verleihen von Krediten aus Geldern, die ihnen die Sparer zu diesem Zweck überlassen haben. Um diese Hindernisse zu überwinden, brauchen wir die Unterstützung von Menschen wie Ihnen in Form von Unterschriften und in Form von Geld. Eine Volksinitiative kostet eine rechte Stange. Wir haben uns entschlossen, die Initiative zu lancieren, auch wenn erst ein Drittel des notwendigen Geldes beisammen ist und vertrauen auf die Kraft unserer Entscheidung. Ich bitte Sie, den Aufkleber auf dieser Seite grosszügig zu behandeln, den Unterschriftenbogen und den Einzahlungsschein. Ich habe mich selber auch verpflichtet und einen Beitrag gespendet, der mir nicht ganz leicht gefallen ist. Der Lohn wird später kommen, wenn die Schweiz als erstes Land der Welt und der Geschichte über die demokratische Kontrolle seines Geldwesens abstimmen kann. Egal wie das Ergebnis sein wird, eine Genugtuung wird man uns nicht wegnehmen können: Wir haben diesen historischen Moment ermöglicht. Mit herzlichem Gruss Christoph Pfluger, Herausgeber

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Weitere Informationen, Vernetzung und Unterschriftenbogen finden Sie auf www.vollgeld-initiative.ch

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Schrumpfen und wachsen Japans paradoxer Weg in eine Zukunft, die auch unsere sein kann. Erzeugen Pflegeroboter, Computerspiele für Senioren und sprechende Kühlschränke genügend Nachfrage? von Christine Ax Antworten und Beobachtungen

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ach 11 Stunden landet die Boing 747 endlich in Tokio Haneda. Gefühlt waren wir die ganze Zeit über Russland. Was für ein weites aber auch wüstes Land. Gerade mal 8 Menschen leben in Russland auf einem Quadratkilometer. In Japan sind es 340 und in der Region Tokyo-Yokohama bis zu 3500. Es ist die grösste Metropolregion der Welt und wächst noch immer. Auf Kosten der ländlichen Regionen. Bis 2060 wird Japan ein Drittel seiner Bevölkerung verlieren, vielleicht keine schlechte Idee für ein so dicht besiedeltes Land. Nur weiss keiner wie das geht: Schrumpfen. Japan befindet sich in einer tiefen Krise. Dabei ist es uns in der demographischen Entwicklung nur zehn Jahre voraus. Wenig später stehe ich am Meguro Dori, eine der grossen Verkehrsadern im Zentrum der Stadt. Kleine Häuser, alte Häuser, hohe Häuser, neue Häuser dicht an dicht. Die schmalen Baulücken sind von Gräsern, Sträuchern und Bäumen dicht besiedelt. Den öffentlichen Raum bevölkern junge Frauen, Kinder und Senioren, viele mit Schutzmasken vor dem Mund. Alle anderen arbeiten. Von den Sakura-Orten bin ich ein wenig enttäuscht. Kirschblüten können wir in Hamburg besser. Dann überwältigt mich der Jetlag. Die kleine Strasse, in der ich mitten in Tokyo wohne, hat einen dörflichen Charakter und ist sehr ruhig. Man kennt sich und grüsst sich. Friedlich baumelt die Wäsche auf den Balkonen oder vor den Häusern im Wind. Wir schliessen unsere Tür nicht ab. Tokyo macht mich staunen. Die Gegensätze sind frappant. Im Zentrum einiger Quartiere stehen Hochhäuser dicht an dicht, drum herum Arbeit, Vergnügen und Wohnen. Aber es gibt auch grosse Wohngebiete mit kleinen Häusern und kleinen Einkaufsstrassen. In fast allen kleinen Häusern wohnt parterre das Auto. Dieses Land frisst Strom. Es gibt Milliarden elektrischer Geräte überall. Ventilatoren, elektrische Toilettenspülungen, elektrische Türen, Klimaanlagen… Japan, dein Vorna-

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me sei Elektro. Energiesparen scheint kein Thema zu sein. So sparsam wie mit Fläche umgegangen wird, ist es erstaunlich, dass das Wohnen im eigenen Haus die Regel ist. Alle Schüler und Schülerinnen tragen hier dunkelblaue Uniformen, Faltenröcke, weisse Söckchen und schwarze College Schuhe. Nach der Schule gibt es nichts, was es nicht gibt. Pink, Pastelltöne, Schwarz und Rot dominieren. Wer nicht zur «Ich-bin-niedlich-Fraktion» gehört ist PunkerIn, Gothikfan oder hat wenigstens rote, blaue oder grüne Haare. Die Geschlechter sind schwer auseinander zu halten. Junge Männer wollen so weiblich wie möglich wirken, und die jungen Frauen kommen kitschig süss, agressiv sexy oder unisex daher. Gemäss Befragungen wollen immer mehr junge Japanerinnen und Japaner keinen Sex mehr. Mein Sohn erzählt von Popcorn-Läden, die gerade en vogue sind. Am Yogi-Park stünden Jugendliche bis zu zwei Stunden an. JapanerInnen stehen nicht trotz, sondern wegen der langen Schlange an. Manche Geschäftsleute mieten bei Agenturen gefakte Kunden, die gegen Bezahlung in der Schlange stehen. Schlange zu stehen, gibt JapanerInnen das gute Gefühl, irgendwie richtig zu sein.

Japaner stehen nicht trotz, sondern wegen der langen Schlangen an. Schlange zu stehen, gibt ihnen das gute Gefühl, irgendwie richtig zu sein.

Wer nicht Karriere macht, verliert sein Gesicht. Das ist schade, denn es kommt einem sozialen Selbstmord gleich. Japan hat eine sehr hohe Selbstmordrate. Die meisten Suizide werden von 40-50 jährigen Männern verübt. Es ist die Lebensphase, in der Lebensträume zerplatzen und die Probleme eskalieren, die mit dem japanischen Arbeitsleben verbunden sind: Das Karriereziel wurde vielleicht nicht erreicht, das Eigenheim ist immer noch nicht abbezahlt,

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Ich kann mir gut vorstellen, dass man dort immer unter Beobachtung ist und nie alleine. Kein Wunder also, dass junge Paare jeden Yen sparen, um sich ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung leisten zu können. Dieses Leben im Schwarm und die zahllosen Sozialkapitalbildungsrituale haben Geschichte. Und eine der Geschichten, die helfen, Japan zu verstehen trägt die Überschrift «ie».

die Ehe kriselt oder die Kinder versagen in der Schule und bringen Schande über die ganze Familie. In einem Land, in dem jedes kleine Kind lernt, dass «Nägel nicht herausragen dürfen», weil sonst der Hammer kommt, geht Karriere anders und als in unseren konkurrenzbetonten Ländern. Es hat nicht zwangsläufig etwas mit besonders guten Leistung zu tun. Alle Angestellten werden ihr Leben lang befördert, aber nicht alle gleich oft. Wie weit man es im Arbeitsleben bringt, entscheidet die Häufigkeit der Beförderungen. Die wichtigste Verhaltensregel für alle JapanerInnen ist immer, das Gesicht des Anderen (und das eigene) zu wahren. Die Unternehmen und direkten Vorgesetzten erwarten eine bedingungslose Bereitschaft, das Team und die Firma voran zu bringen. Teamausflüge, Weihnachtsfeiern, gemeinsame Weiterbildungen oder Karaoke-Events sind Pflicht. Das gilt auch für das Einüben von Gesangseinlagen für die Weihnachtsfeier, auf der man angenehm auffallen möchte. Japans Unternehmen bauen für ihre jungen Mitarbeite­r­ Innen grosse Wohnanlagen in Tokyo, weil die Mieten dort so hoch sind. Und in diesen Wohnanlagen geht der ganze Gemeinschafts-Wahnsinn weiter. Es gibt Nachbarschaftsclubs und jede Menge «freiwillige» Gemeinschaftsevents.

Die Geschlechter sind schwer auseinander zu halten. Junge Männer wollen so weiblich wie möglich wirken, und die jungen Frauen kommen kitschig süss, agressiv sexy oder unisex daher.

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Der die das «ie» – ausgesprochen «iä» – heisst Haushalt und Familie in einem. Vor der Industrialisierung gehörten alle JapanerInnen einem solchen Haushalt an. Jeder ie hatte einen männlichen Haushaltsvorstand. Der Name des ie war wichtiger als der eigene Familienname und musste auch nicht identisch sein. Individuen kamen und gingen – aber das ie war von Dauer. Jeder ie-Vorstand brauchte einen Sohn, der ihm nachfolgte. Dieser «Sohn» genannte Nachfolger musste nicht der eigene Sohn sein, er konnte auch adoptiert werden. Der Haushaltsvorstand war völlig frei, diesen zu wählen. Die «Söhne», die nicht als Nachfolger auserwählt wurden, mussten den väterlichen Haushalt verlassen und hatten nur auf ein kleinen Teil des Erbes Anspruch. Sie gründeten ihr eigenes «ie». Für die soziale Identität war die Zugehörigkeit zum «ie» wichtiger als Blutsverwandschaft. Der Schwiegersohn hatte eine höhere Stellung als eigene Söhne die ein eigenes «ie» gegründet hatten. Der soziale Status wurde aus der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung des ie abgeleitet, zu dem man gehöre. Diese alles dominierende Ordnung galt über die gesamte Edo-Periode (1603 bis 1868) hinweg bis zum Ende des zweiten Weltkrieges und löste sich erst im Zuge der Industrialisierung und Verstädterung auf. Die Kleinfamilie wurde zur Regel. Das Prinzip «ie» hat dennoch bis heute grossen Einfluss, vor allem in Familienunternehmen und in den grossen japanischen Unternehmen. Lost without Translation: Am nächsten Morgen habe ich einen Termin bei Professor Yarime Masuro, der an der Universität in Tokyo in einer nationalen Forschungsgruppe arbeitet, die sich mit Technologie und Innovation beschäftigt. Bis vor wenigen Jahren war Nachhaltigkeit sein Arbeitsschwerpunkt. Er hat Lehraufträge am University College London und an der Universität von Tokyo. Ich fahre zu der U-Bahn-Station, die ich gegoogelt habe. Dort nehme ich ein Taxi. Der Taxifahrer versteht weder die gesprochene noch die geschriebene Adresse. Aber er kann die japanische Adresse in meinem Smartphone lesen und fährt mich zu Uni. Dort beginnt die Suche erst richtig. Niemand versteht mich. Keiner kennt das Gebäude. Die japanischen Namen auf den Gebäuden und an den Strassen kann ich nicht lesen. In einem der Gebäude überzeuge ich eine sehr höflich lächelnde Japanerin, meinen Gesprächspartner anzurufen. Er soll mich abholen. Und siehe da, es funktioniert. Wenig später sitze ich mit Yarmie Masuro in einem winzigen Büro mit einem sehr grossen Schreibtisch,

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das sich in einem sehr ehrwürdigen und ziemlich renovierungsbedürftigen Gebäude steht. Wir umkreisen die Themen Wachstum, Innovation, Umwelt und demographischer Wandel und stellen fest: Bis in die 80er Jahre hinein ist Japans Wirtschaft schnell gewachsen. Dann kamen die sogenannten «verlorenen Jahre». Das Wachstum stagnierte und auch die Konjunkturprogramme der Regierung konnten das nicht nachhaltig ändern. Japan hat heute die höchste Schuldenquote der Welt (240 Prozent). Das zu ändern wird nun zur Überlebensfrage. Dass Japan sich überhaupt so hoch verschulden konnte und nicht mit Zinsaufschlägen auf Kredite in die Knie gezwungen wurde, verdankt es allein der Tatsache, dass sich Japan bei sich selber verschuldet hat. Nun aber gerät dieses fragile Konstrukt ins Wanken. Das an Erdbeben gewohnte Japan steht vor ganz neuen Erschütterungen. Seit Fukushima kauft Japan grosse Mengen Öl und Gas auf dem Weltmarkt ein. Das hat zu einer negativen Aussenhandelsbilanz geführt. Und: Japans Senioren entsparen. Sie geben mehr für sich selber aus und die Ausgaben für die Gesundheit steigen. Den Staatsschulden steht inzwischen ein schrumpfendes Eigenkapital gegenüber. Japan ist das erste Industrieland, in dem sinkende Preise (Deflation) zum wirtschaftspolitischen Problem Nr. 1 wurden. Unter Ministerpräsidenten Abe beschreitet die japanische Regierung einen Weg, der so ungewöhnlich ist, dass er einen eigenen Namen hat: Abenomics. Die Zentralbank überschwemmt das Land mit Geld. Die Regierung legt Konjunkturprogramme auf. Japan wird 2020 die Olympischen Spiele ausrichten. Der Yen wurde abgewertet und die Umsatzsteuer in zwei Schritten erhöht. Das bleibt nicht ohne Wirkung: Die Welt kauft wieder mehr japanische Produkte, die Inflationsrate steigt. Aber es geht auf Kosten der Ersparnisse seiner BürgerInnen. Es gibt keine Anreize zu sparen,

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und die Kaufkraft schwindet. Ich frage: Wie geht Wachstum, wenn die Bevölkerung schrumpft, immer weniger Menschen in der Arbeitswelt aktiv sind und weniger konsumiert wird? Mein Gesprächspartner ist optimistisch. Er glaubt an den Gott Innovation. Wachstum gehe auch unter diesen Voraussetzungen noch, wenn Japan sein Einkommen aus anderen Ländern importiert. Nicht nur grüne Technologien inspirieren Japans Chefstrategen, auch die Farbe «Platin» hat es ihnen angetan. Die Umweltprobleme in den jungen Industrieländern Asien seien gross, sagt Yarime. Und auch die Nachfrage nach seniorengerechten Produkten und Dienstleistungen wachse – vor allem in China. Japan setze all seine Hoffnung auf seinen technologischen Vorsprung und auf Exporte in die Nachbarländer – auch weil die Sprachbarrieren kleiner sind als beim Handel mit den USA oder Europa. Die bescheidenen Fremdsprachenkenntnisse der JapanerInnen spielen eine grosse Rolle bei den Defiziten in Sachen «Internationalisierung», die auch die OECD diesem Inselstaat attestiert. Japans Produkte haben einen exzellenten Ruf, aber viele gelten auch als «überentwickelt». Die internationale Nachfrage nach computergesteuerten Toiletten oder sprechenden Kühlschränken hält sich in Grenzen. Die Welt hat andere Sorgen. Um das zu verstehen, müsste man jedoch reisen und mit den Menschen in fremden Länder kommunizieren können ohne sein Gesicht zu verlieren. Radebrechen ist für JapanerInnen ein «no go». Ob der Knowhow-Vorsprung bei der Entwicklung von Pflegerobotern, elektronischem Spielzeug für Senioren, Unterseestädten oder Wohnungen im Weltraum daran etwas ändern wird, ist folglich sehr,

Wie geht Wachstum, wenn die Bevölkerung schrumpft, immer weniger Menschen in der Arbeitswelt aktiv sind und weniger konsumiert wird?

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sehr fraglich. Der extreme Autofokus des insularen Wesens Japans, erweist sich in Zeiten der Globalisierung als eine nahezu unüberwindbare kulturelle Hürde. Ich hake doch noch einmal nach: Wachstum bedeutet, dass 2060 eine um ein Drittel geschrumpfte Bevölkerung noch sehr viel mehr konsumieren und produzieren muss als heute. Wie soll das gehen? Professor Yarime Masuro hat eine Antwort: Japan will und wird sich öffnen und mehr Menschen aufnehmen. Die Olympischen Spiele seien nur ein Anfang. Am liebsten möchte man junge, gut ausgebildete Einwanderer aus den asiatischen Anrainerländern aufnehmen oder aus dem Rest der Welt. Sein Traum: Ein Erasmus-Programm für den südostasiatischen Raum. Mehr Austausch zwischen den Universitäten. Doch auch hier gibt es einen Wermuthstropfen: Die fehlende gemeinsame Sprache bleibt auch im Umgang mit den anderen asiatischen Nachbarländern ein grosses Hindernis Dann sprechen wir über Energie. Mein Gesprächspartner sagt präzise voraus, dass in Kürze wieder Atomkraftwerke ans Netz gehen werden. Wie gut er informiert ist, erfahre ich eine Woche später aus der Zeitung. Yarime Masuro sagt aber auch, dass die Bedeutung regenerativer Energiequellen steigt. Bisher habe man nur die Photovoltaik im Auge gehabt. Jetzt kämen die Biomasse, Wind und Erdwärme dazu. Gerade letzteres hat Japan nämlich im Überfluss – mit all seinen heissen Quellen und dank des vulkanischen Ursprungs. Yarime Masura versucht, mir die ökonomische und demografische Krise der japanischen Gesellschaft zu erklären. Es sei wichtig, zu verstehen, dass die Religion Japans Menschen noch nie Halt gegeben habe. Vor dem zweiten Weltkrieg habe der Staat zeitweise diese Rolle übernommen, dnn wurden die Arbeitgeber zur sinnstiftenden Instanz. Ein unbefristeter Arbeitsvertrag bedeute lebenslängliche Versorgung und eine sichere Identität. Japans Angestellte sind mit ihrem Unternehmen verheiratet und das sei wichtiger als die Ehefrau. Nicht was man tut sei wichtig, sondern das Unternehmen, dem man dient. Ich staune. Hat er wirklich gesagt, dass Arbeit wichtiger ist als Familie?

Der extreme Autofokus des insularen Wesens Japans erweist sich in Zeiten der Globalisierung als eine nahezu unüberwindbare kulturelle Hürde.

Was genau macht Arbeit für Japaner so wichtig? Die Tätigkeiten, das Einkommen oder die Zugehörigkeit? Professor Masuro geht davon aus, dass es vor allem um Sinn und «Dazugehören» geht und um Sicherheit. Aber auch in Japan wachse jetzt eine Art «Kreative Klasse» heran. Menschen, die sich etwas einfallen lassen, um zu überleben. Notfalls sogar die Selbständigkeit. Wenig später spreche ich mit Prof. Florian Calmous. Er ist Direktor des Deutschen Institutes für Japanstudien und lebt schon ewig in Japan. Er nimmt sich freundlicherweise ein wenig Zeit für mich. Und noch einmal lerne ich wich-

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tige Dinge dazu. Das Institut forscht schon lange über die demographische Entwicklung in Japan und neuerdings auch über Lebenszufriedenheit. Calmous ärgert sich, dass weder die deutsche noch die japanische Regierung aus der demographischen Krise die richtigen Schlüsse ziehen. Japan ist für ihn das Beispiel, wie man es nicht tun sollte. Wichtige Aspekte dieser Krise sind seiner Meinung nach: Über 35 Prozent der Japaner arbeiten in (für sie und Japan) prekären Verhältnissen. Das Bild von der Wunschfamilie entfernt sich immer weiter von dem, was gelebt werden kann. Die niedrigen Geburtenraten haben selbst im reichen Japan ökonomische Gründe. Die Realeinkommen stagnieren seit den 90er Jahren und die Einkommen und Vermögen entwickeln sich in dem für seine egalitären Strukturen lange gelobten Japan immer schneller auseinander. Die Privatisierung des Bildungswesens macht es Japans Vätern und Müttern unmöglich, mehr als einem Kind eine akademische Bildung zu bezahlen, zumal die Karriere inzwischen mit der Wahl des (privaten) Kindergartens beginnt. Japans Regierung habe das Problem erkannt, aber nicht das Geld, etwas zu ändern. An diesem Abend präsentiert der Tübinger Professor Markus Pudelko am Deutschen Institut für Japanstudien seine Forschungsergebnisse. Das Unbehagen japanischer Frauen an der Arbeitswelt, sagt er, habe weniger mit dem Chauvinismus der Männer zu tun, als mit dem Wunsch nach Work-Life-Balance. Japanerinnen gehen in internationale Unternehmen, weil sie dort nicht dem gleichen Arbeitsdruck ausgesetzt sind. Und diejenigen, die sich verweigern, fühlen sich als Avantgarde. Die Rückkopplungseffekte dieser Lebens-Ungleichgewichte sind enorm: Je weniger Frauen bereit sind, als Karriereund Ehefrauen mitzuspielen, desto schneller schrumpfen die Bevölkerung und die «Ware Arbeitskraft». Das beschleunigt das Schrumpfen der Wirtschaft. Je schwieriger die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist, desto härter arbeiten und lernen alle von klein auf, um Karriere zu machen, eine Festanstellung zu bekommen, abgesichert zu sein und «dazuzugehören». Wie es aussieht, wenn ein Land wie Japan implodiert, kann und mag sich derzeit noch niemand vorstellen. Von den Rändern her hat dieser Prozess aber begonnen. In immer mehr ländlichen Gemeinden wohnen nur noch Senioren und die Zahl der konkursiten Gemeinden steigt und steigt. Mitte des Jahrhunderts wird Japan überwiegend unbewohnt sein. Wer dann die Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgt, ist ungewiss. Ich höre wenig Positives an diesem Abend. Nur Fragen, auf die in der Zukunft möglicherweise unangenehme Antworten warten. Christine Ax hat Philosophie studiert und ist Autorin des Buchs «Könnensgesellschaft» (Rhombos Verlag, 2009). Zuletzt ist von ihr zusammen mit Friedrich Interberger erschienen: Wachstumswahn – was uns in die Krise führt - und wie wir wieder herauskommen (Ludwig Verlag, 2013. 368 S. Fr. 25,90/€ 18.–. www.koennensgesellschaft.de Christine Ax’ Analyse von Japans Weg in die Postwachstumsgesellschaft erscheint demnächst in der edition Zeitpunkt.

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geni hackmann • B rennende B ä rte

Die Gruben der Gegenwart

von Geni Hackmann

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er andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Diese einfache Volksweisheit gilt auch in der hohen Politik. Die EU hat der Ukraine ein Kooperationsmodell aufgezwungen, die eigentlich mehr eine Abhängigkeit bedeutete, und eine Zusammenarbeit mit Russland abgelehnt. Der daraus entstandene Konflikt hat die EU wieder verstärkt in die Abhängigkeit der USA getrieben. Das ist verhängnisvoll. Denn die hochverschuldeten USA können ihre globale Dominanz nicht mehr mit echter Leistung, sondern nur noch mit Luftgeld, juristischen Schachzügen, aggressiver Diplomatie und Militärpräsenz aufrecht erhalten. Bereits hat das EU-Land Rumänien um die Stationierung amerikanischer Truppen gebeten! Um vom russischen Gas unabhängig zu werden, soll die EU nun das Fracking forcieren, bei dem die USA technologisch führend sind und Gas aus den USA importieren und so mithelfen, die hohen Kosten für das Fracking mitzutragen, die von den Marktpreisen nicht gedeckt werden. Im Schatten der Ukraine-Krise hat das EU-Parlament der EU-Kommission ein Verhandlungsmandat zur berüchtigten Investorenschutzklausel im Freihandelsabkommen Transatlantic Trade and Investment Partnership TTIP erteilt – und die Medien schwiegen. Mit dieser Bestimmung können Konzerne die Unterzeichnerstaaten vor privaten Schiedsgerichten verklagen, wenn sie der Auffassung sind, neue staatliche Gesetze könnten den Wert ihrer Investitionen und ihre Gewinnaussichten schmälern. Dabei geht es um nichts weniger als die Opferung staatlicher Souveränität auf dem Altar des globalen Wachstumszwangs. Bezeichnenderweise sind die Verhandlungen geheim, und nicht einmal die EU-Mitgliedstaaten haben Einblick in den Verhandlungsstand. Lange Zeit war ich der Ansicht, die TTIP sei so verrückt, dass sie wie das Vorgängerprojekt Multilateral Agreement on Investment (MAI) in den 90er Jahren sang- und klanglos von der Bildfläche ver-

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Die hochverschuldeten USA können ihre globale Dominanz nur noch mit Luftgeld, juristischen Schachzügen, aggressiver Diplomatie und Militärpräsenz aufrecht erhalten. schwinden würde. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das bisschen Rückgrat, das der EU noch verblieben ist, dafür reicht. Derweil gehen US-Konzerne mit geborgtem Luftgeld der amerikanischen Zentralbank in Europa auf Einkaufstour: Microsoft kauft Nokia, einmal der grösste Hersteller von Mobiltelefonen, Pfizer will die britische AstraZeneca, General Electric greift nach der französischen Alstom. Der amerikanische Think Tank Pew Research Center hat eine Studie veröffentlicht, nach der die Menschen in Europa der EU wieder positiver gegenüber stünden. Zuerst übernehmen die USA die Institutionen der EU und dann wollen sie den Europäern weismachen, sie hätten wieder mehr Vertrauen in diese Institutionen! Auf juristischer Ebene attackieren die USA europäische Banken. Am Urteil gegen die Credit Suisse gibt es wenig zu kritisieren; sie hat in den USA amerikanische Gesetzte verletzt. Aber die drohende Strafe von zehn Mrd. Dollar gegen die französische Grossbank BNP Paribas ist Erpressung. Die Bank hat zwar gegen amerikanische Sanktionen gegen den Iran, Kuba, Libyen und den Sudan verstossen, aber die Geschäfte nicht in den USA, sondern nur in Dollar ausgeführt. Das reicht den USA offenbar für eine Ausdehnung ihrer Jurisdiktion. Das ist, wie wenn ein Diebstahl von Schweizer Franken in Yemen, Argentinien oder sonstwo den Schweizer Justizapparat auf den Plan rufen würde. Aber der Spielraum von BNPparibas ist klein. Sie gehört zum exklusiven Kreis der primary dealers, die von der amerikanischen Zentralbank FED Staatsanleihen zum Weiterverkauf erhalten, ein lukratives Privileg.

Man fragt sich schon, was das alles bedeutet, wann endlich sichtbar Widerstand geleistet wird und welche Kräfte im Hintergrund wirken. Dazu muss man wissen, dass die USA seit dem Vietnamkrieg die Welt kontinuierlich mit frischem «Geld» geflutet haben. Weil der gesamte Erdölhandel seit einem genialen Schachzug Kissingers in der Ölkrise der 70er Jahre in Dollar abgewickelt wird, hat die Welt diese Schuldenflut in der Gestalt des Dollars dankbar aufgesogen und riesige Reserven gebildet. Energie braucht man schliesslich immer. Der Wert dieser Dollars hängt jedoch ganz direkt von der Fähigkeit der USA ab, auch zu liefern. Und die ist im Keller. Im Hintergrund der Weltwirtschaft laufen deshalb – angeführt von China und Russland – schon seit einiger Zeit Bemühungen, den innerlich wertlosen Dollar als Weltwährung abzulösen, das grösstmögliche Unheil für die USA. Aus diesem Grund sind sie gegen Länder, die den Erdölhandel ausserhalb des Dollars abwickeln wollen, sehr unzimperlich vorgegangen. Irak, Libyen, Venezuela und der Iran haben die amerikanische Gegenwehr in voller Kraft zu spüren bekommen. Gegen Russland und China funktioniert diese Strategie nicht. Da braucht es einen Plan B und der bedeutet, dass auch die europäischen «Freunde» vereinnahmt und ausgebeutet werden. Es ist der verzweifelte Versuch, aus einer aussichtslosen Situation noch möglichst viel Kapital zu schlagen und es in die Grube zu schaufeln, in die man selber zu fallen droht. Wer noch ruhig schlafen will, darf dieses Spiel nicht zu lange weiterdenken. Der Punkt, an dem nur noch reale Werte, gute Freunde, direkte Demokratie und ziemlich viel Bewusstsein weiterhelfen, rückt näher.

Motto dieser Kolumne ist ein Zitat von Lichtenberg: «Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.»

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Die Zukunft der Schweiz Das junge Europa reibt sich immer noch in demokratischen Grundübungen, während die erfahrene Schweiz gelangweilt dem bunten Treiben zuschaut. Nach der Wahl vom 25. Mai bleibt noch einiges zu tun, bevor man von einem breiten Vertrauen in die gemeinsame Seifenkiste Europa sprechen kann. Die jüngsten Passabfahrten mit Überschuldungskurven, Beinahe-Pleiten und Rettungsfallschirmen haben nicht gerade zur Stabilität beigetragen. Europa tut sich schwer mit seiner Knechtschaft unter dem Primat der Wirtschaft und der aufkeimende Nationalismus darf auch als eine Art kulturelle Renaissance gelesen werden. Europa als bunter Haufen lebendiger Regionen und Menschen – der Weg scheint noch weit; unser Autor ist ihn bereits von Paul Dominik Hasler gegangen. Ein Blick auf die EU 2.0 und die dazu passende Schweiz

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achdem das dritte Beitrittsgesuch der EU eingetroffen war, wussten wir: Wir können sie nicht noch einmal enttäuschen. Inzwischen kannte man sich. Die Verhandlungen zu den letzten Beitrittsgesuchen hatte uns näher gebracht. Wir waren in Köln und Oslo an Workshops. Die Dänen und Briten kamen zu uns nach Morschach und auf die Schweibenalp. Es war ein langes Ringen. Sicherlich: Die Schweiz war eine Art Idealfall, aber gerade das liess uns zögern. 345 Millionen neue Schweizer? Immerhin waren auch die Ukraine und Albanien in der EU. Was wirklich anders war als früher, war der Ton. Zu Anfang gab es diese Gehässigkeiten, dieses Knurren am gleichen dürren Knochen. Man sprach vom Kuchen, der zu verteilen wäre, vom Modell Schweiz, das verraten würde, von Betonwüsten und frechen Weissrussen, die hier Sozialwohnungen belegten. Das alles hatten wir überwunden. Wir waren wieder ein Stück reifer geworden, aber diesmal schien es uns zum Guten zu gereichen – das alte Land, die Urmasse der Europäisierung. Nicht dass die EU ein Flop gewesen wäre. Sie war ihrer Zeit entsprechend ein Experiment, natürlich sehr wirtschaftslastig und letztlich der naive Traum vom demokratischen Königreich. Spätes-

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tens als in Brüssel mehr Beamte als Einwohner gezählt wurden, leuchtete allen ein, dass es einer Art Modellwechsels bedurfte. Dazu kam, dass man mit der Abschaffung des alten Geldsystems der EU den Teppich unter den Füssen weggezogen hatte. Plötzlich gab es wieder echtes Geld für anständige Arbeit, was die Menschen irgendwie verwandelte. Es gab diese Geschichte vom süditalienischen Abgeordneten, der sich über die Bierbrauer in Dänemark beschwerte und ihre Privilegien, die sie bis hinunter in die Stiefelspitze genossen. Er wetterte auf gute alte Art bis ihn ein Däne unterbrach und meinte, dass man das von Brüssel aus unmöglich beurteilen könne, und dass er doch mal runter käme. Die Szene wurde zu einem Schlüsselerlebnis. Seither endete fast jede Debatte mit den Worten, dass man das unmöglich von Brüssel aus beurteilen könne, und man das vor Ort ansehen müsse. Es entstand gewissermann die EU 2.0, die Kultur-EU. Das Besuchen seiner MitEUdgenossen, wie sie sich nannten, wurde zum zentralen politischen Programm. Denn überall, wo man hinkam, sah die Welt anders aus, sodass schliesslich niemand mehr Lust hatte, in Brüssel zu politisieren. Alles wurde vor Ort in Form von Besuchen und Gegenbesuchen besprochen. Es gab Feste und Empfänge, Tänze und Konzerte. Es war die reinste Völkerwanderung.

Das war der Moment, wo in der Schweiz der Eindruck entstand, die EU tauge etwas. Man blickte fast etwas neidvoll zu all den Palavern, Austauschaktionen und Besuchen in ganz Europa. Da waren die Höflichkeitsbesuche in der Romandie oder im Tessin fade Abstecher dagegen. Die EU-Leute wussten wirklich zu feiern. Die Dänen waren in Taranto seit dem ersten Besuch eine Legende. Die Däninnen sowieso. Ohne dass die Schweiz etwas dazutat, wurde sie immer mehr zum Thema in der EU. Man bedauerte, dass man sie nicht im gleichen Sinn besuchen konnte. Natürlich ging man in die Schweiz zum Skifahren oder Wandern und E-Bike fahren, aber so richtig feiern konnte man nicht. Man blieb Gast, höflich bedient, korrekt betreut. Schade. Viele Europäer stellten bereits die unangenehme Frage, ob die Schweizer überhaupt feiern könnten. Dazu war klar, dass man das Thema EU in der Schweiz auf keinen Fall anschneiden durfte, weil sonst die Laune überhaupt nicht mehr zu retten war. In einer heiteren Stunde – die Legende spricht von einem schwülen Sommernachmittag in Griechenland – soll die Idee aufgekommen sein, dass die EU ein Beitrittsgesuch an die Schweiz stellen solle. Das würde die Diskussion entkrampfen und dennoch das zentrale Thema anschneiden.

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Gutgelaunt wie sie waren, tippten ein paar EUFunktionäre diese Idee auf ein offizielles Briefpapier in Brüssel und schickten es ab. Das erste Gesuch löste in der Schweiz mehr Beklemmen als Heiterkeit aus. Man bildete eine Kommission, um einen möglichst schonungsvollen Ablehnungsbrief zu formulieren, der dann auch drei Monate später auf 16 Seiten in Richtung Brüssel geschickt wurde. Einen Moment lang sah es danach aus, als ob diese Absage und ihre formelle Art den Dialog erheblich belasten würde. Es war einer britischen Idee zu verdanken, den Brief als diplomatisch formulierte Einladung zu Verhandlungen zu verstehen und umgehend eine Terminumfrage zu versenden. Man traf sich wie gesagt auf diversen Hochebenen, Schlössern oder Weingütern. Die Schweizer hielten sich tapfer, zogen immer als letzte die Krawatten aus und übernahmen jeweils das Führen eines Protokolls, das ob seiner umsichtigen Formulierungen jedes Mal Eingang in die Feuilletons der regionalen Kulturblätter fand. Wirklich zu knacken aber waren die Eidgenossen nicht. Und von einem Beitritt wollten sie schon gar nichts wissen. Es war ein Marokkaner, der vorschlug, vorsorglich die Schweizerische Verfassung zu übernehmen, um auf diesem Weg etwas Goodwill zu zeigen. Nachforschungen hatten ergeben, dass darauf kein Copyright bestand. Obwohl Marokko kein offizielles Mitglied der EU war, fand man die Idee recht originell und gut. Immerhin liessen sich fast alle Gesetze auch auf Basis der Schweizerischen Verfassung weiter befolgen oder zumindest im üblichen Rahmen interpretieren, der aufgrund der kulturellen Differenzen sowieso nötig war. Das zweite Gesuch kam denn auch schon selbstsicherer daher. Man hatte es in Form einer Videobotschaft einem lettischen Künstler in Auftrag gegeben. Es zeigte EU-Vertreter beim entzückten Anfassen eines schweizerischen Felsbrockens, daneben ein etwas verunsicherter und strenger schweizerischer Dorfpolizist, der schaute, dass dem Fels auch nichts passiert. Das

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Video dauerte fast 20 Minuten und entwickelte einen beträchtlichen Charme, sodass es in den Schweizer Kinos zum Herbstknüller wurde. Irgendwie hatten diese EU-Leute die Schweizer erkannt. Spröde, gutmeinend, rücksichtsvoll und überaus begeisterungsfähig, vorausgesetzt, man findet den richtigen Ton. Und diesen waren sie definitiv am Finden. Trotzdem wurde das zweite Gesuch abgelehnt. Es brauchte fast ein Jahr, bis der Abendfüllende Spielfilm in 3D der EU überreicht werden konnte. Und er war glücklicherweise so gut, dass trotz der Ablehnung, die darin zum Ausdruck kam, keiner der Schweiz böse sein konnte. Denn die Schweiz hatte langsam die EU ins Gefühl bekommen, mehr als man das dort für möglich hielt. Die Rolle des portugiesischen Melonenpolierers war dermassen gut, dass sie zum absoluten Renner in der EU wurde. Obwohl es diesen Beruf und die damit suggerierten philosophischen Fähigkeiten so nie gab, war er ab diesem Tag in Portugal eine der Touristenattraktionen schlechthin. Ganze Trauben von Besuchern umringten einen der besagten Polierer, um ihm bei seinem kontemplativen Handwerk und den daraus entspringenden Weisheiten zuschauen und zuhören zu können. Man hatte fast den Eindruck, die Eidgenossen hatten, ohne es zu wollen, ein tiefgründiges Symbol für die neue EU gefunden, ein Bild, das alle berührte, denn es fasste den Weg zusammen, den diese Organisation seit ihrer Abkehr von der monetären Verblendung hin zum europäischen Kulturraum genommen hatte. Man orakelte lange, ob die EU ein drittes Gesuch schicken würde. Eines allerdings war klar: Man würde es nicht mehr so einfach ablehnen können. Zu viel war bereits geschehen, und das im besten Sinn. Man hatte sich gegenseitig dermassen zum Schmunzeln, ja zum Lachen gebracht, dass eine neuerliche Liebeserklärung keinesfalls so leicht in den Wind zu schlagen sein würde. In weiser Voraussicht bildete man in der Schweiz schon Kommissionen, um sich auf ein neuerliches Gesuch vorzubereiten. Künstler aus allen Landesteilen waren eingeladen, passende

Antworten dazu zu überlegen. Je länger aber man mit der Vorbereitung auf den Ernstfall beschäftigt war, umso unklarer wurde, warum man sich überhaupt noch dagegen wehrte. Immerhin war Europa genau das geworden, was man sich schon immer davon erhoffte: eine schrullige aber liebenswerte Lebensgemeinschaft auf der westlichen Landzunge vor Russland. Wirtschaftlich war man sowieso nicht mehr bedeutsam, seit die Chinesen alles produzieren wollten, was es gab, und man sie das auch tun liess. Die wenigen Dinge, die Europa entstanden, waren so unnachahmlich, dass man damit gut im Handel stand mit der restlichen Welt. Europa war eine Art Lifestyle-Club geworden, definitiv der Ort, wo man hin wollte, wenn man etwas über sich und das Leben erfahren wollte. Warum also nicht auch in die Schweiz? Als das dritte Gesuch eintraf, war man zuerst erstaunt. Es war ein Beschrieb für die Stelle des Direktors, die neu geschaffen werden sollte. Erst beim wiederholten Lesen wurde klar, was gemeint war: Der Schweiz wurde eine neue Rolle auf den Leib geschneidert. Sie würde fortan Präsident der EU sein, ein Ehrenamt selbstverständlich, ohne zeitliche Begrenzung. Arbeitsort wäre Bern, ein kleines Büro in der Junkerngasse. Erst im Kleingedruckten erkannte man, dass die Stelle einen Beitritt der EU zur Schweiz beinhaltete, so wie ein Dienstwagen dazugehören könnte. Es war nicht mehr abzulehnen. Das Büro in der Junkerngasse war in der Tat bereits gemietet worden und die rechtliche Seite letztlich eine Formsache. Man war ja Europäer, wenn man es richtig bedachte, noch dazu mittendrin, wie ein Färöer treffend feststellte. Es war eine Art logischer Schritt, und, nachdem sich die EU dermassen angeschweizt hatte, auch eine Frage des Anstandes. Ein letztes Polentaessen der Deutschschweizer im Calancatal machte alles klar: Die EU war reif für die Schweiz und die Schweiz reif für sich selber. Paul Dominik Hasler ist Ingenieur, berät Kommunen in Planungs- und Verkehrsfragen und führt in Burgdorf das Büro für Utopien. www.utopien.com

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entscheiden & arbeiten

Bürokratismus würgt die Engagierten – wir entwickeln Gegenstrategien

Christof Arn

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ormalerweise schlucken sie es runter, die Lehrpersonen, Ärzte, Professorinnen, Pflegefachpersonen und GemeindemitarbeiterInnen. Aber wenn man sie konkret auf die Bürokratie anspricht, kommen die Geschichten hoch: Formulare, übertriebene Kontrollen, endlose Datenerfassungen, ständig veränderte Budgetierungsprozesse, Berichte, aufwändige Evaluationen und andere administrative Behinderungen der Arbeit. Dazu eine kleine Geschichte: Ich fragte einen KMU-Besitzer und Manager: «Gibt es irgend eine Erklärung für das Wuchern der Bürokratie, wo doch alle einhellig behaupten, sie hätten das nicht gewollt?» Der Angesprochene war auch Spezialist für Firmenführung und Organisationsentwicklung an einer Hochschule und antwortete präzise: «Diese Überadministration ist normal, weil sie die zweite von drei Phasen in der Geschichte einer Firma ist. Die erste Phase ist die Pionierphase – alles wild, kaum Struktur, hochmotiviert. Dann kommt diese verflixte Bürokratiephase, die in der Theorie ‹Differenzierungsphase› heisst: Die

Führung hat das Gefühl, die Übersicht zu verlieren, will Zahlen, einheitliche Anstellungsbedingungen usw. Das ist in einem gewissen Mass richtig und notwendig, wird aber regelmässig übertrieben. Die Datenerfassung und Kontrolliererei sind arbeitsintensiv und teuer. Noch mehr kosten sie, weil es die Mitarbeitenden demotiviert. Sie fühlen sich – zu recht – gegängelt. Innovation wird behindert. Folge: Weil sich Firmen am Markt teuren Blödsinn nicht leisten können, reduzieren sie die übertriebene Bürokratie bald wieder. Damit beginnt die Integrationsphase, in der bewegliche Innovation und stabile Struktur balanciert werden.» «Dann ist das grosse Leiden an Bürokratismus im Gesundheits- und im Bildungswesen, in Verwaltungen und in der Landwirtschaft usw. also nur vorübergehend», entgegnete ich. «Halt!» gab er zu Antwort. «‹Am Markt› habe ich gesagt. Im Bildungs- und Gesundheitswesen und bei Quasimonopolen von wirklich grossen Firmen gibt es diesen Marktdruck nicht. Es ist wahrscheinlicher, dass solche Organisationen die zusätzlichen Kosten durch Überadministration,

Eine Partei fürs Ganze?

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ann das Ganze gleichzeitig Teil sein, kann eine integrale politische Bewegung überhaupt Partei sein? Mit dieser interessanten Frage hatte sich die «Integrale Politik Schweiz» an ihrer Mitgliederversammlung vom 17. Mai auseinanderzusetzen. Ein Mitglied beantragte, die Beschreibung des Selbstverständnisses ersatzlos aus den Statuten zu streichen: «Als Föderation von Einzelpersonen und Gruppierungen versteht sich dieser Verein (Integrale Politik) sowohl als politische Partei als auch als politische Bewegung.» Der Kommunikationsprofi argumentierte, Parteisein störe die guten und wohlmeinenden Aktivitäten der IP, weil dieses Wort automatisch die Assoziation «herkömmlich, polarisierend und rechthaberisch» hervorrufe, Eigenschaften, die nicht im Sinn integraler politischer Aktivitäten sind. Zudem könne die IP könne auf dem politischen Parkett alles tun, ohne sich als Partei zu bezeichnen, sogar an kantonalen oder eidgenös-

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sischen Wahlen teilnehmen. Für die Gegner des Antrags war gerade das Wort «Partei» Garant dafür, dass die IP sich in die Politik einmische und nicht bloss eine politische Bewegung sei, die sich nicht zum Handeln verpflichtet fühle. Die Abstimmung endete höchst unbefriedigend: 32 Mitglieder stimmten für den Antrag, 16 dagegen und 17 enthielten sich der Stimme. Doppelt so viele Ja- wie Nein-Stimmen, und doch wurde die erforderliche Zwei-Drittel Mehrheit verfehlt. Jetzt will die IP in ihren Gremien eine bessere Lösung finden und in einem Jahr wieder abstimmen. Es bleibt nur zu hoffen, dass mit der Verzögerung die Teilnahme an den nächsten eidgenössischen Wahlen nicht verpasst wird. CP/GZ www.integrale-politik.ch

Motivationsverlust und Fluktuation einfach auf die Preise schlagen.» Das ist es, was wir tatsächlich erleben. Das Pseudosparen findet woanders statt. Nun regt sich aber ein anderer Druck: Derjenige der Engagierten und der Führungspersonen, denen es auch um die Sache geht. Dieser Widerstand erhält eben jetzt eine entscheidende Verstärkung: die Verbindung untereinander. Bisher kämpften die vielen Betroffenen mehr oder weniger alleine. Und schluckten runter. Jetzt gibt es Komplizen im Widerstand, die Erfahrungen zu teilen und Erfolge zu vermelden haben. Daraus ist die Gruppe «Adminus» entstanden. Sie bietet ein Umfeld, in dem Hintergründe analysiert und Gegenstrategien entwickelt und ausprobiert werden können. • Regelmässige Treffen für Erfahrungsaustausch, Theorieund Strategieentwicklung in Zürich: Daten erfragen bei christof.arn@ethikprojekte.ch . • Newsletter abonnieren unter www.adminus.ch . • Schweizerische Tagung «Zur Sache – die Fesseln der Bürokratie sprengen», 25. Oktober 2014 in Zürich, http:// adminus.ch/tagung-2014 .

Der Verkehrsclub schluckt die Autofreien Seit dem 26. April gibt es ihn also nicht mehr, den Club der Autofreien CAS. Mit einem hohen Anteil an Zeitpunkt-LeserInnen unter den ersten Mitgliedern, ist dies zunächst keine erfreuliche Nachricht. Natürlich hat der CAS wichtige seiner Ziele nicht erreicht, zum Beispiel eine angemessene Entschädigung der Autofreien, die über ihre Steuern zwar an die Strasseninfrastruktur bezahlen, sie aber nicht gebrauchen. Aber der kleine, agile Club mit seinen etwas mehr als tausend Mitgliedern hat Bewegung in die Politik gebracht. Ob der VCS, der die Mitglieder übernommen hat – und Subventionen der öffentlichen Hand erhält –, sich auch auf politischer Ebene für die Autofreien stark macht, bleibt abzuwarten. Immerhin: Samuel Bernhard, der bisherige Geschäftsleiter des CAS leitet jetzt beim VCS die «autofrei leben»-Projekte. Da hat der VCS mit einem Hundertfachen an Mitgliedern bestimmt ein grösseres Potenzial. CP

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E i n lad u n g z u m Z e i tpunkt- A p é r o

nland» 3. Juli • 17.30 Uhr • «Morge interthur Hegibergstr. 16 • 8409 W m

eine Hauptsache, ganz bestimmt bei ie Leserinnen und Leser sind die n wir lade , nen kön n hre it Sie das erfa Magazin wie dem Zeitpunkt. Dam für Sie n wen , uns en freu punkt-Apéro ein. Wir Sie herzlich zum nächsten Zeit hen auc eint lt rwe nde Wu hur kommen, in eine ein paar Stunden nach Wintert hen. en einmaligen Menschen mac viel und die Bekanntschaft mit

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Programm: ung • Christoph Pfluger: Begrüss s Gerber: Stimmvolk (S. 68) thia Mat und k Bec Jana • Karin ataktion für Palästina (S. 7) • Verena Tobler Linder: Plak 66) Was ist Menschenmedizin (S. • Annina Hess-Cabalzar: 52) (S. » land rgen en im «Mo • Erwin Schatzmann: Leb rgenland», Apéro riche, Besichtigung «Mo Ende ca. 20.00 Uhr ro@zeitpunkt.ch Anmeldung erwünscht an ape g melden. tellen möchten, bitte vorgängi Wenn Sie gerne ein Projekt vors i der Bahnstation Winterthur Heg Das Areal liegt 300 Meter von ur HB). (4 S-Bahnminuten ab Winterth


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Der Mann, dem Flügel wuchsen Manchmal zwitschert Ralph Müller wie ein Vogel – doch ist er weder abgehoben noch hat er eine Meise. Das Lauschen in die Tiefe der Natur hat ihm Gesang und Verhalten der Vögel entschlüsselt. Als Natur- und Wildnistrainer teilt er das Geheimnis der Vogelvon Eva Rosenfelder sprache und folgt dem Ruf der Zugvögel.

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n einer Welt von Kopfhörern, Handy-Klingeltönen und Motorenlärm dringt selten nur das Zwitschern der Vögel in unsere Ohren. Doch auch in der täglichen Hektik sind sie da, waren es seit Jahrmillionen schon. Versteckt in Gebüschen und Geäst beäugen uns ständig unzählige Vogelaugen. Wer morgens um 5 Uhr die Fenster öffnet, vernimmt ihr tirilierendes Konzert des Lebens. Mit ihrem seit Urzeiten ausgeprägten Gesang kündigen uns die Gefiederten den Beginn eines neuen Tages an. Doch der Inhalt ihrer Melodien bleibt für die meisten Zeitgenossen ein Geheimnis. Nicht so für den deutschen Wildnistrainer und Vogelexperten Ralph Müller. Fast sein ganzes Leben lang beschäftigte sich der 53-Jährige mit den stimmlichen Äusserungen der Vögel, ihrer Körpersprache und ihren Verhaltensweisen. Trampeltier Mensch «In unseren Breitengraden gehen wir als Könige in den Wald, wir brauchen keine Raubtiere mehr zu fürchten, die uns gefährlich werden könnten. Deshalb ist unsere Wahrnehmung richtiggehend verkümmert.» Das menschliche Verhalten sei oft von Unachtsamkeit geprägt. Meist in Eile, halte der moderne Mensch selten inne, um sich umzusehen oder zu lauschen und mache oft Lärm. «Vögel aber sind Meister im Lesen der Körpersprache. Aus ihrer Sicht bedeutet unser Benehmen, dass dieses Wesen sehr gefährlich sein muss, da es offenbar auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen muss – deshalb flüchten sie sofort und verstecken sich.» Wer um sich herum am Boden,

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im nahen Gebüsch oder auf niedrigen Ästen kaum jemals Vögel sehe, könne wohl davon ausgehen, dass er durch den Alltag hetze und dabei wahrscheinlich oftmals nicht nur Vögel überrumple. Will man Vögel zu Gesicht bekommen, empfiehlt Müller, sich zuerst der Wirkung seiner eigenen Ausstrahlung bewusst zu werden und sich in seinem Auftreten der Natur anzupassen. Das heisst: Keine schrillbunten Kleider zu tragen, sich langsam zu bewegen, öfters stehenzubleiben, nicht zu sprechen und am besten keine waldfremden Geräusche von sich zu geben. Verweilt man etwas länger und lauscht, wird man viele Vogelstimmen vernehmen und etwas später auch das feinfühlige Vogelvolk sehen. Der Natur lauschen «Oft sass ich stundenlang im Wald, lauschte ihren Gesängen oder folgte ihren Stimmen, bis ich sie sah.» Es machte Ralph Müller solchen Spass, dass er schliesslich alle Vogelarten in seiner Gegend an ihrer Stimme erkennen konnte und langsam begann, ihre Sprache und Kommunikationsweise zu verstehen. «Die Vögel geben uns mit ihrem Gesang und ihrem Verhalten aufschlussreiche Informationen über die Zusammenhänge in der Natur und schärfen das Bewusstsein für feinste Veränderungen in der Landschaft. Ihre Sprache lässt uns eintreten in das filigrane Netz der Natur. Auch wir Menschen sind natürlicherweise Teil davon, doch allzu oft schneiden wir uns selber davon ab und verlernen die Natursprache.»

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Er lauschte den Warnrufen, wenn ein Habicht oder Sperber kam, und wusste, wie es sich anhört, wenn die Vögel einen Waldkauz entdeckt hatten. «Als ich von indigenen Völkern erstmals hörte, dass «Vögel sprechen können» und sich über Gefahren und andere Dinge im Wald unterhalten, wollte ich unbedingt noch mehr über diese 'Vogelsprache' erfahren.» Gefiederte Freunde «Mit 18 Jahren kannte ich alle Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens; über 750 Vogelarten, dazu einige Irrgäste aus Nordamerika und dem asiatischen Raum, die sich manchmal bis nach Europa verflogen. Über die Hälfte der 750 Vogelarten kannte ich bereits aus eigenem Erleben, den anderen hoffte ich, eines Tages zu begegnen.» Mit Federn geboren ist Müller zwar nicht, doch würden sie ihm wachsen, wäre das nicht erstaunlich. Der «Vogelmann» ist mitten in Düsseldorf aufgewachsen und hat seine Kindheit und Jugend in der Stadt verbracht. «Ich war ein zurückgezogenes Kind, hatte eher Mühe mit dieser Menschenwelt zurechtzukommen. Stundenlang war ich unterwegs, um Vögel zu füttern und aus nächster Nähe zu beobachten, den wilden Flugmanövern der Strassentauben

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und Lachmöwen zuzuschauen. Als ich einmal eine junge Taube mit nachhause nahm, musste ich versprechen, den Boden mit Zeitungspapier auszulegen und dieses täglich zu erneuern; so durfte ich sie aufziehen.» Später pflegte er weitere Tauben, ein Turmfalke und ein Waldkauz. Die Vögel waren seine Freunde geworden und sein Verständnis für die Natur und Vogelwelt explodierte regelrecht. «Die Schule war für mich eine Tortur. Erst in meiner Freizeit blühte ich auf, vor allem als ich einen erfahrenen Ornithologen und Naturmentor traf, mit dem ich durch Wiesen und Wälder streifte, balzende Baumfalken, jagende Eisvögel und Graureiher beobachtete und in der Dunkelheit den schaurigen Rufen der Waldkäuze und dem wunderbaren Gesang der Nachtigallen lauschte. Eine Welt von unglaublichem Reichtum hatte sich geöffnet. Vögel sind die Augen und Ohren der Natur Eine Vogelstimme kann unzählige Tonsequenzen erzeugen, Trauer, Freude, Aggression oder Zuneigung ausdrücken oder sich in Kontakt-, Bettel- oder Alarmrufen äussern. Ein Vogel kann wie ein Mensch mit seiner Stimme verschiedene Stimmungen ausdrücken. Haben wir einen Gefiederten still im Visier, erleben wir, wie er sich durch verschiedene

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Haltungen der Federn, des Kopfes oder der Flügel über seine Körpersprache mitteilt. Das geduldige Beobachten ist das Tor in die Vogelwelt und zu einer tieferen Verbindung zur Natur. Fast alles Wissen haben wir heute aus zweiter Hand – und die emotionale Bindung zu Tieren, Pflanzen, Elementen, ist uns nahezu verloren gegangen. Die Vögel spiegeln uns nicht nur unsere Wahrnehmungsfähigkeit, sie erzählen über unsere Sinne und die Art, wie wir uns selbst in der Natur bewegen. Ihr feines Alarmsystem, mit dem sie auch andere Tiere warnen, spiegelt das Netz der Natur, das alle Lebewesen miteinander verbindet. Nur schon das Bewusstsein, dass wir bei jedem Schritt ängstlich beobachtet werden, öffnet schon den Raum für berührende Naturerfahrungen. «Eine Verbindung hat immer zwei Enden» sagt Müller. «Wir Menschen sind nicht die einzigen, die etwas zu vermitteln haben, manchmal geht es auch andersrum. Aber das Vogelvolk spricht nicht menschlich, sondern über die innere Stimme, Träume, Gefühle und Emotionen, Körperempfindungen. Natur spricht. In jungen Jahren wurde ich verhöhnt, wenn ich dem Mäusebussard nachsah. Doch heute ist vieles sogar wissenschaftlich belegt, zum Beispiel, dass Pflanzen oder Wasser auf Gedanken messbar reagieren. Die Menschheit sehnt sich nach Beseelung der Landschaft und der Tiere.» Mit den Zugvögeln Ralph Müllers Reise mit den Vögeln führt ihn immer weiter in die Natur hinein. «Was ist meine Kraft, was habe ich der Welt zu geben? Wo bremse ich mich selbst und was hindert mich noch?» fragt er sich. Mehr und mehr eignete er sich das Wildniswissen indigener Völker an. Altes Wissen für eine neue Zeit. Respektvoll leben mit der Natur. Als der Vater zweier Töchter und beschäftigte Berufsmann einen schweren Unfall hatte, erhielt sein Leben eine endgültige Wende: Er gab sein eigenes Sanitärgeschäft auf und widmete sich vollends seiner Natur- und Wildnisschule. Es war Zeit, sein tiefes Wissen über die Vogelwelt zu teilen. Aus seiner Feder entstand damals vor sechs Jahren das Buch «Die geheime Sprache der Vögel» und später die CD «Vogelsprache». Letztes Jahr nahm er sich eine Auszeit: «Fast ein Jahr war ich unterwegs und bin wie ein Albatros über Kanada und Neuseeland einmal um die Welt geflogen. Es war eine Medizinreise, um alles, was in meinem Leben geschehen ist, zu integrieren. Ich wollte mir die Frage beantworten, was dazu führte, dass ich der bin, der ich bin. Wo braucht es noch mehr Frieden und Heilung? So viele Menschen und Wesen, Bäume, Pflanzen, Vögel und andere Tiere und Elemente waren und sind an meinem Sein beteiligt. Zeremonien bekamen dabei eine grosse Bedeutung für mich – denn sie verbinden alles miteinander.» Als er in Neuseeland am Meeresufer einen toten RiesenAlbatros fand, war er zutiefst berührt. Lange verweilte er neben dem eindrücklichen Vogel mit seinen riesigen Flügeln. Deren Spannweite von 3, 6m kann man sich kaum

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vorstellen... Bei den Maori gelten die Albatrosse als Vögel des Friedens. Ralph Müller bat den toten Vogel, seine Federn verwenden zu dürfen. «Aus dem Flügelknochen baute ich nach Art der Maori eine Knochenflöte. Wenn ich auf ihr spiele, sehe ich über dem Meer den majestätisch fliegenden Albatros und spüre in seinem spielerisch wirkenden Flug seine friedvolle Ausstrahlung. Er tanzt förmlich mit den Wellen und dem Wind. In mir erklingt der Wunsch nach Frieden. Der Albatros erinnert mich an meinen eigenen Frieden: dem, den Nachbarn zu verzeihen, friedliche Worte zu brauchen, beschauliche Tage zu verbringen und mir selbst zu verzeihen. Ich danke dem Wesen der Albatrosse, werde ihnen weiterhin lauschen, um mehr zu verstehen.»

www.vogelsprache.de www.natur-wildnis-schule.de Buch: Die geheime Sprache der Vögel, AT Verlag 20133, Fr. 42.90.— CD und DVD: Vogelsprache

Darauf gilt es bei Vogelbegegnungen zu achten: • Vermeiden, den Vogel zu ängstigen, nicht direkt auf ihn zugehen. • Den Vögeln nicht direkt in die Augen schauen, sondern im Weitwinkelblick an ihnen vorbei, aber jede Bewegung wahrnehmen • Sich entspannen und sich dem Vogel von der Seite zeigen, das wirkt weniger bedrohlich • So tun, als ob man sich nicht für den Vogel interessieren würde • Einen Vogel, der sich versteckt, nicht erkennen lassen, dass er entdeckt worden ist: eigenen Bewegungsrhythmus beibehalten • Sich den Vögeln auf Herzensebene nähern: von Wesen zu Wesen

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das

gute ute von

In Riace sind Fremde willkommen Domenico Lucano, Bürgermeister des 1'500-Seelen-Dorf Riace im italienischen Kalabrien, sah im Jahr 2000 ein Boot voller kurdischer Flüchtlinge am Strand landen. „Ich stand zufällig dort und spürte eine Art Berufung. Denn unsere Dörfer sind alle Orte der Emigration“, erzählte Lucano später. „Hier im kalabrischen Hinterland kennen wir die Geschichte der Auswanderung in alle Welt sehr gut.“ Riace hatte damals mit denselben Problemen zu kämpfen wie viele süditalienische Orte: Das Dorf war wie tot, Häuser standen leer, nur noch Alte wohnten dort. Mehr als die Hälfte der einst 3'000 Einwohnern hatte ihre Heimat verlassen, um auf der Suche nach Jobs in den reicheren Norden zu ziehen. Doch nach Ankunft der Flüchtlinge gründete der Bürgermeister das Sozialunternehmen «Città Futura» (Stadt der Zukunft), um Fremden und Einheimischen eine gemeinsame Zukunft zu verschaffen. Die regionale Regierung sorgte für unbürokratische Aufnahme und leistete finanzielle Unterstützung. Seitdem richten rund 300 Kriegsflüchtlinge aus dem Irak, Somalia, Äthiopien, Ägypten, Afghanistan und Pakistan zusammen mit Dorfbewohnern Wohnungen in verlassenen Häusern her. In Werkstätten produzieren sie Kunsthandwerk und verkaufen es. Die Pizzeria von Riace war jahrelang geschlossen. Heute backen Palästinenser ihr vertrautes Brot auf einem Holzkohleofen im von Città Futura renovierten Gebäude. «Domenico verdanken wir alles hier», sagt Flüchtling Dayaa. «Unser Leben, unser Glück. Danke Domenico!» «Früher war Riace ein sterbendes Dorf, heute ist es wieder lebendig», freut sich eine einheimische Näherin.

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Auch in Argentinien wachsen Ökodörfer Eine Lehrerin, die irakischen Kindern Italienisch beibringt, kommentiert: «Es ist toll, mit ihnen zu arbeiten. Zwar unterrichte ich sie, aber sie bringen mir auch viel Neues bei.» Ärmere Gesellschaften verstünden das Leiden anderer besser, glaubt der Bürgermeister. «Unsere Botschaft ist, dass man alle Hindernisse aus dem Weg räumen kann, wenn man nur zusammen hält.» Und: «Die Flüchtlinge sind wichtig für uns. Durch sie haben wir wieder Lust bekommen, neu anzufangen. Dieser Neubeginn bedeutet, dass wir uns auf unsere eigenen Traditionen und Wurzeln besinnen. Wurzeln, die nun dafür sorgen, dass die Menschen in Riace bleiben, um gemeinsam an der neuen Hoffnung zu arbeiten.»«Città Futura» ist mittlerweile der grösste Arbeitgeber vor Ort. «Mit den Flüchtlingen ist unser Dorf zum ersten Mal wieder ein Ort der Hoffnung und Ankunft geworden», sagt Domenico Lucano. Die Mafia, die in den nahen Orangenplantagen Immigranten für Hungerlöhne schuften lässt, sieht das anders. Die Tür des Bürgermeisters wurde durchschossen, jemand hat seine Hunde vergiftet. Ein Flüchtling aus Togo wurde in einem anderen Ort von Unbekannten gehetzt und angeschossen. „Wir machen einfach weiter“, sagt Lucano. Denn wenn man sich so zum Schweigen bringen lasse, dann bedeute das, im Inneren zu sterben. Europa sieht er „auf einem Weg in eine völlig neue Barbarei, die alle humanen Prinzipien und Werte über Bord wirft.“ Dem will der Bürgermeister die Vision eines anderen, besseren Europas entgegenstellen: eine Stadt und Stätte der Zukunft, Città Futura.

In Argentinien breiten sich Ökodörfer und alternative Wohn- und Lebensgemeinschaften weiter aus. Sie finden sich in den Provinzen Buenos Aires, Santa Fé, Misiones, Córdoba, Catamarca, San Luis, Río Negro und selbst in der Hauptstadt Buenos Aires. Gründer sind Familien, die nach und nach andere Menschen aufnehmen, bis ein ganzes Dorf entsteht, oder Gleichgesinnte, die sich zusammenschliessen. «Wir holen uns unsere Freiheit zurück», erklärt Tania Giuliani ihre Motivation, in einem Ökodorf zu leben. Giuliani ist Biologin und hat einen Master in nachhaltiger Entwicklung absolviert. Gemeinsam mit sieben Freunden hat sie auf einer der Inseln im Tigre-Delta nordöstlich der Hauptstadt Buenos Aires ein Ökodorf errichtet. Das Projekt heißt ‘i-tekoa’, was in der Sprache der Guaraní-Indigenen so viel bedeutet wie «Dorf, das auf dem Wasser gebaut wurde». Alle acht bauen ein eigenes Haus sowie ein Gemeinschaftshaus, in dem Kunst-, Garten- und Workshops zur Permakultur angeboten werden. Den Boden legen sie nicht trocken, um das Feuchtgebiet zu erhalten. Sie nutzen Holz von eingeführten Baumarten, die im Tigre-Delta wachsen. An deren Stelle pflanzen sie heimische Sorten. Auch im ersten Ökodorf Argentiniens wird die Idee der Permakultur gelebt: Gaia wurde 1996 in der Gemeinde Navarro in der Provinz Buenos Aires gegründet. Es ist Mitglied des «Global Ecovillage Network», in dem mehrere Tausend dieser Ortschaften zusammengeschlossen sind. In Gaia steht auch das Argentinische Permakultur-Institut.

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Guppys gegen Malaria

Bildung ohne Grenzen

Sampreeth Monteiro ist erst 13 Jahre alt. Doch das, was der Junge aus der südindischen Stadt Mangalore zu sagen hat, stößt bei seinen Nachbarn auf großes Interesse: «Kauft einen Guppy, er wird alle Moskito-Larven in eurem Haus fressen. Ihr werdet dann keine Malaria mehr bekommen.» In Sampreeths Schule startete im April 2014 die sogenannte «Guppy-Bewegung». Die gemeinsam mit der Stadtverwaltung durchgeführte Kampagne will Malaria auf natürliche Weise durch Fische eindämmen. Freiwillige bringen Wasserbehälter mit Guppys und Moskitolarven in Krankenhäuser, Schulen und öffentliche Plätze, um zu zeigen, wie die Fische sich von den Larven ernähren. Die erste Verwendung von Guppys zur Malariabekämpfung geht auf das Jahr 1908 zurück. Damals setzte ein Moskito-geplagter britischer Armeeoffizier Guppys aus England in Gewässern nahe seinem Militärlager in Bangalore aus. Auch die Behörden in Mumbai importierten Guppys aus dem US-Bundesstaat Texas. Obwohl diese Methode seit über einem Jahrhundert bekannt ist, hat Indiens Regierung bisher nichts zu ihrer Förderung unternommen. In Indien sterben jährlich mindestens 20'000 Menschen an Malaria, rund 15 Millionen infizieren sich damit. Im Nordosten Indiens starteten die Behörden des Bundesstaates Meghalaya kürzlich einen Workshop zur Malaria-Prävention für Beamte und Aktivistinnen. «Anhand von Satellitenbildern stellen wir fest, wo die Malaria-Gefahr besonders gross ist», erklärte ein Arzt. In diesen Gebieten könnten dann gezielt Guppys gezüchtet werden. Die Zahl der durch Moskitos übertragenen Erkrankungen ist seit Beginn der Fischzucht in den betroffenen Gebieten 2012 bereits um etwa die Hälfte gesunken.

Engagierte Lehrkräfte und Eltern haben ein trikontinentales «Bildungsnetzwerk ohne Grenzen» aufgebaut. Schülerinnen und Schüler kommunizieren über tausende Kilometer hinweg und lernen voneinander. «Wir sind Lehrkräfte auf beiden Seiten des Atlantiks und unterstützen den Kultur- und Bildungsaustausch, weil er dazu beiträgt, junge Menschen zu Weltbürgern heranzuziehen», erklärt der Latein- und Griechischlehrer Rafael Blanco, der das Netzwerk auf den Kanarischen Inseln koordiniert. Beteiligt sind Pädagoginnen, Eltern und Schüler aus dem Senegal, der Westsahara, dem westafrikanischen Land Gabun, dem Karibikstaat Haiti und den Kanarischen Inseln.

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Die Kinder und Jugendlichen schreiben Berichte etwa zu Umweltthemen, nehmen Videos oder Fotos auf, stellen Fragen oder malen Bilder, die per Post oder Email über den Atlantik geschickt werden. Bei Video- und Audiokonferenzen mit Mobiltelefonen, die an Lautsprecher angeschlossen sind, können Schüler auf direktem Weg miteinander kommunizieren. Nicht immer laufen die Kontakte reibungslos ab. Im Senegal haben viele Schulen keinen Internetzugang, häufig fällt der Strom aus. Daher schicken sie viele Postbriefe. Die Organisation Puente Humano («Menschliche Brücke») übernimmt die Kosten für die Internetanschlüsse in der Schule im dortigen Louga. Etwa 650 Schüler in 13 senegalesischen Schulen stehen derzeit mit Jugendlichen und Lehrern auf den Kanarischen Inseln in Kontakt. Die Lehrkräfte integrieren den Schüleraustausch in ihren Unterricht. Die Mathematiklehrerin auf Teneriffa beispielsweise liess ihre Schüler «Statistiken der Ungleichheit» untersuchen und die Lebenshaltungskosten in Spanien und im Senegal vergleichen.

Alternativen zum Datenkraken Google Immer noch «googeln» unzählige Menschen, obwohl sie längst wissen (müssten), dass die grösste Suchmaschine der Welt vom Verkauf der intimsten Daten ihrer Nutzer lebt. Google speichert diese, verknüpft sie mit weiteren Daten und verkauft sie an Werbefirmen, Unternehmen und Geheimdienste. Dabei gibt es längst leistungsfähige Alternativen: startpage.org, ixquick.de oder https://duck.co garantieren, keine persönlichen Daten zu speichern oder an Dritte weiterzugeben. Auch installieren sie keine Cookies, so dass Suchaktivitäten nicht kombiniert und zu persönlichen Profilen verdichtet werden können. Diese Suchmaschinen finanzieren sich zwar auch durch Werbung; die bezieht sich aber nur auf eingegebene Suchbegriffe und ist nicht personenbezogen.

Die Buchautorin und Journalistin Ute Scheub aus Berlin betreut u.a. die preisgekrönte Website www.visionews.net, ein Medienprojekt zur Verbreitung positiver Nachrichten und Geschichten des Gelingens.

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Das ÂŤMorgenlandÂť (oben) von Erwin Schatzmann und seine Lebewesen aus Holz (diese Seite) und aus Fleisch und Blut (rechts). Fotos: CP

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Der Fakir von Winterthur

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er Fakir scheint aus einer fernen Welt zu kommen, aus Agasul. Er trägt exotische, selbst verzierte Kleidung, betont die Augen mit einem Kajalstift und wohnt in einem Garten, der sich im Laufe der Jahre zu einem phantastischen Hüttendorf namens «Morgenland» entwickelt hat. Seine Wohnbaracke steht inmitten einer Wunderwelt aus Unterständen, Terrassen, und verwinkelten Nischen, bevölkert von Fabelwesen, Naturgöttinnen und Krafttieren, die, wenn sie lebendig wären, ein wildes und freies Leben führen würden. Aber Agasul liegt im Zürcher Oberland, und Erwin Schatzmann wohnt und arbeitet im Industriegebiet von Winterthur. Er ist einer von uns – mit dem kleinen Unterschied, dass er nicht nur Kunst macht, sondern sie auch lebt. Er stellt, wie es sich für die Bauvorschriften eines Industriegebietes gehört, etwas her und lebt auch davon. Aber: «Kunst heisst nicht nur Gegenstände, sondern Zustände und ‹Verstände› herstellen», sagt er – das Sinnvolle dem Rentablen vorziehen. Kunst ist für ihn «nicht Dekoration, sondern eine friedliche Waffe», «Politik mit anderen Mitteln». Politik mit herkömmlichen Mitteln hat er auch schon gemacht und 1996 eine Initiative für einen See in Winterthur lanciert. Der See wurde an der

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Urne zwar versenkt, aber die Idee geistert noch immer in Winterthur herum und man darf davon ausgehen, dass sie irgendwann einmal realisiert wird. Denn der 60-jährige Erwin Schatzmann hat zwar keinen Computer, aber Disziplin und Ausdauer. Seine Erfahrung: «Um phantastische Ideen zu realisieren, braucht es ein seriöses Leben.» Nach seiner KV-Lehre reiste der junge Mann ein paar Jahre durch Europa, Asien und Amerika und beschloss 1979, als Autodidakt Künstler zu werden. Er begann mit Ölbildern und Keramik und verlegte seinen Schwerpunkt zunehmend auf bemalte Holzskulpturen. In ihnen versucht er, philosophischen, religiösen und mythologischen Inhalten eine Form zu geben. Dazu verwendet er Elemente der europäischen Volkskunst, eine Formensprache, die er als «phantastischen Heimatstil» bezeichnet. Das «Morgenland» ist gleichzeitig Garten, Wohn-, Arbeits-, Ausstellungs- und Begegnungsort. Man kann sich dort tageweise Arbeitsräume mieten (und dem Meister über die Schultern schauen) oder Anlässe durchführen, wie zum Beispiel den Zeitpunkt-Apero vom 3. Juli. Allein schon still dazusitzen und sich zu freuen, dass ein solcher Ort existiert, ist ein Erlebnis mit Tiefenwirkung.

Mindestens so bemerkenswert wie die Kunst, die mittlerweile auch in Kirchen und Schulhäusern ausstrahlt, ist der Mensch dahinter, der Philosoph und seine Lebenspraxis – ein Gesamtkunstwerk im besten Sinn. Erwin Schatzmann sieht mit seinem Zopfbart zwar aus wie ein Freak, dem die persönliche Freiheit alles und alles andere nichts ist. Aber im Grunde ist er ein Fakir, ein Mensch, der den unvermeidlichen Schmerz des Lebens überwunden hat. «Dein Leiden interessiert niemanden – nur deine Antwort darauf» lautet einer der vielen Aphorismen, auf die man in seinem «Morgenland» immer wieder stösst. Sein Ziel ist es, Freude zu verbreiten und Bewusstsein für die Geheimnisse dieser Welt zu schaffen. Wer sich nur schon einen Augenblick Zeit für eine Begegnung nimmt, vergisst den Freak des ersten Eindrucks und erkennt den Menschenfreund, den Sozialplastiker und den phantasievollen Visionär. Ganz alleine scheint Erwin Schatzmann bei seiner Arbeit nicht zu sein: «Gott hilft mir vielleicht, auf jeden Fall aber muss ich Gott helfen.» CP Kontakt: Erwin Schatzmann, Hegibergstr. 16, 8409 Winterthur, Tel. 079 672 59 63. www.erwinschatzmann.ch Am 3. Juli, 17.30 bis 20.00 Uhr, findet im Morgenland von Erwin Schatzmann der Zeitpunkt-Apéro statt. Leserinnen und Leser sind herzlich eingeladen. Programmdetails S. 45.

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vollwertig leben

P A scous selbs T versorger - journal

Fast in der Scheisse steckengeblieben

von Pascal Mülchi

Pascal Mülchi düngt Kürbisse: Frischer Lammmist wird als Mulch um die Jungpflanzen verteilt; später kommt eine zweite Schicht Stroh dazu, um den Boden im Sommer kühl und feucht zu halten. (Bild: Fanny Taille-Caillis)

I

ch atmete Mitte April auf, als das Warten auf den Regen ein Ende fand. Während einer Woche herrschte günstiges Gemüsewetter: ein kontinuierlicher schwacher Regen, dazwischen immer wieder Sonnenstrahlen. Den gesäten Kichererbsen und Linsen gefiel das bestens, sie sprossen einwandfrei. Seither warte ich erneut auf Regen. Die gezogenen Jungpflanzen lechzen nach Wasser – wegen meines knappen Wasserhaushalts kann ich sie damit aber nur zweimal die Woche beglücken. Sie lernen damit schon früh, mit wenig Wasser auszukommen. Unterdessen hatte ich mich zwar mit einem Nachbarn geeinigt, bei ihm hie und da eine Spritzkanne in seinem rund 150m entfernten Wasserkanal füllen zu dürfen. Nur ist auch dieser zurzeit ausgetrocknet. Die Orb, die Wasserquelle des Tales und Wasserspender des Kanals, weist ein sehr niedriges Niveau auf. Weiter oben, beim Stausee in Avène, wird das Wasser bereits zurückgehalten. Der Grund, so hat man mir erzählt: Die Kanu-Touristen flussabwärts in den Sommermonaten mussten gepflegt werden. Tss! So schleppte ich mehrmals Wasserbidons vom Fluss bis aufs Terrain. Das Bangen um den Wasserhaushalt geht also weiter – und manchmal frage ich mich, wie kann das nur gut kommen, wenn im Hochsommer die Hitzewelle kommt? Die Kefen und Saubohnen störte das aber kaum: Sie bringen mich aktuell über die Runden, mindestens zweimal pro Woche ist die Ernte ergiebig.

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Junger Knoblauch gibt meinen – zugegeben – eintönigen Gemüsetellern die nötige Würze. Trotzdem lacht mein Selbstversorger-Herz jedes Mal, wenn ich eine Gabel voll nehme und weiss: alles auf diesem Teller ist in meinem Garten gewachsen! Unterdessen verzehre ich auch Radieschen und Ruccola, der Spinat ist allerdings schon am schossen, die ersten roten Gartenmelde-Blätter können dagegen bald geschnitten werden.

die zu den Erstzersetzern im Tierreich gehört und für die Zersetzung von organischem Material sehr hilfreich ist. Was mir für eine optimale KompostAktivierung des Misthaufens noch fehlt, ist der Kompostwurm: Dieser dünne, rosafarbene Wurm ist nicht mit dem längeren, meist dickeren Gemeinen Regenwurm zu verwechseln. Ihn werde ich wohl aus einem schon bestehenden Kompost importieren müssen!

Auch pikiere ich jetzt diverse Starkzehrer wie Kürbisse, Zucchini oder Tomaten ins Freiland. Für sie steckte ich einen Tag lang im wahrsten Sinne des Wortes in der Scheisse. Wahrhaftig, und atmete dabei gehörig Ammoniak ein. Zusammen mit zwei Freunden mistete ich einen 50m2 grossen Lammstall aus. Manchmal steckte die Mistgabel fest – so fest gepresst war der auf 40 cm angesammelte Mist, den ich nun bei mir auf dem Terrain kompostiere. Als Gegenleistung erhielt ich aber auch guten, über zwei Jahre kompostierten Mist. Noch mehr von diesen Schlemmer-Pflanzen habe ich von einer Setzlings- und Samentauschbörse mitgebracht. Die lokale Gärtnerszene traf sich Mitte Mai in Lodève. Dort wurde für mich endlich das Geheimnis dieses Gliederfüsslers gelüftet, der überall auf meinem Terrain herum kraxelt. Ich schmunzle jeweils, wenn ich ihn berühre: das 10mm grosse, schwarze Insekt rollt sich dann nämlich abrupt zusammen und verwandelt sich in ein «Mini-Bolei». Jetzt weiss ich: Es handelt sich um eine Rollassel,

Dem Kalender drei Wochen voraus war dieses Jahr der Holunder. Seine weissen Blüten bedeuten für mich alljährlich der Start in die Weiterverarbeitungssaison: Sirup, Champagner, Wein ist schon im Kasten. Davon ernähre ich mich zwar nur schlecht, doch die Getränke diversifizieren die hiesige Apéro-Kultur, die in Südfrankreich sehr Pastis- und Wein-lastig ist. Direkt ab Baum verzehrt werden derzeit Kirschen; noch warte ich aber zu mit Konfitüre machen. Ich beobachte intensiv die Reife der Früchte der ausfindig gemachten, wilden Bäume. Genauso, wie die sich langsam öffnenden Lindenblüten. Sie werden dann getrocknet und später als erfrischender Kräutertee getrunken.

Pascal Mülchi (29) ist freier Journalist und passionierter Gärtner. Er ist in der Region Solothurn/Bern aufgewachsen. Seit mehreren Jahren ist er mehrheitlich in Südfrankreich unterwegs und befasst sich mit biologischem Gartenbau und Selbstversorgung. Auf seiner Website pascoum.wordpress.com erfahren Sie mehr!

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SYMPOSIUM 4.– 7. September 2014 Solothurn (CH) nachtschattenverlag.ch/symposium

Aufklärung zu psychoaktiven Substanzen Vermittlung von Drogenkompetenz Drogenpolitik – Prävention – Schadensminderung wissenschaftliche Forschung Mit folgenden Autoren: Stanislav Grof, Ralph Metzner, Wolf-Dieter Storl, Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling, Markus Berger, Alexander Ochse, Wolfgang Bauer, Jochen Gartz, Arno Adelaars, Mathias Bröckers, Patrizia Ochsner, Hans Cousto, Tina Loosli, Daniel Trachsel, Wolfgang Sterneck, Samuel Widmer, Claudia Möckel Graber, Klaus John, Theo Pütz, Matthias Diesch, Kathrin Gebhardt, Gerhard Seyfried, Steve Stoned u.v.m. Freuen Sie sich mit uns auf diesen Anlass und seien Sie unser Gast. Solothurn ist immer eine Reise wert, besonders an diesem Weekend! Nutzen Sie am besten den vergünstigten Vorverkauf bis Ende Juni. www.nachtschatten.ch/symposium


vollwertig leben

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er gesund, fit und lange leben möchte, der kommt nur unschwer an meinem Lieblingsgewürz Knoblauch vorbei. Ein ganzes Buch habe ich ihm gewidmet. Er verfeinert nicht nur unsere Speisen, sondern macht diese auch bekömmlicher. Er fördert den Appetit und die Verdauung und senkt im Bedarfsfall wirkungsvoll erhöhte Blutfettwerte, erhöhten Blutdruck, Arteriosklerose; er verhindert Darmparasiten und wirkt sogar antikanzerogen. Die «Wunderpflanze» Knoblauch gehört damit zu Recht seit rund 5000 Jahren zum Kulturgut der Menschen. Im alten Aegypten spielte er zusammen mit Zwiebeln beim Bau der Pyramiden eine ausserordentlich wichtige Rolle. Man hat damals alleine für Knoblauch, Zwiebeln und Rettich, gemäss dem Geschichtsschreibers Herodet, umgerechnet rund 6 Millionen Franken aufgewendet.

Tolle Knolle: Knoblauch Auch der Vater unserer modernen Medizin, Hippokrates, beschreibt den Knoblauch als Allheilmittel unter anderem gegen Darm- und Lungenkrankheiten. Und die Römer und Griechen behandelten mit Knoblauch mehr als 100 Beschwerden. Griechische Kämpfer und römische Legionäre waren der Meinung, Knoblauch verleihe ihnen Kraft und Mut. Die tolle Knolle wurde daher in verschiedenen Kulturen auch als potenzsteigerndes Mittel sehr geschätzt. Die Liste der positiven Wirkungen könnte noch länger sein, aber mein Platz ist beschränkt. Auch die moderne Wissenschaft konnte inzwischen viele positive Wirkungen wissenschaftlich bestätigen – alle ohne Nebenwirkungen. So kann Knoblauch in konzentrierter Form den Blutcholesterinspiegel um bis zu 12 Prozent senken, und gemäss einer indischen Studie konnte er sogar die Sterblichkeitsrate und erneute Herzinfarktquote deutlich verringern. Die wirkungs-

volle Dosis dabei liegt bei täglich mindestens 4 g (zirka 3 – 4 kleine Zehen), was zweifelsohne zu unerwünschten Geruchsemissionen führen kann. Man sollte aber den Knoblauchgegnern die zahlreichen Gesundheitswirkungen und die Senkung der Kosten im Gesundheitswesen entgegenhalten, dann würde es hoffentlich bald nur noch Knoblauchfans und dafür weniger Kranke geben. Gegen die Knoblauchfahne wird das Kauen von frischer Pfefferminze und Petersilie sowie das Trinken von Rotwein empfohlen. So lustvoll und gesund kann Gesundheitsprävention sein.

Erica Bänziger lebt im Tessin, ist Ernährungsberaterin, gibt Kochkurse und schreibt Kochbücher. Knoblauch, eine Liebeserklärung. 128 s. Fr. 29.90 www.ericabänziger.ch

Waldbienenhaltung fördern Ein altes Imker-Handwerk soll seinen Weg zurück in die Schweiz finden. In Kriens im Kanton Luzern wird im gemeindeeigenen Schlosswald die Zeidlerei erprobt: das Halten von Bienen in hohlen Bäumen. In einem von FreeTheBees international ausgeschriebenen Pilotkurs für zukünftige Zeidlertrainer vermittelten polnische Zeidler kürzlich das alte Wissen. Die Gemeinde Kriens stellte in einem Waldstück drei alte Bäume für Zeidlerhöhlen zur Verfügung. «Das Halten von Bienen in Baumhöhlen hilft, natürliche Nistmöglichkeiten aufzubauen und den Bienen schrittweise wieder ihre natürliche Auslese zu überlassen», sagt FreeTheBees-Präsident André Wermelinger. Nur die natürliche Selektion könne die Anpassungsfähigkeit der Biene an die heute schwierigen Umweltverhältnisse sicherstellen. Erste Zeidler, die sich das Honigsammeln zum Beruf machten, lassen sich im Frühmittelalter nachweisen. In schwindelerregenden Höhen

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hieben sie Höhlen in alte Bäume und versahen den Eingang mit einem Brett, in das ein Flugloch eingebracht war. Wenn Bienen sich einnisteten, sammelten sie deren Honig ein. Im 19. Jahrhundert ging das Wissen um die Zeidlerei in Europa mehr und mehr verloren. Die Waldbienenhaltung ist angewiesen auf alte Bäume mit grossem Stammumfang (für die das Schlagen einer Zeidlerhöhle unproblematisch ist). Solche «Biotop»-Bäume bieten eine Vielfalt an Strukturen wie Höhlen, Rinden oder abgestorbene Äste, in denen neben den Bienen auch viele andere Tiere und Pflanzen Lebensraum finden: zahlreiche Vogelarten, Fledermäuse, Baummarder, Wildbestäuber, Käfer. Bis zu 900 Arten können beispielsweise auf einer alten Eiche Heimat finden. Durch die Waldimkerei bleiben vermehrt alte Baumbestände bestehen und bilden damit die Lebensgrundlage für eine reiche Artenvielfalt. In Kriens sind die Bienenvölker inzwischen in die Zeidlerhöhlen einlogiert und werden im Rahmen eines vom Forschungsprojekt für Biologische Landwirtschaft (FiBl) begleiteten Pilot-

versuchs von einem lokalen Imker betreut. Sie seien beim Veterinäramt gemeldet und würden regelkonform auf Brutkrankheiten und Parasiten kontrolliert. Noch nicht ganz frei – aber auf gutem Weg: naturnahe Haltung mit dem Ziel, langfristig widerstandsfähige wilde Honigbienenvölker zu haben mit einer eigenen Auslese. ER

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«Rücken, Kopf und viele andere Schmerzen» Wie wirkt die Spoonk Premium Akupressurmatte? Bereits seit Jahrtausenden wird die Akupressur und Akupunktur angewendet, um unseren Körper in eine innere und äussere Balance zu bringen. Auf der Akupressurmatte sind 6210 Stimulationspunkte. Durch das Liegen auf der Matte werden viele spezifische Reflex-Punkte am Körper gedrückt. Dadurch können blockierte Energien ins Fliessen gebracht und die Blutzirkulation angeregt werden. Als Folge davon können sich die Muskeln entspannen und Schmerzen reduziert werden. Dies passiert durch die Ausschüttung von Glückshormonen (Endorphine und Oxytocin) ins Blut.

Material: Unsere Akupressur-Mattenhülle besteht zu 45% aus Biohanf und zu 55% aus Biobaumwolle, die Innenmatte aus rein pflanzlichen Stoffen ist erdölfrei. Rückmeldungen unserer Kunden/Kundinnen: «Ich liege regelmässig auf der Akupressurmatte und kann sie gerne weiter empfehlen. Es ist zu einem angenehmen Abendritual geworden, 10-15 Min. darauf zu liegen. Ich schätze die entspannende, wie belebende Wirkung, wenn ich vom Tag «abschalten» kann. Ruhe kehrt ein. Die Akupressurmatte regt mein Körperbewusstsein an. Der Effekt geht von Aussen nach Innen und ich fühle mich wohl. Ausserdem finde ich das Material sehr ansprechend, ganz aus Naturmaterialien hergestellt, was ich unterstützungswürdig finde.» Marlies, 50 Jahre

Anwendungs-Bereiche: - Nacken-, Rücken- und Muskelverspannungen - Rücken- und Kopfschmerzen und viele andere Schmerzen unterschiedlichen Ursprunges - Ein- und Durchschlafstörungen - Innere Unruhe, Nervosität, Gereiztheit, Stress - Für die körperliche und seelische Balance - Zur Regeneration

«Diese Matte bietet mir im Alltag eine sehr geschätzte RuheOase. Verspannungen in Rücken und Nacken lösen sich regelmässig im Nichts auf. Auf dieser Matte kann ich auch sehr gut einschlafen, mache manchmal darauf «Siesta» und fühle mich danach herrlich erfrischt. Eine RIESEN-WOHLTAT, für jedes Alter empfehlenswert!» Maria, 54 Jahre Mehr Informationen und Bestellmöglichkeiten unter: www.gesundundgluecklich.ch Info@gesundundgluecklich.ch Telefon: 056 534 93 26 Natel: 076 542 49 86

«Ich benutze diese Akupressurmatte schon länger, sie hilft mir beim Einschlafen und grundsätzlich zum Entspannen und Abschalten. Ich hatte grosse Probleme mit starken Kopfschmerzen, doch seit ich bei Schmerzen auf die Matte liege, brauche ich keine Tabletten mehr zu nehmen. Auch super bei Mensbeschwerden (in meinem Fall starke Bauchkrämpfe); ich muss kaum mehr Schmerzmittel einnehmen, wo es früher zeitweise mehrere pro Tag waren. Ich bin sehr froh, dass ich diese Matte ausprobiert habe und verwende sie nun mehrmals täglich. Unbedingt weiter zu empfehlen!!» Olivia, 15 Jahre

Wirkungen der Akupressur-Matte: Nach dem Liegen auf der Akupressur-Matte wird oft eine deutliche Schmerzlinderung und eine tiefe Entspannung im ganzen Körper wahrgenommen. Die gesamte Blutzirkulation kann verbessert werden und ein Gefühl von innerer Ruhe und Ausgeglichenheit kehrt ein. Leichte bis mittlere Verspannungen können sich oft vollständig auflösen. Mehr Lebensenergie ist ebenso eine mögliche Wirkung unserer Akupressurmatte.

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Das allgegenwärtige Gift Aluminium soll Alzheimer, Krebs und zahlreiche weitere Leiden verursachen. Eine Spurensuche mit Umwegen. von Andreas Krebs

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eute schon geduscht? Und morgen wollen Sie wieder duschen? Dann brauchen Sie kein 24h-Deo. Drum schmeissen Sie es weg. Und alle andern Kosmetikprodukte, die Aluminiumverbindungen enthalten, grad hinterher. Begegnen Sie zudem Impfungen mit Skepsis und Zurückhaltung, denn viele von ihnen enthalten ebenfalls aluminiumhaltige Hilfsstoffe. Arzneimittel – auch rezeptfreie – enthalten Aluminium und hinter zahlreichen der ominösen E-Nummern verbergen sich Lebensmittelzusatzstoffe, die Alu enthalten. Aluminium aber steht unter dem dringenden Verdacht, die Entstehung einiger Krebsformen, Alzheimer und ADHS mindestens zu begünstigen. Jahrelang galt Aluminium wegen seines leichten Gewichts und seiner Verwindungssteifigkeit als Wunderbaustoff der Industrie. Sogar als umweltschonend wurde Alu gepriesen, weil sein unglaublich geringes Gewicht vor allem im Flugzeugbau massiv Treibstoffe sparen hilft. Der Preis dafür ist allerdings hoch: Aluminium ist auf der ganzen Linie eine Belastung. Bereits der Abbau und die Raffinerie des Alu-Rohstoffes Bauxit verbraucht Unmengen an Wasser und Energie; zudem hinterlassen sie eine ätzende Brühe namens Rotschlamm, der Poren verstopft und damit für Tier und Pflanzen tödlich sein kann. Gefährlich ist auch der Einsatz von Alu in Medikamenten und Kosmetika. Aluminium ist ein wahrer Tausendsassa: rostfrei, geschmacksneutral, hyper-reaktionsfreudig und deshalb beispielsweise geeignet, sowohl Säuren als auch Basen zu neutralisieren. Was seinen Einsatz in Mitteln gegen Sodbrennen geradezu aufdrängt. Aluminium (genauer: Aluminiumhydroxid)

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verstärkt als Hilfsstoff die Immunreaktion von Impfstoffen, was deren Wirkung beschleunigt. In Kosmetika – beispielsweise in Deodorants –kommt eine andere Eigenschaft zum Tragen: Aluminiumsalze verschliessen die Poren. Und damit auch die Schweissdrüsen. Deos wirken deshalb nicht nur geruchsneutralisierend, sondern auch schweissverhindernd. Doch Aluminium bzw. Aluminium-Salze und Silikate sind aber – ähnlich wie Botox Nervengifte. Wenn sie bei Dauereinsatz bzw. hohen Dosierungen ins Hirn gelangen, können sie eine Enzephalopathie (krankhafte Veränderungen des Hirns, wie Alzheimer-Erkrankungen) auslösen. Neben Alu-bedingter Frühdemenz sind Brustkrebs, Allergien, Autoimmunkrankheiten und die Hyperaktivitäts-Störung ADHS möglicherweise Folgen von Aluminium und dessen Derivaten im menschlichen Körper. Warum Alu trotz dieser beindruckenden «Beipack-Zettel»-Karriere noch immer nicht verboten ist, mag darauf zurückzuführen sein, dass Studien, die eine adäquate Kausalität zwischen Alu und den erwähnten Krankheiten schlüssig belegen, (noch) nicht vorliegen. Oder nicht veröffentlicht werden. Und – wichtiger wahrscheinlich: es gibt (noch) nichts vergleichbares, was Alu ersetzen könnte. Was bleibt ist dies: Natur- statt Industrieprodukte konsumieren. Und uns immer öfter für das Natürliche entscheiden.

Aluminium in Impfstoffen Aluminium, das wir über die Nahrung aufnehmen, scheiden wir fast zur Gänze wieder aus. Anders Aluminium, das uns mit Impfstoffen in den Muskel injiziert wird. «Aluminiumionen sind die grössten aller Metallionen, mit denen der Mensch konfrontiert wird», schreibt der Virologe Stefan Lanka. Wie andere toxische Metalle werde Aluminium weder verstoffwechselt, noch könne es durch Eiterbildung den Körper verlassen. Es sammle sich an. Lanka: «Die langfristige Wirkung der systematischen Intoxikation der Bevölkerung reflektiert sich in der Verdoppelung der Fehlbildungen bei Geburten (Mainzer Studie), von 2,9% im Jahr 1992 auf 6,9% im Jahr 2002.“ Wenn es so weiter gehe, so Lanka, sei in 20 Jahren mit 25% Fehlbildungen bei Geburten zu rechnen. «Keine Gesellschaft wäre heute in der Lage, diese Folgen zu kompensieren.» Speziell bei den Babyimpfstoffen gibt es noch kaum aluminiumfreie Alternativen – ausser nicht oder erst später Impfen.

Da steckt Alu drin Aluminium spielt in der Industrie eine grosse Rolle. Mit dem Leichtmetall werden Flugzeuge gefertigt, aber auch Pfannen und Verpackungen. Mit Hilfe von Aluminium wird die Viskosität (Dickflüssigkeit) von Cremes und Lotionen reguliert. Manchen «medizinischen» Zahncremes werden antibakterielle Alu-Verbindungen beigegeben; sie sollen den Zahnschmelz stärken und Zahnfleischbluten vorbeugen. E 127 (Erythrosin) färbt Lippenstifte und Dosen-Kirschen rot. E 132 (Indigotin) färbt blau und ist für Süsswaren, Likör und Glace ebenso zugelassen wie für Kosmetika, Textilien und Arzneien. Besonders Mittel gegen Sodbrennen, viele davon rezeptfrei, enthalten oft hohe Anteile an Aluminium. Als Trennmittel und Rieselhilfe wird Aluminium eingesetzt als E-Nummern 544, 555, 556 und 559. Und in seiner reinen Form kommt Aluminium als E 173 zum Einsatz, etwa zur Dekoration von Geburtstagskuchen, besonders beliebt bei Kindern. Schönes Geschenk. Unbedenklich sind Alu-Zusatzstoffe kaum. Einige werden nun gemäss neuen EU-Richtlinien aus dem Verkehr gezogen. Ab 2015 verboten sind unter anderem Bentonite (E 558), Calcium Aluminium Sulfat (E 556) und Kaolin (E 559).

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FÜR EINE MENSCHLICHERE GESELLSCHAFT

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Integrale Politik ergreift Partei für das Wohl aller Menschen, ihrer Umwelt und ihrer Mit-Lebewesen. Jeder Mensch soll die Sinnhaftigkeit seines Lebens ergründen und leben können. Jeder Mensch soll spüren und wissen, dass er auf der Erde willkommen ist und eine grosse Lebensaufgabe hat: Seine in ihm schlummernden Talente zum Blühen zu bringen. Wenn auch Dir eine umfassend menschliche, d.h. integrale Gesellschaft in einer intakten Mitwelt ein Herzensanliegen ist, dann findest Du im Verein «Integrale Politik» Gleichgesinnte, die durch ihre authentische persönliche Lebensgestaltung und durch Aktionen in Politik und Gesellschaft einen Beitrag leisten zum Wohl von allem. Informieren, mitmachen und mitdiskutieren: www.integrale-politik.ch

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MENSCHEN MIT VISIONEN GESUCHT Die gemeinnützige Schweizer Genossenschaft Bordo ermöglicht die Ansiedelung für Projekte, Teams, Organisationen oder Gruppen in einem Teil des Dorfes, mit dem Ziel einer nachhaltigen Wiederbesiedelung des Bergdorfes in den norditalienischen Alpen. Zum Dorf gehören ausserdem ein tibetischbuddhistisches Meditations- und Retreatzentrum der Karma Kagyu-Linie. Die gesuchten Projekte sollten einen achtsamen Umgang mit den Ressourcen der Natur als Grundlage haben und im Rahmen des italienischen und europäischen Rechtssystems realisierbar sein. Interessierte melden sich unter der email: futureprojects@bordo.org. Allgemeine Infos unter: www.bordo.org


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Niedergang der Fittesten? Seit 145 Jahren beherrscht ein tödlicher Irrtum unser Denken und Handeln: Der Stärkste von Michel Mortier überlebt und der Wettbewerb ist der Motor der Evolution.

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ls Charles Darwin 1869 den Satz survival of the fittest mit seiner Theorie der natürlichen Selektion verband, konnte er deren mörderischen Konsequenzen nicht vorausahnen: Waren noch im 18. Jahrhundert 18 Millionen Menschen durch kriegerische Auseinandersetzungen und Hungersnöte umgekommen, verdoppelte sich diese Zahl im folgenden Jahrhundert auf 40 Millionen und im vergangenen Jahrhundert verfünffachte sich diese Zahl. Im 20. Jahrhundert starben 200 Millionen Menschen durch unnatürliche Ursachen (davon 16 Millionen im Ersten und 63 Millionen im Zweiten Weltkrieg).1 Diese Zunahme (man kann sie nur als obszön bezeichnen) lässt sich zwar durch die hohe technologische Entwicklung und Effizienz der Tötungsmaschinerie erklären, doch auch die ist das Resultat einer bewussten Missdeutung von Darwins Worten. Mit der Verdrehung des englischen ‹fit› (angepasst) zum ‹Stärksten› bekamen rücksichtslose Machtmenschen das Alibi eines angeblichen Naturgesetzes: Der Schwächere müsse nachgeben, wolle er die Gunst des Stärkeren erhalten. Dass viele ihrer Vertreter diese Sicht teilten und noch immer teilen, ist kein Ruhmesblatt für die Biologie, denn in dieser Form hat sie nie gestimmt. Das haben nur wenige Menschen erkannt, unter ihnen Mahatma Gandhi, der dem biblischen Spruch ‹Auge um Auge›, Zahn um Zahn, mit dem Satz begegnete, ‹dann sind schliesslich alle blind und zahnlos!›

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Die Evolution ging aus der Kooperation hervor, nicht aus der Konkurrenz. Das ergibt sich aus der Beantwortung der Frage, was Atome und Moleküle vor etwa dreieinhalb Milliarden Jahren dazu führte, sich in einem wässrigen Medium zusammenzuschliessen, mit einer Schutzhülle zu umgeben und sich zu vermehren? Mit anderen Worten: Wie konnte aus toter Materie Leben entstehen? Obwohl bis heute keine Fossilien der Urzellen gefunden wurden, die einen Hinweis hätten liefern können, heisst das nicht, dass die Frage unbeantwortet bleiben muss. Einen wichtigen Ansatz zur Lösung ergibt sich nämlich aus den vier entscheidenden Fähigkeiten, welche die Urzelle besessen haben musste, um das Leben in Gang zu setzen: • Die Fähigkeit, Energie als Nahrung aufzunehmen und zu verwerten • Die Fähigkeit, ihre Bestandteile in einer stabilen Form zusammenzuhalten • Die Fruchtbarkeit; die Fähigkeit, sich zu vermehren • Die Information; die Fähigkeit, Erfahrungen als Muster in Form zu bringen, um sie dann mit anderen Zellen austauschen und sie an die Nachkommen weitergeben zu können. Die ersten drei Fähigkeiten konnten im Labor erzeugt werden.2 Aus der Sicht der akademisch korrekten Biologie ist die vierte jedoch ein Rätsel geblieben. Helfen wir ihr ein wenig nach!

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Information führte zur Kommunikation. Unabhängig davon, um welche Art von Information es bei diesem Anfang ging: Sie musste wie jede Information die Form eines Musters besessen haben. Ein Beispiel: ‹Wort› ist das Muster von vier Buchstaben (w, o, r und t), die in ihrer Reihenfolge eine bestimmte Einheit der Sprache bedeuten (die selbst aus Mustern besteht). Von Kommunikation sprechen wir, wenn wir die Bedeutung eines oder mehrerer Muster verstanden haben und darauf reagieren. Das lässt uns die eingangs gestellte Frage anders formulieren: Welches informative Muster hat die Kommunikation zwischen Atomen und Molekülen ermöglicht, um die erste Urzelle zu schaffen? Ein kurzer Umweg über die moderne Physik hilft uns hier weiter. Ein Quantum Wissen. Die moderne Quantenphysik berichtet, dass ein nicht-physikalisches Verhältnis zwischen Muster und Kommunikation möglich sei, und zwar mittels des sogenannten Phänomens der Verschränkung. Die Verschränkung entsteht, wenn im Labor zwei Teilchen, zum Beispiel zwei Protonen oder zwei Elektronen, gleichzeitig erzeugt werden. Wenn anschliessend eines der Teilchen auf eine lange «Reise» geschickt wird und man das Muster des verbleibenden Teilchens so manipuliert, dass eine seiner Eigenschaften verändert wird (zum Beispiel sein Drehmoment), dann verändert sich die gleiche Eigenschaft beim ersten Teilchen. Das Erstaunliche dabei: Die Änderung findet augenblicklich und ungeachtet der Entfernung zwischen den zwei Teilchen statt. Das erste Teilchen kann sich also irgendwo im Weltall befinden, das neue Muster des zweiten Teilchens wird sofort von ihm übernommen. Dieses Phänomen hat die Physik mit einem ärgerlichen Rätsel konfrontiert. Es bedeutet nämlich, dass die Kommunikation zwischen den Teilchen, also die Übertragung des ersten Musters, unendlich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit erfolgt. Laut Relativitätstheorie ist das aber ein Ding der Unmöglichkeit, denn diese Theorie besagt, dass sich nichts schneller als das Licht bewegen kann. Da jedoch beide Theorien, sowohl die der Quanten wie der

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Relativität, im Labor mehrfach bewiesen wurden, müssen beide stimmen, auch wenn sie im Widerspruch zueinander stehen! (Der grosse Einstein war darüber so irritiert, dass er das Phänomen der Verschränkung «spukhafte Fernwirkung» nannte.) Andere Dimensionen. Mit der Verschränkung verfügt die Natur also offenbar über eine Kommunikationsfähigkeit, die sich ausserhalb der bekannten physikalisch-materiellen Raum-Zeit Dimension bewegt (Fachbegriff: ein nichtlokales Phänomen). Für manche Bereiche der Naturwissenschaft, insbesondere für die Astronomie und Astrophysik, ist das nichts Neues. Inzwischen weiss man ja, dass es dunkle Materie, dunkle Energie, schwarze Löcher usw. gibt, obwohl man diese Phänomene nicht direkt beobachten und nur teilweise erklären kann. Die «spukhafte Fernwirkung» könnte man also als «dunkle Information» dazurechnen, wäre da nicht die Tatsache, dass es sich nicht um ein Weltallphänomen sondern um ein sehr irdisches handelt. Könnte uns dieses Phänomen helfen, das Rätsel des Lebens zu lösen? Ich muss zugeben, dass eine Bejahung dieser Frage gegenwärtig sehr spekulativ wäre. Trotzdem sollten wir etwas ketzerisch fragen: Wenn es zwischen (leblosen) Teilchen eine bisher unbekannte Kommunikationsmöglichkeit gibt, ist sie nicht auch zwischen den leblosen chemischen Komponenten der Urzelle möglich? Vier Urmuster. Wie wir es mit der Information getan haben, können wir die anderen drei eingangs genannten Fähigkeiten ebenfalls als Muster betrachten. Die vier Urmuster finden wir im uralten Konzept der vier Elemente als Naturkräfte: • Feuer: die Energie, die als Sonnenstrahlen wärmt und Licht spendet, aber als sengende Hitze oder als Blitz alles zerstören kann. • Wasser: das Medium, das jede Form annehmen kann, in das es fliesst und den Durst löscht, aber mit Überschwemmungen und Tsunamis Tod bringt

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• Erde: die Substanz, deren Fruchtbarkeit alles Leben hervor bringt, aber durch Erdbeben und Vulkanausbrüche auch vernichten kann • Luft: Das Muster, das Stimmen und Trommeltakte als Information überträgt, in der Hitze erfrischend wirkt aber als Orkan alles in ihrem Weg wegfegt. Die vier Elemente bilden die Basis für die indische und chinesische Medizin, die noch heute praktiziert werden, sowie für die bekanntesten psychologischen Typenlehren (das kommt daher, dass sich die Wirkung der vier Urmuster auch bei der Evolution des menschlichen Gehirns spiegelt, doch das ist eine andere Geschichte.) Es ist vor allem bemerkenswert, dass sich die Wirkungsweise dieser Urmuster in unseren Genen widerspiegelt: Die Blaupause des Lebens. Jedes Lebewesen wird durch seine DNS (Desoxyribonukleinsäure) definiert, eine Ansammlung von vier verschiedenen Molekülen (Nukleinsäuren), von denen jeweils zwei als Sprossen einer unglaublich langen Leiter jeder Zelle das Muster an Informationen liefert, die sie zur Herstellung der gerade benötigten Bestandteile braucht. Jede Nukleinsäure ist ihrerseits ein molekulares Muster von lediglich vier Atomen: O = Sauerstoff, ohne den nichts brennt (Feuer); H = Wasserstoff (Hauptkomponente des Wassers); C = Kohlenstoff, das einzige feste chemische Element in dieser Liste (Erde) und N = Stickstoff, das in der Natur als Gas existiert (Luft). Ob man nun die Existenz der vier elementaren Muster anerkennt oder nicht: Die DNS zeigt, dass ihre wahre Bedeutung in ihrem Zusammenwirken liegt: Entweder alle vier sind gleichzeitig vorhanden und agieren zusammen, oder es gibt kein Leben.

Dschungel übrigbleibt – das dann verhungern müsste. Anders als es uns die gängige Mentalität weismachen will, liegt unsere Zukunft als Menschheit nicht im individuellen Egoismus sondern in der kollektiven Kooperation. Ich finde es besonders ermutigend, dass sich die Worte des grossen Lehrers aus Bethlehem dementsprechend auch aus naturwissenschaftlicher Sicht bewahrheiten werden: «Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.»3 Die Frage ist nur, wie lange der heutige Zustand noch dauern soll. Anmerkungen 1 Siehe http:/www.necrometrics.com/wars. 2 Eine ausführliche Beschreibung von Experimenten und die diversen Theorien zur Entstehung des Lebens (Fachausdruck Abiogense) bietet der Wikipedia-Artikel «Spontanerzeugung». 3 Matthäus 5, 5. Michel Mortier (*1935) lebt in Zug, studierte Naturwissenschaft an der University of Tennessee in Knoxville (USA) und war im internationalen Marketing tätig. Seit seiner Pensionierung widmet er sich dem weit fortgeschrittenen Versuch, den physikalischen Aspekt der Naturwissenschaft mit dem numinosen Aspekt der Spiritualität in Einklang zu bringen. Kontakt: kom3@bluewin.ch

Das macht die Kooperation zum obersten Prinzip des Lebens. Eigentlich nur logisch, denn wenn Survival of the fittest dem ‹Gesetz des Dschungels› entspricht, dann ist die Konsequenz, dass schliesslich nur ein Lebewesen im

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Fremd Federlesen

Alt ist neu und neu ist alt.   von Walter Keller

Herz und Phallus als grausames Menu. Was jetzt, Kopf oder Herz? Du bist klar im Kopf, doch Dein Herz schreit nach Erlösung? Du empfindest den Widerspruch zwischen beiden Körperteilen als natürlich? Quatsch mit Sauce. Vor 900 Jahren geschieht einem Liebhaber in der französischen Dichtung Lai d’Ignauré Unangenehmes. Dem Lover von zwölf Damen wird das Herz heraus- und ein Stück abgerissen, das er für seine süssen Dienste eifrig benutzt hat. Erst dann wird er umgebracht. Und zwar von den zwölf hintergangenen Ehemännern. Herz und Phallus servieren die Betrogenen ihren treulosen Ehefrauen zumDinner. Die Motive der Erzählung bedingen zum Verstehen einige Voraussetzungen. Erstens: Die Ehe – damals noch strikt die christliche und nicht die staatliche – verlangt die sexuelle Treue beider Beteiligten. Zweitens: Sex und Liebe sind untrennbar verbunden, gehören zusammen wie Pech und Schwefel. Drittens: Lust ist nur im kirchlich abgesegneten Zustand erlaubt. Viertens und entscheidend: Der Körper ist eine Metapher. Körper als Metapher. Erst wenn das Herz als Sitz der Gefühle, sei es Glück oder Leiden, sich im allgemeinen Verständnis durchgesetzt hat, ergibt das literarische Bild des «Herausreissen des Herzens» Sinn. Der Körper muss also als Metapher allgemein verständlich sein, er muss sozusagen von seiner konkreten Fleischlichkeit zum symbolischen Begriff geworden sein, damit die Grausamkeit der Ehemänner und der abgrundtiefe Ekel der Ehefrauen der Leserschaft klar wird. Denn, Hand aufs Herz (sic!): Warum ist

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Dem Lover von zwölf Damen wird das Herz heraus- und ein Stück abgerissen, das er für seine süssen Dienste eifrig benutzt hat. Erst dann wird er umgebracht. nicht der Fuss statt das Herz der Sitz von Leiden und Glück geworden? Warum nicht die Hand? Auf dem Fuss ruht unser ganzer Körper, und es ist die Hand, die zärtlich streichelt oder sexuelle Erregung verschafft. Auch der Kopf muss als Chefetage des Menschen, als Führungsorgan erkannt und bekannt sein, damit die Bestrafung der Enthauptung symbolisch und praktisch als schwerste aller Sanktionen ihre Drohkraft entfalten kann. Köpfen heisst, jemandem seine Persönlichkeit, Macht und Seele zu tilgen. Gesetz der Allmählichkeit. Was und wie wir in unserer Kultur heute empfinden, ist wesentlich geprägt von Entwicklungen, wie sie sich mit der Herausbildung und Hegemonie des christlichen Glaubens im Mittelalter nicht als historisches Ereignis mit Datum, sondern als Prozess der Langsamkeit manifestiert. Revolutionen von Institutionen können ganz schnell gehen, Mächte wie die Sowjetunion können innerhalb von wenigen Jahren, ja Monaten in sich zusammenfallen. Mentalitäten und Werte verändern sich nach dem Gesetz der Allmählichkeit. Dass uns das

Herz rast, wenn die Liebe uns packt, dass wir beim Ausdruck «Oh du mein Herzkäfer» nicht laut lachen ob der Absurdität des Bildes, dass wir bei der Charakterisierung eines anderen als «Kopfmensch» sofort verstehen und nicht zurückfragen müssen, was gemeint sei: All dies hat mit Natur nichts, mit Kultur dafür umso mehr zu tun. Und entsteht in einem zeitlich klar bestimmbaren Zeitraum. Die Herzmetapher geht bis auf Aristoteles zurück und wird in der mittelalterlichen Philosophie des 12. und 13. Jahrhunderts wieder aufgenommen. Dass der «armen», metaphorisch negativ besetzten Leber der Sitz der Wollust zugeteilt wurde, ebenfalls.

Mentalitäten und Werte verändern sich nach dem Gesetz der Allmählichkeit. Zurück auf Feld 1. Der französische Historiker Jacques Le Goff war ein talentierter Erzähler. Natürlich hat er in seinen narrativen GeschichtsBüchern über die Grundlagen unserer noch heute gültigen Werte wissenschaftlich gearbeitet. Das Beeindruckende an ihm, der die französische Richtungen der «nouvelle histoire» und der «annales» begründete, ist aber etwas ganz anderes. Ich lese News oder Interviews in den Medien – und denke an Le Goff. Ich spreche an einem Abendessen mit Freundinnen und Freunden – schon wieder. Was wir sind, damit kämpfen wir schon seit Jahrhunderten. Was in der Psychologie selbst-

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Federlesen Fremd

verständlich und als allgemeines Geplapper des 20. und 21. Jahrhunderts schon zum Konversationskitsch verkommen ist – nämlich Verhaltensweisen und seelischen Knorz an ihrem Ursprung zu befragen –, scheint für kulturelle Muster nicht zu gelten. Jedenfalls habe ich noch nie erlebt, dass Le Goffs eindringliche und überzeugende Darstellungen unserer Geburt als heutige Menschen auf den Bestsellerlisten gelandet wären. Wir statt Ich. Vielleicht existiert ein ganz einfacher Grund dafür, dass dem so ist. Le Goffs Bücher sind für unsere Erinnerungs- und Gesprächskultur eine Provokation. Wir packen unser «Ich» seit dem Aufkommen der Individualpsychologie in einen nicht-enden-wollenden Schwall von Worten und Sprachbildern. Das hilft uns, die Illusion unserer Einzigartigkeit zu erhalten: dass es uns nur einmal gebe. Provokativ sind Mentalitätsforscher wie Le Goff deshalb, weil sie kulturelle Muster statt Individualität betonen. Weil Le Goff nach dem «WIR» statt nach dem «ICH» sucht. Wir wissen zwar, dass wir ohne die anderen nichts sind als einsame, bedeutungsgefährdete, asoziale Eremiten. Doch überschattet unsere Sucht, einzigartige Diamanten mit ureigeFEDERLESEN ist eine Rubrik des Zürcher Autors, Kurators und Galeristen Walter Keller: «Ich schaue mich um, ich registriere, ich recherchiere. Ich bin verloren in der Flut von Informationen und drehe mich um die eigene Achse. Ich wähle aus, was mich berührt oder meinen Zettelkasten besetzt. Ich setz mich hin und formuliere im Kopf, ich zeitpunkte und schreibe.»

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nem Karma sein zu wollen, die sozialen Dimensionen unseres zeitgenössischen Lebens. Wir halten die Illusion des Unverwechselbaren aufrecht, auch wenn –oder vielleicht gerade weil? – wir wissen, dass es Millionen von anderen «Herzchäferli» gibt auf der Welt.

Ich wünschte mir, alle würden Le Goff lesen – manches Gespräch würde dann spannender.

prozesse ausgedrückt, vor einer Nanosekunde auf Deutsch erschienen: im Jahr 2007. Viele andere Schriften und Bücher von Le Goff sind ebenfalls erhältlich, so auch das hervorragende und wahrhaftig aktuelle: «Wucherzins und Höllenqualen: Ökonomie und Religion im Mittelalter». Weil ich mir wünschte, alle würden Le Goff lesen – manches Gespräch würde dann spannender –, widme ich diese Kolumne ganz ihm, der vor kurzem, am 1. April 2014, neunzigjährig gestorben ist. Seine präzisen Erzählungen mögen uns noch lange und durch eine wachsende Leserschaft begleiten!

Weshalb bin ich «ich» – die Frage liegt am Beginn des Siegeszuges der Psychologie. Kulturanthropologie und Sozialwissenschaften –weshalb sind wir «wir»? – müssen sich seit einigen Jahrzehnten mit den hinteren Plätzen der Konversations- und Wissenskultur begnügen. Le Goff lesen. Schade eigentlich. Die tieferen Schichten unseres Wertesystems kennen zu lernen, sich damit zu beschäftigen, warum im Übergang vom 13. zum 14. Jahrhundert das Spirituelle – damals die Kirche – den Kopf beansprucht, von dem die Nervenstränge ausgehen. Und warum die weltliche Macht mit dem Herz vorlieb nehmen muss, von dem die Arterien ausgehen. Und vor allem: Warum es sich bis heute lohnt, solche Ursprünge des Körpers als Metapher anzuerkennen. Das Buch, aus dem ich das alles habe, heisst «Die Geschichte des Körpers im Mittelalter» und ist, metaphorisch und mit Bezug auf Mentalitäts-

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Horizonte erweitern

Stadtsegen

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er Appenzeller Martin Manser bietet die Möglichkeit, sich dem Alpsegen, dieser uralten Tradition der Sennen, achtsam anzunähern und selbst einmal durch die «Volle» zu rufen. «Der Segensruf, wie ich ihn mit den Leuten gestalte, ist aber kein traditioneller Alpsegen.» Vielmehr sei es ein ganz persönlicher Ruf, der Würdigungen, Danken, Bitten oder Beschütze im Fokus haben könne. Eins ist sicher: Wer immer ansetzt und seinen ureigenen Ruf durch die Volle in die weite Abendlandschaft hinausschickt, ist berührt von dieser Erfahrung. «Die Klänge gehen in Resonanz mit der belebten Natur – das ist es, was diese Hühnerhaut auslöst.», so Manser. Das eigene Erfahren gibt eine Ahnung von der Kraft des traditionellen Alpsegens. Dieser ist mitsamt dem festgeschriebenen Text sakral und bleibt einzig den Älplern vorbehalten. Dabei werde um den Schutz Gottes für alle, Tiere, Land und Leute gebeten. Nach Meinung der Älpler reicht der Schutzbann so weit, wie die Stimme trägt. «Goldener Ring» nennt man im Urnerland diesen Kreis. Der Ruf sorgt auch dafür, dass die Sennen einander hören und

wissen, dass es den anderen Älplern gut geht. Als Senn oder Sennerin muss man sich dazu berufen fühlen, tut es aus einer tiefen religiösen Haltung heraus, und fühlt sich verpflichtet, allabendlich den Alpsegen zu rufen, bei jedem Wetter, mit oder ohne Zuhörer. Den Holztrichter brauchten die Sennen zwar auch als Milchfilter, indem sie ihn mit der Wurzel des «Volleschübels» zustopften – «doch die Volle gibst du nicht so schnell aus der Hand, sie ist für die Sennen ein rituelles Instrument.» sagt Manser. Der uralte archaische Ruf wurde einst sogar von der christlichen Obrigkeit verboten, zu sehr belebte er wohl die Verbindung mit der Naturkraft. 1948 führte man den Alpsegen in Appenzell Innerrhoden wieder ein, und heute stösst er gerade bei jungen Leuten wieder auf grosses Interesse. Ob die persönlichen Segensrufe, die Manser mit verschiedenen Menschen schon vom St.Galler Freudenberg her über die Stadt geschickt hat, schon ihre Wirkung zeigen in der Stadt, bleibt wohl offen. Die intensive Erfahrung aber lohnt sich alleweil. ER www.möglichkeiten.ch

«Zeit – Mensch – Medizin»

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eitverdichtung und Zeitknappheit sind für Patienten und Fachkräfte in den Gesundheitsberufen zu einem den Alltag bestimmenden Problem geworden. Der immer grössere administrative Aufwand, die Beschleunigung der Behandlungsabläufe, die ökonomischen Vorgaben der Fallpauschalen tragen dazu bei, die Zeit der unmittelbaren Begegnung zwischen Behandelnden und Patienten zu verknappen. Hintergrund ist die Logik der Industrie, die auf Effizienzsteigerung abzielt: Die Arbeit im Gesundheitswesen verkommt zur Fliessbandarbeit.

Kranksein, Heilung und Heilkunst gehorchen aber nicht Gesetzen der Industrie. Der Versuch, sie dennoch so zu organisieren, hat fatale Folgen: Patienten können in einem solchen Klima zwar repariert, aber nicht nachhaltig geheilt werden, die behandelnden Fachpersonen brennen aus. Es entsteht ein Teufelskreis: immer mehr Leistungen ohne tatsächlichen Mehrwert an Gesundsein. Das zweite Symposium der Akademie Menschenmedizin zeigt die Relevanz des Phänomens Zeit für den Alltag in Pflege, Therapie und Arztdienst auf. Beiträge aus Philosophie, Physik, Soziologie und Kunst helfen, neue Impulse und

Denkansätze zu erarbeiten. Die Gestaltung des Gesundheitswesens geht alle an: Bürgerin, Patient, Politiker, Medien. Das Symposium 2013 fand bei der Leserschaft des Zeitpunkt grosses Interesse. Zum Dank schenken wir den ersten zehn Personen, die sich zum Symposium 2014 anmelden, eine Ausgabe des Tagungsbandes 2013. CG Symposium «Zeit – Mensch – Medizin»: 28. August 2014 im Kunsthaus Zürich. www.menschenmedizin.com. Annina Hess-Cabalzar wird am Zeitpunktapeéro (3. Juli, siehe Seite 45) über das Thema Menschenmedizin sprechen.

Wir stehlen vielleicht Zeit, aber wir geben mehr zurück: ZE!TPUNKT 66

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Nr 126


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Du mit dir – eine (Liebes?)Geschichte

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tell dir vor, du sitzt. Mit geschlossenen Augen. Auf einem Kissen. In einem Raum mit ca. 70 anderen Menschen, Frauen und Männer getrennt. In einem schlichten, ruhigen, angenehmen Saal. Du hörst einfache, klare Anleitungen, was zu tun sei, während du da sitzt. Du folgst den Anleitungen, so gut du es vermagst. In regelmässigen Abständen gibt es Pausen. Du öffnest deine Augen, vertrittst deine Füsse, draussen in der Natur oder drinnen bei einer Tasse Tee. Dann setzt du dich wieder hin, schliesst deine Augen, folgst den Anleitungen, so gut du es vermagst. Du sprichst nicht, weder vor, während, noch nach dem Sitzen. Irgendwann gibt es ein einfaches Mittagessen, danach eine Ruhepause. Du legst dich auf dein Bett, nickst vielleicht ein, oder du gehst nach draussen, ziehst kleine Runden in der Natur. Dann setzt du dich wieder hin, schliesst deine Augen, folgst... so gut du es vermagst. Abends hörst du einen Vortrag. Dann begibst du dich zur Nachtruhe. Vielleicht duschst du noch davor. Oder du duschst am Morgen. Dann setzt du dich wieder hin. So vergeht Stunde um Stunde, Tag um Tag. Zehn intensive, vielleicht mal schöne, vielleicht mal harte Tage lang. Du tust das alles vorsätzlich, aus freien Stücken, genau wissend, was dich (äusserlich) erwartet. Vielleicht bereust du in gewissen Momenten

von Seraina Morell Gunzinger deine Entscheidung – vorübergehend. Vielleicht tut dir plötzlich alles weh, im Körper, sonstwo – vorübergehend. Vielleicht denkst du plötzlich, jetzt hab’ ich’s; super – vorübergehend. Vielleicht stört dich plötzlich dein Sitznachbar. Oder deine Zimmergenossin. Sie tun etwas, das dir missfällt, oder etwas nicht, was du erwartest. Vielleicht schmeckt dir das Essen besonders gut, oder gar nicht, oder so so. Wie auch immer: Stell’ dir vor, dich weder beschweren, noch ein hübsches Kompliment platzieren zu können, ja, nicht einmal Augenkontakt aufzunehmen. Stell dir vor, du hast für einmal nur dich: deinen Körper mit allem, was er erlebt und erleidet, dein Denken und Fühlen, mit allem, was sie dir bescheren. Es gibt wenig bis gar keine Gelegenheit, etwas davon nach aussen abzuleiten, z.B. zu einem ‹Du› hin, oder in dein Tagebuch. Wenig bis gar keine Gelegenheit dich abzulenken, z.B. mit Lesen. Für einmal: Du mit dir. Zehn intensive, schöne, harte, leichte Tage lang – eine (Liebes) Geschichte mit offenem Ausgang. Stell’ dir vor, du bleibst dran, sitzt bis zur letzten Stunde am letzten Tag.

– so viel dir die Sache wert war. Und ziehst von dannen. Heimwärts. Vielleicht bist du überrascht. Über dich, dein Befinden, die Menschen, die Aussenwelt. Vielleicht staunst du. Und vielleicht sogar auf eine Art und Weise, wie du noch nie zuvor gestaunt hast. Eine Erfahrung im Dampfkochtopf, im Schmelztiegel – vorübergehend. Ich gönne und wünsche sie jedem Menschen. Wenigstens einmal im Leben. Wenn du magst, berichte mir, was du dabei erlebt hast. Es würde mich freuen.

Dann stehst du auf. Sprichst ein erstes Wort. Und ein nächstes. Tauschst dich aus mit deinen SchicksalsgenossInnen. Dann putzt du dein Zimmer oder die Toilette. Bezahlst – wenn du willst

Jede Stadt verzehrt tausende von Tonnen Nahrungsmittel. Nicht nur der Autor Philipp Stierand fragt sich, wo das alles herkommt. Die Lebensmittel sind lapidar formuliert einfach da. Aber ist es wirklich so einfach? Wie können wir den enormen globalen Herausforderungen des Hungers, Ressourcenverbrauchs und der schwindenden Biodiversität auf lokaler Ebene entgegenwirken. In seinem Buch erhebt er die Stadt und ihre Bürger sowie die Landwirte zum aktiven Part einer Ernährungswende. Er plädiert für mehr Verantwortung und Handeln hin zu gesunden, nachhaltigen Konzepten. Dabei schöpft er aus seinem 10-jährigen Fundus auch als Blogger von www.speiseräume.de. In anschaulichen Beispielen berichtet Stierand von Gemeinschaftsgärten, urbaner Landwirtschaft bis hin zu erfolgreichen Ernährungsstrategien in England und Kanada. Er hat damit einen praxisnahen Leitfaden publiziert, wie Kommunen nachhaltige urbane Lebensmittelversorgung in Angriff nehmen können. MS

Volkes Stimme braucht Taktgeber Vor bald sechs Jahren hatten Karin Jana Beck und Matthias Gerber die Vision, die verbindende Kraft des gemeinsamen Singens im öffentlichen Raum erlebbar zu machen. Damals am Küchentisch konnten sie nicht ahnen, dass sich aus dem feinen Summen in ihren Köpfen ein gewaltiger Stimmen-Orkan in den Städten entwickeln würde. Inzwischen singen hunderte Menschen jährlich 150 Mal in verschiedenen Städten und Regionen. Zusätzlich findet in Bern ein GrossSingen mit rund tausend SängerInnen statt. Mit viel Herzblut haben Karin Jana Beck und Matthias Gerber in einem kleinen Team und mit engagierten SinganleiterInnen ihr Projekt zum klingen gebracht. Das StimmVolk ist jedoch der-

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massen gewachsen, dass Karin Jana Beck und Matthias Gerber selbst im singenden Gewusel fast untergehen. Nun suchen sie AnimatorInnen die Singprojekte initiieren und Interessierte, die das kleine Team in Administration, Finanzen und PR unterstützen. OR

Seraina Morell Gunzinger, Kunsttherapeutin M.A., Kulturschaffende, freie Mitarbeiterin SCS AG, Zürich. semo@ splanet.ch Die Autorin praktiziert regelmässig VipassanaMeditation nach Goenka auf dem Mont Soleil im Berner Jura: www.sumeru.dhamma.org Tipp: Frühzeitig buchen. Die Nachfrage ist gross.

Die Ernährungswende

Weitere Informationen: www.stimmvolk.ch «Meer»-Generationen-Singen, Sonntag 22. Juni 2014, Bern. Singen im Dunkeln, 26. Juni 2014, Basel. GrossSingen, Samstag 4. September 2014, Bern.

Philipp Stierand: Speiseräume – Die Ernährungswende beginnt in der Stadt. Oekom Verlag, 2014, S. 224, Fr. 22.30 /€19.59

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Permakulturtag und Vertragslandwirtschafts-Forum Informationen, Vernetzung und praktische Anwendungen fĂźr Konsumentinnen, Bauern, Aktivisten und BehĂśrden: Localfood, Workshops, Marktstände, Kinderanimation, Filme und Vorträge. 6. September 2014 10-17 Uhr – Danach Fest und Musik. Pauluskirche, Blumenrain 24, Biel www.localfoods.ch

6.9. 2 0174h 10 -1

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AN DEN UFERN DER HEILIGEN FLĂœSSE ÂŤEine wunderschĂśne filmische Meditation Ăźber die grĂśsste spirituelle Zusammenkunft der Welt.Âť DARREN ARONOFSKY

Atem holen | arbeiten | feiern Ewigkeit inmitten der Zeit. Exerzitien (spirituelle Ăœbungen) mit Impulsen von Meister Eckhart mit Arnold Steiner und Katharina Zimmermann Zingg, 20. – 26.7. KalligraďŹ eworkshop zum Kappeler Bibelschreibprojekt. Schreiben und Experimentieren mit Hansulrich Beer, 9. – 10.8. Atem – Sein – Wirken. Begegnung mit sich selbst: atmend, tĂśnend, bewegend und in der Stille mit Verena-Barbara Gohl, 11. – 15.8. Die Wolken teilen. Shibashi Qi Gong – Meditation in Bewegung mit Barbara Lehner, 22. – 24.8. Start: Gruppe Atem Klang – Herbst. Insel der Ruhe, wo Heilung und Wandlung mĂśglich ist (Kursreihe von 8 Vormittagen) mit Verena-Barbara Gohl, 22.8.

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Improviso. Im Spiel die Kraft mystischer Lebensbeschreibungen entdecken mit Brigitte Becker und Mark Schwyter, 12. – 14.9. Die Wende nach innen. EinfĂźhrung in die Meditation fĂźr Frauen in der zweiten Lebenshälfte mit Doris Held, 12. – 14.9.

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Alles ist Schwingung Wenn Klang und Schall auf Materie trifft, entstehen Formen der Natur, zum Beispiel eine Blume. Zumindest visuell. Bereits vor 200 Jahren hat der Phsyiker Ernst Florence Chladini mit der Visualisierung von Klängen experimentiert. Mit einem Geigenbogen versetzte er eine Platte mit Sandkörnern in Schwingung. Durch die Schwingungen

bildeten die Sandkörner wohl geordnete Formen: die chladinischen Klangfiguren. Der anthroposophische Arzt, Gestaltbiologe und Künstler Hans Jenny (1904 – 1972) fasste das Phänomen unter dem Begriff Kymatik zusammen. Jenny wollte wissen, warum sich bestimmte Formen ausbilden und welche Gesetzmässigkei-

ten sich darin ausmachen liessen. «Je mehr man sich mit diesen Dingen befasst,» so Jenny, «desto mehr stellt man fest, dass Klang das schöpferische Grundgesetz ist.» Am 1. Welt Kymatik Kongress vom 31. Oktober bis 3. November treffen sich nun Kymatik-Aficionados wie Strömungswissenschaftler, Naturforscher, Musiker, Eurythmisten, Anthroposophen und Geisteswissenschaftler, um das Phänomen der Kymatik experimentell und künstlerisch zu erforschen. Und vielleicht finden sie eine Antwort auf die Frage, was die Welt im Innersten zum Schwingen bringt. HW 1. Welt Kymatik Kongress, 31. Oktober - 3. November 2014, Allerheiligen (Schwarzwald DE). Mit Vorträgen, Workshops und Seminaren von • Prof. Bernd Kröplin (Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrtkonstruktionen)

Gabriel Kelemen

• Jörg Schauberger (Pythagoras Kepler System,Österreich; Enkel des berühmten Naturforschers Viktor Schauberger) •Manfred Bleffert (Arbeitsstätte für Klangforschung und neue Musik) und weitere.

Die Unkonferenz für Danach Ist «danach» nach der Ohnmacht, nach der Energiewende, nach der Pensionierung? Vom 12. bis 14. September organisiert «Danach» in Luzern das Festival für Zukunftsfragen und orakelt selbst: «Was ist danach?» Die Veranstaltung wird als Un-Konferenz durchgeführt, in der BesucherInnen Einfluss nehmen, sich selbst einbringen und sich vernetzen.

Wer ist «Danach»? Ein Netzwerk von Menschen, Ideen, Initiativen und Organisationen, das sich für den Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung einsetzt. Das Netzwerk sieht sich selbst in der Tradition der Do it Yourself-Bewegung, deren Themen vielfältig sind: Urban Agriculture, Repair Cafés, Re- und Upcycling, Bau- und Wohngenossenschaften, Zwischennutzung. Die Bewegung

thematisiert die Energiewende, Nahrungsmittelkooperationen, gewaltfreie Kommunikation, Vertragslandwirtschaft, Grundeinkommen, die Vollgeldinitiative und Regiogeld. Und was geschieht danach? Gegenfrage: Wie willst Du Einfluss nehmen? OR Mehr Information und Anmeldung: www.danach.info Festival für Zukunftsfragen vom 12. bis 14. September 2014 im Neubad, Bireggstrasse 36, Luzern.

Das innere Kind tanzt sich frei Das 3. Bewusstseinssymposium in Davos stand unter dem Titel «Die Seele – ewig und unsterblich». Es bildet den Höhepunkt im Angebot des Star Fire Mountain College Davos und vermag von Jahr zu Jahr weitere Kreise einzubinden. Die Referenten waren auch dieses Jahr hochkarätig, allen voran Jana Haas, Buchautorin und Weisheitslehrerin. Vor 17 Jahren haben Ladina Kindschi und Bea Ender das College in Davos gegründet. Seither haben unzählige Frauen und

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Männer nebenberuflich die Ausbildung zu dipl. Tanzpädagogen abgeschlossen. Das College hat sich dem Erwachen des einzelnen Menschen in der neuen Zeit verschrieben. Die Methoden von Kindschi/Ender sind Tanz und Tanztherapie, Hatha Yoga, Mantra-Singen, Halprin Life Art Process, Soul Matrix Healing, Schamanismus und neu Lichtkörperarbeit. Die Ausbildung mit Abschlusszertifikat ist modular aufgebaut und dauert drei Jahre. Alle

Seminare und Workshops sind einzeln buchbar und für jedermann zugänglich. Zudem bietet die Schule seit Jahren Gruppenseminare in Griechenland und Malta und neu eine geführte Pilgerreise nach Indien an. CG

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Qi Gong Ferien im Toggenburg 21. – 26. September 2014 Im Kreise der fünf Elemente Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall balancieren wir uns durchs Leben. In dieser Woche erleben wir diese Elemente bewusst durch Qi Gong Übungen, Nahrung und Beobachtung. Detail siehe www.silviawidmer.ch

Lea Wolgensinger – Feldenkrais Methode Landenbergstr. 16, 8037 Zürich Tel. 079 246 21 91 www.simplicity.ch leawolgensinger@simplicity.ch

Erfahren Sie die tiefgreifende und nachhaltige Wirkung der Feldenkrais Methode: In den Kursen von Lea Wolgensinger lernen Sie, sich selbst mit neuen Bewegungsmustern von Beschwerden oder Schmerzen zu befreien und die Grundlage für ein allumfassendes Wohlbefinden zu schaffen. Tages- und Ferienkurse im Tessin sowie intensive persönliche Beratung.

der Wassermann aquari.urs u.r.s. jOsé zuber Trinkwasserberater Weiherweg 2 | 4500 Solothurn +41 79 760 95 10 www.aquariurs.ch | info@aquariurs.ch

Quellfrisches Wasser für ein gesundes Leben Als Wassermann aquari.urs informiere und berate ich Sie über die Wasseroptimierung in den eigenen vier Wänden. Ich zeige Ihnen auf, wie Sie mit kleinen Investitionen aus dem Leitungswasser wieder hochwertiges und quellfrisches Wasser herstellen können. Denn Wasser ist unser wichtigstes Lebenselixir, zu dem wir Sorge tragen müssen, wenn wir nachhaltig gesund bleiben möchten. Ich helfe Ihnen gerne dabei … Blubb blubb !

Die gute Adresse für Ihr Zuhause

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Unabhängige Vorsorgeberatung Stefan Geissbühler Holzikofenweg 22, 3007 Bern Tel. 031 378  10 25 unabhaengig@vorsorgen.ch www.vorsorgen.ch

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ZAGSOLAR AG Luzernerstrasse 9, 6010 Kriens Tel. 041 312 09 40 Fax 41 info@zagsolar.ch www.zagsolar.ch

Das unabhängige Ingenieurbüro ZAGSOLAR ist spezialisiert für sämtliche Belange der Photovoltaik. Photovoltaikanlagen erzeugen Strom aus Sonnenenergie. Wir planen, schreiben aus, und begleiten die Projektrealisierung von der Inselanlage als Stromversorgung für ein Ferienhaus bis zur grossen Netzverbundanlage mit mehreren 1000 m2 Fläche.

manus bau und schreinerei güterstrasse 51, 3008 bern tel 031 381 10 28 manus@manusbern.ch www.manusbern.ch

seit 28 jahren kreieren wir zusammen mit unseren kundinnen und kunden neue, orginelle lösungen, «massgeschneidert» in allen bereichen des innenausbaus und umbaus. nehmen sie mit uns kontakt auf, wir beraten sie gerne und helfen, das einmalige zu realisieren. räume formen – möbel, küchen bauen–planen–beraten

naturfarben-malerei weber GmbH Naturfarben • Lehmbau • Geomantie Steinstrasse 38e, 5406 Baden-Rütihof Tel. 079 677 08 74 www.naturfarben-malerei.ch

Wir verarbeiten seit 20 Jahren ausschliesslich natürliche Rohstoffe. Teilweise stellen wir Farben selber her – so, wie es der Maler früher gemacht hat. • Malerarbeiten innen und aussen  • Lehmverputz / Lehmbau • Tadelakt / Stuccolustero     • Geomantie

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Hausverein Schweiz Tel. 031 311 50 55 kontakt@hausverein.ch www.hausverein.ch

Die echte Alternative zum Hauseigentümerverband Haushälterischer Umgang mit unserem Boden, klimafreundliches Bauen, gesundes Wohnen, faire Miet- und Nachbarschaftsverhältnisse sind uns zentrale Anliegen. Wir bieten: Beratung in allen Fragen rund ums Haus – Veranstaltungen – Formulare – Rabatte für Solaranlagen – Versicherungen etc.

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Die guten Adressen

Die gute Adresse für sanften Tourismus

WANDERN IST MEHR

Casa Santo Stefano Hotel und Seminarhaus 6986 Miglieglia Tel. 091 609 19 35 info@casa-santo-stefano.ch www.casa-santo-stefano.ch

Kommen Sie in das «etwas andere» Albergo! Eine spezielle Atmosphäre erwartet Sie in unseren zwei historischen, stilvoll renovierten Tessinerhäusern aus dem 18. Jahrhundert. Die gepflegten Zimmer, die Terrasse mit Pergola und die typischen Wohnküchen mit Kamin laden zum Verweilen ein. Das Frühstück mit selbstgebackenem Brot und Zopf wird an urchigen Holztischen serviert. Gelegen in einem kleinen Tessinerdorf im Südtessin mit einer herrlichen Weitsicht inmitten eines wildromantischen Wandergebietes.

Finca «El Vuelo del Halcón» La Rueda N° 1, Las Tricias E-38787 Garafia / La Palma 0034 922 400 164 / 0034 636 818 333 Roland Wild, 8004 Zürich 044 361 30 73 www.vuelodelhalcon.ch

Ferien, Seminare, Wandern, Schlemmen etc. auf der Isla Bonita Auf 900 m.ü.M. bei Puntagorda liegt mit einer herrlichen Aussicht in einer gepflegten Parklandschaft die grosszügige Finca. Sie bietet in verschiedenen Gebäuden Unterkunft für bis zu 20 Personen Für Individualreisende oder Gruppen geeignet. Kochen, Bekocht werden oder auswärts essen. Nach La Palma gelangt man ab Zürich via Madrid oder mit der Fähre ab Cádiz

Fondazione Calanca delle Esploratrici Unterkünfte – Kurse – Umwelteinsätze – Familienferien Casa della Monda 6546 Cauco 091 828 13 22 www.calancatal.ch – info@calancatal.ch

Die Fondazione Calanca delle Esploratrici heisst Sie im Calancatal herzlich willkommen. • bioDiversitäts Woche vom 04.05. – 10.05.2014. Arbeits- und Kulturwoche • Familienferien im Zelt Juli 2014 • Trockenmauerwoche vom 05.10. – 11.10.2014 • Ferien im Maiensäss oder im Denkmalgeschützten Ferienhaus • Gruppenunterkunft Casa del Pizzò, mit Wiese, Fluss und Pizzaofen Infos auf unserer Webseite: www.calancatal.ch

Wisent Reisen Postfach 8114 8036 Zürich Tel. 043 333 25 25 www.wisent.ch info@wisent.ch

Nordostpolen und Masuren zählen zu den schönsten Naturlandschaften Europas. Wisent Reisen bietet exklusiv Ferien in gemütlichen Zirkuswagen ideal für individuelle Ferien mit der Familie. Wohnen in den Zirkuswagen lässt Sie die Natur hautnah spüren, Sie sehen wilde Tiere, beobachten das Licht der untergehenden Sonne, sitzen draußen am Lagerfeuer und haben zudem ein gemütliches Häuschen. Vom Zirkuswagen aus lassen sich Urwälder Polens per Rad oder zu Fuss erkunden. Die Wagen stehen auf sehr schönen Plätzen in Masuren, dem Bial/owieza-Urwald und dem Storchenhof Pentowo.

Wandern ist mehr Werner Anliker Imbisbühlsteig 7, 8049 Zürich Tel: 044 341 30 41 / 079 297 29 55 zurighesa@hispeed.ch www.wandern-ist-mehr.ch

Wander-Wildkräuter-Kochwoche, Bergeller Wanderwochen, Liparische Inseln Wandernd knackige Wildkräuter sammeln, damit leckere Menüs kochen und diese bei einem guten Glas Wein geniessen, das Grenzland Bergell durchstreifen, in die Kultur und die Geschichte, in Sagen und Legenden dieses Tales eintauchen und dabei auch kulinarisches Neuland entdecken, wandern und immer das Meer vor Augen und abends Italianità geniessen – ganz klar: Wandern ist mehr!

Anna Steger Nagelschmiedstrasse 12 5550 Radstadt Österreich anna.steger166@gmail.com

FERIENWOHNUNG IM LAND SALZBURG / ÖSTERREICH Es ist alles bereit. Zeit um Gäste aus dem In – und Ausland anzulocken. NEUE Ferienwohnung, 70qm, Schlafmöglichkeiten 4+, ruhig. NAH ins Ortszentrum, zum Bahnhof, zum Schwimmbad, ausgedehnte Wandermöglichkeiten, Schibus hält vor dem Haus. Die Ferienwohnung soll für alle ein behaglicher Ort sein. Hereinspaziert! pro Tag € 120,-

Adrasan bei Antalya/Türkei Boutique-Hotel Eviniz Tel 079 406 37 90 (Schweiz) sonne7@ferien-antalya.com www.ferien-antalya.com

Bade- und Wanderferien im Boutique-Hotel Eviniz-Swiss bei Antalya, Türkei In unserem kleinen Hotel Eviniz wo man leicht in Kontakt kommt, in Adrasan (Lykischer Weg) mit kleinem Strand. Ferien am Meer und im Grünen inmitten von Hügeln zum Wandern und Besuch historischer Stätten. Gespräche – Natur – Begegnungen, individuell oder in spontanen Gruppen. Günstiger Platz auch für Langzeitaufenthalter für eine Auszeit, zur Rekreation oder als Residenz. www.ferien-antalya.com Tel 0041 79 406 37 90 (Schweiz)

Die gute Adresse zur Horizonterweiterung SAMSARA Gemeinschaftspraxis Hohlstrasse 1 8302 Kloten/ZH Tel. 044 865 65 56 www.samsara-begegnen.ch

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*«White Eagle» Ausbildung in Schamanischem Wissen, Heilen und Rituale, Einführungs-WE 20.-22.6.2014 *Medizinwanderung: Hörst du das flüstern deiner Seele? 20. – 22.6.2014 *Schwitzhütte Sommersonnwende-Schwitzhütte 21.6.2014 *Auszeit in der Natur: Begegne dir in der Natur, ein 24 h Solo, 3. – 6.7. 2014im Prättigau *Visionssuche– Visionsquest- Reise nach Innen Mythen-Reise. 12 Tage in der Natur im Tessin 20.7. – 1.8.2014

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Die guten Adressen

praxis vedya

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Verlag VITA VERA GmbH Oberebenestr. 67a 5620 Bremgarten Tel. 056 631 48 60 /Fax …61 vita-vera @bluewin.ch www.vita-vera.ch

Bücher und Tonträger für grundlegende Lebensfragen brisant, klar, revolutionär, prophetisch Themen: • Mensch und Kosmos – Klimawandel -vegetarische /vegane Ernährung • Ursache und Entstehung aller Krankheiten -Selbstheilungskräfte • Leben nach dem Tod – Reinkarnation -Zeitkritisches -Prophetie und Wissenschaft

Ausbildungsinstitut perspectiva Auberg 9, 4051 Basel info@perspectiva.ch www.perspectiva.ch

Perspektiven finden – Kompetenzen erweitern Weil wir davon überzeugt sind, dass es möglich ist, friedvoller mit sich selbst und mit anderen zu leben, bieten wir Seminare und Weiterbildungen an, die dazu beitragen: Gewaltfreie Kommunikation, Mediation als Konfliktlösung, Integrative Friedensarbeit, Lösungsfokussierung und Systemische Strukturaufstellungen, Gruppen leiten.

praxis vedya Annemarie R. Hunzinger, MA Beratungen in Solothurn 079 852 71 81 info@vedya.ch www.vedya.ch

indisch-vedische Astrologie Astrologie bringt uns die äussere und innere Dimension von Zeit und Rhythmus ins Bewusstsein. Dies hilft uns bei der Suche nach unserer Bestimmung und leitet uns auf dem spirituellen Weg zur Wahrnehmung des Göttlichen in uns – zur Seele. Gerne berate und begleite ich Sie auf diesem spannenden Weg!

Beratung für Klein(st)betriebe in der ganzen Deutschschweiz 079 270 84 79 www.kb-beratung.ch info@kb-beratung.ch

Bringen Sie Ihren Klein(st)betrieb in Schwung! Wir beraten Fachgeschäfte, Bioläden, Gasthäuser, Naturheilpraxen, Vereine, Handwerker/innen, Musiker/innen, Selbständigerwerbende verschiedenster Branchen – einfach alle, die sich keine teuren Consultants leisten wollen. Auch bei Neugründungen. Ein erstes Gespräch ist kostenlos und unverbindlich.

Visions Schmiede GmbH Martin Bertsch Hohfluhstrasse 2, 3852 Ringgenberg Maulbeerstrasse 14, 3011 Bern info@visionsschmiede.ch, www.visionsschmiede.ch 033 827 90 70

Inspirierende Coachings, Beratungen, Kurse und Ausbildungen mit Perspektive. Entdecken Sie Ihre Mission, Passion und Vision, Ihre Gaben, Ihre Leidenschaft und Sehnsucht. Finden Sie, was Sie kraftvoll lebendig macht und wirklich erfüllt. In der Ganzheitlich Integrativen Visionsarbeit begleiten wir Sie von der inspirierenden Vision bis zur Umsetzung im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Projektmanagement. Eine breite Dienstleistungspalette bietet Ihnen das Richtige: Laufbahnberatung, Intensivkurse, Ausbildung, Erfolgsteam, Projektwerkstatt, Coaching... Martin Bertsch, Coach BSO, freut sich auf ein unverbindliches Vorgespräch mit Ihnen!

buchplanet.ch Onlineshop für gebrauchte Bücher Tel. 071 393 41 71 info@buchplanet.ch www.buchplanet.ch

buchplanet.ch: Der Onlineshop für secondhand Bücher buchplanet.ch gehört zur Stiftung Tosam, die mit verschiedenen Betrieben Arbeitsplätze im alternativen Arbeitsmarkt bereitstellt. buchplanet.ch bietet momentan mehr als 35 000 gebrauchte Bücher an, sortiert in über 40 Rubriken. Von Esoterik & Parapsychologie über Märchen & Sagen bis zu Hobby, Sport & Spass. Das Angebot wird laufend erweitert. Ein Besuch auf www.buchplanet.ch lohnt sich deshalb immer.

KIENTALERHOF Seminar- & Gästehaus für Körperarbeit & Bewusstseinsentfaltung Kiental BE | Wetzikon ZH| Uzwil SG www.schule-körpertherapie.ch www.kientalerhof.ch Tel. 033 676 26 76

Neue Wege gehen – Berufung und Freude finden Der Kientalerhof hat eine langjährige Erfahrung mit seinen Ausbildungen und Seminaren innerhalb der Körpertherapie, Musikimprovisation, Klang, Stimme, Tanz, Bewegung, Natur, Spiritualität und Ernährung. Unser Herzanliegen ist es, für Student/-innen, Seminar-, Ferien- und Wandergäste einen behaglichen Ort zu gestalten, der Wachstum und Entfaltung ermöglicht.

Eutonie-Schule Zinggstrasse 16 3007 Bern Tel. 022 362 79 28 info@eutonie-formation.ch www.eutonie-ausbildung.ch

Körpererfahrung • Selbsterkenntnis • Bewusstseinsentwicklung

Naturschule Woniya Dalaus 81C 7425 Masein 081 630 06 18 info@naturschule-woniya.ch www.naturschule-woniya.ch

Ausbildung Natur- und Wildnispädagogik Einjährige, berufsbegleitende Ausbildung Visionssuchen – sich selber finden in der Stille der Natur Tipilager für Kinder und Jugendliche Lager und Naturtage für Schulen

Villa Unspunnen Oberdorfweg 7 3812 Wilderswil 033 821 04 44 info@villaunspunnen.ch; www.villaunspunnen.ch

Kraftort der Stille am Fuss von Eiger, Mönch und Jungfrau Suchen Sie Stille und Rückzug? Inspiration und Erkenntnis? Räumlichkeiten für Ihr Seminar? Das alles bieten wir im «Kloster auf Zeit», im eigenen Programm und mit Raum für Ihre Kurse. Unsere Vision von EINER Welt und EINER Menschheit leben wir im Verständnis einer transkonfessionellen, universellen Spiritualität.

Eine pädagogische, therapeutische und künstlerische Ausbildung, die berufsbegleitend über vier Jahre zu einem vom Schweizerischen Berufsverband für Eutonie Gerda Alexander ® anerkannten Diplom führt.

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Die guten Adressen

ZIFF - Zentrum für integrale Friedensförderung Anmeldung: Cécile Cassini Ziegelhofweg 7 CH-4303 Kaiseraugst Tel. +41 61 331 49 54 cecile.cassini@integrale-friedensfoerderung.ch www.integrale-friedensfoerderung.ch

Frieden lernen – Frieden leben. ZIFF bietet den Lehrgang «Kräfte des Friedens schaffen» an, der aus folgenden Modulen besteht: Frieden finden durch die Erfüllung des eigenen Lebens Friedvoll kommunizieren Frieden politisch umsetzen Friedensprojekte entwickeln Die Module können einzeln gebucht werden und sind für alle Personen offen.

Im guten Webshop einkaufen

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Duftschloss AG Im Schlosspark Dorfstrasse 1, 9514 Wuppenau Tel. 071 944 48 48 I Fax 071 944 48 47 info@duftschloss.ch www.duftschloss.ch

duftschloss.ch: Die ganze Welt natürlicher Düfte Mit den Kräften der Natur für den Alltag gewappnet sein – 100 % naturreine ätherische Öle, als edle Mischungen und in grosser Auswahl als Einzeldüfte, viele aus kontrolliert biologischem Anbau, feinste Massageöle und Raumsprays, grosses Sortiment an Räucherwerk und Räuchermischungen. Auf vielen Märkten in der ganzen Schweiz und im Webshop erhältlich.

Bergland Produkte Kräuter & Gemüse, Fleisch, Agrotourismus Bieu 2, 3995 Ernen Tel. 027 971 23 60 www.bergland.ch

Bergland-Easy-Shop; auserlesene Köstlichkeiten in Demeterqualität In unserem Shop finden Sie Tee- & Gewürzkräuter, separat oder in Mischungen. Aber auch getrocknetes Gemüse, Novena-Teigwaren und unser Fleischangebot (Rind, Schaf, Schwein). Lassen Sie sich durch unsere Köstlichkeiten verführen oder stöbern Sie in unseren Ferienangeboten. Unser Betrieb ist Demeter- und KAG-zertifiziert.

Essenz GmbH Das Haus für mediterrane Spezialitäten Luzernstrasse 64 6208 Oberkirch Tel. 041 920 23 70 www.essenz-spezialitaeten.ch info@essenz-spezialitaeten.ch

Die ganze Kraft und Leidenschaft von Menschen… Hausgemachte Pasta, weltbeste Olivenöle,(Mitglied des Olivenölpanels der Hochschule Wädenswil) Aceto Balsamico’s und andere Essige, Apéro-Antipastisachen, Reis, Polenta, Linsen, Süssigkeiten, Wein, Grappa,Accessoires Der Laden – der Caterer – der Internetshop

ARTHA SAMEN Schwand, 3110 Münsingen Telefon +41 +31 371 77 44 www.bryophyllum.ch www.arthasamen.ch info@arthasamen.ch

Für den Reichtum, die Vielfalt und den guten Geschmack aus Ihrem Garten Wir führen in unserem Sortiment über 600 Sorten Biologisch-Dynamische Samen von Gemüse, Blumen und Wildpflanzen sowie Wildblumenmischungen für den Hausgarten und Umgebungsbegrünungen. Mit der Arbeit in unserer Gärtnerei fördern wir die Erhaltung alter Kulturpflanzen und die Artenvielfalt. Wir sind Mitglied der schweiz. Kommission zur Erhaltung der Kulturpflanzen (SKEK).

Hof Wickert Andreas Portner & Brigit Karrer Wickertweg 199 3902 Brig-Glis 027 / 923 01 35 www.wickert.ch, wickert@bluewin.ch

Feiner Bio-Bergkäse von Kühen mit Hörner Seit 30 Jahren produzieren wir mit unseren acht Kühen auf dem Hof Wickert feinen BioBergkäse. Es gibt ihn in drei Varianten: «Das Original» – aromatischer Bergkäse, «Der Ungehobelte» – rassiger Hobelkäse, und «Der Sämige» – unser feiner Raclettkäse. Wir freuen uns auf Ihre Bestellung – online oder per Telefon.

Humbel Spezialitätenbrennerei AG Baumgartenstrasse 12 CH-5608 Stetten Tel. +41 56 496 50 60 Fax +41 56 496 50 62 info@humbel.ch www.humbel.ch

Die alternative Spirituosen-Kompetenz Seit 1918 sind wir der Schweizer Brenntradition verpflichtet und brennen bestes Schweizer Obst zu köstlichen Schnäpsen. Wir sind Pioniere im Destillieren von sortenreinen Kirschdestillaten, Hochstamm und Bio Suisse zertifizierten Obstbränden und Initiator des Slow Food Presidi Brenzer Kirsch. Wir importieren Fair Trade Rum und weitere Bio Spirituosen.

Farfalla Florastrasse 18b 8610 Uster www.farfalla.ch Tel. 041 44 905 99 00

Biokosmetik, natürliche Raumdüfte & ätherische Öle bester Bio-Qualität Dass Bio logisch ist, weiss man bei Farfalla schon seit bald 30 Jahren. Begeisterung und Freude für die Kraft der Pflanzen war die Anfangsmotivation, und noch heute steckt diese Freude in jedem Produkt. Ökologisches, menschliches und konsequentes Handeln ist und bleibt die Essenz der Firmenphilosophie. 5 Farfalla-Filialen in Aarau, Basel, Bern, Luzern und Zürich.

Sativa Rheinau AG Klosterplatz, 8462 Rheinau Tel. 052 304 91 60, Fax 052 304 91 61 sativa@sativa-rheinau.ch www.sativa-rheinau.ch

Biologisches und biodynamisches Saatgut – sativa! Wir bieten über 500 Sorten für den Hausgarten, Blumenzwiebeln & Erdbeerjungpflanzen. Ausserdem züchten wir neue, nachbaufähige Gemüsesorten für den Bioanbau. Alte Sorten sind ein wertvolles Kulturgut. Wir engagieren uns in der Zusammenarbeit mit ProSpecieRara für die Erhaltung dieser Sorten.

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Nach dem Wachstum Nach der Energiewende Nach dem Crash Nach dem Kapitalismus Nach dem Wettbewerb Nach dem Stress Nach der Angst Nach der Ohnmacht was ist Finde Antworten am

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Daya Putih

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Leserbriefe

Leserbriefe@zeitpunkt.ch Versuchen Sie einmal, ohne Ihre Darmflora zu exisiteren! Krieg, Frieden und Spiel, ZP 131 Der Artikel Ăźber Krieg, Frieden und Spiel reizt mich an mehreren Stellen zum Widerspruch, obwohl ich in den Kernaussagen mit dem Autor Ăźbereinstimme. Mit der Berufung auf Darwin und dem Prinzip des ÂŤSurvival of the FittestÂť zitiert der Autor einen der grĂśssten IrrtĂźmer von Darwin, der aber, weil es so nahtlos in das Dogma des Kapitalismus passte, dankbar von der Wissenschaft aufgenommen wurde. Das Prinzip der Zusammenarbeit, der Symbiose, ist jedoch in der Natur sehr viel wichtiger und prägender als Kampf und Krieg. Versuchen Sie einmal, ohne Ihre Darmflora zu existieren; es wird Ihnen nicht manchen Tag mĂśglich sein. Ohne Auswahl der Fittesten wird eine Population vielleicht an Vitalität einbĂźssen. Bis sie verschwindet, wird es aber einige Jahre dauern. Ăœberall in der Natur ist die Zusammenarbeit verschiedener Organismen zu beobachten und diese Zusammenarbeit ist ein fein abgestimmtes Netz, das fast wie ein einheitlicher Organismus funktioniert. Das Herausbrechen eines Teils dieses Netzes kann denn auch ein ganzes Ă–kosystem bedrohen und die Menschen, weil sie die Zusammenhänge nicht sehen, reiben sich erstaunt die Augen. Friede ist aus dieser Sicht denn auch kein Stillstand, sondern erĂśffnet ungeahnte MĂśglichkeiten, wozu man natĂźrlich auch das Spiel zählen kann. Dagegen stimme ich voll zu, dass der Krieg aus Mangel entsteht und echter Friede FĂźlle entstehen lassen kĂśnnte. Der Krieg entsteht im Kopf und dort mĂźsste auch der Friede entstehen.

Weniger einverstanden bin ich mit der Aussage ßber Religion und Sport. Die heutige Lesart der grossen Religionen hat leider mit den ursprßnglichen Aussagen der Religionsgrßnder wenig gemeinsam und sie werden ßber unterschiedliche Interpretation auch noch zur Kriegstreiberei missbraucht. Der Sport hat oft mehr mit Krieg zu tun als mit Spiel. Warum muss beim Spiel immer ein Gewinner und ein Verlierer resultieren? Wir haben das so verinnerlicht, dass wir es als gegeben annehmen. Hanspeter JÜrg, Frauenfeld Der Zeitpunkt ist zu gut Ich finde euch so gut, dass ich zu viel von euch schwärme, zu viel verspreche und euch dann zu frßh jemand anderem schenke. Cornel Pfister, Trogen Einseitiges Demokratie-Verständnis SVP-Rickli lanciert Initiative zur Abschaffung von Verkehrs-Staus, ZP 131

Das Demokratie-Verständnis von Herrn Gerig ist etwas einseitig. Meines Erachtens liegt die ganze Souveränität bei der Gesamtheit der BĂźrgerInnen. Das leitet sich aus den Menschenrechten ab und wurde seit der franzĂśsischen (1789) und bĂźrgerlichen (1848) Revolution mit viel Blut erstritten. Aus praktischen GrĂźnden sind BehĂśrden geschaffen worden, die in Vertretung der ­BĂźrgerInnen diese Funktionen Ăźbernehmen. Um sicher zu gehen, dass niemand die Macht usurpieren kann, ist die Gewaltenteilung erfunden worden, das heisst je eine BehĂśrde fĂźr Legislative, Exekutive und Judikative. Die Schweiz ist eine halbdirekte Demokratie. In den meisten Ländern kĂśnnen die BĂźrgerIn„Ob du glaubst, du kannst, oder ob nen nur Volksvertreter du glaubst, du kannst nicht, du hast Rechtâ€Śâ€œ wählen (indirekte DeHenry Ford mokratie). Die Väter der Schweizer BunPSYCH-KÂŽ-Basic Workshop desverfassung waren in ZĂźrich clever genug, sich mit am 27. und 28. September 2014 Initiative und Referendum eine ÂŤHandbremmit Brunhild Hofmann seÂť zu erhalten, mit PSYCH-K ist der Name fĂźr eine Methode mit hohem Wirkungsgrad, mit der Sie in kĂźrzester Zeit einschränkende unterbewusste Ăœberzeugungen entdecken und nachhaltig verändern kĂśnnen. der die Volksvertreter Infos und Anmeldung: www.energyfocus.de oder 0049-(0)6151-45475 ÂŤausgebremstÂť werden

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kÜnnen, falls sie sich vom Volkswillen zu sehr entfernen. Dass wir keine Gesetzesinitiative auf Bundesebene haben, ist heute vielleicht ein Manko, aus der Geschichte heraus aber verständlich. Das Volk ist sehr wohl (auch) Legislative. Je weiter sich die Kluft zwischen Politik und Bßrger, Finanzwelt und Bßrger usw. auftut, desto wichtiger ist es, dass Initiative und Referendum rege genßtzt werden, die BßrgerInnen also ihr Recht, gesetzgeberisch zu wirken, in Anspruch nehmen. Dies hat auch die Pädophilen-Initiative wieder deutlich gezeigt. Ich freue mich darauf, noch viele Initiativen mitunterzeichnen zu kÜnnen und danke dem Zeitpunkt, dass er unabhängig informiert, wenn wieder etwas Spezielles am kochen ist. Christoph Greiner, Widen

Naturärztin/Naturarzt Studium gemäss EMR-Richtlinien mit den Fachrichtungen: r ,MBTTJTDIF )PNšPQBUIJF r $IJOFTJTDIF .FEJ[JO r &VSPQÂŞJTDIF /BUVSIFJMLVOEF 7PMM[FJU PEFS 5FJM[FJUBVTCJMEVOH &JO[FMGBDICFMFHVOH NšHMJDI Studienbeginn: August 2014

Eulerstrasse 55, CH-4051 Basel Tel. +41 61 560 30 60, www.anhk.ch www.therapiezentrum-anhk.ch

Zeitpunkt 132


Verlagsmitteilung

Keine neuen Baustellen für die Velofahrt Besteuert Fahrräder! ZP 131 Die Blockaden liegen in mancherlei Organ. Vorstellungsgabe sprengt Muster und Schranken. Gedanke, Planung, Umsetzung, Verständigung: Die Kommunikation zwischen diversen Interessen und Fortbewegungsmitteln kennt unzählige Sprachen. Manch einer identifiziert (in Folge solidarisiert) sich als Velofahrer, wenn er mal nicht im Auto sitzt, sondern den Velosattel reitet und sitzt er im Auto, identifiziert er sich als Autofahrer. Und die meisten Leute kennen wenig Einfühlungsvermögen in den anderen Sitzbenutzer – die Fussgängerschaft eingeschlossen. Die verbreitet eingefleischte Denkart – Geld regiert, macht Recht auf Anliegen und sensibilisiert Verständigung und Einvernehmen – ist im Wandel und das ist Recht so. Die Velofahrerschaft hat eine andere Gangart eingeschaltet und die Velodemos sind eher Geschichte. Die Revolution findet im Herzen statt und nicht im Portemonnaie. Sie wirkt sich jedoch auch da aus (noch). Die Poli-

tik kann daraus nur lernen. Wir brauchen keine neuen Baustellen für die angenehme Velofahrt und keine illusorische Sicherheit. Wir brauchen Umdenken im Strassenbau von Grund auf und im Hirn der Autofahrerschaft und in uns Allen. Jeder steuert – auch finanziell – in Bereichen bei, welche er kaum oder gar nicht nutzt. Waagschale und Balance sind fürs Leben. Danke für den Artikel – Inspiration. Yvonne Stoffels, Seengen Das Überbewusstsein Es gibt ein Weltbewusstsein, ZP 131

Allmacht unser individuelles Leben ebenso steuert wie die Evolution der Menschheit. Da gibt es für uns als Menschen nichts zu «managen» oder zu nutzen. Die Bewusstseinsentwicklung erfolgt nach geistigen Gesetzen mit dem Ziel der Schaffung von Schönheit und Freude für uns und alle Wesen im Kosmos. In diesem Prozess sind die gegenwärtigen Turbulenzen und Probleme ein notwendiges und demnächst zu Ende gehendes Stadium. Das ist meine Hoffnung, die ich mit möglichst vielen Menschen teilen möchte. Jens v. Bandemer, Eisingen DE

Die Forschungen von Roger Nelson sind sehr interessant und für mich eine Bestätigung meiner Ansicht, dass es ein unserem individuellen Tagesbewusstsein übergeordnetes Kollektivbewusstsein gibt. Hierbei ist aber nicht nur die Vernetzung von Bedeutung sondern vor allem die Überordnung. Wir haben nicht nur ein Unter- sondern auch ein Überbewusstsein, welches, ausgestattet mit einer umfassenden Weisheit und schöpferischer

Verlagsmitteilung Im Ökozentrum Langenbruck spricht man mittlerweile vom «Zeitpunkt-Effekt». In keinem anderen Medium, auch nicht mit dutzendfacher Reichweite, erreichen die findigen Leute aus dem oberen Baselbiet ein vergleichbares Echo. Vor fünf Jahren wurde die Entwicklung einer weltweit einmaligen Schwachgasturbine mit einer substantiellen Investition aus der Zeitpunkt-Leserschaft ermöglicht. Und jetzt traf aufgrund des Artikels «Lasst uns richtig Kohle machen» (ZP 131) ein grösserer Betrag zugunsten des Pyrolyse-Geräts für den Einsatz in der Dritten Welt ein. Über die Gründe für den Zeitpunkt-Effekt können wir nur mutmassen: Zum Einen geben wir uns vielleicht etwas mehr Mühe, die kleinen und mittelgrossen Geschichten dieser Welt auch gut zu erzählen. Zum Anderen liegt es bestimmt auch an der einzigartigen Leserschaft. Sie ist zwar sehr schwer zu beschreiben – was uns im Anzeigenmarketing knifflige Aufgaben stellt – aber leicht zu erleben. Wir und über hundert Leserinnen und Leser durften dies am ersten Zeitpunkt-Apéro am 1. Mai in Basel erfahren. Der schöne Anlass

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hat uns schlicht und einfach glücklich gemacht – und viele Leserinnen und Leser auch. Das Gedränge war zwar aufgrund des unerwartet guten Besuchs etwas zu dicht, aber dies wird beim nächsten Apéro am 3. Juli bestimmt nicht mehr der Fall sein. Im phantastischen «Morgenland» von Erwin Schatzmann in Winterthur (siehe S. 52) hat es genügend Platz für jede Form der Vernetzung. Die Einladung gilt. Details finden Sie auf der Seite 45. Herzlich, Christoph Pfluger, Herausgeber

Im : itpunkt e Z n e t nächs system

ungs ben lernt man. d l i b s s i Das MSchule, sondern fü,rsdcahseinLeen wir verWgeirst--

r die s s ten r die Nicht fü lten Römer wu vornehmlich fü , welche a n en e s ie n is n ir ler er w Was d re Führ zwanzig Jahre b en – w a ih l h a u z m in in e ss en t h y c h s s s Aber nic Produkt Men seres Bildung ei schaft. s b n a a u d d l n e r hafte . Abe M ä ng n e ie r D o . P n Eigensc en iben, he ich mac e aus all icht stehenble n erfolgre en mittlerweil t wie es itpunk ief liefern, e bis s ten Z e le h tem s tr c ie ä p n wir im ete Beis Hinweise bitt werden n Ihnen konkr r ienliche h . Da s e d h s on t. Sac d @zeitpunkt.c m h e g r e il a b e ss A ugu s t li an ma Mitte Ju nden Sie Ende fi m t e Resulta sk oder in Ihr Kio . n e t s Briefka

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! Geschafft

Mission not impossible

Dylan Samarawickrama

Gerechnet habe ich mit einer Woche für die Überfahrt. Dafür kaufte ich 150 Liter Wasser, dieselbe Menge Benzin für den Motor; zudem viel Reis, Kartoffeln und Dosenfutter. Nach sechs Wochen hatte ich jedoch erst die Hälfte der Route geschafft.

A

ls die Strasse in Panama zu Ende war, baute sich Dylan Samarawickrama ein Floss und brachte sich und sein Motorrad nach Kolumbien.

Dylan Samarawickrama, 43, hat mit seinem selbstgebastelten Floss 650 Kilometer zurückgelegt. Mit 2,6 KM pro Stunde ist er im Pazifik rumgetuckert. Wenn er nicht auf Reisen ist, lebt er in Biel. Er hält Multimedia-Vorträge und schreibt an einem Buch über seine Geschichte. Mehr Information und Bilder: www.ride2xplore.com.

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«Nach zwei Monaten war ich soweit. Ich hatte meine Autoreparaturwerkstatt gegen ein Motorrad getauscht, ein Zelt gekauft und fuhr los. Ich wollte die Welt sehen. Das erste Ziel war ursprünglich Südafrika. An einer Kreuzung in Uganda zeigte ein Schild nach Kenia, das andere nach Tansania. Als ich eine Weile mit den Leuten an der Kreuzung werweisste, entschied ich mich, eine Münze zu werfen. So bin ich gereist: ohne fixe Route, ohne Karten und ohne Erwartungen. Ich kam mir vor wie Magelan auf Entdeckungsreise – aber mehr auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. In Zentralamerika erfuhr ich: Die durchgehende Route der Transamericana ist ein Mythos. Die Strasse endet in Panama und geht in Kolumbien weiter. Dazwischen liegt Wasser und Dschungel. Ein Gebiet, das für Touristen gefährlich ist, da es von dubiosen Gruppen wie der Farc, Drogenhändlern und Volksgruppen kontrolliert wird, die «nicht nett» seien, wie ich gehört hatte. Es gibt keine offiziellen Boote oder regelmässige Fähren. Man muss einen Kapitän finden, der sich bereit erklärt, einen von Colon nach Cartagena zu segeln. Ich hatte eine andere Idee: Ich wollte schon immer mal mit einem Floss aufs Meer hinaus. Weil ich wenig Geld hatte, nahm ich als Material zehn alte Ölfässer, die ich zusammenschweisste und mit Metallrohren verstärkte. Darauf montierte ich mein Motorrad, das Hinterrad nahm ich ab, dafür verlängerte ich die Antriebswelle: So habe ich mein Motorfloss gebastelt. Eine technische Herausforderung, die beim ersten Mal funktionieren musste. Das war kein Learning by doing. Das war doing! Eine zweite Chance würde es auf dem Meer nicht geben.

Zwischendurch fand ich Inseln und Dörfer, wo ich frische Kokosnüsse pflücken, mich ausruhen und mein Motorrad reparieren konnte. Aber irgendwo im Dschungel Ersatzteile finden zu wollen, ist natürlich eine Illusion. Ich musste alles mit den Händen wieder zum Laufen bringen – und der Motor war ständig kaputt. Fast täglich. Immer und immer wieder stieg er aus. An manchen Tagen bin ich fast verzweifelt, beschimpfte wütend Gott und schrie. An anderen Tagen musste ich lachen und fing mit dem Ding an zu reden. «Bist Du wieder kaputt? Ja - dann sei doch kaputt! Weisst Du was? Dann reparier ich Dich wieder, so wie immer.» Oft kämpfte ich gegen Wellen, wurde nass und fror. Manchmal habe ich auf dem Meer Fischer getroffen, die mich grüssten und mir Essen reichten. Meistens war ich übermüdet, weil ich kaum länger als eine Stunde schlafen konnte. Ich musste ja immer alles unter Kontrolle haben, weil ich nie wusste, ob ich zu nahe an eine Insel, einen Fels oder in einen Sturm geraten könnte. Dennoch habe ich einmal die Kontrolle verloren und bin abgedriftet: Ich war orientierungslos mitten im Ozean. In der Nacht, in der Hängematte liegend, beobachtete ich mit halboffenen Augen die Sterne und steuerte nur mit Hilfe eines Seils das Floss. Aber wie so oft hat mir mein Improvisationstalent geholfen und ich konnte mich schliesslich wieder gegen Norden bewegen. Ich muss lachen, wenn Leute bei «Abenteuer» an fünf Sterne-Hotel-Ferien denken, bei denen sie mit dem Beach Buggy rumfahren und Bungee jumpen. Die Wochen auf dem Wasser haben mich verändert. Ich denke positiv und glaube an meine Fähigkeiten. Vielleicht klingt es naiv, aber ich glaube, es gibt immer eine Lösung. Für mich ist die Mission not impossible. Es war sehr schwierig, mich vom Floss zu verabschieden. Wir haben Dinge zusammen erlebt, die in Worten nicht festzuhalten sind. Das einst zusammengeschweisste Material wurde zu meinem beseelten Freund. Ich musste das Floss dann in Ardita zurücklassen und weiss heute nicht, ob es noch existiert.» Aufgezeichnet von Ondine Riesen

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