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Kraftwerk in Radenthein in Rekordzeit am Netz KW LAUFENBERGERBACH

Der Gussrohrspezialist Tiroler Rohre GmbH (TRM) lieferte für den Neubau am Radentheiner Laufenbergerbach das komplette Rohrmaterial. Verlegt wurde der rund 500 m lange Kraftabstieg DN400 von der Fürstauer Bau GmbH aus Kärnten. Foto: zek

KÄRNTNER KRAFTWERK LAUFENBERGERBACH IN RADENTHEIN IN REKORDZEIT AM NETZ

Innerhalb von nur vier Monaten Bauzeit wurde in der Kärntner Gemeinde Radenthein ein neues Kleinwasserkraftwerk am Laufenbergerbach errichtet. Kurz vor dem Jahreswechsel lieferte die von der WKA-Entwicklungs GmbH realisierte Ausleitungsanlage erstmals Strom ans Netz. Bei der Vergabe der Baulose setzten die Betreiber ausschließlich auf bewährte Unternehmen aus Österreich. So lieferte das österreichische Familienunternehmen Tiroler Rohre GmbH (TRM) mit Sitz in Hall in Tirol für den rund 500 m langen Kraftabstieg DN400 das gesamte Rohrmaterial in Form bekannt hochwertiger duktiler Gussrohre. Die Rohrverlegung sowie die gesamten Hoch- und Tiefbauarbeiten erledigte die Kärntner Fürstauer Bau GmbH. Im Regeljahr kann der Neubau mit seiner auf 79 kW Engpassleistung ausgelegten 4-düsigen Pelton-Turbine rund 400.000 kWh Ökostrom erzeugen.

In der nordöstlich des Millstätter Sees am Fuß der Nockberge gelegenen Stadtgemeinde Radenthein hat die Nutzung von Wasserkraft eine viele Jahrhunderte überdauernde Tradition. Begründet ist dies vor allem durch die bis zurück in das ausgehende Mittelalter nachgewiesene Bergbautätigkeit. Die Verarbeitung des geschürften Erzes erfolgte in den in unmittelbarer Nähe zum Abbauort entstandenen Hammerwerken, deren mechanische Transmissionen mit hölzernen Wasserrädern in Bewegung versetzt wurden. Heute nutzen eine Vielzahl von Wasserkraftbetreibern die günstige Topographie und den Wasserreichtum der Region zur sauberen Stromgewinnung. Das jüngste Wasserkraftwerk in Radenthein am Laufenbergerbach ging erst kurz vor dem vergangenen Jahreswechsel ans Netz.

PARTNERSCHAFTLICHES PROJEKT

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von den Betreibern und Geschäftspartnern Günther Christler und Dieter Pliessnig, die als rechtlichen Rahmen die WKA-Entwicklungs GmbH gründeten. Pliessnig erklärt im Gespräch mit zek HYDRO, dass er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit als Projektleiter beim Straßenbauamt Spittal auf den günstigen Standort neben der Millstätter Straße B 98 aufmerksam wurde. „Bei der Errichtung einer Lärmschutzwand ist mir der Laufenbergerbach zum ersten Mal aufgefallen. Ursprünglich hätte die Anlage an

Ende November startete im Krafthaus die Montage der auf 208 l/s Ausbauwassermenge und 49 m Bruttofallhöhe ausgelegten Pelton-Turbine. Foto: Pliessnig Dieter Pliessning (am Bild) und Günter Christler sind überzeugt, mit ihrem Gemeinschaftsprojekt eine gute Investition für die Zukunft getroffen zu haben.

einer anderen Stelle entstehen sollen, dies war aufgrund der ökologischen Situation dort allerdings nicht durchführbar“, so Pliessnig. Schließlich wurde ein alternativer Standort für den Neubau ausgewählt, der aufgrund bestehender Verbauungen für Fische ohnehin unpassierbar ist. Dieser Variante wurde auch von behördlicher Seite grünes Licht erteilt, wodurch das Projekt in der zweiten Jahreshälfte 2020 in die Realität umgesetzt werden konnte, der offizielle Baustart erfolgte am 31. August.

ERGIEBIGES GEWÄSSER

„Die Eignung des Gewässerabschnitts für die Errichtung eines Wasserkraftwerks wurde im Rahmen einer über drei Jahre hinweg durchgeführten Durchflussmessung bestätigt“, ergänzt Pliessnig. Bei einem Einzugsgebiet von 7,9 km² können bis zu 208 l/s Ausbauwassermenge aus dem Laufenbergerbach entnommen werden, an Bruttofallhöhe stehen 49 m zur Verfügung. Die Dotation der Restwasserstrecke wurde ganzjährig auf 24 l/s festgelegt. Zur Ausleitung des Triebwassers dient ein klassisches Tiroler Wehr. Dieses wurde nach den Entwürfen von Günther Christler von einem lokalen Schlosser gefertigt und von der Fa. Fürstauer als Betonbau errichtet. Die feinen Sedimente des Gewässers sammeln sich in einem direkt an das Tiroler Wehr anschließenden Entsanderbecken und können durch einen hydraulisch bewegten Spülschütz in die Restwasserstrecke abgegeben werden. Der Entsander dient gleichzeitig als Beruhigungsbecken vor dem Beginn der Druckrohrleitung und beherbergt die Messsonde für die pegelgeregelte Turbine im Krafthaus.

Die Druckleitung wurde zur Gänze in schub- und zuggesicherter Ausführung mit dem patentierten Muffen-Verbindungssystem VRS-T von TRM hergestellt. Foto: zek

KRAFTABSTIEG AUS DUKTILEM GUSSEISEN

Pliessnig weist darauf hin, dass es den Betreibern sehr wichtig war, bei der Ausschreibung auf das Know-how und die Qualität österreichischer Unternehmen zu setzen. Für die Ausführung der gesamten Hoch- und Tiefbauarbeiten und die Verlegung der Druckrohrleitung wurde die Kärntner Fürstauer Bau GmbH engagiert. Mit der ebenfalls zum

Für die Überquerung des Laufenbergerbachs wurde eine Rohrbrücke errichtet.

Foto: Pliessnig Foto: zek

Foto: Pliessnig

Betonarbeiten an der Wasserfassung im Dezember.

Die 4-düsige Pelton-Turbine von der Maschinenbau Unterlercher GmbH bleibt auch bei wenig Wasserdargebot zuverlässig am Netz. Im Regeljahr kann das neue Kraftwerk rund 400.000 kWh Ökostrom erzeugen. Der Trassenverlauf durch eine Wohnsiedlung erforderte den mehrfachen Einsatz von Rohrkrümmern.

Foto: Pliessnig

Familienunternehmen gehörenden Fürstauer Energie GmbH verfügt man über generationenübergreifendes Branchenwissen für den Betrieb und den Bau von Wasserkraftwerken. Bei der Materialauswahl des rund 500 m langen Kraftabstiegs in der Dimension DN400 entschlossen sich die Betreiber für den Einsatz duktiler Gussrohre von der Tiroler Rohre GmbH (TRM). Die zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial gefertigten Rohre beweisen ihre Praxistauglichkeit im gesamten Alpenraum unter geologisch höchst anspruchsvollen Bedingungen und stehen für sicheren Wassertransport. Zusätzlichen Korrosionsschutz erhalten die Rohre mittels „PUR-Longlife“-Beschichtung, die bei der Produktion mit lösungsmittelfreiem Polyurethan auf die verzinkten Rohre aufgetragen wird. Im Inneren der Rohre sorgt eine Zementmörtelauskleidung für optimale Fließbedingungen. Die gesamten Rohrverbindungen wurden mit dem schub- und zuggesicherten TRM Muffen-Verbindungssystem VRS-T hergestellt. Die von der Wasserfassung rund 300 m durch ein Siedlungsgebiet verlaufende Rohrtrasse machte den Einbau einer ganzen Reihe von Rohrbögen notwendig. Zudem verlangte die Leitungsführung die Querung mehrerer Hindernisse entlang des Trassenverlaufs. So musste direkt bei der Wasserfassung eine Durchführung durch eine rund 2 m starke Schutzmauer aus Beton in rund 3,5 m Tiefe mittels logistisch aufwändiger Kernbohrung hergestellt werden. Die Querung des Laufenbergerbachs nach dem Siedlungsgebiet hingegen erfolgt oberirdisch, wofür eine Rohrbrücke DN800 seitlich neben dem bestehenden Brückenbauwerk errichtet wurde. Ein letzter Richtungsschwenk führt die Rohrleitung nach Westen, wo diese noch einmal die Straße unterquert und schließlich ins Krafthaus übergeht.

Foto: Pliessnig

OSTTIROLER RÜSTEN KRAFTHAUS AUS

Das in zweckmäßiger Betonbauweise errichtete Krafthaus wurde von zwei bewährten Osttiroler Unternehmen mit moderner Technik ausgestattet. Als Herzstück der Anlage lieferte die Maschinenbau Unterlercher GmbH eine 4-düsige Pelton-Turbine mit

Technische Daten

• Einzugsgebiet: 7,9 km² • Ausbauwassermenge: 208 l/s • Bruttofallhöhe: 49 m • Druckleitung: duktiler Guss • Ø: DN400 • Länge: ca. 500 m • Hersteller: Tiroler Rohre GmbH • Turbine: 4-düsige Pelton • Welle: vertikal • Drehzahl: 600 U/min • Enpassleistungs: 79 kW • Generator: Asynchron • Spannung: 400 V • Jahresarbeit: ca. 400.000 kWh

Betreiber Günter Christler Foto: Pliessnig Die Fürstauer Bau GmbH verlegte die Druckrohrleitung und führte die kompletten Hoch- und Tiefbauarbeiten durch.

vertikaler Welle, die unter Volllast eine Engpassleistung von 79 kW erreicht. Die elektrisch geregelten Düsen ermöglichen der Turbine auch bei stark verringertem Wasser-i dargebot ein optimales Teillastverhalten. Das Pelton-Laufrad setzt einen direkt gekoppelten luftgekühlten Asynchron-Generator in Bewegung, der wie die Turbine mit exakt 600 U/ min dreht. Das elektro- und leittechnische Equipment stammt von der SOWA-Control GmbH. Die Überwachung und Regelung der Anlage erfolgt dem Stand der Technik natürlich vollautomatisch, via Online-Anbindung haben die Betreiber rund um die Uhr Zugriff auf die Steuerung. Der erzeugte Strom gelangt auf direktem Weg ins öffentliche Netz, wozu eine rund 150 m lange Erdableitung zu einer Trafostation vom Netzbetreiber Kelag gegraben wurde.

Foto: Pliessnig

INVESTITION IN DIE ZUKUNFT

„Nach weniger als vier Monaten Bauzeit konnten wir die Anlage schließlich am 30. Dezember in Betrieb nehmen. Zwar hat ein werksseitig falsch zusammengebautes Hydraulikaggregat das Prozedere um einige Tage verzögert, im Großen und Ganzen hat die Inbetriebsetzung aber sehr gut und rasch funktioniert, die ersten Betriebserfahrungen sind sehr positiv – ich kann allen beteiligten Firmen ein gutes Zeugnis ausstellen“, so Pliessnig, der noch ergänzend anmerkt, dass die Anlage von der österreichischen Abwicklungsstelle für Ökostrom OeMAG einen geförderten Tarif für einen Zeitraum von 13 Jahren erhält. Im Regeljahr wird das neue Wasserkraftwerk am Laufenbergerbach rund 400.000 kWh Ökostrom produzieren. „Ich bin guter Dinge, dass wir mit dem Kraftwerksbau eine nachhaltige Investition für die nächste Generation getätigt haben“, ist Pliessnig überzeugt.

Der Spezialist für duktile Turbinenleitungen

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