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SWM bauen Fernkälteleitung in die Münchner Innenstadt

Cooles Projekt: Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der SWM, an der Fernkälte-Baustelle.

Foto: SWM

COOL CITY 2.0: SWM BAUEN FERNKÄLTELEITUNG VOM ENERGIESTANDORT SÜD IN DIE INNENSTADT

Besonders Innenstädte heizen im Sommer auf. Individuelle Kühlsysteme verschärfen durch ihre Abwärme nur noch das Problem. Eine zentrale Kühlanlage in der Innenstadt hat den Vorteil, dass nicht jedes Haus ein eigenes Kühlsystem anschaffen muss. Das spart Strom und Platz. Um die steigende Nachfrage nach Fernkälte decken zu können, erweitern die Stadtwerke München (SWM) kontinuierlich das Fernkältenetz in München. Im März haben die Arbeiten für den Anschluss des Energiestandorts Süd begonnen: Von dort soll ab Ende 2021 unter anderem mit Geothermie erzeugte Kälte in die Innenstadt strömen.

Keine stromfressende Klimaanlage auf für diese klimafreundliche Art der Kühlung. dem Dach und trotzdem wohltempeUm die steigende Nachfrage decken zu könrierte Räume für Gewerbe, Handel nen, bauen die SWM das Fernkältenetz in der und Wohnungen. Das schafft die Fernkälte Innenstadt mit seinen bisher drei Kältezentrader Stadtwerke München (SWM). Immer len seit Jahren kontinuierlich aus. Im Frühmehr Gebäudeeigentümer entscheiden sich ling haben die Arbeiten für den Anschluss eines weiteren Erzeugungsstandorts Quer durch Deutschland wurden im März und April 2020 zwei neue Gasbegonnen: Ab Ende 2021 soll turbosätze für den Energiestandort Süd transportiert. Die Maschinen warunter anderem mit Geothermie ten mit einem höheren Wirkungsgrad und verbesserten Abgaswerten auf. erzeugte Kälte vom Energiestandort Süd in Sendling durch die Isarvorstadt und Ludwigsvorstadt in die Innenstadt strömen. In die Gesamtbaumaßnahme aus Erzeugung und Leitungsbau inFoto: SWM/E. Escotto vestieren die SWM rund 80 Millionen Euro. WANDEL DES ENERGIESTANDORTS Am Energiestandort Süd in München-Sendling wird bereits

seit 1899, also seit mehr als 120 Jahren, Strom für die Stadt München erzeugt. Nun wird der Wandel von der alten zur neuen Energiewelt vollzogen: Nach Phasen mit Kohle- und Müllverbrennung ist seit rund zwei Jahrzehnten im Heizkraftwerk Süd die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Stand der Technik, also die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Fernwärme. Erdgasbetriebene Turbinen erzeugen Strom, die heiße Abwärme wird in Fernwärme umgewandelt. Bis zu 90 Prozent der Energie aus dem Erdgas werden so genutzt – damit ist die KWK eine der effektivsten und klimafreundlichsten konventionellen Erzeugungsmethoden. Erdgas als der sauberste der fossilen Rohstoffe wird noch so lange benötigt, bis die Energie für München komplett CO 2 -neutral erzeugt werden kann. Am Energiestandort Süd errichten sie SWM neben der dort vorhandenen Kraft-WärmeKopplungs-(KWK-)Anlage zurzeit Deutsch

Visualisierung: SWM/SCG

So wird der Energiestandort Süd zukünftig aussehen: Links das modernisierte HKW Süd, in der Bildmitte der Wärmespeicher und daneben das Technikgebäude, in dem auch die Fernkälte ausgekoppelt wird.

lands bislang größte Geothermieanlage, die zur Heizsaison 2021 in Betrieb sein soll und die dann auch klimafreundliche Fernkälte produzieren wird. Die neue Kälteerzeugung ergänzt die bisher vorhandenen drei Kältezentralen in der Innenstadt, durch die der wachsende Bedarf abgedeckt wird. Denn immer mehr Gebäudeeigentümer entscheiden sich für diese klimafreundliche Art der Kühlung. Deshalb bauen die SWM das Fernkältenetz in der Innenstadt sowie auch an vielen weiteren Orten in München seit Jahren weiter aus.

„LANGE LEITUNG“ GEGEN DIE WÄRMEGLOCKE

In den Sommermonaten erwärmt sich gerade die Innenstadt immer stärker. Ein Mittel dagegen ist Fernkälte. „Wir erzeugen die Fernkälte zentral und verteilen sie über Rohrleitungen an die Abnehmer“, erläutert Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der SWM. „Erneuerbare Energien leisten einen erheblichen Beitrag zur Kälteerzeugung, dadurch sinkt die CO 2 -Belastung deutlich. Zudem entfallen individuelle Klimaanlagen in den Gebäuden und deren Abwärme vor Ort. Damit wirkt die Fernkälte der sommerlichen Hitzeglocke über der Innenstadt sowie der Gesamterwärmung Münchens entgegen.“ Eine zentrale Kühlanlage in der Innenstadt hat den Vorteil, dass nicht jedes Haus ein eigenes Kühlsystem anschaffen muss, was Strom und Platz spart. Die rund 5 Kilometer lange Kälte-Transportleitung verläuft vom Erzeugungsstandort bis zum Anschluss ans Innenstadtnetz am am zentral gelegenen Stachus. Vorarbeiten laufen bereits seit Ende März, die Verlegung der weiteren Leitungsabschnitte erfolgt schrittwiese in den kommenden Monaten. Die gesamte Baumaßnahme soll bis Herbst 2021 abgeschlossen sein. Helge-Uve Braun: „Die Fernkälte-Arbeiten werden mit den vielen anderen Baumaßnahmen in der Stadt abgestimmt durchgeführt. Deshalb gelten hier herausfordernde Zeitpläne. Dazu kommt, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch die Baubranche erreicht haben. Es kann hier also teils zu Verzögerungen kommen, die eine Neuplanung der Abläufe und der Bauzeiten notwendig machen. Wir wissen, dass Baustellen Einschränkungen für Anwohner, Gewerbetreibende und Autofahrende mit sich bringen. Wir versuchen, durch vorausschauende Planung und möglichst flexible Durchführung, diese so gering wie möglich zu halten.“ Vor dem Hintergrund des erheblichen positiven Klimaeffekts der Fernkälte für alle Münchnerinnen und Münchner sicherlich tolerierbar.

FERNKÄLTE IST GEFRAGT

Schon mehr als 60 Hotels, Bürogebäude und Warenhäuser allein in der Innenstadt werden von den SWM mit klimafreundlicher Fernkälte versorgt, der Anschluss von rund 60 weiteren Immobilien ist bereits in der Projektierung. Das Innenstadtnetz ist aktuell gut 12 Kilometer lang und wächst jedes Jahr weiter. Hier wird in bislang drei Fernkältezentralen die natürliche Energie des unterirdisch fließenden Westlichen Stadtgrabenbachs genutzt – im Winter ausschließlich, sonst unterstützt von Kompressionskältemaschinen. Die Nutzung des kalten Bachwassers ermöglicht hier die Energieeinsparung gegenüber individuellen Kälteanlagen von rund 70 Prozent. Neben der Innenstadt setzen die SWM auch an bald sieben anderen Stellen in der Stadt auf die natürliche Kälte des Grundwassers. Dabei gehen sie noch einen Schritt weiter: Im Fernkältenetz im Stadtteil Moosach etwa, in das auch die SWM-Zentrale eingebunden ist, wird die Abwärme aus dem städtischen Rechenzentrum zur Vorwärmung des Beckenwassers in dem nahegelegenen Freibad Dantebad sowie – über Wärmepumpen – zur Wärmeversorgung von 114 neuen SWM-Werkswohnungen genutzt. Ebenso soll das Fernkältenetz in naher Zukunft die Eisfreihaltung des neuen Busbetriebshofs gewährleisten. Durch die Kopplung von Kälte- und Wärmebedarf, wo immer es möglich ist, sorgen die SWM dafür, dass das genutzte Grundwasser weit geringer erwärmt wird, als es die strengen Umweltauflagen erlauben.

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NABU/A. Wolff

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