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Auf fallende Holzpreise reagierte Irdning mit eigenem Heizwerk

Foto: Biowärme Irdning Die Bäuerliche Biowärmelieferungsgenossenschaft Irdning verkauft jährlich rund 13.500 MWh erneuerbare Wärme und sichert damit die langfristige Energieunabhängigkeit der Region. Der Brennstoffbedarf von 19.000 Srm wird mit Rundholz und Waldhackgut von Forstbetrieben der Umgebung gedeckt.

AUF FALLENDE HOLZPREISE REAGIERTE DAS STEIRISCHE IRDNING MIT EIGENEM BIOMASSEHEIZWERK UND MACHTE AUS DER NOT EINE TUGEND Fast 30 Jahre ist es her, dass sich die Landwirte aus Irdning zusammentaten, um einen Weg aus der Abhängigkeit von Sägewerken zu finden. Als gelungene Alternative erwies sich der Betrieb eines in Genossenschaft geführten Biomasseheizwerks, wodurch das regionale Holz wieder einen gewinnbringenden Zweck erfüllte und gleichzeitig die Ennstaler Gemeinde mittlerweile zu 90 Prozent mit nachhaltiger Wärme versorgt werden kann. Um auch nach drei Dekaden effizient arbeiten können, investiert die Biowärme Irdning laufend in den heiztechnischen Fortschritt.

Der schwächelnde Absatzmarkt für Faserholz Ende der 80er-Jahre brachte eine Gemeinschaft von achtzehn Landwirten aus dem obersteirischen Ennstal dazu, neues Potenzial in ihrem Forst zu entdecken: Als Brennmaterial für das eigene Heizkraftwerk würde das Faserholz rund um die Gemeinde Irdning einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden, anstatt von der strikten Kontingentierung und der Zufuhrscheine der Sägewerke abhängig zu sein. Als schließlich die Gemeinde Interesse daran zeigte, die hiesige Schule und das Gemeindeamt mit nachhaltiger Wärme versorgen zu lassen, fiel 1990 der Startschuss für die Biowärme Irdning.

UMZUG DES HEIZWERKS

Nachdem das erste Heizwerk im Keller der örtlichen Volksschule durch den Anschluss weiterer Schuleinrichtungen zu klein wurde, entschied man sich 1995 für einen Neubau im Gewerbegebiet. Auch war durch die gestiegene Anschlussleistung der tägliche Hackguttransport über ca. 1,5 km von der Lagerhalle zur Volksschule nicht mehr bewältigbar. Ein mit der Gemeinde gemeinsam erstelltes Energiekonzept brachte ein klares Ja für das Heizwerk, auch von der Bevölkerung. Somit war für die Gesamtversorgung von Irdning ein Neubau notwendig. Dabei er-

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Die Kessel mit je 3 und 1,2 MW arbeiten seit 25 Jahren zuverlässig. In die weitere Heiztechnik wurde aber kontinuierlich investiert, um die Anlageneffizienz zu steigern.

Foto: Biowärme Irdning

höhte sich die Kesselleistung von ursprünglich 1,8 MW auf insgesamt 4,2 MW mit der Möglichkeit eines energiesparenden Sommerbetriebs mit einem 1,2 MW starken Kessel. Das Leitungsnetz erweiterte sich im Laufe der Zeit auf eine derzeitige Trassenlänge von ca. 25,5 km mit 324 Anschlüssen bzw. ca. 548 mit Wärme versorgten Haushalten.

AUF HÖHE DER ZEIT DANK LAUFENDER OPTIMIERUNGSMASSNAHMEN

Zwar wird die Fernwärme immer noch in dem 1995 errichteten Heizhaus erzeugt, technisch hat sich aber seither einiges getan. Die kontinuierliche Optimierung und Effizienzsteigerung zeigt sich vielgestaltig: Von konventionellen Maßnahmen wie der Installation einer ins Netz eingebundenen Photovoltaikanlage und von zwei jeweils 60 m3 Pufferspeichern zur Spitzenlastabdeckung bis hin zu außergewöhnlichen Mitteln wie dem Bau einer Fernwärmeleitung zu einem dampf- und stromproduzierenden KWK-Heizwerk in der benachbarten Gemeinde Stainach, wodurch eine Abwärmenutzung realisiert wurde – bis dahin

Foto: Biowärme Irdning

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Das Team der Biowärme Irdning: Walter Rudorfer, Heinz Neise, Franz Neuper und Markus Gallob (v.l.n.r.)

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Das gesamte Fernwärmenetz wird mit sieben neuen Leckwarnanlagen der Firma Wundara aufgerüstet, um eine Aufrechterhaltung des gesamten Netzes zu gewährleisten und jeglichen möglichen Schaden am Netz frühzeitig zu lokalisieren.

Foto: Wundara

wurde die Abwärme im Werk Stainach über Regelkühler vernichtet. „Die Biomassanlage in Irdning wird schon seit 25 Jahren mit den gleichen Biomassekesseln und Anlagenteilen betrieben. Doch da sich in der Zwischenzeit technisch viel getan hat, war und ist es unser stetes Anliegen, durch diverse Optimierungen – wie beispielsweise der Kesselanlage, dem Leitungsnetz, der Abnehmeranlagen bei den Kunden –, sowie durch Schulungen der Heizwarte, einen optimalen Betrieb zu fahren“, zeigt Heinz Neise, einer der Betreiber der Biowärme Irdning, auf, wie eine Biomasseanlage langfristig zukunftsfit bleibt.

WÄRMERÜCKGEWINNUNG FÜR MEHR EFFIZIENZ

Um den Verlust des hohen Wärmeinhalts von Rauchgas bei der Verbrennung von Biomasse entgegenzuwirken, installierte man 2016 bei der Biowämre Irdning eine Wärmerückgewinnungsanlage. Aufgrund der Rahmenbedingungen von eher trockenem Brennstoff (w30-w40), einer hohen Rauchgastemperatur von 180 bis 200 Grad und einer relativ hohen Netzrücklauftemperatur von 53 bis 57 Grad, schied eine klassische Rauchgaskondensationsanlage aus und es wurde in die Installation eines Heger Energy Booster 50.0 investiert. Dieser nutzt das Rauchgas aus dem Biomassekessel und wandelt es wiederum in zusätzliche Wärme um, was zu einer beträchtlichen Steigerung des Wirkungsgrads um 8 bis 10 Prozent sowie zu einer Staubreduktion um ca. 20 Prozent führt.

LEITUNGSVERLUSTE MINIMIEREN

Der Fokus derzeit liegt auf der Optimierung zur Senkung der Rücklauftemperaturen und des Leitungsverlustes. Unter der Regie des Planungsbüros Ringhofer & Partner wurde neben der Planung des Netzausbaus, die Optimierung des Leitungsnetzes sowie die technische Modernisierung des Heizwerks einschließlich der Kundenanlagen durchgeführt. „Seit 2018 arbeiten wir an der Optimierung der Kundenanlagen sowohl primär- als auch sekundärseitig, um die Rücklauftemperaturen und damit den Leitungsverlust zu verringern“, so Heinz Neise. Das gelungene Zusammenspiel der ausführenden Unternehmen sorgte für die Optimierung der Fernwärmeanlage in Irdning: Pewo Austria – verantwortlich für die Lieferung und den Einbau der neuen Kundenanlagen (Übergabestationen V-max) und den Aufbau der Abnehmer-Leichttechnik mit einem Funksystem im Heizwerk –, Schneid GmbH lieferte die Heizungsregler für die neuen Kundenanlagen, und die Ausführung übernahm das Installationsunternehmen Gurmann Gebäudetechnik. „Insgesamt werden hier 300 Wärmekunden bis 2021 auf den neusten Stand gebracht“ so Richard Palli, technischer Vertrieb bei Pewo Austria GmbH.

LECKS RASCH ORTEN

Ein leider oft vernachlässigter Aspekt ist der Schaden, der von nicht erkannten Defekten der vorisolierten Rohrleitungen in Fernwärmenetzen ausgeht. Umso früher ein solcher

Wegen der vorliegenden Gegebenheiten schied eine klassische Rauchgaskondensationsanlage aus und es wurde in die Installation eines Heger Energy Booster investiert.

Foto: Heger Edelstahl GesmbH

entdeckt wird, desto geringer fallen die Folgekosten aus. Deswegen entschied man sich heuer für den Einsatz eines Leckwarnsystems des Unternehmens Wundara, das undichte Muffenverbindungen, Bauschäden, undichte Schweißnähte oder Isolationsfehler zuverlässig ortet. Eine effektive Lösung, die hilft, das volle Potenzial der nachhaltig erzeugten Wärme zu nutzen. Der Gesamtwärmebedarf der steirischen Gemeinde wird heute zu über 90 Prozent vom Heizwerk Irdning abgedeckt. Eine Wertschöpfung im Gegenwert von 1.300 Tonnen Heizöl bleibt in der Region. „Durch die Verwendung unserer umweltfreundlichen Heizung, haben unsere Kunden mitgeholfen in Irdning 4.400 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen“, rechnet Heinz Neise vor.

Fernwärmetechnik . Anlagenbau . Messtechnik

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