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Vorwort

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Synode

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Geschätzte Leserinnen und Leser

Ein Kaktus kann ganz schön schmerzen, wenn man ihm nicht angemessen begegnet. Trotzdem ist er ein wahres Wunderwerk, eine absolute Schönheit – wenn man nur genau hinschaut. Beachten wir die Formenvielfalt und die feine Symmetrie der Stacheln des Kaktus auf dem Titelbild dieses Jahresberichts, die würdevolle Ausstrahlung der Pfanze, die so oft unbeachtet bleibt, die auch widrigsten Umständen trotzt.

Dieses genaue Hinschauen lehrt uns Schwester Veronika Ebnöther mit ihren Bildern, in denen sich immer wieder neue Details entdecken lassen, gönnt man sich nur die nötige Zeit dafür. Wir danken Schwester Veronika, dass sie unseren Jahresbericht damit bereichert.

Diese Kultur der «Achtsamkeit gegenüber dem scheinbar Unscheinbaren» haben wir als Kirche in der zurückliegenden Zeit der Pandemie neu schätzen gelernt. Das Wertvolle liegt nicht nur im Imposanten, sondern viel öfter im Kleinen. Die zahlreichen Menschen, die im Alltag mit kleinen und oft übersehenen Taten, Worten und Gesten unser Leben bereichern und uns immer wieder beschenken, sie machen Kirche aus, halten Gemeinschaft lebendig. Wenn wir etwas aus Corona gelernt haben, dann hoffentlich eine neue Kultur der Achtsamkeit.

Dies gilt auch im täglichen Miteinander in der Kirche. Der «Synodale Prozess», zu dem uns Papst Franziskus einlädt, ist von dieser gegenseitigen Achtsamkeit geprägt. Darauf achten, wie wir miteinander umgehen, damit niemand ausgeschlossen wird. Genau hinschauen, wo heute noch in der Kirche Diskriminierung geschieht und die gleiche Würde aller Menschen missachtet wird. Sorgfältig prüfen, wie Veränderung möglich werden kann, bei uns selbst, aber auch in den kirchlichen Machtstrukturen. Nicht stehen bleiben bei dem, was heute ist, sondern stetig streben nach Besserem. Auch davon will dieser Jahresbericht Rechenschaft ablegen.

Eine neue Kultur der Achtsamkeit wächst auch im ökumenischen und interreligiösen Miteinander der verschiedenen Religionsgemeinschaften, die im Kanton Zürich leben und wirken. Zeugnis davon gab das gemeinsame Gebet am Anlass «Kraftstoff», das mitten im Lockdown das Sorgetragen füreinander und miteinander stärkte. Dieses Sorgetragen schliesst auch ein, wie die traditionell etablierten und die neuen Religionsgemeinschaften miteinander umgehen, wie auch hier Strukturen wachsen können, die den Bedürfnissen aller gerecht werden. Als «Migrantenkirche» im ehemals rein reformiert geprägten Kanton Zürich tragen wir hier eine besondere Verantwortung. Achtsam und hoffnungsvoll wollen wir ihr gerecht werden.

Franziska Driessen-Reding Luis Varandas

Präsidentin des Synodalrats Generalvikar für die Bistumsregion Zürich-Glarus

Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding mit dem neu ernannten Generalvikar Luis Varandas. Sie setzen sich gemeinsam ein für eine Kultur der Achtsamkeit. Foto: Peter Knup

Der erste Mensch zu sein, der das Innere dieser Frucht sieht. Dieses Wunder.

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