RLB Magazin (April 2015)

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AUSGABE 2015

Die EM dahoam Tirols Kletter-Asse gehรถren zu den besten der Welt. Jetzt messen sie sich bei der Europameisterschaft im eigenen Land. S E I T E 2 0

Mehr als nur Wasser: Tirols Seen und die Geschichten, die sich um sie ranken. SEITE 38

Gute Idee: Der Talmarkt in Matrei in Osttirol. SEITE 30

Publikumsliebling: Moderatorin Mirjam Weichselbraun im Interview.

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Wenn’s um Online Banking geht, ist nur eine Bank meine Bank.

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www.raiffeisen-tirol.at

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ann immer am Berg ein Unfall passiert, wann immer es Zeugen zu befragen oder Beweise zu sichern gilt, sind sie zur Stelle. Und oft helfen sie Bergsportlern auch aus misslichen Situationen: die Alpinpolizisten. Dennoch wird ihre anspruchsvolle, immer wieder auch sehr gefährliche Arbeit von der Öffentlichkeit für gewöhnlich nur am Rande wahrgenommen. Grund genug für das Raiffeisen Magazin, die Tiroler Alpinpolizei einmal ausführlich vorzustellen. Der Talmarkt in Matrei in Osttirol ist etwas Besonderes. Ein Einzelhandelsprofi würde wohl von einem Shop-im-Shop-Konzept sprechen. Das soll heißen: Das Geschäft mit Hauptaugenmerk auf regionale Produkte befindet sich in einer Raiffeisenbank – und das natürlich nicht zufällig. Bei beiden spielt das genossenschaftliche Prinzip eine entscheidende Rolle. Der Talmarkt bietet Bauern die Möglichkeit, ihre Produkte direkt zu vermarkten. Das Geschäft besteht nun seit ein paar Monaten und man kann sagen: Die Idee kommt an. Was Sie darüber hinaus in dieser Ausgabe erwartet: ein Interview mit Moderatorin Mirjam Weichselbraun, die sich derzeit gerade auf ihren Einsatz beim Song Contest vorbereitet; ein Beitrag über den Internet-Breitbandausbau in Tirol und warum er gleichermaßen wichtig für Wirtschaft und Privatleute ist; oder auch ein Porträt verschiedener Tiroler Volksbühnen, deren ehrenamtliche Mitglieder sich mit viel Herzblut als Theatermacher engagieren – und natürlich noch eine ganze Reihe weiterer spannender Geschichten aus Tirol. Viel Spaß beim Lesen der neuesten Ausgabe des Raiffeisen Magazins!

© DOMINIQUE HUTER, HANNES SENFTER, FRANZ OSS

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Einsatzort: Berg Die Alpinpolizei Tirol und ihre Arbeit im Gebirge

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Breitband auch im engsten Tal Wie am Ausbau der Internetversorgung gebaut wird

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Das perfekte Passwort Was man wissen muss und selbst tun kann

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Alle Zeichen auf Grün SWARCO arbeitet an immer noch intelligenteren Verkehrslösungen

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„Tirol ist sehr entspannt“ Die beliebte Moderatorin Mirjam Weichselbraun im Interview

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Kletter-Akrobatik am Marktplatz In Innsbruck findet im Mai die Boulder-EM statt

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Alle meine Entchen Babyschwimmen: ein besonderes Erlebnis für Eltern und Kind

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Soziales Engagement ist Ehrensache Der Tiroler Freiwilligentag 2015

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Der Erste seiner Art Der neue Talmarkt in Matrei in Osttirol

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Eingreifen erlaubt Das „Team Karwendel“ hilft mit, den Alpenpark zu erhalten

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Von Seen und Sagen Tiroler Seen und ihre Geschichten

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Wenn die Ziege auf dem Bühel sitzt Halten Bauernregeln, was sie versprechen?

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Brennende Leidenschaft Tiroler Schnaps und seine Hersteller im Porträt

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Frisch aus dem Ofen Wie man Brot selber backen kann

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Vereint auf der Bühne Die Theaterleidenschaft heimischer Laienschauspieler

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Volles Programm Event-Vorschau: Die Highlights 2015

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IMPRESSUM Medieninhaber, Herausgeber & Verleger: Raiffeisen Werbung Tirol, Adamgasse 1–7, 6021 Innsbruck • Chefredaktion & Projektleitung: Mag. Wolfgang Weninger, Tel. 0512/5305-0, magazin@rbgt.raiffeisen.at Konzeption: Mag. Wolfgang Weninger & TARGET GROUP Publishing GmbH • Redaktion Raiffeisen: CR Mag. Wolfgang Weninger, Otto Prantl, Mag. Christian Bevelander, Hubert Kuprian, MMMag. Dr. Daniela Pfennig, Bakk.; Redaktion TARGET GROUP Publishing GmbH: CR Matthias Krapf, Mag. Barbara Wohlsein, Daniel Feichtner, Esther Pirchner, Eva Schwienbacher, BA, Mag. Klaus Erler, Martin Senfter, Rebecca Müller, BA Layout, Grafik: Thomas Bucher • Cover: Foto zeigt Anna Stöhr: Raiffeisen/Forcher, Foto zeigt Mirjam Weichselbraun: ORF/Thomas Ramstorfer • Illustrationen: Monika Cichoń • Kostenloses Exemplar • Produktion: TARGET GROUP Publishing GmbH, Verlagsort: 6020 Innsbruck • Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten • Erscheinungsweise: mindestens einmal jährlich • Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde von uns entweder die männliche oder weibliche Form von Bezeichnungen gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts. • Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes/Grundlegende Richtung und Zweck des Magazins: Information über Tirol und Aktivitäten der Tiroler Raiffeisenbanken • Änderungen und Irrtümer bei allen Angaben vorbehalten.


Muttekopfhütte in den Lechtaler Alpen: Bei Übungen mit der Libelle proben Alpinpolizisten für den Ernstfall, zum Beispiel Seilbergungen in extrem steilem Gelände.

© LPD TIROL

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Einsatzort: Berg Tirol ist ein Hotspot für Bergsportler – dementsprechend oft muss im alpinen Gelände gerettet, gesucht und ermittelt werden. Die Alpinpolizisten sind eigens für solche Einsätze geschult.

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m Wettersteingebirge: Zwei Kletterer steigen in eine anspruchsvolle Route ein. Als es dämmert und sie nicht mehr weiterkommen, beschließen sie, die Tour abzubrechen. Sie verbinden ihre zwei 50-Meter-Seile, um sich abzuseilen. Da sich in diesem Bereich der Felswand keine Standhaken befinden, legen sie das Seil um einen Felskopf und seilen sich synchron ab. Nach 50 Metern bleiben sie frei in der Luft hängen. Nichts geht mehr. Die beiden Bergsportler schreien um Hilfe und werden gehört. Doch eine Bergung in den späten Abendstunden ist unmöglich. „Das war sicherlich einer meiner spektakulärsten Einsätze im Flugbereich“, erinnert sich Erich Ladstätter, Landesausbildungsleiter und Flight Operator bei der Tiroler Alpinpolizei. In seiner 35-jährigen Dienstzeit als Alpinpolizist war er bei vielen schwierigen Einsätzen dabei: „Manche Einsätze sind psychisch schwierig, manche nachträglich belastend und andere wiederum technisch schwierig.“ Im Fall der beiden Kletterer handelte es sich um eine extrem schwierige Bergung. Aufgrund des steilen, teils überhängenden Geländes war damals nur eine Seilbergung möglich. Hinzu kam: Einzig das Körper­ gewicht des jeweiligen Partners bewahrte die Alpinisten zu diesem Zeitpunkt vor einem Absturz. Mit dem Einsatzhubschrauber EC 135 wurden die Alpinpolizisten am darauffolgenden Morgen angeflogen. „Beide mussten gleichzeitig geborgen werden. Dabei pendelten sie 20 bis 30 Meter voneinander entfernt“, schildert Ladstätter. Mittels eines Taus gelang es schließlich doch, zuerst den einen am Gurt eines Retters zu befestigen und so auch den Zweiten zu bergen. Beide blieben unversehrt.

EIN FALL FÜR DIE ALPINPOLIZEI Selbst weniger komplizierte Ereignisse im Gebirge erfordern spezielle körperliche Fertigkeiten und Ausstattungen der Einsatzkräfte. Wie in jedem österreichischen Bundesland – außer Wien und dem Burgenland – gibt es in jedem Tiroler Bezirk eine Alpine Einsatzgruppe. „Kernaufgaben der Alpinpolizei sind die Erhebung von Alpinunfällen und Suchaktionen“, erklärt Norbert Zobl, stellvertretender Landespolizeidirektor und Leiter des Alpindienstes in Tirol. Dazu zählen alle Ereignisse im alpinen Gelände, wie Lawinen-, Ski-, Lift- und Kletterunfälle in Fels und Eis sowie Spaltenstürze, bei denen Personen gefährdet, verletzt oder getötet werden. Neben Ereignissen im Zusammenhang mit klassischen Bergsportarten fallen auch Ereignisse auf Langlaufloipen, in Kletterhallen sowie beim Gleitschirm- und Drachenfliegen in den Tätigkeitsbereich der Alpinpolizei. „Wenn sich in einem Gelände aufgrund der topografischen Gegebenheiten besondere Gefahren ergeben und für die exekutive Aufgabenausführung besondere alpine Kenntnisse und Ausrüstung erforderlich sind, dann ist es ein Fall für uns“, definiert Zobl sein Revier. So ermittle die Alpin­polizei zum Beispiel auch, wenn ein Auto in eine Schlucht stürzt und alpin geschultes Personal für die Bergung und Erhebung benötigt wird. TOP-QUALIFIZIERT Die Alpinpolizei in Tirol verfügt über 162 Mitglieder. Davon sind 112 umfassend für Einsätze am Berg ausgebildet und 40 spezi-

© FRANZ OSS

TEXT: EVA SCHWIENBACHER

ZUR PERSON Generalmajor Norbert Zobl ist stellvertretender Landespolizeidirektor. 1979 absolvierte er die Ausbildung zum Alpinpolizisten, seit 1994 leitet er den Tiroler Alpindienst.

„ Die österreichische Alpin­polizei führt eine der besten Unfall­ statistiken weltweit.“


Skiunfallaufnahme am Hintertuxer Gletscher – genaue Erhebungen sind wichtig, um den Hergang des Unfalls zu rekonstruieren.

© FRANZ OSS

Eine fundierte Ausbildung der Alpinpolizisten ist auch für ihre eigene Sicherheit von großer Bedeutung.

ZUR PERSON Kontrollinspektor Erich Ladstätter ist Landesausbildungsleiter und Flight Operator. Seit 1978 ist er Polizist und seit 1980 als Alpinpolizist am Berg im Einsatz.

„ Manche Einsätze sind psychisch schwierig, manche nachträglich belastend und andere wiederum technisch schwierig.“

ell für das Unfallgeschehen im organisierten Skiraum. Der Alpindienst ist eine Sonderaufgabe, die neben dem sogenannten allgemeinen Vollzugsdienst verrichtet wird. Nicht jeder Polizeibeamte kann sich zum Alpinpolizisten ausbilden lassen. Voraussetzungen dafür sind Sportlichkeit, alpines Interesse und gutes skifahrerisches Können. Außerdem muss der Personalstand der alpinen Einsatzgruppe im Bezirk eine Neuausbildung zulassen. Sind all diese Bedingungen erfüllt, begeben sich die Auszubildenden für intensive Theorie- und Praxiskurse ins Gelände: Beim Winterkurs im Gletschergebiet Hintertux wird das notwendige Know-how für Einsätze vermittelt. Unterrichtet werden die Bediensteten von Polizei-Bergführern und staatlich geprüften Diplom-Skilehrern. Will sich ein Beamter zum Polizei-Alpinisten ausbilden lassen, muss er weitere Kurse im Frühjahr besuchen. „Dabei bilden wir abwechselnd im Jamtal, auf der Franz-Senn-Hütte oder auf der Lucknerhütte im Großglocknergebiet aus“, erklärt der Leiter der Alpinpolizei. Skitouren- und Lawinenkunde sowie die dazugehörige Unfall­ erhebung stehen dabei auf dem Programm. Für den Felskurs geht es zum Gimpelhaus in die Tannheimer Berge, zur Muttekopfhütte in den Lechtaler Alpen oder auf die Karlsba-

der Hütte in den Lienzer Dolomiten. Vor Abschluss der Ausbildungsserie wird noch im Eis des Taschachgletschers im Pitztal geübt. Ist diese vierteilige Grundausbildung absolviert, haben geeignete Polizisten die Möglichkeit, sich weiter zum Polizei-Hochalpinisten ausbilden lassen. Die Materie des ersten Ausbildungszyklus wird dafür vertieft. Neben Alpinisten und Hochalpinisten gibt es noch den sogenannten Flight Operator. „Der Flugretter befindet sich etwa bei Suchaktionen oder Bergungen an Bord der Libelle und ist dort für all das, was rund um den und im Polizeihubschrauber passiert, zuständig“, erklärt Erich Ladstätter. Als Ausbildungsleiter auf Landesebene fliegt er mittlerweile nur mehr an drei bis vier Tagen im Monat mit. Die Ausbildung zum Flugretter baut auf jener zum Polizei-Bergführer auf und ist die höchste Qualifikation, die im Alpindienst erreicht werden kann. Hochalpinisten können nach Bestehen der Eignungsprüfung die BergführerAusbildung machen. Diese läuft über das Innenministerium, ist sehr anspruchsvoll und mit anderen Bergführerausbildungen durchaus vergleichbar, erklärt Zobl: „Unser Ziel ist es, möglichst viele Alpinpolizisten auf Top-Niveau auszubilden. Doch nur die Besten werden in die BergführerAusbildung geschickt.“ Laufend werden die Alpinpolizisten auch in Trendsportarten geschult. So gibt es ein „Canyoning-Kompetenzteam“ und Spezialisierungen im Bereich Sportklettern. AUF ALPINDIENST Insgesamt hat Tirol 34 Polizei-Bergführer. Einer davon ist der Telfer Jörg Randl. Als Bergführer übernimmt er eine Leitungs-


© LPD TIROL (2), ALPINPOLIZEI

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Bei Bergungen von Unverletzten kommt die Alpinpolizei zum Einsatz.

mit dem Klettern groß geworden und kenne mich daher gut aus“, berichtet Randl.

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funktion bei Alpineinsätzen, Übungen, Ausbildungen und Erhebungen. Bei schweren und tödlichen Unfällen muss er vor Ort sein. Wie die meisten Alpinpolizisten ist auch er von klein auf am Berg unterwegs. Vor allem das Klettern und Skitourengehen zählen zu seinen bevorzugten Disziplinen. Im Winter ist er im Skigebiet Axamer Li­ zum im Einsatz. Ausgerüstet mit einem Airbag-Rucksack samt LVS-Gerät (Lawinenverschütteten-Suchgerät), Schaufel, Sonde, einem Funkgerät, einer Fotokamera sowie einem Distanzmessgerät ist er bei schweren Unfällen sofort zur Stelle. Der Pistendienst und die Liftbetreiber sind über seine Anwesenheit informiert und können im Ernstfall sofort Alarm schlagen. Ein typischer Unfall ist die Kollision zwischen zwei Pistenfahrern. „Als Alpinpolizist versuche ich das Unfallgeschehen so lückenlos und objektiv wie möglich zu dokumentieren, um ein klares Bild zum Unfallgeschehen zu haben“, schildert Randl seine Aufgabe. Im Zuge der Erhebung versucht man zum Beispiel, die Geschwindigkeit und die Art der Schwünge der Unglücksbeteiligten zu rekonstruieren, erklärt der 32-Jährige. Wenn sich die Fahrer selbst nicht mehr an den Unfallhergang erinnern, kann die moderne Technik weiterhelfen: „Viele haben ein GPS-Gerät oder eine Helmkamera dabei, die Datenmaterial für die Auswertung liefern.“ Auch die Webcams an den Liftstationen zeichnen oft Wertvolles auf. „Anhand der Daten eruieren wir, welche Rolle ein Unfallbeteiligter einnimmt.“ Über Schuld oder Unschuld, Fremdver-

ZUR PERSON Bezirksinspektor Jörg Randl ist Polizei-­ Bergführer. Seit 2003 ist er Polizist und nun seit zehn Jahren als Alpinpolizist tätig. Seine Dienststelle liegt in Axams.

„ Bei einem Kletter­unglück biete ich mich oft selbst als Unter­stützung an. Ich bin mit dem Klettern groß geworden und kenne mich daher gut aus.“

schulden oder nicht entscheiden in einem weiteren Schritt die Richter. Die Reaktion der Verletzten sei großteils positiv, freut sich Randl. Auch Liftbetreiber und die Pistenrettung begrüßen die Unterstützung der Alpinpolizei. Im Sommer ist Randl normal für den Streifen- oder Besetzungsdienst am Posten eingeteilt. Über Funk erfährt er dann von Unfällen. „Bei einem Kletterunglück biete ich mich oft selbst als Unterstützung an. Ich bin

WERTVOLLE DATEN Im vergangenen Jahr verzeichnete die Alpinpolizei 3.800 Einsätze. Die meisten passieren im organisierten Skiraum, weiß Norbert Zobl. „Da in den Skigebieten häufig Verdacht auf Fremdverschulden besteht, müssen diese Unfälle von der Alpinpolizei erhoben werden.“ Die heurige hohe Zahl an Lawinenopfern steht laut Zobl nicht im Zusammenhang mit dem Ausbildungsstand der Wintersportler: „Es ist zwar eine ernüchternde Erkenntnis, aber Winter mit kritischen Schneeverhältnissen fordern naturgemäß mehr Tote.“ Es sei aber auch hervorzuheben, dass trotz des Skitouren-Booms die Zahl der Unfälle stagniere. Ursprünglich war die Alpinpolizei sehr stark im Rettungswesen tätig, erzählt der Leiter der Alpinpolizei. Mit Professionalisierung der Bergrettung hat sich die Kernaufgabe nun auf die Unfallerhebung verlagert: „Die österreichische Alpinpolizei führt eine der besten Statistiken weltweit.“ Das fundierte Datenmaterial wird anderen Organisationen und Institutionen wie dem Oesterreichischen und Deutschen Alpenverein, der Universität Innsbruck, dem Kuratorium für Alpine Sicherheit sowie dem Lawinenwarndienst Tirol für wissenschaftliche Forschungen zur Verfügung gestellt. Die Alpinpolizei leistet so einen entscheidenden Beitrag für die Sicherheit am Berg, wovon neben Alpinisten in unglücklichen Lagen letztendlich all jene profitieren, die im alpinen Gelände unterwegs sind.


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Breitband auch im engsten Tal Das Internet ist ein schon lange nicht mehr wegzudenkender Wirtschaftsfaktor. Deswegen arbeiten lokale Anbieter, Gemeinden und das Land Hand in Hand, um eine flächendeckende Hochgeschwindigkeits-Anbindung in Tirol zu gewährleisten. TEXT: DANIEL FEICHTNER

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or hundert Jahren war ein Anschluss an das Stromnetz für Tiroler Haushalte eine Ausnahme. Auch Einrichtungen wie Wasserleitungen bis in die Wohnung oder flächendeckende Kanalisation waren vielerorts bis nach den Weltkriegen alles andere als die Norm. Was für unsere Großeltern und Urgroßeltern oft noch reiner Luxus war, ist heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch die Zeiten stehen nicht still. Und so hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu den infrastrukturellen Grundbedürfnissen – Wasser, Energie,

Hygiene – ein viertes gesellt: das Verlangen nach digitaler Information. LEBENSADER WORLD WIDE WEB Inzwischen durchdringt das Internet alle Bereiche unseres Lebens. Egal, ob im Privatgebrauch, in der Arbeitswelt oder der Industrie: Online wird gearbeitet, gelernt, Daten und Nachrichten und Unterhaltung werden konsumiert. Mit den zunehmenden Einsatzmöglichkeiten steigt auch die Zahl der Anwender. Doch es werden nicht nur immer mehr User: Auch die Bandbreite – also die Datenmenge, die pro Sekunde

durch die Leitung fließt – wächst von Jahr zu Jahr kontinuierlich. „Laut dem sogenannten NielsenGesetz verdoppelt sich die benötigte Geschwindigkeit alle zwei Jahre“, sagt Hermann Hammerl. Der Landecker spricht aus Erfahrung. Mit seiner Firma tirolnet. com betreibt er Datennetze in Tiroler Gemeinden, über die Unternehmen und Privatpersonen an das Internet angebunden sind. So erlebt er selbst aus erster Hand, wie der Bedarf stetig steigt und Leitungen in schlecht versorgten Gebieten immer mehr ausgereizt werden.


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HERMANN HAMMERL, TIROLNET-GESCHÄFTSFÜHRER

AUSLAUFMODELL TirolNet arbeitet dabei eng mit Tiroler Gemeinden und Stadtwerken zusammen. „Besonders abgelegenere Gebiete zu erschließen, ist für Großanbieter nicht nur nicht interessant“, sagt der Experte. „Ein Konzern muss groß denken. Parallel im ganzen Bundesgebiet dutzende, wenn nicht sogar hunderte Regionen zu erschließen und die Kosten zu tragen, ist auch Konzernen nicht möglich.“ Deswegen unterstützt und berät Hammerl Gemeinden dabei, sich eigene Netze aufzubauen. Das Hauptproblem sind dabei veraltete Infrastrukturen, die in vielen Teilen Österreichs das Internet ausbremsen. „Hierzulande sind oft noch Kupferkabel verlegt“, erklärt Hammerl. „Und diese Leitungen haben ihr Bandbreiten-Limit erreicht.“ Damit drohen in schlecht angebundenen Regionen mit steigendem Datenverkehr zunehmende Leistungseinbrüche. Der Grund: Bei der Verwendung von Kupfer ist nicht nur die Bandbreite generell eingeschränkt. Auch die Distanz spielt eine große Rolle. Je länger eine Leitung ohne eine Verstärkerstation verläuft, desto mehr Signale gehen verloren und desto langsamer fließen die Daten. GLÄSERNE ZUKUNFT Deswegen wird in Tirol bei neu entstehenden Projekten seit Jahren auf Glasfaser gesetzt. Zwar bestünde derzeit, so Hammerl, noch die Möglichkeit, das Kupfernetzwerk auszubauen, um die Kosten geringfügig zu senken. Diese würden aber in wenigen Jahren endgültig zum alten Eisen gehören und selbst dort, wo sie aktuell noch ausreichend Leistung bringen, zum Flaschenhals werden. In Glasfaserleitungen werden die Daten aber anstatt mit elektrischen Impulsen

durch Lichtsignale übertragen. Das erhöht die Geschwindigkeit nicht nur kurzfristig drastisch. „Sind Glasfaserkabel einmal verlegt, müssen nur noch aktive Komponenten, also Elektronik, die überirdisch erreichbar ist, ausgetauscht werden, um die Geschwindigkeit weiter zu erhöhen“, meint Hermann Hammerl. „So lässt sich die Bandbreite ohne das teure Verlegen neuer Leitungen auch in Zukunft praktisch beliebig steigern.“ DIGITALE KLUFT Dementsprechend sind Glasfasern eine deutlich nachhaltigere Lösung, die momentan zwar mehr Kosten verursacht, auf Dauer jedoch entscheidende Vorteile mit sich bringt. „Wir steuern auf die Gefahr einer Zwei-Klassen-Anbindung an das Internet zu“, warnt Hammerl. „Gebiete, die nicht über ein Glasfaser-Netzwerk verfügen, haben bereits jetzt sowohl als Wirtschaftsstandort als auch für Privatpersonen an Attrakti-

UNERSCHLOSSENES GEBIET Genau diese Schere zwischen gut und schlecht angebundenen Gebieten fürchtet beispielsweise auch Tannheims Bürgermeister Markus Eberle. Zusammen mit den Bürgermeistern der anderen Tannheimer Gemeinden steht er an der Spitze der Anstrengungen, das Tannheimer Tal – einen der letzten, weißen Flecken auf der Tiroler Breitband-Landkarte – zu erschließen. Gerade in einer touristisch so aktiven Region ist es unerlässlich, schnelles Internet anzubieten. „Wo früher Fragen nach Fernsehern im Zimmer im Vordergrund standen, ist es heute vor allem Gratis-WLAN, das auf der Wunschliste der Gäste ganz oben steht“, berichtet Eberle. Zum einen ist das Internet für die Urlauber ein allgegenwärtiges Unterhaltungsmedium. Zum anderen nimmt aber auch die Zahl der Gäste zu, die beruflich erreichbar sein müssen. Und gerade dann zählt eine stabile und vor allem schnelle Leitung.

Mit der Inbetriebnahme eines GlasfaserGemeindenetzes soll 2016 auch in Tannheim Breitband-Internet verfügbar werden.

© GEMEINDE TANNHEIM, TVB TANNHEIMER TAL GX1 MEDIA

„ Gebiete, die nicht über ein Glasfaser-Netzwerk verfügen, haben bereits jetzt sowohl als Wirtschaftsstandort als auch für Privatpersonen an Attraktivität eingebüßt oder werden das zumindest bald tun.“

vität eingebüßt oder werden das bald tun.“ Um dem vorzubeugen, gilt es jetzt, schnelle Netzwerke aufzubauen, die auch in Zukunft relativ kostengünstig nachgerüstet werden können. „Schlussendlich ist das Verlegen von neuen Leitungen der größte Kostenfaktor“, erzählt der Experte. „Gerade für eine kleinere Gemeinde ist es schon sehr schwierig, das einmal umzusetzen. In ein paar Jahren oder Jahrzehnten ein zweites Mal für neue Leitungen zu sorgen, wäre in den meisten Fällen ein Ding der Unmöglichkeit.“


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© GEMEINDE TANNHEIM

Dazu kommt besonders im Tourismus das Problem der Stoßzeiten: „Selbst wenn die angebotene Bandbreite für eine Handvoll Nutzer ausreichend wäre, entstehen Engpässe, wenn zum Beispiel alle Gäste zugleich vom Skifahren zurückkommen.“ Solche Spitzen erfordern eine deutlich bessere Anbindung, als sie für normale Haushalte nötig wäre.

„ Die Bürgermeister der anderen Gemeinden sind sich der Notwendigkeit einer besseren Anbindung bewusst. Und so kommt auch anderswo immer mehr Bewegung in die Sache.“ MARKUS EBERLE, BÜRGERMEISTER VON TANNHEIM

WIRTSCHAFTLICHE NOTWENDIGKEIT Somit ist auch für die Tannheimer eine gute Anbindung an das World Wide Web schon lange ein ernstzunehmender, wirtschaftlicher Faktor. Aktuell wird das gesamte Tal noch über eine Kupferleitung versorgt und erhält Unterstützung durch ein zusätzliches Funknetzwerk. Doch das ist bestenfalls eine Übergangslösung. „Gerade weil die Siedlungen hier verstreut liegen, wirken sich die Distanzen aus“, erklärt Eberle. „Für die kommenden ein bis drei Jahre würde die Anbindung im Zentrum von Tannheim noch wenigstens den Mindest-Anforderungen entsprechen. In den Weilern und weiter im Tal besteht aber schon jetzt dringender Handlungsbedarf.“ Deswegen arbeitet Tannheim seit mittlerweile einem Jahr an einem eigenen Gemeindenetz, für das im gesamten Ortsgebiet Glasfaserkabel verlegt werden. Die Finanzen dafür kommen zum einen von der Gemeinde. Zum anderen finanziert das Land durch Förderungen mit, ohne die laut Eberle die Umsetzung des Vorhabens nicht möglich wäre. So kann Schritt für Schritt die gesamte Gemeinde erschlossen werden. Voraussichtlich 2016 soll dann eine Glasfaserleitung Tannheim mit dem Netz in Reutte verbinden. Mit dem lokal umgesetzten Projekt will Eberle zudem Vorbildfunktion ausüben: „Die Bürgermeister der anderen Gemeinden sind sich der Notwendigkeit einer besseren Anbindung bewusst. So kommt auch in anderen Gemeinden immer mehr Bewegung in die Sache. Schlussendlich lässt sich die Aufrechterhaltung unserer Wettbewerbsfähigkeit nicht mit Eurobeträgen aufwiegen.“

Dazu kommt, dass sich das Projekt so weiterhin in der Hand der Gemeinde befindet. Dadurch gibt es einen lokalen Ansprechpartner, der bei Ausfällen direkt handeln kann, und auch die Wertschöpfung bleibt im Ort. „Sowohl beim Bau als auch beim Betrieb schaffen und erhalten wir Arbeitsplätze“, meint der Bürgermeister. „Und vielleicht gelingt es uns ja, das Internet auf Dauer zu einem regionalen Produkt zu machen, so wie Strom und Wasser das heute schon sind.“ LANDESSTRATEGIE Mit der Entwicklung eines Gemeindenetzes ist Tannheim keine Ausnahme in Tirol, sondern eher die Regel. „Das Einrichten kleinteiliger lokaler Gasfasernetze, die zusammenwachsen können, ist genau die Strategie, die wir fördern und verfolgen“, erklärt der Vorstand der Abteilung Wirtschaft und Arbeit des Landes Tirol, Rainer Seyrling. Damit passt sich das Land an die zum Teil geografisch schwierige Situation in Tirol an. Anstatt zu warten, bis die Erschließung sich für Web-Anbieter finanziell lohnt, entscheidet für die Förderung allei-


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SPITZENPOSITION IN SICHT

© SHUTTERSTOCK.COM

Aktuell bewegt sich Tirol im guten österreichischen Schnitt, was die Breitband-Infrastruktur betrifft. Bereits 2013 wurde eine flächendeckende Verfügbarkeit mit einer Bandbreite von zumindest zwei Megabit pro Sekunde (MBit/s) in ganz Tirol erreicht. Bei einer Erhebung des Landes im selben Jahr wurde noch in 217 Gemeinden Handlungsbedarf in Bezug auf die Internetanbindung festgestellt. Inzwischen konnte diese Zahl im Zuge der Breitbandoffen­ sive auf 80 reduziert werden.

„ Es geht dabei natürlich um den Tourismus und die Industrie. Aber eine gute Web-Infrastruktur ist auch wichtig, um eine Abwanderung aus schlecht erschlossenen Gebieten zu verhindern.“ RAINER SEYRLING, VORSTAND DER ABTEILUNG WIRTSCHAFT UND ARBEIT DES LANDES TIROL

ne die Breitbandunterversorgung. Dafür stellt das Land jedes Jahr zehn Millionen Euro zur Verfügung und fördert den Ausbau mit zumindest der Hälfte der Kosten. So wird garantiert, dass Standorte in Tirol auch weiterhin Schritt halten können. „Es geht dabei natürlich um den Tourismus und die Industrie“, meint Seyrling. „Aber eine gute Breitband-Infrastruktur ist auch wichtig, um eine Abwanderung aus schlecht erschlossenen Gebieten zu verhindern. Gerade für jüngere Generationen ist Internetzugriff mittlerweile Grundvoraussetzung, sowohl für ihre Freizeit als auch im Berufsleben.“

KOORDINATION VON OBEN Neben der finanziellen Hilfe unterstützt das Land Gemeinden auch bei der Planung der Bauarbeiten. Da es bis zu 80 Euro kosten kann, einen Meter Straße aufzugraben und neu zu asphaltieren, erfolgt eine Abstimmung mit dem Landesstraßenbauamt. Wo bereits Straßen- oder Kanalbauarbeiten vorgesehen sind, kann diese Gelegenheit genutzt werden, um auch Glasfaserleitungen zu verlegen. Zudem stellt die TIWAG seit 2014 dem Land ihr insgesamt 1.441 Kilometer langes Leerrohrnetz in ganz Tirol zur Verfügung. So können in diesen Rohren kostengünstig und ohne Grabungsarbeiten neue Leitungen verlegt werden. Als Gegenleistung für die Förderung müssen Gemeinden ihr Netz offenhalten. Damit kann sich jeder Internetanbieter in einer Gemeinde einkaufen und ein gesunder Wettbewerb wird garantiert, der nicht nur großen Unternehmen offen­ steht. Das soll das Überleben kleiner, lokaler Internet-Anbieter sichern und helfen, mit schnellem Internet auch noch regionale Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen.

Das nächste Ziel ist es nun, eine flächendeckende Anbindung mit einem Minimum von 30 MBit/s zu gewährleisten. Erreicht werden soll das bis 2018. Zudem ist vorgesehen, dass bis dahin mindestens die Hälfte aller Anschlüsse 100 MBit/s oder mehr leisten. „Damit würde jeder Standort im Bundesland den aktuellen Anforderungen gerecht werden“, gibt sich Rainer Seyrling, Vorstand der Abteilung Wirtschaft und Arbeit des Landes Tirol, zuversichtlich. „Wenn wir am Ball bleiben und den Ausbau weiter mit dieser Geschwindigkeit vorantreiben, ist uns bis 2018 eine Top-Position in Österreich sicher.“


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Das perfekte Passwort Die richtigen, regelmäßig geänderten Passwörter, ein aktualisierter Virenschutz und allgemeine Vorsicht sind Grundvoraussetzungen, um Gefahren im Internet zu umschiffen.

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Das richtige Pa**w*rt: besteht aus einer beliebigen Zeichenfolge. Zum Beispiel das Wort: BERECHNET MIT: WWW.GRC.COM/HAYSTACK.HTM

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(Alphabet: 26 Kleinbuchstaben; Offline-Attacke: 0,0835 Sekunden)

Großbuchstaben verdoppeln die Größe des Alphabets:

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Mit einem von 33 Sonderzeichen wächst die Zahl der Kombinationsmöglichkeiten zusätzlich:

(Alphabet: 26 Klein-, 26 Großbuchstaben, 10 Ziffern; Offline-Attacke: 35,79 Sekunden)

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(Alphabet: 26 Klein-, 26 Großbuchstaben, 10 Ziffern, 33 Sonderzeichen; Offline-Attacke: 11,76 Minuten)

Nahezu unknackbar wird ein Passwort aber erst durch die Kombination dieser Faktoren mit entsprechender Länge:

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(Alphabet: 26 Klein- und 26 Großbuchstaben; Offline-Attacke: 10,48 Sekunden)

Zahlen erweitern das Alphabet um weitere 10 Zeichen, außerdem verhindern sie den Einsatz von Angriffen, die nur Kombinationen aus Wörterbüchern benutzen:

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(Alphabet: 26 Klein-, 26 Großbuchstaben, 10 Ziffern, 33 Sonderzeichen; Offline-Attacke: 174.000 Jahre)

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Global:

Passwort-Sünden:

Angriffe beginnen oft mit dem Ausprobieren häufiger Passwortkombinationen. Deswegen sollten die folgenden, von Splashdata.com ermittelten Passwörter dringend gemieden werden: QUELLE: HTTP://SPLASHDATA.COM/PRESS/WORST-PASSWORDS-OF-2014.HTM

QUELLE: NORTON REPORT 2013 HTTP://WWW.SYMANTEC.COM

Weltweite Kosten durch Cybercrime verursacht:

104,1 Milliarden €/Jahr

➼ Durchschnittliche Kosten pro Opfer:

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274 €

(Steigerung um 50 % seit 2012)

qwerty

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(Beinahe 2,8 Mal so viele Opfer wie Geburten/Jahr)

Mehr als 1 Million Opfer/Tag

111111 monkey

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378 Millionen Opfer/Jahr

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12 Opfer/Sekunde

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haben Online-Käufe abgebrochen, weil ihnen der Verkäufer oder die Webseite verdächtig vorkamen.

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verwenden unterschiedliche Passwörter für Webseiten.

nutzen ein Anti-VirenProgramm.

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Österreicher:

QUELLE: EUROBAROMETER CYBER-SICHERHEIT DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION HTTP://EC.EUROPA.EU/PUBLIC_OPINION/ARCHIVES/EBS/EBS_423_FACT_AT_DE.PDF

➼ 67 %

haben in den vergangenen 12 Monaten Passwörter geändert.

55 %

öff nen keine E-Mails von Personen, die sie nicht kennen.

89 % [ ] vermeiden es, online persönliche Daten preiszugeben


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Die SWARCO TRAFFIC WORLD ist der komplett neu konzipierte Showroom in der SWARCO-Konzernzentrale in Wattens. Über ein einzigartiges Konzept wird hier den Besuchern veranschaulicht, wie modernes Verkehrsmanagement funktioniert.

Alle Zeichen auf Grün Verkehrstechnik und Verkehrstechnologien haben sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm weiterentwickelt – mit ihnen SWARCO. In Wattens beheimatet, ist das Unternehmen inzwischen unter anderem weltgrößter Ampelhersteller und arbeitet an immer noch intelligenteren Lösungen für den Verkehr. TEXT: KLAUS ERLER

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s ist das Jahr 1969: Manfred Swarovski gründet SWARCO in Amstetten. Als erstes Produkt des jungen Unternehmens entstehen teilweise mikroskopisch kleine Glasperlen, die auf einer Farbträgerschicht aufgebracht Bodenmarkierungen retroreflektierend machen. In den folgenden Jahrzehnten wächst SWARCO kontinuierlich entlang logischer Zukäufe und Neuerwerbungen. Bald schon gehören Firmen, die Bodenmarkierungsmaterialien herstellen, genauso zum inzwischen europaweit tätigen Firmenverband wie Dienstleistungsunternehmen, die diese Markierungen aufbringen. Eine wichtige Neuerung stellt in den Achtzigerjahren der Ankauf eines Ampelher-

stellers dar: Nun produziert SWARCO auch Kunststoffampeln, die allerdings elektronisch gesteuert werden müssen, um an den Kreuzungen den Verkehr zu regeln. Der folgerichtig nächste Schritt ist also, Kompetenz im Bereich der Steuer- und Regeltechnik zu erwerben. 2004/2005 folgt schließlich der Ankauf von Firmen mit profundem Know-how im Verkehrsmanagement und bei der Software-Entwicklung. KUNDEN WOLLEN MEHR 46 Jahre nach Firmengründung hat SWARCO 2015 längst den Schritt vom reinen Produktproduzenten hin zum Anbieter von Komplettlösungen aus einer Hand vollzogen. Richard Neumann,

Leiter der Unternehmenskommunikation der SWARCO AG in Wattens: „Unsere weltweit ansässigen Kunden wollen inzwischen nicht mehr nur Ampeln kaufen, sondern gleich die komplette elektronische Kreuzungssteuerung dazu. Man ist auch nicht mehr nur auf der Suche nach den modernsten Autobahn-Wechselverkehrszeichen, sondern ersteht gleich ein komplettes elektronisches Leitsystem.“ Die Verkehrstechnik, sagt Neumann, ist heutzutage ein wichtiger Baustein im Bestreben vieler Städte, „smart“ zu werden. „Emissionen zu reduzieren, den Verkehr mit all seinen Verkehrsträgern flüssig und sicher zu gestalten und letztlich die Lebensqualität für uns alle zu erhöhen – das sind zentrale Aspekte der


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urbanen Entwicklung. SWARCO ist als der weltweit am breitesten aufgestellte Anbieter bei Verkehrstechnik-Produkten ganz vorne mit dabei. Wir bieten eine einzigartige Software-Plattform an, die in einem integrierten Ansatz Stadtverkehr, Autobahnverkehr, Parken, öffentlichen Nahverkehr und Straßenbeleuchtung managt.“ WELTMARKTFÜHRER Da hilft es natürlich auch, dass das Wattener Unternehmen bei der Herstellung von Ampelanlagen Weltmarktführer ist. Das dynamische Wachstum in diesem Bereich hat ab 2000 voll eingesetzt. Damals wurde weltweit begonnen, Ampeln

von alter Glühlampen- und Halogenlampentechnologie auf moderne und kostensparende LED-Technologie umzurüsten. Inzwischen produziert SWARCO jährlich rund 500.000 Ampelkammern, die weltweit in Straßenkreuzungen integriert werden. Besonders stolz ist man auf die aktuelle „Futura“-Ampel, die nach Ökodesign-Prinzipien entwickelt wurde und nur vier Kilogramm wiegt: ein großer Vorteil aus logistischer Sicht und bei Wartungsarbeiten. Dank LED-Technik ist die „Futura“-Ampel bei jeder Witterung und bei jedem Sonnenstand zweifelsfrei abzulesen, zudem fünf Jahre wartungsfrei und 90 Prozent energiesparender als Ampeln mit herkömmlichen Leuchtmitteln. Auch bei der Herstellung von Wechselverkehrszeichen ist SWARCO weltweit führend. Jährlich werden im burgenländischen Werk mehr als 5.000 Einheiten produziert. Hier entstand vor kurzem auch ein LED-Verkehrszeichen der Superlative: ein Überkopfwegweiser für den Frankfurter Autobahnring mit einer Breite von 20 Metern und einer Höhe von über drei Metern. CHAMPION IM HINTERGRUND Trotz dieser teilweise marktbeherrschenden Position ist SWARCO vielen Tirolern noch immer nur wenig bekannt. Man hat mit den Produkten zwar tagtäglich zu tun, nimmt sie aber nicht bewusst wahr. So kommen auf heimischen Straßen die Straßenmarkierungen fast ausschließlich vom Wattener Unternehmen. Aktuelle Markierungen,

„Emissionen zu reduzieren, den Verkehr mit all seinen Verkehrsträgern flüssig und sicher zu gestalten und letztlich die Lebensqualität für uns alle zu erhöhen – das sind zentrale Aspekte der urbanen Entwicklung. SWARCO ist bei dieser Entwicklung ganz vorne mit dabei.“ RICHARD NEUMANN, LEITER SWARCO-UNTERNEHMENSKOMMUNIKATION

DAS UNTERNEHMEN SWARCO wurde 1969 von Manfred Swarovski gegründet und ist eine nach wie vor wachsende internationale Firmengruppe. Angeboten werden Systeme und Komplettlösungen für Straßenmarkierungen, inner- und außerstädtisches Verkehrsmanagement, Parken, Elektromobilität, öffentlichen Nahverkehr, Infomobilität und Straßenbeleuchtung. SWARCO ist weltgrößter Hersteller von Ampeln und die weltweite Nr. 2 bei Reflexglasperlen für reflektierende Fahrbahnmarkierungen. In Tirol ist SWARCO Anbieter von reflektierenden Verkehrsleiteinrichtungen, LED-Signaltechnik, LED-Straßenbeleuchtung, Straßenmarkierungsdiensten und Altglasrecycling. Die SWARCO AG mit Konzernsitz in Wattens/Tirol beschäftigt 2.900 Mitarbeiter in 80 Firmen in 24 Ländern. SWARCO-Produkte, -Systeme und -Services sind in 70 Ländern im Einsatz. Im Geschäftsjahr 2014 übersprang die SWARCO Gruppe erstmals die 500-Mio.-Euro-Umsatzschwelle.


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Einzigartiges Querlicht: Gemeinsam mit Bartenbach entwickelte SWARCO ein optisches System zur sicheren Beleuchtung von Zebrastreifen.

wie sie sich auf der Inntalautobahn, auf der Brennerautobahn oder auf der B 171 von Kufstein bis Landeck finden, bieten dank unternehmenseigener Forschungs- und Entwicklungsarbeit eine fünf- bis zehnfach hellere Rückstrahlkraft, als dies noch vor zehn Jahren möglich war. Ebenfalls auf der Inntal- und auf der Brennerautobahn sieht man die von SWARCO hergestellten Überkopf-Wechselverkehrszeichen. Die Zeichen zeigen an das Verkehrsaufkommen angepasste Geschwindigkeitsbegrenzungen, warnen vor Stau, Unfällen, Nebel und Geisterfahrern und werden über die ASFINAGZentrale in Inzersdorf dynamisch gesteuert. Die für die Signalbilder verwendeten LEDs sind nicht nur äußerst sparsam, sondern auch dimmbar: Ihre Lichtausbeute ist inzwischen derart hoch, dass sie Autofahrer sonst vor allem in der Nacht blenden würden. Auch bei der Straßenbeleuchtung nimmt SWARCO – seit 2010 Hersteller von LED-Straßenbeleuchtung – eine Vorreiterrolle ein: Ein gemeinsam mit der Tiroler Firma Bartenbach entwickeltes optisches System macht unter anderem Zebrastreifen wesentlich sicherer: Querende Fußgänger werden von der Seite beleuchtet und können so von

Auto­ fahrern wesentlich besser wahrgenommen werden. Das Thema Straßenbeleuchtung beschränkt sich aber nicht nur auf Schutzwege: Aktuell werden tausende, lichttechnisch veraltete Straßenlampen nicht nur in Skandinavien oder dem Mittleren Osten durch energiesparende SWARCO-Lampen ersetzt, sondern unter anderem auch hier in Tirol: in Mieders, Leutasch, Kundl, Mutters oder Innsbruck.

SWARCO-Überkopf-Wechselverkehrszeichen bieten an das Verkehrsaufkommen angepasste Informationen.

ZUKUNFTSMUSIK Ausgehend von aktuell eingesetzter Technik konzentriert sich die Forschung von SWARCO zudem auf die Verkehrs-


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Der „Ampelassistent“ erlaubt wechselseitige Kommunikation zwischen Verkehrsinfrastruktur und Fahrzeug.

© FRANZ OSS (3), SWARCO (2)

Glasperlen, die auf einer Farbträgerschicht aufgebracht werden, machen Boden­markierungen retroreflektierend.

welt von morgen. Dazu gehört unter anderem die Entwicklung einer adaptiv gesteuerten Straßenbeleuchtung. Da es keinen Sinn hat, Straßenbeleuchtung auch bei wenig Verkehr mit voller Kraft leuchten zu lassen, wird bei diesem mit dem burgenländischen Innovationspreis ausgezeichneten Projekt die Beleuchtungsintensität mit dem Verkehrsvolumen in Beziehung gesetzt: Wenn kein Auto fährt, ist die Straße dunkler – und das spart zusätzlich Energie. Ein weiteres SWARCO-ZukunftsProjekt wurde gerade in Verona, Berlin und Garmisch getestet. Gemeinsam mit

Audi hat man dabei den „Ampelassistenten“ realisiert, der die wechselseitige Kommunikation zwischen Verkehrsinfrastruktur und Fahrzeug ermöglicht. Dabei ist es gelungen, Verkehrsdaten, die über eine Verkehrsleitzentrale erhoben werden, mit der Software der AudiFahrzeuge zu kombinieren. In der Praxis bedeutet das, dass ein an der Ampel stehender Audi (Motor aus) über das Display Informationen zur verbleibenden Dauer der Rotlichtphase bekommt. Fünf Sekunden bevor die Ampel auf Grün schaltet, wird das Auto vom System gestartet. Ist der Audi dann in Fahrt, speist die Verkehrsleitzentrale weitere Daten in den Rechner des Fahrzeugs ein. Der Fahrer erhält eine genaue Geschwindigkeitsempfehlung, um auch an der nächsten Ampel Grün zu haben. Auch in den Niederlanden arbeitet SWARCO auf dem neuesten Stand der Technik: Im Auftrag des holländischen Verkehrsministeriums wurden an vielen Autobahnabschnitten Leseeinrichtungen installiert, die in regelmäßigen Abständen anonymisierte BluetoothSignale von Handys und Autos erfassen. Daraus werden in einem großen Zentralrechner Stauprognosen und voraussichtliche Reisezeiten errechnet. Der Individualverkehr erhält dann über die Überkopfwegweiser zum Beispiel Informationen über Ausweichrouten. Und auch in Schweden ist SWARCO aktiv: In Stockholm gibt es ein weitläufiges unterirdisches Autobahnnetz, das gerade um ein 16 Kilometer langes Teilstück erweitert wurde. Dabei konnte die schwedische SWARCOTochter nicht nur die gesamte Verkehrs- und Kommunikationstechnik liefern: Ein auf einem mehr als sechs Meter hohen und 4,5 Meter breiten SWA RCO-Wechselverkehrszeichen umgesetztes Kunst­pro­jekt hilft ab sofort, mit bewegten Bildern die Monotonie des unterirdischen Autofahrens zu durch­brechen.

WO BEGEGNET MAN SWARCO IN TIROL? • Fahrbahnmarkierungen auf Inntal- und Brenner­a utobahn, allen Bundes- und Landes­s traßen sowie dem Flughafen Innsbruck; Parkplatzmarkierungen an zahlreichen Supermärkten, Gewerbegebäuden und Freizeit­einrichtungen. • Als Partner der Austria Glas Recycling sammelt SWARCO das gesamte Altglas, das die Verbraucher landesweit zu den Sammelcontainern bringen, und führt dieses als wertvollen Grundstoff der Produktion neuer Glasverpackungen zu. • L ED-Wechselverkehrszeichen als Teil des von der ASFINAG betriebenen dynamischen Verkehrsmanagementsystems auf den Autobahnen A12 und A13. • L ED-Straßenbeleuchtung in zahlreichen Gemeinden Tirols. • S eit Mitte 2014 betreibt das Unternehmen am Konzernsitz in Wattens die SWARCO TRAFFIC WORLD, eine Permanentschau zu modernem Verkehrsmanagement in all seinen Aspekten, die allen Interessierten nach Terminvereinbarung zugänglich ist.


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ZUR PERSON

© ORF/THOMAS RAMSTORFER

Mirjam Weichselbraun wurde 1981 in Innsbruck geboren. Erste Moderations-Erfahrungen sammelte sie bei Antenne Tirol und Tirol TV. Es folgten Engagements bei Viva Plus, MTV Germany, ZDF, SAT1, RTL und Sky. Für den ORF moderiert sie unter anderem „Dancing Stars“ und EventLive-Übertragungen (Opernball, Life Ball). Weichselbraun hat eine Tochter und lebt in London.


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„Tirol ist sehr entspannt“ Mirjam Weichselbraun ist eine der erfolgreichsten TV-Moderatorinnen des deutschen Sprachraums. Im Mai wird die gebürtige Innsbruckerin den Eurovision Song Contest mitmoderieren. Im Interview erzählt Weichselbraun, was sie an Tirol schätzt und warum sie die Schauspielerei reizt. DAS INTERVIEW FÜHRTE BARBARA WOHLSEIN.

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irjam, das erste Halbjahr 2015 steht für dich ganz im Zeichen des Eurovision Song Contest (ESC), ist das richtig? MIRJAM WEICHSELBRAUN: Es dreht sich derzeit viel um den Song Contest, ja! Aber es geht nicht nur um die eigentlichen Shows im Mai. In den letzten Monaten hat mich vor allem „Wer singt für Österreich?“ beschäftigt. Dieses Format hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich fand es toll, mit welcher Vielfalt sich die österreichische Musikszene präsentiert hat. Bei der ESC-Finalshow in Wien, die du am 23. Mai mitmoderieren wirst, werden weit über 100 Millionen Menschen auf der ganzen Welt zuschauen – wie bereitest du dich auf diesen Job vor? Prinzipiell bereite ich mich auf jede Show vor – ob diese vor 100 Zuschauern oder 100 Millionen Zuschauern stattfindet, ist dabei erstmal zweitrangig. Ich werde intensiv an meinen Texten arbeiten, um auch bei dieser Art von Moderation ich selbst zu bleiben. Der Song Contest wird definitiv anders als alle Shows, die ich jemals zuvor gemacht habe. Ich denke, das Korsett wird relativ eng werden. Es gibt viele Vorgaben. Aber auch in einem engen Korsett muss man Platz zum Atmen haben – das werde ich versuchen. Würdest du diesen Auftritt als Höhepunkt deiner bisherigen Karriere bezeichnen? Es ist definitiv ein Highlight, so viel ist klar. Höhepunkt würde ja heißen, dass es danach bergab geht, das hoffe ich nicht. Wahrscheinlich kann man erst hinterher sagen, was das eigentlich genau war. Ich freue mich im Moment einfach nur drauf und will diese Show genießen – schließlich ist die Chance, das Ganze noch einmal zu machen, gering.

Du moderierst das ESC-Finale gemeinsam mit Alice Tumler und Arabella Kiesbauer. Was bringt jede von euch mit, wo ergänzt ihr euch? Wir haben noch nicht viel miteinander gearbeitet, deshalb ist das noch schwierig zu sagen. Ich schätze an Arabella auf jeden Fall ihre direkte Art zu moderieren. Alice ist sehr natürlich, das mag ich. Beide sind selbstbewusste, starke Frauen. Ist es Zufall, dass zwei von drei ESC-Moderatorinnen Tirolerinnen sind? Gibt es Zufälle? Wahrscheinlich ja.

„Im Ausland hat man einfach mehr Möglichkeiten, sich auszuprobieren.“ Eines habt ihr auf jeden Fall gemeinsam: Ihr habt alle drei im Ausland moderiert, dort eure Karriere vorangetrieben und seid dann zum ORF gekommen bzw. zurückgekehrt. Muss man aus Österreich weggehen, um hier geschätzt zu werden? Nein, aber im Ausland hat man manchmal einfach mehr Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Es gibt mehr Sender und mehr Shows – auch kleine Shows, mit denen man eben anfängt. Meine Zeit beim Musikfernsehen war besonders wichtig, weil ich viel gelernt habe und mich austoben konnte. Wie steht es deiner Meinung nach um das Musikland Österreich? Ich war bei „Wer singt für Österreich?“ beeindruckt von der Vielfalt, die Österreich zu bieten hat. Außerdem hatten wir großartige heimische Musiker mit internationalem Erfolgspotenzial dabei.

Du lebst mittlerweile in London. Wie oft bist noch in deiner Heimat Tirol? Regelmäßig. Das ist mir wichtig. Ich mag das Land und ich will bei meiner Familie sein. Tirol ist irgendwie cool – sehr entspannt und herzlich zugleich. Was steht auf der „To-do“-Liste, wenn du daheim bist? Prinzipiell gehe ich gerne laufen, da muss man nicht wie in London erstmal irgendwo hinfahren, um draußen im Grünen zu laufen. In Tirol verlasse ich einfach nur das Haus und laufe los. Das ist einer der vielen Vorteile. Hat der Blick von außen deine Sicht auf Öster­reich und Tirol im Speziellen verändert? Sieht man manche Dinge kritischer – oder weniger kritisch? Beides. Man schätzt bestimmte Dinge mehr und andere fallen negativer ins Auge. Ich schätze die Entspanntheit. Im Fernsehen besonders den Mut zu Shows, die es so in Deutschland nicht oft gibt – zum Beispiel fällt mir hier „Willkommen Österreich“ oder „Wir sind Kaiser“ ein. Womit ich weniger anfangen kann, sind Vergleiche mit anderen Ländern. Die hinken immer ein wenig. Stehen für dich weitere Ausflüge ins Schauspiel­fach an? Auf jeden Fall. Ich hab mich in die Schauspielerei verliebt und werde das auch gerne weiterverfolgen. Was fasziniert dich am Schauspielen? Dass es sich nicht um mich dreht – und gleichzeitig muss man mehr aus sich herausholen als bei der Moderation. Es ist spannend und fordert mich. Vielen Dank für das Gespräch.


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Kletter-Akrobatik am Marktplatz Tirol holt sich mit der Boulder-EM in Innsbruck wieder die besten Athleten in die Hauptstadt und entwickelt sich weiter zum Klettermekka. Auch die Lokalmatadore Anna Stöhr und Jakob Schubert greifen im Mai am Marktplatz nach Medaillen. TEXT: EVA SCHWIENBACHER

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n Innsbruck sind internationale Events immer etwas Besonderes. Hier hat man eine sensationelle Kulisse, viele Zuschauer und eine super Stimmung“, sagt Kletterass Jakob Schubert über die EM in seiner Geburtsstadt. Der 24-Jährige gehört zu den 200 Athleten, die sich heuer im Mai bei der Europameisterschaft in körperlicher und mentaler Stärke messen. Im Moment laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Auf Sportler-Seite wird sowohl in Tirol als auch anderorts täglich trainiert, während der Österreichische Wettkletterverband (ÖWK) dafür sorgt, dass ab 13. Mai eine 47 Meter lange Bühne, zehn

Boulderblöcke mit kniffligen Routen und ein großer Publikumsbereich am Marktplatz ordnungsgemäß bereitstehen. 12.000 Fans werden an den drei Tagen erwartet. Bereits drei Weltcups und eine Europameisterschaft wurden in den vergangenen fünf Jahren am Fuße der Nordkette ausgetragen. Spannung ist auch heuer wieder garantiert, denn Bouldern, sprich seilloses Klettern in Absprunghöhe, zählt zu den Königsdisziplinen im Klettersport. GRIPS UND MUCKIS „Bouldern ist eine sehr kreative Art des Kletterns. Man findet nie dieselben Bewegungen.

Es ist kraftvoll, dynamisch und spielerisch“, sagt Anna Stöhr. Als amtierende Europameisterin, zweifache Weltmeisterin und vierfache Gesamtweltcupsiegerin im Bouldern weiß die Tirolerin, wovon sie spricht. Seit ihrer Kindheit, stecken ihre Füße regelmäßig in Kletterschuhen. Ihre Eltern haben sie mit der Leidenschaft für den Tanz in der Felswand angesteckt. Im Innsbrucker Climbing-Team hat die 27-Jährige ihre Technik perfektioniert und beherrscht nun Tritte und Griffe an der Kunstwand wie nur wenige auf der Welt. Was die Titelverteidigerin allerdings nicht kennt, sind die Boulder bei der EM im Zentrum Innsbrucks. Bei Wettbewerben


Bouldern fordert Kraft, Konzentration und bestes Körpergefühl – all das beherrscht Anna Stöhr auf Weltmeister-Niveau.

© HEIKO WILHELM

Kopfhörer und Co

stellen sich die Athleten anspruchsvollen Bouldern – im Kletter-Jargon „Probleme“ genannt –, die sie noch nie zuvor gesehen haben. Ziel ist es, mit möglichst wenigen Versuchen vom Start- zum Zielgriff, dem „Top“, zu gelangen. Dafür werden im Durchschnitt nur vier bis acht Züge benötigt. Allerdings sind die Griffe im Profi-Bereich meist kaum zu fassen. Perfekte Körperbeherrschung ist daher unverzichtbar. Außerdem „braucht es neben Muskelkraft viel Grips“, erklärt Michael Schöpf, Sportmanager im ÖWK. „Während unerfahrene Athleten oft ungestüm in die Wand einsteigen, studieren erprobte zunächst die beste Lösungsmöglichkeit“, sagt Schöpf. So entdecken Letztere oft bessere Wege, um kraftsparend und mit wenigen Versuchen das Top zu erreichen. Dabei kommt es oft zu akrobatischen Balanceakten am Block, „mit denen selbst die ‚Routenbauer’ nicht gerechnet haben“, beschreibt Schöpf fasziniert. Der Reiz an dieser Disziplin liegt für Sportler gerade in der Kombination aus Maximalkraft und Konzentration. Löst man

Die von Raiffeisen gesponserten Kletterasse Anna Stöhr und Jakob Schubert über die Bedeutung des Kletterns, Erstbesteigungen und Rituale vor Wettkämpfen

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eide wart ihr im vergangenen Jahr sportbedingt verletzt und musstet wichtige Bewerbe auslassen. Wie motiviert ihr euch, weiterzumachen? ANNA: Es war nicht leicht, den wichtigsten Einzelbewerb der Saison 2014, die Boulder-WM in München, sausen zu lassen. Aber meine Verletzung hat mir auch gezeigt, wie wichtig mir das Klettern ist und wie gerne ich meinen Sport in verschiedenen Facetten ausübe. JAKOB: Ans Aufgeben habe ich nie gedacht. Dafür bin ich viel zu ehrgeizig. Ich wusste, dass es ein schwieriger Weg wird, aber nicht, wie lange es dauern wird. Es war schon frustrierend. Da war es wichtig, Unterstützung von der Familie, Freunden, Trainern und Physiotherapeuten zu er­halten. Was macht ihr unmittelbar vor einem Wettkampf? ANNA: Ich setze meine Kopfhörer auf, höre Musik und versuche, mich zu motivieren und zu konzentrieren. Ich ziehe meine Schuhe an, greife ins Chalkbag und dann geht’s los.

JAKOB: Ich hatte früher Rituale. Die habe ich mir wieder abgewöhnt, da sie nicht profitabel waren. Mittlerweile habe ich bei so vielen Wettkämpfen mitgemacht, dass ich mit einem gewissen Druck umgehen kann. Ich werde erst nervös, wenn ich zum ersten Boulder gehe, aber das motiviert mich eher. Als Kletterer seid ihr ja oft am Berg. Gibt es den Traum von Erstbegehungen à la Hansjörg Auer? ANNA: Ja, selbstverständlich. Hansjörg ist allerdings Alpinist und besteigt hohe Berge. Ich bin Kletterin. Ich war schon auf vielen Plätzen dieser Welt, um neue Boulder und auch Routen zu finden und Linien erstzubegehen, beispielsweise in Mazedonien, Griechenland und Südafrika. Es ist ein besonderer Reiz, wenn man eine Erstbegehung schafft. JAKOB: Was der Hansjörg Auer macht, ist etwas ganz Spezielles und auch etwas Anderes. Ich bin Sportkletterer. Alpine Sachen oder Erstbegehungen am Berg reizen mich im Moment weniger. Vielleicht kommt das irgendwann noch. Vielen Dank für das Gespräch.

© ELIAS HOLZKNECHT

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DAS PROGRAMM DER BOULDER-EM 13. bis 16. Mai 2015, Marktplatz Innsbruck

1.500 Euro budgetiert war, erzählt Michael Schöpf. Mittlerweile ist die Sportart Stadt, Land, Bund und Sponsoren 300.000 Euro wert. Das stärkste Bekenntnis zum Klettern gibt Innsbruck mit der Austragung der Weltmeisterschaft im Jahr 2018 sowie dem Bau einer neuen Kletterhalle um zehn Millionen Euro. „Tirol bietet indoor wie outdoor beste Voraussetzungen fürs Klettern. Das zieht auch internationale Athleten zum Trainieren an“, freut sich Schöpf. Dass der Hype um das Klettern abflachen könnte, befürchtet der Sportmanager nicht. Längst habe sich das Klettern zum Breitensport entwickelt. Im Schulsport sei es bereits die beliebteste Aktivität nach dem Schwimmen und in neu gebauten Schulen sind Kletterwände mittlerweile Standard. „Das Sich-Hochziehen und -Hochsteigen ist ein Urinstinkt, der sich besonders gut bei Kindern beobachten lässt“, meint der Kletterexperte.

© ELIAS HOLZKNECHT

• Tag 1, 13. Mai: ab 20.00 Uhr Eröffnungsfeier mit Konzert • Tag 2, 14. Mai: ab 10.00 Uhr Qualifikationsrunde – fünf unbekannte Boulder sind in je fünf Minuten zu bewältigen. Die besten zwanzig, also jene mit den wenigsten Versuchen, kommen ins Halbfinale. • Tag 3, 15. Mai: von 11.00 bis 15.00 Uhr Publikumsbewerb für 10- bis 16-Jährige beim Mammut Bloc Master; ab 18.00 Uhr Halbfinale – vier unbekannte Boulder sind in je fünf Minuten zu schaffen. Die besten sechs kommen ins Finale. • Tag 4, 16. Mai: von 11.00 bis 15.00 Uhr Publikumsbewerb für alle ab 17 Jahren beim Mammut Bloc Master; ab 19.30 Uhr: Finale – vier unbekannte Boulder sind in je vier Minuten zu bewältigen. Vor dem Start gibt es pro Boulder eine zweiminütige Besichtigung mit dem Schiedsrichter.

Der Vorstiegs-Weltmeister Jakob Schubert macht auch am Boulderblock eine super Figur.

als Boulderer ein Problem, „gibt das einem ein Glücksgefühl“, schwärmt Jakob Schubert. Vor Kurzem kletterte der Ausnahmekönner mit „Fight or Flight“ im Schwierigkeitsgrad 9b in Spanien seine schwierigste Route. Der zweifache Gesamtweltcupsieger und Weltmeister im Vorstiegsklettern will heuer beweisen, dass er auch beim Bouldern vorne mitmischen kann. Schubert war bis zu seinem zwölften Lebensjahr am Fußballfeld zu Hause, bevor er sein neues Daheim in die Kletterhalle verlegte. Seither hat das Klettern bei ihm

höchste Priorität. Er trainiert fünfmal pro Woche, zum Teil auch zweimal am Tag. ÖSTERREICHS KLETTERHAUPTSTADT Neben Stöhr und Schubert zählt im österreichischen Nationalteam auch die Tirolerin Katharina Saurwein zu den Top-Favoriten. Als Gemeintipp gilt Lukas Ennemoser. Innsbruck hat sich in den vergangenen Jahren zur Kletterhauptstadt Österreichs entwickelt. Angefangen hat alles im Jahr 2005 mit einem kleinen Boulder-Bewerb in der Maria-Theresien-Straße, der mit

„Tirol bietet indoor wie outdoor beste Voraus­ setzungen fürs Klettern. Das zieht auch inter­ nationale Athleten zum Trainieren an.“ MICHAEL SCHÖPF, SPORTMANAGER IM ÖWK

In Tirol finden sich neben natürlichen und künstlichen Bedingungen auch Sponsoren, wie die Raiffeisenbanken. Sie ermöglichen es, talentierten Kletterern den Traum vom Profi auszuleben. „Ohne diese müsste ich wie jeder andere in meinem Alter normal arbeiten gehen“, sagt Schubert. So aber können sich er und Anna Stöhr auf Großereignisse wie jenes in Innsbruck konzentrieren. In ihrer Heimatstadt vor Familie, Freunden und Fans zu klettern, ist etwas ganz Besonderes: „Ich bin motiviert bis in die Haarspitzen“, meint Stöhr. Schubert: „Ich will noch einmal mehr zeigen, was ich draufhabe.“ Und beide wollen natürlich nur eines: „Ins Finale klettern.“


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Junge Talente im Mittelpunkt

© INNSBRUCK-TIROL SPORTS GMBH, INTERNATIONAL CHILDREN’S GAMES (5)

Der Countdown bis zum Beginn der International Children’s Games läuft: Christine Hofer, Geschäftsführerin des Raiffeisen Clubs Tirol, und Georg Spatzier, InnsbruckTirol sports-Geschäftsführer, freuen sich schon jetzt auf den Riesenevent in Innsbruck. Viele sportliche Highlights sind zu erwarten.

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on der sportlichen Seite zeigt sich Tirol auch vom 12. bis zum 16. Jänner 2016, wenn die 7. International Children’s Winter Games stattfinden. Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren treten bei den Schülerspielen in den acht Disziplinen Ski Alpin, Biathlon, Langlauf, Eiskunstlauf, Ski Freestyle, Eishockey, Snowboard und Eisschnelllauf gegeneinander an. FREIWILLIGE GESUCHT Rund 600 Volunteers erhalten im Rahmen der Innsbruck 2016 International Children’s Games die Chance, den Event hautnah mitzuerleben und einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Wer einer von ihnen sein möchte, kann

sich ab sofort unter www.innsbruck2016/ volunteers registrieren. FREESTYLE-TAGE AM LANDHAUSPLATZ Rund ein halbes Jahr vor der großen Eröffnungsfeier der ICG wartet das Organisationskomitee gemeinsam mit dem Raiffeisen Club Tirol mit einem besonderen Schmankerl auf: Am 6. und 7. Juni steht am Innsbrucker Landhausplatz Freestyle in allen erdenklichen Formen auf dem Programm. Ausgetragen werden ein Skateboard- und ein BMX-Contest. Zusätzlich finden Workshops zu verschiedenen Trendsportarten statt, DJs begleiten das Programm musikalisch und abgeschlossen wird am Samstagabend mit einem Gratiskonzert.

DER RAIFFEISEN-NACHWUCHSPOOL Die Tiroler Raiffeisenbanken legen im Sponsoring einen starken Fokus auf die nächste Generation. Über einen Nachwuchspool werden junge Talente, schwerpunktmäßig aus den Sportarten Fußball, Ski Alpin und Klettern, finanziell unterstützt. So erhalten beispielsweise Athleten im Alpin-Schüler- und -Jugend-Kader des Tiroler Skiverbands Förderungen. Warum das nicht nur für junge Tiroler Skifahrer wichtig ist, erklärt Robert Oberacher, Geschäftsführer des Tiroler Skiverbands: „Skisport bedeutet Kultur und ist über den Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsmotor des Landes. Wir als Tiroler Skiverband sind froh, einen renommierten Partner wie die Raiffeisenbanken zu haben.“


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Babyschwimmen ist zugleich eine Elternschule, die einen intensiven Zugang zum Kind ermรถglicht und die beiderseitige Entwicklung fรถrdert.


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Alle meine Entchen Babyschwimmen ist eine großartige Möglichkeit für Eltern und Kind, körperliche Nähe auf eine intensive und ungewohnte Art zu erleben. TEXT: KLAUS ERLER

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© DOMINIQUE HUTER (3), SHUTTERSTOCK.COM

ie Sonne scheint in das helle und ruhig gelegene Therapieschwimmbad im Sanatorium der Kreuzschwestern in HochRum bei Innsbruck. Luft und Wasser sind mit rund 30 Grad ungefähr gleich warm, bei dieser Temperatur fühlen sich Kind und Eltern sichtbar wohl. Dementsprechend herrscht entspannte Stimmung, während zehn Babys auf Liegematten mit frischen Schwimm-Windeln oder Badehöschen auf das bevorstehende Badeabenteuer vorbereitet werden. Sind die Wasserflöhe dann erst einmal im Nassen, werden die Augen groß und die kleinen Ohren beim ersten „Hui“ der Eltern in uneingeschränkter Aufmerksamkeit gespitzt. INTERESSIERTE KONTAKTAUFNAHME In der Ausgangsform – sie leitet eine Stunde Babyschwimmen ein – bilden die Eltern einen kleinen Kreis. Dabei tauchen die unter den Armen gehaltenen Kleinen bis zum Hals ins Wasser ein. Erste interessierte Kontaktaufnahmen bahnen sich an, wenn ein ungelenkes Händchen ins Wasser platscht und dabei nicht nur die strampelnden Füße des Babys nebenan streift, sondern durch die Wasserspritzer besondere Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Gleich darauf weitet sich der Eltern-Kreis mit dem

„Sekunden später ist das Tauchduo schon wieder zurück an der Wasserober­ fläche. Ein kurzes Luft­ schnappen, ein erstaunter Blick, dann ist das Aben­ teuer verarbeitet.“ Anstimmen eines bekannten Kinderliedes und schon gehen die kleinen Köpfe in kurzer, intensiver Konzentration wieder in eine ganz neue Richtung. Die nun folgenden Übungen werden in der fünften Woche nach Beginn des Babyschwimmens schon ganz selbstverständlich ausgeführt, Instruktorin Heidi Steinacher muss nicht mehr viel erklären. Nur hie und da gibt sie eine kleine Hilfe, etwa wie man das Baby entspannt am Rücken liegend am besten entlang der Wasseroberfläche bewegt. Das sogenannte Delphinfloaten, bei dem die Kleinen eingebettet zwischen den gefalteten und ausgestreckten Händen der Erwachsenen durch den Pool gleiten, beherrschen Groß und Klein längst mit links. URVERTRAUEN Nach einigen weiteren Übungen werden die Babys dann an den Beckenrand platziert, dahinter wachen die aufmerksamen Eltern.

Mit dem Greifen, Sitzen und Liegen an dieser speziellen Stelle des Beckens soll ein frühes Bewusstsein dafür geweckt werden, wo sich die sichere Stelle im Becken befindet und wie sie sich anfühlt. „Eins, zwei, drei“, dann geht es mit einem großen Bogen an den ausgestreckten Händen der Eltern wieder zurück ins Wasser. Dabei wird je nach Temperament der kleinen Wassersportler entweder ein wenig vor Freude gekrächzt oder über den offenen Mund und große Augen Aufregung und eine Art angstfreies Urvertrauen signalisiert. TAUCHABENTEUER Ganz neue Abenteuer versprechen dann kleine bunte Bälle, die in der Mitte des Beckens treiben. Die Babys greifen gerne danach, aber wie schon bei den Übungen zuvor zeigen sich auch hier die unterschiedlichen Temperamente: Manche nehmen gleich zwei Bälle, manche nehmen einen und manche sind an ganz anderen Sachen interessiert. An der Mami nebenbei etwa, die gerade mit dem Kopf untertaucht, während sie mit ausgestreckten Händen ihr Kind über der Wasserlinie hält. Erst nachdem sich diese Prozedur unter interessierten Kinderaugen ein paar Mal wiederholt hat, tauchen Mutter und Kind gemeinsam unter. Sekunden später ist das Tauchduo schon


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Eine Welt voller Bauchnäbel Heidi Steinacher ist als BabyschwimmTrainerin eine Tiroler Pionierin. Seit 22 Jahren führt sie die ganz Kleinen in die wunderbare Welt des Wassers ein. Größere Babys bevorzugen eindeutig die Bauchlage, weil sie dabei mehr sehen, und lassen deshalb das Gleiten am Rücken gar nicht mehr zu.

wieder zurück an der Wasseroberfläche. Ein kurzes Luftschnappen, ein erstaunter Blick, dann ist das Abenteuer verarbeitet. Wenn dabei was in die Augen gegangen ist, dann wird gerieben, wenn etwas Wasser im Mund zurückgeblieben ist, wird gehustet – eine große Affäre ist das alles nicht. Ein gemeinsam angestimmtes Lied beendet schließlich die Übungsstunde, erst jetzt kommt leichte Unruhe auf. Man merkt den kleinen Schwimmern an, dass sie müde geworden sind. Die viele Bewegung, die Konzentration, der Temperaturausgleich im Wasser – das alles war sehr anstrengend.

„ Säuglinge erfahren im Wasser eine enorme Erweiterung ihrer an Land teilweise noch sehr beschränkten Bewegungsmöglichkeit.“ HEIDI STEINACHER, BABYSCHWIMM-TRAINERIN

Wenn sie dann allerdings von Mama oder Papa abgetrocknet und von den Fußsohlen bis zur Nasenspitze eingecremt werden, scheinen sie ihre Müdigkeit fast schon wieder vergessen zu haben.

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rau Steinacher, welche Idee steht hinter dem Babyschwimmen? HEIDI STEINACHER: Man will damit den Babys die Möglichkeit geben, sich frei, freudvoll und ohne Angst im Wasser zu bewegen, Körperkontakt mit den Eltern zu haben, Kommunikation mit anderen Kindern aufzunehmen. Ein weiterer zentraler Aspekt ist, den Kleinen beizubringen, sich selbst zu retten. Fällt ein Kind in der Badewanne oder im seichten Wasser um, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich selbst wieder aufrichtet, höher, wenn es schon Erfahrung mit Wasser gesammelt hat. Viele Badeunfälle passieren ja im bauchhoch-tiefen Wasser. Gibt es weitere Vorteile durch das Babyschwimmen? Säuglinge erfahren im Wasser eine enorme Erweiterung ihrer an Land teilweise noch sehr beschränkten Bewegungsmöglichkeit. Durch diese Körpererfahrung entwickeln sie sich motorisch und geistig schneller, auch wenn andere Kinder das später durchaus wieder aufholen können. Beim Babyschwimmen geht es immer auch um die persönliche Interaktion. Babys können von der Geburt an soziale Kontakte knüpfen, finden im Alltag zunächst aber meist wenige Kontaktmöglichkeiten mit Gleichaltrigen. Hier stellt das Treffen im Wasser eine positive Ausnahme dar. Ganz wichtig ist auch die Intensivierung der Beziehung zwischen Eltern und Kind: Eine Stunde voller Körperkontakt wird zum gemeinsamen Erlebnis, wobei die Erfahrung des Haltens und Gehalten-Werdens ganz wichtig ist. Wenn das Thema Babyschwimmen behandelt wird, sieht man immer wieder spektakuläre Fotos von tauchenden Babys. Spiegeln solche Fotos die Realität wider?


© PRIVAT

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ZUR PERSON Heidi Steinacher: Physiotherapeutin mit Zusatzausbildung im Bereich der Schwimm­ therapie sowie Schwimmtrainerin für Ju­ gendliche; erfolgreiche Sportlerin. Als erste Österreicherin unterbot Heidi Steinacher die magische Minutengrenze über 100 Meter Kraul. Sie hält unzählige Staatsmeistertitel und war 1980 Olympiastarterin in Moskau. Mit dem Projekt „Babyschwimmen“ war sie vor 22 Jahren in Tirol eine der Ersten. www.heidi-steinacher.at

Beim gemeinsamen Tauchgang kann man immer wieder feststellen, wie sehr das Vertrauen hilft, die kleine „Grenzsituation“ gut zu meistern.

Gibt es Ängste, die immer wieder auftauchen, wenn Eltern zum ersten Mal zum Babyschwimmen kommen? Ängste gibt es eigentlich keine, eher Bedenken. Die betreffen vor allem das Chlor oder die Keimbelastung im Wasser. Solche Bedenken kann ich zerstreuen: Chlor im Wasser bereitet den Babys keine Beschwerden, es kann maximal die Haut austrocknen. Da aber beim Baby der Mechanismus des Nachfettens der Haut noch viel besser funktioniert als bei Erwachsenen, ist das kein großes Problem. Keime wiederum werden durch das Chlor abgetötet.

Oft werde ich gefragt, was zu tun ist, wenn es dem Baby nicht gefällt. Auch das kommt in den seltensten Fällen vor. Die Kleinen lieben das Wasser und nützen den Bewegungsreiz. Es liegt oft nur an der Geduld und am Vertrauen der Eltern, bis es so weit ist. Reagieren Babys empfindlich auf die Wassertemperatur im Schwimmbecken? Hier unterscheiden sich die Babys im subjektiven Empfinden genauso wie die Erwachsenen. Was für die eine passt, ist dem anderen vielleicht zu kalt. Entscheidend ist die Bewegungsfreude. Je mehr sich ein Baby bewegt, umso wärmer ist ihm. Grundsätzliche Probleme gibt es bei 30 Grad Wassertemperatur keine. Wenn ein Baby im Wasser noch zu kalt hat – das kommt eher bei Buben vor –, dann verkürzt man den Wasseraufenthalt ein wenig oder beginnt etwas später mit dem Schwimmkurs. Wie alt sollte ein Baby für den Schwimmkurs sein? Am besten zwischen drei und sieben Monaten. Danach sind die Kleinen oft sehr skeptisch, wenn sie zum ersten Mal mit dem Element Wasser konfrontiert werden. Der Faktor „Angst“ ist ausgeprägter, es kann oft länger dauern, bis sie sich richtig wohlfühlen. Wie oft sollte das Babyschwimmen stattfinden? Eine gute Frequenz ist einmal pro Woche eine Stunde über insgesamt zehn Wochen. Danach gibt es auf Wunsch diverse Fortsetzungskurse. Vielen Dank für das Gespräch.

© DOMINIQUE HUTER (2)

Das Wasser ist ein tolles Element, auch für Babys. Allerdings gestaltet sich das Untertauchen für die Kleinen zunächst etwas traumatisch, deshalb forciere ich es auch nicht. Man kann Babys ja leider nicht sagen, dass sie bitte die Luft anhalten sollen, weil sie gleich unter Wasser gehen. Der angeborene Atemschutzreflex verhindert zwar, dass Wasser in die Lunge gelangt, bietet jedoch keinen Schutz vor normalem Verschlucken. Babys erleben das Tauchen abrupt, deshalb ist es auch so wichtig, dass die Eltern ihnen den Ablauf zunächst vormachen, dann einen Countdown einhalten und das Kind kurz vor dem Tauchen fest anblasen. So schließt es reflektorisch die Augen und den Mund. Unter Wasser machen die Kinder die Augen wieder auf: Aus diesem Grund ist mir wichtig, dass die Eltern gemeinsam mit dem Kind unter Wasser gehen, damit es da unten nicht alleine ist, in der Welt voller Bauchnäbel. Nur wenn Babys ihren Spaß im Wasser haben dürfen und zu nichts gezwungen werden, ist die Voraussetzung gegeben, dass sie als Kinder mit Freude ins Wasser springen werden.


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Her mit den besonderen Stücken: Bei einem Flohmarkt, der zugunsten des Tiroler Sozialmarkts Innsbruck veranstaltet wurde, verkauften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RLB Tirol AG Trödelwaren für den guten Zweck. Der Erlös von 1.500 Euro kam dem Tiroler Sozialmarkt zugute. Mit dabei (v. l.): Dir. Georg Schärmer, Caritas Tirol, TiSo-GF Mag.a Michaela Landauer, Veronika Latta-Flatz, Freiwilligen Zentrum Tirol, Mag. Christian Bevelander, RLB Tirol AG, Raiffeisenbanken und Marketing, sowie Mag. Martin Lesky, Freiwilligen Zentrum Tirol. Die vielseitigen Tätigkeiten ehrenamtlicher Mitarbeiter brauchen Öffentlichkeit. Aus diesem Grund bot die Raiffeisenbank Wildschönau dem Roten Kreuz eine Plattform, um auf die Themen „gemeinsames Üben, Austausch und Vernetzung“ aufmerksam zu machen und zu informieren.

„Freiwilligenarbeit als gesunde Basis für ein besseres Miteinander ist uns wichtig: Deshalb unter­ stützen wir derartige Initiativen mit Leidenschaft!“ DR. HANNES SCHMID, VORSTANDSSPRECHER DER RLB TIROL AG

MMag. Reinhard Mayr und Dr. Hannes Schmid, Vorstand der RLB Tirol AG, halfen Mag. Michaela Landauer, den Flohmarkt im Tiroler Sozialmarkt entstehen zu lassen.


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Auf zum Ski-Zirkus: Anlässlich des Tiroler Freiwilligentages förderte die Raiffeisenbank Oberland die Fahrt der Lebenshilfe Prutz zum Weltcuprennen nach Kranjska Gora.

Tiroler Freiwilligentag 2015 Soziales Engagement ist Ehrensache.

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Die Raiffeisenbank Mittleres Unterinntal organisierte für Senioren, die vom Sozialsprengel Brixlegg und Umgebung betreut werden, einen gemeinsamen Nachmittag im Fohlenhof Ebbs. Anschließend traf man sich im Gasthof Sattlerwirt.

© URSULA AICHNER, FRANZ OSS (3), LEBENSHILFE PRUTZ, RAIFFEISENBANK MITTLERES UNTERINNTAL, AICHNER

Die Raiffeisen Regionalbank Hall in Tirol unternahm gemeinsam mit dem Sozialen Zentrum Sankt Josef in Mils eine Zeitreise in die Vergangenheit des Geldes in der Münze Hall.

port, Kultur, Bildung und Soziales: In diesen Bereichen ist in Tirol eine Vielzahl von Einrichtungen, Initiativen und Vereinen höchst aktiv. Um hier noch mehr möglich zu machen, unterstützen die Tiroler Raiffeisenbanken derartige Aktivitäten mit jährlich fünf Millionen Euro. Eine stolze Summe, mit der es gelingt, in allen Tiroler Gemeinden vieles zu bewegen. Doch nicht nur finanziell kümmert sich Raiffeisen um das Wohl des Landes. Von den engagierten Mitarbeitern werden jährlich rund 170.000 ehrenamtliche Stunden in Vereinen geleistet. Dieser Einsatz ist nicht nur einzigartig, er ist auch für viele Einrichtungen sehr wichtig und zeigt zudem die starke Verwurzelung der Raiffeisenbanken in der Gesellschaft. Dabei wird auch die Verantwortung, die von der größten Bankengruppe des Landes für Tirol übernommen wird, sichtbar. 2015 nutzten wieder zahlreiche Raiffeisen-Mitarbeiter den Tiroler Freiwilligentag, um mit freudvollem Dienst an der guten Sache großartige Projekte zu unterstützen und zu ermöglichen.


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Der Erste seiner Art Der Talmarkt in Matrei in Osttirol ist ein Novum: Im Gebäude der Raiffeisenbank Matrei i. O. sind seit Dezember 2014 ein Geschäft und ein Café integriert. Hauptaugenmerk liegt auf regionalen Produkten. TEXT: MARTIN SENFTER

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auernbrot, Speck, Schnaps, hand­ gefertigte Zirbenschüsseln, Mar­ melade, Honig: Produkte der Ost­ tiroler Agrikultur versprechen, jeden Geschmack zu treffen. Nur: wo kau­ fen? Für alle Feinschmecker bot bisher nur der Bauernmarkt in Lienz die Möglichkeit, an einem Ort verschiedenste selbstge­ machte Produkte von regionalen Bauern zu erwerben. Der Talmarkt in Matrei macht das nun möglich. Auf 197 Quadratmetern werden diese und noch viele weitere Pro­ dukte verkauft. Das Besondere dabei ist der Standort, denn der Markt ist in die Raiffeisen­bank in Matrei integriert. Dabei merkt man im Geschäft nur bei genauerer Betrachtung, dass man sich ei­ gentlich im Bankgebäude befindet: Die zahlreichen Regale und Körbe, gefüllt mit den verschiedensten Produkten, lassen nichts von Bankautomaten und Kunden­ schaltern erkennen. Diese findet man erst im Raum nebenan. „Der Talmarkt soll eine neue Einkom­ mensquelle für die Bauern sein“, sagt Ge­ schäftsführerin Christine Schneider. Aus­ schließlich regionale Produkte stehen zum Verkauf. 66 bäuerliche Betriebe haben sich der Genossenschaft angeschlossen, die die­ sen Vertriebsweg für sich gewählt hat. Die

Direktvermarktung steht im Zentrum des Konzepts. Zugleich geht es auch um neue Möglichkeiten für die Genossenschafts­ mitglieder: „Die Mamas sollen daheim­ bleiben können und trotzdem etwas verdie­ nen“, erklärt Schneider. TRADITION TRIFFT MODERNE Nicht nur für die Kunden und Liebhaber des Eigenproduzierten, sondern auch für die Bauern (Warenerzeuger) stellt der Markt eine Bereicherung dar: Die hochwertigen, in den Tälern rund um die Knotenpunkte Huben und Matrei entstehenden Produkte fanden zuvor nur schwer Eingang in das Sortiment des Handels. Beheimatet ist der Talmarkt wohl nicht ganz zufällig im Nationalpark Hohe Tauern zwischen Großglockner und Großvenedi­ ger. Hier haben sich traditionelle Hand­ werks- und Herstellungsverfahren erhal­ ten, die die Basis für den Austausch von Waren im Talmarkt bilden. Für Geschäfts­ führerin Schneider ist ganz klar: „Wir ste­ hen zur Nationalparkregion! Die kurzen Wege von den Erzeugern zu den Kunden garantieren Frische und Qualität.“ Neben dem Geschäft findet man in den Räumlichkeiten auch noch ein klei­ nes Café mit zwanzig Sitzplätzen in einer

Der Verkaufsraum des Talmarktes: liebevoll und stimmig gestaltet


„Wir haben unsere Energie nicht dafür verschwendet, zu philosophieren und zu jammern, sondern unsere Kraft gebündelt und einen Teil unserer Zukunft selbst in die Hand genommen. Dafür gebührt allen mutigen Bauern und vor allen auch der Raiffeisenbank Matrei i. O. ein aufrichtiges ,Vergelts Gott‘ “.

© RAIFFEISEN/FORCHER

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PHILIPP JANS, OBMANN DER DIREKTVERMARKTUNGSGENOSSENSCHAFT MATREI IN OSTTIROL, WELCHE DEN TALMARKT BETREIBT

Für eine wunderbare Dekorationsmöglichkeit stehen die hochwertigen Anfertigungen von Zirbenholzschüsseln und Kerzen aus dem Defereggental und aus Kals. Vom Teller über die Obstschüssel – Zirbenholz ist gesund und heilend. Die Kerzen werden von Maria Wurzer selbst hergestellt und erhellen jeden Raum. (Im Bild: Schüsseln von Stefan Obkircher und Hermann Planer aus dem Defereggental und Kerzen von Maria Wurzer aus Kals.)

© HANNES SENFTER, TALMARKT MATREI IN OSTTIROL (3)

ZIRBENHOLZSCHÜSSELN UND KERZEN


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Christine Schneider ist die Geschäftsführerin des Talmarkts.

gemüt­ lichen Lounge. An warmen Tagen und in den Sommermonaten stehen auf der Terrasse weitere zwanzig Sitzplätze mit Blick auf den Matreier Rathausplatz, das „Rauterplatzle“, zur Verfügung.

Christine Schneider (rechts) mit ihren Kolleginnen Ramona Wibmer (Mitte), Kellnerin im Café, und Regina Gwiggner (links), Vorstandsmitglied, Lieferantin und Mitarbeiterin im Talmarkt

ZUSAMMEN NACHHALTIG AGIEREN Rund 200 Produkte umfasst das Sortiment des Talmarkts. Regionale Spezialitäten dür­ fen da natürlich nicht fehlen: Vom Schlipf­ krapfen bis zu Hauswürsten, von Käse bis zum Schnaps findet man sämtliche Schman­ kerln, hauptsächlich von Bauern aus den um­ liegenden Tälern Matreis hergestellt. Kuchen und Gebäck sowie die Obstvor­ räte werden täglich frisch aufgefüllt, vor allem beim Obst richtet sich das Angebot nach der Saison: „Im Winter wird es bei uns sicher keine Erdbeeren geben“, stellt die Geschäftsführerin klar. „Die Waren werden vorwiegend von bäuerlichen Fami­ lienbetrieben aus hochwertigen Rohstoffen angefertigt.“ Und weiter: „Durch die Mit­

„Der Talmarkt soll eine neue Einkommensquelle für die Bauern sein.“ CHRISTINE SCHNEIDER, GESCHÄFTSFÜHRERIN

gliedschaft in der Direktvermarktungsge­ nossenschaft verbürgen sich die Hersteller für den Einsatz regionaler Lebensmittel: Ehrliche Produktion und der gewissenhaf­ te Umgang mit der Natur sind die Grund­ bausteine des gemeinsamen Erfolgs, um die Qualität der Produkte zu sichern.“ Nur wenige Waren stammen nicht aus Osttirol, wohl aber aus anderen National­ parkgegenden, wie etwa diverse Weine aus Niederösterreich oder dem Burgenland. Die Kooperation mit anderen Nationalparks ist


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NATURSEIFEN AUS VIRGEN Familie Agnes und Alois Oppeneiger vom Klampererhof stellt eigenhändig Seife her. Aus verschiedenen Ölen – von Avokadoöl über Kokosöl und Rapsöl bis hin zu Bienenwachs – entstehen duftende Kostbarkeiten. Es werden rein ätherische Öle verwendet. Zusätzlich kommen auch heimische Kräuter aus dem Klamperer­h ofBauerngartl zum Einsatz. Darüber hinaus wird ein wöchent­licher Workshop über Seifensieden angeboten.

© HANNES SENFTER (5), TALMARKT MATREI IN OSTTIROL (2)

Auch die Zutaten für die Schmankerln stammen aus der Region. Dafür verbürgen sich die Mitglieder der Direktvermarktungsgenossenschaft.

laut Christine Schneider von grundlegen­ der Bedeutung und soll auch nach und nach ausgebaut werden. ÜBER DIE SCHMANKERLN HINAUS Wer durch den Talmarkt schlendert, tut sich schwer, den Blick von den köstlichen Speckstücken und Würsteln abzuwenden. Die liebevolle Gestaltung und Aufmachung in diversen Kisten ist sehr stimmig durch­ gezogen – jeder Apfel zum Beispiel liegt in einem Strohbett. Vor allem diese kleinen Details, die verspielten Souvenirs in den aufgestellten Kisten wollen mitgenommen werden. Taschen und Patschen, Decken und Kerzen, Holzschüsseln und Seifen runden das Angebot ab und führen den Tal­ markt über das rein kulinarische Geschäft hinaus. Auch das ist Teil der Philosophie: Ziel der Direktvermarktungsgenossenschaft ist die Stärkung der Berglandwirtschaft und die Steigerung der regionalen Wert­

schöpfung. Durch Anreize, Rückmeldun­ gen und Wünsche der Kunden wird das Angebot so gut es geht angepasst und er­ weitert: „Beide Seiten, sowohl Lieferanten als auch Mitarbeiter des Marktes, tragen gemeinsam Verantwortung für das künfti­ ge Leben und Wirtschaften in unserer Na­ tionalparkregion“, erklärt die Geschäfts­ führerin. Mit der Gründung des Talmarkts kehrt man in Osttirol zurück zu den Wurzeln der Raiffeisenbewegung. Schon Namensgeber und Begründer Friedrich Wilhelm Raiffei­ sen erkannte im 19. Jahrhundert den Nut­ zen einer Genossenschaft: Der Sozialre­ former wollte den Bauern durch günstigen Einkauf von Produktionsgütern wie bei­ spielsweise Saatgut und Düngemittel den Alltag erleichtern. Eine solche Genossen­ schaft ist in Matrei wieder entstanden und gibt den Bauern die Aufmerksamkeit und den nötigen Spielraum, um ihre Produkte bestmöglich „an den Mann“ zu bringen.

OSTTIROLER „PREGLER“ Ein Klassiker darf im Sortiment des Talmarkts nicht fehlen. Der „Pregler“ ist ein heimisches Kulturgut und gleichzeitig eine geschützte Bezeichnung für den Obstbrand. Die Herstellung aus heimischen Äpfeln und Birnen darf nur in Osttirol erfolgen. Bei einem Alkoholgehalt von mindestens 40 % spricht man von einem „Pregler“. Das Wort „pregeln“ kommt aus der regionalen Küche und bedeutet so viel wie anbraten. (Im Bild: Pregler von Elke Obkircher aus Virgen – Binter Edelbrände.)


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Eingreifen erlaubt Der Alpenpark bietet Naturverbundenen mit dem „Team Karwendel“ die Chance, ihre Kraft und Zeit in den Erhalt des größten Schutzgebiets Tirols zu stecken. Die Freiwilligenarbeit kommt nicht nur der Natur zugute, sondern hilft auch, den Alltagstrott zu unterbrechen. TEXT: EVA SCHWIENBACHER

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er Bergsteiger entdeckte damals zwar nichts Weltbewegendes wie den Similaunmann Ötzi, trotzdem brachte er mit seinem Fund hinterm Hafelekar 2011 einen wichtigen Stein ins Rollen: Bei einem Ausflug ins Hochgebirge der Innsbrucker Nordkette stieß der Wanderer auf einen Riesenmüllhaufen, der durch die Aperung eines großen Schneefelds freigegeben wurde. Der Mann staunte nicht schlecht über die Autoreifen, die Holzskier, Fußprothesen und Krücken, die seit den 1960er Jahren auf 2.200 Metern vor sich hinrotteten. Eine Mail an den Verein Alpenpark Karwendel reichte, um über Hermann Sonntag und seine Mitarbeiter eine Truppe von Freiwilligen zu mobilisieren, die den Müll wenig später zusammentrugen. Insgesamt wurden acht große Säcke von einem Hubschrauber abtransportiert. „Bei solchen Entdeckungen zweifelt man dann schon am Verstand der Menschheit“, sagt Hermann Sonntag, Geschäftsführer des Vereins Alpenpark Karwendel.

LEBENS-, WIRTSCHAFTS- UND ERHOLUNGSRAUM Gleichzeitig brachte die Müllaktion, für die er spontan eine 15-köpfige Gruppe zusammenstellte, den Biologen auf die Idee, die Freiwilligenarbeit im Naturpark systematischer anzugehen. Möglichkeiten anzupacken bietet der Alpenpark viele. Er ist mit 727 Quadratkilometern der größte Naturpark Österreichs

und umfasst fast das ganze Karwendelmassiv. Verteilt auf Tirol und teils auch Bayern ist er Menschen aus dem Großraum München und Innsbruck ein wichtiger Erholungsraum. Rund eine Million Besucher zieht der Park jährlich an, der dennoch frei ist von Durchzugsstraßen. Mit 101 Almen ist er zugleich ein wichtiger Wirtschaftsraum für Bauern. In diesem Schutzgebiet in den Nördlichen Kalkalpen gibt es auch zahlreiche unerschlossene Ecken, die sich Bergsteiger und Wanderer erst erkämpfen müssen. Alte Waldbestände sind außer über Jägersteige nahezu unzugänglich. Tiere wie Spechte und Eulen nisten sich in den geschützten Bäumen mit Vorliebe ein. Die unverbaute Isar verleiht dem Park seinen wilden Aspekt. „Es gibt Orte, an denen es richtig rundgeht, wie am Ahornboden oder an der Nordkette, andere sind gottverlassen“, sagt Hermann Sonntag. „Hinterm Hafelekar begegnet man oft den ganzen Tag lang niemandem. Geht man dann hinauf zur Bergstation, drehen dort gerade japanische Filmteams. So ist das Karwendel eben.“ ANPACKEN UND AUSBRECHEN Im Unterschied zu kulturellen, sozialen und sportlichen Bereichen ist das Ehrenamt im Naturschutz wenig verbreitet. Mit der Gründung des Teams Karwendel im Jahr 2012 wollte Sonntag das ändern: „Bayern setzt schon länger auf Freiwilligenarbeit im Naturschutz. In Tirol gab es bis auf

Überschüssige Energie kann man beim Zäune-Reparieren abbauen und wird hinterher mit einem Ergebnis belohnt.


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Hermann Sonntag ist Geschäftsführer des Alpenparks Karwendel.

„ Der Naturschutz ist generell mit Verboten verbunden. Dass man etwas tun darf oder kann, ist selten. Größeren Umweltkatastrophen ist man meist hilflos ausgesetzt. Vor unserer Haustür aber können wir anpacken.“ HERMANN SONNTAG, GESCHÄFTSFÜHRER DES ALPENPARKS KARWENDEL

Regelmäßige Mäharbeiten sind wichtig, um die alpine Artenvielfalt zu schützen.

© EMANUEL KASER, H.SONNTAG, D. SPERL, FRANZ OSS

Beim Wege-Markieren bekommen Helfer nicht selten alpine Klettermeister zu Gesicht.


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GEMEINSAM FÜR DIE NATUR Seit gut einem Jahr gehen der Alpenpark und der Raiffeisen Club Tirol, mit 83.000 Tirolern unter 28 Jahren, gemeinsame Wege. Ziel der Partnerschaft ist es, junge Menschen für den Naturschutz und ganz speziell für den Alpenpark Karwendel zu begeistern: „Gemeinsame Sache machen für unseren Lebensraum Karwendel, das ist ein Schulterschluss zum Wohl der Natur“, erklärt Christine Hofer, Geschäftsführerin des Raiffeisen Clubs Tirol. Das erste gemeinsame Projekt wurde im Juli 2014 auf der Eppzirler Alm realisiert.

Bei den Aufräumarbeiten auf der Arzler Alm waren im vergangenen Sommer besonders viele Freiwillige dabei.

einige Initiativen des Oesterreichischen Alpenvereins noch nichts.“ Anders als der Name vermuten lässt, hat das Team Karwendel keine fixen Mitglieder. Je nach Lust, Laune und Zeit können sich Interessierte auch einmalig fürs Zäune-Reparieren, Müllsammeln, WegeHerrichten, Besucher-Zählen oder andere Aktionen anmelden. Welche Aktivität gerade ansteht und welche Kenntnisse erforderlich sind, erfahren potenzielle Helfer über die Homepage des Alpenparks. „Der Naturschutz ist generell mit Verboten verbunden. Dass man etwas tun darf oder kann, ist selten. Größeren Umweltkatastrophen ist man meist hilflos ausgesetzt. Vor unserer Haustür aber können wir anpacken“, sagt Sonntag. Um Berufstätige nicht auszuschließen, begibt sich das Team Karwendel vor allem am Samstag und am Sonntag in die Natur. „Einen Tag oder ein Wochenende kann man als Berufstätiger eher entbehren als eine ganze Woche“, erklärt der ehemalige WWF-Mitarbeiter.

„Wenn man viel Zeit in der Natur verbringt, wie ich, ist es eine Pflicht, ihr auch etwas zurückzugeben. Dabei denke ich auch an meine Nachfahren.“ KLAUS RIED, FREIWILLIGER IM TEAM KARWENDEL

Neben der Natur profitieren auch die Teilnehmenden selbst von ihrem Helfen. „Viele kennen das: Man ist bei zig Projekten dabei, beantwortet täglich unzählige E-Mails und sieht am Ende seine Leistung nicht“, weiß Sonntag. Beim Freiwilligeneinsatz im Karwendel hingegen ist das Geleistete greifbar: „Am Ahornboden sind am Anfang der Woche alle Zäune kaputt und am Ende stehen sie wieder. Diese Art von Arbeit ist sehr befriedigend.“ HELFER-VIELFALT Insgesamt 2.900 Stunden arbeiteten im vergangenen Jahr 186 Teilnehmer unent-

Mit Astscheren vergrößerten die Milser Schützen den Lebensraum der Birkhühner.

geltlich an 13 verschiedenen Orten im Karwendelgebirge. Vom Studenten über den 40-jährigen Personalchef bis zum rüstigen Pensionisten sind laut Sonntag die Teilnehmenden bunt gemischt. Auch Deutsche, die den Erholungsraum einmal nicht als Tourist erleben möchten, befinden sich darunter. Firmen wie booking.com oder die Alpinschule Innsbruck gestalteten ihren Betriebsausflug 2014 mit Projekten des Teams Karwendel. Die Milser Schützen wollten im Vorjahr ebenso für ihre Heimat Hand anlegen und haben sich mit dem Alpenpark kurzgeschlossen. „Per Traktor sind wir ins Halltal gefahren und haben dort dabei geholfen, den Lebensraum für das Birkhuhn zu verbessern“, erinnert sich Sonntag an dieses Erlebnis. Doch auch von weiter her zieht es Natur­ interessierte in das größte Schutzgebiet Tirols zum Arbeiten. In Zusammenarbeit mit der österreichischen Friedensorganisation Service Civil International (SCI) verbrachten 15 Studenten aus der Ukraine, Russland,

© H. SONNTAG (2), A. PITTL (2)

Die Milser Schützen sind im Halltal mit gutem Beispiel vorangegangen.


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SCHON GEWUSST, DASS DER ALPENPARK KARWENDEL ... Taiwan und sieben anderen Nationen im vergangenen Jahr jeweils eine Woche auf der Thaurer Alm und der Pfeishütte, um dort Sinnvolles zu tun. Synergien nutzt das Team Karwendel auch beim Thema Jugendarbeit – in Zusammenarbeit mit dem OeAV arbeiten junge Erwachsene gegen Kost und Logis an Umweltbaustellen im Alpenpark. „Viele Helfer, allen voran Bergsteiger und Wanderer, sind hoch motiviert, ihre Verbundenheit mit den Bergen durch Freiwilligenarbeit zu zeigen“, freut sich Sonntag. So auch der 60-jährige Innsbrucker Klaus Ried, der von Anfang an dabei ist. Bei unterschiedlichen Projekten stand er bereits für die Natur im Einsatz, unter anderem bei Besucherzählungen. „Bei jedem Taleingang steht an einem bestimmten Tag ein Freiwilliger, um Mountainbiker, Wanderer und Autos zu zählen“, erklärt der Pensionist. „Die Erhebung ist notwendig, um Besucherströme besser lenken zu können.“ Gerade für diese nicht allzu spannende Tätigkeit seien Ehrenamtliche gefragt, meint Ried. Auch Weidezäune hat er schon öfters repariert, etwa auf der Arzler Alm oberhalb von Innsbruck: „Wenn man so viel Zeit in der Natur verbringt, wie ich, ist es eine Pflicht, ihr auch etwas zurückzugeben. Dabei denke ich auch an meine Nachfahren.“ Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Susanne Vianello, die als Mitarbeiterin des Tourismusverbands Hall-Wattens und Wander- und Naturführerin häufig in den Bergen unterwegs ist. Regelmäßig führt

die 48-Jährige Gäste ins hintere Halltal zum Plateau Issanger, das von einer „selten schönen Blumenwiese“ geprägt ist: „Hier zeigt sich eine völlig neue Landschaft. Besonders der lila blühende Pannonische Enzian hat es mir angetan. Wenn man die Grünfläche mäht und die Latschen zurückschneidet, können sich die Blumen besser verbreiten“, schwärmt die Stammhelferin, die seit Team-Gründung bei den Mäharbeiten am Issanger im August dabei ist. SPONTANE HILFELEISTUNG „Generell ist die Einsatzbereitschaft der Tiroler sehr groß“, weiß Sonntag aus Erfahrung. Das zeigen vor allem ungeplante Einsätze, wie jener im März vergangenen Jahres, als ein großflächiger Brand am Hochmahdkopf einen bedeutenden Teil des Waldes oberhalb von Absam zerstörte. Nach Absprache mit der Forstinspektion Innsbruck beschloss man, mit freiwilligen Helfern die Aufforstungen durchzuführen. „Am Freitag habe ich die Pressemitteilung verschickt“, erzählt der Naturpark-Chef begeistert, „am Samstag hat der ORF einen Beitrag dazu ausgestrahlt und am Montag fluteten unzählige E-Mails meinen Account.“ Die Betroffenheit war in diesem Fall besonders groß, erklärt Sonntag den HelferAnsturm. Doch nur jene, die geländegängig waren, kamen für das Bäumepflanzen infrage. „Wie vor jeder Aktivität erhielten auch hier die Freiwilligen eine kurze Einschulung. Dabei erfahren sie, warum ihr

Bei Sonnenschein und einer traumhaften Kulisse, wie im Sommer 2014 auf der Eppzirler Alm, macht das Anpacken noch mehr Spaß.

… eines der ältesten Schutzgebiete der Ostalpen und auch Natura-2000-Gebiet ist? … von einem der letzten unverbauten Flüsse in den Alpen, der Isar, geprägt ist? … über 340 Wasserquellen mit ausge­ zeichneter Wasserqualität verfügt? … 1 .305 Pflanzenarten und 2.035 Tierarten Lebensraum bietet? … die größte Steinadlerdichte der Alpen hat? … lokale Produkte, wie Käse oder das Tiroler Steinöl, hervorbringt? … als Jagdrevier genutzt wird? … b ereits vor 150 Jahren alpin-touristisch erschlossen wurde? … mit Naturschätzen wie dem Großen und dem Kleinen Ahornboden einzigartige Ausflugsziele besitzt?

Einsatz für die Natur wichtig ist und worauf sie besonders achten müssen“, erklärt Hermann Sonntag. Die Aufforstungsarbeiten, bei denen innerhalb einer Woche insgesamt 8.000 Spirken, Fichten, Buchen, Bergahorne und andere Baumarten eingepflanzt wurden, waren „eine sehr erfolgreiche Aktion“, berichtet Sonntag. Jetzt, im Frühling, sollen die Arbeiten fortgesetzt werden. INTERESSENAUSTAUSCH Bei Aktionen im Karwendelgebirge, die regionale Partner betreffen, sieht sich der Alpenpark auch als eine Art Mediator: „Die Zusammenführung von Leuten, die das Gebiet einerseits als Wirtschaftsraum, andererseits als Erholungsraum nutzen, ist für ein besseres Verständnis füreinander von großer Bedeutung“, sagt Sonntag. Dass diese Vermittlung meist gut funktioniert, zeigt das Beispiel Arzler Alm, die ganzjährig ein beliebtes Ausflugsziel bei Wanderern und Mountainbikern ist. Mit einem Plakat und Flyern in der Speisekarte bewarb im Frühjahr 2014 das Gasthaus die Aktion „Ein Tag für die Natur“. Vor allem junge Leute meldeten sich für die Almpflege. „Die Bauern, die dort Weiderecht besitzen, waren begeistert vom Engagement des vor allem jungen Publikums“, schildert Sonntag. Für das heurige Jahr sind zahlreiche Aktivitäten geplant, darunter Aufräumarbeiten auf der Eppzirler Alm, die mit Unterstützung des Raiffeisen Clubs Tirol durchgeführt werden. Dafür werden wieder Menschen gesucht, die einen aktiven Beitrag zum Naturschutz leisten und dabei aus ihrem Alltag ausbrechen wollen.


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Von Seen und Sagen Tirol als Land der Seen zu bezeichnen, wäre wohl übertrieben. Die eine oder andere Perle hat das Land im Gebirg aber durchaus zu bieten. Das Raiffeisen Magazin hat sich einige Seen und die Geschichten, die sich um sie ranken, angesehen. TEXT: MARTIN SENFTER, ILLUSTRATIONEN: MONIKA CICHOŃ

BERGLSTEINER SEE • Lage: Bezirk Kufstein Gemeinde Breitenbach am Inn • Höhe über Meeresspiegel: 713 Meter • Fläche: 2,36 Hektar • Maximale Tiefe: 2 Meter

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m Bezirk Kufstein, zwischen Kramsach und Breitenbach, findet sich ein kleiner See: Mit einer Größe von 2,36 Hektar, bei einer maximalen Tiefe von zwei Metern, ist der Berglsteiner See ein beliebtes Ausflugsziel. Der See steht seit 1928 unter Denkmalschutz, wird aber als Badesee genutzt. Es wird erzählt, dass sich die Tochter des Ritters des angrenzenden Schlosses Gückenbühl in einen armen Jäger verliebte. Der stolze Schlossherr ließ den Geliebten mit Hunden verjagen, sodass dieser in den See stürzte und ertrank. Wegen dieses Schicksalsschlags stieg die Ritterstochter oft zum See hinunter, um zu trauern. Eines Tages erblickte sie darin das Antlitz ihres Geliebten, der sie zu sich rief. Mit einem Aufschrei warf sich das Mädchen in die Wellen. Die Liebenden waren nun im Tod vereint und ragen seitdem versteinert als zwei kleine Inseln aus den stillen Wassern des Alpensees.


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LANSER SEE • Lage: Bezirk Innsbruck Land Gemeinde Lans • Höhe über dem Meeresspiegel: 840 Meter • Fläche: 2,7 Hektar • Länge: 220 Meter • Breite: 160 Meter • Maximale Tiefe: 10,2 Meter • Wasserqualität: stabil-eutroph (nährstoff reich) • Sichttiefe: 2 Meter

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ur wenige Minuten von der Landeshauptstadt entfernt, suchen viele Innsbrucker im Sommer den See im nahegelegenen Lans auf. Das Gewässer eignet sich perfekt zum Baden, da der See im Sommer eine Temperatur von rund 22 Grad erreicht. Eine Sage berichtet, dass an der Stelle des Sees ein schönes Stück Land lag, welches ein Bauer sein Eigen nannte. Ein reicher Mann warf ein Auge auf den Wald und beanspruchte ihn für sich. Als es zum Prozess kam und der Richter dem Edelmann den Wald zusprach, verfluchte der Bauer den Wald: Wasser solle den Wald schwemmen und keinen Stamm mehr sichtbar lassen. Am folgenden Morgen befand sich anstelle des Waldstücks ein großer, grüner und sehr tiefer See.

PIBURGER SEE • Lage: Bezirk Imst Ötztal, Gemeinde Oetz • Höhe über dem Meeresspiegel: 913 Meter • Fläche: 13,7 Hektar • Länge: 805 Meter • Breite: 250 Meter • Maximale Tiefe: 25,5 Meter • Wasserqualität: stabil-mesotroph (mittlerer Nährstoffgehalt) • Sichttiefe: 5 Meter

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m Ötztal bei Oetz liegt der beliebte Piburger See. Sowohl Naturliebhaber als auch Badenixen kommen hier auf ihre Kosten: Im Sommer erreicht der See eine ungewöhnlich hohe Wassertemperatur zwischen 23 und 25 Grad. Der Piburger See ist ein Naturdenkmal und Lebensraum für viele geschützte Tiere und Pflanzen. So findet man hier beispielsweise auf 913 Metern Seehöhe weiße Seerosen, was den See zu einem der höchsten Standorte für diese Pflanzen macht. Im Wasser tummeln sich Barsch, Aitel, Rotfeder und Rotauge, an den Ufern kann man Schilfkäfern und Ringelnattern begegnen. Der Piburger See wird von mehreren Erzählungen umrankt: An seiner Stelle soll sich einmal ein großer Bauernhof mit sehr fruchtbaren Feldern befunden haben. Der Überfluss an Nahrung und Heu soll so groß gewesen sein, dass die Lebensmittel teilweise schon verfaulten. Die Bewohner des Bauernhofs wurden gottlos und führten am Hohen Frauentag Heu ein, statt in die Kirche zu gehen. Darauf versank der Hof im Boden und ein See entstand. Eine weitere Sage erzählt von einer Frau, die ihr Kind mit Weißbrot gewaschen hat und so den Zorn des Himmels auf sich zog. Auch soll ein Schuster am Sonntag gearbeitet und deshalb die Wassermassen heraufbeschworen haben. Auch ein Drache soll am Grund des Piburger Sees hausen: Wenn er sich zeigt, spuckt er Schwefel und Feuer und färbt das Gras rot. Tatsächlich kann man am See gelegentlich Schwefelgeruch wahrnehmen: Mikroorganismen im See zehren Sauerstoff auf, wodurch es zu übelriechenden Schwefelwasserstoff-, Methangas- und Eisenbildungen kommt (meist im Herbst bei der Wasserumwälzung). Wenn die Stoffe an die Oberfläche gelangen, kann man den beißenden Schwefelgeruch wahrnehmen, das Methangas kann sich entzünden und das Eisen legt sich als roter Überzug über die Steine.


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PILLERSEE • Lage: Bezirk Kitzbühel Pillerseetal, St. Ulrich am Pillersee • Höhe über Meeresspiegel: 835 Meter • Fläche: 24,3 Hektar • Länge: 1,6 Kilometer • Breite: 350 Meter • Maximale Tiefe: 7 Meter

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er Pillersee entstand durch einen Felssturz vor circa 15.000 Jahren: Felsbrocken verstopften den Abfluss. Seinen Namen verdankt der 1,6 Kilometer lange See vermutlich dem Unterländer Dialekt: Den Ausdruck „Pillern“ verwenden die Einheimischen, um das Brausen des Sees bei einem Unwetter, meist im Frühjahr, zu beschreiben. Im Pillersee tummeln sich sehr viele verschiedene Forellenarten, als Badesee eignet er sich aber nur für Hartgesottene, da er im Sommer kaum Temperaturen über 20 Grad vorweisen kann.

Einer Erzählung nach habe ein Bauer einmal eine fruchtbare Alm gehabt. Durch den Ertrag wurde er ein sehr wohlhabender Mann und er wurde eitel und übermütig. Einmal stieg er mit mehreren Kameraden auf die Alm, um sich zu vergnügen. Sie kegelten mit Kugeln aus Butter und hatten einen Spielmann aus dem Dorf angeheuert, der für Unterhaltung sorgen sollte. In ihrem Rausch wollten die Männer nicht tanzen, deshalb scheuchten sie das Vieh auf und trieben es vor den Augen der entsetzten Sennerin mit brutaler Härte umher. Plötzlich drang starkes Wasser aus dem Boden, flutete die gesamte Alm und verschonte keinen von den übermütigen und grausamen Männern. Einzig der genötigte Spielmann und die Sennerin wurden verschont. Die Sennerin soll auf dem Rücken eines Stiers durch die Wassermassen getragen worden sein. Laut Überlieferung sollen die untergegangenen Bauern im letzten Augenblick ihre Sünden bereut und Gott um Erbarmen gebeten haben. So seien sie der Verdammnis entgangen, müssen aber bis zum Jüngsten Tag im Wasser des Sees bleiben und diesen von Zeit zu Zeit zum Aufschwellen bringen. Bauern, die am Ufer ein Schläfchen gehalten haben, sollen oft erst aufgewacht sein, als ihnen das Wasser bis zu den Knien stand.


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PLANSEE • Lage: Bezirk Reutte Gemeinden: Reutte, Heiterwang und Breitenwang Plansee • Höhe über Meeresspiegel: 976 Meter • Fläche: 2,87 Quadratkilometer • Länge: 5 Kilometer • Breite: 1,7 Kilometer • Maximale Tiefe: 77 Meter • Sichttiefe: 15 Meter Heiterwanger See • Höhe über Meeresspiegel: 976 Meter • Fläche: 1,37 Quadratkilometer • Länge: 2,2 Kilometer • Breite: 820 Meter • Maximale Tiefe: 60 Meter

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nnerhalb der Ammergauer Alpen ganz im Nordwesten Tirols liegt der Plansee. Mit einer Fläche von drei Quadratkilometern ist er der zweitgrößte natürliche See Tirols. Das Gewässer liegt auf 976 Metern Höhe, bei einer Länge von fünf Kilometern und einer Tiefe von maximal 77 Metern. Durch einen Kanal ist er mit dem leicht höher gelegenen Heiterwanger See verbunden, von dem er einen Teil seines Wassers bezieht. Beide Seen sind vermutlich Reste eines eiszeitlichen Schmelzwasser-Stausees. In Kaiser Maximilians Fischereibuch werden die beiden Seen schon als besondere Gewässer für das Fischerei- und Jagdvergnügen des Kaisers beschrieben. Seit 1902 gibt es am Plansee ein Elektrizitätskraftwerk. Beide Seen haben eine hervorragende Wasserqualität, was sich in einer Sichttiefe von bis zu 15 Metern niederschlägt. Im Plansee finden sich zahlreiche Fischarten – von Forellen über Barsche bis Karpfen. Der Heiterwanger See ist vor allem für Wasservögel von großer Bedeutung. Am Plansee rankt sich eine Sage um einen feurigen Hund: Wenn man vom Plansee nach Reutte geht, muss man einen ziemlich steilen Abhang hinunter, den sogenannten „Roßrügge“ (Name des Teils der Straße). Da fahren die Fuhrleute schon bei Tage nicht gerne hinauf und bei Nacht erst recht nicht! Denn schon mehr als einer hat dort in tiefdunkler Nacht einen feurigen Hund auf der Straße liegen gesehen, der ihn bis zum Betläuten nicht vorbeiließ.


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TRISTACHER SEE • Lage: Bezirk Lienz Gemeinde Tristach • Höhe über Meeresspiegel: 821 Meter • Fläche: 5,54 Hektar • Länge: 490 Meter • Maximale Tiefe: 7,3 Meter

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itten in den Lienzer Dolomiten liegt der Tristacher See, der einzige natürliche Badesee Osttirols. Sowohl im Sommer als Badesee als auch im Winter zum Eislaufen erfreut sich der Tristacher See großer Beliebtheit. Rund um den Tristacher See gibt es einige Sagen: So soll sich eines Tages ein Jäger derart in der steilen Wand über dem Tristacher See verirrt haben, dass er sich weder vor- noch rückwärts bewegen konnte. Als die Leute ihn in seiner misslichen Lage entdeckten, riefen sie den Pfarrer, um dem Jäger das heiligste Sakrament zu spenden. Bei Gabenbereitung stieg plötzlich die heilige Hostie aus dem Kelch in Richtung Jäger empor, der die heilige Wegzehrung voll Andacht empfing. Bald darauf verließ ihn die Kraft und er stürzte in die Tiefe und in den Tod. Der Kelch ließ im Stein, auf dem er stand, deutliche Spuren zurück, die man noch heute sehen kann.

WALCHSEE • Lage: Bezirk Kufstein Gemeinde Walchsee und Kössen • Höhe über dem Meeresspiegel: 655 Meter • Fläche: 95,3 Hektar • Länge: 1,2 Kilometer • Breite: 1,2 Kilometer • Maximale Tiefe: 21,2 Meter • Wasserqualität: oligotroph (nährstoff arm) • Sichttiefe: 3 bis 5 Meter

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eben Tirols größter erhaltener Moorlandschaft liegt in der Ortschaft Walchsee der gleichnamige See. Mit einer Fläche von einem Quadratkilometer ist der Walchsee der viertgrößte natürliche See in Tirol. Das Gewässer liegt zwischen dem Kaisergebirge im Süden und den Chiemgauer Alpen im Norden. Im Walchsee schwimmen Hechte, Zander, Renken, Flussbarsche, Karpfen, Forellen und Schleie. Für Wasserratten ist der See im Sommer ein wahres Paradies: Bis zu 23 Grad erreicht der Walchsee und das macht ihn zu einem beliebten Badesee. Um den See ranken sich einige Sagen: Früher soll an der Stelle des Walchsees ein großer, ertragreicher Wald gelegen haben, der die Bewohner des Dorfs streiten ließ. Eine höhere Gewalt schob den Streithähnen einen Riegel vor: Als eine Sennerin den Wald durchquerte, um auf der anderen Seite eine Kuh zu melken, sah sie auf dem Hinweg eine kleine mit Wasser gefüllte Grube. Als sie zurückkehren wollte, fand sie statt des Walds einen großen See vor. Eine weitere Sage erzählt von einer Seefackel, die den Wanderern und Bewohnern Angst einjagte. Die Fackel soll die Seele eines jungen betrogenen Mädchens sein, das sich mit seinem ungeborenen Kind im Walchsee ertränkte.


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ZIREINER SEE • Lage: Bezirk Schwaz Rofangebirge • Höhe über Meeresspiegel: 1.799 Meter • Fläche: 4 Hektar • Länge: 400 Meter • Breite: 150 Meter

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stlich des Achensees – im Rofangebirge – liegt auf 1.799 Metern der Zireiner See. Das Gewässer ist ein besonders beliebtes Fotomotiv und gilt als „das Juwel des Rofans“. Im glasklaren Wasser tummeln sich kleine Fische, wer im See baden will, muss sich auf sehr kaltes Wasser einstellen. Leute erzählen sich von einem Hirten, der über dem Zireiner See das Vieh hütete. Verzweifelt versuchte er, ohne Lehm die Mauern seiner kleinen Hütte zu dichten. Nichts wünschte er sich sehnlicher als einen Batzen Lehm. Da kam ein kleines Mädchen und sagte ihm, er solle oberhalb seiner Hütte nachschauen, dort gebe es genügend Lehm. Der Hirte tat, wie ihm gesagt, und konnte die Mauern ausbessern. Als er am folgenden Tag aufwachte, traute er seinen Augen nicht: Der Lehm hatte sich in pures Gold verwandelt. Das Lehmvorkommen oberhalb der Hütte aber war für immer verschwunden.


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Wenn die Ziege auf dem Bühel sitzt Schon seit Jahrhunderten kennt der Volksmund in kleine Weisheiten verpackte Wettervorhersagen. Doch mit moderner Meteorologie haben diese Bauernregeln zu Wetter und Witterung nichts zu tun. Da stellt sich die Frage: Wie viel davon tritt wirklich ein? Kann man das Wetter damit wirklich voraussagen? TEXT: MARTIN SENFTER

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Als Lostage werden feststehende Tage im Kalender bezeichnet, die dem alten Volksglauben nach Vorhersagen über kommende Wetterereignisse ermöglichen. Darüber hinaus soll man an den Lostagen auch Auskunft über die kommenden Ernteerträge erhalten.

Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, kräht er auf dem Hühnerhaus, hält das Wetter die Woche aus. Dieser Reim ist eine klassische Bauernregel. Derartige Regeln wurden von Bauern im Laufe der Jahrhunderte aufgrund von Beobachtungen der Natur, des Wetters und der Tiere gemacht. Ziel soll die Vorhersehbarkeit des Wetters und der Witterung sein. Die meisten Bauernregeln befassen sich mit der mittelfristigen Wetterlage. Dazu werden oft bestimmte Lostage wie Mariä Lichtmess, die Eisheiligen, Siebenschläfertag, Johannistag und Weihnachten herangezogen. Aber was wird da eigentlich beobachtet?

Schlüsse über den Fortgang des Wetters gezogen. Winde und Wolken spielen eine entscheidende Rolle. Getreu der Devise: „Ander Wind ander Wetter.“ Wann immer sich der Wind schnell und unerwartet ändert, ändert sich auch das Wetter. So besagt es zumindest diese alte Weisheit. Tatsächlich stimmen Meteorologen dieser Beobachtung zu, weshalb man von diesen Grundregeln ausgehen darf: • Westliche Winde bringen feuchte Meeresluft mit sich. • Aus dem Norden strömt kalte Polarluft. • Aus dem Osten weht ein trockener, unterschiedlich warmer Wind. • Winde aus dem sonnigen Süden können die Temperaturen erhöhen.

WIND, WOLKEN, NEBEL UND RÖTE Bauernregeln, die die Wetterentwicklung der folgenden Stunden und Tage betreffen, sind allgemein als „Wetterregeln“ bekannt. Aus dem gerade Beobachteten werden

Aus diesen Grundregeln leiten sich einige Bauernregeln ab: „Wind in der Nacht am Tage Wasser macht.“ „Der Nordwind ist ein rauer Vetter, aber er bringt beständig Wetter.“

„Dreht zweimal sich der Wetterhahn, so zeigt er Sturm und Regen an.“ Unmittelbar mit dem Wind verknüpft sind Wolken. Sie werden vom Wind vor sich hergetrieben oder regelrecht verjagt, um Platz für schönes Wetter zu machen. Obwohl jede noch so kleine Wolke Feuchtigkeit enthält, gilt: „Es regnen nicht alle Wolken, die am Himmel stehen.“ Allerdings hat man auch Folgendes beobachtet: „Schwarze Wolken schwere Wetter.“ Oder: „Wenn der Himmel gezupfter Wolle gleicht, das schöne Wetter bald dem Regen gleicht.“ Eine weitere Beobachtungsmöglichkeit ist der Nebel: Dieser ist streng genommen nichts anderes als Wolken, die direkt an der Erdoberfläche liegen. Meteorologen sprechen dann von Nebel, wenn die Sichtweite unter 1.000 Meter beträgt. Wenn die Sonne morgens die Luft erwärmt, verdunstet der Nebel oder er „steigt“: Der Wasserdampf wird schon in den Morgenstunden durch


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Fleißige Maulwürfe Meteorologe Helfried Scheifinger von der ZAMG über die wissenschaftliche Haltbarkeit von Bauernregeln. Sonnenstrahlen in höhere Luftschichten transportiert. Die Luft kühlt sich immer mehr ab und die Wahrscheinlichkeit auf Regen wächst deutlich an. Für die Bauern ergab sich folgendes Schema: • fallender Nebel = heiter • steigender Nebel = Regen • Nebelregen = dauerhaft schlechtes Wetter • dichter Morgennebel im Herbst = beständiges gutes Wetter • Morgennebel an heißen Tagen = Gewitterneigung Sollte das alles nicht ausreichen, um das Wetter ausreichend voraussagen zu können, kann ein weiterer Blick auf den Himmel Aufschluss bieten. Von der Farbe des Himmels kann man das Wetter ebenfalls ablesen: „ Abendrot Gutwetterbot’ , Morgenrot mit Regen droht.“ „Geht die Sonne feurig auf, folgen Regen und Wind darauf.“ DER APRIL, DER TUT, WAS ER WILL Neben den „Wetterregeln“, die sich mit der kurzfristigen Entwicklung des Wetters auseinandersetzen, gibt es sogenannte Witterungsregeln. Diese gründen auf Langzeitbeobachtungen der Bauern. Viele dieser Bauernregeln sagen das Wetter für einen anderen Monat oder sogar Monate voraus. Die meisten Bezugspunkte für die Thesen sind kirchliche Festtage bzw. die Lostage. Allerdings gilt es, bei den Bestimmungen für die Witterungsregeln einiges zu beachten: Nicht nur der Lostag an sich, sondern meist jeweils auch ein Tag vor und nach diesem werden für die Beobachtung herangezogen. Ein weiteres Problem für die Gültigkeit von Witterungsregeln besteht in der Kalenderreform von 1582. Durch die Umstellung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender kam es, dass sich die Lostage deutlich verschoben, da auf den 4. Oktober 1582 der 15. Oktober 1582 folgte. Der Siebenschläfertag, der in den Kalendern für den 27. Juni angegeben ist, müsste streng genommen also am 7. Juli sein. Es gibt also gewisse Unschärfen. Trotzdem sind für jeden Monat Witterungsregeln bekannt. Zum Beispiel:

„Heilige Dreikönig sonnig und still, der Winter vor Ostern nicht weichen will.“ (6. Jänner) „Die kalt’ Sophie, die bringt zum Schluss, ganz gern noch einen Regenguss.“ (15. Mai) „Hat Maria gut Wetter, wenn sie zum Himmel fährt, sie schöne Tag beschert.“ (15. August) „Bricht vor Allerheiligen der Winter ein, so herrscht um Martini Sonnenschein.“ (1. November) Auch das Tierreich ist in den Bauernregeln fest integriert: „ Sind der Maikäfer und Raupen viel, steht eine reiche Ernte am Ziel.“ „ Sitzt die Krähe zu Weihnachten im Schnee, sitzt sie Ostern dafür im Klee.“ „Wenn Spinnen in die Häuser kriechen, sie einen kalten Winter riechen.“ ZINGERLES SAMMLUNG Der Tiroler Volkskundler Ignaz Zingerle veröffentlichte schon im Jahr 1872 eine Sammlung von Sitten, Bräuchen und Meinungen des Tiroler Volks. Er sammelte unter anderem Wetterregeln aus dem gesamten Tiroler Raum. So heißt es zum Beispiel aus dem Lechtal „Wenn eine Ziege auf einem Bühel sitzt, kommt schlechtes Wetter“, oder aus Kolsass: „Wenn die Esel schreien, kommt Regen“ und in Söll wurde beobachtet „Wenn die Kühe im Herbste in die Höhe schnüffeln, kommt bald Schnee.“ In Pflach meint man hingegen: „Beim Donnerwetter sagt man, die Heiligen schießen oder trommeln im Himmel.“ Auffallend ist, dass nicht alle Regeln in Reimform verfasst wurden. Dies sei nicht unüblich, sagt Mag. Karl C. Berger, Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums: „Bei den gereimten handelt es sich zumeist um sehr allgemein gehaltene und oftmals erst spät entstandene Regeln.“ Die in Zingerles Buch angegebenen Regeln sind ausschließlich regional und leiten sich aus intensiver Beschäftigung mit der Natur ab. Auch im Innsbrucker Raum werden einige Regeln aufgestellt: „Wenn die Frau Hitt ein Kappl hat, wird schlecht Wetter.“ Oder aus Hall: „So lange man weiße Harmeln sieht, ist Schneegestöber zu fürchten.“

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err Scheifinger, welche Einschätzung haben Sie zu Bauernregeln? HELFRIED SCHEIFINGER: Als Meteorologe wird man immer wieder zum 100-jährigen Kalender und zu Bauernregeln befragt. Glücklicherweise hat sich ein deutscher Kollege, Horst Malberg, mit diesen oft eingängigen Holperversen auf wissenschaftlicher Basis auseinandergesetzt. Zu welchen Ergebnissen ist Malberg gekommen? Es gab einige erstaunliche Ergebnisse und Einsichten. Viele der Sprüche stellten sich nach Überprüfung mit langen meteorologischen Zeitreihen als nicht haltbar heraus, wie zum Beispiel: „Sind die Maulwurfhügel hoch im Garten, ist ein strenger Winter zu erwarten.“ Malberg findet, dass beispielsweise die Maulwürfe seines Gartens sehr fleißige Tiere sind, die von dieser Bauernregel noch nichts gehört haben. Nach ihren Maulwurfshügeln zu urteilen, müsste es immer strenge Winter geben. Gibt es Bauernregeln, die aus meteorologischer Sicht verlässlich sind? Einige Bauernregeln treffen durchaus zu, wie: „Siehst du Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen. Fliegen die Schwalben in den Höh’n, kommt ein Wetter, das ist schön.“ Bei Schönwetter werden die von den Schwalben begehrten Insekten durch aufsteigende Luftströmungen (Thermikblasen) mittransportiert. Um ihre Beute zu fangen, müssen die Schwalben dann entsprechend höher fliegen. Kann man tatsächlich eine Wiederholung des Wetters, wie es der 100-jährige Kalender behauptet, beobachten? Sommerliche Schönwetterlagen besitzen statistisch gesehen eine gewisse Erhaltungsneigung, sie können über mehrere Tage das Wettergeschehen an einem Ort bestimmen, sodass diese Bauernregel durchaus zutriff t. Was den 100-jährigen Kalender angeht, so beruht er auf astrologischen Überlegungen, die unhaltbar sind. Vielen Dank für das Gespräch.


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Brennende Leidenschaft Schnaps hat in Tirol eine lange Tradition. Vor allem in puncto Qualität hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. Heimische Edelbrände dürfen sich regelmäßig über internationale Auszeichnungen freuen. TEXT: REBECCA MÜLLER

E Wendelin Juen, Geschäftsführer Agrarmarketing, sieht in der Schnapsroute ein attraktives Angebot.

SURFTIPP: www.schnapsroute.at

in Schnapserl in Ehren kann keiner verwehren, sagt man. In Tirol lebt man es auch. Daran kommen im Zweifelsfall auch Staatsmänner nicht vorbei. Spielt doch die Marketenderin bei den landesüblichen Empfängen, mit denen große Ereignisse und offizielle Besuche aus dem In- und Ausland begangen werden, eine Hauptrolle. Die Damen mit den Schnapsfässchen haben aber natürlich auch andere Einsatzgebiete. Wann immer die Schützen oder traditionelle Musikkapellen aufmarschieren, wozu es hierzulande zahlreiche Gelegenheiten gibt, gehen mindestens zwei Marketenderinnen mit. Diese Tradition hat ihren Ursprung im Militärwesen des Mittelalters. Damals waren es Männer, sogenannte Marketender, die die Truppen begleitet haben, um sie mit Getränken zu versorgen. Mit derartiger Verantwortung ist die vergleichbare Aufgabe von heute nicht mehr behaftet, aber ein nicht wegzudenkender Bestandteil Tiroler Brauchtums ist sie allemal. GESCHICHTE UND TRADITION Die Schnapsbrennerei hat in weiten Teilen der Welt eine lange Geschichte. Nach Europa kam die Herstellung hochprozentiger alkoholischer Getränke im 7. Jahrhundert.

Die erste urkundliche Erwähnung in Österreich stammt aus dem 16. Jahrhundert. Vor allem Klöster, hierzulande wie im Rest Europas, waren die ersten Hochburgen der Schnapsbrennerei. Unter Maria Theresia fand eine Professionalisierung und Entwicklung des Gewerbes statt. An „rechtschaffende und ordentliche Bauern“ wurde das Recht verliehen, Schnaps und andere Destillate herzustellen. Dieses Vorrecht, das den Bauern erlaubte, 300 Liter im Jahr zu produzieren, war an den Hof gebunden und konnte nur über selbigen weitergegeben werden. Rund 4.000 Schnapsbrenner gibt es heute in Tirol, ca. 1.225 davon dürfen sich auf ihr vererbtes Brennrecht aus der österreichischungarischen Doppelmonarchie berufen. EIN TEIL TIROLS Tirol und das Schnapserl waren und bleiben also ein unzertrennliches Paar. Dafür ist das Land im Gebirge auch im Ausland bekannt. Für viele Urlauber aus der ganzen Welt ist zum Beispiel ein Begrüßungsschnapserl Teil der Erwartungshaltung an einen Urlaub in Tirol. „Birne, Enzian, Apfel, Obstler und Vogelbeere sind jene Klassiker, für die wir bekannt sind, die mit unserem Land verbunden sind“, ist Wendelin Juen


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Friedl Mair hofft, seine Leidenschaft fürs Brennen irgendwann mit seinem Enkel teilen zu können.

von der Agrarmarketing überzeugt. Die moderne Herstellung von hochprozentigen Destillaten hat sich aber auch im traditionsbewussten Tirol weiterentwickelt. Längst kommen auch Spezialitäten wie Whisky oder Absinth aus den heimischen Brennereien. Die Produkte der Schnapsbrenner werden regel­mäßig mit internationalen Preisen der Branche bedacht. Dennoch haben klassische Brände und vor allem auch die Spezialitäten aus den verschiedenen Regionen bei ihren Herstellern nach wie vor einen besonderen Stellenwert. Was sie zudem eint, sind Leidenschaft und Muße für ihr Handwerk und die Hoffnung, dass man auch diese beiden Zutaten in ihren edlen Tropfen schmecken kann. UNTER EINEM DACH 2014 starteten das Agrarmarketing Tirol, die Landwirtschaftskammer Tirol und die Tirol Werbung das Projekt „Tiroler Schnapsroute“. Auf einer durch das ganze Land führenden Strecke können Interessierte bei den teilnehmenden Brennern alles Wissenswerte rund um die Brennkunst erfahren. Verkostungen gehören zum Programm der beliebten Führungen. „In Tirol gibt es unzählige Spitzenbrenner. Die Intention des Projekts ist es, diese zu bündeln und ein attraktives Angebot für Liebhaber von Hoch-

prozentigem zu schaffen“, erklärt Wendelin Juen, Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol. Nach einheitlichen Eckpunkten werden bei den Brennern Führungen und Verkostungen angeboten. „Zu diesen Standards gehören auch Feinheiten wie die richtigen Gläser. So können wir den Besuchern Qualität garantieren“, betont Juen.

„ In Tirol gibt es unzählige Spitzenbrenner. Die Intention des Projekts ist es, diese zu bündeln und ein attraktives Angebot für Liebhaber von Hochprozentigem zu schaffen.“ WENDELIN JUEN, GESCHÄFTSFÜHRER DER AGRARMARKETING TIROL

Insgesamt 41 Brenner haben sich unter dem Dach der Tiroler Schnapsroute zusammengeschlossen. Unter ihnen die Familie Schimpfössl, deren Brennerei sich in Stanz bei Landeck befindet. „Die Chance, unsere Produkte einer breiten Öffentlichkeit vorstellen zu können, hat uns – wie den Großteil der anderen teilnehmenden Betriebe – dazu bewegt, Teil der Schnapsroute zu werden“, erzählt Josef Schimpfössl. Für seine Familie hat sich dieser Schritt auch gelohnt: „Das Interesse der Gäste bei den

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Bei den Schimpfössls in Stanz ist Brennen reine Familiensache.


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Die 27-jährige Lisa Holzmann fühlt sich wohl in der Welt der Schnapsbrennerei und fürchtet auch die „alten Hasen“ im Geschäft nicht.

• 4 .000 Brenner in Tirol • Durchschnittlich fünf Millionen Kilogramm Obst werden in Tirol jährlich zu Schnaps verarbeitet. • Bei rund 40 % vol. kommen die reinen Aromen der Früchte am besten heraus. • Unter „Maische“ versteht man beim Schnapsbrennen das zerkleinerte, vergorene Obst. • Beim Brennen wird die Maische portionsweise in die Brennblase gefüllt und der Alkohol mit den Aromen daraus abdestilliert.

Für Elke Obkircher gehört der Schnaps ganz einfach zu Tirol.

Führungen ist sehr groß. Die Schnapsroute in unserer Region wäre sicher noch aus­ baufähig.“ EINE FAMILIENSACHE Die Schnapsbrennerei ist bei den Schimpfössls Familiensache: „Unsere Eltern haben die Obstgärten angelegt“, erzählt Josef. Gemeinsam mit seiner Frau Angelika und seinem Bruder Herbert führt er heute den Betrieb. Er und sein Bruder sind Obstbauern im Nebenerwerb. Nach der Erntezeit wird im Schichtbetrieb gebrannt. Hier wechseln sich alle drei ab. „Wir sind eine echte Familienbrennerei“, bestätigt Angelika. Ursprünglich wurde bei ihnen nur die Stanzer Zwetschke angebaut. „Bereits in den 1990er Jahren haben wir uns dazu entschlossen, auch andere Edelbrände herzustellen, und haben bald eine moderne Brennerei angeschafft“, blicken die Schimpfössls zurück. Die größte Herausforderung sei es, die angestrebte Qualität auch umzusetzen und zu halten. Ansporn bieten neben zufriedenen Kunden auch die internationalen Prämierungen, mit denen ihre Brände regelmäßig ausgezeichnet werden. In die Zukunft blickt der Familienbetrieb sehr positiv: „In den vergangenen Jahren entwickelte sich das Schnapsbrennen zu einem Boom. Im

Tourismus und in der Gastronomie unserer Region liegt noch sehr viel Potenzial.“ „FÜRS BRENNEN BRENNEN“ Friedl Mair aus Flaurling blickt noch viel weiter in die Zukunft: „Ich hoffe, dass mein Enkel irgendwann in meine Fußstapfen tritt und meine Brennerei übernimmt.“ 15 Jahre lang hatte er in einer Brennerei gearbeitet. Als sein Chef in Pension ging, entschied sich Friedl, sich selbst an das Herstellen von Edelbränden zu wagen. Heute produziert er 30 verschiedene Sorten. „Mein Beeren-Cuvée besteht aus fünf verschiedenen Beeren, der wurde 2014 auch ausgezeichnet“, berichtet er stolz. Zu seinen Besonderheiten zählt auch der Preiselbeerschnaps. „Den machen nicht viele. Man braucht ganze 60 Kilogramm Frucht für einen Liter.“ Aber auch den für die Region typischen Apfelschnaps kann man bei Friedl kaufen. Die Schnapsbrennerei betreibt er als Hobby, allerdings mit viel Leidenschaft und Hingabe. „Und solange es mir Freude bereitet, werde ich weitermachen“, ist sich Friedl sicher. Der Spaß am Handwerk ist es, der viele Brenner entlang der Tiroler Schnapsroute verbindet. Das gilt auch für Elke Obkircher, die von sich behauptet: „Ich brenne fürs Brennen.“ Die Agrarökonomin ist im Vir-


Der Hobby-Landwirt Toni Rossetti ist ein Genießer.

gental in Osttirol zu Hause. Hier bewirtschaftet sie den Erbhof Binterhof, den sie von ihrem Schwiegervater übernommen hat. Was einen guten Schnaps ausmacht, hat für sie viel mit Geschmack zu tun. Eines aber ist unerlässlich, weiß Elke: „Guter Schnaps muss Qualitätskriterien wie Sauberkeit, Typizität und Harmonie erfüllen. Sauberes, reifes und aromareiches Obst ist die Grundvoraussetzung.“ Für Elke gehört der Schnaps zu Tirol und wenn es nach ihr geht, soll es auch so bleiben: „Jede Region steht für ihre besonderen Produkte, denen ortsgegebene Rohstoffe und jahrhundertelang überliefertes Know-how zugrunde liegen. Diese Tradition weiterzuführen und zu verfeinern, sehe ich als mein Ziel. Im Rahmen von Führungen und Verkostungen möchte ich das meinen interessierten Gästen näherbringen“, fasst Elke zusammen. REINHEIT UND NATÜRLICHKEIT Den Freunden des Schnapses auf eine einfache und unkomplizierte Weise einen Einblick in die Welt der Edelbrände zu gewähren, war für Lisa Holzmann die Motivation, mit ihrer Brennerei auf dem Glaserhof in Gnadenwald, Teil der Tiroler Schnapsroute zu werden. Neben der Brennerei führt Familie Holzmann auch eine

„Ich brenne fürs Brennen.“ ELKE OBKIRCHER

moderne Landwirtschaft, spezialisiert auf das selten gewordene braune Bergschaf und das Tiroler Grauvieh. Das Interesse an den Führungen wird indessen immer größer, freut sich Lisa: „Wir stehen ja sozusagen erst in den Startlöchern, dafür jedoch ist das Interesse der Kunden groß. Das Interesse wächst und wächst.“ Das gilt für Einheimische wie Urlauber. Gerade bei Letzteren ist sich Lisa sicher: „Kein Tourist kann sich einen Tirol-Aufenthalt ohne ein Gläschen Schnaps vorstellen.“ Deshalb sieht sie die jahrhundertelange Tradition auch in Zukunft nicht gefährdet. Die schönste Seite ihres Berufs liegt für sie im Ergebnis: „Wenn man schmecken kann, dass sich die Arbeit gelohnt hat“, meint die junge Brennerin. Mit den alten Hasen im Geschäft kann die 27-Jährige locker mithalten. Vor allem, da sie sich, wie sie sagt, in diesem Milieu einfach wohlfühlt. Aus 22 verschiedenen Obstsorten – von der

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Apfelsorte Gravensteiner bis zur Quitte – stellt Lisa natürliche, reine Destillate her. VON OBST UND OPTIK Einen Gravensteiner Apfelbrand kann man auch bei Toni Rossetti in Kolsassberg verkosten, wo der passionierte Hobby-Landwirt einen stattlichen Hof von seinen Eltern geerbt hat. Für ihn ist die Brennerei ein Stück Tiroler Kulturgut, die dazugehörigen Streuwiesen sind natürliche Landschaftsarchitekten. Er selbst pflanzt am liebsten hohe Bäume, die würden auch optisch am meisten hergeben, vor allem wenn sie in voller weißer Blüte stehen. Auch wenn das Fallobst mehr Aufwand bedeutet. „Da muss man jeden Tag raus und die Früchte einsammeln, da sie sonst schnell schlecht werden. Ich glaube, diese Muße haben nur Nebenerwerbsbauern“, ist Toni überzeugt. Als ambitionierter Hobby-Brenner zählt er ganze 70 verschiedene Sorten in seinem Sortiment. Dazu gehören Whisky, Rum, Gin oder Absinth ebenso wie Apfel, Birne oder Vogelbeere. Zur Qualitätskontrolle ist natürlich auch das Verkosten der eigenen Produkte angesagt. Ansonsten hält er sich an eine einfache Regel: „Ich trinke nur fremde Schnäpse. Ich will mir das bewusste und reduzierte Genießen nicht verderben und trenne das daher bewusst von meiner Arbeit.“


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Frisch aus dem Ofen Brot selbst zu backen, macht Spaß und weniger Umstände, als man denkt. Mehr als gute Zutaten und ein wenig Zeit braucht man dazu nicht. Wer allerdings sogar einen Brotbackofen im Garten hat, wird unter Umständen ein gefragter Gastgeber von Geburtstagspartys. TEXT: REBECCA MÜLLER, ILLUSTRATIONEN: MONIKA CICHOŃ

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rnährung hat heute einen sehr hohen Stellenwert. Zu dieser Entwicklung gehört auch eine bewusste Auseinandersetzung mit unseren Essgewohnheiten und den Lebensmitteln, die in unseren Einkaufswagen wandern. Vielen Menschen ist Qualität und Frische am wichtigsten, aber auch auf Regionalität wird geachtet. Fertiggerichte werden immer seltener in die Mikrowelle geschoben, stattdessen steht Selbstgemachtes auf dem Speiseplan. Ans Backen traut sich aber nicht jeder, vor allem nicht ans Brotbacken. In Zeiten von viel propagierten kohlenhydratenarmen Diäten sind alltägliche und beliebte Produkte wie Brot aber plötzlich als Dickmacher in Verruf geraten. Ist Brot nun plötzlich ungesund? „Gesund oder ungesund – das lässt sich nie an einer einzigen Variable festmachen. Es kommt immer auf die Qualität, die Naturbelassenheit, die Menge und vor allem die Konstitution der Person an, die es verzehrt“, erklärt Ernährungsberaterin Laura Angelmayer, die sich vor allem gegen Pauschalaussagen in puncto Ernährung wehrt. BROT IST NICHT GLEICH BROT Bei gekauftem Brot sollte bewusst auf Qualität geachtet werden. „Vollkornbrote dürfen sich schon so nennen, wenn bereits nur

30 Prozent des gesamten Teiges aus Vollkorn bestehen, was oft schon der Fall ist, wenn ein paar Leinsamen oder Haferflocken auf dem Brötchen sind.“ Weißes Brot, das hauptsächlich aus Auszugsmehl besteht, hat kaum noch Nährstoffe und auch Schwarzbrot ist nicht automatisch gesund: „Weil es oft nur mit Zuckercouleur dunkel eingefärbt ist“, erklärt Angelmayer. Der größte Haken ist jedoch hausgemacht und hängt konkret mit falschen Essgewohnheiten zusammen: „Brotmahlzeiten haben meist den Nachteil, dass der Belag selten viele Nährstoffe enthält, sondern eher aus Wurst, Käse oder sogar Fleischkäse besteht“, weiß die Ernährungsberaterin. Ebenfalls problematisch sieht sie Zusatzstoffe, die nicht deklariert werden müssen: „Wie zum Beispiel Emulgatoren, um die Teige voluminös zu machen, Phosphate, um die Porengröße zu regulieren, Färbe- und Bleichmittel, um das Brot schön weiß zu machen, oder Aromastoffe, damit das Ganze auch gut duftet.“ SELBST GEBACKEN IST AM BESTEN Die Ernährungsberaterin bäckt ihr Brot am liebsten selbst und sie glaubt auch, dass das jedem gelingen kann und Berührungsängste hier fehl am Platz sind: „Eigentlich kann jeder Brot backen. Man braucht auch nicht unbedingt einen Backautomaten dazu,

sollte aber ein bis zwei Stunden Zeit haben, solange das Brot im Rohr ist bzw. zum Vorbereiten und Gehenlassen.“ Aus persönlicher Erfahrung weiß sie auch, dass man kein gelernter Bäcker sein oder besonders präzise vorgehen muss: „Wenn man Brot selbst macht, verzeiht es eigentlich recht viele Fehler. Ich persönlich verwende gerne ein getrocknetes Sauerteigpulver, was die Zubereitung stark vereinfacht, da das lange Kneten wegfällt.“ Die Zutaten müssen schließlich nur noch vermischt und in eine Form gegossen werden, in der das Brot im Backrohr aufgehen kann. Entscheidend sind die inneren Werte: Hochwertiges und vor allem fein gemahlenes Vollkorngetreide


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was man braucht. Was einem guttut, wird dann nicht nur auf der Zunge entschieden, man kann es im ganzen Organismus spüren“, weiß die Expertin und ergänzt: „Für gewöhnlich ändert sich dies im Laufe der Zeit immer wieder. Weswegen strikte Ernährungsdogmen, die oft auf fragwürdigen Studien beruhen, im Endeffekt kontraproduktiv sind.“

„Wenn man Brot selbst macht, verzeiht es eigentlich recht viele Fehler.“ LAURA ANGELMAYER, ERNÄHRUNGSBERATERIN

ist in diesem Fall die unverzichtbare Basis. Auf ganze Körner oder Flocken verzichtet Laura Angelmayer: „Die sind eigentlich beide roh und das kann die Verdauung schwächen, da der Körper damit nur schwer umgehen kann“, erklärt sie. Abgesehen von gesunden, natürlichen, frischen und qualitätsvollen Zutaten ist es für einen gesunden Organismus sehr wichtig, auf den eigenen Körper zu hören. Denn für wen was gut ist, ist individuell und auch vom Körpertyp abhängig. Um herauszufi nden, welcher Typ man selbst ist, kann folgender ein guter Weg sein: „Wenn man auf Aromen und Geschmacksverstärker verzichtet, fängt der Körper an zu sagen,

DIE GESUNDE MITTE Wie so oft liegt der richtige Weg also in der goldenen Mitte und hat vor allem mit Individualität zu tun. Auf sein ganz persönliches Bauchgefühl darf und sollte man sich auch beim Essen verlassen. Darüber hinaus ist eines wichtig: „Um sich gesund zu ernähren, gilt immer die Regel: so frisch wie möglich, so naturbelassen und so einfach wie möglich zubereitet. Welche Nahrungsmittel der Einzelne genau braucht, ist sehr individuell und vom Körpertyp abhängig“, erklärt Angelmayer. „Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Brot, das aus hochqualitativem Vollkorngetreide hergestellt wird, einen positiven Effekt auf die Verdauung und auch den Sättigungseffekt hat“, so Angelmayer abschließend. QUALITÄT HAT PRIORITÄT Auf Qualität und Herkunft der Produkte und Zutaten legen auch viele heimische Produzenten großen Wert. Auskunft darüber liefert nicht nur die Zutatenliste. Der Bäcker des Vertrauens kann hier kompetente Ansprechperson sein. Wer einmal die eigene Küche zur Backstube umfunktionieren will, dem sei die Scheu genommen, und wer so richtig Gefallen daran findet, will das Ganze


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„Man kann in den Öfen neben Brot und Pizza natürlich auch Braten in einem Römertopf zubereiten, ein Steak braten oder einen Kuchen backen.“ MARKUS BAUMANN, OFENBAUER

vielleicht ein wenig „professioneller“ angehen. Mit diesem Anliegen ist man bei Markus Baumann an der richtigen Adresse. Seit 20 Jahren baut die Firma von Markus Baumann in Ranggen Öfen in Tiroler Handarbeit. Das Angebot reicht von kleinen Stubenöfen bis hin zu ganzen Ofenanlagen. Zu den Besonderheiten der Ofenbauer gehören die hauseigenen Keramikerzeugnisse, deren Gestaltung in Form und Farbe ganz den Kunden überlassen wird, und Brotbacköfen für den Hausgebrauch. BROT UND PIZZA BACKEN IM GARTEN Aus privatem Interesse hat Markus Baumann in den letzten zwei Jahren damit begonnen, Brotbacköfen zu bauen. Aber auch, weil die entsprechende Nachfrage bei seinen Kunden vorhanden war. Baumann setzte sich mit alten Brotbacköfen, ihrer Bauweise und den verwendeten Materialien auseinander und tüftelte lange an der Frage, wie man sie heute für einen gewöhnlichen Haushalt herstellen könnte. Kleiner und kompakter sollte der Ofen sein. Durch Isolierung und eine Rauchgasrückführung wollte Markus Baumann auch erreichen, dass das Modell energieeffizient ist und weniger Holz benötigt. „Nach der ganzen Denkarbeit habe ich dann in meinem eigenen Garten den Prototypen aufgebaut“, erzählt Baumann. Eingeweiht wurde der nun erste hauseigene Brotbackofen sogleich mit der ganzen Familie. Allerdings war es nicht ein Laib Brot, der in den Ofen geschoben wurde. „Wir haben

Pizzen gemacht. Die dritte ist dann perfekt gelungen“, blickt Baumann zurück. MIT EXPERIMENTIERFREUDE ZUM ERFOLG Es ist dieses Herantasten und Ausprobieren, das der Ofenbauer auch seinen Kunden ans Herz legt. Für Interessierte veranstaltet er eigene Workshops in seiner Firma „Markus Baumann Keramik“ in Ranggen. Die Handhabung der Öfen gestaltet sich recht einfach. In der Tür ist eine Glasscheibe eingebaut, so kann man den Brennvorgang stetig beobachten. Ein Thermostat gibt Auskunft über die Temperatur. Ist die gewünschte Hitze erreicht und bleibt sie eine Stunde lang konstant, kann es losgehen. „Man kann in den Öfen neben Brot und Pizza natürlich auch Braten in einem Römertopf zubereiten, ein Steak braten oder einen Kuchen backen“, betont Markus Baumann. Neben dem kulinarischen Genuss stehen für ihn vor allem das Erlebnis und die Freude am gemeinsamen Kochen mit einem eigenen Backofen im Garten im Vordergrund. Hier komme die ganze Familie zusammen und habe Spaß an der gemeinsamen Sache, weiß Markus Baumann aus persönlicher Erfahrung. „Bei einer Geburtstagsparty habe ich einmal 20 Pizzen in knapp eineinhalb Stunden gemacht. Das hat nicht nur allen geschmeckt, sondern auch richtig Laune gemacht“, erzählt der Ofenbauer – und nun auch leidenschaftliche Hobby-Pizzabäcker.


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DAS LIEBLINGSREZEPT DER ERNÄHRUNGSEXPERTIN: Laura Angelmayer holt am liebsten dieses einfach zubereitete Brot aus ihrem Backrohr: • 450 g Dinkelmehl (frisch gemahlen oder Vollkornmehl) • 50 g ungeschälter Sesam und Leinsamen • Fenchel und Anis gemahlen, Kümmel und Koriander gemahlen • 1–1 ½ TL hochwertiges Salz • 1 Packung Trockenhefe, 1 TL Natursauerteig • 2 Msp. Curcuma, etwas Rosenwasser • Etwas Olivenöl

Zunächst aus privatem Interesse hat sich Ofenbauer Markus Baumann mit Brotbacköfen auseinandergesetzt und stellt sie nun für den privaten Gebrauch her.

Zur Ergänzung oder Abwechslung: • Nüsse oder Brennnesselsamen (stärkend und hilfreich z. B. bei Burnout) • Dinkel mit Roggen oder auch Buchweizen mischen • Curcuma, dadurch erhält das Brot eine gelbe Farbe

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Mit lauwarmem Wasser anrühren, bis ein kompakter, aber weicher Teig entsteht. In eine Form leeren, bei ca. 50° C im Rohr gehen lassen, danach bei ca. 180° C backen lassen. Laura Angelmayer ist Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Ernährungsberaterin. Kontakt und weitere Infos unter: www.ernaehrungsberatung-tcm.com


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„ Vieles ist Learning by Doing. Früher haben wir einzelne Darsteller auf Fortbildungen geschickt, aber seit wir mit professionellen Regisseuren arbeiten, lernen wir schon beim Proben sehr viel. Und es lernt nicht nur der etwas, der einen Kurs besucht, sondern das ganze Ensemble.“ BRIGITTE RIEDER, SCHAUSPIELERIN UND KASSIERIN, THEATER RUM

Vorbereitungen auf „Aida“ im Theater Rum: beim Schminken und bei der Generalprobe (o. u. re.)


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Vereint auf der Bühne Es kann, aber es muss nicht der typische Bauernschwank sein. Viel lieber leben die Mitglieder der Tiroler Volksbühnen ihre Theater­leidenschaft in unterschiedlichen Genres aus. Ganz nebenbei erfüllen sie auch noch wichtige Funktionen im Dorfleben. TEXT: ESTHER PIRCHNER

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xakt 255 Laientheater und semiprofessionelle Bühnen verzeichnet der Theater Verband Tirol auf seiner Website, mehrere tausend Tiroler engagieren sich ehrenamtlich als Schauspieler, Regisseure, Kostümbildner, Kartenabreißer, Bühnenbauer, Techniker oder Vereinsobleute. Mit ihrem zwar zeitaufwändigen, aber dafür umso befriedigenderen Hobby sorgen sie dafür, dass ihre Gemeinde etwas zum Lachen oder zum Nachdenken hat. LIEBER LUSTIG Wer sich dafür entscheidet, in einem der vielen Theatervereine in Tirol auf der Bühne zu stehen, der muss über einige Monate zwei Proben pro Woche absolvieren, muss mehrere Aufführungen einplanen und vielleicht auch noch beim Bühnenbau mit anpacken oder eigenhändig hunderte Eintrittskarten mit den Aufführungsdaten und Sitzplatznummern beschriften. Es gehört viel Enthusiasmus dazu, bis ein Stück auf die Bühne kommt, ganz gleich, ob ein kleiner Verein im Dorfgasthaus spielt oder ein anderer mehrere hundert Mitglieder hat und das technisch

modern ausgestattete Veranstaltungshaus des Orts als Spielstätte nutzen kann. In See im Paznaun etwa zählt die Heimatbühne 19 Mitglieder. Jedes Jahr wird eine Komödie einstudiert und von Weihnachten bis Ostern einmal wöchentlich aufgeführt, zu den bisherigen Vereinsjubiläen nach zehn, 15 und 25 Jahren kamen auch ernste Stücke auf die Bühne. Der Heimatbühne Kirchdorf und dem Theaterverein Nikolsdorf gehören jeweils rund vierzig Personen an. Die Bandbreite der gespielten Genres ist groß – in Kirchdorf reicht sie etwa vom Musical bis zum klassischen Lustspiel, vom ernsten Zwei-Personen-Stück bis zum Schattenspiel –, auch wenn Komödien nach wie vor am beliebtesten sind. Auf den umfangreichsten Pool an potenziellen Spielern, Technikern und helfenden Händen kann das Theater Rum zurückgreifen, in dem 250 Gemeindebürger organisiert sind und das bis zu vier Produktionen im Jahr bestreitet – zuletzt das Musical „Aida“, das mit 43 Darstellern, knapp hundert Kostümen, fünfzig Bühnenbildwechseln, Chor, zehn Musikern und der Gastregisseurin Ursula Lysser auch für


© GERNOT SCHWAIGER

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„ Wir spielen fast 90 Prozent lustige Stücke, und die sind sehr bunt gemischt, von der Gaunerund der Boule­vardkomödie über das Singspiel bis hin zum skurrilen Stück.“ RUDOLF KRAUSSE, SCHAUSPIELER, REGISSEUR UND OBMANN, HEIMATBÜHNE KIRCHDORF

Aus der Arbeit mit Profiregisseuren – hier mit Ursula Lysser (rechtes Bild oben) beim Feinschliff zu „Aida“ – lernen alle Spieler des Theaters Rum etwas.

Rumer Verhältnisse ein Großprojekt war. Es gebe zwar bevorzugte Genres beim Publikum, aber man könne nicht immer das Gleiche machen, meint Marbod Trinkl, Obmann des Theaters Rum. „Das finden die Leute langweilig.“ WAS GEHT? Nach der Größe des Vereins, den Wünschen des Publikums, den technischen Gegebenheiten und den inhaltlichen Interessen richten sich auch die Möglichkeiten, die ein Theater bei der Auswahl der Stücke hat. Man müsse sehr viel lesen, erzählen Martin Moritz, Spielleiter der Rumer, und Rudolf Krausse, Obmann der Heimatbühne Kirchdorf. Manchmal sei gleich etwas Tolles dabei, ein andermal müsse man zehn Stücke verwerfen, bis man auf das richtige stoße. Leseexemplare können bei den Verlagen oder beim Theater Verband Tirol bestellt werden, vieles ist auch im Internet auszugsweise vorhanden und vermittelt einen ersten Eindruck. Oft werden Stücke ein wenig umgeschrieben und so auf die Region oder auf heutige Verhältnisse umgemünzt. In See, wo das Theater auch reges Publikumsinteresse seitens der deutschen und Schweizer Urlauber verzeichnet, findet auch der eine oder andere Schmäh zu Tourismus und Völkerverständigung Eingang in die Texte. Aber ganz unabhängig davon, wie lustig, regional angepasst oder ans Herz gehend ein Stoff ist, er muss vor allem anderen auch bewältigbar sein. „Es nützt nichts“, meint Emil Zangerl von der Heimatbühne See, „wenn der Spielleiter ein Stück auswählt, für das er zehn Leute zwischen zwanzig und dreißig Jahren braucht, und wir im Verein haben nur vier.“

Abgesehen von der Anzahl der verfügbaren Darsteller und ihrem Alter – in allen Vereinen gibt es Mitglieder vom Jugendlichen bis zum Senior – kommt es aber vor allem auf die spielerischen Fähigkeiten an. Die Frage, wer für welche Rolle geeignet ist und sie auch gerne übernimmt, stellt sich in allen Theatern, Begabung ist ebenso gefragt wie Vielseitigkeit. Steht ein Stück einmal fest, dann lädt der Theaterverein Nikolsdorf alle spielfreudigen Mitglieder dazu ein, sich zu melden. Die Aufteilung der Rollen funktioniert reibungslos, wie Marianne Mair, Obfrau des Vereins, betont: „Jeder hat sein Talent, und das muss man nützen.“ In dieselbe Kerbe schlägt Brigitte Rieder, Schauspiele-

„ Im Theater gibt es keine Berührungsängste. Bei welchem anderen Verein greifst du einen anderen Menschen an? Das ist im Theater gang und gäbe. Anderswo kannst du dich auch einmal verstecken, aber beim Theater geht das nicht.“ MARIANNE MAIR, SCHAUSPIELERIN UND OBFRAU, THEATERVEREIN NIKOLSDORF

rin und Kassierin beim Theater Rum: „Wir haben ganz viele Typen als Spieler, die auch unterschiedliche Genres bedienen.“ SPIELEND LERNEN Wie und wo aber lernen die Vereinsmitglieder, ihre Talente richtig einzusetzen? Immer wieder nehmen Schauspieler und Regisseure die Angebote des Theater Verbands Tirol wahr und bilden sich in Kursen fort. Andere wie die Mitglieder des Theatervereins Nikolsdorf besuchen, auch weil der Weg nach Innsbruck weit ist, Fortbil-

dungen im Bezirk, übrigens nicht nur im Bereich Darstellung, sondern auch in Bezug auf Regie, rechtliche Fragen, Maskenbild und andere Themen rund ums Theater. Eine zunehmend wichtigere Rolle spielt auch die Arbeit auf der Bühne selbst. Etliche Amateurtheater laden zu besonderen Projekten professionelle Regisseure, Bühnen- oder Kostümbildner ein und lernen von ihnen, während sie ein Stück vorbereiten. In Rum hat das eine lange Tradition. Schon Danielle Konrad, die das Theater 1991 gründete, konnte mit Volk-


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VIER REGIONEN – VIER BÜHNEN

Proben zum Projekt „Wachgeküsst“ in Nikolsdorf.

mar Seeböck einen Profi im Bereich Jugendtheater für eine Zusammenarbeit begeistern. Heute wird rund ein Drittel aller Produktionen mit externen Regisseuren einstudiert. Der Nutzen ist für das gesamte Ensemble groß. LOCKER WERDEN Auf Schloss Lengberg in Nikolsdorf feierte im Frühjahr das Stück „Wachgeküsst“ Premiere, das nicht nur mit zwei professionellen Theaterpädagogen, Armin Staffler und Sonia Ellemunt, einstudiert wurde, sondern auch eine Gemeinschaftsproduktion mit dem AufBauWerk der Jugend, einem „sozialen Dienstleistungsunternehmen für junge Menschen mit Förderbedarf“, ist. So lange habe Staffler „Übungen, Spiele, ganz versteckte Sachen“ mit allen Mitspielern gemacht, bis alle locker und nicht mehr aufge-

© FRANZ OSS (2), THEATERVEREIN NIKOLSDORF (2)

© HEIMATBÜHNE SEE

Heimatbühne Kirchdorf • besteht seit: 1986 • Mitgliederzahl/Einwohner: 43/3.689 • Alter der Mitglieder: 16 bis 90 (bei der Gründung: 18 bis 25) • Anzahl Stücke pro Jahr: 1 bis 2 • Proben pro Stück: 15 bis 20 www.heimatbuehne-kirchdorf.at

„Wer bei uns mitspielen möchte, darf vom Probenbeginn im Dezember bis zur letzten Vorstellung zu Ostern keine Woche in Urlaub gehen. Er muss immer da sein.“ EMIL ZANGERL, SCHAUSPIELER UND OBMANN, HEIMATBÜHNE SEE

regt gewesen seien, schildert Marianne Mair die Probensituation. „Man fühlt sich danach ganz anders, und das ist so wichtig für das Selbstvertrauen, für den großen Auftritt.“ Diese Mischung aus großem Auftritt und gemeinschaftlichem Erleben ist wohl einer der Hauptgründe, sich in einem Theaterverein zu engagieren. Das zeigt sich auch an der Verbindung zu anderen Theatern und Vereinen. Die Heimatbühne Kirchdorf hat seit rund zwanzig Jahren eine Partnerbühne in Klein-Pöchlarn, der Theaterverein Nikolsdorf besucht regelmäßig Theater in ganz Tirol und Südtirol, um sich inspirieren zu lassen, und erhält umgekehrt Besuch von diesen. Die Rumer sprechen sich mit den Thaurer, Absamer und Milser Theatern in Bezug auf ihr Programm ab und stellen schon einmal bei einer Feuerwehrübung Verletzte dar, während umgekehrt

Theaterverein Nikolsdorf • besteht seit: 1958 • Mitgliederzahl/Einwohner: 35/880 • Alter der Mitglieder: 12 bis 92 • Anzahl Stücke pro Jahr: mind. 1 • Proben pro Stück: mind. 20 www.nikolsdorf.at/de/ theaterverein-nikolsdorf-2.html

Heimatbühne See • besteht seit: 1948–1956, Neugründung 1989 • Mitgliederzahl/Einwohner: 19/1.185 • Alter der Mitglieder: 25 bis 70 • Anzahl Stücke pro Jahr: 1 bis 2 • Proben pro Stück: 20 bis 30 www.heimatbühne-see.at

Theater Rum • besteht seit: 1991 • Mitgliederzahl/Einwohner: 250/8.940 • Alter der Mitglieder: 16 bis über 90 • Anzahl Stücke pro Jahr: 3 bis 4 • Proben pro Stück: max. 57 www.theater-rum.at

die Schützen in den Theaterpausen im Service aushelfen. GEMEINSAME SACHE Innerhalb der Vereine sind die Aufgaben ebenfalls gut verteilt: Wer zum Beispiel wegen seines Alters nicht mehr auf die Bühne kann oder will, findet vielleicht eine neue Beschäftigung beim Kulissenmalen, und sogar der jetzige Obmann des Theaters Rum, Marbod Trinkl, kam als Aushelfer an der Schank zum Verein. Weil sich jeder in seinem Betätigungsfeld das ganze Jahr über so begeistert engagiert, ohne Geld dafür zu verlangen, richten alle Vereine jährlich einen Ausflug aus. Letztlich gehe es nämlich vor allem darum, „dass alle g’schaffen“, sagt Marianne Mair vom Theaterverein Nikolsdorf. „Wenn du den anderen nicht anschauen kannst, nicht magst, dann kannst du auch gar nicht mit ihm spielen.“



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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Kufstein

Schulabschluss-Konzert mit Sigma

3. Juli Dem Londoner Produzenten-Duo Sigma gelang im vergangenen Jahr mit dem Hit „Nobody To Love“ der weltweite Durchbruch. Heuer sorgen die Musiker, die mit der Single „Changing“ in den britischen Charts auf Platz eins landeten, beim Schulabschluss-Konzert auf der Festung Kufstein für Ferienstimmung und Feierlaune. Ihre Live-Show verspricht Power, Emotionen und natürlich die Hits, die man aus dem Radio kennt. Ihr neuer Song „Higher“ hat bereits den Sommer eingeläutet.

LaBrassBanda

10. Juli Wo die „Funk-Soul-Brass-Brothers“ vom Chiemsee auftauchen, setzen sich die Massen in Bewegung. Niemand ist gefeit vor dem groovigen Blech-Massaker, das die Bläser Stefan, Manu und Hans, Drummer Manuel und Bassist Olli veranstalten. Auch am 10. Juli auf der Festung Kufstein werden sie ab 20 Uhr mit ihrem schwungvollen Mix aus Punk, Soul, Dub, Ska, Polka, Balkan-Beat und Mariachi-Musik für beste Unterhaltung sorgen.

Genussvolles Frühlingserwachen in Brixlegg

© MARKUS BURKE, REST: JEWEILIGER VERANSTALTER

2. Mai Die Krokusse strecken schon den Kopf durch den Schnee – da wird es Zeit, die warme Jahreszeit zu begrüßen. Brixlegg lädt am 2. Mai, ab 8 Uhr, zum großen Frühlingsfest ins Dorfzentrum ein. Auf die Besucher warten ein traditioneller Bauernmarkt, ein Schmankerlmarkt mit Livemusik, Frühlings-Angebote in den Geschäften und ein großes Kinderprogramm mit Kinderschminken, Zauberer, der Raiffeisen-Sumsi, einer Hupfburg und klebrig-süßer Zuckerwatte. Erstmalig werden heuer auch die Bobby-Car-Meisterschaften des Skiclubs Brixlegg ausgetragen.

Rattenberger Schlossbergspiele

3. Juli bis 7. August Die historische Burgruine Rattenberg wird jeden Sommer zur eindrucksvollen Kulisse der Rattenberger Schlossbergspiele. Bei den diesjährigen Aufführungen wird das Stück „Schinderhannes“, ein Schauspiel von Johannes Reitmeier und Barbara Kerscher nach Carl Zuckmayer, aufgeführt. Das Stück erzählt vom abenteuerlichen Leben des Johann Bückler, der im 18. Jahrhundert mit seiner Räuberbande im Hunsrück sein Unwesen trieb und unter dem Namen Schinderhannes berühmt wurde. Beginn ist jeweils um 21 Uhr.


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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Kitzbühel

Herbstlauf Itter

10. Oktober Der traditionelle Herbstlauf startet direkt am Dorfplatz Itter. Die jungen Lauf-Fans starten um 13 Uhr, bevor die Damen und Herren der Haupt­ klasse um 16 Uhr die zehn Kilometer lange, leicht kupierte Strecke rund um Itter in Angriff nehmen.

Radweltpokal mit WM-Qualifikation

22. bis 29. August Erstmals wird heuer beim 47. Radweltpokal neben den traditionellen Rennen auch der UCI World Cycling Tour Qualifier, die Qualifikation für die Weltmeisterschaften im Straßenradrennsport, ausgetragen. Bis zu 1.000 Fahrer mehr als im Vorjahr werden dabei kräftig in die Pedale treten.

KitzAlpBike Festival

BluatschinkFamilienkonzert

7. Juni Unterhaltung für eine gute Sache gibt es in Reith. Der Verein Lichtblicke Kitzbühel veranstaltet am 7. Juni um 14 und 17 Uhr ein Bluatschink-Familienkonzert im Kulturhaus Reith. Der Reinerlös der Veranstaltung kommt sozialen Zwecken in der Region Kitzbühel zugute. Karten für beide Termine gibt es in allen Bankstellen der RaiffeisenBank Kitzbühel.

21. Kammermusikfest Hopfgarten

20. bis 29. August Hochkarätige Musiker aus ganz Europa, erlesene Kammermusik aus vier Jahrhunderten und ein spannendes Rahmenprogramm – das verspricht Ende August das 21. Kammermusikfest in der Brixentaler Marktgemeinde Hopfgarten. Unter der künstlerischen Leitung von Ramon Jaffé bietet das kleine, aber feine Festival ausgewählte Konzertgenüsse in der barocken Pfarrkirche und in der Salvena.

© DOMINIK KISS, ERWIN HAIDEN, REST: JEWEILIGER VERANSTALTER

20. bis 28. Juni Das Mountainbike-Festival KitzAlpBike zählt zu den wichtigsten Veranstaltungen der Szene. Egal ob beim Marathon in fünf Varianten, Enduro Windautaler Radlrallye, Cross Country oder Hillclimb – für jeden Biker von Groß bis Klein ist beim KitzAlpBike Festival im Brixental etwas dabei. Heuer ist das Brixental zudem Austragungsort der Enduro-Europameisterschaften. Das Rahmenprogramm mit dem Sommernachtsfest am 24. Juni und zahlreiche Live-Acts machen das Radsportereignis zu einer einzigartigen Veranstaltung.


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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Schwaz

Open Air der Ziller­taler Haderlumpen

7. bis 9. August Die Haderlumpen sorgen auch heuer wieder im Zillertal für Sommerstimmung und lassen die Herzen ihrer Fans höherschlagen. In Zell am Ziller gibt das Trio als Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung ein großes Open-Air-Konzert, das dank der Überdachung bei jeder Witterung stattfindet.

JUZIopenair

13. bis 16. August Das 16. JUZIopenair findet am 15. August in Strass im Zillertal statt. Die Jungen Zillertaler feiern in diesem Jahr mit hochkarätigen Stars wie Semino Rossi, Antonia aus Tirol, der traditionellen Fanwanderung und dem stimmungsgeladenen Frühschoppen. Das Rahmenprogramm startet bereits am Donnerstag, 13. August, mit dem Begrüßungsabend.

20-jähriges Bühnenjubiläum der Jungen Zellberger

21. August Bereits seit 20 Jahren heizen die Jungen Zellberger dem Publikum ein. Anlässlich dieses Jubiläums laden die drei Brüder zu einem berauschenden Fest ein. Bereits am Nachmittag können Fans mit ihren Lieblingsmusikern feiern. Los geht es mit einer CD-Präsentation um 14 Uhr.

© UNION RAIFFEISEN RADTEAM TIROL/WALTER ANDRE, RADTEAM TIROL/WALTER ANDRE, REST: JEWEILIGER VERANSTALTER

Sumsi-Event im Planetarium:

6. November Im Planetarium in Schwaz können Besucher dem Sternenhimmel nahe kommen. Am 6. November sind Groß und Klein zum Sumsi-Event , das unter dem Motto „Eine Reise ins All“ steht, eingeladen. Für alle Sumsi-Sparer gratis Eintritt!

TOP Opera

20. und 24. Juli, 7. August Wenn sich talentierte Nachwuchskünstler aus Europa und den USA in Schwaz zum Intensivtraining treffen, kommen Besucher in den Genuss hochkarätiger Konzerte. Das Auftaktkonzert findet am 20. Juli in Achenkirch im Hotel Das Kronthaler statt. Musikalisch weiter geht es in der Pfarrkirche Wiesing am 24. Juli. Und das große Abschlusskonzert geht am 7. August im Gemeindezentrum Maurach über die Bühne.

Schwazer Radsporttage

5. und 6. September Die 19. Internationalen Schwazer Radsporttage lassen die Tiroler Radsportmetropole erneut in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Teilnehmer erwartet ein Programm der Superlative, das allen Leistungs- und Altersklassen gerecht wird. Viele nationale und internationale Spitzenfahrer haben sich für das RaiffeisenAltstadtkriterium am Samstag und den Raiffeisen-Straßenpreis bereits angekündigt. Spannung ist garantiert.

Achensee-Radmarathon

3. Mai Bei der vierten Auflage des Achensee-Radmarathons radeln wieder rund 1.000 Sportbegeisterte rund ums Karwendel. Die spektakuläre Strecke beginnt und endet in Achenkirch und führt über Wiesing und Telfs hinauf nach Buchen und Seefeld, weiter am Sylvenstein-Stausee in Bayern und zurück. Die Fahrer legen beim Achensee-Radmarathon 168 Kilometer und 1.570 Höhenmeter zurück.


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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Innsbruck Land

Tiroler Barocktage

19. April bis 10. Mai Noch an drei Sonntagen, 19. und 26. April sowie 10. Mai, finden jeweils um 19 Uhr in der Wallfahrtskirche Götzens Konzerte der Tiroler Barocktage statt. Zu hören gibt es barocke Motetten, Kantaten und Konzerte, dargeboten von namhaften Interpreten aus dem In- und Ausland.

Clean-up-Challenge

Feuerwehrfest Trins

19. bis 21. Juni Die Gemeinde Trins ist heuer Schauplatz des Bezirksleistungswettbewerbs der Feuerwehren von Innsbruck Land. Hunderte Feuerwehrleute werden vor tausenden Festbesuchern im Wettstreit miteinander ihr Können unter Beweis stellen.

30. bis 31. Mai Eine Alm ohne Kühe – das passt nicht ganz zusammen. Genau dieses Szenario droht aber der Eppzirler Alm im Karwendel, die vor zwei Jahren durch einen Murenabgang schwer beschädigt wurde. Um das Weidegebiet rechtzeitig vor dem Sommer wieder in Schuss zu bringen, werden gemeinsam mit dem Raiffeisen Club Tirol für das Wochenende vom 30. und 31. Mai Jugendliche zwischen 16 und 27 Jahren gesucht, die anpacken können und auch für Spaß bei der Arbeit zu haben sind.

Haller Gassenspiele Abschnittsleistungswettbewerb der Freiwilligen Feuerwehr St. Jodok-Vals

27. bis 28. Juni Retten, löschen, bergen, schützen. Beim 40. Abschnittsleistungswettbewerb zeigen Feuerwehrleute aus dem Wipp- und Stubaital vor Publikum ihre Fähigkeiten. Unter Zeitdruck gilt es, Handgriffe aus dem Feuerwehrwesen korrekt und sicher auszuführen.

10. Juli bis 8. August In den Monaten Juli und August werden ausgewählte Plätze und Gassen in Hall zur Bühne. Bei den diesjährigen Haller Gassenspielen wird die Satire „Der Finanzprüfer“ von Peter Lotschak nach der bissigen Satire „Der Revisor“ von Nikolai Gogol dargeboten. Peter Lotschaks neue und gekürzte Version besticht durch eine klare und einfach gehaltene Sprache, die es vermag, die Essenz der Komödie pointensicher zu entfalten. Die Premiere findet am 10. Juli statt.

10. Raiffeisen Turmlauf

27. September Der Turmlauf in Hall in Tirol bietet eine spannende Mischung aus sportlichem Event und historischer Örtlichkeit. Anders als bei den meisten Treppenläufen ist ganz oben nicht Schluss. Die Teilnehmer haben nämlich zwei Türme, Medienturm und Münzturm, zu bewältigen. Zusammen ergibt das 486 Meter und 590 Stufen. Im Rahmen des Events gibt es ebenfalls einen Feuerwehrlauf. Dabei starten Feuerwehrmänner in voller Einsatzbekleidung in Zweierteams auf der gleichen Strecke.

15. August Das Wiesenrock Festival in Wattens wird durch verschiedene Recycling- und Upcycling-Interventionen zu einem charmanten Nachhaltigkeitserlebnis. In enger Kooperation mit GLOBAL 2000, dem Klimabündnis Tirol, dem Umwelt Verein Tirol und der Agentur Knallgrün werden jährlich rund 90 Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales entwickelt, die das Festival zu einer der ersten nachhaltig ausgerichteten Kulturveranstaltungen Tirols machen.

Frühjahrskonzert und Bezirksmusikfest Kematen

19. April und 10. bis 12. Juli Unter Kapellmeister Herbert Lackner wird beim Frühjahrskonzert der Musikkapelle Kematen am 19. April ein abwechslungsreiches Musikprogramm aufgeführt. Bereits am 17. April gibt es die Stücke im Rahmen einer öffentlichen Generalprobe zu hören. Zusätzlich veranstaltet die Musikkapelle heuer das Bezirksmusikfest Innsbruck Land vom 10. bis zum 12. Juli in Kematen: Der 10. Juli gehört den Jugendkapellen, am 11. Juli treten die Gast­k apelle Seeboden am Millstätter See und die Grubertaler auf.

© H. SONNTAG, GERHARD FLATSCHER / STADTMARKETING HALL IN TIROL, MIRIAM RANEBURGER, REST: JEWEILIGER VERANSTALTER

Wiesenrock Festival


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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Innsbruck

Boulder-EM

Festwochen der Alten Musik

13. bis 16. Mai Nach 2010 kämpft Europas Boulder-Elite bereits zum zweiten Mal auf dem Innsbrucker Marktplatz um Ruhm, Ehre und die heiß begehrte EM-Medaillen. Rund 180 Athleten aus 30 Nationen, darunter Österreichs Kletterstars Anna Stöhr und Jakob Schubert, treten beim IFSC European Bouldering Championship 2015 gegeneinander an. Daneben kommt im Rahmen des Mammut Blocmaster Boulder Jams auch der Breitensport zum Zug.

14. Juli bis 28. August Die 39. Festwochen der Alten Musik in Innsbruck stehen unter dem Motto „Stylus Phantasticus“. Den heurigen Schwerpunkt hat der künstlerische Leiter Alessandro de Marchi auf improvisierte Musik gelegt. Programmhighlights sind außerdem die Opern „Il Germanico“ von Porpora und „Armide“ von Lully.

Raiffeisen Sumsi-Tag im Alpenzoo

20. September Der Sumsi-Tag im Herbst holt Familien in den Alpenzoo, die dort einen spannenden Tag verbringen können. Dieses Jahr dreht sich alles um die Biene, ihre Helfer und die Imkerei. Große und kleine Besucher haben die Gelegenheit zum Malen, Basteln, Riechen, Schmecken und Staunen.

© INNSBRUCKER FESTWOCHEN/ARNE SCHULTZ, RAIFFEISEN/FORCHER, ELIAS HOLZKNECHT, REST: JEWEILIGER VERANSTALTER

Andreas-Gabalier-Konzert

New Orleans Festival

16. bis 19. Juli Das New Orleans Festival hat große Tradition und geht heuer bereits zum 17. Mal in der Tiroler Landeshauptstadt über die Bühne. Feel the Groove – echtes Südstaatenflair in Tirol! Viele hochkarätige Stars haben sich bereits angekündigt und werden den Blues an den Inn bringen.

21. November Andreas Gabalier begeistert in der Schweiz, Deutschland und Österreich das Publikum mit seiner ganz eigenen Mischung aus Schlager und Rock ’n’ Roll. 2014 besuchten 200.000 Fans die Konzerte – meist in Tracht und trotz Sprachbarrieren sehr textsicher beim Mitsingen. Beim Innsbruck-Konzert seiner Österreich-Tour wird er in der Olympiahalle dem Publikum einheizen.


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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Imst

Open-Air-Sommer in Imst

13. Tschirgart Jazzfestival Imst

5., 27. und 28. Juni Der Sommer in Imst lockt wieder mit Konzerten ins Freie: Das Raiffeisen Club Open Air 2015 findet am 5. Juni im Sportzentrum statt – auf der Bühne stehen die Chartstürmer Revolverheld. Am 27. Juni lässt Hans Söllner die Herzen seiner Fans im Stadtpark höherschlagen und ebenfalls im Stadtpark sorgt am 28. Juni Julian Le Play für eine unvergessliche Sommernacht.

7. bis 14. Mai Jazzfans aufgepasst! Der Art Club Imst lädt heuer bereits zum 13. Mal zum TschirgArt Jazzfestival in den Glenthof ein. Shooting-Star Gregory Porter, Jan Garbarek feat. Trilok Gurtu, Frankreichs Akkordeon-Meister Richard Galliano, Jazz-Legende Arturo Sandoval, Liedermacher Pippo Pollina und die skandinavische Jazzdiva Rebekka Bakken präsentieren ein hochkarätiges Programm.

Familienfest Alpine Coaster

Ötztaler Radmarathon

Musik am Piburger See

17. Juli Ein Klangrausch in traumhafter Kulisse erwartet Besucher am 17. Juli beim Konzert der Regensburger Domspatzen am Piburger See im Ötztal.

IFSC Kletterweltcup Imst

31. Juli und 1. August Imst hat sich längst international als Klettermekka etabliert. Auch heuer wieder messen beim Kletterweltcup die besten Kletterer der Welt in der Disziplin Vorstieg ihre Kräfte und mentale Stärke aneinander.

30. August Einmal beim Ötztaler Radmarathon mitradeln – das ist der Traum vieler konditionsstarker Biker. Auch heuer treffen sich Profis und Hobbyradler, um eine Strecke von 238 Kilometern und 5.500 Höhenmetern zurückzulegen. Der Startschuss fällt am 30. August in Sölden.

10. Gletscher­ marathon Pitztal/Imst

5. Juli In hohen Gefilden laufen können Sportfreaks beim 10. Gletschermarathon Pitztal/Imst. Seit 2006 ist der jährlich stattfindende Lauf ein fester Bestandteil der Sommersportevents in Tirol. Immer mehr Läufer stellen sich der Herausforderung, vom Gletscher in die Stadt zu laufen.

Opening-Event in der Area 47

16. Mai Seit sechs Jahren gibt es nun die Area 47 und in diesem Jahr eröffnet sie die Saison mit einer brandneuen Party-Area. Am 16. Mai können Partytiger ganz im Zeichen der Farbe „Weiß“ feiern und tanzen. Der neue Dancefloor wird in ein weißes Partymeer getaucht. Aber damit noch nicht genug: Die Area 47 hat den ganzen Sommer über coole Party-Events zu bieten – und der Raiffeisen Club ist immer tatkräftig als Support dabei!

© SPORTFOTOGRAF, REST: JEWEILIGER VERANSTALTER

14. Juni Noch keine Idee für den Vatertag am 14. Juni? Dann auf zum 4. Familienfest in Imst. Auf alle Papas und natürlich auch auf alle anderen Familienmitglieder wartet ein tolles Programm und spannende Unterhaltung von früh bis spät. Höhepunkt ist das Konzert von „Harfonie“.


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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Landeck

Musikfestival Prutz

22. bis 24. Mai Das Musikfestival Prutz feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum mit einem großen Aufgebot. Topstars wie Gilbert, Markus Wolfahrt, Ois Easy, Meilenstein und die Joe Williams Band rocken die Bühne und garantieren mit ihren Auftritten für ein unvergessliches Wochenende.

Filmfest St. Anton

26. bis 29. August Großes Filmspektakel für Outdoor-Fans: Zum einundzwanzigsten Mal ist St. Anton am Arlberg Gastgeber und Treffpunkt der Bergsportwelt. Und auch heuer wieder gibt es Berg- und Outdoorfilme aus aller Welt, viele Premieren und viele internationale Stars als Bühnengäste. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

Bezirksnassleistungsbewerb Zams

26. bis 27. Juni Freiwillige Feuerwehr und Schützenkompanie Zams veranstalten heuer gemeinsam den Bezirksnassleistungsbewerb des Bezirks­ feuerwehrverbands Landeck. Rund 100 Feuerwehrgruppen – vorwiegend aus dem Bezirk Landeck, aber auch aus ganz Tirol – werden sich dabei im Wettstreit miteinander messen.

Bezirksschützenfest Strengen

© JEWEILIGER VERANSTALTER

22. Pfunds-Kerle-Fest

28. bis 30. August Wie jedes Jahr findet auch heuer im August das bereits traditionelle Pfunds-Kerle-Fest statt. Für tolle Partystimmung sorgen dieses Jahr Rita und Andreas aus dem Zillertal, Marc Pircher, die Pseirer Spatzen, die Runden Oberkrainer aus Slowenien, die Gewinnerinnen der Großen Chance 2014, Harfonie, und natürlich, nicht zu vergessen, die Pfunds-Kerle selbst.

20. bis 21. Juni Die Schützenkompanie Strengen veranstaltet anlässlich ihres 60. Jubiläums ein Bezirksschützenfest. Am Samstagabend spielen unter anderem die Grubertaler im Festzelt in Strengen. Am Sonntag findet ein großer Umzug mit den Schützenkompanien des Bezirks sowie zahlreichen Musikkapellen statt.

Raiffeisen Schullauf

letzte Schulwoche Laufschuhe schnüren und schnell in den Sommer sprinten. Beim Raiffeisen Schullauf, der in Kooperation mit der Laufschule Tirol veranstaltet wird, zeigen sich rund 800 Schüler aus dem ganzen Bezirk von ihrer sportlichen Seite.


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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Reutte

Berge in Flammen

Ritterspiele Ehrenberg

20. Juni In diesem Jahr werden im Talkessel EhrwaldLermoos-Biberwier die Berge durch beeindruckende Feuerbilder erhellt. Ab 20 Uhr bilden über 10.000 Feuerstellen leuchtende Motive zu unterschiedlichen Themen wie Glaube, Kultur oder Musik. Besucher erwartet ein erstaunliches Schauspiel.

17. bis 19. Juli Das 66. Außerferner Bundesmusikfest findet im Festzelt von Heiterwang statt. Die Musikkapelle Heiterwang sorgt für musikalische Unterhaltung.

Seen-Lauf Tannheimer Tal

4. Juli Der Lauf in spektakulärer Kulisse findet bereits zum dritten Mal statt. Der Seen-Lauf Tannheimer Tal führt vorbei an den kristallklaren Gewässern Haldensee und Vilsalpsee. Die Läufer haben die Wahl zwischen zwei Strecken, einer 22,2 und einer 10,0 Kilometer langen Route. Beide Strecken führen durch nahezu ebenes Gelände.

Jazzknödel & Blueskraut beim Kulturforum Weißenbach

24. April Dass der Außerferner Dialekt in Verbindung mit Jazz- und Blues-Kompositionen durchaus auf der Zunge zergehen kann, beweisen die vier Musiker vom Jazzquartett Jazzknödel & Blueskraut. Am 24. April gibt es den Ohrenschmaus im Gemeindesaal in Weißenbach zu hören.

© NATURPARKREGION REUTTE/ROBERT EDER, JAZZKNÖDEL & BLUESKRAUT

66. Außerferner Bundesmusikfest

24. bis 26. Juli Willkommen im Mittelalter! Europas größtes historisches Event seiner Art, „Ritterspiele Ehrenberg – Die Zeitreise“, öffnet seine Tore und lädt tausende von Besuchern nach Reutte. Gäste erwarten Ritterturniere, Gladiatorenspiele, ein riesiger Mittelaltermarkt, die Schlacht um Ehrenberg, Feuerwerke, Konzerte und vieles mehr. Hier wird Familienfreundlichkeit großgeschrieben.


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VERANSTALTUNGS-HIGHLIGHTS

Osttirol

Hochpustertal Run

4. Juli Bereits zum vierzehnten Mal veranstalten der Sport- und Freizeitclub Hochpustertal Sports und der WSV Innichen den Hochpustertal Run als grenzüberschreitende Laufveranstaltung. Zur Auswahl stehen die Disziplinen Teambewerb (drei Läufer beliebiger Klassen bilden jeweils ein Team), Halbmarathon (21,1 Kilometer), Classic Run (12,1 Kilometer) und Kids & Junior-Run.

Internationales Chörefestival

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24. bis 28. Juni Das Internationale Chorfestival „Alta Pusteria“ wartet mit einem interessanten, abwechslungsreichen Programm auf. Die Aufführungsorte reichen im Pustertal von Bruneck (Italien) bis Sillian (Österreich). Neben den Konzerten in Theatern, Stadthallen und Kirchen der wichtigsten Kleinstädte des Tals wird es auch Auftritte in der Natur – in der Nähe von Seen, beeindruckenden Aussichtsorten, mittelalterlichen Schlössern und Almhütten – geben.

Sumsi-Tag im Wildpark Assling

30. Mai Von 10 bis 16 Uhr gibt es beim 5. Raiffeisen Sumsi-Tag im Wildpark Assling jede Menge spannende und lehrreiche Spielstationen zum Thema Biene. Neben dem Bastel- und McDonald’s-Stand gibt es außerdem die Möglichkeit, an der Fotostation ein Erinnerungsfoto zu machen. Ein weiteres Highlight ist die Fahrt mit der Sommerrodelbahn. Für Hungrige gibt’s dann noch den Sumsiteller beim Bärenwirt. Der Eintritt ist für alle Kinder bis 10 Jahre gratis.


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