Saison (März 2019)

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P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGAZIN • #1/19 • MÄRZ 2019

ME

TRENDS Wie sich die Gesellschaft verändert – und mit ihr der Tourismus


abgefĂźllt im Tiroler Unterland

mit Wasser aus den Tiroler Alpen

regionale Lieferwege

info@tirolakola.at

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Tirola Kola


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INHALT

INHALTSVERZEICHNIS SA I S ON

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MEGATRENDS 16

Wohlstandsmotor Tourismus Kommentar von LH Günther Platter

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Tirols Werte gewinnen an Wert Editorial von Florian Phleps

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Blick in die Zukunft Welche Megatrends die Zukunft prägen werden

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Reisen nach Maß Die Individualisierung beim Urlauben spielt eine immer wichtigere Rolle.

14

Prädestiniert Tirol hat alle Voraussetzungen für den Gesundheitstourimus.

20

40

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© DIEPHOTODESIGNER.DE OHG 2010, SILVRETTA SEILBAHN AG, SHUTTERSTOCK.COM, LINSER HOSPITALITY GMBH

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„Das Thema bietet viele Möglichkeiten und das in allen Preissegmenten.“ JOHANN MAURACHER AY UVERDA RESORT SONNHOF

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Die Stadt als Maßstab Was Städter von einem Urlaub am Land erwarten

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Sicher unterwegs Das Bedürfnis nach Sicherheit ist auch im Urlaub Thema.

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Digitale Reisebegleiter Bots und Sprachassistenten verändern das Reisen.

Silberne Zeiten Dank der „Silver Society“ wachsen dem Tourismus neue Zielgruppen heran. Am besten aus einem Guss In Sachen Mobilität heißt es nutzen statt besitzen.

Tourismus als attraktiven Arbeitgeber

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Dialog mit meinem Bot Das KI-Forschungsprojekt Mindlab

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Wissensimpfung für den Tourismus Die Uni bietet einen neuen Digitallehrgang für Touristiker an.

48

Kommentare

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Nachgefragt bei Franz Theurl

Magazin 32

Profile Wer kommt, wer geht, wer wechselt

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Tirol unter einem Dach Das war der TirolBerg in Åre und Seefeld.

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An der Spitze Florian Phleps, der neue Geschäftsführer der Tirol Werbung, im Interview

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Im Dienste der Bahn Nach 36 Jahren zieht sich Hannes Parth aus der Silvrettaseilbahn AG zurück.

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Viele Wege, ein Ziel Neue Initiativen für den

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IMPRESSUM SAISON Tourismusmagazin, Nr. 1/2019 (70. Jahrgang) SAISON Abohotline: 0512/58 6020 oder saison@target-group.at Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • Mit der Produktion beauftragt: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • Chefredakteur: Matthias Krapf, MA • Redaktion: Daniel Feichtner, Mag. Susanne Gurschler, Mag. Simon Leitner, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Lisa Schwarzenauer, MA Autoren: Ernst Molden, Alois Schöpf • Fotografen: Franz Oss, Axel Springer • Grafik: Marco Lösch, BA, Alina Klampfer Illustrationen: Monika Cichoń Anzeigenverkauf: Walter Mair, w.mair@targetgroup.at • Anschrift Verlag: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at Geschäftsführung Verlag: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner, Matthias Krapf, MA Druck: Berger Druck, Horn. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL https://saison.tirol/info/impressum abgerufen werden.


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KOMMENTAR

WOHLSTANDSMOTOR TOURISMUS

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VIEL BEACHTETES SCHAUFENSTER

Eine nachhaltige Wirkung werden auch die drei Weltmeisterschaften haben, die in den letzten sechs Monaten bei uns stattfanden: Im Spätsommer des letzten Jahres waren es die Kletter- und Rad-WM, die unser Land in ein vielbeachtetes Schaufenster gestellt haben. Und bei der kürzlich zu Ende gegangenen Nordischen Ski-WM in Seefeld konnte unser

Ohne Tourismus gäbe es auch in Tirol eine massive Landflucht. Land seine Qualitäten als Gastgeber erneut im internationalen Scheinwerferlicht unter Beweis stellen. Alle drei Großveranstaltungen zeichneten sich nicht nur durch eine perfekte Organisation und erstklassige Infrastruktur aus, unsere Bevölkerung hat ihre Gastgeberrolle jedes Mal hervorragend erfüllt. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken! Und ich bin überzeugt, dass sich die Effekte dieser Weltmeisterschaften noch lange auswirken werden – auf die touristische Entwicklung der Regionen genauso wie auf die Sportstätten, die von den Einheimischen genutzt werden können. Zudem setzen solche Veranstaltungen immer wichtige Impulse für den Nachwuchs- und Breitensport. Schließlich soll Tirol auch künftig das führende Sportland der Alpen bleiben – und dazu trägt neben diesen Sternstunden des Spitzensportes vor allem die gelebte Sportbegeisterung der Tirolerinnen und Tiroler bei. Ihr

GÜNTHER PLATTER, L ANDESHAUPTMANN VON TIROL

© AXEL SPRINGER

iebe Tirolerinnen, liebe Tiroler, bei meiner kürzlichen Reise nach Südostasien wurde mir eindrucksvoll wie schon lange nicht mehr vor Augen geführt: Der Tourismus ist für Tirol nicht nur Wohlstandsmotor, er ist für unser Land existenzsichernd! Nicht nur in den von mir besuchten Staaten Laos und Vietnam, sondern in nahezu allen Ländern dieser Welt drängen immer mehr Menschen in die Städte, weil ihnen abseits der Ballungszentren die Aussicht auf Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten fehlt. Und ohne Tourismus gäbe es auch in Tirol eine massive Landflucht. Denn er ist es der – auch in Verbindung mit der Landwirtschaft – vielen jungen Menschen vor allem in unseren Tälern nach wie vor eine attraktive Zukunftsperspektive bietet. Um diese Perspektiven auch in die ländlichen Gebiete Südostasiens zu bringen, werden wir Laos und Vietnam im Rahmen eines Pilotprojektes künftig unser touristisches Know-how zur Verfügung stellen. So können wir die Verantwortlichen nicht nur an unserer langjährigen touristischen Expertise teilhaben lassen, sondern sie dabei unterstützen, attraktive Modelle für eine nachhaltige Tourismusentwicklung vor Ort zu schaffen.


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EDITORIAL

TIROLS WERTE GEWINNEN AN WERT

M

it Anfang des Jahres habe ich die Geschäftsführung der Tirol Werbung übernommen und stelle mich mit großer Freude und Leidenschaft dieser neuen Herausforderung. Natürlich schwingt auch Respekt mit – mit Blick auf die Aufgaben, die in Zukunft zu bewältigen sind, aber auch auf die Leistungen der Vergangenheit, die Tirol zur erfolgreichsten Freizeitregion der Alpen werden ließen. Es ist ein harmonischer Übergang, weil ich bereits zwei Jahre in der Geschäftsleitung der Tirol Werbung mitgearbeitet habe und weil wir darüber hinaus in bewährter Teamqualität künftig noch mehr über Branchengrenzen hinweg die Stärken Tirols forcieren werden. Dabei bleibt der Tourismus ein wesentlicher Faktor für die hohe Lebensqualität in Tirol – und genau dieses Bewusstsein gilt es in nächster Zeit wieder stärker in den Fokus unserer Wahrnehmung zu rücken und im Meinungsbild der heimischen Bevölkerung zu verankern.

© FRANZ OSS

BEWEGTE ZEITEN

In Summe sind es bewegte Zeiten, in denen wir leben. Die Veränderungen unserer Gesellschaft sind atemberaubend. Auch deshalb widmen wir uns in dieser Ausgabe der SAISON den Megatrends und der Frage, wie sich dadurch der Tourismus verändern wird. Insbesondere die Auswirkungen der Digitalisierung verändern die Spielregeln der Kommunikation völlig – und diese Rahmenbedingungen schaffen neue Möglichkeiten, auf die wir auch in der Tirol Werbung derzeit mit dem Umbau von einem klassischen Marketingunternehmen hin zu einem modernen Kommunikationsunternehmen reagieren. Algorithmen prägen heute die Sicht auf unsere Umwelt und bestimmen, was wir in unseren Social-Media-Kanälen sehen, welche Freizeittipps wir empfohlen bekommen und wie teuer uns die Urlaubsreise online angeboten wird. Für die Tirol Werbung und damit für die gesamte Tourismuskommunikation bedeutet das gleichzeitig: Wir müssen veränderte Konsumgewohnheiten in unserer Kommunikation berücksichtigen. Das gibt uns die

Chance, die Zielgruppen neu zu definieren, uns von klassischen Marketingmustern zu trennen und die Menschen direkt anzusprechen.

REGIONALE LEBENSRÄUME

Mit der Fragmentierung der Gesellschaft steigt aber auch die Sehnsucht, sich wieder irgendwo zugehörig zu fühlen. Je kleiner und ortloser die Welt durch Digitalisierung und Globalisierung wird, desto wichtiger werden wieder regionale Lebensräume, mit denen wir uns identifizieren können. Wenn die Welt immer unübersichtlicher und ungreifbarer wird, bekommt die unmittelbare physische Umwelt neue Bedeutung, meinen Zukunftsforscher. Kein Wunder also, dass Natur, Gesundheit und Familie laut dem Trendbüro in Deutschland das Werte-Index-Ranking aktuell anführen. Die Sensibilität für die Natur hat sich in den vergangenen Jahren sogar von der Position acht auf den ersten Platz entwickelt. Der Lebens- und Erholungsraum Tirol bildet für diese Werteentwicklung – die wohl auch auf anderen wichtigen Quellmärkten eine ähnliche ist – einen starken Resonanzboden. Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit kann Tirol Werte vermitteln, die immer noch mehr Wert bekommen. Wenn wir uns dieser Werte wieder stärker bewusst werden, dann wird uns gemeinsam auch eine höhere Wertschöpfung gelingen. Mit qualitativ hochwertigen, innovativen Angeboten und einer in Folge noch selbstbewussteren Preisdurchsetzung.

FLORIAN PHLEPS, GESCHÄFTSFÜHRER TIROL WERBUNG

GERADE IN DER HEUTIGEN SCHNELLLEBIGEN ZEIT KANN TIROL WERTE VERMITTELN, DIE IMMER NOCH MEHR WERT BEKOMMEN.


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SAISON

BLICK IN DIE

MEGATRENDS

ZUKU Die Zukunft kann man nicht voraussagen – welche Trends sie prägen werden, dagegen schon. Damit wir uns als Gesellschaft auf diese Veränderungen vorbereiten können, haben Zukunftsforscher zwölf Megatrends identifiziert, die unser Leben in den nächsten Jahren besonders stark beeinflussen werden. Text: Lisa Schwarzenauer


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SAISON

NFT G

esundheit, Konnektivität, Urbanisierung, Silver Society, Gender Shift, Neo-Ökologie, Individualisierung, Globalisierung, New Work, Wissenskultur, Mobilität und Sicherheit: Das sind die Themen, die die Welt in den nächsten Jahren laut dem Zukunft sinstitut entscheidend formen werden. Das von Matthias Horx gegründete Unternehmen beschäft igt sich seit 1998 damit, gegenwärtige Strömungen und Trends zu analysieren und dadurch Prognosen für mögliche Zukunft sentwicklungen in den verschiedensten Gesellschaft sbereichen zu treffen. Im Gegensatz zur Trendforschung, die sich auf Zeiträume von fünf bis zehn Jahren konzentriert, geht es bei der Zukunft sforschung um langfristige Entwicklungen: Man versucht, gleich mehrere Jahrzehnte in den Blick zu nehmen. Dabei handelt es sich um eine anerkannte Wissenschaft sdisziplin – wenn auch eine vergleichsweise ungenaue. Mit Methoden aus Statistik, Wahrscheinlichkeitslehre, Kulturwissenschaft, Systemtheorie und anderen Bereichen werden Hypothesen aufgestellt und Trends ermittelt, die als Orientierungs- und Entscheidungshilfe

für Unternehmer, Politiker und andere Entscheidungsträger dienen sollen.

TRENDHIERARCHIE

Abhängig von der voraussichtlichen Wirkungsdauer, dem Einflussbereich und der Relevanz kann man zwischen verschiedenen Arten von Trends unterscheiden. Während sogenannte Zeitgeist- und Modetrends beispielsweise eine sehr kurzfristige, oberflächliche Wirkung haben und sich von Saison zu Saison ändern, beeinflussen soziokulturelle Trends über mehrere Jahre Bereiche wie Konsumkultur, sozialen Wandel und individuelle Lebensstile. Megatrends stehen an der Spitze dieser Hierarchie, da sie mit großer Sicherheit mehrere Jahrzehnte relevant sein werden – es geht um langfristige, globale Veränderungen, die alle Gesellschaft sbereiche betreffen und sich auch gegenseitig beeinflussen. Die SAISON greift für diese Ausgabe die für den Tiroler Tourimus besonders wichtigen Megatrends heraus und geht in einzelnen Beiträgen auf die Chancen und Herausforderungen dieser langfristigen gesellschaft lichen Entwicklungen aus touristischer Perspektive ein.

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12 MEGATRENDS IM ÜBERBLICK:

MEGATRENDS

GENDER SHIFT Jahrhundertelang hat das Geschlecht vorbestimmt, welche Möglichkeiten einer Person offenstehen. Das wandelt sich gerade radikal: Das Geschlecht rückt in den Hintergrund, Rollenmuster ändern sich und Geschlechter-Stereotype brechen auf. Schlagworte in diesem Zusammenhang sind Gleichberechtigung, flexible Gender-Modelle, Diversität, Post-Gender-Marketing, Progressive Parenting, Womanomics und Ungendered Lifestyle.

INDIVIDUALISIERUNG GESUNDHEIT Seite 14 Ein gesteigertes Bewusstsein und mehr Wissen sorgen für einen komplett neuen Zugang zu den Themen Gesundheit und Wohlbefinden: Mithilfe von Self-Tracking-Apps wissen wir mehr denn je über unseren körperlichen Zustand – vor allem auch, wo Verbesserungspotenzial besteht. Die Erwartungen an öffentliche Gesundheitssysteme, aber auch beispielsweise an Arbeitgeber und betriebliche Vorsorgeangebote steigen. Achtsamkeit, Ernährung und eine gesunde Balance von Körper und Geist werden zu Mainstreamthemen. Weitere Schlagworte sind Detoxing, Komplementär- und Alternativmedizin und Movement Culture.

Seite 12 Der Wunsch nach Individualität wird auch in Zukunft ein zentrales Kulturprinzip sein. Wahlfreiheit und Selbstbestimmung sind Kernthemen. Das Individuelle und Einzigartige gewinnt an Wert, nicht nur bezüglich der Identität einer Person, sondern auch in Hinblick auf Verhaltensweisen und Konsumgüter. Relevante Subtrends sind Identitätsmanagement, Mass Customization, Leben in Neo-Tribes, SingleGesellschaft und Wir-Kultur.

GLOBALISIERUNG Die Welt wächst immer weiter zusammen, globale Herausforderungen rücken in den Vordergrund. Das führt einerseits zu immer wieder aufkeimendem Nationalismus, andererseits zu einem starken Drang, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Immer mehr Menschen identifizieren sich als Global Citizens, die sich nicht nur in einem Land zuhause fühlen und sich mit globalen Problemen beschäftigen. Auch das Thema Migration wird – aus den verschiedensten Gründen – weiterhin im Fokus stehen.


MEGATRENDS

KONNEKTIVITÄT

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MOBILITÄT

Seite 22 Die Digitalisierung ist bereits voll im Gang, Dinge wie 3D-Printing, Virtual Reality, Internet of Things, Smart Cities, Blockchain und Künstliche Intelligenz werden bald selbstverständlicher Teil des Alltags sein. Auch auf zwischenmenschlicher Ebene nimmt die Konnektivität in Form von persönlichen und beruflichen Netzwerken, Crowdfunding, Sharing-Economy und Co-Working zu.

Seite 28 Steigender Mobilitätsbedarf und erhöhtes Klimabewusstsein sorgen dafür, dass das Angebot vielfältiger und nachhaltiger wird. E-Mobilität, autonomes Fahren und Carsharing sind längst aktuell, genauso wie der Trend, sich nicht als Tourist, sondern als Reisender authentisch durch die Welt bewegen zu wollen. Große Subtrends sind die Barrierefreiheit öffentlicher Verkehrsmittel, Mikromobilität für effizientere Fortbewegung innerhalb großer Städte und Seamless Mobility.

NEO-ÖKOLOGIE Der Klimawandel, Ressourcenknappheit und ein steigendes Umweltbewusstsein sorgen dafür, dass dieser Megatrend sowohl die persönliche als auch die gesellschaftliche, unternehmerische und politische Ebene gleichermaßen betrifft. Bio und regional ist in, Kreislaufwirtschaft und Direct Trade gewinnen an Bedeutung. Ernährungs- und Kaufgewohnheiten ändern sich, die Energiewende und Green Tech beschäftigen Politiker und Unternehmer weltweit. Nachhaltigkeit wird auch privat immer wichtiger: Niemand wird in den nächsten Jahren an Recycling, Upcycling, Sharing Economy, Zero Waste und ähnlichen Trends vorbeikommen.

TIROLER

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INTERVIEW

„Die wirklich bedeutenden Kräfte des Wandels“ Zukunftsforscher Matthias Horx über den Nutzen, sich mit Megatrends zu beschäftigen, und ihren universellen Charakter

NEW WORK Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel: Maschinen machen viele Aufgaben einfacher oder ersetzen sogar menschliche Arbeitskräfte. Gleichzeitig entstehen durch die Digitalisierung neue Arbeitsfelder, und in vielen Branchen fehlen zahlreiche Fachkräfte. War Arbeit lange der Sinnstifter Nummer eins, verschiebt sich das, je mehr Aufgaben von Maschinen übernommen werden können. Freizeit gewinnt an Bedeutung, das Ziel ist eine gesunde Work-Life-Balance. Weitere relevante Themen sind Gig Economy, Start-Up Culture, Talentismus, Coworking und Permanent Beta.

Das Gespräch führte Lisa Schwarzenauer.

Wie wurden die Megatrends ermittelt und definiert? Das hat sich aus langfristigen Erfahrungen entwickelt. Der Begriff wurde bereits 1980 durch den Zukunft sforscher John Naisbitt erfunden, der damals schon 20 Megatrends definierte. Aus denen haben sich dann im Lauf der Zukunft sarbeit jene ca. 15 Megatrends entwickelt, mit denen wir heute arbeiten. Welche der zwölf Megatrends werden uns in den nächsten Jahren am meisten beschäftigen? Das ist die ty pische falsche Frage, weil sie auf eine Wertung und eine Verkürzung zielt. Etwa so, wie wenn man fragt: Was ist wichtiger – Wasser oder Luft? Was ist wichtiger – Individualisierung oder Globalisierung? Mobilität oder Gesundheit? Urbanisierung oder Digitalisierung? Das Wesen der Megatrends ist ja ihr universeller Charakter. Sie lassen sich nicht in eine Hitparade übersetzen. Vielen Dank für das Gespräch.

Matthias Horx ist einer der einflussreichsten Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. 1998 gründete der ehemalige Journalist das Zukunftsinstitut, mittlerweile lebt und arbeitet er in London, Frankfurt und Wien.

SICHERHEIT Seite 20 Obwohl die Welt objektiv betrachtet noch nie so sicher war wie jetzt, sorgen permanente Krisen und negative Nachrichtenmeldungen dafür, dass man sich immer mehr nach Sicherheit und Beständigkeit sehnt. Gerade die Digitalisierung stellt eine besondere Herausforderung dar: Themen wie Datenschutz, Privatsphäre, Cyber Crime, Big Data und Transparenz werden uns auch die nächsten Jahrzehnte beschäftigen.

SILVER SOCIETY Seite 26 Menschen werden weltweit immer älter und bleiben länger gesund und aktiv, weshalb sich die Lebensphase nach der Pension gerade fundamental verändert. Sogenannte Un-Ruhestände werden häufiger, gleichzeitig wird das Thema Barrierefreiheit immer relevanter. Bedeutende Subtrends sind unter anderem Lebenslanges Lernen und das Downaging-Phänomen – das gefühlte Alter liegt zunehmend durchschnittlich zehn bis 15 Jahre unter dem biologischen Alter, weshalb sich auch das Verständnis von alterskonformem Verhalten grundlegend wandeln wird.

© KLAUS VYHNALEK

SAISON: Herr Horx, was bringt es, sich mit Megatrends auseinanderzusetzen? MATTHIAS HORX: Viele Menschen empfinden sich ja als ziemlich konfus gegenüber der Zukunft. Jeden Tag werden wir mit tausend Trends bombardiert, von denen sehr viele Marketing-Behauptungen oder einfach nur schöne, schnelle Begriffe sind. Megatrends sind hingegen die langfristigen komplexen Veränderungen der Welt, die auf lange Zeit unsere Welt umgestalten werden. Eine Art Matrix für die wirklich bedeutenden Kräfte des Wandels.


MEGATRENDS

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WISSENSKULTUR URBANISIERUNG Seite 16 Urbaner Wohnraum wird knapper, weshalb Themen wie Micro Housing und Co-Living auch für Berufstätige immer wichtiger werden. Megacities mit zehn Millionen oder mehr Einwohnern stehen vor der Herausforderung, eine adäquate Infrastruktur und Lebensqualität zu bieten. Parallel dazu zieht es auch mehr Leute in ländliche Gegenden, welche sich zunehmend urbaner präsentieren. Weitere Subtrends sind Smart Cities, Rural Cities und Urban Farming.

Durch die Digitalisierung hat Wissen seinen elitären Charakter verloren: Es ist einfacher und günstiger zu bekommen denn je, und der globale Bildungsstandard ist in Folge so hoch wie nie. In Zukunft wird Wissen weiter demokratisiert und für möglichst alle Bevölkerungsschichten zugänglich werden; das Lernen selbst wird noch viel mehr zu einem Prozess, der das ganze Leben andauert. Wichtige Stichworte im Zusammenhang mit diesem Megatrend sind unter anderem Crowdsourcing, Edutainment und Open Knowledge.

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Freude am Fahren


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REISEN

NACH MASS Urlaubswünsche unterscheiden sich: Strand und Sonne, Kultur und Erlebnis oder Sport und Abenteuer. Urlauber wollen ihre Zeit nicht nur effizient nutzen, sondern auch möglichst individuell. Dieser Trend wird sich fortsetzen – aber nicht so wie bisher.

INDIVIDUALISIERUNG

Text: Daniel Feichtner

FLORIAN KONDERT, MITGLIED DER GESCHÄFTSFÜHRUNG, ZUKUNFTSINSTITUT


MEGATRENDS

„ Früher gab es einen Reisekatalog. Dort wurde man fündig – oder nicht.“

E

FLORIAN KONDERT

inzigartig, maßgeschneidert und auf den Benutzer angepasst: Es gibt keine Branche, die nicht in irgendeiner Form auf Individualisierung setzt. Entweder mit Möglichkeiten, Produkte persönlich anzupassen, egal ob Turnschuh oder Burger – oder mit extrem breitem Angebot unter einem Dach wie bei Amazon. „Das ist im Tourismus nicht anders“, bestätigt Florian Kondert, der am Zukunftsinstitut forscht. Stein des Anstoßes war auch dort die Technologie: „Früher gab es einen Reisekatalog. Dort wurde man fündig – oder nicht. Für Durchschnittsreisende ohne extrem großes Budget war das alles, was zur Verfügung stand.“

FOKUSWECHSEL

Das heißt noch lange nicht, dass das Bedürfnis nach Individualität damit ein Ende haben wird. Nur wird es sich anders ausprägen, ist der Zukunftsforscher überzeugt. Anstelle der eierlegenden Wollmilchsau wird zielgerichtete Individualisierung in den Bereichen, auf die die Gäste wirklich Wert legen, an Gewicht gewinnen: „Das sind oft Dinge, die sich außerhalb der Kernkompetenzen des Tourismus bewegen.“ Der CO2-Fußabdruck sei ein gutes Beispiel: „Viele Reisende werden heute weniger Wert auf eine komplett individualisierbare Route legen, wenn sie einen Anbieter finden, der stattdessen eine möglichst ökologisch verträgliche Reise anbietet.“

© DANIEL DOMINIK

MASSE, TECHNOLOGIE UND KONKURRENZ

Früher bestimmten die Zahl an potenziellen Kunden und damit Wirtschaftlichkeit das Angebot. Geboten wurde, was sich der Masse verkaufen ließ. Mit zunehmenden Gästezahlen wurden Pakete zwar differenzierter, sie blieben jedoch genau das: zielgruppenspezifisch vorgeschnürte Angebote. Eine drastische Änderung brachte die Digitalisierung. Sie erlaubt nicht nur, Reisen von Anfang bis Ende zu konfgurieren. Auch der Vergleich fällt deutlich leichter. Die Konkurrenz ist nur wenige Mausklicks entfernt. So werden Konsumenten nicht nur mündiger, sondern auch kritischer und beginnen, Angebote zu kombinieren. Und auch die potenziellen Gäste werden immer mehr. „All das steigert den Wettbewerbsdruck enorm“, erklärt Kondert. „Jeder Mitbewerber glaubt, sich abheben zu müssen. Und das Mittel zum Zweck sind oft noch mehr Optionen, noch mehr Konfigurationen und noch mehr Möglichkeiten.“ Aus dieser Kombination aus Konsumentenwunsch, technischer Machbarkeit und Wettbewerb ist ein Ping-Pong-Effekt entstanden, der sich hochschaukelt – „zum Teil mit sinnvollen Ausprägungen, aber mitunter auch weit darüber hinaus“, meint der Experte. Doch wie bei jeder Entwicklung werde es auch hier zur Stagnation kommen – beziehungsweise geschehe das schon. „Ein Angebot mit vielen Optionen erzeugt Entscheidungsdruck – und damit Stress“, so Kondert. Spätestens wenn es zu viele Auswahlmöglichkeiten gibt, die eigentlich keine Bedeutung für den Konsumenten haben, wird das Alleinstellungsmerkmal zum Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Und schlussendlich gilt: Wenn alle alles individualisieren, ist am Ende nichts mehr besonders.

INDIVIDUALISIERUNG MIT SPEZIALISIERUNG

„EIN ANGEBOT MIT VIELEN OPTIONEN ERZEUGT ENTSCHEIDUNGSDRUCK – UND DAMIT STRESS.“

So wird Quantität teilweise Qualität weichen – natürlich mit Einschränkungen. Gleich wie bei Online-Händlern rechnen die Forscher des Zukunftsinstituts damit, dass sich auch im Reisesektor die Individualisierungs-Anbieter durchsetzen werden, die ihre Sache richtig gut machen. Ein Markt dafür bestehe. Der Einzige im Tourismus ist er aber nicht: „Es gibt weit mehr als eine Zielgruppe“, meint Kondert. „Man nehme zum Beispiel die Generation Global. Für sie stehen weder Luxus noch das perfekte Angebot im Fokus einer Reise.“ Stattdessen sieht diese elitäre, aber zusehends wachsende Gruppe das Reisen als essenziellen Bestandteil ihres Lebens. Sie erwarten sich Erfahrung, Weiterentwicklung und persönliches Wachstum – ein haptisches, persönliches und berührendes Erleben, das in keinem Auswahlmenü erfasst werden kann. Mit ihren Motiven verändern sich auch die Bedürfnisse der Reisenden und damit die Prioritäten, die der Tourismus setzen muss: „Die größte Herausforderung wird es sein, zu verstehen, warum meine Gäste reisen“, ist sich Kondert sicher. „Daran kann ich mich anpassen und vielleicht statt 20 nur noch zehn Möglichkeiten bieten, den Urlaub nach Maß zu planen.“ Die so freigewordenen Ressourcen könne man nutzen, die verbleibenden Optionen in höchster Qualität umzusetzen. Denn Nischen gäbe es viele. „Aber es braucht Mut sie zu finden und zu nutzen. Individualisierung wird weiter wichtig sein – aber bei Weitem nicht alles.“

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Allein seiner Natur wegen empfiehlt sich Tirol als Destination für Gesundheitstourismus.

GESUNDHEIT

PR ÄDES TINIER TE DES TINATION Tirol bringt alle Voraussetzungen mit, um sich als Reiseziel für Gesundheitstourismus zu etablieren. Aber wird das Potenzial auch ausgeschöpft? Text: Rebecca Müller

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ass der Gesundheitstourismus riesiges Potenzial hat und Tirol mit seiner Natur und den zahlreichen Sportmöglichkeiten als Destination dafür prädestiniert ist, ist für den Unternehmer, Tourismusberater und Managing Director bei der Linser Hospitality GmbH, Franz Linser, unbestritten. Das dafür notwendige Bewusstsein für diese Chance sieht der ehemalige Politiker jedoch noch nicht ganz ausreichend

vorhanden und fordert daher: „Hier braucht es eine klare Ansage von oben – von der Politik. Einzelne Betriebe wie Hotels brauchen die Gewissheit, dass sich für sie Investitionen in diese Richtung auch rentieren.“ Als Beispiel, wie fruchtbar eine solche Planungssicherheit sein kann, nennt er unter anderem Mecklenburg-Vorpommern. Dort habe man bereits vor geraumer Zeit einen Zehn-Jahres-„Masterplan


MEGATRENDS

Gesundheit“ ausgerufen und Betriebe, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben, mit Fördersummen ausgestattet. Ähnliche Initiativen habe es auch in anderen Ländern gegeben, und für Franz Linser ist klar: „Diese Destinationen haben uns heute einiges voraus.“ Ein ähnliches Konzept wäre daher auch für Tirol von großem Vorteil, ist er überzeugt.

© TIROL WERBUNG/WOLFGANG EHN, TIROL WERBUNG/MONIKA HÖFLER, TIROL WERBUNG/TOBIAS MADÖRIN, TIROL WERBUNG/LUDWIG MALLAUN, LINSER HOSPITALITY GMBH (2)

KONZENTRATION

Was die vorhandene Infrastruktur anbelangt, glaubt der Tourismusberater, sei Tirol wiederum außergewöhnlich gut aufgestellt. Viele Hotels in unterschiedlichen Preissegmenten hätten vor Jahren in Wellnessbereiche investiert, die sich nun relativ einfach und kostengünstig in Richtung Gesundheitstourismus um- und ausbauen ließen. Was die Zielgruppen für Gesundheitstourismus anbelange – die müsse man breiter denken, sagt Linser: „Erstens schließt die eine Gruppe die andere nicht aus.“ Und zweitens dürfe man hier nicht zu streng in Kategorien wie Geschlecht oder Alter denken. Der Wunsch, sich im Urlaub bewusst seiner Gesundheit zu widmen, ziehe sich durch (fast) alle Alters- und Gesellschaftsschichten. Wichtig sei, eine Palette an entsprechenden Angeboten zu schaffen, betont Linser: „Der eine will abnehmen, der andere sportlich aktiv sein und der Dritte will bewusst Ruhe, die Natur erleben und dafür sein Handy ausschalten.“

„ Es ist wenig glaubwürdig, ein breites Gesundheitsangebot anzubieten und abends am Buffet nur Schnitzel und Schweinsbraten aufzutischen.“ DR. FRANZ LINSER, MANAGING DIRECTOR BEI DER LINSER HOSPITALIT Y GMBH

Einzelnen Betrieben rät Franz Linser, sich auf ein Thema zu konzentrieren und konsequent durchzuziehen: „Es ist wenig glaubwürdig, ein breites Gesundheitsangebot anzubieten und abends am Buffet nur Schnitzel und Schweinsbraten aufzutischen.“

KONSEQUENZ

Für eine solche konsequente Konzentration entschieden hat sich Familie Mauracher, Betreiber des Ayurveda Resorts Sonnhof in Hinterthiersee. 1987 haben Johann und Brigitte Mauracher den Sonnhof – damals ein traditionelles Tiroler Gasthaus – übernommen. 1992 bauten sie den Betrieb zu einem Hotel aus, 2005 kam die Idee, sich auf Ayurveda zu spezialisieren. Ab 2016 wurde der Sonnhof um weitere Betten sowie ein Ayurveda-Zentrum mit Yogaraum, Massageräumen, Arztzimmer und Saunabereich erweitert.

„Das Thema bietet viele Möglichkeiten und das in allen Preissegmenten.“ JOHANN MAURACHER, AYURVEDA RESORT SONNHOF

Heute gibt ihnen der Erfolg recht – damals waren nicht nur Außenstehende skeptisch: „Für eine solche Entscheidung braucht es immer Mut, wir wussten ja selbst nicht, ob es uns aufgeht“, erzählt Johann Mauracher. Ebenso wichtig wie der Mut zur Veränderung sei es auch, hinter seiner Idee zu stehen: „Man muss an sein Konzept glauben und es auch authentisch umsetzen.“ Johann Mauracher ist überzeugt, dass das Potenzial des Gesundheitstourismus in Tirol bei Weitem noch nicht ausgeschöpft wird. Er wundere sich, sagt der Hotelier, dass sich nicht mehr Betriebe spezialisieren. „Das Thema bietet viele Möglichkeiten und das in allen Preissegmenten.“

MEHR ALS NUR WELLNESS

Gesundheitstourismus ist ein Überbegriff für Reisen, bei denen gesundheitliche Aspekte und unter anderem auch medizinische Behandlungen im Vordergrund stehen. Die Themen reichen von Ernährung über Sport bis hin zu Digital Detox (sprich: Urlaub ohne Smartphone und Tablet).

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DIE S TAD T

URBANISIERUNG

ALS MASSSTAB Immer mehr Menschen leben in Ballungszentren und sind es gewohnt, ein städtisches Leben zu führen. Als Urlaubsgäste suchen sie denselben Lebensrhythmus – oder den starken Kontrast. Text: Esther Pirchner

D

ie Welt verstädtert zunehmend. 53 Prozent der Menschen leben weltweit in Städten, in Europa sind es je nach Definition von „Stadt“ zwischen 72 und 78 Prozent, in Belgien 97,9, in Deutschland 75,5, in Österreich immerhin noch 66 Prozent. Zudem haben sich die Grenzen zwischen „städtischen“ und „ländlichen“ Lebensweisen vor allem in den hochentwickelten Staaten mit der Zeit verwischt. „Aus einem Stadt-Land-Gegensatz ist ein in vielfältiger Weise verflochtenes Stadt-Land-Kontinuum geworden“, schreibt Jürgen Bär vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung – ein Gedanke, den beispielsweise Bewohner des Inntals gut nachvollziehen können. Bei so viel städtischer oder quasistädtischer Bevölkerung liegt es auf der Hand, dass auch an den bevorzugten Reisezielen vor allem Städter Erholung suchen oder etwas Ungewöhnliches, besonders Reizvolles erleben möchten – keine neue Entwicklung, sondern eine, an die sich die Tiroler Urlaubsdestina-

tionen bereits angepasst haben und weiter anpassen müssen. Aber welche Gewohnheiten und Bedürfnisse haben urbane Gäste, auf die besondere Rücksicht zu nehmen ist?

GRUNDLEGENDES …

An der Oberfläche gebe es viele Kleinigkeiten, die „Touchpoints“ zwischen Tourismusanbietern und Touristen, „die stimmen müssen“, erklärt Zukunftsforscher Andreas Reiter vom Zukunftsbüro. Smarte bzw. digitale Technologien gehören inzwischen zu den Basics. Reisende mit einem städtischen Hintergrund erwarten, dass auch am Urlaubsort und auf dem Weg dorthin eine schnelle WLAN-Verbindung zur Verfügung steht oder dass sie ihre elektronischen Geräte überall in der Öffentlichkeit aufladen können. Ein weiterer Bereich betrifft ökologische Aspekte. „Interessanterweise sind Städte ökologische Vorreiter“, sagt Reiter. Menschen in Städten würden


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MEGATRENDS

Anteil der Bevölkerung in urbanen Räumen in Tirols wichtigsten Quellmärkten Urbanisierungsrate 2016 in %

Rang weltweit

Deutschland 59

75,5 % Niederlande Dem Bedürfnis mancher Städter, die wilde Natur – von geschützter Warte aus – zu erleben, kommen die Wildtierbeobachtungsstation Tverrfjellhytta in Norwegen von Snøhetta und die Cabrio®-Bahn aufs Stanserhorn in der Schweiz entgegen.

„Menschen in Städten bauen eine sehr hohe Erwartungshaltung an ökologische Exzellenz auf. Darum hat man sich in vielen Bergregionen zu wenig gekümmert.“

21

91 % Österreich 83

66 % Schweiz und Liechtenstein

ANDREAS REITER, ZUKUNFTSBÜRO

64

© ZUKUNFTSBUERO, DIEPHOTODESIGNER.DE OHG 2010, DOPPELMAYR

74 % eine sehr hohe Erwartungshaltung an ökologische Exzellenz aufbauen – ein Bereich, um den man sich in Tirol und anderen Bergregionen zu lange zu wenig gekümmert habe. Mit den urbanen Ansprüchen eines ökologisch bewussten Verhaltens geht ein verändertes Mobilitätsverhalten einher. Der Umstieg aufs Fahrrad und die Nutzung von Car Sharing in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind in Städten, wo Autofahren oft mehr Zeitverlust als -ersparnis bedeutet, gang und gäbe. Öffentliche Angebote nähmen jedoch vor allem Junge und Ältere an, erzählt Franz Sailer, Geschäftsführer der Ötztaler Verkehrsgesellschaft, während Menschen mittleren Alters noch zögerten.

Vereinigtes Königreich 40

82,8 % Belgien 10

97,9 % Italien

… UND AUSSERGEWÖHNLICHES

Unter dieser Oberfläche geht es, so Andreas Reiter, aber um Inhalte. Mit der Urbanisierung boomt einerseits der Städtetourismus. Neue Architektur, →

73

69,1 %


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MEGATRENDS Rang weltweit

Urbanisierungsrate 2016 in %

Frankreich 47

79,7% Tschechische Republik 67

73 % Polen 95

60,5 % Dänemark Stadt und Land vermischen sich – wie im Inntal – zum Stadt-Land-Kontinuum (re.). Auf Reisen besuchen Städter am liebsten Städte.

28

87,8 %

die Rückbesinnung gewachsener Städte auf ihre kulturellen Stärken oder die Möglichkeit für Touristen, am Leben der Einheimischen teilzuhaben, erweisen sich hier als zugkräft ig. Zum gewohnten Lifestyle vor allem junger Städter gehört zudem das „Blending“, die Vermischung von Arbeit und Freizeit, die sie auch im Urlaub nicht aufgeben wollen. Andererseits suchen Städter bewusst oft das scheinbar oder tatsächlich kontrastierende (Natur-) Erlebnis – mit allen individuellen Schattierungen dazwischen. Hier reicht die Bandbreite vom Gipfelsieg ohne Anstrengung mittels Aufstiegshilfe bis hin zum Wunsch, statt der gezähmten die echte, „wilde“ Natur zu erleben. Das Bild vom Landurlaub offline, von der erholsamen Auszeit vom städtischen Alltag, fällt ebenfalls in diesen Bereich. Und schließlich können auch Regionen punkten, die durch außergewöhnliche Kreativität oder Authentizität auffallen. Beispiele dafür sind der Bregenzer Wald mit seiner stimmigen Architektur, Kulinarik und Handwerkskunst oder das wiederbelebte Bad Gastein, die ein designaffines, kulturell gebildetes Publikum ansprechen.

Russland 63

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56,8 % Schweden 32

86 % USA 43

81,8 %

URBANITÄT – UND WEITER?

Hier zeigt sich die Verflechtung mit einem anderen Megatrend, jenem der Individualisierung. Nicht jeder Stadtbewohner hat die gleichen Urlaubsbedürfnisse, nicht jede Urlaubsdestination kann alle Wünsche und Sehnsüchte erfüllen. Dazu trete jedoch noch ein anderer Aspekt, meint Andreas Reiter. „Wir haben schon jetzt einen hohen Prozentsatz an urbanem Publikum.“ Die zentrale Frage für die Zukunft betreffe also weniger die schon längst gegebene Urbanität, sondern eine andere Entwicklung: „Will man ein internationaleres Publikum und hat man dafür – etwa im interkulturellen Management – überhaupt die Kapazitäten?“

© FLYING CAMERA/SHUTTERSTOCK.COM, THOMAS AUSSERHOFER

Volksrepublik China

Quellen: Amt der Tiroler Landesregierung, Sg. Landesstatistik und tiris, Der Tiroler Tourismus in Zahlen, Daten und Fakten 2017, Innsbruck 2018, S. 14. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Urbanisierung

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SICHER UNTERWEGS Das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit spielt für Menschen nicht nur im Alltag, sondern auch im Urlaub eine essenzielle Rolle. Gewisse Risiken lassen sich jedoch trotz aller Vorsicht nicht immer zur Gänze vermeiden. Text: Simon Leitner

SICHERHEIT

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icherheit stellt ein grundlegendes menschliches Bedürfnis dar und steht gleichbedeutend mit hoher Lebensqualität. Auch in den Medien ist das Thema überaus präsent, wobei seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme an sicherheitsrelevanten Meldungen und Nachrichteninhalten zu beobachten ist. Das erweckt den Anschein, als sei das Sicherheitsbedürfnis der Menschen über die Zeit stetig angestiegen – ein Trugschluss, wie Martin Lohmann, Diplompsychologe und Geschäftsführer des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT), erklärt. „Sicherheit ist heutzutage in der Tat eine breit in der Öffentlichkeit diskutierte Angelegenheit und nimmt in der täglichen Berichterstattung immer mehr Raum ein“, so Lohmann. „Es handelt sich dabei allerdings in erster Linie um eine mediale Geschichte: Risiken werden mittlerweile viel häufiger in den Medien thematisiert als früher. Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen an sich hat sich jedoch nicht groß geändert.“


MEGATRENDS Menschen wollen sich im Urlaub zwar gut aufgehoben fühlen, ein gewisser Unsicherheitsfaktor gehört jedoch dazu – dieser macht nämlich erst den Reiz des Reisens aus.

Dass Terrorismus, Katastrophen, Unfälle und dergleichen heute fester Bestandteil zahlreicher Nachrichtensendungen sind, ist Lohmann zufolge also in erster Linie ein Kommunikations-Phänomen – und sagt als solches wenig über ein tatsächlich höheres Sicherheitsbewusstsein auf Seiten der Bevölkerung aus. „Menschen haben sich schon immer bestimmten Risiken ausgesetzt und werden das auch weiterhin tun“, meint der Experte. „Das gilt sowohl für den Alltag als auch für den Urlaub.“

BREITER SICHERHEITSBEGRIFF

Grundsätzlich muss jedoch zwischen verschiedenen Ausprägungen von Sicherheit bzw. möglichen Gefahren im Urlaub differenziert werden. Zum einen gibt es absehbare Risiken wie Erkrankungen oder Unfälle, die sich mitunter zwar durch das eigene Verhalten teilweise einschränken, aber trotzdem nie gänzlich ausschließen lassen. Solcherart Bedrohungen nimmt man als Urlauber in der Regel jedoch in Kauf, weil man die Reise oder bestimmte Aktivitäten andernfalls nicht durchführen könnte. Wer etwa eine Fernreise unternimmt, geht bewusst das Risiko ein, unter Umständen eine Zeitlang unter Magen-Darm-Problemen oder Ähnlichem zu leiden. Ein Skifahrer, der sich auf eine schwarze Piste wagt, muss

„Risiken werden mittlerweile viel häufiger in den Medien thematisiert als früher. Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen an sich hat sich jedoch nicht groß geändert.“ MARTIN LOHMANN, INSTITUT FÜR TOURISMUS- UND BÄDERFORSCHUNG IN NORDEUROPA (NIT)

sich wiederum darüber im Klaren sein, dass eine Prellung beispielsweise zumindest im Bereich des Möglichen liegt. Auf der anderen Seite existieren aber auch unwägbare Gefahrenpotenziale, die sich nicht so leicht vorhersehen lassen und auf die man selbst keinerlei Einfluss hat – dazu gehören Naturkatastrophen ebenso wie terroris-

© NIT, SHUTTERSTOCK.COM (2)

REISEWARNUNGEN

Aufschluss darüber, ob eine Destination grundsätzlich als sicher für Reisende angesehen werden kann oder nicht, gibt in Österreich das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Dieses analysiert auf Basis genau definierter Kriterien laufend die Sicherheitslage von Ländern und teilt diese in insgesamt sechs Kategorien ein. Sicherheitsstufe sechs ist dabei gleichbedeutend mit einer Reisewarnung – das heißt, das Ministerium rät aufgrund großer Gefahren dringend von einem Aufenthalt in einem bestimmten Land ab.

tische Anschläge. „Diesen Risiken setzt man sich im Allgemeinen als Urlauber jedoch nicht aus“, erläutert Lohmann. „Schließlich käme niemand auf die Idee, irgendwohin zu reisen, wo er mit dem Tod rechnen muss.“ Dass etwaige Sicherheitsbedenken tatsächlich auch längerfristige Auswirkungen auf Reiseströme haben können, zeigte sich zuletzt unter anderem in Ägypten und der Türkei: Beide Länder verzeichneten aufgrund von Terroranschlägen oder politischer Krisen in den Jahren zwischen 2015 und 2017 einen beträchtlichen Rückgang an Gästen und konnten sich erst durch gezielte Maßnahmen wieder konsolidieren.

REIZVOLLES RISIKO

Der Sicherheitsaspekt fließt also durchaus in die Urlaubsentscheidung von Menschen mit ein, ist aber, wie Lohmann festhält, trotzdem nicht als Hauptkriterium anzusehen – für Gäste seien nämlich in erster Linie die Erreichbarkeit, die Attraktivität und die touristische Ausstattung einer Destination von Interesse. „Niemand fährt an einen Ort, nur weil dieser besonders sicher ist“, so Lohmann. „Sicherheit ist nur eine Nebenbedingung, wenngleich auch eine sehr wichtige.“ Unabhängig davon bleibt jedoch festzuhalten, dass ein gewisser Risikoanteil einfach zu jedem Urlaub mit dazugehört. Einerseits natürlich, weil sich manche Gefahrenpotenziale nicht vollständig eliminieren lassen, zum anderen aber auch, weil ein bestimmter Unsicherheitsfaktor erst den Reiz einer Reise ausmacht. „Man reist, um etwas zu erleben, um seine Komfortzone zu verlassen“, meint Lohmann. „Wenn man völlige Sicherheit sucht, kann man ja auch gleich zuhause bleiben.“

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DIGITALE

REISEBEGLEITER Das Reisen hat sich in den letzten Jahren dank der Digitalisierung grundlegend verändert – für Reisende wie Touristiker. Mit virtuellen Assistenten, Chatbots und Co. wird der Megatrend Konnektivität die Tourismusbranche auch in Zukunft entscheidend prägen.

KONNEKTIVITÄT

Text: Lisa Schwarzenauer


MEGATRENDS

„Wir haben alle immer einen Bildschirm dabei. Entweder ist man als Touristiker auf diesem Screen, oder man erreicht die Menschen nicht.“

© TVB MAYRHOFEN HIPPACH

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ir haben alle immer einen Bildschirm mit allen Informationen in der Hosentasche. Entweder ist man als Touristiker auf diesem Screen, oder man erreicht die Menschen nicht“, fasst Andreas Lackner, Geschäft sführer des TVB Mayrhofen-Hippach, die neue Tourismusrealität zusammen. In der Region Mayrhofen-Hippach hat man sich deshalb entschieden, eine eigene Buchungsplattform und einen digitalen Reisebegleiter, über den man direkt Erlebnisse und Aktivitäten in der Region buchen kann, zu entwickeln. Da-

ANDREAS LACKNER, GESCHÄFTSFÜHRER DES T VB MAYRHOFEN-HIPPACH

mit bekomme man wieder mehr direkte Berührungspunkte mit den Gästen – und wichtige Informationen: „Eine Tourismusorganisation weiß eigentlich nichts über die Gäste und die Buchungslage, macht aber das Marketing. So weiß man nie wirklich, an wen man sich richten muss“, erklärt Lackner. Die beiden Plattformen ändern das und ermöglichen es so, wesentlich effi zienter zu werben. →

© DANIEL DOMINIK

Tagen mit Weitblick

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MEGATRENDS

INTELLIGENTE HELFER

Softbots sind intelligente Softwareprogramme, die weitgehend autonom Aufgaben erledigen, Entscheidungen treffen und mit der Umwelt interagieren können. Angewendet werden sie bisher hauptsächlich in Werbung und E-Commerce. Chatbots sind textbasierte Dialogsysteme, die beispielsweise Produkte und Dienstleistungen erklären oder – wie auf der Website des TVB Seefeld – Fragen von Kunden beantworten. Digitale Assistenten wie Siri und Alexa befinden sich auf technologischen Endgeräten (z. B. Smartphone oder Smart Speaker) und erledigen auf Befehl verschiedenste Aufgaben.

Damit das funktioniert, müssen im Hintergrund Unmengen an Daten aufbereitet werden.

Softbots und digitale Assistenten können ganz einfach auf extrem viel Wissen zugreifen.

SMARTE ASSISTENTEN

Auch der Einsatz sogenannter Softbots wie Sprachassistenten und Chatbots kann helfen, für Reisende relevant zu bleiben. Die kleinen Helfer sollen dabei kein Ersatz für den persönlichen Kontakt sein, sondern das bestehende Angebot ergänzen, betont eTourismus-Experte Dieter Fensel von der Universität Innsbruck: „Wenn jemand abends oder am Wochenende eine Reise plant, ist wahrscheinlich auch der Mitarbeiter vom TVB schon zuhause. Ein Chatbot ist dagegen immer verfügbar und kann außerdem auf ein enormes Wissen zugreifen, das könnte sich ein Mensch gar nicht alles merken.“ Damit die Kommunikation mit einem virtuellen Assistenten funktionieren kann, müssen die relevanten Informationen in Wissensdatenbanken zusammengefasst und so verarbeitet werden, dass ein Softbot nicht nur auf die Daten zugreifen, sondern sie auch lesen und in einen

Kontext mit der Anfrage stellen kann. Im Rahmen des Projektes MindLab arbeitet Fensel deshalb gerade gemeinsam mit feratel und Onlim daran, Technologien und Methoden zu entwickeln, die es einfacher machen, solche Datenbanken für einzelne Unternehmen und Organisationen zu erstellen.

VIRTUELLES AUFFANGNETZ

Den Trend zu virtuellen Reiseassistenten bestätigt auch die Zukunftsforscherin Karin Frick vom Gottlieb Duttweiler Institut. Mit Smartphones hat im Prinzip schon jeder einen solchen Assistenten, aber noch braucht man verschiedene Apps für Anwendungen wie Navigation, Planung, Übersetzungen – in Zukunft werde das vermutlich alles in einer Quelle gebündelt sein. „Man kann mit großer Sicherheit sagen, Convenience siegt immer. Wenn etwas billiger ist oder einfacher, setzt es sich in der Regel durch“, erklärt Frick. So


MEGATRENDS

„Man kann mit großer Sicherheit sagen, Convenience siegt immer.“

© GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUT

KARIN FRICK, GOT TLIEB DUT T WEILER INSTITUT

war es beispielsweise mit den Bergbahnen, ohne die heute wesentlich weniger Menschen die Berge erklimmen würden, und so werde es eben auch mit dem digitalen Assistenten am Smartphone sein. Schon jetzt wissen Reisende, dass sie mit ihrem Smartphone nicht nur einen Guide, sondern auch ein Sicherheitsnetz haben, mit dem man im Notfall Kontakt aufnehmen und gefunden werden kann. Frick spricht in diesem Zusammenhang von einer virtuellen Nabelschnur: „Konnektivität wird unseren Radius erweitern.

Sie ermöglicht es, sich viel weiter vorzuwagen und abenteuerlustiger zu sein, weil sie uns Sicherheit gibt, und macht uns allerdings gleichzeitig noch technologieabhängiger.“

ABSCHALTEN

Kehrseiten wie diese Abhängigkeit sind ein Grund, warum sich trotz aller Vorteile auch viele eine Pause von der permanenten Erreichbarkeit und Vernetzung wünschen. Das wird laut Frick aber wohl nur begrenzte Auswirkungen

auf die Tourismusbranche haben: „Hotels für digitales Fasten oder auch temporäre Kloster-Angebote werden eine Nische bleiben und ähnlich wie das klassische Fasten hauptsächlich für Leute interessant sein, die hier ein ungesundes Konsumverhalten haben. “ Andere bräuchten das nicht, weil sie zum Beispiel durch das Ausschalten des Handys selber für Auszeiten sorgen können. Und niemand wolle auf Dauer komplett verzichten – dafür ist die virtuelle Nabelschnur dann doch zu praktisch.

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SILBERNE ZEITEN „Silver Society“ oder „Best Agers“ sind die Schlagworte zur aktuellen Veränderung hin zu einem wachsenden Anteil an alten – aber durchaus aktiven – Menschen in heutigen Gesellschaften. Damit wächst dem Tourismus auch eine ganze neue Zielgruppe heran.

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it Ausnahme weniger Staaten erlebt die Welt derzeit eine demografische Verschiebung hin zu den über 60-Jährigen. In Österreich etwa betrug deren Anteil im Jahr 2002 21,3 %, im Jahr 2018 bereits 24,6 % und 2030 sollen es laut Prognosen über 30 % sein. Doch ganz im Gegensatz zur gefürchteten „Rentenkatastrophe“ oder „Überalterung“ zeigt die Entwicklung inzwischen vermehrt ihre positiven Seiten.

ZEHN BIS 20 JAHRE FITTER

Zunächst einmal ist „alt“ nicht gleich „alt“. Heutige Menschen erreichen ein hohes Alter bei

kaum eingeschränkter Gesundheit, sind aktive Mitglieder der Gesellschaft und kaufkräftige Konsumenten. Frauen sind häufiger berufstätig als früher und damit – nicht nur finanziell – unabhängiger. Und schließlich hat sich das subjektive Empfinden der „Alten“ von ihrem biologischen Alter gravierend verändert. Sie fühlen sich rund zehn bis 20 Jahre jünger. Für viele ist es selbstverständlich, Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren. „Die sportliche Gesinnung hat kein Alter“, sagt Petra Fraune, Geschäftsführerin der Tiroler Zugspitzarena, wo 2017 mit Urlaubsangeboten für die Generation 50+ eine erfolgreiche

© DANIEL ZANGERL

SILV ER SOCIE T Y

Text: Esther Pirchner


MEGATRENDS

„ Wir haben einen großen Bedarf an Urlaubsangeboten für Menschen 50+ festgestellt.“ PETRA FRAUNE, GESCHÄFTSFÜHRERIN DER TIROLER ZUGSPIT Z ARENA Was für Menschen mit Behinderung gut ist, funktioniert auch für Kinder und Ältere: Weg durchs Piller Moor im Naturpark Kaunergrat.

Testphase durchgeführt wurde. Den Bedarf hatte man unter anderem in Gesprächen mit Stammgästen erhoben, die auch mit zunehmendem Alter nicht auf das Urlaubserlebnis Tirol verzichten wollen. Für sie schnürte der TVB Zugspitzarena Packages mit Unterkunft, Skifahren bzw. Wandern in kleinen Gruppen mit Guides und dem kulinarischen Erlebnis auf den Hütten.

EINTAUCHEN IN KULTUR UND NATUR

„Der Gast möchte etwas mitnehmen, eintauchen in die ganze Kultur und Natur einer Region“, erzählt Fraune. Gerade das Angebot, „bei der Hand genommen zu werden und von Insidern Interessantes über die Region zu erfahren“, sei sehr positiv aufgenommen worden. Dass das Projekt trotz des großen Erfolgs zwischendurch auf Eis liegt, ist auf das seit 2018 gültige Pauschalreiserecht zurückzuführen, wonach nur konzessionierte Reisebüros Packages anbieten dürfen. Eine entsprechende Incoming-Abteilung muss der TVB Zugspitzarena erst aufbauen.

PRÄVENTIV GESUND

Ein anderer Aspekt des Älterwerdens im 21. Jahrhundert steht seit gut vier Jahren im Wipptal im Fokus: jener des wachsenden Gesundheitsbewusstseins bei Menschen jenseits der 50. Der Präventionstourismus für die „Best Ager der naturliebhabenden Mittelklasse“, die sich gesund halten wollen, ruht laut Joakim Strickner, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Wipptal, auf drei Säulen: Primärprävention, Entspannung und Ernährung. Mit einem Team von zertifizierten Gesundheitswanderführern, Physiotherapeuten, Sportwissenschaftlern bzw. Bergwanderführern werden im Wipptal in Kooperation mit den

deutschen Krankenkassen bzw. in Österreich mit der SVA in der Sommer- und Wintersaison Aktivwochen angeboten. Diese umfassen neben dem Gesundheitswandern „Kochkurse mit Diätologinnen, eine ausgewogene Ernährung auch bei den Ausflugsgaststätten sowie progressive Muskelrelaxation“. Neue Programme kombinieren ein spezielles Ganzkörpertraining im Fitnesscenter mit Wanderungen in der freien Natur oder – zugeschnitten auf das Kloster Maria Waldrast und das Bildungshaus St. Michael – Bewegung, Naturerlebnis und eine seelisch-geistige „Auszeit in den Bergen“.

BERGE FÜR ALLE

Obwohl mit ca. 5.000 Anreisen pro Jahr eher ein Nischenprodukt, sind die Aktivwochen nachhaltig und bescheren der Region – den Hotels, Gaststätten und Unternehmen – einen großen Mehrwert. Joakim Strickner freut sich über 97 % Wiederholungsempfehlungen, kontinuierliche Zuwächse und darüber, Stammgäste dazugewinnen zu können. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte erlebt das Kaunertal mit seiner Spezialisierung auf „mobile Bergfreiheit“, wie Geschäftsführerin Michaela Gasser von Kaunertal Tourismus es nennt. Dabei ging es – angeregt vom „Rollihotel“ Weisseespitze – ursprünglich darum, Menschen mit Behinderung denselben Komfort in Unterkünften, denselben Zugang auf den Gipfel, dieselbe Bewegungsfreiheit am Urlaubsort zu gewährleisten wie allen anderen. „Diese Convenience brauchen nicht nur Menschen im Rollstuhl, sondern auch Menschen mit Kinderwägen und ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind“, sagt Gasser. Der langsam gewachsene Prozess zeigt Wirkung. „Wenn man kaum Beschwerden erhält und die Leute wiederkommen“, meint Gasser, „dann hat man etwas richtig gemacht.“

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AM BESTEN

AUS EINEM G USS Nutzen statt besitzen – das ist nur eines der Schlagworte, die im Bereich Mobilität die Zukunft bestimmen. Der Tourismus steht vor der Herausforderung, Gästeverhalten mit nachhaltiger Verkehrsplanung in Einklang zu bringen. Text: Susanne Gurschler

MOBILITÄT

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ie Mobilität der Zukunft ist entMobilität“ zu geben. Im Zentrum stehen und beschleunigt zugleich: dabei die Beweglichkeit der Gäste in der Immer mehr Menschen werden Region (ÖPNV) und die nachhaltige bewusst auf ein eigenes Auto Anreise. „Bei der Anreise mit der Bahn verzichten und verschiedene Formen setzen wir auf mehr Direktverbindunder Fortbewegung kombiniert nutzen, gen“, erläutert Katleen Johne, in der wie zum Beispiel öffentliche VerkehrsTirol Werbung für Tourismusentwickmittel und Carsharing oder E-Bike. lung und Partnerservice zuständig. Gleichzeitig werden neue technische Das Projekt „Tirol auf Schiene” läuft seit Entwicklungen für immer schnellere mehreren Jahren. Fortbewegung sorgen. Hochgeschwin Über Marketingkampagnen kommudigkeitszüge, Überschallflugzeuge, ALEX ANDER JUG, niziert die Tirol Werbung BahnanreiHyperloopstrecken – große Distanzen GESCHÄFTSFÜHRER V V T sen mit Fokus auf Direktverbindungen. lassen sich damit in kurzer Zeit überBestanden 2012 70 Fernverkehrshalte, winden. waren es 2018 bereits 180. 2019 sind es über 190. „An den Wochenenden gibt es – ganz Der Tourismus steht vor der Herausforderung, diesen Entwicklungen Rechnung zu neu – ICE-Direktverbindungen, die aus Hamtragen. Keine einfache Aufgabe für eine Tourisburg/Hannover bzw. Dortmund über Seefeld musregion wie Tirol. nach Innsbruck kommen“, so Johne. In urbanen Gebieten verzichten junge Menschen verstärkt auf das Auto – nutzen TIROL AUF SCHIENE Zu den zentralen Strategien der Tirol Werbung dafür aber Transportangebote, die ihren indigehört, „Nachhaltigkeitsimpulse im Bereich viduellen Bedürfnissen entsprechen. Schnell

„DER GAST MÖCHTE ALLES MIT EINEM KLICK ERLEDIGT HABEN.“


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Die Tirol Werbung unterstützt Bahnanreisen mit Werbekampagnen.

und bequem soll es für sie auch in den Urlaub gehen, das hat die Studie „Easy Travel – New Mobility Concepts in Tourism“ unterstrichen, durchgeführt von der Universität Innsbruck, Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme, und Projektpartnern. Exemplarisch wurden 11.000 Bahn- und Flugreisende sowie Gäste befragt, die im Ötztal Urlaub machen. Die Studie zeigt: Im Winter verhindern komplizierter Gepäcktransport, sperrige Sportausrüstung und das Umsteigen bei nicht direkter Erreichbarkeit der Destination, dass der Gast die Bahn wählt. Bei Sommertouristen haben die Sorge vor mangelnder Mobilität vor Ort und der Ticketpreis einen hohen Stellenwert. Der Auftrag an die Touristiker ist daher klar. Es braucht möglichst lückenlose Verbindung, intelligente Lösungen beim Gepäcktransport und ein Mobilitätsangebot vor Ort. Den ÖPNV durch Carsharing zu ergänzen, hätte Potenzial.

gionalen Anbietern geführt werden). Zudem gibt es eine Tirol-Taxi-App der Wirtschaftskammer, die Besuchern den Kontakt zum nächstgelegenen Taxiunternehmen anzeigt. Die Ideallösung, Direktzug/-flug und letzte Meile in einem Schritt zu buchen, ist freilich noch nicht erreicht. Der Verkehrsverbund Tirol (VVT) arbeitet mit Hochdruck an einem Online-Ticketshop, an einheitlichen Tarifsystemen und an der Einbindung von Carsharing-Angeboten. Doch es gilt auch, die nationalen und internationalen Anbieter einzubinden. Denn weder wollen sich die Gäste durch die verschiedenen Fahrpläne noch durch die verschiedenen Tarifpläne quälen, weiß Alexander Jug, Geschäftsführer des VVT: „Der Gast möchte alles mit einem Klick erledigt haben. Eine Karte für die gesamte gewählte Strecke, am besten einfach online gekauft, das ist das Ziel.“

© VVT, UNI INNSBRUCK, SHUTTERSTOCK.COM, TIROL WERBUNG (2)

„IN EASY TRAVEL WURDEN KONZEPTE ENTWICKELT, DIE CARSHARING INTERESSANT MACHEN.“

SENSIBILISIERUNG

Die Informationen über vernetzte Angebote sollten gut sichtbar und DIE LETZTE MEILE kompakt auf den Websites der TourisWas heute schon in vielen Großstädten musbetriebe stehen. Denn was die Anreise und Vor-Ort-Mobilität anbelangt, und im ganz kleinen Maßstab in Geinformieren sich die Gäste gern direkt meinden, Betrieben und Nachbarschafbei den Tourismusverbänden und den ten funktioniert, scheitert in stark von den Saisonen geprägten Tourismus- MARKUS MAILER, Unterkünften. Um die Touristiker für das Thema zu sensibilisieren, hat die regionen noch an den Betreiber- und PROFESSOR FÜR VERKEHRSPL ANUNG, Tirol Werbung einen Mobilitätscoach Geschäftsmodellen. „In Easy Travel UNI INNSBRUCK wurden Konzepte entwickelt, die Carinstalliert, der genau in diesem Bereich informiert. Das Angebot werde von den sharing für Mitarbeiter im Tourismus, TVB gut angenommen, sagt Katleen Johne. Luft Einwohner und Gäste gleichermaßen interesnach oben gebe es natürlich, insbesondere bei sant machen sollen“, so Markus Mailer, Professor den Vermietern. für Verkehrsplanung an der Uni Innsbruck und Tirol wird in Zukunft jedenfalls verstärkt Leiter des „Easy Travel“-Projekts. Mit www.bahnhofshuttle.tirol wurde ein mit Beschleunigung der Mobilität und geLast-Mile-(Gepäck-)Service vom Flughafen bzw. wünschter Entschleunigung vor Ort konfronder Bahn zur Unterkunft eingerichtet (in Osttirol tiert sein. Auf diesen Trend gilt es rechtzeitig zu reagieren. und Außerfern müssen erst Gespräche mit re-

Ein lückenloser Transfer bis zur Destination ist Reisenden extrem wichtig.


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MAGAZIN

VORREIT ER ROLLE Wirecard und Tirol Werbung starten eine gemeinsame China-Pay-Initiative. Tirol ist das erste Bundesland, das digitale Bezahllösungen speziell für Gäste aus China einführt. Das weltweit führende Unternehmen für digitale Finanztechnologie Wirecard und die Tirol Werbung starten eine neue China-Pay-Initiative mit den Partnern Innsbruck Tourismus, Kitzbühel Tourismus, dem TVB Kufsteinerland, Ötztal Tourismus, dem TVB St. Anton und den Swarovski Kristallwelten. Ziel des Projekts ist ein flächendeckendes Angebot der Bezahllösung von Wirecard. Tirol will unter anderem Alipay als Zahlungsoption in möglichst vielen Betrieben zur Verfügung stellen.

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Tiroler Regionen sind zum Start dabei.

616 EURO

gaben Besucher aus China 2018 bei Einkäufen in Österreich aus.

Mit 30 % aller Tax-Free-Umsätze ist China Nummer 1 in Österreich.

Holger Gassler, Leiter des Märkteteams der Tirol Werbung, sagt: „Wir versprechen uns einen Wettbewerbsvorteil, wenn wir als erstes Bundesland Österreichs chinesische MobilePayment-Methoden in großem Umfang einführen. Der Convenience-Gedanke bei der Bezahlung spielt gerade für diese Zielgruppe eine große Rolle.“

NEUER ONLINEAUFTRITT

FÜR TIROL SHOP Die neue Website vereinfacht den Einkauf und wurde auch für mobile Endgeräte optimiert.

Barbara Thaler (Agentur digithaler, l.) und Claudia Pichler (Geschäftsführung Tirol Shop)

Optisch wie technisch runderneuert präsentiert sich die Website des Tirol Shops: tirolshop.com. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die mobile Nutzung gelegt. „Damit tragen wir nicht nur dem Trend zum Onlinehandel Rechnung, sondern auch dem immer stärkeren Einsatz von Smartphones und Tablets“, betont Tirol-Shop-Geschäftsführerin Claudia Pichler. Neben den Produkten aus dem Tirol Shop will die Website mithilfe von Geschichten zu den regionalen Partnern, die die Produkte der Tirol-Kollektion herstellen, auch Emotionen wecken und einen Blick hinter die Kulissen des Shops gewähren. Umgesetzt wurde die Neugestaltung der Website von der Tiroler Agentur digithaler.


MAGA ZIN

IN SZENE GESETZT

Tirol war wieder einmal Kulisse für einen internationalen Film. In Fiss und Ischgl sowie im Kaunertal wurde „Downhill“ mit Will Ferrell und Julia Louis-Dreyfus gedreht.

Will Ferrell und Julia Louis-Dreyfus spielen in „Downhill“ ein Ehepaar, dessen perfekt geglaubtes Familienleben im Zuge eines Skiurlaubs aus dem Gleichgewicht gerät. Die internationale Filmcrew mit über 160 Mitarbeitern, darunter auch zahlreiche Tiroler Filmschaffende, sorgte für rund 8.000 Nächtigungen in Fiss und Ischgl. Der wirtschaftliche Effekt durch produktionsbedingte Ausgaben vor und während der Dreharbeiten liegt bei rund 2,5 Millionen Euro. „Wir freuen uns sehr, dass Tirol mit ‚Downhill‘ wiederum Drehort für eine sehr große, internationale Spielfilmproduktion war“, sagt Cine-Tirol-Leiter Johannes Köck.

BRANCHENTREFF

A M S TA M M T I S C H © FOX, TIROL WERBUNG, SHUTTERSTOCK.COM

BÖTM Tirol lädt zum monatlichen Tourismusstammtisch. Mit dem heurigen Jahr hat die Landesgruppe Tirol des Bundesverbandes Österreichischer Tourismusmanager (BÖTM) einen monatlichen Stammtisch eingerichtet. Angesprochen sind insbesondere Führungskräfte der TVBs, um sich in einem zwanglosen Rahmen auszutauschen. Der Branchentreff findet üblicherweise an jedem ersten Mittwoch im Monat im Innsbrucker Hotel Central statt. Der nächste Stammtisch ist aufgrund der ITB am 13. März um 16 Uhr.

BUCHTIPP

HOMMAGE AN DIE GAMSSTADT Markus Mitterer porträtiert in seinem neuen Bildband die Stadt Kitzbühel und ihre Bewohner.

Auf 300 großformatigen Seiten zeigt Markus Mitterer bekannte Motive ebenso wie persönliche und teils überraschende Ein- und Ausblicke von Kitzbühel. Zu sehen sind Panoramabilder ebenso wie Tieraufnahmen und Porträts von Menschen. 1.828 Tage hat Mitterer an dem Buch, das er im Eigenverlag herausbingt, gearbeitet. Der Kitzbüheler Berufsfotograf hat seine Heimat bereits mit den erfolgreichen Bildbänden „WILDER KAISER“ und „Die Kitzbüheler Alpen“ eingefangen. KITZBÜHEL, Markus Mitterer, 288 Seiten, 227 Fotos, erhältlich in deutscher und englischer Sprache unter www.markus-mitterer.com

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MAGA ZIN

PROFILE NEUER PRÄSIDENT Damian Constantin (l.), Direktor von Valais/Wallis Promotion, folgt Josef Margreiter als Präsident von AlpNet nach. Als Vizepräsidenten neu hinzu kommen die Direktoren Bernhard Joachim (Allgäu Tourismus) und Maurizio Rossini (Trentino Marketing). Das Generalsekreteriat betreut auch in Zukunft Bettina Haas.

MCI WEITERHIN VERTRETEN

© HMC, ÖHV, MCI, TVB SILBERREGION KARWENDEL, ALEXANDER PASCHINGER, TVB TANNHEIMER TAL, PROMEDIA

Tanja Hörtnagl-Pozzo, Dozentin am Management Center Innsbruck (MCI), ist in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT) berufen worden. Sie folgt in dieser Funktion Anita Zehrer, Professorin am MCI, nach und ist die einzige Vertreterin Österreichs in der DGT.

ROLLENTAUSCH

Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Jenewein ist neuer Obmann des TVB Silberregion Karwendel, der bisherige Obmann Peter Unterlechner nun Mitglied

im Aufsichtsrat. Andreas Mair, zuvor Obmannstellvertreter, ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender und Manfred Berkmann, bis dato Stellvertreter von Jenewein im Aufsichtsrat, wechselt dafür in den Vorstand. Neuer stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist Wolfgang Ebner. Eine Nachfolgerin für Andrea Weber, die die Geschäftsführung des TVB nach 18 Monaten überraschend niedergelegt hat, wurde mit Elisabeth Frontull gefunden. Frontull war zuletzt 14 Jahre als Marketingmanagerin in den TVBs Tux-Finkenberg und Mayrhofen-Hippach tätig.

EINSTIMMIG WIEDERBESTELLT

Die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung Michaela Reitterer, wurde vom Team der ÖHV-Generalversammlung einstimmig bestätigt. Als Vizepräsidenten fungieren weiterhin Florian Werner, Gastgeber im arlberg1800 RESORT, Alexander Ipp, Inhaber IPP Hotels, sowie Klaus Hofmann, Geschäftsführer St. Martins Therme & Lodge. Neu im Vize-Team ist Walter Veit vom Hotel Enzian in Obertauern. Als Finanzreferent wurde der Tiroler Manfred Furtner (Hotel Der Wiesenhof) bestätigt.

FAST ALLES BEIM ALTEN

Rainer Schultes bleibt Obmann des TVB Pitztal, Othmar Walser und Gerhard Haid bleiben Stellvertreter. Kooptiert – also durch Nachwahl in den Vorstand geholt – wurden Joachim Eiter, Franz Staggl, Bernhard Füruter und Stefan Sailer. Aufsichtsratsvorsitzender bleibt Bruno Füruter, sein neuer Stellvertreter heißt Thomas Fleischhacker.


MAGA ZIN

ERGEBNIS IM ZWEITEN ANLAUF

Nach der Aufhebung der ersten Wahl wurde beim TVB Osttirol im zweiten Anlauf ein Ergebnis gefunden. Franz Theurl bleibt Obmann, Martin Gratz und Peter Wibmer bilden mit ihm den Vorstand. Aufsichtsratsvorsitzender ist Hansjörg Mattersberger, sein Stellvertreter Andreas Köll.

GLEICHER OBMANN, NEUER AUFSICHTSRAT

Bei den TVB-Wahlen in Imst wurde Hannes Staggl nach fünf Jahren im Amt als Obmann bestätigt. Neu gewählt wurde der Aufsichtsrat, nachdem der langjährige Vorsitzende Joe Huber nicht mehr kandidiert hatte. Sein Nachfolger ist Thomas Schatz, dessen Stellvertreter Georg Schuler.

MICHAEL HORN VERSTORBEN

Mitte Feber ist Michael Horn (r.), die „Stimme Kitzbühels“, mit 78 Jahren verstorben. Seit 1958 war Horn Mitglied des Organisationskomitees des Hahnenkammrennes, 1963 wurde er Platzsprecher – wie auch bei beiden Olympischen Winterspielen in Innsbruck. Michael Horn, der von 1997 bis 2002 auch als Kitzbühels TVB-Obmann fungierte, wurde für seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Verdienstkreuz des Landes und dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik.

Vorstand bestätigt

Bei den TVB-Wahlen im Tannheimer Tal wurde der bisherige Vorstand mit Obmann Walter Barbist und den Stellvertretern Markus Gutheinz und Gerold Mattersberger bestätigt. Neu gewählt wurden der Aufsichtsratsvorsitzende Robert Wehrmeister und sein Stellvertreter Ferdinand Müller.

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MAGA ZIN

TUNTERIEINEM ROL DACH Über die Jahre hat sich der TirolBerg zu einem beliebten Treffpunkt der internationalen Skifamilie und damit auch zu einem fixen Bestandteil von Skiweltmeisterschaften entwickelt. In diesem Jahr war er gleich bei zwei Wintersportevents im Einsatz. Text: Simon Leitner

„Wir wollen mit diesem Engagement unsere Position als führende Wintersportregion der Alpen verdeutlichen. Die Gastfreundschaft und Offenheit für alle Nationen sind dabei unsere Markenzeichen.“ FLORIAN PHLEPS, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

chen, die in einem zwanglosen Ambiente Kontakte knüpfen und sich austauschen können. Als solche bietet er dem Land Tirol Gelegenheit, seine Tourismus- und Gastgeberkompetenzen unter Beweis zu stellen und sein Angebot einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. „Wir wollen mit diesem Engagement unsere Position

als führende Wintersportregion der Alpen verdeutlichen“, erklärt Florian Phleps, Geschäftsführer der Tirol Werbung, die hinter dem Projekt TirolBerg steht. „Die Gastfreundschaft und Offenheit für alle Nationen, die auch den Tiroler Tourismus in seiner Summe auszeichnen, sind dabei unsere Markenzeichen.“

© FRANZ OSS, TIROL WERBUNG ERICH SPIESS (2)

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ls der TirolBerg 2001 im Rahmen der alpinen Skiweltmeisterschaften in St. Anton am Arlberg aus der Taufe gehoben wurde, ahnten wohl die wenigsten, zu welch einer Institution er sich in den kommenden Jahren entwickeln sollte. Anfangs noch in erster Linie als kleiner, gemütlicher Treffpunkt für Tiroler bei Skiweltmeisterschaften gedacht, wurde die Einrichtung im Laufe der Zeit zunehmend populärer und schließlich zu einem Begegnungsort für Athleten und Funktionäre, aber auch für Politiker, Touristiker, Wirtschaftsvertreter und Medienleute – und zwar aus der ganzen Welt. Damit ist der TirolBerg gemäß seines Mottos nicht nur ein „Platz für Weltmeister“, sondern auch eine Netzwerk- und Kommunikationsplattform für Menschen aus unterschiedlichsten Berei-


MAGA ZIN Treffpunkt und Begegnungsort: Insbesondere Sport- und Medienvertreter finden im TirolBerg zusammen.

In diesem Jahr machte der TirolBerg bei zwei Großereignissen Station: zum einen bei der alpinen Ski-WM im schwedischen Åre, zum anderen bei der nordischen SkiWM im heimischen Seefeld, die vom 19. Feber bis 3. März über die Bühne ging.

MEDAILLENFEIERN UND MEHR

In Åre, bei seiner zehnten Auflage, wurde der TirolBerg seinem Anspruch, dem internationalen Skizirkus eine Heimstätte zu bieten, gerecht. Zusätzlich zu den österreichischen Sportlern, die sich dank des TirolBergs auch abseits der Heimat wie zuhause fühlen konnten, fanden sich nämlich immer wieder zahlreiche Athleten anderer Nationen im TirolBerg ein. Auch sie

genossen die Gastfreundschaft der Tirol Werbung und ihrer Regionspartner Ötztal, Paznaun-Ischgl, St. Anton am Arlberg und Zillertal. Dazu zählte unter anderem die Deutsche Viktoria Rebensburg, die in Schweden Silber im Riesentorlauf holte und in ihrer Dankesrede im TirolBerg anmerkte: „Dass wir als Deutsche hier eingeladen werden, ist auch nicht normal.“ Die Schweizerin Wendy Holdener wiederum wollte sich am Abend nach ihrem Triumph in der alpinen Kombination unerkannt in den TirolBerg schleichen, um gemeinsam mit ihrem aus St. Anton stammenden Servicemann Silvio Hafele zu feiern. Doch sie wurde entdeckt und schließlich auf der Bühne geehrt. „Ich bin hier im TirolBerg total überrascht worden. Das war cool“, so Holdener. Darüber hinaus fanden auch alle ÖSV-Pressekonferenzen und einige Aktionen, die für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgten, im TirolBerg statt – unter →

Stationen des TirolBergs 2001: Ski-WM St. Anton (AUT) 2003: Ski-WM St. Moritz (CH) 2005: Ski-WM Bormio (ITA) 2007: Ski-WM Åre (SWE) 2009: Ski-WM Val-d’Isère (FRA) 2011: Ski-WM Garmisch-Partenkirchen (GER) 2013: Ski-WM Schladming (AUT) 2017: Ski-WM St. Moritz (CH) 2017: Biathlon-WM Hochfilzen (AUT) 2019: Ski-WM Åre (SWE) 2019: Nordische Ski-WM Seefeld (AUT)

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Der TirolBerg bietet dem Land die Möglichkeit, sich und seine Stärken zu präsentieren. Deswegen spielt auch die Kulinarik eine wichtige Rolle.

Im TirolBerg in Åre ließ man nicht nur die heimischen Athleten hochleben – neben anderen wurde etwa auch die deutsche Medaillengewinnerin Viktoria Rebensburg gefeiert.

anderem ein spontanes Konzert des ehemaligen kroatischen Slalom-Weltmeisters Ivica Kostelić mit Jan Hudec, WM-Silbermedaillengewinner von Åre 2007, und eine Diskussionsrunde auf Einladung von Anton Seeber (LEITNER ropeways) über die Wirkung von Sportgroßveranstaltungen in Europa.

AUS DEM NORDEN ZU DEN NORDISCHEN

Nach der WM in Schweden ging es für den TirolBerg zurück in die Heimat, genauer gesagt nach Seefeld, wo mit der Nordischen Ski-WM bereits die nächste Wintersport-Großveranstaltung anstand. Allerdings setzte man bei diesem „Heimspiel“ vonseiten der Tirol Werbung einen etwas anderen Schwerpunkt als sonst – der Fokus des TirolBergs lag auf der Produktion von Medien- und Social-Media-Beiträgen. So wurde der TirolBerg zum TirolBerg TV-Studio umfunktioniert. Diese Produktionsstätte für Geschichten rund um die WM wurde in Kooperation mit dem ORF betrieben, der hier sein tägliches WM-Studio produzierte. Außerdem nützten TV-Stationen wie RAI oder Servus TV die optimalen Rahmenbedingungen für

Bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld wurden zahlreiche Interviews im TirolBerg TV-Studio geführt – unter anderem mit dem österreichischen Kombinierer-Duo Franz-Josef Rehrl und Bernhard Gruber, die im Teamsprint Bronze holten.

eigene Sendungen. Die Tirol Werbung selbst erreichte mit ihren im Studio und rund um das WM-Geschehen produzierten Geschichten über Social Media und internationale Presseverteiler hunderttausende Menschen zusätzlich. Trotz geänderter Schwerpunktsetzung fungierte der TirolBerg auch bei der Heim-WM als Aushängeschild des Landes. Zu diesem Zweck stellten verschiedene Regionen – die Olympiaregion Seefeld, Osttirol, das Pillerseetal, Paznaun-Ischgl und das Tannheimer Tal – ihr touristisches Angebot im Nordic Village vor. Im Pressezentrum wiederum legte man viel Wert auf Gastfreundschaft. Ein Highlight in Sachen Kulinarik setzte der Lebensraum Tirol bereits am Eröffnungsabend der WM beim Empfang des Landes: Agrarmarketing Tirol und der Verein Tiroler Wirtshauskultur bewirteten die Gäste mit Tiroler Spezialitäten aus allen neun Bezirken.

© TIROL WERBUNG, TIROL WERBUNG ERICH SPIESS (2)

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INTERVIEW

AN DER

SPITZE

In der Tirol Werbung fand kürzlich, zum ersten Mal nach fast einem Vierteljahrhundert, ein Führungswechsel statt: Florian Phleps wurde zum neuen Geschäftsführer des Unternehmens bestellt und wird künftig dessen Geschicke leiten. Im Interview spricht er über seine neue Aufgabe.

Das Gespräch führte Simon Leitner.

SAISON:

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Herr Phleps, Ihr Vorgänger Josef Margreiter hat die Tirol Werbung während seiner beinahe 24-jährigen Amtszeit stark geprägt. Wie fühlt es sich an, in so große Fußstapfen zu treten? FLORIAN PHLEPS: Ich habe bereits zwei Jahre in der Geschäftsleitung der Tirol Werbung mitgearbeitet und dabei die kaufmännischen Belange sowie die Unternehmensstrategie und das Tourismusnetzwerk verantwortet. In dieser Zeit habe ich auch genug Selbstbewusstsein entwickelt, um mir die neue Aufgabe zuzutrauen. Wie ist die Übergabe abgelaufen? Sehr angenehm, es hat in der Geschichte der Tirol Werbung wohl noch nie so einen reibungslosen Wechsel gegeben. Josef Margreiter hat einen klaren Schnitt gemacht, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Die Zusammenarbeit mit ihm war stets von starkem Vertrauen, gegenseitigem Ansporn und einem Ausgleich von Talenten geprägt. Was prädestiniert Sie als Geschäftsführer der Tirol Werbung, was sind Ihre Stärken? Die Basis bildet eine Kombination aus

meiner Ausbildung mit Jusstudium und Anwaltsprüfung sowie touristischer Praxis. Der Sprung in den Tourismus auf Destinationsebene mit der Tätigkeit als Geschäftsführer des TVB Pillerseetal war eine wichtige Erfahrung. Ich habe mich damals schon stark in der Kollegenschaft engagiert. Dieses Miteinander sehe ich als wesentlich, und es hat auch zu einem starken Grundvertrauen am Beginn meiner Tätigkeit geführt. Diesen Startvorteil habe ich. Sie waren schon in Ihrer Zeit als TVB-Geschäftsführer schnell überregional präsent – bewusst? Mit meiner Ausbildung, mit meinem Stil, wie ich meinen Job anlege und auf Menschen zugehe, hat mich die Branche vom ersten Moment an offen aufgenommen. Das wollte ich von Anfang an immer zurückgegeben. Ich hatte aber auch Glück mit einigen spannenden Projekten in meiner Zeit als Geschäftsführer im Pillerseetal wie der Biathlon-WM und dem Zusammenschluss des Fieberbrunner Skigebiets mit Saalbach-Hinterglemm und Leogang. Die haben für überregionale Präsenz gesorgt.


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ZUR PERSON

Florian Phleps, geboren 1980, studierte Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck, bevor er im Juni 2012 die Geschäftsführung des TVB Pillerseetal übernahm. Ende 2016 wechselte er zur Tirol Werbung, wo er als Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung für die kaufmännischen Bereiche, Cine Tirol, das Tourismus-Netzwerk und die Tirol Shop Vertriebs GmbH Verantwortung trug. Im Jänner dieses Jahres wurde er schließlich zum Alleingeschäftsführer des Unternehmens bestellt. Phleps ist verheiratet, Vater zweier Söhne und lebt in Fieberbrunn.

Wie werden Sie Ihre neue Aufgabe als Chef der Tirol Werbung anlegen? Ich bin jemand, der Sachen fortsetzt, die funktionieren. Gleichzeitig möchte ich die Tirol Werbung nach meinen Vorstellungen prägen. Die Grundvoraussetzungen dafür passen. Wir haben ein gut aufgestelltes Haus und Team mit einer stimmigen Kombination aus erfahrenen Mitarbeitern mit Führungsverantwortung und jungen, begeisterten Tirol-Werberinnen und -Werbern.

© TIROL WERBUNG/ERICH SPIESS

Was erachten Sie als die derzeit größten Herausforderungen für die Tirol Werbung? Wir entwickeln uns gerade von einem Marketing- zu einem Kommunikationsunternehmen. Damit wollen wir dem Umbruch gerecht werden, der sich in den Medien und der Gesellschaft vollzieht. Aufmerksamkeit ist mittlerweile zu einer knappen Ressource geworden. Bisher waren unsere Maßnahmen auf Reichweite ausgerichtet. Jetzt geht es um Relevanz, um damit Reichweite zu erzielen. Diesen Entwicklungsprozess unseres Unternehmens haben wir bis 2020 definiert. Wir sind also aktuell in einer Übergangsphase und werden diesen Weg konsequent weitergehen, auch wenn noch ein gutes Stück vor uns liegt. Und was sehen Sie als größte Herausforderungen für Tirols Tourismuswirtschaft? Der Tourismus sollte seiner tatsächlichen Rolle entsprechend vor allem im eigenen Land wieder stärker als anziehende, zukunftsfähige Branche wahrgenommen werden.

„Ich bin jemand, der Sachen fortsetzt, die funktionieren. Gleichzeitig möchte ich die Tirol Werbung nach meinen Vorstellungen prägen.“ FLORIAN PHLEPS

Das müssen wir allen vermitteln – von der heimischen Bevölkerung bis zu den Arbeitskräften. Als Tirol Werbung leisten wir gerne einen Beitrag dazu. Wie geht es dem Tiroler Tourismus generell? Der Tiroler Tourismus ist in einer komfortablen Position. Eine seiner wesentlichen Stärken bildet die Kleinstrukturiertheit mit den familien- und eigentümergeführten Betrieben. Wir haben dadurch sehr viele gute Unternehmen, Leistungsträger und bestens positionierte Destinationen. Das trägt zur Vitalität des Landes bei und sorgt für ein qualitatives Wachstum durch eine deut-

liche Qualitätssteigerung beim Angebot. Die weit verbreitete Meinung, dass wir auf Basis eines steigenden Bettenangebots wachsen, stimmt nämlich nicht. Im langjährigen Vergleich gibt es in Tirol einen deutlichen Bettenrückgang. Josef Margreiter war fast ein Vierteljahrhundert lang Geschäftsführer der Tirol Werbung. Haben Sie vor, ebenso lange zu bleiben? In der heutigen, schnelllebigen Zeit wäre es höchst vermessen, so etwas zu planen. Mein Vertrag läuft jetzt erst mal für fünf Jahre, alles Weitere wird sich zeigen. Vielen Dank für das Gespräch.

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Im Dienste der Bahn 36 Jahre widmete Hannes Parth der Entwicklung der Silvrettaseilbahn AG, 31 Jahre davon als Vorstand. Jetzt hat er sich aus dieser Funktion zurückgezogen. Text: Susanne Gurschler

ZUR PERSON

Hannes Parth, geboren 1956 und aufgewachsen in Ischgl, maturierte 1974 am Bischöflichen Gymnasium Paulinum in Schwaz. 1982 übernahm er die Stelle des Büroleiters in der Silvrettaseilbahn AG und war zwei Jahre Prokurist im Unternehmen, bevor er 1987 in den Vorstand wechselte. 2018 übergab er den Vorstandsvorsitz an Günther Zangerl. Zusammen mit seiner Frau Stefanie führt Parth das Hotel Montanara in Ischgl. Er ist Mitglied der Tiroler Adler Runde und Obmann des Vereins Vitalpin.

„FÜR MICH IST DER TOURISMUS DER EINZIG ZUKUNFTSFÄHIGE WIRTSCHAFTSZWEIG IN DEN ABGELEGENEN SEITENTÄLERN.“ HANNES PARTH

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er Nebel kann sehr dicht und lähmend sein am Bodensee. Und dieser Nebel war es, der ihn nicht Steuerberater werden ließ, sondern nach Ischgl zurückführte, sagt Hannes Parth. Er heuerte bei der Silvrettaseilbahn AG an und arbeitete dort fast vier Jahrzehnte, den Großteil der Zeit als Vorstand. Ende 2018 übergab Parth die Leitung an Günther Zangerl – fad wird ihm trotzdem nicht werden.

ZÄHER VERHANDLER

54 Jahre ist die Silvrettaseilbahn AG alt, 36 Jahre war Hannes Parth an deren Entwicklung beteiligt. Die Anfänge gestalteten sich nicht einfach. „1983 hatten wir mehr als das Doppelte unseres Umsatzes an Schulden und gerade einmal zwei Sesselbahnen“, so Parth. Dazu kam, dass die Vorstände sich häufig uneins waren.

Parth, damals noch Büroleiter, bekam die Auseinandersetzungen hautnah mit. 1987 übernahm er die Vorstandsfunktion und krempelte einiges um. Er war ein Machertyp, ein guter Netzwerker und einer, der klare Vorstellungen hatte, wie und wohin sich die Seilbahn entwickeln sollte: Raus aus den Schulden war eines der großen Ziele, Modernisieren ein anderes. Der Investitionsbedarf sei hoch gewesen, erinnert sich Parth. Doch neben dem Ausbau, den er stetig vorantrieb, gelang es ihm mit der Zeit auch, Rücklagen für künftige Investitionen zu bilden. Bis heute werden keine Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet, das Geld fließt in die Infrastruktur und damit in den Tourismus zurück. Rasch festigte sich sein Ruf als zäher und vor allem ausdauernder Verhandler. Allen Rückschlägen zum Trotz hielt er an der Vision fest, eine Seilbahn


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1 2 Hannes Parth mit der deutschen Schlagersängerin Helene Fischer anlässlich des Top of the Mountain Closing Concerts 2018. 2 Auch die US-amerikanische Sängerin Pink holte die Silvrettaseilbahn AG nach Ischgl. 3 Die ehemalige Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch auf der Piste mit dem Seilbahnmanager. 1

auf den Piz Val Gronda zu errichten. Parth bündelte Energie, gab Studien in Auftrag, reichte Projekte ein, leistete Überzeugungsarbeit bei den politischen Entscheidungsträgern. Der Seilbahner gab nicht auf und musste viel Kritik einstecken: „Manche Kritik war gut und auch wichtig, denn sie hat die Gesellschaft weitergebracht. Persönlich motivierte Kritik habe ich allerdings immer schlecht verkraftet.“

© SILVRETTA SEILBAHN AG (4)

ÜBERZEUGTER SEILBAHNER

Parth und die Silvrettaseilbahn waren eins – 36 Jahre lang. Mit seinen Überzeugungen machte er sich nicht nur Freunde. Er konnte diplomatisch sein, aber wenn es um die Sache ging, wich er keiner Auseinandersetzung aus. Die Seilbahn auf den Piz Val Gronda kam, und Parth sah sich bestätigt. Durchsetzungsstark sei der Hannes, heißt es in seinem Umfeld. Neues ging er tatkräftig an. Der Zahlenmensch musste sich mit Seilbahntechnik befassen und mit den Tücken des Bauwesens. „Die bürokratischen Hürden haben zugenommen“, kritisiert Parth und spricht von „sinnloser Vergeudung von Ressourcen, Zeit und Geld“. Bei diesem Thema ist das Verständnis eines Hannes Parth enden wollend. Der Meilensteine gibt es – no na – viele in einem so langen Berufsleben. Der Wechsel von den Schleppliften zu Sesselliften sei einer gewesen. Ein weiterer Meilenstein war, dass er gegen alle Widerstände eine Beschneiungsanlage bis zum Gipfel durchsetzte. „Ende der 1980er-Jahre hat das noch viele irritiert, heute ist das überall Standard“ – ist doch Schneesicherheit der wichtigste Grund der

„MANCHE KRITIK WAR GUT UND AUCH WICHTIG, DENN SIE HAT DIE GESELLSCHAFT WEITERGEBRACHT. PERSÖNLICH MOTIVIERTE KRITIK HABE ICH ALLERDINGS IMMER SCHLECHT VERKRAFTET.“

Gäste, sich für eine Destination zu entscheiden. Schon früh setzte die Silvrettaseilbahn AG zudem auf schnittiges Design und Komfort bei den Kabinen und auf Marketing: „Denn ohne Marketing geht gar nichts mehr.“

VOLLE KRAFT

Fehlentscheidung fällt Parth keine ein. Für die Familie habe er oft wenig Zeit gehabt, die Gattin den eigenen Betrieb nicht selten alleine leiten müssen. „Dafür bin ich meiner Frau sehr dankbar, denn ohne Silvrettaseilbahn hätte ich kein so erfülltes Leben gehabt.“ Nun ist er zwar als Vorstand ausgeschieden, hat aber schon eine andere Aufgabe, der er sich mit aller Kraft widmen will. „Für mich ist der Tourismus der einzig zukunftsfähige Wirtschaftszweig in den abgelegenen Seitentälern. Er ist der Motor der Region. Viele Familien leben davon, die Hotellerie, die Gastronomie, die Gewerbebetriebe“, betont Parth. Daher war er maßgeblich an der Gründung des Vereins Vitalpin beteiligt. Als dessen Obmann will er sich nun in die Diskussion um die Entwicklung des ländlichen Raums einbringen. „Es kann nicht sein, dass Organisationen wie der Alpenverein oder die Internationale Alpenschutzkommission Cipra, die meist von Städtern geleitet werden, über unsere Projekte und unsere Zukunft bestimmen.“ Und da ist er schon wieder, der Seilbahner, der weiter für seine Überzeugungen kämpft und einsteht. Ruhig wird’s also nicht werden um Hannes Parth.

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VIELE WEGE, EIN ZIEL

Betriebe, Tourismusverbände und Regionen sind auf der Suche nach Wegen, das Problem des Mitarbeiter- und Fachkräftemangels im Tourismus zu lösen. Im Fokus stehen materielle Vorteile und Gemeinschaftsgefühl. Text: Rebecca Müller

„ Bereits in den ersten zwei Wochen nach Saisonstart haben wir fast 2.000 Ischgl Crew Cards ausgegeben.“ LUKAS PARTH, ISCHGL CREW

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m November 2016 wurde im Ötztal Navion, eine Art dezentrales Mitarbeiterprogramm, gestartet. Einzelne Betriebe konnten ihre Mitarbeiter anmelden, damit diese Angebote wie Weiterbildungen, Ausflüge oder Sportkurse in Anspruch nehmen konnten. Heuer gibt es Navion in dieser Form nicht mehr bzw. nicht mehr im gesamten Ötztal, wie Tourismusberater Robert Trasser, unter dessen Federführung das Programm gemeinsam mit dem TVB eingeführt wurde, erklärt: „Navion wird nicht mehr im gesamten Ötztal, dafür aber wieder gezielt in Hochsölden durchgeführt.“ In Hochsölden wurde 2016 Navion einer ersten Testphase unterzogen. Laut Trasser liegt der Hauptgrund dafür, dass


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das Programm nicht im gesamten Tal funktioniert, in der meist kleinteiligen Struktur der Betriebe, die die oft längeren Transferzeiten der Mitarbeiter zu den Events und Aktivitäten nicht zulassen würde. „Deshalb erschien es uns klüger, das Programm in kleineren örtlichen Zusammenhängen durchzuführen.“

AUF GEMEINSCHAFT SETZEN

Auch in anderen Tiroler Regionen werden indessen Initiativen in Richtung Mitarbeiterzufriedenheit gestartet. In Ischgl wurde heuer die Ischgl Crew ins Leben gerufen. In einem ersten Schritt hat eine Arbeitsgruppe eine Umfrage unter Arbeitnehmern gemacht. „Wir wollten wissen, welche Interessen sie haben, was aus ihrer Sicht funktioniert und was besser laufen sollte“, erklärt Lukas Parth von der Ischgl Crew. Das Ergebnis: Mit Unterbringung, Verpflegung und Gehalt zeigte sich der Großteil zufrieden. Verbesserungsbedarf gäbe es allerdings bei Freizeitmöglichkeiten. Zudem sei es für Mitarbeiter manchmal nicht so einfach Anschluss zu finden. Und genau da setzt die Ischgl Crew an. Die Ischgl Crew sind nämlich die Arbeitnehmer selbst – die Gemeinschaft aller 3.000 Mitarbeiter im Ort. Mit der dazugehörigen Crew Card können sie zahlreiche Freizeitmöglichkeiten kostenlos oder vergünstigt nutzen. Außerdem werden gemeinsame Aktivitäten organisiert.

© TVB WILDER KAISER, PRIVAT

WORK-LIFE-BALANCE KOSTET

Auch wenn das Projekt gerade erst am Anfang steht, sind die Organisatoren vom Erfolg überzeugt, sagt Lukas Parth: „Bereits in den ersten zwei Wochen nach Saisonstart haben wir fast 2.000 Ischgl Crew Cards ausgegeben.“ Aus der Mitarbeiterbefragung habe man auch gelernt, dass es vor allem die Work-Life-Balance ist, auf die viele heute großen Wert legen

– was wiederum eine große Herausforderung für die Betriebe darstelle, so Parth. Der Knackpunkt liege bei den sehr hohen Lohnnebenkosten – wie Unterkunft und Verpflegung –, die Betriebe in anderen Branchen nicht tragen müssten. „Das Gros der Betriebe würde nämlich gerne weitere Mitarbeiter einstellen, nur lässt sich das schlicht nicht finanzieren.“

BENEFITS ALLEINE NICHT GENUG

Im Tiroler Unterland bzw. in der Region Wilder Kaiser hat man einen etwas anderen Zugang zum Thema gefunden. „Die besten regionalen und betrieblichen Benefits nützen nichts, wenn die Unternehmens- und Führungskultur nicht stimmt“, sagt Lukas Krösslhuber, Geschäftsführer des TVB Wilder Kaiser. Wertschätzung, Lob, konstruktives Feedback und Entwicklungsmöglichkeiten seien wichtig, um Mitarbeiter motiviert und langfristig zu halten – so die dazugehörige Philosophie. Touristische Unternehmen, die diese Werte leben, haben auf Initiative des TVB den Club der attraktivsten Arbeitgeber ins Leben gerufen. Aktuell gehören 15 Betriebe dem Club an, dort sollen der Austausch über Führungskompetenz und Feedbackkultur gefördert bzw. auch Schulungen zu diesen Themen angeboten werden. Über den TVB will man auch gemeinsame Projekte finanzieren. Und was haben die Mitarbeiter davon? „Die Mitarbeiter wissen, dass in den Betrieben der Mitglieder auf Augenhöhe zusammengearbeitet wird“, so Krössl­ huber. Außerdem können sie zum Beispiel Weiterbildungsmaßnahmen in Anspruch nehmen. Für die Zukunft arbeitet der Club an Ideen wie einer gemeinsamen Kinderbetreuung für Mitarbeiter, einem gemeinsamen Recruiting oder der Errichtung von Dienstwohnungen.

„Die besten regionalen und betrieblichen Benefits nützen nichts, wenn die Unternehmens- und Führungskultur nicht stimmt.“ LUKAS KRÖSSLHUBER, GESCHÄFTSFÜHRER DES T VB WILDER K AISER

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DIALOG MIT MEINEM

BOT

Sprachassistenten und Chatbots erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Davon können nicht zuletzt auch Tourismus und Wirtschaft profitieren. Wie genau, das wird derzeit im Rahmen des Innsbrucker Forschungsprojekts Mindlab untersucht. Text: Simon Leitner

WIE FUNKTIONIEREN DIGITALE ASSISTENTEN?

Chatbots oder Sprachassistenten sind Softwareprogramme, die auf Basis gesprochener bzw. eingetippter Befehle bestimmte Aktionen durchführen. Egal, ob man damit einen Wecker stellt, eine Erinnerung setzt oder nach einem nahegelegenen Restaurant sucht, ist das dahinter stehende Prinzip immer dasselbe.

AUFNAHME

Der Text wird in kleinere Einheiten zerlegt und analysiert. Durch den Vergleich mit bereits bekannten Satzstrukturen erkennt die Software, was der Nutzer will.

VERARBEITUNG

VERKNÜPFEN

Befehle werden aufgenommen und gegebenenfalls (d. h. im Fall von Sprachbefehlen) in Text umgewandelt.

Der Bot sucht in riesigen, strukturierten Wissensdatenbanken nach jenen Informationen, die er für seine Antwort oder die gewünschte Aktion benötigt.

AUSGABE

Die Software führt die vom Nutzer gewünschte Aktion bzw. gibt die geforderten Informationen in natürlicher Sprache aus. Je nach Kanal (Smartphone, Desktop etc.) geschieht dies schriftlich oder über Sprachausgabe.

S

prachassistenten wie Siri, Alexa oder Google Assistant haben in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt. Einst von vielen eher als technische Spielerei denn als nützliches Hilfsmittel erachtet, hat die Software heutzutage längst Eingang in den Alltag vieler Menschen gefunden, die über Sprachbefehle mittlerweile die verschiedensten Dinge erledigen. Insbesondere von der Möglichkeit, via Spracheingabe schnell und unkompliziert Informationen einholen zu können, wird zunehmend Gebrauch gemacht. „Wir erleben derzeit eine Verlagerung von einer web- hin zu einer sprach- bzw. dialogbasierten Suche“, erklärt Alexander Wahler. „Studien besagen, dass bis zum Jahr 2020 bereits 50 Prozent der Suchanfragen über Sprachassistenten und Chatbots erfolgen werden.“


MAGA ZIN FORSCHUNGSPROJEKT MINDLAB

„Mit Sprachassistenten und Chatbots wird ein gänzlich neuer Kommunikationskanal geöffnet.“

Start: September 2018 Dauer: zwei Jahre Budget: 1,2 Millionen Euro Kooperationspartner: Onlim, Universität Innsbruck (STI), feratel

DIETER FENSEL, STI INNSBRUCK

Wahler ist CEO der Firma Onlim, die gemeinsam mit dem Semantic Technology Institute (STI) an der Universität Innsbruck und dem touristischen Gesamtlösungsanbieter feratel das Projekt Mindlab ins Leben gerufen hat. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, um die für Sprachassistenten und Chatbots

öff net, von dem sowohl Kunden als auch Unternehmen profitieren können“, meint Dieter Fensel vom STI. „Ein Bot ist etwa rund um die Uhr verfügbar, wodurch Kosten eingespart und Mitarbeiter entlastet werden können. Außerdem greift er in wenigen Augenblicken auf Billionen von Daten zurück und ist somit fähig, genauere Auskünfte zu liefern.“

„Am Ende des Tages soll man Geräten nicht nur in natürlicher Sprache Fragen stellen, sondern auch präzise Antworten erhalten können – und das in Echtzeit.“ MATTHIAS RENN, FERATEL

notwendigen Datenbanken so aufzubereiten, dass sie von diesen automatisiert verarbeitet und intelligent verknüpft werden können. Dadurch sollen künft ig flüssige(re) Dialoge mit Bots möglich werden, wie Matthias Renn, bei feratel zuständig für Vertriebs- und Produktmanagement sowie New Media, erläutert: „Am Ende des Tages soll man Geräten nicht nur in natürlicher Sprache Fragen stellen, sondern auch präzise Antworten erhalten können – und das in Echtzeit.“

IMMER IM EINSATZ

Die enormen Fortschritte, die in jüngster Vergangenheit im Bereich künstlicher Intelligenz gemacht wurden, und die steigende Popularität digitaler Assistenten bei Anwendern eröff nen nicht zuletzt auch der Wirtschaft s- und Tourismusmusbranche neue Chancen. Das Schlagwort dabei lautet automatisierte Kundenkommunikation. „Mit Sprachassistenten und Chatbots wird ein gänzlich neuer Kommunikationskanal ge-

Ein weiterer Vorteil für Betriebe ergibt sich durch die mit der Soft ware einhergehende Datengenerierung: Unternehmen können die Anfragen von Nutzern jederzeit eigenständig – d. h. ohne Zwischenschaltung einer Instanz wie Facebook oder Google – sichten und auswerten, dadurch erhalten sie gleichermaßen umfassende wie konkrete Informationen zu den Wünschen und Bedürfnissen potenzieller Kunden. Darüber hinaus tragen die gewonnenen Daten auch zur Optimierung der Systeme bei: Je mehr Daten gesammelt werden, desto besser funktionieren die Bots.

INFORMIEREN, BUCHEN, KAUFEN

Auf Websites integrierte Chatbots finden bereits seit einiger Zeit Verwendung und werden im Allgemeinen gut angenommen, auch wenn sich mit ihnen derzeit noch vorwiegend recht einfach gehaltene Dialoge führen lassen. Menschen erkundigen sich so beispielsweise gerne über Öff nungszeiten von Betrieben oder Ange-

bote von Hotels. Daten zur Verkehrs- oder Wetterlage, etwa in Skigebieten, werden ebenfalls häufig angefragt. Geht es nach den Verantwortlichen von Mindlab, sollen Sprachassistenten und Chatbots jedoch schon bald in zusätzlichen Bereichen wie E-Commerce (Käufe, Buchungen) oder Onlinemarketing (Werbekampagnen) etabliert werden und schließlich dazu in der Lage sein, auch komplexere Fragestellungen entsprechend zu verarbeiten. Grundvoraussetzung dafür ist, dass die umfassenden Wissensdatenbanken, von denen Bots ihre Informationen beziehen, systematisch aufbereitet werden. Denn die Soft ware muss die benötigten Daten nicht nur finden, sondern auch intelligent miteinander verknüpfen können. Wie man dies am besten erreicht und welche Möglichkeiten es in diesem Bereich gibt, ist derzeit Gegenstand zahlreicher Forschungen – und ein Schwerpunkt von Mindlab.

„Studien besagen, dass bis zum Jahr 2020 bereits 50 Prozent der Suchanfragen über Sprachassistenten und Chatbots erfolgen werden.“ ALEX ANDER WAHLER, ONLIM

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WISSENSIMPFUNG FÜR DEN TOURISMUS

Mit einem geförderten Lehrgang versucht die Universität Innsbruck, Praktiker aus der Tourismusbranche mit aktuellem Digitalisierungswissen zu versorgen. Text: Daniel Feichtner

D DER DIGITAL TOURISM EXPERTS LEHRGANG

umfasst drei grobe Themenblöcke: Technik: Semantik, Suchmaschinenoptimierung, Headless Web, Software, Sicherheit Mensch & Digitalisierung: Digitale Kundeninteraktion, Social Media, Neuromarketing Big Data: Datengewinnung & Monitoring, Auswertung und Entscheidungsfindung

ie Zukunft ist digital – und die Gegenwart mittlerweile auch. Weil es eines ist, das zu wissen, aber etwas völlig anderes, entsprechend zu reagieren, schreitet der digitale Wandel in vielen Sektoren nur schleppend voran. Der Tourismus ist dabei keine Ausnahme, im Gegenteil: Kleinstrukturiert und zu einem beträchtlichen Teil von Familienunternehmen getragen fehlt es in der Branche oft am nötigen Know-how und den Ressourcen, um Schritt zu halten. „Was zum einen verständlich, aber auch ein wenig paradox ist“, meint Mike Peters, der den Lehrgang „Digital Tourism Experts“ an der Universität Innsbruck leitet. „Denn gerade die Digitalisierung ermöglicht kleinen Playern, mit wenig sehr viel zu erreichen.“

KEIN PROBLEM FÜR MORGEN

Weil digitale Trends schon lange in der Realität angekommen sind, ist es nur die halbe Miete, die kommende Generation darauf vorzubereiten. Um aktuelles Wissen aus der Forschung so direkt wie möglich und ohne Umwege in die Anwendung zu transferieren, läuft seit 2018 ein neues Projekt an der Universität Innsbruck. Der „Digital Tourism Experts“-Lehrgang wird gemeinsam mit der FH Kufstein, der IMC Krems und der Modul Privatuni in Wien veranstaltet und von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützt. Das Angebot richtet sich nicht an Studenten, sondern direkt an Praktiker. „Insgesamt sind 280 Teilnehmer von 45 Unternehmen aus ganz Österreich an Bord“, erklärt Peters. Darunter finden sich Tourismusverbände inklusive Wien und Vorarlberg Tourismus und Reiseanbieter ebenso wie einige Gastronomen und Hoteliers. „Besonders interessant ist der Lehrgang

aber für Unternehmen aus dem Consultingbereich – und ihre Reichweite wiederum für uns.“

MITTELSMÄNNER

Der Lehrgang wurde bewusst nicht komplett niederschwellig entwickelt. Stattdessen setzt er ein gewisses Maß an IT-Kenntnissen voraus. So müssen nicht erst Basics vermittelt werden, bevor sich die Teilnehmer den eigentlichen Themen zuwenden können. „Gerade die Consulter dienen als Mittelsmann“, erklärt Peters, warum er auf die Teilnahme von Beratern viel Wert legt. „Wir könnten mir unserem Angebot nie alle KMUs erreichen. Aber wenn wir Consulter auf den neuesten Stand bringen, erreichen wir damit schnell und effizient die Basis.“ Dasselbe gelte für Dachorganisationen wie Tourismusverbände. Wächst dort Know-how, verbreitet es sich in der Region.

BREITES SPEKTRUM

Um möglichst viel des Themenfelds abzudecken, ist der Lehrplan breit gefächert. Grob lassen sich die Veranstaltungen in drei Kategorien unterteilen: Im technischen Bereich geht es um Themen wie Suchmaschinenoptimierung, Software und Sicherheit. „Dazu ist relativ kurzfristig die Datenschutzgrundverordnung gekommen“, erzählt Peters. „Das wurde brandaktuell, als wir das Curriculum geplant haben, und durfte natürlich nicht fehlen.“ Ein weiterer Abschnitt befasst sich mit Menschen und ihrer Interaktion mit der Digitalisierung. Neben Marketing und Konsumentenverhalten steht dort auch Social Media am Lehrplan. „Und im dritten Themenblock thematisieren wir Big Data von der Datengewinnung über das Monitoring bis hin zur Entscheidungsfindung.“

© BIRGIT KOELL FOTOGRAFIEN

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„ Gerade die Digitalisierung ermöglicht kleinen Playern, mit wenig sehr viel zu erreichen.“

PRAXISEINBINDUNG

Das nächste Semester beginnt im Mai. Denn der DTE-Lehrplan ist den Tourismus-Saisonen angepasst. Die Veranstaltungen finden von Mai bis Juni und von September bis Dezember statt. Dank der FFG-Förderung erhalten die Unternehmen zudem finanzielle Kompensation für das Wegbleiben der Mitarbeiter. Dafür haben sich die Teilnehmer verpflichtet, das erworbene Wissen praktisch umzusetzen. Dazu muss jedes Unternehmen spätestens im dritten Semester ein Projekt ins Leben rufen, in dem das Gelernte angewandt wird. „Schlussendlich kommt so nicht nur theoretisches Wissen zusammen, sondern auch 45 handfeste Projekte, mit denen dieses direkt in die Wirtschaft einfließt. Das geht vom Chatbot über Data-Mining bis hin zum firmeninternen Wissensmanagement auf digitaler Ebene“, erklärt Peters. „Dabei kooperieren die Teilnehmer auch untereinander. So entstehen Partnerschaften, die später bestehen bleiben und wachsen können.“

MIKE PETERS, INSTITUT FÜR STRATEGISCHES MANAGEMENT, MARKETING UND TOURISMUS AN DER UNI INNSBRUCK

WEITERVERWERTBAR

Die FFG fördert Innovationslehrgänge nur einmalig. Wie es nach dem Abschluss weitergehen wird, ist also noch nicht klar. Aber auch wenn der Lehrgang in dieser Form wohl nicht mehr stattfindet, bedeutet das nicht, dass das Prinzip und die Struktur nicht anderen zur Verfügung stehen können. „Wir wissen noch nicht, wie das aussehen wird“, sagt Peters. „Aber wir haben einen Katalog hervorragender und topaktueller Lehrveranstaltungen, auf denen wir aufbauen können. Denkbar wäre, zu sehen, was am besten funktioniert hat, und diese Kurse dann in bestehende Studien einfließen zu lassen. Oder etwas Neues zu entwickeln. Verloren gehen wird die Arbeit sicher nicht.“

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KOMMENTARE

DIE KUNST UND IHRE WIRKLICHKEIT Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

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etzten Sommer wurde ich von einem befreundeten Ehepaar, das im Zillertal erfolgreich ein großes Unternehmen leitet, zum Kulturfestival „Stummer Schrei“ eingeladen. Zuvor verabredeten wir uns im Landgasthof „Linde“, dessen Gastgarten sich mit seinem gepflegten Rasen, seinen Obstbäumen und seiner hölzernen Veranda, in der für uns gedeckt war, durch besondere Schönheit auszeichnete! Im ganzen Haus schien eine ästhetische Disziplin vorzuherrschen, die sich weder in der geistlosen Verherrlichung des Vergangenen noch in der Anbiederung an geschmäcklerischen Landhauskitsch verlor, sondern auf dem schmalen Grat zwischen Tradition und Moderne verharrte, der, wo der Balanceakt gelingt, Tirol als ein Fremdenverkehrsland von hoher Kultur ausweist. Ergänzt wurde dieser Eindruck durch einen Wirt, der von Zeiten erzählte, als die Musikkapelle noch in der Gaststube probte. Nicht zu vergessen die exzellente Zillertaler Ofenleber, die mit Püree und einem so köstlichen Speckwirsinggemüse serviert wurde, wie ich es zuvor noch nie gegessen habe. Nach dem Essen übersiedelten wir ins Theater, das sich, ein aufwändig ausgebauter Stadel, in unmittelbarer Nähe des Gasthauses befindet. An dem Abend wurde „Die Erben“ von Martin Plattner ge-

geben, ein Autor, dessen Arbeiten bereits von großen Bühnen, darunter auch dem Tiroler Landestheater, aufgeführt wurden. Die Handlung des Stücks ist mir, sofern es überhaupt eine gab, beim besten Willen nicht mehr erinnerlich. Was ich noch weiß, ist lediglich, dass hier von einem Tourismusort erzählt wurde, in dem sich eigentlich alle, wenn nicht schon als total versoffen, so doch mit Ausnahme des Dorftrottels, dessen Outrieren nach Maßgabe der landesüblichen Mitterer’schen Betroffenheitsmasche keine Grenzen kannte, als korrupt, gierig, laut, ungebildet und primitiv erwiesen. Niemand ist so naiv, zu behaupten, dass es die meisten Hotels und Gasthäuser in Tirol mit dem Landgasthof „Linde“ in Stumm aufnehmen können. Ebenso wenig greifen alle Stücke so ungeniert in die antitouristische Klischeekiste wie „Die Erben“. Trotz all dieser Einschränkungen blieb von dem Abend dennoch die eindringliche Frage, was da eigentlich passiert ist, dass zwischen Kunst, intellektueller Welt und kritischer Öffentlichkeit einerseits und der Realität des heimischen Tourismus jeder Zusammenhang verloren gegangen zu sein scheint. Und das, wie wir wissen, nicht nur in Stumm im Zillertal, sondern fast überall, wo die beiden Paralleluniversen aufeinandertreffen.

Was ist passiert, dass zwischen Kunst, intellektueller Welt und kritischer Öffentlichkeit einerseits und der Realität des heimischen Tourismus jeder Zusammenhang verloren gegangen zu sein scheint?

© BÖHM, DANIELA MATEJSCHEK

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DAS GROSSE WEISS Ernst Molden lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Eben veröffentlichte er sein Buch „Das Nischenviech“ (Deuticke) sowie sein neues Album „Dei Schwesda waand“ (bader molden recordings).

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as letzte Jahr war so, wie ich meinen Kindern immer das Wetter in meiner eigenen Jugend geschildert habe. Zuerst ein feister, heißer, endloser Sommer, darauf ein zunächst mild glimmender, dann nebelig rauchiger Herbst, und schließlich dieser Winter: Gleich nach Weihnachten hat er begonnen, sich gemächlich niederzulassen, und jetzt sitzt er endlich fest im Sattel, ungerührt, auf seinem riesigen, weißen Hintern. Unser Dorf in Tirol ist völlig von diesem strengen Winter zugemalt worden. Der Schnee liegt meterhoch, meine liebe Mutter hat ihn von den Nachbarn mit Stangen vom Dach werfen lassen, weil sie Angst hatte, er könnte unser Häuschen erdrücken. Der Weg hinunter zur Straße ist ein Canyon, vom Apfelbaum schaut grad noch die Krone aus den weißen Massen hervor, wie ein struppiges Häuflein. Ich erinnere mich an meine Großmutter selig: Ihre sehr ephemere Zuneigung zum Schnee hielt immer ein, zwei Tage, wenn er im Dezember erstmals in unverbindlichen, großen Flocken auf die späte Inkarnation des Herbstes fiel. Dann schritt die Großmutter zum Vogelhaus, mit einem Sackerl Sonnenblumenkerne, und die Gimpel, Meisen und Finken droben im Hochwald hörten die Signale und kamen. Kaum hatte sich der Schnee aber deckend auf das Land gelegt, begann die Oma die immergleiche Metapher von einem riesigen Leichentuch zu bemühen, unter dem das arme, tote Land nun liegen müsse. So redete sie bis in den April, wenn die ersten Himmelschlüsserln aufblühten. Dann packte sie die Sonnenblumenkerne weg und wurde wieder heiter. Ich bin auch nicht der Typ, dem der viele Schnee das Herz allzu weit öffnet. Aber ich finde ihn schon sehr schön. Er macht etwas mit meiner Seele, er bedeckt sie

Ich fühle mich verzaubert und ein bisschen entrückt bei dieser Aufbahrung der ganzen Welt. ebenso, wie er die Bergkuppen, Stadeldächer Baumwipfel des umgebenden Landes bedeckt. Ich fühle mich verzaubert und ein bisschen entrückt bei dieser – um in den Bildern der Großmutter zu bleiben – Aufbahrung der ganzen Welt. Fast zwei Meter waren es im Jänner. Wenn so viel Schnee herumliegt, stellt sich der Effekt beim Anschauen sehr alter Filme ein – es ist karg, aber hochästhetisch. Man vergisst im Lauf der Zeit, was da alles vom großen Weiß zugedeckt worden ist: Die vielen nicht so schönen Sachen. Die in den letzten Jahren entstandenen Siedlungen an den Hängen über dem Dorf. Die schiachen Carports. Der Supermarkt und die davor parkenden SUVs. Ein „Aaahhh!“ entfährt mir beim Verschwinden oder doch Wegrücken dieser Dinge. In Wien sprechen wir von einer „schönen Leich“, wenn ein Begräbnis was fürs Auge bietet. Über die neutrale, schöne, weiße Welt bewegt sich nun alles langsamer hin. Die Katzen stapfen über die Wiesen wie in Zeitlupe. Die Menschen hanteln sich tastend an schmalen Pfaden entlang, immer voll Angst vor dem Fall. Ich stehe am Balkon und warte. Bald, allzubald kommen die vertrauten Dinge eh wieder hervor. Dafür blühen dann aber auch die Himmelschlüsserln. Ich bin ein positiver Mensch, und ein weiteres „Aaahhh!“ wird mir entfahren.

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NACHGEFRAG T

1 5 F R A G E N A N ...

FRANZ THEURL DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Opatija, Treviso, Riva am Gardasee LETZTER URLAUB (WO UND WANN): Fünf Tage Segeln in Korfu im Juli 2018 DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS SIND: Nachhaltigkeit, Gastfreundschaft, Kultur und Tradition, sorgsamer Umgang mit Ressourcen DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS SIND: Uneinigkeit, Abhängigkeiten, Eigeninteressen vor Regionsinteressen, fehlende Strategien DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Leadership in Qualität und Professionalität, gute Gesetzgebung zur Mittelaufbringung, gute Organisationsstruktur und die starke Marke Tirol DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Überkapazitäten im Winter, die die Sommer-Preise drücken. Aber hier steht die Trendwende bevor.

DIE BESTE IDEE IM TOURISMUS DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Das große Potenzial des Rads durch Infrastruktur und Events zu fördern und so den Sommertourismus zu fördern OSTTIROLS ERFOLG IM TOURISMUS LIEGT IM: vermeintlich Versäumten! War Osttirol lange im Hintertreffen, punkten wir heute mit unberührten, massentourismusfreien Naturräumen. UM IN ZUKUNFT IN OSTTIROL NOCH ERFOLGREICHER ZU SEIN, MÜSSEN WIR: an der Destinationsstrategie 2025 festhalten und dringend das Sonderförderprogramm Osttirol wiederbeleben MEINE WICHTIGSTE LEKTION AUS MEINER KARRIERE IM FINANZSEKTOR IST: Der Kunde ist das Maß aller Dinge!

ZUR PERSON

Vor 27 Jahren begründete Franz Theurl die Osttirol Werbung mit und vereinte die lokalen Verbände in einem Gesamtverband. Auch wenn er in seinem Brotberuf als Direktor der UniCredit Bank Austria in Lienz den Zenit erreicht und im vergangenen Jahr den Ruhestand angetreten hat, ist er noch lange nicht leise: In seiner Zweitkarriere als Obmann des TVB Osttirol bleibt er weiterhin aktiv.

NACH 40 JAHREN BANKKARRIERE IN DEN RUHESTAND ZU GEHEN WAR: eine Entscheidung, die mich beschäft igt hat. Aber das Kapitel ist für mich abgeschlossen und ich verstärke jetzt mein Engagement im Tourismusverband Osttirol. ALS PENSIONIST KANN MAN: etwas gelassener an Dinge herangehen IM TOURISMUS MUSS MAN GELD: wohl überlegt und gezielt einsetzen, um auch etwas zu verdienen. Selbstverwirklichung und der Drang zur Selbstständigkeit sind zu wenig. ALS TIROLER KOMMT MAN ZUM SEGELN, INDEM: man Abenteuerlust verspürt, einen Bezug zu den Kräften der Natur hat und sich einen Lebenstraum erfüllt AM MEER FÜHLE ICH MICH: unbeschwert und frei

© ILLUSTRATION: MONIKA CICHOŃ

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Blue Moments

[die] Momente reinsten Genusses, erzeugt durch das perfekte Zusammenspiel purer Ursprßnglichkeit und gehaltvollen Geschmacks; wird häufig zu: Quell der Inspiration.

M o n t e s . da s f e i n s t e vo m wa s s e r .


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