Lebens. Mittel.
regional • gesund • zukunftsfit
TIROLER INNOVATIONEN
Regionale Ideen für den Wandel
SUPERMARKT 2.0 So kaufen wir in Zukunft ein
regional • gesund • zukunftsfit
TIROLER INNOVATIONEN
Regionale Ideen für den Wandel
SUPERMARKT 2.0 So kaufen wir in Zukunft ein
Wieshofer Mühle, versch. Sorten Mehle aus St. Johann in Tirol
ErlebnisSennerei Zillertal, versch. Milchprodukte aus Mayrhofen
Anton Giner jun., Radieschen und Jungzwiebel aus Thaur
Christa und Peter Schweiger, Tiroler Goggei aus Kolsass
4 IM GROSSEN UND GANZEN
8
AUSGANGSLAGE IN TIROL
12 DEN WANDEL GESTALTEN
26
STIMMEN AUS DER BRANCHE
16 CHANCEN UND INNOVATIONEN
22 KOOPERATIONEN ALS SCHLÜSSEL
30
DER SUPERMARKT DER ZUKUNFT
34
DER TIROLER LEBENSMITTELKONGRESS
Die Welt befindet sich im Wandel –und das betrifft auch unsere globale, nationale und regionale Lebensmittelversorgung. Tirol hat im Vergleich zu anderen Regionen der Welt eine sehr gute Ausgangslage für diese Transformation: Die Akteur:innen aus Produktion, Verarbeitung und Handel beschäftigen sich bereits seit Jahren intensiv damit, die heimische Lebensmittelbranche nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten. Was das genau bedeutet – und wie auch Sie als Konsument:in Ihren Teil dazu beitragen können –, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen die Redaktion.
IMPRESSUM
Lebens.Mittel Magazin – Mai 2024
Herausgeber: Landesgremium des Tiroler Lebensmittelhandels in der WK Tirol Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/586020 • Redaktion: Lisa Schwarzenauer (Ltg.), Barbara Kluibenschädl, Markus Wechner, Leonie Werus Grafik: Thomas Bucher • Gesamtverkaufsleitung: Wolfgang Mayr • Fotos: falls nicht anders gekennzeichnet shutterstock.com
Druck: Intergraphik GmbH, Innsbruck
Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter www.targetgroup.at/ offenlegungen abgerufen werden.
Woher kommen eigentlich unsere Lebensmittel – und wie finden sie ihren Weg auf die heimischen Teller? Ein kurzer Einblick in die österreichische Lebensmittelversorgung und ihre Rolle im globalen Lebensmittelsystem.
TEXT • JOHANNA KNOLLLebensmittel in bester Qualität, jederzeit, überall, frisch und in ausreichender Menge verfügbar: Ein Idealzustand, an den wir uns alle gewöhnt haben. Doch das war nicht immer so. Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war Hunger auch in Europa ein Thema. Seither haben wir von der Produktion über die Verarbeitung bis in den Handel unsere Mittel und Methoden perfektioniert. So hat sich seit den 1950ern die globale Lebensmittelproduktion mehr als verdreifacht, heute werden mehr Lebensmittel produziert als je zuvor.
Das europäische Lebensmittelsystem gilt weltweit als Maßstab für die Versorgung mit sicheren, ausreichend verfügbaren, nahrhaften und hochwertigen Lebensmitteln. Dahinter steckt mehr, als man vielleicht vermutet, wenn man im Supermarkt die Regale entlang spaziert. Der Weg der Lebensmittelherstellung ist ein langer und beginnt in der landwirtschaftlichen Produktion. Dafür braucht es unter anderem die passenden Anbauflächen mit fruchtbaren Böden und genügend Wasser. Dann geht es weiter zur
Verarbeitung: Aus Getreide werden Mehl und Brot, aus Obst Säfte und Marmeladen, aus Milch Käse und Joghurt und so weiter. Sowohl Convenience-Produkte als auch Fertiggerichte erfreuen sich in Österreich seit mehreren Jahren immer größerer Beliebtheit. Anschließend werden die Lebensmittel verpackt, transportiert und verteilt. Zum Schluss der Lieferkette stehen der Handel und Konsum.
Die einzelnen Akteur:innen dieses Systems werden durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst, etwa durch Entfernungen und Transportrouten, Mobilität, internationale Lieferketten, Werbung sowie das Konsumverhalten der Bevölkerung. Gleichzeitig steigen die Anforderungen: Die Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine haben Stärken ebenso wie Schwächen unserer Lebensmittelversorgung offengelegt. Während die Weltbevölkerung wächst, schrumpfen Anbauflächen und verfügbare Ressourcen. Wetterextreme und neue Schädlinge nehmen zu und betreffen bereits drei Viertel der europäischen Länder. Die Folgen: Ernteausfälle, Produktivitätseinbußen und schwankende Lebensmittelpreise.
Schließlich soll unser Lebensmittelsystem selbst nachhaltiger werden. Weniger Treibhausgase, Dünger und Pestizide, mehr ökologische Anbauflächen und Biodiversität sowie nachhaltige Produktions- und Vertriebsweisen sind einige der Ziele. Auch die Konsument:innen sollen Teil des Wandels sein, etwa indem sie sich ausgewogener, gesünder und nachhaltiger ernähren und sorgfältiger mit Lebensmitteln umgehen.
VERHALTENSFRAGE
Eng verknüpft mit der Lebensmittelversorgung ist auch das Essverhalten der Bevölkerung. Je nach Ernährungsweise werden unterschiedliche Produkte konsumiert. Mehr
ERNÄHRUNGSSICHERHEIT
Die Welternährungsorganisation nennt vier Dimensionen, die für Ernährungssicherheit gegeben sein müssen: Verfügbarkeit, Zugang, Nutzung und Dauerhaftigkeit.
Nur wenn ausreichend Lebensmittel verfügbar sind, Menschen einen gesicherten Zugang dazu haben, die Lebensmittel bedarfsgerecht verwendet werden können und auch regionale Missernten die Grundversorgung nicht destabilisieren, kann von Ernährungssicherheit gesprochen werden.
Die globale Lebensmittelproduktion hat sich seit den 1950ern mehr als verdreifacht.
als die Hälfte der Österreicher:innen isst mehrmals wöchentlich Fleisch und Fleischprodukte. Zudem konsumieren die meisten Menschen in Österreich mehr Fleisch und Wurst als die vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz empfohlenen 300 bis 450 Gramm pro Woche. Im europäischen Vergleich liegt Österreich beim Fleischkonsum im Spitzenfeld.
Auch Obst wird in Österreich sehr gerne gegessen. Am beliebtesten sind Apfel, Banane und Orange – und das zeigt, wie komplex das Thema „gute“ Ernährung ist: Obst ist ein Eckpfeiler einer gesunden, ausgewogenen Ernährung und in der Produktion an sich umweltfreundlicher als tierische Lebensmittel, aber wenn es wie Bananen und Orangen über lange Wege importiert werden muss, stellt sich auch hier die Frage der Nachhaltigkeit.
Eine Ernährungsweise, die gut für Mensch und Planet ist, muss nicht zwingend bestimmte Lebensmittelgruppen ausschließen: Am wichtigsten ist, dass ausgewogen und in Maßen konsumiert wird. Kommen bei der Auswahl dann noch ein Bewusstsein
für Regionalität und Saisonalität dazu, ist man gut unterwegs.
HERAUSFORDERUNG
LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG Aktuell werden weltweit ausreichend Lebensmittel produziert, um theoretisch alle Menschen ernähren zu können – auf den Tellern landet aber nur ein Teil dieser Produktionsmenge: Vor und während der Ernte, bei der Verarbeitung, im Handel, in der Gastronomie und in den Privathaushalten gehen eigentlich genießbare Lebensmittel verloren.
In Österreich beläuft sich die Menge an Lebensmittelabfällen auf rund eine Million Tonnen im Jahr. Dabei unterscheidet man zwischen vermeidbaren und nicht vermeidbaren Abfällen: Sind Nahrungsmittel zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch uneingeschränkt genießbar, spricht man von vermeidbaren Lebensmittelabfällen. Nicht vermeidbare Abfälle fallen üblicherweise im Zuge der Speisenzubereitung an, zum Beispiel das Gehäuse beim Apfel. Lebensmittelabfälle lassen sich im Privaten dabei einfach reduzieren: Wer sich einen Einkaufszettel schreibt und schaut, was man noch zuhause hat und was frisch gebraucht wird, spart sich das Grübeln im Geschäft und vermeidet ein „zu viel des Guten“. Auch mit der richtigen Lagerung von verderblichen Lebensmitteln holt man mehr aus dem Einkauf heraus. So kann jede:r Konsument:in selbst einen Teil zur Verbesserung unseres Lebensmittelsystems beitragen.
Österreich erzeugt eine Vielfalt an Lebensmitteln – von einigen davon sogar so große Mengen, dass der eigene jährliche Bedarf theoretisch rein durch im Land produzierte Produkte gedeckt werden könnte. Bei anderen Lebensmitteln sind wir aber stark auf Importe angewiesen, wie Zahlen des Bundesministeriums für Landwirtschaft zeigen.
Jährliche Produktion:
5,7 Millionen Tonnen
Jährlicher Verbrauch (insgesamt): 6 Millionen Tonnen
Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr: 89,4 Kilogramm
Selbstversorgungsgrad: 94 Prozent
Jährliche Produktion:
674.337 Tonnen
Jährlicher Verbrauch (insgesamt): 1,2 Millionen Tonnen
Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr: 116,7 Kilogramm
Selbstversorgungsgrad: 58 Prozent
Jährliche Produktion: 481.400 Tonnen
Jährlicher Verbrauch (insgesamt): 995.100 Tonnen
Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr: 76,2 Kilogramm
Selbstversorgungsgrad: 48 Prozent
Jährliche Produktion: 885.900 Tonnen
Jährlicher Verbrauch (insgesamt): 981.000 Tonnen
Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr: 54,9 Kilogramm
Selbstversorgungsgrad: 90 Prozent
Jährliche Produktion: 910.000 Tonnen
Jährlicher Verbrauch (insgesamt): 808.900 Tonnen
Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr: 60,5 Kilogramm
Selbstversorgungsgrad: 112 Prozent (Rindfleisch: 145 Prozent, Geflügel: 77 Prozent)
Jährliche Produktion: 1,18 Millionen Tonnen
Jährlicher Verbrauch (insgesamt): 669.100 Tonnen
Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr: 75,1 Kilogramm
Selbstversorgungsgrad: 177 Prozent
Jährliche Produktion: 134.300 Tonnen (2,17 Milliarden Stück)
Jährlicher Verbrauch (insgesamt): 149.300 Tonnen
Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr: 14,6 Kilogramm
Selbstversorgungsgrad: 90 Prozent
Jährliche Produktion: 4.700 Tonnen
Jährlicher Verbrauch (insgesamt): 65.100 Tonnen
Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr: 7,3 Kilogramm
Selbstversorgungsgrad: 7 Prozent
Der Selbstversorgungsgrad berechnet sich aus dem Verhältnis von produzierten zu verbrauchten Lebensmitteln. Wird weniger erzeugt als im Land verbraucht wird, liegt der Selbstversorgungsgrad unter 100, wird mehr erzeugt als verbraucht, liegt er darüber.
Wie gut die Lebensmittelsicherheit in Österreich – vor allem im Vergleich mit anderen Ländern – ist, zeigt der hohe Selbstversorgungsgrad bei vielen Lebensmitteln: Bei Rind und Schweinefleisch, Konsummilch, Käse und Zwiebeln lag er 2020 beispielsweise über 100, für Getreide bei 87 Prozent. Obst ist mit nur 41 Prozent ein kleiner Schwachpunkt.
Der Standort Tirol basiert traditionell auf einer klein strukturierten Landwirtschaft und familiengeführten Handelsbetrieben. Qualität und Regionalität stehen im Vordergrund des Lebensmittelsystems, hohe Resilienz und Agilität machen es fit für die Zukunft.
TEXT • BARBARA KLUIBENSCHÄDLie Tiroler Lebensmittelversorgung basiert auf einem gut abgestimmten Zusammenspiel zwischen Produzent:innen, Veredler:innen, dem Handel und den Konsument:innen. Den Rahmen für die lokale und regionale Wertschöpfungskette bilden in Tirol die kleinstrukturierten Landwirtschaftsbetriebe. „Ziel ist es, mit den vorherrschenden Gegebenheiten und Ressourcen umgehen und auskommen zu können und eine Ernährungssouveränität zu gewährleis-
„Durch
die kleinteiligen Strukturen haben wir den Vorteil, dass wir resilient und agil auf die sich ändernden Bedingungen reagieren können.“
MATTHIAS PÖSCHL
ten“, weiß Matthias Pöschl, Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol.
Traditionell haben wir in Tirol eine graslandbasierte Landwirtschaft. Für die Veredelung der Gräser braucht es Wiederkäuer. „Die Fleisch- und Milchproduktion bilden die zentralen Säulen der Tiroler Landwirtschaft“, ergänzt Pöschl. Daneben gibt es besonders im Inntal Entwicklungschancen in den Bereichen Getreideproduktion und Gemüse- und Obstbau. Auch neue Konzepte, die durch sich ständig ändernde Ernährungstrends beeinflusst werden, wie zum Beispiel die Hanfproduktion, spielen eine wichtige Rolle in der Tiroler Lebensmittelproduktion.
Charakteristisch ist auch der hohe Anteil an familiengeführten Handelsunternehmen wie MPREIS und SPAR. „Diese haben das Vertrauen der Konsument:innen gewonnen, indem sie regionale Produkte anbieten und enge Beziehungen zur Landwirtschaft pflegen“, erklärt Stefan Mair, Obmann des Landesgremiums des Tiroler Lebensmittelhandels in der WK Tirol. „Diese Struktur ist authentisch und ganz nahe an den Konsument:innen.“
Eine zentrale Strategie in der Tiroler Lebensmittelversorgung sind Dachmarken und Kooperationen, die die Marktposition
Regionalität spielt eine wichtige Rolle im Tiroler Lebensmittelhandel.
AUS DER REGION
10,2 %
der Tiroler Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt.
(Landwirtschaftskammer Tirol, Stand 2020)
REGIONALITÄT
AUF DER ÜBERHOLSPUR
2023 verbuchten
„Qualität Tirol“Produkte eine Umsatzsteigerung von 10,2 Prozent auf insgesamt 40,5 Millionen Euro der bäuerlichen Lebensmittelproduzent:innen stärken, wie zum Beispiel das Gütesiegel „Qualität Tirol“, und die sowohl ein Qualitäts- als auch ein Herkunftsversprechen bieten. „Die kleinstrukturierte Landwirtschaft ist mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, merkt Pöschl an. Dachmarken bündeln bäuerliche Lebensmittel und bündeln diese zu einem kuratierten Sortiment und bilden darüber hinaus eine Orientierungshilfe für die Kund:innen.
Neben der gewohnt hohen Qualität steht in Tirol vor allem auch die Regionalität im Vordergrund. Im Handel herrsche daher ein hohes Bewusstsein für die regionale Herkunft, weiß Mair: „Konsument:innen schätzen die Authentizität und das Wissen um die Herkunft der Lebensmittel“. Deswegen gilt es –auch wenn Tirols Lebensmittelsystem nicht isoliert betrachtet werden kann – die regionale Produktion zu schützen, da sie zudem eng mit der Bewirtschaftung der Almen und der Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft verbunden ist. Wichtig sei auch, dies den Endkund:innen zu vermitteln, damit sie sich der Auswirkungen ihres Kaufverhaltens bewusst sind, betont Pöschl. „Wenn wir die regionale Lebensmittelproduktion nicht mehr haben, dann können wir die Natur-
In Tirol gibt es 14.215 land- und forstwirtschaftliche Betriebe
davon 4.749 im Haupterwerb (Stand 2020)
Für die Zukunft des Tiroler Lebensmittelsystems sind Kooperationen und innovative Ideen gefragt.
und Kulturlandwirtschaft nicht mehr so erleben und nutzen, wie wir sie kennen.“
Der Wandel der klimatischen, strukturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen macht auch vor Tirol nicht halt. „Durch die kleinteiligen Strukturen haben wir aber den Vorteil, dass wir resilient und agil auf die sich ändernden Bedingungen reagieren können“, so Pöschl. Ziel für die Zukunft sei es, die Wertschöpfung in der landwirtschaftlichen Produktion zu erhöhen, indem alles, was in der Produktion anfällt, auch verwertet wird. „Künftig wird man daher vermehrt von Wertschöpfungskreisläufen sprechen“, bemerkt zudem Pöschl.
Wichtig sei dabei der Austausch mit allen Partner:innen auf Augenhöhe, so Mair. „Die Bedürfnisse der Kund:innen spielen eine große Rolle, schließlich stehen diese am Anfang und am Ende der Wertschöpfungskette.“ Auch Kooperation und innovatives Denken müssen in Zukunft im Vordergrund stehen. „Partnerschaften fördern nicht nur
„Die Bedürfnisse der Kund:innen spielen eine große Rolle, schließlich stehen diese am Anfang und am Ende der Wertschöpfungskette.“
STEFAN MAIRdie Kreativität, sondern verteilen auch Investitionen auf mehrere Schultern und ermöglichen es allen im Wertschöpfungskreislauf, bei ihren Kernkompetenzen zu bleiben und diese auszubauen.“ Dies führe letztlich dazu, dass die Kernwerte der Tiroler Lebensmittelversorgung – Qualität, Authentizität und Regionalität – erhalten bleiben und die Ernährungssouveränität gesichert wird.
MPREIS.AT
FAMILIE
Wir wissen, was Familie bedeutet.
MPREIS ist seit jeher ein Familienunternehmen und mit über 6.000 Mitarbeitenden einer der wichtigsten Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe der Region. Mit vielen dauerhaft günstigen Artikeln und Sonderangeboten leistet MPREIS einen Beitrag zur Entlastung der Haushaltskassen.
Schon vor 100 Jahren setzte Therese Mölk auf Lieferanten aus dem Umfeld. Heute hat Regionalität im Sinne des Klimaschutzes eine ganz neue Bedeutung bekommen. Für MPREIS war es immer naheliegend, lokal zu handeln. So bleiben die Transportwege kurz, die Frische hoch und die Verkehrsbelastung gering.
NACHHALTIGKEIT
Seit Jahrzehnten Pioniere der
Weil wir als Familienunternehmen schon immer an künftige Generationen gedacht haben, ist uns die Nachhaltigkeit geradezu in die Wiege gelegt. Wir übernehmen Verantwortung für unsere Mitarbeiter*innen, die Gesellschaft und unsere Umwelt.
Die Lebensmittelbranche muss sich ständig an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen. Dass dies nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen mit sich bringt, weiß Katharina Falkner, Ökonomin am WIFO.
TEXT • MARKUS WECHNER
Der Klimawandel sowie der aktuell prognostizierte Anstieg der Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen bis 2050 bringen für die Lebensmittelversorgung entsprechende Herausforderungen mit sich. Gerade deshalb muss laut Falkner bei der Produktion von Lebensmitteln, aber auch bei den Lebensmitteln selbst der Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit gelegt werden.
Um aus globaler Sicht den Wandel voranzutreiben, Lebensmittelsysteme und Wertschöpfungsketten nachhaltiger zu gestalten und somit nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Auswirkungen zu beeinflussen, braucht es laut Katharina Falkner in erster Linie rechtliche Vorgaben: „Damit wird zum Beispiel konkret versucht, die ökologische Landwirtschaft auszuweiten und den Verzicht auf chemische Düngemittel durchzusetzen, um nicht nur der Klimakrise, sondern auch der Biodiversitätskrise entgegenzuwirken.“
Die Klimawandelanpassung werde zudem zu einem zentralen Punkt in den nächsten Jahrzehnten, vor allem mit Fokus auf landwirtschaftliche Betriebe. Hier komme auch die Digitalisierung zu tragen – etwa beim
Einsatz von Präzisionsbewässerung – und könne dabei helfen, die Landwirtschaft effizienter und zudem auch sozial verträglicher zu machen.
Als konkretes Beispiel, um Lebensmittelsysteme zukunftsfit zu machen, führt Katharina Falkner etwa die solidarische Landwirtschaft bzw. die Community Supported Agriculture an, die ein Konzept beschreibt, bei dem Verbraucher:innen auf lokaler Ebene mit Partnerlandwirt:innen zusammenarbeiten: „Damit lässt sich zwar nicht dazu beitragen, die gesamte Bevölkerung zu ernähren, sie kann aber durchaus dazu beitragen, die lokale Landwirtschaft zu stärken und Transparenz in der Lebensmittelproduktion zu schaffen.“ Das sei nicht nur wichtig, damit die Konsument:innen wieder mehr Bezug zu Lebensmitteln, ihrer Herstellung und ihrem Wert bekommen, sondern auch, damit durch kürzere Transportwege Emissionen eingespart werden. Bezüglich der Lebensmittelabfälle verweist Falkner auf innovative Konzepte wie Foodsharing-Plattformen.
Auf europäischer Ebene gehören der European Green Deal die Farm-to-Fork-Initia-
Katharina Falkner ist seit 2022 Ökonomin in der Forschungsgruppe „Klima, Umwelt und Ressourcenökonomie“ am WIFO. Beim 2. Tiroler Lebensmittelkongress referierte sie über nachhaltige Agrar und Ernährungssysteme sowie die Chancen und Herausforderungen für die österreichische Landwirtschaft.
tive oder Biodiversitätsstrategien zu den wichtigsten Werkzeugen. „Der Green Deal ist derzeit das zentrale Instrument der Europäischen Union, um das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen“, so Katharina Falkner. Dabei sollen sich die Nettoemissionen von Treibhausgasen auf null reduzieren und die EU als erster „Kontinent“ klimaneutral werden. Die Idee dahinter ist, weiterhin an unserem System des Wirtschaftswachstums festzuhalten und dennoch Klimaneutralität und ressourcenschonende Produktion gewährleisten zu können. „Auf diese Weise könnte die Wirtschaft weiterwachsen, während im Idealfall Treibhausgasemissionen und Ressourcennutzung absolut gesehen abnehmen oder relativ gesehen zumindest weniger stark wachsen als die Wirtschaft“, erklärt die Ökonomin.
Dazu existieren bereits einige Schlüsselkomponenten im Green Deal, die auf die Wirtschaft insgesamt abzielen und nicht nur auf das Ernährungs- und Agrarsystem: „Die wesentlichen Punkte sind der Umstieg auf erneuerbare Energien, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern“, so Falkner. Im Bereich der Mobilität sieht sie Möglichkeiten in der umweltfreundlichen Gestaltung des Verkehrssystems und in diesem Sinne auch in Bezug auf die Landwirtschaft, den Schutz der Biodiversität, die Verringerung von Umweltauswirkungen und die Ausweitung von biologisch genutzter Fläche.
Die explizit landwirtschaftlichen Themen, die das Agrar- und Ernährungssystem betreffen, sind in der Farm-to-Fork-Initiative konkretisiert. Das wesentliche Ziel hierbei ist es, die gesamte Lebensmittelproduktion und die Lebensmittelwertschöpfungsketten nachhaltiger zu gestalten. Bezüglich der Landwirtschaft sei der wichtigste Aspekt die Nachhaltigkeit und somit die Etablierung von umweltfreundlichen Praktiken, sagt Falkner: „Dazu zählen einerseits bio -
„Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist wesentlich, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern.“
KATHARINA FALKNER
logisch bewirtschaftete Flächen, aber andererseits auch den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren und in Bezug auf die Tierhaltung sowohl Tierwohl als auch Tiergesundheit zu steigern, beispielsweise durch die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes.“ Ebenso gehe es aber natürlich auch um ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. „Eine umweltfreundliche Bewirtschaftung mit geringem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist ökologisch nachhaltig, auf der sozialen Ebene kann sie aber eine höhere Arbeitsbelastung durch mechanische Unkrautregulierung bedeuten und auf der Ebene der ökonomischen Nachhaltigkeit höhere Preise mit sich bringen. Steigen jedoch, etwa durch entsprechende Aufklärung und Sensibilisierung, die gesellschaftliche Akzeptanz und die Wertschätzung für umweltfreundliche Bewirtschaftung, steigt auch die Bereitschaft, für den entsprechenden Wert eines solchen Produkts einen höheren Preis zu bezahlen. Damit werden umweltfreundliche Bewirtschaftungsweisen selbst wieder gefördert und höhere Umweltstandards können ihrerseits die Vermarktungschancen nachhaltig produzierter Produkte steigern.“
VIELE KLEINE SCHRITTE
Ein Punkt, der aktuell als große Herausforderung und Chance zugleich angesehen wird,
betrifft laut Falkner einheitliche Standards, um Nachhaltigkeit auch auf Produktebene sichtbarer zu machen: „Ich glaube, davon könnten alle profitieren, sowohl die Landwirt:innen in Bezug auf bessere Vermarktungsstrategien als auch der Handel und der Exportsektor durch die Sichtbarkeit höherer Produktqualität sowie auch die Konsument:innen durch mehr Transparenz.“
Abgesehen von den Rahmenbedingungen seien aber auch praktische Veränderungen aus der Branche notwendig. „Wir brauchen auf jeden Fall innovative Ideen und Methoden, um Lebensmittelsysteme zukunftsfit zu gestalten“, erklärt die Ökonomin. In diesem Zusammenhang wird oft Laborfleisch genannt, wobei Falkner davon ausgeht, dass es hierbei insbesondere ethische Fragen zu klären gelte und generell
„Wir brauchen auf jeden Fall innovative Ideen und Methoden, um Lebensmittelsysteme zukunftsfit zu gestalten.“
KATHARINA FALKNER
Aufklärungsarbeit geleistet werden müsse, um eine Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen. „Das sind wahrscheinlich die großen Herausforderungen, auch hinsichtlich des Einsatzes der sogenannten Genschere oder generell bei genetisch modifizierten Sorten und Kulturen“, so die Expertin. Falkner verweist außerdem auf die Slow-Food-Initiative. Auch in der Insektenzucht sieht die WIFO-Ökonomin Potenzial: „Insekten werden unseren Eiweißkonsum nicht zu hundert Prozent ersetzen, werden aber gewissermaßen ihren Beitrag leisten können. Ich glaube, diese vielen kleinen innovativen Schritte können insgesamt einen Beitrag leisten, um unsere Lebensmittelversorgung nachhaltiger zu gestalten, und wir alle können unseren Beitrag dazu leisten.“
Tirol genießen!
Rund 14.000 bäuerliche Familienbetriebe sorgen dafür, dass wir sowohl hervorragende Lebensmittel als auch eine gepflegte Kulturlandschaft genießen können.
Die Vielfalt an erzeugten Produkten ist groß – von Obst und Gemüse, über Getreide, Milch und Milchprodukte bis hin zu Fleisch- und Fischspezialitäten reicht die Palette. Die innovativen Tiroler Bäuerinnen und Bauern sorgen dafür, dass dieses Angebot
kontinuierlich erweitert wird. Mit dem bewussten Griff zu heimischen Produkten erhältst du nicht nur ein hochwertiges Lebensmittel, sondern trägst auch einen wichtigen Teil zum Erhalt unserer landwirtschaftlichen Strukturen bei!
Die Welt wandelt sich und mit ihr auch die Anforderungen an unsere Lebensmittelversorgung. In Tirol ist die Zukunft teilweise bereits heute auf den Tellern angekommen – mit einer Prise Innovation, einem Löffel voll Regionalität und einem großen Schuss Mut zur Veränderung.
TEXT • LEONIE WERUS
Klimawandel, Nachhaltigkeitserfordernisse, die Vermeidung von Lebensmittelabfällen – die Herausforderungen, vor denen unser Lebensmittelsystem aktuell steht, sind groß. Eine Veränderung der Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren, ist ein wichtiger Beitrag, diesen zu begegnen. Doch wie kann eine zukunftsfähige Lebensmittelversorgung überhaupt aussehen und wo können Veränderungen neue Chancen bieten? Welche Rolle spielen Trends und Innovationen? Das haben wir Vertreter:innen aus dem Lebensmittelgroß- und -einzelhandel, der Produktion sowie der Gastronomie gefragt.
SO ISST ÖSTERREICH
Es ist ein facettenreiches Bild der aktuellen Ernährungstrends, das der kürzlich veröffentlichte Food Report von Wedl aufzeigt. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht der Tiroler Gastronomie-Großhändler eine umfassende Studie über das Essverhalten der österreichischen Bevölkerung und bietet einen Einblick in die kulinarische Landschaft Österreichs.
„Ein klares Bekenntnis zu Regionalität ist ein wichtiger Schritt für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem.“
… hier geht’s zu allen Ergebnissen des Wedl Food Report 2024.
Im Vergleich zu früheren Befragungen, insbesondere zu jenen vor der Covidpandemie, gibt es signifikante Veränderungen im Verbraucherverhalten: Es wird vermehrt zu Hause gekocht und auf regionale, frische Lebensmittel geachtet, ein wachsender Anteil der Befragten legt Wert auf ausgewogene Ernährung sowie auf eine Reduzierung des Fleischkonsums. Obwohl dies nicht zu einem schnellen Anstieg rein veganer oder vegetarischer Ernährungsweisen führt, werden diese Nischen größer und bieten Raum für innovative gastronomische Angebote. Dennoch bleiben klassische Essgewohnheiten bestehen – das Schnitzel erfreut sich
LORENZ WEDL, MITGLIED DER GESCHÄFTSFÜHRUNG BEI WEDL
weiterhin großer Beliebtheit. „Nicht alle Verbraucher:innen betrachten Veränderungen im Ernährungsverhalten als notwendig, vielfach werden auch weiterhin Geschmack, Gewohnheit und ein angemessenes PreisLeistungs-Verhältnis priorisiert“, so Lorenz Wedl, Mitglied der Geschäftsführung bei Wedl.
„Ernährungsbewusste Konsument:innen bevorzugen beim Einkauf und beim Essen außer Haus hingegen zunehmend qualitativ hochwertige Produkte aus der Region. Veränderungen spiegeln sich in einer verstärkten Offenheit für neue Geschmackserlebnisse und innovative Variationen wider.“ Wedl sieht solche Trends als Chance, dementsprechend hat er sein Sortiment dahingehend stets entsprechend erweitert. Insbesondere die vermehrte Nachfrage nach regionalen Produkten bewertet man beim Großhändler positiv: „Ein klares Bekenntnis zu Regionalität ist ein wichtiger Schritt für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem.
Lisa LugingerBichler und ihr Mann Christoph Bichler haben mithilfe eines Nebenprodukts aus der Lebensmittelproduktion das Molkebier „Ku Brew“ entwickelt.
Wir arbeiten eng mit heimischen Bäuer:innen zusammen, wollen diese Zusammenarbeit weiter vertiefen und die Vielfalt österreichischer Produkte fördern.“
Innovation kann auf vielen Ebenen passieren – Tirol stehe allgemein für hohe Qualität sowie innovative Produkte, die es zu identifizieren gilt. Dazu bekommt das Familienunternehmen regelmäßig neue Produkte und Ideen von Lieferant:innen präsentiert. „Diese werden dann auf deren Vermarktungspotenzial bewertet und verkostet“, erklärt Lorenz Wedl. „Regionale Produktinnovationen machen vor allem dann Sinn, wenn zur Herstellung für die Region typische Rohstoffe zum Einsatz kommen – die auch in Tirol produziert werden. Nur so kann auch ein authentisches Geschmackserlebnis gewährleistet werden.“
ERFRISCHEND ANDERS
Authentizität und Innovationskraft werden auch in der Brauerei Bierol in Schwoich groß geschrieben. Gemeinsam mit den „Milchbuben“ aus Hopfgarten haben Christoph Bichler und seine Frau Lisa LugingerBichler das Molkebier „Ku Brew“ entwickelt und damit im vergangenen Jahr den 1. Tiroler Lebensmittelinnovationspreis gewonnen. „Schon in Kriegszeiten wurde Bier aufgrund von Rohstoffknappheit mit Molke
„Wir wollten ein innovatives Genussprodukt entwickeln, das den
Fokus
auf Kreislaufwirtschaft und damit
Nachhal-
tigkeit legt.“
LISA LUGINGER- BICHLER, GESCHÄFTSFÜHRERIN VON BIEROL
Der Preis geht 2024 in die zweite Runde und bietet kreativen Köpfen der Lebensmittelbranche die Gelegenheit, ihre Innovationskraft unter Beweis zu stellen – mit Produkten, Kooperationsmodellen oder Vermarktungsideen. Im Vordergrund steht die Förderung der regionalen Lebensmittelproduktion, Einreichschluss ist der 12. Juni.
Beim Tiroler Lebensmittelhändler MPREIS finden sich mehr und mehr Produkte aus der Region im Sortiment.
gebraut. Unser Ansatz heute ist ein ganz anderer – wir haben den Fokus auf Upcycling von Nebenprodukten in der Lebensmittelproduktion gesetzt. Molke muss als Abfallprodukt bei der Käseherstellung oft entsorgt werden. Schade eigentlich, denn sie ist reich an Mineralien und ziemlich erfrischend“, findet Luginger-Bichler. „So wollten wir ein innovatives Genussprodukt entwickeln, das den Fokus auf Kreislaufwirtschaft und damit Nachhaltigkeit legt.“
Am Anfang so eines Prozesses steht die Idee – und dann heißt es: Nicht immer alles bis ins kleinste Detail durchtheoretisieren, denn sonst geht zwischen Theorie und Umsetzung zu viel Zeit verloren, rät die Bier-Sommelière all jenen, die eine ähnlich innovative Idee im Kopf haben: „Einfach losstarten – der Lernprozess treibt ein Projekt sowieso in die Richtung, die es an-
„In Zeiten, in denen Qualität direkt aus der Region gefragt ist, ist sie ein Garant für erfolgreiches Wirtschaften.“
MPREIS
nehmen soll. Und wenn es mal nicht klappt, probiert man es eben anders!“ Das Interesse an „Ku Brew“ war und ist groß, auch wenn Molke und Bier im ersten Moment nicht ganz klassisch erscheinen. „Aber wer es probiert hat, bestätigt, was wir unbedingt entwickeln wollten: ein leichtes, erfrischend-süffiges Bier mit Nachhaltigkeitsfaktor.“
OFFEN FÜR NEUES
Damit Innovationen aus dem Lebensmittelbereich auf dem Tisch von Konsument:innen landen, braucht es den Handel. Wer im Supermarktregal nach „Ku Brew“ sucht, wird unter anderem bei MPREIS fündig. Auch hier beobachtet man einen Trend zum bewussten Einkaufen – den Preis, die Qualität, aber auch verschiedene Ernährungspräferenzen betreffend. Konsument:innen achten laut dem Unternehmen vermehrt auf die Herkunft der Ware, zuletzt haben Produkte aus der Region jene aus biologischer Erzeugung sogar an Bedeutung überholt. Darum baut der Tiroler Nahversorger das regionale Sortiment in den Filialen sukzessive aus und möchte gleichzeitig lokale Produzent:innen mit ihren Produkten vor den Vorhang holen. Durch solche Kooperationen und das Vertrauen in Tiroler Innovationen wie die von Bierol profitiert die heimische Wirtschaft doppelt.
Verglichen mit anderen Regionen bietet Tirol laut MPREIS besonders viel Potenzial für Innovationen: Durch die zentrale Lage im Herzen der Alpen und den starken Tou-
rismus gibt es viel kulturellen Austausch und Inspiration für neue Produkte. Aufgrund der klimatischen Veränderungen kann hier noch viel Neues in der Lebensmittelherstellung entstehen, wie beispielsweise mehr Wein „made in Tirol“.
Die Produktion nachhaltiger Lebensmittel hat hierzulande Tradition, und die kurzen Wege von Produzent:innen über den lokalen Handel bis hin zu Konsument:innen sind nicht nur regional, sondern automatisch nachhaltig. Auch die überwiegend klein strukturierte Landwirtschaft ist von großer Bedeutung: In Zeiten, in denen Qualität direkt aus der Region gefragt ist, ist sie ein Garant für erfolgreiches Wirtschaften sowohl im Handel als auch in der Landwirtschaft, ist man bei MPREIS überzeugt. Aktuell führt der Familienbe-
„Viele neue Produkte und Ideen finde ich sensationell. Eine gesunde Mischung aus hochqualitativen, regionalen Produkten im internationalen Mix hat großes Zukunftspotenzial.“
MICHAEL PLONER, HAUBENKOCH
trieb mehr als 1.500 Produkte aus Tirol und 700 aus Südtirol, geliefert von rund 250 lokalen Produzent:innen, im Sortiment –Tendenz steigend.
IM INTERNATIONALEN MIX
Trends und Innovationen machen auch vor der Tiroler Gastronomie nicht Halt. Im Gegenteil: Neue Ideen und Herangehensweisen sind der Hauptfaktor für eine Weiterentwicklung in diesem Bereich, erzählt der Tiroler Spitzenkoch Michael Ploner, der mit seinem Team im Vier-Hauben-Restaurant „s’kammerli“ im Hotel Central in Nauders für Genussmomente sorgt.
Auch er trägt dazu bei, dass Innovationen an die breite Masse kommen – „Ku Brew“-Dosen werden in seinem Lokal beispielsweise als Begleitung zu einem Gang im Gourmetmenü serviert und für den besonderen Effekt mit einer Schubkarre ins Restaurant gefahren. „Viele neue Produkte und Ideen, bei denen Leidenschaft und Innovationsgeist im Spiel sind, finde ich sensationell. Manch andere könnte man meiner Meinung nach auch gern weglassen.“
Als Koch war Ploner in vielen Ländern unterwegs und hat großteils mit internationalen Produkten gekocht, die er auch weiterhin schätzt. „Ich bin niemand, der komplett auf Regionalität setzt, dafür gibt es viel zu viele tolle Produkte auf der Welt. Eine gesunde Mischung aus hochqualitativen, regionalen Produkten im internationalen Mix hat großes Zukunftspotenzial.“
Die Tiroler Lebensmittelbranche muss sich einem immer stärker auf Effizienz ausgerichteten Markt stellen. Ein Erfolgsfaktor für die Zukunft der heimischen kleinstrukturierten Betriebe liegt in gut ausgewählten Kooperationen zwischen den Akteur:innen.
TEXT • BARBARA KLUIBENSCHÄDL
Im internationalen Lebensmittelbereich ist kein Ende der Konsolidierung abzusehen – immer größere Produzent:innen und Händler:innen gewinnen Macht im System. Auch der Klimawandel, die wachsende Bevölkerung und die derzeit sinkende Kaufkraft haben Einfluss darauf, wie Lebensmittel produziert und vermarktet werden. „Das sind sehr mächtige Triebfedern, die einen Teil der Lebensmittelindustrie stark motivieren, immer günstiger zu werden“, erklärt Oliver Koll, Professor für Marketing an der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Das bedeute dann oft, dass einzelne Partner:innen im System verstärkt unter Druck geraten. „Gerade als Landwirtschaftsbetrieb hat man es bei diesen Dynamiken im klein strukturierten Umfeld Tirols schwer. Man kann nur schwer Preise bedienen, die für den überregionalen Markt interessant sind, und gleichzeitig ein vernünftiges Einkommen sichern“, weiß der ehemalige Unternehmensberater.
Die Tiroler Landwirt:innen müssen sich daher überlegen, für welche Produkte und Kund:innen sie ihre Flächen in Zukunft nutzen, so Koll. Am internationalen Markt mitzuspielen, sei nur schwer möglich. „Der Fokus wird sich wahrscheinlich insgesamt auf Regionalität, Qualität und im Idealfall auch auf seltenere Getreideund Obstsorten verschieben.“ Dabei spielen Kooperationen eine immer wichtigere Rolle, vor allem mit lokalen Produzent:innen und Händler:innen, die sich auf Konsumentengruppen konzentrieren, die nicht nur auf den günstigsten Preis achten.
Die vier zentralen Partner:innen in der Lebensmittelbranche sind die Landwirtschaft, der Handel, die Produzent:innen und die Konsument:innen. „Gemeinsam stehen sie in der Pflicht, tragfähige Ideen innerhalb der geografischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen in Tirol zu entwickeln“, erklärt der Wissenschaftler.
1
Landwirt:in mit Landwirt:in
„Landwirtschaftliche Betriebe können miteinander kooperieren, um mehr Kraft im Marktauftritt zu entwickeln“, erklärt der Marketingexperte. Beispielsweise können sie gemeinsam Produkte und Leistungen entwickeln, aber auch Kooperationen mit Vertriebspartner:innen oder den Aufbau eigener Vertriebssysteme forcieren.
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Landwirt:in mit Produzent:in
Landwirt:innen können zudem mit lokalen Produzent:innen zusammenarbeiten, die mit regionalen Zutaten bei ihren Abnehmer:innen punkten wollen.
„Dadurch profitieren die Herstellerbetriebe nicht nur von der guten Qualität der Inhaltsstoffe, sondern stärken damit auch ihre eigene Marke“, erklärt Koll.
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Landwirt:in und Produzent:in mit Handel
„Im Lebensmittelhandel gibt es eine starke Tendenz dazu, einen Teil des Sortiments verstärkt um Eigenmarken zu ergänzen – sowohl bei nationalen als auch internationalen Händlern“, beschreibt der Marketingprofi. Lokale landwirtschaftliche Betriebe und Hersteller:innen können mithilfe regionaler Leistungen diesen Wunsch nach Profilierung, auch mithilfe höherpreisiger Handelsmarken, bedienen.
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Landwirt:in und Produzent:in mit Konsument:in
„Besonders wichtig ist es, den Kontakt zu den Konsument:innen zu suchen und zu erfragen, welche Leistungen sich diese von der heimischen Landwirtschaft erwarten und in welchen Bereichen sie bereit sind, mehr Geld in die Hand zu nehmen“, so Oliver Koll. Der enge Kontakt zu Konsument:innen –sei es durch Besuche der Betriebe oder Sensibilisierung von jungen Konsument:innen – bilde das Fundament für die höhere Wertschätzung regionaler Leistungen.
„Der Fokus wird sich wahrscheinlich insgesamt auf Regionalität, Qualität und im Idealfall auch auf seltenere Getreideund Obstsorten verschieben.“
OLIVER KOLL
„Gerade als Landwirtschaftsbetrieb hat man es bei diesen Dynamiken im klein strukturierten Umfeld Tirols schwer.“
OLIVER KOLL
BEWUSSTSEINSBILDUNG NOTWENDIG
„Was Konsument:innen kaufen, ist zu einem Teil davon getrieben, was ihnen angeboten wird.“ Wenn der Lebensmittelhandel in seiner Kommunikation vor allem mit günstigen Preisen argumentiert, werden Konsument:innen darauf beim Einkauf auch besonders achten, beschreibt Koll die aktuelle Situation. Daneben gebe es aber schon eine große Zahl an Konsument:innen, die auf nachhaltige Produktion und lokale Herkunft Wert legen und auch bereit sind, dafür mehr Geld auszugeben. Man müsse aber auch jene abholen, die dazu noch nicht bereit sind. Hier bedarf es noch mehr an Aufklärungsarbeit, weiß der Experte: „Der Konsum solcher Produkte muss als cool, wichtig und sinnvoll wahrgenommen werden.“
Neben dem moralischen Wert brauche es aber auch einen greifbaren Mehrwert für die Konsument:innen, ist Koll überzeugt: „Das moralische Argument allein wird nicht ausreichen, um die Mehrheit der Bevölkerung anzusprechen.“ Wichtig sei der unmittelbare hedo -
nistische und sensorische Nutzen. Überzeugen könnten regionale Produkte vor allem durch einen höheren wahrgenommenen Genuss – besser, interessanter oder anders.
Auch Nachhaltigkeit durch Landschafts- und Naturerhalt und ökonomischen Mehrwert für die Region spiele eine Rolle und ist sozusagen das Bindeglied zwischen moralischem und greifbarem Mehrwert. „Das bedeutet, dass der Nutzen eines Kaufs nicht nur unmittelbar generiert wird, sondern zusätzlich auch noch in fünf oder fünfzehn Jahren spürbar ist“, erklärt Koll.
MIT BLICK IN DIE ZUKUNFT
Bereits jetzt sind Veränderungen und Trends im Lebensmittelbereich deutlich spürbar. „Gerade beim Thema Fleisch, das in Tirol ohnehin nur begrenzt angeboten werden kann, ist eine zunehmende Sensibilität bei der Haltung und Fütterung der Tiere spürbar“, weiß der Marketingprofessor. Ein Fokus auf heimische Aufzuchtfütterungen mit regionalen Futtermitteln, mehr Freihaltung oder spezielle Rassen könnte Potenzial haben. Aber auch ein Fokus auf spezielle Getreide-, Obst- und Gemüsesorten könnte Landwirt:innen ein höheres und sicheres Einkommen ermöglichen. „Wichtige Vorreiter:innen in der Umsetzung könnten neben gastronomischen Betrieben auch Großbetriebe sein, die zum Beispiel in der Mitarbeiterversorgung stark auf regionale Lebensmittel setzen und damit eine Vorbildfunktion einnehmen“, resümiert Oliver Koll.
ZUR PERSON
Oliver Koll ist Professor für Marketing an der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Davor war er rund 20 Jahre als Unternehmensberater mit eigenem Unternehmen tätig. Aktuell forscht er im Bereich StakeholderMarketing sowie zum Einfluss nachhaltigen Handelns auf die Stärke von Marken.
Expert:innen aus Handel, Produktion, Gastronomie und Interessenvertretung über Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Tiroler Lebensmittelbranche
„Märkte für Lebensmittel und sonstige Agrarprodukte sind für die Ertragslage landwirtschaftlicher Betriebe sowie für die Einkommen und Löhne in der Landwirtschaft entscheidend. Die Mehrkosten einer zunehmend leistungsfähigeren Landwirtschaft werden zu einem Teil auf diesen Märkten erwirtschaftet werden müssen. Das geht nur, wenn die Lebensmittelpreise die tatsächlichen Produktionskosten wieder besser abbilden und die Produktion in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum ähnliche Bedingungen vorfindet. Auf diese Weise wird auch für die nächsten Jahre die Lebensmittelversorgung in unserem Land nachhaltig abgesichert werden.“
Stefan Müßigang Obmann der Tiroler Gemüsebauern„Tirol ist geprägt von Berg und Tal, saftigen Wiesen, schönen Almen und wenig Ackerflächen. Auf Grundlage unserer natürlichen Ressourcen werden auch zukünftig Viehwirtschaft – mit den Pfeilern Milch und Fleisch – und pflanzliche Produkte (Getreide, Gemüse, Obst etc.) eine tragende Rolle spielen. Das sich ändernde Klima stellt die Tiroler Bäuerinnen und Bauern vor Herausforderungen, eröffnet aber auch neue Möglichkeiten, wie Melonenanbau oder Weinbau. Mit Innovationskraft und dem Willen zur Zusammenarbeit entstehen hochwertige, ehrliche Lebensmittel, wie das Molkebier ,Ku-Brew‘ vorzeigt. Da ist noch viel zu erwarten!“
Clemens Mair
GFStv. und Leitung Produktmanagement Agrarmarketing Tirol
Stimmen aus der Branche
„Der Einsatz regionaler Futtermittel, kurze Transportwege und eine Landwirtschaft, die unsere Landschaft hegt und pflegt, dazu die Nutzung von Abwärme, die Optimierung des Wasserverbrauchs und Sonnenenergie – das sind nur einige Beispiele für gelebte Nachhaltigkeit in Tirol. Genauso wichtig sind faire Arbeitsbedingungen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, dass laufend Ausbildungsplätze geschaffen und Nachfolger:innen für Betriebe gefunden werden.“
Georg Schuler
Innungsmeister Lebensmittelgewerbe, WK Tirol
„Mit dem Tiroler Lebensmittelkongress wurde ein Forum geschaffen, um Landwirt:innen und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und darüber hinaus enger zusammenrücken zu lassen und gemeinsam Neues zu schaffen. Kooperationen sind gerade in Zeiten großer Veränderungen wesentliche Hebel, um neue Chancen zu entdecken und daraus neue Ideen zu entwickeln. Zusammen gestalten wir unsere Zukunft, Unternehmen und Konsument:innen gemeinsam!“
Barbara Thaler
Präsidentin WK Tirol
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„Viele Gäste sind neugierig auf das Konzept ,From Nose to Tail‘, da die Fleischteile oder Zubereitungsarten oft gar nicht mehr bekannt sind oder noch nie gegessen wurden. Sie sehen das als Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren. Natürlich spielt hier auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle. Gäste und Gastronomiebetriebe setzen aktiv Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung. Reste werden mitgenommen und zu Hause für die nächste Mahlzeit wiederverwendet. Wir Gastronom:innen können hier aktiv Lösungen anbieten, wie zum Beispiel die Genussbox.“
Anna Kurz Fachgruppenobfrau Gastronomie, WK Tirol„Unsere Bäuer:innen erzeugen Lebensmittel von höchster Qualität. Als ,Nebenprodukt‘ der Landwirtschaft ist unsere gepflegte Kulturlandschaft entstanden, die wiederum die Basis für Tourismus und Freizeitwirtschaft bildet. Darüber hinaus werden im vor- und nachgelagerten Bereich Tausende Arbeitsplätze gesichert. Die bewusste Entscheidung, zu heimischen Lebensmitteln zu greifen, sorgt dafür, dass all das erhalten bleibt, und zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus!“
Josef Hechenberger Landwirtschaftskammer Tirol
„MPREIS hat sich als regional verwurzeltes Unternehmen mit engen Beziehungen zu heimischen Produzent:innen etabliert. Die Partnerschaft mit lokalen Landwirt:innen und Erzeuger:innen ist für die Tiroler Nahversorgung, die österreichweit als Maßstab für ausgezeichnete Nahrungsmittel gilt, sehr wichtig. Für Konsument:innen resultiert daraus der Vorteil, jederzeit auf frische und qualitativ hochwertige Lebensmittel aus ihrer Region zurückgreifen zu können, was nicht nur die regionale Wirtschaft stärkt, sondern auch zur ökologischen Nachhaltigkeit beiträgt.“
David Mölk Geschäftsführer MPREISStimmen aus der Branche
„Enge Zusammenarbeit zwischen Produktion und Handel in Tirol ist ein wesentlicher Bestandteil des Erfolges der regionalen Wirtschaft. Durch die Kooperation der Unternehmen entsteht ein effizientes Netzwerk, das die Lieferketten optimiert und die Qualität der Produkte sichert. Dies fördert auch Innovationen im Lebensmittelbereich und ermöglicht den Unternehmen, flexibel auf Marktbedürfnisse und Veränderungen zu reagieren. Konsument:innen profitieren von einer breiten Auswahl an regionalen und qualitativ hochwertigen Produkten, kurzen Lieferzeiten und einer verbesserten Produkttransparenz.“
Klara Neurauter
Neurauter frisch GmbH
„Unsere Devise lautet Vorrang für Tirol. Kurze Transportwege, maximale Frische und heimische Qualität: Konsument:innen wünschen sich das heute mehr denn je. Deshalb hat SPAR Partnerschaften mit 144 heimischen Produzent:innen und 2.250 regionale Tiroler Lebensmittel im Sortiment. Dies erfolgt entweder durch eine direkte Belieferung der Supermärkte oder durch eine Abwicklung über die Zentrale in Wörgl, von wo aus SPAR die Tiroler Produkte auf das gesamte Bundesland verteilt. Die Bandbreite reicht von Obst- und Gemüsebäuer:innen über Almrindzüchter und Sennereien bis hin zu Bäckereien.“
Patricia Sepetavc
SPARGeschäftsführerin Tirol & Salzburg
Praktische Tippsrund umEinkauf, Lagerung und Verzehr.
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Das Angebot im Lebensmittelhandel spiegelt lokale Gegebenheiten, gesellschaftliche Trends und veränderte Bedürfnisse und Wertehaltungen von Konsument:innen wider. Mathias Streicher, Assistenzprofessor für Handelsmanagement an der Universität Innsbruck, gibt einen Einblick, was Tiroler:innen in Zukunft in den Regalen der Supermärkte finden werden.
TEXT • BARBARA KLUIBENSCHÄDL ILLUSTRATION • MONIKA CICHOŃ
„Lokale Erzeugnisse punkten nicht nur mit kürzeren Lieferwegen und der Stärkung der regionalen Wirtschaft, sondern haben für Konsument:innen auch eine sinnstiftende Wirkung“, weiß Streicher. „Eine Studie aus Wien konnte belegen, dass Menschen mit dem Kauf regionaler Produkte das Bedürfnis nach emotionaler Stabilität befriedigen.“ So fühlten sich Testpersonen nach der Zubereitung eines Apfelkuchens mit regionalen Äpfeln im Anschluss emotional gefestigter als jene mit Äpfeln aus entfernten Regionen. Die zunehmende Digitalisierung verstärke dieses Bedürfnis nach Erlebnissen im Hier und Jetzt.
Weniger Verpackungsmüll spart Logistikaufwand für Kund:innen und Händler:innen und produziert weniger Müll, was wiederum Ressourcen und CO2 einspart. Für bestimmte Lebensmittelgruppen wie Müsli, Nüsse oder Getreide gibt es im Einzelhandel bereits vereinzelt Stationen zum Selbstab- und -auffüllen. „Ein verpackungsfreies Abgabesystem mit attraktiven Produkten kann zudem einen größeren Anreiz bieten, wieder in den Laden zu kommen“, vermutet Streicher.
„Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch sinkt zwar, aber dennoch möchten Konsument:innen nicht komplett darauf verzichten.“
STREICHER
FLEISCHTHEKE 2.0
Klassische Wursttheken, an denen nur Aufschnitt aufgelegt wird, könnten in Zukunft personalfrei durch Robotertechnik betrieben werden oder deren Produkte fertig abgepackt gänzlich in Kühlregale weichen. „Personalbetriebene Fleischtheken mit einer echten Feinkostkompetenz und fundierter Beratung könnten hingegen zu einem Profilierungsmerkmal für den ambitionierten Supermarkt werden, um sich von Discountern abzugrenzen“, ist Streicher überzeugt. Das entspräche auch dem Trend: „Der Pro-KopfVerbrauch an Fleisch sinkt zwar, aber dennoch möchten Konsument:innen nicht komplett darauf verzichten.“
„Gesundheit und Wohlbefinden sind auf absehbare Zeit wichtige Themen beim Einkaufen“, weiß Streicher. Die steigende Zahl übergewichtiger Menschen und ein überwiegend sitzender Lebensstil erfordern neue Formen der Ernährung und Produkte. Hochverarbeitete Lebensmittel könnten dadurch in den Regalen zurückgehen. Bereits jetzt würden Händler:innen über den Hebel der Eigenmarken kräftig am Erzeugermarkt mitmischen und ganz bewusst ungesunde Inhaltsstoffe in ihren Eigenmarken reduzieren. Wenn sich dieser neue Trend durchsetzt, werden die großen Lebensmittelkonzerne Marktanteile verlieren und nachziehen müssen, ist Streicher überzeugt.
Soziale und ökologische Aspekte werden für viele Menschen immer wichtiger. Ein Grund dafür ist auch die frühe Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen in den Schulen. „Das lässt sich zunehmend an den realen Einkaufsdaten ablesen“, betont Streicher. Transparenz von Lieferketten und Produktionsbedingungen sowie eine klimafreundliche Herstellung bei der Auswahl von Produkten werden in Zukunft eine größere Rolle spielen. „Das heißt auch weg von den großen Konzernen und hin zu Erzeuger:innen, wo der Inhaber seine Mitarbeiter:innen und Produktionsprozesse noch selbst kennt.“
Das Interesse an pflanzenbasierter Ernährung wächst seit einem guten Jahrzehnt stetig. „Mittlerweile ist das kein Randphänomen mehr, sondern in der breiten Bevölkerung angekommen“, weiß Streicher. Fast die Hälfte der Österreicher:innen sind Flexitarier, das heißt, sie schränken ihren Fleischkonsum bewusst ein. Innovative vegane Produkte zum Beispiel aus Erbsen, Soja und Pilzen liegen dabei im Trend. „Das stößt auf breite Zustimmung der Kund:innen und kann ein Beitrag sein, CO2 zu sparen.“
Der Anteil an Gerichten, die schnellen und unkomplizierten Genuss versprechen, wächst seit mehr als zehn Jahren kontinuierlich. „Gute Fertiggerichte bieten neben dem Genuss auch Zeit für ebenfalls wichtige Dinge im Leben“, so Streicher. Weniger Zusatzstoffe, regionale Produkte und gesunde Zutatenlisten stehen dabei im Vordergrund.
Dr. Mathias Streicher ist Assistenzprofessor im Bereich Handelsmanagement und wissenschaftlicher Leiter des Retail Lab der Universität Innsbruck und forscht im Bereich Konsumentenverhalten.
Seine Forschungsarbeiten wurden in international hochrangigen Fachzeitschriften veröffentlicht und schon mehrfach vom weltweit größten akademischen Marketingverband, der American Marketing Association, ausgezeichnet.
Miteinander statt nebeneinander: Der Tiroler Lebensmittelkongress bringt Landwirtschaft, Verarbeitung und den Handel zusammen und schafft eine wichtige Plattform für Austausch und Zusammenarbeit.
Hochqualitative, regionale Tiroler Lebensmittel stehen bei Konsument:innen ebenso wie bei Gästen und Tourist:innen hoch im Kurs. In diesen Lebensmitteln stecken harte Arbeit, Innovation und Pioniergeist – und starke regionale Wirtschaftskreisläufe zwischen Landwirtschaft, Produktion und Handel. Um diese weiter zu stärken und Mehrwerte für die Konsument:innen zu schaffen, hat das Landesgremium des Tiroler Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Tirol gemeinsam mit der Agrarmarketing Tirol und der Tiroler Landwirtschaftskammer 2023 den Tiroler Lebensmittelkongress ins Leben gerufen.
Sich mit anderen Branchenvertreter:innen auszutauschen, neue Netzwerke zu knüpfen, die Zusammenarbeit zu forcieren und, angeregt durch den Input von geladenen Expert:innen, Zukunftsoptionen für die hei-
Oliver Koll (Universität Innsbruck), Vortragender am 2. Tiroler Lebensmittelkongress
Stefan Mair (WK Tirol), Katharina Falkner (WIFO), Oliver Koll (Universität Innsbruck), Matthias Pöschl (Agrarmarketing Tirol)
Für den Tiroler Weinfachhandel steht die Leidenschaft für österreichische Weine an erster Stelle. Darüber hinaus verfügen die Weinexpert:innen des Landes auch über viel internationales Wissen.
Wein ist ein Produkt wie kein anderes. Es braucht viel Erfahrung und Wissen, um passend zum Anlass und der Speise den entsprechenden Wein auszuwählen. Das können nur Spezialist:innen, die sich intensiv mit der Materie auseinandersetzen. Ein:e Tiroler Weinfachhändler:in ist dabei immer in Ihrer Nähe. Wenn Sie kompetente Beratung suchen oder neue Weine verkosten wollen: Die Weinfachhändler:innen freuen sich darauf, Sie umfassend und kompetent zu beraten.
AUS TRADITION
Der Weinfachhandel hat in Tirol eine lange Tradition: Manche Familienbetriebe existieren bereits in vierter oder fünfter Generation. Heute bietet der Tiroler Weinfachhandel ein breit gefächertes Sortiment von Weinen und Spezialitäten aus Österreich und der ganzen Welt, die die Weinliebhaber:innen erfreuen. Mit größter Leidenschaft werden darüber hinaus neue Winzer:innen, Weinbaugebiete und internationale Winzer:innen gesucht.
Der Tiroler Weinfachhandel steht für höchste Kompetenz, Vielfältigkeit, Qualität und Leidenschaft zum Produkt. Die persönliche Betreuung der Kund:innen durch Expert:innen hat obersten Stellenwert. Weitere Infos unter www.wein-tirol.at
mische Lebensmittelversorgung zu entwickeln: Mit dem Tiroler Lebensmittelkongress hat die Branche dafür ein exklusives Format gefunden. 2023 trafen sich rund 170 Teilnehmer:innen verschiedener Wirtschaftsbereiche beim 1. Tiroler Lebensmittelkongress. Das Motto der ersten Auflage: Wie der Wert von Regionalität bewahrt und eine Zukunft für regionale Lebensmittel geschaffen werden kann.
AUS HERAUSFORDERUNGEN
CHANCEN MACHEN
Eingebettet in europäische und globale Kreisläufe, ist unsere Lebensmittelversorgung heute mitten im Wandel. Die wachsende Weltbevölkerung, Klimawandel, Wetterextreme, Produktivitätsschwankungen und die Notwendigkeit, entlang der gesamten Wertschöpfungskette Nachhaltigkeit voranzutreiben und Ressourcen zu
Der Tiroler Weinbauverband präsentierte beim 2. Tiroler Lebensmittelkongress seine Köstlichkeiten
Georg Schuler (Innungsmeister Tiroler Lebensmittelgewerbe), Rene Fender (SPAR)
Tirol),
Dahinter steckt der große Appetit, Tirol mit allen Sinnen zu entdecken.
Ferdinand Grüner (Direktor Landwirtschaftskammer Tirol), Ulrich Jakob Zeni (Landwirtschaftskammer Tirol), Fabian Neururer (Wein Neururer), Wendelin Juen (Landwirtschaftskammer Tirol)
schonen, sind einige der zentralen Herausforderungen. Zugleich eröffnen sich Chancen und Möglichkeiten, unsere Lebensmittelversorgung erfolgreich weiterzuentwickeln.
Doch wie den Herausforderungen begegnen und welche Chancen wie nutzen? Wie können die Konsument:innen Teil des Wandels werden? Welche Weichen müssen gemeinsam gestellt werden, um weiterhin die Bevölkerung mit ausreichenden und gesunden Lebensmitteln zu fairen Preisen für Konsument:innen und Produzent:innen zu versorgen und die Wettbewerbsfähigkeit der Akteur:innen zu gewährleisten? Das stand beim 2. Tiroler Lebensmittelkongress Anfang April 2024 auf der Agenda, bei dem wieder 180 Branchenvertreter:innen intensiv und leidenschaftlich diskutierten.
Bierol und Milchbuben begeisterten mit dem KuBrew.
Tirol)
Seit 1267 in Eppan / Südtirol und seit 1944 in Nordtirol bestens etabliert.
1944 Gründung durch Peter Meraner sen. (Winzer aus Südtirol)
1956 Übernahme des Betriebes durch seine Söhne Peter und Edi
1988 Erwerb der Linherr GmbH und Übersiedelung zum Rennweg 16 in Innsbruck
1995 Übernahme der Geschäftsleitung durch Dietmar Meraner
1995 Projektstart „Hamburger Fischmarkt“, jetziges 29. Fischvergnügen am Inn 2024
1997 Kauf der Geschäftsanteile Weinkellerei P. Meraner GmbH und Linherr GmbH durch Dietmar Meraner-Pfurtscheller
2005 Projektstart wellwasser® - „aus Leitungswasser wird
DAS Getränk wellwasser®“
2021 Verein Weinwerbung TIROL – der Tiroler Weinfachhandelübersiedelt zum Rennweg 16 in Innsbruck
aus Leitungswasser wird
DAS Getränk wellwasser® still oder perlend
Die Wellwasser Technology GmbH wurde als Finalist beim Energy Globe Austria in der Kategorie WASSER ausgezeichnet.
Der Energy Globe Award ist der weltweit bedeutendste Umweltpreis und zeichnet jährlich, auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene, herausragende nachhaltige Projekte aus.
Die Trinkwasserverordnung - BGBI. II Nr. 304/2001 zuletzt geändert durch BGBI. II Nr. 121/2007 § 3 Abs.1 besagt: „Wasser muss geeignet sein, ohne Gefährdung der menschlichen Gesundheit getrunken oder verwendet zu werden.“
« Der Preis, der die Tiroler Innovationskraft sichtbar macht! »
Nachhaltige Ernährung hat auch viel mit Wissen um gesunde Ernährung an sich sowie die Zubereitung von Lebensmitteln zu tun. Bewusst regional und saisonal einkaufen ist dabei nicht nur fürs Klima gut, sondern stärkt die heimische Landwirtschaft
Die „Qualität Tirol“ Produktpalette ist dabei der verlässliche Partner und Garant für die Lebensmittelversorgung aus der Region für die Region. Das Gütesiegel mit der Herkunftsgarantie „gewachsen und veredelt in Tirol“ steht für hochwertige Lebensmittel, bäuerliche Familienbetriebe, regionale Wirtschaftskreisläufe sowie den Erhalt der einzigartigen Tiroler Kulturlandschaft.
Der Tiroler
Lebensmittelinnovationspreis
Innovation gilt als wesentlicher Treiber der Transformation. Der Tiroler Lebensmittelinnovationspreis stärkt und unterstützt die kulinarische Kreativität und die zukunftsorientierte Tiroler Landwirtschaft. Mit der Verleihung werden die lokalen Innovationsleistungen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Kooperationspartner:
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Weitere Details und Teilnahmebedingungen unter: www.liz.tirol