Ein Euromaidan-Szenario in Skopje, Republik Mazedonien ?

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Ein Euromaidan-Szenario in Skopje, Republik Mazedonien ? Dr. Harald W. Kotschy, Skopje

27.4.2016

Seit 12. April demonstrieren wie vor fast einem Jahr wiederum täglich Personen - meist ein paar Hundert, manchmal auch mehr - gegen die Regierung. Im Vergleich zum Vorjahr auch unter Einsatz von Gewalt. In der Innenstadt wurden zahlreiche erst unlängst mit Steuergeldern errichtete staatliche Gebäude sowie Denkmäler vandalisiert. Auf der anderen Seite des Stadtzentrums erhebt eine viele größere Zahl ihre Stimme zur Unterstützung der Regierung. In viel größerer Zahl. Im Gegensatz zum Vorjahr werden die regierungsfeindlichen „Aufmärsche“ meist nicht offiziell von der wendekommunistischen Opposition, der sozialdemokratischen Partei, organisiert. Vielmehr tragen diese Kundgebungen „besorgter Bürger und Menschenrechtsaktivisten“ den Stempel der bewährten Anleitungen der US-finanzierten Ausbildungsstätte für die Abhaltung von „farbigen Revolutionen“, dem Belgrader Beratungsinstitut Center for applied nonviolent action and strategy (CANVAS). Ihr Ziel ist, allenfalls auch durch gewalttätige Unruhen, den vom Westen angestrebten Regimewechsel auszulösen. Am 27.4. gab es bereits das erste Todesopfer. Ein regierungsnaher Journalist wurde tot aufgefunden. Mord oder Selbstmord, politischer oder krimineller Hintergrund, das ist noch zu klären. Auslösendes Moment der jetzigen Demonstrationen war die in Ausübung seines verfassungsgemäßen Niederschlagsrechtes (bindende) Anordnung des Staatspräsidenten IVANOV an die Justizbehörden, die wegen politischer Vergehen anhängigen Strafverfahren gegen über 50 zum Teil führenden Vertretern der beiden großen politischen Parteien einzustellen. Das Staatsoberhaupt dachte dadurch zumindest in der Vorwahlzeit den wechselseitigen Hick-Hack von hasserfüllten Korruptionsvorwürfen, Abhörskandalen und Zwietracht Einhalt zu gebieten und die Voraussetzung für die Versöhnung verfeindeter Lager zu schaffen. Allerdings erreichte er das Gegenteil - diese Verfahrensniederschlagung erregte die Sozialisten sowie die Vertreter der USA und der EU gleichermaßen. Pikantes Detail am Rande: Der heutige Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Zoran ZAEV, kam bereits vor etwa acht Jahren schon einmal in den Genuss einer Abolition durch den (damals sozialistischen) Staatspräsidenten. Damals führten weder die seine Partei noch die ausländischen Botschafter Klage. Auch ein Gerücht geht um unter den Bewohnern der Hauptstadt Skopje. In Bulgarien würden sich Scharfschützen der US-Spezialkräfte DELTA FORCE auf einen Einsatz in Mazedonien vorbereiten, um ein „Euromaidan-Szenario“ herbeizuführen. Also den Sturz einer legitimen Regierung durch die Organisation von vorgeblichen Bürgerprotesten sowie deren gewaltsame Eskalierung unter Einsatz von Agitatoren und Scharfschützen. Die EU-Kommission droht namhaften Politikern, die sich nicht willfährig erweisen, mit Sanktionen (etwa Einreiseverbote in die EU sowie das Einfrieren von Konten). Was passiert im Sonnenland Mazedonien, welches sich vor 25 Jahren friedlich aus dem jugoslawischen Staatsverband löste und danach für ein Jahrzehnt als Musterland am Balkan galt? Die sozialistische Opposition versucht die von ihr selbst verlangten vorzeitigen Neuwahlen am 5. Juni infolge zu erwartender neuerlicher Wahlschlappe zu verhindern. Durch die Schürung von Unruhen will sie erreichen, vom Westen (verfassungswidrig) mit der Führung einer Notstandsregierung beauftragt zu werden, um so wieder an die Pfründe zu kommen, die sie seit zehn Jahren schmerzlich vermisst. Hiebei kann sie auf tatkräftige Unterstützung von außen (USA und ihre Brüsseler Vasallen) zählen, denen die seit zehn Jahren im Amt befindliche bürgerliche Regierung zu eigenständig geworden ist und gewisse „europäische Werte“ wie das Embargo gegen Russland oder das Durchwinken

Ein Majdan-Szenario in Skopje v.final 2

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02.05.2016 18:17


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