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Die Lust aufs Reisen kehrt zurück
REISEBRANCHE ERHOLT SICH VON DER PANDEMIE DIE LUST AUFS REISEN KEHRT ZURÜCK
Kaum eine Branche wurde von der Pandemie härter getroffen als die Reisebranche. Im März 2020 wurden die Grenzen weltweit geschlossen und innerhalb von Stunden praktisch alle Verkehrswege gekappt. Ein Supergau für den internationalen Tourismus. Bis heute – zwei Jahre später – gibt es im internationalen Reiseverkehr erhebliche Einschränkungen.
DOMINIC ECKERT, INHABER DREAMTIME TRAVEL AG
Trotzdem erholt sich der globale Tourismus langsam und die Lust aufs Reisen kehrt zurück. Der spezialisierte Fernreiseveranstalter Dreamtime Travel mit Sitz in Baden hat die Krise trotz aller Widrigkeiten bemerkenswert gut gemeistert. Dreamtime-Gründer und -Inhaber Dominic Eckert beleuchtet einige interessante Aspekte der vergangenen 24 Monate und wagt einen positiven Ausblick.
Kann man sich auf eine solche Krise vorbereiten?
Der Schock war gross, als der Bundesrat am 16. März 2020 alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Ausland zur Rückkehr in die Schweiz aufrief. Für uns stand eine grosse Rückholaktion an und gleichzeitig mussten wir das ganze Team überstürzt ins Homeoffice schicken – zwei logistische Herausforderungen, die wir parallel organisieren mussten. Der Umzug ins Homeoffice verlief problemlos. Bereits vor ein paar Jahren hatten wir das gesamte Team, vom Lernenden bis zum Inhaber, mit mobilen Surface Tablets ausgestattet. Externer Zugriff auf den Server, Softphones und Zoom waren für uns nichts Neues. seren Homeoffices verstreut im ganzen Kanton Aargau und organisierten Rückreisen aus den entferntesten Kontinenten. Es wurde praktisch Tag und Nacht durchgearbeitet. Schlussendlich ist es uns gelungen, alle Kundinnen und Kunden wohlbehalten und mit regulären Flügen nach Hause zu bringen. Zusätzlich konnten wir nicht wenigen Leuten helfen, die direkt bei der Fluggesellschaft oder online gebucht hatten – Onlineportale und Airlines sind in Krisen nicht erreichbar.
Einen Plan, um eine Krise in diesem Ausmass zu bewältigen, gab es bei Dreamtime Travel nicht. Wir waren wohl auf regional begrenzte Notfälle, Unfälle, Anschläge oder Ähnliches vorbereitet. Aus meiner Sicht ist es für ein KMU nicht möglich, die Bewältigung eines Ereignisses dieser Grössenordnung zu planen. Von zentraler Bedeutung war hingegen, dass Dreamtime über sehr erfahrene Mitarbeitende und eine moderne technische Infrastruktur verfügte. Die IT-Investitionen der Vergangenheit hatten sich innerhalb von Stunden ausbezahlt. Nur dank unserem unglaublich engagierten und flexiblen Team ist es uns gelungen, die erste Phase der Krise gut zu bewältigen – mit vielen zufriedenen und sehr dankbaren Kundinnen und Kunden.
Spare in der Zeit, so hast du in der Not
Die Dreamtime Travel AG feiert dieses Jahr das 25-jährige Jubiläum. In all diesen Jahren haben wir uns sehr erfreulich entwickelt und stets mit einem positiven Resultat abgeschlossen. Wir sind progressiv, wenn es um die Lancierung neuer Destinationen und innovativer Reisekonzepte geht. Hingegen hat uns vorsichtiges und konservatives Wirtschaften von Beginn begleitet. Wir halten nichts von absoluter Gewinnmaximierung und möglichst hohen Boni und Dividenden. Wie viele inhabergeführte KMUs in der Schweiz haben wir die Gewinne weitgehend im Unternehmen stehen lassen und Reserven gebildet. Unsere gesunde Bilanz und die hohe Liquidität liessen mich in jeder Phase der Krise ruhig schlafen. Diese Ruhe und Sicherheit konnte ich auch meinem Team vermitteln und sie war ein wichtiger Faktor dafür, dass wir die Krise gut überstanden haben.
«he wake eke noa – we are in this together»
Bei Dreamtime arbeiten überaus engagierte und sehr kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – seit vielen Jahren. Sowohl aus unternehmerischer und sozialer Verantwortung aber auch aufgrund der Ein-
Seit dem 21. Februar hat auch Australien nach fast zwei Jahren die Grenzen wieder geöffnet.
schätzung, dass Wissen und Erfahrung, in der Zeit nach der Pandemie sehr wichtig sein werden, war mir der Schutz der Arbeitsplätze ein grosses Anliegen. Unser Credo seit Beginn der Krise ist «he wake eke noa – we are in this together». Die aktuelle Entwicklung gibt uns Recht. Nicht wenige unserer Marktbegleiter haben – vermutlich nach Lehrbuch – in der Krise viele Mitarbeitende entlassen und suchen jetzt händeringend nach Fachkräften. Wir arbeiten seit wenigen Wochen praktisch wieder unter vollen Segeln – mit dem gleichen Team wie vor der Krise. Wenn unser Plan aufgeht, werden wir schon bald etwas wachsen können.
Staatliche Unterstützung und verkehrte politische Welt
Ich bin sehr dankbar, dass wir hier in der Schweiz auf zuverlässige Strukturen und einen funktionierenden Staat zählen können. Besonders dankbar sind wir für das Instrument der Kurzarbeit – dieses hat uns erlaubt, die schwierige Phase zu überbrücken, die Arbeitsplätze zu schützen und das Know-how zu erhalten. Dank der Härtefallunterstützung konnte unser finanzieller Schaden im Rahmen gehalten werden und wir mussten nur einen Teil unserer Reserven verbrennen. Bedauerlich ist, dass unterschiedliche Härtefallregelungen in den einzelnen Kantonen und auch zwischen Bund und Kantonen teilweise zu eklatanten Wettbewerbsverzerrungen führen. Das hätte man besser lösen können.
Aber wir sollten nicht klagen. Als Fernreiseveranstalter erfahren wir viel über die Situation in anderen Ländern und es bestehen keine Zweifel: wir alle hier in der Schweiz sind privilegiert. Egal ob Reisebüro, Beizer oder Eventveranstalter: oft wurde aus meiner Sicht zu viel oder mindestens auf zu hohem Niveau gejammert. Spannend fand ich die politische Dynamik, die sich während der Erarbeitung der Unterstützungsmassnahmen entwickelte. Die sogenannten Wirtschaftsparteien verharrten lange im ordnungspolitischen Schützengraben oder verbündeten sich mit Coronaskeptikern und liefen sonderbaren «Trychlern» hinterher – wohl in der Hoffnung auf ein paar Stimmenprozente. Zur Verwunderung vieler Unternehmerinnen und Unternehmer engagierte sich während dieser Krise in erster Linie die politische Linke für die Unterstützung von KMUs und selbstständig Erwerbenden.
Bleibe positiv – und rede davon!
Für alle waren die letzten zwei Jahre schwierig, manchmal emotional und belastend. Die grösste Herausforderung war, die Zuversicht nicht zu verlieren, das Team zu motivieren und den Kontakt zu den Kundinnen und Kunden aufrechtzuerhalten. Nie zuvor hatten wir mehr interne Teammeetings als während den letzten 24 Monaten. Trotz Homeoffice haben wir uns wöchentlich intensiv ausgetauscht, Neues gelernt, spannende Projekte angepackt und zusätzliche Destinationen aufgebaut. Den positiven Spirit haben wir nie verloren. Bewusst haben wir in der Krise mehr kommuniziert und die Kadenz unserer Newsletter erheblich ausgebaut – wir haben offen und ehrlich kommuniziert und die Kundinnen und Kunden an unseren Plänen, Ideen, aber auch Problemen und Sorgen teilhaben lassen. Nie zuvor wurden unsere Newsletter mehr geöffnet als in den letzten Monaten und nie haben wir ähnlich positives und herzlicheres Feedback darauf erhalten.
Frühlingserwachen
Mit der Aufhebung praktisch aller Massnahmen im Februar in der Schweiz und der Reduzierung vieler Reisebeschränkungen weltweit spü-
«Nicht wenige unserer Dominic Eckert freut sich über die Auszeichnung als bestes Kleinunternehmen im Rahmen des Aargauischen Unternehmenspreises 2021. Marktbegleiter haben – vermutlich nach Lehrbuch – in ren wir eine stark steigende Nachfrage. Das Reisefieber kehrt zurück. Wenn uns jetzt nicht Wladimir Putin der Krise viele Mitarbeitende mit seinem Überfall auf die Ukraine entlassen und suchen jetzt noch einen Strich durch die Rechhänderingend nach Fachkräften.» «Mit der Aufhebung nung macht, sind wir «back on track». Das Nachholbedürfnis ist gross und viele Menschen wollen wieder die praktisch aller Massnahmen weite Welt entdecken. Allerdings im Februar in der Schweiz wird Reisen in Zukunft anspruchsvolund der Reduzierung vieler ler und wohl auch etwas komplizierReisebeschränkungen weltweit spüren wir eine stark steigende Nachfrage.» ter. Die Reisevorbereitung, Planung und persönliche Betreuung vor und während der Reise wird noch wichtiger – als Spezialist ist das unsere Kernkompetenz. Wir sind bereit – mit der richtigen Einstellung, einem sehr erfahrenen Team und ganz viel Know-how. Besser und stärker als vor der Krise.
Dreamtime Travel ist ein spezialisierter Fernreiseveranstalter
mit Sitz in Baden und Büros in Bern und St. Gallen. Vor 25 Jahren von Dominic Eckert gegründet, gehört Dreamtime heute zu den wenigen unabhängigen und inhabergeführten Reiseveranstaltern der Schweiz. Dreamtime bietet Reisen nach Afrika, Ozeanien, Lateinamerika und den Indischen Ozean an und ist ein nach TourCert Nachhaltigkeitsstandards zertifiziertes Unternehmen.
Aargauer Wirtschaftst 2021 wurde Dreamtime Travel ag mit Verleihung Aargauer Unterneh mit dem Aargauer Unternehmenspreis ausgezeichnet. menspreis Donnerstag, 28. April 2022
Einladung zum Aargauer Wirtschaftstag GVV
Aargauischer Gewerbeverband