P.P.A 6002 Luzern, Post CH AG – Nr. 34, Jahrgang 112
Mittwoch, 13. September 2017
Eine Lokalausgabe der Zuger Presse
Aussichtsparadies UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR BAAR UND ALLENWINDEN
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Albistunnel
Bahnanschluss hatte 40 Jahre Verspätung Am 19. September vor 90 Jahren starb Franz Lusser. Der Ingenieur hatte den Albistunnel gebaut. Dank diesem erhielt Baar vor 120 Jahren Anschluss ans Bahnnetz.
Zimmerbergtunnel
Claudia Schneider Cissé
Sitzt man von Thalwil kommend auf der linken Seite im Zugabteil, bietet sich bei der Ausfahrt aus dem Albistunnel ein Anblick, der an Schönheit und Erhabenheit selten überboten wird. Denn beim Litti offenbart sich die Zuger Landschaft betörend schön – von Baarburg und Alpenkranz umrahmt.
Ingenieur hatte langjährige Erfahrung im Bau von Tunneln Bis zum ersten Mal ein Zug den Albistunnel durchfahren konnte, mussten sich die Baarer allerdings lange gedulden. Denn im 19. Jahrhundert wurde das Bahnstreckennetz in der Schweiz noch von privaten Firmen angelegt und betrieben. Die Ost-West-Bahn plante wohl eine Strecke von Baar nach Ägeri und weiter über Einsiedeln an den Zürichsee. Im Ortsteil Inwil wurde auch schon an einem Damm gebaut. Der Bahnhof sollte bei der Spinnerei erstellt und 1860 ans Bahnnetz angeschlossen werden. Während führende Industrielle und Politiker den Bahnbau forcierten, gab es allerdings auch Gegner. So wird im Band 2 «Ortsgeschichte Baar» festgehalten: «Bei dem Ausstecken von Zug gegen die Sihlbrücke (seien) von frevelhafter Hand zwischen Inwyl und Baar alle Pflöcke und Zeichen ausgerissen» worden. Jene, die das neue Verkehrsmittel als Konkurrenz
Am 15. Mai 1894 feierte die Bevölkerung den Durchstich des Albistunnels in Baar-Litti. sahen, atmeten wohl auf, als das Eisenbahnunternehmen 1861 in Konkurs ging. Erst als Zug Anschluss an die Gotthardlinie hatte, erwägte neu die Nordostbahn auch eine Verbindung zwischen Baar und Thalwil. Die Konzession dafür wurde 1890 erteilt. Zu jenem Zeitpunkt hielt sich Franz Lusser in der Türkei auf. Denn der 1849 in Altdorf geborene Ingenieur war ein international renommierter Tunnelbauer. Zumal er ab 1872 während zehn Jahren massgeblich am Bau des Gotthardtunnels beteiligt war. Danach nahm Lusser mehrjährige Aufträge in Serbien an, bevor er in die Türkei weiterging. Zurück in die Schweiz beziehungsweise nach Baar kehrte er 1892 – eben zwecks Bau des Albistun-
nels. Der Bau wurde privat von seinem Baarer Unternehmen F. Lusser & Cie. finanziert und ein volles Jahr vor dem vertraglich festgesetzten Termin fertiggestellt.
Mit 3,358 Kilometern der zweitlängste Tunnel der Schweiz Als am 15. Mai 1894 der Durchschlag des Albistunnels in Baar gefeiert wurde, gab es lobende Worte für Franz Lusser und die Vollendung des damals zweitlängsten Tunnels in der Schweiz. Die «Schweizerische Bauzeitung» zitierte in ihrer Ausgabe vom 29. Oktober 1927 den Oberingenieur Rob. Moser: «Ihre Unternehmung hat durch Tatkraft und Einsicht, musterhafte Ordnung und richtige Organisation die grosse Aufgabe fast spielend bewältigt und sich
Bildquelle: Archiv Einwohnergemeinde Baar
damit ein glänzendes Zeugnis ausgestellt.»
Nicht alle freuten sich über den Bau der Bahnlinie Nachdem der Tunnel erstellt war, konnte der Gleisbau starten. Im «Zugerbieter» vom 5. Juni 1997 wurde ein Bericht des Bahnarbeiters Karl Dossenbach-Weber wiedergegeben. Unter anderem schrieb er: «So lange es Tag war, musste von 5 Uhr morgens bis abends 7 Uhr gearbeitet werden, bei einem Taglohn von 3.70 bis 3.80 Franken.» Wobei nicht nur Einheimische, sondern auch zahlreiche Italiener Arbeit fanden. Wie im Baarer Heimatbuch festgehalten ist, «bereiteten die temperamentvollen Südländer den Gemeindebehörden allerhand Sorgen».
Nach Eröffnung der Bahnlinie am 1. Juni 1897 zog der Grossteil der Arbeiterschaft allerdings wieder von Baar weg. Auch Franz Lusser war von Baar weggezogen. Wenn auch nur nach Zug, wo er als Experte und Bauleiter sehr erfolgreich tätig blieb. 1910 erlitt Lusser jedoch einen Schlaganfall, der eine partielle Lähmung zur Folge hatte. Die «Schweizerische Bauzeitung» schrieb: «Den Jahren der Tatkraft sollten 17 Jahre des Leidens folgen.» Lussers Tod am frühen Morgen des 19. Septembers 1927 wird als Erlösung für den genialen Ingenieur festgehalten. Sein Albistunnel ist ein Vermächtnis, das mit dem Bahnanschluss auch das Leben in Baar nachhaltig verändert hat.
Auf der Bahnstrecke Baar– Thalwil folgt auf den Albistunnel der Zimmerbergtunnel zwischen Sihlbrugg und Horgen. Heute wird als ZimmerbergBasistunnel ein Projekt bezeichnet, das im Rahmen der Bahn 2000 entstand. Die erste Etappe, ein 9,4 Kilometer langer Tunnel zwischen Thalwil und Zürich, wurde 2002 fertiggestellt. Die Ausführung der zweiten Etappe zwischen Thalwil und BaarLitti wurde aus finanziellen Gründen zurückgestellt. 2014 sagte die Schweiz Ja zur Vorlage «Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur» (Fabi.) Demnach soll die zweite Etappe des Zimmerberg-Basistunnels (ZBT II) nach 2030 realisiert werden. Ein überparteiliches Komitee «Zimmerberg light – Bahnausbau mit Augenmass» setzt sich indes für eine Alternative zum ZBT II ein. Anstelle eines durchgehenden Tunnels sollen die bestehenden mit je einem zweiten Tunnel ergänzt und so doppelspurig gemacht werden. Diese kostengünstigere Variante könnte in Etappen umgesetzt werden. Im Januar erklärte der Zuger Kantonsrat eine Motion erheblich, welche diese Variante favorisieren will. Eine ähnliche Vorlage wurde im Kanton Zürich allerdings abgelehnt. Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel argumentierte denn auch, Zug habe für das Light-Vorhaben weder in Zürich einen Partner noch bei den anderen Zentralschweizer Kantonen. csc
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