Zugerbieter 20171115

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P.P.A 6002 Luzern, Post CH AG – Nr. 43, Jahrgang 112

Mittwoch, 15. November 2017

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Zuger Archivtag

Verbrechen, Skandale und Katastrophen Katastrophen sind immer schlimm. Doch manches, was einst ein Aufreger war, mag heute entspannt betrachtet werden. Und umgekehrt. Das Zuger Staatsarchiv stellt Beispiele vor. Auch aus Baar. Claudia Schneider Cissé

An der Baarer Chilbi im Jahr 1911 war die Schaubude des Wanderkinos eine Attraktion. Das Plakat kündete einen Film zum Tripoliskrieg zwischen Italien und der Türkei an. «Damals wurden Dokumentarfilme, Komödien und religiöse Filme gezeigt», weiss Gemeindearchivar Philippe Bart. Die cineastischen Pioniere hatten auch Schauerund Detektivgeschichten, sogar erotische Darstellungen in petto. Doch was das Publikum zu sehen bekam, wurde streng kontrolliert. Zumal die Behörden Nationalgefühl, Moral und Sitte durch die neumodischen Kinos gefährdet sahen. Auch das Suchtpotenzial und somit eine Gefährdung, insbesondere der Jugend, wurde als sehr hoch eingeschätzt. Dennoch entstand 1933 neben der Neumühle ein erstes Baarer Kino. «Mickey Mouse» von Walt Disney wurde damals in Baar erst ab 18 Jahren freigegeben.

Skandale sind kurzlebig, die Einstellung kann sich ändern Was die Gesellschaft soll und darf, untersteht ständigem Wandel. Man mag heute schmunzeln, dass ab 1932 eine Jugendschriftenkommission im Kanton aktiv war und in den 1960er-Jahren das «Bravo» als inhaltlich verwerflich erachte-

te. Zur selben Zeit konnten Kinder problemlos Zigaretten und Alkohol einkaufen. Die heutigen Vorschriften zu Kauf und Konsum waren in den 1960er-Jahren noch unvorstellbar. Auch das Strafmass für Fehlbarkeit unterliegt dem Wandel der Zeit: So wurde der Sonderling Jost Schanz, der im Gebiet Schochenmühle öfters negativ auffiel, öffentlich hingerichtet, weil er 1847 eine Scheune auf dem Hof Freimann in Brand gesetzt hatte. Ein echter Skandal ist auch, was in der Nacht auf den 16. November 1868 geschah. Die (damals zweite) Baarer Brauerei Neuhaus an der Zugerstrasse stand in Brand, doch der Einsatz der Feuerwehrkräfte war mehr als dürftig. «Gemäss den damaligen Protokollen machten die Zuger – die den Brand entdeckt hatten – den Mangel an Feuerleitern und die fehlende Motivation der Baarer dafür verantwortlich», erzählt Philippe Bart. «Die Baarer erklärten, aus ihren Reihen hätten eben einige Männer unentschuldigt gefehlt.» So brannte die Brauerei bis auf die Grundmauern ab.

Katastrophen bleiben zeitlos und prägen oft Künftiges Katastrophale Ereignisse werden oft durch die Natur ausgelöst. So etwa am Abend des 9. Septembers 1934. «Damals setzte sintflutartiger Regen im Zuger Berggebiet ein», erzählt der Baarer Gemeindearchivar. «Schliesslich ergoss sich die braune, mit Schwemmholz durchsetzte Brühe unaufhaltsam in die Baarer Ebene.» Im Gebiet Deinikon-Chlingen konnten die Dämme dem Druck des Wassers nicht mehr stand-

Offene Türen

1934 überschwemmte die Lorze das Gebiet von Deinikon bis zum See. Im Bild das heute noch stehende Haus Schlüsseli. Bilder: PD

1926 sorgte ein Schädelfund in Baar für internationale Schlagzeilen. sich anhand moderner Analysemethoden, dass es sich um einen neuzeitlichen Schädel und wahrscheinlich einen Bubenstreich handelte.

1933 öffnete das erste Kino in Baar, was den Autoritäten überhaupt nicht gefiel. Sie sahen dadurch Moral und Sitte gefährdet. halten.Weite Gebiete bis an den Zugerseewurdenüberschwemmt. Die Gemeinde Baar verfügt über eine Fotosammlung, welche das Ereignis dokumentiert. In den Baarer Archiven finden sich auch Unterlagen zum Fund eines menschlichen Schädels, der für Furore sorgte: Denn

Coiffeur Jean Melliger hatte 1925 auf der Baarburg Knochen mit eingeritzten Linien gefunden. Diese wurden als Fragment eines «Schädelbechers» aus der Steinzeit interpretiert. Sogar die «Illustrated London News» schrieb 1926 über den Baarer Fund. Erst 40 Jahre später zeigte

Manchmal sind die Folgen aus der Langzeitperspektive positiv Der Lauf der Zeit macht deutlich, dass Skandale und Katastrophen im Rückblick nicht immer nur fatal waren. So hatte die grosse Beachtung von Melligers Fund die Gründung des Zuger Museums für Urgeschichte(n) zur Folge. Und der Lorze wird mittlerweile Raum eingestanden, um frei und doch kontrolliert über die Ufer treten zu dürfen. Unter dem Titel «Verbrechen, Skandale, Katastrophen» präsentiert der Zuger Archivtag eine Auswahl von Ereignissen, die für Aufsehen sorgten (siehe blaue Spalte).

Das Zuger Staatsarchiv hortet seit 1979 Unterlagen, die für den Kanton von Bedeutung sind. 2004 wurde ein Archivgesetz erlassen, das auch die Gemeinden zur Archivierung relevanter Unterlagen verpflichtet. Zuvor war das Gemeindearchiv in der Obhut des Gemeindeschreibers. In Baar hatte Josef Wyss als erster systematisch ein Archiv angelegt. Hinzu kamen im Lauf der Jahre Sammlungen von Privaten. Seit 2010 ist Philippe Bart zuständig für das Gemeindearchiv Baar. Er hat auch Beiträge zum Zuger Archivtag geliefert. Der alle fünf Jahre stattfindende Anlass steht am kommenden Samstag im Zeichen von «Verbrechen – Skandale – Katastrophen». Es werden Kriminalfälle, Gesellschaftsskandale und Naturereignisse präsentiert, die die Zugerinnen und Zuger in den vergangenen 400 Jahren bewegten. Wobei sich die Präsentation auf Ereignisse vor dem Ende des 20. Jahrhunderts konzentriert. In einer allgemeinen Darstellung zeigt das Staatsarchiv die verschiedenen Aspekte des vielfältigen Zuger Archivwesens auf und gewährt Einblicke in die moderne Archivarbeit. Während fortlaufend stattfindender Führungen darf man hinter die Panzertüren schauen. Zur Entspannung gibt es im Archivbistro gratis Kaffee und Kuchen. csc Samstag, 18. November, 10 bis 17 Uhr, Verwaltungsgebäude 1 an der Aa, Aabachstrasse 5, Zug.

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