Zuger Presse 20200414

Page 1

P.P.A 6002 Luzern, Post CH AG – Nr. 15, Jahrgang 24

Dienstag, 14. April 2020

7re 7 4 5 5 empla

Ex g l a u b i rgkts!te

-

e - B flagenstäitung u A enze Woch

Folgen Sie uns auf Instagram. luzernerzeitung.ch Ich unterstütze Sie kompetent & schnell: Typo3 Drupal Neos Wordpress Shopware Magento Contao WebDesign Google Analytics SEO/ SEA AdWords Salesforce Rufen Sie mich an: 079 9164220

Unabhängige Wochenzeitung für die Region Zug

?

FINDET MAN DIE BESTEN JOBS IN DER ZENTRALSCHWEIZ

Philipp Hotz Der Baarer Landwirt weiss, welchen Schaden Mäuse anrichten können.

Seite 5

Jahresrechnung

Kanton und Stadt schreiben grosses Plus Der Kanton und die Stadt Zug verzeichnen Überschüsse in Millionenhöhe. Über die Finanzpolster ist man froh – und hat bereits Verwendungszwecke. Alina Rütti

Die gute Wirtschaftslage brachte dem Kanton und der Stadt Zug massiv mehr Steuererträge als budgetiert ein. Bild: Daniel Frischherz

Der Kanton verzeichnet in der Jahresrechnung 2019 einen Überschuss von 175,4 Millionen Franken. Gründe für das

fette Plus gibt es mehrere. Es waren vor allem die Erträge der Kantons- und Bundessteuern, die zu diesem Ergebnis beigetragen haben. Ausserordentliche Effekte wie zum Beispiel überdurchschnittliche Börsengewinne oder aussergewöhnlich hohe Gewinne bei gleich mehreren Unternehmen erklären drei Viertel der Abweichung zum Budget. So lagen die Steuererträge um 40,3 Millionen Franken deut-

lich über dem Budget. Angesichts der Corona-Krise wird sich der Finanzhimmel über dem Zugerland allerdings 2021 verdüstern.

50 Millionen Franken werden für künftige Schulbauten verwendet Die Stadt Zug schliesst ihre Rechnung mit einem Überschuss von 77 Millionen Franken. Die Gründe sind die gleichen wie beim Kanton. Den Überschuss hortet die Stadt

nicht. 50 Millionen Franken sollen in die Vorfinanzierung von Schulbauten fliessen. 10 Millionen Franken sollen in einen Fonds für Unterstützungsmassnahmen infolge der Corona-Krise gehen. Mit weiteren 3 Millionen Franken will der Stadtrat das lokale Gewerbe unterstützen und der Stadtzuger Bevölkerung Einkaufsgutscheine in der Höhe von 100 Franken pro Person zur Verfügung zu stellen. ar Seite 3

Freizeit

Bildung

Autoren schreiben nicht nur, sie lesen auch viel und haben ein gut gefülltes Bücherregal. Judith Stadlin und Michael van Orsouw haben für die «Zuger Presse»-Leser ihre Lieblingslektüren zusammengetragen. Unter den Empfehlungen sind Sachbücher, Kinderbücher, Romane und auch Bücher von Zuger Autoren. Wie das Buch von Thomas Brändle, in dem es um herrlich komische Situationen in einem Café-Alltag geht. ar Seite 7

Studierende der Pädagogischen Hochschule Zug unterstützen ab den Frühlingsferien Primarschülerinnen und -schüler beim Lernprozess – während und auch nach dem Fernunterricht. In Absprache mit der Lehrperson begleiten die Studierenden die Kinder ihren Bedürfnissen entsprechend. ar Seite 5

Studierende helfen den Primarschülern

Zuger Autorenpaar gibt Büchertipps

Sport

Leseraktion

Springkonkurrenz findet 2021 statt

Persönliche Treffen sind zurzeit keine gute Idee. Telefonate führen und Fotos verschicken hilft gegen die Vereinsamung, gerade bei älteren Menschen. In der «Zuger Presse» können Sie Ihre Liebsten auch analog grüssen. ar Seite 4

Die Organisatoren der grössten Pferdesportveranstaltung in der Zentralschweiz haben sich dafür entschieden, das Springturnier auf dem Stierenmarktareal in Zug abzusagen. An Pfingsten hätte dort auch der Kavallerieverein Zug sein 125-jähriges Bestehen gefeiert. Die Zuger Springkonkurrenz fand letztmals in den Jahren um den Ersten Weltkriegs nicht statt. ar Seite 5

Anzeige

Anzeige

Grüssen Sie Ihre Liebsten durch uns

Bild: Alina Rütti

Die Gäste sind gekommen, um zu bleiben

Monika Leuenberger, Geschäftsführerin des Zentrums Elisabeth in Walchwil, muss ihren Gästen nicht mehr Adieu sagen. Denn sie sind gekommen, um zu bleiben. Im Neubau «Solaris» können nun Personen mit chronisch-neurologischen Erkrankungen längerfristig leben. Die 15 Zimmer haben alle Seeblick. Das Ambiente des Speisesaals mutet eher wie ein Fünf-Sterne-Hotel als ein Kurhaus an. ar Seite 5

KEIN SONG DOPPELT NEU AUCH NACHTS VON 20 BIS 5 UHR

Die beste Musik.

Redaktion: «Zuger Presse», Baarerstrasse 27, 6300 Zug, Telefon 041 725 44 11, redaktion-zugerpresse@chmedia.ch, www.zugerpresse.ch; Inserate: Telefon 041 725 44 56, inserate-zugerpresse@chmedia.ch; Abodienst/Vertrieb: 058 200 55 55, kkczeitschriften@chmedia.ch


2 Stimme meines Glaubens

FORUM

Zuger Presse · Zugerbieter · Dienstag, 14. April 2020 · Nr. 15

Unser Anliegen

Supermond über dem Zuger Nachthimmel

Jürg Rother, reformierter Pfarrer, Pfarramt Ägeri

Stephan Schleiss, Regierungsrat, Direktion für Bildung und Kultur

Tragt einander mit der Geduld

Förderbeiträge zu vergeben

E

s ist ja nicht einfach situatives Geschwätz. Nein, es ist eine soziale und familiäre Realität. Die Räume, die wir bewohnen, sind seit Tagen sehr viel enger geworden. Meistens halten sich nun mehr Menschen während des ganzen Tages in den Zimmern und Gemeinschaftsräumen auf. Eltern sind im «Home-Schooling» ganz neu und völlig unvorbereitet gefordert. Das vormals Private wird durch Videokonferenzen öffentlich. Das Home-Office hat auch etwas Invasives, erinnert etwas an die Kolonialzeit – fremde Länder okkupieren andere Länder. Jetzt sind es nicht Staaten, sondern Firmen, die privaten Wohnraum in Anspruch nehmen und die Zulassung dafür einfach voraussetzen. Kein Wunder, dass die momentane Situation innerfamiliär, innerhalb von Wohngemeinschaften, von Paarbeziehungen zu Stress und Konflikten führt. Wir sind uns das alles einfach so nicht gewohnt. Wir müssen, ob’s passt oder nicht, unseren Alltag neu organisieren und strukturieren. Ich habe letzthin von einer jungen Familie gehört, die das Wochenende auf die Woche verteilt, damit die Kinder Freiräume bekommen. Ist doch noch spassig, wenn der Sonntag (Ruhetag) auf den Donnerstag verlegt wird und der Samstag (schulfrei) am Dienstag stattfindet! Stress und Konflikt «home made» oder «made by Corona»? Das Label kann wohl pro Tag immer wieder neu angenäht werden. Ich habe einen ermutigenden Satz im Neuen Testament gefunden. «Habt einen langen Atem und tragt einander mit der Geduld und der Kraft, die aus der Liebe kommen.» (Philipperbrief 4.2b nach Zink)

IMPRESSUM

Zuger Presse – Unabhängige Wochenzeitung für die Region Zug, 24. Jahrgang Baarerstrasse 27, 6300 Zug, 041 725 44 11 redaktion-zugerpresse@chmedia.ch, www.zugerpresse.ch HERAUSGEBERIN CH Regionalmedien AG, Beteiligungen der CH Media AG auf www.chmedia.ch REDAKTION Chefredaktor: Florian Hofer (fh) Redaktion: Alina Rütti (ar), Claudia Schneider (csc) Freie Mitarbeit: Daniel Frischherz (df, Fotos), Franz Lustenberger (fra), Pressedienst (pd) VERLAG ZUG Abo-Dienst/Vertrieb/Zustellstopp: Tel. 058 200 55 55, kkczeitschriften@chmedia.ch INSERATE 041 725 44 56, inserate-zugerpresse@chmedia.ch DRUCK DZZ Druckzentrum Zürich AG. Die Zuger Presse (inklusive Zugerbieter) erscheint dienstags in einer Auflage von 55 477 Exemplaren (Wemf-beglaubigt) und ist die auflagenstärkste Wochenzeitung im Kanton Zug. Inserate, Bilder und Berichte sind urheberrechtlich geschützt. EINE PUBLIKATION VON

D Bild: Peter Schliebs

Vergangene Woche war am Himmel ein sogenannter Supermond zu sehen. Dieses Phänomen ereignet sich, wenn der Mond besonders nahe an der Erde ist und zugleich im Vollmond steht. Peter Schliebs aus Rot-

kreuz hat mit einigem technischen Aufwand den Moment mit seiner Kamera festgehalten. Das Bild entstand bei der Buonaserstrasse in Rotkreuz auf einem grossen Feld, mit freiem Blick auf den Zugerberg. ar

Sportstacking

Eine spezielle Pokalübergabe Zwei Sportlerinnen erlebten in diesen Tagen eine Anerkennung ihrer Leistungen der besonderen Art. Sie freuen sich über diesen Aufsteller. Am 23. Februar konnte die nationale Turnierserie Swiss Stacking League als vorläufig letzte Wettkampfveranstaltung im Sportstacking erfolgreich abgeschlossen werden. Vier startende Mitglieder des TSV Concordia Baar zeigten sich in der dritten Runde in Belp nochmals von der besten Seite und konnten in der Tageswertung der Einzelwettkämpfe sechs von neun Medaillen gewinnen. Ein Podestplatz in der Gesamtwertung rückte damit für zwei Sportlerinnen der Baarer Trainingsgruppe in greifbare Nähe. Die für vier Wochen später ein-

Angie Herger im vollen Einsatz – was ihr einen Pokal eingebracht hat. geplante Rangverkündigung wurde daher mit grosser Spannung erwartet. Dann stellte ein winzig kleiner Gegner das ganze Leben auf den Kopf. Das

Seraina Toms mit ihrem Pokal. Bilder: pd

WSSA CupMania in Othmarsingen wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Die damit verbundene Rangverkündigung der Turnierserie 2019 bis 2020 konnte nicht durchgeführt wer-

den. So blieb die mit grosser Spannung erwartete Veröffentlichung der Gesamtrangliste weiterhin unter Verschluss des Veranstalters. Umso grösser war dann die freudige Überraschung, als Ende März drei Pakete bei nahe stehenden Angehörigen der diesjährigen Gesamtsieger eintrafen. Sie durften eine Pokalübergabe zelebrieren – natürlich per Videoaufnahme dokumentiert. Seither steht bei Angie Herger (Rang 2) und Seraina Toms (Rang 3) vom TSV Concordia Baar ein wunderschöner Pokal in der Stube. Die Freude über das Glanzresultat der beiden Sportlerinnen ist gross. Und selbstverständlich werden sie weiterhin fleissig trainieren. Sportstacking kann glücklicherweise auch in den eigenen vier Wänden praktiziert. Moni Annen für den TSV Concordia Baar

Für das Baarer Team ist das Saisonende bitter

Für alle Junioren- und Schülerathleten gibt es in diesem Jahr keine Wettkämpfe mehr. Die Kunstradfahrer Baar trifft dieser Abbruch besonders schwer.

Zwei Baarerinnen bildeten mit zwei Luzernerinnen ein Team Auch Mirina Hotz wollte in ihrer letzten Saison in der Ka-

Die 4er-Kunstradmannschaft von Kunstrad Baar mit (von links) Sina Schlumpf, Cinzia Caruso, Saskia Seitz und Ceyda Fierz wollte eigentlich an ihrer letzten Schülersaison einen Rekord knacken. tegorie der 1er-Schülerinnen den Schweizer-Meister-Titel gewinnen. Letztes Jahr musste sie sich noch mit dem zweiten Platz begnügen, in diesem Jahr hätte es endlich klappen sollen. Mirina Hotz zur abgebrochenen Saison: «Ich finde es sehr schade, dass die ganze Saison abgesagt wurde und ich mein Können an der Schweizer Meisterschaft nicht mehr zeigen kann. Positiv denken ist nun angesagt und hoffen, dass

wir möglichst bald wieder anfangen können mit dem Training auf dem Velo.» Flavia Schürmann und Carole Ledergerber haben sich in diesem Jahr mit zwei Sportlerinnen aus Luzern zusammengeschlossen und die aktuell beste 4er-Juniorenmannschaft gebildet. Das Ziel war klar, an der Heim-Junioren-Europameisterschaft in Altdorf Edelmetall gewinnen. Wie die Zukunft der beiden aussieht, ist noch offen.

Projekt

Durch Plattform Hilfe fürs Gewerbe

Kunstrad

Die 4er-Schüler-Kunstradmannschaft mit Saskia Seitz, Ceyda Fierz, Cinzia Caruso und Sina Schlumpf hatte in ihrer letzten Schülersaison nicht nur den Schweizer-Meister-Titel vor Augen, sie wollte auch noch den Schweizer Rekord knacken. Vanessa Hotz ist Trainerin der Mannschaft und hat vor acht Jahren selbst mit ihrem Team den Schweizer Rekord nach Baar geholt.

er Kanton Zug schreibt erneut Förderbeiträge und ein Werkjahr für Kunstschaffende aller Sparten aus. Teilnahmebedingungen und Online-Bewerbungseingabe sind unter www.zg.ch/kultur zu finden. Der Anmeldeschluss ist am Montag, 11. Mai. Es stehen jährlich Beiträge von total 120 000 Franken zur Verfügung für das freie künstlerische Schaffen, Weiterbildungen und konkrete Projekte. Bewerben für die Beiträge können sich professionelle Kunstschaffende aller Sparten, die höchstens 40 Jahre alt sind (bis Jahrgang 1980). Zudem müssen sie seit mindestens zwei Jahren ihren Wohnsitz im Kanton Zug haben oder zu einem früheren Zeitpunkt mindestens zehn Jahre im Kanton Zug gelebt haben. Für das Zuger Werkjahr steht jährlich ein Werkjahrbeitrag von 50 000 Franken für eine Zuger Künstlerin oder einen Zuger Künstler zur Verfügung, die eine herausragende künstlerische Leistung und ein überzeugendes Projekt vorweisen können. Professionelle Kunstschaffende aller Sparten (Mindestalter 30 Jahre, ab Jahrgang 1990), können sich dafür bewerben. Sie müssen jedoch seit mindestens zwei Jahren im Kanton Zug wohnen oder zu einem früheren Zeitpunkt mindestens zehn Jahre den Wohnsitz im Kanton Zug gehabt haben.

Bild: pd

Auch Alessa Hotz trifft der Abbruch der Saison hart. In ihrem letzten Juniorenjahr wollte sie ihren Schweizer-Meister-Titel verteidigen und zum vierten Mal an der Junioren-Europameisterschaft (EM) teilnehmen. Nach zwei gewonnenen Bronzemedaillen hätte in diesem Jahr an der Heim-EM eine weitere Medaille, vielleicht in der Farbe Silber oder Gold, dazukommen sollen. Rahel Lustenberger

«Wir möchten dem Gewerbe in Zug eine Stimme geben. Denn viele benötigen jetzt unsere Hilfe», sagt Natalie Niquille. Die Zuger Tiertherapeutin ist selbst von den Corona-Massnahmen des Bundes betroffen und weiss, wie es sich anfühlt, nicht arbeiten zu dürfen. Deshalb hat sie die Initiative ergriffen und will Unternehmen im Kanton Zug, die noch arbeiten können, unterstützen. Das Non-Proft-Projekt heisst «Local Hero» und ist ursprünglich in Bern entstanden.Auf der Online-Plattform können sich das lokale Gewerbe und Selbstständige präsentieren. «In der Zwischenzeit konnten wir das Projekt auf Solothurn, Zürich, Winterthur und Zug ausweiten. Wir sind ein Team von knapp 20 Personen, welche die jeweiligen Städte verwalten. Wir alle arbeiten ehrenamtlich, da uns die jeweilige Heimatstadt und ihre Lokale, Restaurants, Freelancer und Dienstleister sehr am Herzen liegen», erklärt Natalie Niquille. ar www.zug.local-hero.ch


Zuger Presse · Zugerbieter · Dienstag, 14. April 2020 · Nr. 15

THEMA DER WOCHE

3

Kanton

Wieder ist die Rechnung besser als erwartet Der Kanton verzeichnet 2019 einen Überschuss von 175,4 Millionen Franken. Angesichts der Corona-Krise ist man froh um das Finanzpolster. Alina Rütti

«2019 ist ein gutes Jahr, das hat sich schon im Budget gezeigt, doch nun ist es noch besser.» Finanzdirektor Heinz Tännler spricht von der Jahresrechnung 2019, die er Anfang April den Medien präsentierte. «Noch besser» heisst in Zahlen ein Ertragsüberschuss von 175,4 Millionen Franken und damit rund 205 Millionen Franken besser als budgetiert. «Das strukturelle Defizit konnten wir wegputzen und haben wieder ein beträchtliches Eigenkapital», zeigt sich Tännler zufrieden. Angesichts der Corona-Krise wird sich der Finanzhimmel über dem Zugerland ab 2021 verdüstern. Um das Polster ist der Kanton also froh. Bekanntlich stellte der Regierungsrat im Sinne eines Auffangnetzes für Einzelunternehmen, Selbstständigerwerbende und kleine Unternehmen einen A-fonds-

perdu-Beitrag von 20 Millionen Franken zur Verfügung. Die Massnahmen sind subsidiär zu denen des Bundes und der kantonale Beitrag ist skalierbar. Zudem hat der Kanton sofort alle seine Rechnungen in der Höhe von rund 40 Millionen Franken bezahlt. Ausserdem hat der Regierungsrat die Zahlungsfristen für alle Steu-

«Das strukturelle Defizit konnten wir wegputzen. Wir haben wieder ein beträchtliches Eigenkapital.» Heinz Tännler, Finanzdirektor des Kantons Zug ern bis zum 30. Juni erstreckt. Der Kanton gibt zurzeit Geld aus, nimmt aber keines ein. «Damit wir weiter liquid bleiben, müssen wir zurzeit Geld auf dem Kapitalmarkt zusammensammeln», erklärt Tännler. Weiter will der Regierungsrat den kantonalen Steuerfuss von 82 Prozent auf 78 Prozent für die Jahre 2021 bis 2023 senken. Das Vorhaben stiess teilweise

auf Unverständnis. «Wir wollen damit ein Zeichen setzen und keinen Steuerwettbewerb», verteidigt sich Tännler. Es gehe darum, etwas zurückzugeben. Viele grosse Firmen mit Hunderten von Arbeitsplätzen haben dem Kanton zur guten Finanzlage verholfen. Von den finanziellen Möglichkeiten des Kantons können nun auch das Gewerbe und die Selbstständigen profitieren.

Finanzstarke Privatpersonen spülen Geld in Kantonskasse Zurück zur Jahresrechnung 2019: Gründe für das fette Plus gibt es mehrere. Es waren vor allem die Erträge der Kantonsund Bundessteuern, die zu diesem Ergebnis beigetragen haben. Die Fiskal- und Bundessteuererträge lagen um insgesamt 157,8 Millionen Franken über dem Budget. Dafür sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Ausserordentliche Effekte wie zum Beispiel überdurchschnittliche Börsengewinne oder aussergewöhnlich hohe Gewinne bei gleich mehreren Unternehmen erklären dreiViertel derAbweichung. So lagen die Steuererträge um 40,3 Millionen Franken deutlich über dem Budget.

Die Steuererträge der natürlichen Personen übertreffen das Budget um 62,6 Millionen Franken. «Die Hauptgründe dafür waren die anhaltend gute Wirtschaftslage, die positive Entwicklung der Börsenlage,

«Das Budget wurde im ersten Halbjahr 2018 erstellt und stützte sich auf die damals aktuellen Prognosen zum Wirtschaftswachstum.» das Bevölkerungswachstum sowie neu zugezogene Einwohner mit teilweise sehr grossem Steuersubstrat», erklärt Tännler. Seit 2016 schreibt der Kanton massive Überschüsse, was der Finanzdirektion Kritik einbrachte. Der Vorwurf: Der Regierungsrat budgetiere bewusst zu tief. Finanzdirektor Heinz Tännler hat die Prozesse des Jahres 2019 analysieren lassen. «Das Budget wurde im ersten

Halbjahr 2018 erstellt und die Finanzdirektion stützte sich auf die damals aktuellen Prognosen zum Wirtschaftswachstum und auf spezifische Informationen von Unternehmen. Die Budgetierung wurde aufgrund von realistischen Annahmen und unter Wahrung des Vorsichtsprinzips vorgenommen. Die Annahmen waren damals vernünftig, wurden jedoch von ausserordentlichen Effekten überholt.»

Der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 312,5 Prozent Der Kanton hat 2019 aber auch weniger Geld ausgegeben als geplant. Beispielsweise kam es bei Bauprojekten zu Verzögerungen wegen Einsprachen. Die Investitionsrechnung weist Nettoausgaben von 84,1 Millionen Franken aus und liegt somit um 10,6 Millionen Franken unter dem Budget. Der Selbstfinanzierungsgrad von 312,5 Prozent bedeutet, dass einerseits alle Investitionen mit den im Geschäftsjahr erwirtschafteten Mitteln finanziert werden konnten und dass zusätzlich die Liquidität weiter angestiegen ist. Ausserdem hat die Verwaltung das Budget

um 6 Millionen unterschritten. Des Weiteren lagen alle grossen Aufwandspositionen unter dem Budget. Der Gesamtaufwand der Erfolgsrechnung lag um 34,5 Millionen Franken oder 2,3 Prozent unter dem Budget. «Dies belegt, dass Regierung und Verwaltung sorgfältig mit den Ressourcen umgehen», erläutert Tännler. Zur Budgetunterschreitung haben alle grossen Positionen beigetragen: die Abschreibungen mit knapp 15 Millionen Franken, der Transferaufwand mit acht Millionen sowie die Personal- und Sachaufwände mit je rund sechs Millionen Franken.

Keine Schulden und solide Bilanzstruktur Weiter hat der Kanton Zug keine verzinslichen Fremdschulden. Das Nettovermögen pro Einwohnerin und Einwohner ist von 2622 Franken im letzten Jahr auf 4015 Franken angestiegen. Die Bilanzstruktur präsentiert sich sehr solide: Das Finanzvermögen beträgt am Jahresende rund 1,7 Milliarden Franken und das Eigenkapital ist wieder auf über eine Milliarde Franken angewachsen.

Zug

Der Überschuss wird für neue Schulbauten und Hilfsfonds verwendet planten Projekte, wie der Landtausch Kläranlage mit dem Kanton Zug, der Neubau von Notzimmern, der Bau des neuen Ökihofs oder die Auffüllung der General-GuisanStrasse und die Sporthalle General-Guisan-Strasse ausführungsreif waren. Für die folgenden Investitionen wurde 2019 am meisten Geld ausgegeben: Betriebsliegenschaften (im Besonderen für den Ausund Umbau des neuen Stadthauses): 5,7 Millionen Franken, Sport und Freizeit (besonders für die Multifunktionsanlage Arenaplatz): 5,2 Millionen Franken, Schulanlagen (Riedmatt): 7,2 Millionen Franken, Strassen und Verkehr: 6,3 Millionen Franken, und Stadtentwässerung (Vorflutleitung): 4,8 Millionen Franken.

Die Stadt Zug schliesst ihre Rechnung mit einem Überschuss von 77 Millionen Franken. Dazu beigetragen haben auch Steuern aus Erbschaften von 37,4 Millionen Franken. Das Budget für das Jahr 2019 sah einen Überschuss von 0,7 Millionen Franken vor – nun sind es 77 Millionen Franken geworden. «Wir sind von diesem Mehrertrag komplett überrascht worden. Die zusätzlichen Steuererträge waren zur Zeit der Budgetierung nicht voraussehbar», kommentiert Stadtrat André Wicki, Vorsteher des Finanzdepartements, den erfreulichen Überschuss. Zum einen fallen die Steuererträge der natürlichen Personen mit 24,7 Millionen Franken höher als geplant aus. Dies weil die definitiven Veranlagungen im Vergleich zu den provisorischen Rechnungen höher ausgefallen sind. Die Gründe sind die gleichen wie beim Kanton. Die in der Stadt Zug ansässigen Firmen und Privatpersonen profitierten von der guten Wirtschaftslage. Weiter spülte es unverhofft 5,7 Millionen Franken in die Stadtkasse, weil eine Firma aufgelöst, sprich liquidiert wurde. Es handelt sich dabei aber um keinen Konkurs. Um welche Firma es sich handelt, darf André Wicki wegen des Steuergeheimnisses nicht sagen. Ausserdem resultierten aus Erbschaftssteuern rund 33 Millionen Franken mehr Einnahmen. «Das war doch eine Überraschung und ist so auch nicht planbar. Normalerweise rechnen wir mit jeweils rund 3 Millionen Franken Erbschaftssteuern pro Jahr», erklärt der städtische Finanz-

Durch die 77 Millionen Franken Überschuss ist das Stadtzuger Sparschwein prall gefüllt. Jedoch nicht für lange. Denn 50 Millionen Franken sind für neue Schulhausbauten reserviert. Archivbild: Daniel Frischherz chef. Weiter wurden aus Rechnungsabgrenzungen und Rückstellungen 12,5 Millionen Franken entnommen. Im vergangenen Jahr investierte die Stadt 29,2 Millionen

Franken mehr als im Vorjahr (21,2 Millionen Franken). Die budgetierten Investitionen von 42,7 Millionen Franken konnten nicht voll ausgelöst werden, weil noch nicht alle ge-

50 Millionen Franken gehen in eine Vorfinanzierung Den Überschuss von 77 Millionen Franken hortet die Stadt nicht einfach. 50 Millionen Franken sollen in die Vorfinanzierung von Schulbauten fliessen. Im Investitionsprogramm 2019–2028 sind rund 160 Millionen Franken vorgesehen, beispielsweise für die Sanierung und Erweiterung der Schulanlage Loreto wie auch jene der Schulanlagen Herti. «Dies ist eine Investition für die Zukunft beziehungsweise für die nächste Generation», so Wicki. 10 Millionen Franken sollen in einen Fonds fliessen. Mit diesem Geld soll unter Einhaltung des Subsidiaritätsprinzip Bund – Kanton – Gemeinde und Einhaltung der Finanzkompetenzen Unterstützungsmassnahmen geleistet werden. Darunter können finanzielle Erlasse städtischer Mieter von Gastro- und Dienstleistungsbetrieben fallen oder Gebühren bei der Benützung

des öffentlichen Grundes oder der Miete öffentlicher Anlagen, wo Anlässe nicht durchgeführt werden.

Stadtrat will der Bevölkerung Gutscheine spendieren Mit 3 Millionen Franken will der Stadtrat das lokale Gewerbe unterstützen. Der Stadtrat beantragt dem Grossen Gemeinderat, der Bevölkerung der Stadt Zug einen «Pro Zug»-Einkaufsgutschein in der Höhe von 100 Franken pro Person zur Verfügung zu stellen. Aufgrund der per 31. März in der Stadt Zug wohnhaften 30 556 Personen entspricht dies einem Betrag von 3,0556 Millionen Franken. Eine vierköpfige Familie würde so Gutscheine für 400 Franken erhalten. Unabhängig von der Corona-Krise werden weitere 0,5 Millionen Franken in einen Fonds für Stadtzuger Hilfswerke überführt. Davon werden Institutionen oder Projekte profitieren, die von Stadtzugerinnen und Stadtzugern ini-

tiiert wurden, aber lokal, schweiz- oder sogar weltweit wirken. Unter den begünstigten Organisationen fallen beispielsweise auch die RuediLeuppi-Stiftung oder die Pro Juventute Zug und weitere. Der Rest des Überschusses fliesst ins Eigenkapital. Jedoch müssen die genannten Verwendungszwecke und die Jahresrechnung vom Grossen Gemeinderat in seiner Sitzung im Juni abgesegnet werden. «Die Finanzen der Stadt Zug sind kerngesund», freut sich Stadtrat André Wicki. Die Eigenkapitalquote sei gegenüber 2018 nochmals um vier Prozent auf 84 Prozent gestiegen. Entsprechend tief ist die Zinsbelastung, die bei tiefen 0,1 Prozent (2015: 0,5 Prozent) liegt. Die Freude über die guten Zahlen dürfte getrübt sein, denn auch die Stadt Zug wird die Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren bekommen. «Wir erwarten 2021 ein klar geringeres Steueraufkommen als im 2020», betont André Wicki. Alina Rütti

Sparmassnahmen werden nicht aufgehoben Stadt bezahlt Kremationen wieder Unter diesem Aspekt diskutierte der Stadtrat kürzlich die 2015 beschlossene Massnahme «Sparen und Verzichten II»: Die wirtschaftlichen Perspektiven waren damals schlecht und mit einem Massnahmenkatalog konnten Einsparungen in Millionenhöhe erzielt werden. Aus der Mitte des Stadtparlaments wurden Forderungen laut, diese Einsparungen dank der guten Finanzlage aufzuheben. Der Stadtrat hat die Vor- und Nachteile gegenseitig abgewogen.

Er ist zum Schluss gekommen, auf eine Aufhebung der Massnahmen zugunsten der Steuerstabilität zu verzichten. Erst 2019 ist die Senkung des Steuerfusses von 58 auf 54 Prozent in Kraft getreten; dieser tiefe Steuerfuss soll nicht gefährdet werden. Allerdings macht der Stadtrat zwei Ausnahmen: Die Kosten für Kremationen in der Grössenordnung von jährlich 100 000 Franken werden ab Mitte 2020 wieder von der Stadt übernommen. Auch ist geplant, ab 2021 wieder Sportlerehrungen durchzuführen. ar


4 Leserbrief

Der Unsinn einer Steuersenkung Eine Steuersenkung, wie es der Zuger Regierungsrat vorschlägt, ist aus folgenden Gründen nicht sinnvoll. Zum einen sind die Steuern im Kanton Zug bereits heute sehr tief. Zweitens: Von einer generellen Senkung des Steuersatzes würden vor allem die Vermögenden profitieren, während die Bedürftigen wenig davon hätten. Ausserdem wird die Corona-Krise zu einer Rezession führen. Somit werden die Steuereinnahmen des Kantons auch bei gleichbleibendem Steuersatz sinken. Gleichzeitig werden die Kantonsausgaben wegen Unterstützungsleistungen steigen. Es zeichnet sich also ein Staatsdefizit ab. Eine allgemeine Steuersenkung macht deshalb keinen Sinn. Notwendig ist dagegen eine punktuelle, gezielte Unterstützung Bedürftiger. André Suter, Hünenberg See

FORUM

Zuger Presse · Zugerbieter · Dienstag, 14. April 2020 · Nr. 15

Palliativ Zug

Den Tagen Leben geben Zur Zeit geniessen wir einen schönen Frühling, wunderbare, traumhafte und sonnige Tage und gleichzeitig begleitet uns der Corona-Albtraum. Wir alle erleben eine anforderungsreiche Situation, wir leben in einer Parallelwelt, finden die erwachende und blühende Natur und daneben unser bisher noch nie da gewesenes, restriktives Sozialund Arbeitsleben. Unsere Lebensqualität und Lebensweise haben sich auf einen Schlag verändert, trotzdem – die rasch entstandenen Unterstützungsmöglichkeiten von Nachbarschaftshilfe, sozialen Medien und die digitalen Werkzeuge ermöglichen es, den Alltag zu gestalten und auch Zeit für Neues zu entde-

Rita Fasler, Geschäftsstellenleiterin Palliativ Zug. cken. Eine Lebensqualität, welche dem Gedanken von Palliative Care für betroffene kranke Menschen in einer

Bild: pd

Weise absolut entspricht, den Tagen Leben zu geben. Es ist auffallend, wie kreativ wir alle in sehr kurzer Zeit geworden

Leserbrief

Leserbrief

Ein Giesskannenprinzip Zeche bezahlt die nächste Generation wäre unvernünftig Eine Steuersenkung wäre allen anderen Kantonen gegenüber unsensibel. Dieser Meinung sind zwei Leser aus Oberwil. Ist der Zuger Regierungsrat von allen guten Geistern verlassen? Weltweit muss die öffentliche Hand im Zusammenhang mit dem Coronavirus mit riesigen Mehrausgaben rechnen. In vielen Ländern werden deswegen die Steuern erhöht werden müssen. Nun will der Zuger Regierungsrat die Steuern senken. Welches Signal senden wir Zuger mit diesem Schritt aus? «Seht her, wir können es uns sogar in diesen Zeiten leisten, die Steuern zu senken. Kommt zu uns, ihr Steuerflüchtlinge aus aller

Welt…» Ausserdem ist es auch gegenüber allen anderen Schweizer Kantonen absolut unsensibel, gerade jetzt diese Ankündigung zu machen. Wenn der Kanton Zug offensichtlich über dermassen viel Geld verfügt, würde er es gescheiter den KMU, Geschäften und Personen unbürokratisch zukommen lassen, die wegen der Coronakrise und dem damit verbundenen Lockdown vor dem eventuellen Ruin stehen. Eine Steuersenkung nach dem Giesskannenprinzip ist nur dumm, unvernünftig und anstössig! Nein, so nicht, lieber Regierungsrat! Wir hoffen, sehr, dass der Kantonsrat Vernunft zeigen wird und der Steuersenkung eine klare Absage erteilen wird. Karin Bossi und Stefan Hodel, Oberwil

Für einen Leserbriefschreiber ist es an der Zeit, dass die Bevölkerung wieder aus der Corona-Schockstarre erwacht. Die Corona-Krise dauert in der Schweiz bereits seit rund drei Wochen an und noch immer befinden sich das Volk und die Wirtschaft in der Schockstarre. Der Bundesrat und die kantonalen Regierungen zwingen die Wirtschaft mit aller Gewalt in die Knie und schicken die junge, gesunde und robuste Generation in den Hausarrest. Versüsst wird der Lockdown mit Milliarden aus der Staatskasse, welche flächendeckend über die ganze Schweiz verteilt werden. Die Politiker applau-

dieren sich zu dieser Leistung und die Zeche bezahlt die nächste Generation. Das Bundesamt für Gesundheit ist im Endzeitmodus und kann die Leute, welche mit dem Coronavirus sterben, nicht von denen unterscheiden, welche am Coronavirus sterben. Die Datenlage hat das Bundesamt nicht im Griff. Es ist nun Zeit, dass die Bevölkerung aus der Schockstarre erwacht. Es ist Zeit, sich gegen den Lockdown zu wehren. Nicht um Party zu machen und Sportfeste zu feiern, sondern um normal unserer Arbeit nachgehen zu können und uns dagegen aufzulehnen, dass wir uns selber in eine veritable Krise manövrieren. Das Schweigen der Lämmer ist nun vorbei. Jost Windlin, Zug

sind. Wir sind gezwungen, die Stunden anders zu gestalten und ich bin mir sicher, dass Sie Aufgaben gefunden haben, welche lange vor sich hergeschoben wurden. Oder wo endlich die Zeit vorhanden ist, diese anzupacken und auch etwas Zeit zum Nachdenken zu haben. Selbstverantwortung, Lösungsorientiertheit, eine grosse Prise Optimismus, verbunden mit Empathie für Mitmenschen sind gefragt, sie helfen uns, gemeinsam diese Krise gut durchzustehen. Wir von Palliativ Zug wünschen Ihnen alles Gute und hoffen, dass bald wieder geselligere Zeiten und Courant normal einkehren. Bleiben Sie gesund und tragen Sie sich und andern Sorge. Rita Fasler, Geschäftsstellenleiterin Palliativ Zug

Leser-Aktion Grüsse Sie durch uns ihre Liebsten In Zeiten von «Social Distancing» und Zuhausebleiben bleibt nur noch das Telefonieren übrig, um miteinander in Kontakt zu bleiben. Besuche, gerade bei den Grosseltern, sind wegen des Coronavirus nicht möglich. Fotos von der lieben Familie muntern da auf. Genau dort setzt die Leser-Aktion unserer Zeitung an: Schicken Sie uns ein Foto, auf dem alle drauf sind, die jemanden grüssen wollen. Schreiben Sie zum Foto ein paar liebe Worte und an wen die Grüsse gerichtet sind. Das Foto muss mindestens 1 MB gross sein und als JPG-Datei einem Mail angehängt sein. Senden an: redaktion-zugerpresse@chmedia.ch Die Grüsse an die Liebsten werden in den kommenden Ausgaben des «Zuger Presse» kostenlos publiziert. ar

Leserbrief

Einfache Ratschläge, die helfen sollen Eine Bäuerin aus Oberägeri sendete uns einen Brief. Im Schreiben finden sich Tipps und Ratschläge zur aktuellen Gegebenheit. • Zur Gesundheit schauen, Sonne tanken und Freude schenken • Positives stärkt uns • Balkongespräche erfreuen Jung und Alt • Wieder einmal ein Buch lesen • Einmal am Tag eine liebe Bekannte anrufen • Kindergelächter von der Ferne zuhören • Lerne still zu sein im Gebet • Am Wegrand ein Blümlein pflücken • Im Wald spazieren, ein Bänklein aufsuchen und den Vö-

geln zuhören: Es singen gerade Amseln, Stare, Buchfinken und Meisen. • Die Natur geniessen – wie die Berge oder den Ägerisee. • Die immer bewährten Hausmittel gebrauchen wie: Bärlauch, Holunderblüten-, Ringelblümchen-, Kamillen-, Salbei- und Brennnesseltee. Oder mein Lindenblütenrezept ausprobieren: Einige Blätter Lindenblüten, ½ Kaffeelöffel Zimtpulver, ½ Kaffeelöffel Anis, etwas Zitronensaft, mit heissem Wasser aufgiessen. • Wohltuende warme Bäder ausprobieren. Bei Husten Wickel mit Zwiebeln, Kartoffeln und Quark machen und auf die Brust auflegen. Von Herzen wünsche ich Gesundheit und viel «Gfreuts». Klara Wyss, Oberägeri

Zum Gedenken Todesfälle Cham 7. April Bertha Barbara, Huwyler geb. Räber, geboren 1925, wohnhaft gewesen an der Rigistrasse 3. Gottesdienst und Urnenbeisetzung finden aufgrund der aktuellen Situation zu einem späteren Zeitpunkt in Walchwil statt. 5. April Cham Renata Irma Lovell geb. Beutler, geboren 1951, wohnhaft gewesen im Büel, an der Rigistrasse 3. Aufgrund der aktuellen Situation finden die Urnenbeisetzung und die Abdankungsfeier zu einem späteren Zeitpunkt statt. Cham 5. April Hedwig Sophie Sidler geb. Weibel, geboren 1928, wohnhaft gewesen an der Rigistrasse 1. Gottesdienst und Urnenbeisetzung finden aufgrund der aktuellen Situation zu einem späteren Zeitpunkt statt. Unterägeri 4. April Franziska Bisig-Strunk, geboren am 25. September 1944, wohnhaft gewesen an der Buchholzstrasse 4. Die Beisetzung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.

Unterägeri 5. April Josy Strebel-Hürlimann, geboren am 14. März 1929, wohnhaft gewesen im Chlösterli 1. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt. Unterägeri 5. April Klaus Erni, geboren am 1. Juli 1940, wohnhaft gewesen an der Weststrasse 9. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt. Unterägeri 5. April Paul Krämer, geboren am 15. Dezember 1933, wohnhaft gewesen an der Alten Landstrasse 86. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt. 7. April Zug Willy Baumgartner-Kientz, geboren am 2. Juni 1932, wohnhaft gewesen in der Mülimatt 3 in Oberwil. Die Urnenbeisetzung sowie die Trauerfeier finden im engsten Familienkreis statt. 8. April Zug Frieda Rogenmoser-Zurfluh, geboren am 6. Juni 1928, wohnhaft gewesen im Frauensteinmatt 1, früher Chamerstrasse 90. Die Urnenbeisetzung findet im engsten Familienkreis statt.


GEMEINDEN

Zuger Presse · Zugerbieter · Dienstag, 14. April 2020 · Nr. 15

Walchwil

Unterstützung

Studierende helfen Zuger Schülern

Ferienfeeling für MS-Patienten Im Zentrum Elisabeth können sich Personen mit chronisch-neurologischen Erkrankungen nicht nur erholen, sondern neu auch längerfristig leben. Der Neubau mutet vielmehr wie ein Hotel als wie ein Kurhaus an. Alina Rütti

Im Zentrum Elisabeth in Walchwil nicht nur Ferien zu machen, sondern auch dort längerfristig zu leben, war ein viel gehegter Wunsch von Personen, die an Multipler Sklerose

«Wir möchten, dass unsere Gäste Ferienfeeling bei uns verspüren.» Monika Leuenberger, Geschäftsführerin Zentrum Elisabeth, Walchwil (MS) und anderen chronisch-neurologischen Erkrankungen leiden. Nach rund zwei Jahren Bauzeit war der Neubau Solaris im Herbst 2019 fertig. Aus Wunsch wurde Realität. Mittlerweile sind fast alle der 15 Zimmer für die Langzeitgäste bewohnt. Andrea Stratico ist einer der MS-Betroffenen, der vom alten Teil des Zentrums ins Solaris gezügelt ist.Er schwärmt vom Zimmer, der Aussicht auf den Zugersee, dem Fitnessraum und der familiären Stim-

mung im «Elisabeth». «Ich fühle mich hier wahnsinnig wohl. In meinem Zimmer hat es jetzt viel mehr Platz. Dadurch ‹tätsche› ich nicht mehr mit meinem Rollstuhl an jeder Ecke an. Auch im Badezimmer ist es jetzt für mich und das Pflegepersonal einfacher», erzählt Stratico, der rund 10 Jahre im Zentrum regelmässig Gast war.

Wege fürs Personal sind kürzer geworden Dass der neue Hausteil behindertengerecht gebaut werden musste, lag auf der Hand. Doch die Tücken steckten im Detail. So reichen nun in den Zimmern und im Speisesaal die Fenster bis zum Boden. Die Balkone sind aus Glas. «So sieht nämlich auch jemand im Rollstuhl das ganze Panorama», erklärt Monika Leuenberger, Geschäftsführerin des Zentrums Elisabeth. Doch der Neubau musste auch fürs Pflegepersonal passen. «Wir haben nun in den Badezimmern genügend Platz, dass wir Hilfsmittel wie Hebelifte anbringen können», erklärt Leuenberger. Zudem befindet sich nun die Küche gleich beim Restaurant und nicht wie vorher im Keller. Die Wege fürs Personal sind allesamt kürzer geworden. Von aussen gesehen steht der Neubau einfach neben dem alten, die Bauten sind aber miteinander verbunden. Im Innern ist der Übergang durch eine Rampe fliessend. Die Wände der neuen Aufenthaltsräume und des Speisesaals sind teilweise in Mintgrün gestrichen. Die futuristischen Lampen stehen im Kontrast zum dunklen

Die Küche befindet sich nun hinter dem Speisesaal und nicht mehr im Keller. Dies erleichtert auch den Serviceangestellten das Arbeiten. Die Räume können auch für Feiern gemietet werden.

Holz. Der Besucher wähnt sich mit dem atemberaubenden Seepanorama in einem Sterne-Hotel. «Das wollten wir ja auch erreichen. Wir möchten, dass unsere Gäste ein Ferien-

feeling bei uns verspüren», sagt Monika Leuenberger. Die Freude über den Neubau ist der Geschäftsführerin anzumerken. «Leider können wir die tollen Räume der Öffent-

Wenn Philipp Hotz vom Hofmärcht in Deinikon in Baar zum Himmel schaut, dann freut er sich über jeden Greifvogel, der über seinen Obstbäumen kreist: «Ich stelle eine Zunahme von Greifvögeln fest.» Greifvögel sind die natürlichen Feinde der Mäuse. Viele Tiere – vom Fuchs über verschiedene Wieselarten bis hin zu den Greifvögeln – leben bis zu 90 Prozent vom Fang unterschiedlicher Mäusearten. Dazu listet das Merkblatt der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus eindrückliche Zahlen auf: Ein Fuchs frisst mindestens 3000 Mäuse pro Jahr, eine ausgewachsene Schleiereule verzehrt pro Nacht durchschnittlich 6 Mäuse, während der Aufzuchtphase der Jungen liegt die Zahl gar um ein Mehrfaches höher. Die Forschungsanstalt Agroscope rät daher zur Förderung der natürlichen Feinde der Mäuse. Dazu zählt Cornel Stutz, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Agroscope, die Errichtung von Sitzstangen für Greifvögel im Gelände, das

lichkeit zurzeit nicht zeigen.» Für Feiern kann der grosse Speisesaal an sich gemietet werden, wegen des Coronavirus ist dies jedoch gerade nicht möglich.

Turnier findet nicht statt

Pflanzen von Hochstammbäumen in der Nähe der Obstkulturen oder den Bau von Nistkästen an Scheunen für Schleiereulen oder Turmfalken.

Dieses Jahr wird an Pfingsten der Stierenmarkt in Zug nicht zum Treffpunkt der Springreiter und Pferdefreunde. Die Organisatoren haben sich zur Absage entschieden.

Philipp Hotz platziert die Topcat-Fallen in seinem Obstgarten in Baar. teuer und verursachen einen sehr lauten Knall.» Für Bauern wie Philipp Hotz sind die Bäume ihr Kapital, die Ernte ihr Einkommen: «Eine Schermaus kann innert eines Tages einen Baum abtöten, wenn sie die zentralen Wurzeln frisst.» Ein neu gepflanzter Obstbaum brauche dann drei Jahre, bis er wieder Früchte trägt. In Zahlen: Der Schweizer Obstverband der seinen Sitz in Zug hat, setzt für einen Baum in einer Niederstammkultur – in Abhängigkeit von der Anzahl Bäume pro Hektar und dem Alter – einen jährlichen Ertragswert bis knapp 100 Franken ein. Bäume haben gemäss Obstverband einen finan-

Der aktuelle Fernunterricht birgt die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche, die zu Hause aus unterschiedlichen Gründen wenig Unterstützung erhalten, stark benachteiligt werden. Das Institut für internationale Zusammenarbeit in Bildungsfragen (IZB) der Pädagogischen Hochschule Zug (PH Zug) will den sich vergrössernden Bildungsunterschieden zwischen den Schülerinnen und Schülern entgegenwirken und startet deshalb das Projekt «Chancen trotz Corona». Studierende der PH Zug unterstützen ab den Frühlingsferien Primarschülerinnen und -schüler beim Lernprozess – während und auch nach dem Fernunterricht. «Wir stehen im direkten Kontakt mit Zuger Schulen, die uns entsprechende Kontakte zu Schülerinnen und Schülern mit Unterstützungsbedarf vermitteln», erklärt Carola Mantel, Leiterin des IZB. In Absprache mit der Lehrperson begleiten die Studierenden die Kinder dann ihren Bedürfnissen entsprechend. Dies kann bei der Vermittlung von konkretem Schulstoff sein oder bei technischen Schwierigkeiten aber auch auf emotionaler Ebene. Die Unterstützung soll über digitale Kanäle oder in Gesprächen unter Einhaltung der Vorgaben des Bundes zur Eindämmung des Coronavirus stattfinden. Unabhängig davon, ob im Kanton Zug der reguläre Unterricht am 27. April wieder aufgenommen werden kann, soll «Chancen trotz Corona» voraussichtlich bis zu den Sommerferien andauern. ar

Zuger Springkonkurrenz

Greifvögel und Fallen sind die besten Helfer Mausefallen werden schon seit Jahrzehnten genutzt Abgesehen von den natürlichen Feinden machen auch Menschen seit ewigen Zeiten Jagd auf Mäuse. Nicht, um sie danach zu essen, sondern um die landwirtschaftlichen Kulturen zu schützen.Aus Erzählungen der Grosseltern kennt man die sogenannte «Schwanzprämie». Gemeinden zahlten früher pro abgeliefertem Mäuseschwanz einen kleinen Geldbetrag; Buben stockten so ihr kleines Sackgeld auf und verwendeten dabei meist Bügel- oder Ringlifallen. Diese sind für grössere Flächen allerdings wenig effizient. Philipp Hotz verwendet heute die modernen Topcat-Fallen, mit denen auch grössere Populationen effizient bekämpft werden können. In seinen Obstbäumen setzt er 40 Fallen ein. Zu einer Vielzahl von Mäusefallen rät auch Ueli Staub, Geschäftsführer des Zuger Bauernverbandes. Zum Einsatz gelangen ausserdem sogenannte Rodenatoren; diese füllen ein Gasgemisch in die Mäusegänge ein, das anschliessend zur Explosion gebracht wird. Philipp Hotz hat diese auch schon mal eingesetzt, aber tut dies immer seltener: «Sie sind

Bilder: Alina Rütti

Andrea Stratico bewohnt eines der geräumigen Zimmer im Neubau. Sie haben alle eine unversperrte Seesicht.

Mäuseplage

Bei Spaziergängen in der Umgebung können derzeit viele Mäusehügel gesichtet werden. Für die Bauern mehr als ein Ärgernis – denn eine Schermauspopulation kann grosse Schäden anrichten.

5

Bild: fra

ziellen Wert von mehreren hundert Franken. Gegen Hagelschäden können sich Bauern versichern lassen, bei Schäden durch grossen Mäusebefall fehlt eine solche Versicherungslösung. Diese wäre für Bauern kaum finanzierbar, zeigt sich der Obstverband überzeugt. Es gibt auch keine Unterstützung von Bund oder Kanton für geschädigte Landwirte. Cornel Stutz sagt: «Mäuse werden – ähnlich wie Ertragsausfälle bei Trockenheit – als unternehmerisches Risiko betrachtet.» So sieht es auch Philipp Hotz, der auf aktive Mäusebekämpfung, auch durch die Greifvögel, setzt. Franz Lustenberger

In der Schweiz herrscht ein Veranstaltungsverbot bis zum 19. April. «Ob dieses in der aktuellen Krisenlage verlängert wird, ist nicht auszuschliessen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Situation vorerst so bleiben wird», sagt der Präsident des Organisationskomitees (OK) der Zuger Springkonkurrenz Gregor R. Bruhin in einer Mitteilung. Deshalb haben sich die Verantwortlichen der grössten Pferdesportveranstaltung in der Zentralschweiz dazu entschieden, den Anlass in diesem Jahr nicht durchzuführen. Eine Verschie-

bung des Anlasses ist aufgrund des Veranstaltungskalenders des Schweizerischen Verbands für Pferdesport nicht möglich. «Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Denn der Kavallerieverein Zug hätte dieses Jahr sein 125-jähriges Bestehen anlässlich der Zuger Springkonkurrenz zelebriert», so Bruhin. Nun gelte es aber, den Blick nach vorne zu richten. Das OK freue sich bereits jetzt auf die Zuger Springkonkurrenz an Pfingsten vom 20. bis 24. Mai 2021. Eine Absage des Traditionsanlasses kam in der 107-jährigen Geschichte der Springkonkurrenz schon vor. Wegen des Ersten Weltkriegs und der Mobilmachung fand das Springturnier in den Jahren 1914 bis 1916 nicht statt. In den darauffolgenden Jahren ebenso, weil die Spanische Grippe und die anschliessende Maulund Klauenseuche grassierten. ar

Auf dem Stierenmarktareal in Zug überwinden Pferd und Reiter an Pfingsten keine Hindernisse. Die Springkonkurrenz findet erst 2021 wieder statt. Bild: pd


Blitzgericht gefunden!

Daniel hat es ausprobiert: «Knusper»-Spaghetti mit Cherryt ytomaten t

aben g s u A 4 für nur

– . 0 2 F CH

Jetzt Schnupperabo unter wildeisen.ch/probe bestellen.


FREIZEIT

Zuger Presse · Zugerbieter · Dienstag, 14. April 2020 · Nr. 15

7

Literatur

Endlich wieder Zeit zum Bücherlesen Mit dem Herunterfahren des öffentlichen Lebens hat der eine oder andere wieder mehr Zeit zum Lesen. Damit der Lesestoff nicht ausgeht, haben die Zuger Autoren Judith Stadlin und Michael van Orsouw in ihrer Bücherkiste gegraben. Einige Schriftsteller der vorgestellten Bücher standen schon bei ihnen auf der «Satz & Pfeffer»-Lesebühne an der Sankt-Oswalds-Gasse in Zug. Die Bücher können im hiesigen Buchhandel bestellt werden. Sicher sind sie auch in den Bibliotheken der Zuger Gemeinden zu finden. Viele haben zwischenzeitlich einen Hol- und Bringdienst eingerichtet. ar

Romanbiografie

Liebesroman

Kinderbuch

Sachbuch/Autobiografie

Roman

«Gerron» von Charles Lewinsky

«Gut gegen Nordwind» von Daniel Glattauer

«Permanent Record» von Edward Snowden

«Heile heile» von Kirsten Fuchs

Entscheidung über Leben und Tod Die Romanbiografie vom literarischen Alleskönner Charles Lewinsky hat mich umgehauen, bevor ich diesen Autor persönlich kannte und mit ihm auf der Bühne stand. Die äusserst lehr- und faktenreiche Geschichte über die Theaterwelt angesichts des Nationalsozialismus ist spannend, erschütternd und unfassbar berührend. Es geht um den jüdischen Berliner Filmstar Kurt Gerron, den es wirklich gegeben hat und der in Lewinskys glaubhafter erfundener Biografie als Opfer des Nationalsozialismus im Ghetto von Theresienstadt nur noch ein Häftling unter Tausenden ist. Gerron steht vor einer Gewissensentscheidung, bei der sein Leben auf dem Spiel steht: In einem Auftragsfilm der Nazis soll er das erniedrigende Dasein der Juden als Paradies vorgaukeln… Schon Lewinskys Familiensage «Melnitz» hat mich begeistert. Auch «Gerron» ist nichts weniger als ein Meisterwerk!

Ein moderner Held Der bekannte Whistleblower und ehemalige CIA-Mitarbeiter Ed Snowden hat das Buch geschrieben, das ausnahmslos alle gelesen haben sollten, die Internet, Computer und Smartphone nutzen. Ich habe dank des Buches unheimlich viel gelernt über die moderne Elektronik und ihre Möglichkeiten. Und über ihre Grenzen. Zudem fand ich Snowdens Geschichte so fesselnd, dass ich kaum aufhören konnte mit Lesen. Snowden lässt uns teilhaben an seiner Entwicklung vom technikbegeisterten jugendlichen Nerd bis zum bis aufs Blut verfolgten Whistleblower. Beim Lesen begriff ich seine Gedanken, Zweifel, Ängste und Überzeugungen, die ihn schliesslich dazu gebracht haben, zum Whistleblower zu werden und aus Idealismus sein Leben und das seiner Familie aufs Spiel zu setzen. Snowden ist ein moderner Held und sein Buch ist erhellend, spannend und lehrreich. Ein sehr wichtiges Buch! js

Unverblümter Sprachgenuss Kirsten Fuchs ist meine geschätzte Berliner Kollegin, die auch bei uns auf der «Satz & Pfeffer»Lesebühne in Zug zu Gast war. Der Roman der gebürtigen Karl-Marx-Städterin ist eine gelungene Mischung aus unverblümt drastischer Sprache, trockenem Witz, Liebeskummer, lebensbedrohlicher Krankheit und grosser Lebenslust. In dieser Geschichte der Reiseverkäuferin Rebekka, die an der Trennung ihres Freundes arg zu beissen hat und als Frau jenseits der Dreissig langsam erwachsen wird, geht es um Freundschaft, Liebe und Sterben. Die Geschichte ist einerseits ernst und relevant und geht an die Nieren und ans Herz. Andererseits ist sie ein Genuss zum Lesen durch ihre immer wieder – typisch Kirsten Fuchsschen – lakonische, treffende und witzige Ausdrucksweise. Der Spagat zwischen Relevanz und Humor ist in diesem tollen Buch absolut gelungen. js

Judith Stadlin

Quasi eine Quarantänenliebe Glattauers Buch passt wunderbar zur Quarantänezeit. «Gut gegen Nordwind» des Österreicher Autors ist ein Briefroman, eine Form literarisch umgesetzter «social distance». Ich habe es sehr gerne gelesen. Die Liebesgeschichte zwischen der verheirateten Emma und Leo findet ausschliesslich auf Distanz statt – sprich: via E-Mail-Verkehr. Aus einer zunächst bloss falsch adressierten Mail entsteht ein immer intimerer Mailwechsel, der die beiden E-Mail-Verfassenden zunehmend gefangen nimmt. Als Leserin erlebte ich mit, wie aus gegenseitiger Neugier Kennenlernen und wachsende Intimität entsteht, aber auch Angst, Mut, Enttäuschung, Projektion, Missverständnisse, Gefahr, Entfremdung und Zauber. Glattauers sorgfältig geschriebene Liebesgeschichte lässt erfahren, dass eine Liebe und deren Facetten durch Worte leben kann. Und es macht auf gute Art nachdenklich. js

«Alles Familie!» von Alexandra Maxeimer und Anke Kuhl

Erschienen im Verlag Nagel & Kimche; Zürich; 2011, 542 Seiten

Erschienen im Deuticke Verlag; Wien; 2006

Erschienen im S. Fischer Verlag; Frankfurt am Main; 2019, 432 Seiten

Erschienen im Verlag Rohwohlt; Berlin; 2008, 316 Seiten

Bunte Horizonterweiterung Aus dem humorvollen Titel des Buches (geeignet für Kinder ab 5 Jahren) geht bereits hervor, dass Familie kein starrer Zusammenschluss von Mutter, Vater und Kind sein muss. Heute kann eine Familie in vielen verschiedenen Formen auftreten. Gleichberechtigt stehen sie in diesem mit bunt beschrifteten comicartigen Zeichnungen versehenen Buch alle nebeneinander: die Patchwork-, die Regenbogen-, die Pflege-, die Adoptiv-, die Klein- und sogenannte Bilderbuchfamilie und auch das Kinderdorf – denn all das kann natürlich längst Familie sein. Dieses Buch bildet mit seiner aufgeschlossenen Weltsicht die Realität der heutigen Kinder ab. Und es kann auch erwachsenen Lesenden den Familienhorizont erweitern. Es wurde zu Recht mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und gehört in jedes Kinderzimmer. js Erschienen im Klett Verlag 2013; Leipzig; 32 Seiten.

Krimi

Geschichten

Sachbuch

Jugendbuch

Zuger Literatur

«Am Tatort bleibt man ungern liegen» von Jörg Maurer

«Der Wal im See» von Bänz Friedli

«Das Laboratorium des Fortschritts» von Joseph Jung

«Mein bisher bestes Jahr» von Daniela Böhle

«Koni Bärtschi – Kaffeeklatsch» von Thomas Brändle

Formal experimentierfreudig Krimis zu schreiben, ist eindeutig anspruchsvoller, als sich Krimis am TV anzusehen und sie zu kritisieren. Ich weiss, wovon ich rede. Hier haben wir es bereits mit dem zwölften Alpenkrimi von Jörg Maurer zu tun. Doch abgestanden ist das Setting um Kommissar Hubertus Jennerwein keineswegs. Denn Jörg Maurer ist für mich einer der interessanten Krimischriftsteller im deutschen Sprachraum. Er beherrscht es meisterhaft, anschaulich über seine Figuren das kleinbürgerliche Milieu im touristischen Kurort in den Alpen zu schildern. Dazu wagt er sich immer wieder auch formal weit vor, sodass seine durchaus spannenden Geschichten auch literarisch gekonnt daherkommen. Mir scheint, dass der Autor selber eine spitzbübische Freude daran hat, zu experimentieren und seinem Lesepublikum etwas Ungewohntes zuzumuten. Für mich immer wieder ein Lesegenuss!

Spiegelungen des Alltags Dummerweise ist dieses Buch gerade jetzt erschienen, da keine Buchvernissage stattfinden kann und die Buchhandlungen geschlossen sind. Da geht es Bänz Friedli gleich schlecht wie anderen Buchautoren. Friedli ist bekannt als Kabarettist und Träger des renommierten «Salzburger Stier». Wenn Kabarettisten Bücher schreiben, sind diese manchmal eine Enttäuschung, weil die Bühnenpräsenz fehlt. Bei Bänz Friedli ist das anders. Das mag damit zusammenhängen, dass er zuerst ein ausgezeichneter Kolumnist war, bis er sich auf die Bühne wagte, auch mehrfach auf die «Satz & PfefferLesebühne». Auf jeden Fall sind seine Geschichten im Buch «Der Wal im See» wunderbare «Geschichten von unterwegs». Bänz Friedli geht mit gespitzten Ohren und gezücktem Notizbuch durch die Welt. Dabei erweist er sich als sensibler Zuhörer von Alltagsbegebenheiten, die er spiegelt und weiterspinnt.

Michael

mvo

van Orsouw

Erschienen im Scherz Verlag; Frankfurt; 2019 384 Seiten

Erschienen im Knapp Verlag; Olten; 2020 185 Seiten

mvo

Als Leser ernstgenommen Jugendbücher gehören eigentlich nicht zu dem Genre, in dem ich mich häufig tummle. Doch dieses schön gestaltete Buch geriet mir in die Hände, weil dessen Berliner Autorin auf unserer «Satz & Pfeffer»-Lesebühne auftrat und dabei von der aussergewöhnlichen Machart des Buches erzählte. Die Abenteuer um den Nicht-Helden Paul hat sich nicht die Autorin Daniela Böhle, sondern ihr zwölfjähriger Sohn Julius ausgedacht. So ist ein sorgfältig verfasstes Buch für Jungs entstanden, in dem sich Jungs auch wirklich wiederfinden. Ich habe es sehr gerne gelesen und tauchte voll in die Welt der Hauptfigur Paul ein, weil es flüssig geschrieben ist und die Geschichten ans Herz gehen. Dabei kam ich mir nicht vor wie ein Voyeur, der jetzt die Jugendwelt beobachtet, sondern ganz einfach wie ein ernstgenommener Leser, auch wenn ich nicht zur Hauptzielgruppe des Buches gehöre. mvo

Erschienen in NZZ Libro; Basel; 2019 678 Seiten

Erschienen im Satyr Verlag; Berlin; 2016 254 Seiten

Ein Meisterwerk mit Gewicht Als Historiker, der ich auch bin, lese ich immer wieder gerne gute Geschichtsbücher. Ein solches hat Joseph Jung geschrieben, der übrigens in Walchwil wohnt und an der Universität Fribourg als Titularprofessor wirkte. Bekannt geworden ist Jung als Biograf von Alfred Escher und von Lydia Welti-Escher sowie als Chefhistoriker der Credit Suisse. Doch nun hat er quasi sein opus magnum vorgelegt, eine umfassende Geschichte der Schweiz des 19. Jahrhunderts, die natürlich auf seinen vielen Vor- und Forschungsarbeiten abstellt. Passenderweise nennt er das umfangreiche Buch «Das Laboratorium des Fortschritts». Es ist die Gründungszeit der modernen Schweiz, die Jung kenntnis- und detailreich auf 678 Seiten beschreibt. So gefallen mir Geschichtsbücher: Wenn sie auf profunden Kenntnissen beruhen, gut lesbar sind und dem Leser neue Zusammenhänge vermitteln.

Aus dem Leben eines Cafés Autor Thomas Brändle kommt aus Unterägeri, ist gelernter Bäcker-Konditor-Confiseur und führt das «Café Brändle». Doch er schreibt auch, zum Beispiel Kolumnen für «Panissimo», die Schweizer Verbandszeitung für Bäckerei, Konditorei und Confiserie. Obwohl Brändle selber eine Menge vom Beschriebenen versteht, hat er schlauerweise für seine Kolumnen die Kunstfigur Koni Bärtschi erfunden, die als Gastrokritiker durch die Cafés zieht. Bärtschi ist wie sein Alter Ego Brändle den Menschen zugetan, aber auch den komischen Situationen, die so ein Café-Alltag in Fülle zu bieten hat, wenn man genau hinhört und -sieht. Davon werden wir als Lesende Augen- und Ohrenzeugen. Eine humorvolle Note bekommen die kurzen Texte dadurch, dass sie Thomas Brändle stets mit einer unerwarteten Wendung zu versehen versteht: wie der Genuss eines Espressos! mvo Erschienen im Wolfbach Verlag; Zürich; 2015; 64 Seiten, Miniformat


8

RÄTSEL

Zuger Presse · Zugerbieter · Dienstag, 14. April 2020 · Nr. 15

Sudoku leicht

Sudoku mittel

5 Unterschiede

Füllen Sie die Felder so aus, dass in jeder horizontalen und vertikalen Reihe, aber auch in jedem der neun Quadrate, die Zahlen von 1 bis 9 stehen. Jede Zahl darf in jeder Reihe sowie in jedem Quadrat nur einmal vorkommen.

Schiffe suchen

Die Zahl am Ende jeder Zeile oder Spalte sagt Ihnen, wie viele Felder durch Schiffe besetzt sind, wobei kein Schiff ein anderes berührt - weder waagrecht noch senkrecht noch diagonal. Jedes Schiff ist von Wasser umgeben, soweit es nicht den Rand des Spielfeldes berührt. Suchen Sie: 4 x Ruderboot, 3 x Kutter, 2 x Yachten und 1 x Frachter.

Suchen Sie die 5 Unterschiede. Die Unterschiede können auch nur farblich sein.

Kreuzworträtsel

Folgen Sie uns auf Instagram.

luzernerzeitung.ch Auflösung der letzten Woche

Auflösungen von dieser Seite


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.