[06] STRUKTUR UND INDIVIDUALITÄT
[06] STRUKTUR UND INDIVIDUALITÄT Im Kontext künstlerischer Fotografie hat der Begriff „subjektiv“ eine ganz eigene Bedeutung. Die gleichnamige Strömung dominierte den westdeutschen Neubeginn des Mediums nach der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg. Prägend vor allem in Theorie und Ausbildung war Professor Otto Steinert, bedeutende Exponenten sind aber auch Peter Keetman und Kollegen der Gruppe „fotoform“. Die historische Subjektive Fotografie verwendet fast durchgängig abstrahierendes SchwarzWeiß, setzt auf hohe Kontraste, ist stark an formalen Merkmalen orientiert. Sie geht aber auch deutlich darüber hinaus, etwa im Magischen Realismus von Robert Häusser. Dessen Werk deutet bereits stärkere biografische Aspekte an, die in den zeitgenössisch subjektiven Beiträgen teils ganz im Vordergrund stehen. Subjektive Fotografie heute ist vor allem Arbeit am Selbst – das künstlerische Subjekt gibt Auskunft über seine Befindlichkeit. ANDREAS LANGEN
1000 Wirklichkeiten - 100 Jahre GDL/DFA Ausstellung im Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg vom 9. - 13. Oktober 2019 kuratiert von Wolfgang Zurborn
SABINE SCHRÜNDER, PAVILLON, 2016
AXEL GRÜNEWALD, WINDOW NY, 1991
ROBERT HÄUSSER, SIGNALED ORDER, 1960, © ROBERT HÄUSSER – ROBERT-HÄUSSER-ARCHIV/CURT-ENGELHORN-STIFTUNG, MANNHEIM
Meine fotografischen Schauplätze sind nicht ausgedacht, sondern berufen sich auf ein vertieftes Verstehen von äußeren und inneren Ereignissen. Die Idee bildet sich durch die Dinge in mir selbst. WALTER SACK
ANDREAS TROGISCH
KNUT WOLFGANG MARON HEINZ HAJEK-HALKE
KNUT WOLFGANG MARON
JOHANNA JACKIE BAIER OTTO STEINERT EBERHARD SEELIGER LONIE LIEBERMANN
UTE BEHREND, BÄRENMÄDCHEN
Ich kann bestimmte Bilder immer und immer wieder ansehen, wenn sie mir ein bestimmtes ästhetisches Vergnügen zu bieten haben, sei es in ihrer Matererialität, ihrer Komposition oder ihren Tonwertklängen. Das haben sie mit guten Musikstücken gemein, die man ja auch nicht nur einmal hört. ANDREAS TROGISCH
EMANUEL RAAB, KÖRPERBILD, 2015
EMANUEL RAAB
ROBERT HÄUSSER AXEL GRÜNEWALD
LONIE LIEBERMANN
TONI SCHNEIDERS
PETER KEETMAN
WILLY ZIELKE
UTE BEHREND FLORIAN BECKERS
OTTO STEINERT, SCHWARZER AKT, 1958, © NACHLASS OTTO STEINERT, MUSEUM FOLKWANG, ESSEN
JOHANNA JACKIE BAIER, SANDRA AUF DER TREPPE, 2006
Was wir wollen, ist: den Konservativismus brechen, etwas Neues überzeugend bieten, den Leuten die Augen öffnen. Ich bin bestimmt alles andere als ein Fanatiker, aber wir wollen keine flaue Sache unter unserem neuen Namen. PETER KEETMAN,,FOTOFORUM
UTE BEHREND PETER KEETMAN J. HEINEMANN W. WISSENBACH W. E. LAUTENBACHER TONI SCHNEIDERS K.H. SCHMÖLZ REINHART WOLF WALTER VOGEL
PETER KEETMAN
OTTO STEINERT FLORIAN BECKERS
HANSI MÜLLER-SCHORP FRITZ BRILL ALOLF LAZI UMBO HEIN GORNY WILLI MOEGLE OTTO STEINERT
LONIE LIEBERMANN, FRITTEN, AUS DER SERIE BUTTERWEICH UND HALBBITTER“, 1989
PETER KEETMAN, SPIEGELNDE TROPFEN, 1950, © STIFTUNG F.C. GUNDLACH
Aus der intendierten Sichtbarmachung des Innenliegenden resultiert eine ästhetische Wirklichkeitskonstruktion, die sich nicht aus Hinzufügung, sondern aus Reduktion, nicht aus Bewegung, sondern aus Innehalten nährt. EMANUEL RAAB
JOHANNA JACKIE BAIER ANDREAS TROGISCH
EMANUEL RAAB KNUT WOLFGANG MARON
ROBERT HÄUSSER
UTE BEHREND AXEL GRÜNEWALD
PETER KEETMAN J. HEINEMANN W. WISSENBACH W. E. LAUTENBACHER TONI SCHNEIDERS K.H. SCHMÖLZ REINHART WOLF WALTER VOGEL
WALTER SACK, EIN KONKRETER ZEITRAUM, 2007
Meine Fotografie versucht eine zwiespältige Schönheit festzuhalten, bevor sie zerstäubt. Das so entstehende Bild beschwört diese paradox-erscheinende Schönheit der Welt und wandelt diese in eine gültige und zeitlose Schönheit. KNUT WOLFGANG MARON
WALTER VOGEL, IM TIERPARK STELLINGEN, 1963, © BPK BERLIN / WALTER VOGEL
KNUT WOLFGANG MARON, AUS DER SERIE EIN LEBEN
Die Bezüge zwischen den Bildern verleiten den Betrachter zu einer inhaltlichen Verkettung des Gesehenen aus der eigenen Erinnerung und dem kulturellen Gedächtnis heraus. UTE BEHREND
ANDREAS TROGISCH, BERLIN, 2017
WALTER SACK KAREN IRMER
LUZIA SIMONS LEON KIRCHLECHNER
MICHAEL JOCHUM
MICHAEL JOCHUM SABINE SCHRÜNDER
Das noch Sichtbare ist lediglich Auslöser für das, was außerhalb der Abbildung liegt, aber das Wesentliche darstellt. FLORIAN BECKERS
LEON KIRCHLECHNER, TERRA INCOGNITA
KAREN IRMER, AUS DER SERIE ATEM
FLORIAN BECKERS
Vorbei die Zeit, wo man sich verabredete für ein intimes Portrait nach der Show, keine Höhle, keine ruhigen Momente, in denen Zeit sich in einem Blick sammelt... Alles wirkt amorph, das Licht löst die Konturen auf. Ich werfe mich in die rasend bewegte Dunkelheit und während ich abdrücke, wünsche ich inständig, getroffen zu werden. JOHANNA JACKIE BAIER
MICHAEL JOCHUM, AUS SELBSTFLOR 2003/2008
Diese Publikation ist Teil einer Reihe von insgesamt 9 Katalogen, die jeweils zu den unterschiedlichen Ausstellungsgruppen erscheinen:
[01] AUTHENTIZITÄT UND INSZENIERUNG [02] PASSION UND ZUFALL [03] WISSENSCHAFT UND POESIE [04] LOGIK UND ERFINDUNG [05] FANTASIE UND LABOR [06] STRUKTUR UND INDIVIDUALITÄT [07] DISTANZ UND EINMISCHUNG [08] NACHRICHT UND BOTSCHAFT [09] GESCHICHTE DER GDL/DFA
HERAUSGEBER Deutsche Fotografische Akademie e. V. dfa.photography
REDAKTION Ruth Stoltenberg Wolfgang Zurborn
TITELBILD Luzia Simons, Blacklist
KONTAKT Wolfgang Zurbon Steinbergerstraße 21 50733 Köln TEL 0221 729149 EMAIL mail@wolfgangzurborn.de
KONZEPT UND GESTALTUNG Ruth Stoltenberg Wolfgang Zurborn
Die Rechte an den Bildern und Texten liegen bei den Fotograf*innen und
COVERGESTALTUNG musendesign
Autor*innen
DIE FOTOGRAF/INNEN DER AUSSTELLUNG 1000 WIRKLICHKEITEN Achim Mohné - Alex Heide - Amin El Dib - Anastasia Khoroshilova - Andrea Diefenbach - Andreas Gefeller Andreas Herzau - Andreas Langen / Kai Loges - Andreas Mader - ANDREAS TROGISCH - Andreas Weinand - Annegret Soltau - Arwed Messmer - Axel Beyer - AXEL GRÜNEWALD - Axel Mosler - Bernd Arnold - Bernhard Widmann - Berthold Steinhilber - Bertram Kober - Bianca Patricia Isensee - Birte Kaufmann - Boris Becker - Boris Eldagsen - Burkhard Schittny - Christoph Bangert - Claudia Fährenkemper - Claudio Hils - Claus Bach - Daniel Schumann - David Klammer - Delia Keller - Dieter Appelt - Dieter Seitz - Dirk Gebhardt - Dörte Eißfeldt - Elke Seeger - EMANUEL RAAB - Erasmus Schröter Esther Hagenmaier - Eva Mahn - Eva Schmeckenbecher - F.C. Gundlach - Fee Schlapper - Ferit Kuyas - FLORIAN BECKERS - Frank Göldner - Franz Fiedler - Gerhard Vormwald - Gisoo Kim - Göran Gnaudschun - Gottfried Jäger - Gudrun Kemsa - Günter Hildenhagen - Hans-Christian Schink - HANSI MÜLLER-SCHORP - Harald Fuchs - Hartmut Nägele - Haubitz-Zoche - Hendrik Faure - Henning Maier-Jantzen - Hermann Stamm - Ingo Taubhorn - Ingrid Wieland-Authenrieth - Isadora Tast - Jack Sal - Joachim Hildebrand - Joachim Schumacher - Joan Fontcuberta - Johanna Diehl - JOHANNA JACKIE BAIER - Jürgen Escher - Jürgen Heinemann - Jürgen Scriba - KAREN IRMER - Karina-Sirkku Kurz - Karin Jobst - Karl Martin Holzhäuser - Katharina Bosse - Katharina Mayer - Kirill Golovchenko - Klaus Elle - Klaus Kammerichs - KNUT WOLFGANG MARON - Kris Scholz - Kurt Buchwald - Kurt Julius - LEON KIRCHLECHNER - Linn Schröder - Lois Hechenblaikner - LONI LIEBERMANN - Loredana Nemes - Lukas Einsele - Lukas Roth - LUZIA SIMONS - Manfred Kage - Marc Volk - Marlene Schnelle-Schneyder - Martin Brockhoff - Matthias Jung - Matthias Leupold - Meinrad Schade - MICHAEL JOCHUM - Michael Schnabel - Nadine Preiß - Nikita Teryoshin - Norbert Wiesneth - Olaf Otto Becker - OTTO STEINERT - Patrick Budenz Peter Bialobrzeski - Peter Cornelius - Peter Jacobi - PETER KEETMAN- Peter Loewy - Peter Thomann - Petra Böttcher Ralf Cohen - Ralf Meyer - Regina Schmeken - René Mächler - ROBERT HÄUSSER - Robert Harding Pittman - Robin Hinsch Roman Bezjak - Rudolf Lichtsteiner - Ruth Hallensleben - Ruth Stoltenberg - SABINE SCHRÜNDER - Silke Helmerdig Simone Demandt - Sinje Dillenkofer - Stefan Moses - Stephanie Steinkopf - Tania Reinicke - Thekla Ehling - Thomas Brenner - Timm Ulrichs - Tomas Riehle - Torsten Schumann - Ullrich Wallenburg - Ulrich Mertens - UTE BEHREND - Ursula Kelm - WALTER SACK - WALTER VOGEL - Wiebke Leister - Wolf Strache - Wolfgang Bellwinkel - Wolfgang Gscheidle Wolfgang Müller - Wolfgang Zurborn - Wolfram Janzer - Yvonne Seidel
1000 WIRKLICHKEITEN – 100 JAHRE GDL/DFA Eine Zeitreise durch die deutsche Fotografie in all ihren vielfältigen Ausdrucksformen
Das 100-jährige Jubiläum wurde vom 9. bis 13. Oktober 2019 im Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg ausgiebig zelebriert. Es war ein echtes Fest der Fotografie mit Projektionen, Vorträgen, Diskussionen, Portfoliowalk, Workshops und einer Ausstellung, die einen Einblick in das Schaffen von Mitgliedern der DFA der letzten 100 Jahre gab.
Der Titel „1000 Wirklichkeiten“ macht klar, dass die DFA einen offenen Blick für die unterschiedlichsten künstlerischen Strategien dieses Mediums hat. Visionen für die Zukunft werden den Vorstellungen historischer fotografischer Positionen direkt gegenübergestellt. Es geht nicht um einen allumfassenden musealen Überblick auf die Werke von mehr als 150 Fotograf*innen, sondern um die Sensibilisierung für die Ausdrucksformen des Mediums Fotografie zwischen Authentizität und Inszenierung, Abbild und Abstraktion, Dokument und Fiktion, Intuition und Konzept.
Mit verschiedenen Präsentationsformen vom großflächigen Plakat, Faksimiles von Publikationen der DFA, über gerahmte Vintageprints bis hin zu Videoprojektionen und Bildschirmdarstellungen hat der Kurator Wolfgang Zurborn zusammen mit seinem Team Nadine Preiß, Angela Hildebrand, Knut Wolfgang Maron, Andreas Langen und Dieter Seitz eine Ausstellungsarchitektur geschaffen, die Fotografie als ein Experiment des Sehens mit all seinen inhaltlichen und formalen Herausforderungen an den Betrachter begreift. WOLFGANG ZURBORN