REGION 5
ZÜRICHSEE-ZEITUNG BEZIRK HORGEN DONNERSTAG, 14. JUNI 2012
Totalrevision der Polizeiverordnung angenommen THALWIL. An der gestrigen Rechnungs-Gemeindeversammlung in Thalwil wurden alle traktandierten Geschäfte angenommen. Per 1. August tritt nun die neue Polizeiverordnung in Kraft. ANNA-KATHARINA EHLERT
Andreas Federer (CVP), Bereichsverantwortlicher Liegenschaften, bedankte sich gestern Abend ausdrücklich bei den 65 anwesenden Stimmberechtigten für ihr Erscheinen zur Thalwiler RechnungsGemeindeversammlung «trotz des interessanten EM-Fussballspiels». Zügig präsentierte er die Bauabrechnung des Schulhauses Oelwiese, die einstimmig angenommen wurde. Hanspeter Fäh (CVP), Präsident der Thalwiler Baukommission, erläuterte darauf die Bauab-
rechnung der Liegenschaft Alpenstrasse 24, die ebenfalls ohne Gegenstimme angenommen wurde. Die Jahresrechnung 2011 wurde vom Bereichsverantwortlichen Finanzen, Märk Fankhauser (FDP), vorgestellt. Bei einem Aufwand von 122,3 Mio. und einem Ertrag von 130,6 Mio. Franken schloss die Rechnung mit einem Ertragsüberschuss von 8,3 Mio. Franken ab. Er lobte die Verwaltung, die bei den Ausgaben grosse Disziplin habe walten lassen. Florian Fingerhuth (FDP), scheidender Präsident der Rechnungsprüfungs-
kommission (RPK), gab zu bedenken, dass das positive Ergebnis durch ausserordentliche Ereignisse zustande gekommen sei. An eine Reduktion des Steuerfusses sei deshalb aus Sicht der RPK nicht zu denken. Die Gemeinde Thalwil solle es sich zum Ziel setzen, einen planbaren und beständigen Gemeindehaushalt präsentieren zu können. Der Präsident der Thalwiler FDP, Thomas Henauer, betonte, dass die Gemeinde Thalwil sich nun keine Extravaganzen leisten solle. Eine Senkung des Steuerfusses sei mittelfristig aber unausweichlich, damit die Bevölkerung an der positiven Entwicklung teilhaben könne. Das dritte Traktandum betraf die Totalrevision der Polizeiverordnung (PVO). Der Bereichsverantwortliche Sicherheit,
Michael Brandenberger, erklärte, die neue PVO sei den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst und schlanker als die Version, die seit 2001 in Kraft sei. Als wichtige Neuerungen bezeichnete Brandenberger die Zulassung einer räumlich begrenzten Videoüberwachung öffentlich zugänglicher Stellen und das Wegwerfverbot von Kleinabfällen. Die Totalrevision wurde mit einer Gegenstimme von den Stimmberechtigten angenommen.
RPK-Präsident verabschiedet Die vom Gemeinderat beantragte Teil revision der Personalverordnung, welche die Stelle des Gemeindeschreibers neu in die Besoldungsklasse 24 statt wie bisher 23 einreihen will, wurde von Ge-
meindepräsidentin Christine Burgener (CVP) erläutert. Sie begründete den Antrag mit der Strukturveränderung, die per 1. April 2012 in Kraft getreten sei. Seither bedinge die Stelle grössere Anforderungen sowie eine erhöhte Verantwortung. Dem Antrag des Gemeinde rates sowie dem Zusatzantrag der Rechnungsprüfungskommission, der die Lohnklasse 26 als oberste Lohnklasse definieren will, wurde von der Gemeindeversammlung zugestimmt. Zum Schluss verabschiedete Burgener den RPK-Präsidenten Florian Fingerhuth und bedankte sich für sein stets kritisches und konstruktives Hinterfragen der Gemeindefinanzen. Bereits im Mai wurde sein Nachfolger, Andrea Müller, in stiller Wahl bestimmt.
SVP befürwortet Bausparinitiative OBERRIEDEN. Die SVP Oberrieden hat die Parolen für die Abstimmung vom 17. Juni und die Gemeindeversammlung vom 21. Juni beschlossen. Für die nationalen Vorlagen hat die Partei ein Ja zur Bausparinitiative und zur Initiative «Staatsverträge vors Volk!» beschlossen, zur Managed-Care-Vorlage Stimmfreigabe. Zu den kantonalen Vorlagen hat die Partei die Ja-Parolen zur Änderung des Steuergesetzes, zum Spitalplanungsund -finanzierungsgesetz und zur Initiative «Der Kunde ist König» beschlossen. Zur Ablehnung empfiehlt sie das Verkehrsabgabegesetz, die freie Schulwahl und die Kulturlandinitiative. Die Partei hat weiter beschlossen, die Einbürgerungsgesuche d er Gemeindeversammlung gutzuheissen. Ebenso empfiehlt sie, die Bauabrechnung der HPS Waidhöchi zu genehmigen. Zustimmen kann die SVP laut einer Mitteilung auch der Siedlungsentwässerungsverordnung. Angesichts der Senkung der Abfall gebühren ergibt sich für die Grundeigentümer keine zusätzliche Belastung. Die Partei empfiehlt den Stimmberechtigten, die Rechnung 2011 zu genehmigen. Der Ausgabenüberschuss von rund 7 Mio. Franken erklärt sich durch die Rückstellung des Finanzausgleichs. Die Partei begrüsst das gewählte Vorgehen des Gemeinderates, die Abgrenzung im ersten Jahr des neuen Ausgleichs vorzunehmen und damit reinen Tisch zu machen. (zsz)
FDP ist für Verkleinerung THALWIL. Die FDP Thalwil sagt Ja zur Reduktion der Zahl der Gemeinderäte von neun auf sieben und der Schulpflege auf fünf Mitglieder. Dabei ist sie auch mit der Z usammenlegung der Bau- und In frastrukturkommission sowie der neuen Kommission «Gesellschaft und Sicherheit» einverstanden. Zudem will sie die Schulpräsidentenwahl abschaffen und schlägt vor, dass der Gemeinderat diesen künftig aus den eigenen Reihen bestimmt. Die Wahl aus den eigenen Reihen der neu gewählten Gemeinderäte würde sicherstellen, dass die bestgeeignete Person aus dem Gremium als Schulpräsident eingesetzt wird. Die FDP will eine Finanz- und Aufgabenplanung sicherstellen und als Führungsgrundsatz in der Gemeindeordnung verankern. Damit bezweckt die Partei gemäss eigenen Angaben, dass der Gemeinderat die Vorgaben der Kantonsverfassung erfüllen muss und in der Budgetdebatte besser überprüft werden kann. Zudem fordert die FDP, dass Bürgerinnen und Bürger den Geschäftsbericht an der Gemeindeversammlung beraten können, um die Tätigkeit der Behörden transparenter zu machen. (e)
Thomas Heiniger (links) kam nicht als Regierungsrat, sondern als ehemaliger Stadtpräsident Adliswils und Freund von Peter Mott an dessen Abschied. Bild: Michael Trost
Ein führungsstarker Visionär tritt ab ADLISWIL. Peter Mott ist unter den Direktoren internationaler Schulen ein Urgestein. Nach 25 Jahren verlässt er nun die Zurich International School. Am Dienstag verabschiedeten ihn 300 Gäste – und manche rührten ihn zu Tränen. SIBILLE SCHÄRER
Geahnt hatte Peter Mott nichts. Er dachte, er würde am Dienstagabend in der Upper School in Adliswil an einem Apéro mit den Stiftungsräten der Zurich International School (ZIS) anstossen. Erst als er die vielen Autos vor dem Gebäude sah, dämmerte ihm, dass etwas Grösseres im Gang sein müsse: In der Aula warteten rund 300 Gäste auf den per Ende Juli abtretenden ZIS-Direktor – nebst Mitarbeitern, Schülern und deren Eltern auch Vertreter der kantonalen und lokalen Politik. 25 Jahre lang nahm Peter Mott in den internationalen Schulen am linken Zürichseeufer (siehe Kasten) eine Führungsposition ein – ein Urgestein. Denn in der Regel bleiben Leiter von internationalen Schulen 2,3 Jahre am selben Institut. Entsprechend lang war die Liste derjenigen, die an der feierlichen Verabschiedung das Wort an den 65-Jährigen richten wollten.
Die Redner zeichneten ein Bild des ZISDirektors als führungsstarken Visionär, der seine Mitarbeiter und Schüler immer unterstützte. «Er ist ein Idealist mit Visionen», sagte der Richterswiler Kantonsrat Jürg Trachsel, der Peter Mott von der Standortförderung Zimmerberg-Sihltal kennt, «er hat massgeblich dazu beigetragen, dass zwischen der öffentlichen und den privaten Schulen ein unverkrampftes Verhältnis entstanden ist.» Für seinen Umzug in die USA schenkte Trachsel ihm einen kantonsrätlichen Brieföffner: «Damit du dich daran erinnerst, dass du mal in einer Oase gelebt hast, wenn die amerikanische Steuerbehörde bei dir klingelt.»
Theater wird nach ihm benannt Ein Geschenk, das Peter Mott Tränen in die Augen trieb, erhielt er vom Stiftungsrat. Im geplanten Erweiterungsbau der ZIS in Adliswil (siehe Artikel Seite 3) soll ein Theater entstehen, das nach ihm benannt ist. Dies, weil ihm als Humanisten die gestalterischen und darstellenden Künste immer sehr am Herzen gelegen seien, wie Stiftungsratspräsident Douglas Marston sagte. Dieser charakterisierte den Kilchberger ausserdem als Leader, Wissbegierigen und Rebell: «In den 60er und 70er Jahren hatte er lange Haare und einen Bart. Seine Haare sind weniger geworden, nicht aber sein Wunsch, Vorgegebenes über den Haufen zu werfen.»
Zwischen den verschiedenen Reden zeigten Schüler, Eltern und Mitarbeitende Darbietungen. Während eines kurzen Films dankten die Schüler der ZIS ihrem Direktor für den langjährigen Einsatz. Vier ehemalige Elternratsvorstehende sangen das Lied «Happy together» von The Turtles abgeändert als «Working together». Zwei führende Mitarbeitende sangen eine Ode an ihren Direktor – und enthüllten dabei unter anderem, dass dieser an den Schulfesten jeweils kaum mehr von der Tanzfläche zu kriegen war. Anschliessend war Peter Mott selbst an der Reihe. «Normalerweise bin ich nicht bekannt dafür, dass mir die Worte fehlen», sagte ein sichtlich gerührter Peter Mott,
der als eloquenter Redner gilt und dies schliesslich auch unter Beweis stellte. Das Erfolgsgeheimnis der ZIS sei unter anderem, dass die Talente und Leidenschaften der Kinder gefördert und Fehler toleriert würden. «Die ZIS ist keine Fabrik, sondern ein Gewächshaus mit fruchtbarer Erde und beständigen Gärtnern.» Bevor Mott erhielt, wofür er eigentlich gekommen war – einen Apéro –, beschrieb Kevin Bartlett, Direktor der International School of Brussels, die Verdienste seines Kollegen wie folgt: «Als er anfing, wurden die Kinder an der internationalen Schule ausgebildet, um zurück in ihre Heimatländer zu gehen. Nun werden sie ausgebildet, um vorwärts zu gehen.»
Peter Mott und die ZIS Peter Mott kam 1947 als Sohn Schweizer Eltern in Bern zur Welt. Als er 12 Jahre alt war, zog die Familie ins Ausland, und Peter Mott studierte in England und in den USA. 1980 kehrte er in die Schweiz zurück und wurde sieben Jahre später Englischlehrer und stellvertretender Direktor an der American International School of Zurich (AISZ). Diese hatte ihren Sitz seit der Gründung 1963 in Kilchberg. 1979 zog die International Primary School of Zurich (IPSZ) von Horgen nach Kilchberg.
2001 fusionierten die beiden Schulen zur Zurich International School (ZIS), der Peter Mott seither als Direktor vorsteht. Ein Jahr später eröffnete die ZIS die Lower School in Wädenswil, 2008 die Upper School in Adliswil sowie einen Campus im aargauischen Baden. Mittlerweile zählt sie über 1500 Schüler. Peter Mott zieht nun nach Boston, wo er in der New England Association of Schools die Stelle als Direktor der Zertifizierungen für amerikanische und internationale Schulen übernimmt. (sib)