0381 – dein StadtKulturMagazin für Rostock und Umgebung Mai 2020

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KONZERT · THEATER · FILM · AUSSTELLUNG LITERATUR · PARTY · SPORT · GASTRO FAMILIE · BEWUSST LEBEN

MAI 20

DEIN STADTKULTURMAGAZIN FÜR ROSTOCK UND UMGEBUNG

Ein Trio für Rostock

Claus ruhe Madsen Unser Oberbürgermeister Prof. Dr. Emil Reisinger Epidimie-Experte der Uni Tobias Woitendorf Tourismuschef M-V



intro magazin: kurztrips ins umland Seite 16

Foto: DJH-MV

du bist 0381: fotograf andreas dürst Seite 60

Liebe Leser*Innen! Das große Fragezeichen im Kopf ist immer noch da. Keiner weiß, wie es nächste Woche ausschaut. Wir befinden uns auf dem Weg in Richtung Normalität im Umgang mit dem Coronavirus. Für die aktuelle Maiausgabe konnten wir mit drei wichtigen Entscheidungsträgern aus Rostock sprechen, die in der jetzigen Situation eine große Verantwortung für die Rostocker Bürger tragen. Bürgermeister Claus Madsen, Tropenexperte Prof. Dr. Emil Reisinger von der Universitätsmedizin und der Vorsitzende des Tourismusverbands MV Tobias Woitendorf. Alle drei müssen täglich die Weichen stellen und vorausschauend Sachlagen und Möglichkeiten bei ihren Entscheidungen abwägen. Ein Aufgabe, die keiner zuvor mit diesem Ausmaß bewältigt hat. Wir hoffen, dass es uns trotz Coronakrise gelungen ist, bei Ihnen mit dem 0381-Magazin für ein wenig Ablenkung und Kultur zu sorgen. Besonders die Kulturschaffenden trifft es schwer. Natürlich muss man über Wirtschaft und Einzelhandel sprechen und auch gerne über Gastronomie. Auch über Kitas und Schulöffnungen, die kamen ja als letztes auf die Liste, nach der Bundesligadiskussion. Nur die Kultur wurde einfach vergessen. Das fällt uns besonders auf – Konzerte, Lesungen, Partys, Theateraufführungen, Museums- oder Kinobesuche stellen einen Großteil des 0381magazin@instagra Magazininhalts in coronafreien Zeiten m dar. Ich jedenfalls hätte mir gut einen Besuch in der Kunsthalle vorstellen können.Es sollte doch möglich sein, den Abstand dort zu halten. Auch Kino oder Theater wären toll ohne Sitznachbar zu beiden Seiten, keine störenden Ellbogen. Es bleibt nur, den Kulturschaffenden und auch allen anderen Rostockern viel Kraft in diesen Zeiten zu wünschen. Halten Sie durch!

Themen, die es nicht in die ausgabe geschafft haben Sommerurlaub zu Hause? Der große Festivalguide

Corona Vokabeln – Begriffe, die wir sonst nicht oft benutzen

digital cash, R-Faktor, Maskenpflicht, Verdopplungszahlen, Insolvenz, Homeschooling, Immunität, Impfstoff, Ausgangsbeschränkung, zweite Welle, vorläufige Zahlen, Sommerurlaub

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heimathafen

Heimathafen

Das Fahrrad ist systemrelevant Stadtradeln in M-V kann trotz Corona starten

Im Mai startete in Mecklenburg-Vorpommern erneut das alljährliche STADTRADELN – trotz Corona. Wobei es eigentlich heißen müsste: jetzt erst recht! Denn seit Beginn der CoronaKrise ist das Fahrrad systemrelevanter denn je. An vielen Orten ist der Anteil des Radverkehrs sogar gestiegen und auch die Nachfrage in Fahrradläden ist seit Wochen konstant hoch. Kein Wunder, denn Radfahren ist nicht nur gut gegen den Bewegungsmangel der Corona-Beschränkungen. Foto: Klima-Bündnis

Sonderumschlag und Sonderstempel 60 Jahre hafen Rostock

60 Jahre Überseehafen Rostock Am 1.Mai 1960 wurde der Überseehafen Rostock, mit Löschen der ersten Hieve aus MS " Schwerin " feierlich eröffnet. Der Oberstauer Max Bornträger stand an der Luke und leitete diesen Vorgang. Dazu waren tausende Einwohner aus Rostock und Ihre Gäste im Hafen. In den ersten Jahren war der Überseehafen eine riesige Baustelle und aber auch schon ein laufender Umschlagsplatz für aller Art von Gütern. In der Folgezeit kamen weitere Umschlagsbereiche, wie die Massengutpier und der Ölhafen hinzu. Dann wurde die Fruchthalle, die ehe-malige Kaihalle 5, gebaut und übergeben und es erfolgte der weitere Ausbau der Warnowpier. Wenn auch etwas zögerlich und zeitversetzt, wurden die neuen Technologien in der Schifffahrt, wie der Containerverkehr und der Ro/Ro-Verkehr im Hafen Rostock angewandt. Containerverkehre gingen in den Nord-Ostsee Bereich, nach Fernost und nach Cuba. Ro/Ro-Verkehre bestanden nach Finnland und England.

Containerverkehre sind nach der Wende abgewandert und die Technologie des Ro/Ro finden wir heute auf den Fähren bzw. den speziellen Ro/Ro-Schiffen wieder. Heute spielen im Hafen beim Stückgut Windkraftanlagen eine große Rolle, auch beim Massengut und bei Öl sind gute Umschlagszahlen erreicht. Nach der Wende kam als eine neue Gutart z.B. der Papierumschlag hinzu. Aus Anlass des 60. Geburtstages des Überseehafens Rostock hat der Förderverein Tradition Ostseeschiffahrt e.V. Rostock einen Sonderumschlag aufgelegt und einen Sonderstempel beantragt. Den Umschlag und den Sonderstempel hat der Rostocker Grafiker Jochen Bertholdt gestaltet. Gedruckt wurden die Umschläge beim Klatschmohnverlag in Rostock. Aufgrund der Absage wegen Corona finden die Feierlichkeiten am 1.Mai 2020 im Hafen nicht statt. Die Sonderumschläge können aber im Förderverein Tradition Ostseeschiffahrt e.V. Rostock bestellt werden.

RPS-Warnemünde in der Ecolea, Fritz-Reuter-Str. 10 Unterricht Klavier und Geige Rock & Pop Schule An der Jägerbäk 2; 18069 Rostock www.rockpopschule-rostock.de

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Das deutschlandweite STADTRADELN hat in Mecklenburg-Vorpommern mittlerweile eine lange Tradition. Seit 2010 ist Rostock dabei, seit 2015 übernimmt das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung die Anmeldegebühren für alle interessierten Kommunen. Der Wettbewerb, bei dem es darum geht, in 21 Tagen so viele Wege wie möglich mit dem Rad zurückzulegen, erfreute sich in M-V bislang stetig gestiegener Beliebtheit. Ein erneutes Rekordjahr wird es 2020 aber wohl nicht geben. Zwar nehmen auch dieses Jahr insgesamt elf Städte aus MecklenburgVorpommern am STADTRADELN teil. Die traditionellen gemeinsamen Radtouren mussten jedoch abgesagt werden.

RPS-Infotag

Sonntag, 10.05. 15:00-16:00 Uhr ´reinkommen, Instrumente ausprobieren, Lehrer kennenlernen Rock & Pop Schule Tel: 0381-8003324 An der Jägerbäk 2. 18069 Rostock www.rockpopschule-rostock.de


heimathafen

GRÜNE rufen zur Bürgerbeteiligung für neues Stadtviertel an der Warnow auf In Rostock soll bis zur BUGA 2025 ein neues kleines Viertel mit Vorbildcharakter entstehen: das Warnowquartier. Ein lebendiger Stadtteil mit vielen grünen Freiräumen, klimagerechter Bebauung, wenig Autoverkehr mit Angeboten für alle Generationen und Menschen aller Einkommensklassen – das ist das Ziel für die 25 Hektar zwischen Osthafen und Alter Dierkower Deponie. Damit diese Vision auch verwirklicht wird, ruft Andrea Krönert von der GRÜNEN Bürgerschaftsfraktion zur aktiven Bürgerbeteiligung auf. Krönert: „Jetzt ist der Zeitpunkt, die Rostockerinnen und Rostocker zu fragen: Wie stellt Ihr Euch dieses neue Stadtviertel vor? Das Warnowquartier ist ein sehr wichtiges Projekt für die Stadtentwicklung. Zusammen mit der geplanten Fußgänger- und Fahrradbrücke werden die Innenstadt und der Nordosten mit Dierkow und Toitenwinkel stärker zusammenrücken. Darum fördert der Bund dieses Modellvorhaben auch mit 25 Millionen Euro. Nach unserer Überzeugung hat die Stadt das Potenzial für ein wirklich innovatives Wohngebiet aber noch nicht ausgeschöpft. Bisher ist der Plan, neben Wohnungen und Gewerbe ein Mehrgenerationenhaus mit Kita und Pflegeheim anzusiedeln. Außerdem sollen die Werkstätten des Volkstheaters dort neu gebaut und durch offene Angebote erlebbar gemacht werden. Sinnvoll könnten zum Beispiel Projekte für studentisches Wohnen

sein. Wichtig wäre auch, Wohnungen mit günstigen Mieten explizit einzuplanen, denn wir wollen ein Wohngebiet der sozialen Vielfalt. Man könnte über ein Vereinshaus mit günstigen Konditionen für verschiedene Initiativen nachdenken oder die Nähe zum BUGA-Gelände für ein Umweltbildungszentrum nutzen. In Nordosten fehlt ein öffentlicher Veranstaltungssaal für mehr

als 100 Personen – hier könnte er entstehen. Ein weiteres Gründerzentrum für innovative Startups und die Kreativwirtschaft – auch dafür gibt es Bedarf in Rostock. All das sind Möglichkeiten und es gibt mit Sicherheit noch mehr kluge Ideen für ein solches Quartier direkt an der Warnow. Wer will, kann Vorschläge gern an b90-gruene. fraktion@rostock.de schicken oder sich auch direkt an die Stadtverwaltung wenden.

Andrea Krönert von der GRÜNEN Bürgerschaftsfraktion Rostock

Küstenkinder in der Hallertau Rostocker Azubis helfen dem Hopfen Bis an die Ostseeküste ist der Hilferuf der bayerischen Hopfenbauern gedrungen: Wenn in der Corona-Krise nicht schneller und unbürokratischer Ersatz für die ausbleibenden Saisonkräfte aus dem benachbarten Ausland gefunden wird, droht die Hopfenernte 2020 auszufallen. Und damit auch der Rohstoffnachschub für die Rostocker Biere. Christian, Mattis und Tilo gehören zu denjenigen, die das verhindern wollen: Für rund drei Wochen

sind die Azubis der Hanseatischen Brauerei Rostock nun als Hopfenretter im Einsatz – freiwillig. Jetzt, im Mai, müssen die Hopfentriebe ausgesetzt und um die zuvor gesteckten, meterhohen Drähte gewickelt werden. Dort klettern sie dann bis zum Spätsommer empor, bis zu 20 Zentimeter am Tag. Hotspot für das „grüne Gold“ ist die bayerische Hallertau: Das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der

Azubi Tilo Quade deutet auf den Ort, an dem er in den kommenden Wochen die Hopfenbauern tatkräftig unterstützen wird

Welt stellte allein im vergangenen Jahr rund 86 Prozent der deutschen Hopfenernte. Damit die Hopfenbauern ihre Ernte auch in der Corona-Krise nicht abschreiben müssen, brauchen sie tatkräftige Unterstützung. Denn das Anpflanzen geschieht noch immer in Handarbeit. „Unsere Azubis packen mit an, für rund drei Wochen sind sie jetzt bei Familie Ostler in Oberulrain/Neustadt an der Donau“, erklärt Rostocker Braumeister Uwe Kästner. „Sozusagen ehrenamtlich, denn die AzubiVergütung läuft weiterhin über uns, Kost und Logis stellen die Hopfenbauern.“ Für die Einhaltung der gebotenen Verhaltensregeln würde man bei der Unterkunft sorgen, so die Zusicherung. Auch bei der Arbeit sei das kein Problem, da die einzelnen Hopfenreihen bis zu drei Meter voneinander entfernt sind. Uwe Kästner: „Trotzdem freuen wir uns, wenn unser Azubi-Trio im Mai dann wieder zurück ist. Denn unsere Rostocker Flaschenbiere sind im Handel gerade ordentlich gefragt. Wenn das so bleibt, können auch wir jede helfende Hand gut gebrauchen, um den Nachschub sicherzustellen.“

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report

Ein Trio Für Rostock Es gibt wohl nur wenige Menschen, die in diesen Zeiten ohne Sorgen den Tag beginnen. Besonders unsere drei Protagonisten wissen auf den nächsten Seiten zu erzählen, mit welchen Szenarien sie sich täglich auseinandersetzen müssen. Hier werden Entscheidungen über das zukünftige Schicksal vieler Rostocker getroffen. Wir konnten die Gelegenheit auch nutzen, um den Gesprächspartnern Fragen weit über das Corona-Thema hinaus zu stellen und erhielten lesenswerte Antworten.

Foto: Kristina Becker – photovisionen

Claus Ruhe Madsen, Oberbürgermeister der Hanse- und Universitätsstadt Rostock

die Corona-krise ist fair und unfair zugleich – Es trifft jeden. Erst im letzten Jahr ist der parteilose Unternehmer Claus Madsen in das Amt des Oberbürgermeisters gewählt worden. Natürlich konnte er da nicht ahnen, was knapp 12 Monate auf ihn zukommen wird. Die Coronakrise ist nicht nur für jeden Rostocker Bürger spürbar, auch die Stadt selbst erfährt die Folgen, unter denen nicht nur die Statdkasse leidet. 0381-magazin: Covid-19 ist in aller Munde und hat Ihre Arbeit in den vergangenen Wochen sehr geprägt. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation? Claus Ruhe Madsen: Wir haben gerade eine neue Entwicklung: es gibt nach einer längeren Pause wieder einen neuen Corona-Fall in Rostock. Das ist schade, aber nicht überraschendalles andere wäre extremst erstaunlich gewesen. Das Positive daran ist, dass es uns zeigt, dass wir diesen Zustand der Schwankungen als neue Normalität annehmen müssen. Es ist eine Mahnung an uns alle, uns an die geltenden Maßnahmen zu halten. Das Mindset, das wir jetzt benötigen, ist eine Verlagerung von staatlichen Restriktionen hin zur persönlichen Verantwortung – ich muss die Dinge für mich und meine Liebsten regeln und mich um ange-

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messenen Schutz kümmern, Abstand halten, mich nicht in großen Kreisen treffen, auf eigene Hygiene achten und dergleichen. Das ist schon deshalb nötig, weil wir nicht auf Dauer alles schließen können. 0381-magazin: Das ist ja ein ziemlicher Kontrast – erst hat der Staat hier sehr stark reglementiert, jetzt überträgt er es in hohem Maße den Bürger*innen. Wie ist Ihr Eindruck: Kommen die Menschen mit diesem Wechsel zurecht? Madsen: Ich habe große Hoffnung, dass der nun eingeschlagene Weg der richtige ist, befürchte aber auch, dass wir noch weitere Wellen erleben werden. Andererseits haben wir bei der ersten Welle bewiesen, dass wir gut reagieren können und das sollte uns Zuversicht geben. Als ich verkündet habe, dass Rostock nun Corona-

frei sei, waren viele Leute der Meinung, dass das gar nicht geht. Ich habe erwidert, dass die Menschen ja auch die Wahrheit hören wollen und es auch keine Option gewesen wäre, so eine wichtige Information erst drei Wochen später zu übermitteln. Wir müssen einfach lernen mit Wahrheiten umzugehen und uns trotzdem vernünftig zu verhalten. Trotzdem gebe ich zu, dass ich an den Tagen nach der Meldung jeden Abend sehr respektvoll auf mein Handy geschaut habe. Inzwischen habe ich ein entspannteres Verhältnis zur jeweils aktuellen Situation, auch angesichts der bundesweiten Tendenz zur Lockerung. Was mich aktuell am stärksten beschäftigt ist, wie wir damit umgehen, wenn wir wieder Fälle an Schulen haben, ggf. sogar massive Häufungen. Die Frage, wie wir damit umgehen, beantwortet die Bundes-


report regierung nicht, sondern überlässt sie wieder den Bürgermeistern. Das finde ich sehr hart. Ich schaue also derzeit zu, wie auf Bundes- und Landesebene Beschlüsse für meine Stadt mitgetragen werden, was auch kein Problem ist, weiß aber auch, dass das erste Gegenagieren wieder meine Aufgabe sein wird. Das ist eine ziemlich brutale Verantwortung. 0381-magazin: Der Ruf nach Lockerungen wird ja generell immer lauter, gerade aus Handel und Gastronomie. Wie gehen Sie damit um? Madsen: Ja, das sind viele Anfragen und Forderungen an mich herangetragen worden. Da muss man jetzt auf die Landesregierung und darüber auch auf die Bundesregierung einwirken. Aber als Bürgermeister der größten Stadt hat unser Vorgehen natürlich ziemlich viel Gewicht innerhalb des Bundeslandes. Und leider haben wir die Menschen in den letzten Wochen unglaublich verängstigt, so sehr, dass es einen vernünftigen Dialog miteinander verhindert. Das hemmt ein vernünftiges Abwägen, wie unser Alltag mit Corona aussehen könnte. Ich glaube, dass es aktuell einen Teil der Bevölkerung gibt, der große Angst hat – teilweise zurecht, weil sie zur Risikogruppe gehören. Ein zweiter Teil hat ein angenehmes Lebensumfeld, einen sicheren Arbeitsplatz und konnte sich mit der Krise recht gut arrangieren und plädiert für eine langsamere Lockerung. Und dann gibt es die Gruppe, deren Job oder Firma gerade wegbröselt. Diese Gruppen haben natürlich sehr unterschiedliche Erwartungen an die Politik. Bislang haben wir vor allem eine medizinische Diskussion geführt. Das war ganz am Anfang wichtig, aber nun müssen wir gesellschaftlich darüber diskutieren. Manche machen den Fehler, nur bei sich selbst zu schauen und nicht zu sehen, was es bedeutet, in diesen Zeiten auf engem Raum zusammenzuleben. Diese Menschen erreichen wir momentan nicht, weil wir sie nicht in den Kitas und Schulen haben, und wissen deshalb wenig darüber, wie es ihren Kindern geht. Darüber mache ich mir natürlich Sorgen und denke, dass ich sie aus ihren Wohnungen holen muss, beispielsweise durch Öffnung der Spielplätze. Deshalb wäre meine Botschaft: Kommt raus, Leute, nehmt die Welt wieder an. Die Kinder und Jugendlichen von heute werden diesen Covid-19-Frühling als Narbe in Erinnerung behalten – es ist unsere Verantwortung, dass diese nicht zu groß und tief wird. Andererseits dürfen wir in keine Situation geraten, in der unsere Kapazitäten nicht ausreichen, Menschen zu behandeln, also braucht es ein Gegengewicht. Das kann nur durch den Paradigmenwechsel hin zu eigenverantwortlicher Vorsicht gelingen. Was mir außerdem derzeit Sorgen macht, ist die Stimmung unter den Leuten: wo man am Anfang sehr offen und freundlich miteinander umging, wird es inzwischen immer sehr schnell rechthaberisch. Lasst uns gerade angesichts der Eigenverantwortung mehr darauf achten, dass wir diese in freundlichem Umgang miteinander wahrnehmen. 0381-magazin: Das heißt, dass der neue Coronafall nichts an der aktuellen Tendenz zur Lockerung ändern wird? Madsen: Wir brauchen einen Mittelweg, der auch längerfristig durchzuhalten ist. Wir

können ja schlecht die Hotels und Restaurants bis Ende des Jahres schließen. Sollten wir die Schulen auf unbestimmte Zeit nicht öffnen, weil Gesundheit absoluten Vorrang hat? Wollen wir auch weiterhin unser Gesundheitswesen vor allem an Corona ausrichten? Ich habe dabei auch den Eindruck, dass die Presseberichterstattung unseren Fokus sehr darauf lenkt, wo es derzeit am schlimmsten ist, von Krisenherd zu Krisenherd springen. Das tut unsere Wahrnehmung nicht gut und vermittelt ein verzerrtes Bild. Mein Wunsch an alle Rostocker*innen ist: wir brauchen Positivmeldungen, müssen positiv denken, an den Weg aus der Krise denken. 0381-magazin: Sie sagten ja selbst, dass wir eine langfristige Strategie brauchen. Bislang gab es viele kurzfristig zu treffende Entscheidungen, die nicht immer die demokratischen Strukturen durchlaufen haben. Wie findet man nun zukünftig die richtige Balance zwischen demokratischer Abstimmung und kurzfristigem Reagieren auf die neue Situation? Madsen: Das wir ja oft zu kurzgefasst dargestellt. Natürlich liegen alle getroffenen Entscheidungen auf breiten Schultern – auf denen einer Verwaltung mit 2.500 Mitarbeitern, auf denen von Senatoren verschiedener Parteien. Und natürlich gab es in all der Zeit Ab- und Rücksprachen, Hauptausschusssitzungen und dergleichen. In dem Moment, wo das Feuer brennt, fragt ja keiner nach Mitteln für einen Eimer, sondern holt den Eimer und löscht. Das Nachdenken darüber, wie man nach dem Löschen gemeinsam wieder aufbaut, machen wir natürlich in gemeinsamer Abstimmung. Da darf man sich nicht von dem Vorwurf demokratischer Alleingänge verunsichern lassen. Ich habe einen Morgen erlebt, an dem entschieden werden musste, ob wir das Konzert mit Johannes Oerding absagen oder nicht. Da sitzen dann alle nur und gucken in eine Richtung und zwar in meine, da fragt dann keiner nach Demokratie. Mir werden verschiedene Sichtweisen präsentiert, die Entscheidung treffen muss am Ende ich. Das Konzert wäre im Zweifelsfall der Meilenstein gewesen, der uns zu einem zweiten Heinsberg gemacht hätte. 0381-magazin: Aber wie soll hier perspektivisch verfahren werden? Madsen: Ich finde die eben beschriebene Perspektive sehr wichtig: Wer setzt sich denn am Ende hin und sagt „Ich sage das Konzert jetzt ab“. Es ist kein schöner Moment, zu entscheiden, dass man 5000 Menschen und einen Künstler nach Hause schickt, zumal wenn es noch Landesverordnung zu Großveranstaltungen gibt, wie zu diesem Zeitpunkt. In so einem Moment ist man ganz alleine. Und wenn ich zurückblicke, halte ich dies für die wertvollste Entscheidung, die ich überhaupt getroffen habe – eine andere Entscheidung hätte ggf. alles verändern können. Dass das so ist, zeigen Beispiele an anderen Orten, wo man diese eine, letzte Veranstaltung noch durchgeführt hat und die Infiziertenzahl dann in die Höhe schoss. Dann wurde ein Budget von 100.000 Euro für Schutzausrüstung bereitgestellt – auch da hätte der übliche Amtsweg zu viel Zeit in Anspruch genommen. Erzähl mal einem Krankenhaus oder einem Rettungsdienst, dass

kein Desinfektionsmittel mehr da ist, oder das zu den fünfzig Einsatzkits zur Reinigung von Rettungswagen keine neuen hinzukommen. Da braucht es keine Verwaltungsvorschriften sondern schnelle und pragmatische Entscheidungen. Manchmal auch recht pauschale und resolute Entscheidungen, bei denen man erst danach über die konkrete Ausformulierung nachdenkt. 0381-magazin: Werden denn derzeit auch verschiedene Szenarien erarbeitet, um auf verschiedene Entwicklungen vorbereitet zu sein? Madsen: Ich wäre tief enttäuscht, wenn dies nicht der Fall wäre. Das Ziel sind offizielle und allgemein bekannte Planungen – ich möchte, dass die Bürger*innen wissen, wie wir uns im Falle von Szenario A, B oder C verhalten werden. Wir müssen unsere Pandemiepläne an die neuen Erkenntnisse und Begebenheiten anpassen. Damit wir nachher nicht wieder in einer Situation sind, in der der Oberbürgermeister allein entscheiden muss. Wie schon gesagt: Corona ist die neue Normalität, was wir brauchen ist ein guter Umgang damit. Ich hoffe, dass niemand in der Verwaltung zur Arbeit zurückkehrt und das Gefühl hat, so weitermachen zu können, wie vor der Krise. Wir müssen Rostock jetzt neu aufbauen, neu erfinden, neu gestalten. Das ist auch eine Chance. Wenn wir schon so viel einstecken müssen, sollten wir auch etwas an Gewinn mit rausnehmen. 0381-magazin: Die Rostocker Kulturszene gehört zu denen, die die Krise besonders hart trifft. Was hat die Stadt geplant, um hier zu unterstützen – vor allem jene, die bislang noch komplett ohne öffentliche Gelder ausgekommen sind? Madsen: Die Corona-Krise ist ja fair und unfair – weil es uns alle trifft, und uns alle ziemlich hart. Ich glaube man findet derzeit niemanden, der davon nicht betroffen ist. Ich bin immer wieder überrascht, das in Bereichen festzustellen, die ich am Anfang gar nicht so direkt vor Augen hatte. Man hört von Gastronomie und Einzelhandel und sieht dann plötzlich, dass es den Bühnenbauer, den Fotografen und den Lichttechniker genauso trifft und zwar in ihrem Lebensmittelpunkt. Da brechen unverschuldet Aufträge weg. In der Hansestadt Rostock ist es im Grunde nicht anders – hier fehlen plötzlich Haushaltsmittel, die wir sonst, in einem „normalen“ Jahr hätten, weil die Gewerbesteuereinnahmen wegbrechen werden. Dadurch wissen wir momentan gar nicht, wie wir selbst finanziell dastehen. Insofern stehen wir selbst mit in der Schlange derer, die Geld benötigen und müssen gut überlegen, was wir überhaupt tun können. Was ich aber auf jeden Fall vorhabe, ist die Belebung der Stadtzentren im Rahmen der Umsetzung meiner Vision von der menschenfreundlichen Stadt. Dabei geht es um die Frage, wie sich die Verweildauer im Stadtzentrum erhöhen lässt – durch Sitzmöglichkeiten, mehr Grün, nichtkommerzielle Verweilorte. Dazu sollen dann auch kleine Minibühnen entstehen, auf denen wir in kleinster Weise Kunst und Kultur präsentieren können. Das würde dann Aufträge für Bühnenbauer bringen oder kleine Auftritte ermöglichen. Zur Finanzierung könnten dann die umliegenden Restaurants und Läden beitragen, aus denen

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sport report wir dann Kleinstaufträge für Künstler*innen bezahlen. Damit bekommen die Menschen Gelegenheit, Kunst zu erleben. Beispielsweise in der derzeit noch recht seelenbefreiten Langen Straße, die wir für unser städtisches Leben zurückgewinnen müssen, oder den leergefegten Platz vor dem Rathaus. Hier kann Kultur zur Belebung beitragen. Aber eben immer in Miniformaten, die auch unter Pandemiebedingungen möglich sind.

werden. Um zu überlegen, was man tun muss, wenn morgen diese oder jene Situation eintritt, braucht es eher unternehmerisches Denken. Ich denke beispielsweise derzeit sehr über Konzepte für den Schulunterricht im Herbst nach. Momentan kann ich nicht allzu viel tun, aber ich kann die Zukunft gut vorbereiten.

0381-magazin: Eine Kulturszene hat leider keine so große Lobby wie etwa die Gastronomie? Madsen: Ich glaube schon, dass die Kultur keine kleine Lobby hat. Die Sofortunterstützung ist für eine Kultureinrichtung ziemlich viel Geld, während es für einen Handelsbetrieb eher wenig ist. Ich führe mir dann immer die Situation vor Augen, in der ich mein Amt angetreten habe – ein halbes Jahr danach existiert die Gesellschaft, wie sie vorher war, nicht mehr. Die Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen müssen, hätte ich mir vor einem halben Jahr nicht träumen lassen.

0381-magazin: Stichwort strategische Entwicklung. Es gibt derzeit sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene sehr stark die Forderung, die Wirtschaftshilfen für Unternehmen an Klimaschutzmaßnahmen zu koppeln, weil die Soforthilfe auch ein Lenkungsinstrument sein kann. Ist das für Rostock auch ein Thema? Enthält der gerade beschlossene Haushalt Gelder für den Klimaschutz? Madsen: Hier fände ich es fair, wenn sich alle an das halten, was vereinbart war, nämlich deutlich macht, dass der jetzt verabschiedete Haushalt eigentlich aus Vor-Corona-Zeiten stammt. Wir mussten ihn jetzt verabschieden, um überhaupt handlungsfähig zu werden. Hier sehe ich immer eine zweischneidige Situation: Zum einen wird mir vorgeworfen, ich würde alles allein machen, zum anderen weist man auf meine Verantwortung hin, wenn ich versuche, gemeinsam Lösungen zu bearbeiten. Der verabschiedete Haushalt löst ja den vorläufigen Haushalt ab, in dem der OB alles entscheiden musste. Mit dem neu beschlossenen Haushalt können wir überhaupt erstmal anfangen zu arbeiten, ein an Corona angepasster Haushalt bräuchte wieder ein Jahr Vorbereitungszeit. Jetzt zum Thema Ökologie: Da hat sich eigentlich nichts geändert. Ich hatte von Beginn an sehr viele grüne Themen, genauso wie rote oder schwarze, das ist ja das Schöne an Parteilosigkeit. Ich möchte, dass wir weiterhin ganz stark daran arbeiten, eine Fahrradstadt zu werden. Außerdem möchten wir aus der Coronakrise heraus digitales Arbeiten stärken, so dass die Menschen weniger hin- und herfahren und weniger Betriebskosten in Räumen verbrauchen müssen. Wir brauchen weniger Büroflächen, was Geld spart, und sind durch mehr digitale Begegnungen besser für die nächste Krise gewappnet. Gleichzeitig muss man alle geplanten Maßnahmen immer auch auf Effizienz prüfen. In Zeiten, in denen es einem besonders gut geht, kann man den einen oder anderen besonderen ökologischen Ansatz umsetzen, der in der aktuellen Situation vielleicht nicht mehr machbar ist. So würde ich derzeit wirklich in Frage stellen, ob man die Haltestellenüberdachungen begrünt.

0381-magazin: Wären Sie trotzdem angetreten? Madsen: Natürlich wäre ich angetreten. Aber ich hätte jedem anderen dieses Amt geschenkt, dafür dass es kein Corona gibt. Das Ganze ist eben so außergewöhnlich. Gleichzeitig bin ich trotzdem zufrieden, dass ich hier bin, weil ich glaube, dass ich in der Corona-Diskussion eine andere Perspektive beisteuern kann, als die Menschen, die aus der Verwaltung kommen – die alles richtig und gut machen, das stelle ich nicht in Frage. Trotzdem ist der fremde Blick hier sehr hilfreich, weil Verwaltung eben an den Strukturen ausgerichtet ist, die es vor Corona gab, und jetzt neue Strukturen benötigt

0381-magazin: Wie steht es um das im Dezember von Rostock for Future übergebene Maßnahmenpapier für wirkungsvollen lokalen Klimaschutz? Madsen: Ein Großteil der Forderungen wurde ja bearbeitet. Das Interessante bei Bürgerbeteiligung ist ja, dass Bürger unterschiedliche Meinungen über die gleiche Sache haben. Und wenn man diese Meinungen gegenüberstellt, stellt man fest, dass das eine das andere ausschließt. Etwa wenn für einen Radwegebau ein Baum gefällt werden soll – da stehen sich zwei grüne Positionen gegenüber, die sich gegenseitig ausschließen. Das ist bei diesem Maßnahmenpapier auch so: wir haben einmal abgearbeitet,

0381-magazin: Ist das das Konzept für die nächsten sechs Monate oder ein langfristiges Vorhaben? Der professionelle Kulturbetrieb in Rostock, den wir jetzt verloren haben, lässt sich ja nicht einfach auf eine kleine Bühne transferieren. Clubnächte und größere Konzertbesuche ohne Bestuhlung wird es ja bis Ende des Jahres kaum geben, keine Partys für die jüngeren Rostocker*innen. Viele Künstler*innen können auch über die nächsten Monate hinweg nicht unter gewohnten Bedingungen arbeiten. Madsen: Auch diese Menschen müssen ja Verständnis dafür entwickeln, dass bestimmte Dinge derzeit nicht möglich sind. Und es gibt ja Konzepte wie Open Air-Konzerte mit Kopfhörern, wo dann jede*r für sich tanzt, die man hier umsetzen kann. Ich habe das Gefühl, dass da neue Konzepte entstehen, wo wir ein Stück weit in einer neuen Realität ankommen, Konzepte, die unter Social Distancing-Verhältnissen umsetzbar sind, beispielsweise mit weniger Personen auf größerer Fläche. Ich habe mit der HMT gesprochen und die Rückmeldung erhalten, dass viele der Studierenden dort sich eher Einkommensmöglichkeiten durch kleine Auftritte als Almosen wünschen. Unter dem Strich bleibt doch die Frage, was etwa ein Hotel Neptun an jedem Tag an dem es geschlossen bleibt, trotzdem kostet. Die Corona-Situation geht ja quer durch die Gesellschaft und verschont kaum jemanden.

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was sich wie und wo gut umsetzen lässt. Ich hoffe inzwischen hat jeder begriffen, dass ich in vielen Dingen eine grüne Grundüberzeugung vertrete. Wir haben aber jetzt eine besondere Herausforderung im maritimen Bereich. Ich habe eine sehr berechtigte Angst um unsere Werften und eine sicher auch nicht unberechtigte Angst um unsere lokale Kreuzfahrtbranche. Auch dazu muss man sich bekennen, man kann jetzt nicht nur sagen „ich denke grün“. Wir haben ja einen in vielen Bereichen extrem grünen Hafen, etwa durch den Abtransport von Waren auf dem Schienenweg, der im Jahr 45.000 Quadratmeter Wald im Jahr erhält. Da liegt sicher unsere Aufgabe eher darin, über das was wir schon haben, stärker zu berichten. Außerdem müssen wir dieses ohnehin schon fortschrittliche Handeln weiter stärken. Es gibt also sehr viel wünschenswertes Grünes, das unter „das wäre schön“ fällt, aber gleichzeitig ist es jetzt auch wichtig, Arbeitsplätze zu sichern. Ich will das nicht gegeneinander setzen, aber es darf eben auch keine Schieflage entstehen. Es gab bisher eine Schieflage gegen grün, die ein Gleichgewicht werden sollte – aber es muss auch realistisch bleiben. Dafür brauchen wir Dialog und keine Konfrontation. Gerade ich als Bürgermeister muss ja für alle da sein. Ich habe bei den Diskussionen um die Umstrukturierung sehr viele engstirnige Reaktionen erlebt, bei denen sich keiner gefragt hat, welche Intention eigentlich dahinter steckt. 0381-magazin: Stichwort Umstrukturieren – Sie haben beispielsweise die Klimaleitstelle in das Umweltamt integriert und ein Referat für Zukunftsfragen, Digitalisierung, Klima und Mobilität geschaffen. Welche Intention steht dahinter? Madsen: Das ist interessant, dass Sie das so sagen – denn dabei handelt es sich ja um ein Arbeitspapier, von dem ich mittlerweile nicht mehr weiß, welcher Stand jetzt wo in der Presse und Politik diskutiert wird. Mir wird hier ein Alleingang vorgeworfen, obwohl ich mich entsprechend dem Kommunalrecht verhalten habe. Dieses erlaubt dem Oberbürgermeister als Verwaltungschef, seine Verwaltung im gewissen Rahmen (also bis zu zehn Prozent) so zu strukturieren, wie er die Ausrichtung sieht. Und hier wirft man mir jetzt Trickserei vor, weil ich die Bürgerschaft nicht befragt habe, was ich aber eben kommunalrechtlich gar nicht muss. Und ich fühle mich als gewählter Oberbürgermeister auch ein Stück weit damit beauftragt, die Stadt so zu entwickeln, wie ich es für richtig halte – sonst hätte man mich vermutlich ja nicht gewählt. Dabei waren für mich Menschenfreundlichkeit, Sport im Ehrenamt, Digitalisierung/IT und grüne Mobilität zentrale Aspekte – und genau das bildet sich in den neuen Strukturen ab. Die Änderungen sind übrigens kein Alleingang sondern werden nun über Monate, schon seit der Vor-Corona-Zeit diskutiert. Insofern finde ich die Vorwürfe als unfair. Dass ich extra ein Amt geschaffen habe, das sich nun verstärkt um Radwege kümmert, diskutiert aber keiner und es scheint auch niemanden zu interessieren. Außerdem habe ich nun sogar weniger Mitarbeiter im OB-Bereich als vorher, hab lediglich die Arbeitsaufgaben neu definiert.


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"In dem Moment, wo das Feuer brennt, fragt ja keiner nach Mitteln für einen Eimer, sondern holt den Eimer und löscht." Bei größeren Umstrukturierungen bin ich natürlich gern zum Dialog mit der Politik bereit. 0381-magazin: Was ist denn der gewünschte Effekt dieser Umstrukturierung, sozusagen die Vision? Madsen: Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass um einen Oberbürgermeister herum eine Art Maschinenraum entsteht, eine Ideenwerkstatt. Diese ersetzt das ehemalige Protokollzimmer, soll ein offener Bereich werden, in den beispielsweise Studierende kommen können, um eine Demo-Day abzuhalten. So soll ein Ort zum Nach-vorne-Denken entstehen, meine Vision ist also eine Art Polarstern für Rostock, der den Namen „menschenfreundliche Stadt“ trägt. An diesem Ziel richte ich alles aus. Und das Team um mich herum sucht eben gezielt nach Best Practices aus anderen Städten, anderen Ländern und recherchiert, was wir übernehmen können. Es geht also darum, sich Input zu holen und dann in einen Pingpong miteinander zu treten. 0381-magazin: Das heißt es geht um ganzheitliche Stadtentwicklung statt Stadtplanung? Madsen: Das ist die Hoffnung. Und dazu möchte ich den Amtsleitern nicht sagen, wie was zu sein hat sondern auf ihre Kompetenz vertrauen. Deshalb sollen sie auch wieder mehr zu sagen haben, müssen aber auch den Mut entwickeln, das dann auch wirklich einzubringen. Bislang haben wir zu wenig in die Entwicklung von Führungskräften investiert, in das Mitnehmen von Menschen – das wird jetzt wichtiger. Dies und das von-zu-Hause-Arbeiten werden die Stadtverwaltung zukünftig prägen und verändern. 0381-magazin: Sie haben vor der CoronaKrise deutlich gesagt, dass sie an der BUGA in Rostock festhalten möchten. Wie festgelegt ist die Planung schon, welche Spielräume gibt es noch und welchen Raum hat dadurch die derzeit angestrebte Bürgerbeteiligung? Madsen: Die Bürgerbeteiligung soll maximale Spielräume erhalten. Momentan wird immer angenommen, es gäbe keinen Platz für Bürgerbeteiligung. Natürlich gibt es Dinge, wie etwa die Brücke, die bereits entschieden sind. Man kann aber beispielsweise noch gemeinsam über die Gestaltung des Stadthafens sprechen oder über das, was im Warnowquartier entstehen soll. Gleichzeitig muss man natürlich Anträge für Förderung stellen, ohne die man die BUGA nicht realisieren kann. Diese Dinge geben den äußeren Bilderrahmen vor, das Bild darin malen wir gemeinsam mit den Bürgern. Diese Vorgehensweise ist der einzige Weg, die BUGA erfolgreich zu machen. Dass wir die BUGA brauchen, ist meine eigene, persönliche Überzeugung, noch viel stärker als vorher. Darüber müssen wir natürlich mit den Gremien diskutieren. Grundsätzlich hatte

und habe ich immer noch Bauchweh, ob wir das alles so hinbekommen. Aber das Projekt wird vom Land und vom Bund extrem hoch gefördert und wir können eine sehr große grüne Veranstaltung auf die Beine stellen, viel mit Pflanzen und Blumen. Und wir bekommen Infrastruktur, die wir nie selbst gebaut hätten. Die Brücke beispielsweise wird inzwischen zu 100% von Land und Bund gefördert – damit können wir ein Projekt umsetzen, das schon im Bauleitplan der Stadt von 1975 stand und also eine schon lange bestehende Stadtvision umsetzt. Solche Projekte steigern die Stadtidentität der Rostocker*innen. 0381-magazin: Wie sieht die Finanzierung der BUGA denn derzeit konkret aus? Madsen: Wir haben inzwischen 105 Millionen Euro Fördermittel eingeworben, denen geschätzte 130 Millionen Kosten gegenüberstehen, aus denen dann ggf. noch 150 oder 160 Millionen werden, das weiß ich momentan noch nicht so genau, weil die Planungen ja derzeit auf Hochtouren laufen. Aber dazu kommt ein bundesweites Marketing: man wird von der BUGA in Rostock gehört haben, es werden Menschen hierherkommen. Wahrscheinlich ist es so, dass am Ende etwas entsteht, das einen Wert von einer halben Milliarde hat. Und wenn ich einen Euro investiere und dafür am Ende zehn zurückbekomme, ist das sehr gesund und sehr wichtig. Es darf natürlich kein Luftschloss sein und es muss klar sein, wie die Entwicklung danach aussehen soll. Nach der BUGA haben wir 10 km neue Radwege und die Brücke – eine starke Infrastruktur im Fahrradund Gehwegebereich. 0381-magazin: Wie hoch ist denn der Anteil, der nachhaltig in die BUGA investiert wird und nach deren Ende in der Stadt verbleibt? Madsen: Mein persönlicher Wunsch, der noch nicht abgestimmt ist, wäre auch eine Markthalle im Stadthafen zu errichten, deren Räume man ggf. auch anders nutzen kann. Das fände ich persönlich ganz großartig, ich weiß aber nicht, ob alle anderen das auch so sehen – das wird dann zu diskutieren sein. Und ich hoffe natürlich sehr, dass das zu malende Bild auch das archäologische Landesmuseum enthält, dass das Land uns hier jetzt nicht im Stich lässt. Anders als die IGA, die in einem Stadtteil von Rostock stattfand, geht es hier nun um die Gestaltung des Herzens von Rostock, die uns erlaubt, den Hafen zu entwickeln, was schon längst hätte geschehen müssen. Und wenn wir dann ein Drittel selbst bezahlen und man uns zwei Drittel schenkt, ist das doch sehr viel. Die Argumente für die BUGA überwiegen also ganz klar. 0381-magazin: Sehen Sie auch Möglichkeiten, die Stadtteile noch stärker in die Planung einzubinden?

Madsen: Ich hoffe es. Das ist natürlich nur begrenzt möglich. Deshalb geht es hier stärker darum, was nach der BUGA geschehen soll. Die BUGA ist ja nicht das Enddatum, Rostock wird sich hoffentlich in den nächsten hundert Jahren weiterentwickeln. Die BUGA ist darin nur ein kleines Kapitel, eine Initialzündung für Hafen und Rostocker Oval, die sich danach dann auch noch weiterentwickeln. Deshalb können wir in den jetzigen Gesprächen mit den Bürger*innen immer auch die langfristige Perspektive mitdenken: was ist uns wichtig, was soll später wie wo sein? Eine gläserne Werkstatt für das Theater beispielsweise, von der ich mir wünsche, dass wir sie für viele Menschen und Kulturschaffende öffnen. Da dürfen wir also noch viel miteinander reden – als Planung der sechs BUGA-Monate und für danach. Generell ist Bürgerbeteiligung ja auch ein wichtiges Instrument in den Strukturänderungen. Aber sie ist eben komplex, weil Bürger*innen sich nicht einig sind. 0381-magazin: Bützow erprobt gerade den ersten Bürger*innenhaushalt – auch eine Form der Bürgerbeteiligung, ist auch das denkbar? Madsen: Das Thema ist ja komplex. In Rostock haben wir uns ja für Budgets pro Stadtteil entschieden, die aber bislang nicht vollständig abgerufen wurden. Ich persönlich würde auch unterstützen, wenn Ortsteile hier kooperieren würden – die Gelder zusammenlegen oder tauschen könnten. Der Trend sollte hin zu einer gesteuerten Autonomie der Stadtteile gehen. 0381-magazin: Wie steht es um die von Rostock zugesagte Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter aus Griechenland? Madsen: Da kann ich nur auf die Antwort von Sozialsenator Bockhahn verweisen „Wir sind bereit“. Wir haben uns ja tatsächlich bereit erklärt, aber die Umsetzung lässt auf sich warten. Die schon nach Deutschland eingereisten ersten fünfzig Jugendlichen sind derzeit in Quarantäne und warten auf ihre Verteilung innerhalb Deutschlands. Wenn wir da jetzt unbürokratischere Wege wählen würden, verstoßen wir gegen geltendes Recht. Wir sind ja Mitglied der Sicherer Häfen-Gruppe, wir haben einen Bürgerschaftsbeschluss zum Thema – jetzt können wir nur noch abwarten. Grundsätzlich ist es mir auch hier wichtig, dass wir mit einem guten und wichtigen Konzept arbeiten. Auch hier ist es nicht gesund, einfach Menschen herzuholen, sie müssen dann auch gut betreut werden. Trotzdem ist es richtig, hier Erwartungen an die Bundesregierung, die Landesregierung und auch an uns zu haben. DR. KRISTINA KOEBE, HENRYK JANZEN

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report Foto: D. Gohlke

Tobias Woitendorf, Geschäftsführer Tourismusverband MV

Reiseland M-V

Es wird ein langer Weg zurück zur Normalität

Die Wahl zum Wort des Jahres ist lange vor ihrer Durchführung entschieden. Corona hat uns fest im Griff. Politiker, Experten und Wirtschaftsvertreter suchen nach Wegen aus den verschiedenen Krisen, die uns COVID19 beschert. 0381 fragt Tobias Woitendorf vom TMV nach Folgen und Perspektiven für die Tourismus-Branche und das Urlaubs- und Bundesland M-V. 0381-magazin: Herr Woitendorf, Mecklenburg-Vorpommern hängt wie kein anderes Bundesland vom Tourismus ab. Wie angeschlagen ist die Branche zum jetzigen Zeitpunkt? Gibt es schon Unternehmen, die aufgeben müssen? Tobias Woitendorf: Die Lage ist dramatisch. Seit Beginn der Krise führen wir regelmäßig große Umfragen durch. Diese ergeben ein alarmierendes Bild, das sich mit zunehmender Dauer des COVID-19-Lockdowns drastisch zu verschärfen droht. Zum jetzigen Zeit-

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punkt geben 60 Prozent der Betriebe an, noch etwa zwei Monate überstehen zu können. Es gibt darunter auch solche, bei denen es eine Frage von Wochen, wenn nicht Tagen ist, bis sie aufgeben müssen. Man muss bedenken: Wir kommen aus dem Winter, der schwächsten touristischen Saison, und natürlich war geplant, ab Ostern Umsätze zu schaffen, mit denen die Unternehmen – von Gastronomen, über Hotels, Veranstalter von Kreuzfahrten und Anbieter von Ferienwohnungen bis hin zum Kanuverleiher oder Eisverkäufer

– wirtschaften und Arbeitsplätze sichern wollten. Bei uns kommt es nicht zu Produktionsausfällen oder -verzögerungen, weil Lieferketten nicht funktionieren, sondern wir sind im kompletten Stillstand. Unsere Branche musste als erster Wirtschaftszweig komplett runterfahren und fürchtet nun, als einer der letzten wieder beginnen zu können. Und dabei geht es nicht um Gewinne für ein paar Wenige, sondern um ein struktur- und perspektivgebendes Merkmal MecklenburgVorpommerns.


report 0381-magazin: Derzeit gibt es von Bund und Ländern viele Hilfspakete. Können diese die Tourismusbranche in M-V retten oder verzögern sie nur den drohenden Kollaps? Woitendorf: Sie können auf jeden Fall helfen, bedeuten aber auch nur Rettung über einen gewissen Zeitraum. Die Branche braucht schnell Hilfen, weil Margen und Eigenkapital im Tourismus nicht so ausgeprägt sind wie in anderen Wirtschaftsbereichen. Maßnahmen wie Kurzarbeit helfen, doch das Arrangement mit der Krise bzw. das Management dieser sind die größte Herausforderung nicht nur für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten 30 Jahren. Im Land sind 150.000 Menschen im Tourismus beschäftigt. Hinzu kommen weitere Wirtschaftszweige wie die Ernährungswirtschaft oder die Baubranche, die stark vom Tourismus beeinflusst sind. Ganze Regionen hängen im Grunde an touristischen Einträgen. Bliebe es länger bei den aktuellen Maßnahmen, würden sich viele Dinge kolossal ändern. 0381-magazin: Sie sind ja am Puls der zahlreichen Tourismusbetriebe im Land. Wie schlecht ist die Stimmung im Tourismus derzeit und was kann dagegen getan werden? Woitendorf: Die ersten Reaktionen auf das Virusgeschehen waren vergleichbar mit der Schlag- oder Gefahrbremsung beim Autofahren, mit der schnellstmöglicher Stillstand erreicht wird. Diese waren richtig, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren und das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Aber jetzt müssen Spielräume gefunden werden, um den Stillstand zu überwinden. Eine Alternative dazu ist wirtschaftlich, sozial und gesamtgesellschaftlich nicht in Sicht. Die Maßnahmen müssen differenzierter werden. Der Tourismus steht derzeit bundesweit still, obwohl die Situation längst nicht überall gleich ist. Man muss sehen, was innerhalb der einzelnen, aber auch zwischen verschiedenen Bundesländern, möglich ist. Und wenn weitere Begrenzungen notwendig werden, wie diese regional oder gar lokal durchgeführt werden können. Wir wissen alle, dass es ein langer, harter Weg mit kleinen Schritten zurück zur Normalität wird. Konzeptionell sind wir dabei so weit wie kein anderes Bundesland, und unsere Konzepte werden von anderen Ländern adaptiert.

punkten. Wir setzen auf Nachhaltigkeit und wollen natürlich mit Qualität punkten und nicht den Anschein erwecken, in der aktuellen Situation jeden Euro mitnehmen zu wollen. Vielmehr ist uns daran gelegen, den Gästen vielleicht neue Reisegewohnheiten zu offerieren, z.B. individuellen, naturnahen Urlaub. 0381-magazin: Sie sind im Ehrenamt Vorstandsvorsitzender des HC Empor Rostock. Wie steht es derzeit um den erfolgreichsten Handballverein im Land? Woitendorf: Die Situation bei Empor ist nicht schön, aber sie ist unter Kontrolle. Spiel- und Trainingsbetrieb für alle Mannschaften sind eingestellt. Die meisten Vereinsmitarbeiter und auch die Spieler des Drittligameisters befinden sich in Kurzarbeit. Trainer und Übungsleiter aber halten bravourös den Draht zu den Mannschaften. Und es gibt mit Fans, Sponsoren, Nachwuchs und einem intakten Umfeld regen Austausch über die Zeit danach. Wenn es wieder losgeht, ist Empor wieder da – egal, ob in der zweiten oder dritten Liga. Die jetzige Situation ist auch eine Chance, den insgesamt zu marktgetriebenen und an vielen Stellen unglaubwürdigen Sport auf das Wesentliche zurückzuführen – die Begegnung und Bewegung von Menschen. Wir versuchen seit jeher, diese Werte mit „Empor. Echt Rostock“ zu vertreten. CHRISTIAN RUTSATZ

0381-magazin: Zeitweise hatte es den Anschein, als wären die Beschränkungen in M-V besonders streng und würden besonders rigide umgesetzt. Hinzu kamen Meldungen über einen gewissen Übereifer von Einheimischen gegenüber Gästen. Befürchten Sie zusätzlich zu den aktuellen Umsatzeinbußen auch einen Imageschaden? Und wie wollen Sie diesen verhindern bzw. beheben? Woitendorf: Diese unguten Begleiterscheinungen und ihre mediale Widerspiegelung sind uns natürlich nicht entgangen. Die COVID19-Lage ist ja bis heute schwierig einzuordnen und deshalb fällt es auch zeitweilig schwer, das richtige Maß zu finden. Verunsicherung, Angst bis hin zu Panik sind zutiefst menschliche Reaktionen auf unbekannte und bedrohliche Situationen, und begründen die erwähnten Begleiterscheinungen mehrheitlich. Wir bemühen uns natürlich, das Bild zu korrigieren und bauen dabei natürlich auf die gute Arbeit der ganzen Tourismusbranche in unserem Land und die Gastfreundschaft der allermeisten Menschen. Darüber hinaus wollen wir erstmalig nach 30 Jahren zusammen mit der Landesregierung eine Akzeptanzbewegung initiieren, um zu zeigen, welche Rolle der Tourismus in MV mit zuletzt rund zwölf Millionen übernachtenden Gästen pro Jahr schon einnimmt, und welche Chancen sich daraus zukünftig für unser Land entwickeln. 0381-magazin: Kann MV durch die zu erwartenden Reisebeschränkungen noch zu einem „Gewinner“ der Corona-Krise werden? Woitendorf: Da bin ich vorsichtig. Wenn es zu schrittweisen Lockerungen der Maßnahmen kommt, wird es sicher zu einer Konjunktur kommen. Auf diese werden wir vorbereitet sein. Aber es wäre ein Trugschluss, auf einen Automatismus zu bauen, weil es vielleicht zurzeit nicht möglich ist, ins Ausland zu reisen. Die Welt wird sich wieder öffnen, und generell sollten wir mit unseren Stärken und nicht mit den Schwächen der anderen

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Prof. Dr. med. univ. Emil C. Reisinger, MBA, Leiter der Abteilung für Tropenmedizin und Infektiologie der Universitätsmedizin Rostock

Rückkehr zum Normalbetrieb stufenweise machbar Skifahren in den Wintermonaten, Karnevalsmassenveranstaltungen oder Begrüßungsküsschen auf die Wange gehören nicht zu den Ritualen, die in unseren Breitengraden gepflegt werden. Wer hätte geahnt, dass uns diese „fehlenden“ Ereignisse die niedrigsten Fallzahlen in der Coronakrise verschaffen. Wir konnten uns mit Prof. Dr. Emil Reisinger, Tropenexperte der Universität Rostock, unterhalten und so einige interessante Hintergrundinformationen um das Virus erfahren. 0381-magazin: Warum haben wir verhältnismäßig eine so geringe Infektionszahl? Prof. Dr. Emil Reisinger: Dafür gibt es ein paar Gründe. Zum einen liegt es am internationalen Reiseverkehr. Das Coronavirus ist über diesen Weg nach Deutschland gekommen und wir haben in Süddeutschland und in Ballungsgebieten in Süd-Westdeutschland einfach mehr internationalen Reiseverkehr als in Mecklenburg-Vorpommern. Auch waren aus den südlichen Regionen mehr Skifahrer in Österreich oder Italien unterwegs als aus Norddeutschland. Ein zweiter Punkt sind Großveranstaltungen wie der Karneval, die in diesen Zeitraum

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reingefallen sind. Das war ein besonderes Risiko bei der Ausbreitung. Im Nordosten fanden zu dem Zeitpunkt einfach weniger Großveranstaltungen statt. Im direkten Vergleich mit Italien ist auch das Sozialverhalten der Norddeutschen ein anderes. Besonders in Italien leben viele Generationen unter einem Dach. Hier im Norden wird sich auch nicht so häufig bei Begrüßungen umarmt oder es werden Küsschen verteilt. Das spielt alles eine wichtige Rolle. Als die ersten Infektionsfälle nach Mecklenburg kamen, haben wir schon früh mit umfangreichen Testverfahren begonnen. Die Universität hat in den ersten Tagen, ab Mitte

Februar, für das ganze Bundesland getestet. Im Gesundheitsministerium in Schwerin haben wir Anfang Februar schon den Plan zum Aufbau von Testzentren für das ganze Bundesland entwickelt. Wir haben anschließend per email die Bereitschaft unserer Medizinstudenten zur Mithilfe erfragt. Von den 2400 Medizinstudenten aus Rostock haben sich sehr viele freiwillig gemeldet. Durch den Aufbau der Testzentren konnten wir frühzeitig die Infektionsketten erkennen und mit Hilfe des Lagus und der Gesundheitsämter jene zerschlagen. Natürlich haben auch die frühzeitig umgesetzten Kontaktmaßnahmen dazu beigetragen.


report Ohne die Maßnahmen hätten wir vielleicht ähnliche Zahlen wie die Süddeutschen bekommen. Natürlich ist auch entscheidend, dass Mecklenburg-Vorpommern ein Flächenland ist. 0381-magazin: Aktuell werden die Maßnahmen Stück für Stück gelockert. Maskenpflicht, Kontaktverbot, keine Konzerte – müssen wir bis zum Einsatz eines Impfstoffes mit den Einschränkungen leben – vielleicht noch 12 Monate? Prof. Dr. Emil Reisinger: Nicht in dem Maße wie aktuell. Wir werden vielleicht in 12 Monaten einen Impfstoff finden. Wir haben aber auch viele Erkrankungen, gegen die wir bereits jetzt Impfstoffe haben, noch nicht ausgerottet. Heißt, der Impfstoff alleine wird die Krankheit nicht ausrotten aber dazu beitragen, dass sie sich verringert. Bei der Impfstoffentwicklung wissen wir auch, dass sie von Nebenwirkungen geprägt ist. Bis dahin haben wir in Mecklenburg-Vorpommern eine vorteilhafte Situation. Die Leute sind jetzt auf der Hut im ganzen Land. Das wird schon wesentlich dazu beitragen, dass es keine große zweite Welle geben wird. Zusätzlich hatten wir Schutzmaßnahmen wie geschlossene Schulen und Kitas. Auch dies hat dazu beigetragen, dass sich das Virus nicht so schnell verbreitet. Quasi die Maßnahmen schrittweise zurückführen und die Schutzmaßnahmen erhöhen. Da ist mir ein Mundschutz schon lieber als wieder die strengen Kontaktbeschränkungen zu aktivieren. Werden die Zahlen in Zukunft auch wieder heruntergehen, wird man auch auf das Tragen des Mundschutzes verzichten können. Trotzdem wird es immer wieder Kleine Epidemien, also lokal vermehrte Fälle geben. Ich denke aber es wird sich hier nicht um eine zweite Welle handeln. Wenn solche Fälle auftreten, werden sie mithilfe des Gesundheitsamts schnell wieder eingegrenzt. Ich hoffe nicht, dass solche Ausbrüche in Altenheimen oder Krankenhäusern auftreten, denn dort wären sie gefährlich. Das gilt es zu vermeiden. 0381-magazin: Wie stellen Sie sich unter medizinischen Aspekten die Sommerzeit für die Rostocker Einwohner vor? Werden Strandbesuche möglich sein? Prof. Dr. Emil Reisinger: Den Strandurlaub sehe ich entspannt, wenn man die jetzt geltenden Hygienemaßnahmen und Abstandsmaßnahmen einhält. Der Wind der weht das Virus weg und nicht anderen zu. Auch im Wasser sehe ich keine Gefahr. Das Wasser ist salzhaltig und das eventuell ausgehustete Virus verdünnt sich rasch mit dem Wasser. 0381-magazin: Viele aktuelle Maßnahmen scheinen den Bürgern verständlich zu sein, wenn es um die Eindämmung der Infektionen geht. Wie lange ist aber so eine Situation für Kinder, Senioren oder Vorerkrankte psychisch auszuhalten. Der Verzicht auf Spielplatz und soziale Kontakte wird doch auch Spuren hinterlassen?

Prof. Dr. Emil Reisinger: Die Situation bisher hat uns ja schon gezeigt, dass es Leute gibt, die damit schlecht umgehen können. Vermehrt Aggressionen sind schon vereinzelt festzustellen. Psychische Spuren kann man jetzt nicht abschätzen, ich würde es aber auch nicht überschätzen. Die Situation so haben wir noch nie erlebt und der Mensch ist von der Evolution her so gebaut, mit Stress und Angst umzugehen. Wenn man die Situation nicht zerredet und „jeder hat nun einen Schaden davon getragen“. Sowas muss man Leuten nicht einreden. Besonders die Kinder werden das gut wegstecken. Für die älteren Menschen im Altersheim ist das natürlich schlimm. Wenn man nicht mehr herausgehen darf oder seine Enkelkinder nicht zu sehen bekommt. Darum müssen wir auch unbedingt einen Weg finden, unter maximalem Schutz für die Risikogruppen das normale Leben aufrechtzuerhalten. Das geht dann auch gut mit der Maske. 0381-magazin: Der Mai ist auch der Beginn der Allergiesaison für Heuschnupfen-Patienten. Müssen jene sich jetzt auch besonders schützen? Prof. Dr. Emil Reisinger: Das glaube ich nicht. Da jetzt nur ganz wenige Fälle im Land sind, wird das epidemiologisch keine großen Auswirkungen haben. 0381-magazin: Erwarten wir jetzt nach Covid-19 auch in den nächsten Jahren neue, noch unbekannte Pandemien? Prof. Dr. Emil Reisinger: Ganz sicher. Alleine in den letzten 15 Jahren mit der Vogelgrippe, Schweinegrippe oder Sars und Mers und EHEC – wir haben viele Epidemien gehabt. Auch viele Grippeepidemien. Wir werden sie in Zukunft auch haben. Der Unterschied zu den Viren in den letzten Jahren war nur der, dass es kein Virus gab, das sich so leicht übertragen lässt, wie aktuell das Coronavirus in den oberen Atemwegen. Wir werden aber wohl in Zukunft anders damit umgehen als in den vergangenen Jahren. 0381-magazin: Wie können wir uns mit dem Gesundheitssystem und privat darauf vorbereiten? Prof. Dr. Emil Reisinger: Wir haben in den letzten Jahren den Epidemien zu wenig Beachtung geschenkt. Jetzt ist das Gesundheitssystem wachgerüttelt worden. Es wird wieder notwendig sein, die Viren zu überwachen. Diese Viren treten zuerst in anderen Ländern auf und da müssen wir schneller reagieren. Auch als europäische Gemeinschaft. Die Ebola-Epidemie aus der Elfenbeinküste trat im Dezember 2014 zuerst auf. Erst im März/April 2015 hat man davon gehört. Obwohl die internationalen Behörden inoffiziell davon schon längst in Kenntnis gesetzt worden waren. Hier müssen wir in Zukunft einfach schneller reagieren. Wir haben auf der ganzen Welt noch viele Viren, die wir nicht kennen. Im Regenwald wird es welche davon geben, die jetzt vielleicht noch nicht auf Menschen übertragbar sind, aber irgendwann

wäre das möglich. Je mehr Regenwald wir abholzen und je mehr wir in die Wälder vordringen, desto mehr Kontakt werden wir mit den unbekannten Viren bekommen. Der internationale Reiseverkehr trägt dann dazu bei, dass sich solche Viren schnell auf der ganzen Welt verbreiten. Innerhalb von Tagen und Wochen. 0381-magazin: Schweden ist unser direktes Nachbarland. Dort wird die Covid-19-Pandemie anders angegangen. Wie sehen Sie die Vorgehensweise? Prof. Dr. Emil Reisinger: Ich verstehe die Vorgehensweise. Das wurde so auch in Deutschland diskutiert. Ich glaube, wenn in Italien der Ausbruch nicht so massiv gewesen wäre, hätte Deutschland das Thema auch etwas lockerer angegangen. Aber da in Italien die Epidemie so schnell hochgekocht ist, mit dramatischen Bildern und übergeschwappt ist, hat man in Deutschland schnell reagiert. Schweden ist ein noch größeres Flächenland als Mecklenburg-Vorpommern. Dort leben die Leute abgesehen von den Großstädten in dünn besiedelten Gebieten. Darum kann Schweden diesen Weg gehen und mit Glück auch aus der Situation herauskommen. Je dichter besiedelt ein Land ist, desto mehr muss es die Einschränkungen einhalten. 0381-magazin: Woher können Sie neue Erkenntnis über die Entwicklung des Coronavirus gewinnen? Gibt es ein Team innerhalb der Klinik, mit dem Sie zusammenarbeiten bzw. sich beraten? Prof. Dr. Emil Reisinger: Wir haben in Rostock die Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten. Das Team beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema. Unsere Krankenschwestern, die jetzt die mit dem Virus erkrankten Patienten behandelt haben, haben nicht eine Sekunde gezögert bei der Behandlung, weil sie regelmäßig auch Tuberkulose oder Patienten mit anderen Infektionserkrankungen in der Vergangenheit behandelt haben. Sie sind professionell im Umgang mit den Infektionen. Wir haben ja schon diverse Epidemien gemeinsam durchgestanden, sei es Schweinegrippe oder Vogelgrippe. Da weiß jeder was er zu tun hat. Wir lesen alle die täglichen wissenschaftlichen Publikationen. Ein Mitarbeiter durchforstet jeden Tag die relevante wissenschaftliche Literatur, exzerpiert und schreibt uns ein E-Mail mit den wichtigsten Erkenntnissen des Tages. Ich bin regelmäßig in Kontakt und tausche mich mit Kollegen aus anderen Bundesländern oder anderen europäischen Ländern aus. Ich bin auch der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates des Tropeninstituts in Hamburg. Auch da tauschen wir uns eng und regelmäßig aus. Auf lokaler Seite telefoniere ich täglich mit Frau Dr. Littmann vom Landesamt für Gesundheit und mit Fr. Prof. Doblhammer vom Max-Planck Institut für Demographie, wir tauschen uns aus und versuchen Probleme zu lösen. HENRYK JANZEN

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Mein Arbeitsplatz ist der Küchentisch Fast sechs Wochen ist die durch Covid-19 charakterisierte Ausnahmesituation nun schon alt – und durch die jüngsten Lockerungen macht sich bei vielen ein Gefühl von neuer Normalität breit. Da kann man leicht vergessen, dass es Menschen gibt, die unverändert durch die Situation stärker belastet sind als viele von uns. Dazu zählen alleinerziehende Eltern mit kleinen Kindern – wie Katja F. in Rostock, die sich seit dem 16. März bemüht, Homeoffice und die Betreuung ihrer dreijährigen Tochter unter einen Hut zu bekommen. Das Landeszentrum für Gleichstellung und Vereinbarkeit (LZGV) in M-V hat nachgefragt, wie es ihr damit ergeht. LZGV: Eigentlich wären Sie um diese Zeit im Büro, Ihre Tochter im Kindergarten – eigentlich. Wie sieht Ihr Alltag seit Beginn der Corona-Krise aus? Katja F.: Stimmt. Normalerweise bringe ich meine Tochter morgens mit dem Fahrrad in den Kindergarten, fahre dann in mein Büro in der Innenstadt und bin dort gut beschäftigt, bis ich mich wieder auf den Weg zur Kita machen muss. Jetzt sind wir gemeinsam zuhause. Das bedeutet für mich einen Spagat - einerseits, meine Arbeitsaufgaben bestmöglich zu erledigen, andererseits, sie angemessen zu betreuen. Das mit dem Arbeiten gelingt am ehesten, wenn ich sie so zum Spielen animieren kann, dass sie sich ein wenig allein beschäftigt, da schaffe ich dann einiges. Ansonsten versuche ich, meine

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Alltagsaufgaben als gemeinsame Aktivitäten zu organisieren. Wenn wir beispielsweise gemeinsam kochen, kann ich sie damit gut beschäftigen und gleichzeitig auch Lernanreize schaffen, die sonst die Kita bieten würde. Die Betreuung dort kann ich natürlich nicht in allen Punkten ersetzen, aber einiges versuche ich schon. Dafür dauert dann natürlich alles viel länger, ist also meine Geduld gefragt. LZGV: Job und Kind unter einem Hut, Tag für Tag – was ist daran besonders herausfordernd? Katja F.: Meine größte beruflichen Herausforderung in diesen Tagen heißt: Telefonate führen. Das ist mit anwesendem kleinem Kind alles andere als leicht. Da kommt dann gern während einer Telko mal eine neugierige Stimme aus dem Hintergrund, die wissen möchte,

mit wem ich da gerade rede – oder ob die Oma am anderen Ende ist. Einmal hat meine Tochter eine Mundharmonika gefunden, während ich in einer Telefonkonferenz saß. Da hatten dann alle was von ihren ersten Musizierversuchen. Unter solchen Umständen sind fernmündliche Abstimmungen nur begrenzt machbar. Emails schreiben ist da schon einfacher: das kann ich erledigen, wenn es zeitlich gerade passt. Wo es sich nicht anders geht, muss ich in die Trickkiste greifen: etwa mit einer Trickfilm-DVD, die mir ein kleines Zeitfenster verschafft. Aber das geht natürlich nicht allzu oft, schon garnicht bei einer Dreijährigen. Insgesamt ist es also ein Arbeitsalltag der kleinen „Portionen“ – der kleinen Zeitfenster, die ich mit ihr verabreden kann, wenn danach wieder eine gemeinsame Unternehmung winkt.


report LZGV: Haben Sie eine feste Tagesstruktur, die den Alltag erleichtert? Katja F.: Im Grunde sind es vor allem die Mahlzeiten, die eine gewisse Struktur vorgeben. Wir haben feste Zeiten für‘s Frühstück und für‘s Mittagessen. Nachmittags gehen wir meistens gemeinsam an die frische Luft, unternehmen schöne Dinge, picknicken im Garten – als Belohnung für den gemeinsam verbrachten Arbeitstag. Wenn meine Tochter dann abends im Bett ist, habe ich nochmal Zeit, Dinge zu erledigen, die am Tage notgedrungen liegengeblieben sind. Außerdem nutze ich die Wochenenden, an denen meine Tochter bei ihrem Vater ist. Die Kunst besteht also darin, sich – soweit möglich – Freiräume für die Arbeit zu organisieren. LZGV: Wie geht es Ihnen denn mit der Situation? Ist sie vor allem anstrengend oder gibt es auch Dinge, die Sie als positiv empfinden? Katja F.: Als klar war, dass es den CoronaShutdown geben würde und damit auch die Kitas geschlossen werden, war ich erst einmal vollkommen ratlos. Arbeiten und gleichzeitige Kinderbetreuung zuhause – das war für mich damals schlicht unvorstellbar. Dass es trotzdem gelingt, verdanke ich auch meinem tollen Arbeitgeber, der mir gleich bestmögliche Unterstützung versprach. Andererseits merkte ich schnell, dass viele Abläufe seit dem Beginn der Corona-Krise mehr Aufwand und Zeit in Anspruch nehmen, etwa weil viele Menschen schwerer erreichbar sind. Aber natürlich ist diese gemeinsame Zeit mit meiner Tochter auch etwas, das ich genieße. Und der Alltag hat durchaus auch neue entspannte Seiten. Dazu zählt, dass wir die Zeit für die Wege zur Kita und zur Arbeit einsparen. Da entstehen neue Zeitfenster, die wir für angenehme Dinge nutzen können – wie etwa, um morgens einfach eine halbe Stunde länger zu schlafen und dann viel entspannter in den Tag zu starten. Kein morgendliches Gehetze, kein „An-alles-denken-müssen“, kein „Pünktlichsein-müssen“. LZGV: Gab es schon Situationen, die Sie echt an Ihre Grenzen getrieben haben? Katja F.: Na zumindest besonders harte Situationen. Ich bin nicht sehr gut darin, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun – Multitasking liegt mir einfach nicht. Da passiert es dann schon mal, dass ich kurz davor bin, ein Dokument fertigzustellen, an dem ich mehr als eine Stunde gearbeitet habe. Und am Ende nicht richtig abspeichere, weil meine Tochter schon an mir zerrt, weil ich ihr ja einen Spaziergang versprochen habe. Dann ist die Arbeit von einer Stunde verloren, ganz einfach, weil mir die letzte Minute Konzentration gefehlt hat. Also musste ich alles nochmal machen – das ist bei so knappen Zeitfenstern wie meinen wirklich frustrierend. Dass meine Kolleginnen da sehr verständnisvoll reagieren, hilft mir ungeheuer – das spüre ich immer wieder, auch in Situationen wie der mit der Mundharmonika. Dabei hilft sicher, dass viele in unserem Team selbst kleine Kinder haben oder sich gut an diese Zeit erinnern.

LZGV: Wie sieht es mit sozialen Kontakten aus – finden sich dafür Zeit und Gelegenheiten? Katja F.: Für mich ist das Telefon gerade besonders wichtig. Es erlaubt mir, mit lieben Menschen Kontakt zu halten und auch mit meinen Kolleginnen zu sprechen – wenigstens aus der Ferne. Außerdem hilft da natürlich noch das Internet. Und wenn wir im Garten sind, gibt es ab und an eine kleine Plauderei über den Zaun hinweg. Mehr geht leider nicht, da es mit so kleinen Kindern quasi unmöglich ist, den Sicherheitsabstand permanent einzuhalten – das schränkt uns als Eltern noch mehr ein als andere Menschen. Am meisten vermisse ich zurzeit meine Mutter und meine Tochter eben ihre Oma. Sie gehört wegen einer chronischen Erkrankung zur Risikogruppe und pflegt außerdem meine schwer pflegebedürftige Oma – da möchten wir natürlich kein Risiko eingehen. Zumal ich mir nicht vorstellen möchte was passiert, wenn meine Mutter krank wird und diese Pflege nicht mehr leisten kann. LZGV: Wie haben Sie ihren Heimarbeitsplatz eingerichtet? Was fehlt ihnen in dieser Arbeitsumgebung, was wäre hilfreich? Katja F.: Eigentlich hatte ich auch zuhause ein Arbeitszimmer mit Schreibtisch, aber seitdem es zum Kinderzimmer wurde, ist der Küchentisch mein Arbeitsplatz – der liegt zentral und ich kann von dort meine Tochter am besten im Blick behalten. Das muss ich ja auch tun, wenn ich gerade arbeite. Ich vermute, dass es vielen Eltern derzeit so geht, dass sie so improvisieren müssen, keine wirkliche Büroausstattung haben, keinen guten Tisch oder Stuhl. Ich merke das inzwischen ziemlich deutlich – Rückenschmerzen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn insgesamt habe ich gute Bedingungen: Ich bin in Rostock an einem zentralen Ort mit kurzen Wegen, habe eine hervorragende Internetverbindung, konnte meinen Bürolaptop mitnehmen und kann auf die Unterlagen aus dem Büro zugreifen. Dass ich mein privates Telefon nutze, ist nicht ideal, aber anderseits auch undramatisch. Was mir mehr fehlt als irgendeine technische Ausstattung, ist der Austausch mit dem Team, das herzliche Willkommen am Morgen, kleine gemeinsame Feiern und dergleichen. Ich habe seit 1. April eine neue Kollegin, mit der ich per Email, Telefon und gemeinsamer Dokumentenablage gut zusammenarbeite, aber noch nie zusammengesessen habe. Solche Zustände sind für eine Gemeinschaft auf die Dauer kaum zu ertragen. Ich überlege oft schon, was ich alles unbedingt nachholen möchte, wenn der aktuelle Ausnahmezustand vorbei ist. LZGV: Viele Menschen beschreiben die aktuelle Zeit als eine Zeit der Entschleunigung. Empfinden Sie das auch so, trotz Ihrer Doppelbelastung? Katja F.: Das tue ich. Und ich empfinde diese Entschleunigung als sehr angenehm. Sie beginnt für mich schon mit dem geringeren Straßenlärm, der mir in meiner Erdgeschosswohnung besonders auffällt. Auch als Fahrradfahrerin genieße ich die leeren Straßen.

Insgesamt empfinde ich das Lebenstempo als sehr viel angenehmer als vorher. Als der Shutdown kam, musste ich auf einmal viele Termine aus meinem Kalender streichen – und war nicht bei jedem traurig darüber, weil es mir den Druck nahm, jeden Tag aufs Neue so viel organisieren zu müssen. Dass die Zahl der Termine so deutlich gesunken ist, schenkt mir mehr Zeit für mich selbst. Gerade jetzt im Frühling nehme ich den Unterschied wahr: In den letzten Jahren habe ich gesehen wie die Natur mit aller Macht erwachte, überall Leben und Kraft sichtbar wurden und ich selbst mich doch erschöpft und eher ruhebedürftig fühlte. Ich hatte das Gefühl, nicht mit dem Leben Schritt halten zu können. Das ist in diesem Jahr anders – jetzt genieße ich den Frühling in vollen Zügen, höre auf die Vögel, die nicht vom Autolärm übertönt werden. Das erinnert mich an die unbeschwerten Tage meiner Kindheit. Ich habe nicht mehr ständig das Gefühl „Oh Gott, nun ist das auch schon wieder alles vorbei, ohne dass ich es richtig genießen konnte“. Ein Gefühl, das mich dann noch mehr unter Druck gesetzt hat. LZGV: Gibt es denn auch Dinge, die Sie nach dem Ende der Krise gern mitnehmen möchten, in Ihren neuen Alltag? Katja F.: Ich könnte mir vorstellen, zukünftig einen Tag pro Woche im Homeoffice zu arbeiten. Außerdem habe ich gemerkt, dass Video- oder Telefonkonferenzen durchaus ab und an ausreichen. Sie könnten sicher die eine oder andere Dienstreise ersetzen, Reisezeit sparen und dazu beitragen, dass die Arbeitswochen nicht mehr so vollgestopft und damit familienfreundlicher sind. Das gilt natürlich nicht generell – ab und an muss man sich schon persönlich treffen. Auch in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben gibt es ein paar Dinge, die ich gern beibehalten würde: die gegenseitige Rücksichtnahme, die ich zurzeit beim Einkaufen wahrnehme, der Respekt voreinander, der höfliche Abstand, der aufmerksamere Blick auf Bedürfnisse von anderen. Und ich schätze den gewachsenen Respekt für Menschen, die im Supermarkt oder in der Pflege arbeiten, Pakete ausliefern und dergleichen mehr. Ich wünsche mir sehr, dass sich diese dauerhaft erhalten lassen – uns ebenso in Fleisch und Blut übergehen wie das häufigere Händewaschen. Und nicht zuletzt empfinde ich es als Errungenschaft, dass man zuhause bleibt, wenn man sich krank fühlt. Früher haben sich die Menschen noch mit schwersten Erkältungen ins Büro geschleppt, weil das als Zeichen von Leistungsbereitschaft gewertet wurde. Im schlimmsten Fall wurden dadurch noch andere Kollegen angesteckt. Die Sicht darauf hat sich hoffentlich verschoben – auch das möge bitte so bleiben. DR. KRISTINA KOEBE

Das Landeszentrum für Gleichstellung und Vereinbarkeit in M-V (LZGV) ist ein Projekt des Landesfrauenrates M-V e.V. und wird gefördert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.

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Kurztrips ins umland Wenn's draußen grün wird, fällt mir nur noch Liebe ein – Es kommt über mich und bricht mir das Herz Mag Sonne scheinen oder mag es trübe sein – Ein Gefühl so zwischen Freude und Schmerz Im wunderschönen Monat Mai – Als alle Knospen sprangen Da ist nicht nur in Heines Herz – Liebe aufgegangen Wenn's draußen bunt wird, dann wird mir so gut zu Mut – Und auch jeder Blume, jedem Getier Dann steigt der Saft in Bäume und auch uns ins Blut – Da muss ich zu dir und du musst zu mir Im wunderschönen Monat Mai – Als alle Knospen sprangen Da ist nicht nur in Heines Herz – Liebe aufgegangen – Dip, dip ... (Manfred Krug) Mit dem Fahrrad zum nächsten see

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ab in den zoo

Fotos: Henryk Janzen

Wir haben uns für Euch Gedanken gemacht, wie man sich so schnell wie möglich vom Arbeits- oder Coronastress erholt. Dafür kann man ja gar nicht immer verreisen und muss es auch nicht. Schließlich kommen eigentlich Hunderttausende von Menschen Monat für Monat zu uns nach Rostock bzw. Mecklenburg-Vorpommern. Ein absolutes MUSS als Ausflugsziel ist der Rostocker Zoo. Nun werden einige die Stirn runzeln und sagen, der Zoo sei etwas für Kinder. Das stimmt natürlich, aber eben auch nicht nur. Na klar, man kann den Kids durch einen Ausflug einen tollen Tag bescheren. Schließlich gibt es eine riesige Anzahl niedlicher, exotischer und gefährlicher Tiere im Zoo, die die Kleinen aus Märchen und Geschichten, aus dem Fernsehen oder Filmen oder aus ihrer Phantasie kennen. Doch diese Tiere live und in Farbe zu erleben, mal die kleinen Ziegen zu streicheln, auf einem Pony, Esel zu reiten, ist für den Nachwuchs sicher das Größte. Gerade letzteres stellt sicher auch für Erwachsene einen gewissen Reiz dar. Dies ist natürlich nicht immer möglich, aber wenn z. B. Zoofest ist, gibt es manchmal auch diese Option. Ansonsten hat der Zoo auch für Erwachsene viele Attraktionen. So finden es natürlich nicht nur Kinder spannend, wie Robben und Pinguine als geübte Schwimmer ihre Kunststücke im Wasser vollführen. Auch die Farbenpracht exotischer Vögel in den Voliéren zieht die Besucher in ihren Bann. Insgesamt findet man im Rostocker Zoo 1500 Tiere 250 verschiedener Arten. Wer mit Tieren so richtig nix anfangen kann, hat die Möglichkeit einen Spaziergang durch eine der schönsten Parkanlagen der Region zu machen und die Tiere einfach nur nebenbei mitzunehmen.

In Rostock hat man dazu ganz in der Nähe die Möglichkeit. Denn an der Rövershäger Chaussee Richtung Grönfingers findet sich auf einer großen Wiese der wohl größte und am besten zu erreichende Baggersee Rostocks. Wer Bock hat auf Ruhe und ein bisschen mehr Natur, kann die Seen in Sildemow (direkt im Ort) oder in Pölchow (im Wald) nutzen. Und aus eigener Erfahrung weiß man, dass die Rostocker im Sommer eh alle an den Strand fahren. Gerade deshalb ist der Baggersee die ideale Lösung für Leute, die Massenversammlungen von schwitzenden Körpern meiden wollen. Erfrischt euch im See und passt auf die Krabben auf. Apropos, der Feuerlöschteich in Kösterbeck ist nicht zum Baden zu empfehlen! Fröhliches Planschen. Wichtig beim Baggern: den Sicherheitsabstand nicht vergessen!


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Naturschatzkammer und Paradiesgarten Neuheide

Die Warnow ist nicht nur eines der Hauptwahrzeichen unserer Stadt, man kann sich auch ausgezeichnet auf ihr fortbewegen. Theoretisch kann man den Fluss rund 115 Kilometer mit einem robusten Kanu bepaddeln. Also leiht euch ein Kajak, Kahn oder Kanu aus und schon geht die lustige Flussfahrt los. Vorbei an kleinen Anlegern, bunten zurechtgezimmerten Bootshäuschen und grünbehosten Anglern erwartet euch nach kurzer Zeit die unberührte Natur des Warnowufers.

Ihr braucht nicht immer erst selbst in die Natur fahren, um ihre Schönheiten mühselig zu entdecken. In der Naturschatzkammer und Paradiesgarten in Neuheide bei Ribnitz-Damgarten bekommt ihr Mutter Naturs Schöpfungen bunt gesammelt auf einem Haufen. Es kommt zwar nicht alles aus unseren Breiten und ist thematisch manchmal etwas durcheinander gewürfelt, aber wer da nicht so kritisch ist, kommt voll auf seine Kosten. Ihr seht Pilze, allerlei Fossilien, Muscheln und Meeresgetier sowie zahllose Insekten, Vögel und Säugetiere. Ihr könnt durch einen großen Blumengarten spazieren, der im Sommer von bunten Schmetterlingen bevölkert ist und hinter Glas (!) einen Hornissenstaat anschauen. Außerdem werden in Norddeutschlands größter Edelsteinsammlung Glitzersteine aus aller Welt ausgestellt. Wenn ihr vorher anfragt, könnt ihr einem Präparator oder Kürschner über die Schulter schauen und erleben, wie Reh, Hase oder Blaumeise die Wolle in den Körper gestopft wird.

Saisonstart im IGA Park

Boot fahren auf der Warnow

Wilde Wiesen, Auenwälder und Seerosen säumen euren Weg. Auf den ins Wasser ragenden Bäumen und Ästen machen es sich Kleingetier und Vögel gemütlich. Außerdem wird euch wahrscheinlich eine äußerst motivierte Streitmacht von Mücken begleiten – also Insektenmittel nicht vergessen! An einigen Stellen könnt ihr Halt machen, eure müden Arme ausruhen, mitgebrachte Speisen verzehren oder an die bettelnden Enten verfüttern. Baden geht natürlich auch, aber diverses Pflanzengestrüpp, die geringe Sichttiefe und der moddrig-glibschige Flussgrund erfordern schon ein wenig Überwindung.

Rad ab?

Vor einigen Jahren fand in Rostock die Internationale Gartenbau Ausstellung statt. Neben mutmaßlich nicht ganz sechs oder acht Millionen Besuchern bescherte die IGA der Hansestadt ein nicht unerhebliches Loch im Stadtsäckel und ein neues Naherholungsgebiet umzingelt vom dezenten Charme der Stadtteile Schmarl und Groß Klein. Sport- und Spielplätze im Park dürfen leider weiterhin nicht genutzt werden und auch das Schifffahrts- und Schiffbaumuseum auf dem Traditionsschiff muss derzeit noch geschlossen bleiben. Aber der Park taugt auch noch als Naherholungsgebiet, schließlich kann man zwischen Weidendom und Traditionsschiff ganz hervorragend spazieren gehen.

Schraube locker?

F O N : 0381 - 4 55 203 FA X : 0381 - 4 55 204 M A I L : kontakt@radhaus-rostock.de

Luft raus?

ÖFFNUNGSZEITEN : Mo. - Fr. 10 - 19 Uhr Sa. 10 - 14 Uhr ... oder nach Absprache!

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Motorrad von A bis Z Der Frühling ist in vollem Gange und somit läuft die Saison für Motorradfahrer. Um euch daran zu erinnern, das Moped aus der Garage zu holen oder über die Anschaffung eines solchen nachzudenken (immerhin verbraucht ein kleines Modell im Vergleich zum Auto einen Bruchteil an Benzin, ist also klima- und geldbeutelfreundlich), hier unser kleines Motorrad-Alphabet. Aprilia

Italienischer Motorradhersteller mit Sitz in Noale. Gegründet hat die Firma Alberto Beggio kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. 2004 übernahm Piaggio das Unternehmen, geführt wird es bis heute vom Sohn des Gründers Ivano Beggio.

Ballhupe.de

Onlinemagazin des BVDM (Bundesverband deutscher Motorradfahrer e.V.). Der Verein setzt sich für die Belange der Motorradfahrer in Deutschland ein, organisiert Reisen, Trainings und Motorradtreffen, gibt Fachliteratur heraus und informiert zu Rechtsfragen.

Circuit de Catalunya

Spanische Rennstrecke nördlich von Barcelona. 1991 eröffnet, findet auf der Strecke seit 1996 jährlich der Große Preis von Katalonien zur FIM-Motorrad-Weltmeisterschaft statt. Aufgrund des milden Klimas wird der Circuit auch gern als Trainingsstrecke vor dem Saisonstart genutzt.

Ducati

Neben Yamaha wohl der bekannteste Motorradhersteller. Ducati ist seit Jahren im Rennsport sehr aktiv und erfolgreich. So konnte die Marke in der Superbike-Weltmeisterschaft seit 1988 insgesamt 13 Fahrer- und 15 Konstrukteurs-Weltmeistertitel holen. Im Gesamtklassement belegte Ducati in einigen Jahren sogar die ersten vier Plätze komplett.

Evel Knievel

Robert Craig "Evel" Knievel, Jr. ist wohl der bekannteste Motorradstuntman der Welt. Er begeisterte die Menschen rund um den Erdball durch unglaubliche Stunts und Sprünge, bei denen die Beschreibung "waghalsig" eine blasphemische Untertreibung wäre. In

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London sprang er im Wembley-Stadion über 13 Busse, in Los Angeles über 50 Autos. Nicht immer ging das gut. In seinem Leben hatte Evel Knievel 38 Unfälle, bei denen er sich teilweise 40 Knochen brach. Seinen Namen übrigens erhielt er von einem Knastwächter. 1953 wurde Robert verhaftet, weil er Radkappen geklaut hatte und der Wächter scherzte, er hätte "Evil Knievel" gefangen genommen. Knievel starb am 30. November 2007 mit 69 Jahren in Clearwater, Florida.

Felix Heinrich Wankel

Deutscher Maschinenbauingenier und Erfinder des nach ihm benannten WankelMotors. Geboren 1902 in Lahr und gestorben 1988 in Heidelberg. 1970 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und ein Jahr vorher die Ehrendoktorwürde der TU München. Einen Führerschein hat Wankel nie gemacht, er war extrem kurzsichtig.

Giacomo "Ago" Agostini

Er gilt als einer der besten Motorradrennfahrer aller Zeiten. Zwischen 1966 und 1975 erlangte Agostini 15 Weltmeistertitel, sieben in der 350-cm3-Klasse und acht in der Klasse bis 500 cm3. Insgesamt gewann er 122 GrandPrix-Rennen und ist somit der erfolgreichste Motorradrennfahrer der Geschichte. 1977 beendete "Ago" seine aktive Karriere,.

Harley Davidson

Motorrad, Lebensgefühl und Synonym für Freiheit und Abenteuer.

Isle of Man TT

Die Isle of Man Tourist Trophy ist das älteste Motorradrennen der Welt. Es findet nicht auf einem Rundkurs statt, sondern auf den normalen Straßen der Insel. Die Gesamtstrecke ist 60,72 km lang, Start und Ziel des Rennens

ist Douglas. Berühmt berüchtigt ist der "Mad Sunday", an dem Teile der Strecke abgesperrt und für Privatfahrer freigegeben werden.

Jawa

Tschechischer Motorradhersteller. Frantisek Janecek, ein Waffenschmied aus Prag, kaufte 1929 die finanziell angeschlagene Münchner Firma Wanderer, verlegte die Produktion nach Prag und schuf die legendären kleinen JawaMaschinen. Der Name setzt sich jeweils aus den Anfangsbuchstaben Janecek und Wanderer zusammen.

Katja Poensgen

Ehemalige deutsche Motorrad-Rennfahrerin. Sie ist die einzige Rennfahrerin, die in der 250-cm3-Klasse der Straßenweltmeisterschaft Punkte erreichte. Beim italienischen GrandPrix in Mugello belegte sie den 14. Platz in ihrer Klasse. 2004 beendete sie ihre Laufbahn.

Leipziger Motorradmesse

Neben der Motorradmesse in Dortmund die größte Zweirad-Messe in Deutschland. Sie findet jedes Jahr Ende Januar, Anfang Februar statt.

MZ

Motorradhersteller aus Zschopau im Erzgebirge. 1906 wurde das Unternehmen gegründet und entwickelte sich in den 1920er Jahren zum größten Zweiradhersteller der Welt. Zwischen 1963 und 1969 errang die DDR-Nationalmannschaft auf MZ-Motorrädern sechs mal den Sieg in der Internationalen Sechstagefahrt. 2008 stellte das Unternehmen die Produktion ein.

Naked Bikes

"Nackte" Serienstraßenmotorräder, also Motorräder ohne Teil- oder Vollverkleidung, konzipiert für die Landstraße. Der Begriff Naked


magazin Bike wurde von Herstellern verbreitet und etablierte sich in den 90ern in ganz Europa.

sind ihre Bikes: Mods sind mit Motorrollern unterwegs und die Rocker mit Motorrädern.

Ostseepokal

Rupert Hollaus

Siegertrophäe der internationalen SpeedwayRennen der Ostseeländer. Die Motorradrennen fanden vor allem in den ehemaligen Ostblock-Ländern statt. Auch in Rostock gab es auf dem Gelände des heutigen Fernsehturms eine Speedway-Bahn, auf der die OstseepokalRennen ausgefahren wurden.

Österreichischer Motorradrennfahrer. Gewann 1954 die Isle of Man TT. Traurige Berühmtheit erlangte er jedoch als bisher einziger postumer Weltmeister. 1954 stand er beim Großen Preis der Nationen als Weltmeister in der 125cm3-Klasse bereits fest, als er beim Training in Monza tödlich verunglückte.

Peter Fonda und Dennis Hopper

Schwalbe

Alias Wyatt und Billy, die Protagonisten des Kultfilms "Easy Rider" – dem Road Movie über Freiheit und Unabhängigkeit überhaupt. Als der Film 1969 in die Kinos kam, wurde er jedoch sehr zwiespältig aufgenommen, denn er zeigte unter anderem eine dunkle, weniger repräsentative Seite der USA: Gewalt, Drogen, Willkür und Rassismus.

Quadrophenia

Britischer Film von 1979. "Inspiriert von dem gleichnamigen Rockalbum von The Who wird eine Geschichte aus der jugendlichen Subkultur im England der frühen 60er Jahre erzählt: Der junge Jimmi, Mitglied der Mods, die sich mit den Rockern regelmäßig Straßenschlachten liefern, himmelt den Anführer seiner Clique als Idol an, erkennt aber nach vielen Enttäuschungen, dass dessen Helden- und Rebellentum nur vorgetäuscht ist." (film-dienst) Was das mit unserem Thema zu tun hat? Wichtigstes Statussymbol der Jugendgangs

Moped aus der sogenannten "Vogelserie" des Thüringer Motorradherstellers Simson. In unserer heimischen Garage stand ein grasgrünes Modell, mit dem mein Vater mich regelmäßig in den Kindergarten beförderte.

The Doctor

beliebtesten Rollermodelle und wohl mit Abstand das hübscheste. 1946 rollte der erste vom Band, damals noch unter dem Namen "Paperino". Erfinder der Vespa war Corradino D'Ascanio, ein Ingeneur, der eigentlich Hubschrauber bauen wollte.

Werner

Anarchorocker, Straßenverkehrsordnungmissachter, Klempnerlehrling, Biertrinker – und Motorradfahrer.

X-Trafit

Ein spezielles Gore-Tex-Material, was vor allem in Motorrad-Handschuhen verarbeitet ist. Laut Hersteller soll der Stoff absolut wasserdicht, atmungsaktiv und trotzdem griffig sein. Nicht ganz preiswert liegen die X-TrafitHandschuhe bei ungefähr 120 Euro.

Spitzname von Valentino Rossi, dem momantan erfolgreichsten italienischen Motorradrennfahrer. Rossi ist achtfacher Weltmeister und heimste insgesamt 97 Grand-Prix Siege ein. Damit ist er auf dem zweiten Platz in der Ewigen Bestenliste hinter Giacomo Agostini.

Yamaha

Udo Scheel

Zündapp

Motorradrennfahrer aus Rostock, der 1967 den Pokal im Teterower Bergring-Rennen gewann. Der Bergring in Teterow ist die größte NaturGras-Bahn in Europa.

Vespa

Motorroller von Piaggio. Weltweit eines der

Japanisches Unternehmen, das uner anderem Motorräder, Quads und Motoren herstellt. Gegründet wurde die Firma 1887 von Torakusu Yamaha, damals wurden noch ausschließlich Klaviere, Orgeln und Flügel produziert. Kurz für Zünder- und Apparatebaugesellschaft. Zwischen 1917 und 1984 einer der großen deutschen Motorradhersteller. In Sigmaringen, Baden-Württemberg, steht seit 2008 ein Zündapp-Museum, das unter anderem 100 Motorradmodelle der Traditionsfirma ausstellt.

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landluft

Orangerie in Ivenack

Einblick in die Sanierung historischer Anwesen D

er Tourismus und das Kulturangebot sind weiterhin wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf Eis gelegt. Die touristisch oder kulturell genutzten Gutshäuser und Schlösser im Land haben geschlossen. In dieser Zeit möchten wir als Verein der Schlösser, Guts- und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern, über unsere Arbeit und über spannende unfertige Projekte berichten. Wir nehmen die Leser also mit auf die herrschaftlichsten Baustellen des Landes. Gemeinsam sind wir stark Der Verein der Schlösser, Guts- und Herrenhäuser ist ein Zusammenschluss von privat geführten, touristischen Betrieben in denkmalgeschützten Guts- und Herrenhäusern. Er arbeitet seit über 15 Jahren dafür, das Kulturerbe der Gutshäuser ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu bringen. Mecklenburg-Vorpommern hat die größte Dichte dieser historischen Gebäude in ganz Europa, es ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal für den ländlichen Raum. Gut 80% der Dörfer sind sogenannte Gutsdörfer. Sind aus ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieben entstanden und bestanden aus Wirtschaftsgebäuden, dem Herrenhaus als Zentrum, dem Park und weiteren Wohngebäuden für Arbeiter und Verwalter. Heute sind viele ehemalige Gutshäuser spannende Kultur- und Event-

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Locations oder kleine Hotels und Pensionen. Gemeinsame Aktivitäten zur Vermarktung, Lobby-Arbeit und Kooperation und Austausch zu Betrieb und Erhalt der Gutsanlagen sind einige der Aktivitäten des Vereins. Auch auf nationalen und internationalen Konfe-

Blick in die Baustelle Burg Kurzen Trechow

renzen sowie bei Projekten mit Baltischen Nachbarländern ist der Verein präsent um das Anliegen voranzubringen. Geneigte Interessierte können diese Arbeit mit einer Fördermitgliedschaft unterstützen. Alle Infos dazu unter www.urlaub-im-schloss.de.


Fotos (4): DOMUSImages

landluft

Schloss Ivenack Die Ritterburg Kurzen Trechow Seit 2004 sorgt Christian Schierning, Enkel des ehemaligen Eigentümers, für den Erhalt und die Sanierung dieser imposanten und über 400 Jahre alten ehemaligen Wasserburg in der Endmoränenlandschaft am Rande der Mecklenburgischen Seenplatte. Die Geschichte Kurzen Trechows reicht bis ins 12/13. Jahrhundert zurück und sie ist mit Ulrichshusen eines der wenigen Ritterhäuser aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg. Die klassizistische Innenausstattung sucht ihres Gleichen. Die Sanierung geht Schritt für Schritt voran. Das Backsteingebäude ist fertig saniert und wird bereits als Ort der Festspiele und Event-Location für bis zu 800 Personen genutzt. Schloss Ivenack und die 1000jährigen Eichen Am östlichen Rand der Mecklenburgischen Seenplatte liegt verträumt das Schloss Ivenack umgeben von den berühmten Ivenacker Eichen. Erbaut wurde es 1590 als Schloss von Johann VII. Herzog zu Mecklenburg-Schwerin auf einem noch wesentlich älteren Vorgängerbau einer Zisterzienserklosteranlage. Heute ist es Lars Fogh, ein dänischer Geschäftsmann, der als neuer Inhaber die Schwierigkeiten einer denkmalschutzgerechten Sanierung dieser Größenordnung auf sich

Kamin Burg Kurzen Trechow nimmt. Manfred Achtenhagen, Vorsitzender des Vereins der Schlösser, Guts- & Herrenhäuser MV, ist Projektleiter in Ivenack und sieht den Sanierungsfortschritt optimistisch, auch wenn die Sanierung der großen Anlage inklusive Orangerie noch gut 2-3 Jahre dauern wird. Auch während der Sanierung finden schon Konzerte oder Empfänge zu bestimmten Anlässen statt. Wir hoffen, dass unsere Guts- und Herrenhäuser bald wieder für Gäste öffnen dürfen. Bis dahin schauen Sie sich um unter www.urlaub-imschloss.de und bleiben Sie gesund!

Von hier, von Herzen – für unsere Gastronomie in MeckPomm.

Weil wir auch in Zukunft gemeinsam genießen wollen! Wir alle haben uns daran gewöhnt, Abstand zu halten. Das heißt aber nicht, dass wir nicht zusammenhalten.

Jede Kiste zählt für den Spendenfonds!

Im Gegenteil – Güstrower Schlossquell unterstützt Restaurants und gastronomische Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Daher fließen ab sofort 10 Cent vom Erlös jeder 12x1,0l Kiste in den Spendenfonds „Von hier, von Herzen – für unsere Gastronomie in MeckPomm.“ So möchten wir mit Ihrer Unterstützung 15.000 Euro sammeln, um damit unsere Gastronomen zu unterstützen. Weitere Informationen unter: www.guestrower.de

Wir halten Abstand – und zusammen!

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Gastronomie

a u f A bs t a n d Die Krise, in der sich die Gastronomie aktuell befindet, ist beispiellos. Das ier sind natürlich einige Regeln zu Tagesgeschäft ist weggebrochen, nur einige halten sich mit Lieferservicebeachten. Daher ist das Grillen im Moment nur in Familie möglich. Angeboten oder Abholmöglichkeiten über Wasser. Doch es wird auch ein Deshalb werden die Familienmitglieder beim Grillen nun auf dem Balkon oder im heimiLeben nach der Corona-Krise geben. Welche Auswirkung sie hinterlässt, schen Garten zu Mitgliedern des persönlichen Beefstaek Clubs. wird sich noch zeigen. Sieben Rostocker Gastronomen haben uns Ihre Prognose verraten.

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"Die Aussichten für die Zeit nach Corona sind düster. Die Frage nach dem „Wie geht es weiter?“ und "Können wir kurz- bzw. mittelfristig wieder unsere volle Kapazität ausschöpfen?" ist essentiell. Ein Umsatzeinbruch nach der Krise ist zu erwarten, dennoch muss ich als Betreiber privat und wirtschaftlich ausreichend Liquidität aufbringen können, um diese schwere Phase zu überstehen. Trotz allem bin ich optimistisch, dass wir das als Team gemeinsam schaffen werden." Alexander Schmidt, Fritz-Reuter-Stuben

"Wir haben uns schon vor der Krise ernsthaft mit regionalen Produkten und saisonaler Ware befasst. Viele Restaurants werden jetzt etwas umdenken. Wir sollten uns alle gegenseitig unterstützen, mehr als je zuvor. Es geht um das Überleben vieler – Landwirte, Bauern, Lieferanten, Restaurants etc. Ich denke, viele von uns haben längst vergessen, warum sie essen gehen. Nicht in erster Linie der Nahrungsaufnahme wegen, sondern weil wir ein Erlebnis haben wollen, das wir zu Hause nicht bekommen. Nach Ende des Lockdowns sollten wir unsere zurück gewonnene Freiheit „feiern“! Wir hoffen auf einen Boom (selbstverständlich unter Auflagen) und sind uns sicher, dass alle Einheimischen und Urlauber darauf warten, uns und unsere Kollegen mit ihrem Besuch zu unterstützen und somit helfen zu können, wieder auf die Beine zu kommen." Robert Thömmes, Ottos's Restaurantschiff

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gastro

"Sobald wir wieder öffnen können: wer darf bei uns noch zu Gast sein, wieviel Umsatz können wir noch machen? Können wir davon noch leben? Aber wir dürfen noch nicht! Darf ich dann nicht erwarten, dass, wenn ich plötzlich derart reglementiert werde, angehört zu werden, unterstützt zu werden. Wie? Steuerliche Erleichterung, Unterstützung für meine Mitarbeiter, finanzielle Hilfen, die mir helfen und mich nicht zusätzlich belasten." André Kroboth, Klönstuv in Warnemünde

"Das Käthe nach Corona wird nicht mehr das gleiche sein, die Aushilfen, die ich vor Corona hatte, konnten nicht warten und haben sich einen neuen Job gesucht., da es für sie keine Möglichkeit des Kurzarbeitergeldes gab. Nun beginnt für uns wieder die Suche nach neuem Personal. Wird es in absehbarer Zeit wieder Frühstücksbuffets geben? Das wird eine spannende Zeit und wir hoffen, sie gemeinsam mit unseren Gästen bewältigen zu können." Andreas Szabó, Restaurant Käthe

"Ich sehe das sehr kritisch mit der Öffnung aktuell. Der Laden wird vermutlich nur halbvoll mit Gästen werden und ich muss damit anders die Einnahmen und Ausagaben kalkulieren. Das bedeutet, mit weniger Personal planen, weil der Umsatz es nicht hergibt. Zwar darf ich jetzt öffnen, aber werde mit den Einnahmen nicht meine Kosten decken können. Ich sterbe so einen langsamen Tod." Stephanie Maass, Stadtkind

"Die letzten Wochen waren nicht einfach für uns, aber jetzt erhoffen und wünschen wir uns: gut gelaunte und gesunde Gäste, eine optimistische und solidarische Gesellschaft ... und daß wir so schnell wie möglich in einen normalen Alltag kommen. Selbstverständlich brauchen wir auch gute Umsätze, um unsere Angestellten bald wieder voll bezahlen zu können. Wir alle machen diesen Job mit Spaß und Leidenschaft und das wollen wir auch weiterhin. Liebe Grüße an alle Freunde, Gäste und Partner." kai prestin, altstädter stuben

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gastro

Butter bei die Fische!

Wenn man schon das schönste Meer der Welt vor der Haustür hat, warum müssen es dann immer die irgendwie unappetitlichen AldiPlusLidlPenny-Steaks sein, die auf den Grillrost kommen? Schnappt euch eine Angel und Gummistiefel und erlegt zur Abwechslung euer Abendbrot doch mal selbst! Wie ihr die Beute anschließend schmackhaft zubereiten könnt, zeigen euch folgende Rezepte.

Panierte Makrele Zutaten: Makrelen, Butter, Semmelbrösel, Zitronensaft, Salz, Pfeffer Die Makrelen (in Stücken oder ganz) salzen und großzügig mit Butter bestreichen. Dann mit den Semmelbröseln panieren. Fisch auf den (gut gefetteten!) Rost legen und etwa 5 Minuten von jeder Seite grillen. Anschließend mit Zitrone beträufeln.

Meerforelle Magyar Zutaten: Forellen, Petersilie, Majoran, Edelsüßpaprika, Pfeffer, Salz, Zitronensaft, Butter oder Öl Die ausgenommenen und entschuppten Forellen mit den Kräutern, Gewürzen und Zitronensaft ungefäh r eine Stunde einlegen. Dann die Fische mit Öl oder Butter bepinseln und anschließend grillen. Pro Seite 5-7 Minuten. Dabei immer mal nachpinseln und mit dem Paprikapulver bestreuen.

Fisch-SpieSSe asiatisch Zutaten: Fisch in kleinen Stücken, Paprika, Cocktailtomaten, Pilze (Champignons), Knoblauch, Sojasauce, Öl, Salz, 1 Prise Zucker Mundgerechte Fischstücke salzen und in leicht gezuckerter Sojasauce, Öl und Knobauch eine halbe Stunde einlegen. Paprika und Pilze in etwa gleichgroße Stücke schneiden. Alles abwechselnd auf Spieße stecken und von allen Seiten ungefähr 5 Minuten grillen.

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Hering in Knobl auch Zutaten: frischer Hering, 2-3 Knoblauchzehen, Olivenöl, Zitronensaft, Salz Pfeffer Den Hering mit Salz und Pfeffer bestreuen. Knoblauch klein hacken und mit Öl und Zitronensaft verrühren. Fisch in der Marinade eine Stunde baden. Anschließend von beiden Seiten ungefäh r 5 Minuten grillen.

Fisch im Zucchinimantel Zutaten: Fisch (in Stücken), Zucchini, Olivenöl, frischer Estragon, Salz, Pfeffer Zucchini längs in feine Streifen schneiden. Die Fischstücke mit Olivenöl bestreichen und mit Salz und Pfeffer bestreuen. Grob gahackte Estragonblätter auf die Stücke legen, mit den Zucchinistreifen umwickeln und mit Metallspießchen oder Zahnstochern fixieren. Am einfachsten gart ihr die Stücke je nach Größe zwischen 4 und 7 Minuten in Alufolie. Ohne Folie bitte aufpassen, dass der Grill nicht zu heiß ist.


Sweets for my Sweet ...

Süßes auf den Grill? Geht – geht sogar sehr gut! Wir haben ein paar süße Rezepte zusammengesammelt, die ohne viel Aufwand zuzubereiten sind und bei denen die Naschkatzen bzw. Naschkater unter euch glänzende Augen bekommen werden.

Gefüllte Grillbrötchen Zutaten: weiche Milchbrötchen oder Croissants, Marmelade, Ricotta, Schokolade oder Nutella. Brötchen aufschneiden, etwas aushöhlen und dann nach Herzenslust mit Marmelade, Ricotta oder Schoki füllen. Die Hälften wieder aufeinander legen und 2-5 Minuten von allen Seiten grillen. Achtung: Der Grill sollte nicht zu heiß sein, sonst verbren nt das Brötchen außen, aber die Füllung ist noch kalt.

Tiki-SpieSSe Currysticks Zutaten: Pfirsich, Ananas (Dose oder frisch), Äpfel, Bananen, ein bisschen Butter und Currypulver Früchte in kleine Stücke schneiden und auf Holzspieße stecken. Butter erhitzen und mit dem Curry vermischen. Damit die Früchte bestreichen. Die Sticks auf den Rost (am besten auf Alufolie) und ungefäh r 10 Minuten grillen.

Zutaten: frische Ananas, 1 rote oder gelbe Paprikaschote, Lauchzwiebeln, etwas Öl, Sojasauce und Tabasco. Ananas und Paprika in gleich große Stücke und Lauchzw iebeln in 2 cm lange Stücke schneiden. Abwechselnd auf Holzspieße stecken. Öl, Sojasauce und Tabasco je nach Geschmack und gewünschtem Schärfegrad verrühren und die Spieße damit bestreichen. 3-4 Minuten grillen.

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grillen in familie

Öffnungszeiten Werksverkauf: Di–Fr 10–18 Uhr · So 08–12 Uhr Die Rostocker Wurst- und Schinkenspezialitäten GmbH · Erlensumpfstr. 1 · 18147 Rostock · www.die-rostocker.com

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Grill-tipps für Fisch und Co. 1. Billig geht auch. Alle, die euch erzählen wollen, dass man nur mit einem Grill für 100 Euro und aufwärts vernünftige Steaks, Forellen und Maiskolben zubereiten kann, will entweder nur angeben oder ist Grill-Verkäufer auf Provision. Einige der delikatesten Speisen wurden schon auf den bekannten Modellen unter 10 Euro gegrillt und mundeten ausgezeichnet.

6. Gerade bei zartem Fischfleisch sollte man den Grillrost oder den Klappgrill vorher mit Öl einreiben. So bleibt die Haut nicht kleben.

2. Nie Tiefgekühltes auf den Grill legen. Gefrorenes Fleisch oder Fisch wird dann nur trocken und der Geschmack geht auch flöten.

8. Fisch nie bei zu großer Hitze grillen. Er wird sonst trocken oder verbrennt.

3. Beim Grillen von Fischen eignen sich am besten die Arten mit einem hohen Fettanteil: Hering, Lachs, Forelle oder Thunfisch. 4. Damit der Fisch nicht auseinander fällt, kann man kleine praktische Klappgrills kaufen. Der Fisch wird darin eingespannt und kann komplikationsfrei gewendet werden. 5. Besonders bei der Zubereitung von Fisch wird oft Alufolie empfohlen. Dagegen ist nichts einzuwenden, allerdings nimmt der Fisch dann kein Grillaroma auf.

7. Beim Grillen ganzer Fische ist es ratsam, sie vorher mehrmals einzuschneiden. Dann garen sie besser durch.

9. Anstatt Fische nur zu grillen, kann man sie auch mal selber räuchern. Allerdings braucht man dazu spezielles Räucherholz und einen Kugelgrill mit einem runden Deckel. 10. Wenn ihr ungern selber angelt oder Neptun euch nicht gesonnen war, dann geht zum Händler eures Vertrauens. Dabei gilt natürlich – Augen auf beim Fischekauf: Dass der Fisch frisch ist oder schon ein paar Tage vor sich hin gammelt erkennt ihr daran, dass er nicht fischig riecht, die Kiemen rot leuchten, die Haut ohne Druckstellen ist und schön glänzt.

Fisch ganz leicht und lecker Zutaten : Fisch (ganz oder in Stücken), Zitronensaft, Salz, Pfeffer Das einfachste Grundrezept: den Fisch salzen und pfeffern und auf dem Rost gar grillen. Anschließend mit Zitrone beträufeln.

Dorsch à la Clemens Zutaten : Dorsch in größere Stücke geschnitten, frischer Dill, Zitrone, Salz, Butter Die Dorschstücke mit Butter, Salz und Pfeffer bestreichen und in die Dillblät ter einwickeln. In Alufolie einwickeln (da sonst der Dill verbren nt) und gar ziehen lassen. Anschließend mit Zitrone beträufeln.

zu gast beim fischereihof detlefsen An den Teichen, der Räucherei, im Kräutergarten, im Bistro und Verkauf arbeitet die Familie Detlefsen, für das leibliches Wohl. Bis heute befischen sie die Jahrhunderte alten Fischteiche des Zisterzienserklosters Doberan. Der Zisterzienserorden schrieb den Mönchen strenge Eigenwirtschaft und Handarbeit sowie Siedlung in Ödland und Sumpfgebieten vor. Auch das bereits 1171 gegründete Kloster Doberan spezialisierte sich auf den Aufbau von Teichanlagen und die Fischaufzucht. Die weiten Teichanlagen der Doberaner Mönche ziehen sich idyllisch durch den »Hüt-

Am Hütter Wohld 5 18209 Hütten (Bartenshagen-Parkentin) www.fischereihof.de

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ter Wohld«. Die lange Tradition der Mönche im sorgsamen Umgang mit der Natur führt Familie Detlefsen bis heute fort. Modern und ökologisch sind noch heute die ursprünglichen Methoden in Aufzucht, Teichdüngung und Teichanlagenbau. Auf dem Fischereihof Detlefsen wissen sie die Köstlichkeiten unserer heimischen Gewässer sehr zu schätzen. Bis heute fühlen sie sich einem Leitspruch der Zisterziensermönche verpflichtet: „Ordne dich den Jahreszeiten unter, übe dich in Geduld und verwende viel Mühe für die tägliche Kost!“


Ihre Nummer EINS in Rostock. Das FSN Skoda Autohaus am Petridamm. Das Ferdinand Schultz Nachfolger Autohaus ist mit den starken Marken Volkswagen und Skoda seit 1991 eine feste Größe auf dem Rostocker Automobil-Markt. Bestens vernetzt mit den fünf Standorten in Rostock, Teterow und Demmin hat das FSN Autohaus ein umfassendes Angebot an ihre Kunden: Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen sowie Original-Teilen, Service, Werkstatt und eine umfangreiche Mietflotte.

AUTOHAUS Das Gebrauchtwagenangebot von FSN ist einzigartig und führend auf dem Rostocker Markt. Mit Jahreswagen oder jungen Gebrauchten der Marken Volkswagen, Skoda und Audi, bietet FSN seinen Kunden eine qualitativ hochwertige Produktpalette. So macht Ihr Neuer als zuverlässiger Begleiter immer eine gute Figur. Doch was macht das FSN Autohaus zu Ihrem Volkswagen- und Skodapartner Nummer eins in Rostock ? Die Unternehmensgruppe FSN setzt seit der Gründung im Jahr 1868 auf umfangreiche Erfahrungen, Qualität, zuverlässigen Service und vor allem auf hoch qualifiziertes Wissen rund um das Thema Mobilität.

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Partner, das erste Auto zum Führerschein, der kleine Cityflitzer, der neue Beach-Camper, der nützliche Großtransporter oder der neue Kundendienstwagen für Ihre Mitarbeiter ist. FSN bietet Ihnen für jeden Einsatz das richtige Gefährt. Auch individuelle Umbauten wie zum Beispiel behindertengerechte Fahrzeuge, Transporter mit Kühlfunktion oder für den richtigen Einsatz im Handwerksbereich sind für das FSN Autohaus kein Problem. Gemeinsam mit Ihrem FSN Fachberater entwickeln, planen und gestalten Sie Ihren individuellen Umbau. Anschließend wird die Fertigstellung innerhalb der FSN Unternehmensgruppe – und zwar beim FSN Fahrzeugbau – für Sie fachmännisch und schnell umgesetzt.

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„Wenn die Leidenschaft zum Automobil zur Leidenschaft im Beruf wird.“ FSN ist für Sie da - Egal ob die Zeit mal wieder knapp ist oder Ihr Fahrzeug nicht anspringt. Geben Sie Ihr Fahrzeug in die Hände der FSN Experten. Wir stimmen alle Anliegen persönlich mit Ihnen ab und garantieren Ihnen eine gezielte Wartung/ Reparatur, die nicht nur hoch qualifiziert ist, sondern auch schnell. Profitieren Sie auch vom Hol- und Bringservice des Ferdinand Schultz Nachfolger Autohauses und genießen Sie so schnell wieder eine sichere Fahrt in Ihrem Auto. Die Kleinigkeiten machen den Unterschied. I www.fsn-autohaus.de

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Von der Fahrzeugsuche, über den Ankauf bis hin zu Serviceleistungen wie Reparaturen und Wartung sind wir Ihr verlässlicher Partner! Wir bieten Ihnen einen kompetenten, freundlichen 24-Stunden-Rundum-Sorglos-Service. Ebenso erhalten Sie eine Reihe an passendem Zubehör für jeden Einsatz mit Ihrem Skoda. Wir sind Ihre Nummer EINS in Rostock!

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gastro

Rostocker Hafenrum zum Hafengeburtstag

In Rostock gibt es 2020 zwei ganz besondere maritime Jubiläen. In diesem Jahr feiern zwei Rostocker Häfen ihren Geburtstag. Da ist zum einen der Fischereihafen mit dem 70. und der Überseehafen feiert seinen 60. Gründungsjahrestag. Scheinen diese Jubiläen in der Jahrhunderte zählenden Geschichte der Perle an der Ostsee doch sehr jugendlich anzumuten, so waren diese beiden Umschlagplätze doch in der jüngeren Geschichte der Hansestadt sehr wichtig und prägend.

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er Überseehafen war das Tor zu Welt für eine kleine fast vergessene Republik und im Fischereihafen wurden die Fänge einer einstmals stolzen Fischfangflotte angelandet. Außerdem hat die Weinhandlung Schollenberger in diesem Jahr ihr Fasslager im alten Stadthafen von Rostock an der Warnow bezogen. Das war Grund genug, ein besonderes Fass aufzumachen und abzufüllen. Dieses besondere Fass war ein BanyulsFass in dem ein Rum aus Jamaika an der Ostsee reifte. Die Erste Abfüllung wurde

im April in den Verkauf gebracht und war innerhalb von 3 Tagen ausverkauft. Der Rest des Fasses wird Ende Mai gefüllt und gelangt in den Geschäften der Weinhandlung Schollenberger und bei befreundeten Händlern in ganz Deutschland in den Verkauf. Für diese Abfüllung liegen aktuell schon eine Vielzahl von Vorbestellungen vor. Es ist sicher nicht alltäglich, dass Rum in einem Banyuls-Fass gelagert wird. Und es gibt einige, die meinen es wäre eine vielversprechende Premiere. Das Ergebnis ist aber wirklich entzückend und hat allen Testern wirklich großen Spaß gemacht. Alle, die eine der auf 444 Flaschen limitierten Spezialität ergattern, dürfen sich auf einen ganz besonderen Rum aus dem Hause Schollenbeger freuen. Mit dieser Abfüllung präsentiert die Weinhandlung Schollenberger mit Stolz den ersten Rostocker Hafenrum. Die karibische Rumspezialität aus dem Alten Hafen erfuhr ein dreijähriges „tropical aging“ in gebrauchten Bourbonfässen auf seiner Heimatinsel Jamaika, um danach 25 Monate per „continental aging“ in Mecklenburg an der Ostseeküste seine Vollendung zu erfahren. Verwendet wurde hierzu ein gebrauchtes Süßweinfass aus der französischen Gemeinde Banyuls-surMer im Département Pyrénées-Orientales in der Region Okzitanien. Der Ort liegt in der historischen katalanischen Comarca Rosselló. Banyuls (AOC) ist ein französischer Dessert-/ Süßwein, der in den Weingärten der kleinen Stadt Banyuls-su-Mer gedeiht und in kleinen Kellereien vinifiziert wird. Er darf nur in der Region Languedoc hergestellt werden, wo sich die Berge der Pyrenäen und das Mittelmeer begegnen. In dieser Region befinden sich nur ca. 1400 ha Weinberge im Ertrag. Es handelt

Tasting Notes

In der Nase Aromen von Tee und Zitrusschalen mit typischen Noten von Jamaikarum, am Gaumen Karamell und Trockenfrüchte mit Anspielungen von Schokolade und geschmeidigen Süßweinnoten, stämmig und kraftvoll mit einem weichen, warmen Herz.

Technische Daten

Single Cask Banyuls – Fass Herkunft: Jamaika WP Pot Still Rum Reifung: 3 Jahre tropical aging auf Jamaika im Bourbonfass, danach continental aging für 25 Monate im Banyuls-Fass in Mecklenburg an der Ostseeküste Alkohol: 57% vol. Auflage: 444 Fl Abfüller: Weinhandlung F. Schollenberger Rostock

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sich in jedem Fall und nicht nur deshalb um ein ganz besonderes Fass welches in Rostock abgefüllt wurde. Der Rum aus Jamaika bekommt durch die Reifung eine ganz spezielle fruchtige und weinige Note. Aromen von Tee und Zitrusschalen geben sich ein Stelldichein und kommunizieren mit Karamell, Trockenfrüchten und Schokolade. Und wer sich Mühe gibt, kann auch maritime Anspielungen im Glas erkennen. In jedem Fall kann der Rostocker Hafenrum seine Herkunft nicht verleugnen und spielt auch ein wenig mit seinen alkoholischen Muskeln. Seine 57% sorgen für eine gute Struktur, ohne dass sie den Spass verderben. Das erste Kontingent gab es in der 18. KW im Handel. Eine zweite Runde der auf 444 Flaschen limitierten Abfüllung gibt es dann Ende Mai. Sammelobjekt betrachten. Aber den meisten Spass macht es den fruchtigen Jamaikaner mit französischem Akzent, der in Mecklenburg geboren wurde mit Freunden zu trinken. Frank Schollenberger


gastro

Güstrower Schlossquell

unterstützt heimische Gastronomie

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nter dem Motto „Von hier, von Herzen – für unsere Gastronomie in MeckPomm“ unterstützt Güstrower Schlossquell jetzt gastronomische Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern, deren Existenz durch die angeordnete Betriebsschließung während der Corona-Krise gefährdet ist: Für jede verkaufte 12x1,0 l-Kiste Güstrower Mineralwasser spendet das Mecklenburger Traditionsunternehmen ab sofort 10 Cent in einen eigens ins Leben gerufenen Spendenfonds. So sollen bis Mitte Juli gemeinsam mit den Konsumenten 15.000 Euro gesammelt werden. Um auch andere Unternehmen aus der Region zu einer Beteiligung sowie Aufstockung des Fonds einzuladen und die letztliche Spendensumme bestmöglich zu verteilen, arbeitet Güstrower Schlossquell mit der Gastro-Initiative „So schmeckt MV“ und der DEHOGA MecklenburgVorpommern zusammen. Ein erster Erfolg ist die Beteiligung der Lübzer Brauerei, die den Fonds ihrerseits um weitere 1000 Euro aufstocken wird. Restaurants, Kneipen, Bars, Clubs und Cafés aus MV können sich auf der Homepage der Güstrower Schlossquelle bewerben, auf der Website ist auch der aktuelle „Wasserstand“ der Spendenaktion zu sehen. Die Aktion läuft bis zum 10. Juli 2020. Maik Ramforth-Wüllner, Geschäftsführer Güstrower Schlossquell: „Gerade jetzt müssen wir alle solidarisch zusammenstehen und einander bestmöglich unterstützen: Die Gastronomie ist

Von Schiller bis Badisch Rotgold Roséweine erfreuen sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit und stellen schon lange nicht mehr nur eine Alternative für Leute dar, die sich nicht zwischen Rotwein und Weißwein entscheiden können. Sie haben sich längst als eigenständiger Weinstil etabliert. In Deutschland wird ein Roséwein aus Rotweintrauben (Weißherbst) hergestellt. Hier wird bei der Vinifizierung durch eine kurze oder keine Maischestandzeit nur ein kleiner Teil des Traubenfarbstoffes aus der Traubenhaut gelöst. Eine besondere Spielart bei den roséfarbenen Weinen ist der Rotling. Der Rotling als Mischung aus roten und weißen Trauben stellt eine eigenständige Weinart dar. Weinrechtlich ist er kein Rosé. Von der Farbe und der geschmacklichen Anmutung

Herzstück gesellschaftlichen Lebens und ein wichtiger Baustein des touristischen Erfolges von Mecklenburg-Vorpommern. Die heimische Gastronomie soll auch nach der Corona-Zeit für die hier lebenden Menschen und deren Gäste wieder Treffpunkt sein und positive Erlebnisse

ermöglichen. Wir von Güstrower Schlossquell möchten deshalb einen Beitrag dazu leisten, damit wir alle uns bald wieder in unseren heimischen Restaurants, Kneipen, Bars, Cafés und Clubs begegnen können. Und, ganz wichtig, Nachahmung ist ausdrücklich erwünscht!“

Von hier, von Herzen – für unsere Gastronomie in MeckPomm.

Jede Kiste zählt!

ordnet er sich aber in die Gruppe der rosafarbenen Gaumenschmeichler ein. Wobei die Farbe und der Extrakt sehr unterschiedlich sein kann. So gibt es sehr stämmige Rotlinge mit starker Farbe, aber auch sehr zarte Gesellen. Farbe und Extrakt richten sich nach dem Verhältnis der verwendeten roten und weißen Trauben. Der Rotling hat in einigen Regionen ganz besondere Vertreter hervorgebracht. Im Württembergischen ist das der Schillerwein. Dieser ist ein sogenannter gemischter Satz aus roten und weißen Trauben. Erlaubt sind in Schwaben dafür alle zugelassenen Rebsorten. Der Schiller muss mindestens als Qualitätswein erzeugt sein. Man könnte nun vermuten, dass der deutsche Dichterfürst Schiller als gebürtiger Schwabe hier Namenspate war. Und er war auch sicher an dem einen oder anderen Schoppen interessiert. Aber nur weil er gerne dem Weine zugesprochen hat, trägt der Schillerwein nicht seinen Namen. Vielmehr geht die Namensgebung auf Zeiten vor dem Dichter zurück. Es ist ganz einfach – der Schillerwein trägt seinen Namen, weil er so verheißungsvoll im Glas schillert. Im badischen Teil des Ländchens gibt es eine souveräne Entsprechung, die natürlich ganz anders als bei den Schwaben ist. Der dadische Rotling wird selbstbewusst als Badisch Rotgold ins Rennen geschickt. Hier gibt es einige spezielle Spielregeln. Natürlich muss das Mostgewicht des Lesegutes auch beim Badischen Rotling mindestens eine QbA-Qualität hervorbringen. Bei

der Auswahl der zugelassenen Rebsorten ist man strenger als bei den schwäbischen Nachbarn. In den badischen Anbaugebieten dürfen nur echte badische Rebsorten verwendet werden. So sind für den Badisch Rotgold nur Grauburgunder (mindestens 51%) und Spätburgunder (maximal 49%) zugelassen. Die Vermählung der Trauben oder Moste muss vor der Gärung erfolgen. Beide Weine haben eine lange Tradition, passen aber als jugendlich frische Weine für den unkomplizierten Genuss in unsere Zeit und haben bei Weinfreunden und ambitionierten Winzern eine Zukunft. Die Empfehlung für einen Badisch Rotgold ist der Wein von Bettina Schumann aus Königschaffhausen, der mit einem Retroetikett ganz modern daherkommt. Die junge gebürtige Berlinerin hat dem Klassiker im Kaiserstuhl neues Leben eingehaucht und modern interpretiert. So bringt sie eine Menge Spass ins Glas. Der Spassmacher mit natürlicher Restsüße darf natürlich beim Gillen nicht fehlen.

Frank Schollenberger Sommelier

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bewusst leben

LIMONADE MIT APFELESSIG

Carmen Hercegfi & Anna Maynert – beide ganzheitliche Ernährungsberaterinnen und Autorinnen – haben sich 5 super leckere Rezepte für euch ausgedacht und verraten ihre 5 besten Tipps, wie du dir schnell und einfach ein Meal-Prep für den nächsten Tag zauberst.

Limo und Essig machen jetzt gemeinsame Flasche: Moi‘s Haymaker ist eine unschlagbare Limonade aus Apfelessig, Ingwer, Zitrone und der natürlichen Süße von Ahornsirup. Ohne künstliche Zusatzstoffe, aber dafür mit viel Geschmack. Schon unter den amerikanischen Farmern des 18. Jahrhunderts erfreute sich die gesunde Essiglimo größter Beliebtheit. Nun bringen drei Freunde aus Hamburg Altona dieses alte Erfolgsrezept zurück ins Jetzt. Sie mischen damit einen veganen Alleskönner unters Volk, der weniger Kalorien als die klassische Limonade hat, aber trotzdem schmeckt. Feinste Brausekunst also, direkt aus Hamburg. Kann man sich nicht vorstellen, muss man probieren!

Moi´s Haymaker

MEAL PREP UND LECKERE REZEPTE

MEAL-PREP-TIPPS: 1.

LUST AUF ...

Gefüllte Zucchini mit Lupinen-Grits und Süßkartoffel-Pommes, Wraps, Gedünsteter Salat, Vollkorn-Penne mit Tomatensauce á la Mama (mit “Trick”sauce für Gemüsemuffel) oder Pizza mit Tomaten-Avocado-Salat? Dann schaut online unter www.0381-magazin.de mal vorbei. Dort findet ihr diese super leckeren Meal-Prep-Gerichte. Ihr wollt mehr wissen? Dann meldet euch jetzt noch schnell zum Gruppencoaching an:

GRUPPENCOACHING MEALPREP- UND KÜCHENPRAXIS

In diesem Kurs von Carmen und Anna geht es um die Umsetzung der gesunden Küche in der Praxis mit vielen Rezepten, Hilfe zur richtigen Vorbereitung und einfachen Ideen. Zusätzlich gibt es wieder LiveWebinare und zahlreiche Videos und PDFs, die den Kurs begleiten werden. Neben der WhatsApp-Gruppenbegleitung, in der die beiden quasi rund um die Uhr für Fragen zur Verfügung stehen, wird es auch noch tolle Boni geben. Vom 31.05. bis 27.06.2020 www.vegane-familien.de/gruppencoaching2020

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ROSTOCKS PFLANZLICHE SEITE VEIS - EISCAFÉ & SNACKBAR

Fritz-Reuter-Straße 52 · 18057 Rostock · www.veis-eiscafe.de Wir haben geöffnet! Wir danken allen die uns durch die Vorbestellung von Eis für Zuhause und den Kauf von Eismarken und Gutscheinen unterstützt haben. Ab jetzt gibt es wieder Eis in der Waffel, Kaffee zum sitzen und Erdbeereisbecher zum in der Sonne genießen. Von Dienstag bis Sonntag sind wir von 12 bis 18 Uhr für euch da.

GRÜNE KOMBÜSE

Grubenstraße 47 · 18055 Rostock · www.gruenekombuese.de DAS familienfreundliche Restaurant mit veganen Köstlichkeiten aus regionalen und ökologischen Zutaten! Saisonale, rohköstliche, gluten-, zucker- und sojafreie Gaumenfreuden der Extraklasse. Alle Speisen, Tees und Smoothies werden hier mit frischem Filterwasser zubereitet. Dieses ist gereinigt, energetisiert und zellverfügbar – damit es noch besser schmeckt und besser tut. Auch im Glas oder Krug ein wohltuender Trinkgenuss! Abwechslungsreiche Tagesgerichte, Suppen, Snacks zum Mitnehmen, Kuchen u.vm. – frisch, günstig und mit telefonischer Vorbestellung auch zum Mitnehmen. Hausgemachte Leckereien wie Xylitbonbons, Likör, Rohkostchips, Bratlingmischung, Cookies und Energiebällchen gibt es direkt am Tresen oder auch per Emailbestellung. Catering mit kalten und warmen Speisen, Snacks und feinen Torten. Auf Wunsch auch glutenfrei, zuckerfrei und rohköstlich.

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Koche abends mehr Gemüse als du essen kannst (also am besten die doppelte Menge). Wenn du es bevorzugst abends roh zu essen, dann schnibbel dir doppelt soviel Rohkost. 2. Parallel dazu kochst du noch eine weitere (falls du abends auch Getreide kochst) Vollkorngetreide-Komponente (z.B. Couscous, Bulgur, Quinoa, Reis, Nudeln) dazu. 3. Vermische das übrige Gemüse mit dem Getreide und gebe noch ein paar geröstete Kerne darüber (andere als du abends verzehrst). Um den Geschmack noch etwas zu variieren, könntest du entweder Tomatensauce, Kokosmilch, Hafersahne, etwas Mandel- oder Cashewmus oder veganen Frischkäse über das Essen geben (je nach Geschmack auch mit Knoblauch, Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Curry o.ä. gewürzt). 4. Füge eine Handvoll frisch gehackte Kräuter hinzu und verpacke das Ganze in einer gut verschließbaren Tupperdose. 5. Bevor du morgens zur Arbeit fährst, würze das Essen noch mal etwas nach. Genieße dein Meal-Prep in deiner Mittagspause bzw. serviere es deiner Familie mittags oder abends als Hauptmahlzeit. Übrigens brauchst du dich für dein Selfmade-Lunch echt nicht mehr zu schämen, ganz im Gegenteil: Heutzutage ist es echt Hip sein eigenes, gesundes (rein pflanzliches) Lunch mitzunehmen. Du wirst wahrscheinlich eher Bewunderung und Neid ernten!


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bewusst leben

BERGKÄSE-BURGER MIT APFEL

REZEPT ZUBEREITUNGSZEIT: 25 - 30 Minuten

ZUTATEN:

ZUBEREITUNG:

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Fleisch mit den Händen kräftig kneten und 2 Burger-Patties daraus formen. Abgedeckt in den Kühlschrank stellen. Salat und Petersilie waschen und trocken schleudern. Petersilie fein hacken. Zwiebel schälen und in feine Ringe schneiden. Apfel waschen, trocken reiben und in feine Scheiben schneiden. Bergkäse ebenfalls in feine Scheiben hobeln. 2 EL Öl in einer Pfanne erhitzen, Apfelscheiben in die Pfanne geben, mit 1 TL Honig beträufeln, von beiden Seiten etwa 2–3 Min. goldbraun anbraten und aus der Pfanne

250 g Rinderhackfleisch 4 Salatblätter (z.B. Eichblattsalat) 1/2 Bund Petersilie 1/2 rote Zwiebel 1/2 Apfel 40 g Andechser Bergkäse 3 EL Mani Olivenöl 5 EL Joghurt 2 TL flüssiger Honig Meersalz und Pfeffer 2 Laugenbrötchen

nehmen. Restliches Öl in die Pfanne geben und Patties von beiden Seiten etwa 4 Min. bei starker Hitze braten. Anschließend etwas salzen. Währenddessen Joghurt mit Petersilie und dem restlichen Honig vermischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Laugenbrötchen aufschneiden und die unteren Hälften mit Joghurt bestreichen. Nacheinander Burger-Patties, Käse, Zwiebelringe, Apfelscheiben und Salat darauf geben. Mit der oberen Brötchenhälfte abschließen und sofort genießen.

Weitere tolle Rezepte findet ihr auf www.denns-biomarkt.de.

LIEBE FREUNDE UND GÄSTE DER ALTEN BÜDNEREI, in dieser unwirklichen Zeit ist vieles Selbstverständliche bedeutungsvoller geworden. Wir vermissen unser soziales Leben und erkennen den Wert neu. Eines aber geht erstmal weiter, unsere Sehnsucht nach Schönem, nach Erholung, Erlebnissen, Austausch und ... sich endlich wieder frei bewegen können. Bis wir Sie wieder in unserem Wintergarten oder idyllischen Naturgarten bedienen dürfen, haben wir unseren Laden für Sie geöffnet. Kaffee, Kuchen und ein schönes Buch können Sie sich auch an der Cafétür abholen und auf dem weitläufigen Gelände in traumhafter Stille genießen. Sobald wir wieder dürfen, bieten wir Ihnen neben hausgebackenen Kuchen, Suppen und Eintöpfen sowie dem Büdner Frühstücksbuffet, jede Menge Kultur: Workshops (Zeichnen mit Julia Kausch, Aquarell mit Frank Koebsch) und Lesungen mit Abendbuffet oder zur Blauen Stunde einfach bei einem Glas Wein. Im Land- und Kulturcafé finden Sie zudem Geschenke und Ambienteartikel, aber auch Kunsthandwerk Einheimischer. Neu in

diesem Sommer: Picknick bestellen, süß oder deftig, den gepackten Koffer abholen und ein Plätzchen auf dem großen Naturgrundstück finden. Bis dahin: Bleiben Sie gesund! Viele Grüße aus der Büdnerei, Kristin Schröter

EILMELDUNG: Ab dem 9. Mai öffnet unser Café wieder ab 12 Uhr für Sie! Alte Büdnerei · Doberaner Landweg 8 · 18225 Kühlungsborn cafealtebuednerei@t-online.de · Tel.: (0151) 706 11 888 www.altebuednerei.de

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tüdelkram

Upcycling für Küche & Bad Altes Handtuch und Stoffreste

2 Quadrate zuschneiden

rechts auf rechts feststecken …

und ringsum bis auf Wendeöffnung nähen

Wendeöffnung schließen und diagonal absteppen

Streifen aus Handtuch zuschneiden

Kanten säumen

obere „gute“ Kante umschlagen

untere Kante umschlagen, Seiten schließen

Ahoi, ich bin Steffi! Geboren, aufgewachsen und sozialisiert in der wunderschönen Hansestadt Rostock. Ein echtes Küstenkind eben und deshalb geht es bei mir auch gerne maritim zu. Seit mittlerweile 10 Jahren nähe und verkaufe unter meinem kleinen Label „iffets“ meine Kreationen. Stoff ist mein Material! Ich verarbeite ihn zu Praktischem wie Kosmetik- und Handytaschen oder Tabaktaschen, aber auch zu Schmuckstücken wie Ohrringe, Haarspangen und Ketten! Wie viele von euch, war auch ich in letzter Zeit viel zu Hause und hatte somit auch etwas mehr Zeit zum Aufräumen und Ausmisten. Dabei sind mir ein paar alte Handtücher in die Hände gefallen. Deshalb möchte ich euch in diesem Monat zeigen, wie ihr diese noch zu praktischen Dingen upcyceln könnt. Ich habe zwei kleine und schnelle

Projekte für euch. Zum Ersten könnt ihr euch zusammen mit Baumwollstoffresten einfache Wischlappen z.B. für die Küche nähen. Schneidet dafür aus dem Handtuch und aus dem Baumwollstoff je ein Quadrat von ca. 20x20 cm zu. Gerne auch größer, das könnt ihr ganz individuell festlegen. Dann legt euch die beiden Stoffe rechts auch rechts und näht mit der Nähmaschine einmal ringsum, denkt dabei an einen Wendeöffnung. Stülpt alles durch die Öffnung und näht nun noch einmal knappkantig ringsum und schließt damit gleichzeitig die Wendeöffnung. Damit die Stoffschichten nicht so hin und her rutschen beim wischen, könnt ihr den Lappen nochmal diagonal absteppen. Die Frotteeseite eignet sich gut zum schrubben und die weiche Baumwollseite ist ideal zum abwischen von Oberflächen. Zum Zweiten könnt ihr euch aus den ausrangierten Handtüchern kleine Seifensäckchen für die Dusche nähen. Dazu schneidet ihr euch einen Streifen von ca. 25x10 cm zu. Achtet darauf, dass an einer kurzen Seite die saubere Kante vom

Henkel feststecken

Umkrempeln und … fertig! Handtuch dran ist, dann habt ihr schon mal einen schönen Abschluss. Die anderen 3 Seiten solltet ihr mit einer Overlock oder an der Nähmaschine mit einem Zickzackstich säumen. Jetzt klappt ihr die obere „schöne“ Kante ca. 5 cm um. Legt euch bei Bedarf noch einen Henkel (z.B. ein Stück Schnürsenkel) in Ecke ein. Klappt nun auch die andere Kante um, sodass das Säckchen ca. 11 cm lang ist. Näht die Seiten zusammen und stülpt alles durch die Öffnung. Seife rein und los geht’s. Ideal auch zum aufbrauchen von Seifenresten. Viel Spaß beim nachmachen. Wer gerne mehr über mein Sortiment und meine Arbeiten erfahren möchte, kann mich gerne wieder donnerstags von 11-18 Uhr (oder nach Absprache) in meiner Werkstatt in der Doberaner Str. 39 besuchen oder auch jederzeit im Internet. Auf meiner Seite www.iffets. de findet ihr eine Galerie und einen kleinen Online-Shop. Folgt mir gern in den sozialen Netzwerken, ich würde mich freuen. www.instagram.com/iffets_stuff www.facebook.com/iffets.stuff


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Sobald die Temperaturen steigen, die Sonne auf unser Gesicht scheint und der leichte Sommerwind sanft durch unser Haar weht, wächst bei vielen die Sehnsucht nach Meer. Wir träumen uns an lange Sandstrände oder zu einem Spaziergang über die Promenade, hören den Ruf der Möwe über unseren Köpfen und lassen unseren Blick über die Weiten des Meeres schweifen – im Einklang mit uns und dem Moment. Trendraider möchte dir dieses Urlaubs-Feeling so gut wie nur möglich nach Hause bringen und hat daher für deine MaiBox das Thema „Ocean Breeze“ auserkoren. Es erwarten dich nachhaltige und innovative Lifestyle-Produkte aus den Bereichen Fashion, Food, Wellness und Design, die das Meer zu dir bringen, wenn du gerade nicht zum Meer kommen kannst. www.trendraider.de Wir verlosen 3 x 1 TrendBox „OCEAN BREEZE“. Dazu schickt uns einfach eine Mail an gewinnspiel@0381-magazin.de. Betreff: OCEAN

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AUGEN LASERN MIT SMILE EYES: #NTWORTEN AUF DIE H Un GSTEN (RAGEN Nachdem Maria P. aus Rostock letzten Monat von ihrer Erfahrung berichtete, kommen diesen Monat nun Antworten auf die häufigsten Fragen zum Augen lasern: IST DER EINGRIFF SCHMERZHAFT? Die Smile-Methode, Femto-Lasik und die Implantation einer ICL sind für den Patienten schmerzfrei. Im Rahmen der LASEK/PRK können während der „Wundheilung“ für ca. 2-4 Tage Schmerzen auftreten. KANN JEDER OPERIERT WERDEN? Grundsätzlich kann bei einem gesunden Auge fast jede Fehlsichtigkeit mittels der modernen Laser- und Linsenoperationen korrigiert werden. Das Verfahren ist oft abhängig von der Hornhautdicke, Pupillengröße und der Vorderkammertiefe. Im Rahmen eines individuellen Beratungsgesprächs klären die Augenexperten mit euch, welche Korrektur für euch in Frage kommt. SMILE-METHODE – WORUM HANDELT ES SICH? Die SMILE-Methode ist die Augenlaserbehandlung der neuen Generation: effektiv und schonend zugleich. Inzwischen wurde die SMILE bereits 2,5 Millionen mal von über 800 Augenchirurgen weltweit erfolgreich angewandt. Sie gilt als das Augenlaserverfahren der Zukunft, da sie sehr sanft und ungleich ihren Vorgängern LASIK und Femto-LASIK minimal-invasiv ist. WELCHE KRITERIEN SCHLIESSEN EINE OPERATION AUS? Es gibt einige Kriterien, die eine OP komplett oder zeitweise ausschließen oder ein spezielles Verfahren erforderlich machen. Dazu zählen folgende Diagnosen: Hornhauterkrankungen, z.B. Keratokonus, Augenerkrankungen wie beispielsweise Grüner oder Grauer Star (Glaukom oder Katarakt), Schwangerschaft, Stillzeit, instabile Dioptrien-Werte bei Kurzsichtigen, zu geringe Hornhautdicke. WAS KANN BEI DER OP PASSIEREN? Operative Risiken wie Infektion, Instabilität der Hornhaut und eine mögliche Nachkorrektur lassen sich durch verantwortungsbewusstes Handeln und Qualitätsmanagement auf ein Minimum reduzieren, jedoch nicht völlig ausschließen. Aber für fast alle Komplikationen gibt es Lösungsmöglichkeiten, wenn sich Patient und Arzt richtig verhalten. Der Einsatz modernster Technologie sowie regelmäßige Fortbildung, die Erfahrung der Operateure und des ganzen Teams tragen entscheidend zur Risiko-Minimierung bei.

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WAS SOLLTE ICH VOR DEM EINGRIFF BEACHTEN? Verzichtet vor der Behandlung unbedingt auf das Tragen eurer Kontaktlinsen: bei weichen Linsen mindestens zehn Tage, bei harten Linsen mindestens drei Wochen. Am Tag des Eingriffes verwendet ihr bitte kein Augen-Make-up und keine Augencreme. Die Operation dauert insgesamt – inklusive der Nachuntersuchung – eine Stunde. Anschließend dürft ihr selbst kein Auto fahren, daher bringt ihr bitte eine Begleitperson mit. WAS KOSTET DER EINGRIFF? Die Kosten der Augenlaserbehandlungen oder Linsenimplantationen sind jeweils abhängig von der Methode, die bei euch angewendet wird. Alle Vor- und Nachuntersuchungen sind im Preis enthalten. Weitere Informationen zu den Kosten und einer möglichen Finanzierung erhaltet ihr bei dem Fachpersonal vor Ort. Außerdem ist die Augenbehandlung mittels Laserbehandlung oder Linsen-Operation als außergewöhnliche Belastung steuerlich absetzbar. Infos zu den Preisen: smileeyes.de/ rostock/behandlungskosten

zu gönnen. Körperliche Anstrengungen solltet ihr circa bis eine Woche nach der OP vermeiden, dann stellt eine normale sportliche Betätigung kein Risiko mehr dar. Vorsicht ist noch geboten bei Ball- und Kraftsportarten. Der Saunabesuch ist ebenfalls nach einer Woche wieder erlaubt. Auto fahren dürft ihr wieder bei zureichender Sehkraft, oft schon am Tag nach der Operation. Wartet bitte bis eine Woche nach dem Eingriff, bevor ihr wieder Augen-Make-up auftragt. Besonderheiten besprecht ihr bitte mit eurem Arzt. WIE LANGE HÄLT DAS ERGEBNIS? Das Ergebnis, wie ihr es nach der Operation erreicht, bleibt dauerhaft, wenn sich eure Augen nicht mehr weiter verändern. Daher ist es unbedingt notwendig, dass eure Fehlsichtigkeit vor einem Eingriff für eine gewisse Zeit lang konstant geblieben ist. Smile Eyes zielt mit seinen Methoden darauf ab, euch ein Leben ohne Brille zu ermöglichen. Falls jedoch nach dem ersten Eingriff noch immer eine Restfehlsichtigkeit besteht oder sich euer Auge doch noch einmal verändert, ist eine Nachkorrektur möglich. WAS GENAU SIND DIE VORTEILE DER R:(4 Ű: W&A šŽ • Hochpräzise Korrektur – auch bei starker Fehlsichtigkeit • Minimal-invasiv • Sanft und sicher • Schnelle Heilung • Bei trockenen Augen und dünner Hornhaut möglich • Hohe biomechanische Stabilität • Sport, Autofahren und Arbeiten sind am nächsten Tag wieder möglich

WIE VIEL ÜBERNEHMEN DIE KRANKENKASSEN? Private Kostenträger übernehmen in unterschiedlichem Umfang die Kosten für den Eingriff. Gesetzlich Versicherte müssen derzeit alle Kosten selbst tragen. WANN KANN ICH WIEDER ARBEITEN, SPORT TREIBEN, AUTO FAHREN, MICH SCHMINKEN? Normalerweise seid ihr am Tag nach der Operation schon wieder einsatzbereit. Empfohlen wird jedoch, sich einen oder zwei Tage Pause

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familie

„Das Empfinden, dass sich alles gut und richtig anfühlt“

eine Pflegefamilie entsteht Die Ostertage 2020 verlaufen für Familie S. noch ungewöhnlicher als für viele von uns ohnehin schon: Am Karfreitag zieht ihre kleine Pflegetochter Johanna bei ihnen ein. Ein Meilenstein in ihrem Familienleben, auch dieser ist durch die Covid-19-Beschränkungen geprägt. Trotz durchaus vorhandener beruflicher Sorgen haben die beiden Freiberufler ihre Entscheidung für ein gemeinsames Leben mit dem dreijährigen Mädchen nicht in Frage gestellt. Wir kamen kurz vor Johannas Ankunft dazu mit ihnen ins Gespräch … 0381-magazin: Wie und wann entstand der Gedanke, ein Pflegekind in Ihre Familie aufzunehmen? frau S.: Alles begann damit, dass ich vor nunmehr acht Jahren miterleben durfte, wie Freunde von mir zwei Pflegekinder bei sich aufnahmen und großzogen. Ich sah, was für eine Bereicherung das war, bei allen Höhen und Tiefen, die so ein Zusammenwachsen zu einer neuen Familie eben mit sich bringt. Ich merkte, dass ich mir auch für mich vorstellen konnte, ein Kind aufzuziehen, das - aus welchen Gründen auch immer - nicht bei seinen leiblichen Eltern großwerden kann. Als ich dann meinen späteren Mann kennenlernte, sprach ich mit ihm über diese Idee. Ich war sehr froh, dass er diesen Gedanken nicht abwegig fand. Herr S.: Mir persönlich half auch, dass ich in meiner früheren Beziehung ein gutes Verhältnis zu den Kindern meiner Partnerin aufzubauen konnte. Die Kinder und ich mochten einander sehr, obwohl wir uns nicht von Geburt an kannten. Das gab mir ein Grundvertrauen mit, dass eine Familie auf diese Weise entstehen und zusammenwachsen kann. Und als sich herausstellte, dass wir nicht ohne weiteres eigene Kinder bekommen würden, schien uns die Aufnahme eines Pflegekindes viel naheliegender als langwierige Behandlungen und Experimente.

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0381-magazin: Der Schritt von so grundsätzlichen Überlegungen zum Handeln ist ja manchmal gar nicht so einfach. Wann und wie haben Sie Ihre Pläne dann konkretisiert? Herr S. In unserem Fall gab es da keinen konkreten Auslöser. Ich recherchierte zunächst im Web und fand dabei auf der Website des Rostocker Pflege-Familien-Zentrums (PFZ) die Ankündigung einer Informationsveranstaltung in der Stadtbibliothek. Nachdem wir diese besucht haben, das muss im November 2018 gewesen sein, entschlossen wir uns recht schnell, die PFZ-Schulung für angehende Pflegeeltern zu besuchen. 0381-magazin: In diesem Kurs wurden ja nicht nur Argumente für eine Pflegschaft präsentiert, sondern auch Probleme besprochen, die dabei auftreten können – etwa im Umgang mit den Herkunftseltern. Waren die erhaltenen Informationen eher einschüchternd oder hat Sie die Teilnahme einfach nur in Ihrem Entschluss bestärkt? Herr S.: Wir fanden den Kurs insgesamt sehr hilfreich, was aber nichts daran ändert, dass Zweifel wohl dazugehören, wenn man sich

in eine Rolle als Pflegeeltern hineindenkt. Natürlich fragt man sich dann ab und an, ob man das schöne, beschauliche Leben, das man bislang führt, tatsächlich aufgeben will – für etwas, von dem man nicht genau weiß und nicht wissen kann, was einen erwartet. Und natürlich haben wir uns wiederholt gefragt, ob wir uns dieser Aufgabe gewachsen fühlen. Herausfordernd fanden wir eher, die Teilnahme an dem Kurs zeitlich zu ermöglichen: ein Abend pro Woche über ein halbes Jahr hinweg ist ja gerade für zwei Freiberufler keine Kleinigkeit. 0381-magazin: Mit dem Kurs waren Sie theoretisch schon gut auf Ihre neue Rolle vorbereitet – wie wurde es dann konkret? Herr S.: Nach dem Ende des Kurses führten wir mehrere persönliche Gespräche mit den uns betreuenden PFZ-Mitarbeiter*innen, in


familie denen wir unsere konkrete Lebenssituation genauer besprachen. Dabei wurde unsere kleine Pflegetochter Johanna zum ersten Mal erwähnt, erst nur kurz, später dann als Vorschlag an uns. Man erzählte uns erste Einzelheiten über sie, unter anderem auch, dass sie von Geburt an kleinwüchsig ist. Das war natürlich ein Umstand, auf den wir uns gedanklich erst einmal einstellen mussten, den wir dann aber gut akzeptieren konnten. Als wir Interesse bekundeten, folgte ein erstes Treffen mit der zuständigen Fallmanagerin des Jugendamtes. Wir erfuhren mehr über Johannas bisherigen Lebensweg und ihre derzeitigen Lebensumstände, bekamen ein erstes Bild von ihr in Form von Fotos – ein liebenswertes kleines Mädchen mit großen blauen Augen. Damit war eine erste gedankliche Brücke zu ihr gebaut. frau S.: Trotzdem fühlte sich alles während dieser ersten Gespräche noch sehr abstrakt an. So richtig vorstellen konnte man sich Johanna und ein Zusammenleben damals noch nicht, es war ja noch keine emotionale Bindung vorhanden. Auch die Vorstellung ein Kind aufzunehmen, das eine deutlich sichtbare Beeinträchtigung hat und möglicherweise nie ein völlig eigenständiges, unabhängiges Leben führen wird, war damals noch recht unwirklich. Das veränderte sich schlagartig, als wir Johanna dann kurz darauf persönlich kennenlernen durften. 0381-magazin: Worin genau besteht denn Johannas Beeinträchtigung? frau S.: Ihre geistige Entwicklung verläuft deutlich verzögert, so dass sie derzeit zwar schon drei Jahre alt ist, sich aber wie ein Kleinkind verhält. Und auch in ihrem körperlichen Erscheinungsbild unterscheidet sie sich erkennbar von anderen Kinder: ihr Oberkörper ist überproportional größer als ihre Beine. Das bedeutet auch, dass sie jetzt schon und später zunehmend mehr Probleme hat, einige der praktischen Alltagsdinge zu bewältigen. Das klingt so theoretisch erst einmal ziemlich extrem, verlor für uns aber schnell an Bedeutung, als wir Johanna dann persönlich kennenlernten. Schon sehr bald nahmen wir sie nicht als beeinträchtigtes Kind wahr, sondern einfach als Johanna. Wir freuen uns über jede kleine Sache, die sie neu erlernt, jede kleine Hürde, die sie bewältigt. Dabei ist für uns nicht wichtig, wie andere Menschen auf sie reagieren – für uns zählt, sie gut zu begleiten, sie so zu stärken, dass sie selbstbewusst in die Welt schauen kann. 0381-magazin: Wie verlief denn das persönliche Kennenlernen zwischen Ihnen und Johanna genau? Herr S.: Es fand im November 2019 statt. Wir besuchten sie in der Wohngruppe, in der sie bis jetzt gelebt hat. Eine sehr spezielle Situation, wir waren gleichermaßen neugierig und unsicher. Nicht nur sie musste sich an uns gewöhnen, sondern wir uns auch an sie, trotz aller vorbereitenden Infos und Bilder. Johanna hatte damals natürlich keine Ahnung wer wir sind, spürte aber,

dass etwas Besonderes vor sich ging. Sie war an diesem Tag ja nicht in der Kita und nun kamen da zwei unbekannte Menschen, die sie sehr genau beobachteten. Also blieb sie erstmal dicht bei ihrem Lieblingsbetreuer und beäugte uns vorsichtig. 0381-magazin: Wie schnell fiel nach diesem Tag die Entscheidung, dass das Pflegeverhältnis zustande kommt? Herr S.: Nach dieser ersten Begegnung gab es leider erst einmal eine längere Zwangspause, weil der Fallmanager beim Jugendamt wechselte und der neue Mitarbeiter sich in Ruhe einarbeiten wollte. Das war für uns ein Schwebezustand, der schwer auszuhalten war. Wir wussten nicht, worauf wir uns nun gedanklich einstellen konnten, sogar unser Weihnachtsgeschenk für Johanna durften wir ihr nicht überreichen. Erst im Januar konnte die Anbahnung des Pflegeverhältnisses dann weitergehen – damals begannen dann unsere regelmäßigen und immer häufigeren Besuche in Johannas Wohngruppe. 0381-magazin: War damals schon entschieden, dass Sie Johanna bei sich aufnehmen würden? frau S.: Nein, das blieb über die ersten Begegnungen hinweg noch offen. So hatten wir es vorher auch verabredet: wir entschieden zunächst immer aufs Neue gemeinsam mit dem PFZ, ob und wie das Kennenlernen weitergehen würde. Diese Regelung war für uns sehr erleichternd. Wir hatten Zeit, uns auf unsere Pflegetochter und die neue Situation einzulassen, uns selbst gründlich zu prüfen. Einige Begegnungen später empfanden wir dann beide, dass sich das alles gut und richtig anfühlt und teilten dies dann dem PFZ auch so mit. 0381-magazin: Hatten Sie schon Gelegenheit, Johannas Mutter kennenzulernen? Herr S.: Bislang gab es ein Treffen, das von einer Mitarbeiterin des PFZ begleitet wurde. Dabei ging es vor allem darum, dass wir einander kennenlernten. Dadurch dass Johannas Mutter offen und kommunikativ ist, fiel uns das leicht und war sehr hilfreich. Wir erfuhren mehr über die Hintergründe, die dazu geführt hatten, dass Johanna nicht bei ihr lebt. Und sie war uns sympathisch – auch das war dafür wichtig, sich das Pflegeverhältnis genauer vorstellen zu können. 0381-magazin: Gibt es nun schon Verabredungen, wie sich der Kontakt zur Mutter gestalten wird, wenn Johanna bei Ihnen lebt? frau S.: Noch keine konkreten. Ende April wird ein erstes Hilfeplangespräch mit dem Jugendamt stattfinden, bei dem wir unter anderem auch darüber sprechen. Aber es ist grundsätzlich klar, dass der Kontakt zu Johannas Mutter und Bruder aufrechterhalten wird. Es sollen ab und an Treffen stattfinden. Und natürlich sollen beide Johannas neues Lebensumfeld kennenlernen – wie genau das alles laufen wird, entscheiden wir dann Schritt für Schritt.

0381-magazin: Was Sie bei Ihrer Entscheidung für ein Zusammenleben mit Johanna noch nicht absehen konnten, ist die sehr spezielle aktuelle Situation. Wie hat sich die Corona-Krise bislang auf das Pflegeverhältnis ausgewirkt? frau S.: Am schwierigsten war für uns bislang, dass wir ab Mitte März Johannas Wohngruppe nicht mehr betreten durften. Wir sind vorher regelmäßig dort zu Besuch gewesen, brachten sie ins Bett, konnten erste kleine gemeinsame Rituale schaffen. Das ging nun alles nicht mehr. Es fühlte sich wie ein Schritt zurück an, die gefühlte Nähe wurde weniger, die Kleine begann sogar, wieder mit uns zu fremdeln. Eine frierend draußen verbrachte gemeinsame Stunde war eben nur ein sehr dürftiger Ersatz für ausgedehnte gemeinsame Nachmittage. Aber immerhin durfte sie auch weiterhin regelmäßig an den Wochenenden bei uns sein. 0381-magazin: Nach all dieser langen Vorbereitungszeit – anderthalb Jahre sind seit dem Infoabend in der Stadtbibliothek vergangen – zieht Johanna nun in zwei Tagen endgültig zu Ihnen. Wie fühlt sich diese Situation an? frau S.: Momentan stecken wir noch voll und ganz in den Vorbereitungen, richten ihr Zimmer fertig ein, besorgen Dinge, die sie brauchen wird. Da bleibt gar nicht so viel Zeit zum Nachdenken. Aber ein bisschen unwirklich erscheint mir das alles nach wie vor. Insofern sehnen wir nun den Moment der Ankunft herbei, weil dann das „wie wird es sein“-Überlegen endet und unser Leben zu dritt wirklich beginnen kann. Herr S.: Mir geht es ähnlich - so richtig vorstellen kann ich mir den gemeinsamen Alltag noch nicht. Natürlich wird alles anders, aber wie dies ganz konkret aussehen wird und wie wir mit der neuen Situation klarkommen werden, lässt sich ja nicht im Voraus planen. 0381-magazin: Auch die nächsten Wochen werden vom derzeitigen Ausnahmezustand geprägt sein – beispielsweise dadurch, dass Johanna nicht in die Kita kann. Wird das besonders herausfordernd für Sie? Herr S.: Wir können das ganz gut organisieren, glaube ich. Ich selbst habe zwar ein kleines Büro in der Nähe, kann aber auch von zuhause arbeiten. Meine Frau behandelt Patienten, von denen viele wegen der Pandemiesituation nicht mehr in die Praxis kommen – dadurch hat sie momentan mehr Zeit als üblich. Wir können Johanna also gut betreuen und sehen das Ganze sogar positiv: Durch die veränderte Situation haben wir jetzt mehr gemeinsame Zeit als es ursprünglich der Fall gewesen wäre, können uns in Ruhe aneinander gewöhnen und sicher schneller eine Bindung zueinander aufbauen. Natürlich gibt es trotzdem eine gewisse Unsicherheit, was die Zukunft bringen wird – allgemein und auch für uns persönlich, wirtschaftlich gesehen. Aber ich bin sicher, dass wir das alles hinbekommen, als Menschen und als Pflegefamilie. DR. KRISTINA KOEBE

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KUNST FÜR KINDER: 5 INSPIRIERENDE BÜCHER Der Unterricht fällt aus, der Sportverein hat zu und die Freunde kann man auch nicht treffen: Diese Umstände stellen viele Haushalte vor große Herausforderungen. Um die Langeweile bei den Kindern und die Überforderung bei den Eltern in Grenzen zu halten, ist gute Unterhaltung gefragt. Literaturtest stellt euch fünf Titel aus dem Midas Verlag vor, die Kindern das Thema Kunst näherbringen und sie inspirieren, selbst zu kleinen Künstlerinnen und Künstlern zu werden. TIPP 1: ART PLAY – DAS SPIEL MIT KUNST

TIPP 4: DIE WELT DER BILDER FÜR KINDER

Zeichnen, Farbe, Formen, Malen, Papier, Drucken und Muster: In 7 Kapiteln bieten sich nicht nur zahlreiche Gelegenheiten zum Mitmachen, die gezeigten Techniken fördern und formen auch künstlerische Fähigkeiten und Selbstbewusstsein. Dieses Buch ist eine Entdeckungsreise durch die Welt der Kunst, die jeden zum Künstler macht und viele erlebnisreiche und kreative Stunden bietet.

David Hockney und Martin Gayford gehen mit Kindern auf eine Reise durch die Kunstgeschichte, von ersten Höhlenzeichnungen bis zu den Bildern, die wir heute mit unseren Smartphones und auf dem Computer erzeugen. „Die Welt der Bilder für Kinder“ führt die Leser*innen durch die Geschichte der Kunst, von den frühen Höhlenzeichnungen bis zu den Bildern, die wir heute auf dem Computer oder auf unseren Smartphones erzeugen. Aufbauend auf dem gleichnamigen Bestseller für Erwachsene findet sich hier ein unterhaltsames Gespräch des Autors Martin Gayford mit dem Künstler David Hockney. Die Illustrationen von Rose Blake untermalen die Erzählungen der Autoren, um die Geschichte der Kunst einem jungen Publikum nahezubringen.

Marion Deuchars ART PLAY – Das Spiel mit Kunst Midas Collection, 224 Seiten Klappenbroschur, 24,90 Euro ISBN 978-3-03876-102-0

TIPP 2: EINE REISE DURCH DIE KUNST Diese spannende Reise durch die Weltgeschichte startet in den Höhlen von Nawarla Gabanmang im Jahr 35.000 vor Christus, führt zum ins blühende Florenz während der Renaissance um 1500 und ins energiegeladene New York der 1950er Jahre. Die Reise verläuft chronologisch, führt aber um die ganze Welt und legt den Fokus auf entscheidende Momente der Weltgeschichte, wichtige Kunstbewegungen und besonders bedeutende Meisterwerke und Interessen. Aaron Rosen – Eine Reise durch die Kunst und die Weltgeschichte Midas Collection 144 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro ISBN 978-3-03876-124-2

TIPP 3: MALEN UND ZEICHNEN WIE DIE GROSSEN KÜNSTLER Dieses Mitmach-Malbuch richtet sich an Kinder und Erwachsene, die mehr über Künstler wie Kandinsky, Klimt oder Warhol erfahren möchten. Es ermöglicht den Leser mit ihrem Beistift im Geiste von Paul Klee zu spazieren, mit Farben wie Joan Miró zu experimentieren oder ein eigenes surreales Kunstwerk zu schaffen. Marion Deuchars – Malen und Zeichnen wie die großen Künstler Midas Collection 240 Seiten, Klappenbroschur, 24,90 Euro ISBN 978-3-907100-56-1

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David Hockney / Martin Gayford Die Welt der Bilder für Kinder Illustrationen von Rose Blake Midas Kinderbuch 128 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro ISBN 978-3-03876-144-0

TIPP 5: VINCENTS STERNENNACHT: EINE KUNSTGESCHICHTE FÜR KINDER Diese Geschichte der Kunst beginnt mit dem Löwenmenschen vor 40.000 Jahren in einer Höhle in Deutschland und endet mit Ai Weiwei auf einem Fußweg in Peking im Jahr 2014. In der Zwischenzeit treffen wir über 50 Künstler an allen möglichen Orten: an einem Berg, in einem Steinbruch und mitten in der Wüste, in Hütten und Dampfbooten, Palästen und Gräbern – und natürlich in Ateliers und Werkstätten. Das Buch enthält Reproduktionen berühmter Kunstwerke, eine kurze Zeitachse wichtiger Ereignisse und besondere Doppelseiten über für die Kunst wichtige Orte. Michael Bird / Kate Evans Vincents Sternennacht Eine Kunstgeschichte für Kinder Midas Collection 336 Seiten, Hardcover, 29,80 Euro ISBN 978-3-03876-100-6


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Tierisch was los im Zoo Rostock!

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Zu Besuch bei den Säbelschnäblern

äbelschnäbler, Gänsesäger, Kampfläufer & Co. – zwölf verschiedene Vogelarten leben in der Seevogelvoliere im Zoo Rostock. Auf über 2.000 Quadratmetern haben die mehr als 100 Tiere hier ausreichend Platz. Gestalterisch ist die begehbare Voliere mit einer großen Felswand, Strandsand und Kieseln, der Bepflanzung mit Schilf, Sanddorn und Strandhafer sowie zahlreichen Wasserflächen an den Lebensraum der Wasservögel angepasst. Säbeln und Mähen im Wasser Säbelschnäbler werden nur rund 45 Zentimeter groß und sind mit rund 350 Gramm nicht besonders schwer. In Europa, Asien und Afrika weit verbreitet, besiedeln die Vögel flache Brack-,

Salz- und Süßgewässer. Auf dem Speiseplan der Säbelschnäbler stehen vorrangig Insekten, Würmer, kleine Krebse und Fischbrütlinge, die sie beim sogenannten Säbeln oder Mähen aus dem Wasser fischen. Bei der Futtersuche führen sie ihren langen, gebogenen Schnabel seitlich durch das Wasser oder den Schlick. So wirbeln sie ihre wirbellosen Beutetiere auf. Beim sozialen Säbeln stellen sich die Vögel zur gemeinsamen Futtersuche nebeneinander auf. Die Nester der Säbelschnäbler sind flache Mulden, die sie mit Gräsern und kleinen Zweigen auskleiden. Bei der rund 25-tägigen Brut wechseln sich die Männchen und die Weibchen ab. Schauspielerisches Talent beweisen die Säbelschnäbler, wenn Nesträuber auftauchen.

Dann bewegen die Vögel sich hinkend und krächzend von ihrem Nest weg und täuschen dem Feind so vor, leichte Beute zu sein. Säbelschnäbler haben eine Lebenserwartung von rund 15 Jahren. Die imposante Seevogelvoliere hat im vergangenen Jahr übrigens schon ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Damals wie heute bekommen unsere Besucherinnen und Besucher hier faszinierende Einblicke in die Welt der Seevögel. Herzliche Grüße,

Ihr Udo Nagel

Säbelschnäbler im Zoo Rostock (Zoo Rostock/Seemann)

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bühne

Zwischen Tüll und Corona

Kostümassistentin Jana Maaser

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Viel Freude bringt ihr die Vielseitigkeit des Berufs: „Ich kann hier nicht nur das machen, was mich schon immer begeistert hat, sondern arbeite auch mit vielen verschiedenen Menschen zusammen.“ Das fordert Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis und Flexibilität. „Genau diese Herausforderungen machen mir Spaß: Erkennen, welchen Stil die KostümbildnerInnen haben und dann mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, ihre Vorstellungen umsetzen.“ Für die auch privat Modebegeisterte bedeutet das, Kleidungsstücke aus dem Fundus umzufärben, Kostüme mit Staub oder Schmirgelpapier zu bearbeiten sowie Materialien zu recherchieren und einzukaufen. Auch im Umgang mit den DarstellerInnen beweist sie ihre Fähigkeiten: „Manchmal gehe ich Kostümteile für die Ensemblemitglieder shoppen. Ihre Größen habe ich eigentlich im Kopf und weiß auch, was sie an Materialien bevorzugen. Ich vergreife mich da selten.“ Diese Zusammenarbeit mit Menschen macht einen wichtigen Teil ihres Jobs aus. Durch die Corona-Pandemie hat sich das nun verändert. Während Absprachen sonst

persönlich stattfinden, laufen diese nun über WhatsApp und per Mail. „Dabei habe ich erst kürzlich viele schöne Sachen gekauft, die ich jetzt so gerne gezeigt hätte. Das geht aber leider nicht“, bedauert sie. Auch auf den Bühnenauftritt der fertiggestellten Kostüme, wie zum Beispiel für die Oper „Eugen Onegin“, muss sie vorerst verzichten. „Da bricht einem schon das Herz. Das Gesamtergebnis auf der Bühne und die Reaktionen des Publikums zu sehen, ist wie ein Abschluss für uns und gleichzeitig auch eine zusätzliche Belohnung.“ Dabei haben es ihr zwei Kostüme aus dieser Produktion besonders angetan. „Die Kleider von Olga und Tatjana wurden aus einem dickeren Stoff genäht, was sie schön winterlich aussehen lässt.“ Nun kommen die fertigen Kostüme zur sicheren Aufbewahrung erstmal in den Fundus. Etwas Positives kann Jana Maaser der Veränderung trotzdem noch abgewinnen: „Es ist ruhig geworden. Das nutze ich jetzt, um meine Lager, wie den Stoff-, Schmuckund Schuhfundus, aufzuräumen und die Bestände gründlich zu kontrollieren.“ Richtig glücklich wird sie aber erst, wenn in der Kostümabteilung wieder Betrieb herrscht.

Foto: Dorit Gätjen

s ist das erste Mal in der langen Karriere von Kostümassistentin Jana Maaser, dass „ihre“ frisch genähten Kleider nicht auf die Bühne, sondern ungetragen in den Fundus wandern. Denn Corona bedeutet für das Theater: Premieren werden auf unbestimmt verschoben, Kostüme und Ausstattung müssen „überwintern“. In normalen Zeiten kümmert sich Jana Maaser um den Einkauf von Materialien, bearbeitet Kleidungsstücke, setzt mit ihren KollegInnen die Ideen der KostümbilderInnen um und betreut die Proben bis zur Premiere. Doch der Reihe nach: Am Anfang ihrer Karriere hätte sie sich gar nicht vorstellen können, ihre Leidenschaft für Textilien und Stoffe am Theater auszuleben. „Schon als Kind habe ich beim Lesen von Märchen die Brokatkleider der Prinzessinnen vor mir gesehen. Ich wollte Modedesignerin werden, habe früh mit dem Nähen angefangen und dann eine Schneiderausbildung absolviert“, erzählt die heute 50-Jährige. Nach 1989 orientierte sie sich um, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. „Aber es hat mich doch wieder zu den Textilien zurückgezogen.“ Als Kostümassistentin hat sie am Theater ihre Erfüllung gefunden.


bühne

Fotos: Dorit Gätjen, Thomas Häntzschel

Bis zum Spielzeitende am 20. Juni zeigen wir leider keine Vorstellungen. Doch auch diese Zeit geht vorbei. Wir sehen uns!

MAI 2020


literatur

Drei Zimmer, Küche, Elefant Tina Küchenmeister schreibt über ihre Kindheit im Rostocker Zoo Wenn du in einer Wohnung im Rostocker Zoo aufwächst und dein Papa mit dir zum Geburtstag ins Elefantengehege geht, um deinen Freunden etwas Besonderes zu bieten, dann solltest du darüber ein Buch schreiben. Das hat sich auch Tina Küchenmeister gedacht. Die heutige Leipzigerin lebte in Australien und Neuseeland, reiste mit einem Wohnmobil durch Europa und schloss ihr Studium in Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig ab. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin und Podcastproduzentin. Wir haben mit ihr über ihr Buch „Drei Zimmer, Küche, Elefant“ gesprochen. Jörg Küchenmeister (links) war Elefantenpfleger im Rostocker Zoo. Im Buch erzählt Tina unter anderem von einem Geburtstag mit ihren Freundinnen und dem Besuch im Gehege der Elefanten.

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ie Kinos sind geschlossen und unser Freund aus den „Känguru-Chroniken“ revolutioniert mit einem frühzeitigen Online-Start wahrscheinlich den Cineastenmarkt. Die Buchmessen und -läden sind ebenfalls geschlossen. Eine Revolution gibt es aber nicht, sondern meist nur lange Autorengesichter, die ihre Werke zum Beispiel in Leipzig einem Publikum präsentieren wollten und dies nicht konnten. Eine von ihnen ist Tina Kü-

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chenmeister, die mit ihrem Buch „Drei Zimmer, Küche, Elefant“ zumindest eine kleine Lesung in ihrem Freundeskreis gemacht hat, bevor das kulturelle Leben zum Stilstand kam. Die heute 31-Jährige erzählt in ihrem Buch die Geschichte ihrer Familie und vor allem von ihrem Verhältnis zu ihrem Vater Jörg Küchenmeister, der als Elefantenpfleger im Rostocker Zoo arbeitete. Sie thematisiert auf sehr emotionale Weise, wie ein Tumor in seinem Kopf entdeckt wird

und er nach zwischenzeitlicher Genesung am Ende des biographischen Romans verstirbt. Die Möglichkeit, diesen traumatischen Einschnitt in ihrem Leben mit einem Buch zu verarbeiten, gab ihr der Edition Michael Fischer Verlag aus München. Eine Lektorin des Hauses hatte ein Protokoll auf Zeit.de gelesen, welches die Geschichte von Tina in Kurz präsentierte. „Ich habe das gar nicht ernstgenommen. Ich bin nach München gefahren und habe mich mit der Lektorin getroffen. Sie wollte, dass ich über mein Leben im Rostocker Zoo schreibe. Und wenn man so etwas auf einem Silbertablett serviert bekommt, nimmt man es an. Ich hatte Ambitionen und habe aus dem Kalten heraus angefangen.“ Entstanden ist ein Buch in zwei Teilen. Die erste Hälfte erzählt von Tinas Kindheit und ihrer Schwester Lisa, wie sie gemeinsam mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung auf dem Zoo-Gelände aufwachsen. Gespickt mit kleinen Abenteuern und viel kindlicher Empfindung. Ihr gegenüber steht der zweite sehr emotionale Teil. Dieser wird eingeleitet von der schweren Krankheit von Jörg, die gleichzeitig die Familie entzweit, bis sie sich am Ende neu wiederfinden. Es ist eine Geschichte des Erkennens. Erkennen, dass die „Helden“ unserer Kindheit Menschen mit Fehlern sind, denen wir lernen müssen, zu verzeihen. Um ihre Geschichte aufzuschreiben, lieh sich Tina den alten Bus eines Freundes. „Ich brauchte es so schön wie möglich. War in Rostock, auf Rügen. Habe mich eingeigelt und versucht, meine Gedanken zu ordnen. Ich habe so viele Türen in meinen Kopf geöffnet. Es war eine ganz besondere Zeit, als ich ganz frei mit dem Bus an der Ostsee unterwegs war. Für mich war auch von Anfang an klar, dass ich über die Kindheit im Zoo nur schreiben kann, wenn ich auch vom Tod meines Vaters erzähle. Die Trauer wurde dadurch nochmal viel präsenter. Ich hing lange an ihr fest und konnte


literatur damals getrennt haben, ist sie irgendwann zu ihm und hat mit sechzehn eine Lehre im Zoo angefangen. Wir sind sehr unterschiedlich und je älter wir wurden, desto mehr haben wir uns auseinander entwickelt. Jetzt verstehen wir uns sehr gut. Es wird sich zeigen, wie sie damit umgeht, an dem Ort zu sein, wo er immer war. Deswegen war ich auch so gespannt, wie sie auf meine Geschichte reagieren würde. Meine Familie hat das fertige Buch zeitgleich mit der Lektorin bekommen. Über den Sommer, in dem ich geschrieben habe, hat es niemand zu lesen bekommen. Es war sehr entblößend und alle stehen mit ihren Klarnamen drinnen. Da ist es nochmal aufregender zu sehen, wie sie reagieren. Meine Mutter, Schwester, Stiefmutter und meine Lektorin fanden es sehr schön. Meine Familie hat meinen Papa auch herauslesen können. Es ist schön, ihm so ein Denkmal zu setzen.“ Tina ist bedingt durch ihren Bruder und ihre Schwiegermutter auch heute noch regelmäßig im Zoo, hat aber mittlerweile eine andere Bindung. Auch wenn es keine Elefanten mehr gibt, spaziert sie noch immer die Wege entlang und ist einfach da. „Ich denke, dass es im Sommer im Zoo eine Lesung geben wird. Ich hatte auch Kontakt zur anderen Buchhandlung, also es war schon einiges in der Pipeline. Aber auch hier müssen wir einfach abwarten.“ ANTJE BENDA

Buchtipp aus der alten Büdnerei vogelhälse Kai Maruhn Verlag duotincta Vogelhälse. Erinnerungen, klitzekleine Momente, die jeder kennt. Zu schnell vorbei, als das man sie anhalten oder gar als Geschehnis erzählen könnte. Gefühle zum Nachlesen und Wiederempfinden. „… Lichtstreifen zogen durch den fallenden Staub , durch die dünnen Fenster auf die großen, abgeflachten, gebogenen und zertretenen, gebrochenen Fußbodenplatten des Gangs und fielen zu Boden, zeigten aufleuchtend im Gegenlicht flackernd das fallende Stroh,…“ Momente sprachlich eingefangen „… die Arme, die Hände in den Regen gehalten und im Regen gedreht, die Handflächen geöffnet … sie atmete tief und drehte sich voller Erleichterung und Bewunderung und voller Lachen um und sagte, nicht laut, mit ihren vollen Lippen wie schön. Es duftete und wie ein Schauer brach der Regen ab.“ Und vorbei, der eingefangene Moment. Ein Roman für die, die vergeblich versucht haben, den Reißverschluss ihrer Federtasche zu schließen, weil sie „die Stifte nicht in die dafür vorgesehenen Schlaufen geschoben, wie man dies tat und wie man dies hätte tun sollen, wie sich das gehörte ..." Kai Maruhn scheint ein ewig genießender Beobachter, wie sonst könnten so viele Adjektive für nur eine Sache Verwendung finden. Wunderschön durchzulesen und auch immer wieder hineinzulesen, um einen Moment wieder zu erleben. (Das ausgelesene Buch liegt auf dem

Nachttisch und wenn ich es ansehe, kommen Träume und duftende Erlebnisse heraus.) Rezension: Kristin Schröter LASSE DIR ZEIT UND NIMM UMWEGE SCHREIBWERKSTATT FÜR LITERATUR Am Anfang steht eine Idee. Doch wie gelangt man von dort zu einem fertigen literarischen Text? In dieser zweitägigen Schreibwerkstatt wird man sich in einer kleinen Gruppe in gemütlich-kreativem Ambiente zunächst, in Form eines Impulsgesprächs, mit der Frage befassen, welche „Grundzutaten“ jede Geschichte braucht. Anschließend wird genug Zeit sein für das eigene literarische Ausprobieren, das unter dem Thema stehen soll: „Hab Zeit und nimm Umwege“. Für diesen Kurs sind keine Vorerfahrungen im literarischen Schreiben nötig. Aber natürlich sind auch „erfahrenere“ Schreibende herzlich willkommen. Leitung: Dr. Moritz Hildt Ort: Alte Büdnerei, Kühlungsborn Datum: Sa, 20.6. und So, 21.6.2020 Teilnahme: 89 Euro p.P. (mind. 3, max. 7 P.) Anmeldung: bis 31.5.2020 unter cafealtebuednerei@t-online.de oder kontakt@moritzhildt.de

Lektüretipp Unsere Beschäf tigu ngsverhä ltn isse verändern sich zurzeit drastisch. In den Nachrichten wird über die Bezeichnung „systemrelevante Berufe“ diskutiert und versucht, Verantwortung und Bezahlung in Relation zu setzen. Passend dazu erscheint im S. Fischer Verlag jetzt ein Gesellschaftspanorama mit dem simplen Titel „Arbeit“. Geschrieben hat es Thorsten Nagelschmidt, seines Zeichens Autor und Frontmann der Band „Muff Potter“.

Foto: Verena Brüning

der Sache dadurch ein Gegengewicht geben.“ Tinas Vater war bereits zwei Jahre tot, als sie 2019 mit dem Schreiben des Buches begann. „Es war auch total schön, ihn damals, als er krank war, zu begleiten und dass er auch in der ZooWohnung bis zum Ende bleiben durfte. Meine Stiefmutter und mein kleiner Bruder Simon leben bis heute da. Sie dürfen, solange Udo Nagel Direktor im Zoo ist, auf jeden Fall bleiben, sie haben Duldungsrecht. Ich selbst habe mit den Jahren festgestellt, dass ich eher zu einem Vagabundenleben tendiere. Das Buch hat es aber nochmal verändert.“ Heute ist Tina in Leipzig zuhause und arbeitet als Podcastproduzentin, legt als Hip-Hop-DJ auf Festivals und Partys auf und hat ihr Buch veröffentlicht in einer Zeit, die die Welt kulturell zum Stillstand gebracht hat. „Wir hören nicht auf, zu arbeiten, aber es ist halt trotzdem gerade für alle schwierig. Wenn es Firmen nicht gut geht, streichen sie auch Marketing. Und meine Gigs als DJ sind komplett offen. Ich sollte auf der Fusion und dem Female Focus Festival auflegen. Wir werden sehen, wie es weitergeht.“ Ihre Schwester Lisa hingegen ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten, was auch im Buch nachzulesen ist. Am ersten April hat sie im Rostocker Zoo wieder angefangen, zu arbeiten. „Wir waren ein Jahr auseinander. In dem Buch liest man, wie wir uns entfernen und wieder zueinander finden durch unseren Papa. Die Geschichte mit ihm schweißt zusammen. Als sich unsere Eltern

Aus einem Dutzend verschiedener Perspektiven schildert der Roman eine Freitagnacht zwischen Berlin Kreuzberg und Marzahn. Während sich Geschäftsführer Sheriff um die streitenden Dauergäste in seinem Hostel kümmert, ist Türsteher Ten vor der Clubtür gezwungen, seine familiäre Situation zu überdenken und der Taxifahrer Bederitzky lässt sich zu einer Fahrt ins verhasste Halle an der Saale überreden. Es kommt zum zweiten Überfall auf einen Späti, einem aufsehenerregenden Fahrradunfall, der ersten Drogeneskapade eines längst Abstinenten. Ein Buch wie ein Kurztrip in die Hauptstadt, der die Frage aufwirft: Auf wessen Kosten verändert sich eine Stadt, die immer jung sein soll? Für wen bedeutet das noch Freiheit, und wer macht hier später eigentlich den ganzen Dreck weg? Thorsten Nagelschmidt, 1976 in Rheine geboren, ist Schriftsteller, Musiker und Künstler. Er ist Sänger, Texter und Gitarrist der Band Muff Potter. Seit 2007 gab er Hunderte von Lesungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und unterstützte internationale Autoren wie Irvine Welsh und John Niven auf deren Lesereisen. Seit Anfang 2017 ist er Gastgeber der Lese-&Labershow „Nagel mit Köpfen“. Am 26. Mai sollte Thorsten Nagelschmidt eigentlich im Literaturhaus Rostock auftreten, dieser Termin musste in den Herbst verschoben werden. Thorsten Nagelschmidt: Arbeit Fischer Verlag, 2020, 332 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 22,00 Euro Hierbei handelt es sich um einen Literaturtipp aus dem Literaturhaus Rostock. Weitere Literaturtipps für die Zeit der Kontaktbeschränkung findet ihr auf www.literaturhaus-rostock.de

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musik toc AUS r o s

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Modicum of Hope Das, was am Ende übrig bleibt, soll nach dem Apostel Paulus Glaube, Liebe und Hoffnung sein. Die Rostocker Band Modicum of Hope hält sich vor allem an die Hoffnung und trägt aus diesem Grund den Anker als Symbol mit sich. Wohl auch das Naheliegendste, wenn die Musiker direkt an der Küste ihren Pop verbreiten. Sängerin Vicky und Schlagzeuger Norbert hatten sich mit unserer Redakteurin Antje Benda zu einem Kaffee getroffen und über ihre Musik gesprochen.

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odicum of Hope (MoH) bedeutet ein Fünkchen Hoffnung zu haben. Ein Gefühl, dass ich durchaus spürte als ich in der Rostocker Sonne saß und über die Musik der Band nachdachte. Ich wartete am Neuen Markt auf Vicky und Norbert. Hoffnung: ein Thema, dass sich durch die ganze Musik der Band trägt. Und obwohl ihre Mitglieder vorrangig „seriöse“ Berufe wie Lehrer und Bänker ausüben, sprechen sie von fernen Ländern und dem Ying in unserem Yang. Afrikanische Klänge, treffen auf poppige Beats und doppelten Gesang. Ende letzten Jahres haben MoH ihr Debütalbum „Accord of Colours“ online released und warten jetzt darauf, auf die Bühne zu gehen. 2016 offiziell zusammengefunden, liegt der Anfang der Band weiter zurück, erzählt Vicky, während sie sich schon neben mir sitzt und einen Kaffee ordert: „Ich habe als Jugendliche angefangen Gedichte zu schreiben und daraus sind dann Songs geworden. Du musst dazu wissen, dass unser Gitarrist Felix und ich in Brandenburg auf dem gleichen Gymnasium waren und seit 2010 zusammen Musik machen. Wir haben klassisch mit Covern angefangen und uns [lacht] ‚Mother and Son‘ genannt. Das hat ganz gut unsere Beziehung beschrieben, da Felix um einiges jünger ist als ich.“ Die ersten zwei Titel nahmen sie 2017 in einem Tonstudio auf. Dazu brauchten sie noch einen Schlagzeuger. Damals half ihnen Max aus. Seit Ende 2018 übernimmt Norbert die Trommeln. Er ist von ihnen der einzige Berufsmusiker und verdingt sich als Musiklehrer an der „Rock & Pop Schule“ in Rostock und der „Kreismusikschule Nordvorpommern“ in Ribnitz. Das besondere an MoH ist zudem, dass sie nicht nur eine

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Gesangsstimme haben, sondern zwei. Franki beschert der Gruppe den Doppelgesang. „Unser Song ‚Modicum of Hope‘ bietet sich total an, dass man ihn zweistimmig singt. Damals habe ich sofort an meinen Kumpel Franki gedacht. Der hatte bei mir auf der Hochzeit gesungen. Er deckt super die tiefen Töne ab und ich - mit meinem Sopran - die hohen. Und sind wir mal ganz ehrlich, wenn man nur einen Sänger hat, wird es irgendwann langweilig.“ Das wird es bei ihrer Musik definiert nicht. So findet ihr bei dem Titel „Schlaf Liebe, Schlaf“ zu Beginn ein sogenanntes Mantra in Sanskrit (heilige Sprache Indiens). Nur eine Sprache, die neben dem Englischen und Deutschen auftaucht. „Ich habe Mantramusik für mich entdeckt, dabei wiederholt man einen Text immer wieder. Das dient der Meditation. Ich habe festgestellt, dass ich danach total energiegeladen bin. Und fand es interessant, dies in die Musik mit einzubauen.“ Der Song „Mother Lion“, den Vicky für ihre Kinder geschrieben hat, enthält ebenfalls ein solches Mantra in afrikanischer Sprache. Es besagt, dass zwei Meere aufeinander treffen und wir genau diesen Moment des Auftreffens genießen sollen. Die Inspiration dazu brachte Franki aus seinem Afrikaurlaub mit. 2019 standen sie gemeinsam unter anderem mit Range of Movement auf der Bühne beim Landesrockfestival. MoH haben zwar keinen Preis mit nach Hause genommen, aber ein sehr gutes Feedback von der Jury. Aus diesem Grund zählen sie diesen Auftritt auch zu einem ihrer wichtigsten. Ein weiterer war der Hansetag auf dem Neuen Markt, wo der ein oder andere ältere Zuhörer Titel auf deutsch verlangte. „Wenn ich auf deutsch schreibe,

entstehen eigentlich nur Balladen wie bei ‚Schlaf Liebe, Schlaf‘. Es ist für mich schon eine Herausforderung auf deutsch zu schreiben. Ich war ein halbes Jahr in Australien und kann sehr gut Englisch. Deswegen kann es sein, dass ich ein kleinen Hang dazu habe. Darüber hinaus haben wir uns vorgenommen nicht zu lamentieren, sondern immer einen Hoffnungsmoment mitzutragen. Man schreibt ja häufig Texte, wenn es einem schlecht geht. Wenn ich das in den Songs ablade , dann heilt mich das nicht. Deswegen positiv und das funktioniert sehr gut in Englisch“, erklärt Vicky. Positiv versuchen sie auch den Fakt zu nehmen, dass Felix und Nils (Bass) die Band verlassen haben. Die beiden Musiker stehen kurz vor ihrem Studienabschluss und haben nun wenig Zeit. Franki, Vicky und Norbert suchen nun Ersatz an Gitarre und Bass, was gerade der Lead-Sängerin nicht leicht fällt. „Ich habe seit Dezember eine Art Liebeskummer durchlebt. Felix ist einer meiner besten Freunde und wir machen seit Jahren Musik. Wir sind musikalische Seelenverwandte, deswegen ist es für mich besonders schwer, ihn ziehen zu lassen. Wir schauen mal, zu dritt ist auf alle Fälle eine Option. Und spannend ist auch, wie sich die Songs nachher anhören, wenn wir neue Musiker dabei haben. “ Jetzt ziehen sie sich erst mal zurück, kleben ihre zerrissenen Flügel und kehren dann wie Ikarus zurück auf die Bühne. Zu dritt, mit neuer Besetzung, einem Video zu ihrer Single „Pebbel“ oder oder? Die Fragen stehen im Raum und werden wohl erst beantwortet sein, wenn sich Covid19 verabschiedet hat. ANTJE BENDA

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Power off für Kulturbetrieb Das Ergebnis ist verheerend. Zehntausende Kultur- und Kreativschaffende haben mit der Ausbreitung der Corona-Pandemie ihre unmittelbaren Einkommensmöglichkeiten verloren. Nicht nur die Clubbetreiber sind in der Coronazeit in eine schwierige Situation gelangt. Besonders die Soloselbstständigen also die Barkräfte, Garderobenpersonal, Tontechniker, Security, Caterer, Bühnenhelfer, Grafiker, Reinigungskräfte und natürlich die Künstler selbst, ob als DJ oder als Musiker haben Ihre Arbeit verloren. Ohne Veranstaltung wird Ihre Arbeit nicht gebraucht und ohne Arbeit gibt es auch kein Geld. Die Lage ist existenzbedrohend. Im April gründete sich der Landesverband für Clubs und Livespielstätten für Mecklenburg-Vorpommern und wir sprachen mit Johanna Treppmann vom Verein. 0381-magazin: Warum hat sich der Verband gegründet? johanna treppmann: Die Idee eines Landesverbandes ist schon etwas älter. Schon seit über einem Jahr wurden Vorbereitungen dazu getroffen, Gespräche mit Clubs geführt und sich mit anderen Landesverbänden ausgetauscht. Ziel ist es, dass Clubs sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam für Forderungen einstehen können. Das Netzwerk bietet eine Plattform für Wissenstransfer untereinander und zum Künstler*innenaustausch, setzt sich aber auch für den Erhalt von Einrichtungen ein. Die heranrückende Gentrifizierung hinterlässt auch in MV ihre Spuren. Kultureinrichtungen müssen um ihre Standorte bangen, denn im Club von gestern kann morgen schon ein Bürokomplex entstehen. Jetzt kam die Corona-Krise, die die Gründung des Verbandes beschleunigt hat und die bestehenden Probleme nochmal verstärkt hat. Wir wollen allen Livespielstätten helfen und dafür sorgen, dass die Clublandschaft MVs divers bleibt und nicht durch das Clubsterben ausdünnt. 0381-magazin: Wer ist alles bei Euch im Verbund Mitglied? johanna treppmann: Zur Zeit sind ca. 30 Einrichtungen aus ganz MV bei uns Mitglied. Darunter sind Einrichtungen aus Rostock, wie der Stadtpalast, der M.A.U. Club, das JAZ, der Zwischenbau oder der ST Club, aber auch Einrichtungen aus Schwerin und Stralsund oder dem ländlichen Raum, wie Bergen auf

Rügen, sind vertreten. Wir wachsen ständig und stehen im Kontakt mit weiteren Einrichtungen. Ziel ist es, ein möglichst großes Netzwerk aufzustellen. 0381-magazin: Welche Möglichkeiten haben die Clubs aktuell um Geld zu erwirtschaften? Bzw. welche staatlichen Hilfen können Sie in Anspruch nehmen? johanna treppmann: Die Clubs stehen aktuell ohne Einnahmen da, haben aber weiterhin alle Ausgaben. Angefangen bei Miete, Versicherungen oder Personalkosten, sehen sich viele Einrichtungen von den Kosten erdrückt und sind verzweifelt. Viele haben Spendenaktionen ins Leben gerufen, so auch wir. Durch eine Bündelung der Spenden und die Aufteilung auf betroffene Spielstätten wollen wir auch die finanzielle Unterstützung kleiner und mittelständischer Einrichtungen erwirken, die ohne eine große mediale Reichweite schnell in Vergessenheit geraten. Bisher konnten die Clubs Soforthilfemaßnahmen der Wirtschaft in Anspruch nehmen, die zwar die Insolvenzen erster Clubs verhindern konnte, in der Wirkung jedoch die Probleme nur verschoben haben. Kredite helfen den Betrieben leider nicht weiter, da die Kapitaldecke und Liquidität der Clubs in MV gering und saisonal schwankend ist. Diese können auch nicht aus den laufenden Umsätzen getilgt werden, da sie sich nicht bei der Wiedereröffnung verdoppeln können. Das Publikumsverhalten lässt sich hierfür nicht abschätzen und die Raumkapazitäten auch nicht erweitern. Für diese Problematik haben wir bereits einen Lösungsansatz entwickelt, mit dem wir an die Politik treten. 0381-magazin: Was macht Ihr in der Zeit, in der es keinen Veranstaltungsbetrieb gibt? johanna treppmann: Zur Zeit touren wir mit unserem Livestream durch das Bundesland. Jeden Samstag stellen wir ab 20 Uhr auf unserer Facebookseite einen Club aus unserem Verband vor. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und halten Interviews mit den Künstler*innen und Clubbetreiber*innen. Der Stream endet dann mit einem DJ-Auftritt oder einem Live-Konzert. So haben wir die Möglichkeit den Zuschauer*innen ein bisschen Tanzfläche ins Wohnzimmer zu bringen, aber auch auf die aktuelle Problematik aufmerksam zu machen. Hier versuchen wir auch mit der Politik ins Gespräch zu kommen,

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um Unterstützung für unsere Einrichtungen zu erwirken. 0381-magazin: Die Realität könnte noch bis in den Herbst sein, das es auch noch weiter ein Abstandsverhalten im Freizeitbereich geben wird. johanna treppmann: Diese Reglung wäre ist im Nightlife nicht vorstellbar. Eine längere Schließung für den Clubbetrieb müsste zwangsläufig zu einer Geschäftsaufgabe führen. Wie lange können das die Clubs aushalten? Die Kultureinrichtungen hat der Shutdown zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt getroffen. Das Clubgeschäft ist saisonalen Schwankungen ausgesetzt, die meisten Umsätze machen die Einrichtungen im Frühjahr und gegen Ende des Jahres. Hier sparen sich die Einrichtungen einen Puffer an, mit dem sie dann über die umsatz- und besucherschwachen Sommermonate kommen. Durch die Schließung Mitte März war das nicht möglich. Eine kürzlich von uns durchgeführte Umfrage unter den Clubs prognostiziert verheerende Auswirkungen aus die mecklenburgische Clublandschaft: 64% der Clubs gaben an, dass sie bis Ende Juli ihren Betrieb am Leben erhalten könnten, die restlichen 36% würden dann im September/Oktober mit ihren Schließungen folgen. Diese Ergebnisse betonen die Bedrohlichkeit der Lage. 0381-magazin: Wie kann man Euch helfen? johanna treppmann: Wir haben eine Spendenaktion ins Leben gerufen, mit denen wir den Clubs schnell und unbürokratisch unter die Arme greifen wollen. Hier ist schon einiges zusammengekommen und wir freuen uns über jede Spende! An dieser Stelle würden wir uns auch gerne dafür bei allen Unterstützer*innen bedanken. Wir freuen uns auch über all das positive Feedback, dass wir für Aktionen wie den Livestream bekommen, und über alle, die jeden Samstag einschalten. Das bestätigt uns in unserem Vorhaben und bestärkt, welchen wichtigen Beitrag die Clubkultur im gesellschaftlichen und sozialen Leben vieler tausend Menschen im Land leistet. bet terplace.me/ret tet-unsere-clubs-undlivespielstaetten-in-mv facebook.com/kulturwerkmv


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ernst barlach

ein echtes nordlicht

G

eboren wurde er im Januar 1870 im holsteinischen Wedel. Seine künstlerische Ausbildung beginnt 1888 an der allg. Gewerbeschule Hamburg, wo er zunächst zum gewerblichen Zeichenlehrer ausgebildet wird. Später wechselt er in die Bildhauerklasse und 1891 an die königliche Akademie der Künste zu Dresden. Nur ein Jahr später wird er dort Meisterschüler bei Robert Diez. Nach seinem Abschluss folgen ein Studienaufenthalt in Paris, erste Schreibversuche und plastische Arbeiten in Hamburg Altona. Aufgrund einer schweren Identitäts- und Lebenskrise reist er 1906 mit einem seiner Brüder ins südliche Russland, die heutige Ukraine. Die Erlebnisse dieser Reise schreibt er in einem Tagbuch nieder, das 1912 unter dem Titel „Eine Steppenreise“ veröffentlicht wird. Er fertigt außerdem eine Vielzahl an Skizzen die seine Faszination für die einfachen Leute zeigen. Meistens sind es russische Bauern und Bettler, deren ärmliche Verhältnisse sich in ihrer Mimik, Gestik und Körperhaltung ausdrücken, die er in seinen Zeichnungen festhält und auf deren Grundlage in der Folgezeit viele seiner Plastiken entstehen. Über sich selbst und seine Arbeiten konstatierte er 1932: „Man klebt die Etiketten ‚kultisch’ und ‚mystisch’ auf meine Arbeiten und zerbricht sich den Kopf darüber, welche Rätsel ich aufgebe und mit wie viel Geschick ich deren Lösung erschwere. Mein Glaube ist: Was sich nicht in Worten ausdrücken lässt, kann durch die Form verfügbar werden und in den Besitz eines anderen übergehen. Ich brauche einen Gegenstand, an dem ich mir die Zähne zu Stücken zerbeiße.“ Dieses Zitat ist nicht zuletzt auch Ausdruck seiner Zeit. Das frühe 20. Jahrhundert, durch

Vor 150 Jahren wurde Ernst Barlach, einer der bedeutendsten expressionistischen Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, geboren. Außerdem war er ein echtes Nordlicht. Während sein dramatisches Werk, wie die Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg feststellt, weiterhin seiner eigentlichen Entdeckung und Würdigung harrt, sind seine Plastiken dagegen weltberühmt. den ersten Weltkrieg und die Weimarer Republik geprägt, lässt den Menschen um einen neues Selbst- und Weltverständnis ringen. Diese existentielle Situation des Menschen, der fundamentale Erneuerungswille und die Suche nach spiritueller Orientierung finden sich im künstlerischen Gesamtwerk Barlachs wieder. Der Expressionismus als Stilrichtung der bildenden Künste, der Architektur und der Literatur ist die Kunstepoche der Ausdrucksstärke. Nicht die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe der Welt und ihrer Anatomie war das Ziel, sondern das Sichtbarmachen der Innerlichkeit, der Seele stand im Vordergrund. Einen Großteil seines Werkes setzte sich mit dem Menschen, seinen Lebensbedingungen und seiner Haltung zum Leben auseinander. 1910 siedelt er mit seinem Atelier ins mecklenburgische Güstrow um, wo sein Hauptwerk entsteht und auch heute noch ausgestellt wird. Mit seinem Tode 1938, verblieb der Nachlass in Güstrow und konnte nach der Wiedervereinigung Deutschlands mithilfe der Erben der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Seit 1994 besteht nun die Ernst Barlach Stiftung, die die Güstrower Museen umfasst, die heute die umfangreichste Sammlung von Werken Ernst Barlachs beherbergen. So findet sich denn auch eine seiner bekanntesten Plastiken, „Der lesende Klosterschüler“ in ihrem Besitz und kann in der Gertrudenkappelle in Güstrow besichtigt werden. Bekannt wurde diese Plastik vor allem durch den Roman „Sansibar oder der letzte Grund“ von Alfred Andersch. Der Roman schildert den Terror der Nationalsozialisten und erzählt die Geschichte fünf ungleicher Gefährten, die es sich zur

Aufgabe gemacht haben, die als „entartete Kunst“ gebranntmarkte Figur des „lesenden Klosterschülers“ heimlich nach Schweden zu schaffen um sie in Sicherheit zu bringen. Tatsächlich galt mit der Machergreifung der Nazis Barlachs Gesamtwerk als „entartet“ und wie viele andere Künstler wurde auch er mit einem Ausstellungsverbot belegt. Großplastiken, die eine Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg darstellten und in Güstrow, Kiel und Hamburg realisiert wurden, entfernten die Nationalsozialisten oder ließen sie gar einschmelzen. Ein viel zitierter Ausspruch Barlachs, lautet: „Die große Freiheit des Künstlers ist, dass er keine hat, versteh´s wer kann.“ In diesem Zitat die Höhen und Tiefen Ernst Barlachs zum Ausdruck, die sein Leben und Werk schon zu Lebzeiten erfuhr.

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Rostocker, Fotograf und Regisseur Das letzte Mal, als wir bewusst von Andreas Duerst aus Rostock hörten, war im Februar 2019, als die Ausstellung „Lust auf Verwandlung“ in der Rostocker Kunsthalle eröffnet wurde. Mit dem Verein „Gemeinsam mehr Mut e.V.“ lichtete er krebskranke Frauen ab und setze sie mit den Maskenbildnern des Volkstheaters kreativ in Szene. Jetzt ist er erneut im Radar unserer Redaktion aufgetaucht. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Marc Klein produziert und filmt er im Studio 301 am Alten Hafen Nord und ließ uns in Zeiten von Covid 19 einen Newsletter über ihre alten und neuen Projekte ins Haus flattern. Grund genug, ihm ein paar Fragen über die aktuelle Situation zu stellen.

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m in der Fotografie zu bestehen, kann sich ein Mensch für zwei Wege entscheiden: Entweder er versucht es autark mit Büchern, ausprobieren und Youtube-Videos oder er lernt es traditionell von der Picke an. Für letzteren Weg hat sich Andreas Duerst entschieden. Der Original-Rostocker hat einen offiziellen Abschluss als Fotograf gemacht. Damals entwickelte er seine Bilder noch analog in Dunkelkammern und mit den entsprechenden Chemikalien. Heute passiert dies eher selten. Nach seiner Ausbildung arbeitete er als Bildjournalist und in der Werbung. Später folgte eine Regieausbildung bei Martin Nowak vom ZDF. Das war der erste Schritt den er in Richtung Filmproduktion machte. Seine heutigen Projekte in Film und Fotografie - wie zum Beispiel die Ausstellung „Lust auf Verwandlung“ von 2019 – setzt er seit etwa 2013 in einer alten Schaltstation im Fischereihafen um. „Die Ausstellung meiner Porträts in der Kunsthalle und danach die Wanderausstellung haben ein enormes Echo erzeugt. Das liegt natürlich auch viel an den besonderen Schicksalen der porträtierten Frauen. In der Tat liebe ich es mit Menschen zu arbeiten und sie zu fotografieren. Es gibt auch andere Fotoprojekte aus dem Bereich der Unterwasserarchäologie „Vergessene Schiffe in Vorpommern“ oder „Aktlandschaften“ und das Langzeitprojekt „Lebenszeit“ bei dem es natürlich wieder um Menschen geht.“

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Das alte Trafohäuschen, in dem seinen Projekten Leben eingehaucht werden, hatte er mit seiner Frau Kerstin gekauft und ins Studio 301 umgebaut. Gemeinsam nutzen sie den kreativen Ort am Wasser als Arbeits- und Wohnloft. „Vor zehn Jahren habe ich die ‚AD-CREATIO Foto-Film-Messe-Event GmbH‘ gegründet. Wir arbeiten sehr erfolgreich, weil wir thematisch so breit aufgestellt sind. Das ist in unserer Region von Vorteil. Seit Neuestem gibt es nun weitere Verstärkung. Gemeinsam mit Marc Klein machen wir ‚STUDIO 301 Productions‘. Wir sind ein fantastisches Team, weil wir schon ewig zusammen arbeiten. Eigentlich schon vor der Ausbildung von Marc zum Mediengestalter. Und auch als er Produktionsleiter bei einem Medienunternehmen war, haben wir uns nicht aus den Augen verloren. Jetzt sind wir wieder ein Team mit noch mehr Power.“ Ein Team, dass seit dem Corona-Debakel nicht den Mut verloren hat, sondern sich über ihre Erfolge freut und mit Optimismus in Richtung Zukunft schaut. So drehten sie mit Start-Ups in Tel Aviv, interviewten Unternehmens-Champions in MecklenburgVorpommern und produzierten Trailer für das Basketballteam Seawolves. Den landesweiten Digitalkongress haben sie zudem aus sechs Städten mit vierzig Referenten einen Tag lang mit Bild und Ton live übertragen. „Dann war erstmal alles vorbei. Corona! Stornierungen von Filmaufnahmen in St. Petersburg, Absa-

gen von Kunden und das Aus von allen Events. Aber: Unsere Erfahrungen nutzen wir jetzt für Livestreaming. Im STUDIO 301 wird die Serie ‚Sporttherapie‘ produziert. Wir produzieren zudem Folgen zu „MBSR“ (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) und „Zumba“. Einige werden wir kostenfrei auf unsere Studioseite stellen. Jessica Zerner gibt als Tempramentsbündel die Zumba-Kurse und strahlt totale Freude aus. Wir haben uns hier im Studio bei den Dreharbeiten zu VOX Shopping Queen kennengelernt. Und René Schwuchow, der schon in der Sterneküche im Regent Berlin gekocht hat, steht in unserer Studioküche vor den Kameras und zaubert gesundes und leckeres zum Nachkochen für Daheim. Gerade finalisieren wir unseren Live-Mitschnitt vom Mac Fly (Rostocker Hip Hop Projekt) Konzert im STUDIO 301. Es war das letzte große Konzert im Studio vor der Corona-Pause.“ Nach der Pause wollen sie die abgesagten und verschobenen Events nachholen. Die Frage ist, wann es wieder los geht? Ein weiterer Punkt der bei Andreas „Nach Corona“ auf der Liste steht: „So bald es geht will ich meine Frau Kerstin besuchen. Sie arbeitet zur Zeit als Prozessbegleiterin im Ausland. Leider können wir uns jetzt sehr lange nicht sehen. Deshalb gibt es zwischen uns an jedem Abend eine private Liveschaltung mit Bild und Ton.“ ANTJE BENDA

Foto: J. Boulanger

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