SERIE
am Hochstand
Für immer grün. Nicht zwingend politisch gesehen. Aber die einzige wahre Lebensphilosophie für Fritzi Riedl und Rudi Moosbacher. Zwei gestandene Männer, die die Leidenschaft zur Jagd eint. Und wenn es um die wirklich wichtigen Dinge geht, wählt man gerne zur inneren Einkehr den Hochstand.
Von Johann Hackl
UNSER JAGDLEITER Rudi Moosbacher: Unser Jagdleiter hat ja angeblich bei der letzten Sitzung die Raubwildbejagung besonders in den Fokus genommen. Ich musste mich ja leider für diesen Termin entschuldigen. Fritzi, bitte berichte mir davon, ich hab ja nur einzelne Brocken der Vereinbarung mitbekommen. Fritzi Riedl: Schade, Rudi, dass Du bei dieser legendären Sitzung nicht dabei warst! Der mutige Jagdleiter in seinem zweiten Jagdleiterjahr ist zur Höchstform aufgelaufen. Erstens hat er sich über den Ende Oktober bereits erfüllten Rehwildabschuss sehr gefreut und jenen gratuliert, die sich beim Abschuss helfen ließen, was bis jetzt ein NO-GO war. Zweitens hat dieser Teufelskerl nur die Frage in den Raum gestellt, „was können wir im Winter dazu beitragen, den Niederwildbestand durch die große Zahl der Prädatoren ein wenig mehr zu schützen?“ Da sind dann gleich die wirklich fleißigen Raubwildjäger um einen Meter größer geworden und haben den Fuchsansitz und die Baujagd in den Himmel gehoben. Leider ist wieder aufgefallen, dass von uns 23 Jägerinnen und Jäger nur fünf konsequent genug sind, die Strapazen dieser wichtigen Jagdart gerne auf sich zu nehmen – also bloß 20% der Mannschaft.
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„Das kanns ja nicht sein“, hat der Jagdleiter nach einer Fragerunde, wer denn die Prädatoren aktiv bejagt, gesagt. Dann holte er eine alte Abschussstatistik Ende der 70er Jahre aus der Tasche und berichtete von 22 geschossenen und 12 gefangenen Füchsen, acht geschossenen und 17 gefangenen Mardern. Damals wurden auch noch 118 Hasen und 41 Hahnen erlegt. Dass im letzten Jagdjahr nur 15 Füchse (davon neun in den Sommermonaten beim Rehansitz) und fünf Marder aber auch nur 23 Hasen und zehn Hahnen erlegt wurden, stellte er als Tatsache in den Raum. Dann sagte der Jagdleiter: „Ich gebe Euch jetzt 10 Minuten Zeit um zu überlegen, was jeder, egal ob alt oder jung, dazu beiträgt, dass wir auf 30 Füchse und 20 Marder bis Mitte Februar kommen.“ Mit dieser Ansage hat natürlich niemand gerechnet, aber nach einer kurzen Wiederholung war die Frage klar und verständlich.
WAS ES NICHT ALLES GIBT!! Als erster hat unser Alt-Jagdleiter Hubert mit seinen mittlerweile 84 Jahren geantwortet und demjenigen, der die meisten Nachtfüchse erlegt, einen alten Rehbock versprochen. Da kannst Du Dir vorstellen, wie alle dreingeschaut haben und wie die Fuchsjäger selbst wie ein Jagdterrier unruhig wurden. Er habe in seinem langen Jägerleben
schon so viele Böcke erlegt und es würde ihm eine besondere Freude machen, wenn er dem besten Fuchsjäger sein Pirschführer sein könnte. Dann hat wieder ein älterer Jagdkamerad eine Idee eingebracht und eine Grillerei allen erfolgreichen Raubwildjägern in Aussicht gestellt, weil er selber beim besten Willen nicht mehr mithelfen könne, sich aber gerne an die damaligen legendären Niederwildjagden erinnere. Anschließend hat ein Jungjäger gefragt, wie er zu einem Foxterrier käme. Seit längerer Zeit hat er schon daran gedacht, denn seine Frau ist in ihrem Elternhaus immer mit Hunden aufgewachsen und sie möchte auch neben den eigenen Kindern ein Haustier – auch wenn es ein familienfreundlicher Jagdhund ist. Die restlichen drei Jungjäger haben einfach nur ihre Dienste angeboten und bekamen von sechs Jägern, denen selber auf die Jagdleiterfrage nichts eingefallen ist, sofort das OK, Fuchs, Dachs und Marder uneingeschränkt bejagen zu können – es wurden gleich Revierbegehungstermine vereinbart. Der alte erfolgreiche Schwanenhalssteller Sepp war auf die Frage hin ziemlich ratlos, war er doch wegen der eingeschränkten Fallenjagd seit Jahren frustriert und hat sich überhaupt mehr und mehr in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Er wolle die Fangjagd ein wenig, in sehr begrenztem Ausmaß ausüben.