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Serie: Der Frechsdachs

DER FRECHDACHS

… ist in allen heimischen Gefilden unterwegs, ungesehen durchstreift er Wald und Flur, er sieht alles, hört alles und äußert sich höchstselten dazu. Der Frechdachs hat wohl seine eigene Meinung zu den Dingen, die er sieht. Allerdings belässt er es meist bei einem Schütteln seines mächtigen Kopfes, einem Schnauben, einem vergnügten Schmunzeln.

Und doch gibt es Themen, die ihn so ganz und gar nicht unberührt lassen und über die er dann gerne sinniert.

VON DER HOHEN KUNST DES MITFREUENS

Neulich hat der Frechdachs fest in sich hineinschmunzeln müssen. Da lauschte er nämlich einem Gespräch einiger jagender Menschen. Wobei einer dieser jagenden Menschen (wohlbemerkt ein schon etwas älterer und an jagdlicher Erfahrung den anderen doch jahrzehntelang voraus) gänzlich unumwunden zugab, dass er früher sehr wohl immer wieder mit einem in sich aufsteigenden Jagdneid zu kämpfen hatte. Darauf sind den anderen jagenden Menschen fast die GamsSau- und Dachsbärte vom Jagdhut heruntergepurzelt und sofort wurde dem sich so ehrlich äußernden Jäger fest und konsequent gesagt, wie der Hase zu laufen habe. Jagdneid, den kenne man überhaupt nicht, eine Unart sei dieser Jagdneid und man selbst sei ganz und gar befreit von dieser schlechten Eigenschaft. Nur ist der Grat zwischen scheinheilig und heilig ein durchaus schmaler. Denn eines ist der Frechdachs sicher, man wird wohl keinen Menschen auf dieser Welt finden, der nicht ab und zu vom Neid geplagt ist. Die Frage ist wohl nur, wie man damit umgeht oder ob man sich von ihm beherrschen lässt oder eben nicht. Manchmal hört der Frechdachs nämlich, der kapitale, eventuell abnorme und doch zu junge Trophäenträger sei doch nur erlegt worden, weil der Reviernachbar ihn sowieso erlegt hätte. Da hat man also nicht aus Neid den Finger krumm gemacht, sondern aus der Notwendigkeit, damit der andere ihn nicht kriegt. AHA!

Durchaus sieht der Frechdachs aber auch so manche vor Neid erblassen, wenn ein anderer unter Einhaltung aller weidgerechten Maßstäbe vermeintlich besser jagt.

Nur, wie jetzt umgehen mit diesem Neid in der Jagd, fragt sich der Frechdachs. Und da hätten die anderen jetzt dem an jagdlicher Erfahrung und durchaus auch an Weisheit reicheren jagenden Menschen etwas mehr Gehör schenken sollen. Immerhin kam ihm mal der Gedanke, dass Wild ja herrenlos sei und da stecke schon allerhand Lösung für ihn in diesem Satz. Denn in der Liebe und in der Jagd kann man bekanntlich nichts erzwingen. Und daraus lasse sich doch nur die Erkenntnis gewinnen, dass ein ehrliches Mitfreuen über ein schönes und weidgerechtes Jagderlebnis eines anderen die größere Tugend ist, welche letztendlich die Gemeinschaft in der Jagd mit ausmacht.

Und weil der Frechdachs so gerne liest, fällt ihm in diesem Zusammenhang das Zitat von Marie Ebner Eschenbach ein: „Andere neidlos Erfolge erringen sehen, nach denen man selbst strebt, ist Größe.“

In diesem Sinne viele erfreuliche Ansitze, euer Frechdachs

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