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Der Unterausschuss für Hochwild: „Die Zukunft des Hochwildes in OÖ hängt nicht nur von uns Jägern ab!“

UNTERAUSSCHÜSSE DES OÖ LANDESJAGDVERBANDES

Ein Unterausschuss ist eine Gruppe von besonders interessierten Menschen, die zu einem speziellen Teilgebiet den Entscheidungsträgern Vorschläge, Details, Studien oder Tipps geben, damit diese fundiert richtungsweisende Entscheidungen treffen können. Der OÖ Landesjagdverband hat – beschlossen durch den Landesjagdausschuss – verschiedene Unterausschüsse eingerichtet und deren Mitglieder bestellt, damit diese sich mit der jeweiligen Thematik tiefer und professionell auseinandersetzen. Die Ergebnisse dienen der Entscheidungsfindung des obersten Gremiums des Landesjagdverbandes sowie dem Landesjägermeister.

DER UNTERAUSSCHUSS FÜR HOCHWILD „DIE ZUKUNFT DES HOCHWILDES IN OÖ HÄNGT NICHT NUR VON UNS JÄGERN AB!“

Welche Ziele verfolgt der Unterausschuss für Hochwild, mit welchen Themen beschäftigt er sich aktuell? LJM Herbert Sieghartsleitner, seit 15 Jahren Vorsitzender dieses Gremiums, nimmt im Interview mit dem Oö Jäger dazu Stellung.

Welchen Stellenwert hat das Hochwild im Reh- und Niederwildland Oberösterreich? Herbert Sieghartsleitner: Oberösterreich ist sicher kein klassisches Hochwildbundesland, aber seine landschaftliche Vielfalt macht einen flächenmäßig großen Teil des Landes auch zum Lebensraum für Rotwild, Gams und Raufußhühner. Das betrifft die südlichen Bezirke Gmunden, Kirchdorf, Steyr und Vöcklabruck, aber auch Teile des Mühlviertels sowie eine kleine Population im und um den Kobernaußerwald. Praktiker aus diesen Regionen setzen sich in unserem Unterausschuss mit zeitgemäßen Entwicklungen der Hochwildbewirtschaftung auseinander. Für das Schwarzwild, das ja auch zum Hochwild zählt, gibt es einen eigenen Unterausschuss.

LJM Herbert Sieghartsleitner

Vorsitzender Unterausschuss für Hochwild

Was sind beim Rotwild derzeit die bestimmenden Themen? Die jagdliche Situation ist regional sehr unterschiedlich, das berücksichtigen wir in unseren Empfehlungen und beeinflusst auch die Arbeit im Unterausschuss. Die Spannweite reicht von der professionellen Rotwildbewirtschaftung in großen Gebirgsrevieren bis hin zur Flyschzone, wo Rotwild nur Wechselwild ist. Entsprechend unterschiedlich sind die Zugänge und oftmals auch die Interessen, das macht es nicht immer einfach. Um fachliche Qualität zu unterstützen und Objektivität zu bewahren, werden auch externe Experten beigezogen. Rotwild erfordert keine revierbezogene, sondern eine lebensraumbezogene Bejagung und Bewirtschaftung. Das heißt, dass wir noch mehr revierübergreifend denken müssen. Daher ist eine wesentliche Empfehlung des Unterausschusses die Schaffung von Bewirtschaftungsgemeinschaften für die betreffenden Wildarten. Die Schaffung von Bewirtschaftungsgemeinschaften (Hegeringen) ist somit eine wichtige und empfohlene Maßnahme in den Rotwildgebieten. Dies kommt auch in der Rotwild- sowie überarbeiteten Fütterungsrichtlinie zum Ausdruck. Eine maßgebliche und

notwendige Veränderung dieser Fütterungsrichtlinie ist die Registrierung der Fütterungsstandorte und die empfohlene Aufteilung der Fütterungskosten. Der Landesjagdausschuss ist diesem Vorschlag mehrheitlich gefolgt und soll damit umgesetzt werden. Zu den Überwinterungsmodellen gibt es außerdem eine richtungsweisende Positionierung im Forst- & Jagd-Dialog. (Anm.: siehe Seite 16)

Was Abschussstruktur und Trophäenbewertung betrifft, wurden die Richtlinien ja bereits vor einiger Zeit überarbeitet und der Fokus neu gesetzt, von der Interpretation der Trophäengüte in Richtung Sozial- und Altersstruktur. Um die weitere Entwicklung des Rotwildes in OÖ bestmöglich zu unterstützen, ist die Umsetzung unserer Richtlinien besonders gefordert.

Wie sieht es beim Gamswild und bei den Raufußhühnern aus? Unser jagdlicher Umgang mit dem Gamswild steht unter besonderer Beobachtung durch die EU, Stichwort FFH (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie). Dazu kommen Vorgaben und Anliegen von Behörden, Grundeigentümern und der Allgemeinheit. Der besondere Fokus liegt dabei auch auf dem Waldumbau in den sensiblen Bergregionen, besonders der Erhaltung der Funktionsfähigkeit unserer Schutzwälder durch deren Verjüngung. Zugleich steht das Gamswild heute durch Klimawandel und parasitäre Belastungen, die wir bisher nicht gekannt haben, zusätzlich unter Druck. Die Erhaltung der Alters- und Sozialstrukturen ist eine komplexe Herausforderung, die von uns ein entsprechendes jagdliches Verhalten mit hohem fachlichem Wissen fordert. Beim Gams und besonders bei den Raufußhühnern ist das Monitoring enorm wichtig. Nur wenn wir die gute Bestandssituation durch gründliche, ausreichende und fachlich korrekte Überwachung mit konkreten Zahlen darstellen können, werden uns die jagdlichen Möglichkeiten erhalten bleiben, die bei Auer- und Birkhahn ohnehin schon sehr eingeschränkt sind. Dabei ist erfreulich, dass grundsätzlich eine sehr gute Datengrundlage vorhanden ist.

Was bedeuten der zunehmende Druck auf die Lebensräume und der Klimawandel für die Hochwildbejagung? Die waldbaulichen Veränderungen durch den Umbau zu klimafitten Wäldern betreffen häufig die Lebensräume des Hochwildes. Wir berücksichtigen das in unseren Empfehlungen für die unterschiedlichen Zonen in Oberösterreich, wobei es regional auch darum gehen wird, Wildstandsanpassungen mitzutragen. Wir treten aber auch vehement für mehr Ruhezonen ein, weil der in den vergangenen Jahren enorm gewachsene Druck durch Freizeit-Naturnutzer die Rückzugsräume des Hochwildes und die Lebensräume (u.a. Balzplätze) der Raufußhühner besonders trifft. Der OÖ Landesjagdverband fordert massiv und konsequent eine ökologische Raumplanung ein, um eine Harmonisierung der vielen Nutzeransprüche zu erreichen. Wir erwarten, dass der Gesetzgeber im Sinne der Erhaltung und Absicherung sensibler Wildarten und deren Lebensräume entsprechende Schritte setzt.

Sitzen da nicht andere Interessensgruppen, etwa die Tourismuswirtschaft, am längeren Ast? Es stimmt, dass gerade in vielen besonders reizvollen Regionen auch die Nutzeransprüche (Tourismus, regionale Freizeitnutzer etc.) besonders hoch sind. Der Tourismus wird aber nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn es gelingt, das hohe Gut Natur nicht zu Tode zu nützen, sondern zu erhalten. Dabei gibt es eine durchaus gute Übereinstimmung der Verantwortlichen. Das Projekt „Natur und Tourismus im Einklang“ ist ein Beitrag, um die Harmonisierung der Interessen zu unterstützen. Oberösterreichs Bergwelt ist eine der Schatzkammern unseres Bundeslandes, und die Wildtiere sind darin die Kronjuwelen. Hat das Hochwild in Oberösterreich Zukunft? Grundsätzlich ja! Die Zukunft der Oö. Hochwildarten hängt sehr maßgeblich von den gesellschaftlichen Entwicklungen und vom Naturnutzungsverhalten (Akzeptanz) der gesamten Bevölkerung ab. Rechtliche Rahmenbedingungen werden in Zukunft besonders wichtig und entscheidend sind. Als Vertreter der Jagd müssen wir dafür eintreten, dass die Lebensräume erhalten bleiben. Die Zusammenarbeit mit maßgeblichen Partnern wie den Österreichischen Bundesforsten und privaten Grundeigentümern ist dabei sehr wichtig. Unser Auftrag ist es, die Ansprüche der Wildtiere mit allen Naturraumnutzern zu diskutieren und dafür zu sorgen, dass auch das Hochwild in unserem schönen Bundesland eine gute Zukunft hat.

Mitglieder im Unterausschuss für Hochwild: (in alphabetischer Reihenfolge)

LJM Herbert Sieghartsleitner (Vorsitz) Franz Amering FM DI Laurenz Aschauer GF Mag. Christopher Böck JL Manfred Draschwandtner BJM Martin Eisschiel BJM Johann Enichlmair BJM Anton Helmberger Ing. Klaus Hofer Ing. Manfred Hörler BJM Franz Humpl BJM Rudolf Kern Ing. Klaus Köttstorfer Del. Alois Mittendorfer DI Peter Mitterbauer WM Helmut Neubacher Markus Pernkopf Ing. Michael Schwarzlmüller

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