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DAS PERFEKTE MATCH
Uns allen ist die Situation während eines Restaurantbesuchs geläufig. Wir bekommen die Speisekarte, suchen unser Essen - vielleicht auch eine Vorspeise - aus und stolpern vielfach über die Frage: “Welcher Wein darf es denn zum Essen sein?”
Von “Was empfehlen Sie denn?” bis hin zum hektischen oder vielleicht auch souveränen Blick in die Weinkarte reicht das Handlungsportfolio. Die Weintrinker:innen unter uns wissen, dass man ein gelungenes Gericht mit einem erlesenen Tropfen durchaus verzaubern kann. So wird das zarte Lachstatar mit einem trockenen Riesling ein ganz besonderer Genuss oder der Käse erlangt durch den Dessertwein ganz unerwartete Nuancen.
Ähnliche Gedanken macht man sich übrigens auch bei Foodpairing. Schon mal über Jacobsmuscheln mit Passionsfrucht und weißer Schokolade nachgedacht? (...es ist grandios - Anm. der durchaus dem Essen zugeneigten Redaktion).
Das Thema Pairing findet immer mehr Bedeutung und man entdeckt Geschmacksmuster und -erlebnisse, die man einem Gericht und vielmehr sich selbst nicht zugetraut hätte. Und das gilt natürlich nicht nur für Weine und eher gehobene Küche.
Was wäre die zünftige Haxe ohne ein frisch gezapftes Hopfenkaltgetränk? Oder die warmen Scones mit Clotted Cream ohne einem wunderbaren Tee? Denkt man an die Aufgabe eines Barkeepers - oder in diesem Falle wirklich treffender - eines Mixologists, dann ist das Thema “Was passt eigentlich zu was?” Herausforderung und Berufung zugleich.
Nachdem wir uns in dieser Ausgabe des A&B allerdings mit der Wirkung von Sound, Musik und Voice auf unsere kulinarischen Sinne befassen, haben wir den Spieß mal rumgedreht. Wir haben drei Experten der Kulinarik - vom Affineur über den Feinkostexperten bis hin zum Sternekoch mit einer kleinen Playlist konfrontiert und die Frage gestellt, welches Food & Drink - Pairing denn den Hörgenuss des jeweiligen Titels vervielfachen würde. Und das Ergebnis ist überraschend, unerwartet und einfach ein Feuerwerk von Kreativität und Expertise.
JOHANN LAFER
Johann Lafer blickt auf eine über 40jährige einzigartige kulinarische Karriere zurück. Nach Lehrjahren bei den besten Köchen wie Eckart Witzigmann und Jörg und Dieter Müller erwarb der gebürtige Steirer zusammen mit seiner Frau Silvia die Stromburg nahe Bingen. In zahlreichen erfolgreichen TV-Serien, Büchern, Magazinen und in seinem Restaurant auf der Stromburg beweist der beliebte Sternekoch Johann Lafer seit Jahren, dass er ein Meister seines Faches ist. Der Starkoch ist mit Silvia Buchholz verheiratet und hat zwei Kinder.
Sein aktuelles Kernthema ist in der Küche „zurück zu den Wurzeln“ und „Medical Cuisine“. Neben seinem Engagement als kulinarischer Botschafter ist Lafer weiterhin im TV aktiv, entwickelt Kochbücher, ist Chief Editor bei seinem LAFER Magazin, betreibt eine Kochschule indoor und outdoor in Guldental, hat einen eigenen Genusspodcast und Online-Kochkurse sowie viele weitere Projekte analog und digital in Planung.
Hier gibt's mehr zu Johann Lafer.
WAS IST DAS PERFEKTE MATCH ZUR MUSIK?
Das haben wir die Expert:innen gefragt und eine Playlist mit den Titel vorgestellt. Wer sich selbst mal der Herausforderung stellen möchte, findet die Titel hier: https://open.spotify.com/playlist/03iXeuWzDbsZX8acS93O7s?si=f12417780ca94611
IL TRIONFO DEL TEMPO E DEL DISINGANNO, HWV 46A: “LASCIA LA SPINA COGLI LA ROSA” (GEORG FRIEDRICH HÄNDEL; CECILIA BARTOLI)
Hier sehe ich an einem Herbsttag, bei Sonnenuntergang viele Menschen, die aus einer riesigen Roweinflasche (15 Liter +) unter Mithilfe einer mechanischen Vorrichtung, mit einer Kurbel schweren Rotwein, leicht platschend, in große Pokale einschenken. Danach beobachtet man mit wogendem Schritt, den Pokal in der rechten Hand, die Lichtreflexe des Weins, wenn man sich das Glas vor das Auge hält und in die Sonne schaut. Die Damen tragen dabei fließende, helle Gewänder und Blumenkränze im Haar.
SMILE (MADELEINE PEYROUX)
Im Club sind nur noch die guten Leute und man hat sich auf Gin Tonic mit Hendricks Gin geeinigt. Mit einer Gurken- statt einer Zitronenscheibe. Eine Mitarbeiterin serviert Sandwiches, bei denen die Kruste abgeschnitten wurde. Belegt mit knackigem Grünzeug, etwas Mayonnaise und cajungewürzter Hühnerbrust.
AS IT WAS (HARRY STYLES)
Als die Kinder noch zu klein waren um ihre Spaghetti mit der Gabel aufzurollen, saßen wir zwischen den Kleinen und teilten die Pasta mit Löffel und Gabel in mundgerechte Stücke, die die Kleinen löffeln konnten. Wir sind extrem fröhlich, weil ihnen die Nudeln mit der kindgerechten Tomatensauce schmecken, während sie und ich uns die Pilzrahmsauce mit rohen Schinkenstreifen teilen können.
HELLS BELLS (AC/DC)
Große Hühnerkeulen, aus der Hand gegessen schmecken immer noch am besten, wenn man in der anderen Hand ein großes Glas frisch Gezapftes hat.
TRÄNEN LÜGEN NICHT (MICHAEL HOLM)
Schwierig, den Salat so vorsichtig zu essen, dass man weder den weißen Anzug, noch das eigene Kinn bekleckert. Deshalb bleibt die Serviette, bis zur bitteren Neige des Nizza Salats in der Hand und nach jedem Bissen werden Mund und Kinn abgetupft.
Wie peinlich, es ist etwas vom Dressing am Weißweinglas haften geblieben.