3 minute read

SERVIETTE YAĞLIK

Osmanisch, 2. Hälfte 19. Jh. 148,5 × 54 cm. Slg. Werner Middendorf

Jeweils drei zentrale, rote Rosenmotive, kranzförmig umgeben von je sechs halbrunden grünen Rispen über kleinen rosafarbenen Blüten, zieren die Schmalseiten dieser Serviette. Den Abschluss bildet eine wellenförmige Bordüre mit Blättern. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich in der Neigungsrichtung des gelben Blattes am zentralen vertikalen Zweig eine sehr subtile Gegenläu gkeit der Einzelmotive.

Ein Wäschezeichen lässt darauf schließen, dass die Serviette sich einstmals im Besitz von Maria M. Evans befand. Über den Namen hinaus ist nichts über diese vormalige Besitzerin bekannt – ebenso wenig über die Weber:innen und Sticker:innen, die diese Serviette schufen. (AM)

GEWEBE: Leinwandbindung im Wechsel mit Scheindrehergewebe. Kette: Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, beige, 20 Fäden/cm. Schüsse: Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, beige, 15 Fäden/cm; Seide, Mehrfachgarn, entbastet, ungefärbt, schwach Z-gedreht. Webbreite: 49 cm

STICKEREI: Lahn, goldfarben. Seide, Zwirn, S-gedreht, gelb, rosa, lachsfarben, blaugrün, hellgrün, schwarz; Farben verblasst. Musterhöhe: 18 cm

Das Mittelfeld wurde durchbruchartig gestaltet und zusätzlich mit hellen Seidenschüssen unterteilt. Zu beiden Schmalseiten sollen ottierende Kettfäden beim Weben wohl die Gesamt äche einer Serviette markieren. Die Schnittkanten wurden gesäumt.

Je nach Einfallwinkel des Lichtes glänzen die feinteiligen Streifenmuster aus goldfarbenem Lahn heute noch unverändert. Die schwarze Vorzeichnung ist schwach sichtbar. An den Seidenfäden hingegen sind durch Lichteinwirkung Farbverluste hinzunehmen. Der schmale Metallstreifen umwickelt das Gewebe im Plattstich (schräg; schräg zur Mitte) oder durchbruchartig als Füllung aus Vierecken (Plattstich, senkrecht, stufenweise versetzt).Nach Fertigstellung der Stickerei wurde er sichtbar ach geklopft und liegt nun dem Gewebe eng an. Vorherrschend erscheinen die Füllstiche in pesent, die kleinen rosa Blüten in verev pesent. Die schmalen Konturen in Rosa und Schwarz wurden im verdoppelten Vorstichausgeführt, die breiten liegen in zwei Reihen nebeneinander. Die Wellenbordüre greift einzelne Farben des Hauptmotivs auf, wechselt mit Seide und Metall ab sowie mit Plattstichund pesent. (BKr)

33 ROT-BLAUES HANDTUCH MIT JUWELIERSWAAGE PEŞKIR

Türkei, um 1900. 116 × 36 cm. Slg. Ulla Ther

Parallel und in etwas jüngerer Zeit entstand in der bäuerlichen Kultur eine ähnliche Ausformung von Aussteuertextilien – lange schmale Tücher in Handtuchgröße mit gewebten Ornamenten, meist rot und blau auf naturfarbenem Leinen oder Baumwolle. Die Muster sind geometrisch, oft Kelimmustern ähnlich. Wie die Stickereien sind auch sie regional etwas unterschiedlich.

Das Motiv der ›Juwelierswaage‹ und das angeknüpfte zweifarbige Netz deuten auf eine Herkunft dieses Handtuchs aus dem Tal des Sakarya hin. Für den Brautschmuck aus goldenen Armreifen und Münzen, die die Braut später oft an einem Band um den Hals trug, war der Gang auf den Basar zum Juwelier des Vertrauens ein aufregendes Ereignis für die weiblichen Angehörigen einer Familie. Der Preis wurde durch die Juwelierswaage (kuyumcu terazi ) festgelegt. (UT)

GEWEBE: Leinwandbindung, broschiert, Bordüren in Schlitzkelim 1. Kette: Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, beige, 13–14 Fäden/cm. Schuss: 2 und 4 Grundschüsse, beige : 2 Broschierschüsse. Grundschüsse: Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, beige, 13–14 Fäden/cm; rot; blau; Seide, Mehrfachgarn, Z-gedreht, hellbraun, 2-fach. Kelimschüsse: Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, rot und blau, 2-fach; Seide, Mehrfachgarn, Z-gedreht, hellbraun, 2-fach. Broschierschüsse: Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, rot und blau, 2-fach. Webbreite: 35 cm. Musterhöhe: 23–24 cm

Querstreifen aus Zweiergruppen roter Grundschüsse unterteilen in Webbreite das Mittelfeld und halten Verbindung zu den Musterächen der Schmalseiten.

Dort fassen dreifarbige Randbordüren mit aneinandergereihten ›Pistolen‹2 das als ›Juwelierswaage‹ bezeichnete Motiv ein. Dreiergruppen aus blauen Grundschüssen inmitten von roten vervollständigen die Einfassungen. Das eigentliche Motiv wurde wie zuvor in Schlitzkelim gearbeitet, wobei rote und blaue Fäden sich vom Seidengrund klar abheben. Um dort die kleinen Dreiecke deutlich abzugrenzen, wurden dazwischen vier Grundschüsse aus Seide eingetragen.

Daran schließt ein Zickzackmuster mit gefüllten Dreiecken an. Diese wurden durch kleine Würfel aus drei Broschierschüssen diagonal aufgeschichtet. Nach zwei roten oder blauen Broschierschüssen fortlaufend ottierend wurden zwei Grundschüsse in beiger Baumwolle eingetragen. Auf jede Würfelreihe folgen vier Grundschüsse. Abstehende Fadenenden markieren den Anfang sowie das Ende der Musterschussfäden.

Aus jeweils zehn Kettfäden wurde ein Netz aus Fransen geknotet und sechs rote Baumwollfäden als Kontrast hinzugenommen. Eingeknüpfte Quasten aus roter und beiger Baumwolle vervollständigen das Netz. (BKr)

ROT-BLAUES HANDTUCH MIT BLUMENMOTIV PEŞKIR

Türkei, Bilecik, um 1900. 110 × 49,5 cm. Slg. Ulla Ther

Dieses Handtuch stammt aus der Gegend von Bilecik in Westanatolien (vgl. Kat.Nr. 35). An den Schmalseiten reihen sich fünf Einzelmotive in Form von roten Blüten mit gebogener Blattranke fortlaufend aneinander – ein Motiv, das ähnlich auch in bestickten Tüchern vorkommt (vgl. Kat.Nr. 5, 9, 31).

Nahe einer Schmalseite ist über eine kurze Distanz ein blauer Baumwollfaden eingewebt, der möglicherweise als Besitzmarkierung diente, wurde das Tuch für die Präsentation der Aussteuer oder als Dekoration des Beschneidungsbettes an eine Verwandte oder Freundin verliehen, deren Vorrat an Stickereien für den jeweiligen Anlass nicht ausreichte. (AM)

GEWEBE: Leinwandbindung, broschiert, Randbordüren in Schlitzkelim. Kette: Seide, Mehrfachgarn, Z-gedreht, hellbraun, 14 Fäden/cm. Schuss: 2 Grundschüsse (Seide) : 2 Broschierschüsse; 6 Grundschüsse (Seide) : 4 Broschierschüsse beim Stufenmuster. Grundschüsse: Seide, Mehrfachgarn, Z-gedreht, hellbraun, 19–21 Fäden/cm; Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, beige und weinrot, 2-fach. Broschierschüsse: Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, beige, rot und weinrot, 2-fach; blau, 4-fach. Kelimschüsse: Baumwolle, Mehrfachgarn, Z-gedreht, beige, 4-fach; rot und weinrot, 2-fach. Webbreite: 48 cm. Musterhöhe Bordüren: 9,5 cm.

Fünf breite und vier schmale Streifen aus dicken, beigen Grundund Broschierschüssen unterteilen in Webbreite das Mittelfeld. Darin eingewebt lockern weinrote Broschierschüsse in abgesetzten und diagonal versetzten Linien diese auf. Nahe den Webkanten und symmetrisch in Längsrichtung angeordnet vervollständigen ein Stufenmuster im Wechsel mit einer stilisierten Blume aus roten und weinroten Broschierschüssen die Streifen.

Die Farbstellungen der Einzelmotive wiederholen sich und wurden um blaue Broschierschüsse erweitert, wobei nach zwei Broschierschüssen stets zwei seidene Grundschüsse folgen. Randbordüren in Schlitzkelim zusammen mit Dreiergruppen weinroter und beiger Grundschüsse bilden dazu den Rahmen. Kurze Fadenenden markieren den Anfang und das Ende der Musterfäden. Beide Seiten des Handtuchs wurden sehr sorgfältig gearbeitet und zuletzt die Kettfäden zu Fransen verzwirnt. (BKr)

This article is from: