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Vorwort Sie ist eine bekannte Unbekannte. Im ländlichen Schwanden im Kanton Glarus geboren, zog sie schon Ende der 1920er Jahre ins ferne London, um an der renommierten Grosvenor School of Modern Art zu studieren. Lill Tschudi (1911–2004) – eine Künstlerin, die sich durch virtuose Linolschnitte des modernen Grossstadtlebens auszeichnete – blieb allerdings in ihrer Heimat in der Schweiz eher im Schatten. Ganz anders in Grossbritannien, in den USA, ja sogar in Australien, wo sie sich mit ihren Werken in den 1930er Jahren an zahlreichen Ausstellungen beteiligte, wo sie inzwischen in hochkarätigen Sammlungen vertreten ist (so besitzt das Metropolitan Museum of Art in New York über 100 Arbeiten von ihr) und wo ihre Werke bis heute stattliche Preise bei Auktionen erzielen. In Europa richtete ihr die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen eine grosse Schau aus, und in der Schweiz organisierte allein das Kunsthaus Glarus museale Einzelausstellungen – die letzte im Jahr 2004. Zeit also, ihr Werk auch hier einem breiten Publikum näherzubringen. Alexandra Barcal von der Graphischen Sammlung ETH Zürich hat die Ausstellung gemeinsam mit dem Gastkurator Marcel Just konzipiert. Ihnen beiden sei
für ihre kompetente Arbeit, ihre Neugierde und Hartnäckigkeit beim Aufspüren von Beständen gedankt – auch solchen, die bislang noch nicht öffentlich zu sehen waren. Gemeinsam haben sie unbekannte Schätze gehoben, etwa eine vielteilige Collage in Form eines Leporellos, das für Tschudi einen wichtigen Bilderschatz darstellte (siehe Abbildungen im Vor- und Nachsatz). Das Kuratorenteam hat Linolschnitte, Skizzenbücher, einzelne Arbeiten in Öl und Linolplatten ebenso wie Fotos, Kinderbuchillustrationen, Plakatentwürfe und Vignetten aus den 1930er und 1940er Jahren zusammengetragen. Anhand dieses reichen Materials werden der Werdegang Tschudis, ihre Vorbilder wie auch ihre Stellung innerhalb der Grosvenor School nachgezeichnet und zudem ihre Tätigkeit im Frauenhilfsdienst, als Kinderbuchillustratorin und in der angewandten Grafik beleuchtet. Zum ersten Mal werden alle Blätter aus den 1930er und 1940er Jahren im Besitz der Graphischen Sammlung ETH Zürich präsentiert. Sie treten mit Werken aus zahlreichen Privatsammlungen und Institutionen aus dem In- und Ausland in einen Dialog und zeigen eine Künstlerin, die es früh verstand, durch Farb- und Formklänge und kühne Perspektiven den Puls der Zeit einzufangen.
Foreword Lill Tschudi (1911–2004) is a known unknown. Born in rural Schwanden in the canton of Glarus, she moved to faraway London in the late 1920s to study at the renowned Grosvenor School of Modern Art. An artist whose bravura linocuts depict images of modern life in the big city, Tschudi received relatively little attention in her native Switzerland. However, in Great Britain, the United States, and even Australia, her works were already appearing in numerous exhibitions by the 1930s. In these countries, they can now be found in premier collections (the Metropolitan Museum of Art in New York, for example, holds over 100 of her pieces) and continue to rack up impressive sums when sold at auction. In Europe, the Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen has organized a large-scale exhibition of her work, yet in Switzerland only one museum has hosted solo exhibitions of Tschudi’s work—the Kunsthaus Glarus, the last in 2004. Given this lack of attention, the time has come to make her work known to a wider audience at home. The exhibition was conceived by Alexandra Barcal from the Graphische Sammlung ETH Zürich in con-
junction with guest curator Marcel Just. Here, we would like to thank them both for their professionalism, curiosity, and persistence in tracking down Tschudi’s works—including pieces that have never before been exhibited to the public. Together, they have unearthed unknown treasures, such as a multipiece collage presented in the form of an accordion book, which for Tschudi served as an important trove of images (see front and back endpapers). The team of curators has brought together linocuts, sketchbooks, individual oil paintings, lino plates, photographs, illustrations for children’s books, poster designs, and vignettes the artist produced during the 1930s and 1940s. Based on this rich selection of her works, the exhibition seeks to trace Tschudi’s artistic career, her role models, and her position at the Grosvenor School, while also shedding light on her work for the Swiss Army’s Women’s Auxiliary Service (FHD), as a children’s book illustrator, and as a graphic designer. For the first time ever, all of Tschudi’s works from the 1930s and 1940s held by Graphische Sammlung ETH Zürich will be exhibited to the public. These are
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Vorwort Sie ist eine bekannte Unbekannte. Im ländlichen Schwanden im Kanton Glarus geboren, zog sie schon Ende der 1920er Jahre ins ferne London, um an der renommierten Grosvenor School of Modern Art zu studieren. Lill Tschudi (1911–2004) – eine Künstlerin, die sich durch virtuose Linolschnitte des modernen Grossstadtlebens auszeichnete – blieb allerdings in ihrer Heimat in der Schweiz eher im Schatten. Ganz anders in Grossbritannien, in den USA, ja sogar in Australien, wo sie sich mit ihren Werken in den 1930er Jahren an zahlreichen Ausstellungen beteiligte, wo sie inzwischen in hochkarätigen Sammlungen vertreten ist (so besitzt das Metropolitan Museum of Art in New York über 100 Arbeiten von ihr) und wo ihre Werke bis heute stattliche Preise bei Auktionen erzielen. In Europa richtete ihr die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen eine grosse Schau aus, und in der Schweiz organisierte allein das Kunsthaus Glarus museale Einzelausstellungen – die letzte im Jahr 2004. Zeit also, ihr Werk auch hier einem breiten Publikum näherzubringen. Alexandra Barcal von der Graphischen Sammlung ETH Zürich hat die Ausstellung gemeinsam mit dem Gastkurator Marcel Just konzipiert. Ihnen beiden sei
für ihre kompetente Arbeit, ihre Neugierde und Hartnäckigkeit beim Aufspüren von Beständen gedankt – auch solchen, die bislang noch nicht öffentlich zu sehen waren. Gemeinsam haben sie unbekannte Schätze gehoben, etwa eine vielteilige Collage in Form eines Leporellos, das für Tschudi einen wichtigen Bilderschatz darstellte (siehe Abbildungen im Vor- und Nachsatz). Das Kuratorenteam hat Linolschnitte, Skizzenbücher, einzelne Arbeiten in Öl und Linolplatten ebenso wie Fotos, Kinderbuchillustrationen, Plakatentwürfe und Vignetten aus den 1930er und 1940er Jahren zusammengetragen. Anhand dieses reichen Materials werden der Werdegang Tschudis, ihre Vorbilder wie auch ihre Stellung innerhalb der Grosvenor School nachgezeichnet und zudem ihre Tätigkeit im Frauenhilfsdienst, als Kinderbuchillustratorin und in der angewandten Grafik beleuchtet. Zum ersten Mal werden alle Blätter aus den 1930er und 1940er Jahren im Besitz der Graphischen Sammlung ETH Zürich präsentiert. Sie treten mit Werken aus zahlreichen Privatsammlungen und Institutionen aus dem In- und Ausland in einen Dialog und zeigen eine Künstlerin, die es früh verstand, durch Farb- und Formklänge und kühne Perspektiven den Puls der Zeit einzufangen.
Foreword Lill Tschudi (1911–2004) is a known unknown. Born in rural Schwanden in the canton of Glarus, she moved to faraway London in the late 1920s to study at the renowned Grosvenor School of Modern Art. An artist whose bravura linocuts depict images of modern life in the big city, Tschudi received relatively little attention in her native Switzerland. However, in Great Britain, the United States, and even Australia, her works were already appearing in numerous exhibitions by the 1930s. In these countries, they can now be found in premier collections (the Metropolitan Museum of Art in New York, for example, holds over 100 of her pieces) and continue to rack up impressive sums when sold at auction. In Europe, the Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen has organized a large-scale exhibition of her work, yet in Switzerland only one museum has hosted solo exhibitions of Tschudi’s work—the Kunsthaus Glarus, the last in 2004. Given this lack of attention, the time has come to make her work known to a wider audience at home. The exhibition was conceived by Alexandra Barcal from the Graphische Sammlung ETH Zürich in con-
junction with guest curator Marcel Just. Here, we would like to thank them both for their professionalism, curiosity, and persistence in tracking down Tschudi’s works—including pieces that have never before been exhibited to the public. Together, they have unearthed unknown treasures, such as a multipiece collage presented in the form of an accordion book, which for Tschudi served as an important trove of images (see front and back endpapers). The team of curators has brought together linocuts, sketchbooks, individual oil paintings, lino plates, photographs, illustrations for children’s books, poster designs, and vignettes the artist produced during the 1930s and 1940s. Based on this rich selection of her works, the exhibition seeks to trace Tschudi’s artistic career, her role models, and her position at the Grosvenor School, while also shedding light on her work for the Swiss Army’s Women’s Auxiliary Service (FHD), as a children’s book illustrator, and as a graphic designer. For the first time ever, all of Tschudi’s works from the 1930s and 1940s held by Graphische Sammlung ETH Zürich will be exhibited to the public. These are
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Zahlreiche Personen haben zur erfolgreichen Realisierung der Ausstellung und des Katalogs beigetragen. Wir möchten uns dafür herzlichst bedanken bei: den Autorinnen und dem Autor für ihre Texte, nebst dem Kuratorenteam waren dies Jennifer Farrell, Kuratorin der modernen und zeitgenössischen Grafik am Metropolitan Museum, und Dr. Anna Lehninger, Kunsthistorikerin und Spezialistin für Kinderbuchillustrationen. Den Nachkommen, insbesondere Suzanne und Jacqueline Gerth sowie Nicole Sigrist-Matter, wie auch der ehemaligen Direktorin des Kunsthauses Glarus, Judith Welter, für ihre Offenheit und grosse Unterstützung. Den Leihgeberinnen und Leihgebern, ohne deren Werke wir die Ausstellung nicht in dieser Form hätten umsetzen können, und ebenso Stephen Coppel, stellvertretender Konservator für moderne Drucke und Zeichnungen am British Museum und Verfasser des Werkkataloges zur Grosvenor School, sowie Gordon Samuel von der Osborne Samuel Gallery in London, die beide wichtige Austauschpartner bei unseren Nachforschungen waren. Schliesslich gilt es, unseren zahlreichen Gönnern zu danken: der Ernst Göhner Stiftung, der Stiftung der Glarner Kantonalbank, sowie
dem Kanton Glarus und der Gemeinde Glarus Süd, RTR Rechtsanwälten AG, Arosa und Forbo – Flooring Systems Schweiz für ihr Interesse am Projekt und ihre grosszügige Unterstützung.
juxtaposed with pieces held by numerous private collections and institutions in Switzerland and abroad, and together they tell the story of an artist who understood at an early stage of her career how to harness tonalities of color and form and bold perspectives to capture the spirit of the era. We would like to thank the authors for their contributions to the catalog—in addition to texts by the team of curators, there are essays by Jennifer Farrell, curator of modern and contemporary prints at the Metropolitan Museum, and Dr Anna Lehninger, art historian and specialist in children’s book illustrations. Special thanks, too, to Tschudi’s heirs, in particular Suzanne and Jaqueline Gerth and Nicole Sigrist-Matter, and to the former director of the Kunsthaus Glarus Judith Weiler for their forthright support. The exhibition would have not been possible in its current form were it not for the generosity of lending collections and institutions, and for this we would like to express the utmost gratitude. We would also like to thank Stephen Coppel, assistant keeper of modern prints and drawings at the British Museum and author of the catalogue raisonné of works produced by artists of
the Grosvenor School, as well as Gordon Samuel from the Osborne Samuel Gallery in London, both of whom gave important input for the exhibition. Finally, we would like to thank our patrons, the Ernst Göhner Stiftung, the Stiftung der Glarner Kantonalbank, as well as the canton Glarus and the community Glarus Süd, RTR Rechtsanwälte AG, Arosa and Forbo Flooring Systems Switzerland for their interest in the project as well as their support.
Dr. Linda Schädler, Leiterin Graphische Sammlung ETH Zürich
Dr Linda Schädler, Head of the Graphische Sammlung ETH Zürich
S. / p. 4: Die junge / The Young Lill Tschudi, 1930er Jahre / 1930s Foto / photo: unbekannt / unknown Nachlass / Estate Lill Tschudi
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Stepdancing, 1936 Linolschnitt, Druck in Braun / linocut, printed in brown Coppel LT 51, 33 × 33 cm The Metropolitan Museum of Art
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Zahlreiche Personen haben zur erfolgreichen Realisierung der Ausstellung und des Katalogs beigetragen. Wir möchten uns dafür herzlichst bedanken bei: den Autorinnen und dem Autor für ihre Texte, nebst dem Kuratorenteam waren dies Jennifer Farrell, Kuratorin der modernen und zeitgenössischen Grafik am Metropolitan Museum, und Dr. Anna Lehninger, Kunsthistorikerin und Spezialistin für Kinderbuchillustrationen. Den Nachkommen, insbesondere Suzanne und Jacqueline Gerth sowie Nicole Sigrist-Matter, wie auch der ehemaligen Direktorin des Kunsthauses Glarus, Judith Welter, für ihre Offenheit und grosse Unterstützung. Den Leihgeberinnen und Leihgebern, ohne deren Werke wir die Ausstellung nicht in dieser Form hätten umsetzen können, und ebenso Stephen Coppel, stellvertretender Konservator für moderne Drucke und Zeichnungen am British Museum und Verfasser des Werkkataloges zur Grosvenor School, sowie Gordon Samuel von der Osborne Samuel Gallery in London, die beide wichtige Austauschpartner bei unseren Nachforschungen waren. Schliesslich gilt es, unseren zahlreichen Gönnern zu danken: der Ernst Göhner Stiftung, der Stiftung der Glarner Kantonalbank, sowie
dem Kanton Glarus und der Gemeinde Glarus Süd, RTR Rechtsanwälten AG, Arosa und Forbo – Flooring Systems Schweiz für ihr Interesse am Projekt und ihre grosszügige Unterstützung.
juxtaposed with pieces held by numerous private collections and institutions in Switzerland and abroad, and together they tell the story of an artist who understood at an early stage of her career how to harness tonalities of color and form and bold perspectives to capture the spirit of the era. We would like to thank the authors for their contributions to the catalog—in addition to texts by the team of curators, there are essays by Jennifer Farrell, curator of modern and contemporary prints at the Metropolitan Museum, and Dr Anna Lehninger, art historian and specialist in children’s book illustrations. Special thanks, too, to Tschudi’s heirs, in particular Suzanne and Jaqueline Gerth and Nicole Sigrist-Matter, and to the former director of the Kunsthaus Glarus Judith Weiler for their forthright support. The exhibition would have not been possible in its current form were it not for the generosity of lending collections and institutions, and for this we would like to express the utmost gratitude. We would also like to thank Stephen Coppel, assistant keeper of modern prints and drawings at the British Museum and author of the catalogue raisonné of works produced by artists of
the Grosvenor School, as well as Gordon Samuel from the Osborne Samuel Gallery in London, both of whom gave important input for the exhibition. Finally, we would like to thank our patrons, the Ernst Göhner Stiftung, the Stiftung der Glarner Kantonalbank, as well as the canton Glarus and the community Glarus Süd, RTR Rechtsanwälte AG, Arosa and Forbo Flooring Systems Switzerland for their interest in the project as well as their support.
Dr. Linda Schädler, Leiterin Graphische Sammlung ETH Zürich
Dr Linda Schädler, Head of the Graphische Sammlung ETH Zürich
S. / p. 4: Die junge / The Young Lill Tschudi, 1930er Jahre / 1930s Foto / photo: unbekannt / unknown Nachlass / Estate Lill Tschudi
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Stepdancing, 1936 Linolschnitt, Druck in Braun / linocut, printed in brown Coppel LT 51, 33 × 33 cm The Metropolitan Museum of Art
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A D
B
A Die junge Lill, Schwester Adrienne (genannt Adry) und Mutter Ida Tschudi-Schümperlin vor den Kreidefelsen von Dover / The young Lill, sister Adrienne (called Adry) and mother Ida TschudiSchümperlin in front of the White Cliffs of Dover, undatiert / undated, Foto / photo: unbekannt / unknown; Nachlass / Estate Lill Tschudi
C D Norbertine Bresslern-Roth, Kampf / Fight, 1923, Linolschnitt, mehrfarbig / linocut, multicolored, 22 × 22 cm; Graphische Sammlung ETH Zürich
B, C Schule / School Franz Čižek, Wölfe / Wolves, undatiert / undated, Linolschnitt / linocut, 30.4 × 47.4 bzw. / or 26.3 × 36.1 cm; Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
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E Norbertine Bresslern-Roth, Überfall / Attack, 1922, Linolschnitt, mehrfarbig / linocut, multicolored, 21.5 × 22 cm; Graphische Sammlung ETH Zürich
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A Die junge Lill, Schwester Adrienne (genannt Adry) und Mutter Ida Tschudi-Schümperlin vor den Kreidefelsen von Dover / The young Lill, sister Adrienne (called Adry) and mother Ida TschudiSchümperlin in front of the White Cliffs of Dover, undatiert / undated, Foto / photo: unbekannt / unknown; Nachlass / Estate Lill Tschudi
C D Norbertine Bresslern-Roth, Kampf / Fight, 1923, Linolschnitt, mehrfarbig / linocut, multicolored, 22 × 22 cm; Graphische Sammlung ETH Zürich
B, C Schule / School Franz Čižek, Wölfe / Wolves, undatiert / undated, Linolschnitt / linocut, 30.4 × 47.4 bzw. / or 26.3 × 36.1 cm; Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
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E Norbertine Bresslern-Roth, Überfall / Attack, 1922, Linolschnitt, mehrfarbig / linocut, multicolored, 21.5 × 22 cm; Graphische Sammlung ETH Zürich
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G
F Lill Tschudi, Papageien / Parrots, undatiert / undated, Bleistift und Aquarell / pencil and watercolor, 27 × 18 cm; Nachlass / Estate Lill Tschudi G Norbertine Bresslern-Roth, Araraunas, 1925, Linolschnitt, mehrfarbig / linocut, multicolored, 23 × 27.6 cm; Albertina, Wien / Vienna
F
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F Lill Tschudi, Papageien / Parrots, undatiert / undated, Bleistift und Aquarell / pencil and watercolor, 27 × 18 cm; Nachlass / Estate Lill Tschudi G Norbertine Bresslern-Roth, Araraunas, 1925, Linolschnitt, mehrfarbig / linocut, multicolored, 23 × 27.6 cm; Albertina, Wien / Vienna
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Hommage an / Homage to Paris – London
Le Long des Quais, 1949 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color Coppel LT 84 33.7 × 17.8 cm Gemeinde Glarus Süd Londoner Busse / London Buses, 1949 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color Coppel LT 85, 34 × 18 cm Graphische Sammlung ETH Zürich
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Hommage an / Homage to Paris – London
Le Long des Quais, 1949 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color Coppel LT 84 33.7 × 17.8 cm Gemeinde Glarus Süd Londoner Busse / London Buses, 1949 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color Coppel LT 85, 34 × 18 cm Graphische Sammlung ETH Zürich
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Grosvenor School Künstler / Artists
Claude Flight, Swing-Boats, 1921 Linolschnitt, dreifarbig / linocut, three-color 21.6 × 28.2 cm Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
Cyril E. Power, The Eight, 1930 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color 32.3 × 23.4 cm Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
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Grosvenor School Künstler / Artists
Claude Flight, Swing-Boats, 1921 Linolschnitt, dreifarbig / linocut, three-color 21.6 × 28.2 cm Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
Cyril E. Power, The Eight, 1930 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color 32.3 × 23.4 cm Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
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1933 besuchte Lill Tschudi Fernand Légers Académie Moderne in Paris, wo sie zunächst Kurse in «Publicité» und später in «Schrift» für eine eventuelle Karriere in der Gebrauchsgrafik belegte, wie sie 1994 in einem Fernsehbeitrag berichtete.1 Ein Dutzend Entwürfe für Plakate, alle um 1933 entstanden, haben sich in verschiedenen Techniken erhalten, es kam jedoch kein einziger Entwurf zur Ausführung. Wieso sie die Werbegrafik nicht weiterverfolgte, ist nicht mehr festzustellen; man kann nur vermuten, dass ihr die Werbeabteilungen grosser Firmen als unüberwindbare Hürde erschienen. Frauen waren in den frühen 1930er Jahren in dieser Branche kaum vertreten. Im folgenden Bildteil werden einige ihrer Entwürfe den ausgeführten Plakaten von namhaften Grafikern vergleichend gegenübergestellt. Lill Tschudi wählte schweizerische und französische Produkte oder Firmen, die öfter das Medium Plakat in ihrer Werbestrategie verwendeten. Ihr Interesse an Werbegrafik manifestiert sich auch im 1933 kreierten Linolschnitt Plakatankleber (siehe S. 89), der das Plakat als Werbeträger geradezu feiert, obwohl kein Markenpro-
In 1933, Lill Tschudi attended Fernand Léger’s Académie Moderne in Paris, where she started out taking courses in advertising (publicité) before switching to typography—as she recalled in a television program in 1994—in preparation for a possible career in commercial art.1 A dozen of her poster designs dating from the period around 1933 and employing various techniques have been preserved, but not one of the designs was realized. There is now no way of knowing why she did not pursue commercial art: we can only assume that the idea of getting into the advertising department of a large company would have seemed to her an unattainable goal. After all, there were almost no women in the sector in the early 1930s. In the illustrations in the following section, some of her designs are compared with posters executed by well-known graphic artists. Tschudi chose Swiss and French products and companies that tended to use posters in their advertising strategy. Her interest in commercial art is also manifested in the linocut Sticking Up Posters (see p. 89), created in 1933, which is essentially a celebration of the poster as an advertising medium, even if it is impossible to identify any
dukt identifiziert werden kann. Rechts oben im Bild entdeckt man ein paar Zigaretten, die aus der Packung zu fallen scheinen. Die Szene mit den beiden Arbeitern basiert auf einer Beobachtung im Umfeld einer Pariser Métrostation2 und zeigt wie so häufig ihre Begeisterung für artistische Bewegungsdynamik. Die Zürcher Firma PKZ investierte seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Plakatwerbung und verpflichtete die besten Schweizer Grafiker. Lill Tschudis Plakatentwurf um 1933 wird mit einem fünf Jahre früher entstandenen PKZ-Plakat des bekannten Grafikers Herbert Matter in einen Bezug gesetzt: Auf diesem stehen sich ein Geschäftsmann und ein Hotelpage in bester Art-déco-Manier gegenüber. (Abb. A und B) Bei Tschudis Gouache-Entwurf für das Pariser Warenhaus Au Bon Marché ist der Regenschirm nicht das beworbene Produkt, sondern der gemeinsame Nenner mit dem künstlerischen Vorläufer des Entwurfs: Das Plakat von Frederick Schneider Manner – 1929 im Jahr ihres ersten London-Besuches lanciert – verwendet die Schirme als Metapher für das Fahren in der Untergrundbahn, wo man vor Regen und Kälte geschützt ist: «No Wet – No Cold».
Nach dem Motto «Follow the crowd» transportieren Tschudis Schirme die Botschaft, man solle bei schlechtem Wetter im Warenhaus einkaufen. Wie oft in ihren Arbeiten folgen wir einer anonymen Gruppe – hier im Schutz der Schirme zum Einkaufsziel. Interessant ist auch, dass in beiden Beispielen der Regen keine künstlerische Umsetzung erfährt. (Abb. C und D) Für den Pariser Luxus-Herrenausstatter Madelios kreierte Lill Tschudi einen abstrahierten Entwurf für Krawatten, die sich – auf angedeuteten Krägen platziert – mit einfachen Musterungen oder klassisch einfarbig am Zeitgeist bedienen. Formal interessant ist, wie die drei Fliegen den getupften Hintergrund farblich trennen. Der russische Grafiker Alexey Brodovitch zeigt bei der 1931 entstandenen Werbung für ein Modemagazin einen stilisierten schlanken Mann, der für Regen- und Wintermäntel wirbt.3 (Abb. E und F) Es ist nicht in Erfahrung zu bringen, wieso Lill Tschudi das Thema Zahnpasta-Werbung so oft bearbeitete. Allein für die Zahnpasta Sérodent der Genfer Kosmetikfirma Clermont & Fouet sind drei Entwürfe bekannt. Für diese Art von Markenprodukt wurde oft mit dem Namen und der Verpackung geworben. Die Tube ist jedoch kein einfach darzustellender Gegen-
stand. Beim Vergleich mit dem ein Jahr später lancierten Plakat des Neuenburger Grafikers Eric de Coulon, der unzählige Plakate gestaltete, wird dessen Meisterschaft offenbar und auch, wie steinig der Weg für Lill Tschudi noch gewesen wäre, bis sie sich in diesem Metier hätte durchsetzen können. De Coulon löste das Problem der Tube mit einer grafischen Aufsicht, ohne den dreidimensionalen Körper zu betonen. Zusätzlich baute er einen Kniff mit der Zahnbürste ein, die sich aus dem «R» des Produktnamens entwickelt und, wie von Zauberhand geführt, mit der ausfliessenden Zahnpasta vereinigt. (Abb. G und H) Zwei weitere Entwürfe von Lill Tschudi für Fantasie-Zahnpasta-Marken, wie Azur und Lucky Blue, lassen die Tube beiseite und konzentrieren sich auf den Charme des Lächelns mit blendend weissen Zähnen. Kurios bleibt der textliche Werbevergleich, der wahrscheinlich noch nie in dieser Form auf einem ausgeführten Zahnpasta-Plakat erschienen ist: Blanchit le linge, blanchit vos dents oder Blanchissez vos dents comme votre linge. (Abb. I und J) Nur ein Mal beteiligte sich Lill Tschudi an einem öffentlichen Wettbewerb. Für das Plakat zur Grafa 2 von 1934, einer Fachausstellung des grafischen Ge-
brand-name products. In the top-right portion of the image, we can see a few cigarettes that seem to be falling out of their packet. The image of the two workers is based on a scene she observed near a Paris Métro station and shows, as so often, her enthusiasm for the artistic dynamics of movement.2 The Zurich company PKZ began investing in poster advertising right at the start of the twentieth century and signed up Switzerland’s best graphic artists. Here, Tschudi’s poster design from around 1933 is compared to a PKZ poster made five years earlier by the well-known graphic artist Herbert Matter: this juxtaposes a businessman with a bellboy rendered in best art deco fashion (figs. A and B). In Tschudi’s gouache design for the Paris department store Au Bon Marché, the umbrella is not the product being advertised but rather a common thread linking the work to its artistic antecedent—Frederick Schneider Manner’s poster (put out in 1929, the year Tschudi first visited London) uses umbrellas as a metaphor for traveling on the Underground, where you are protected from the rain and the cold: “No Wet – No Cold.” Drawing on the idea of “Follow the crowd,” the message communicated by Tschudi’s umbrellas is
that it is a good idea to shop in a department store when the weather is bad. As is often the case in her works, we follow an anonymous group to their shopping destination—protected here by umbrellas. It is also interesting to note that neither design includes an artistic rendering of the rain (figs. C and D). For Madelios, the luxury men’s clothier in Paris, Tschudi came up with an abstract design for ties whose simple patterns or classic monochrome—placed on the implied outlines of collars—were a reflection of the zeitgeist. In formal terms, it is interesting to see how the three bow ties divide the dabbed background into colored segments. Meanwhile, Russian graphic artist Alexey Brodovitch’s 1931 Madelios advertisement for a fashion magazine shows the stylized figure of a slim man advertising rain and winter coats (figs. E and F).3 It is impossible to ascertain Tschudi’s motivation for focusing so much on toothpaste advertising. We know of three designs just for the Sérodent brand made by the Geneva cosmetics company Clermont & Fouet. This type of product was often advertised by showing the brand name and packaging, but a toothpaste tube is by no means a straightforward object to
represent. A comparison of Tschudi’s work with the poster put out a year later by Eric de Coulon reveals the mastery of this Neuchâtel-based graphic artist, who designed countless posters. Such a comparison also suggests just how difficult it would have been for Tschudi to establish herself in the profession. De Coulon himself solved the problem by graphically representing the tube as seen from above, without putting any emphasis on its three-dimensionality. He also used a trick with the toothbrush, having it develop out of the “R” in the product name to combine with the toothpaste issuing from the tube as if by magic (figs. G and H). Two other Tschudi designs for imaginary toothpaste brands, Azur and Lucky Blue, omit the tube and focus on the charm of brilliant white teeth displayed in a smile. One curiosity is the text appearing in the ads, which has probably never appeared in this form on an actual toothpaste poster: Blanchit le linge, blanchit vos dents or Blanchissez vos dents comme votre linge, “Make your teeth as white as your laundry” (figs. I and J). Tschudi only took part in one public competition. Her submission for the poster to promote the 1934 trade show Grafa 2—a graphic arts exhibition at the
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1933 besuchte Lill Tschudi Fernand Légers Académie Moderne in Paris, wo sie zunächst Kurse in «Publicité» und später in «Schrift» für eine eventuelle Karriere in der Gebrauchsgrafik belegte, wie sie 1994 in einem Fernsehbeitrag berichtete.1 Ein Dutzend Entwürfe für Plakate, alle um 1933 entstanden, haben sich in verschiedenen Techniken erhalten, es kam jedoch kein einziger Entwurf zur Ausführung. Wieso sie die Werbegrafik nicht weiterverfolgte, ist nicht mehr festzustellen; man kann nur vermuten, dass ihr die Werbeabteilungen grosser Firmen als unüberwindbare Hürde erschienen. Frauen waren in den frühen 1930er Jahren in dieser Branche kaum vertreten. Im folgenden Bildteil werden einige ihrer Entwürfe den ausgeführten Plakaten von namhaften Grafikern vergleichend gegenübergestellt. Lill Tschudi wählte schweizerische und französische Produkte oder Firmen, die öfter das Medium Plakat in ihrer Werbestrategie verwendeten. Ihr Interesse an Werbegrafik manifestiert sich auch im 1933 kreierten Linolschnitt Plakatankleber (siehe S. 89), der das Plakat als Werbeträger geradezu feiert, obwohl kein Markenpro-
In 1933, Lill Tschudi attended Fernand Léger’s Académie Moderne in Paris, where she started out taking courses in advertising (publicité) before switching to typography—as she recalled in a television program in 1994—in preparation for a possible career in commercial art.1 A dozen of her poster designs dating from the period around 1933 and employing various techniques have been preserved, but not one of the designs was realized. There is now no way of knowing why she did not pursue commercial art: we can only assume that the idea of getting into the advertising department of a large company would have seemed to her an unattainable goal. After all, there were almost no women in the sector in the early 1930s. In the illustrations in the following section, some of her designs are compared with posters executed by well-known graphic artists. Tschudi chose Swiss and French products and companies that tended to use posters in their advertising strategy. Her interest in commercial art is also manifested in the linocut Sticking Up Posters (see p. 89), created in 1933, which is essentially a celebration of the poster as an advertising medium, even if it is impossible to identify any
dukt identifiziert werden kann. Rechts oben im Bild entdeckt man ein paar Zigaretten, die aus der Packung zu fallen scheinen. Die Szene mit den beiden Arbeitern basiert auf einer Beobachtung im Umfeld einer Pariser Métrostation2 und zeigt wie so häufig ihre Begeisterung für artistische Bewegungsdynamik. Die Zürcher Firma PKZ investierte seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Plakatwerbung und verpflichtete die besten Schweizer Grafiker. Lill Tschudis Plakatentwurf um 1933 wird mit einem fünf Jahre früher entstandenen PKZ-Plakat des bekannten Grafikers Herbert Matter in einen Bezug gesetzt: Auf diesem stehen sich ein Geschäftsmann und ein Hotelpage in bester Art-déco-Manier gegenüber. (Abb. A und B) Bei Tschudis Gouache-Entwurf für das Pariser Warenhaus Au Bon Marché ist der Regenschirm nicht das beworbene Produkt, sondern der gemeinsame Nenner mit dem künstlerischen Vorläufer des Entwurfs: Das Plakat von Frederick Schneider Manner – 1929 im Jahr ihres ersten London-Besuches lanciert – verwendet die Schirme als Metapher für das Fahren in der Untergrundbahn, wo man vor Regen und Kälte geschützt ist: «No Wet – No Cold».
Nach dem Motto «Follow the crowd» transportieren Tschudis Schirme die Botschaft, man solle bei schlechtem Wetter im Warenhaus einkaufen. Wie oft in ihren Arbeiten folgen wir einer anonymen Gruppe – hier im Schutz der Schirme zum Einkaufsziel. Interessant ist auch, dass in beiden Beispielen der Regen keine künstlerische Umsetzung erfährt. (Abb. C und D) Für den Pariser Luxus-Herrenausstatter Madelios kreierte Lill Tschudi einen abstrahierten Entwurf für Krawatten, die sich – auf angedeuteten Krägen platziert – mit einfachen Musterungen oder klassisch einfarbig am Zeitgeist bedienen. Formal interessant ist, wie die drei Fliegen den getupften Hintergrund farblich trennen. Der russische Grafiker Alexey Brodovitch zeigt bei der 1931 entstandenen Werbung für ein Modemagazin einen stilisierten schlanken Mann, der für Regen- und Wintermäntel wirbt.3 (Abb. E und F) Es ist nicht in Erfahrung zu bringen, wieso Lill Tschudi das Thema Zahnpasta-Werbung so oft bearbeitete. Allein für die Zahnpasta Sérodent der Genfer Kosmetikfirma Clermont & Fouet sind drei Entwürfe bekannt. Für diese Art von Markenprodukt wurde oft mit dem Namen und der Verpackung geworben. Die Tube ist jedoch kein einfach darzustellender Gegen-
stand. Beim Vergleich mit dem ein Jahr später lancierten Plakat des Neuenburger Grafikers Eric de Coulon, der unzählige Plakate gestaltete, wird dessen Meisterschaft offenbar und auch, wie steinig der Weg für Lill Tschudi noch gewesen wäre, bis sie sich in diesem Metier hätte durchsetzen können. De Coulon löste das Problem der Tube mit einer grafischen Aufsicht, ohne den dreidimensionalen Körper zu betonen. Zusätzlich baute er einen Kniff mit der Zahnbürste ein, die sich aus dem «R» des Produktnamens entwickelt und, wie von Zauberhand geführt, mit der ausfliessenden Zahnpasta vereinigt. (Abb. G und H) Zwei weitere Entwürfe von Lill Tschudi für Fantasie-Zahnpasta-Marken, wie Azur und Lucky Blue, lassen die Tube beiseite und konzentrieren sich auf den Charme des Lächelns mit blendend weissen Zähnen. Kurios bleibt der textliche Werbevergleich, der wahrscheinlich noch nie in dieser Form auf einem ausgeführten Zahnpasta-Plakat erschienen ist: Blanchit le linge, blanchit vos dents oder Blanchissez vos dents comme votre linge. (Abb. I und J) Nur ein Mal beteiligte sich Lill Tschudi an einem öffentlichen Wettbewerb. Für das Plakat zur Grafa 2 von 1934, einer Fachausstellung des grafischen Ge-
brand-name products. In the top-right portion of the image, we can see a few cigarettes that seem to be falling out of their packet. The image of the two workers is based on a scene she observed near a Paris Métro station and shows, as so often, her enthusiasm for the artistic dynamics of movement.2 The Zurich company PKZ began investing in poster advertising right at the start of the twentieth century and signed up Switzerland’s best graphic artists. Here, Tschudi’s poster design from around 1933 is compared to a PKZ poster made five years earlier by the well-known graphic artist Herbert Matter: this juxtaposes a businessman with a bellboy rendered in best art deco fashion (figs. A and B). In Tschudi’s gouache design for the Paris department store Au Bon Marché, the umbrella is not the product being advertised but rather a common thread linking the work to its artistic antecedent—Frederick Schneider Manner’s poster (put out in 1929, the year Tschudi first visited London) uses umbrellas as a metaphor for traveling on the Underground, where you are protected from the rain and the cold: “No Wet – No Cold.” Drawing on the idea of “Follow the crowd,” the message communicated by Tschudi’s umbrellas is
that it is a good idea to shop in a department store when the weather is bad. As is often the case in her works, we follow an anonymous group to their shopping destination—protected here by umbrellas. It is also interesting to note that neither design includes an artistic rendering of the rain (figs. C and D). For Madelios, the luxury men’s clothier in Paris, Tschudi came up with an abstract design for ties whose simple patterns or classic monochrome—placed on the implied outlines of collars—were a reflection of the zeitgeist. In formal terms, it is interesting to see how the three bow ties divide the dabbed background into colored segments. Meanwhile, Russian graphic artist Alexey Brodovitch’s 1931 Madelios advertisement for a fashion magazine shows the stylized figure of a slim man advertising rain and winter coats (figs. E and F).3 It is impossible to ascertain Tschudi’s motivation for focusing so much on toothpaste advertising. We know of three designs just for the Sérodent brand made by the Geneva cosmetics company Clermont & Fouet. This type of product was often advertised by showing the brand name and packaging, but a toothpaste tube is by no means a straightforward object to
represent. A comparison of Tschudi’s work with the poster put out a year later by Eric de Coulon reveals the mastery of this Neuchâtel-based graphic artist, who designed countless posters. Such a comparison also suggests just how difficult it would have been for Tschudi to establish herself in the profession. De Coulon himself solved the problem by graphically representing the tube as seen from above, without putting any emphasis on its three-dimensionality. He also used a trick with the toothbrush, having it develop out of the “R” in the product name to combine with the toothpaste issuing from the tube as if by magic (figs. G and H). Two other Tschudi designs for imaginary toothpaste brands, Azur and Lucky Blue, omit the tube and focus on the charm of brilliant white teeth displayed in a smile. One curiosity is the text appearing in the ads, which has probably never appeared in this form on an actual toothpaste poster: Blanchit le linge, blanchit vos dents or Blanchissez vos dents comme votre linge, “Make your teeth as white as your laundry” (figs. I and J). Tschudi only took part in one public competition. Her submission for the poster to promote the 1934 trade show Grafa 2—a graphic arts exhibition at the
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Lill Tschudi, Chic sein heisst sich kleiden bei PKZ, um / ca. 1933, Entwurf zu einem Plakat / draft for a poster, Aquarell und Tusche / watercolor and ink, 16 × 12.5 cm, Skizzenbuch / sketchbook 50; Sammlung Glarner Kunstverein
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Herbert Matter, PKZ, 1928, Plakat für / poster for Paul Kehl Zürich (Modehauskette / fashionhouse chain), Lithografie / lithograph, 128 × 90.5 cm; Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung
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Lill Tschudi, Chic sein heisst sich kleiden bei PKZ, um / ca. 1933, Entwurf zu einem Plakat / draft for a poster, Aquarell und Tusche / watercolor and ink, 16 × 12.5 cm, Skizzenbuch / sketchbook 50; Sammlung Glarner Kunstverein
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Herbert Matter, PKZ, 1928, Plakat für / poster for Paul Kehl Zürich (Modehauskette / fashionhouse chain), Lithografie / lithograph, 128 × 90.5 cm; Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung
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Schiffe in Venedig / Ships in Venice, 1951 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color 25.8 × 27.8 cm Nachlass / Estate Lill Tschudi
Morcote, 1948 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color Coppel LT 81, 36 × 22.8 cm Privatsammlung / Private collection
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Schiffe in Venedig / Ships in Venice, 1951 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color 25.8 × 27.8 cm Nachlass / Estate Lill Tschudi
Morcote, 1948 Linolschnitt, vierfarbig / linocut, four-color Coppel LT 81, 36 × 22.8 cm Privatsammlung / Private collection
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Gelegenheitsgrafik / Occasional graphics
Undatierte Linolschnitte aus dem Nachlass / Undated linocuts from the Estate Lill Tschudi
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Gelegenheitsgrafik / Occasional graphics
Undatierte Linolschnitte aus dem Nachlass / Undated linocuts from the Estate Lill Tschudi
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