DAS JAHR DER JUBILÄEN
Sie prägten Wien und seine ästhetische Kultur – Adolf Loos, Wiener Werkstätte und Lobmeyr.
VON KÜCHE BIS GARTEN
Welche gesellschaftlichen Trends und Strömungen in unserem Zuhause Früchte tragen.
DAS JAHR DER JUBILÄEN
Sie prägten Wien und seine ästhetische Kultur – Adolf Loos, Wiener Werkstätte und Lobmeyr.
Welche gesellschaftlichen Trends und Strömungen in unserem Zuhause Früchte tragen.
Nachhaltigkeit im Fokus: Ein Begriff, so allgegenwärtig, dass er kaum noch fassbar ist. Design DE LUXE nähert sich an und untersucht, auf welche Konzepte die Designbranche setzt.
Facts: Stadtgarten Wien mit ca. 900m² Besondere Aufgabenstellung: Schwerpunkt Kunst im Garten.
Leistungen BEGRÜNDER: Umplanung eines ungepflegten Gartens mit bestehendem Pool. Planung, Ausführung und Koordination. Entfernung Altbestand Hecken. Erdbau, Holzbau, Terrasse und Sichtschutz-Wände, Beton-Sockel mit Feuerstelle, Boule-Bahn, Bepflanzung, Bewässerungs-Anlage und Lichtkonzept. Vorgarten mit Wasserbecken und Brunnen. Bauzeit: 4 Monate.
Facts: Landschaftsgarten in Wien, ca. 4.000m²
Leistungen BEGRÜNDER: Garten-Konzept und Planung, massive Erdbewegungen 6000m³, Bewässerungs-Anlage, 150 lfm. Natursteinmauern, Großbaum- und Stauden-Bepflanzung, 4m hohe Eiben-Hecken als Sichtschutz zur Straße, ausgeklügeltes Lichtkonzept. Planung und Bauzeit: je ca. 12 Monate.
Facts: Landschafts- und Nutz-Garten, ca. 3000 m²
Leistungen BEGRÜNDER: Gesamtkonzept inkl. Koordination mit Architekten, Erdarbeiten, Terrassierung, Naturstein-Mauern, Einfriedung, Errichten eines Nutzgartens mit Hühnerstall, Lichtkonzept, Bewässerungsanlage, Pool, Bepflanzung, Betreuung. Bauzeit: mehrere Schritte ab 2008 – 2020.
Facts: Landschaftsgarten NÖ mit ca. 3000m²
Leistungen BEGRÜNDER: Planung, Koordination und komplette Ausführung eines Pool & Lounge-Bereichs mit Outdoor-Küche auf ca. 300m², Beleuchtungskonzept und Möblierung.
Bauzeit: 3 Monate.
IMPRESSUM
Die Nachhaltigkeit ist ein dominierendes Thema unserer Zeit. Von Klebeaktionen bis zu einfach grün eingefärbten Supermarkt-Plakaten reicht das Spektrum. Ständig werden wir belehrt: Tu dies, lass das. Weder die Relevanz dieses Themas noch die Notwendigkeit der Auseinandersetzung damit möchten wir bestreiten. Auch die Designbranche setzt sich mit der Nachhaltigkeit und ihrem eigenen ökologischen Fußabdruck auseinander. Was wir ganz explizit nicht wollen: Sie, liebe Leserinnen und Leser, belehren. Wir wollen nicht erziehen, vorschreiben, nicht einmal empfehlen.
Unser Ansinnen ist es, zu informieren. Wir möchten Ihnen einen Überblick über die Lösungsansätze geben, die Designer, Architekten, Planer und Gestalter finden – was Sie daraus machen, das bleibt ganz und gar Ihnen überlassen.
Was uns am Herzen liegt, ist Folgendes: Design kann, ja, muss Freude machen. Zwischen all den Krisen und Problemen, die uns die Zeit vorsetzt, können wir uns mit Design eine Umgebung schaffen, die wir genießen können. Wie diese aussehen könnte, dafür möchten wir Ihnen auf diesen Seiten eine Inspiration geben – vielleicht finden Sie ja auch das ein oder andere Stück, das Ihr Zuhause ein bisschen bunter macht.
In diesem Sinne – viel Freude mit unserem Magazin!
Design braucht Meinung. Wir freuen uns, wenn Sie sich zu aktuellen Themen mit uns austauschen möchten. Gerne via:
/designbrauchteinenrahmen
Sabine Jäger, MSc Herausgeberin Peter Syrch HerausgeberMedieninhaber: AD Werbe Design Atelier GmbH, Singerstraße 8/6, 1010 Wien, UID ATU68564715, www.designatelier.at
chefredaktion@design-deluxe.at
Herausgeber: Sabine Jäger, MSc und Peter Syrch • Chefin vom Dienst: MMag. Barbara Wallner • Artdirector: Bernhard Halbritter • Grafik: Viktoria Baumgartner, Bianca Gangl, Daniel Rudolf • Lektorat: Marjeta Wakounig
Ein starkes Wir kann mehr bewegen als ein Du oder Ich alleine. Es ist die Kraft der Gemeinschaft, die uns den Mut gibt, neue Wege zu gehen, die uns beflügelt und die uns hilft, Berge zu versetzen. Daran glauben wir seit mehr als 160 Jahren und das ist, was wir meinen, wenn wir sagen: WIR macht’s möglich.
14 IM INTERVIEW: PATRICIA URQUIOLA
Die Star-Designerin und Architektin spricht im Exklusivinterview über Nachhaltigkeit und ihr neuestes Hotel-Projekt in Italien.
20 SCHWERPUNKT: TRENDS
Was sind die gesellschaftlichen Entwicklungen, die unsere kollektive Psyche – und damit auch unseren Anspruch an Design – prägen?
68 SCHWERPUNKT: NACHHALTIGKEIT
Sie ist längst von der Kür zur Pflicht geworden –wie reagiert die Designbranche auf den zunehmenden Nachhaltigkeitsanspruch der Konsumenten?
76 DESIGN-WELTREISE
Ein Streifzug durch fünf verschiedene Designkulturen, was sie ausmacht, wie sie sich entwickelt haben und was wir von ihnen lernen können.
88 IM INTERVIEW: RAPHAEL NAVOT
Design DE LUXE traf den frisch gekürten Designer des Jahres auf der Maison&Objet in Paris zum Gespräch über seinen Stil, seine Ambitionen und Ansichten.
92 IM INTERVIEW: FEDERICO LUTI
Der Enkel des Kartell-Gründers und Commercial Director reiste zur Eröffnung des neuen Wiener Flagship-Stores an.
96 EXPERTENTALK: REVITALISIERUNG
Sanieren statt neu bauen – ist das die Lösung? Und wenn ja – haben wir die Technik, den rechtlichen Rahmen und den Willen?
104 DAS JAHR DER JUBILÄEN
Sie prägten Wien und seine ästhetische Kultur – und tun das bis heute: Adolf Loos, die Wiener Werkstätte und die Glasmanufaktur Lobmeyr.
im repräsentativen Ambiente eines historischen Schlossparks in 1190 Wien.
www.schlossparkfreihof.at
Exklusivvermarktung
Patricia Urquiola spricht mit Design DE LUXE über ihr Verständnis von Nachhaltigkeit, die großen Transformationen im Designbereich und ihr neues Hotelprojekt in Grado.
Welche großen Transformationen erwarten Sie für die Zukunft des Designs, wenn es um Nachhaltigkeit geht? Ich glaube, dass wir als Designer die Grundsätze der Natur immer stärker verwenden werden. Ich glaube, dass wir – wie es Timothy Morton (US-amerikanischer Publizist und Philosoph, Anm.) vorschlägt – ein völlig neues ökologisches Denken aufbauen müssen. Um erfolgreich zu sein, müssen wir über dieses apokalyptische Denken im Umweltbereich hinauswachsen, das ist zu simplistisch. Vielmehr müssen wir Umweltdenken als den Schatten einer Idee begreifen, die noch nicht gedacht ist. Die von anderen Ideen getragen wird, bis sie sich nicht mehr aufhalten lässt. Design muss sich öffnen – gegenüber anderen Diskursen und Disziplinen. Wir müssen die Wahrnehmung von Upcycling „designen“, müssen die Schönheit der Erneuerung, der Wiederverwertung verstärken.
Circular Economy, alternative Materialien und Recycling sind Themen, die im Designbereich sehr präsent sind. Wie gehen Sie persönlich in Ihrer Arbeit damit um? Als Studio, sowohl in der Architektur als auch im Design, streben wir danach, nicht nur nachhaltige Materialien, sondern auch nachhaltige Prozesse zu verwenden. Oft arbeiten wir mit Cimento zusammen, einer ita-
lienischen Marke, die ein gleichnamiges Material herstellt: eine revolutionäre Zementmischung, bestehend aus über 90 Prozent mineralischen Zuschlagstoffen, die aus Produktionsabfällen großer Steinbrüche stammen. Gemeinsam mit Kvadrat, einer dänischen Textil-Brand, haben wir verschiedene Textilien kreiert, die aus 100 Prozent recyceltem Polyester bestehen. Und schließlich haben wir uns – als Art Director von Cassina –wirklich darauf konzentriert, die Materialien der Produkte einer genauen Prüfung zu unterziehen. Das erreichen wir durch die Arbeit von Cassina LAB, unserem Research und Development Center, in Kollaboration mit dem POLI.design Consortium der Polytechnischen Universität Mailand. Im Zuge dessen wurden kreislauffähige Materialien für die Produktentwicklung gefunden, wie beispielsweise recyceltes PET für Sofapolsterungen. Besonderes Augenmerk wurde außerdem auf die Zerlegbarkeit der Stücke gelegt, um die Wiedergewinnung und -verwertung der Materialien am Ende des Lebenszyklus zu erleichtern.
Gibt es so etwas wie eine psychologische Grenze der Nachhaltigkeit? Wollen Kunden im Premiumbereich auf „alten Schuhen“ oder „Autoreifen“ sitzen, um es überspitzt auszudrücken? Ich sehe keine Grenzen in der Nachhaltigkeit. Ich denke, Menschen werden sich
TEXT: BARBARA WALLNERPatricia Urquiola ist eine weltweit tätige und begehrte Architektin und Designerin – kaum eine namhafte Marke, die im Portfolio nicht ein Stück aus ihrer Feder hat: Cassina, Moroso, Kartell, Agape oder Flos sind nur einige
dieser großen Namen. Bekannt ist die gebürtige Spanierin, die mit ihrem Partner Alberto Zontone
2001 das Studio Urquiola in Mailand gründete, vor allem für den Komfort, die Eleganz und die Geradlinigkeit ihrer Stücke.
tur. Möbelstücke müssen anpassungsfähig sein, beweglich und multifunktional. Anpassungsfähigkeit statt Stillstand, Veränderung statt Einschränkung.
Technologische Entwicklungen und digitale Innovationen haben einen starken Einfluss auf Design. Aber natürlich kann Technologie alleine nicht
Cimento steht für zeitgeistige Tische, Bänke und weitere Sitzmöbel aus einer einzigartigen Zementmischung.
Die
mehr und mehr in diese neue Idee verlieben, dass Schönheit aus Abfall entstehen kann.
Abseits der Nachhaltigkeit – was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Herausforderungen und Entwicklungen im Designbereich? Die wichtigste Herausforderung heutzutage ist, eher Verhalten zu designen als einen Raum. Nach der Zeit der Lockdowns gibt es ein neues Verständnis für die Wichtigkeit von Flexibilität in der Architek-
funktionieren – wir müssen sie als Instrument sehen, um unsere Lebensqualität zu steigern. Ich bin außerdem überzeugt, dass Technologie und Handwerk einander ergänzen können – Handwerker zeigen uns, dass auch vermeintlich archaische Werte Modernität transportieren können.
Sprechen wir über Ihr neues Hotelprojekt Laguna Faro. Welche Rolle spielt Design für den Erfolg eines Hotels? Eine Schlüsselrolle. Design ist ein wichtiges Instrument für die Hotellerie, wenn es darum geht, ein Hotel unique zu machen – Gästen einen Grund zu geben, es auszuwählen und dort ihren Urlaub zu verbringen. Hotels sind komplexe Projekte, oft sehr herausfordernd, weil wir die sich verändernden Bedürfnisse der Gäste interpretieren müssen. Die Menschen suchen heute nach Hotels, die an Wohnsitze erinnern, sie wollen eine häusliche Atmosphäre. Als Architekten müssen wir Berührung und Haptik – touch –in das Design miteinbeziehen, aber auch so etwas wie visual touch: eine sichtbare, wahrnehmbare Qualität, die sich von Materialien über Oberflächen bis hin zu den Services zieht.
Wie also – um diesen Aspekt aufzunehmen –setzt man das als Designer um? Wie macht man ein Hotel zu einem attraktiven Aufenthaltsort? Als Architektin vertrete ich überzeugt den Ansatz, dass ein Projekt den Genius Loci aufnehmen und kommunizieren muss – so, wie wir das in Laguna Faro geschafft haben. Wir haben das Interieur mit einem starken Bewusstsein für den Ort selbst und die natürlichen Materialien der Region Friaul-Julisch Venezien erarbeitet.
Sie haben das Interieur von Laguna Faro bis ins kleinste Detail gestaltet – welche Vorteile
„Menschen werden sich mehr und mehr in die Idee verlieben, dass Schönheit aus Abfall entstehen kann.“
PATRICIA URQUIOLAFOTOS: VALENTINA SOMMARIVA, BEIGESTELLT Das mediterrane Flair der Umgebung spiegelt sich in der Einrichtung des Hotels wider.
hat es für einen Designer, wenn man die komplette Kontrolle über das gesamte Projekt hat? Was war Ihre Vision für das Projekt, und wie haben Sie sie Realität werden lassen? Für Laguna Faro haben wir uns von der Lagune inspirieren lassen, mit der Absicht, all die kleinen Details der natürlichen Umgebung, die ihre Schönheit ausmachen, aufzunehmen. Die natürlichen Farben der Lagune von Grado finden sich im Interieur wieder: Ein weiches Mintgrün für Vorhänge und Einrichtung erinnert an die umgebende Vegetation. Das nautische Thema findet seinen Ausdruck in den Holzböden, deren lange Planken an jene von Booten erinnern, sowie in den ungewöhnlichen Molo-Nachttischen – zwei Holzpfosten, die an die Masten eines Bootes erinnern, halten die Tischplatten.
Ein Hotel fungiert ja auch immer als „Zuhause in der Ferne“ – behaglich und heimelig, aber gleichzeitig auch neu und außergewöhnlich. Wie vereint man beides im Design? Ich sehe
Hotels gerne als unsere Idealvorstellung des Zuhauses, wo wir das erleben können, was wir auch in unserem Heim gerne hätten. In Zukunft wird diese Wahrnehmung eines Hotels noch viel stärker schon im virtuellen Narrativ wurzeln, das der realen Hotelerfahrung ja vorausgeht. Ich glaube,
wir wählen Hotels, die unserer vorab gewonnenen Vorstellung gerecht werden und außerdem die beste Mischung aus Flexibilität, Markenwahrnehmung und vor allem der Beziehung zum jeweiligen Ort bieten. ∏
„Hotels gelten als Idealvorstellung des Zuhauses. Hier erleben wir, was wir in unserem eigenen Heim gerne hätten.“
PATRICIA URQUIOLA
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Trends gibt es in allen Größen, Formen und Ausprägungen.
Von den Farben der Saison bis zu den großen gesellschaftlichen Strömungen, die unsere Zukunft prägen werden.
Eine Standortbestimmung.
TEXT: BARBARA WALLNER
Was ist das eigentlich –ein Trend? Das Wort ist allgegenwärtig, dementsprechend vage seine Bedeutung. Trends und Trendforschung geben uns oft das Gefühl, unsere Gesellschaft in klare Strukturen gießen zu können, alles sei messbar, alles sei quantifizierbar. Meist will man uns etwas verkaufen, so erscheint es uns zumindest. Wohl am stärksten in der Mode, aber auch die Wohntrends muss man nicht lange suchen – und ja, auch auf dem
Cover dieses Heftes taucht das Wort auf. Allein schon deshalb ist es an dieser Stelle notwendig und sinnvoll, die Herangehensweise von Design DE LUXE an den Begriff in Worte zu fassen.
Denn wir möchten Trends keineswegs als von oben aufoktroyierte Verhaltensweisen und Konsumgewohnheiten begreifen. Sehen wir sie als Schritte in unserer gesellschaftlichen Evolution, Ausdruck eines Wertesystems ebenso wie einer kollektiven Emotion. Solcherart betrachtet sind Trends die Antwort auf die Fragen: Was ist uns
selbst.
Natur und Innenraum, Hotel und Zuhause – sie alle scheinen zunehmend zu verschmelzen, denn wir mögen keine strikten Trennungen mehr. Und was gibt es auch Schöneres, als mit der Natur im Blick aufzuwachen, wie hier in der Villa Wossa des Eco-Resort Priesteregg.
wichtig? Wie drücken wir unsere Gefühle aus, in den Dingen, mit denen wir uns umgeben, die wir am Körper tragen? Wie spiegelt die Art, wie wir unsere Umwelt gestalten, unsere Persönlichkeit?
In der folgenden Strecke möchte sich Design DE LUXE den Trends von diesem Blickwinkel aus nähern, ihren Ausdruck nutzen für eine Art gesellschaftlicher Standortbestimmung. Unsere Redakteure haben es sich darin zur Aufgabe gemacht, jene wesentlichen Strömungen he-
rauszukristallisieren, die uns über die nächsten Jahre begleiten werden. Auch die Trendfarben 2023 mögen als Schnappschuss darin ihre Berechtigung finden, sind sie doch die kleinste Einheit des großen Ganzen. Aber im Mittelpunkt stehen sie hier nicht.
Was sich auf den folgenden Seiten (ebenso wie im ganzen Heft) wie ein roter – nein, eigentlich grüner – Faden durchzieht, ist freilich die Nachhaltigkeit. In Material, Form, Produktion. Auffällig ist, dass sie nicht im Zeichen des Ver-
zichts steht – vielmehr sucht man nach einem qualitativen Miteinander mit der Natur, Lebensqualität ist eben nur mit einem guten Gewissen wirklich möglich.
Anbieter reagieren darauf mit einer Fülle an Innovationen: Recycling- und Biomaterialien, Circular-Economy-Konzepte, Langlebigkeit durch Qualität und zeitloses Design. Wir wollen die Natur spüren, wie wir überhaupt nach intensivem Spüren streben. Achtsamkeit, Sinnlichkeit, das Begreifen unserer gestaltbaren Umwelt als
Ensemble, das uns langfristig begleiten wird, stehen im Mittelpunkt. Darin eingebettet hält die Natur zunehmend Einzug in unserem Zuhause – nicht nur im Garten: in Form von Material – Uhren aus Zitronenschalen, Lampenschirme aus Bananen (freilich haltbar verarbeitet) –, aber auch in Form der Pflanzen selbst, vorzugsweise in der Küche.
Das Miteinander, das Verschmelzen von Dingen, die zuvor als klar abgegrenzt galten, zieht sich ebenso durch. Wir mögen keine klaren Tren-
2016 skizzierte BMW mit dem Entwurf des NEXT 100 die Mobilität der Zukunft. Auf den Straßen ist das Modell nicht zu sehen – dennoch gelang es dem Automobilhersteller, nachfolgende Modelle in puncto Design und Formensprache nachhaltig zu prägen.
…
nungen mehr, Abgrenzungen und Restriktionen. Flexibel, modular und ineinandergreifend soll es sein. Während im Garten runde Formen die Verschmelzung mit der Natur räumlich demonstrieren, rücken Hotellerie und Wohnraum im Emotionalen näher zusammen – zu Hause suchen wir die Eleganz und das „Sich etwas gönnen“-Gefühl des Hotels, während wir ebendort ein Zuhause-Gefühl der Geborgenheit ebenso spüren möchten wie das Abenteuer.
Sogar das Auto vereint das Fortbewegungsmittel längst mit Aufenthaltsqualitäten. Die Beweglichkeit des fahrbaren Untersatzes ist von seinem USP längst zur Minimalanforderung avanciert, nun geht es um technische und ästhetische Finesse, um Multimedia und Komfort. Und, wie könnte es anders sein, um die Nachhaltigkeit. Denn mit ihr schließt sich der Kreis, der hoffentlich recycelbare Garn, der das ganze Trend-Konstrukt durchdringt und prägt. ∏
„Take care!“ – zwei kleine Worte mit großer Bedeutung und Thema der letzten Maison&Objet Paris. Und sie sind weit mehr als das – sie sind Vision, Engagement und Megatrend. Nirgends ist das stärker zu beobachten als im Wohnzimmer.
TEXT: NICOLA AFCHAR
Neues Jahr, neue Motivation. Auffällig viele Menschen verspüren im noch jungen Jahr den Drang, etwas in ihrem Zuhause zu verändern. Die Küche oder das Bad rauszureißen ist die rabiate Variante, das Wohnzimmer dagegen, das bietet sich perfekt an, um die Refresh-Taste zu drücken. Die 2023er-Kollektionen der Hersteller werden zwar erst später im Jahr präsentiert, der Mailänder Salone de Mobile findet heuer im April statt, die imm Cologne sogar erst im Juni, statt wie bisher (und auch 2024 wieder) im Jänner. Aber: Das ist eigentlich ganz gut so, denn dadurch ergeben sich ganz neue Chancen. Etwa die, einen Schritt zurückzutreten und das große Ganze zu betrachten. Beziehungsweise sich selbst im großen Ganzen. Die Menschen gieren nach Persönlichem, nach Möbeln mit Charakter, die einfach einen Tick anders sind (etwa die Lehne des Essex-Loungechairs von Sentta). Gut, das ist per se nicht neu, aber es spitzt sich zu. Und über allem schwebt das Mantra der Nachhaltigkeit, der sich verändernden Zeiten, dem bewussten Konsum. Das Thema der Maison&Objet Paris passt hier natürlich formidabel. „Take care!“, mahnt Vincent Grégoire, Creative Director der NellyRodi Design Consultancy, und verpasst damit der Messe nicht einfach nur ein Thema, wie er sagt: „Take care! ist ein Megatrend, es muss ein Statement sein, eine Vision,
ein Projekt, ein Engagement. Auf keinen Fall darf es in die Oberflächlichkeit abrutschen.“ Man merkt, dass es dem Trendexperten ein echtes Anliegen ist, die Worte „Krise“, „Umdenken“ und „dringend“ fallen mehrfach. Nachhaltigkeit wird die neue Norm. „Man hat den Begriff lange negativ assoziiert, mit Verzicht. Man muss ihn dringend mit Positivem verbinden. Nachhaltigkeit ist ein Vorteil, ein Geschenk geradezu.“ Das Spannungsfeld aus Forschung, Weiterentwicklung und Nachhaltigkeit bezeichnet der Franzose als Osmose. „Ich glaube sowohl an synthetische als auch an natürliche Materialien.“ Die Zeit des Entweder-oder scheint tatsächlich vorbei, die Dualität zieht in den Köpfen der Menschen ein. Fast jeder Trend trägt heute auch einen Gegentrend huckepack. Während die einen sich auch in Post-Pandemie-Zeiten lieber aufs Private konzentrieren, drängen die anderen nach draußen, nehmen ein Bad in der Menge. Generell attestiert Grégoire den Menschen den Wunsch nach Leichtigkeit – übersetzt fürs Zuhause bedeutet das vor allem luftige Arrangements. Auf keinen Fall sollte man das aber mit dem dogmatischen Instagram-Minimalismus der letzten Jahre gleichsetzen. Dieser Social-Media-Mainstream hat sich verabschiedet. 2023 sind Statements gefragter denn je! Wie sich das konkret äußert, ist dann natürlich wieder höchst individuell. Der Art-Nouveau-Stil der 1940er-Jahre ist nur eine
Spielart, die immer wieder genannt wird. Das muss einem natürlich zusagen – und man muss es umsetzen können.
OBJEKTE DER BEGIERDE
Losgelöst von Geschmäckern und Dekaden – es gibt einen Trend, der sich durchzieht: Objektkunst! Mit oder ohne praktischen Zusatznutzen. Für erste Lesart funktionieren skulpturale Sessel und vor allem Fauteuils exzellent. Manche würden auch im Museum als Exponate durchgehen, aber: auf dem Spring von La Manufacture Paris oder den Little Monsters von pulpo darf man sehr wohl auch sitzen. Und in der Schale Gravity von Fundamental Berlin darf der Kugelschreiber abgelegt werden. Schalen, Vasen, Kissen und kleinere Möbelstücke
Kreatives Meisterwerk: Die Ablage-
sind – eben neben Sesseln – prädestinierte Objekte, um dem Wohnraum einen anderen Vibe zu verpassen. Damit einher geht auch eine neue Art des Einkaufs: in Galerien, gerne auch online, aber europaweit. Berlin (z. B. Pamono) und Mailand (z. B. Nilufar) sind hier sicher federführend, London ist aufgrund des Brexits natürlich schwieriger. Nicht, dass das Kunstwerk an der Wand seine Berechtigung verloren hätte, aber die Alleinherrschaft muss es abtreten. Auch die Bank Rosemary von Ryntovt Design – auf der Maison&Objet entdeckt – fällt in diese Kategorie. Kaltes Metall trifft auf warmes Holz, strenge Geometrie auf natürliche Formen – eine Liaison dangereuse, aber das sind nun mal die spannendsten Verbindungen. Abgesehen von diesen Statement-Stücken dominieren nach wie vor bodentiefe Sofas und Blobjects, also voluminöse Möbelstücke ohne Ecken und Kanten (Eyecandy: Sessel Silla Deriva von Tornasol Studio). Insbesondere diese optisch aufgeblasenen Fauteuils gehen so schnell nirgendwohin, wie es scheint. Ein nicht zu verachtender Kontrast: Couch- und Konsolentische aus Stahl und hochglänzendem Aluminium. Entweder original 70s oder neu, Beispiel MDF Italia und ihr Tisch Le banc von Designer Xavier Lust aus der aktuellen Capsule Collection. Wem beim Couchtisch eher Marmor in den Sinn kommt, sollte farbigen Stein anden ken – insbesondere Blau ist im Kommen. Und ja, die Liebe zum Polychromen, die bahnt sich
weiter ihren Weg in die Herzen der Menschen. Wenn’s nach dem Farbinstitut Pantone geht, wäre das heuer Viva Magenta, die Kollegen von WGSN plädieren dagegen für Digital Lavender und scheinen damit bisher mehr Resonanz zu erzeugen. Auch hier sind Vasen und Krüge wieder eine clevere Variante, Farbe ins Spiel zu bringen. Georg Jensen etwa legt den Krug Koppel in Lavender Blush auf – wohlgemerkt eine Reminiszenz an das originale Design der 1950er-Jahre. Und so hilft „What’s hot right now?“ eben oft auch dabei, das verloren geglaubte wieder
„Wir müssen eine Balance finden – es kann nicht
STOFF ETIENNE
Hersteller: Böhm Stoffe
Aus feinstem belgischem Leinen gefertigt, vermag es Etienne, unaufgeregte Eleganz auszustrahlen. Grandios dazu: der hochwertige Naturholzboden von Landegger. boehm-stoffe.at
hoflehnerinteriors.at
BEISTELLTISCHE ZIGO
Hersteller: Miniforms
Konzentrischen Kreisen nachempfunden spielt
LEUCHTE MITO VOLO
Hersteller: Occhio
In der Deckenleuchte Mito Volo vereint Occhio geradliniges Design mit maximaler Funktionalität. Und das bedeutet: berührungslose Steuerung von Lichtstärke und -farbe sowie Höhenverstellbarkeit. designrampf.at
TISCHLEUCHTE ESPRIT
Hersteller: Kreon
Mehr als nur ein Teppich: Harald Gebas textile Kunstwerke sind Investment-Pieces, die über Jahre erfreuen. So auch das Modell Kasar in Beige, zu 100 % aus reinster tibetischer Schafwolle geknüpft. geba-teppich.com
Der kleine Bruder der gleichnamigen Stehleuchte sorgt am Schreib- wie auch Nachttisch für die richtige Lichtstimmung. kreon.com
Nicht neu ist, dass man viel Geld in eine Küche investieren kann. So weit ist der Stellenwert im Raumausstattungsranking ja schon geklärt. Neu ist aber immer wieder, in welcher Form man das tut.
Italia von Arclinea hat mittlerweile Klassikerstatus – war es doch der Beginn der Zusammenarbeit mit Designer Antonio Citterio.
Küchen sind wie Fassaden: Sie verraten sehr viel über Inhalte und die Personen, zu denen sie gehören. Während es die einen klein und fein lieben, weil auch die Kochlust nur punktuell in Erscheinung tritt und man einfach einen funktionalen Anspruch hat, kann es den anderen nicht groß genug sein, um sich richtig austoben zu können. Die Gemeinsamkeit? Die Leidenschaft für das Schöne. Um die Sinnlichkeit zu intensivieren, werden Küchen tendenziell noch wohnlicher und zu einer haptischen Erfahrung: unterschiedliche Texturen von glatt bis gerillt, eingearbeitete Mulden statt Push-to-open oder Griffen und warme, erdige Farbtöne sind nur ein paar wenige Beispiele dafür.
Die passionierten Hobbyköche brauchen viel Arbeitsfläche für ihre Kreativität, viel Stauraum für sämtliche Utensilien und Gerätschaften sowie Überblick und Ausblick obendrein – die Küche mutiert zum Lebensmittelpunkt, der mitten im Wohnbereich steht. Da kommt es schon mal vor, dass man – wenn der Platz vorhanden ist – zwei statt nur einen Küchenblock braucht: eine Arbeitsstation und eine Kochstation. Nicht selten reift der Wunsch, die Vorbereitungsarbeiten vom eigentlichen Kochen und Anrichten zu trennen, denn dieses will richtig zelebriert werden. Dass Ersteres auch mit auf die Kochbühne darf, ist eine eher neue Entwicklung: Haushalte, die über entsprechende Raumkapazitäten verfügen, haben Showküche und Backstageküche bisher räumlich getrennt.
Die Minimalisten hingegen, die gerne den Aufwand und die Ausstattung kleinhalten, vielleicht sogar gerne zu Hause arbeiten und deshalb zwischen Beruflichem und Privatem schnell hin- und herswitchen wollen, schwören auf Küchenmodelle, die sich eher im Hintergrund halten und nicht zu viel Platz einnehmen. Sie greifen auf moderne Varianten zurück, die sich entweder optisch perfekt in die Wohnlandschaft integrieren, beispielsweise mit Bücherregalen, Vitrinen und viel Holz, oder unter Umständen hinter einer Schiebe- oder Falttür sogar komplett verschwinden können. Diese kompakten, raffinierten Versionen bieten zwar nur das wirklich Essenzielle an Funktionen und ein Minimum an Arbeitsfläche, sind aber in smarten urbanen Wohneinheiten ein echter Raumgewinn.
LUFT UND DUFT
Mit dem Duft frischer Kräuter in der Nase lässt es sich besonders kreativ kochen. Grund genug, um das Zaubern von kulinarischen Meisterwerken in der wärmeren Jahreshälfte nach draußen zu verlegen. Outdoorküchen boomen und füllen Freiluftflächen mit neuem Treiben. Sich dabei aus dem eigenen Obst- und Gemüsegarten bedienen zu können ist wohl ein ganz besonderer Reiz – und nachhaltig obendrein. Wetterrobuste und leicht zu pflegende Materialien versüßen das Kochvergnügen zusätzlich – schließlich muss nach dem lukullischen Höhepunkt nicht extra viel verräumt oder mühsam geputzt werden. Wie weit man es hier mit der Ausstattung treibt, bleibt auch in diesem Fall der eigenen Ambition überlassen. Fakt ist: Dort zu kochen, wo die Zutaten aus der Erde sprießen und auf unkomplizierte Art und Weise serviert und gespeist werden kann, ist wohl kaum noch zu toppen.
RAUMSCHIFF EIERSPEIS
Apropos natürlich: Wer weder Garten noch Terrasse hat, holt sich die nachwachsenden Ingredienzien einfach direkt in die Küche. Urban Gardening gelingt mit eingelassenen Anzuchtbeeten direkt auf der Küchenzeile, auch Gerätschaften für allerlei Kulturen bringen den Frische-Faktor mitten ins Geschehen. Multifunktionale Kücheninseln, die nicht nur Kochstation, sondern Kräuterlieferant und Essplatz sind, gehören zu einer neuen Generation, die den Kochakt selbst zu einem gemeinschaftlichen Happening macht – Spontaneität und Kreativität inklusive. Wer noch mehr mit der Zeit gehen will, könnte sich mit Konzept-Küchen auseinandersetzen, bei denen es vor allem darum geht, was man wie richtig aufbewahrt und kultiviert, um sich möglichst gesund und autark ernähren zu können. Noch ist das Zukunftsmusik – aber nicht mehr lange. ∏
KÜCHE NACH MASS
Hersteller: Ladenstein
Natürliche Formen und die Auswahl zeitloser, hochwertiger Materialien, das prägte stets die Handschrift des Familienunternehmens.
Jüngstes Meisterwerk: die Maßküche aus gebeiztem Eichenholz. ladenstein.at
KÜCHE
Hersteller: Prödl
Trendton Tiefblau – umgeben von natürlichem Material wie Holz und Stein wird der farbige Küchenblock zum wahren Hingucker. proedl.at
NX510
Hersteller: next125
Mit der außergewöhnlichen Farbkombination aus Indischrot, Kobaltgrün und Olivgelb setzt next125 mit dem Modell NX510 ein gewagtes Statement. Der Clou dahinter: Jeder Farbton steht für einen eigenen Funktionsbereich. johan-wohnen.at
Reduziert ausgestattet und clever aufgeteilt erfreut sich die sogenannte Pantryküche in kleinen Stadtwohnungen, Zweitwohnsitzen oder Büros großer Beliebtheit. siematic-schubertring.at
THEKENSTUHL GAIA
Hersteller: KFF
Da kommen Frühlingsgefühle auf: Inspiriert von einer sich öffnenden Blüte und mit goldgelb meliertem Stoff bezogen zieht mit dem Thekenstuhl Frische ein. designgalerie.at
Saubere Sache: Als innovativer und kompakter Luftreiniger beseitigt der Aircleaner OZONOS® AC-I rasch und geräuscharm starke Gerüche, Viren, Keime und Bakterien, Aerosolfette, Allergene und Schimmelpilzsporen. Ideal zur Verwendung in Küche und Wohnbereich, Büro oder in öffentlichen Räumlichkeiten.
Design DE LUXE verlost einen OZONOS Aircleaner AC-Plus in der Limited Edition C-Serie Carbo”. Um teilzunehmen, senden Sie uns eine E-Mail mit Betreff „OZONOS“ an kommunikation@designatelier.at. Ausgelost wird am 24.3.2023.
Baddesign ist heute zunehmend eine gelungene Harmonie der Gegensätze: warm oder kalt, drinnen oder draußen, groß oder klein.
In den letzten zwei Dekaden entwickelte sich das Badezimmer verstärkt vom funktionalen Waschraum zur persönlichen Wohlfühloase. Das hat – aber nicht zwingendermaßen – oft mit mehr Platz zu tun, der durch intelligentes Design frei wird. Oder aber mit der intensiven Konzentration auf das Wesentliche und einem neuen Bewusstsein für innere Balance. Dazu hat man sich einiges abgeschaut aus diversen Hotelszenarien, und es ist gelungen, damit ein Stück Urlaub und Entspannung bei sich zu Hause zu bewahren.
Von einer schönen Reise mitgebrachte Souvenirs finden in den Badezimmern immer öfter ein neues Zuhause. Hier können Erlebnisse und Rituale im wahrsten Sinne des Wortes einfließen. Einerseits können das Duft-, Licht- oder Musikszenarien sein, die man sich mit neuester Technik selbst schenken kann. Andererseits sind es neue räumliche Zusammenhänge, die oft für die wohl persönlichsten Bereiche – Schlafen und Baden – ein völlig neues Setting auf den Plan rufen. In vielen Designhotels gehen diese Zonen oft nahtlos ineinander über, nur mit einem Hauch einer optischen Trennung, um die Intimität zu bewahren. Das kann etwa durch ein scharadenartiges Wechselspiel von Durchblicken und Spiegeln besonders charmant umgesetzt werden. Das Ensuite – sei es nun offen oder halb
geschlossen – wird oft noch durch einen begehbaren Schrankraum, der dieses private Ensemble komplettiert, ergänzt.
AUS EINEM GUSS
Dass in einem Badezimmer, in das man sich zurückzieht, um aufzutanken, stimmig sein sollte, liegt in der Natur der Sache. Von in Reih und
Glied aufgefädelten Wasch- und Toilettestationen nimmt man zusehends Abstand. Stattdessen werden Waschbecken und Badewannen, wo immer es möglich ist, frei platziert und von den Wänden losgelöst – mit entsprechend psychologischer Wirkung. Eine weitere Entwicklung ist die Harmonisierung der Badeinrichtung. Auch hier gilt weniger statt mehr – bei Farbe, Form und Material. Warum das gut ist, liegt auf der Hand: Der Raum des Rückzugs muss Ruhe und Ausgeglichenheit ausstrahlen, um zu einem echten Wohlfühlort zu werden.
SPAREN OHNE VERZICHT
Während der Nachhaltigkeit – eine Thematik, die gekommen ist, um zu bleiben – gerade im Sanitärbereich immer größere Bedeutung zukommt, wird auch immer klarer, dass es um weit mehr geht als bloßes Wasser- und Energiesparen. Der Trend zur Reduktion findet auf vielen
Ebenen statt, etwa beim Material, aber auch beim Platz. Unter anderem ist dies eine Konsequenz der demografischen Entwicklung mit mehr Single-Haushalten und immer mehr Zuzug in die Städte, wodurch kleinere Wohnungen mit kleineren Bädern angeboten werden. Mit dem Trend zu den sogenannten Tiny Bathrooms, die den gleichen Komfort und – wenn man so will – Luxus anbieten können wie vergleichsweise riesige Wellnessoasen, setzt im Grunde zugleich eine Form der Demokratisierung ein. Auch bei wenigen Quadratmetern muss man für das körperliche Wohlbefinden keine Abstriche machen, denn es kann auch kompakt gewhirlt, gedampft, gesprudelt und abgetaucht werden.
KÖRPERKULTUR
Auch das Baden und Duschen im Adamskostüm – wenn nicht ganz unter freiem Himmel, dann wenigstens an der frischen Luft – kommt immer mehr in Mode. Dieser Trend geht auf die Tendenz zurück, das gesamte Wohnen nach draußen zu verlegen und damit ein neues Lebensgefühl zu generieren. Während die Outdoor-Dusche per se nichts Neues ist, kommt es nicht selten vor, dass es von einem Wannen-Modell auch eine entsprechende Version für ein Bad im Freien gibt. Warum auch nicht, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen sind?
Unter dem Strich ist die Badgestaltung zur anspruchsvollen Gefühlssache geworden. Reinheit, Sinnlichkeit, Entspannung und Kraftschöpfen sind die Aufgaben, die das Badezimmer übernommen hat. Hier kann positive Energie aufgetankt und abgeschaltet werden, und in einem von Emotionen getragenen, Ambiente findet man wieder zu seiner inneren Balance. Möglich wird das zunehmen durch jede Menge smart vernetzte Technik, die meist im Verborgenen für das Wohlbefinden und eine zunehmende Individualisierbarkeit der Funktionen sorgt. Am Ende ist das nicht nur eine Frage eines Lifestyles. Es ist auch eine Frage der Achtsamkeit gegenüber sich selbst, die – wie gesunde Ernährung – Zufriedenheit stiftet und Sinne erweckt. ∏
WASSERHAHN HV1
Hersteller: Vola
Ein Klassiker im neuen Kleid: Volas Eingriffmischer HV1 präsentiert sich – passend zum Frühling – im erfrischenden Grünton. vola.com
WELLNESSWANNE IL CUORE
Hersteller: Breitwieser
Ausgangspunkt für den Wannenraum ist feinster Göflaner Marmor und das über Jahrmillionen in ihm Gewachsene. Nach einem Entwurf von Söhne und Partner. breitwieser.com
ARMATUR TARA
Hersteller: Dornbracht
Mit der zeitlosen Ikone Tara vereint Dornbracht geometrische Grundformen und Modernität, die kein Ablaufdatum kennt. dornbracht.com
SAUNA AURORA
Hersteller: Klafs
Organische, wie natürlich gewachsene Formen sind im Trend. Dessen bedient sich auch Klafs –und lässt mit der Deckenwölbung im Saunamodell Aurora den Eindruck entstehen, man habe eine schützende Baumkrone über sich.
WASCHTISCH ONE
Hersteller: Geberit
Eine stilvolle Brücke zwischen höchsten Designansprüchen und einzigartiger Funktionalität gelingt es Geberit mit der Bad-Serie ONE zu schlagen. Waschtische, Spiegel und Badezimmermöbel sind perfekt aufeinander abgestimmt und lassen sich individuell miteinander kombinieren. geberit.at
Was bei Möbelstücken schon längst ein Must ist, ist nun auch bei den Leuchten angekommen. Die erhellenden Lichtgestalten 2023 zeigen deutlich, dass sie weit mehr können als nur schön sein.
TEXT: BARBARA JAHNAArchitektur und Raum zum Leuchten zu bringen war immer schon eine Sache des Fingerspitzengefühls und der Raffinesse. Welche Leuchte, welche Lichtfarbe, welche Funktion – Fragen, die sich jedes Mal aufs Neue auftun und sich am besten mit einem Lichtexperten beantworten lassen. Klar ist, dass Licht auch 2023 eines der Topthemen der Einrichtungsszene bleiben wird.
ZWISCHEN KUNST UND HANDWERK
Vor genau 200 Jahren, also 1823, hat Josef Lobmeyr die Leuchtendynastie gegründet. 60 Jahre später,1883, ist es seinem Sohn Ludwig Lobmeyr gelungen, den ersten Kristallluster mit Edison-Lampen zu elektrifizieren. Auch wenn sogar die Glühbirne in der Zwischenzeit schon längst Geschichte ist, so ist doch die Lust am
Luster geblieben, wenngleich die neuen Modelle formal nur noch wenig, dafür aber in ihren Abmessungen durchaus mit dem ersten ihrer Art vergleichbar sind. So verbindet Lobmeyr heute Know-how, Tradition und Moderne, die gemeinsam ein neues Lichtgefühl hervorrufen. Abgesehen davon gibt es viele Möglichkeiten, insbesondere die Decke zu bespielen – mit Skulpturen aus Glas, Akrobaten in der Luft oder einfach mit schlichtem Lederband, das sich quer durch den Raum erstreckt. Aber egal, wie mutig man die Grenzen zwischen Funktions- und Kunstobjekt auflösen möchte: Es geht meist mit einer neuen Definition der Raumproportionen einher, abhängig von Maßstab und Grad der Opulenz.
KLASSIKER NEU AUFPOLIERT
Nicht nur bei Lobmeyr greifen Designer auch gerne immer wieder auf die Suche in den Archiven zurück, wo so mancher Schatz gehoben
werden kann. Der reiche Fundus wirkt stets inspirierend, und der Spielraum für Neuinterpretationen ist groß. Ein gerne angewandtes, sehr subtiles Mittel ist der Einsatz einer neuen Farbe, die zeitlose Designs auf verblüffende Art und Weise immer wieder wie neugeboren aussehen lässt. Geometrisches und Schnörkelloses wird dem Amorphen und Organischen eher vorgezogen, für manche muss ein Klassiker auch schwarz, weiß, creme, chrom-, kupfer- oder messingfarben bleiben.
EINPACKEN UND MITNEHMEN
Für gute Laune sorgt die neu entdeckte Mobilität: Licht immer da, wo man es braucht. Es sind vor allem Tischleuchten, die man sich einfach mitnehmen kann – zum Bett, zum Sofa, in die Leseecke oder hinaus auf die Terrasse. Alles, was es dafür braucht, ist eine Ladestation oder ein USB-Stecker: Sind die Akkus voll, kann die
unbeschwerte Reise losgehen, und zwar gleich für mehrere Stunden am Stück. Das Repertoire reicht von Ausführungen in Aluminium über Papier und Kunststoff bis hin zu Holz oder Glas, die ganze Bandbreite an Materialien also, die den Übertitel „Leichtigkeit“ für sich beansprucht. Viele Modelle sind fit für den Einsatz draußen im Garten und bringen leuchtende Vielfalt in das nächtliche Grün. Ob hängend von einem Ast, als Stele neben dem Pool oder wie eine klassische Laterne – mit ihrer Ortsungebundenheit bringen sie eine neue Aufenthaltsqualität mit sich.
Ein besonders wichtiger Aspekt von modernen Leuchten ist es aber auch, für Räume einen gewissen Mehrwert zu schaffen. Das kann gelingen, wenn die Funktion über das reine
Lichtspenden hinausgeht. Der große Vorteil liegt dabei nicht nur in der Platzersparnis – übrigens auch in der immer eleganteren Integration noch sparsamerer Leuchtmittel –, sondern auch in der individuellen Konfiguration bestimmter Bereiche, die sich auf diese Art und Weise stark individualisieren lassen. So gibt es beispielsweise Modelle, die Zimmerpflanzen mit Beleuchtung kombinieren, Leuchten, die die Raumakustik verbessern, oder solche, die mit Gesten immer neue Zonen entwerfen, ohne dass man ein einziges Möbelstück verändern muss.
Es ist das Licht, das den Raum für den Menschen erst so richtig erfahrbar macht. Das Wie und in welcher Intensität ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Das Fazit jedoch bleibt: Von Licht kann man eigentlich nicht genug haben. ∏
Design Rampf setzt auf flexible Lichtlösungen und -konzepte, die sich den unterschiedlichen Bedürfnissen im Alltag perfekt anpassen. Nicht immer haben wir das gleiche Lichtbedürfnis: dieselbe Lampe, die uns einmal vielleicht als Arbeits- oder Leselicht dient, soll bei einem gemütlichen Abend mit Freunden dezent als warmes Stimmungslicht herhalten. Deshalb setzen Leuchtenhersteller zunehmend auf Lampen, bei denen die Kelvin individuell eingestellt werden können.
Darunter auch Occhio: Die Serie Mito ist mit der Funktion „color tune“ zwischen 2.700 und 4.000 Kelvin stufenlos verstellbar. Gesteuert wird sie entweder über die occhio air App oder schlicht per Handgeste. Für die richtige Lichtregie gilt es nun, Ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse optimal mit den technischen Möglichkeiten in Ihrem Heim abzustimmen. Dafür stehen wir von Design Rampf jederzeit gerne zur Verfügung.
Auch während der Neugestaltung unseres Schauraumes stellen wir unsere kreative Energie natürlich in Ihren Dienst: Unsere Türen stehen für Lichtplanung und -beratung weiterhin offen. Besuchen Sie uns im Occhio Store by Design Rampf gleich nebenan!
für den Ankleideraum: Die Trends im Schlafzimmer
flüstern leise „maßgeschneidert“. Nicht Repräsentation ist hier das Ziel, sondern Regeneration.
Wer durch Home-Stories in internationalen Wohnmagazinen blättert, wird merken: Oft fehlt selbst beim zeigefreudigsten Promi das Schlafzimmer-Porträt. Und wer sich ein neues Coffeetable-Buch gönnt, wird Ähnliches, nicht selten sogar dasselbe feststellen.
Der Master Bedroom wird gerne ausgespart, wenn, dann wird eher das Gästezimmer inszeniert. Ist ja auch verständlich, gerade in Kombi mit dem Ankleideraum reden wir hier einfach von dem persönlichsten und – mit dem Bad – intimsten Bereich eines Zuhauses. Inwiefern sind hier also Trends überhaupt relevant?
BÜHNE FÜR EXPERIMENTE
Trends haben eine Relevanz, aber anders: Schlafzimmer sind meist kleiner als andere Räume und eignen sich so hervorragend, um etwas anderes auszuprobieren. Beispiel: ein Bett in zarten Pudertönen und dahinter eine Wand in einem satten dunklen Farbton. Oder
Kunstwerke im Art-déco-Stil – der zumeist begrenzte Rahmen des Schlafgemachs ist die perfekte Bühne.
Außerdem: „Nach Maß“ ist das Maß aller Dinge – mehr noch als im Wohnsalon oder in der Küche. Bei den Betten von Noa Living kann das
Kopfteil ausgetauscht werden, etwa wenn die Farbe nicht mehr gefällt, der eigentliche Clou ist aber: Es kann durch ein Stecksystem an jeder beliebigen Stelle des Bettgestells angebracht werden. So kann man sich beim Lesen etwa einmal gegenübersitzen und ein andermal nebeneinander kuscheln.
Alles in bester Ordnung: ein gut geplanter Ankleideraum – wie hier von Porro – sorgt für eine cleane Optik.
Die Klimax der Flexibilität findet sich aber ein paar Schritte weiter im Ankleideraum. Die renommierten Hersteller – von Molteni&C
über Boffi bis hin zu Rimadesio – haben es vorgemacht und machen aus der Garderobe einen Showcase der eigenen Persönlichkeit. Designer
wie Piero Lissoni entwerfen modulare Systeme, die oft über Jahre hinweg erweitert werden. Die Variationen sind fast unüberschaubar, die Hersteller sprechen gar von Ökosystemen, – und lassen Walk-in-Closets entstehen, die wie Boutiquen wirken. Die wenigen Schubladen öffnen geräuschlos, die Accessoire-Einheiten sind mit feinstem Leder ausgekleidet, und das eingebaute Licht kann man zwischen warm und kalt switchen. Es wird ums Eck gebaut und
gerne auch hoch hinaus, wer ausreichend Quadratmeter hat, kann sich das ja erlauben. Die Systeme werden großteils offen geplant, bauen auf Aluminium auf, halten sich farblich zurück und sind gerne nur via semitransparenter Schiebepaneele vom eigentlichen Schlafbereich getrennt. Das wiederum hat ein bisschen was Japanisches – und Japandi, also die Verschmelzung des fernöstlichen und des skandinavischen Einrichtungsstils, wird ja schon länger gefeiert.
Japandi ist zwar auch minimalistisch, aber in einer wärmeren Variante, etwas durch helles Eichenholz (Bettgestell!).
FARBENFREUDE TRIFFT REDUKTION
Kein Wunder – es gibt auch das Gegenkonzept: geradezu schreiend bunte Kleiderschränke, ein leuchtendes Rot ist auffallend oft mit dabei. Die Rede ist hier aber von geschlossenen Schränken, ansonsten würde das Ganze zu unruhig. Montana und Schönbuch sind zwei Marken, die Farbe in die Garderoben bringen. Wenn nicht im Schlafzimmer, dann vielleicht im Flur.
Bei der Bett-Komposition gilt weiterhin: Reduce to the max. Nachttische oder Wandregale (charmant: das Regal Cup of Tea, das rein dafür gedacht ist) zur Aufbewahrung des Nötigsten, ansonsten: nichts. Headboards sind nach wie vor ein Thema, das Modell Byron von Porro sorgt mit einem integrierten Paravent für das gewisse Extra. Mindestens so wichtig ist aber die Wand hinter dem Bett, sie bleibt nur noch selten kalkweiß. „Mr & Mrs Right“-Poster sind hierfür zu wenig, es sollte großformatig gedacht werden. Tapeten, Holzboiserie, Stein oder die private Fotogalerie, auch überdimensionale Headboards gibt es. Mut tut gut und Farbe bekennen sowieso. Gerade dunkle Töne sollte man hier nicht scheuen. Summa summarum: Made to measure! Komfort! Akzente! Darum geht’s hinter verschlossenen Türen. ∏
Der Garten als Ort der Sinne: Das Genießen von Düften, Wärme, Farben und frischer Luft verpackt in eine Vielfalt von Formen, Haptik und Möglichkeiten.
Über die letzten Jahre hindurch haben sich Terrassen, Balkone und Gärten zum beliebten Outdoor-Wohnzimmer entwickelt. Mittlerweile könnte man den kompletten Aufenthalt zu Hause raus an die frische Luft verlegen, denn es fehlt absolut nichts, um diesen vollständig zu machen: Badewannen für draußen, Outdoor-Küchen in jeder erdenklichen Ausführung und Ausstattung sowie Polstermöbel, die jede Witterung mit-, dafür jedoch keine Sorgen machen. Sogar Dampfbäder, Saunen und kleine Wellnesstempel stehen auf der grünen Wiese bereit und verstecken sich nicht mehr im Keller. Eigentlich alles wie drinnen, und doch gibt es ihn, den kleinen, feinen Unterschied.
SICH AUSTOBEN
Selbstverständlich schätzt man Eigenschaften, die man auch von Indoor kennt. Eine gewisse Modularität bei den Sitzlandschaften beispielsweise, die für große Flexibilität sorgt und die man auf großzügigen Freiflächen besonders gut ausreizen kann. Das spontane, situativ adaptive Einrichten eröffnet ständig neue Möglichkeiten in der Bespielung von Podesten, Atrien oder Loggien und wird so zum gestalterisch-kreativen Teil des Ganzen. Mal größer, mal kleiner, aber unbedingt unkompliziert muss es sein. Von fix hält man in diesem Fall wirklich nix, denn der Genuss des Gartens wird gerne geteilt – mit Freunden, Gästen und Familie.
FÜR SICH SEIN
Manchmal ist man aber auch gerne einfach allein. Wem die Terrasse unter freiem Himmel mit ihren ausladenden Sofas zu groß wird, der zieht sich gerne an einen persönlichen Lieblingsort zurück, der vielleicht ein wenig abseits und überdacht zum Einigeln und Tagträumen einlädt. Sich unter einem Baldachin mit Ausblick den Wind um die Nase wehen lassen, sich in einer Art Tipi unsichtbar machen, um die eigenen Batterien wiederaufzuladen, sich in eine Schaukel setzen und für ein paar Momente wieder Kind sein: All das steht ganz oben auf der Prioritätenliste. So erfreuen sich entsprechende Strukturen im Garten, die man früher wohl Salettl nannte, wie auch jene, in denen man die Seele baumeln lassen kann, größter Beliebtheit unter glücklichen Gartenbesitzern, aber auch unter erholungssuchenden Hotelgästen.
SICH GEDANKEN MACHEN
Während man der Natur zugunsten der Artenvielfalt wieder mehr Raum lässt, sich natürlich zu entfalten, und vom künstlichen Reih-undGlied-Denken abkommt, wendet man sich auch
bei der Einrichtung einer zunehmend legeren Eleganz zu, die frühere, akkurat gepflegte Ecken und Kanten aufweicht. Nicht nur Poolformen und
Schwimmteiche werden in abgerundete Formen gegossen, auch Outdoor-Teppiche, Sitzmöbel und deren Konfiguration zueinander lassen diesen Trend erkennen. Das bisherige formale Abgrenzen von der Natur bricht langsam auf und wird zu einem harmonischen Verschmelzen mit dem grünen Paradies. Erhalten und bereichern statt bändigen und unterwerfen lautet die Devise, die ihre ersten Schritte vielleicht mit Pflanzgefäßen macht, die von einem Ast herabhängen und dafür den Rasen darunter weiterleben lassen.
SICH EINIG SEIN
Eine natürliche Ausstrahlung ist auch bei der Bodengestaltung ein wichtiges Kriterium. Bei Terrassen ebenso wie bei Poolumgebungen entscheidet man sich immer öfter für fließende farbliche Übergänge und ökologische Materialien. Dazu zählen vor allem nachwachsende Rohstoffe und solche, die auf natürliche Ingredienzen zurückzuführen sind. Fast unschlagbar beliebt ist Holz, das als entsprechend präpariertes Material im wahrsten Sinne des Wortes auffallend an Boden gewinnt, gefolgt von keramischen Böden und Naturstein, die wohl schon zu den Klassikern zählen. Versiegelnder Beton scheint eher ausgedient zu haben – schließlich soll der Umweltgedanke voll und ganz durchgezogen werden.
SICH TREU BLEIBEN
Auch Multifunktionalität hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun, was sich im Garten-Kontext besonders gut anbietet. Gemeint ist damit aber nicht nur das gesammelte Regenwasser für die Versorgung der Pflanzen, sondern Aufgaben, die in Produkten gebündelt werden können. So lässt sich die Auflage einer Sonnenliege gleich als Luftmatratze benützen, die Platte des Beistelltischs als Tablett, die Gartenbeleuchtung als Wegmarkierung oder die Pflanzentröge als Kräutergarten. Nicht zuletzt bleibt hier die eigene Kreativität gefordert, angeregt von der Fülle an Optionen, getragen von der eigenen Freude und inspiriert vom jahreszeitlichen Wechsel der eigenen Blatt- und Blütenpracht. ∏
Hersteller: Sun Square
Vollautomatisch, funkferngesteuert und mit eingebautem Windsensor überzeugen die Sonnensegel des heimischen Herstellers. sunsquare.com
MASSGEFERTIGTE SCHIEBEVERGLASUNG
Hersteller: Swiss Fine Line
Mit Leichtigkeit verbindet der Schweizer Hersteller den Innen- mit dem Außenbereich. swissfineline.com
SCHAUKEL SWING
Hersteller: Paola Lenti
Ein echter Moodbooster: Paola Lentis luftig-leichte Schaukel in knalligen Sommerfarben. begruender.at
WING DAYBED
Hersteller: Fischer Möbel
Zurücklehnen und genießen: Wing lädt mit seinem breiten Polster und dem weichen Geflecht zum Tagträumen ein. wohndesign-maierhofer.at
SONNENSCHIRM AMBIENT SOL
Simpler Chic trifft Boho-Vibes –mit Ambient Sol schützt man sich auf Terrasse und Balkon stilvoll vor der Sonne.
Hersteller: Markilux
Markisen – ob für Terrasse, Balkon oder Wintergarten –lassen sich bei Markilux individuell planen und konfigurieren. markilux.com
BBQUBE CLASSIC
Hersteller: OCQ
Die Verwendung natürlich gemaserter Materialien wie Keramik, Stein und Holz macht jede der Gartenküchen von OCQ zum unverwechselbaren Einzelstück. kramerundkramer.at
Plastik ist böse, Holz gut? Und Leder bitte nur noch vegan?
Dogmen und Halbwissen schnüren das Thema Materialien ordentlich ein. Design DE LUXE hat sich angesehen, welche Stoffe wirklich halten, was die Hersteller versprechen.
Cool people recycle“, steht in der E-Mail-Signatur der französischen Avantgarde Eco-Designer von Noma. Die Macher Guillaume Galloy and Bruce Ribay bezeichnen recyceltes als nobelstes Material überhaupt. Es gäbe keinen Grund, es nicht für das Design von morgen zu verwenden. Die Herrschaften meines es ernst und werben bei ihren Möbelstücken nicht primär mit Designernamen, sondern der Recyclingquote. Von 42 bis 99.6 % ist da alles dabei. Die Otto-Tableware-Serie schafft es zum Beispiel auf 97,5 %. Das besonders Charmante an der Sache: wie offensiv man mit dem Thema umgeht. Abfall als Plan A, der Gedanke muss erst noch in den Köpfen ankommen. Dabei ist das nicht unbedingt neu. Das US-amerikanische Unternehmen Emeco hat damit bereits 1944 begonnen. Aus altem Aluminium wurden Sessel für die US-Navy gebogen und gehämmert. „Eine Notwendigkeit in Kriegszeiten, die den Weg vorgab“, heißt es vonseiten des Herstellers. Ihr ikonischer 1006 Navy Chair“ist nach wie vor erhältlich (z. B. bei Manufactum) – bis heute inklusive lebenslanger Garantie, konkret 150 Jahre. Heute arbeitet man aber tendenziell mit Plastikmüll, für den Sessel
Navy 111, der 2010 gemeinsam mit Coca-Cola entwickelt wurde, sind es mindestens – man errät es – 111 Plastikflaschen, die aus den Ozeanen gefischt wurden. Es heißt, der 111er sei
damals das „erste strukturelle Objekt aus recycelten PET-Flaschen“ gewesen. Über das zweite Leben von PET weiß man heute schon recht viel, aber das Recycling von Aluminium ist für viele Experten fast noch vielversprechender. Einer von ihnen ist Grant Gibson, Mitgründer der Messe Material Matters“(20. bis 23.9.2023 in London, über 40 internationale Aussteller). Der Engländer bezeichnet Aluminium als „faszinierendes Material“, das endlos recycelt werden kann und ein absoluter Allrounder ist. Im Falle des Emeco-Sessels (die Marke ist übrigens ein Favorit von Gibson) durchläuft das Aluminium (50 % aus der Industrie, 50 % aus Konsumentenabfall, z. B. Dosen) ganze 77 Produktionsschritte, bevor es schlussendlich die Härte eines Diamanten aufweist. Aluminium ist leicht, hitzebeständig, nicht magnetisch und antibakteriell. Ein eindeutig intelligentes Material. Klar, das Verschiffen der Produkte aus den USA nach Europa ist nicht unbedingt umweltfreundlich, und das Regionale wird ja nicht nur im Foodbereich seit Jahren gefeiert. Im Möbelsektor verhält es sich nicht viel anders. In Spanien produziert man Hocker aus Olivenkernen (Nontalo von Eneris Collective), in Italien greift man auf Zitronenschalen zurück (Amalfi-Kollektion von Krill Design), und Gibson erinnert sich auch an Lampenschirme aus Bananen, die auf der letzten Material Matters von der Decke baumelten. Er zügelt die Begeisterung allerdings ein wenig: „In einer idealen Welt hätten die Materialien einen kurzen Lieferweg und würden nur lokal verwertet. Derzeit funktioniert die Welt so aber nicht. Wir in Großbritannien sind zum Beispiel Netto-Importeure von Holz. Ich glaube zwar, dass es in Richtung Selbstversorgung gehen wird, aber das braucht Zeit.“ Holz, auch so ein wichtiges Thema, das aber mit einem Satz abgehandelt werden kann: Es
muss im Jahr 2023 aus zertifizierten Wäldern stammen, das sollte Standard sein, und darauf kann man als Konsument auch achten.
„Persönlich bin ich ja leicht besessen von Hanf“, erwähnt der Messe-Macher fast nebenbei. Dem Material haftet ein bisschen etwas Alternatives an, zu Unrecht. Der Barhocker Hemp High von Vepa macht sich gut an jedem Tresen. „Wir sind weltweit die Ersten, die eine Sitzschale aus einem nachwachsenden Rohstoff auf den Markt bringen“, frohlockt man auf der Unternehmensseite. So special das auch klingt, es offenbart ein aktuelles Problem mit Produkten aus Hanf oder Orangenschalen – um zwei Beispiele zu nennen. Sie sind weit entfernt vom Mainstream. Allzu deutlich wird das beim Hype-Thema veganes Leder. Nicht Kunstleder bitte, das ist wieder eine andere Baustelle. Um gleich beim Barhocker zu bleiben: Den Lykee des dänischen Unternehmens Laengsel gibt es in einer Variante mit Sitzpolster aus Piñatex. Piñatex begegnet einem innerhalb von Minuten, wenn man sich mit veganem Leder beschäftigt. Das Marketing für die Lederalternative aus Zellulosefasern, die aus Ananasblättern gewonnen wird, ist gut. Nur: Wer am Markt nach fertigen Produkten sucht, sucht lange. Das bestätigt auch Hannes Bäuerle, einer der Geschäftsführer der Materialagentur raumprobe mit Sitz in Stuttgart. „Die Medienberichte suggerieren eine andere Relevanz, als es die Realität in Form von Nachfrage und Verfügbarkeit bestätigt.“ Tatsächlich
handelt es sich bei den meisten Produkten, die den Prototyp-Status hinter sich gelassen haben, um Kleinteiliges wie Obstschalen oder Magazintaschen. „Spannend bleibt es allemal“, ist Bäuerle aber überzeugt. Nur: Echtes Leder zu verdammen, darin sieht er keinen Sinn.
„Wertvolle Naturmaterialien können in Würde altern und im Laufe der Jahre immer schöner werden.“ Man darf nicht vergessen: „Echtleder ist ein Abfallprodukt und geniales Beispiel für
die möglichst komplette Verwertung unserer Ressourcen.“ Der Material-Kenner spricht davon, dass hier bereits „seit Jahrtausenden echtes Upcycling betrieben wird. Ein verderbliches Material wird haltbar und somit lange nutzbar gemacht.“ Er plädiert für ein Umdenken, für „die Erkenntnis, wie wertvoll ‚echtes Material‘ ist“. Dem ist nichts weiter hinzuzufügen. ∏
Der Aston Martin DBX707 besticht durch dynamisches Design und luxuriöses Interieur. Aufgrund des 4,0-Liter-V8-Motors und des Allradantriebs ist der SUV ein echtes Kraftpaket auf der Straße.
Ist der Traum vom individuellen Unterwegssein mit dem Auto ausgeträumt? Wohl kaum – aber die Parameter ändern sich. Neue und verfeinerte alte Disziplinen rücken ins Interesse. TEXT: STEFAN PABESCHITZ
Ob Elektro je das Zeug hatte, die Individualmobilität zu retten, war ohnehin nie klar. Aber auch ohne Schutzbedürfnis landen wir wieder einmal bei Lampedusas Roman „Der Leopard“: „Alles muss sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist.“ Und das tut es auch, in praktisch jedem Bereich.
Die Autobranche wird ökologischer. Noch mehr Potenzial als in den Antriebsarten steckt in Produktion, Rohstoffketten und Recycling. Die Verwendung von aus eigenen Kraftwerken fließendem Ökostrom ist ebenso selbstredend wie Natur – statt Kunststoffen in und an den Fahrzeugen selbst. Produkte auf biogener Basis werden künftig das Gros der Bestandteile ausmachen. Weltweit ist um diesen Bereich ein ständig wachsender Öko-Industriezweig entstanden. Und es sind einmal nicht die USA
oder Asien, die hier die Nase vorn haben – die erfolgreichsten Start-ups in diesem Bereich finden sich in Europa. Großes Potenzial steckt nach wie vor im Recycling und der sogenannten Circular Economy – das beginnt beim sortenreinen Sammeln von Produktionsabfall, betrifft das Entwickeln simplerer Materialverbundarten für das spätere, einfachere Recycling und geht bis zum diversifizierten Werkstoffeinsatz – etwa für Fahrzeugteppiche, deren Stoff, Bordüre und Nähte aus demselben Basismaterial gefertigt sind und daher für den Recyclingprozess nicht mehr getrennt werden müssen.
In den 1990er-Jahren wurde diese Disziplin regelrecht gehypt, dann ist es zusehends stiller um sie geworden. Durch die immer strengeren Abgasnormen, noch mehr aber in Zusammenhang mit der E-Mobilität erfährt sie nun bisher ungeahnte Bedeutung – für mehr Reichweite zählt jedes noch so kleine Detail. Viele davon fallen auf den ersten Blick nicht unbedingt auf, oft sind es nur kleine Airflaps an den Fahrzeugschürzen, diskrete Schlitze in den FrontStoßfängern und kaum sichtbare Elemente im Kühlergrill, oder sie verstecken sich im Felgendesign, andere wieder wirken uneinsehbar auf dem Unterboden. Einzeln wäre ihre Auswirkung vernachlässigbar – in ihrer Summe ist sie aber
nicht zu verachten und kann über 15 Prozent Effizienzzuwachs bewirken. Was auch eine Demokratisierung aufwendiger Aerodynamik bewirkt: Kia setzt bei der neuen Generation des Niro auf luftdurchströmte Karosserieteile am Heck – bisher gab es Ähnliches nur bei BMW und Aston Martin.
Womit unsere Autos künftig angetrieben werden, wird für uns weniger Unterschied machen als die Frage, wie wir sie bedienen – und sie uns. Konzeptfahrzeuge wie die von BMW auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas präsentierte DEE kommen gänzlich ohne Knöpfe und Schalter aus, sind dafür aber mit einem Headup-Display bestückt, das die ganze Frontscheibe einnimmt. Zumindest diese Anwendungen sind tatsächlich schon ziemlich seriennah. Auch Renaults Konzeptmodell Scenic Vision weist in eine ähnliche Richtung. Die meisten Funktionen sollen künftig über Sprachsteuerung bedient werden, die nicht mehr stationär,
Noch ein Konzeptfahrzeug, aber schon demonstrativ im Freizeiteinsatz präsentiert: Der Audi activesphere soll robuste Eleganz, minimalistisches, aber funktionelles Interieur und Digitalisierung auf höchstem Niveau vereinen.
sondern online läuft – das eigene Sprachmuster lässt sich damit überallhin mitnehmen, also in jedem Auto aufrufen. Überhaupt wird der Pkw der nahen Zukunft fähig sein zu lernen, wie wir ihn bedienen wollen, nicht umgekehrt. Das gute alte Benutzerhandbuch hat damit ausgedient.
ANTRIEBE
Was kommt nach Elektro? Noch bevor die stockende E-Mobilität-Fahrt Fahrt aufnimmt, könnte sie die Rohstoff-Situation auch schon wieder ausbremsen. Die weltweit verfügbare Menge an Kobalt reicht kaum für mehr Fahrzeug-Akkus, als derzeit produziert werden, und auch die Option von kobaltfreien Lithium-EisenBatterien wie des chinesischen Herstellers BYD ist nur ein kurzfristiger Ausweg – der Lithium-
Peak folgt spätestens 2025. Womöglich werden wir also die jährlich herstellbaren Akku-Kapazitäten schlauer verteilen müssen – etwa auf kleinere, dafür aber viel mehr Hybrid-Batterien, die in Summe ohnehin einen höheren Umwelteffekt erzielen als ein einzelner Elektro-Pkw. Als neue Zero-Emission-Variante, die noch dazu günstiger kommt, rückt nun der WasserstoffVerbrennungsmotor ins Interesse. Mit einigen Adaptierungen ist es ein herkömmliches BenzinAggregat, das direkt mit H2 betrieben wird und nur Wasserdampf emittiert. Toyota fährt damit bereits sowohl im Sport-Einsatz wie auch in Praxistests, Mazda ist mit einer ganzen Flotte von Mitarbeiter-Dienstwagen mit H2-Wankelmotor sogar schon einen Schritt weiter.
Wird es etwas mit dem autonomen Fahren oder nicht? Das autonome Auto an sich wird es auch künftig nicht geben – aber Fahrzeuge mit verschiedenen Selbstfahrfunktionen sehr wohl. Die komplexe Verkehrssituation in einer Stadt mit vielen analogen, also digital unvernetzten Teilnehmern wie etwa Fußgängern oder Radfahrern wird sich digital noch sehr lange nicht bewältigen lassen. Über Land, auf Schnellstraßen und Autobahnen würde es schon jetzt klappen: Mercedes S-Klasse, BMW 7er und der heuer erscheinende Kia EV9 sind dafür ausgestattet – nur spielt der Gesetzgeber hierzulande noch nicht mit. In Deutschland erlaubt er zumindest eine eingeschränkte Nutzung, etwa bei Tageslicht, über vier Grad plus und nur außerhalb von
Baustellenbereichen. Ausschlaggebend wird künftig die Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und die Existenz einer datenliefernden Straßeninfrastruktur sein – die alle zusammen relevante Informationen in die gemeinsam genutzte Cloud aller Verkehrsteilsteilnehmer einspielen. Zuviel Sci-Fi, zu wenig Herzblut? Es gibt noch Ausnahmen, aber die Zeit röhrender Auspuffe und rauchender Reifen ist allgemein vorüber. Die Mobilität des dritten Jahrtausends ist rücksichtsvoller, gemeinverträglicher, konsensgetriggert. Und stellt das Fahren selbst nicht mehr in den Vordergrund, zumindest nicht
als Pflichtübung. Wer mag, kann immer noch vollmundig ins Volant greifen, sich dabei alternativ aber auch assistieren lassen – digitale Systeme helfen, arbeiten zumindest partiell zu, senken den Stresslevel. Wer dem Vehikel für jedermann dennoch das Existenzrecht abspricht, wird vielleicht von einem Blick auf die Entwicklungen im Dienste von Ökologie und Ressourcenschonung vom Gegenteil überzeugt: Kein Industriezweig treibt diese Bereiche derzeit stärker voran als die Automobilbranche. Offenbar braucht tatsächlich jeder und alles eine Art Motor. ∏
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Immobilien. Welche Faktoren die Art, wie wir leben wollen, im Jahr 2023 beeinflussen.
TEXT: MARTHA BERGER
Dass die Art des Wohnens, gesellschaftliche sowie technische Entwicklungen eng miteinander verwoben sind und sich gegenseitig beeinflussen, weiß man nicht erst seit der Erfindung des Lifts, mit der ein gewisser Herr Otis die gesellschaftlichen Wohnebenen einst buchstäblich auf den Kopf stellte: Die Herrschaft strebte nach den schönen, ruhigen, einst den Dienstboten vorbehaltenen Dachgeschoßen, die nun stiegenfrei erreichbar waren. In weiterer Folge mutierten die Prachtbalkone der Beletagen zu den Raucher-Revieren von Steuerberatern und Anwaltskanzleien. Auch die Befreiung der Frau aus der Küche fand vor gar nicht allzu langer Zeit in Grundrissen und Ausstattung ihren Niederschlag: als der Herd (wieder) zum
Zentrum der Wohnung wurde, an dem Hausherr und/oder Hausfrau manchmal sogar mit den Gästen kochen.
Im Jahr 2023 stehen die drei Buchstaben ESG ganz oben auf der Liste. Das beginnt beim Bau, der Ausstattung und Möblierung, hört dort aber noch lange nicht auf. Und hat durch die Energiekrise besonders im Bereich Heizen und Kühlen jetzt die volle Aufmerksamkeit von Bauherren wie Bewohnern. „Bis vor ein oder zwei Jahren war das Thema erneuerbare Energie eine Art Hygiene-Faktor für Developer, jetzt kommt niemand mehr daran vorbei“, weiß David Bauernfeind, Prokurist von Beyond Carbon Energy, einem Unternehmen, das sich auf CO2-freie Energieversorgung ohne signifikante Mehrkos-
ten bei Alt- und Neubauten spezialisiert hat. Wofür neben der Vernunft auch Imagegründe eine Rolle spielen. „In den vergangenen Jahren sind erneuerbare Energien zu einem Statussymbol geworden, man ist stolz drauf, ein Teil der Nachhaltigkeit zu sein“, weiß Sonja Kaspar, Leiterin des Bereichs Wohnen bei Otto Immobilien. Und das zieht sich durch alle sozialen Schichten: „Dazu gehören inzwischen auch die Besitzer von Villen im Cottage-Viertel, die Erdwärmebohrungen durchführen lassen oder die Sonne nutzen.“
Auch im Interior Design bildet sich diese Entwicklung ab, wie Kathrin Einwaller, Geschäftsführerin von Einwaller & Fialik, berichtet. „Da spielt das Thema Öko-Chic eine immer wichtigere Rolle, es werden natürliche Lacke verwendet,
schöne Baumwollstoffe beziehungsweise Leinen. Gefragt sind Materialien, die chic und hochwertig sind, zart und nachhaltig korrekt.“ Die Nachhaltigkeit in Sachen soziale Verantwortung beginnt sich im gehobenen Segment ebenfalls zaghaft zu zeigen – etwa dort, wo man Personal hat. „Inzwischen werden Wohnungen für den Chauffeur oder das Au-pair so ausgestattet, dass der Bauherr selbst dort auch übernachten würde. Der rote Faden, der sich durch das Objekt zieht, wird dort weiter fortgesetzt“, weiß Einwaller. Auch an den Arbeitsorten des Personals halten
Dinge Einzug, die noch vor Kurzem als Luxus galten. „Wenn etwa die Wirtschaftsräume unterirdisch sind, wird jetzt häufiger ein Lichtschacht geplant oder ein Austritt ins Freie. Und dort, wo gebügelt wird, ist es immer öfter klimatisiert, damit man sich bei der Arbeit wohlfühlt.“
Weiter nach oben geht außerdem die Zahl der Einpersonenhaushalte, die in Wien im Vorjahr bei 44,7 Prozent lag – Tendenz weiter steigend. Eine Folge dieser Entwicklung, aber auch der stetig steigenden Bau- und Mietkosten, sind immer mehr kleine und Micro-Wohnungen sowie
das entsprechende Mobiliar, das dort hineinpasst. Und darüber hinaus wandelbar ist – um der wachsenden Mobilität Rechnung zu tragen. „Die Leute ziehen heute öfter um, und die Wohnungen und Lebensräume ändern sich“, so Bauernfeind. Was Mobiliar braucht, das sich auch für das nächste Wohnzimmer adaptieren lässt. Ganz wichtig für die neue junge Generation ist außerdem alles rund um das Thema Service, der je nach Budget mit Paketboxen im Hauseingang beginnt, aber auch einen Concierge oder eines Tages das Valet-Parken einschließen könnte. Von Elektro-Autos, die dann in der Garage geladen werden, versteht sich. ∏
„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“, meinte bereits Aristoteles. Seine Aussage könnte derzeit nicht passender sein. Denn in der Hotellerie sind neue Strategien gefragt, um die Zukunft aktiv zu gestalten.
TEXT: BIRGIT POTOTSCHNIG
Wohl keine andere Branche wurde von den Krisen der Jahre 2020 bis 2022 so hart getroffen wie Hotellerie, Gastronomie und Tourismus. Kaum hatten die Buchungen nach dem gewaltigen Umsatzeinbruch durch die Covid-Pandemie fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht, schlug im Sommer 2022 der lang angekündigte, aber vielerorts ignorierte Personalmangel zu. Einerseits durch die Abwanderung vieler Tourismusbeschäftigten in lukrativere Branchen, andererseits durch einen demografischen Knick, ausgelöst in der Babyboomer-Generation, die ihr Pensionsalter erreicht hat.
Hinzu kam 2022 eine Energiekrise mit Inflationsschub, der sich ebenso auf die Kosten des laufenden Hotelbedarfs niederschlug. Pandemie, Mangel an qualifizierten MitarbeiterInnen, Energieknappheit, Teuerung – zählt man noch die Herausforderungen des Klimawandels dazu, so sind es nicht weniger als fünf Krisen, die von der Hotellerie im Besonderen simultan bewältigt werden müssen. Allerdings signalisieren die Krisenjahre auch, dass die Reiselust prinzipiell nicht abgenommen hat. Ganz im Gegenteil.
Sämtliche aktuellen Studien bestätigen, dass Urlaub bei vielen unverzichtbar an oberster Stelle steht. Um das Urlaubsbudget aufgrund der Teuerungen etwas aufzufrischen, wird lieber andernorts gespart. Die Gäste kommen bei einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis wieder. Allerdings haben sich ihre Bedürfnisse, Sehnsüchte und Ansprüche verändert. Auch auf dieses neue Gästeverhalten gilt es proaktiv mit innovativen touristischen Erlebnissen (!) zu reagieren. Dies haben schon vor der Pandemie führende Hoteliers in Leogang im Salzburger Land, das sich immer mehr zu Österreichs Herzeigedestination entwickelt, mit kreativen Konzepten sowie großem Mut für Investitionen unter Beweis gestellt.
DER NATUR NACHHALTIG VERBUNDEN
Besonders die Trends nach Natur und Healthiness erfuhren eine extreme Beschleunigung. Gefühlt unberührte Naturlandschaft, sportliche Aktivitäten für eine allgemeine Fitness und Gesundheit unterstützt durch eine ausgewogene, gesunde Ernährung erfreut sich großer Beliebtheit im Urlaub. Eine vermehrt alpine Kulinarik sowie saisonale Küche mit frischen Lebensmitteln von regionalen Bauern und Land-
wirten sind in der Ferienhotellerie nicht mehr wegzudenken. So war das Leoganger Forsthofgut einer der Vorreiter für lokale Genussmomente basierend auf drei Küchenlinien. Gekocht wird alpin, vegan oder nach dem R50-Siegel konsequent regional. Hierfür kommen alle Produkte für die R50-Gerichte aus höchstens 50 Kilometern Entfernung. Viele stammen sogar vom eigenen Bauernhof.
Der Sehnsuchtsort Natur ist besonders im Chaletdorf des Priesteregg Premium Eco Resorts erlebbar. Das jüngste Chalet – die Villa Wossa – widmet sich dabei ganz dem Thema Wasser. Ein 500 m2 großes Biotop mit Naturbadeteich, das die Landschaft wunderschön in das Anwesen einbezieht, sowie ein darin integrierter ganzjährig mit Geothermie beheizter Infinity-Pool sind die genussvollen Highlights. Eine Glasfront im Chalet, die komplett geöffnet werden kann, gibt den Blick auf das Biotop sowie die Leoganger Steinberge frei und vermittelt das Gefühl, inmitten der Natur zu liegen. Naturmaterialien wie Altholz, Leinen und Stein prägen das Design, während
sich die ökologische Ausrichtung in einer autarken Energieversorgung zeigt. Die gesamte Energie für Chalets, Spa und Pools wird von der Familie Oberlader aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Erde, Wasser, Eisspeicher und Biogas gewonnen.
„In der Alpenregion sprießen Öko-Hotels nur so aus dem Boden“, schrieb der deutsche Stern im November 2022. Hierfür ist es vielerorts notwendig, zur touristischen Ganzjahresdestination zu werden. Ein solches Erlebnis möchte künftig der Krallerhof – bekannt für sein großartiges Wellness-Angebot – mit dem innovativen Ausbau seines NaturSpa-Bereichs bieten. Neben einem 50 m langen Infinity-Pool – platziert inmitten eines Natursees –, mehreren Saunen und Wasserflächen freut sich auch die Natur! Ein 5.500 m2 großer, neu angelegter Natursee soll Libellen und Schmetterlinge wieder zurückgewinnen und die Bio-Diversität fördern. Geheizt wird der Pool von den Abfällen eines nahe gelegenen Sägewerks und macht den Krallerhof somit energieautark.
Nicht nur vor dem Hintergrund des Klimawandels (Stichwort Schneesicherheit), sondern aufgrund der steigenden Nachfrage nach sportlichen Aktivitäten seitens der Gäste wird vermehrt auf ein ganzjähriges Sportangebot
gesetzt. Hierbei setzen Österreichs Hoteliers auf neue Ideen. Als ehemals landwirtschaftlicher Forstbetrieb mit Pferden auf dem Hof ließ sich Gastgeberfamilie Schmuck diesmal von der Suche nach dem „Glück dieser Erde“ inspirieren. Für das neuartige Naturerlebnis reitZEIT wurden ein eigener Reitstall mit Reithalle, OutdoorReitplatz und ganzjährigem Familienangebot für Groß und Klein eröffnet. Die Reiterlebnisse umfassen ausgiebige Ausritte, Reitunterricht und romantische Kutschenfahrten. Wobei sich die hohe Verbundenheit zur Natur besonders im Walderlebnis ausdrückt, denn der Wald und das Forsthofgut sind seit über 400 Jahren eng miteinander verbunden. ∏
„Wir freuen uns, die innovative Tradition unseres Hauses damit in die Zukunft zu führen und unseren Gästen ein Ganzjahreserlebnis bieten zu können! Ganz nach dem KrallerhofMotto: Mehr zu geben ist unsere Natur.“
PHILIPP ALTENBERGER, KRALLERHOF
markilux Designmarkisen made in Germany. Entwickelt für die Beschattung großer Flächen am Tage und magische Momente am Abend. Die markilux MX-4 erfüllt den Wunsch nach anspruchsvollem Outdoor Living zu jeder Tageszeit markilux.com
Die Möbelhersteller überblenden allmählich: von nachhaltig zu kreislauffähig. Und lassen sich von Designbüros dabei helfen, ihre Produkte aus der Sackgasse zu manövrieren.
Der Planet war als Erster da. Viel später kamen Höhlen und Häuser. Schließlich die Wohnungen, die sich in ihnen stapeln. Und irgendwann kam auch die Idee auf, die da hieß: Lebensraum möblieren und einrichten. Als plötzlich ein simpler Tisch und eine Bank für das ganz normale Leben nicht mehr reichen sollten, war auch schon ein anderes Prinzip der Lebensgestaltung bekannt: die Nachhaltigkeit. Ziemlich lange hatte sich die Menschheit kaum darum gekümmert, auch der nächsten Generation noch Ressourcen zu hinterlassen. Das sieht man den kahlen Gegenden der Welt an, wo einst Wälder standen. Und auch die Möbelbranche schien sich lange zu fragen, was sie denn das alles angehe. Schließlich waren manche Hersteller – vor allem in den exklusiveren Kategorien – vielfach der überheblichen Überzeugung: Wir machen Möbel so schön und so gut, dass sie ohnehin nie Müll werden. Ästhetisch zeitlos. Qualitativ wertvoll. Da werden die Stühle und Tische doch bestenfalls auf dem Dachboden geparkt, bevor sie eine Generation später wieder geliebt und benutzt werden. Diese Logik hatte einen Vorteil: Wenn man nichts wegschmeißt, muss man sich auch nicht darum kümmern, was danach daraus wird.
Doch die schlechten Klima-Nachrichten häuften sich, die Designhersteller gerieten in Erklärungsnot. Und zogen sich mit einem Etikett aus der Affäre, das sie großzügig auf ihre Produkte
vom Kern der Worthülse kaum noch etwas übrig war, vor lauter inflationärem Gebrauch: mit „Circular Design“. Und auch „Kreislaufwirtschaft“ kursiert in diversen Produktbeschreibungen und „Sustainability Reports“ der Designhersteller. Worum sich da die relevanten Kreise tatsächlich drehen, wissen aber viele noch gar nicht.
Deshalb ziehen die Labels dann gerne auch Design-Kapazunder zurate. Wie den Deutschen Stefan Diez, der sich nicht nur zirkuläres Denken auf die Fahnen geschrieben hat, sondern auch in ein eigens verfasstes Manifest. Gleichsam als Gesprächsgrundlage für all die Produkt-Briefings, die da kommen mögen, wenn er sich als Change-Manager der Gestaltung zu den Entscheidungsträgern in die Runde setzt. „Wir bemühen uns, mit unseren Kunden im Sinne kreislauffähiger Produkte gemeinsam so weit zu gehen wie möglich“, beschreibt Diez sein Bemühen. Und dort, wo sein Designbüro Diez Offices ansetzt, dort sind die Voraussetzungen für Veränderung nicht die einfachsten: „Denn wir liefern unsere Ansätze zur Kreislaufwirtschaft direkt im Markt unter realistischen Bedingungen“, erklärt Diez. Die gestalterischen Spielwiesen und Experimentierfelder, sie liegen woanders. Wie etwa in Rotterdam, wo sich wenige junge Designbüros bereits mutig auf innovative Materialzugänge, Produktionsmethoden oder Logistikketten einlassen. Mit zirkulären Ansätzen, in denen plötzlich Materialien eine Rolle spielen, an die man früher nie gedacht hatte. Oder aber Materialien, die man dringendst neu denken muss. Wie etwa
Designstudio The New Raw in Rotterdamer Community-Werkstätten schon fleißig die 3D-Drucker rattern. Damit sie etwa neue Möbel oder Spielgeräte für den öffentlichen Raum auswerfen, geprintet aus Material, das ehemals Plastikflaschen war und im besten
Früher mit einer Metallkonstruktion produziert, setzt man bei der Herstellung des Lehnsessels Le Bambole beim Re-Make auf recycelbare Materialien.
„Ansätze zur Kreislaufwirtschaft liefern wir direkt im Markt. Unter realistischen Bedingungen.“
STEFAN DIEZ, DIEZ OFFICES
Doch Rotterdam ist nur einer der Knotenpunkte eines weltweiten Netzwerks an „Precious Plastic“-Initiativen, die ihre Ideen darüber austauschen, was aus Shampoo-Verschlüssen dereinst so alles werden könnte außer Müll. Auch Wien hat einen Circular Hub. Dort, wo die Dichte der zirkulären Projekte besonders hoch ist. In der alten Kegelhalle am Kempelenpark legt das Büro Materialnomaden den Maßstab gleich noch größer an.
AUS ALT WIRD NEU
Dort sollen nicht nur die Rohstoffe in neuen Schleifen zweite Chancen bekommen, sondern am besten gleich die Bauteile selbst. Im 10. Wiener Bezirk stapeln sich entlang der Schienen ihre Schätze, die sie geerntet haben. Aus Architekturen, die neuen weichen müssen. Oder auch aus ausrangierten S-Bahn-Garnituren. Da dürfen manche Gepäckrelings unerwartet noch ein zweites Leben als Wandregal bekommen. Doch am besten ist es, wenn die Bauteile das Baufeld gar nicht erst verlassen. Auch im Projekt des neuen Magdas Hotel in Wien haben
die Materialnomaden Hunderte Leuchten mit LED-Technologien aktualisiert und zertifizieren lassen, um sie am gleichen Ort ins neue Interior-Konzept einzubetten. An anderer Stelle in Wien machte wiederum ein Bürohaus neuen Genossenschaftswohnungen Platz. Was bleiben durfte: Teile der Betonfassade. Die Materialnomaden gestalteten daraus Bänke, und die Landschaftsarchitektin Carla Lo integrierte sie in den Entwurf für den Außenraum zwischen den Häusern.
Mit kleinen Projekten den Wandel triggern, das hat sich auch Ste-
Nachhaltigkeit allein reicht nicht aus, heute wünscht sich der anspruchsvolle Nutzer Möbel mit Mehrwert – wie hier mit Magis Costume.
Mit dem Sessel Tip Ton aus Vollkunststoff setzt Vitra neue Maßstäbe im Bereich des nachhaltigen Sitzens.
fan Diez im Produkt-Design vorgenommen. Und gibt ein Beispiel: Wenn man bei Gartenmöbeln etwa die Sitzbezüge erneuern kann, dann sei das ein Anfang. „Aber was weitgehend fehlt,
sind Einrichtungen, die diesen Service anbieten.“ Bei„zirkulären“ Ansätzen hilft nur eines: Alles auf einmal neu denken. Und manchmal muss man dafür auch wieder die globale Produkt- und Vertriebslogik in ihre Einzelteile zerlegen. Ein Thonet-Stuhl, der in Shanghai kaputt wird, den schicke man kaum zurück ins deutsche Frankenberg, wo er herkommt, meint Diez, „die Reparatur muss konsequenterweise in Shanghai stattfinden“. Jedenfalls brauche der Möbelnutzer auch einen Mehrwert, den er mitkauft. „Das Merkmal Nachhaltigkeit allein ist für den Konsumenten noch lange kein Vorteil.“ Dafür kann es einer sein, wenn man eben die Bezüge der Sofapolsterung austauschen kann. Allein das verlängert die potenzielle Nutzungsdauer. Und sortenrein trennen kann man die Sofaelemente dann später obendrein. Somit wäre schon eine Anforderung von insgesamt zehn erfüllt, die Diez auf den Tisch legt, bevor er sich auf Projekte mit Design-Herstellern einlässt. Circular Design Guidelines hat er sie genannt. Auf der Liste finden sich etwa solche: „Ein gutes Produkt bleibt lange nützlich.“ Damit das funktioniert, müssen ihnen die Designbüros von Anfang an eine Möglichkeit miteinbauen: jene der Veränderung. Am besten noch dazu gestalterisch ausformuliert in Materialien, „die einem Materialkreislauf entstammen oder wieder nachwachsen“. So lautet eine weitere Guideline.
Manche Hersteller versuchen tatsächlich ernsthaft, möglichst viel von dieser Liste abzuhaken. Auch wenn vieles manchmal noch zum Experiment gerät, nach dem Motto: Versuche Gutes, rede darüber. Und poliere dein Image. Da aktualisieren Branchengrößen wie B&B Italia manche Klassiker, die seit 50 Jahren in ihrer Kollektion stehen, wie etwa den Sofaklassiker Le Bambole, entworfen von Mario Bellini. Im letzten Jahr bekam er überraschend eine zweite Chance, sich zu beweisen. Ästhetisch musste er es schon lange nicht mehr, mit dem Attribut „zeitlos“ hatte das Sofa schon gewonnen. Aber in der Logik von Circular Design musste der Entwurf noch nachlegen. Jetzt wurde die Sofa-Konstruktion völlig neu gedacht. Um sie zerlegbar zu machen und in ihr auch einen Haufen recycelter PET-Flaschen zu verarbeiten. Auch Stefan Diez selbst hat mit dem Hersteller Magis daran getüftelt, die Grundstruktur eines Sofas neu zu denken. Das Resultat heißt Costume und verspricht schon im Namen, dass man es immer wieder neu bekleiden kann: ein modulares Sofa, das konstruktiv auf einer Struktur aus recyceltem Polypropylen basiert.
Dasselbe Material, das etwa auch den Stuhl Tip Ton, den das englische Studio Barber Osgerby für Vitra entwarf, formt. Er besteht aus 3,6 Kilogramm Kunststoff, gewonnen aus Joghurtbechern und Shampoo-Flaschen. Seit 2011 ist er auf dem Markt, den entscheidenden Appendix bekam er erst jetzt: Das „Re“ hinter dem Namen. Als Hinweis auf die nachhaltige –oder besser: zirkulär - orientierte Neuauflage. Ein Projekt, das die Ingenieure ziemlich forderte. Denn recycelter Kunststoff ist nicht mehr so belastbar. Deshalb fügte Vitra Fiberglas hinzu. Und auch die ästhetischen Möglichkeiten sind längst nicht so endlos wie die Lebensdauer des Polypropylen, vor allem in der Farbgestaltung. Zumindest wenn man auf zusätzliche Pigmente und Bleichmittel verzichten will. Beim Stuhl Aveny-T von Montana etwa bestimmt das Vorleben des Materials das Farbschema: Was aus der Nordsee
gefischt wurde, macht ihn gelb und blau. Die ehemaligen Remoulade-Behälter lassen ihn dunkelblau werden. Trotzdem ist er selbstbewusst von Designer Anders Engholm gemeinsam mit A Circular Design Studio entworfen ins Rennen gegangen: um die dänische TV-Show „Denmarks Next Classic“ zu gewinnen. Er hatte Erfolg und bestuhlt nun das historische AvenyT-Theater im dänischen Frederiksberg.
Gerade bei Kunststoff haben die Möbelhersteller am meisten Erklärungsbedarf. Bei vielen allerdings lässt sich die Materialrevolution der 1960er-Jahre nicht ganz so einfach aus der UnternehmensDNA löschen. Auch bei Kartell, das in der Designgeschichte so einige Ikonen produziert hat, ist Kunststoff die Geschäftsgrundlage. Doch auch dort hat man kapiert: Es ist Zeit für Zeichen und Aktionen. Wie jene etwa, bei der Kartell mit Illy kooperierte.
In Kooperation mit Illy Café macht Kartell aus alten Kaffeekapseln zeitlose Sessel – wie den Re-Chair.
Auch in der Conscious Collection setzt Mater auf Zeitlosigkeit und Kreislauffähigkeit.
Da wurden etwa Kaffeekapseln zur Materialgrundlage eines Stuhls, dem Re-Chair, den Antonio Citterio entwarf. Einige andere Stücke aus der Kollektion hat der Hersteller inzwischen auch durch zirkuläre Ansätze für die Gegenwart legitimiert, etwa K-LIM, einen Teppich für den Innen- und Außenbereich, der zu 100 Prozent aus recycelten PET-Fasern besteht.
Für andere Unternehmen steckt in der DNA weniger der Kunststoff als die Kreislaufwirtschaft selbst. Das gilt vor allem auch für das dänische Label Mater. Schon die Namen der Möbel lassen dessen ambitionierte Absichten vermuten: Eternity Chair heißt eines, gefertigt aus über vier Kilo Abfall. Oder der Conscious Chair, ursprünglich ein Entwurf aus den 1950er-Jahren, aktualisiert in einem kreislauffähigen Farbschema: Wood
Waste Grey, Coffee Waste Light und Coffee Waste Black heißen dann die Varianten. Mater bietet auch an, die Möbel am Ende ihrer Nutzungsdauer wieder zurückzunehmen, damit das Material danach gleich noch eine Chance bekommt, sich als neues
Einer für die Ewigkeit: In jedem Eternity Chair stecken rund vier Kilogramm Abfall.
„Die Verantwortung einzelner Unternehmen geht heute über den Verkauf hinaus.“
INEKE HANS, NIEDERLÄNDISCHE DESIGNERIN
Produkt nützlich zu machen. Diese Strategie kultiviert auch noch ein anderes Unternehmen aus den Niederlanden: Circuform, die Idee des Kreises steckt schon im Namen. „Es geht auch darum, dass sich die Unternehmen für ihre Produkte verantwortlich fühlen, wenn sie schon verkauft sind“, erklärt die niederländische Designerin Ineke Hans. Sie hat für Circuform den Rex-Stuhl entworfen. Und hilft mit ihrer Expertise dem Unternehmen dabei, Produkt-
Kreisläufe zu schließen oder auch sanft von eingesessenen Stuhl-Gewohnheiten abzuweichen: Der Hersteller nimmt die Stühle nach ihrer Nutzungsdauer wieder zurück. Durch ein Pfand-System. Er bleibt Eigentümer, kümmert sich dann um die Entsorgung und darum, dass sich das Material wieder in einen neuen Kreislauf einklinken kann. Ineke Hans weiß, dass bei Veränderungen die erste Baustelle die Gewohnheiten sind. „Man muss auch als Designerin eine Art anthropologische Sicht einnehmen, um zu verstehen, warum sich eine Gesellschaft so verhält und wie eine Community funktioniert“, sagt sie. Und diese Verhaltensweisen seien auch die Akupunkturpunkte, an denen das Design ansetzen müsse. „Man kann aber erwarten, dass Menschen ihre Gewohnheiten innerhalb eines Monats ablegen.“ Sie stecken noch in zu vielen Abhängigkeiten und Verpflichtungen, die dem Planeten schaden. „Eines funktioniert aber nicht: Unsere Dinge, die schon existieren, durch neue zu ersetzen, die als nachhaltig
gelten“, sagt Hans. Der einzige Weg sei es, „weniger zu konsumieren und zu produzieren“. Und mithilfe des Designs auch das System so hinzubiegen, dass man sich darin wie selbstverständlich im Kreis bewegen kann. ∏
„Unternehmen sollen sich auch für Produkte verantwortlich fühlen, wenn sie schon verkauft sind.“
INEKE HANS
Von Japan bis Skandinavien: Auch wenn die Gestaltung längst global funktioniert, lassen sich Eigenheiten, Haltungen und Traditionen im Design rund um die Welt verorten.
TEXT: NORBERT PHILIPP
So einfach wie genial: Alvar Aaltos Stool 60 ist eines der elementarsten Möbelstücke überhaupt – egal ob Sitzgelegenheit, Tisch oder Präsentationsoberfläche.
Sehen wir Design als Sprache: Es ist Identifikationsmittel, Kommunikationsmittel – in ihm drückt sich kulturelle Identität ebenso aus wie in einem literarischen Werk. Da ist es nur logisch, dass unterschiedliche Kulturen auch unterschiedliche Designsprachen sprechen. Auch wenn Design internationaler wird, bleiben die Grundidentitäten doch enthalten. Design DE LUXE hat sich auf eine Weltreise durch ausgewählte Designkulturen begeben.
SKANDINAVIEN
Der Norden kennt die Extreme. Die langen Nächte und die Sonne, die nicht untergehen will. Vielleicht suchen die Gestalter und Ge-
stalterinnen gerade deshalb in der Architektur und im Design bewusst den Ausgleich. Die sanfte Balance aus Ästhetik und Funktion, den gemeinsamen Nenner, in dem sich alle wiederfinden: im Hygge-Universum inklusive aller nordischen Gestaltungsklischees. Aber auch im öffentlichen Raum, wenn Städte wie Kopenhagen versuchen, ihn möglichst fair zu teilen. Kein Wunder, dass man im Norden die Heimat der Design-Demokratie vermutet. Von brillanten gestalterischen Ideen sollen nun einmal alle profitieren. Nicht nur jene, die sich die Kreativität anderer teuer kaufen können. Deshalb dürfen in Skandinavien Schüler auch unter Verner-Panton-Leuchten lernen. Und Gläubige auf Sesseln von Möbeldesign-Legenden wie Karee Klint beten. Auf Arne-Jacobsen-Stühlen
scheint ohnehin die ganze Welt zu sitzen. Und das ebenso an Tischen, auf denen man die skandinavische Designhaltung besonders ausbreiten kann. Nicht nur, weil meist darüber eine ikonische Leuchte von Alvar Aalto oder Poul Henningsen baumelt. Sondern weil hier auch mit Vasen, Tassen, Kerzenleuchtern und Besteck eine Überzeugung aufgetischt wird: Design macht den Alltag schöner und besser. Die basalen Bedürfnisse, auch sie sind Design-Angelegenheit. Diese Maxime ist längst in den globalen Mainstream gesickert. Spätestens über das MöbelPhänomen Ikea. Die Designkultur ist auch eine Konsequenz der Bedingungen: Die Winter so lang und kalt, dass man sich
Verner Panton bringt mit seinen Entwürfen Farbe ins Leben –etwa mit dem S401 von 1963.
gerne im Inneren mit Licht und Farben die Wohnung und die Herzen wärmt. Dabei sollen die Linien der Produkte gestalterisch nicht zu weit wegführen von ihrem ursprünglichen Zweck. Auch wenn dieser manchmal nur Schönheit heißen darf. Die Knappheit, der Mangel an Ressourcen und Material, das bestimmte lange die kreative Haltung, die landläufig im Minimalismus mündete. Längst ist er untrennbar eingewoben in den Alltag. Und auch etwas anderes will man nicht so gern voneinander lösen: die Sphäre des Designs von jener der Architektur, in der die Dinge nun mal zwangsläufig existieren. Wie das funktioniert, haben schon so einige Legenden von Alvar Aalto bis Arne Jacobsen bewiesen.
JAPAN
In Japan wirken viele gestalterische Kräfte zugleich. Und noch dazu aus verschiedenen Richtungen. Umso erstaunlicher, dass man der japanischen Gestaltung gerne Ruhe unterstellt. Visuelle vor allem auch. Hier reibt sich traditionelles Handwerk aus der Vergangenheit mit der Realität der glatten Gegenwart von Hightech und Innovation. Hier strömen Einflüsse aus Zen-Philosophie auf eine poetisch-introvertierte Grundhaltung aus. Hier blitzt aber auch Lautes,
Schrilles und Buntes aus einer ganz anderen Ecke. Ebenso haben Humor, Ironie und tiefere Bedeutung allerorts in der Gestaltung ihren Platz. Wie etwa die aktuellen Möbel des Designstudios Nendo in den Katalogen der größten Designhersteller beweisen. Traditionell kultiviert Japan noch etwas anderes in der Gestaltung: die Leere, die Zurückhaltung, die Ordnung und die Reduktion. Auch das merkt man vielen Dingen japanischer Herkunft ziemlich deutlich an. Genauso wie subtile Zwischentöne, für die andere Gestaltungskulturen vielleicht dann doch eher blind sind. Wo sonst könnte denn ein genialer Designer wie Kenya Hara in einer 70-seitigen Schrift das Wesen von Weiß elaborieren? Oder
Auch in dieser Interpretation von Gaku bleibt Nendo seiner Philosophie treu.
ein Klassiker der Ästhetik-Literatur die Dutzenden Nuancen von Schatten ergründen? Entlang dieser Designhaltung überblendet der Designer Tokujin Yoshioka etwa transparente Möbel mit dem Raum, in dem sie stehen. Und auch andere Designer setzen Formen und Linien manchmal so selbstverständlich, als wären sie Teil einer allgemeinen Wahrheit. Minimalistisch in der Anmutung, aber trotzdem mit komplexem Tiefgang. Ähnlich wie die traditionellen Haiku-Gedichte, die große Phänomene in einigen wenigen Silben beschreiben. Ruhe und Ausgeglichenheit forciert oftmals auch die Architektur. Wenn etwa Tadao Ando Tradition wie selbstverständlich in die
Gegenwart überführt, indem er Sichtbeton-Schalen setzt, die so groß sind wie die traditionellen Tatami-Matten. Mit ihnen hat man jahrhundertelang die Wohnräume ausgelegt. Das Design ist auch ein Ruhepol inmitten eines urbanen, dichten Technologie-Universums. Darin vermenschlichen Technik und Design Roboter, und die Digitalisierung bekommt eine Gefühlsebene. Mittels Emojis, die auch in Japan erfunden wurden. Und doch hallt hier die Vergangenheit in der dynamischen Gegenwart nach: Sei es mit Wabi Sabi, der traditionellen Lehre, das Imperfekte zuzulassen. Oder etwa auch mit Raku-Keramik, die Fehler und Sprünge gestalterisch zelebriert.
„Die Welt des Designs ist mit Träumen gefüllt. Das macht sie so wunderbar.“
TOKUJIN YOSHIOKA, DESIGNER
In Italien kann man kaum einen Schritt tun, ohne über einen Großmeister des Designs zu stolpern.
ITALIEN
Italien ist wahrscheinlich die Weltgegend, in der man kaum anders kann, als irgendwo zufällig über einen Großmeister der Gestaltung zu stolpern. Zu konsequent haben Entwürfe und Designhaltungen von Gio Ponti, Vico Magistretti, Enzo Mari, Gaetano Pesce, Achille Castiglioni und Co. den Alltag durchdrungen. Von den Architekturen der Häuser bis zu den Dingen, die man in den Küchenschubladen aufbewahrt. Schon die Namen der Designikonen, der Produkte, aber auch jener, die sie geschaffen haben – eine kleine gestalterische Verheißung. Inklusive mancher klischeehafter Erwartung. Wie etwa jenes Attribut, das man italienischen Möbeln wie im Reflex gerne zuschreibt: Eleganz. Inzwischen legen sie der eine oder andere renommierte Hersteller auch etwas lässiger und unkonventioneller an, jedenfalls selbst-
Designkultur, auf die sich die ganze Welt scheinbar mühelos einigen konnte wie auf Pasta und Pizza. Und wenn ein paar Phasen, Entwürfe und Ideen vom eleganten Mainstream und sonstigen Normen abweichen, dann gilt das erst recht als italienisch. Das hat man unter anderem Ettore Sottsas und seiner Memphis-Bewegung zu verdanken.
Aber auch – und hier schon wieder die Großmeister – Alessandro Mendini, der seine Entwürfe gern bunter und unbekümmerter anlegte als andere. Egal ob er ein Museum in Groningen baute oder einen Korkenzieher für Alessi entwarf. Aber nicht nur von Konventionen distanziert sich die
italienische Gestaltung manchmal doch, vor allem auch von – der Zeit. Denn sie scheint so vielen Entwurfsideen schon gar nichts anhaben zu können. Viele überdauern in den Kollektionen und Katalogen schon viele Jahrzehnte, ein fünfzigstes Jubiläum nach dem anderen wird auf den Möbelmessen abgefeiert. Die Designwelt jedenfalls sieht sich nicht satt an den Entwürfen. Das mag auch daran liegen, dass das Design in Italien nie Berührungsängste hatte, weder mit der Mode noch mit
der Kunst. Und doch stets die Funktionalität bemüht, die Vielfalt des Handwerks pflegt, und wenn die Zeit reif ist, die Extravaganz à la Memphis wagt. Egal ob schließlich die Designkultur in Silhouetten ihren Ausdruck findet, die über die Straßen der Welt fahren. Oder auch in kleineren und genauso lustvollen Alltagsmomenten. Wenn man sich etwa einen Espresso aus der ikonischen Bialetti-Kanne eingießt.
ÖSTERREICH
Österreichs Gestaltungskultur hat etwas, was der Rest der Welt sonst nicht vorweisen kann: Sie hat Wien. Als Wurzel. Und dort hat so einiges begonnen, was im 20. Jahrhundert weltweit gestalterische Wellen schlug. Weil auch Wien selbst wiederum etwas Besonderes
hatte. Etwas, das Marketingmenschen heute USP nennen würden: die Wiener Moderne. Eine kulturell-gestalterisch immens dichte Phase. So prägend, formend und beispielhaft, dass noch heute viele österreichische Designentwürfe auf irgendeine Art Referenzen legen in diese einmalige Ära. Als sich alles so nah stand, dass eins in das andere übergriff: Philosophie, Literatur, Malerei, Musik. Und natürlich die engen Nachbarn Architektur und Design, zwischen denen Protagonisten wie Otto Wagner oder Adolf Loos ohnehin keinen Unterschied machten. Gestaltung und Kunsthandwerk sollten die Lebenswelt durchdringen, von der Tapete bis in die Besteckschublade. Über
den stilistischen Ausdruck war man sich weniger einig. Doch die Gestaltungskultur lebte von der Diversität der kreativen Köpfe und Ansätze. Und von der Pluralität der Stile zugleich. Davon profitiert die Design-Community noch heute. Damals ließ der Jugendstil die Linien organisch schwingen. Und die Moderne zirkelte sie lieber in rechten Winkeln, Quadraten und anderen Geometrien. Besonders Josef Hoffmann forcierte das konsequent. Was heute noch in so einigen Entwürfen von Schmuck bis zu Polstermöbeln durchschlägt. Genauso wie der handwerklich-qualitative Anspruch der Wiener Werkstätte. Seit damals die Benchmark an Designqualität für
Die Serie Postsparkasse für Tho net wurde 1906 von Otto Wagner für die Räume der Hauptverwaltung der Wiener Postspar kasse entworfen. Der Wiener Stuhl (r.) sorgte bei Le Corbusier für Begeisterung.
Österreichs Gestaltungskultur hat etwas, das der Rest der Welt nicht vorweisen kann: Sie hat Wien.Wiens Lebensader seit jeher: die Kärntner Straße. Die Kollektion Wittmann Hayon Workshop ist maßgeblich von der Philosophie der Wiener Moderne inspiriert – hier der Sessel Vuelta 80.
viele nachkommende Gestaltergenerationen. Bis in die Gegenwart wirkt noch eine Überzeugung Hoffmanns: Schönheit macht das Leben besser. Besonders intensiv pflegten eine Vielzahl österreichischer Design- und Möbelpioniere und -pionierinnen diesen Ansatz ab den 1920er-Jahren. Bis die Design-Community samt ihrer Haltung zersplitterte, durch die dunklen Zeiten, die über Europa hereinbrachen. Doch ein Kontinuum blieb der österreichischen Designkultur bis heute: das innovative Experiment. Auch wenn nicht alle so erfolgreich ausgingen wie jenes, das Michael Thonet von Wien aus in die Welt getragen hat mitsamt des Wiener Geflechts: nämlich massives Buchholz über heißem Wasserdampf zu biegen. Das hat die Möbelwelt revolutioniert.
DEUTSCHLAND
Was deutsches Design ausmacht, das lässt sich nicht an einem Land ablesen. Seine Merkmale sind längst zerstäubt und in alle Erdteile getragen, allein durch die Katastrophen, die die Designgeschichte Deutschlands jäh durchschnitten. Doch ein paar Wesenszüge gelten heute noch immer als typisch deutsch,
selbst wenn sie sich in den ersten Apple-Computern niederschlugen – auch sie waren ein Projekt eines deutschen Designers: Hartmut Esslinger. Dazu gehören Klarheit, Sachlichkeit und Nüchternheit. Vor allem, wenn die Entwurfslinien immer auch ein Ingenieursversprechen mitformulieren. Das war auch schon so, als Dieter Rams deutsches Design etwa mit den Entwürfen für Braun in den 1960erund 70er-Jahren besonders deutlich strahlen ließ. Und gleichzeitig seine berühmten zehn Regeln für gutes Design aufstellte. „So wenig Design wie möglich“ ist eine davon. Und dass nur Innovation das Neue legitimiert, ist eine ihrer Konsequenzen. Im Ursprungsland des Industriedesigns ist Industrie nach wie vor ein bestimmendes Merkmal des Designs. Auch bei aktuellen Protagonisten, die Design vor allem auch konstruktiv-technisch verstehen. Dazu gehört etwa auch Konstantin Grcic. Aber Design und Deutschland bedeutet auch: Silhouetten von Autos, die aus deutschen Industriehallen erfolgreich in alle Welt fahren. Selbst wenn die Linien Italiener zeichneten. Wie jene des VW Golf. Und Silhouetten von Möbeln internationaler Hersteller, die ihre Wurzeln in
Klarheit, Sachlichkeit und Nüchternheit liegen im Wesen des deutschen Designs.Tobias Graus Salt&Pepper-Leuchte kommt optisch minimalistisch, aber technisch perfekt daher.
einer besonderen Zeit hatten: Als das Bauhaus die bedeutendste Gestaltungsschule der Welt war. Schnörkel und Dekor hatte man schon in den 1920er-Jahren hinter sich gelassen. Danach setzten sich die archetypischen Geometrien gestalterisch durch. Genauso wie neue Materialien. Die Stahlrohrmöbel und Freischwinger von Marcel
Gerrit Rietvelds Tischleuchte L25, entworfen 1925 in streng geometrischen Formen, hat bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren.
Ideen schließlich im International Style lande ten. Wohin sie von Legenden der Gestaltung, wie Mies van der Rohe, dem letzten Direktor des Bauhauses, auch durch seine Emigration in die USA getragen worden waren. Aber auch mit den Konventionen und den geraden Linien
zu brechen gehörte in der deutschen Designgeschichte dazu. Das bewies nicht nur Luigi Colani mit seinen biomorphen Entwürfen. Sondern auch Ikonen wie Otl Aicher. Er betrachtete als Erster die Küche als Werkstatt. Bulthaup trug diese Idee und die Innovation der Kücheninsel als Werkbank erfolgreich in die Welt. ∏
„Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.“
DIETER RAMS, DESIGNERDer Wecker Braun Phase 3 aus den 1970erJahren, entworfen von Dietrich Lubs und Dieter Rams. Zeitlos, flexibel und beständig – das Regalsystem 606, 1960 von Dieter Rams entworfen und seitdem von Vitsœ hergestellt.
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Der Preis für den Designer des Jahres wurde im Rahmen der diesjährigen Ausgabe der Pariser Designmesse Maison&Objet im Jänner an Raphael Navot verliehen. Design DE LUXE hat ihn in Paris zum Interview getroffen.
TEXT: DORIS BARBIER-NEUMEISTER
Der Designer und Innenarchitekt Raphael Navot hat sich durch sein außergewöhnliches Talent und Know-how bereits in der internationalen Design- und Dekorationsszene einen Namen gemacht. Auf der Messe wurde erstmals auch seine immersive Installation Apothem Lounge vorgestellt, die durch die sorgfältige Anordnung einer offenen Struktur, die die Besucher mit Licht und Texturen durchflutet, „eine visuelle Emotion darstellen“ soll.
Das neue Wunderkind der Interior-Szene wurde 1977 in Jerusalem geboren. Nach dem Abschluss in Conceptual Design 2003 an der Design Academy in Eindhoven zog er nach Paris, um sich in seinen Lieblingsfächern Design und Innenarchitektur den nötigen Feinschliff zu holen. Sein breit gefächertes Portfolio umfasst heute Projekte, die als Aushängeschild für französisches Handwerk und Design dienen – von Hotelinterieurs bis hin zu maßgeschneidertem Produkt- und Handelsdesign. Seine Vielseitigkeit, aber auch seine Sensibilität und seine philosophischen Ansätze sind mittlerweile zu seinem Markenzeichen geworden.
Mit David Lynch tüftelte er an dem Projekt für den mysteriösen Pariser Club Silencio (2011), kollaborierte bei der Produktion einer hochtechnischen End-Grain-Parkettlinie für Oscar Ono (2016) und entwarf eine Möbelserie für Roche Bobois (2018) – insgesamt zwölf Familien, darunter Sofas, Tische, Teppiche und Lampen. Bisher war die Inneneinrichtung des Pariser Hôtel National des Arts et Métiers (2017) höchstwahrscheinlich seine größte Leistung.
ständige Zusammenarbeit mit der Galerie und den Dialog zwischen Handwerk und Natur fort. Sein neuestes Projekt, das Pariser Hotel Dame des Arts, das soeben eröffnet wurde, ist schon das zweite Hotel im Herzen von Paris, das seine unverkennbare Handschrift trägt: eine monochrome Farbpalette, viel Holz, viel Marmor.
Im vergangenen Jahr konnte man die Fortsetzung seiner Zusammenarbeit mit Loro Piana im Möbelbereich, A Portrait of Comfort, auf dem Salone del Mobile in Mailand sowie ein elegantes Hotel mit Ozeandampferallüren, 50 Zimmern und 10 Privatwohnungen in Cannes, das Hôtel Belle Plage, bewundern. Mit On the Same Subject, seinem neuesten Projekt für Friedman Benda in New York, setzt Navot seine
Wie würden Sie Ihren Stil definieren? Ich verwende gerne natürliche Materialien und erweitere die Grenzen des Handwerks mithilfe traditioneller Techniken, dafür aber in einer zeitgemäßen und zeitlosen Form. Zeitlosigkeit ist sehr wichtig für mich. Oft denke ich, dass die Dinge so aussehen müssen, als hätten sie bereits fünfzig Jahre gelebt. Ich würde sagen, dass meine Projekte nicht unbedingt die gleiche Ästhetik haben, aber die Werte, die sie vermitteln, sind ähnlich.
Ihre Inspirationsquellen? Die Natur. Ich sehe mir normalerweise auch keine Designmagazine an oder verfolge Trends, sodass ich nicht unbedingt weiß, was gerade gefragt ist. Aber ich recherchiere vor jedem Projekt viel, vor allem in den Bereichen Psychologie und Wissenschaft, da ich glaube, dass sie letztendlich das Design genauso inspirieren wie Architektur und Musik. Die Natur ist unglaublich facettenreich und hat alle erdachten Designmöglichkeiten übertroffen.
Zu lernen, sich zur richtigen Zeit die richtigen Fragen zu stellen, ist für mich wertvoller als der Versuch, ein visuelles Ziel mit vielen Überraschungseffekten zu erreichen.
Welche (frühen) Projekte haben Ihre Karriere besonders geprägt, waren richtungsweisend? Das erste bekannte Projekt, an dem ich gearbeitet habe, war das Silencio in Zusammenarbeit
„Die Natur hat alle erdachten Designmöglichkeiten übertroffen. “
RAPHAEL NAVOT
mit David Lynch. Im Nachhinein fällt die Verwendung natürlicher Materialien und schon damals die Einbeziehung traditioneller und lokaler Handwerkskunst auf. Mein erstes großes Projekt im Alleingang war jedoch das Hôtel National des Arts et Métiers in Paris, da es viele Aspekte in sich vereint, die mir noch heute wichtig sind.
Ich hatte völlig freie Hand, mit einem sehr mutigen Besitzer, der durchaus den richtigen Riecher hatte, die Aufmerksamkeit der Gäste auf das zu lenken, was ich bereits seit Längerem als „The Natural Future“ bezeichne. Wir verfügten über ein sehr großes Team, ein beträchtliches Budget und viel Zeit – Dinge, die bei meiner Tätigkeit selten und deshalb sehr wertvoll sind.
Dies half mir als Designer, kollektive Ideen zu formulieren und Handwerker mit einem breiten Wissen über Steinbildhauerei, Leinenweberei, mineralische Texturen und Schmiedearbeiten vom Typ Eiffel in das Projekt zu integrieren.
Ich glaube, dass man heute unabhängig arbeiten kann, ohne einer Struktur oder Institution angehören zu müssen. Die Zusammenarbeit zwischen unabhängigen Partnern ist das, was meiner Meinung nach ausgewogene und spannende Projekte ausmacht. Natürlich bringt die Unabhängigkeit auch einen Mangel an Sicherheit mit sich, aber ich mag die Idee, dass jeder für seinen Teil verantwortlich ist. Dies macht den Prozess in gewisser Weise wacher.
Wir reisen heute anders als früher. Was sollte man bei der Konzeption eines Hotels Ihrer Meinung nah heute besonders beachten?
Ich stelle den Gast in den Mittelpunkt meiner Arbeit. Derjenige, der das Bühnenbild erleben und mit dieser spezifischen Atmosphäre verschmelzen wird, ist die wertvollste Person im Projekt. Ich persönlich versuche, Komfort und den natürlichen Energiefluss zu privilegieren und auf diese Art und Weise Körper und Geist in einer einladenden Umgebung in Einklang zu bringen. Der Begriff Harmonie ist für mich keine leere Worthülse.
Wie gehen Sie bei der Zusammenarbeit mit internationalen Labels vor? Ich mag die Idee, mit Marken zusammenzuarbeiten, die mit ihren Produkten Geschichten erzählen wollen. Bei Roche Bobois war für mich interessant, dass es sich um eine französische Marke handelt, die
Auch für die neue Innenausstattung des Pariser Restaurants Le 39V zeichnet sich Navot verantwortlich.international tätig ist und in Europa mit natürlichen und hochwertigen Materialien produziert. Die Zusammenarbeit mit ihnen war äußerst angenehm, da sie einen guten Kontakt zu vielen Handwerkern und Herstellern haben.
Das Projekt war sehr inspirierend, da es sich sehr von der Arbeit mit einer Galerie unterschied. Wir haben jedoch das Prinzip von Massivholz, Leder und traditionellen Farbtönen beibehalten, aber 3D-Druck und Mineralpasten eingeführt. Die Kollektion heißt Native und stellt den Körperkomfort in den Mittelpunkt.
Ich habe aufgehört, mich ausschließlich Projekten zu widmen, die mit Handel, Geschäften und Privatwohnungen zu tun haben; wenn es keine Geschichte dazu gibt, lasse ich es bleiben. Ich konzentriere mich auf die Gastfreundschaft, die meiner Meinung nach für alle zugänglich sein sollte. Egal ob es sich um ein Restaurant, eine Galerie, eine Buchhandlung oder ein Hotel handelt – wichtig ist, dass der Ort die Menschen zusammenbringt. Ich will ein multisensorisches Erlebnis vermitteln.
Wie kam es zu dem Happening auf der Maison&Objet, der Apothem Lounge? Die Apothem Lounge, das Projekt, das ich für Maison&Objet entwickelt habe, ist eine immersive Installation aus Licht und Texturen, die eine visuelle Emotion darstellt. Diese große kreisförmige Lichtskulptur lädt die Besucher dazu ein, Innenräume unabhängig von ihrer Funktionalität oder ihrem Kontext zu betrachten. Genau wie die Bühne eines Theaters, in dem die Besucher die Schauspieler sind.
Innenarchitektur ist für mich eine Art der Szenografie, die eine ganz gewisse Atmosphäre schaffen soll. Sie wird den Besuchern durch Licht, Farben, Komfort und andere Elemente vermittelt, sodass die Erfahrungen, die in diesem Interieur gemacht werden können, von entscheidender Bedeutung sind.
Die Installation wird Partner vorstellen, mit denen ich zusammengearbeitet habe und die es mir ermöglicht haben, mehrere „Stimmungsrahmen“ aus meinen früheren Innenausstattungsprojekten umzusetzen. Die Tatsache, dass wir keinen Kunden, keinen Kontext und keine Funktionalität hatten, war ein Privileg und ermöglichte es uns, unserer Fantasie freien Lauf zu lassen und so hoffentlich auch für manchen Überraschungseffekt sorgen zu können.
Die kreisförmige Halle wird von zwei Reihen gebogener Wände so geschützt, dass die Besucher durch insgesamt zwölf Portale einund austreten können. Es handelt sich um eine offene Struktur, ein vereinfachtes Labyrinth, das sowohl Freiheit als auch Privatsphäre bietet. ∏
Seine Projekte sieht Navot als Orte, die Menschen zusammenbringen. So auch das Hôtel Belle Plage in Cannes.
„Ich arbeite gerne mit Marken, deren Produkte Geschichten erzählen wollen.“
RAPHAEL NAVOT
Man fühlt sich dem Industrial Design verpflichtet. Ebenso wie der Nachhaltigkeit. Wie aber geht das zusammen? Design DE LUXE befragte dazu Federico Luti, Enkel von Kartell-Gründer Giulio Castelli, bei der Eröffnung des Kartell-Stores in Wien.
nem Tag wegwirft, und einem zeitlosen Designstück, das man Jahrzehnte hat. Haltbarkeit ist einer der wichtigsten Faktoren der Nachhaltigkeit. Unsere Stücke stehen in mehreren Museen, sie haben eine enorm lange Lebensdauer. Nehmen wir zum Beispiel die Componibili – meine Großmutter hat sie 1968 entworfen, heute werden sie immer noch verkauft, Kunden haben sie 30 Jahre und länger in ihrem Zuhause.
Nichtsdestotrotz möchten wir mehr über die Nachhaltigkeit bei Kartell informieren, in den letzten Jahren ist sehr viel Arbeit in dieses Thema geflossen. Mehr als 50 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit Produkten, die eine niedrige Umweltbelastung haben. Um bei dem Beispiel der Componibili zu bleiben: Mittlerweile gibt es sie in einer Neuauflage aus Biopolymer.
Wie ergibt sich diese niedrige Belastung? Wir verwenden Recycling- und Bio-Materialien, die aus Abfällen der Lebensmittelindustrie stammen. Das neue Polycarbonat 2.0 hat durch die Mischung aus Zellulose und Polymer 60 Prozent weniger CO2-Ausstoß. In den letzten Jahren wurden mehr als 50 Prozent des Umsatzes mit diesen Materialien gemacht. Unsere Produktion hat an sich schon einen niedrigen Impact, der größte Hebel liegt also in den Materialien.
Der Re-Chair von Antonio Citterio besteht ausschließlich aus Kaffeekapseln von Illy. Warum? Meist stammen unsere Recyclingmaterialien aus der Auto- oder Möbelindustrie, es sind keine bereits verwendeten Materialien, sondern Überschuss, Verschnitt, der sonst weggeworfen werden würde.
Die
Nachhaltigkeit ist eines der bestimmenden Themen unserer Gesellschaft. Wie geht Kartell damit um, insbesondere, wenn es um die Verwendung von Plastik geht? Die Art, wie Nachhaltigkeit gesehen wird, hat sich in den letzten Jahren stark verändert – und Plastikmaterialien wurde große Aufmerksamkeit zuteil. Das Kerngeschäft von Kartell ist Industrial Design. Wenn man in diesem Bereich leistbares Design mit der besten Kreativität und Technologie anbieten will, dann ist Plastik die einfachste Möglichkeit, runde Formen zu erzeugen, den Stücken Emotion zu verleihen und außerdem eine hohe Stückzahl zu produzieren.
Als nachhaltiges Material gilt Plastik aber ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Meiner Meinung nach muss man einen Unterschied machen zwischen einer Plastikflasche, die man nach ei-
Aber es ist eine Sache, zu sagen: Dieser Stuhl besteht aus Recyclingmaterial. Eine ganz andere ist es, wenn der Kunde genau weiß, woher das Material stammt.
Geht es also auch beim Recycling um BrandRecognition? Es geht um Emotion. Wenn man einem Produkt eine Emotion verleihen und dann
auch noch zeigen kann, dass es nachhaltig ist, dann entsteht für den Kunden ein ganz anderer Bezug dazu und er fühlt sich damit wohler.
Seit Kurzem verwendet Kartell sogar Holz – in der Wood-Kollektion mit Phillipe Stark. Lange Zeit wollten wir Holz nicht verwenden, weil wir ihm keinen Kartell-Touch verleihen konnten. Als
sen, uns auch diesem Material zu nähern und ihm eine spezielle Emotion zu verleihen. Philippe Starck hat fantastische Formen geschaffen. Das Holz, das wir für die Wood-Kollektion verwenden, stammt aus FSCTM-zertifizierten Wäldern.
Das heißt, die Technologie bestimmt das Material? Manchmal finden wir eine neue Technologie, und der Designer verleiht ihr durch seine Kreativität einen Wert. Andere Male ist der Ausgangspunkt der kreative Entwurf eines Designers und wir folgen mit der Technologie. Unsere DNA ist das Industrial Design, die Kultur des Unternehmens muss erhalten bleiben. Aber wenn man eine Führungsposition halten will, muss man Neues auf den Markt bringen und Risiken eingehen. Polycarbonat beispielsweise wurde ursprünglich für Polizeischilde verwendet – mit Philippe Starck haben wir dann die Möglichkeit diskutiert, das Material für Einrichtung zu verwenden. Das Ergebnis waren Stücke wie La Maria oder Vittoria Ghost. Mit Piero Lissoni haben wir für Piuma erstmals Karbonfaser in einem Spritzguss verwendet. Wir versuchen beständig, neue Wege zu finden, Materialien zu formen – auch wenn Plastik immer unser Kerngeschäft sein wird.
Wohnungen werden kleiner, die Zahl der Sin gle-Haushalte steigt. Man hat einfach den Platz nicht mehr für eine ausladende Couchlandschaft. Wie reagiert Kartell darauf? Das entwickelt sich gerade zu einem sehr wichtigen Punkt für Kartell – erst vor zwei Wochen war ich in Japan, wo Wohnräume ja auch relativ klein sind. Wir haben in den Jahren der Pandemie eine Reihe von neuen Produkten entwickelt, die für kleine Apartments passend sind: der Schreibtisch Earl of Wood von Philippe Starck, der sich sehr gut verkauft, wurde in dieser Zeit entworfen. Auch ganze Wohnbereiche haben wir in diesem Format gestaltet, Lunam von Patricia Urquiola zum Beispiel oder K-Wait von Rodolfo Dordoni. Insgesamt haben wir unser Angebot für kleinere Wohnungen deutlich erweitert.
Im Zuge dessen haben wir auch unsere Logistik angepasst – viele Menschen wollen die Stücke sofort haben. In den letzten Jahren war das ein Vorteil für uns, da unsere Produktion ausschließlich in Italien ist – Stücke, die beispielsweise in China gefertigt wurden, hatten durch die CovidSituation ja immer wieder Lieferprobleme. Wir haben nun eine größere Stückzahl auf Lager und können deshalb sofort liefern.
Auf welche Neuigkeiten dürfen wir uns 2023 freuen? Ein paar Überraschungen muss ich natürlich bewahren – aber wir arbeiten gerade an einigen neuen Textilien, die unserer Polstermöbel-Kollektion einen neuen Touch und ein neues Feeling verleihen werden. Die Lampe Angelo Stone von Phillipe Starck, die wir schon letztes Jahr erwartet hatten, wird nun im April so weit sein. Es ist eine ganz spezielle Leuchte, richtig magisch – denn auf den ersten Blick sieht man nicht, wo das Licht herkommt. Sie enthält keine
Glühbirne, das Licht wird von einer LED im Schaft in den Lampenschirm projiziert. Das Stück wirkt so einfach, aber in Wirklichkeit war die Entwicklung sehr kompliziert: Es braucht ein sehr starkes Leuchtmittel, sodass der Schaft ursprünglich sehr heiß wurde. Das ist aber natürlich auch nicht nachhaltig, denn über die Hitze geht viel Energie verloren, und gleichzeitig war der Dimmer unangenehm zu bedienen. Das Problem haben wir schließlich durch eine Konstruktion mit Spiegellinsen gelöst. ∏
Der neue Kartell Flagship Store (mehr dazu auf Seite 114) begrüßt Besucher in der Gertrude-FröhlichSandner-Straße 3, 1100 Wien wohndesign-maierhofer.at
Revitalisierung von Bestand statt Neubauten auf der grünen Wiese – das wird von vielen als Antwort auf die Klimaproblematik gesehen. Aber ist das realistisch?
TEXT: HEIMO ROLLETT
Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb meint, Neubauten dürften nur mehr eine absolute Ausnahme sein. Ist das realistisch? Peter Engert: Seit 30 oder 40 Jahren hat jede österreichische Regierung in ihr Regierungsprogramm hineingeschrieben, sie wollen drei Prozent Sanierungsquote. Ha, ha, ha. Das
ist nie gelungen. Wir liegen bei rund einem Prozent, das bedeutet, dass statistisch alle hundert Jahre ein Gebäude saniert wird. Viel zu wenig!
Also ändert sich nichts? Das ist ja schrecklich!
Peter Engert: Doch. Plötzlich ist jetzt die Taxonomie dahergehüpft und hat gesagt: Wir müssen
die Biodiversität schützen. Was aktuell klar ist: Auf der grünen Wiese, wo voriges Jahr ein Kukuruz-Feld drauf war, darfst du kein Haus und auch keinen Kreisverkehr mehr bauen. Ob die EU das allerdings gegen den massiven Druck der Lobbyisten seitens der Bürgermeister und anderer durchhält, bleibt abzuwarten. Immobilien-Projektentwickler haben derzeit jedenfalls das klare Ziel, im Bestand zu bauen, zu sanieren und zu verdichten, ohne neue Flächen zu versiegeln.
Stimmt das, Herr Meidlinger? Michael Meidlinger: Ja, völlig richtig. Wir haben eine Fläche in einer urbanen Gegend im 23. Bezirk in Wien. Dabei handelt es sich um eine alte Fabrik, die es seit über 100 Jahren gibt, in der Kästen und Särge hergestellt wurden, die aber heute nicht mehr genutzt werden kann. Also sanieren wir sie. Rund um diese Fläche werden 30.000 Wohnungen gebaut, es entsteht ein neues Wohngebiet, ein Grätzelzentrum mit Gastronomie, Kultur, Ärztezentrum, Büroflächen … So ein Projekt mit einem historischen Bestand hat einen eigenen Charme, anders als wenn man irgendwo etwas ohne Seele auf eine grüne Wiese baut.
Peter Engert: Man darf nicht vergessen, dass so ein Projekt auch immer für die gesamte Umgebung Impulse setzt und dem anderen Bestand einen Werteschub verleiht.
Nun ist das nur ein Beispiel. Es geht aber darum, möglichst viele Gebäude zu sanieren. Haben wir die richtigen Technologien für eine radikale Revitalisierung? Andreas Bauer: Es gibt viele Möglichkeiten, etwa unser KAW-System für den Außenbereich, es gibt ganz neu extrem schlanke Wohnungstrennwände, die auch sehr viel Schallschutz bieten, aber schmäler sind als eine normale klassische Trennwand. Ich will jetzt nicht auf die einzelnen Produkte eingehen, aber wir wissen, dass Trockenbau bei Sanierungen sehr stark zum Einsatz kommt und im Bestand flexibel, einfach und schnell einsetzbar ist.
Mal kurz nachgefragt: Was versteht man denn unter Trockenbau genau?
Andreas Bauer: Aus meiner Sicht handelt es sich um Wand- und Deckenkonstruktionen bestehend aus Gipsplatten, Melallunterkonstruktionen und dazwischen eingelegter Dämmwolle. Diese Systeme werden vor-
„Ob sich die EU gegen den Druck der Lobbys behaupten kann, bleibt abzuwarten.“
PETER ENGERT, ÖGNI
„Trockenbau kann bei Sanierungen schnell, einfach und flexibel eingesetzt werden.“
ANDREAS BAUER, KNAUFFOTOS: ROLAND RUDOLPH
wiegend im Inneren eines Gebäudes eingesetzt, aber es gibt auch Lösungen für den Außenbereich.
Herr Buchsteiner, Sie haben eine ganz eigene Technologie erfunden … Thomas Buchsteiner: Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit hinterlüfteten Fassaden, und daraus haben wir nun mit viel Forschungsarbeit ein System namens CEPA entwickelt, mit dem man dämmen, heizen, kühlen und speichern kann und das sehr stark im Sanierungsbereich anwendbar ist, also bei Wohnimmobilien, bei denen man ja nicht einfach sagen kann, dass alle einfach mal ausziehen sollen während der Sanierung. Man gibt einfach von außen das neue Fassadensystem drauf, das heizen und kühlen kann. Die Gebäudemasse wird als Speichermasse genutzt. Ich habe das Patent mit einem Forschungsinstitut entwickelt, und jetzt wollen wir es mit vielen Partnern jedenfalls in der DACH-Region einführen.
Woher kommt die Energie dafür? Thomas Buchsteiner: Das Tolle an dem System ist, dass es enorm flexibel ist. Man kann alle Energieformen einspeisen, egal ob Gas oder Öl oder Photovoltaik oder Wasserstoff – je nachdem, was
zur Verfügung steht. Wie bei einer Fußbodenheizung brauche ich im Übrigen dafür keine hohen Temperaturen.
Ist das jetzt eine Konkurrenz für Hersteller wie Knauf? Andreas Bauer: Nein, ich sehe das als gute Ergänzung. Unsere Tochter Knauf Insulation ist sogar Partnerin dieses Systems.
Peter Engert: Mir gefällt dieses System aus drei Gründen irrsinnig gut. Erstens: Es darf nichts mehr, was eingebaut wird, verklebt oder zerstört werden, damit es am Ende des Lebenszyklus auch wiederverwertbar ist.
Zweitens: Früher hat man einen Wohnturm, eine Plattenbausiedlung einfach angemalt und es war saniert. Das geht nicht mehr. Weil mit jeder Sanierung muss ich ja beweisen, dass ich die Ziele der Taxonomie erreiche. Das ist ganz entscheidend, denn wir reden von Beweislast. Der dritte Punkt ist: Wenn ich statt einem Teilabriss nur etwas darüberlege, dann habe ich das Maximum erreicht. Natürlich gibt es in solchen Fällen dann noch offene Punkte wie Gebäudefluchtlinien, Feuerschutz etc., aber das wird zu lösen sein.
„Viele internationale Konzerne dürfen nur nachhaltige Produkte kaufen.“
MICHAEL MEIDLINGER, IFA
Rechnet sich eine Sanierung? Schließlich zählt am Ende ja erst wieder nur die Rendite … Michael Meidlinger: Die Frage stellt sich so gar nicht. Sanierungen sind wichtig für die Nachhaltigkeit, und die muss auch bewiesen werden, etwa mittels ÖGNI-Zertifizierung. Das ist heute keine Möglichkeit mehr, sondern eine Notwendigkeit. Einerseits gibt es von Banken die Regeln, dass letztlich nicht-ökologische Projekte pönalisiert werden. Es dürfen weiters viele, meist große internationale Konzerne keine nicht-nachhaltigen Produkte mehr kaufen oder mieten. Wenn man einen langfristigen Horizont hat – und das haben viele unserer Anleger –, kommt man also gar nicht drum herum. Nicht-nachhaltige Immobilien kann ich mir auf gut Deutsch in zehn Jahren auf den Bauch picken. Dritter Aspekt: Betriebskosten haben früher niemanden so stark interessiert, heute ist das ein wesentlicher Fokus. Nur ein Drittel der Lebenszykluskosten einer Immobilie sind die Investitionskosten, zwei Drittel sind Laufzeitkosten.
Peter Engert: Leider ist das noch nicht überall angekommen. Im gemeinnützigen Wohnbau ist man nach wie vor ausschließlich auf die Inves-
Peter Engert kämpft für die Nachhaltigkeit, als Geschäftsführer der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI).
Michael Meidlinger verwandelt als CFO der IFA AG eine ehemalige Sargund Kastenfabrik in Wien in ein hippes, modernes Grätzelzentrum.
Thomas Buchsteiner hat mit seinem Unternehmen Towern3000 eine flexible Fassadenlösung patentieren lassen.
Andreas Bauer ist verantwortlich für die Kommunikation von Knauf Österreich. Die Bauwirtschaft nimmt Nachhaltigekit sehr ernst, bestätigt er.
titionskosten zentriert. Da wäre dringend eine Veränderung notwendig. Als Eigentümer eines Hauses stehe ich beim Sanierungsthema eigentlich ziemlich im Regen. Auf der einen Seite bekomme ich von der Bank schwer Geld für solche Sanierungen, andererseits habe ich keine Anreizsysteme seitens des Staates. Ja, ich habe dann vielleicht glückliche Mieter, die weniger Betriebskosten zahlen, aber mein wirtschaftlicher Gewinn dadurch ist null. ÖGNI fordert daher vorzeitige Abschreibungsmöglichkeiten, wenn z. B. die Taxonomieziele erreicht werden.
Was fehlt sonst, damit noch mehr saniert wird? Andreas Bauer: Ich glaube, die Zeiten für Revitalisierung sind sehr gut, der wirtschaftliche Druck ist im Moment sehr hoch. Im Prinzip ist ja alles da, man muss es nur einsetzen – und das braucht manchmal vielleicht mehr Mut. Vorbilder helfen da enorm. Ich habe unlängst von Villach gehört: Die Stadt hat Zuzug und entwickelt daher vier neue Stadtquartiere in Gebieten, die schon Nutzungen hatten und jetzt brachliegen. Toll! Auch die Fabrik1230 finde ich großartig, und ich meine das ganz ehrlich, schließlich wohne ich dort in der Gegend! ∏
„Bei der Sanierung eines Wohnhauses kann ich nicht sagen: alle mal kurz raus.“
THOMAS BUCHSTEINER, TOWERN3000
Die Skulptur ist stets nicht nur eine Frage der Form, sondern auch des Materials, der Oberflächenstruktur –und ihrer beeindruckenden Präsenz im Raum.
SILVIE AIGNER
Das Sammeln von Skulptur mag auf den ersten Blick als ein großes Unterfangen erscheinen. Doch in immer mehr Gärten und auch in Innenräumen sind Skulpturen präsent, und das Interesse bei SammlerInnen ist in den letzten Jahren gewachsen. Skulpturen besprechen stets den Raum und bieten eine Vielfalt an Möglichkeiten der Präsentation. Es muss ja nicht gleich eine mehrteilige Installation sein, Akzente lassen sich bereits mit kleineren Objekten und Skulpturen setzen – Form, Material und Oberflächenstruktur sind stets besonders. Die gegenwärtige Künstlergeneration verfügt über einen bislang nie dagewesenen Materialreichtum, ebenso eröffnen neue technische Möglichkeiten bis hin zu digitalen Druckverfahren neue Dimensionen für die Skulptur. Doch nach wie vor sind auch die klassischen Materialien Holz, Metall und Stein ein beliebter Werkstoff und erleben am Kunstmarkt eine Renaissance. Nicht nur DesignerInnen und ArchitektInnen haben das Material Holz wieder für sich entdeckt, sondern auch viele KünstlerInnen – und hier auch die jüngere Generation. So fiel auf den Kunstmessen die in London lebende
Künstlerin Nika Neelova (*1987) auf, die mit Versatzstücken aus Holz arbeitet und Elemente der Wohnkultur neu inszeniert, von alten Parkettböden bis zu ehemaligen Treppenhandläufen. Holz und Papier sind auch ein Synonym für ökologisch wertvolle, klimaneutrale Materialien. Sowohl diese als auch die Vielfältigkeit der Bearbeitungsmöglichkeiten machen sie für die Kunst bis heute interessant. Darüber hinaus würde „Holz Empfindungen evozieren“, so der deutsche Künstler Armin Göhringer, „egal in welcher gedanklichen Richtung“.
ARMIN GÖHRINGER
Die mit der Kettensäge geformten Skulpturen des im Schwarzwald lebenden Künstlers beeindrucken schon allein durch ihre Oberfläche. Das Ausbalancieren zwischen kompakten Partien und filigranen Stegen und die exakte Bearbeitung lassen seine Skulpturen zwischen Solidität, Transparenz und Fragilität changieren. Die Druck-, Zug- und Biegekräfte des Holzes halten die Skulptur permanent in einer spezifischen Spannung, sodass selbst filigranste Stäbe dichtes
Material tragen können. Die Überarbeitung der Skulpturen mit schwarzer oder weißer Farbe dient dazu, „den Möbelcharakter“, so Göhringer, aus dem Holz zu nehmen und die Form gegenüber der Maserung in den Vordergrund zu stellen. Das Ausloten der Grenzen des Materials transportieren auch Göhringers Fragen nach unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Wie viel Fragilität verkraftet unsere Welt, wann zerbricht sie am Ungleichgewicht?
ROBERTO ALMAGNO
Ebenso prägnant sind die Holzskulpturen von Roberto Almagno. Der italienische Künstler arbeitet ebenso ausschließlich mit Holz, das er in den Wäldern rund um seine Heimatstadt Rom sammelt. Mittels traditioneller Techniken unter Ausnutzung von Feuchtigkeit und Hitze wird das Holz gebogen und in Form gebracht. Die Zerbrechlichkeit des Materials und seine transformativen Kräfte werden durch Almagnos lang gestreckte und abstrakte Formen evoziert, die sich wie Zeichnungen in den Raum einschreiben.
HERBERT GOLSER
Neben Roberto Almagno ist auch die Nachfrage für Skulpturen und Wandobjekte von Herbert Golser groß. Auch er lotet gekonnt die Möglichkeiten abstrakter Formgebung im Holz aus. Der Dialog mit der Natur, die Kenntnis der
unterschiedlichen Holzmaterialien und ihrer Eigenschaften sind Ausgangsbasis seiner Werke. Erle, Weide, Nuss, Birne oder andere Obsthölzer werden dabei bevorzugt. Der Schnitt in das Holz ist der Beginn des Prozesses, in der Folge fächert sich das Holz durch den Trocknungsprozess weiter auf. Entscheidend sind dabei die Feuchtigkeit und Temperatur und eine genaue Kenntnis des Materials. Massive Holzblöcke werden wie eine Ziehharmonika aufgefächert oder schwere Baumstämme in filigran wirkende Säulen verwandelt. Andere Skulpturen bestechen wiederum durch ihre Reduktion, indem das Material und die Form ebenso wie die Maserung und die Eigenheiten des Holzes zur Geltung kommen.
Walter Weer und Heiri Häfliger arbeiten mit Papier und Papiermaché – einem vertrauten Material, das unseren Alltag prägt –, von Poesie, Kommunikation bis hin zur Verpackung und zum Industrieprodukt. Das Material ist vielfältig und reicht vom englischen Aquarellpapier über Karton oder wieder recyceltem Altpapier bis hin zu handgeschöpften Unikaten und ist oft ebenso fragil wie die Natur, aus der es gewonnen wird. Der in Wien lebende Schweizer Künstler Heiri Häfliger verwendet Papiermaché sowohl für Bildobjekte und Skulpturen als auch für objekthafte Lampen, monochrom, weiß und farbig. „Die Ironie dabei ist die Ambivalenz des Materials. Ein Material mit seiner Leichtigkeit, Festigkeit, Geschmeidigkeit, mit vielen Farbnuancen“, so
Herbert Golser Ohne Titel, o. D. © PETRA RAINER Heiri Häfliger Insomnia, 2018 Papiermaché © LUKAS SCHALLER COURTESY GALERIE STURM & SCHOBERmit einer Poesie (oder der Vorstellung davon) und die Transformation des Ungewissen, die mich interessieren. Die Arbeitsweise ist ein Dialog mit mir und dem Objekt. Ein ständiges, arrangierendes Agieren von Formen und eine reagierende Deformierung aus der Eigendynamik des Materials.“ Das Papier als Medium stand auch bei Walter Weer von Beginn an im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Das Papier als plastisches Gestaltungsmittel für den Künstler. Seine leichte Verformbarkeit nützte er ebenso wie die Möglichkeit, das Papier zu verfestigen oder es durch die Verbindung mit Wasser biegsamer und weicher zu machen. Vielfach verwendet Walter Weer vorhandene Materialien wie Karton, Schnüre, Seile und Papier und Zeitungspapier. Materialien, die aus ihrer ursprüng-
lichen Funktion herausgelöst und in das Medium Kunst übersetzt werden – zwischen bewusster trashiger Wirkung und penibler, konstruktiver Arbeitsweise, die seinen sensiblen Umgang mit dem Material dokumentiert.
BIEGSAMES METALL
Wollte man über Metall schreiben, könnte man Bücher füllen. Hier seien stellvertretend der Niederländer Pieter Obels genannt, dessen Skulpturen sich in den letzten Jahren großer Nachfrage erfreuen, und die österreichische Künstlerin Judith P. Fischer. Für Judith P. Fischer, die auch mit Kunststoffschnüren arbeitet, muss Kunst greifbar sein. Wie das Leben. Und doch Neues ausdrücken. Das Material ist oftmals Grundlage, Inspiration und Haptik in einem und Ausgangspunkt künstlerischer Überlegungen. „Immer
schon stellt das Haptische, Fühlbare, Greifbare eine wesentliche Komponente in meiner Liebe zur Kunst, ganz besonders zur Bildhauerei dar“, so die Künstlerin. Materialien und Techniken, mit denen sie polare Themen wie Ordnung und Chaos, zwischenmenschliche Beziehungen und Konflikte, Spontaneität und Kalkül, Modul und Ganzheit künstlerisch auslotet, faszinieren sie. Dabei spielt die Linie in vielen ihrer Objekte eine
wesentliche Rolle. „Sie lässt Bewegung und Raum entstehen“, so Fischer. Neben Kunststoff ist es immer wieder das Metall, das Judith P. Fischer zu ihren Skulpturen, die zwischen minimalistischer und dynamischer Formgebung changieren, inspiriert. Auch Obels arbeitet wie Fischer mit der geschwungenen Linie. In seinen Skulpturen aus Cortenstahl gelingt es ihm, die Schwere und Massivität des Materials aufzuheben. Seine Skulpturen wirken wie eine schnell gesetzte Linie im Raum, geschwungen, in sich verschlungen und stets dynamisch bewegt. Der Sockel ist stets Teil der Arbeit und oft so schmal, dass die Skulptur über ihn hinauswächst – doch nur scheinbar die Balance verliert.
Für welches Material man sich schlussendlich entscheidet, Skulpturen und Objekte sind stets eine Bereicherung für den Raum – und die Kunst lebt immer im Dialog zwischen ihrem Schöpfer und ihren Betrachter. Ganz im Sinne des deutschen Bildhauers Ernst Barlach: „Zu jeder Kunst gehören zwei: einer, der sie macht und einer, der sie braucht.“ ∏
Silvie Aigner ist Chefredakteurin der Kunstzeitschrift PARNASS und Gastautorin bei Design DE LUXE.
„Zu jeder Kunst gehören zwei: einer, der sie macht und einer, der sie braucht.“
ERNST BARLACH, BILDHAUERJudith P. Fischer Ohne Titel, 2021 Spiegel, Stahl, pulverbeschichtet © BY THE ARTIST COURTESY: ZS ART GALERIE, WIEN Pieter Obels Outer Spaces, 2021 Cortenstahl © BY THE ARTIST COURTESY GALERIE FREY, WIEN/SALZBURG
Das Wiener Belvedere feiert den 300. Geburtstag – und steht nicht nur selbst als historisches Erinnerungsstück, sondern beherbergt auch zahlreiche davon.
Vor 20 Jahren wurde die Albertina nach einem vollen Jahrzehnt der Renovierungsarbeiten neu eröffnet.
Jubiläen sind etwas wunderbares. Nicht nur laden sie zum Feiern ein, sie regen uns auch an, uns mit Althergebrachtem, Liebgewordenem und vielleicht sogar in Vergessenheit Geratenem auseinanderzusetzen.
TEXT: BARBARA WALLNER
Eins, zwei, drei! Im Sauseschritt läuft die Zeit, wir laufen mit“, so schrieb einst Wilhelm Busch.
Doch es ist nicht einfach ein Lauf, es ist der Tanz mit der Zeit, dem sich die Menschheit verschrieben hat, so scheint es. Auch Magazine wie dieses. Wir kokettieren mit der Zukunft, prognostizieren Trends und geben Ausblicke: Was bringt das nächste Jahr? Was prägt unsere Zukunft? Und gleichzeitig werden immer wieder Design-Ikonen gekürt, die Sieger im Kampf mit der Zeit, die darob mit dem Prädikat „zeitlos“ ausgezeichnet werden. Den Rang des Klassikers kann man sich eben nur ersitzen – er braucht Zeit. Egal ob es sich um ein Designstück handelt, um Kunst oder Architektur. Und ab und zu, wenn sich die Jahre runden, dann hält der Lauf der Zeit kurz inne – und man begeht ein Jubiläum. 2023 ist ein Jahr der Jubiläen, viele der Jubilare prägten Wien, seine Architektur, seine Kunst und Kulturgeschichte: Adolf Loos (90. Todestag) und seine ästhetische Widersacherin, die Wiener Werkstätte (120 Jahre), die Museen MAK (160 Jahre), Belvedere (300 Jahre) und Albertina (20 Jahre Wiedereröffnung) – und natürlich die Traditionsmanufaktur Lobmeyr, die heuer ihren 200. Geburtstag begeht.
Es ist schon erstaunlich, wie sehr die Zeit nicht nur adelt, sondern auch als ewiger Gleichmacher fungiert. Kleopatra steht uns näher als den Pyramiden – zumindest zeitlich. Egal: Antike ist Antike. Ähnlich wie am Horizont die Dinge
näher aneinanderrücken, so verhält es sich eben auch mit der Zeit. Und so stehen heute wohl viele mit dem gleichen ehrfürchtigen Blick vor dem Looshaus wie vor dem Michaelertor gleich gegenüber. Vergessen, dass der Kaiser einst die Fenster vernageln ließ, um das abscheuliche Haus ohne Augenbrauen nicht sehen zu müssen. Und da stehen sie nun, Aug in Aug(enbraue), zu gleichem Rang erhoben durch die Zeit. Adolf Loos hätte das nicht geschätzt, möchte man vermuten. Revolutionäre werden so ungern in einen Topf geworfen mit dem Revolutionsbedürftigen. Nicht umsonst stehen „Ornament und Verbrechen“ Seite an Seite als Titel in Loos’ berühmtester Schrift – wirkliche Kulturentwicklung sei eben der Verzicht auf aus seiner Sicht überflüssige Behübschungen an Gebrauchsgegenständen: „Gewiss, die kultivierten Erzeugnisse unserer Zeit haben mit Kunst keinen Zusammenhang. Die barbarischen Zeiten, in denen Kunstwerke mit Gebrauchsgegenständen verquickt wurden, sind endgültig vorbei“, heißt es da. Damit tritt Loos ins ästhetische Streitgespräch mit einem weiteren unserer Jubilare, der Wiener Werkstätte, formuliert er damit doch die Antithese zu deren Philosophie vom
Lobmeyr kombiniert Klassiker mit neuem Design, eine geniale Methode, relevant zu bleiben. Hier eine Gläserserie von Adolf Loos, neu interpretiert von Stefan Sagmeister.
„Gesamtkunstwerk“. Die Kunst des Alltags war es, der man sich hier verschrieben hat, und das Werkzeug ist das Kunsthandwerk. Qualitätsvolles Handwerk versus Massenproduktion, Form follows Function und die künstlerische Gestaltung von Alltagsgegenständen – sie alle sind Aspekte einer Diskussion, der man auch eine gewisse Zeitlosigkeit zusprechen kann, wird sie doch bis heute geführt – über Klimawandel und Regionalbewusstsein, Covid und Lieferkettenprobleme hat das Handwerk wieder mehr Aufwind bekommen. Allerdings, das muss man auch sagen, kommt man sich näher – technologischer Fortschritt und Handwerk sind keine Widersacher, digitale Planungstools auch in Handwerksbetrieben gern gesehenes Hilfsmittel.
MIT DER ZEIT ÄNDERT SICH ALLES
Tendenziell aufseiten der Wiener Werkstätte steht die Glasmanufaktur Lobmeyr, auch wenn sie Jahrzehnte älter ist. Nicht umsonst findet man große Namen der Wiener im Katalog der Glasikonen: Josef Hoffmanns markante Bronzitserie ebenso wie Oswald Haerdtls zarte Kugeldose. Und siehe da – sogar Adolf Loos fand es in sich, kurz über die reine Funktionalität hinwegzusehen und einer Trinkglasserie seine künstlerische Inspiration zu leihen. Die Zusammenarbeit mit Designern hat lange Tradition bei Lobmeyr und ist gleichzeitig geniales Werkzeug, im Lauf der Zeit Schritt zu halten. „Entscheidend bleibt, Künstler zu gewinnen, die den besonderen Charakter unseres Materials berücksichtigen. Die Gestalter wiederum schätzen, dass sie bei Lobmeyr ihre Ideen abseits der Einschränkungen durch die Industrie und ausgerüstet mit allen Möglichkeiten des Handwerks umsetzen können“, heißt es da.
Für das Jubiläumsjahr hat man sich in dem Familienbetrieb in sechster Generation einiges vorgenommen – standesgemäß könnte man sagen, schließlich gehört man seit heuer zu den „Henokiens“, der internationalen Vereinigung von zweihundertjährigen Familienunternehmen. Wer so lange durchhält, darf sich getrost einem kleinen, feinen Club zugehörig fühlen. Nebst einer eigenen Ausstellung im MAK und Zusammenarbeiten mit den Designern
Eva Petric und Nives Widauer hat man sich für den 200. etwas spezielles mit dem Design Duo BCXSY einfallen lassen: eine Zeitreise in Mosaiken. Die Idee sei den Designern gekommen, als sie durch den Keller der Manufaktur spazieren durften, wo dicht gedrängt, bedeckt mit dem Staub der Jahre, gläserne Zeitzeugen liegen.
Jeder für sich eine Geschichte, aber doch zu wenig, zu unterschiedlich, um sie noch in eigene Werke zu verwandeln. Mit den „Archive Lights“ integriert man nun kleine Stücke der Lobmeyr’schen Historie in ausgewählte und limitierte Sonderkreationen. Die filigranen Messingstrukturen sollen wie die Vitrinen eines leuchtenden Museums die Glaselemente umschließen und damit die historische Bedeutung noch einmal unterstreichen. Wieder ist es ein Spiel mit der Zeit, das man sich gönnt.
Ganz abseits von Design- und Kunstgeschichte lädt uns die Geschichte von Lobmeyr ein, uns
mit der Veränderlichkeit von Dingen auseinanderzusetzen, die uns heute unverrückbar erscheinen mögen: Staatsgrenzen zum Beispiel. Glasrohlinge für die Lobmeyr-Kreationen kommen aus Glashütten in Ungarn und Tschechien. Das liegt aber nicht daran, dass man die Produktion ins Ausland verlagert hätte – im Gegenteil: das Ausland kam zur Produktion. Was einst Teile der Donaumonarchie waren, sind heute Nachbarstaaten. Es sind Jubiläen wie dieses, deren Geburtstagskinder sich gegen die Zeit behauptet haben, die uns bewusst machen, dass nichts so bleiben muss, wie es ist.
MIT DER ZEIT WERDEN KLASSIKER GEBOREN Über die Dinge, die sich halten, können wir in Dialog mit der Vergangenheit treten – indem wir, wie Lobmeyr, darauf aufbauen und Neues schaffen, das wieder irgendwann zum Klassiker werden könnte, oder indem wir sie
als Gesellschaft in Ehren halten. Wo kann man das besser beobachten als in einem Museum. In diese Tempel des Vergangenen setzen wir uns selbst in den größeren Kontext der Zeit. Und wie schön für diesen Artikel, dass gleich mehrere dieser Museen im heurigen Jahr ebenfalls ein Jubiläum feiern – und alle drei der hier genannten haben Symbolcharakter.
Immerhin steht das MAK in der eigenen Wahrnehmung „für die fruchtbare Verbindung von Vergangenheit und Zukunft“, beherbergt nicht nur die größte Sammlung der Wiener Werkstätte, sondern bezieht bis zu einem gewissen Grad allein durch seine Existenz schon Position für sie – denn was sonst heißt „angewandte Kunst“. Fast doppelt so alt und nicht weniger spannend ist das Belvedere – ist es doch, anders als so viele andere Museen, schon als solches entstanden. Es dokumentiert also nicht nur innerhalb seiner Mauern die Wertschätzung für die Vergangenheit, sondern schon als Gebäude selbst. Und damit kommen wir natürlich zur Albertina: Vor genau 20 Jahren öffnete sie nach einem Jahrzehnt Umbauzeit wieder ihre Türen – und sorgte gleich für Diskussionsstoff. Denn vor den eben erwähnten Türen spannt sich nun der Soravia Wing, moderne Architektur, die mit dem Historischen zu interagieren sucht. So ein Kontaktversuch verläuft nicht reibungslos –schon gar nicht in Wien. Es wurde diskutiert, ob dies eine gelungene Verbindung von Moderne und Historie sei oder die schnöde Verschandelung eines Kulturdenkmals. Der arme Herzog Albrecht, der als Reiterstandbild zuvor allein über den Vorplatz herrschte, hat jedenfalls
Auch Alltagsgegenstände können zu Museumsstücken werden, wie die Schausammlung des MAK eindruckvoll beweist.
Konkurrenz bekommen, so viel ist sicher. Aber bei aller Diskussion ist das verzogene Dreieck aus der Feder von Hans Hollein ja gar nicht der spannendste Aspekt der Verbindung von modern und historisch, der sich in der Albertina niederschlägt. Denn unsichtbar hinter den Mauern der ehemaligen Habsburgerresidenz verbirgt sich ein technologisches Meisterwerk. Nicht nur die Haustechnik, die die fragilen Erbstücke unserer Gesellschaft sicher und in Schuss hält, sondern vor allem der Tiefspeicher suchen ihresgleichen. Der Dialog mit der Vergangenheit, der Tanz mit der Zeit – sie bleiben uns nicht erspart. Da gibt es nur eines zu tun: sie genießen. ∏
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WOHNEN & INTERIEUR
15. bis 19. 3. 2023
Messeplatz 1, 1020 Wien wohnen-interieur.at
SALONE DEL MOBILE / MILANO DESIGN WEEK
18. bis 23. 4. 2023
Publikumstage: 22. und 23. 4. 2023 Fiera Milano, Rho, Milano salonemilano.it
FORMDEPOT SALON
5. 5. 2023
Formdepot, 1160 Wien formdepot.at/salon
DESIGNMONAT GRAZ
7. 5. bis 12. 6. 2023 Grazer Altstadt und Umgebung designmonat.at
DESIGN DAYS 2023
12. bis 14. 5. 2023 Schlosspark Grafenegg design-days.at
CLERKENWELL DESIGN WEEK
23. bis 25. 5. 2023 EC1 London clerkenwelldesignweek.com
IMM SPRING EDITION
4. bis 7. 6. 2023 Messe Köln (reine Fachmesse) imm-cologne.de
3DAYSOFDESIGN
7. bis 9. 6. 2023 Stadtzentrum Kopenhagen 3daysofdesign.dk
MAISON ET OBJET / PARIS DESIGN WEEK
7. 9. bis 11. 9. 2023
Paris-Nord Villepinte Parc des Expositions, Paris (reine Fachmesse) maison-objet.com
VIENNA DESIGN WEEK
22. 9. bis 1. 10. 2023
Wien Zentrum und Fokusbezirk viennadesignweek.at
DESIGNBLOK
4. bis 8. 10. 2023 Prag Zentrum designblok.cz
DESIGN DISTRICT
6. bis 8. 10. 2023
Hofburg Wien design-district.at
BLICKFANG WIEN
21. bis 23. 10. 2023
MAK Wien
blickfang.com
Von 12. bis 14. Mai 2023 verwandelt sich Grafenegg wieder in eine faszinierende Designerlebniswelt.
Seien auch Sie dabei und erleben Sie die Trends von mehr als 250 Top-Marken in den Bereichen Outdoor, Interieur, Küche, Pool, Garten, Technik, Handwerk, Mobilität und Design.
Wohnen ist dynamisch – und so sind wir laufend auf der Suche nach Neuheiten für unser Zuhause. Was dabei nicht fehlen darf? Die passende Beratung in einem inspirierenden Schauraum.
TEXT: BARBARA WALLNER & LIVIA FILIP
Tradition weiterzudenken ist eine von Harald Gebas größten Stärken. Und diese setzt der österreichische Teppichdesigner in nahezu allen Bereichen seines Schaffens ein. Das jahrhundertealte Handwerk des Teppichknüpfens macht er mit modernen Designs und der Verwendung innovativer Roh-
stoffe und neuartiger Materialien zu etwas Zeitgeistigem, aus einem alten Klostergewölbe inmitten der Grazer Altstadt schafft er mit seiner Teppichgalerie einen Ort des Miteinanders, an dem Kunst, Kultur und Architektur im Einklang sind. Und an dem sich seine Entwürfe erleben lassen.
„Was unseren Schauraum so besonders macht, ist sicherlich der hier gebotene Umfang. Nahezu jedes Design wartet hier darauf, entdeckt zu werden.“ Geba geht es dabei nicht nur darum, dass seine Entwürfe gesehen werden – sie sollen gefühlt werden. „Wir laden Menschen hier wirklich dazu ein, Zeit mit – oder besser auf – dem Teppich zu verbringen. Und dazu gehört es einfach, sich darauf niederzulassen, es sich gemütlich zu machen und im besten Fall gar nicht mehr aufstehen zu wollen“, meint er.
BEGLEITER AUF LEBENSZEIT
Doch das ist längst nicht alles. Um den perfekten textilen Bodenbelag für das Zuhause, das Büro oder die Geschäftsräumlichkeiten jedes noch so anspruchsvollen Kunden zu finden, bietet die Teppichgalerie Geba auch den Verleih der textilen Kunstwerke an. Ist der Weg zu weit, werden – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – Visualisierungen basierend auf Fotos erstellt. Auch beim Design und der Auswahl der dafür verarbeiteten Materialien wird auf Nachhaltiges gesetzt: So
sind Gebas Designs zeitlos und aus hochwertiger Hochlandwolle oder langlebigen Pflanzenfasern gemacht. Mit dem Kauf eines textilen Wohnaccessoires endet keineswegs der Service – geboten wird dann die regelmäßige Aufbereitung, Pflege oder Reparatur. Und so zieht mit einem Geba-Teppich nicht nur ein Stück Persönlichkeit, sondern auch Sicherheit ein.
„Ich entwerfe die Klassiker von morgen, Modelle ohne Zeitstempel. Und die begleiten über Jahrzehnte und erfreuen Generationen.“
HARALD GEBA
Betritt man den Concept Store von Neunziggrad am Wiener Parkring, realisiert man rasch: Gestaltungslösungen von der Stange sind hier nicht zu finden. Auf zwei Etagen erstreckt sich die vielseitige Welt der Materialien – und die reicht von Naturhölzern in nahezu allen Schat-
tierungen für Fußboden- und Wandgestaltung über ausgefallene Keramik bis hin zu raffinierten Spachtellösungen, die fugenlosen Wänden, Böden oder auch Stiegen eine einzigartige Optik verleihen. „Es kam tatsächlich schon das eine oder andere Mal vor, dass plötzlich jemand bei uns im Schauraum stand, der uns via Instagram entdeckt hat und der dann nach einem kurzen Rundgang meinte, dass er gerne wiederkommen wolle – und zwar in Begleitung seines Architekten“, gibt Martin Sternath, Teil der Geschäfts-
führung, lachend an. „Wir arbeiten meist direkt mit Projektentwicklern und Planern zusammen“, führt er weiter aus, „und statten so neben Hotels und Gastronomiebetrieben auch Wohnprojekte und Neubauten namhafter Unternehmen aus.“
ECHTES HANDWERK
Projekte ab 50 und bis zu 5.000 Quadratmetern zählen zum Portfolio von Neunziggrad, in jedem einzelnen davon stecken unzählige Stunden echte Handarbeit. Das professionelle Team begleitet jeden Auftrag von der Konzeption und Planung bis hin zur Montage und dem letzten Feinschliff. Wichtig ist ihnen dabei nicht nur, Farbe, Maserung, Struktur und Haptik genau auf die Bedürfnisse des Kunden abzustimmen, sondern auch die Nachhaltigkeit. „Hochwertige Materialien sollen Generationen erfreuen und nicht alle paar Jahre ausgetauscht werden müssen. Unsere Oberflächen sind langlebig und regenerierbar“, so Markus Pranger, der zweite Geschäftsführer.
„Wir stehen für feinste Oberflächen – also alles, was im Raum verbaut ist. Böden, Wände, Treppen. Und das kommt bei uns aus einer Hand.“
MARKUS PRANGER
Zur Jahrtausendwende öffnete das Einrichtungshaus domus in Wien-Alsergrund seine Pforten, 2019 übernahm es die Tischlerei Stadler. Geboten wird dem anspruchsvollen Publikum eine exklusive Auswahl an hochwertigen Einrichtungslösungen. Diese werden individuell und genau nach Kundenwunsch geplant und im Anschluss in der hauseigenen Tischlerei maßgenau gefertigt. „Das macht uns und unser Angebot zu etwas ganz Besonderem“, so Markus Fleischlig und Gerlinde Bauer, die Ansprechpartner, wenn es um unverwechselbare Wohnkonzepte geht. „Wir sind Komplettausstatter und bieten unseren Kunden einzigartige Wohnlösungen aus einer Hand. Wer zu uns kommt, braucht nur einen Wohntraum zu haben. Wir machen diesen dann wahr.“
Den ersten Schritt zum Wohlfühlzuhause setzen
Fleischlig und das Team von domus im über 300 Quadratmeter großen Schauraum. Stets präsentiert man hier die neuesten Trends aus den Bereichen Küche und Wohnzimmer, Schlafzimmer, Vorzimmer oder Bad. Neben eigens her-
gestellten Möbelstücken wie Echtholztischen inklusive passenden Stühlen, Küchenlösungen nach Maß oder begehbaren Schranksystemen wird Interieur-Liebhabern im domus-Schauraum auch Mobiliar von namhaften Marken wie beispielsweise de Sede, Bielefelder Werkstätten oder Spectral geboten. Abgerundet wird durch dazu passende Leuchten, Textilien und Wohnaccessoires.
GEMEINSAM ZUM WOHLFÜHLZUHAUSE
Neben dem breit gefächerten Sortiment und den vielen stimmigen Wohnlösungen ist es die persönliche Betreuung, die den Schauraum von domus zu einem Ort macht, an dem man sich direkt nach dem Eintreten wohlfühlt. „Uns ist es wichtig, dem Kunden nicht nur stilvolle und hochwertige Wohnlösungen zu bieten, sondern ihn auf dem Weg zum Traumzuhause auch persönlich zu begleiten. Und zwar bei jedem Schritt“, so das Team. Ein Auftrag ist erst dann abgeschlossen, wenn der Kunde zufrieden ist und domus im Idealfall gleich weiterempfiehlt.
„Bei domus nehmen wir uns viel Zeit für die persönliche Beratung. Schon beim Erstgespräch soll man sich hier heimisch fühlen.“
„Wir wollen einen Kartell-Lifestyle vermitteln“, fasst Federico Luti das Konzept des neuen Kartell-Flagship-Stores im Wiener Quartier Belvedere zusammen. Betonoberflächen an der Wand erinnern daran, dass Kartell seinen Wurzeln im Industrial Design treu bleibt, warmweiße Töne lassen den Möbelkreationen den Vortritt. Beim Interview sitzen Luti und Alfred Maierhofer, der mit Wohndesign Maierhofer hier Partner von Kartell ist, auf der Sitzgruppe Luna von Patricia Urquiola. Wer den Store erkundet, flaniert an sorgfältig zusammengestellten Ensembles vorbei – wohnen, essen,verweilen –, ebenso wie an geradezu museal arrangierten Stücken, nicht wenige von
ihnen sind tatsächlich Exponate in internationalen Museen. Raum gibt es auch für die neuen Entwürfe von Philippe Starck mit den Stühlen Eleganza Ela und Eleganza Nia, bei denen sich der Designer von der Welt der Haute Couture inspirieren ließ. Ein spezielles Set ist den Thierry Jewel Tables von Piero Lissoni gewidmet.
Über das Jahr verteilt möchte man saisonal variieren, erklärt Maierhofer, außerdem werden Kundenevents die Möbel-Arrangements noch zusätzlich beleben.
„Ich bin ja selbst kein Wiener – aber mein Eindruck ist, dass die Wiener sehr international und italophil sind. Außerdem ist das Design von Kartell sehr klassisch, das passt zur Wiener Art“, erzählt er von seinen Eindrücken. Für Maierhofer sei die Zusammenarbeit neu, doch Kartell sei als Marke schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten in Wien etabliert, bekannt und von den Kunden geschätzt. Hat man mit einem neuen Flagship-Store nun die Möglichkeit, die Marke
in Wien auch ein bisschen neu zu erfinden? „Ich lerne Kartell noch ein bisschen“, gibt Maierhofer zu, aber: „Schauen Sie doch in einem halben Jahr noch einmal vorbei.“ Machen wir. ∏
„Das Design von Kartell ist sehr klassisch und die Wiener sehr international und italophil – das passt gut zusammen.“
ALFRED MAIERHOFER
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Verbrauch: 6,3 - 7,1 l/100 km. CO2-Emission: 143 - 160 g/km. Stand 02/2023. Symbolfoto.
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