LEGENDE
Auf den architektonischen Spuren der Modeikone: Yves Saint Laurent in Marrakesch.
LEBENSFREUDE
Was das Wohnen im Freien und der neue Showroom in Wien für Anna Lenti bedeuten.
LEIDENSCHAFT
Kia-Stardesigner Karim
Habib über das Fahren in gläsernen Kuben.
DIE WELT UMARMEN
Rund um den Globus: Kuscheln auf italienischen Sofas, Gustieren von portugiesischer Keramik, Urlauben in alpinem Chic und Schwelgen in österreichischer Eleganz.
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LIVING & LIFESTYLE
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ISSUE 11 • HERBST/WINTER 2023 € 4,50
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IMPRESSUM
GEHEN SIE MIT UNS AUF WELTREISE!
Gutes Design macht auch die dunkle Jahreszeit heller, hilft uns dabei, die Welt schöner wahrzunehmen, als sie manchmal ist. Wobei „uns“ in Zeiten von Pinterest, Instagram und Co. ein immer weiter reichender Begriff ist. Denn das Wissen, welche Trends gerade von Japan ausgehen, was derzeit in San Francisco angesagt ist und wie moderner Alpin-Chic aussieht, steht den Menschen virtuell überall auf der Welt zur Verfügung. Was einerseits zu einer gewissen Vereinheitlichung internationaler Architektur und kosmopolitischen Designs führt, andererseits aber auch die Wertschätzung für typisches, traditionelles und authentisch-lokales Handwerk steigert. Wir haben mit Star-Architekt Dietmar Eberle darüber gesprochen, wie Architektur in der Welt entsteht, uns in Portugal jene Manufakturen angeschaut, die die berühmte Keramik herstellen, durften den finnischen Lichtdesignern von Secto vor Ort über die Schulter schauen und sind auf den Spuren Yves Saint Laurents durch Marrakesch spaziert.
Dabei sind wir von einer Tragödie überholt worden, denn als unsere Marrakesch-Geschichte bereits gedruckt war, verwüstete das Erdbeben Teile Marokkos. So bleibt uns nur, die Seiten 44 bis 48 als Reminiszenz an diese einst wunderschöne Stadt zu betrachten und den Menschen vor Ort unser tiefstes Mitgefühl auszudrücken.
Gehen Sie mit uns auf eine Design-Reise um die Welt und wieder zurück, Viel Freude dabei wünschen Ihnen
Let’s talk!
Design braucht Meinung. Wir freuen uns, wenn Sie sich zu aktuellen Themen mit uns austauschen möchten. Gerne via:
@designbrauchteinenrahmen
Sabine Jäger, MSc Herausgeberin Peter Syrch Herausgeber
Medieninhaber: AD Werbe Design Atelier GmbH, Singerstraße 8/6, 1010 Wien, UID ATU68564715, www.designatelier.at
chefredaktion@design-deluxe.at
Herausgeber: Sabine Jäger, MSc und Peter Syrch • Chefin vom Dienst: Sabine Mezler • Artdirector: Bernhard Halbritter • Grafik: Viktoria Baumgartner, Alexander Bayer • Lektorat: Marjeta Wakounig • Social Media: Livia Filip • Mitarbeiter dieser Ausgabe: Nicola Afchar, Silvie Aigner, Martha Berger, Livia Filip, Barbara Jahn, Lisa Klingl, Stefan Pabeschitz, Birgit Pototschnig, Barbara Wallner • Coverfoto: MW-Architekturfotografie
Hersteller: Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten
FOTO: ROBERT KAMPFER
Herausgeber-Duo
EDITORIAL I 7
Sabine Jäger und Peter Syrch.
INHALT de lux�!
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WELTREISE IN SACHEN DESIGN
Neue Designer und große Ikonen von Nordschweden bis Südamerika, vom Balkan bis nach Südostasien.
20 EXPERTEN-TALK
Star-Architekt Dietmar Eberle und Designerin Karin Santorso über Internationalität und Identität.
30 TREND JAPANDI
When East meets North: die wundervolle Kombination aus Hygge und der Wabi-Sabi-Philosophie.
38 SUPERSTARS IN PARIS
Die Top fünf unter den derzeit angesagtesten Designern der französischen Metropole.
68 TISCHKULTUR
DE LUXE war in Portugal zu Besuch bei den besten der berühmten Keramik-Manufakturen.
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DESIGN-DESTINATION ÖSTERREICH
Neue Hotels von Belle Époque bis Alpine Chic, die allein schon einen Besuch wert wären.
118 FOTOS: SPIRITUS DIGITAL WORK 2020, JULIAN LUXURY HOF, BEIGESTELLT 8 68
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Dänemark. Seit über 100 Jahren entstehen bei Carl Hansen & Søn zeitlose Klassiker wie die MonarchReihe, die es in zehn Farben gibt.
DESIGNREISE RUND um die Welt
In
einer Zeit der Globalisierung werden Menschen, Nationen und Kontinente einander immer ähnlicher. Kann man die Sehnsucht nach dem Charakteristischen, nach dem Einzigartigen trotzdem stillen? Ja, man kann.
TEXT: BARBARA JAHN
Schon unser Leben beginnt mit einer Suche nach dem Besonderen, nach Dingen, die klar zuordenbar sind und Orientierung geben in einem Kosmos, der Ecken und Kanten braucht, um seine eigene Definition zu finden. Auch dem Design, das stets dem Anspruch genügen muss, universell und zeitlos zu sein, tut es gut, wenn es sich abgrenzen kann – durch positive Aspekte, die ein- und keinesfalls ausschließen.
DESIGN OHNE LIMITS
Schon immer haben sich Kulturen gegenseitig beeinflusst und inspiriert. Im modernen Design ist es gang und gäbe, von gestalterischen Fusionen zu sprechen, die beispielsweise den Orient mit dem Okzident verknüpfen. Und doch bleibt ein gewisser Reststolz übrig, der sich gegen ein völliges Unkenntlichmachen wehrt, den Menschen die Imagination raubt, sich mit einem einzelnen Stück nach Italien, nach Schweden, nach Südamerika oder nach Japan versetzt zu fühlen. Von allem etwas zu haben, doch selbst
nicht richtig zuordenbar zu sein ist heute wenig attraktiv. Dies ist auch der Grund, warum Design zwar multilingual, jedoch nicht identitätslos sein darf. Der beste Beweis dafür sind die berühmten Klassiker, die ikonisch für eine Strömung, ein Land, für einen Designer stehen und damit für eine Geschichte, die nur dieses eine Möbelstück zu erzählen vermag.
ALLES GUTE KOMMT VON OBEN
Um diese feinen Nuancen, die, wenn man zwischen den Zeilen liest, durchaus ausdrucksstark sein können, zu sehen und zu verstehen, muss man nicht erst seine Koffer packen. Von den eigenen vier Wänden aus, oder besser gesagt in den eigenen vier Wänden kann man von seinem Lieblingsplatz eine gedankliche Entdeckungsreise um die Welt starten – die vielleicht mit dem Sofa, auf dem man womöglich gerade sitzt, beginnt. Und zwar im hohen Norden, wo sich seit vielen Jahrzehnten ein natürlicher Look mit viel hellem Holz und einer raffinierten Funktionalität etabliert hat. Das Design, wie es das dänische Label Carl Hansen & Søn, das finnische Unter-
nehmen Artek oder der schwedische Hersteller String verstehen, ist ein einfaches, das wenig Opulenz zeigt, dafür jedoch eine Menge Raffinesse und das Potenzial, Platz zu sparen. Nicht ohne Grund leiten sich aus diesem Mix an Eigenschaften viele Ansätze zur Nachhaltigkeit ab, wie sie Designikonen wie Hans J. Wegner, Alvar Aalto oder Nils Strinning bereits vor vielen Jahrzehnten vorhergesehen haben dürften.
DAS EIGENE DING MACHEN Funktionalität und Holz sind auch die Zutaten für Design aus dem Osten, das sich nicht immer, aber manchmal doch von der nordischen Schmucklosigkeit entfernt und das Handwerk auch in ornamentaler Form zum Vorschein kommen lässt. Urban und mondän zeigen sich die zeitgenössischen Entwürfe von Prostoria, während sich Zanat nur schwer der Schönheit des Holzes entziehen kann: dezent, aber
Kroatien. Das Prostoria-Sofa Absent ist für die Haltung zwischen Sitzen und Liegen designt - um in die „innere Komfortzone zu gleiten, sich schwerelos und sicher zu fühlen“.
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FOTOS: WWW.YELLOWS.DK,
KUNIC
DOMAGOJ
sichtbar lässt man hier den Möbeln ein paar traditionell angehauchte Verzierungsdetails angedeihen. Beide Unternehmen sind auf dem Balkan beheimatet und behaupten sich seit vielen Jahren erfolgreich auf der internationalen Einrichtungsbühne.
PHILOSOPHIE? DOLCE VITA!
Weiter im Süden bewegt man sich auf vertrautem Terrain. Neben Italien, das man seit Generationen immer schon als Wiege des Designs betrachtet, sind es auch Spanien und Portugal, die kreativ kräftig nachziehen. Während es bei den beiden Ersteren schon richtig schwierig wird, aus den vielen Herstellern, die in dieser Region noch am ehesten am Konzept Familienbetrieb festhalten, einen Einzelnen herauszugreifen, der stellvertretend für das Land steht, ist Portugal noch im Aufbruch und bringt Unternehmen wie Expormim hervor, die das, was den Süden ausmacht, in ihrem Design ausdrücken. Das „Drinnen ist Draußen“, das Erdverbundene vor allem in der Farblichkeit, aber auch im Material; genauso wie eine Unbeschwertheit und Leichtigkeit, die diesen Möbeln stets innewohnt. Auch wenn die Iberische Halbinsel selten auf Klassiker im eigentlichen Sinn zurückgreifen kann, so schlägt man sich wacker an der Seite eines übermächtigen Italien, in dem es aus jeder Ecke vor Kreativität nur so sprudelt, dass man meinen könnte, das Design wäre hier überhaupt erst erfunden worden. Das gestalterische Füllhorn Europas scheint nie zu versiegen und ist
besonders stolz auf sein „Made in Italy“, das man – und das muss man den Italienern neidlos lassen – auf der ganzen Welt wiedererkennt.
FRISCHER WIND AUF WEST
Um das „Nie ohne Seife waschen“ im Uhrzeigersinn vollzumachen, blicken wir nach Westen, wo sich sämtliche Einflüsse aus allem bisherig Genannten zu einem neuen Zugang vermengen. Zum einen sind da die Franzosen, die gerne noch am Flair des Mittelmeers mitpartizipieren und
Philippinen. Nach seiner Ausbildung in New York, Deutschland und Italien kreiert Kenneth Cobonpue fantasievolle Möbel mit großer Detailverliebtheit. Die Serie Parchment gehört zu seinen noch eher zurückhaltenderen Kollektionen.
Spanien. Die Designer der Iberischen Halbinsel – im Bild die obi-Serie von Expormim – holen gegenüber
manchmal auch kräftig in den Farbtopf greifen, sich aber auch zu erklärten Klassikern hingezogen fühlen. So feiert etwa nicht nur Ligne Roset als Marke dieses Jahr 50. Geburtstag, sondern auch der Inbegriff der 1970er-Jahre, das Sitzmöbel Togo von Michel Ducaroy, das ebenfalls 50 Jahre alt wurde. Auch Pierre Paulin war gern gesehener Gast im Hause Roset, ein Name, der heute auch andere Labels, etwa den des niederländischen Herstel-
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der übermächtigen Konkurrenz aus Italien schön langsam auf.
lers Artifort, ziert. Apropos Niederlande: Auch sie hatten immer schon eine Art Vorreiterrolle, die sich meist in einem experimentellen Designansatz ausdrückt oder aber mit viel Humor, Ironie und Lebensfreude, wie es Marcel Wanders mit seinem Moooi-Universum repräsentiert. Ganz im Gegensatz zu den skandinavischen Nachbarn wird es hier bunt getrieben und durchaus ausladend. Kurz: Nordische Zurückhaltung sieht anders aus. Die Briten mögen es da schon ein wenig nüchterner, vielleicht sogar gediegener, wie man beispielsweise bei L.Ercolani beobachten kann, wobei auf der Insel auch der schwarze Humor recht gut in Szene gesetzt werden kann – Stichwort Tom Dixon.
DIE GOLDENE MITTE
Die Mitte Europas, zu der neben Deutschland und der Schweiz zweifellos all das zählt, was man früher als Kronländer bezeichnete, lebt einerseits gerne ihr gestalterisches Erbe weiter und öffnet sich andererseits all dem, was an Einfluss von außen über die österreichische Grenze kommt. Traditionsunternehmen wie Wittmann und Lobmeyr stehen hoch im Kurs als Familiendynastien, die weit in die Geschichtsbücher zurückreichen und mit den Großen der Wiener Werkstätte eng zusammengearbeitet haben. Doch auch bei aller historischen Treue hat man hier erkannt, dass sich das Rad der Zeit weiterdrehen muss, dass neue Perspektiven von außen die bestehenden Kollektionen von außerordentlicher österreichischer Qualität aufpolieren und in ein neues Licht rücken. Besonders stolz ist man auf die Manufakturen, die sich in ihrer Arbeitsweise kaum verändert haben und dennoch zeitgemäße Glanzstücke hervorbringen. Altes neu interpretieren, das ist beispielsweise auch die Stärke von Ton, gegründet von Michael Thonet, wo bis heute das Holz aus den eigenen
Vereinigten Staaten wird das Design aus „good old Europe“ stets hochgehalten und ist aus diesem Grund auch stark davon beeinflusst.
ÜBER DEN TELLERRAND
Buchenwäldern rings um die Produktionshallen in den Originalschablonen über Dampf gebogen wird. Der Hände Arbeit wird auch in Deutschland hochgehalten, wo man wie bei Walter Knoll etwa aus Sattelleder edle Sitzmöbel schneidert und verchromtes Stahlrohr seit der BauhausZeit eigentlich nie wieder aus der Mode kam. Zeit, den Horizont noch weiter zu öffnen und einen Blick über den Atlantik zu werfen. In den
Doch es gibt sie auch, die Pioniere der Möbelkunst, die das europäische Gedankengut aufgenommen und ausgebaut haben. Gerade in den Jahrzehnten Vierziger, Fünfziger und Sechziger sind viele Möbelstücke in die Designgeschichte eingegangen. Einige davon sind heute unter dem Dach von Knoll International beheimatet, wie die unverwechselbare Kollektion von Warren Platner oder die Kreationen von Florence Knoll, die sich in der männlich dominierten Einrichtungsbranche einen Namen machte. Auch Richard Schultz ist hier eine eigene Kollektion
gewidmet, ebenso wie dem amerikanischen Künstler Charles Pollock, ältester Bruder von Jackson Pollock. Mit den berühmten Importen aus Europa von Ludwig Mies van der Rohe, Eero Saarinen, Harry Bertoia oder Marcel Breuer sind sie alle in bester Gesellschaft. Doch es gibt noch einen, der die amerikanische Designgeschichte mitgeprägt hat: Architekt Norman Cherner, der vor allem für sein Möbeldesign bekannt ist, aber ein umfassendes Werk hinterließ, das fast alle Aspekte des Designs – von Grafik, Glaswaren und Beleuchtung bis hin zu seiner Pionierarbeit im Fertighausbau – berührte. Cherner stand für ein ganzheitliches Designkonzept und erschwingliche Möbel, die speziell für preisgünstige, modulare Wohnungen entworfen wurden. Eines der ersten vorgefertigten Häuser in den
FOTOS: MAURICIO FUERTES, BEIGESTELLT 13
Deutschland. Walter Knolls Sitzmöbel aus Sattelleder sind seit der Bauhaus-Zeit nie wieder aus der Mode gekommen – wie Stahlrohr.
„Jedes Stück, das ich designe, hat einen Charakter und eine Seele.“
KENNETH COBONPUE, PHILIPPINEN
Vereinigten Staaten war das Pre-built von Cherner. Die Nachfrage nach den Entwürfen von Norman Cherner war groß und mündete in der Gründung der Cherner Chair Company durch seine Söhne Benjamin und Thomas. Dort werden heute die neu aufgelegten Entwürfe mit der gleichen Liebe zum Detail hergestellt wie die ursprünglichen handgefertigten Klassiker.
LIEBE, LUST, LEIDENSCHAFT
Etwas weiter südlich wird es, ähnlich wie in Europa, wieder bunt bis schrill, leicht bis luftig, unkompliziert bis einfach. In Mittel- und Lateinamerika drücken sich Lebensfreude und Intensität einmal mehr durch einen bunten Reigen von kräftigen, selbstbewussten Farben aus, die mit traditioneller Handwerkskunst im wahrsten Sinne des Wortes eng verknüpft werden. Fast alles vermittelt ein Gefühl von Selbstverständlichkeit, mit der man alles verarbeitet, was einem die Natur schenkt. Während Argentinien und Brasilien, das auf den internationalen
Möbelmessen seit vielen Jahren immer für einen eindrücklichen Auftritt mit außergewöhnlichen und exotischen Entwürfen sorgt, teilweise auch sehr von europäischem Design geprägt sind, lässt man sich in anderen Ländern – wie Kolumbien, wo das heute in Deutschland ansässige Unternehmen Ames seine Wurzeln hat – mehr von indigener Kunst, Arbeitsweise und Gestaltung inspirieren. Allem vom Möbelstück bis zum Accessoire wohnt eine unbändige Fröh-
dem Land bezogenen Rohstoffen. Damit wird in ökologischer und in sozialer Hinsicht nachhaltig produziert. Überbordend sind manchmal auch die Formen, denkt man beispielsweise an die organische Badewanne DR vom brasilianischen Designer Marcio Kogan, die in Italien bei Agape Design für Furore sorgte.
SO FERN UND DOCH SO NAH
lichkeit inne, die man in dieser Form in Europa, in Amerika, aber auch in Asien nicht finden wird. Bei Ames wird aber noch viel weiter gedacht: Alle Produkte entstehen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit kolumbianischen Handwerkern. Die kleinen und familiengeführten Ateliers fertigen in Handarbeit mit größtenteils aus
Die letzte Etappe unserer Weltreise im Wohnzimmer bringt uns schließlich über den Pazifik nach Asien, wo die Herangehensweise bei den Entwürfen eine ganz andere ist. Und damit auch die Form der Produkte. Natürlich gibt es hier wie überall auf der Welt regionale Unterschiede. So kann man den begnadeten Strichzeichner Nendo – das Pseudonym, unter dem der japanische Designer Ōki Satō arbeitet – mit dem philippinischen Designer Kenneth Cobonpue in keinster Weise vergleichen: Während der eine den formalen Minimalismus auf die Spitze treibt, kreiert der andere ausgefallene, aber sehr authentische und detailreiche Kollektionen aus Rattan und Textilien. Cobonpue übernahm das Unternehmen nach seinem Designstudium in New York von seiner Mutter, selbst eine Pionierin in der Rattanmöbelproduktion. Dieser Überschwang mit
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FOTOS: FEDERICO CEDRONE, AMES GMBH, BEIGESTELLT
Holland. Anders als im eher zurückhaltenden Norden treiben es niederländische Designer, wie Marcel Wanders in seinem Moooi-Universum, gerne richtig bunt und ungewöhnlich. Ein gutes Beispiel sind die Moooi-Knitty-Lounge-Sessel von Nika Zupanc.
„Ich glaube, dass Design kommunizieren kann und kommuniziere positive Werte.“
MARCEL WANDERS, NIEDERLANDE
vielen Rundungen und kräftigen Farben steht im totalen Kontrast zum grafisch anmutenden Design Japans, zu dessen Vertretern Karimoku New Standard zählt, ein 1940 von Holzhändler Shohei Kato gegründetes Unternehmen in Kariya, Präfektur Aichi. In den 1940er-Jahren stellte sein Unternehmen Spinnmaschinen her, um die Industrie beim Wiederaufbau nach dem Krieg zu unterstützen. Als Zulieferer für verschiedene Holzprodukte wie Nähmaschinentische, Klaviere und TV-Ständer mit Beinen baute das Unternehmen nach und nach sein technisches Know-how in der Holzverarbeitung und Malerei aus und erfüllte sich Anfang der 1960er-Jahre schließlich den lang gehegten Traum, in Japan Originalmöbel herzustellen, die das typische Schwarz-Weiß richtig zelebrieren.
ZURÜCK ZUM ANFANG
In Europa bleibt stets ein gutes Stück Faszination gegenüber der asiatischen Kultur, die immer in sich zu ruhen scheint, hängen, und wir binden sie in unsere Ideen für das neue Wohnen der Zukunft ein. Auf diese Weise schließt sich der Kreis, den wir im Norden Europas begonnen haben, dort, wo es eine Art kontemplative Seelenverwandtschaft gibt im Verständnis gegenüber Funktion, Form, Farbe, aber auch in dem Gefühl, was ausreicht, um glücklich zu sein. ∏
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USA. Auf der anderen Seite des Atlantiks sind die Kreationen von Warren Platner unter dem Dach von Knoll International beheimatet. Wie seine Easy Chairs aus dem Jahr 1966.
Kolumbien. Die fröhlichbunten Möbel und Accessoires von Ames sind von indigener Kunst und Arbeitsweise inspiriert.
WARUM WIR WO WOHNEN, WIE WIR DORT
wohnen
Welche Faktoren bei der Art des Designs, in dem Menschen sich rund um die Welt wohlfühlen, eine Rolle spielen. Und was das Klavier damit zu tun hat.
TEXT: SABINE MEZLER-ANDELBERG
Zeige mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist: Das alte Sprichwort gilt für den persönlichen Stil, das Prestige und den Geschmack des Einzelnen. Aber auch für die Unterschiede im Wohnen weltweit; für die prägenden Elemente, die aus den unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen entstanden sind. Denn skandinavisches Design ist nicht zufällig zurückhaltend und warm, während die Wohnwelten der Karibik bunt und kühl sind. Und die Tatsache, dass die Menschen in Japan traditionell auf Futons gut schlafen, während der durchschnittliche USAmerikaner sich erst ab einer Matratzenstärke von 30 Zentimetern entspannen kann, hat auch einen Grund. Zu den Faktoren, die das Wohnen und damit auch das „typische“ Design prägen –Ausnahmen bestätigen wie in jedem kreativen Feld die Regel –, gehören soziale Aspekte genauso wie Traditionen, neurologische Reaktionen auf die vom Interior kommende Stimulation genau wie die Natur, in der die Menschen groß geworden sind.
„Das Wohnzimmer ist die soziale Haut des Menschen“, erklärt Manfred Tautscher, Geschäftsführer des Sinus-Instituts, das sich den Menschen und damit auch für die Wirtschaft interessanten Zielgruppen über deren Wohnzimmer nähert. Denn was sich darin findet – oder auch nicht –, sagt viel über die Menschen aus, die darin leben.
DIE WELT DES KLAVIERS
Ein gutes Beispiel dafür ist das Klavier: Wenn es drei Jahre nicht benutzt worden ist, dient es als Statussymbol, mit dem der Besitzer seine Kulturaffinität unter Beweise stellen möchte.
Dabei ist die Marke – von Bösendorfer bis Steinway – wichtiger als die Frage, ob es überhaupt gestimmt ist, um sich einer gewissen sozialen Schicht zugehörig zu fühlen. „Diese soziale Vorgabe stimmt in manchen Milieus von Österreich bis Indonesien“, so Tautscher.
Auch für andere Gruppen gibt es international übergreifende Parameter: So zeigt die „kosmo-
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Das Klavier im Haus kann die unterschiedlichsten Funktionen haben. Etwa ganz klassisch, um darauf zu spielen. In manchen sogenannten Sinus-Milieus dient es aber vor allem dazu, zu demonstrieren, wie kultiviert man ist. Dabei ist es dann weniger wichtig, ob der Flügel auch gestimmt ist, als vielmehr, dass er von einer Luxusmarke wie Steinway stammt.
FOTO: STEINWAY 17
In Regionen wie etwa der Karibik sorgt die farbenfrohe Umgebung dafür, dass die Menschen sich auch daheim gern mit bunten Materialien umgeben. An heißen Orten werden kühle Farben und Materialien geschätzt.
politische Avantgarde“ gern sowohl ihren internationalen Geschmack wie ihre internationale Ausbildung. „Das ist das Milieu, das in Penthäusern lebt, die in Jakarta ähnlich aussehen wie in New York City, da ist die Systematik des Einrichtens extrem ähnlich“, so Tautscher. „Diese Gruppe kombiniert das Smarthome des 21. Jahrhundert mit viel Vintage aus der analogen Zeit, bringt Vinyl-Schallplatten und Möbel aus den 60er- und 70er-Jahren in ihre Wohnzimmer.“
VOM JANKER ZUR CHANEL-JACKE
Bei anderen Milieus führen die Zugehörigkeiten zu wesentlich regionaleren Status- beziehungsweise Zugehörigkeitssymbolen, die manchmal ganz in der Tradition verhaftet bleiben oder modern adaptiert werden. „Statusorientierte Menschen haben gern traditionelle Möbel, denen ein wenig Vergangenheitsverklärung anhaftet – das gilt für die Monarchie in Thailand, aber auch für Habsburger-Sofas in Österreich“, so der Marktforscher. Allerdings gäbe es in Österreich auch eine kosmopolitische Avantgarde, die viel Respekt vor der Kultur habe, in der sie aufgewachsen sei und beispielsweise gern Dirndl trage, „aber dieses dann mit den Schuhen ins 21. Jahrhundert bringt, damit man es auch in Williamsburg tragen kann“, erklärt er. Ähnlich verhalte es sich mit traditionellen japanischen
Kimonos oder dem alpinen Janker, der schon einst die Chanel-Jacke inspiriert habe. „Modernes Design hat sich immer schon an Folklore orientiert“, so der Wissenschaftler.
Auch die Dinge, mit denen man zeigen kann, was man – abgesehen vom Klavier – hat, sehen in den unterschiedlichen Regionen der Welt häufig ganz anders aus. Etwa bei den übergroßen Couchen und Betten der US-Amerikaner, für die sogar Ikea eigene Produkte fertigt, während der Rest der Welt sich in den Häusern des schwedischen Konzerns mit einer Auswahl aus der einheitlichen Produktpalette zufriedengeben muss, die die lokalen Einkäufer als erfolgversprechend einschätzen. „Visual Comfort“ heißt ein Bedürfnis, das in den USA befriedigt werden will. Was zum einen mit dem Platz zu tun hat, der dort außerhalb von Großstädten mehr als reichlich vorhanden ist und andererseits bei einem Sozialsystem, das wenig Sicherheit bietet, das Gefühl der Geborgenheit im eigenen Heim erhöht. Auf der anderen Seite des Globus und des Designs steht Japan, wo das Sozialgefüge jedem Menschen einen festen Platz und damit auch eine gewisse Sicherheit zuweist, dafür aber wenig Platz und Privatsphäre vorhanden ist. Was dazu führt, dass das Bedürfnis nach Ordnung in Japan besonders stark ausgeprägt ist – man
Wo die Nächte eher kalt sind, wissen die Menschen warme Materialien und Töne zu schätzen.
denke nur an die gerechten Zen-Gärten – und auch ein Futon genügend Geborgenheit bietet.
DESIGN FÜRS HIRN
Eine noch relativ junge Disziplin, mit der man sich der Frage, warum man wie wo wohnt, nähern kann, ist die Umweltpsychologie. Diese untersucht, wie wir mit welchen Umgebungen interagieren, was uns unter- beziehungsweise überfordert oder eben zur Ruhe kommen lässt. „Unser Gehirn will in einem Raum nicht zu stark stimuliert werden, weil das als Chaos wahrgenommen wird, aber auch keine zu schlichte Umgebung haben, weil diese zu wenig Informationen liefert, um sich entspannen zu können“, erklärt der slowakische Forscher Michal Matlon, der sich auf diese Wissenschaft zwischen Architektur und Psychologie spezialisiert hat. Was das konkret bedeutet, erklärt er am Beispiel eines Baumes. „Grundsätzlich ist ein Baum visu-
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Foto: Langegger-Böhm
Foto: Landegger-Böhm.
ell etwas sehr Komplexes. Auf der anderen Seite aber kennt unser Gehirn ihn als Teil der Natur, als organisiertes, komplexes, biophiles Design, das wir als verständlich wahrnehmen.“
Mit solchen von der Natur inspirierten Mustern, Texturen und Geometrien, die uns bekannt sind, lässt sich ein Raum so gestalten, dass er mit ausreichend Stimuli für unser Hirn durchzogen, aber eben nicht zu kompliziert ist, um zur Ruhe zu kommen. „Das ist der Sweetspot für das Gehirn“, so Matlon – den er und seine Kollegen des österreichischen Organisationsentwicklers The Living Core in den Räumen, die sie gestalten, treffen wollen.
GEDECKT VERSUS FARBENFROH
Der aber auch erklärt, warum sich Menschen aus unterschiedlichen Regionen der Welt – zu-
In Kulturen mit starken gesellschaftlichen Strukturen lässt es sich auch auf zarteren Möbeln entspannen. Foto: Helmer
mindest vor Pinterest & Co. – auch in unterschiedlichen Settings wohlfühlen. Etwa warum die klaren Linien und gedeckten Töne in Skandinavien zu einem Design entwickelt wurden. Das in den vergangenen Jahrzehnten durch die zunehmende Internationalisierung und – auch wenn Design-Aficionados es nicht gerne hören – Ikea die Welt erobert hat, während die Karibik für ihre vibrierenden Farben berühmt ist. Dort liegen ebendiese Sweetspots für das Gehirn jener Menschen, die in diesen Umgebungen aufgewachsen sind. Wobei die Parameter, mit denen sich der Wohlfühlpunkt erreichen lässt, auch immer wieder angepasst werden, wie Matlon erklärt: „Wenn man sich beispielsweise alte Häuser in Norwegen
anschaut, sind diese durchaus bunt und bringen Farbe in das gedämpfte natürliche Licht.“ Denn vor der flächendeckenden Versorgung mit Elektrizität brauchte es offenbar diese Buntheit, um das Hirn glücklich zu machen.
ORNAMENTIK IN DER WÜSTE
Unter dieser Prämisse wird auch nachvollziehbarer, warum beispielsweise in vielen Kulturen, die in Wüstenregionen angesiedelt sind, eine üppige Ornamentik eine wichtige, ausgleichende Rolle spielt – von religiösen Gründen einmal abgesehen. Aber auch Faktoren wie die Frage, ob Menschen in der Stadt oder am Land aufgewachsen sind, spielen bei der Suche nach der richtigen Stimulation für das Hirn eine Rolle – und ganz archaische Instinkte, die Menschen überall auf dem Globus wieder vereinen. „Dazu gehört, dass wir weit genug sehen können, um das Gefühl zu haben, dass wir einer stressvollen Situation entkommen können“, erklärt Matlon. „Deshalb sind die Menschen immer schon gerne auf Hügel oder Wachtürme gestiegen, um zu sehen, welche Ressourcen es gibt und welche Gefahren dort draußen lauern.“ Zumindest für das Design, das den eigenen Sweetspot bedient, braucht es heute keine Türme oder Hügel mehr, es reicht ein funktionierendes Netz, um rund um die Welt zu browsen. Oder ein gutes Magazin. ∏
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Besonders tiefe Sofas und dicke Pölster sorgen neben dem körperlichen auch für einen „Visual Comfort“, wir das Rolf Benz Sofa Moyo, gesehen bei Wohndesign Maierhofer.
FOTOS: LANDEGGER BÖHM, HELMER, WOHNDESIGN MAIERHOFER
DIE ARTdes Denkens
Zwischen Glaspalästen und Japandi – verlieren Design und Architektur ihre kulturelle Identität zugunsten internationaler Gleichförmigkeit? Ein Architekt und eine Designerin auf Spurensuche.
INTERVIEW: BARBARA WALLNER
Nach Intervention der Stadt Paris gegen den Abriss wurde der frühere Hauptsitz von Peugeot Citroën, ein ikonischer „international Style“-Bau der 1970er-Jahre,
Im Fußboden der Galerie werden Granitsteine aus der Fassade des Originalgebäudes verarbeitet.
20 I EXPERTENTALK
zu einem Umbauprojekt. Baumschlager Eberle gestaltet das Foyer fast kathedralenhaft.
FOTO: BEIGESTELLT 21
Die Welt wird kleiner. Digitalisierung und Globalisierung rücken uns näher zusammen, Kulturen beeinflussen einander. Das färbt auch auf Architektur und Design ab. Im Expertentalk geht Design DE LUXE mit Designerin Karin Santorso und Architekt Dietmar Eberle der Frage nach: Wo bleibt die Identität?
Herr Eberle, wenn man durch moderne Großstädte spaziert und an Hochhausfassaden hochblickt, bekommt man schon einmal das Gefühl, dass sie überall gleich aussehen. Verliert die Architektur ihre kulturelle Identität zugunsten eines international einheitlichen Stils? Dietmar Eberle: Natürlich gibt es Bauaufgaben – und die wenigen klassischen Hochhäuser gehören hier dazu –, die bestimmt sind durch eine Unmenge an technischen Rahmenbedingungen, an Kosten und Ähnlichem, die dann dazu führen, dass am Schluss das im Wesentlichen gleiche Betonskelett mit Glashülle dasteht. Ich würde es aber nicht so sehen, dass überall alles gleich aussieht. Es gibt nicht diese national geprägten Wertvorstellungen
und Identitäten – aber es gibt im Gegensatz dazu ortsspezifische Identitäten. Wenn wir das an einem Beispiel wie Deutschland festmachen wollen, dann sehen Sie, dass München komplett anders ist als Hamburg, das wieder komplett anders ist als Berlin. In diesen Städten wird sehr wohl versucht, Identität und Atmosphäre im öffentlichen Raum zu erhalten.
Diese Kritik am wirtschaftsoptimierten Bauen oder dem, was Sie vielleicht als Internationalismus wahrnehmen, stammt ja aus den 60erund 70er-Jahren. Sie hat in den 80ern zu einer Form von Postmoderne geführt, die nichts anderes gemacht hat, als in einer sehr direkten Form zu versuchen, die Formensprache aus verschiedenen Epochen früher Jahrhunderte in die Architektur zu integrieren. Dieser Versuch ist kläglich gescheitert, aber der wirklich interessante Teil dieser Kritik ist das, was Kenneth Frampton (britisch-US-amerikanischer Architekt und Architekturhistoriker, Anm.) auch schon in den 70er- und 80er-Jahren formuliert hat: den kritischen Regionalismus. Verstanden als eine Ausgangssituation, in der darauf hingewiesen wird, dass es sehr wohl regionale Traditionen gibt. Das kann sich beziehen auf
Konstruktionsarten, auf die Art, wie man Materialien behandelt, auf die Art, wie man Formen und Dimensionen wählt.
Frau Santorso, wenn wir von Design sprechen, dann verwenden wir gerne Attribute wie „skandinavisch“ oder „italienisch“ und meinen damit oft eine spezifische Formensprache. Dann wieder gibt es Trends wie Japandi, eine Verschmelzung von „japanisch“ und „skandi“. Einrichtungsstile werden weltweit kombiniert, „französischen Chic“ findet man ja nicht nur in Frankreich. Hat das Design noch eine kulturelle DNA oder ist es längst internationalisiert? Karin Santorso: Es verschwimmt ganz sicher – es gibt Unternehmen, die auf die Wurzel, auf gewachsene Traditionen großen Wert legen. Aber ich glaube, dass sich durch die Globalisierung vieles verwischt. Das meine ich nicht negativ – es werden unterschiedliche Dinge herangezogen und neu kombiniert. Das ist ja auch das Spannende am Design, dass man Dinge, die einen kulturellen Background haben, beobachtet, durchleuchtet, recherchiert, sich eigene Gedanken darüber macht – und sie dann mit anderen Aspekten verwebt. Dadurch entsteht Neues. Die Basis
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Barbara Ambrosz (l.) und Karin Santorso (r.) bilden gemeinsam das Design-Duo Lucy.D.
finde ich schon sehr wichtig, aber neue Kombinationen sind etwas, das uns weiterbringt.
Sie haben bereits für Unternehmen wir Lobmeyr und Augarten entworfen – also Traditionsunternehmen mit starken österreichischen Wurzeln, die aber auch international tätig
sind. Was haben Sie bei diesen Projekten beobachtet? Santorso: Natürlich spielt die Tradition im Fall von Lobmeyr eine wichtige Rolle, aber da geht es auch stark um die handwerkliche Tradition, um die Glasbläserkunst. Manche Formen beispielsweise sind mit diesem Prozess einfach gar nicht produzierbar.
Produktdesign ist immer stark verwoben mit handwerklichem Können, deshalb sehen die Produkte zum Teil aus, wie sie eben aussehen.
Eberle: In der Architektur gibt es Ähnliches. Wenn Sie beispielsweise versuchen, einen Carlo Scarpa (italienischer Architekt, bekannt vor allem für seine Bauten in Venedig, Anm.) nachzubauen, haben Sie nie eine Chance. Denn seine Arbeit ist ausschließlich determiniert durch das Wissen und das Können der Handwerker, mit denen er gearbeitet hat. Viele der Formen sind ohne die gar nicht machbar, und deswegen kann man Scarpa auch so schlecht kopieren oder weiterentwickeln.
Sind es also vielmehr Handwerk und Material, die kulturelle Identität prägen? Santorso: Aus meiner Sicht ganz klar. Wir arbeiten gerade an einem Projekt für die Europäische Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl Salzkammergut. Es heißt „Zimmer mit Aussicht“. In ausgewählten Pensionen werden einzelne Zimmer neu gestaltet als –nennen wir sie „Salzkammergut-Zimmer“. Dafür haben wir fünf zentrale Themen herausgearbeitet: zunächst gibt es das Holz, genauer gesagt der Brettschnitt. Im Gosau-Bereich im Salzkam-
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Dietmar Eberle ist Gründer des Architekturbüros Baumschlager Eberle, das aus 14 Büros rund um den Globus besteht.
FOTOS: NATHAN MURRELL, MEIKE HANSEN, BEIGESTELLT
Bei diesem Wohnprojekt in München-Moosach akzentuiert Baumschlager Eberle die Fassade durch verschiedene Putzoberflächen.
mergut sind diese geschnittenen Bretter, die an Balustraden und Fassaden verwendet wurden, etwas sehr Typisches. Dann die Pflanzenwelt –im Atterseegebiet gibt es die Rasch-Gräser, die traditionell verwendet wurden, um Matratzen zu stopfen, Häuser zu dämmen und Gegenstände – in erster Linie Hausschuhe – daraus zu flechten. Das Dritte ist die Tierwelt und die Jagd mit Materialien wie Leder, Horn, Gamsbart. Textil ist Nummer vier, sehr stark verbunden mit Tracht. Und last, but not least Nummer fünf, das Salz, das im Salzkammergut natürlich zentral ist. In diesem Projekt ist das Material nicht nur formgebend – es ist produktgebend. Aus den Materialien, die hier präsent sind, werden nun Objekte gestaltet.
Herr Eberle, inwieweit ist so eine Heran-
Ich kenne kein einziges Projekt in Europa im Moment, wo noch ein Hochhaus mit einer Glasfassade gebaut wird, nicht so sehr aus Identitätsgründen, sondern aus Gründen der Ökologie.
Was ist der Nachfolger der Glasfassade? Eberle: Moderne Fassaden haben wieder einen großen Anteil an geschlossenen, opaken Flächen mit sehr regionalen Materialien. Wenn Sie in Paris bauen, ist das regionale lokale Material Sandstein, ganz Paris besteht aus Sandstein. In Hamburg haben Sie zwei Möglichkeiten: Putz oder Klinker. Wenn Sie in Berlin bauen, machen Sie Putz, auch München ist eine klassische Putz-Stadt. Allerdings nicht mehr mit Styropor, auch
Material gibt die Ästhetik aber nur bis zu einem gewissen Grad vor, unterschiedliche Orte haben auch unterschiedliche ästhetische Stile. Gibt es Stile, die sich leichter „modernisieren“ lassen? Eberle: Ich denke, die Frage ist eine andere: Was bedeutet Tradition in der Architektur? Sie besteht nicht im formalen Ausdruck, sondern in der Art des Denkens. Wenn man das einmal verstanden hat, dann hat man eine gute Ausgangssituation, um das auch in die Moderne zu übertragen. Wir Vorarlberger stammen ja aus einer Kultur der Armut – und in dieser Armut gab es eine Haltung, die hochspannend ist: nämlich sich die Frage zu stellen, wie man aus dem wenigen, was man hat, einen möglichst hohen Nutzwert erzielen kann. Es ist ein sorgfältiger Umgang mit dem, was zur Verfügung steht. Das ist eine Haltung, die heute wieder sehr modern ist, man beschreibt es als „ökologisch“ oder „sozial verträglich“. Auch im skandinavischen Design – Skandinavien hat ja auch eine Historie der Armut – spielt diese ökonomische Optimierung in der Produktion eine wichtige Rolle. Das ist das Erfolgsgeheimnis von Ikea. Es hat mit Wertvorstellungen und Haltung zu tun.
Welche Wertvorstellungen sehen Sie also in der modernen Architektur? Wie sieht deren Eberle: Im 20. Jahrhundert haben wir an die Nutzung, die Funktion des Gebäudes gedacht, obwohl wir wissen, dass die Lebensdauer einer Funktion eines Gebäudes maximal 20 bis 25 Jahre beträgt. Im 21. Jahrhundert denken wir an den Beitrag des Gebäudes zum öffentlichen Raum, an den Mehrwert für die Gemeinschaft. Wenn Sie mich fragen, ist das
FOTOS: ANTOINE HUOT, BEIGESTELLT I EXPERTENTALK
Die Glasfassade hat ausgedient, ist Eberle überzeugt. Wie in diesem Pariser Bürokomplex dominieren bei neuen Entwicklungen kleinteilige Fassaden.
Der öffentliche Raum wird zum Gestaltungsspielplatz für Designer: Lucy.D gestalten das Möbel Linus als modulare Skulptur.
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der wesentliche Beitrag des Denkens zur Architektur unseres Jahrhunderts. Die Oper in Oslo ist wahrscheinlich eines der wirklich typischen Gebäude des 21. Jahrhunderts, weil es die Oper als öffentlichen Raum nutzbar macht.
Santorso: Das ist ein sehr spannender Punkt. Auch im Design ist das ein Aspekt, der im 21. Jahrhundert sehr viel wichtiger geworden ist –diese Rückeroberung des öffentlichen Raums. Er wird zu einem neuen Feld für Gestalter und Designer. Früher waren das einfach beliebige
Plätze, denen kein Wert beigemessen wurde, zurückgezogen hat man sich zu Hause. Jetzt beschäftigt man sich viel mehr mit der Gestaltung dieser Orte – was passiert hier, was soll hier passieren? Wie gestaltet man Sitzmöbel, wie ordnet man sie an?
Eberle: Das hat natürlich auch mit der Gesellschaftsentwicklung zu tun – wenn die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte steigt, verbringt man eben auch mehr Zeit außerhalb der Wohnung. Der öffentliche Raum wird wichtiger.
Kommen wir aber auch auf die Rolle der Gesellschaftsentwicklung im Innenraum zu sprechen – unsere Großelterngeneration hat sich wahrscheinlich einmal vom Tischler Möbel bauen lassen, mit denen hat man ein Leben lang gewohnt. Heute prägen die Lebensphasen unsere Umgebung viel stärker – Studentenwohnung, erste Paarwohnung, Wohnraum für Jungfamilien, Silver Ager. All das wird unterschiedlich eingerichtet. Wenn wir von Designstilen sprechen – welche Rolle spielt dann nicht nur Ort, sondern auch Lebensphase? Santorso: Das ist ein Thema, das
mich schon während meines Studiums beschäftigt hat und das Studenten heute noch umtreibt: Möbel, die sich an die Lebensphasen anpassen. Das Kinderbett, das mitwächst, das später auch in ein Jugendzimmer passt. Das Witzige ist, dass dieses Thema zwar Studenten seit Jahren beschäftigt, aber in der Realität eigentlich nicht umgesetzt wird. Es ist natürlich viel einfacher, ein Möbel einfach wegzuschmeißen und ein neues zu kaufen.
Eberle: Auch in der Architektur ist die Flexibilität ja sehr stark in den Köpfen – oft bestimmt durch die Kleinheit der Flächen, die uns zur Verfügung stehen. Aber man muss nüchtern erkennen, dass diese Wertvorstellungen, die sich in einer Wohnung zeigen, maximal eine Generation lang bestehen. Kinder wollen anders wohnen als die Eltern. Es gibt eine Open-Building-Bewegung zwischen ungefähr 50 weltweiten Hochschulen, die sich mit der Veränderbarkeit der Gebäude beschäftigt. Das hat zum Teil wesentliche Konsequenzen: In Japan ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Trennwände keine fixen Wände mehr sein dürfen, Böden müssen Hohlböden sein. Damit eben Veränderung nachträglich möglich ist.
Ist die österreichische Smart-Wohnung dann die Antithese zur Flexibilität? Eberle: Man kann Smart-Wohnungen technisch auch anders bauen. Aber so wie sie jetzt praktiziert werden, entsprechen sie in keinster Weise den Ansprüchen von Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Schlussendlich, wenn es den Menschen wirtschaftlich gut genug geht, ziehen sie sofort aus – weil die Wohnungen zu klein sind, weil sich die Menschen darin unwohl fühlen. Historisch gesehen gab es den Gedanken: Wie kann man für Einkommensschwache Wohnungen schaffen? Das hat schließlich zu diesem produktionsorientierten Funktionalismus geführt, gegen den sich die Architekturtheorie der 70er und 80er so vehement gewehrt hat. Und jetzt erleben wir
Es sind Material und Handwerk, die der Architektur ihre Identität geben – ebenso wie die Denkweise dahinter. Im Bild: die Alpe Furx Ferienchalets in Vorarlberg.
ein Revival dieser vollkommen unbrauchbaren und nicht zukunftsfähigen Strukturen. Das ist gewachsen aus dem Bildungsstand und der nur sehr kurzfristigen Perspektive der Entscheidungsträger. Sonst lässt sich diese Irrationalität nicht erklären. Einen Zusatz muss ich hier allerdings machen: Ich halte die Projektentwickler für die größten kulturellen Botschafter.
Das müssen Sie uns näher erklären.
Eberle: Sehen wir uns das moderne Wohnen an. Wer sind die Entscheidungsträger, die zu diesen Formen geführt haben? Jetzt können wir über die öffentliche Hand reden. Aber letztendlich sind es die Projektentwickler – ob gemeinnützig, privat oder Genossenschaft spielt überhaupt keine Rolle – die entscheiden, was gebaut wird. Und die Identität, die dadurch entsteht, ist etwas, das für die Menschen unglaublich wichtig ist. Was wir in unserer Umgebung erleben, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir uns selbst verstehen. Die gebaute Umwelt bestimmt unsere Identität.
Frau Santorso, kann man das auch über Design sagen? Santorso: Das kann ich total unterstreichen. Ich denke, dass Design identitätsstiftend ist. Unser Ansatz ist ja auch das Geschichtenerzählen durch das Design, die Erinnerung an Vergangenes, an Erlebtes ist sehr persönlich. Ein Holzmöbel zum Beispiel hat eine andere Aussage und bewirkt eine andere emotionale Verbindung als ein anonymer Plastikstuhl. Diese Identität im Design ist ja auch oft die Motivation, ein bestimmtes Stück zu kaufen. Da geht es oft nicht so sehr um die Form, ob das Möbel bequem ist – das setze ich ohnehin voraus. Es geht um die Geschichte, die mir dieses Stück erzählt, die Erinnerung, die es wachruft, die Suche nach meinen Wurzeln. Gleichzeitig hat Wohnstil natürlich auch etwas Repräsentatives, man möchte sich darüber ausdrücken, die eigene Orientierung zeigen. ∏
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Die Wiener Melange entwarf Lucy.D für Augarten und Lobmeyr. Auch hier bestimmt das Glasbläserhandwerk die Form mit.
FOTOS: MARK GLASSNER, BEIGESTELLT
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Ein offenes Wohngefühl bei gleichzeitigem völligen Sicherheitsbewusstsein – das bietet die Linie Protect des Schweizer Glasspezialisten. Mit unverwechselbarer Schlichtheit lassen die rahmenlosen Fensterelemente von swissFineLine das Innen mit dem Außen verschmelzen. Die filigranen Profile fügen sich nahtlos in Wände, Böden und Decken, während die großflächigen Schiebefenster von bis zu 25 m² spektakuläre Landschaftskulissen zu einem grandiosen Wohnerlebnis inszenieren. Mit den Einbruchwiderstandsklassen RC2, RC3 und RC4 hält swissFineLine außerdem auch extremsten Einbruchsversuchen stand. swissfineline.com
AUF DEM BODEN DER NATUR
Hersteller: Scheucher
Die Parkettlinie MULTIflor.11 700, hier Eiche Natur, eignet sich von der Revitalisierung über die Renovierung, den Zubau zu Bestandsbauten bis hin zur Schaffung völlig neuer Wohnerlebnisse im Neubau. Der Boden hat eine extrem geringe Aufbauhöhe und kann damit sehr flexibel eingesetzt werden. Auch im modernen Setting macht das französische Fischgrätparkett (Bild) eine gute Figur, insgesamt ist die Reihe in sieben Varianten erhältlich, darunter die klassischen Landhausdielen ebenso wie Würfelparkett. Hergestellt wird das Produkt in Österreich und mit Sonnenenergie. scheucherparkett.at
BAUKUNST IM HOCHGEBIRGE
Hersteller: Prefa
Bivacco Brédy ist ein ausgeklügeltes Biwak hoch über dem Vertosan-Tal, das an den verstorbenen Alpinisten Claudio Brédy erinnert und Wanderern selbst bei extremen Wetterbedingungen ein verlässliches Dach über dem Kopf bietet. Prefalz in P.10 Anthrazit liefert dazu passend eine widerstandsfähige und zugleich leichte Ummantelung. prefa.at
28 I BEST OF ARCHITEKTUR & MATERIAL
FOTOS:
HERSTELLER, HOLGER JACOB, CROCE & WIR, MW-ARCHITEKTURFOTOGRAFIE, JEAN VAN LUELIK PHOTOGRAPHER
ENTSPANNTE AUSSICHTEN
Hersteller: Katzbeck
Ein Fenster, das aus dem Rahmen fällt und wohlig im Rahmen hält: das Relaxfenster. Großzügige Glasflächen ermöglichen wohngesunde, natürliche Lichtspiele und öffnen den Blick in die Natur – gepaart mit höchsten Standards in puncto Energieeffizienz und Sicherheit. Die Holzumrandung lädt zum Verweilen ein und verleiht dem Fenster Lieblingsplatzpotenzial. katzbeck.at
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Ein österreichisches Privatunternehmen in vierter Generation: Manufaktur Matauschek. Die Basis der Unternehmensführung ist gelebte Nachhaltigkeit. Jede unserer strategischen Entscheidungen ist auf die Zukunft aller beteiligten Menschen, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und der Umwelt ausgelegt.
Wir setzen auf alternative Energie und betreiben seit 2011 die damals größte steirische Aufdach-Photovoltaik-Anlage mit einer jährlichen Stromleistung von 270.000 kWh. Das entspricht der Strommenge, die wir in einem Jahr zur gesamten Herstellung der Produktpalette benötigen. Das bedeutet: sämtliche bei ma.ma geplanten und produ-
zierten Alu-Glas-Elemente sind jetzt schon CO2-neutral. Und diese Anlage wird gerade auf 440.000 kWh Strom im Jahr erweitert.
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Hersteller: Neunziggrad
Zum Start ihrer Unikatoberflächen und der Keramik- Sparte hat das Team von Neunziggrad im Wiener Concept Store ein neues Badezimmer gebaut. Das Spiel mit Farben, Strukturen und Texturen steht stets im Mittelpunkt des Schaffens, auch bei farblich dezenten Kreationen entsteht durch die Kombination von Material und Struktur ein spannender Kontrast. neunziggrad.at
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ADVERTORIAL
Schlicht, aber durchdacht: Japandi gilt vielen als ästhetische Maxime. Man muss dafür nicht zwangsläufig Design aus Japan oder Skandinavien erstehen, aber sich dem Mindset annähern. Eine Decodierung.
TEXT: NICOLA AFCHAR
I JAPANDI
Bitte einmal alles! Aber vor allem die Sitzbank Umi im Farbton Agnes Brown, Sofacompany.
KEIN STIL, SONDERN EINE Philosophie
Die Bank des Steinhauers Ethan Stebbins ist wohl der Traum eines jeden Japandi-Anhängers. Und das, obwohl keines der verwendeten Materialien aus dem fernöstlichen Archipel stammt. Die Beine der Dovetail Bench bestehen aus massivem Granit aus dem US-Bundesstaat Maine. Dazu kombiniert Stebbins Schwarznussholz. Ähnlich sein Wabi-Sabi-Bett und seine Wabi-Sabi-Bibliothek. Stebbins zitiert gerne den US-Japaner George Nakashima, der bekannt für seine Holzkreationen war. Frei übersetzt gehe es darum, dass Möbelstücke nützlich sein müssen – aber eine poetische Qualität haben sollten. Und die Poesie, die kommt nicht nur bei Stebbins aus der Natur, seit jeher Quell schöner Worte und atemberaubender Designs. Ausgewogene Proportionen, perfektes Licht- und Schattenspiel, eine geradezu bestechende Ästhetik – das beherrschen Wälder, Wiesen, Seen und Berge wie von selbst. Ebendiese Balance – sie ist das Wesen der Japandi-Philosophie. Hier von Stil zu sprechen, würde den Kern der Sache verfehlen, das Thema geradezu verwaschen. Das Haus mit der Natur zu verbinden, sei es durch bodentiefe Fenster, ein Atrium oder Glashaus, ist das Um und Auf. Fenster fungieren als Screens, die wechselnden Jahreszeiten sind das beste Binge-Watching. Japandi versteht sich dabei als Hybrid zweier Designkulturen, die sehr viel verbindet. Das Destillat: japanische Handwerkskunst, skandinavische Ge-
mütlichkeit (Stichwort Hygge) und die WabiSabi-Philosophie, die dem Imperfekten huldigt. Ein hervorragendes Beispiel für Letzteres ist Kintsugi, eine traditionelle japanische Reparaturmethode, bei der gebrochene Keramik so geflickt wird, dass die Bruchstellen sichtbar bleiben – und sogar mit Gold- und Silberpigmenten im Lack hervorgehoben werden. Charakterkeramik, könnte man sagen.
NATUR IMPORTIEREN
Japandi mag sich selbst erst in den letzten Jahren als Stil in die Design-Lexika einzementiert haben, aber eigentlich war das Mash-up schon
Möbelstück mit Poesie: Die Dovetail Bench von Ethan Stebbins ist aus massivem Granit und Schwarznussholz – und aus den USA. Aber trotzdem ein Traum für Japandi-Fans.
fast immer da. Laila Rietbergen macht gleich zu Beginn des Interviews mit Design DE LUXE darauf aufmerksam. Die Niederländerin führt seit 2020 den Instagram-Feed @japandi.interior mit über 570.000 Followern und ist Autorin des Buchs „Japandi Living“ (Verlag: Lannoo). „Man würde vielleicht vermuten, dass Japandi einfach so passiert ist, aber die Beziehung zwischen Japan und Skandinavien reicht lange zurück. Nach einer circa 200-jährigen Politik der geschlossenen Grenzen hat Japan in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder aufgemacht. Die Skandinavier, die Japan besuchten, waren begeistert von Land, Kultur – und den Stücken, die sie in
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FOTOS: BMI IMAGING SYSTEMS, BEIGESTELLT
Vollendung. Natürliche Materialien, eine organische Formensprache und die echten japanischen Papierlampen: das
den Geschäften fanden. Sie wurden zur Inspiration und waren auch verbindendes Element, da man in beiden Ländern die Liebe zum Kunsthandwerk teilte.“ Rietbergen spricht davon, dass die Menschen sowohl in Fernost als auch in Nordeuropa gerne Zeit in der Natur verbringen und diese nach drinnen importieren. Sei es mithilfe von natürlichen Materialien wie Holz oder Leinen oder organischer Formgebung. Frederik
Werner von Norm Architects führt noch ein Stückchen tiefer in die Materie ein. Das Kopenhagener Büro ist in Japan stark vertreten, unlängst stellte man – gemeinsam mit einem lokalen Partner – das Hotel Bellustar Tokyo fertig. Kooperationen mit japanischen Kunsthandwerkern sind für die Europäer Standard. Beispiel: die kegelförmigen Papierlampen, die im Bellustar zu sehen sind – hergestellt in Kyoto durch Kojima Shoten.
ERNSTHAFTIGKEIT VERBINDET
Der Däne ist also prädestiniert dafür, beide Welten im Blick zu haben. Er spricht wie Rietbergen von der jahrhundertelangen Historie der beiden Designtraditionen, ihrer Verbundenheit und dem gleichen Werteverständnis. Und ergänzt: „Andere Designtraditionen mögen
sinnlich, expressiv und verspielt sein; in Japan und Skandinavien geht es aber um Ernsthaftigkeit und Nachdenklichkeit.“ Dem zugrunde liegen praktische Überlegungen, die stark mit dem Klima zu tun haben. Kurz darüber sinniert, liegt es auch nahe, dass man in Memphis verspielter und exaltierter agiert als in Kopenhagen. Natürlich, da sind sich beide Interviewpartner einig, gibt es auch Unterschiede in den Designlinien. Werner: „Die Skandinavier setzen mehr auf Informalität, auf eine gewisse Lässigkeit, wir setzen zum Beispiel gerne auf Objekte, die eine gemütliche Atmosphäre unterstützen. Die Japaner dagegen schätzen das Konzept von ‚Ma‘, also Leere. Und in genau diesem Spannungsfeld zwischen tiefem Verständnis und exotischen Unterschieden entstehen interessante neue Dinge.“ Gefragt nach konkreten Beispielen geht Rietbergen auf das Thema Holz ein. „In Japan finden sich oft dunkle Hölzer, während man in Dänemark gerne auf helles Holz setzt.“ Das japanische Holz-Medley umfasst Zeder und Hinoki, das skandinavische
FOTOS: XXXX
I JAPANDI
Hotelprojekt Bellustar der Norm Architects in Tokyo.
Der Thonet 209: ein Bugholz-Klassiker des Jahres 1900, der in Buche Natur heute gut in ein Japandi-Umfeld passt.
Reispapier-Lampen von Audo Copenhagen setzen den Trend ins richtige Licht.
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FOTOS: HARTIG
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THIEL, CHRISTIAN
B [MFF]
YELLOWS, BEIGESTELLT
Eiche und Kiefer, wie Werner umreißt. Wichtig: „Jede Holzart hat ihre Stärken und Schwächen“ – ergo eine spezielle Aufgabe.
CHARMANTE SEMI-TRANSPARENZ
Das viele Holz, das man sowohl hier wie dort sieht, war nicht immer selbstverständlich, wie das Buch „Japanese Interiors“ (Phaidon Verlag) offenbart. Im Post-War-Japan galt Beton als schick, Holzhäuser oder -Interiors wurden als „Mokuzo“ bezeichnet. Eigentlich bedeutet der Begriff nur „aus Holz“, lange Zeit aber wurde es abfällig verwendet, quasi ein Synonym für Shabby Chic, nur ohne Chic. Erst im Laufe der Zeit gelang es Architekten und Designern, das Material Holz aufs Podest zurückzuhieven. Und das, obwohl es in Fernost eine unvergleichliche Tradition für Ornamentales gibt. Man denke an die Kumiko-Screens, für die Holzstücke miteinander verbunden werden, ohne Nägel zu verwenden. Auf der Shopping-Plattform Etsy finden sich zum Beispiel Kumiko-Bausätze, und die japanische Marke Ariake hat eine KumikoKommode im Portfolio. Spannend: Hier trifft schwarzes auf helles Holz, und das Design dieses Stücks stammt vom Schweden Staffan Holm. Der Kumiko-Schrank ist auch ein schönes Beispiel für die Semi-Transparenz, die der japanischen Tradition entspringt. Stichwort Holzpaneele in Lamellenoptik. Sie erlauben charmante Licht- und Schatteneffekte und dezente Einund Ausblicke, gerne zum Beispiel zwischen Schlafzimmer und Ankleideraum. Selbst Ikea mischt hier mit. Der Kleiderschrank Nordkisa ist aus Bambus, und die Lamellen-Schiebetüren machen das Stück sehr un-Ikea-ig. Unternehmerin Rietbergen bringt in ihrem Instagram-Feed die Marke Oakywood ins Spiel. Eine polnische Marke, deren Schreibtisch-Design dabei hilft, fokussiert zu arbeiten. Wer das Modell in Eiche wählt, bekommt zertifiziertes Holz aus Polen. Nachhaltigkeit ist klarerweise ein Thema, so-
wohl im Norden als auch im Fernen Osten. Es wäre absurd, die Natur als Maxime zu preisen und gleich zeitig keine Rücksicht auf sie zu nehmen. Muss also Design aus Japan
Schlicht-schönen Platz für kleine, nützliche Deko-Stücke im Sinne von Japandi bietet auch das Wandregal von Woodendot aus Spanien.
in Österreich stehen? Norm-Partner Werner zur Causa: „Es stimmt – hier wird es immer einen Konflikt geben.“ Er nennt auch ein Best-Case-Beispiel, die Marke Ishinomaki Lab: „Keiji Ashizawa, ein guter Freund und Kollege, hat eine Möbel-Kollektion entworfen, deren Produktion er in Lizenz in andere Länder vergibt. Diese verwenden lokalere Holzarten, aber das gleiche Basic-Design.“ Hier komme natürlich auch der Käufer ins Spiel, er müsse goutieren, dass die Designs einen lokalen Touch haben. Der Name Ashizawa fällt übrigens auch im Interview mit @japandi.interior-Gründerin Rietbergen. Sehenswert: seine Kollektion für Karimoku Case Study. Ashizawas Couchtisch A-CT01 ist eine Referenz an japanische Dinner-Tische mit verkürzten Beinen – Chabudai –, er hat die ideale Höhe für am Boden Sitzende.
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Das Cavalletto-System von Agapecasa. Eigentlich ein Mid-Century-Klassiker aus Italien – die Kombination macht es aus!
East meets North: Die japanisch Marke Ariake setzt auf die schönen Kontraste von hellen skandi navischen und dunklen japanischen Hölzern.
von Rietbergen wissen. Für die Niederländerin ist die Antwort ein ganz klares Ja. „Wichtig ist, auszumisten. Das tut immer gut, ganz egal, welcher Stil, aber in diesem Fall ist es essenziell. Weniger ist hier einfach mehr.“ Stauflächen sind das Um und Auf. „Mein ganz simpler Rat: die 80:20-Regel. 80 Prozent der Gegenstände sollten verstaut sein und nur 20 Prozent sichtbar.“
Rietbergen erinnert an Marie Kondō und ihr Magic Cleaning, das vor ein paar Jahren gehypt wurde und in der Erinne rung nun ein bisschen vor sich hin dümpelt. Be reitet mir dieser oder jener Gegenstand wirklich
Freude? Wenn nicht, weg damit. „Der Haushalt gestaltet sich auch deutlich einfacher, wenn es aufgeräumt ist“, lacht Rietbergen. Sie bezeichnet sich selbst als chaotisch, „Japandi gibt mir Ruhe“. Wenn Deko, dann hat sie in Japan wie schon erwähnt einen praktischen Nutzen. Matcha-Sets wie von rami ceramics in Wien oder japanische Teekännchen wie von Manufactum sind eine Punktlandung. Das Teehäferl darf dann neben dem Bett auf dem Wandregal von Woodendot aus Spanien thronen. Auch der Sake Table von Ariake würde sich hierfür anbieten, obwohl das Tischchen – wie der Name suggeriert – für ein anderes Getränk gedacht ist. Tisch, Stauraum und Tablett, das gute Stück hat’s in sich.
„Sie sollten Möbelstücke kaufen, die nicht nur gut aussehen, sondern Sie auf mehr als einer Ebene ansprechen“, teilt Werner seine Perspektive. Er spricht viel von der Haptik, davon, wie sich ein Objekt anfühlt. Beispiel: die Reispapierlampen, die wohl jeder sofort mit dem Pazifikstaat assoziiert. Werner: „Das Papier sorgt dafür, das Licht angenehm zu streuen, es wirkt warm und einladend. Dazu kommt die taktile Qualität von Papier.“ Ein Beispiel: die Hashira-Lampenkollektion von Audo Copenhagen. Prinzipiell gehe es aber darum, „das Imperfekte und die Patina zu schätzen, bei natürlichen Materialien hinterlässt die Zeit einfach Spuren“, lautet Werners Plädoyer. Auch bei der Farbpalette setzt der Designer wenig überraschend auf Nuancen, die in der Natur vorhanden sind bzw. die Materialien von sich aus mitbringen. Zum Abschluss noch ein paar Reality Bites von dem Vater einer kleinen Tochter: „Man muss einfach wirklich viel aufräumen“,
er lachend ein. ∏
A-CT01 von Karimoku
Case Study: Referenz an japanische Esstische.
FOTOS: XXXX
I JAPANDI
räumt
Punktlandung: Matcha-Sets wie von rami ceramics in Wien (oben) oder Teekännchen von Manufactum sind dekorativ und nützlich.
BEIGESTELLT
Japandi aus Polen: Oakywood produziert nachhaltige Schreibtische, die für Konzentration sorgen.
design-district.at
Living & Lifestyle
DESIGN ERLEBEN JETZT IN DEN DESIGN STORES UND VON 6. BIS 8. OKTOBER BEI DER DESIGN MESSE IN DER HOFBURG VIENNA!
HOFBURG VIENNA 6. - 8. OKT
design-district.at
Illustration: arteffekt.at
Design Herbst
4. SEP - 8. OKT in Wien und Umgebung
DER DESIGN DISTRICT: DESIGN IST ÜBERALL
„Wie oft eilen wir durch Wien, weil wir von einem Termin zum nächsten müssen, weil Erledigungen anstehen“, so die Veranstalter Sabine Jäger und Peter Syrch, „unser Appel an unsere Besucherinnen und Besucher ist: Bleiben Sie stehen. Heben Sie den Blick und entdecken sie die Details, die Feinheiten. Studieren Sie bewusst ein Schaufenster, an dem Sie schon hunderte Male vorbeigegangen sind - und gehen Sie einfach hinein. Nur Mut!“ Der Design Herbst als
Teil des Design District lädt dazu ein, bewusst hinzusehen – auf die Details zu achten, die sich zu jenem Gesamterlebnis zusammensetzen, das Design ist.
ENTDECKUNGSREISE DES DESIGNS
Wer einem der 85 in leuchtendem Gelb beklebten Shops einen Besuch abstattet, kann sich dort nicht nur kostenlose Tickets für die Messe in der Hofburg sichern, sondern findet auch
einen Design Guide vor, der bei dieser Entdeckungsreise begleitet. Er lädt ein, in der Tatarie Marie einen kreativen Bissen Tatar zu genießen und dabei die wunderschönen Verpackungen zu studieren, die eigentlich mehr an Schmuckschatullen erinnern. Und natürlich führt er von einem Design Showroom zum nächsten: Zu den geradezu musealen Arrangements von Höttges Windows. In den perfekt gestalteten Innenstadt-Dschungel, den Kramer und Kramer mit
85STORES IM DESIGN DISTRICT „LOOK & FEEL“ EINEN MONAT LANG DESIGN ERLEBEN GENUSS-TOUR DURCH DIE WIENER INNENSTADT
∏ DESIGN DISTRICT 2023
dem neuen Paola Lenti Flagship Store im Innenhof des Palais Harrach geschaffen haben. „Es geht darum, sich Inspiration zu holen“ erzählen die Veranstalter, „schließlich kommt die kalte Jahreszeit, wir denken daran, es uns zuhause gemütlich zu machen. Aber der frühe Herbst ist noch perfekt für einen Stadtspaziergang, bei dem man so viel entdecken kann.“
HIGHLIGHT DESIGN MESSE IN DER HOFBURG
Viel zu entdecken gibt es auch Anfang Oktober: Denn Grande Finale und Höhepunkt des Design District sind natürlich wieder die drei Messetage von 6. bis 8. Oktober in der Hofburg selbst: mit mehr als 250 Ausstellern auf rund
3 Tage
Design Messe
7.500 Quadratmetern. Design, Immobilien, Automobil, Interieur, Lifestyle, Technik & Hi-Fi, Kunst & Accessoires sind hier vertreten. Seite an Seite, liebevoll arrangiert, warten Wohnwelten, Küche, Bad, Wohn-, Schlaf- und Esszimmer darauf, entdeckt und belebt zu werden.
„Unser Messekonzept ist interaktiv. Es geht nicht nur darum, schöne Dinge zu sehen und so auf Neuheiten aufmerksam zu werden, sondern um das Erlebnis“, so die Veranstalter Sabine Jäger und Peter Syrch, „ein Sofa, ein Bett, kauft man eben mit allen Sinnen. Die Drehräder und Knöpfe in der eigenen Küche bedient man jeden Tag – und es sollte jeden Tag aufs Neue
Freude machen. Wir leben eben mit Design, oft über Jahre und Jahrzehnte.“
MEHR VIELFALT ALS JE ZUVOR
Die Auswahl ist jedenfalls groß genug, um für jeden Geschmack, jeden Stil und jede Lebensphase die passenden Design-Begleiter zu finden – nur unbesetzte Standflächen wird man vergeblich suchen: „Wir bespielen mehr Fläche als je zuvor und immer noch melden sich Aussteller, die mit ihren Marken und Produkten dabei sein möchten“, so die Veranstalter Sabine Jäger und Peter Syrch. Occhio, KIA, Praskac, Rolf Benz, SieMatic, Ligne Roset, Formdepot und Wittmann sind nur einige davon.
m2
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6. - 8. OKT in der Hofburg FOTOS: MW-ARCHITEKTURFOTOGRAFIE, ROLAND RUDOLPH
HANDWERK UND NACHHALTIGKEIT
Themen, die im Design Bereich relevant sind und denen die Messe eigene Schwerpunkte widmet:
Mitglieder von Wien Products (Schau Schau Brillen, Yogesh Parfums, Edition Fritz Spatny, Rudolf, Studio Palatin, Lobmeyr, Freywille, Woka Lamps Vienna) zeigen ihre Handwerkskunst. Die Landesinnung Wien der Kunsthandwerke veranschaulicht die Wurzeln des Designs im Handwerk.
Mit der Ausstellung „Fashion & Accessoires“ bietet der Design District wieder heimischen Manufakturen, Modelabels und Schmuckbrands eine Bühne.
DESIGN DISTRICT
ÖFFNUNGSZEITEN DESIGN MESSE
6. bis 8. Oktober 2023
Fr. und Sa.: jeweils von 10 bis 18:30 Uhr
Sonntag: von 10 bis 18 Uhr
TICKETPREISE
Ihr Ticket für die Design Messe können Sie bequem unter design-district.at/ infos-tickets oder vor Ort an der Tageskassa kaufen.
Tagesticket: € 17,–
Ermäßigtes Ticket: € 12,–
Tickets auf shop.raiffeisenbank.at und in allen Raiffeisenbanken mit öTicket-Service: 50 % Ermäßigung für Inhaber eines Raiffeisen-Kontos in Wien und NÖ.
ADRESSE & ANFAHRT
Hofburg Vienna, Heldenplatz 1
1010 Wien
Konzepte wie Kreislaufwirtschaft, Re- und Upcycling und weitere interessante Zukunftsvisionen kann man im Rahmen der Messe erforschen, die fantasievollen und schöpferischen Arbeiten kennenlernen, die daraus entstehen. ∏
RE-THINKING DESIGN
6. 10. 2023, 14 - 16 Uhr
„FEUER, WASSER, HOLZ – ELEMENTARE OBERFLÄCHENGESTALTUNG“
Stefan Knopp (by Nature and Knopp) und Bernhard Heinloth (Schotten & Hansen) über die Suche nach Imperfektion.
7. 10. 2023, 16 - 18 Uhr
„TILES & TEXTILES – THE SUSTAINABLE FUTURE DESIGN TALK“
Teresa Urbano (Filafil!) & Ulrike Brandner (Lauter Tiles) über Materialursprung und nachhaltige Entscheidungen.
8. 10. 2023, 14 – 16 Uhr
„BAUEN UND WOHNEN NEU GEDACHT“
Stefan Schrenk (Schrenk) über zukunftsfähiges Bauen und Leben.
8. 10. 2023, 16 - 18 Uhr
„THE JOY OF CHANGE & BEAUTIFUL EFFICIENCY“
6. 10. 2023, 16 - 18 Uhr
„WARUM IM BADEZIMMER MEHR ALS DESIGN ZÄHLT“
Christoph Behling über den Geberit-Leitspruch „Design meets Function“.
7. 10. 2023, 14 - 16 Uhr
„CONNECTING: HUMAN AND NATURE“
Stefan Knopp (by Nature and Knopp) & Nina Ebker/Ulrich Sambeth über Mensch und (seine) Natur – mit Besucherworkshop!
Joachim Mayr und Heinz
Glatzl (Mayr & Glatzl Innenarchitektur GmbH)
über kreative Ressourceneffizienz.
FOTOS: MW-ARCHITEKTURFOTOGRAFIE, ANDREAS TISCHLER, GEBERIT, BEIGESTELLT
DIE BESUCHER DES DESIGN DISTRICT HABEN VOM 6.- 8. OKTOBER 2023 DIE MÖGLICHKEIT, KOSTENLOS AN DEN TALKS AUF DER AUSSTELLUNGSFLÄCHE DES IM ERDGESCHOSS IM FORUM TEILZUNEHMEN.
∏ DESIGN DISTRICT 2023
Hier gleich anmelden:
CRAFTED IN JAPAN
Gescha en von unseren Takumi-Meistern bietet der neue Mazda CX-60 japanisches Handwerk in Perfektion. Entdecken Sie unser Spitzenmodell jetzt mit einem neu entwickelten Sechszylinder-Dieselantrieb, der Stärke und hervorragende Verbrauchseigenschaften verbindet. Mit dem Mazda CX-60 e-SKYACTIV Diesel profitieren Sie von beeindruckender Leistung und hohem Drehmoment und genießen dabei entspannende Fahrerlebnisse – besonders auf längeren Strecken.
Mazda CX-60 Diesel Verbrauchswerte kombiniert lt. WLTP: 5,0 – 5,3 l/100 km, CO2-Emissionen: 128 –139 g/km. Symbolfoto. Stand: September 2023.
DER NEUE MAZDA CX- 60 e -SKYACTIV DIESEL
Komfort ist zeitlos. Aber wie er verpackt ist, das ändert sich –Design DE LUXE hat die neuesten Trend-Pieces für Ihr Zuhause.
NIEDERLASSEN UND genießen
SETZ DICH DOCH!
Hersteller: Freifrau
Marie, das neueste Modell von Hoffmann Kahleyss Design für die Freifrau Manufaktur ist mehr als nur ein Stuhl – es ist ein Statement. Die lässig zerknitterte Polsterung lädt dazu ein, sich zu setzen, zurückzulehnen und abzuschalten - oder zu kommunizieren, sich auszutauschen, sozial zu sein. wohndesign-maierhofer.at
BRÜCKENSCHLAG
Hersteller: Rimadesio
Rialto, so heißt die neue Kollektion von Giuseppe Bavuso – zu der auch dieses Sideboard gehört. Charakteristisch ist ein Brückenelement –daher der Name – aus stranggepresstem und geschweißtem Aluminium, das die zentralen Ablageelemente trägt und der Konstruktion eine optische Leichtigkeit verleiht. smartliving.co.at
WIE AUF WOLKEN
Hersteller: Edra
An Puderquasten erinnernde Kissen, die auf einer unsichtbaren Metallrohrstruktur befestigt sind – das ist Cipria, die neue Kollektion von Fernando und Humberto Campana für Edra. Wer sich eher an Wolken erinnert fühlt, wird sich beim Hineinfallenlassen bestätigt sehen. Die Kombination aus Gellyfoam und synthetischer Watte in Kombination mit dem Kunstfellbezug machen Cipria einfach himmlisch bequem. hoflehnerinteriors.at
FOTOS: XXXX 36 I BEST OF TRENDS
SCHÖN SCHAUKELN
Hersteller: Bullfrog
Mit Schwung abheben oder schaukelnd auf dem Boden bleiben. Beides ist möglich mit unserem neuen Lieblingsplatz Rockfrog. Beide Seiten können die gewünschte Sitzposition unabhängig voneinander stufenlos einstellen. Jeder für sich und doch zusammen. helmer-dietischlerei.at
ZUM BARFUSSLAUFEN
Hersteller: Object Carpet
Mediterraneo: eine kleine, feine Teppichkollektion, die im Innen- als auch im Außenbereich flexibel eingesetzt werden kann. Gemeinsam entwickelt und gestaltet mit Matteo Thun und Antonio Rodriguez, die beide bei ihrer Gestaltung Wert auf das Wesentliche eines Produktes legen: Langlebigkeit, hohe Funktionalität, Klarheit – verbunden mit den ästhetischen Ansprüchen an Natürlichkeit, Handwerklichkeit, Eleganz und Schönheit. object-carpet.com
IM WUNDERLAND
Hersteller: KFF
Das ist Alice: Die ausgeprägten, formgebenden Rundungen der elliptischen Rückenlehne und die charaktervolle Durchsicht sind für den neuen Designentwurf von Monica Armani bezeichnend. Ein eleganter Stuhl mit bestem Komfort durch den dynamischen, umarmenden Rücken in zwei Größenausführungen und einem exzellent gepolsterten Sitz.
FOTOS: XXXX 37
FOTOS: HERSTELLER, EMILIO TREMOLADA, TIMO ALLIN
Très Chic
TOP 5 DESIGNER FRANKREICHS
Zwischen Haute Decoration und Maximalismus:
Design DE LUXE präsentiert die derzeit angesagtesten
Designer der französischen Interiorszene.
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TEXT: DORIS BARBIER
Magisch: Onos Grand Magic Hotel in der Nähe des Disneylands Paris.
Er gilt heute als die Inkarnation des French Touchs: Architekt Oscar Lucien Ono, Gründer der Agentur Maison Numéro 20, stattet nicht nur Privathäuser, sondern auch Hotels und Restaurants in Saint-Barth, Paris, Düsseldorf oder Madrid aus. Maison Numéro 20 ist eine aufstrebende Signatur der Pariser Haute Décoration und existiert seit fast zehn Jahren. Oscar Lucien Ono koordiniert das Know-how und das Kunsthandwerk der Innenarchitektur mit Projekten, bei denen die Maßanfertigung im Vordergrund steht. Hotels, große Häuser und andere Institutionen des Nachtlebens wie das Paradis Latin mit seinen tiefen und zeitlosen Farbtönen tragen seine Handschrift. Ono hat keine Angst vor Farben und Materialien und mixt gekonnt alt und neu. Der Gewinner des Hospitality Awards hat Kunstgeschichte studiert und lässt sich gerne von den Werken seiner Lieblingsmaler Tizian oder Caravaggio beeinflussen. Seine Agentur Maison Numéro 20 liegt gegenüber dem Bois Visconti, einem versteckten Garten in Saint-Germaindes-Prés, und profitiert vom Lokalkolorit, sprich der unmittelbaren Nähe zu den renommiertesten Verlegern, Design-Showrooms, Antiquitätenhändlern und Kunstgalerien der französischen Hauptstadt. Dank dieses unerschöpflichen Fundus an Entdeckungen setzt er einen theatralischen und eklektischen Stil durch, der seine ganz persönliche Vision von Raffinesse und Eleganz vereint. Jedes Dekor soll einzigartig sein, deshalb schätzt er die Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkern wie Lison de Caunes oder Cédric Pelletier, die nach seinen Skizzen und Vorstellungen ihre Entwürfe – von handgearbeiteten Lampen bis Wandfresken – in seine Projekte einarbeiten.
FOTOS: DIDIER DELMAS 39
Die „Inkarnation des French Touchs“: Architekt Oscar Lucien Ono stattet Privathäuser wie auch Hotels an den feinsten Adressen der Welt aus.
Das gekonnte Spiel mit Materialien unterstreicht die einzigartige Atmosphäre seiner Inszenierungen, denn bei ihm ist die Welt Bühne. Ono jongliert gekonnt und geschickt mit Metallen, Lacken, Stoffen und Leder, Samt und lackiertem Holz und verbindet zeitgenössischen Überschwang mit eleganten Proportionen und klassischen Formen. Sein Motto, seine Inspirationsquelle und sein Impuls lauten: Nur keine (Schwellen-)Angst vor Materialmix.
OCKERBRAUN UND SMARAGDGRÜN
Auch das neue Hotel voco und sein dazugehöriges Restaurant an der Pariser Porte de Clichy wurden von Ono neu gestaltet. Die marokkanischen Zellige-Fliesen in Ockerbraun und Smaragdgrün umhüllen gekonnt die Betonstützpfeiler im Restaurantbereich des neuen Pariser Hotels; mit Bast umwickelte Lampen verströmen dezent warmes Licht. An der Bar à Rhum (Rum-Bar) in der Mitte lädt die ovale Form zum kommunikativen Verweilen ein, und plötzlich fühlt man sich fast ein bisschen wie Hemingway in Havanna. Kein Wunder, der Pariser Architekt reist für sein Leben gern und lässt sich bei seinen zahlreichen Trips ins Ausland von allem inspirieren, was er so sieht: Farbkombinationen,
Meisterin gekonnter Kombinationen: Dorothée Meilichzon designt die Hotspots von New York über London bis zum Hotel Menorca Experimental auf Mallorca (links).
Formen, aber auch dem lokalen Kunsthandwerk. In den Zimmern des Hotels voco findet man deshalb tabakbraune Leinenkissen, Lampen aus Keramik, geometrische Muster und dicke flauschige Kelims, die jeglichen Lärm im Keim ersticken. Im Boutiquehotel Nabis am Fuße des Sacré-Cœur kamen viel Gold und Blau zum Einsatz, Boudoirstil und Montmartre befinden sich hier in perfekter Osmose: Die Bäder sind aus Marmor, die komfortablen Zimmer leuchten in Grün- und Blautönen oder Dunkelrot – das legendäre Moulin Rouge ist schließlich nur einen Steinwurf entfernt. Die gelungene Mischung aus Belle Époque und Art déco wirkt jedenfalls charmant. So charmant, dass Ono neulich auch für eine Kundin an einem österreichischen See zur Tat geschritten ist. Mehr darf noch nicht verraten werden.
ZEMENTFLIESEN UND VINTAGESTOFFE
Der Stilmix der Pariser Innenarchitektin Dorothée Meilichzon ist längst zu ihrem Markenzeichen geworden. Sie kombiniert gewagt Tapetenmuster, Zementfliesen und Vintagestoffe, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht.
Sämtliche Hotels und kulinarischen Hotspots der französischen Hauptstadt, aber auch in London, Menorca und New York tragen zurzeit ihre
Handschrift. Auch die internationale Presse verfolgt ihren Parcours mit Aufmerksamkeit – kein Wunder, diese Frau hat Stil.
Die knapp Vierzigjährige, die an der renommierten Rhode Island School of Design in New York Grafikdesign studiert hat, kam eigentlich rein zufällig zur Innenarchitektur. Ihr erstes Projekt, das Pariser Boutiquehotel Paradis, gibt heute bereits den (neuen) Ton in der Pariser Hotellerieszene an: frecher Mustermix an den Wänden, Vintagemöbel in der Lobby, schlichte, aber plüschige Gemütlichkeit in den Zimmern. Ganz besonders begehrt ist im Hotel Paradis die 33 Quadratmeter große Suite unter dem Dach, wo sofort ein Zuhause-Feeling einsetzt. Mit dicken Holzbalken, schrägen Wänden und Blick auf die weiße Zuckergusskirche Sacré-Cœur. „Ich dachte beim Einrichten an Träume, Wolken, Himmel und Vögel. An einigen Wänden fliegen Paradiesvögel, ich wollte dem Hotel einen Hauch von Poesie verleihen“, so Meilichzon über
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ihre Arbeit. Die französische Innenarchitektin hat mittlerweile auch auf Menorca ihre Spuren hinterlassen: Ein ehemaliges Armee-Hauptquartier wurde von ihr zu einem unwiderstehlichem Boutiquehotel, dem Hotel Experimental, mit Spa, Boutique und eigenem Yogaplatz mit Meeresblick umfunktioniert. Besonders begehrenswert: die neun Casitas mit Privatpool. Statt anonymer Einheitsdeko findet man hier Finca-Flair: An den Wänden der Lobby hängen Strohhüte statt Bilder, in den Zimmern findet man rosa Wände mit beruhigender Wirkung, Korbtaschen und Lampen aus Keramik von ortsansässigen Designern, die auch im hoteleigenen Shop zum Verkauf angeboten werden.
ALTE STEINE UND MODERNE ARCHITEKTUR
Nach vielen Jahren in Paris beschloss die Designerin Laurence du Tilly, die Stadt endgültig zu verlassen und sich in der Normandie niederzulassen. „Hier haben wir in unserer Kindheit immer die Ferien verbracht, es war für uns fast eine
Rückkehrerin: Laurence du Tilly ist aus der Normandie mit frischen Ideen in die Hauptstadt zurückgekommen.
Selbstverständlichkeit, dem Wirbel des Pariser Lebens zu entfliehen“, erklärt sie. L’Annexe, das etwas heruntergekommene Nebengebäude des Familienwohnsitzes, wurde restauriert, um ab sofort Familie und Freunde empfangen zu können. Mit einer gekonnten Mischung aus alten Steinen und zeitgenössischer Architektur mitten auf dem Land wurde ein kleiner Kokon des Wohlbefindens kreiert, eine Oase des Friedens, damit auch die Gäste neue Energie tanken können. Mittlerweile richtet Laurence du Tilly auch die Privathäuser anderer ein. Und entwickelt nebenbei ihre eigene Möbellinie – Couchtische, Esstische, Lampen, Picknicktische. Ihre Kreationen aus Metall harmonieren perfekt mit dem rustikalen Ambiente. Ihre Philosophie: das perfekte Gleichgewicht zwischen Trend, Schlichtheit und Zeitlosigkeit zu finden, zu teilen, was ihr am Herzen liegt. Dazu gehören das Wohlbefinden zu Hause und die Gastfreundschaft à la française –denn auf dem Land zu leben heißt nicht, isoliert zu sein. Ganz im Gegenteil.
„Die eigenen vier Wände so zu gestalten, dass sie unser Wesen widerspiegeln, sie so zu gestalten, dass wir uns zu Hause und auch andere sich dort wohlfühlen, ist für mich von größter Bedeu-
tung. Ich gehe bei meinen Kunden so vor, wie ich es auch bei mir zu Hause tue. Besondere Sorgfalt lege ich auf die Wahl der Möbel, ein schlichtes und warmes Interior, viel helles Holz für den skandinavischen Touch“, erklärt sie ihren Zugang. Besonders wichtig sind ihr dabei auch die Außenbereiche, „um das Leben im Freien genießen zu können, sobald die Sonne scheint“. du Tilly liebt es, verschiedene Stilrichtungen zu mischen, um dann ihre eigene zu kreieren: Vintage-Möbel mit Kreationen bekannter Designer, die auch bei ihr zu Hause stehen, Hängeleuchten aus Glas, die sie bei einem Antiquitätenhändler in Delhi gefunden hat, skandinavische Wandleuchten aus Helsinki. „Gerade bei einem Ferienhaus sollte man auf Details achten und besonders die kleinen Dinge pflegen“, betont die Designerin. „In einem Umfeld aufzuwachen, das glücklich macht, schützt und spendet Kraft. Aber es sind nicht nur die Möbel, sondern vor allem die kleinen Aufmerksamkeiten, die den Menschen Freude und Vergnügen vermitteln, ein gelungenes Interior ausmachen.“ Dazu gehören frische Blumen, eine gut riechende Seife, Leinenbettwäsche und weiche Kissen, frisches Brot, das morgens hingelegt wird, eine Auswahl an duftenden Teesorten, Holzscheite, die bereit
FOTOS:
KAREL BALAS, ADRIEN DIRAND
Hang zur Theatralik: Patrick Jouin und Sanjit Manku.
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sind, in den Ofen gelegt zu werden und natürlich schöne Bücher zum Schmökern.
HANG ZUR THEATRALIK
Den Pariser Architekten Jouin Manku sagt man einen gewissen Hang zur Theatralik nach. Das Duo, das unter anderem das Pariser Headquarter des legendären Juweliers Van Cleef & Arpels an der Place Vendôme und den FlagshipStore in Seoul, ein Hotel in der Champagne oder das neue Restaurant von Sternekoch Ducasse in Bangkok neu gestaltet hat, liebt es, traditionsreiche Handwerkskunst mit spektakulären Effekten zu kombinieren. Das Apartment 3B in Paris ist beispielgebend und setzt auch mit kleinen, aber feinen Details hochkarätige Akzente: Nischen aus Messing, wo Bücher oder kleine Deko-Objekte unter einer Glasglocke verschwinden, ein maßgefertigter offener Kamin, Fresken an den Wänden oder Nachtkästchen und sogar Badezimmerwände aus Leder.
ZEITZEUGEN FÜR DIE EWIGKEIT
Mit ihren 27 Jahren kann Sophie Lacroix bereits auf fast sechs Jahre Erfahrung zurückblicken. Im Jahr 2017, als sie noch an der Penninghen studierte, wurde sie auf der Paris Design Week für ihr Sideboard Iris als neues Designtalent ausgezeichnet. Als sie von der Jury entdeckt wurde, arbeitete sie fast zwei Jahre lang mit dem renommierten Pariser Architektenduo Gilles & Boissier zusammen und führte internationale Wohnprojekte durch, bevor sie 2021 Bureau Lacroix gründete und sich seitdem mit einem Team aus talentierten Architekten und Desig- nern umgibt. So realisiert Lacroix heuer das Restaurant Siena in Paris, die Einrichtung eines Beach Clubs in Griechenland, drei weitere Restaurants in Paris und hat einige weitere Wohnprojekte in der Entwicklung. Außerdem zeichnet ihre Agentur in Zusammenarbeit mit Robin Poupard für eine Kollektion von Walnuss- und Marmor-Objekten für den Frühstückstisch des Four Seasons Hotel George V verantwortlich.
Parallel dazu hat Lacroix auch die Möbel-Kollektion Iris entworfen: Tische, Leuchten und Sitzgelegenheiten, echte Zeitzeugen, die für die Ewigkeit konzipiert sind. „Schnelllebigkeit ist nichts für mich, ich will zeitlose Möbel entwerfen, die Trends mühelos übersehen und umgehen können“, beschreibt sie ihren Zugang. Das Restaurant Siena an der Place Saint-Honoré ist ihre neueste Kreation, ihre Hommage an das Dolce-Vita-Flair Italiens: ein 900 Quadratmeter großer Gourmettempel auf zwei Ebenen. Auf Wunsch des Eigentümers, der viel in das Projekt investiert hatte, skizzierte die junge Innenarchi-
tektin auch einen mediterranen Palazzo, der Orientalismus und schräge Romantik miteinander verbindet. Schon im Eingangsbereich wird der Ton angegeben: Die ersten Fresken – ein patiniertes Blumendekor der Maler Rosatelier – sind an den in Siena-Tönen gehaltenen Wänden zu sehen. „Ich bin bei der Gestaltung des Restaurants so vorgegangen, als würde ich mein eigenes Esszimmer zu Hause einrichten. Kleine Nischen und gemütliche Sitzbänke aus altrosa Samt sollen die Intimsphäre gewähren. So eine Sitzbank aus Samt schafft auch in jedem privaten Zuhause eine tolle Atmosphäre.“ Die Fresken der Renaissance-Paläste haben die Architektin nicht nur in Bezug auf die Farbpalette inspiriert: „Mit jeder Arbeit will ich eine Geschichte erzählen“, so die Designerin. „Diese warmen Farben sollen schon im Eingangsbereich in eine andere Welt versetzen. Die warme Farbpalette zwischen Rosé-Ocker und Gold lässt den Alltag vergessen – und inspiriert die Gäste vielleicht dazu, am Ende des Abendessens das Tanzbein zu schwingen.“ ∏
FOTOS: MANON BEYER, BEIGESTELLT
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Meisterwerk: Sophie Lacroix’ (rechts unten) Restaurant Siena in Paris.
I YVES SAINT LAURENT FOTO: SHUTTERSTOCK
INSPIRATION AUS EINER
anderen Welt
In Marrakesch entdeckte Yves Saint Laurent einst seine Liebe für Farben und Opulenz. Design DE LUXE wandelt auf den Spuren des großen Modeschöpfers und Designers, der in der Königsstadt seine Spuren hinterlassen hat, die heute noch als Inspirationen für gutes Design und einen gekonnten Mix aus Formen und Farben dienen.
TEXT: DORIS BARBIER
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Der Garten des legendären Anwesens Jardin Majorelle, das Saint Laurent 1980 kaufte, ist heute öffentlich zugänglich.
Wie eine Fata Morgana taucht das Stadtbild vor der Kulisse des schneebedeckten Atlasgebirges auf, wenn sich die Morgensonne träge durch die Restwolken der Nacht schiebt und der Muezzin zum ersten frühmorgendlichen Gesang ansetzt: Marrakesch. Für den Modeschöpfer Yves Saint Laurent ist die Stadt schon bei seinem ersten Besuch im Jahr 1966 ein ästhetischer Schock, und er entschließt sich ganz spontan, dort ein Haus zu kaufen. Hier entsteht seine berühmte Saharienne, heute längst zum Klassiker im Schrank avanciert. Auch seine Liebe zu Pink und der schillernden Farbpalette, die die Stadt und ihre Vegetation an allen Ecken offenbart, wird dort geboren. „Vor Marrakesch kannte ich nur Schwarz und Weiß“, schreibt er in sein Tagebuch.
Die Beziehung des französischen Modedesigners zu einer marokkanischen Stadt und deren Auswirkungen auf die Mode und das Design weltweit zeigt einmal mehr auf schönste Weise, dass sich Design längst nicht mehr an Grenzen hält. Weder an geografische noch an thematische. Interieurund Designstile werden längst in kulturelle Kategorien eingeteilt – der skandinavische Minimalismus eines Alvar Aalto, die genussvoll
mediterranen Linien italienischer Klassiker von Edra bis Alessi, das Spannungsverhältnis zwischen Zen und Hightech eines Nendo in Japan. Auch die Interaktion zwischen den Design-Branchen ist nicht neu: Schon lange gibt es kaum mehr einen Modeschöpfer, der nicht auch eine Interieur-Linie in seinem Portfolio hat.
Von Saint Laurent in Marrakesch lernen wir, keine Angst vor Kontrasten zu haben, vor einer reichen Farbpalette,
vor üppigen Stoffen und Mustern. Marrakesch lebt von Kontrasten: geheimnisvollen Kasbahs, versteckten Riads und modernen Glasfassaden, Berberfrauen und emanzipierten BusinessLadys in Denims und High Heels, stolzen Nomaden und kritischen Weltverbesserern.
DIE OCKERSTADT IM SÜDEN
Fès, Rabat, Meknès, aber vor allem die Ockerstadt Marrakesch im Süden Marokkos, deren Farbpalette den Modedesigner zu seinen schönsten Haute-Couture-Kreationen inspiriert hat,
FOTOS: SHUTTERSTOCK, BEIGESTELLT
I YVES SAINT LAURENT
Hinter dieser Fassade befand sich das ganz private Paradies des legendären Modeschöpfers.
Das berühmte Majorelle-Blau findet sich auch im Conceptstore von Stella Cadente, der wie ein Privatmuseum gestaltet wurde.
werden nicht umsonst Königsstädte genannt. In den vergangenen Jahrhunderten waren alle vier zeitweise Hauptstadt und Sitz der regierenden Könige. Marrakesch spricht für Opulenz, das wusste auch Yves Saint Laurent zu schätzen.
DAS MAGISCHE BLAU
1980 erwirbt der Designer gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé das Anwesen Jardin Majorelle, benannt nach dem Maler Jacques Majorelle, der auch die ikonische Villa Oasis errichten und in jenem Blau streichen ließ, das noch heute seinen Namen trägt. Ist der Garten öffentlich zugänglich, so verbirgt sich hinter der magisch-majorelleblauen Fassade das private Paradies des 2008 verstorbenen Modeschöpfers. Im Inneren wartet eine wahre Explosion von Farben, Stilen und Mustern –französische Sessel im Stil des 19. Jahrhunderts bezogen mit Kelim-Teppichen in der Bibliothek, im Blauen Salon nehmen breit gestreifte Couches die Grün- und Blautöne des kleinteiligen Fliesenmusters auf, mit dem der offene Kamin verkleidet ist. Der französische Interior-Designer Jacques Grange, zu dessen Klienten auch andere Modegrößen wie Valentino und Karl Lagerfeld gehören, hat hier ebenso Hand angelegt wie der amerikanische Gestalter und Wahl-Marokkaner Bill Willis. Yves Saint Laurent hegte zu Marrakesch, wo zahlreiche seiner legendärsten
Kreationen entstanden sind, eine Amour fou und pflegte gerne zu sagen: „Die Schönheit des Klassischen geht mir über alles – doch meine Fantasie und meine ausgeprägte Vorstellungsgabe verführen mich gerade hier in Marrakesch manchmal zum Barocken und Fremdartigen.“
EIN DESIGN-DENKMAL SETZEN
Ein absolutes Muss für Mode- und Architekturfans ist neben dem Jardin de Majorelle natürlich ein Besuch im angrenzenden YSL-Museum. Auch hier lauert die Inspiration, denn in Sachen Inszenierung kann man sich von diesen Hallen einiges abschauen.
Der französische Modeschöpfer hinterlässt nicht nur einen Fundus an revolutionären Ideen und Entwürfen, sondern hat sich hier mit einem kleinen, aber feinen Juwel auf insgesamt viertausend Quadratmetern ein Denkmal gesetzt: Das Museum beherbergt nicht nur drei Ausstellungsbereiche und ein Auditorium mit
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Pilgerstätte für die Mode-Karawane: Das YSL-Museum wurde 2017 eröffnet. Hier drehen sich unter anderem 50 CoutureKleider kunstvoll inszeniert.
150 Sitzplätzen, sondern auch eine sehr gut bestückte Bibliothek mit mehr als 6.000 Werken über Mode und Kunst sowie ein Café und einen Museumsshop mit Kreationen des Designers. Die Mode-Karawane hat eine neue Pilgerstätte.
TERRAKOTTA-ZIEGEL UND GLASBRUNNEN
Bei der Architektur des Museums ließ sich das französische Architekturstudio KO von der Mischung aus klaren Linien und Kurven in den Schnittmustern Yves Saint Laurents inspirieren, nimmt gleichzeitig aber Grundzüge der marokkanischen Architektur auf. Die Fassade ist mit den typischen Terrakottaziegeln in unterschiedlichen Mustern verkleidet, die geschwungene Eingangshalle in elegantem Weiß gehalten, durchbrochen von gläsernen Lichtbrunnen, deren farbenprächtige Fliesenmuster die Umgebung wie eine weiße Leinwand in Farbe tauchen.
Der Hauptausstellungsraum ist tiefschwarz, als Lichtinseln rotieren 50 Couture-Kleider, die der Designer in weiser Voraussicht archiviert hatte.
Doch nicht nur hier verbinden sich zahlreiche Facetten von Design und Architektur: Auch die Modedesignerin Stella Cadente hat sich Yves Saint Laurents Lieblingsfarbe, dem berühmten Majorelle-Blau, verschrieben. In ihrem Conceptstore im Zentrum von Marrakesch hat sie ihren Shop wie einen modernen Riad eingerichtet und so das marokkanische Kunsthandwerk neu interpretiert. Auf drei Etagen flaniert man durch Wohn-, Schlaf-, Bade- und Esszimmer, wobei hier alle Möbel und Deko-Accessoires – vom Geschirr bis zum Spiegel – fürs Home Sweet Home zu kaufen sind.
ORIENTALISCH UND FRANZÖSISCH
Die Übernachtung in einem Riad – einem der zahlreichen Hotels in restaurierten Altstadthäusern, die heute zum Großteil in europäischer Hand sind – mit lauschigen Innenhöfen und Dachterrassen gehört sicherlich zu den Highlights eines Marrakesch-Aufenthaltes. Wie beispielsweise der Riad La Sultana, ein charmantes Boutiquehotel der Hotelgruppe Tempting Places mit hauseigenem Spa, Restaurant, Dachterrasse und Pool in der Kasbah. Hier trifft orientalische Gastfreundschaft auf französische Eleganz.
Genauso wie der Besuch in der Oase des Sultans, dem vom Pariser Designerduo MHNA elegant renovierten Hotel Mövenpick mit seinen Restaurants, drei Pools, seinem Day-Spa Cinq Mondes und dem dazugehörigen Hammam: 500 Zimmer, zwei Lobbys, ein Wintergarten und ein Poolhaus, die nach traditioneller Handwerkskunst, aber mit viel französischem Chic und hochkarätigen Materialien aus dem Hinterland wie Marmorfußböden, bestickten Schiebetüren und handgedrechselten Spiegelrahmen aus Holz
„Vor Marrakesch kannte ich nur Schwarz und Weiß“, sagte der Modeschöpfer, ehe er in der bunten Stadt die Freude an Farben und Opulenz entdeckte.
ausgestattet wurden. Vogelkäfige, schwarze Wände aus Tadelakt, mannshohe Tonkrüge und ein tropfenförmiger Luster in Größe XL, Olivenbäume und Wasserspiele – eine moderne Oase des 21. Jahrhunderts, ein Palast aus 1001 Nacht. Fürs eigene Heim findet man hier Inspirationen auf Schritt und Tritt. Eine XXL-Kette im Ethno-Look, die als skulpturales Element der anonymen Lobby beziehungsweise dem Eingangsbereich eine Identität verleiht, handbemalte Teller aus Keramik, die in der Küche oder im Essbereich, im Dutzend als Wandschmuck dienen, ein überdimensionales Sofa aus weinrotem Samt, das zum Relaxen einlädt – die Architekten spielen mit Materialien und Größenverhältnissen, um eine gewisse Dynamik ins Gesamtbild zu bringen.
HOTEL ALS HOMMAGE
MHNA zeichnet übrigens auch für die Gestaltung des Sofitel Marrakech Palais Impérial verantwortlich. Dominieren im Mövenpick Hotel warme Kupfer- und prächtige Goldtöne, bedient man sich im Sofitel zwar der gleichen traditionellen Formen, hüllt sie aber in kühlere, wenn auch nicht weniger prächtige Blau- und Silbertöne. Dunkle Metall-Screens mit einem Muster, das an Spitzenstoff erinnern soll, schaffen intime Sphären. Tische und Beleuchtung sind Eigenkreationen des Studios und kombinieren Marmor, Nickel und Spiegelflächen, um einen „modernen und zeitgenössischen Stil zu kreieren“, wie es vonseiten der Designer heißt. Übrigens war es ein Anliegen von MHNA, dem Sofitel als Hommage an „einen gewissen französischen Modeschöpfer“ einen Couture-Hauch in der Dekoration zu verleihen. Wer da wohl gemeint sein mag? ∏
FOTOS: SHUTTERSTOCK, BEIGESTELLT
I YVES SAINT LAURENT
Im Hotel Sofitel Marrakech Palais Impérial schaffen traditionelle Formen, prächtige Blau- und Silbertöne und fein ziselierte Metall-Screens intime Sphären.
MEDITERRANEO
RECYCLABLE INDOOR/OUTDOOR CARPET COLLECTION
DESIGNED BY MATTEO THUN & ANTONIO RODRIGUEZ
IN BESTER Kochlaune
Kochen hat in den letzten Jahren wieder die Herzen der Menschen erobert. Den passenden Rahmen dafür bilden die unterschiedlichsten Küchen-Szenarien, die immer mehr im Lebensraummittelpunkt stehen.
TEXT: BARBARA JAHN
I KÜCHE
Großes Kino. Mit Küchen-Inszenierungen wie der SieMatic Mondial gelingt die Kombination aus Opulenz und Minimalismus, grandiosem Auftritt und nobler Zurückhaltung. Der wahre Luxus ist dann, darin auch noch zu kochen.
FOTO: BEIGESTELLT 51
Mit dem Kochen ist das so eine Sache. Vor allem eine Geschmackssache –und das hat nicht immer nur etwas mit der Gewürzmischung und den Mengenangaben zu tun. Quer über den Globus, auf dem Land und in der Stadt, überall kocht man anders: über offenem Feuer, auf einer Kücheninsel, in einer Kombination aus Front- und Back-Kitchen, mit einer Variante zum Wegklappen oder unter freiem Himmel.
ALLE KOCHEN MIT WASSER
Das Kochen ist wie eine internationale Sprache, die alle einfach nur durch das Kosten, Probieren und Schmecken verstehen. Diese kulinarischen Entdeckungsreisen gehen jedoch weit über die Geschmacksknospen auf der Zunge hinaus, denn Küchen sehen auf jedem Kontinenten anders aus. Auch hier ist man gegenseitige Inspirationsquelle, Kulturen und Gebräuche vermischen sich wie ein Fusion-Gericht, das zu einem echten Erlebnis wird. In den ländlichen Bereichen waren Küchen seit jeher der beliebteste Aufenthaltsraum, schön warm und gesellig, ein Inbegriff von Geborgenheit, Sicherheit und soziale Drehscheibe für Familie und Freunde. Platz genug war dort vorhanden, der für einen großen Tisch, ein Kühlhaus, eine Vorratskammer und natürlich eine große Kochstelle genutzt wurde. Vieles davon hat man mit den heutigen modernen Ansprüchen elegant verbunden, eng verknüpft mit einer Architektur, die den Kräuter-
und Gemüsegarten zum wichtigen Bestandteil des Ganzen macht. Doch während man früher eher wandgebunden kochte, ist die Kochstelle in die Raummitte gewandert. Geblieben ist dieser jedoch auch ein großzügiger Arbeitsbereich und gemeinschaftlicher Essplatz direkt an Ort und Stelle. In der Stadt mit vielen Single-Haushalten und gelegentlichen Gästen hingegen muss es eher schnell gehen. Alles ist internationaler und weniger traditionell – ganz nach dem Motto „Heute so, morgen so“. Und während man hier
auf Kompaktheit setzt, schätzt man die Komplettheit ebenso sehr. Fehlen sollte, nein, darf es an nichts.
EDLE STEINE
Aber welches Bild hat man eigentlich vor sich, wenn man an eine Küche in einem Haus auf dem Land denkt? Ist das sehr klischeebehaftet, oder darf man heute auch noch traditionell denken? Im Kopf entsteht ein Archetypus, ein großer Raum mit kleinen Fenstern, mit liebevollen
I KÜCHE
Gemütliche Finca. Schüller kombiniert blauen Satin-Lack mit edlen Messinggriffen für ein mediterranes Ambiente.
Gefasster Stein. Mit Altholz perfekt kombiniert bei Strasser.
Details und kreativem Chaos, dazu jede Menge Holz und Naturstein – Landleben eben. Und tatsächlich gibt es Küchen, die genau in diese Kerbe schlagen, ein wenig romantisch und höchst souverän. Eine davon ist die Küche Finca von Schüller, die in ihrem Landhausstil in tiefblauem Satin-Lack einen Hauch von mediterranem Flair ausstrahlt. Edle Messinggriffe unterstreichen die Zeitlosigkeit, die ganz bewusst zum Designelement wird. Zutiefst naturverbunden präsentieren sich die Natursteinküchen von Strasser Steine, die als moderne Kuben Bodenhaftung und Urkraft demonstrieren. Die Oberfläche der Unit Q Terra mit ihrem Lederlook aus der Serie ST-ONE ist geradezu prädestiniert für eine Kombination mit altem Holz, um all das Erlebte entdecken zu lassen – optisch und haptisch.
Auch bei SieMatic setzt man auf die nicht nur optische Kraft edler Steine und nutzt deren Ausstrahlung in der Designsprache der luxuriösen Mondial-Serie, die schlichte geometrische Formen mit der Opulenz der Steine kombiniert und zu einem Erlebnis für die Sinne macht. Wobei der deutsche Möbelhersteller bei den zehn Zentimeter starken Arbeitsplatten auf eine ressourcenschonende Verwendung des edlen Naturmaterials setzt, indem mit einer Steinauflage von nur einem Zentimeter Stärke gearbeitet wird. Durch auf Gehrung gearbeitete Kanten wirkt sie trotzdem, als wäre sie aus massivem Stein gefräst. Auch der Monoblock der Mondial wird vierseitig mit dem Naturstein Serpentinit Tauerngrün belegt. Zur Arbeitsseite hin sind allerdings Unterschränke mit praktischen Auszügen und Schubkästen integriert, deren Farbe
je nach Umgebung aus den über 2.000 Sonderfarben des SieMatic Individual Colour System gewählt werden kann und die in matt mit Antifingerprint-Beschichtung nicht nur schön aussehen, sondern auch den Tests des Alltags optisch standhalten.
Holz ist das Hauptthema bei der Küche Loft von Team 7, die alle Elemente – von Kochinsel bis Essplatz – mitbringt, sich selbst dabei aber nicht in den Vordergrund stellt,
sondern das Geschehen rundherum. Mit Sitznische und Bücherregalen im Gepäck wirkt sie so, als wäre sie schon immer da gewesen. Alle drei rufen Erinnerungen hervor, die dazu einladen, einfach ans Werk zu gehen – ganz ohne Berührungsängste.
Manchmal wird aber auch das Kontrastprogramm gesucht, das mit überlieferten Vorstellungen bewusst auf Konfrontation geht und trotzdem perfekt zu seinem ländlichen Kontext passt. Wie gut das gelingen kann, zeigt die Küchenserie Ego von Abimis aus spiegelndem poliertem Edelstahl.
FOTOS: HERSTELLER 53
Ganz natürlich. Holz, Holz und noch mal Holz dominiert auch die Küchen von Team 7.
Goldener Glanz. Die Ego von Abimis in poliertem Edelstahl.
MONDÄNER RETRO-STIL
Das Material lässt sich durchaus mit einem rustikalen Umfeld kombinieren und verleiht ihm sogar einen mondäneren Charakter. Mit ihren gerundeten Formen und Griffen erinnert die Küche ein wenig an den Stil der 1950er-Jahre und bringt damit einen Schuss Nostalgie mit. Für alle, die es nicht so gern im silbrigen StahlLook haben, ist die Küche in allen RAL-Farben erhältlich. Auf räumliche Großzügigkeit setzt Küche Twenty Frame von Modulnova, die die Architektur einfach fortsetzt und damit verschmilzt. Auch sie wirkt trotz ihrer Dimensionen zurückhaltend elegant und fungiert als Bühne für leidenschaftliche Kochsessions. Gleichzeitig definiert sie raffinierte Übergänge – im Material von Feinsteinzeug zu Holz und in der Funktion von der Kochstation zum Esstisch.
Ausbreiten kann man sich auch bei der minimalistischen Cucinand’O von Aran Cucine, die mit ihren schwarzen Aluminiumablagen, den
verdeckten Türen und der Induktionskochzone die Sensibilisierung für eine nachhaltige Küche im Fokus hat. Konzipiert wurde die Küche gemeinsam mit Attila Veress von Davide Oldani, Chefkoch des renommierten Restaurants D’O in Cornaredo bei Mailand, der seine Philosophie der „Pop-Küche“ in den Entwurf einfließen ließ.
STERNEKOCH ALS CO-DESIGNER
Die Küche selbst besteht gerade mal aus dem Notwendigsten, wobei die Reduktion auf einen zentralen Inselgrundriss den Fokus auf intelligenten Verzehr unterstreicht, für den Oldani selbst eintritt: die Vision einer Küche ohne jeglichen Abfall, die sich in dem Grundgedanken auflöst, diesen zu vermeiden, indem man keinen Überschuss produziert.
FOTOS: XXXX
Aus einem Guss. Modulnova sorgt für raffinierte Übergänge in Material und Funktion.
Gemeinschaftsprojekt. Die Cucinand’O wurde mit Chefkoch Davide Oldani entwickelt.
HERSTELLER
Geheime Schönheit. Sigma von Ernestomeda verschwindet hinter einer eleganten Falttür.
Erste Reihe: Hochwertige, zum Design der Küche passende Erweiterungen wie hier die eleganten Bar-Stühle von KFF werden immer wichtiger – und immer schöner.
KÜCHE | 55
In der Stadt zeigt sich meist ein ganz anderes Bild. Oft heißt es Platz sparen, weil die Wohnflächen beschränkt sind. Trotzdem sind Offenheit und Raumfluss gerade hier das vorrangige Thema. Um die Funktionen noch stärker miteinander verschmelzen zu lassen, insbesondere in kleinen Wohneinheiten, bietet sich beispielsweise eine Küche an, die hinter den Kulissen verschwindet, wie Sigma von Ernestomeda. Dieser ist kaum anzumerken, dass es sich um eine komplett ausgestattete Küche handelt, da die gesamte Küchenzeile hinter einer Falttür verschwindet und sich so optisch in die Schrankwand und damit in das Wohnsetting eingliedert. Die gesamte Front raumhoch gestaltet, nimmt dies nichts an Größe weg – ganz im Gegenteil. Auf die elegante Reduktion gekommen ist auch Next125 mit dem Küchenmodell NX640 | NX510 als optimiert organisierte Küchenzeile, die dennoch viel Stauraum bietet.
TISCHLÜFTER UND TEPPANYAKI
Nicht alles verstecken, sondern viel lieber wie in der Profiküche griffbereit haben und aus dem Vollen schöpfen ist hier der Ansatz. Auch Tischlüfter und Teppanyaki sind fixer Bestandteil des urban angehauchten Konzepts. Sehr schlank und auch wiederum fast bis zur Unsichtbarkeit integriert hingegen präsentiert sich die Küche
FOTOS: XXXX 56 I KÜCHE FOTOS: LEICHT, BEIGESTELLT
Gelungen optimiert. Bei Next125 gibt es Stauraum und Platz, um aus dem Vollen zu schöpfen.
Geselliges Konzept. Die R1 von Rastelli schafft eine fließende Kontinuität zum Wohnraum.
R1 von Rastelli, entworfen von Ulisse Narcisi, mit ihrer Calacatta-Quarzit-Arbeitsplatte, den Nussbaumtüren sowie den schlanken horizontalen und vertikalen Aluminiumprofilen. Um eine fließende Kontinuität zum Wohnbereich zu schaffen, wurden passende Bücherregale mitentworfen, ausgestattet mit Rückwänden und Einlegeböden sowie offenen Modulen aus schwarzem Stahl, die das Schwarz der Kücheninsel aufgreifen. Das optionale Möbelsystem ergänzt die Küche auf subtile Weise und sorgt für ein ästhetisches Gleichgewicht ganz im Sinne eines harmonischen Übergangs.
GRÖSSE ZEIGEN
Doch nicht überall müssen die Quadratmeter genau gezählt werden, vor allem in ehemaligen Industrielofts, deren räumliche Weite gefüllt werden muss. Mit einem stringenten japanischen Stil lockt die Kollektion Kyoto von Leicht Küchen, die den architektonischen Rhythmus mit einer sanften Holznote aufnimmt und dadurch wohnlich und überlegt zugleich wirkt. Inspiriert von der Sinnlichkeit japanischer Handwerkskunst greift sie mit ihrem hochwertigen Echtholzprogramm aus glatten Furnierfronten und strukturstiftenden Holzprofilen die aktuellen Trends 2023 auf, zu denen der Japandi-Stil zählt, bei dem japanischer Minimalismus auf skandinavische Gemütlichkeit trifft. Er zeichnet sich durch grifflose Aufgeräumtheit und geradlinige Klarheit aus, während Stein und Holz eine emotionale Komponente mitbringen – alles verpackt ins Erscheinungsbild einer wohltuenden Zurückhaltung und Kompaktheit. Die Küche Artematica Soft Outline von Valcucine hingegen wagt sich etwas weiter in den Raum vor. Wie alle Küchen kann auch sie situativ passend geplant werden, macht aber in loftartigen oder
großen, weiten Räumen eine besonders gute Figur. Verpackt in ein klares Konzept ganz ohne Schnickschnack überrascht sie mit außergewöhnlichen Oberflächen, etwa der speziellen Glas-Ausführung Vitrum, mit Keramik, Marmor und dem Hightech-Material Carbontec-Sinterstein. Den Raum ganz für sich beansprucht die Küche Hi-Line von Molteni&C, die mit gleich zwei Inseln starke Präsenz zeigt. Feuer und Wasser stehen hier einander gegenüber – das eine komplett mit Abdeckplatte verschließbar mit darüber hängendem Ablagensystem mit integrierter Dunstabzugshaube, das andere mit Snackplatte mit Top aus Kernholz in Eiche hell und Eiche schwarz mit abgeschrägten Kanten und Profilen, völlig frei und bereit für unbeschwerte Spontaneität. Beeindruckend sind auch die Materialien: So werden die Inseln von Aluminium in Titan und Zinn gerahmt, Eukalyptus für die Unterschränke verleiht der Küche einen natürlichen Touch. Absolutes Highlight
ist das mit seinen 168 Zentimetern mehr als großzügige Spülbecken aus gefaltetem Stahl und mit einem neuen Zubehörset ausgestattet. Eine neue Abtropffläche aus schwarzem HPL, eine Abtropffläche aus schwarzem NPL und ein elegantes Schneidebrett aus Eiche bilden als funktionale Arbeitsplatten drei verschiedene Ebenen, die sich nach Bedarf verschieben lassen.
Zusammengefasst lassen moderne Küchenkonzepte die freie Wahl auf der gesamten Gestaltungspalette: von kompakt zum Wegklappen bis hin zu ausladend mit zwei Inseln. Eine Rückkehr zur Back-Kitchen ist weiter nicht in Sicht, am wichtigsten aber ist und bleibt der soziale Anschluss, der ganz oben bei jeder Küchenplanung steht: Alleine ins enge, wenn auch superfunktionale Kochkämmerchen von früher möchte niemand mehr zurück. ∏
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Großer Auftritt. Die Artematica von Valcucine kommt besonders in loftartigem Umgebungen zur Geltung.
Geradlinig und echt. Leicht setzt auf spannende Wechselspiele aus Struktur und glatten Oberflächen.
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Gigantisch. Zwei Inseln und eine Rekord-Abwasch bietet Molteni&C.
DESIGN MIT Geschmack
Das Auge isst mit. Das gilt nicht nur für die schön angerichteten Speisen am Teller, sondern auch für die Küche selbst.
Hersteller: Gaggenau
So verführerisch sie sein können, die Düfte des frisch Gekochten –gerade in offenen Grundrisskonzepten kann Geruch schnell störend werden. Gaggenau löst das Problem so unauffällig wie leise: Die Geruchsabsaugung ist direkt ins Kochfeld integriert, die Steuerung erfolgt über die Edelstahl-Bedienelemente oder automatisch, damit Gerüche und Dämpfe direkt an der Quelle abgeführt werden. gaggenau.com
LICHTGESTALT
Hersteller: Prödl
Nach einem Design von Ingo Hartmann, BEHF Architects, setzte die Tischlerei Prödl diese Küchenlösung in einem privaten Wiener Loft um. Zeitloses Design von Schranksystemen und verbauter Küche im fein arrangierten Kontrast zum geschichtsträchtigen Bestand des Apartments. Hochglanz-Lack trifft auf gebürstetes Holz. Jugendstil auf Futurismus. Spitzenhandwerk von heute auf Baukunst von damals. proedl.at
JAPANISCHE ELEGANZ
Hersteller: Leicht
Mit der Kollektion 2023 erweitert Leicht sein Portfolio durch das neue Programm und Planungsprinzip Kyoto, das von der Sinnlichkeit japanischer Handwerkskunst inspiriert ist. Das hochwertige Echtholzprogramm lebt von einer besonderen Mischung aus glatten Furnierfronten und strukturstiftenden Holzprofilen. Es kreiert für den Küchen- und Wohnraum naturnahe Echtholzmöbel, die in ihrer Ausstrahlung Tradition und Moderne vereinen. Kyoto ist in den zwei Ausführungen Eiche und Walnuss erhältlich. preloschnik.at
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FEINE NASE
58 I BEST OF KÜCHE HERSTELLER
PURER MINIMALISMUS
Hersteller: SieMatic
Die elegante, minimalistische Formensprache der Möbelelemente aus der SieMatic Stilwelt Pure bringt das zur Geltung, was wirklich zählt: die bleibenden Werte der ausgewählten Materialien und ihre präzise Verarbeitung bis ins kleinste Detail. Großzügig gestaltete Formen und der Verzicht auf allzu Dekoratives schaffen Balance. siematic.com
inspiriert?
GUTER TROPFEN
Hersteller: V-Zug
Die Weinschränke von V-ZUG vervollständigen das Sortiment für High-EndKüchen. Sie verfügen über die moderne Technologie und die hohe Qualität, die für die ideale Lagerung edler Weine erforderlich sind. Abgewinkelte Tablare, Glastüren oder eine elegante Display-Beleuchtung sorgen für eine optimale Präsentation selbst der wertvollsten Flaschen. Die Einbau-Weinkühler verfügen über zwei getrennte Temperaturzonen für Rot- und Weißwein. Beide lassen sich auf Temperaturen zwischen 5 °C und 20 °C einstellen. vzug.com
kontaktieren sie manfred preloschnik, den spezialisten für außergwöhnliche küchen in wien!
EGGERSMANN UNIQUE – QUARZIT BEOLA NERA – Aluminium grau eloxiert – Fasseiche Furnier. Eine 45-Grad-Gehrung an den Wangen lassen die Schränke noch glatter schließen. Die massive Holzplatte auf der Kochinsel ist beweglich und auch als Barplatz zu benutzen. Wird gerade nicht gekocht, verschwindet die Nische hinter der warmen Holzoberfläche des Faltpocketschranks.
Besuchen sie uns auf der DESIGN DISTRICT 1010 WIEN 6.– 8. Oktober 2023, Stand E12
gumpendorferstraße 122 I 1060 wien I t: +43/1/597 64 07-11 I www.preloschnik.at
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STAND E12
AUFSTIEG INS WOHNZIMMER
Von finnischen Saunen bis zum türkischen Hamam: Was heimische Sauna-Bauer inspiriert und welche Design-Ansprüche die einstigen Keller-Kinder heute erfüllen müssen.
Die Finnen haben’s erfunden –oder zumindest wurde deren Sauna-Kultur 2020 von der Unesco der Status eines immateriellen Kulturerbes verliehen. Und auch die Verbreitung des Saunierens in Österreich haben wir den nördlichsten aller Skandinavier zu verdanken, wie Jürgen Klingenschmid, Klafs-Österreich-Chef, weiß: „In den 1950er-Jahren gewannen einige finnische Leichtathleten recht spektakulär Medaillen und sprachen dann in Interviews über das, was heute bestens bekannt ist: Dass Saunieren bei 90 bis 100 Grad und zehn Prozent relativer Luftfeuchtigkeit dabei hilft, Lactat abzubauen – also Muskelkater zu verhindern, aber auch die Blutgefäße erweitert.“ Mit der Verbreitung dieses Wissens begannen die Saunen ihren Siegeszug über die Kuranstalten
in die Privathaushalte und letztendlich bis in die Kleiderschränke der Wiener Zinshäuser – aber der Reihe nach.
Denn auch wenn der Begriff der finnischen Sauna hierzulande der gängigste ist, haben die Bewohner des Landes der 1.000 Seen das therapeutische Schwitzen nicht als einzige Nation frühzeitig für sich entdeckt. Auch die indigenen Einwohner Nordamerikas wussten um die gesundheitsfördernden Eigenschaften ihrer Schwitzhütten, im Osmanischen Reich stiegen die Hamams zu Orten der Wellness und Kommunikation auf, in Russland die Banjas. Das japanische Saunieren unterscheidet sich streng genommen ein wenig, weil dort im heißen Bad – besonders beliebt sind die Onsen, die heißen Quellen – geschwitzt wird; die Wirkungen in
I WELLNESS
TEXT: MARTHA BERGER
Aufgestiegen. Mit dem Umzug vom Keller in den Wohnbereich müssen die Saunen neue Designansprüche erfüllen, denen die Hersteller mit entsprechenden Produkten begegnen: Das neue Modell S11 von Klafs etwa wurde mit dem Studio F.A. Porsche entwickelt und wertet selbst ein Wohnzimmer auf.
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Sachen Entschlackung sind jedoch ähnlich. Was mehr und mehr Österreicher mittlerweile zu schätzen gelernt haben, denn die Onsen-Bäder haben in den vergangenen Jahren die gehobene heimische Wellness-Hotellerie erobert.
Auch optisch beeinflussen exotische schweißtreibende Entspannungsorte manchen heimischen Sauna- und Wellnessbereich. „Wir schauen überall nach Inspirationen, zum Beispiel über Instagram – von der Schwitzhütte bis zum Hamam. Und machen Dinge, die wir dort spannend finden, mit modernem Design für Österreich anwendbar“, berichtet Josef Deisl, Geschäftsführer des gleichnamigen steirischen Saunaherstellers. Abgesehen von der Optik – die typisch finnische Sauna hat mit einem Hamam herzlich wenig zu tun – unterscheiden sich die Wellnessmethoden der Welt aber auch in den Feinheiten ihrer Darreichungsform. Was Klingenschmid, der auch Vizepräsident des Österreichischen Sauna Forums (ÖSF) ist, vor allem den unterschiedlichen Klimazonen zuschreibt, in denen die jeweiligen Formen erfunden und perfektioniert wurden. „Vieles ist in den verschiedenen Sauna-Kulturen sehr ähnlich und lässt sich nur schwer trennen.“ Noch heißer als die klassischen Sauna, wie wir sie aus Finnland kennen, ist die russische Banja, „die oft erst bei 105 Grad anfängt und so ziemlich das Härteste ist, was es gibt“, so Deisl.
Deutlich angenehmer ist das Sanarium, das sogenannte Warmluftbad, das bei Temperaturen von 45 bis 60 Grad und rund 20 bis 55 Prozent
Luftfeuchtigkeit angesiedelt ist. Dazu gehören beispielsweise auch die Schwitzhütten, bei denen – wie auch in den Saunen und Banjas – durch Aufgüsse plötzlich Luftfeuchtigkeit freigesetzt wird. Außerdem spielen Kräuter und Mineralien je nach Kultur eine andere, wichtige Rolle. In den Banjas setzt etwa das „Geißeln“ mit Birkenzweigen Wirkstoffe frei und sorgt ähnlich wie das Wedeln für die Zerstörung der obersten Schweißschicht, um die Hitze näher an die Haut zu bringen; in Japan wird der Körper mit grobem Salz eingerieben.
NEBELBAD MIT MASSAGE
„Eine Abwandlung des Sanariums ist das Tropenbad, das mit 48 bis 75 Grad Celsius und 20 bis 50 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit recht tough ist“, erklärt Jürgen Klingenschmid weiter. „Und eigentlich eine Abwandlung des Hamams ist – des Dampfbades, das streng genommen ein Nebelbad ist. Denn 100 Prozent Luftfeuchtigkeit sind physikalisch Nebel, auch wenn wir damit immer den kalten Nebel assoziieren.“
Das Besondere am Hamam im Unterschied
zum heutigen Dampfbad sei allerdings die Behandlung des Badegastes mit wohlriechenden Seifenwasserlösungen durch den Masseur. „Das muss man einfach erlebt haben“, sagt der Sauna-Experte – und befindet sich damit in bester Gesellschaft. Denn auch literarisch ist dieses Erlebnis immer wieder festgehalten worden, unter anderem in Helmuth von Moltkes Buch „Unter dem Halbmond“, in dem er in den 1830er-Jahren schreibt: „Der Patient wird nun demselben Verfahren unterworfen wie die türki-
Aufgelegt. Die neuen Materialien machen auch immer mehr Dekoration in den einst schlichten Kuben möglich – von Zierkissen bis zu designten Auflagen.
schen Pferde beim Striegeln, indem nämlich der Wärter einen kleinen Sack aus Ziegenhaar über die rechte Hand zieht und damit den ganzen Körper anhaltend überfährt. Dies ist allerdings eine gründliche Reinigung, und man möchte sagen, dass man noch nie gewaschen gewesen ist, bevor man nicht ein türkisches Bad genommen hat.“ Auch die Saunen wurden einst wegen ihrer hygienischen Bedingungen geschätzt, berichtet Josef Deisl. „In Finnland wurden früher in sogenannten Rauchsaunen die Kinder geboren“, weiß er. Diese meist Gemeinschaftssaunen wurden mit Feuer und Rauch aufgeheizt und waren nach dem Ablöschen des Feuers durch den Ruß die keimfreiesten Orte in den Dörfern.
SCHWITZEN UND REDEN
Auch bei den römischen Bädern stand vor allem die Hygiene im Vordergrund – was seit der Errungenschaft von fließend Warmwasser eher kein großes Thema mehr ist –, aber auch die Kommunikation, die – zumindest im öffentlichen Bereich – sehr wohl auch heute noch ein Thema ist, wie Klingenschmid weiß. „Während Covid hat vielen diese Plattform zum sozialen Austausch gefehlt, und sobald man wieder reisen durfte, haben die Menschen sie wieder genutzt.“
Das tat der Begeisterung für private Saunen – oder den klassischen Dreiklang aus Sauna, Dampfbad und Infrarotkabine – aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, in den vergangenen Jahren sind die schweißtreibenden Räume sogar hinaufbefördert worden, wie Deisl berichtet.
„Seit ein paar Jahren sehen wir einen Trend-
62 I WELLNESS
wechsel von der Kellersauna ins Bad. Die Sauna ist jetzt ein Möbel- und Designerstück und nicht mehr der dunkle Raum im Keller, aus dem man erst die Ski rausräumen muss. Dadurch wird sie auch viel häufiger genutzt.“ Gefragt seien derzeit organische Formen, die Lamellen werden feiner, auch im Dampfbad gibt es jetzt geschwungene Liegen. „Außerdem geht es in die japanische Richtung des Wabi Sabi, da wird beim Massivholz mehr verziehen. Das darf heute auch mal ein kleines Mackerl haben – früher war so etwas ein Riesenproblem.“
AUFSTIEG AUF DIE WOHNEBENE
Mit dem Aufstieg auf die Wohnebene haben sich auch die Ansprüche an das Design verändert. Galt einst für Wohnzimmer, dass diese bei aller Liebe zu massivem Holz nicht aussehen sollten wie eine finnische Sauna, gilt das inzwischen auch für – genau – die finnische Sauna. „Beim Design, den Materialien und in der Kombination mit Licht sollen die Saunen immer wohnraumähnlicher werden, da gibt es Lampenschirme, geometrische
Ausgeleuchtet. Auch bei den Details wird das Design immer wichtiger. Das beginnt bei hochwertigen Lichtkonzepten und hört bei schönen Öfen lange nicht auf.
Formen und Fischgrätmuster; aber auch viele textile Materialien“, berichtet Klingenschmid. Ein Bedarf, den Klafs unter anderem in der Zusammenarbeit mit Top-Designern bedienen will. So wurde gemeinsam mit der französischen Designerin Gesa Hansen die Sauna Gesa auf den Markt gebracht, die mit weißen Liegen und schwarze Wänden dem Japandi-Trend folgt; für das jüngste Baby wurde das Studio F.A. Porsche verpflichtet, um eine Sauna mit dem ästhetischen Anspruchs eines Porsche 911 zu
entwickeln. Das Ergebnis heißt passenderweise S11 und muss sich wirklich nicht mehr im Keller verstecken, sondern kann durchaus auch als Conversation-Piece im Wohnbereich glänzen: Die frei stehende Variante hat eine in mehreren Stufen lackierte Außenwand in Metallic-Champagner, die Front ist aus rahmenlosem Glas, im Inneren sorgen Rundungen für fließende Übergänge zwischen Liegen und Wänden, und die versteckte Technik sorgt für einen puristischen Anblick.
Das Bedürfnis nach Design ist aber nicht nur im Inneren, sondern auch in der Architektur der Schwitzhütten im Außenbereich deutlich gestiegen – wobei das Wort Hütte eigentlich kaum mehr angemessen ist. Mit entsprechend robusten Budgets und der Bereitschaft, sich auch auf neue Ideen einzulassen, entstehen teils architektonische Kleinode an den Pools und in den Gärten, die der Architektur des Haupthauses in nichts nachstehen – und auf diese abgestimmt werden. „Wir haben beispielsweise auf den Balearen eine Sauna im Finca-Stil gebaut, in Schladming bei einem Dampfbad wiederum mit regionalen Materialien gearbeitet und versucht, den Dachsteins auch in der Formensprache aufzugreifen“, erklärt Deisl. Inspirationen findet er dabei auch bei Städteplanern, oder er entwickelt selbst „lustige Ideen“, wie eine Seesauna, die mittels Seilzug aufs Wasser rausfährt. „Da gibt es dann unten die Sauna und oben das Deck“, erzählt er. ∏
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FOTOS: HERSTELLER
Ausblick: Wenn die Sauna perfekt ins edle Badezimmer integriert ist, trägt schon der Ausblick durch die Glastüren zur Entspannung bei.
DAS BADEZIMMER ALS SCHMUCKKÄSTCHEN
Wie vereint man möglichst viel Wohlbefinden, Entspannung und Ästhetik auf kleinem Raum? Diese Frage beantworten BadAnbieter auf ganz unterschiedliche Art. Jede davon macht das Badezimmer zum einzigartigen Wohlfühlort.
Refugium. Ein Rückzugsort, an dem wir uns wohlfühlen, an den es uns zieht, wenn wir ungestört sein wollen. Es ist kein Zufall, dass Heinz Glatzl und Joachim Mayr, gemeinsam das Architektenduo M&G, diesen Namen für ihr Hotel in Lunz am See gewählt haben. Und es ist auch kein Zufall, dass es am Beginn dieses Textes steht, in dem es doch eigentlich um das Badezimmer geht. Denn unser Bad ist genau das: Ein Refugium für unsere Entspannung und unser Wohlbefinden. Was Hotel- und Privatbäder gemeinsam haben,
ist die Tatsache, dass all diese Bedürfnisse oft auf sehr kleinem Raum Platz finden müssen. Immerhin ist der Großteil der österreichischen Privatbäder weniger als zehn Quadratmeter groß. Die traumhafte Sauna, die Hotels wie das Refugium aus den Zimmern in ausgedehnte Wellnesslandschaften oder Gartenhäuser auslagern können, bleibt gerade im urbanen Raum meist genau das: ein Traum.
WASSER TRIFFT DESIGN
Was nicht heißt, dass das Privatbad nicht zur Entspannungszone avancieren kann – Anbieter von Badmöbeln, Keramik und Armaturen tüfteln
Jahr und Tag daran, uns die zwei Lebensjahre, die wir durchschnittlich im Bad verbringen, zu versüßen. Eine immer wichtigere Rolle spielt dabei die Dusche – die gegenüber der Badewanne immer mehr die Oberhand gewinnt. Ein Vollbad braucht eben Zeit. Ein paar Minuten lang einen wohltuenden Wasserstrahl in den Nacken prasseln zu lassen entspannt zwischendurch. Eine Tatsache, die Duschen-Spezialist Dornbracht gekonnt für sich nutzt. Die Designduschen kommen mit zwei Strahlarten: Die klassische Kopfbrause mit gebündeltem Strahl hat vor allem Reinigungs-, aber auch Massagefunktion, wirklicher Star bei Dornbracht ist aber der Regen. Die
64 I BAD
TEXT: LISA KLINGL
Refugium. Im gleichnamigen Hotel in Lunz am See wurden 23 individuelle Badezimmer geschaffen. Geberit findet man hier vor und hinter der Wand.
großen Tropfen fallen nur durch ihr Eigengewicht und treffen damit voll, aber leicht auf den Körper, was ein besonderes sensorisches Erlebnis hervorrufen soll. Abgerundet wird das ganze durch optionale Lichtszenarien, die auch durch Alexa oder Philips Hue steuerbar sind.
Die Kombination von Ästhetik, Sensorik und Hygiene stellt auch Anbieter Geberit in den Mittelpunkt – mit seinen Dusch-WCs. Die Reinigung mit Wasser nach dem Toilettengang wird nämlich nicht nur (völlig zu Recht) als weit hygienischer empfunden als jene mit Papier, sondern auch als besonders angenehm: ein „Mini-Wellness-Erlebnis“ für zwischendurch. Hinter dem reduzierten Design der AquaClean-Reihe verbirgt sich eine Reihe von technischen Fea-
tures: Vom besonders schonenden Duschstrahl in mehreren Varianten bis zur individuellen Einstellung, die per App steuerbar ist.
HAUTE COUTURE IM BAD
Ein Begriff, den wir eigentlich aus der Mode kennen, hält nun auch im Bad Einzug. Der italienische Hersteller Gessi präsentierte auf der diesjährigen Salone del Mobile seine Haute-Couture-Kollektionen im Stile der großen Modemacher. Jacqueline erinnert in Form und Material tatsächlich mehr an ein modisches Accessoire als an eine Badarmatur und spielt gleichzeitig mit dem Trend zu Naturmaterialien im Bad: Für die Kollektion verwendet man nämlich Bambus. Die hohlen Wurzeln werden einzeln nach Durchmesser und Abstand zwischen den Knoten gewählt, um sie mit größtmöglicher Natürlichkeit an die Kreation von Armaturen und Einrichtungsaccessoires anzupassen. Als Schmuckstück glänzt die Kollektion „Perle“:
Regentropfen. Die Tropfen der Dornbracht-Regendusche fallen nur durch ihr Eigengewicht auf den Körper. Passende Lichtszenarien runden das entspannende Ambiente ab.
Muranoglas, Halbedelsteine, synthetische Perlen oder Holz sitzen als Kugeln auf der Armatur wie ein auffälliger Ring am Finger.
ORDNUNG IM KOPF
Während Gessi eher auf den Aufmerksamkeitsfaktor setzt, regiert bei Geberit der elegant reduzierte Stil. Der Gedanke dahinter: Gerade in kleinen Räumen schätzen wir Ordnung und eine klare, aufgeräumte Optik. Sie lässt nicht nur kleine Räume großzügiger wirken, sondern wirkt auch beruhigend auf unsere Psyche – wie es sich für ein Refugium eben gehört. Und damit schließt sich unser Kreis, denn auch das besagte Lunzer Hotel hat seine Bäder mit Geberit ausgestattet: Der VariForm-Waschtisch setzt auf klare geometrische Grundformen, die Duschrinnen von CleanLine betten sich nahtlos in die bodenebenen Duschen ein. Sogar ein Dusch-WC in Form der AquaClean-Sela-Reihe ist vorhanden. Wie es sich für ein Refugium eben gehört. ∏
65 FOTOS: GREGOR HOFBAUER, BEIGESTELLT
Ring am Finger. Gessis Badarmatur Jacqueline aus der Haute-CoutureKollektion lässt einen eher an ein Schmuckstück als an einen schnöden Wasserhahn denken.
Rund zwei Jahre unseres Lebens verbringen wir im Bad. Ein guter Grund, es uns dort richtig schön zu machen.
EIN BADEZIMMER zum Wohlfühlen
FRISCHEGEFÜHL
Hersteller: Geberit
Die Wannenarmatur BK3 des Herstellers Vola setzt auf schlichte Eleganz. Befüllt wird die Wanne per Eingriffmischer über den Überlauf der Ab- und Überlaufgarnitur, die schlanke Handbrause ist versenkbar. So steht dem entspannenden Vollbad nichts mehr im Wege. vola.com
SPIEGLEIN, SPIEGLEIN
Hersteller: Ketteye
Der Ketteye zoom ist ein vielseitiges Accessiore für Zuhause und auf Reisen. Erhältlich ist der kompakte Vergrößerungsspiegel in zahlreichen Farbvarianten, mit robustem Standfuß, geschwungenem Schwanenhals oder magnetischer Wandhalterung. Die beiden eingebetteten LED Leuchten an den Seiten lassen sich bequem über USB-Port laden. ketteye-spiegel.de
Waschen statt Wischen, das ist der Gedanke hinter den AquaClean Dusch-WCs von Geberit – wie hier das Modell Sela. Auf Knopfdruck fährt der versteckte Duscharm heraus und reinigt den Po mit einem angenehm warmen Wasserstrahl. Die Wassertemperatur sowie die Intensität und die Position des Duschstrahls können individuell eingestellt werden. geberit.at
EKKEHARD PASSLER
Seit 1974 liefert der Wiener Installateur Badezimmerkonzepte und koordiniert in der Abwicklung sämtliche Gewerke. passler.at
Tipp
FOTOS: HERSTELLER, SABRINA ROTHE 66 I BEST OF BAD & WELLNESS
PLATZ FÜR ENTSPANNUNG
Hersteller: Vola
Nichts vermittelt so sehr das Gefühl von Großzügigkeit wie eine freistehende Badewanne. Sie bedeutet: hier steht Wohlfühlen im Mittelpunkt. Vola liefert dazu stilecht die Wannenfüll- und Brausearmatur für freistehende Montage mit gebogenem Auslauf und dezenter Handbrause. vola.com
#ThisIsMEM
ALLES IN ORDNUNG
Hersteller: Geberit
Die Serie One ist ein Weltmeister in der Platzoptimierung – so wird auch der Platz in der Wand selbst als Stauraum genutzt, andernorts werden Rohre und Siphon in die Wand verlagert, so dass im Waschtischunterschrank mehr Platz frei wird. Die Serie bietet unzählige Individualisierungsmöglichkeiten.
Leading Designs for Architecture
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Kraftvoll. Die Futurismo-Kollektion von Vista Alegre ist eine Neuinterpretation der Pionierbewegung.
I TISCHKULTUR
HANDGEMACHT, BUNT und schön schrill
Portugiesische Keramik ist weltberühmt. Design DE LUXE hat fünf der bekanntesten Manufakturen besucht und sich erklären lassen, wie die gebrannten Kunstwerke entstehen.
TEXT: SABINE JÄGER
Fünf Manufakturen in drei Tagen: Unsere Reise führt uns tief in die Traditionen, Trends und Qualitäten der portugiesischen Tischkultur. Unsere erste Station liegt in den malerischen Hügeln Portugals zwischen Porto und Lissabon: die Grestel- Manufaktur, die die Marke Costa Nova produziert. Eigentümer und CEO Miguel Casal betont in unserem Gespräch, dass die Qualität der Keramik der Herzschlag ihrer Mission ist –von der Idee bis zum fertigen Produkt. „In unserer Kreativität und Leidenschaft für Keramik spiegelt sich die Seele Portugals wider,“ erklärt er uns begeistert. „Unsere Produkte erzählen Geschichten und bringen Freude in die Herzen der Menschen weltweit.“ Die Zusammenarbeit mit talentierten Designern sei ihr Schlüssel zum Erfolg, deren Gespür für Trends und ihre Designaffinität inspirieren stets neue faszinierende Kollektionen. Hier ist jedes Stück ein Meisterwerk und Unikat, das Funktionalität mit zeitloser Eleganz verbindet, der Produktionsprozess eine Symbiose aus Kunstfertigkeit und Technik. Jeder Schritt wird sorgfältig von erfahrenen Handwerkern ausgeführt, die ihre Traditionen und ihr Wissen an die nächste Generation wei-
tergeben. Von der Auswahl feinster Tonarten bis hin zur kunstvollen Glasurentwicklung – jedes Detail ist von Bedeutung.
Dabei wird auf nachhaltige Produktion gesetzt, es werden nur umweltfreundliche Materialien verwendet, um eine ethische Keramikproduktion zu gewährleisten. Ein Bewusstsein, das sich auch in der Umarmung der Natur widerspiegelt, die sich optisch in jedem Stück findet. „Unser Anspruch ist es, dass unsere Keramik die Herzen der Menschen berührt und ihre Tafelkultur bereichert. Wir sind unseren Wurzeln verpflichtet und sehen gleichzeitig in die Zukunft“, beschreibt Casal die Vision seines Unternehmens.
TRADITION UND AVANTGARDE
Unsere zweite Station ist Vista Alegre in Lissabon. Die Manufaktur verkörpert nicht nur die traditionelle Handwerkskunst, sondern auch Innovation und den Designanspruch des 21. Jahrhunderts. 1824 gegründet, hat sich Vista Alegre zu einer der angesehensten Porzellanmarken der Welt entwickelt. Der hohe Designanspruch und die künstlerische Vision werden in jedem Schritt des Herstellungs-
Organisch. Bei der Kollektion Hide & Seek von Jomazé dreht sich alles um die Formen und Texturen der Natur.
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prozesses sichtbar. Dieser beginnt mit der Auswahl hochwertiger Rohstoffe wie Kaolin, Feldspat und Quarz, die sorgfältig gemischt und verarbeitet werden, um die perfekte Konsistenz für die Herstellung von Porzellan zu erreichen. Dafür werden sowohl traditionelle Handwerkstechniken wie auch modernste Technologien verwendet – das Ergebnis ist eine Bandbreite, die von klassischen und zeitlosen Designs bis zu avantgardistischen Konzepten reicht. Auch die Farbwelt steht dieser Vielfalt in nichts nach: Von zarten Pastelltönen bis zu lebendigen, kräftigen Farben strahlt hier jedes Stück eine einzigartige Persönlichkeit aus.
Der Produktionsprozess erreicht seinen Höhepunkt im Brennofen, wo die Rohstoffe bei extrem hohen Temperaturen gebrannt werden. Diese Ofentemperaturen sind entscheidend, um die gewünschte Festigkeit, Haltbarkeit und Transluzenz des Porzellans zu erreichen, die es für die vielseitigen Produkte braucht. Von luxuriösem Tafelgeschirr über kunstvolle Dekorationsstücke bis hin zu zeitgemäßen Wohn-
Maritim. Die Küste der Algarve mit ihren Lagunen, Kanälen und Stränden diente als Inspirationsquelle für die Kollektion Brisa von Costa Nova.
accessoires reicht die Palette. „Unsere Produkte sollen nicht nur den Alltag verschönern, sondern auch Emotionen wecken und Geschichten erzählen. Alle
Reinheit. Mit ihrer Innocence-Reihe zollt Vista Alegre dem Weiß des reinsten Porzellans als Symbol für Eleganz und Gelassenheit Tribut.
Stücke werden mit großer Sorgfalt ausgearbeitet, von der kreativen Idee über die Produktion, die Handbemalung bis hin zur Art und Weise, wie sie auf dem Markt präsentiert werden“, beschreibt CEO Nuno Barra den Prozess hinter dem Erfolg.
STONEWARE: ROBUSTE ELEGANZ
Eine versteckte Oase der Handwerkskunst ist unser nächstes Ziel: die Keramikmanufaktur Matceramica, die seit Jahrzehnten Keramikkreationen für Unternehmen unter deren Label hervorbringt – und für ihre besondere Verarbeitung und Designvielfalt bekannt ist. Hinter dem Erfolg der Steingut-Produkte steht ein sorgfältiger Herstellungsprozess, der auf Tradition und Qualität setzt. Feinster Ton wird kunstvoll geformt und durch die Hitze des Brennofens veredelt, das Ergebnis ist eine Keramik von außergewöhnlicher Robustheit und zeitloser Eleganz. Diese Verbindung von leidenschaftlicher Handwerkskunst und technischer Präzision verleiht den Produkten eine unverwechselbare Note. Jedes Stück wird von Künstlern mit kreativer Freiheit handbemalt, wodurch die Kreationen ihre einzigartige Persönlichkeit erhalten.
Die daraus entstehende Farbwelt ist ein Kaleidoskop, das die Vielfalt Portugals spiegelt. Von lebhaften Farbtönen, die an die Küstenlinie erinnern, bis hin zu erdigen Nuancen, die die Schönheit des Landesinneren einfangen – jede Farbe erzählt eine Geschichte. Diese Farbpalette schafft nicht nur eine visuelle Ästhetik, sondern auch eine emotionale Verbindung zu den Produkten. Inmitten dieser Welt des traditionellen Handwerks hat Matceramica vor Kurzem eine eigene Marke geschaffen, die die Vision der Manufaktur verkörpert: Nosse ist eine Hommage an die Essenz von Matceramica, in der Farbe, Form und Design zu einer harmonischen Einheit
I TISCHKULTUR
Rau. Für die Serie Ubuntu von Nosse hat die tausendjährige Kultur afrikanischer Völker mit perfekten Imperfektionen als Inspiration gedient.
verschmelzen. Jedes Stück der Nosse-Kollektion ist ein Beweis für Innovationskraft und Fähigkeit, das Erbe der Vergangenheit mit der Kreativität der Gegenwart zu verbinden.
HANDARBEIT ALS HERZSTÜCK
Weiter führt unser Weg zur Manufaktur Jomazé im Hinterland von Nazaré. Diese traditionelle Werkstatt hat sich einen Ruf für außergewöhnliche Handwerkskunst in der Gipsfertigung aufgebaut. Die Kombination aus alten Herstellungsmethoden und kreativem Design verleiht den Produkten von Jomazé einen zeitlosen Charme, der Sammler und Kunstliebhaber gleichermaßen fasziniert. Die Herstellung durchläuft einen sorgfältigen, dreistufigen Prozess: beginnend mit der Gipsfertigung, bei der spezialgefertigte Gipsformen verwendet werden, um die Grundform des Keramikstücks zu erstellen. Dies erfordert Präzision und Geschicklichkeit, da die Feinheiten der Form direkt von der Qualität des Gipsmodells abhängen. Der zweite Schritt ist die eigentliche Handarbeit, bei der erfahrene Handwerker die Formen manuell gestalten und
bearbeiten, wobei besonderes Augenmerk auf die Details und Oberflächenstrukturen gelegt wird. Dieser Prozess gibt jedem Stück einen persönlichen Touch, der in der heutigen maschinellen Produktion selten geworden ist. Im letzten Schritt werden die geformten Keramikstücke in speziellen Öfen bei sehr hohen Temperaturen gebrannt. Unglasierte Stücke erhalten in diesem Stadium ihre charakteristische raue Textur, die sich ähnlich wie Sand anfühlt. Glasierte Stücke bekommen während des zweiten Brennvorgangs eine dünne Lasur, die nach dem Brennen eine glatte und glänzende Oberfläche hinterlässt. Die unterschiedlichen Brennarten ermöglicht es, eine breite Palette von ästhetischen Vorlieben anzusprechen – von rustikaler Natürlichkeit bis hin zu moderner Eleganz. „Unsere Produkte sind eine Hommage an die reiche Tradition portugiesischer Keramik und gleichzeitig eine Plattform für kreatives Design“, erzählt uns Artdirector João Xavier. Er glaubt daran, dass die Schönheit der Vergangenheit und die Faszination der Gegenwart in den Produkten mitschwingen, die die Werkstatt hervorbringt. „Jedes Stück
erzählt eine Geschichte, die Generationen überdauert. Und trägt gleichzeitig die Einzigartigkeit des Moments, in dem es geschaffen wurde.“
KUNSTVOLLER BALANCEAKT
Unser letzter Stopp ist in Caldas da Rainha bei der Manufaktur Bordallo Pinheiro. Mit einem unverkennbaren Kult-Charakter hat die Manufaktur im Laufe der Jahre eine beeindruckende Sammlung von Fayence-Geschirr geschaffen, das die Grenzen des Designs und der Kreativität sprengt. Was Bordallo Pinheiro von vielen anderen Keramikherstellern unterscheidet, ist der Ansatz, mit dem die ihre Entwürfe kreiert werden. Statt sich ausschließlich auf technische Zeichnungen zu verlassen, schöpft die Manufaktur ihre Inspiration aus der Welt um sie herum. Pflanzen, Obst, Gemüse und Tiere dienen als Ausgangspunkt für die Kreationen. Anhand von Fotos werden sie nachgebildet und dienen als Grundlage für die Entwicklung neuer Muster und Designs. Die feinen Details, die Nuancen der Farben und die Struktur der Motive werden sorgfältig studiert, jedes Stück wird von Hand gestaltet
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Mediterran. Die schlichte Zylinderform und die bunten Pastelltöne der Kollektion von Jomazé sorgen für gefühltes Meeresrauschen daheim.
und geformt, wodurch die Einzigartigkeit und Authentizität bewahrt bleiben. Das Muster, das aus den Fotos abgeleitet wird, bildet dann die Grundlage für die Form. Eine Übergangsphase, die nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Materialeigenschaften der Keramik erfordert. Dieser Balanceakt zwischen kreativer Vision und handwerklichem Können macht die Stücke von Bordallo Pinheiro zu wahren Kunstwerken. „Die Verbindung zur Natur ist der Schlüssel zum Erfolg“, so CEO Nuno Barra, Board Director von Bordallo Pinheiro und Vista Alegre. Die Liebe zur Fauna und Flora findet sich in jedem Detail, von den feinen Strukturen der Blätter über die lebendigen Farben von Obst bis zur Anmut der Tiere – und zieht mit dieser engen Verbindung zur Natur Menschen an, die auf der Suche nach Produkten sind, die nicht nur funktionieren, sondern auch eine tiefere Bedeutung tragen.
Trendig. Mit der neuen Flora-Reihe bietet Bordallo Pinheiro jede Menge Kombinationsmöglichkeiten für einen bunten, lebendig gedeckten Tisch.
I TISCHKULTUR
HEIMISCHE MEISTERWERKE
Zurück in Österreich hat das Eintauchen in die Welt der Keramik das Auge auch für die Schönheit und Besonderheit der heimischen Traditionskeramik wieder geschärft: die Gmundner Keramik und Augarten Porzellan.
Die kräftigen Gmundner-Farben wie Rot oder Grün, die von der umgebenden Natur inspiriert sind und Bilder von alpinen Motiven bis zu modernem Design zeigen. Ein heimischer rustikaler Charme, der gleichzeitig zeitlos und innovativ ist und die Verbindung zur Natur in den organischen Formen und Motiven zelebriert.
Und die Feinheit des Augarten Porzellans, das seit Jahrhunderten in Wien hergestellt wird und die Geschichte von herausragender Handwerkskunst sowie zeitlose Eleganz erzählt. Die seit dem Bestehen in Kooperation mit großen Künstlern und Designern der jeweiligen Zeit kreiert wird und einen starken Einfluss auf die österreichische Keramik ausübt. Bis heute sind die Designs für Augarten Porzellan berühmt und gelten als Meisterwerke von Art nouveau und Art déco.
Auch in der Gegenwart wird die Verbundenheit zwischen der heimischen Kunst und Keramik weiter fortgesetzt. So entwickelt beispielsweise der Designer Gerhard Andraschko-Sorgo innovative Designs und führt so das Erbe fort, beschreitet aber zugleich neue Wege. Die wieder Geschichten von Tradition, Handwerkskunst und zeitlosem Design erzählen werden – wie es die Keramik überall auf der Welt schon immer getan hat. ∏
Pur. Vertraut und gleichzeitig frisch ist das neue Gmundner Design „Pur Geflammt“, das an einen warmen Sonnenstrahl erinnern soll.
Zart. Für sein Tabletop-Debüt mit Augarten wählte Modeschöpfer Giambattista Valli feine Grüntöne, einen Goldrand und die Form der Melone.
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FOTOS: KEHA BY KERSTIN HAMMERSCHMID, CHRISTINA SCHROTT
BITTE ZUTisch
Ein Festmahl braucht drei Dinge: köstliche Speisen, gute Gesellschaft – und die richtige Tableware.
KLASSISCHE ELEGANZ
Hersteller: Augarten
Durch die außergewöhnliche Form wirkt die Mokkatasse „Belvedere“ besonders elegant. Die Bemalung in Vollfond mit Vergoldung innen lässt die Tasse aber zeitgleich modern wirken und wunderbar mit anderen Dekoren kombinieren. augarten.com
VOLLMUNDIG
Hersteller: Riedel
Das Extreme Gin Set ist perfekt, damit Gin Liebhaber den vollen aromatischen Geschmack der pflanzlichen Extrakte des Gins genießen können. Mit der großen tulpenförmigen Schale sind diese eleganten Tumbler die perfekte moderne Ergänzung für das Zuhause eines jeden Cocktail Liebhabers. erhältlich bei austrian-limited.at
HERBSTLICH
Hersteller: Elsi
Elsi Tischkultur steht für hochwertige Keramik aus Steinzeug oder Porzellan, handgemachte, elegante Kleinserien – individuell auf Maß gefertigt in der Steiermark. elsi-tischkultur.at
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74 I BEST OF TISCHKULTUR
IKONISCH
Hersteller: Gmundner
Zeitlos und stilvoll präsentiert sich das Design „Schwarzgeflammt“, eine Ikone trifft auf die Moderne. Das unverkennbare Flammen-Design kommt durch den Kontrast der schwarzen Farbe auf strahlend weißer Glasur besonders zur Geltung. Jedes Stück wird von Hand gefertigt und ist ein echtes Unikat. erhältlich bei austrian-limited.at
ÄTHERISCH
Hersteller: Lobmeyr
Entworfen 1927 von Oswald Haerdtl hat diese Vasenkollektion Nichts von ihrer Schönheit oder Aktualität eingebüßt. Mit Stücken wie diesen stellt die Traditionsmanufaktur wieder einmal ein Talent für Zeitlosigkeit unter Beweis. lobmeyr.at
GUT AUFGEHOBEN
Hersteller: El Be
Der „Dip Top“-Behälter besteht aus einem zylinderförmigen Glasunterteil und einem DeckelTeller aus weißer Keramik. Im transparenten Glaszylinder kann man Spezialitäten aller Art schön arrangieren, sie bleiben frisch und unangetastet. Der Deckel mit exzentrischer, runder Vertiefung dient dem Verkosten vieler Spezialitäten. el-be.at
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I LICHT
In einem Land, in dem die Sonne im Sommer fast nie untergeht, müssen Lampen auch im ausgeschalteten Zustand optisch viel können. Eingeschaltet ab dem Herbst dann sowieso.
SCHEIN UND SCHATTENentlocken
Nordöstlich von Helsinki entstehen in einer kleinen, aber feinen Manufaktur Leuchten aus Birkenholz, die mittlerweile die ganze Welt erhellen. Design DE LUXE durfte die Familie und die Designer kennenlernen und hat Einblicke in die Entstehung strahlender Designobjekte aus Finnlands grünem Gold bekommen.
TEXT: BARBARA JAHN
Es war mitten in den 1990er-Jahren – 1995, um genau zu sein –, als die damalige Wirtschaftsjournalistin und Mutter Tuula Jusélius und der angehende Architekt Seppo Koho aufeinandertrafen. Sie war an einem Punkt ihres Lebens angekommen, an dem sie ihr berufliches Leben radikal ändern und ihrem Herzen folgen wollte, er – noch Student – war offen für alles und traf mit Tuula eine Seelenverwandte. Kaum kennengelernt, schmiedeten sie schon die ersten Pläne, die sich zunächst um das Design von Möbelstücken drehten, in die sie ihre gemeinsame Leidenschaft für Holz, Handwerk und skandinavisches Design einfließen lassen wollten. Die Zusammenarbeit lief gut, und unterstützt von Tuulas Netzwerk und Familie stellten sich die ersten
Erfolge ein. Doch eines fehlte den beiden in diesem kreativen Konzept: eine Leuchte. Noch gab es etwas Derartiges nicht aus Holz. Beflügelt von der Idee, die Ersten zu sein, entwickelten Tuula und Seppo die konische Leuchte Secto 4200, die bis heute das Rückgrat der SectoLeuchtenfamilien ist.
KENNER UND KÖNNER
Heute ist die Kollektion von Secto Design auf 29 Modelle angewachsen, die in über 80 Länder exportiert werden. Dafür wurde ein dichtes Händlernetz aufgebaut, über das die Kunden international bedient werden können. Gewachsen ist auch die Fabrik namens Sectomo, die einst als kleiner Workshop begann,und aktuell etwa 40 Angestellte beschäftigt, die wie eine
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große Familie zusammenarbeiten. Für viele bedeutet Sectomo ein zweites Zuhause, und auch Tuula ist sehr stolz, dass die gesamte Produktion hier in Heinola, etwa eine Autostunde von Helsinki entfernt, abgewickelt werden kann. Während andere alteingesessene Produzenten in die Billiglohnländer abwanderten, beschloss Tuula, dem schrumpfenden Heinola eine neue Perspektive zu geben, indem sie sich ihre Leute aus der Region zusammensuchte und ein Team bildete. Auch Zulieferbetriebe aus der Umgebung fanden mit Sectomo einen konstanten Abnehmer für ihre Produkte – vom Birkenholz bis zur Verpackung für den Versand. Die Mitarbeiter sind das höchste Gut des Unternehmens: Für den gesunden Ausgleich bekommen sie etwa freie Gymnastik- und physiotherapeutische Behandlungen, jeder Arbeitsplatz ist auf die jeweilige Person zugeschnitten und ausgeleuchtet. Zusätzlich haben alle die Freiheit, ihren Wirkungsbereich für sich frei zu gestalten und auch ihre Arbeitsweise selbst zu entwickeln. In einem Rotationsprinzip wechseln sie die Stationen, äußerste Konzentration und Präzision sind gefragt. Denn Fehler kann man sich bei der anspruchsvollen Klientel keinesfalls leisten. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das bei Produkten, die von Anfang bis Ende von Hand gearbeitet werden, gelingen kann.
HIRN, HAND, HERZ
Zu den wichtigsten agierenden Personen bei Secto Design zählt der 1967 geborene Architekt und Innenarchitekt Seppo Koho mit eigenem Büro in Helsinki, der den Leuchtenserien seine unverkennbare Handschrift verleiht. 2002 wurde gemeinsam mit Tuula die Entscheidung getroffen, nur noch auf die Leuchten zu fokussieren. Sein technischer Beruf ist integrativer Bestandteil des Designs, das er den Leuchten angedeihen lässt. Der Entwurfsprozess ist geprägt von Modellstudien, die er selbst anfertigt – ein wichtiger Teil, den er selbst genießt und essenziell für das Verstehen von Proportionen hält. Kleiner Exkurs: In Finnland lernt jedes Kind bereits in der Schule, mit Holz umzugehen. So werden mit dem hölzernen Prototyp jedes Entwurfs, der obendrein auch einige Experimente erlaubt, viele Fragen geklärt, die eine Computerzeichnung nicht beantworten kann. Für den Designer, der das Handwerk und das Material liebt, beginnt damit eine emotionale Reise für ein Produkt, das er selbst als einen von außen betrachteten, beleuchteten Raum sieht. Sein Ansatz ist es, mit der Struktur und Wärme des Holzes zu spielen und der Leuchte Schein und Schatten auf poetische Art und Weise zu entlocken, in der die Preisgabe der eigentlichen Lichtquelle, die stets im Verborgenen bleibt, keinen Platz hat.
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Grünes Gold: Birken bedecken fast 80 Prozent Finnlands und bilden das Rohmaterial für die nachhaltigen Lampen, die in über 80 Länder exportiert werden.
Mit seinen Leuchten für Secto Design transportiert Seppo Koho nicht nur eine geballte Ladung skandinavischen Designs, sondern auch ein Lebensgefühl hinaus in die Welt. Der Philosophie der Architekturbewegungen wie Jugendstil und Art nouveau folgend, die sich von allem Überflüssigen befreiten und sich stattdessen auf das Praktische, Wesentliche und Handwerkliche besannen, verzichtet er auf sämtliche Ornamente und Schmuckwerk. Stattdessen steht die Einfachheit im Vordergrund, die den skandinavischen Stil seit jeher prägt.
AUCH OHNE LICHT SCHÖN
Das Design reagiert jedoch auch in höchstem Maße auf die Gebräuche und Bedürfnisse der Menschen in Skandinavien, die aufgrund der geografischen Lage künstliches Licht im Frühjahr kaum und im Sommer mit fast 24 Stunden Sonnenschein überhaupt nicht brauchen. So kommt der Bedeutung des Erscheinungsbildes der Leuchte eine große Rolle zu – auch im unbeleuchteten Zustand. Im Herbst wendet sich das Blatt, und die Leuchten kommen mehr und mehr zum Einsatz, vor allem, wenn sich die Sonne im Winter gar nicht mehr blicken lässt. So schlägt sich der große Unterschied der natürlichen Lichteinstrahlung über das ganze Jahr verteilt ebenfalls in einem Design von minimalistischer Eleganz und Natürlichkeit nieder, das die Menschen durch alle Jahreszeiten hindurch begleitet.
GRÜNES GOLD
Die Basis für all das bildet das Birkenholz, geerntet vom häufigsten Laubbaum Finnlands. Etwa 80 Prozent des Landes sind mit dem „grünen Gold“, wie es hier genannt wird, bedeckt.
Von der Südküste bis weit nach Lappland prägen die markanten weißen Baumstämme die Landschaft, so weit das Auge reicht. Die schnell wachsende Ressource war schon immer Inspirationsquelle für skandinavisches Design – ein widerstandsfähiges Hartholz, dennoch leicht zu bearbeiten, das bereits nach 40 Jahren geerntet werden kann. Das Birkenholz
für die Secto-Design-Leuchten stammt aus einheimischen, PEFC-zertifizierten Wirtschaftswäldern. Die Zertifizierung garantiert eine ökologisch und sozial nachhaltige Forstwirtschaft, die im waldreichen Land zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden ist. Und sie ist viel mehr als nur ein grüner Aufkleber: Aspekte wie die biologische Vielfalt, die Gesundheit der Wälder, das Wohlergehen der Arbeiter und der kulturelle Wert der Wälder stehen an oberster Stelle, die Lieferkette wird transparent, und jeder einzelne Baum kann bis zu dem Wald nachverfolgt werden, in dem er geschlagen wurde. Es gibt aber einen weiteren wichtigen Grund, warum für die Secto-Leuchten genau dieses fein gemaserte Holz mit seiner gleichmäßigen glatten Oberfläche gewählt wurde. Während die frisch geschlagene Birke eine helle Farbe hat, schwenkt diese in ein leichtes Gelb um, das mit Einwirken von Tageslicht und voranschreitender Alterung stärker wird. Das Rohmaterial Birkenfurnier wird von Herstellern direkt aus der Umgebung geliefert, um Transportwege kurz zu halten. Davon werden mehrere Lagen miteinander verpresst, in die jeweilige Form gebracht und danach in die passenden Segmente geschnitten. In weiterer Folge wird zusammengebaut, geschliffen und perfektioniert.
GRÜNES TOR
Auch die nächste Generation steht schon bereit: Joakim Jusélius ist ein junger Mann mit großen Visionen, der vor allem die Innovation voran-
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Designer Seppo Koho verzichtet auf alles Überflüssige und setzt ganz skandinavisch auf das Wesentliche sowie natürliche Materialien.
Das Birkenfurnier stammt direkt aus der Umgebung des Secto-Werkes und wird dann vor Ort geschnitten, zusammengebaut und geschliffen.
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treibt. Er engagiert sich wie seine Mutter nicht nur für die Nachhaltigkeit der Produkte selbst, sondern treibt den Um- und Ausbau der Fabrik in Heinola in Richtung CO₂-Neutralität maßgeblich voran. In naher Zukunft schon soll dieses Ziel erreicht sein. „Nachhaltigkeit ist ein großer Wert für Secto Design. Es ist vielmehr ein Mehrwert, der uns mit anderen Herstellern verbindet. Zweifelsohne ist es nicht nur der private Kunde, der diese grünen Werte genauso schätzt wie wir. Mehr und mehr geht es auch in der Architektur insgesamt um einen grünen Rahmen, der eingehalten werden muss. Es ist ein gutes Gefühl, durch dieses grüne Tor gehen zu können“, sagt Joakim. „Ökologie ist meist zugleich Ökonomie. Wenn wir einen Ring ausschneiden, dann so, dass wir den nächstkleineren und den wiederum nächstkleineren aus demselben Stück Holz ausschneiden können. Wir arbeiten so effizient wie möglich. Unser Unternehmen basiert auf vier grundlegenden Dingen: was und wo wir einkaufen, wie wir es verarbeiten, wie wir arbeiten und was wir daraus machen. Secto Design ist
auf einem sehr guten Weg, aber es gibt noch einiges zu erreichen.“ Bis 2025 soll der Ausstieg aus fossiler Energie durch Nutzung von Geothermie und Photovoltaik für das Sectomo-Werk gelingen.
CRADLE TO CRADLE
Ein großes Engagement des Unternehmens gilt auch Renaturierungsprojekten von Sumpfgebieten, die nachweislich durch ihre Wiederbelebung nicht nur kein CO₂ mehr abgeben, sondern sogar aufnehmen. „Es ist heute nicht einfach, nicht als Greenwasher dazustehen, indem man nur auf dem Papier Fakten präsentiert und von Nachhaltigkeit spricht. Wir versuchen alles offenzulegen, um zu zeigen, dass wir es ernst meinen.“ Für Joakim gehört dazu natürlich auch die Möglichkeit, ein Produkt nach seinem Lebenszyklus auch wieder sortenrein in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. „Das ist ein ziemlicher Aufwand in der Entwicklung von Produkten, aber ein wichtiger, weil wir hier von Cradle to Cradle sprechen. Alles andere wäre die Unwahrheit.“ Ein weiteres
Steckenpferd des Unternehmens ist, dass die Leuchten aus Birkenholz für den Einsatz für den Objektbereich geeignet sind, weil sie mit ihrer Feuerfestigkeit bis 850 °C weit über die strengen Bestimmungen hinausgehen – worauf man bei Secto besonders stolz ist.
Das Erbe skandinavischen Designs und die Authentizität haben für Tuula, Seppo und Joakim einen ganz besonderen Stellenwert. Aus diesem Grund ist ihnen der Schutz des geistigen Eigentums und die Wertschätzung der Arbeit finnischer Handwerker besonders wichtig. Denn innovatives Design hat auch seine Neider und Kopierer. So wurde ein Hologramm-Etikett für den Lampenschirm entwickelt, mit dem alle Secto-Leuchten versehen sind und sie sichtbar als Originalprodukt kennzeichnen. Die Zunahme an Nachahmungen, die in der Vergangenheit rechtlich erfolgreich bekämpft wurden, machte eine solche Maßnahme erforderlich. Für Tuula ist das Echtheitssiegel nicht ein Symbol der Eitelkeit – es ist vielmehr ein wichtiges Zeichen, das nach außen trägt, dass diese Leuchten nach ökologischen, ethischen und sozial nachhaltigen Richtlinien sowie in einer finnischen Fabrik unter Einhaltung der Arbeitsgesetze, Steuervorschriften und EU-Standards hergestellt wurden. „Die Entscheidung für ein authentisches, nachhaltig hergestelltes Designobjekt hat Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Mensch und Umwelt. Die Entscheidung für eine Original-Secto-Design-Lampe ist auch eine Entscheidung für eine geringere Umweltbelastung, eine Investition in zeitloses Design und dafür, die Natur ins Haus zu holen.“ ∏
LICHT I 81
SECTO DESIGN
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IN EIN NEUES LICHTgerückt
Die perfekte Beleuchtung für einen Raum zu finden ist und bleibt eines der schwierigsten Themen beim Einrichten. Große Erleichterung bringt da schon die Freude am Design, die sich nach Zeiten des Purismus wieder ganz neu präsentieren darf.
TEXT: BARBARA JAHN
I LICHT
Spektakulär. Axel Meise ist es gelungen, die Lichtquelle der Occhio Luna durch die eigens entwickelte Fireball-Technologie im gläsernen Korpus der Leuchte schweben zu lassen .
Seit in der Europäischen Union die Spielregeln für Leuchtmittel klar definiert sind und es da auch kein Ausscheren gibt, ist die Leuchte selbst als Designobjekt wieder in den Mittelpunkt gerückt. Ein Glück, denn damit wurde auch das Ende vom Lichtpunkt-Minimalismus eingeläutet, und man darf sich an Formen und Farben aller Art erfreuen. Zurückgekehrt ist eine gewisse Opulenz, die Leuchten von ihrem reinen Funktionsdasein befreit und zu einem wesentlichen Einrichtungsgegenstand macht, der – nicht selten – gleich auch mal den ganzen Raum dominiert. Im positiven Sinn natürlich.
DER WOW-EFFEKT
Mit diesem Trend blickt man ein Stück zurück, als der Luster in den Wohnräumen prachtvoller Privatresidenzen ein absolutes Must-have war und auch heute wieder mehr und mehr zu einem wird. Wer könnte darüber besser Bescheid wissen als die Wiener Glas- und Leuchtenmanufaktur Lobmeyr, die 2023 ihr 200-jähriges Bestehen feiert. Seit 1823 beliefert man Königshäuser, Schlösser und Paläste weltweit,
aber auch in der Kaffeehauskultur ist das Glas, das als kleinteilige Komposition das Licht in all seinen Facetten zur Höchstform bringt, fest verankert. Kurz gesagt: Lobmeyr hat es geschafft, die Magie der Kristallleuchte ins 21. Jahrhundert mitzunehmen. Der wohl berühmteste Beweis dafür ist die Met Series, die 1966 von HansHarald Rath, der das Unternehmen 1924 von seinem Vater übernahm, für die New Yorker Oper entworfen hatte. Es war der Höhepunkt seiner Karriere als Designer und Geschäftsmann, eine Geschichte, die einen kuriosen Anfang nahm: Zur Präsentation seines Entwurfs mit Schleiern nach New York gereist, stieß er beim Auftraggeber zunächst nicht auf die Gegenliebe, die er erwartet hatte. Eine zweite Chance für den nächsten Tag ausbedungen, grübelte er im Hotel über einen neuen Entwurf nach und ließ sich aus der Küche kleine runde Erdäpfel und Zahnstocher bringen, aus denen er einen Prototyp des Met-Lusters baute. Die Mühe hatte sich gelohnt, der Rest ist Erfolgsgeschichte. Bis heute ist die Bauweise gleich: Speichen werden auf Längen geschnitten, die Elemente aufgefädelt – alles nach einer Prinzipskizze, aber ohne
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Bauplan. Bereit liegt eine Anzahl von Bauteilen, aus denen der Handwerker nach Ermessen die Leuchte entstehen lässt: Jede ist ein Unikat. Die Met-Luster sind zum heimlichen Wahrzeichen New Yorks geworden und sind weltberühmt. So berühmt, dass sich auch Nobeljuwelier Tiffany –erst in Paris, dann weltweit – seine Weihnachtsschaufenster mit Miniaturen der Met Series dekorieren ließ.
EINFACH HIMMLISCH
Der Glamour von einst ist nun wieder zurückgekehrt, und das auffällig oft in Wolkenform. Ganz gleich, ob es ein einzelnes Objekt oder eine Kombination aus mehreren ist, die Skulptur, die daraus entsteht, regt zum Träumen an, als würde man auf einer Wiese liegen und den Gebilden aus Wasserdampf beim Vorüberziehen zuschauen. Um gleich bei den Qualitäten von Glas im Zusammenhang mit Licht zu bleiben, sei an dieser Stelle ein besonderes Projekt erwähnt: Lasvit-Artdirector Maxim Velčovský entwarf einen von Wolken inspirierten, dynamisch
beleuchteten Kronleuchter aus recyceltem Glas und Glasfasern namens Cloud, der diese Vorstellung ganz stark beflügelt: einerseits eine atmosphärische Formation, die Menschen und Kulturen seit Jahrtausenden inspiriert, andererseits ein Begriff für ein technologisches Phänomen, das Struktur und Vernetzung zulässt. Das Streulicht, das durch die natürlichen Schatten der Wolken entsteht, und der „Ur-Kronleuchter“ aus Milliarden von Sternen am Nachthimmel waren dabei für Maxim Velčovský die stärksten Inspirationsquellen. Einen anderen Weg beschreitet Preciosa. Für Crystal Grid ließ sich das hauseigene Designteam von Preciosa von den unverwechselbaren Mustern der Orthogonalität in Architektur und Design inspirieren. Die Leuchte zeichnet sich durch senkrechte Linien und minimalistische Komponenten aus, die dafür sorgen, dass die Struktur und das Licht hervorstechen. Während die beleuchteten Blasen ein kleines Glitzern erzeugen, sorgt das eingespritzte Licht für einen zusätzlichen Schimmer in den Kristallröhren.
Die Metallteile, die eine auffällige Rolle spielen, verleihen den Kristallröhren mit Blasen einen unerwarteten Glanz. Lichtquellen an beiden Enden sorgen dafür, dass die Komponenten vollständig beleuchtet werden, was eine Vielzahl möglicher dynamischer Lichtstimmungen bietet und ein auffälliges Herzstück für jeden Raum darstellt. „Wir wollten ein Beleuchtungskonzept entwerfen, das einen modernen Minimalismus mit einem starken geometrischen Fokus zeigt. Das Ergebnis ist eine künstlerische modulare Installation, die sowohl kleine als auch große Räume mit Licht und Energie umhüllt“, erklärt Michael Vasku, Co-Creative Director von Preciosa Lighting und Co-Designer von Crystal Grid.
ES MACHT PUFF
Das Glas verlassen wir nun, den Grid nehmen wir aber mit und richten den Blick auf den britischen Designer Tom Dixon, der zwar einmal mehr mit seiner Lieblingsfarbe – Messing –, dafür aber mit einer neuen Leuchtenserie auf sich aufmerksam macht. Puff, inspiriert von einer
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Ikonisch. Die Met-Series von Lobmeyr hat nicht nur New York erobert, sondern inzwischen die ganze Welt - zumindest in den Weihnachtsfenstern von Tiffany‘s.
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Himmlisch. Lasvits von Wolken inspirierter, dynamisch beleuchtetet Kronleuchter Cloud aus recyceltem Glas und Glasfasern.
Streng. Das Preciosa-Designteam ließ sich für Crystal Grid von den unverwechselbaren Mustern der Orthogonalität in Architektur und Design inspirieren.
aufblasbaren Geometrie, ist ein kompliziertes polyedrisches Objekt aus 30 Metallplatten, die so angeordnet sind, dass sie die starre Struktur einer Lampe mit einem Durchmesser von 45 cm bilden. „Die flachen Metalldiamanten dehnen sich aus und blähen sich auf, als wären sie aufgeblasen, und zwar dank des ausgeklügelten eingeschnittenen Musters, das eine weiche Kontur und einen Lichtaustritt ermöglicht“, erklärt Dixon, der ebenfalls gerne mit der Magie des Moments spielt. Die geätzten perforierten Scheiben von Puff bilden kleine, aber stark reflektierende Facetten, die unzählige interne Reflexionen zerstreuen, sodass das Innere einer schimmernden umgekehrten Discokugel gleicht. Puff als Leuchte ist ein echtes Statement, das zweifellos in jeder Umgebung die Blicke auf sich zieht. Charakteristisch für das Design von Tom Dixon erhebt sich auch hier der Anspruch, jeden Raum sofort zu verändern und aufzuwerten. Puff ist als Pendelleuchte oder als Klein- und Mega-Kronleuchter in Messing und Edelstahl erhältlich. Wenn man schon von Magiern sprechen will, so zählt auf jeden Fall auch Designer Axel Meise dazu, der mit seiner neuen Kreation für Occhio wirklich staunen lässt. Ihm ist es gelungen, die Lichtquelle durch die speziell dafür entwickelte FireballTechnologie im gläsernen Korpus der Leuchte schweben zu lassen. Die neue Kollektion Luna wirkt auf den ersten Blick klassisch, doch bei näherer Betrachtung schwenkt die Wahrnehmung des Gewohnten in Faszination um. Der sogenannte Fireball scheint in der teilverspiegelten Glaskugel wie losgelöst, und dennoch steckt eine ganze Menge Technik darin, die es ermöglicht, die Lichtfarbe zu verändern – von atmosphärisch warm bis anregend kühl – und so ganz unterschiedliche Lichtstimmungen zu schaffen. „Luna ist wie von einer anderen Welt.
Ihre klassische Form, verbunden mit den stylishen Oberflächen, den magischen Lichteffekten und ihren spielerischen Anwendungsmöglichkeiten, lässt Menschen sofort ins Schwärmen geraten“, ist Axel Meise, der auch der Gründer von Occhio ist, stolz. Auch aus Luna kann man eine Wolke bilden: Die Version Luna sospeso ist in drei Größen erhältlich, einzeln gruppierbar oder kann als CloudLösung mit drei oder fünf Leuchten konfiguriert werden. Zum Abschluss gibt es noch eine weitere märchenhafte Erscheinung: Für Foscarini hat Rodolfo
Fleur gehört zum Vermächtnis des im August unerwartet verstorbenen Rodolf Dordoni. Der damit für Foscarini eine Linie entwickelt hat, deren Basis dazu neigt, aus dem Blickfeld zu verschwinden.
Dordoni, der Anfang August viel zu früh gestorben ist, die Leuchte Fleur geschaffen, eine Lichtquelle, die sich nicht in eine Schublade stecken lässt: Lichtquelle und – unerwartet – Vase zugleich. Die Leuchte ist Teil der von Rodolf Dordoni begonnenen Forschungslinie, bei der die strukturelle Basis der Leuchte dazu neigt, aus dem Blickfeld zu verschwinden. Sein Ziel war es, eine Leuchte zu erschaffen, die sich auf dem Tisch diskret zurückhält. Transparenz und Leichtigkeit prägen das lichtspendende Objekt aus Pyrex, das überrascht, staunen und genießen lässt – aus heutiger Sicht betrachtet wie ein erhellender letzter Gruß eines großen Designers, der den Betrachter tief berührt.
DIE HÜTCHENFRAGE
Schon immer gehörte ein Lampenschirm zur Leuchte dazu – ein archaisches Bild, das sich in den Köpfen festgesetzt hat. Lange schon aus der Mode gekommen, lässt er sich doch immer wieder blicken wie bei Unterlinden von Artemide, einer Pendelleuchte entworfen von Herzog & de Meuron, die den ästhetischen Charme eines Objekts vergangener Zeiten aufgreift und neu interpretiert. Mittelpunkt des Projekts ist der charakteristische minimalistische Leuchtenkopf, der vor allem mit seiner Materialität und seinem Volumen mit einem Profil, das unterbrochenen Geometrien folgt, punktet. Der Körper aus Aluminium- oder Messingdruckguss macht aufgrund des natürlichen Oxidationsprozesses des Metalls, der durch eine transparente Lackierung unterbrochen und fixiert wird, jedes Objekt zum Unikat. Den Hut auf hat auch die Leuchtenfamilie AJ von Arne Jacobsen, ein Design aus dem Jahr 1957 und heute produziert von Louis Poulsen. Gerade die neuen Farben spiegeln auch eine persönliche Seite des renommierten dänischen Architekten und Designers wider. Es sind jene Farben von Aquarellen,
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Aufgeblasen. Die kleinen Metallplatten in Tom Dixons Serie „Puff“dehnen sich aus, als wären sie aufgeblasen.
Zuhause ist, wo man Perspektive hat.
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Behütet. Für „Unterlinden“von Artemide habensich die Designer von Herzog & de Meuron am ästhetischen Charme der zwischenzeitlich aus der Mode gekommenen Lampenschirme bedient.
die Jacobsen während seiner Schulzeit anfertigte und Ambitionen für den Künstlerberuf hegte, die jedoch von seinem Vater unterbunden wurden. Die Berufswahl, wenn auch kreativ, wurde eine andere, jedoch blieb der Designer seiner Leidenschaft des Malens von Natur und Landschaft sein Leben lang treu. Die fünf erfrischenden Farbtöne, die jetzt der AJ-Leuchtenserie neues Leben einhauchen, sind den Farben seiner Aquarelle stark nachempfunden.
Wer den Schwarz-Weiß-Look bevorzugt, ist bei den Leuchten von Kreon gut aufgehoben, die uns wieder daran erinnern, dass Licht auch im ganz reduzierten technischen Look das Zeug zum besonderen Tool für die Gestaltung eines Raumes hat. Dolma 80, ein elegantes Up- & Downlight, das sich sowohl für den Indoor- als auch für den Outdoorbereich einsetzen lässt, verschwindet selbst als schlichter Schlitz in der Wand, wo das Licht schließlich an einem Profilreflektor entlanggleitet und den Raum trotz aller Zurückhaltung außergewöhnlich wirken lässt.
EINSCHALTEN UND FREUDE HABEN Farbe spielt auch bei der Technik eine immer wichtigere Rolle. Schalterprogramme und Taster, Sensoren und Steckdosen haben sich längst von dem Image des nichtssagenden, aber
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Reduziert. Die Dolma 80 von Kreon verschwindet als schlichter Schlitz in der Wand, wo das Licht schließlich an einem Profilreflektor entlanggleitet und den Raum wirken lässt. Drinnen wie draußen.
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notwendigen Fleck an der Wand verabschiedet und klinken sich in das Farbuniversum der Einrichtung ein. Jung präsentiert – passend zum goldenen Herbst – das Schalterprogramm Jung LS 990 in mehreren Gelbtönen aus der Reihe Les Couleurs Le Corbusier, in Messing Classic und Messing Antik sowie – ganz luxuriös – in echtem Gold oder mit goldfarbener PVD-Beschichtung. Mit neuen Farben geht der Gira Tastensensor 4
Farbig. Die Serie Busch-axcent von Busch Jaeger setzt jetzt neben Chateau-Schwarz, Maison-Beige, Entrée-Grau mit Gelb, Rot, Grün und Blau in Kombination mit Weiß auch farbige Akzente.
Glänzend. Das Schalterprogramm Jung LS 990 gibt es in mehreren Gelbtönen aus der Reihe Les Couleurs Le Corbusier, in Messing Classic und Messing Antik. Aber auch ganz luxuriös in echtem Gold oder alternativ mit einer goldfarbenen PVD-Beschichtung.
ins Rennen. Zu den bestehenden Varianten Glas Schwarz, Glas Weiß, Aluminium, Aluminium Schwarz und Edelstahl kommen nun die lackierten Aluminium-Versionen in den Farben Reinweiß glänzend, Reinweiß seidenmatt, Schwarz matt, Grau matt und Anthrazit hinzu sowie eine Ausführung
in Bronze, wobei die Wippe aus Edelstahl besteht und mit einer hauchdünnen, aber äußerst robusten PVD-Bronze-Beschichtung versehen ist. Auch wenn man sich erst denkt, dass sich das nicht wesentlich vom bisherigen Portfolio abhebt, so erkennt man im Detail, dass man sich hier in einem Farbspektrum bewegt, das der
Lackiert. Giras Tastensensor 4 ist jetzt in einer erweiterten Farbpalette mit lackiertem Aluminium in Reinweiß, Schwarz, Grau, Anthrazit und Bronze zu haben.
zeitgenössischen Architektur stark entspricht. Richtig bunt hingegen wird es dann bei den LEDs zur Statusanzeige: Hier gibt es gleich acht Farbeinstellungen zur Auswahl. Als besonders wendig und lebendig erweist sich die Schalterserie Busch-axcent von Busch Jaeger, das geradliniges Design mit einer großen Farbauswahl verknüpft. Neben Chateau-Schwarz, MaisonBeige und Entrée-Grau jeweils in Kombination mit Studio-Weiß setzen Gelb, Rot, Grün und Blau einen farbigen Akzent. Selbstverständlich kommen auch Puristen auf ihre Rechnung: Schwarz auf Schwarz, Weiß auf Weiß oder Schwarz mit Weiß. Weniger ist dann halt doch mehr. ∏
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Mit der Weltneuheit Luna vereint Occhio klassisches Design mit faszinierenden Oberflächen und innovativer Lichttechnologie. Die Serie besteht aus Wand-, Decken-, Tisch- und Pendelleuchten. Erhältlich ist die Leuchte im Occhio Store by Design Rampf – das Unternehmen lädt auch gleich nebenan mit dem frisch renovierten Showroom zu Inspiration und Beratung ein.
In der Luna Serie kommt erstmals »Fireball« zum Einsatz: Der Leuchtkörper im Inneren der verspiegelten Glaskugel erscheint wie darin schwebend. Luna ist kopf- oder bodenverspiegelt und in drei Größen erhältlich. Wählen kann man aus stylischen Oberflächen wie »dark chrome« oder »phantom«. Auch Luna garantiert die für Occhio typische »joy of use«: Mittels einer einfachen Geste oder über die Occhio air app lassen sich unterschiedlichste Lichtstimmungen kreieren.
DESIGN RAMPF IM NEUEN GEWAND
Die Schauräume von Design Rampf erstrahlen in diesem Herbst in neuem Licht – das Team steht auch während des letzten Feinschliffs wie gewohnt mit Rat, Tat und einer feinen Auswahl an internationalen Designer-Pieces (und natürlich dem Occhio Store) zur Verfügung.
OCCHIO LUNA DESIGN RAMPF Kinderspitalgasse 1–3 1090 Wien Tel: +43 1 40217010 office@designrampf.at www.designrampf.at Wir freuen uns auf Ihren Besuch! JETZT BERATUNGSTERMIN VEREINBAREN! T: +43 1 40217010
MONDSÜCHTIG:
HELLE FREUDEerleben
Licht ist ein essentieller Bestandteil jedes Interior-Konzeptes. Design DE LUXE hat ein paar (buchstäbliche) Highlights zusammengestelllt.
SMART
Hersteller: Gira
LESEFREUDEN
Hersteller: Occhio
Der Name sagt schon alles: Gioia (die Freude) Lettura (des Lesens) aus der Occhio Serie Mito schaut uns bei der Lektüre dezent über die Schulter und taucht die gemütliche Leseecke in wahlweise sanftes oder kraftvolles Licht.Sie lässt sich jederzeit in Höhe, Richtung, Lichtfarbe und Intensität an die unterschiedlichsten Bedürfnisse anpassen. occhio.com
Der Gira Tastsensor 4 überrascht mit zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten. Je nach Variante können mit dem KNX Bediengerät bis zu acht individuell definierbare Funktionen festgelegt werden. Wahlweise eine oder zwei LEDs sorgen dabei für eine klare Betriebs- und Statusinformation. gira.at
DEZENT
Hersteller: Kreon
Die konsequent schlanke Konstruktion lässt Koi filigran und ausgesprochen elegant erscheinen. Gleichzeitig schafft die unaufdringliche Leuchte in unterschiedlichsten Räumen eine behagliche Lichtstimmung. kreon.com
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FOTOS: HERSTELLER, MARTIN BELTINGER
IM GLEICHGEWICHT
Hersteller: Artemide
Der von den dynamischen Skulpturen von Alexander Calder inspirierte Entwurf interpretiert die Idee der „eleganten Balance“ durch Präzisionstechnik. Ein größerer Kopf wird mit zwei neuen Wand- und Deckenstrukturen kombiniert, die neu kalibriert wurden, um das Gewicht auszugleichen und Licht in den Raum zu bringen sowie verschiedene Beleuchtungsanforderungen zu erfüllen. artemide.com
VON MORGEN
Hersteller: Busch Jaeger
Mit der innovativen Schalterserie Busch-art linear bietet Busch Jaeger eine umfangreiche Auswahl an mechanischen und elektronischen Schaltern, intelligenter KNX-Technologie sowie für Buschfree@home®. Und das in einzigartigem Design. busch-jaeger.at
INTERIOR DESIGN & SMART LIFESTYLE 1070 Wien, Burggasse 7-9, www.smartliving.co.at
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TOUR DE Comfort
Tagesbetten in Beduinen-Art und Bademäntel aus der Mühlviertler Weberei – Design DE LUXE kuschelt sich ans Thema Gemütlichkeit heran. Was ist ultimativ cosy, und wie sieht man das in Beirut, Kopenhagen oder Dubai?
TEXT: NICOLA AFCHAR
Aufgearbeitet. Acerbis hat die Neuauflage von Nanda Vigos Klassiker Due Più heuer beim Salone in Mailand präsentiert. I
COSY
So wohnt eben eine intelligente industrielle Bevölkerung, die das Haus nicht bloß als Obdach nach heißer Feldarbeit oder während der Winterrast zu schätzen weiß, sondern den größten Teil der Lebenszeit spinnend, webend, schnitzend, klöppelnd in demselben verbringt.“ Dieses Zitat des Hausforschers Gustav Bancalari stammt aus dem Jahr 1890 und ist Teil der Ausstellung „Stadtspuren. Industrie und Wandel“, die an öffentlichen Plätzen in Vorarlberg für kurzes Innehalten sorgt. Seinerzeit, ja, da galt Vorarlberg als Textilland, als Größe der Branche! Eine der frühesten Schilderungen stammt wohl von Joseph Rohrer, er schrieb 1796: „Gleich bei dem Eintritte in die Bauernstuben (…) wird man angenehm überrascht. Man findet um den Tisch so viele Schweitzerräder in Bewegung, als Weibspersonen im Hause sind. (…) Man verfertiget in Vorarlberg so feine Gespinnste, als nur immer in der Schweiz. Noch mehr! Wer sich naher erkundiget, wird finden, daß die Schweitzer die feinsten Gespinnste bey uns verfertigen lassen.“
Lang ist’s her! Textilarbeiten gehören schlichtweg zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit, schon seit dem 15. Jahrhundert wird das Gewerbe beschrieben. Maria Theresia war etwa eine Förderin der Seidenspinnerei und -stickerei. Ein reiches Kulturerbe, von dem heute nur noch wenig übrig ist. Man muss schon suchen, um kleine Webereien zu finden, die immer noch mit ihrer Heimat und Tradition verwoben sind. Aber es gibt sie! Ein Beispiel: Leitner Leinen im Mühlviertel, im Norden des Landes. Bereits seit dem Mittelalter wird in dieser Region Flachs angebaut, der daraus produzierte Leinenstoff war ein begehrtes Qualitätsprodukt in der Renaissance. Die Geschichte von Leitner Leinen beginnt 1853, heute ist mit Jakob Leitner die sechste Generation am Werk. Das zart schimmernde Leinengarn, das in der Weberei zum Einsatz kommt, setzt sich aus sieben Ernten verschiedener Jahrgänge und Regionen zusammen. Muster und Designs entstehen durch ein Wechselspiel von 12.000 Längsfäden auf den Webmaschinen. Das Ergebnis sind Tischund Bettwäsche sowie Homewear, teils aus Jacquard. Wer etwa nach einem warmen Bad
in den emeraldfarbenen Bademantel Confusion schlüpft, fühlt sich wie umarmt – und der Welt ein Stückchen entrückt.
Textilien sind vermutlich für die meisten von uns die Versinnbildlichung von Gemütlichkeit – und das österreichische Beispiel steht nicht ohne Grund am Anfang einer Geschichte über Cosiness weltweit. Jedes Land, ach was, jede Region hat ihre eigenen Techniken und Traditionen, teils immaterielles Kulturerbe. Der Teppich Beni Ourain aus Marrakesch mag eines der prominentesten Beispiele sein, ist aber nur ein Faden im Mosaik der Großartigkeit. Von der Webtechnik Halvdreiel hat man vermutlich noch kaum etwas gehört. Sie ist Norwegen zuzuordnen und wurde von der jungen Designerin Ida Hagen interpretiert. Ihre Fiber-Lines-Kollektion zitiert die Farben des Polarlichts, eine weitere Reminiszenz an ihre nordische Heimat. Es ist aber auch nicht verboten, Ideen und Motive zu exportieren. Ganz im Gegenteil, es hilft dabei, Kunstfertigkeiten in den internationalen Fokus zu rücken, anstatt das Wissen darüber lokal zu begrenzen. Ein Label to watch: Studio
FOTOS: XXXX 95
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Für Leitner-Leinen-Produkte wie den Bademantel Confusion werden sieben Ernten verschiedener Jahrgänge und Regionen verarbeitet.
ALBERTO STRADA, BEIGESTELLT
Greiling. Der Entwurf der Tagesbetten der Safar Series (Design: Katrin Greiling) entstand nach einer Reise durch den Mittleren Osten. Greiling war fasziniert vom Lebensstil der Nomaden, die ihre Betten auf dem Kamel von Camp zu Camp transportierten. Safar besteht aus bunten Matratzen, die gestapelt werden – je nach Anzahl der Schichten hat man ein Tages- oder Gästebett. Gefertigt wird das gute Stück in Schweden, weit entfernt vom Mittleren Osten, aber das macht nichts. Interpretation ist das Zauberwort – und Wertschätzung. Folkloristisch darf es ruhig sein, nur anmaßend oder aneignend nicht.
TEPPICHE MIT BÄM!
Die Big Player, wenn es um Gemütlichkeit geht, sind natürlich Teppiche. Sie verändern nicht nur die Haptik, sondern auch die Akustik im Raum – das wird gerne vergessen. Merke: Auch die Geräuschkulisse kann enorm viel zum Heimeligen beitragen. Ein absoluter Liebling der letzten Jahre sind sicher Wandteppiche, zauberhaft die zotteligen Modelle der Pipeline-Kollektion von Design-Ikone Patricia Urquiola für cc-tapis. Die Spanierin hat eine Art Design-Carte-Blanche, ihre Entwürfe reüssieren immer. Ein Tipp für Wandteppiche: in Galerien umsehen, Beispiel Artemest.
Wem der Wandbehang dann doch ein bisschen zu viel Brimborium ist, der bleibt halt auf dem Boden der Tatsachen. Sich für einen Teppich zu entscheiden ist eine echte Aufgabe, das Angebot ist kaum überschaubar, und einer entzückt mehr als der andere. Liebkind vieler ist die Marke Jan Kath. Der Deutsche hat eine starke Verbundenheit zu Kathmandu und ist bekannt für gute Arbeitsbedingungen. Von der Kinderbetreuung bis zu Gesundheitseinrichtungen –auch ein Kulturzentrum gehört seit September mit dazu. Charakteristisch für „einen Kath“: traditionelle Muster, aber in explosiven Farben. Absolute Bäm-Teppiche! Eine gewisse Farbgewalt schadet prinzipiell nicht, wenn es um
Die Safar
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Hochgelegt. Der Leya-Ohrensessel von Freifrau in weinrotem Baumwollsamt ist zum Füßehochlegen fast zu schön. Man darf es aber trotzdem.
Mitgebracht.
Series von Studio Greiling entstand nach einer Reise von Katrin Greiling durch den Mittleren Osten
Aufgehängt. Die zotteligen Modelle der PipelineKollektion von Design-Ikone Patricia Urquiola für cc-tapis sorgen nicht nur für gute Laune, sondern auch für eine gute Akustik.
Behaglichkeit geht. Mitte August präsentierten die ersten Hersteller ihre Trendfarben für 2024, Design DE LUXE ist dabei besonders Behr ins Auge gestochen. Cracked Pepper ist, wenn man
die Marketing-Adjektive weglässt, ein gediegener Schwarzton. Wirkt besonders gut mit dem kontrastierenden Zweisitzer Ruché in Zitronengelb
(Ligne Roset) oder einem Leya-Ohrensessel von Freifrau, gerne bezogen mit weinrotem Baumwollsamt. Eine gewisse Tiefe, gleich ob in Wandfarben oder zum Beispiel bei Holzarten, hilft beim Cosy-Chic.
Bei den Sessel- und Sofaformen darf es weiterhin ausladend sein, um einladend zu wirken. Da erinnert das eine Stück – um wieder eine geografische Verankerung einfließen zu lassen – an Felsformationen in den Anden (Christián Mohadeds Apacheta-Kollektion für Loro Piana). Ein anderes trägt den Namen Pearl Puffy Sofa (Chappal), und man kann es sich denken: So wie die Auster die Perle umschlingt, so auch dieser Lounge-Chair seinen Besitzer. Das kuschelige Exemplar eines türkischen Designstudios war im September auf der Maison & Objet in Paris ausgestellt. Das herbstliche Messe-Motto „Enjoy“ passt durchaus auch zum Cocooning.
DIE DRAUSSENBLEIBER
Um noch bei den Felsen und Perlen zu bleiben, also der Natur: Sie ist die Muse schlechthin. Nada Debs vom gleichnamigen Studio in Beirut ist überzeugt davon, dass Muster – neben Farben – viel dazu beitragen, es gemütlich werden zu lassen. Ihr Tisch Jawz Foliage ist ein Exempel dafür, dass Komfort auch auf Tischbeinen
Eingekuschelt. Das Sofa Pearl Puffy umschlingt seinen Besitzer wie eine Auster die Perle – und sorgte damit schon auf der Maison & Objet für Furore.
Mitgebracht. Die Safar Series von Studio Greiling entstand nach einer Reise von Katrin Greiling durch den Mittleren Osten
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FOTOS: ALEJANDRO RAMIREZ OROZCO, BEIGESTELLT
vola.com
The original
Top right: 060 round head shower Bottom right: 111 basin mixer Left: 611C bath filler Products shown in matt black. 26 other finishes available.
to life since 1968
Bringing colour
VOLA Vertriebs GmbH Kandlgasse 19 A-1070 Wien T +43152639710 Info@vola.at
Project: Laura Seppanen
getragen wird. Die Kombination aus Holz und Messing, dazu das Blumenmuster obendrauf –es funktioniert. Auf die Schnelle nachgefragt, wie die in Japan aufgewachsene Debs für sich selbst Gemütlichkeit definiert, spricht sie vom Spiel von Licht und Schatten – und damit auch wieder von der Natur. In diese zieht es uns auch nach Ende des Sommers noch, denn was ist schon gemütlicher als ein Abend am Feuer? Wärme, lodernde und knisternde Flammen, archaisch und beruhigend. Die Feuerstelle Lotus des polnischen Herstellers Grey Rabbit ist eine Neuentdeckung, die Form ist mal was anderes und gleichzeitig aufgelegt.
Aufgefüllt. Das Regal Parade von ferm bietet den perfekten Rahmen für Souvenirs aller Art. Die dann wiederum für warme Gedanken sorgen.
Ebenfalls auf der Wunschliste: Ein kabelloses Infrarot-Wärmekissen der niederländischen Marke Stoov. Callista Disselhoff, Inside Cosiness Expert bei Stoov, weiß: „Wärme wird subjektiv empfunden.“ Stoov kann daher reguliert werden, drei Stufen gibt es. Und etliche Materialien, unter anderem Woolly (recycelbare Kunststoff-Fasern) für „das ultimative Teddy-Gefühl“, Original („der Allrounder“) und Samt (recycelte Pet-Flaschen).
Auch Disselhoff sinniert für Design DE LUXE über kulturelle Differenzen: „Wir Niederländer haben ein Wort namens ‚gezellig‘, das wir häufig verwenden. Es steht dafür, es sich gemütlich zu
Aufgeheizt. Die Feuerstelle Lotus des polnischen Herstellers Grey Rabbit sorgt für gut aussehende Wärme auch an kühlen Abenden . In einer Form, auf die man schon früher hätte kommen können.
machen – ganz gleich ob drinnen oder draußen, im Büro oder zu Hause.“ Auch warme Gedanken helfen, zum Beispiel die Erinnerung an die letzte Reise. Souvenirs – konkret Deko-Objekte – sorgen für Cosiness in einem eklektischen Ambiente, wie Designer Martin Brudnizki, Mastermind hinter dem Hotel-Interior des 25hours Hotel Indre By (Kopenhagen), überzeugt ist. Er und zwei weitere 25hours-Hotel-Designer teilen ihre Pro-Tipps – siehe Seite 100. Wer zum Beispiel die Holzfigur Bløk aus dem 25hours Hotel mitbringt, könnte sie ins neue Regal Parade von ferm stellen. Und die anderen freien Plätze füllen sich mit der Zeit, ganz im Sinne der Eclectic Cosiness.
Aufgewärmt. Das holländische Label Stoov zeigt, dass sogar Wärmekissen gut aussehen können. Und zwar in den unterschiedlichsten recycelten Materialien.
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Gemütliches Hotel-Flair für zu Hause, das wollen viele. Design DE LUXE hat nachgefragt, wie das konkret gehen könnte. Das Besondere: Es antworten drei Designer, die jeweils ein Hotel-Interior für die Marke 25hours Hotel entworfen haben. Eine Hotelbrand, drei Städte und drei Perspektiven.
Kopenhagen Dubai Zürich
Kann ein Hotel gemütlich und eklektisch zugleich sein? Ich denke sogar, dass man Gemütlichkeit genau dadurch erreicht. Man füllt sein Zuhause mit persönlichen Objekten, Kunstwerken und setzt zum Beispiel auf unterschiedliche Materialien.
Ihr persönlicher Tipp, um dieses gewisse Ambiente zu schaffen? Im Hotel kreieren wir diese Stimmung zum Beispiel durch Licht – einen Mix aus Wandleuchten und Low-Level-Beleuchtung. Diese Lichtstimmung softet alles ab und macht einen Raum einladend.
Wie viel Dänemark steckt im Hotel-Design?
Die Kunstwerke in den Schlafzimmern sind allesamt von dänischen Künstlern und Kreativen. Auch beim Licht und den Vintage-Stücken trifft das etwa zu. Wenn Sie für zu Hause einen ähnlichen Look möchten, werden Sie eventuell auf www.andobjects.com fündig.
25HOURS HOTEL ZÜRICH WEST, ALFREDO HÄBERLI – ALFREDO HÄBERLI DESIGN DEVELOPMENT
Kann ein Hotel gemütlich und eklektisch zugleich sein? Es kann genauso gut minimalistisch und gemütlich sein. Ich glaube an die Kraft von Materialien, Authentizität und Wert. Ich glaube an die Realität. Eklektizismus muss echt sein!
Würden Sie das 25hours Zürich West als gemütlich beschreiben? Ich habe mir folgende Frage gestellt: Warum empfinden wir historische, klassische Hotels als gemütlich? Diese Überdekoration mit Tapeten, Bildern, Teppichen, Accessoires und so weiter. Könnte ich es auch ins Heute bringen, ist eine zeitgemäße Interpretation möglich? Wie kann man sich zu Hause fühlen, ohne es zu sein? Akustik, Farbe und Stoff machen meiner Meinung nach die Gemütlichkeit aus. Darüber hinaus sorgen im Hotel doch vor allem Service, Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen für ein Gefühl von Behaglichkeit.
Was bedeutet für Sie ganz persönlich Gemütlichkeit? Wenn die Umgebung es schafft, dass man alles vergessen kann, der Kopf sich leert und Platz für Gefühle ist.
Was könnte ich im Shop kaufen, um mir das Hotel-Feeling nach Hause zu holen? Die gedrechselte Holzfigur Bløk , mit deren Kopfstellung ich meine Stimmung ausdrücken kann.
25HOURS HOTEL ONE CENTRAL IN DUBAI, ALEKSANDRA NASTIC, SENIOR ASSOCIATE WOODS BAGOT
Kann ein Hotel gemütlich und eklektisch zugleich sein? Absolut. Das 25hours Hotel One Central ist ein großartiges Beispiel dafür – das Design ist völlig einzigartig in Dubai und bringt eine Jugendlichkeit und Lebendigkeit mit sich, die ein breiteres Publikum ansprechen kann. Im gesamten Hotel konzentrieren wir uns auf das Design der alten Nomaden und Beduinen – und verweben ihre Geschichte mit jener moderner Weltreisender und local Heros. In den Zimmern selbst haben wir auf warme Farbtöne gesetzt und auf nostalgische Dinge wie Polaroid-Kameras und Schreibmaschinen.
Was bedeutet für Sie persönlich Gemütlichkeit? Eingekuschelt auf einem Stuhl von Rua Ipanema in einer kleinen Ecke entspannen, ein Lieblingsbuch lesen, dabei träumen – und das alles mit dem Geruch von Salz in der Nase.
Welche lokalen Kunsthandwerkstechniken schätzen Sie? Für mich wäre das ein Makkabah (eine Art Abdeckhaube für Speisen) aus Palmblättern, gewebt mittels der SafeefahTechnik. Diese Objekte sind einzigartig und werden von Kunsthandwerkerinnen handgefertigt. Diese Makkabahs sind ein Blickfang auf dem Tisch und verleihen dem ganzen Raum Charakter. ∏
100 I COSY FOTOS: BEIGESTELLT
25HOURS HOTEL INDRE BY, MARTIN BRUDNIZKI – MARTIN BRUDNIZKI DESIGN STUDIO
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KUNST IST global
Sissa Micheli und Soli Kiani wurden in anderen Teilen der Welt geboren und prägen heute die Wiener Kunstszene. Mit Arbeiten, die auch einen starken Bezug zu ihrem Herkunftsland haben.
TEXT: SILVIE AIGNER
Kunst ist global und neben der Musik die einzige Sprache, die international verstanden wird. Kunst lässt sich nicht von nationalen Grenzen einschränken. Die Kunstgeschichte und die Gegenwartskunst Österreichs sind wesentlich geprägt durch das Miteinander österreichischer und internationaler Künstler. Ausstellungen wie aktuell „Secessionen“ in der Alten National-
galerie Berlin, die nächstes Jahr auch im neu eröffneten Wien Museum zu sehen sein wird, zeigen das Netzwerk der Avantgarde um 1900 und verdeutlichen gemeinsame Ziele und Ambitionen jenseits spezifischer lokaler Ausprägung.
Das gilt auch für die zeitgenössische Kunst. Viele der im Ausland geborenen Künstler und Künstlerinnen haben an den österreichischen
I KUNST
Kunstuniversitäten studiert und sind ein prägender Teil der österreichischen Kunstszene. Wie Sissa Micheli und Soli Kiani, die beide zu den interessantesten und vielversprechendsten Künstlerinnen der österreichischen Kunst zählen. In ihren Werken ist stets ein Bezug zu ihrem Herkunftsland vorhanden. Sei es in einer kritischen, inhaltlichen, geografischen oder formal-ästhetischen Auseinandersetzung.
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Soli Kiani, Dignity, 2023 Ausstellungsansicht
Galerie Gundula Gruber © KUNST-DOKUMENTATION.COM
Die Südtirolerin Sissa Micheli (*1975 Bruneck, Italien) lebt seit fast 30 Jahren in Wien. Studiert hat sie an der Wiener Schule für künstlerische Fotografie und an der Akademie der bildenden Künste bei Franz Graf, Gunter Damisch und Matthias Herrmann. Mehrsprachig aufgewachsen, ist sie bis heute in beiden Welten zu Hause: Sei es, dass die Landschaft der Dolomiten als Kulisse für ihre performativen Fotoarbeiten fungiert oder sie sich in der Kunstszene Südtirols engagiert und ausstellt.
GEPRÄGT VON VENEDIG
Geprägt hat sie auch die Kunst der Renaissance, konkret jene Venedigs. Hier lebte ihre Großmutter, und auch ihre Mutter kommt ursprünglich aus der Regione del Veneto. Das charakteristische Spiel mit hell, dunkel, die Faltenwürfe
in der Malerei der Alten Meister, die sie bereits als Kind in den Museen Venedigs kennenlernen durfte, sind auch in ihren Fotoarbeiten zu sehen. Zuweilen tauchen auch typische Artefakte der Lagunenstadt auf, wie ein venezianischer Fächer in ihren Bildern. Das Besondere an ihren Fotoarbeiten ist das Festhalten eines flüchtigen Augenblicks. Serien wie Choreography of Moments zeigen ihre Intention, eine kurze, fragile Zeitspanne mit der Kamera festzuhalten. Die Bewegung wird in ein Standbild übersetzt. Das Kleid, das in den Bildausschnitt geworfen wird und sich kurz um den Körper schmiegt, wird zu einer „unbestimmbaren Skulptur, zu einer Verkörperung einer sich verflüchtigenden Idee“, so Sissa Micheli. „Man sagt ja oft den Werken der Südtiroler Künstler nach, dass ihnen aufgrund der gebirgigen Landschaft das Objekthafte eingeschrieben wäre“ – Parameter der Malerei wie der Skulptur sind so Teil dieser Werke. Und sie bleiben dennoch einfach gute Fotokunst.
KRIEG UND FRIEDEN
Dass die Menschen hinter den Stoffen verschwinden und vor schwarzem Hintergrund agieren, hat mit Michelis Intention zu tun, die „Welt hinter dem Bild“ darzustellen: „Unser
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SISSA MICHELI
Sissa Micheli, The Infinite Fold VI Archivfester Pigmentdruck auf Fine Art Baryta 60 x 40 cm
© THE ARTIST, BILDRECHT WIEN, 2023
Die Südtirolerin Sissa Micheli lebt seit fast 30 Jahren in Wien. © MIRKO DA COL
Blickfeld erfasst stets nur einen Teil der Realität, der andere bleibt im Dunkel und ist für uns nicht wahrnehmbar“, erklärt die Künstlerin. In der Serie Fragile Moments agieren ihre Protagonistinnen unter speziellen Stoffen, aus denen Fallschirme gemacht werden, sowie unter Tarnnetzen – eine Anspielung auf das Thema Krieg und Frieden, mit dem sich Sissa Micheli auch in ihrer für das Südtiroler Lumen-Museum für Bergfotografie konzipierten Ausstellung „Mountain Pieces. Reflecting History“ beschäftigte. Hier konfrontierte sie die Besucher nicht nur mit der Schönheit der Südtiroler Berge, sondern auch mit den Schauplätzen und Orten kriegerischer Auseinandersetzungen im Gebirgsmassiv des Hochpustertals. Die im diesjährigen Sommer entstandene multimediale Werkserie Scenarios for Peace setzt hier an, stellt jedoch explizit den Frieden in den Mittelpunkt. Die geografischen Schauplätze sind dabei geradezu paradigmatisch für die österreichisch-italienische Künstlerin. Zusammen mit Musikern des Ötztaler Meisterkurses fanden Friedensperformances an verschiedenen Kraftorten rund um Gurgl in Tirol sowie direkt am Timmelsjoch statt – dort, wo die Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft.
SOLI KIANI
Soli Kiani (*1981 Shiraz, Iran) studierte Malerei an der Universität für angewandte Kunst bei Christian Ludwig Attersee. Die Kindheit und das Aufwachsen als Frau in einem streng religiösen und patriarchalisch geprägten Land beeinflusst auch ihre Kunst.
„Nach den Jahren in Wien wurde mir immer bewusster, unter welchen Umständen ich meine Kindheit und Jugend im Iran verbracht habe, wo mir die Ideologie der Familie, der Gesellschaft, der Schule und der Moralpolizei vorgeschrieben wurde.“ Menschenrechte und Menschenwürde, die Auseinandersetzung mit dem vollständigen Verlust von Freiheit und die Frage, welchen Wert Selbstbestimmung in Gesellschaften hat, die Kontrolle über die Privatleben ihrer Bürger ausüben, stellt Kiani in den Fokus ihrer Werke und Installationen und macht Biografien von Menschenrechtsaktivistinnen, Anwältinnen, Schauspielerinnen und Künstlerinnen sichtbar, die von der iranischen Justiz für ihr Tun verhaftet, verklagt oder mit Berufsverbot belegt wurden und stellt diese in einen überregionalen Zusammenhang. Sie zeigt damit auch auf, dass „die Unterdrückung von Frauen und Minderheiten kein Thema ist, das nur den Iran betrifft, sondern vielmehr ein globales, weltumspannendes Phänomen“. Stets vermittelt sie als Künst-
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Soli Kiani, Identity, 2018 Ölkreide und Acryl auf Leinwand.190 x 150 cm © JAKOB LINDNER
Sissa Micheli, Scenario for Peace, Hohe Mut, 2023 © THE ARTIST, BILDRECHT WIEN, 2023
lerin und Frau eine starke Botschaft: „Meine Kunst ist Aufklärungsarbeit“, so Soli Kiani. Ihre politischen Inhalte verbindet sie in ihren Werken mit einem ästhetischen Umgang mit dem Material, wie auch in der aktuellen Skulptur, die im Auftrag des diesjährigen European Forum Alpbach entstand. Über die inhaltliche Ebene hinaus ist Kianis Werk jedoch auch eng mit den formalen Prozessen und Möglichkeiten verbunden, mit den Fragen nach Raum und Form.
FORMALE STRENGE
Soli Kiani arbeitet in Medien, Fotografie, Malerei, Skulptur und Installation. Dabei entwickelt sie stets auch raumgreifende und multimediale Projekte, wie zuletzt im tresor des Kunstforums Wien und in der Galerie Sophia Vonier in Salzburg oder in ihrer Ausstellung in der Galerie
Gundula Gruber in Wien. Charakteristisch für ihre künstlerische Praxis sin d eine formale Strenge und eine zurückgenommene Palette, in der die Farben Weiß, Schwarz und Grau dominieren. In ihren Leinwandbildern arbeitet sie mit Ölkreide
Die Autorin
auf weißem oder schwarzem Grund und entwickelte eine Mischform aus Malerei und Zeichnung, die vor allem auch durch die Präzision des Duktus beeindruckt. Stoff und Textil sind zentrale Materialien ihrer Kunst.
Auch ihre „plastische Malerei“ basiert auf Stoff, konkret auf Leinenstoff, das sie mit Acrylfarbe einfärbt und so die Faltenwürfe fixiert. Die Werke werden sowohl auf einem Sockel als auch an der Wand präsentiert – zumeist im Dialog mit der Malerei. Nicht zuletzt bestehen diese beiden
Serien aus denselben Materialien, Acryl und Leinenstoff – die Grenzen der Malerei, Grafik und Plastik werden ins Schwanken gebracht. Soli Kiani und Sissa Micheli erheben ihre künstlerische Stimme, ihre Werke sind gesellschaftspolitisch relevant, konzeptuell und haben einen hohen inhaltlichen wie formalen Anspruch. Es gelingt den Künstlerinnen, brisante Themen über die reine Dokumentation hinaus visuell fassbar zu machen und auch dem Anspruch einer autonomen künstlerischen Praxis gerecht zu werden. ∏
Soli Kiani, Ossian – Rebellion, Ausstellungsansicht tresor Kunstforum Wien, 2022 © EVA KELETY
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Silvie Aigner ist Chefredakteurin der Kunstzeitschrift PARNASS und Gastautorin bei Design DE LUXE.
Soli Kiani wurde im Iran geboren und studierte bei Christian Ludwig Attersee. © EVA KELETY
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ITALIEN IST IN WIEN angekommen
Seit Anfang Mai ist der Innenhof des ehrwürdigen Palais Harrach eine Oase des Outdoor-Lebens. Gemeinsam mit Kramer & Kramer Landschaftsarchitektur bringt das italienische Kult-Label Paola Lenti hier italienisches Lebensgefühl in die österreichische Hauptstadt.
TEXT: BARBARA JAHN
I GARTEN
FOTO: BEIGESTELLT 111
Der Innenhof des geschichtsträchtigen Palais Harrach bietet die perfekte Kulisse für den Paola-Lenti-Flagship-Store in Wien, den Kramer & Kramer floral inszeniert haben.
Die schönsten Ideen schreiben die besten Geschichten. Wie diese: Aus der Geschäftsbeziehung zwischen dem erfolgreichen österreichischen Gartenunternehmen Kramer & Kramer und dem renommierten italienischen Label Paola Lenti wurde eine wunderbare Freundschaft – so eng, dass man sich gemeinsam an ein Projekt der Extraklasse wagte. „Mit der Familie Kramer verbindet uns schon seit Jahren eine gute Zusammenarbeit. Auch sie blickt auf eine lange Tradition zurück – in der Garten- und Landschaftsgestaltung. Seit vielen Jahren hat sie unsere Produkte in ihrem Portfolio, das bei ihren Kunden-Projekten eingesetzt wird“, sagt Anna Lenti, CEO von Paola Lenti und Schwester der Unternehmensgründerin. „Die gemeinsamen Erfahrungen haben unsere Beziehung zueinander weiter vertieft, und so lag es nahe, diesen großartigen Showroom im Wiener Palais Harrach
zu installieren. In unserem Unternehmen ist der Wunsch immer mehr gewachsen, das Tool des Monobrand-Stores zu forcieren, um den Menschen zeigen zu können, was der Stil Paola Lenti repräsentiert. Auch Kramer & Kramer wollten sich weiterentwickeln, und so haben wir uns auf die Suche gemacht, einen Ort zu finden, an dem sich unsere Unternehmen widerspiegeln
Der Innenhof des Palais war geradezu dafür prädestiniert, war schon immer ein Ort des Rückzugs und des Innehaltens. Und entspricht daher umso mehr dem Wunsch der Menschen, für ein paar schöne Momente dem Alltag entfliehen zu können und ihre Sinne neu zu entdecken. Dieser Trend ist im Grunde nichts
Paola Lenti kreiert komplette Lebenswelten für draußen. Dazu gehören, ganz wie drinnen auch, schöne, bunte Teppiche.
Neues. Aber wird er auch in der Zukunft bestimmend sein? „Ich glaube schon. Dieser Trend ist etwas, das wir bereits gesehen haben, als wir begannen, unsere eigenen Outdoormöbel zu produzieren“, erinnert sich Anna Lenti. „Unsere Intention war es, den Menschen zu ermöglichen, draußen so zu leben wie im Innenbereich. Das bedeutete für uns, etwas komplett anderes zu finden und zu schaffen als die harten, unbequemen Möbel, die man bis dahin kannte. Es geht darum, sich einen Wohnraum im Freien zu schaffen, in dem man sich erholen und durchschnaufen kann. Die Einrichtung zwischen drinnen und draußen kann, muss sich dabei aber nicht unbedingt überschneiden. Im Vordergrund steht ein Ambiente des Wohlbefindens und der Muße, ein Ort für Entspannung und Rückzug. Das wohl Wichtigste dabei ist, dass sich alles perfekt in die Natur integriert.“
VERBORGENER MIKROKOSMOS
Bernhard Kramer, sein Partner Joachim Hirzi und sein Team haben mit der Neugestaltung der Räumlichkeiten des Palais und des Hofes einen faszinierenden Mikrokosmos geschaffen. Wohin das Auge reicht, blühen und gedeihen
Zu den Besonderheiten in den Kollektionen der italienischen Designerin zählen Seile und Garne wie Rope, Aquatech und Twiggy.
„Die Natur ist so schön, dass wir sie nicht übertönen wollen.“
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ANNA LENTI, CEO VON PAOLA LENTI
hier Pflanzen, die alle selbst im eigenen Betrieb gezogen und kultiviert werden. Ein Baum ist hier nicht einfach nur ein Baum, sondern ein ikonisches Unikat – ausdrucksstark und identitätsstiftend. Besonders wichtig war es ihnen, mit den Möbelstücken und Beschattungsstrukturen von Paola Lenti, den eigenen Pflanzen und liebevoll ausgesuchten Accessoires Szenen aus dem echten Leben zu kreieren.
DRANG NACH DRAUSSEN
Zu denen auch Projektpartner wie der österreichische Natursteinexperte Breitwieser und der belgische Pfanzgefäßspezialist Domani beigetragen haben. „Hier in unserem neuen Wiener Schauraum haben wir versucht zu zeigen, wie Harmonie zwischen den Pflanzen, den Bäumen, den Farben und unseren Kollektionen entstehen kann. Dies zu sehen erzeugt eine unglaubliche Lust, Zeit im Freien zu verbringen. Für die
Zukunft wird das immer wichtiger und interessanter werden“, unterstreicht Anna Lenti diese Intention von Kramer & Kramer.
„Die letzten Jahre, in denen wir alle viel Zeit zu Hause verbringen mussten, haben gezeigt, wie sehr es Menschen nach draußen zieht und der Drang nach frischer Luft und Freiraum gewachsen ist. Als wir vor 20 Jahren begonnen haben, gab es solche Outdoor-Konzepte noch nicht. Niemand hätte es verstanden: Der Garten war ein bisschen der vergessene, abgeschiedene Teil des Hauses. Es war damals wirklich schwierig, die Leute von diesen Ideen und Visionen zu überzeugen. Doch mit der Zeit hat die Bedeutung des Gartens immer mehr zugenommen – nach dieser sehr schwierigen Zeit ganz besonders. Der Garten ist zum Zufluchtsort geworden.“
FOTOS: KATSEY, BEIGESTELLT 113
Hoher Besuch. Bernhard Kramer mit dem Team der Designerin: Anna Lenti, Exportleiter Gian Rizzi, ÖsterreichVerkaufsleiterin Cristiana Brambilla und Armin Hausberger, Agenturleiter für Paola Lenti Österreich.
Und auch zu einer Art Open-Air-Wohnzimmer: Beschleunigt hat diesen Trend unter anderem die Notwendigkeit, sich einen ruhigen, sicheren Kokon zu kreieren, in dem man sich mit seiner Familie und seinen Freunden aufhalten kann. Solche Orte zu entwickeln hat sich Paola Lenti zur Aufgabe gemacht. „Unsere Idee ist es, eine ganzheitliche Umgebung zu schaffen, in der man sich seine ganz persönliche Ecke des Wohlbefindens einrichten kann, um einerseits ein Buch zu lesen, zu entspannen, zur Ruhe zu kommen, und andererseits ein Setting mit großen Tischen und Sitzlandschaften zu inszenieren, das man gerne mit anderen teilen möchte. Das ist übrigens auch unser inhaltliches Konzept für den IndoorBereich. Unsere Absicht ist es, nicht einzelne Produkte herauszustellen, sondern einen Lebensstil zu kreieren. Dazu gehört einfach alles: das Sofa, der Teppich, die Leuchte, die Accessoires, ja sogar die Architektur. Es ist fast so, als würde man mit einer leeren Schachtel starten und sie mit schönen Dingen befüllen“, vergleicht Anna Lenti.
GEHEIMNIS DES ZEITLOSEN
Dass sich die Möbelstücke von Paola Lenti nicht aufdrängen, sondern bewusst als Teil eines Ganzen wahrgenommen werden, ist auf
den ersten Blick bereits klar. Und das hat einen guten Grund. „Die Natur ist so schön, dass wir sie mit unseren Produkten nicht übertönen wollen. Sie müssen einfach sein und sich perfekt in das natürliche Ambiente integrieren. Deshalb haben wir einen zeitlosen und eklektischen Stil
I GARTEN
„Uns geht es nicht um einzelne Produkte, sondern um einen Lebensstil.“
ANNA LENTI, CEO VON PAOLA LENTI
gewählt“, erklärt Anna Lenti. „Aber wir haben kräftige Farben ausgesucht, um ein schönes Bouquet an Optionen anbieten zu können. Was die Zeitlosigkeit betrifft, ist schnell erklärt, woran man sie erkennt: Man wird niemals müde, es anzusehen. Ich glaube, alle Dinge, die superüberdesignt sind, gefallen nur im Moment, man sieht sich daran satt. Ich denke, dass einfache Dinge auch einmal ausgetauscht werden können, ohne alles dabei zu zerstören. Das ist sicher auch ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit in unserem Denken. Mit modischen Produkten geht das nicht so leicht. Nach einem Jahr oder vielleicht sogar nur nach sechs Monaten sind sie oft schon Geschichte. Die Einfachheit, das sind einfach wir: sei es das Konzept unseres Unternehmens, sei es unser eigener Lebensstil.“
DESIGNEN IM TEAM
Womit sie auf die Geschichte ihres klassischen Familienunternehmens anspielt. Zu dem seit mehr als zweieinhalb Jahrzehnten sozusagen noch ein weiteres Familienmitglied gehört: Designer Francesco Rota, der von Anfang an bei der Entwicklung der Produktlinien dabei war. „Paola hat damals mit dem Design von Teppichen begonnen und hatte den Wunsch, auch Möbel zu entwerfen. Als sich die beiden
über den Weg gelaufen sind, haben sie sich auf Anhieb gut verstanden. Beide waren ganz am Anfang ihres beruflichen Weges, und seit dieser Zeit ist es eine fantastische Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bei der keiner den anderen überflügelt“, erzählt Anna Lenti. „Entscheidungen und Recherchen werden gemeinsam gemacht, sie ergänzen einander auf wunderbare Weise. Man könnte sagen, sie sind gemeinsam groß geworden. Paola ist der kreative Kopf und Francesco der Hauptdesigner des Unternehmens, der den Ideen ihre Form gibt.“ Apropos Entscheidungen: Warum heißt das Unternehmen eigentlich nicht Paola & Anna Lenti? Die Antwort kommt prompt. „Paola hat das Unternehmen gegründet und war stets der kreative Part des Unternehmens. Ich bin erst ein paar Jahre später dazugestoßen. So ist es nur logisch, dass das
Unternehmen nach Paola benannt ist und das auch bleibt. Es wäre nicht klug, den Namen zu ändern. Und unsere Zusammenarbeit funktioniert auch so sehr gut unter uns Schwestern“, schmunzelt Anna Lenti.
BÜHNEN IN WIEN & MAILAND
Und das schon seit Jahrzehnten: Im kommenden Jahr kann das Unternehmen sein 30-jähriges Jubiläum feiern. Eines der Highlights wird die Vollendung des Spazio Paola Lenti, des neuen Mailänder Flagship-Stores in der Via Bovio 28. Schon während des diesjährigen Salone del Mobile gab es einen Vorgeschmack auf das, was dort entstehen wird – und danach darf man sich viel erwarten. Doch auch für Wien schlägt das Herz einmal mehr. „Wien ist eine imperiale Stadt mit einer großen Geschichte und bezaubernden Palais. Unsere Kollektion an einem Ort wie diesem präsentieren zu dürfen, insbesondere integriert zwischen all den großartigen, außergewöhnlichen Pflanzen, Blumen und Bäumen von Kramer & Kramer, ist eine sehr große Ehre für uns. Und eine einzigartige Gelegenheit in einem solchen Rahmen, den es nicht überall gibt. Dieser inspirierende Innenhof bietet die perfekte Bühne dafür. Und er birgt eine spezielle Aura in sich – vielleicht sogar ein Stück italienische Seele.“ ∏
FOTOS: XXXX
„Das Wichtigste ist, dass sich alles perfekt in die Natur integriert.“
115 KATSEY
ANNA LENTI CEO VON PAOLA LENTI
GEMÜTLICHES FÜR draußen
Auch im Herbst möchte man den Garten noch richtig genießen können. Auf diesen Stücken verweilt man gerne.
VIELSEITIG
Hersteller: Todus
Dongo ist ein echter Allrounder. Das modulare Sofa, entworfen von Studio Segers, hält nicht nur Wind und Wetter stand, sondern kann auch an jede Umgebung in Form und Größe angepasst werden. homespa.at
GEMÜTLICH
Hersteller: Gloster
Boras naturinspirierte organische Formen finden im Außenbereich ihre besonders stimmige Heimat. Gloster-Designer Henrik Pedersens delikate Kreation vereint feinste Handwerkskunst, üppigen Komfort und außerordentliche Robustheit. moebelwerk.at
GESELLIG
Hersteller: Extremis
Inspiriert vom fröhlichen und gemeinschaftlichen Geist eines Panigri-Festivals kombiniert die neue Kollektion authentische Materialien und zeitlose Farben, um eine lässige, sonnendurchflutete Atmosphäre zu schaffen. wohndesign-maierhofer.at
HARMONISCH
Hersteller: Manutti
Ästhetisches Design entsteht, wenn Handwerkskunst und Innovation in perfekter Harmonie zusammenwirken. Jedes Element der Sandua-Kollektion hat einen individuellen Charakter und doch sind sie alle dabei perfekt aufeinander abgestimmt. nentwich.at
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„Zeit, sich mit Natur zu belohnen“ ist nicht nur das Motto des neuen Triforêt alpin.resorts. Ein natürlicher Material-Mix aus der Region dominiert das Interior.
118 I HOTEL
Die Welt schaut her: Heimische Architektur und besondere Interiors machen Österreich verstärkt zu einer Destination für Designfans.
TEXT: BIRGIT POTOTSCHNIG
VON BELLE ÉPOQUE BIS ZU CONTEMPORARYAlpine Chic
Riesenrad, Streif und Schloss Schönbrunn: Neben den Klassikern avanciert Österreich weltweit immer mehr zu einer Design- und Architekturdestination. Das beschränkt sich nicht mehr auf Vorarlberg, das seit Langem auf den Exkursionsplänen für Architekturstudenten in der ganzen Welt steht, sondern wird auch immer stärker von der heimischen Hotellerie vorangetrieben Hier scheinen sich die Neueröffnungen in den
letzten Jahren förmlich übertrumpfen zu wollen, Investoren, internationale Hotelgruppen sowie frisch gebackene Gastgeber trauen sich, spannende und innovative Hotelprojekte quer durchs Urlaubsland zu entwickeln. Aktuell wurden Architekturperlen der Belle Époque aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt, Guesthouses mit österreichisch-südafrikanischem Designkonzept in die Weinberge der Südsteiermark eingebettet, und Contemporary Alpine Chic in Hinterstoder wird zelebriert.
FOTO:
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TRIFORÊT
Imperiale Eleganz und Architektur lockten schon zu Kaisers Zeiten Gäste aus dem In- und Ausland nach Österreich, und das nicht nur nach Wien. Zu den Hotspots der mondänen Sommerfrische gehörte einst auch Bad Gastein – das mit der neuen Sehnsucht der Städter nach Entschleunigung in den vergangenen Jahren wieder kontinuierlich steigende Gästezahlen verzeichnen konnte.
DER GLANZ KOMMT ZURÜCK
Durch die Wiederbelebung des Ortskernes kommt jetzt auch der einstige architektonische Glanz zurück ins Gasteinertal. Dort polierte im Auftrag der Hirmer Hospitality Gruppe das renommierte Wiener Architekturbüro BWM Designers & Architects den einstigen Glanz des Straubingerplatzes mit gleich zwei Hotelprojekten frisch auf. Unter der Prämisse, Geschichte zu bewahren und mit Modernität zu ergänzen, wurde hier feinfühlig mit der denkmalgeschützten Architektur umgegangen. Benannt nach der legendären Gasteiner Familie erweist das neue Hotel Straubinger dem ehemaligen Grand Hotel eine Hommage. Es besticht durch zurückhaltende Eleganz, Grandezza sowie den Charme der typischen Belle Époque.
Das geschichtsträchtige Haus – man erinnere sich an die Unterzeichnung der Gasteiner Konvention zwischen Österreich und Preußen – hat viele seiner kleinen Geheimnisse für sich bewahrt, einst gesammelt in den Anekdoten des verloren gegangenen Gästebuchs. Dieser Zeitgeist soll fortan durch die Aura der imposanten Räumlichkeiten
erneut zum Leben erweckt werden. Mit nur 46 Zimmern und Suiten ist ein Rückzugsort für Gäste aus der Stadt entstanden, die das Loslassen des Alltags übers Wochenende genießen möchten. Eingecheckt wird im historischen Hotel via Tablet, am kleinen Check-in-Desk ähnlich einem Juwelier-Table mit Schubläden, in denen sich in kleinen Kästchen die Zimmerkarten befinden.
„Wir hatten in der Umbauphase fürs Straubinger Grand Hotel sehr oft das Gefühl, kein Hotel, sondern ein Museum zu renovieren. Wenn man durch die Räumlichkeiten geht, spürt man förmlich, dass sie uns etwas erzählen möchten. Wir wollten möglichst viel erhalten, inklusive dem alten Treppenaufgang. Das Einzige, was geändert wurde, um energieeffizienter zu werden, waren die Fenster und Türen: neu, aber auf alt“, erzählt Dietmar Wernitznig.
Ganz dem imperialen Lebensgefühl von einst entsprechend, heißen den Gast ein imposantes Entree, ein Wiener Kaffeehaus mit dem typischen Kuchenwagen und ein Restaurant mit Bar willkommen. Nachdem keine Möbelstücke der ehemaligen Ausstattung gerettet werden konnten, wurde im großen Stil neu eingerichtet. Im Sinne eines zeitgemäßen Luxus spielten die Designer mit den Reizen und der Authentizität des Bestandes, wie der Patina an den historischen Wänden, den wenigen erhaltenen Lampen sowie den Originaltüren; die Komposition aus Farben und Licht erinnert an historische Ölgemälde.
Über dem ursprünglichen Thermal-Bädertrakt befindet sich die neue Poollandschaft mit herrlichem Blick über das Gasteinertal, in der man förmlich „in die alpine Landschaft hinausschwimmen“ möchte – untermalt von der Akustik des rauschenden Wasserfalls. Im gegenüberliegenden Badeschloss wird gleichsam Geschichte geschrieben und bewusst – passend
120 I HOTEL
DIETMAR
„Seit 1900 zelebrieren wir in Bad Gastein die Sommerfrische. Dem Wunsch der Gäste nach einem ‚back to the roots‘, regionalen Produkten sowie Wertschätzung von Gesundheit entspricht der Ort perfekt.“
WERNITZNIG, REGIONALDIREKTOR HIRMER HOSPITALITY
Im Badeschloss erlebt selbst die Badehaube aus Kindheitstagen ihr Revival.
Im nagelneuen Rooftop-Spa im 14. Stock des Bad Gasteiner Badeschlosses heißt es ab sofort eintauchen in hippe Badeerlebnisse im Retro-Style.
nem Zimmer oder direkt im „Schau-Fenster“ am Wanderweg – sowie Badeleitern und Badekappen als überraschende Designelemente.
„Diese Fotos mit Badekappe und Drink am Infinitypool mit Blick auf den Wasserfall werden auf Instagram um die Welt gehen“, ist Dietmar Wernitznig überzeugt. Zudem sieht er die historischen Badekappen mit Blümchenmuster & Co. – für viele eine Kindheitserinnerung – heute schon als den meistgekauften Mitnahmeartikel im Shop. Im Fokus stehen Lebensfreude, Badespaß und die Community, also der Gemeinschaftsgedanke „mittendrin“. Entsprechend ausgerichtet ist das Angebot: In der Lobby fließen die einzelnen, sehr offenen Bereiche wie Restaurant mit Showküche und Bars harmonisch ineinander. Fancy Drinks, Soul Food und DJ-Musik passen zu einem zwanglosen Lifestyle und inspirierenden Miteinander.
„Man kann untertags auch im Badeschloss seine Ruhe finden – die Zimmer sind teils als Private Spa ausgerichtet –, abends aber Geselligkeit in der Lobby erleben oder ins Straubinger zum Abendessen gehen. Mit typischer Grand-Hotelrespektive Wiener Küche und französischer Note. Wobei St. Johann die weiteste Destination für unsere Grundnahrungsmittel ist“, berichtet Dietmar Wernitznig stolz vom regionalen Konzept des Hauses.
SÜDAFRIKA IN DER SÜDSTEIERMARK
zum Thermalkurort sowie dem rauschenden Wasserfall – mit moderner Badekultur kokettiert. So stehen bei beiden Hotels Wellness, Spa und zeitgemäße Badefreude im Vordergrund. Daraus hat sich selbst im Interior Design ein Storytelling mit einem gewissen Augenzwinkern in Anspielung auf den berühmten Badeort ergeben.
„Ein Bad, in dem man auch schlafen kann“ ist das Konzept des kosmopolitisch ausgerichteten Badeschlosses – ergänzt um einen modernen Zubau in Form eines Turmes mit Pool und Rooftop-Spa im 14. Stock. Die unterschiedlich gestalteten 102 Zimmer und Suiten werden geeinet von den einzigartigen Ausblicken, innovativem Design sowie dem Spiel mit der einstigen Badekultur. „Dip a little deeper“ lautet das Motto hinter den alten Wänden. So finden sich humorvoll platzierte Badewannen – teils sogar zwei in ei-
Eine neue Art der Luxusdestination mit absoluter Privatsphäre, Beach-House-Flair und südafrikanischem Ambiente haben die beiden Gastgeber Nicole und Bernd Rathgeb in der Südsteiermark geschaffen. Schon seit Langem hegen sie eine besondere Affinität zur Schönheit sowie dem Lebensgefühl Südafrikas. Auf etliche Reisen folgte schließlich vor zehn Jahren der Kauf des eigenen Beach Houses. Daraus sollte ein Boutiquehotel namens „The Julian’s“ entstehen – doch die Corona-Pandemie machte den Träumen einen Strich durch die Rechnung. Genau in dieser etwas stilleren Zeit hat sich das Ehepaar bei einem Urlaub in der südsteirischen Vulkanlandschaft in einen alten Bauernhof mit Stall verliebt und kurzerhand gekauft. Um die Authentizität der Gebäude zu wahren, wurde das mehrere Jahrhunderte alte Gebälk vorsichtig abgetragen, sorgfältig getrocknet und originalgetreu wiederaufgebaut. Genau diese alten Holztrame verleihen heute den beiden Guesthouses – in Kombination mit dem Stil Südafrikas – ihren besonderen Charme: Safari Lodges in-
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FOTOS: ARNE NAGEL
Das Arbeiten mit den Schichten der Vergangenheit hat sich gelohnt. Wahre Grandezza und Eleganz versprüht das Design des neuen Grand Hotels.
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Südsteirische Naturmaterialien veredelt mit viel Detailliebe und
den
mitten der hügeligen Weinlandschaft. Verarbeitet wurde nicht nur ein Maximum an heimischen Materialien mit regionalen Gewerken, sondern auch mit den Liebreizen des Weinortes Straden gespielt. Während man vom Farm House aus einerseits die Weinberge und andererseits den Ortskern sieht, blickt man – dank der Architektur – durch das Beach House förmlich hindurch und direkt auf die abends beleuchteten drei Kirchen.
„Regionalität war uns von Anfang an sehr wichtig. So wurden ausschließlich österreichische Materialien verbaut, die Handwerksbetriebe kommen alle aus der Region. Auch bei den zubuchbaren, kulinarischen Leistungen haben wir nur auf regionale Genusspartner gesetzt. Vom Biobäcker fürs Frühstück über die Buschenschankjause bis zu frischem Gemüse der heimischen Gemüsebauern. Highlights sind das ‚Private Cooking’ im Guesthouse mit den besten Haubenköchen der Steiermark, Weinverkostungen mit Top-Winzern sowie die gemütlichen Weinblütenfeste“, schwärmt Nicole Rathgeb.
Schon jetzt ist die zum Beach House gehörige Outdoor-Lounge mit gemütlichen Möbeln, unzähligen Polstern und eigener Outdoorküche das Lieblingsplätzchen der Gastgeberin. Bewusst gepflanzte Akazien, Pinien- und Eukalyptusbäume schützen vor ungeliebten Blicken der Nachbarn auf Garten und Pool und sorgen für echte Privatsphäre. Das mediterrane Klima der Gegend sorgt für eine lange Saison voll Erholung, Kulinarik und vinophilem Genuss – im Frühjahr oder Herbst gern in Kombination mit etwas Genussradeln.
ALPINE CHIC IN HINTERSTODER
Privatsphäre mit alpinem Bergpanorama versprechen auch die neuen Appartements und Chalets des Triforêt alpin.resorts, die ab Ende des Jahres das Herz der Winter(sport)gäste höherschlagen lassen sollen. Als einziger Weltcup-Skiort Oberösterreichs bietet Hinterstoder Skifahrern jedes Könnens alpine Erlebnisse, die auch viele internationale Gäste schätzen. Das Verwöhnprogramm im hauseigenen Spa mit Panorama-Infinitypool ist ganzjährig geöffnet, denn Nachfrage nach Erholungsurlaub in den Bergen generell sei auch im Frühling, Sommer und Herbst gegeben, ist das Management überzeugt.
Schon in der Bauphase folgten die arcona Hotels & Resorts dem Grundgedanken, Bestehendes zu reaktivieren und wenig neue Fläche zu verbauen. An die dreieckig-markante Architektur des Haupthauses angelehnt, sind 20 frei stehende Chalets in modern alpinem Stil entstanden –eingebettet in den Wald mit Blick auf die Hausberge. Im Haupthaus selbst gibt es 41 stylishe Appartements mit Fernblick.
Schon die Renderings des fast fertigen Resorts strahlen innere Ruhe im Wechselspiel mit der äußeren Kraft der rohen Natur aus. Nach dem Motto „Contemporary Alpine Chic“ war auch hier die Verwendung von lokalen Materialien ein großes Anliegen; in einer Kooperation mit ortsansässigen Landwirten wurde ein innovatives Energiekonzept mit Fernwärmeanschluss entwickelt. ∏
„Die Herausforderungen der Entwicklung auf 1.400 m waren mannigfaltig, nicht alle Handwerksbetriebe waren diesen gewachsen. Wir sind sehr stolz, viele lokale Betriebe gefunden zu haben, die mit Herzblut zum Erfolg des Triforêt beigetragen haben“
MICHAEL FRÖHLICH UND ALOIS AIGNER, BAUHERREN
HOTEL | 123 FOTOS: GÜNTER STANDL
südafrikanischem Lebensgefühl verleihen
Guesthouses Charme, Gemütlichkeit und Privatsphäre.
INDIVIDUELL FÜR MÖGLICHSTviele
Wer momentan trotz allem verkaufen will, muss mit seinem Design Kosmopoliten, echte Wiener und Insta-Fans gleichermaßen erreichen. Keine leichte Aufgabe.
TEXT: MARTHA BERGER
I IMMOBILIEN
Ganz oben. In den Dachgeschoßen – hier im Grace – ist häufig internationales Design gefragt. Das auch Wiener, die im Ausland gelebt haben, oft besonders schätzen.
VISUALISIERUNG: CROWND ESTATES 125
Derzeit Immobilien zu verkaufen ist eine Kunst für sich: Wer keine Finanzierung braucht, wartet ab, ob nicht vielleicht die Preise fallen. Weil diejenigen, die auf einen Kredit angewiesen sind, keinen bekommen – KIM-Verordnung sei dank – und mit den gestiegenen Zinsen zu kämpfen haben. Was die Zukunft bringen wird, weiß momentan niemand, der nicht eine tatsächlich funktionierende Glaskugel hat. Die einen hoffen darauf, dass tatsächlich im Herbst die Finanzmarktaufsicht ein Einsehen hat und die KIM-Verordnung – nach der für eine Finanzierung 20 Prozent Eigenkapital vorhanden sein müssen und höchstens 40 Prozent des Haushaltseinkommens für die Raten nötig sein dürfen – gelockert oder zumindest an die deutsche Variante angeglichen wird, um ein weiteres Abwandern von Immobilienkäufern zu den Banken auf der anderen Seite der Grenze aufzuhalten. Andere hoffen auf eine klare Aussage der EZB, ob es das jetzt war mit den Zinserhöhungen –damit zumindest endlich wieder eine gewisse Planungssicherheit gegeben ist.
Abgesehen von all diesen Wenns und Obs arbeiten Bauträger, die aktuell mit hochwertigen Objekten auf dem Markt sind oder diese in der
Pipeline haben, daran, ihre Projekte so zu positionieren, dass sie sich positiv vom Mitbewerb abheben und eine möglichst breite Masse an Käufern ansprechen. Denn trotz der derzeit gedrückten Stimmung wissen Makler wie Bauträger auch, dass Käufer mit dem nötigen Budget trotz allen Spekulierens dann kaufen, wenn ihnen eine Wohnung oder ein Haus wirklich gefällt und sie selbst darin leben möchten.
SCHMETTERLINGE FÜR ALLE
Die Gretchenfrage lautet entsprechend: Wie schafft man den Spagat, etwas anzubieten, das möglichst vielen gefällt, aber doch so einzigartig ist, dass ein potenzieller Käufer das Angebot nicht verpassen möchte? Auch bei dieser Frage haben sich die Parameter verschoben, denn mit dem alten Mantra „Lage, Lage, Lage“ lässt sich in Zeiten, in denen vieles in Toplagen neue Käufer sucht, kein allzu spannender USP mehr schaffen. Auch technisch am Puls der Zeit ist alles, was jüngst im Luxussegment gebaut wurde – und ohne Freiflächen plant seit der Pandemie sowieso niemand mehr.
In der Beletage. In den Regelgeschoßen wie im Hay Joe darf sich der imperiale Wiener Charme austoben und wird von der Zielgruppe heiß geliebt.
Einen großen Unterschied können dagegen nach wie vor eine besondere Architektur und ein besonderes Design machen, mit dem sich bei geschickter Inszenierung dafür sorgen lässt, dass das Herz des Käufers beim Anblick des Domizils einen Moment etwas höher schlägt – und das Bauchgefühl spielt bekanntlich beim Kauf von Immobilien für den Eigenbedarf eine ähnlich hohe Rolle wie das Abwägen der reinen Fakten. Allein: Wie bringt man in einem Projekt Schmetterlinge in die Bäuche von urbanen Hipster-Singles, Insta-affinen Jungfamilien und kulturbegeisterten Paaren? Und spricht dabei die Liebhaber des Altwiener Charmes genauso an wie die Vertreter des kosmopolitischen Wohndesigns? Die vorsichtige Antwort lautet: getrennt voneinander und passend zur Immobilie.
NEW YORKER TOWNHOUSES IN WIEN
Für Julia Kneussl, Mitinhaberin und Chefdesignerin von Crownd Estates, beginnt die Entscheidung, welche Art von Design ein neues Projekt bekommt, mit der Fassade. Im Idealfall lässt sich aus der Not eine Tugend machen und für sowohl die Liebhaber des Wiener Altbaus als auch des New Yorker Townhouses ein Stil kreieren – wie bei ihrem aktuellen Projekt Hay Joe“in der Haydngasse im sechsten Wiener Bezirk.
I IMMOBILIEN
„Dort gibt der Bestand einfach beides her“, freut sich die Projektentwicklerin. „Zur Straße hin haben wir den klassischen Altbau mit Stuck und Fischgrätparkett. Auf der anderen Seite des Innenhofes gab es einen Bestand mit super Raumhöhen, einer Klinkerfassade und Loft-Fenstern, den wir jetzt im Industrial Style mit einem gegossenen Boden, schwarzen Fensterrahmen und großformatigen Fliesen designen, während es vorne im Altbau auch viele verspielte Elemente und Messing gibt“, erklärt sie.
KOSMOPOLITISCH GANZ OBEN
Raum für ein weiteres Design gibt es außerdem auch bei den klassischen Altbauten oberhalb der Regelgeschoße: Denn auch wenn die Fassade und das Stiegenhaus in imperialer Pracht geschätzt werden, lassen sich hier Räume für potenzielle Kunden entwerfen, die das kosmopolitische Wohngefühl mit seinen geraden Linien, offenen Grundrissen und einer Mischung aus italienischem und skandinavischem Design mit schönen Wiener Zitaten lieben. Und die dabei keineswegs aus dem Ausland kommen müssen, wie Kneussl berichtet. „Das sind viele Österreicher, die schon einmal im Ausland gelebt haben und dieser Linie treu bleiben“, so die Designerin. Dort seien dann neben entsprechenden Freiflächen vor allem große Ausblicke und ein ebensolcher Komfort gefragt – häufig auch ein höherer technischer Standard als in den Regelgeschoßen. „Die Dachgeschoße planen wir standardmäßig als Smarthomes, in den Regelgeschoßen ist die Smart-Ausstattung oft als Sonderwunsch geplant, weil es dort häufig gar nicht so gefragt ist.“
ALLE BEDÜRFNISSE BEDENKEN
Für jene Kunden, die wirklich aus dem Ausland kommen und sich in Wien einen Zweit-, Dritt- oder Siebtwohnsitz schaffen wollen, gilt es zusätzlich ganz praktische Aspekte zu beachten. „Beispiels-
weise machen supergroße Terrassen für diese Käufer wenig Sinn“, erklärt Markus Biedermann, Marketing-Leiter I & Co Realtrade Immobilien, schon gar nicht mit üppigen Pflanzkonzepten, die gepflegt werden müssen. Auch Concierge-Services, die etwa die Post weiterleiten oder die Reinigung während der Abwesenheit organisieren, sind für Käufer, die nur hin und wieder in der Stadt sind, besonders wichtig
Wie man die unterschiedlichen Bedürfnisse einer diversen Kundschaft mit dem Interior Design abholen kann, weiß auch Victoria Kaiser, Gründerin von Victoria Kaiser Interior Marketing, die unter anderem die Bäder der Floriette im 13. Bezirk konzipiert und dafür drei verschiedene Varianten gestaltet hat, die dem Haus, aber auch den unterschiedlichen Geschmäckern folgen. „Bei diesem Projekt war es besonders leicht, weil man dem Konzept des ‚Private Park Living‘ sehr fantasievoll folgen konnte“, berichtet sie. Weshalb sie sich bei einer der drei Linien für tiefgrüne glänzende Fliesen mit goldenen Armaturen entschied, die sowohl den Park-Träumen wie auch dem Jugendstil Tribut zollen, den nicht nur manche einheimischen, sondern auch viele internationale Käufer besonders schätzen. Denn wer schon ein Penthouse in New York und eine Villa in Dubai hat, der möchte in Wien etwas von der typischen Schönheit spüren. Umgekehrt gibt es aber auch viele heimische Käufer, die längst durch Pinterest, Instagram und Co. mit einem internationalen Design-Verständnis aufwachsen und das auch – mit heimischem Akzenten – in ihrem Wohnumfeld leben möchten.
EUROPÄISCHER EINFLUSS IN NEW YORK
Ein Austausch, der nicht auf Österreich oder Europa beschränkt ist, wie Kaiser berichtet, die
VISUALISIERUNGEN: CROWND ESTATES, JAMJAM 127
An der frischen Luft. Bei den Freiflächen gilt nicht immer „bigger is better“. Käufer von Zweitwohnsitzen schätzen einen geringen Pflegeaufwand, wie hier im Realtrade-Projekt Karmaliter.
In der Vermarktung sind neutrale Gestaltungskonzepte wichtig, damit sie bis zum Verkauf der letzten Einheit aktuell bleiben.
selbst ein Jahr lang in New York City gearbeitet hat: „Dort fand ich es witzig zu sehen, dass die Europäer so viel Einfluss auf das Design nehmen“, erinnert sie sich. Auch wenn es mehr die italienischen, französischen und britischen Einflüsse waren, die sie dort sah, „denn österreichisches Design ist oft nicht so mutig.“ Was die Designerin immer wieder auch dann feststellt, wenn es wirklich an die Auswahl der konkreten Fliesen und Armaturen geht. „Da sehen wir, dass die pure Linie mit den beigen Fliesen am häufigsten gekauft wird“, berichtet sie. „Denn mit extravaganten Fliesen wie der dunkelgrünen ist es ein bisschen wie mit dem Leben im Urlaub, viele sind unsicher, ob es ihnen nach fünf oder sieben Jahren immer noch gefällt – und dann ist es aufwendig, es zu ändern“, erklärt sie. Für die Vermarktung seien diese ausgefalleneren Designs dagegen wunderbar: „Etwa auf willhaben funktioniert diese grüne Fliese schon, da ist es immer gut, etwas Auffälligeres zu haben als die immer gleich aussehenden Visualisierungen“, weiß Kaiser.
OPTISCHE UND HAPTISCHE EFFEKTE
Beim Stagen zahle es sich dagegen aus, die Dinge eher neutral zu halten, damit es länger hält. Denn bis die letzte Einheit verkauft ist, kann es schon in normalen Zeiten zwei bis drei Jahre dauern, in denen das Design immer noch frisch wirken soll. „Außerdem mag ich es, wenn neben den optischen auch haptische Effekte dabei sind, etwa durch Strukturfliesen oder den besonderen Anstrich auf der Fassade der Floriette“, so Kaiser.
Wenn es dagegen um die echte Einrichtung von Luxusimmobilien geht, ist oft eine Mischung gefragt, die für einen guten Stil und den „Sense of
Im Bad. Auch wenn mutiges Design oft begeistert, entscheiden sich viele dann doch für schöne, neutrale Lösungen wie hier in der Floriette.
Place“ sorgt, wie Innenarchitekt Marco Cordier berichtet, der aktuell für das CUUBUUS-Projekt Das Artmann plant und designt.
HEIMISCHE HANDARBEIT
„Unsere Auftraggeber sind sowohl lokale wie auch internationale Kunden, und da schauen wir im gehobenen Bereich darauf, dass beides vorhanden ist“, erklärt er. So werden etwa Einbaumöbel immer von örtlichen Tischlern gebaut, was auch die internationale Klientel sehr schätze. Bei den beweglichen Möbeln seien aber auch viele internationale Designerstücke dabei. Aus gutem Grund, wie Cordier erklärt: „Gerade für internationale Kunden bieten diese Möbel Orientierung – besonders bekannte Marken, denn die
kennt der russische Kunde genauso wie der aus China und den USA, und daran orientieren sich die Menschen dann ähnlich wie in der Mode.“
ARCHITEKTONISCHER SENSE OF PLACE
Entsprechend gehören diese Stücke zu Cordiers modernen geradlinigen Konzepten, wichtig sei aber natürlich die Kombination mit den Einbaumöbeln zu einem individuellen Ganzen. Den „Sense of Place“, also jenes Lebensgefühl, das schon beim Aufwachen dafür sorgt, dass man weiß, ob man in Miami oder Wien ist, sieht der Innenarchitekt aber auch in der Architektur des Hauses. „Die österreichisch-wienerische Architektur, das alte Zinshaus – das sind dafür die Identifizierungspunkte“, erklärt er. „In den eigenen vier Wänden geht es weniger um den imperialen Stil als vielmehr darum, auf die persönlichen Vorlieben und funktionellen Bedürfnisse der Bewohner einzugehen.“ Allerdings sei allein durch die Materialien bereits eine gewisse Lokalität gegeben, denn anders als etwa im Süden Europas oder den USA werden in Wien natürliche warme Materialien wie Parkettböden verwendet.
Bei den Möbeln dagegen habe auch die internationale Industrie ein Wörtchen mitzureden, deren Trends oft über die regionalen Grenzen hinausgehen. „Da wird im Moment alles softer, setzen sich runde Formen und natürliche Farbund Holztöne durch“, so der Innenarchitekt. Trends, denen man beim Mobiliar anders als bei Einbaumöbeln, die möglichst neutral sein sollen, auch durchaus Rechnung tragen kann und soll. „Denn es nützt ja nichts, wenn ich eine komplette Einrichtung plane, und dann findet man keine Möbel dazu“, ist der Designer realistisch. ’
Im Inneren. Die Mischung macht‘s: Bei den Einbaumöbeln, hier im Artmann, ist heimisches Handwerk gefragt, internationale Designermöbel geben Orientierung.
VISUALISIERUNGEN:
CHRISTIAN PICHLKASTNER, CUUBUUS ARCHITECTS & DEVELOPERS
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„SO ETWAS NOCH NIE ERLEBT“
Immobilien-Doyen Eugen Otto im Interview über die – vorsichtig formuliert – herausfordernde Lage auf dem aktuellen Immobilienmarkt.
Design DE LUXE: Herr Dr. Otto, man hört derzeit oft, wie schwierig die Situation auf dem Immobilienmarkt ist.
Ist da auch viel Jammern auf hohem Niveau dabei oder ist es wirklich so schlimm? Eugen Otto: Ich muss sagen, dass ich eine Marktsituation wie diese in meinen 40 Jahren im Immobiliengeschäft noch nicht erlebt habe. Es gibt schon wirklich deutliche Einbrüche.
Wie drückt sich das in Zahlen aus? Beispielsweise ist die Anzahl der Verkäufe im ersten Halbjahr um ein Drittel zurück gegangen, im Verkaufsvolumen liegt der Rückgang sogar bei 37 Prozent. Bei Bauträgerwohnungen gingen die Verkäufe nach unseren Recherchen sogar um 49 Prozent zurück, bei Bestandswohnungen um 11 Prozent.
Wirkt sich das inzwischen auch auf die Preise aus? Leider ja – und das zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2008. Derzeit verlieren Bestandswohnungen ein Prozent an Wert, der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt nun bei 4.594 Euro.
Wie sieht die Situation am Villenmarkt aus? Dort spielen ja oft auch Emotionen eine Rolle. Das stimmt, aber auch bei den Häusern und Villen hat es einen deutlichen Rückgang des Verkaufsvolumens gegeben – im Vergleich zum ersten Quartal 2022 um 48 Prozent. Auch die Anzahl der verbücherten Transaktionen ging in fast gleichem Ausmaß zurück, von 219 Transaktionen im ersten Quartal 2022 auf 117.
Viele Kaufwillige, die durch die steigenden Zinsen und verschärften Kreditvergabe-Richtlinien derzeit nicht kaufen können, müssen in die Miete ausweichen. Wie wirkt sich das auf den Mietmarkt aus? Hier steigen die Preise. Für frei vermietbare Wohnungen, die nicht unter die gesetzlichen Mietobergrenzen fallen, kostet ein Quadratmeter bei Neuvermietung derzeit im Durchschnitt 14,41 Euro netto im Monat. Und damit um 0,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In manchen Bezirken wie dem 2., 5. ,6., 10., 14. und 22. sind frei vereinbare Mieten sogar um fünf Prozent gestiegen. ∏
Zur Person
Dr. Eugen Otto, Eigentümer und Geschäftsführer von Otto Immobilien, hat aus einer kleinen Hausverwaltung, die vor mehr als 65 Jahren gegründet wurde, einen der größten privaten Immobilienberater Österreichs gemacht und mit Knight Frank einen internationalen Partner.
FOTO: ALEXANDER CHITSAZAN
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Die Qual der Wahl: Auf dem derzeitigen Käufermarkt können sich Käufer und Mieter in aller Ruhe aussuchen, was genau zu ihnen passt. Die Auswahl an neuen schönen Domizilen ist groß.
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Mitten in Hietzing haben die 3SI Makler und Winegg Makler drei Jugendstil-Wohnungen im Angebot, schon das Entree glänzt mit Stuck und edlen goldenen Art-nouveau-Elementen.
Im weitläufigen Garten findet sich neben jeder Menge alter Bäume und verborgenen Ecken auch ein kleiner Teich, der das Gefühl, in eine andere, ruhigere Zeit zu reisen, perfekt macht. winegg.at 3si.at
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54 Wohnungen entstehen am Laaer Berg im neuen Stadtviertel Viola Park, dessen schöne Bepflanzung sich in den Eigengärten des Projekts Mira Laa fortsetzt.
Die Einheiten in Größen zwischen gut 40 und gut 100 Quadratmetern sind alle in energieeffizienter Bauweise errichtet und lassen so nachhaltiges Wohnen Realität werden. piment.at
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Zu den Highlights der Silberpfeil Architekten gehören die runden Formen der Fassade, die gemeinsam mit den klug angeordneten Einheiten ein luftiges Gefühl vermitteln. liv.at
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FOTOS: WINEGG & 3SI IMMOGROUP JAMJAM, CHRISTIAN PICHLKASTNER, LIV.AT, ÖRAG
AUTHENTISCHES DESIGN ist wichtig!
Kia-Stardesigner Karim Habib im Design DE LUXE-Interview über die Mentalitätsunterschiede zwischen Europa und Asien, neue Design-Möglichkeiten durch Elektroautos und den Zeitpunkt, zu dem Autos auch einfach Glaskuben sein können.
INTERVIEW: STEFAN PABESCHITZ
I INTERVIEW
Karim Habib sieht Design als Aufgabe ständiger Verbesserung auf allen Gebieten. Er schätzt die neuen, vom E-Antrieb ermöglichten Gestaltungsmöglichkeiten.
Karim Habib, 53, absolvierte das angesehene Art Center College of Design in Kalifornien, war knapp zwanzig Jahre maßgeblich für die Designlinie von BMW verantwortlich und kam nach einem kurzen Engagement bei Nissans Premiumtochter Infinity zu Kia. Er ist darin federführend, die
Elektrifizierung in einen eigenständigen und charaktervollen Look zu kleiden und Konzepte für die Mobilität von morgen zu entwickeln. Den mehrfach preisgekrönten Kia EV6 hat er maßgeblich mitgestaltet, ebenso das neue Elektro-Flaggschiff EV9, auch die beiden Volumsmodelle Niro und Sportage tragen seine Handschrift.
Design DE LUXE: Design ist heute ein viel strapazierter Begriff – aber was genau ist eigentlich seine Aufgabe? Karim Habib: Es geht darum, das Leben der Menschen zu verbessern. Jedes Produkt, das wir machen, müsste diese Aufgabe erfüllen – ästhetisch, in der Ergonomie, in der Nutzbarkeit.
Lässt sich der Begriff Design überhaupt fix definieren? Für mich ist es ständige Entwicklung über Jahre, die Erfahrungen, was ich lerne und umsetze. Das ist der eigentliche Inhalt meines Jobs.
Gibt es jemals den Punkt, an dem der Designer zufrieden ist? Es gibt Momente, da man eine gewisse Zufriedenheit spürt, wenn man etwas geschafft hat. Es geht aber auch in die Gegenrichtung. Man sieht sich das Produkt an und denkt sich: Das hätte ich doch anders machen sollen. Das gehört aber dazu.
Was macht einen guten Designer – abgesehen von seiner fachlichen Fähigkeit –aus? Designer müssen positive Menschen sein, Optimisten. Sie müssen das Gefühl haben, dass sie doch etwas verbessern können.
Haben Sie den Erfolg bei Kia erwartet, die vielen Preise und die Aufmerksamkeit, die der Marke nun auf dem Designlevel zuteilwird? Ich habe diesen Aufstieg gesehen, Kia hat sich ständig entwickelt, zu einer Design-Marke –auch von Peter Schreyer betrieben in den letzten zehn, fünfzehn Jahren. Die Zusammenarbeit zwischen der Marke selbst und dem Design ist deutlich stärker geworden, das hat diese Beschleunigung hervorgebracht.
Früher war der Look eher funktional, heute stechen auch Volumsmodelle wie Niro und Sportage aus der Menge heraus – muss der Designer für so eine Wende kämpfen? Bei Kia herrscht eine Kultur, die für das Thema Veränderung offen ist, sie sogar nachfragt. Ich selbst habe so etwas noch nie anderswo gespürt. Das hat auch viel mit Korea selbst zu tun, die Gesellschaft hat sich seit den 60er-Jahren so schnell weiterund nach oben entwickelt, dass sich zu verbessern in der Psychologie der Menschen maßgeblich verankert ist – und auch die Erwartung an das Design stellt, weiter nach vorne zu gehen.
Korea hatte nach dem Ende des Krieges eine Stunde Null, es gab praktisch nichts mehr, alles musste neu erschaffen werden. Ist Europa zu sehr in seiner Tradition verhaftet, hat es zu viel Angst, etwas zu zerstören, wenn man sich davon löst – ist die Freiheit davon etwas, was uns Korea voraushat? Ich bin nach sechs Jahren in Asien jetzt wieder nach Deutschland zurückgekehrt, und das sind Fragen, die ich mir selbst jeden Tag stelle. Was macht diesen Unterschied aus? Die Lebensqualität in Europa ist wirklich unschlagbar, wenn man sie weltweit vergleicht – Bildung, Sicherheit, Infrastruktur, einfach alles ist fantastisch. Es ist normal, dass man sich fragt: Wenn sich die Dinge ändern – was wird besser und was könnte auch schlechter werden? Ich verstehe, dass dieser Mentalitätslevel einfach da ist. Das ist möglicherweise der Grund, warum man erst einmal fragt: Braucht man diese Veränderung?
Was kann Europa tun, um hier mitzuhalten? Wenn man sieht, wie rasch sich alles in Asien entwickelt – Korea ist extrem schnell, China ist derzeit noch schneller –, ist die Frage ganz einfach: Wie geht man damit um, dass man behält, wofür Generationen in Europa gekämpft haben, aber sich trotzdem an die neue Zeit anpasst?
Werden Autos in der Zukunft äußerlich unterscheidbar bleiben, etwa welches einen Elektro-, einen thermischen Antrieb oder vielleicht bald einen Wasserstoff-Motor hat? Mir ist
FOTO: KIA 135
„Designer müssen positive Menschen sein.“
KARIM HABIB
„Bei Kia herrscht eine Kultur, die für das Thema Veränderung offen ist, sie sogar nachfragt.“
KARIM HABIB
wichtig, dass wir authentisches Design machen, das kann für eine Automarke aber ganz unterschiedliche Bedeutung haben, und Technologie ist natürlich eine davon. Die Proportionen, die Elektrofahrzeuge uns anbieten, unabhängig von der Formensprache, die treiben uns in eine neue Richtung.
Was verändert sich dadurch in den praktischen Gestaltungsmöglichkeiten? Volumshersteller wie Kia, bei denen man in den letzten zwanzig Jahren mit Frontmotor, langen Überhängen und kleinen Rädern gearbeitet hat, müssen das jetzt nicht mehr machen. Die neue Technologie erlaubt uns lange Radstände, kurze Überhänge, große Räder – also Elemente, die in der Vergangenheit typische Merkmale von Premium-Marken waren. Wir übernehmen damit ganz neue Basics.
Wird es in die Richtung gehen, dass das Auto eines Tages ein „Rolling Living Space“ ist, der sich auch an heute gültige formale Voraussetzungen nicht mehr halten muss? Ich denke schon. Es gibt noch ein paar maßgebliche Gründe für das heutige Aussehen, etwa warum wir nach wie vor ein Volumen vor der Kabine haben – das ist das Crashverhalten. Der Moment, wo diese Umstellung stattfinden kann, ist, wenn jedes Fahrzeug autonom fährt. Dann kann es theoretisch auch ein Glaskubus sein. Das würde aber bedingen, dass die Autos tatsächlich auch nicht mehr anders gelenkt werden können – weil ab dem Zeitpunkt, an dem ein Mensch eingreift, wieder Fehler gemacht werden.
Der EV9 ist das jüngste Geschöpf aus der Hand von Karim Habib. Klare Linien, bündige Flächen und formgebende Elemente statt Schnörkel zeichnen den Look aus.
Ich bin sehr gespannt, wann dieser Moment passiert. Die Technologie wird kommen, nicht so schnell, wie wir dachten, aber sie kommt. Ab wann legt eine Regierung dann schließlich den Schalter um, wo kein Mensch mehr fahren darf?
Oder kein Mensch mehr fahren muss … Das wird wahrscheinlich schneller passieren als „fahren möchte“. Es wird diese Übergangszeit geben, wo selbstfahrende Autos und nicht-autonome Fahrzeuge gemeinsam unterwegs sind – es fragt sich nur, wie lange das sein wird.
Aus welchem Grund werden sich Menschen dann Autos kaufen? Heute ist das Auto ja auch eine Art Verlängerung für die Persönlichkeit. Wenn ich aber nicht mehr selbst fahre, fällt dieser Kaufanlass dann weg? Was passiert, wenn das Auto eines Tages einmal kein Statussymbol mehr ist? Das ist zugleich der Bereich, wo ich das Gefühl habe, als Designer am meisten zu lernen. Viele junge Designer machen heute gar nichts mehr in Richtung Statussymbol, die kreieren mobile Lebensräume, mehr Industrie- als Lifestyle-Design. Ich finde das sehr spannend. ∏
FOTOS: KIA
„Wenn jedes Fahrzeug autonom fährt, kann es theoretisch auch ein Glaskubus sein.“
I INTERVIEW
KARIM HABIB
„Opposites United“ ist eine der jüngst preisgekrönten Kernbotschaften der DesignPhilosophie von Kia – hier dargestellt in einer Multimedia-Installation.
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TRADITION & IDENTITÄT auf Rädern
Ein Porsche darf niemals niedlich aussehen, lautet eine der Grundregeln für das Design der Legende. Die offensichtlich befolgt wird, wie die aktuellen 911 GT3RS2023 Monterey Show-Cars zeigen.
I MOBILITÄT
FOTO: PORSCHE
Automobildesign gilt zu Recht als eine der Königsdisziplinen in der Welt des Gestaltens. Worauf es fußt, wird von der Marke, der Historie und verstärkt auch von philosophischen Ansätzen bestimmt. Das Auto muss praktische Anforderungen erfüllen – und auch Träume.
Ein Porsche darf niemals niedlich aussehen, ein Fiat 500 muss es, ein Mini möglichst weder noch – Designer sind nicht immer zu beneiden. In der Gestaltung eines Autos bilden sich die Markenidentität, aber auch technische Lösungen und die Traditionen der Herkunftsländer ab. Die Stars dieser Branche müssen daher viel mehr beherrschen als die reine Fähigkeit zum Industrie-Design – sie müssen verstehen, das Automobil an sich als Ganzes begreifen.
HUTFAHRER? WELCHE HUTFAHRER?
Was Design in die äußere Wahrnehmung transportieren kann, hat Audi seinerzeit eindrucksvoll vorgezeigt. Kaum jemand weiß
heute noch, dass die VW-Tochter einmal als die Hutfahrer-Marke schlechthin galt – und mit ihrem Mix aus Fadesse und barocker Altbackenheit auch so aussah. Dann kam Ferdinand Piëch und krempelte das Markenimage auf Hightech und Performance um. Die sogenannte Stromlinie von Hartmut Warkuß mit ihrer kühlen, glatten Formensprache fuhr in das Jahr 1982 wie ein Ding aus einer anderen Welt. Sie ließ die Konkurrenz mit einem Schlag alt aussehen und brachte einen neuen Imperativ in die Automobilwelt: Luftwiderstand, den cW-Wert – und den Windkanal als Instrumentarium, dessen sich der Designer fortan zu bedienen hatte. Eine Chef-Entscheidung, die sich bezahlt gemacht hat – seitdem gehört Audi zum Dreigestirn der deutschen Premium-Marken.
GLAUBWÜRDIG, NICHT DOGMATISCH
Glaubwürdiges Design muss sich wandeln können, so wie die Technik darunter es tut – es zum Dogma zu erheben bedeutet Stillstand. Nicht selten liegt es am Designer, notwendige Neuorientierungen nicht nur umzusetzen, sondern sie überhaupt erst anzustoßen – das Verrennen im eigenen Konservativismus, etwa aus Angst vor der Akzeptanz auf dem Markt, ist eine auf Dauer gefährliche Tendenz. Der Look wird dann zwar sehr identitätsstark, aber auch in sich verwechselbar. Auch hier hat Audi Geschichte geschrieben: Nach der Stromlinie brüstete sich die Marke jahre-, eher sogar jahrzehntelang damit, dass keines ihrer vergangene Modelle über die Zeit alt aussähe. Was korrekt war –allerdings sah auch kein neues wirklich neu aus. Es brauchte, wie Audi-Chefdesigner Marc Lichte
FOTOS: AUDI AG, VOLVO
140 I MOBILITÄT
TEXT: STEFAN PABESCHITZ
Wer das heutige Design von Audi sieht –im Bild der SQ8 TFSI – kann sich nur mehr schwer vorstellen, dass die Marke einst das Image eines „Hutträger-Autos“ hatte.
seinen Weg dorthin einmal beschrieben hat „viele vorsichtige Schritte“, um die Firmenleitung davon zu überzeugen, dass eine Erneuerung und auch gewisse Brüche mit den festgeschriebenen Regeln notwendig waren.
Anderswo stehen die Türen für einen Paradigmenwechsel von Beginn an weit offen. Junge Automarken haben den Vorteil, nicht schwer am Ballast ihrer eigenen Geschichte zu tragen. Peter Schreyer blickte bereits auf eine lange Karriere im Volkswagen-Konzern zurück, bei Kia/Hyundai in Korea bekam er aber die Freiheit, eine frische Linie und das Gesicht gleich zweier Marken komplett neu zu entwerfen, den Weg vom reinen Massen- zum Qualitätshersteller in ein begehrliches Äußeres zu kleiden – die Mission ist gelungen. Seine Nachfolger (siehe Interview Karim Habib, Seite 134) wandeln nun den formalen Look der jüngeren Vergangenheit in gänzlich neue Formen um – und haben Richtlinien definiert, an denen sie sich dafür orientieren: die vereinten Gegensätze, Mut zur Natur, Freude aus Vernunft, Technologie für das Leben, Anspannung für Gelassenheit. Die Basis dafür fand sich um sie herum – in der jahrtausendealten koreanischen Philosophie.
Noch relativ neu im Wertekanon zeitgenössischen Automobil-Designs ist die Natur als Vorbild. Zunächst noch gar nicht für Form und Gestalt – aber für ihr Verständnis und den kreativen Prozess an sich. Die Interpretation von gegebenen Abläufen, die Rückbesinnung auf klare Stimmigkeiten, das Einbeziehen der natürlichen Grundelemente Erde, Wasser, Luft und Feuer – das klingt natürlich wahnsinnig esoterisch, ist es aber nicht. Wir selbst sind ein Teil der Natur und von ihr geformt: Proportion, Symmetrie, Funktion. Weder der Mensch noch sonst ein Lebewesen besteht vorrangig aus Winkeln und Kanten – warum also sollten die Dinge, die wir nutzen, in krassem Gegensatz dazu stehen? Die Möglichkeiten moderner Fertigung lassen gleitende, fließende Formen zu, die uns auf natürliche Weise ansprechen. Frühere Generationen haben das vielleicht nicht so definiert, dafür aber einfach umgesetzt. So schließt sich auch der Kreis von Natur, Identität und Gestaltung wieder.
Ein gutes Beispiel für die identitätsstiftende Rolle von Design liefert auch Volvo. Die typisch schwülstige Nachkriegsrundlichkeit verschlankt der Amazon ab 1957 radikal und wird zu einer Ikone seiner Zeit. Darauf folgt die Totalumkehr unter der kreativen Leitung von Jan Wilsgaard mit dem vor allem Robustheit und Sicherheit vermittelnden Boxiness-Look, der für gut 35 Jahre das Erscheinungsbild aller Volvos prägt und zugleich ihre vordringlichste Marketingbotschaft vermittelt – ein in Blech gedengeltes Synonym für alles Schwedische. Diese Tradition in die Neuzeit zu übersetzen war eine der denkbar schwierigsten Design-Aufgaben. Gelungen ist sie abermals durch die Rückbesinnung auf Traditionen – und das junge österreichische Designtalent Max Missoni. Er übersetzte die klare skandinavische Formensprache in einen modernen, unaufdringlichen Look mit diskreten
formalen Reizen, die dennoch die gewohnte Robustheit verkörpern.
CHROMBLITZENDE ZEITZEUGEN
Automobil- wie auch jedes andere Design ist unweigerlich ein Spiegel der Zeit. In den überbordenden Formen der US-Straßenkreuzer mit ihren üppigen Chromflächen und irrwitzigen Heckflossen feierte das Land einst seine bestimmende Rolle in Welt, den wirtschaftlichen Erfolg und die Freiheit ab. In Europa lehnte sich das Fahrzeugdesign daran an, wenn auch mit mehr Fingerspitzengefühl – um dann aber schon Anfang der 60er-Jahre mit dem streng formalen, schnörkellosen Ponton-Look in die Gegenrichtung zu flüchten. Allerdings gelten gerade die erotischen Ausreißer von Alfa Romeo, Lancia, Ferrari und Maserati bis heute als wahre Kunstwerke. Dass Italien überhaupt zum Hotspot des Automobildesigns wurde, hat zwei Gründe: zum einen den Magnetismus dieser Industrie, der in Turin, Mailand und Bologna fruchtbaren Boden fand, und zum anderen schlichtweg die kulturelle Tradition, den natürlich verinnerlichten Umgang mit Form, Licht und Proportion.
Mit welcher Aufmerksamkeit und sogar Akribie Design als Abbild der nationalen Identität bisweilen bewertet wird, belegt eine hausinterne
JUNGE MARKEN OHNE BALLAST
„Glaubwürdiges Design muss sich wandeln können, so wie die Technik darunter es tut.“
„Junge Automarken haben den Vorteil, nicht schwer am Ballast ihrer eigenen Geschichte zu tragen.“
Robustheit, neu interpretiert: Der Volvo C40 steht für die Entwicklung der schwedischen Designphilosophie in die Moderne.
Präsentation des Giugiaro-Entwurfs für ein neues Skoda-Modell im Jahr 1990. Der damalige tschechische Präsident Václav Klaus erklärte den Entwurf für „zu italienisch“ und „untschechisch“ – als Vertreter des Staates, damals neben VW noch Miteigentümer an Skoda, stand ihm das zu. Das Außendesign wurde daraufhin bei Skoda großzügig neu gestaltet, vor allem Front- und Heckpartie formte man weniger schnittig und zu einem schlichten Statement der Unprotzigkeit – wir kennen es heute als den Erstschlag des seitdem sanft entwickelten Skoda-Looks. Giugiaros Arbeit war dennoch nicht umsonst: Sie kam schließlich als Seat Toledo auf die Straße und blieb dort inklusive der Lizenzfertigung in China ansehnliche fünfzehn Jahre präsent.
AUFHOLJAGD MIT DESIGNERN
Als die heute große Automobilnation Japan sich noch mitten in der Aufholjagd zu ihrer westlichen Konkurrenz befand, wurde Design als wichtiger Hebel zur Kundenwahrnehmung erkannt. Mangels eigener Tradition in Industriegestaltung beauftragten die namhaftesten Unternehmen in einer damals streng geheimen Aktion italienische Top-Blech-Couturiers, ihren allzu altbackenen und biederen Modellen ansprechendes Flair zu verleihen. Eine historische Anekdote, die heute nicht nur undenkbar, sondern auch unnötig wäre. Die japanischen Marken
haben längst zu ihrer eigenen Design-Identität gefunden. Sie schöpfen aus dem Reservoir ihrer Traditionen, verbinden Kultur und Technik auf unverwechselbare Art – und dennoch Vielfalt: Nissan setzt auf technische Präsenz mit straffen Linien, Honda auf naturgeformte Proportionen, Lexus verbindet Eleganz mit fast martialischen Elementen, Mazda betont fließende Wellen. Wer darin Parallelen zu klassischen Gestaltungstraditionen Europas zu entdecken glaubt, liegt gar nicht so falsch – weil Design am Ende auch so etwas wie eine universelle Sprache ist, die, auf ihre Kernelemente komprimiert, alle verbindet. ∏
Die Wandlung vom einst abfällig als „Koreaner“ bezeichneten GebrauchsFahrzeug zu den preisgekrönten neuen Modellen wie dem KIA EV 6 GT hat Kia Stardesigner wie Karim Habib und Peter Schreyer zu verdanken. Aber auch seiner kulturellen Offenheit für neue Ideen.
FOTOS: ALFA ROMEO, KIA
I MOBILITÄT
Italienischer wie Alfa Romeo verdanken ihre Schönheit auch verinnerlichten Umgang mit Form, Licht und Proportion.
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KONVENTIONENBRECHER MIT NEUEN TUGENDEN
Die aktuell dritte Generation des legendären Porsche Cayenne wurde soeben umfassend aufgewertet. Wer die Bandbreite zwischen Performance und luxuriösem Alltagskomfort schon bisher geschätzt hat: Jetzt gibt es noch mehr davon.
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TEXT: STEFAN PABESCHITZ
Zumindest im Automobil-Universum war es der Aufreger des Jahres 2002: Porsche präsentiert zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte ein viertüriges Serienmodell. Noch dazu eines, das hochgestellt anstatt tiefergelegt daherkommt – ein SUV. Die Gralswächter der Marke sind damals entsetzt, sehen darin einen Angriff auf das Reinheitsgebot von 1948, wonach ein Porsche zwei Türen, ebenso viele Sitze und wenn möglich einen Heckmotor zu haben hat. Wer, außer vielleicht die Amerikaner, soll den krassen Gegenentwurf dazu kaufen?
AMÜSANTER AUFSTAND
Aus heutigem Blickwinkel amüsiert der traditionsgetriggerte Aufstand von damals. Der Cayenne ist der Top-Seller in der Porsche-Palette, in Europa so beliebt wie in den USA oder auf der Welt. Mit ihm hat die Marke ihre Kompetenzen erweitert und transportiert sie auch erfolgreich dorthin, wo die Straßen enden – perfekte Offroad-Performance gehört seit Beginn zu den unverhandelbaren Talenten der Baureihe. Seit 2010 rückt sie zudem als Technologieträger in neue Bereiche vor: Die Hybridvarianten zeigen vor, dass Ökologisierung der Antriebe und schiere Leistung einander nicht ausschließen.
Ein Status, den es mit regelmäßigen Updates zu erhalten gilt. Äußerlich ist das jüngste davon an einem umgestalteten Bugteil mit stärker überwölbten Kotflügeln und flacher konturierter Motorhaube zu erkennen. Das Erscheinungsbild wird damit expressiver und athletischer, dank der neuen HD-Matrix-LED-Scheinwerfer auch technischer. Unter dem Blech wurde noch großzügiger umgebaut: Im Cayenne S rückt ein V8 mit 4,4 Litern Hubraum und 474 PS an die Stelle des bisher verwendeten V6. Der bleibt als Einstiegsmotorisierung mit 353 PS im Programm. Außerdem bildet er weiterhin die Basis für die Hybrid-Variante, in dieser nun ergänzt mit einem auf 176 PS erstarkten Elektromotor –kombiniert bieten beide 470 PS Systemleistung
FOTO: PORSCHE
Expressiv, athletisch, technisch –mit dem jüngsten Design-Update schärft der Porsche Cayenne sein Erscheinungsbild nach.
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auf. Mit über 44 Prozent plus recht tüchtig angewachsen ist auch die Kapazität der Hochvoltbatterie – sie ermöglicht jetzt bis zu 90 Kilometer lokal emissionsfreies, elektrisches Fahren. Damit das mit so viel Qualität wie möglich vonstatten geht, ist die elektronische Fahrwerksregelung nun serienmäßig an Bord, alternativ kann aber auch die ebenfalls überarbeitete und nun noch sensibler und komfortabler agierende Luftfederung gewählt werden.
EVOLUTION IM COCKPIT
Am umfangreichsten stellt sich die ModellEvolution im Cockpit dar. Die Dynamik in der Digitalisierung schafft Raum für Neugestaltun-
gen, die nicht nur das Layout im Inneren aufsehenerregend verändern, sondern auch neue Konzepte in der Bedienpraxis ermöglichen. Blickfang ist dabei im reinsten Wortsinn das neue 12,6-Zoll-Kombiinstrument im Curved Design mit variablen Darstellungsmöglichkeiten. Erstmals findet sich links hinter dem Lenkrad ein kombinierter Fahrerassistenzhebel, auf dem die elektronischen Helfer verwaltet – für Puristen: vor allem aber auch abgeschaltet –werden können. Der Automatikwahlhebel ist erstmals auf die Armaturentafel gewandert und schafft damit auf der Mittelkonsole Platz für großzügige Ablagen und eine Klima-Bedienfläche in Black-Panel-Ausführung. Mechani-
Porsche-Tradition findet sich in den digital dargestellten Rundinstrumenten wieder, neue Möglichkeiten zeigen sich im großzügig ausgeführten Beifahrer-Display.
sche Temperaturwippen und ein haptischer Lautstärkenregler sorgen für eine ausgewogene Verteilung zwischen digitalen und analogen Elementen. Porsche Driver Experience lautet die selbsterklärende Bezeichnung für den Ansatz dahinter: der Fahrer im Mittelpunkt optimierter Bedienung. Was nicht bedeutet, dass dem Beifahrer weniger Augenmerk geschenkt wird – im Gegenteil: Das CayenneUpdate umfasst auch ein 10,9-Zoll-Display für die Co-Seite. Das Mitfahrerlebnis lässt sich so durch die Anzeige der Performance-Daten oder – für diejenigen, die davon lieber nichts wissen möchten – alternativ auch durch Video-Streaming bereichern. ∏
Vielleicht selten genutzt, aber immer dabei: Tadellose Offroad-Tugenden gehören beim Cayenne seit Start der Baureihe 2002 zum unverhandelbaren Must-have.
FOTOS: PORSCHE
Mehr als nur mitfahren: Der Cayenne Fond als variabel gestaltbares LuxusAbteil mit höchstem Komfort und offenem Raumgefühl.
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WIEN WELTWEIT genießen
55 heimische Unternehmen vermarkten ihre Produkte von Ostasien bis an die amerikanische Westküste. Unterstützt werden sie dabei von Wien Products.
Behütend. Die Hutmanufaktur Mühlbauer gehört weltweit zu ersten Adressen in Sachen Kopfbedeckungen.
I WIEN PRODUCTS
FOTO: HERTHA HURNAUS 149
Was haben die Werkstätte Carl Auböck, Schlumberger Sekt, das Haus Mühlbauer und der Juwelier A. E. Köchert mit den Wiener Sängerknaben und dem Dorotheum gemeinsam? Sie alle gehören zu den ausgewählten Wiener Betrieben und Kulturinstitutionen, die durch Wien Products bei ihren Auslandsaktivitäten vertreten und unterstützt werden – aber der Weg nach Asien oder Südamerika ist für einzelne Betriebe allein zumindest aufwendig und mühsam. Weil sich zusammen bekanntlich mehr erreichen lässt, ergriff die Wirtschaftskammer Wien 1995 die Initiative und rief gemeinsam mit den drei Traditionsunternehmen Lobmeyr, Augarten und Backhausen das Projekt Wien Products ins Leben, um einander und andere Traditionsunternehmen bei ihren Aktivitäten rund um die Welt zu unterstützen.
WIENER DESIGN IN PARIS
Und das tun sie seither tatkräftig mit immer mehr Unternehmen, die sich den Gründungsmitgliedern inzwischen angeschlossen haben: Insgesamt 55 Firmen bündeln derzeit ihre Aktivitäten bei wichtigen Veranstaltungen und treten im In- und Ausland gemeinsam auf. So
waren allein heuer im Jänner das Studio Palatin, Augarten Porzellan, die Manufaktur J. & L. Lobmeyr, die Werkstätte Carl Auböck sowie Vaugoin bei der Maison & Objet in Paris vertreten. Im März wurde dort während der Paris Fashion Week erstmalig ein eigener Showroom im angesagten Stadtteil Marais angemietet, in dem Rosa Mosa, Eva Blut, die Mühlbauer Hutmanufaktur, rudolf Vienna, Sagan Vienna, FLorian Jewelry, Beatica und
Jana Wieland zeigen konnten, dass Mode aus Wien sich auch in Paris nicht verstecken muss –ganz im Gegenteil.
Im Juli begeisterten die Wiener Symphoniker, Schlumberger, der k. u. k. Hofvergolder C. Bühlmayer, die Tourismusschulen Modul, die Pferdefleischerei Gumprecht, das Weingut Christ, Bieder & Maier, Freywille und Staud’s beim Jahresempfang der Österreichischen Wirtschaft in Bayern in München. Und vom 6. bis 8. Oktober zeigen Freywille, J. & L. Lobmeyr, Schau-Schau, der Parfümeur Yogesh, die Edition Fritz Spatny, rudolf Vienna, das Studio Palatin und WOKA Lamps bei der Design District auch daheim, was Wien kann.
STRENGE AUFNAHMEKRITERIEN
Denn wer ein Mitglied der illustren Runde werden will, muss nicht nur etwas können, sondern darüber hinaus auch Kriterien erfüllen, die von einer Jury kritisch hinterfragt werden. Vier bis zehn Bewerbungen erhält die Initiative jährlich, durchschnittlich zwei bis drei davon dürfen sich über eine Aufnahme freuen. Aber die Kriterien sind streng, wie Alexandra Lanzi, die bei der Wirtschaftskammer für Wien Products verantwortlich ist, erklärt. „Es können natürlich nicht alle Mitglieder ein paar hundert Jahre alt sein
150 I WIEN PRODUCTS
Kultivierend. Lobmeyr feiert heuer 200. Geburtstag und hat die Worte Wien und Glaskunst weltweit verbunden.
Strahlend. Die Edition Fritz Spatny hat mit alten Techniken und zeitgenössischen Ideen das Sandstrahlen perfektioniert.
wie die Schwäbische Jungfrau. Aber sie sollten schon ein paar Jahre am Markt sein, etwas Besonderes, besser sogar etwas Einzigartiges erzeugen, und auch als Unternehmer gut dastehen“, nennt sie einige Voraussetzungen. Sind diese gegeben, macht sich die Mitarbeiterin der Wirtschaftskammer auf den Weg, um sich das Geschäft persönlich anzuschauen, „und dann müssen die Kandidaten eine richtige Bewerbung schreiben“, macht sie klar, dass der AuswahlProzess wirklich einiges von den potenziellen Mitgliedern verlangt. Ein Wiener Traditionsunternehmen zu sein kann natürlich hilfreich sein, ist aber keine Bedingung, wenn es wirklich etwas Besonderes ist. Das beweist beispielsweise der indischstämmige Wiener Parfümeur Yogesh Kumar, der ganz persönliche Düfte für seine Kunden kreiert und mit seinem Unternehmen zu den Wien Products gehört. „Er ist jetzt auch bei der Design District dabei und hat sich dadurch qualifiziert, weil er wirklich etwas Besonderes und Einzigartiges anbietet“, erklärt Lanzi. In reinen Zahlen ist Kumar allerdings bei den „jungen Hupfern“ angesiedelt, was die Jubiläen zeigen, die allein heuer anstehen: Lobmeyr kann auf 200 Jahre zurückblicken, Posamentrie-
Schmückend. Mit seinen Designs und Emaillierungsverfahren hat Freywille eine neue Ästhetik weltweit berühmt gemacht.
Hersteller M. Maurer auf 165 Jahre; im Hause Mühlbauer steht das 120-Jährige an, und die Confiserie Heindl feiert 70 Jahre. „Wir haben bei uns auch Mitglieder, die schon das Kaiserhaus beliefert haben“, so Lanzi, darunter der K. u.
K. Hofzuckerbäcker A. Gerstner, der bereits erwähnte k. u. k. Hofvergolder C. Bühlmayer, die Hofzuckerbäckerei Demel oder der Juwelier A. E. Köchert, der heute noch von internationalen Königshäusern beauftragt wird.
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Golden. Von Bilderrahmen bis zum Handspiegel: Was das Traditionsunternehmen C. Bühlmayer anfasst, wird buchstäblich zu Gold.
FOTOS: HERSTELLER
WELTWEIT GEFRAGT
Welche Höfe das genau sind, wird natürlich nicht verraten; welche heimischen Produkte wo besonders begehrt sind dagegen schon. „Grundsätzlich sind wir ja in die fünf Gruppen Delikatessen, Kultur, Schmuck, Stil und Wohnen aufgeteilt“, erklärt Lanzi, „von der Gruppe Stil und Wohnen sind viele im asiatischen Raum tätig.“
Zu den Ländern, in denen der Wiener Stil besonders gut ankommt, gehören unter anderem Japan und China, demnächst soll auch Korea verstärkt dazukommen. Besonders gefragt sind dort unter anderem Sagan Vienna, Mühlbauer Hutmanufaktur, Rosa Mosa, Eva Blut und FLorian Jewelry, Beatica – die alle auch in Frankreich erfolgreich sind, wie Lanzi berichtet. In den USA schätzt man die feinen Ledertaschen von Sagan Vienna und Wolldecken mit Habsburger Muster von rudolf Vienna; der Schmuck von Freywille ist dagegen in den Niederlanden, München und Asien besonders angesagt. Im saudi-arabischen Raum ist das Studio Palatin erfolgreich, die Posamentrie-Produkte von M. Maurer werden von namhaften Trachtenherstellern rund um die Welt geordert, genau wie von Uniform-Produzenten aus Luxemburg, Liechtenstein und der Schweiz. Und für Maß-
I WIEN PRODUCTS
Duftend. Yogesh Kumar beherrscht die uralte Parfümeurskunst und entwickelt für jede Kundin ihren ganz persönlichen Duft.
Leuchtend. Künstlerin und Designerin Barbara Palatin-Doyle entwirft im Studio Palatin handgearbeitete Tischlampen und Kerzenleuchter.
hemden von Hemdenmacher Gino Venturini kommen die Kunden aus dem benachbarten Ausland nach Wien.
EIGENE ÄSTHETIK
„Grundsätzlich stehen österreichische Produkte für Qualität, Ästhetik und eine ganz eigene Optik“, weiß Lanzi. Wobei die Frage, welche Optik das ist, auch stark von dem jeweiligen Kulturkreis abhängig sei. „In Asien spielen nach wie vor Sisi, das Kaiserliche und die langjährige Tradition eine Rolle. Die wird in den USA zwar auch geschätzt, allerdings in Verbindung mit
Tonangebend. Bei Rudolf Vienna kommen natürliche Materialien mit zeitlosem Design und uralter Färbekunst zusammen.
Bestechend. Die Produkte der Schwäbischen Jungfrau wissen Kunden in Europa, Amerika, Japan und dem Mittleren Osten zu schätzen.
STIL
• Chlada
• EVA BLUT
Zeitgenössischem.“ Ein gutes Beispiel dafür sei der Lobmeyr-Luster in der MET, „der zeigt, dass J. & L. Lobmeyr es schafft, die Tradition in die Jetztzeit zu bringen“, so Lanzi.
Für die Zukunft wollen die Wien Products vor allem die Präsentationen in Japan und Schanghai wiederaufnehmen, die vor der Pandemie regelmäßig stattfanden, auch für New York City gibt es Pläne. „Aber es steht natürlich auch die Welt-Ausstellung 2025 in Osaka an, da werden wir sicherlich vertreten sein.“ ∏
Mitglieder der Wien Products
• Jarosinski & Vaugoin
• Lobmeyr
• Österreichische Werkstätten
DELIKATESSEN
• A. Gerstner K. u. K. Hofzuckerbäcker
• Bieder & Maier
• FLorian Jewelry, Beatica
• Gino Venturini
• Huber & Lerner
• JANA WIELAND
• LEDERHAAS
• M. Maurer
• Mühlbauer
• R. Horn’s
• rosa mosa
• rudolf Vienna
• Sagan Vienna
• SAID THE FOX
• Schau-Schau Brillen
• Spirit of Oil
• Yogesh
WOHNEN
• Augarten Wien
• C. Bühlmayer
• Edition Fritz Spatny
• feinedinge*
• STUDIO PALATIN
• Werkstätte Carl Auböck
• Wiener Silber Manufactur
• WOKA
• Zur Schwäbischen Jungfrau
SCHMUCK
• A. E. Köchert
• Freywille
• Heldwein
• Skrein*
• Schullin Wien
KULTUR
• Dorotheum
• Haus der Musik
• Münze Österreich
• MuseumsQuartier
• Spanische Hofreitschule
• Wiener Sängerknaben
• Wiener Symphoniker
• Confiserie Heindl
• Demel
• Haas & Haas
• Manner
• Modul
• Schlumberger
• Staud’s
• Wiener Schnecken
• WIENWEIN
• Wiesbauer
• XOCOLAT
• Zuckerlwerkstatt
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FOTOS: ARNOLD PÖSCHL, BEIGESTELLT
WIEN BY Design
Das Auge isst mit. Eine alte Weisheit, die aber bei Weitem nicht nur für das Essen gelten kann – denn das Design ist ein essenzieller Bestandteil unseres Lebens. Ein Streifzug durch das Wien des Designs.
TEXT: LISA KLINGL
I DESIGN IN WIEN
Design bringt Freude in den Alltag. Es durchdringt alle unsere Lebensbereiche: den Besuch beim Bäcker, beim Friseur, in der Apotheke. Anbieter aus allen Bereichen reagieren auf unsere Lust danach, das Schöne intensiv zu erleben, und machen Design zum immersiven Erlebnis. Auch immer mehr hochwertige Designmarken wandern in prestigeträchtige Innenstadtlagen und prägen damit das Wiener Stadtbild.
QUER DURCH DIE INNENSTADT
Fast wie ein roter Faden zieht sich eine Kette interessanter Designspots durch die Wiener Innenstadt, beginnend beim Stubentor über den Stephansplatz bis fast hinauf zum Schottentor. Rund um den Ring tupfen seit einigen Jahren immer mehr Design-Stores die kaiserliche Prachtstraße, die Automeile wird zum DesignRing. Ligne Roset und Poet Audio am Opernring oder am Parkring der neue Eichholtz-Store sind nur einige davon.
Einen Besuch wert ist Allrounder Neunziggrad, ebenfalls am Parkring zu Hause: Als Concept Store und Meetingpoint möchte man diesen Raum verstanden wissen – im Mittelpunkt steht dabei das Erlebnis der vielfältigen Materialien und Oberflächen, das Experiment mit Form und Struktur. Ganz Ähnliches erlebt man übrigens ein Stückchen weiter in der Wollzeile – in der Bäckerei Öfferl. Auch hier geht es um Oberflächen, um Kontraste und Haptik, die alles nur eines im Sinn zu haben scheinen: eine Bühne für Brot zu schaffen. Weiter könnte man von der schnöden Besorgung „schnell Gebäck holen“ nicht weg sein – hier wird rund um das gebackene Korn eine ganze Erlebniswelt gesponnen: Die Brote werden auf Stein und vor gebürstetem Aluminium präsentiert, ein Brunnen mit Bruch im Estrichboden legt echte Erde aus dem Weinviertel frei, ein Hinweis auf den Ursprung der Bäckerei. Erdiger Purismus vom Feinsten.
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Eine Bühne für das Brot: In der Bäckerei Öfferl wird das Gebäck auf Stein und vor gebürstetem Aluminium präsentiert, ein Brunnen mit Bruch legt echte Erde aus dem Weinviertel frei.
In der Singerstraße wartet O’Style Living. In „Wohnzimmer-Ambiente“, wie es das Team selbst nennt, kann man in diesem Concept Store frei nach Lust und Laune und mit kompetenter Beratung gustieren. Besonders interessant: Es besteht die Möglichkeit, eine persönliche Wunschliste anzulegen, aus der Freunde und Familie willkommene Mitbringsel und Geschenke aussuchen können. Kleinigkeiten kreativ weiterzudenken, aus einem Mitbringsel einen echten Wunschgegenstand zu machen – auch das ist Teil eines Designerlebnisses.
DAS HISTORISCHE WIEN, MODERN GEDACHT
Erinnern wir uns an die Diskussion rund um den Bau des Haas-Hauses – den einen galt es als willkommener Einzug der Moderne in die historische Innenstadt, als Marker des Zeitenwandels, den anderen einfach nur als Verschandelung dieses Kulturguts. Heute steht es selbst unter Denkmalschutz. Die Verschränkung
von Gründerzeitarchitektur und moderner Metropole macht seit jeher einen großen Teil der Wiener Faszination aus. Alt und neu, historisch und modern sind keine Feinde – im Gegenteil: Sie schaffen spannende Kontraste. Wer das auf einen Blick erleben will, der sollte sich auf die neu renovierte Dachterrasse des Steffl wagen. Bei wienerisch-internationaler Küche und kreativen Spritzervarianten blickt man hier von bunten Paola-Lenti-Ensembles auf das Dach des Stephansdoms. Rund um Letzteren tut sich übrigens einiges. Während der Stock im Eisen sich dem Zahn der Zeit beharrlich widersetzt, sehen wir rundum einiges an Veränderung.
Das Goldene Quartier, sicherlich eine der spannendsten Innenstadtentwicklungen der letzten Jahre, könnte man auch als
Designquartier bezeichnen: Hier versammeln sich Mode von Armani bis Balenciaga, Schmuck und Uhren. Besonders Letztere sind einen Blick wert. In der Seitzergasse inszeniert Hublot die eleganten Zeitmesser in einem Ambiente, das an eine moderne Kunstgalerie denken lässt. Diese Verbindung kontempliert man am besten bei einem Drink in der gegenüberliegenden Bar Campari. Das Schwesterlokal liegt übrigens in der Design-Hochburg Mailand, beide sind von Stararchitekt Matteo Thun gestaltet.
DESIGN-GENUSS
Ein weiteres interessantes Gastro-DesignKonzept liegt in der Freisingergasse: die Tatarie Marie. Wo früher Eis in Stanitzel gelöffelt wurde, kommt jetzt Tatar aufs Brot – und die Ähnlichkeit ist kein Zufall. Hintergedanke des Lokals unter der Schirmherrschaft von Marco Simonis ist es, auch die kleinen Pausen zwischendurch so richtig zu genießen. Mit einer kreativen Aus-
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In der Tatarie Marie hört der Genuss nicht am Gaumen auf, hier isst das Auge definitiv mit. Und das sogar, wenn man gar nicht hier speist: Selbst die Verpackungen für Take-out sind feinstes Design.
Die Bar Campari ist von Stararchitekt Matteo Thun designt - genau wie ihre schöne Schwester in der Design-Hochburg Mailand.
In der Singerstraße lässt sich bei O’Style Living im „Wohnzimmer-Ambiente“ gustieren. Und eine persönliche Wunschliste anlegen, falls die Lieben wieder einmal nicht wissen, was man sich wünscht.
wahl von wunderschön angerichteten Tatars in Zwei-Bissen-Größe und feinen Tropfen zum Anstoßen. Sogar die Verpackung zum Mitnehmen wird hier zum Designstück. Es muss eben nicht immer das mehrgängige Dinner sein – Gourmet geht auch im Kleinformat.
Der Friseurbesuch changiert in unserem Alltag oft von „Ich muss endlich wieder zum Friseur“ bis zu „Ich gönn mir etwas Schönes“. Auf Letzteres zielen eindeutig die Wiener Friseure in der Seilerstätte ab. „Wien mixte immer schon Kulturen und Stile aus aller Welt zu einer einzigartigen Melange“, erklärt Besitzer Eniss Agrebi. Und so treffen hier imposanter Luster und flau-
schiger Pouf auf reduzierte Linien und gedeckte Farben – „ Amy Winehouse trifft auf Falco“, wie es Agrebi selbst beschreibt.
DIE WIEGE DES DESIGNS
Um den Rudolfsplatz liegt Wiens wohl ältestes Design-Grätzel, das allerdings alles andere als alt aussieht. Rund um den idyllischen Stadtgarten tummelt sich nicht nur Gastronomie, sondern auch Designhighlights: Dreikant, Rolf Benz & Fuhrmann, Möbelwerk – und ein Stückchen weiter weg auch WienLicht und die Carpet Company Vartian. Einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt vor allem Hoflehner Interiors. Christian Mann und sein Team betreiben neben dem Wie-
ner auch einen Schauraum in Linz – dem man mit Kunden auch immer wieder einmal einen Besuch abstattet. Hier regiert die Zeitlosigkeit: „Räume so zu gestalten, dass sie auch Jahre nach der Planung noch gefallen, ist eine Kunst, die man nur durch Gefühl, Leidenschaft und Erfahrung beherrschen kann“, ist Mann überzeugt. Alle drei Komponenten stellt das Team seinen Kunden zur Verfügung.
Aber nicht nur in der Innenstadt trifft man auf Design-Geheimtipps, und so wollen wir exemplarisch der Marien Apotheke in Mariahilf (Bild oben) einen Besuch abstatten. Hier zeichnet das Walking Chair Design Studio verantwortlich für das Interior-Konzept und wartet mit einer besonders kreativen Recycling-Idee auf: Die Lampen Sister Blister bestehen aus Medikamentenverpackungen. Die gereinigten, verschiedenfärbigen Tablettenblister streuen das Licht auf eine ganz besondere Art. Hier tritt man den Beweis an, dass auch aus den unangenehmen Dingen des Lebens Schönheit entstehen kann. Und genau das ist Design. ∏
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Im Hoflehner-Store regiert die Zeitlosigkeit, beherrscht Christian Mann die Kunst, Räume so zu gestalten, dass sie auch Jahre nach der Planung noch gefallen.
Für die Marien Apotheke entwarf das Designstudio Walking Chair die Leuchte Sister Blister aus Medikamentenverpackungen.
TELLING STORE
Sonnige Nachmittage und die ersten lauen Abende locken uns ins Freie – und machen den Außenbereich zum erweiterten Wohnraum. Welche Trends hier heuer herrschen, wissen unsere Experten.
TEXT: BARBARA WALLNER
GESAMTKUNSTWERK IN
Sachen Design
Das „Windows“ im Namen habe man von Vorgänger Prodomo an diesem Ort übernommen – denn die Idee, den Blick von außen auf das Wohnen zu richten, gleichzeitig aber den Blick vom Wohnraum hinaus zuzulassen, habe einfach perfekt gepasst, erklärt Andrea Gebhard, Geschäfts-
führerin von Höttges Windows in der Naglergasse. Die sechs großen Schaufenster, durch die man beim Vorbeigehen einen Blick in den Store werfen kann, tun ihr Übriges zum Namen und haben schon den ein oder anderen hineingezogen. Der Blick wird hier bewusst
gelenkt, der Raum an sich erscheint als Objekt – raue Wände in dunklem Anthrazit bilden die Leinwand für Wohnarrangements, die durch gezieltes Licht fast wie Inseln inszeniert werden.
GESAMTKUNSTWERK
B&B Italia, Maxalto, Cassina, Knoll International, Flos und viele mehr – alle werden zu Pinselstrichen im Gesamtkunstwerk. „Diese Wandgestaltung geht übrigens noch auf Hartmann Henn zurück, der hier vor etwa 50 Jahren sein Geschäft eröffnet hat. Noch lange vor
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Prodomo“, so Gebhart, „diese Innenhaut ist eigentlich eine Außenfassade.“
Der Sinn für Gesamtgestaltung liegt bei Höttges Windows in den Genen – ist es doch die neue Wien-Dependance des Höttges-Stores in Dornbirn, den Nici Wührer von Designpionier Erwin Höttges übernommen hat. Die Kombination aus Designerstücken, Sinn für Handwerk und der Fokus auf die Individualität des Kunden stehen hier im Mittelpunkt – weshalb den Besucher nicht nur Möbel erwarten,
wenn er durch die Tür tritt, sondern auch ein großzügiger Planungstisch zu seiner Rechten:
„Nici Wührer ist ja Architektin, auch hier in Wien haben wir eine Architektin angestellt – und das Gesamtkonzept steht einfach im Mittelpunkt unserer Arbeit. Deshalb ist die Idee entstanden, hier im Shop an einer prominenten Stelle ein Atelier zu schaffen. So kann man hier nicht nur gustieren, sondern auch ganz konkret arbeiten und planen.“ Das Zusammenspiel von Gestaltung, Design, Architektur und Handwerk sei tief verwurzelt im Konzept von Höttges, egal ob in Dornbirn oder in Wien.
„Wir haben hier im Shop an einer prominenten Stelle ein Atelier geschaffen, damit man nicht nur gustieren, sondern auch ganz konkret planen kann.“
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ANDREA GEBHARD, GESCHÄFTSFÜHRERIN
FOTOS: KRAMAR [KOLLEKTIV FISCHKA], SANDRA OBLAK
Thinking about tomorrow
Zeitloses Design mit nachhaltigen
Materialien:
In zahlreichen Variationen bietet Busch-art linear® von Busch-Jaeger das perfekte Gleichgewicht aus Design und Natur – in einer einzigartigen Optik.
Die neue Schalterserie folgt der Philosophie des Cradle to Cradle (C2C) und zeichnet sich durch klare Linien, minimalistische Gestaltung und einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit bei Material und Produktion aus.
LINEAR®
BUSCH-ART
busch-jaeger.at
IM WOHNZIMMER ZUM NEUEN Zuhause
Die Suche nach einer neuen Immobilie sollte eine genussvolle Erfahrung sein. Davon ist man bei Entwickler und Familienunternehmen 3SI überzeugt. Eine Überzeugung, die ihren Ausdruck nun in dem imposanten Showroom am Wiener Graben gefunden hat: „Der Traum eines eigenen Geschäftslokals, in dem wir als Wiener Immobilienentwickler unsere Eigentumswohnungen einem breiten Publikum unmittelbar präsentieren können, begleitet mich bereits seit Jahren“, erzählt Michael Schmidt, Geschäftsführer der 3SI Immogroup. Ein Traum, der nun auf gleich zwei Etagen in Erfüllung gegangen ist.
WOHNZIMMER
AM GRABEN
Tritt man vom Trubel des Grabens in das Geschäftslokal, wird man von WohnzimmerAtmosphäre begrüßt: Weiche Teppiche, kuschelige Sofas, bequeme Fauteuils laden zum Verweilen ein, zur Beratung setzt man sich an den großzügigen Esstisch. Modern, aber gemütlich präsentiert sich das Interieur unter der elegant geschnitzten Decke und
gibt damit auch gleich einen Eindruck vom Selbstbild des Entwicklers, schließlich ist man auf die Revitalisierung und Modernisierung von historischen Zinshäusern spezialisiert.
BESICHTIGEN MIT VR-BRILLE
Das Interior-Konzept stammt von Innenarchitekt Leo Schulmeister, bei Begrünung und Dekorationselementen hat Nentwich Gartenbau Hand angelegt. An den Wänden hängen gerahmte Fotos der Projekte, darunter, hinter Glas, warten die Modelle auf genauere Inspektion – immer präsent, nie aufdringlich. Sogar besichtigen kann man die Immobilien schon
von hier aus: mittels VR-Brille. So stellt man sich bequem im „Wohnzimmer“ eine Shortlist der Wunschobjekte zusammen, ohne aufwendige Besichtigungstouren an unterschiedlichen Locations.
Wagt man sich die Treppe hinunter ins Untergeschoß, wird man sogleich mit Vielfalt belohnt: „In unserem Material-Showroom können Käuferinnen und Käufer mit allen Sinnen jenes Material begutachten, das später in der von ihnen gewählten Immobilie verwendet wird“, erklärt Gerhard Klein, Geschäftsführer der 3SI Makler. Immobiliensuche als Erlebnis eben.
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„Der Traum eines eigenen Geschäftslokals, in dem wir als Wiener Immobilienentwickler unsere Eigentumswohnungen einem breiten Publikum unmittelbar präsentieren können, begleitet mich bereits seit Jahren.“
MICHAEL SCHMIDT, GESCHÄFTSFÜHRER DER 3SI IMMOGROUP
FOTOS: HANNES WINKLER WWW.GOODLIFECREW.COM
DER
als Seelenort
GARTEN
Wer von der Herrengasse in den Innenhof des Palais Harrach einbiegt, der wird sein grünes Wunder erleben: Üppige Sträucher, Bäume, Stauden und Blühendes setzen sich zu einem wahren Stadtwald zusammen. Durchsetzt wird das Ganze von den farbenfrohen Möbeln, für die Paola Lenti so bekannt ist; besonderer Blickfang ist außerdem die imposante Outdoorküche von Breitwieser Stein. Es ist der Paola Lenti Flagship-Store, den Kramer & Kramer hier als eigene kleine Welt der Natur inszeniert.
SHOPPING MIT AUSSICHT
„Einerseits soll man hierherkommen können, wenn man einfach shoppen will“, erklärt Bernhard Kramer, „es gibt Schnittblumen und Zimmerpflanzen, coole Töpfe und Accessoires – gleichzeitig ist aber immer die Aussicht auf mehr da, auf eine Gesamtgestaltung,
ein größeres Projekt.“ Und das mitunter in eindrucksvoller Geschwindigkeit: „Wir wollen die Möglichkeiten schaffen, ohne lange Wartezeiten und großen Aufwand, sofort etwas Anspruchsvolles zu kreieren – wenn der Kunde sagt: ,Es ist wird Herbst, ich habe Lust auf etwas Schönes, Neues‘, dann können wir das auch in einer Woche abliefern.“
Eine Location in der Wiener Innenstadt habe man schon lange gesucht, sei sie doch als logische Weiterentwicklung erschienen – „Wir wollen nahe am Kunden sein“ –, auch wenn der Store eng verwoben ist mit dem Hauptstandort in Tulln. Auch wenn sich der Innenhof des Harrach im Vergleich zu Tulln klein anfühlen mag, so ist es doch imposant, was man dort vorfindet: 750 Quadratmeter Innen- und 300 Quadratmeter Außenfläche bespielt man hier. Und das nicht nur mit Outdoor, denn mit The Treasury hat man einen Untermieter gefunden, der Avantgarde-Fashion und Interiordesign verbindet. Mit dem Restaurant Martinelli als Nachbar hat man auch die Kulinarik stets bei sich – was sich als sehr praktisch erweist: „Wir nutzen die Location auch immer wieder für Veranstaltungen, Empfänge, Events – dann kommt das Catering immer von Martinelli.“ Im Jahresverlauf wird auch der Innenhof saisonal bespielt – zum einen werden Accessoires, Pflanzen und Möbel regelmäßig verändert, zum anderen plant man etwa auch einen Weihnachtsmarkt. Im Dschungel tut sich eben immer etwas.
FOTOS: XXXX KATSEY
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„Wir nutzen unsere Location im Innenhof des Palais Harrach auch immer wieder für Veranstaltungen, Empfänge, Events.“
BERNHARD KRAMER, GESCHÄFTSFÜHRER
Cayenne – Kra sto verbrauch kombiniert: 10,8 – 12,1 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 246 – 275 g/km. Stand 08/2023. Die angegebenen Werte wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren VO (EG) 715/2007 (in der jeweils gültigen Fassung) im Rahmen der Typengenehmigung des Fahrzeugs auf Basis des neuen WLTP-Prüfverfahrens ermittelt.
Und unzählige Abenteuer. DER NEUE CAYENNE. JETZT IN IHREM PORSCHE ZENTRUM.
Platz für fünf.