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EINLEITUNG
1 zahlen-fakten.suchtschweiz.ch/de
2 Als psychoaktiv wird jede Substanz bezeichnet, die bei Einnahme durch zentralnervöse Wirkungsmechanismen die menschliche Psyche oder kognitive Funktionen verändert (euro.who.int/ de/publications/bibliographical-databases/terminology-glossariesclassifications)
3 Süchtige Verhaltensweisen betreffen sowohl die psychoaktiven Substanzen als auch Verhaltensweisen (Glücksspiel, Online und/oder Videospiele)
4 who.int/substance_abuse/terminology/ definition4/fr/
5 Soulet M-H. Addictions et société. Actes du colloque des 50 ans du GREA (2014)
6 bag.admin.ch/bag/de/home/strategie-und-politik/nationale-gesundheitsstrategien/strategie-sucht.html
Kontext
In der Schweiz konsumieren neun von zehn Personen Alkohol, 222 000 Personen haben im letzten Monat mindestens einmal Cannabis geraucht, 50 000 haben zumindest einmal in den vergangenen zwölf Monaten Kokain konsumiert und 192 000 mit Geldeinsatz gespielt 1 . Der Konsum psychoaktiver 2 Substanzen oder süchtige Verhaltensweisen 3 werden als ein inhärenter Faktor moderner Gesellschaften betrachtet. Die Erwartungen der Konsumwirkung sind je nach Substanz (oder Verhalten) sowie natürlich Person und Kontext unterschiedlich: Steigerung von Leistung, Kreativität und/oder Aufmerksamkeit des Konsumenten, Schmerzen lindern, unangenehme Gefühlszustände verändern, sich in Gesellschaft mit anderen wohler fühlen, oder noch andere Erwartungen. Auch wenn Konsum in der Freizeit oder im Ausgang stattfindet, ist eine Entwicklung in Richtung Sucht möglich, besonders wenn eine Person eine bestimmte Wirkung zum Ziel hat.
Die Kriterien, welche den Übergang von einem Freizeitkonsum mit geringem Risiko zu einem problematischen Konsumverhalten und anschliessend zu einer Abhängigkeit oder einem süchtigen Verhalten definieren, basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen 4 . Eine Sucht hat mannigfaltige Auswirkungen auf die physische Gesundheit, die psychische Verfassung sowie die soziale und berufliche Situation einer Person. Sie hat ebenfalls schädliche Auswirkungen für das Umfeld.
Die Abstinenz wurde lange Zeit als oberstes Ziel der Suchtbehandlung betrachtet, als absolut und einziger möglicher Weg. Sie wird heute nicht mehr als allein mögliches Ziel erachtet, sondern als ein Mittel oder eine Etappe in Richtung verantwortlicher Konsum, sowie zum Wiederfinden des Platzes in der Gesellschaft 5 . Die Begleitungen im Suchtbereich haben sich in den vergangenen Jahren ziemlich entwickelt, aus verschiedenen Gründen wie: der Veränderung der Konsumentenprofile, dem Aufkommen von nicht substanzgebundenen Suchtformen (Glücksspiel, digitale Medien), dem Einbezug psychischer Komorbiditäten, der Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse (Neurologie), der Entwicklung der medizinischen Kompetenzen im Suchtbereich, der Akzeptanz der bio-psycho-sozialen Dimension, der Anerkennung des Klienten als Akteur wie auch der Akzeptanz der Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit. Heute umfassen diese Begleitungen psychosoziale oder medizinische Beratung und Behandlung, ambulant oder stationär, Angebote der Nachbetreuung wie auch Substitutionsbehandlungen. Gemeinsames Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität des Klienten, seiner physischen und psychischen Gesundheit sowie seiner beruflichen und sozialen Integration.
In der nationalen Strategie Sucht 2017-2024 6 stehen die Lebensqualität und die Gesundheit der Person im Mittelpunkt. Sie geht davon aus, dass jeder selbstverantwortlich ist für seine Entscheidungen im Leben und sein persönliches Verhalten, seine Gesundheit inklusive. Sucht Wallis übernimmt diese Strategie vollumfänglich und setzt diese mittels ihrer vielfältigen Angebote um.
Auftrag der Stiftung Sucht Wallis
Im Wallis gaben 2012 24% der Männer und 9% der Frauen an, täglich Alkohol zu trinken, und bei 9% der Männer sowie 6% der Frauen war dies ein Konsum mit mittlerem oder hohem Risiko 7 . Was illegale Substanzen betrifft gaben 7% der Walliser und 3% der Walliserinnen zwischen 15 und 74 Jahren an, min- destens einmal im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Die Prävalenz für mindestens einmali- gen Konsum im Leben von anderen illegalen psychotropen Substanzen als Cannabis lag bei 5% 8 .
Die Stiftung Sucht Wallis ist die kantonale Referenz in Suchtfragen. Sie ist in den Bereichen selektive Prävention und Begleitung von Personen tätig und mit ihren Kompetenzen und Ressourcen für alle Anfragen zum Thema Sucht zuständig. Der Walliser Staatsrat hat in seiner Verordnung über sucht- bedingte Abhängigkeiten vom 30. Mai 2012 das Mandat der Stiftung definiert. Dieses umfasst namentlich: • die Koordination der verschiede- nen im Kanton in Bereich Sucht täti- gen Einrichtungen und Institutionen • das Anbieten von Dienstleistungen in den Bereichen Prävention, Therapie, Unterstüzung, Risikound Schadensminderung für die Gesellschaft.
Die Suchtdefinition der Stiftung basiert auf derjenigen des «Groupement romand d’études des addictions» (GREA), d.h.: der Verlust der Autonomie einer Person in Bezug auf eine Substanz oder ein Verhalten. Charakteristisch sind das Leiden einer Person sowie deren Veränderungen in der Beziehung zum Umfeld. Sucht entsteht aus der Interaktion einer Person mit Substanzen in einem Umfeld. Sie beschränkt sich nicht auf ein indi- viduelles Problem, sondern betrifft die ganze Gesellschaft 9 .
Iris Theux, Suchtberaterin – Ambulante Einheit, Martinach ‹
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Ziel dieses Konzepts
Die sozialtherapeutischen Angebote von Sucht Wallis haben sich an die Veränderungen des süchtigen Verhaltens, die Erwartungen und Bedürfnisse der Gesellschaft sowie der politischen Instanzen angepasst. Dasselbe gilt auch für die Angebote der selektiven Prävention. Dieses Dokument beinhaltet sämtliche Angebote von Sucht Wallis im Kanton.
7 Ein mittleres bis hohes Risiko besteht bei mindestens 4 Standarddrinks pro Tag (z.B. ein Bier von 3dl oder ein Glas Wein 1 dl) für Männer und 2 Gläser für Frauen.
8 ovs.ch/fr/domaines/etat-de-sante/dependances/index/
9 grea.ch/addiction