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SETTING DER INTERVENTIONEN
Anne-Sophie Loye, Leiterin – Ambulante Einheit, Sitten‹ Präambel
Die Stiftung garantiert die Vielfalt der therapeutischen Angebote und der Interventionsarten.
Der Zugang zu den Angeboten von Sucht Wallis erfolgt über die ambulanten Einheiten. Im Anschluss an eine Evaluation der Situation des Klienten und eine spezialisierte Anamnese erarbeitet der ambulante Suchtberater mit dem Kunden in Ko-konstruktion seine Ziele und seinen Interventionsplan. Die therapeutische Allianz, ein wichtiger Faktor in der Qualität der Begleitung, wird so hergestellt.
Innerhalb der Stiftung kann eine Person verschiedene Angebote in unterschiedlichen Settings in Anspruch nehmen: ambulant, stationär oder im Tageszentrum.
Die ambulanten Angebote
Der ambulante Sektor besteht aus fünf Einheiten, verteilt auf den ganzen Kanton. In Verbindung mit der nationalen Strategie Sucht 2017- 2024 beinhaltet die Tätigkeit dieser Einheiten selektive Prävention, Beratung und Begleitung sowie Schadensminderung.
SELEKTIVE PRÄVENTION: FRÜHERKENNUNG UND FRÜHINTERVENTION Sucht Wallis ist im Bereich der selektiven Prävention tätig, bevor sich die Symptome eines süchtigen Verhaltens verschlimmern oder chronisch werden: Ziel ist es, das Erkennen von problematischen oder Risikosituationen zu fördern.
Die Stiftung hat für Akteure an vorderster «Front» (Mediatoren, Sozialpädagogen, Berufsbildner, Personalverantwortliche, Arbeitgeber, usw.) Fragebogen zur Früherkennung, begleitet von massgeschneiderten Fortbildungen, bietet spezifisches Fachwissen zu Frühinterventionen und ist in problematischen Situationen für Frühinterventionen verfügbar.
BERATUNG UND BEGLEITUNG Die Begleitung eines Klienten ist individualisiert und berücksichtigt seine Ressourcen und Bedürfnisse. Mögliche Ziele sind Abstinenz, kontrollierter Konsum oder Schadensminderung. Unabhängig vom Ziel steht die Verbesserung der Lebensqualität des Klienten im Mittelpunkt. Je nach Situation erfolgen ambulante Beratungsgespräche mittels motivierender Gesprächsführung mit einem oder zwei Suchtberatern. Sie ermöglichen es, einen Veränderungsprozess im Zusammenhang mit den Zielen und der Motivation des Klienten zu unterstützen.
Im Sinne des systemischen Ansatzes finden ebenfalls gemeinsame Beratungsgespräche mit wichtigen Bezugspersonen des Klienten (Familie, Arbeitgeber, usw.) statt.
Therapeutische Gruppen zum Rückfallmanagement werden Klienten regelmässig angeboten.
Für Kinder von süchtigen Eltern gibt es (individuell und/oder in Gruppen) spezialisierte Beratung.
SCHADENSMINDERUNG Die Angebote im Rahmen der Schadensminderung haben eine Reduktion der negativen Folgen von süchtigem Verhalten, das Erhalten eines stabilen Gesundheitszustandes sowie die Förderung der sozialen Integration zum Ziel. In Zusammenarbeit mit den entsprechenden Netzpartnern gehören auch Substitutionsbehandlungen (für Opiatabhängige) dazu.
EVALUATION ALS AUFTRAG Auf Anfrage von Netzpartnern der Stiftung werden spezifische Evaluationen für Klienten zur Erstellung von Empfehlungen für das weitere Vorgehen gemacht, welche den Bedürfnissen des Klienten wie denjenigen des Auftraggebers entsprechen.
DIE ANGEBOTE DER TAGESZENTREN Angebote gibt es: • im Jardin des Berges und im Via Gampel, im Zusammenhang mit der stationären Behandlung, und/ oder • im Tageszentrum Villa Flora, mittels spezifischer Indikation für alle Klienten der Stiftung.
Das Tageszentrum umfasst therapeutische Angebote, Ateliers zur Beschäftigung und zur Evaluation sowie zur Vorbereitung auf eine Arbeit. Sie sind eine Verbindung zwischen ambulanten Angeboten, der stationären Behandlung und der Unterstützung zu Hause (siehe unten). Der Klient arbeitet an seiner Tagesstruktur, der Entwicklung seiner Autonomie und Kompetenzen sowie dem Selbstwert, und dies unter Berücksichtigung seiner Bedürfnisse, Ressourcen sowie der gesetzten Ziele. DAS JOBCOACHING Die spezifischen Angebote des Jobcoaching sollen mittels Praktikum in einem Unternehmen zur Wiedereingliederung des Klienten beitragen. Ausgehend von der Identifizierung der Ressourcen sowie der professionellen Lücken für eine solide Integration ermöglicht es dem Klienten mittels eines beruflichen Projekts ein zielgerichtetes Training in Richtung Arbeitsmarktintegration. UNTERSTÜTZUNG ZU HAUSE Die hauptsächlichen Ziele sind: • Rückfallmanagement, • Konsolidierung des Erreichten, • Unterstützung zur Optimierung der Lebensqualität, • Autonomie des Klienten erhalten und fördern.
Unterstützung zu Hause wird ambulanten Klienten (Intervention am Lebensort) wie auch stationären Klienten beim Austritt (Übergangsphase, stationäre Nachbetreuung) angeboten.
Die stationären Angebote
Die Angebote im stationären Rahmen sind modular.
DIE STATIONÄREN BEHANDLUNGEN Die abstinenzorientierten stationären Behandlungen werden im Via Gampel, im Foyer Jardin des Berges und im Foyer François-Xavier Bagnoud angeboten. Sie sind auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Klienten ausgerichtet und die Begleitung ist individualisiert. Der therapeutische Rahmen und Ansatz umfasst Einzelgespräche, Gruppengespräche, Familiengespräche sowie verschiedene therapeutische und agogische Ateliers. Die Kompetenzen und persönlichen Fähigkeiten jedes Klienten werden dabei ebenso berücksichtigt wie seine Erwartungen. Der Ablauf der stationären Therapie, mit individuellen Zielen für jeden Klienten, unterstützt einen Prozess in Richtung Autonomie, welche für die soziale wie die berufliche Eingliederung notwendig ist.
Die Behandlung im Foyer FrançoisXavier Bagnoud erfolgt strukturiert und unterstützend, nach gemeinschaftsorientiertem Ansatz und mit Einbezug von Erlebnispädagogik. Die Auseinandersetzung des Klienten mit dem Mechanismus seiner Sucht sowie das Wiederfinden eines körperlichen, psychischen, emotionalen und spirituellen Gleichgewichts wird privilegiert. Die Behandlung im Jardin des Berges basiert auf verschiedenen sich ergänzenden Modulen, welche die Kompetenzen und die Ressourcen des Klienten aufwerten. Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft erfolgt schrittweise und angepasst an Situation und Ziele.
Die Therapie im Via Gampel begleitet den Veränderungsprozess mittels formulierten Zielen. Dazu gehören das Wiederaneignen der Nüchternheit in einem geschützten Rahmen, psychische Entwöhnung, der Wunsch nach einer Veränderung und das Ausarbeiten der dazu passenden Strategie, und dies in lösungsorientierter und ko-konstruierter Zusammenarbeit mit dem Klienten.
Der Bereich Fortbildung, Intervision und Forschung
Dieser Bereich hat Angebote vor Ort für Partner (sozialmedizinische Institutionen oder Unternehmen, Bildungswesen, medizinische oder soziale Vereinigungen) sowie für die Öffentlichkeit (Information, Forum).
Auf Anfrage werden allgemeine oder spezifische Fortbildungen zu Sucht ausgearbeitet. Diese Fortbildungen können von der Thematik, der Dauer und der Form her variieren und Information, Prävention und/oder eine Intervention zum Ziel haben. Individuelle oder kollektive Supervision, regelmässig oder einmalig, ergänzen das Angebot.
Dieser Bereich verfolgt auch fortlaufend die wissenschaftliche und soziale Entwicklung in den Tätigkeitsfeldern der Stiftung und arbeitet mit anderen Forschungsstellen im Suchtbereich wie auch mit dem GREA (Groupement d’études en addictions) oder dem Fachverband Sucht zusammen. Intern wird der notwendige Wissenstransfer für die Umsetzung der best practice durch Monitoring der Klientenprofile gewährleistet, und zur Entwicklung und Verstärkung beruflicher Kompetenzen werden einmalige oder regelmässige Angebote gemacht.