Statistischer Bericht Daten – ein Mehrwert auf allen Ebenen Redaktion: Februar 2020 – Annick Clerc Bérod, PhD, Statistikerin
Inhalt DATEN – EIN MEHRWERT AUF ALLEN EBENEN
ZUSAMMENFASSUNG
EINLEITUNG
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1 – SUCHT UND DEREN BEGLEITUNG, NATIONALER UND KANTONALER KONTEXT
Die Sucht 30 Die Begleitung von Sucht 31 Aktueller nationaler Kontext 32 • Die Konsumtendenzen • Die nationale Strategie Sucht • Die Therapie- und Beratungsangebote Walliser Kontext 37 • Die Konsumtendenzen • Die Mandate von Sucht Wallis
2 – ANZAHL UND MERKMALE DES KLIENTEN
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Anzahl Eintritte und Begleitungen 48 • Die Angehörigen als Klienten Beschreibung der Klienten mit eigenen Problemen 50 • Die wesentlichen sozio-demografischen Charakteristika • Die hauptsächlichen Netzpartner beim Start von Begleitungen • Die Konsumproblematik beim Eintritt • Der Konsum in den letzten 30 Tagen • Anzahl Jahre mit regelmässigem Konsum • Das Ausmass der Besorgnis bezüglich der Probleme und der geschätzte Schweregrad der Probleme
3 – BESCHREIBENDE TYPOLOGIE UND SPEZIFISCHE GRUPPEN 64
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Beschreibende Typologie 68 • Die Klientengruppe und die Methode • Die Merkmale der sechs gebildeten Gruppen Fokus auf spezifische Zielgruppen 76 • Die Klienten mit psychischen und/oder existentiellen Problemen • Die Klienten von 18 bis 25 Jahren • Die Klienten von 65 Jahren und mehr • Die Klienten mit Auflage der Justiz
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Inhalt 4 – DER BEHANDLUNGSPFAD DER KLIENTEN IN DEN EINHEITEN 90
Der Rückfall im Veränderungsprozess 94 Frühere Benutzung von Angeboten der Stiftung 95 • Die Klientengruppe • Resultate Potentielle Benutzung der Angebote von Sucht Wallis 101 • Die Klientengruppe • Die Beschreibung von potentiellen Behandlungspfaden • Die Angemessenheit stationäre Angebote zu benutzen • Die Anzahl Stunden ambulanter Beratung
5 – ELEMENTE ZU DEN AUSTRITTEN UND DEN RESULTATEN DER ERBRACHTEN DIENSTLEISTUNGEN 112
Die Situation des Klienten beim Austritt 116 • Die Modalitäten des Endes einer Begleitung • Die Dauer der Begleitungen Die Entwicklung der Situation zwischen Eintritt und Austritt • Entwicklung des Schweregrades in den Bereichen mit Problemen • Entwicklung des Ausmasses der Besorgnis bezüglich der Probleme
6 – SCHLUSSFOLGERUNGEN UND PERSPEKTIVEN
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Das Entwicklungsmodell von Sucht Wallis 127 • Die Integration der Angebote in ein Modell des Typs stepped care • Das case management Das Anpassen der Evaluationsmethoden und Fragebogen • Die Aktualisierung des IGT • Das Messen der Wirkung der Angebote • Kontinuierliche Kommunikation der Resultate
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Date ein Meh auf allen
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en – hrwert n Ebenen
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Statistischer Bericht
Der Mehrwert für das Positionieren der Institution
DR. IOAN CROMEC Präsident des Stiftungrats
DANIELA DUNKER-SCHEUNER Stiftungsratsmitglied
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Sucht ist ein grosses Thema der öffentlichen Gesundheit aufgrund ihrer hohen Prävalenz, der verschiedenen Formen in der sie vorkommt und ihrem Einfluss auf das Individuum in all seinen Lebensbereichen. Sie ist eine echte Herausforderung für Prävention und Begleitung. Sie ist eine Störung, die mit vielfältigen gesellschaftlichen, familiären und individuellen Faktoren verbunden ist. Eine Beratung muss deshalb in enger Zusammenarbeit mit allen Netzpartnern erfolgen. Die Stiftung Sucht Wallis hat einen Leistungsauftrag des Kantons für die Begleitung von Suchtproblemen; sie ist ein wichtiger Teil in der Versorgungskette der psychischen Gesundheit im Wallis. Die Sucht hat viele Verbindungen mit der psychischen Gesundheit. Die wissenschaftlichen Daten sowie diejenigen von Sucht Wallis zeigen, dass die Verbindung psychische Störung – Suchtstörungen häufig ist. Um die Qualität und Wirksamkeit ihres Systems der Begleitung von Personen mit Suchtproblemen nachhaltig garantieren zu können, muss Sucht Wallis effizient zusammenarbeiten, ganz besonders mit den Partnern aus dem medizinischen Bereich, namentlich der Psychiatrie des Spitals Wallis.
Die Profile der Klienten von Sucht Wallis zeigen, dass jedes Individuum mit einer Suchtproblematik ganz spezifische Bedürfnisse hat. Die Minderung eines Suchtproblems ist ein Prozess der weit über einen Entzug hinausgeht. Sie impliziert eine Begleitung auf verschiedenen Ebenen, während welcher das Individuum in seiner Ganzheit respektiert und beachtet werden muss. Genau dies ist das Ziel des von Sucht Wallis vorgeschlagenen neuartigen Ansatzes, mit vielen Vorteilen: auf organisatorischer Ebene, durch gewährleisten von Kontinuität innerhalb der angepassten Strukturen; auf der Ebene der interdisziplinären Begleitung, mit Respektierung des Mehrwerts jedes Mitarbeiters; auf der Ebene des Umfeld der Klienten, durch Angebote für deren Angehörigen. Der Ansatz widerspiegelt auch den Willen, die Priorität wissenschaftlich validierten Programmen zu geben sowie Angebote bereitzustellen, welche den Bedürfnissen für eine soziale und berufliche Reintegration entsprechen. Dies unterstreicht die Professionalität und Menschlichkeit der Stiftung.
Daten – ein Mehrwert auf allen Ebenen
Die Sichtweise des externen Experten
Der Mehrwert für die Entwicklung von Dienstleistungen und deren Qualität
PROF. DR. PHIL. FRANZ MOGGI EMBA, Chefpsychologe
Der von Sucht Wallis vorgelegte statistische Bericht über empirisch begründete Klientengruppen und die von Ihnen in Anspruch genommenen Dienstleistungen sucht in der angewandten Suchtforschung seinesgleichen. In der Versorgungsforschung fehlt es an derartigen Analysen, die erstens ein spezifisches Dienstleistungsangebot einer ganzen Region vollumfänglich mit Daten erfassen, zweitens die Klienten auf der Basis eines empirisch begründeten Beurteilungsinstrumentes mit passenden statistischen Methoden in homogene Anspruchsgruppen einteilen und drittens deren Nutzung von Dienstleistungen sowie deren Verbesserung in klinisch relevanten Variablen evaluieren. Damit ist es Sucht Wallis nicht nur gelungen, ihr Behandlungsund Beratungsangebot differenziert zu beschreiben und zu evaluieren, sondern fundiert ihr Versorgungsangebot zu einem modernen integrierten stepped care model weiter zu entwickeln und dessen Qualität kontinuierlich weiterzuentwickeln. Zur Qualitätsentwicklung ist es aber notwendig, dass die von Sucht Wallis mit diesem beeindruckenden Bericht vorgestellte, kompetente institutionelle Forschung weitergeführt wird, um im besten Sinne des Wortes Qualitätsmanagement zu betreiben, denn nur sie ermöglicht empirisch begründete und qualitativ hochstehende Versorgung. Alles andere sind persönliche Meinungen.
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Statistischer Bericht
Der Mehrwert für das institutionelle Verhalten
PASCUAL PALOMARES Generaldirektor
CÉLIA ROBYR HR – Verantwortliche
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Die DNA von Sucht Wallis stützt sich auf die zwei Komponenten vom Wissen, nämlich Verständnis und Kenntnis. Sie bilden die immateriellen strategischen Ressourcen, welche unserer Organisation erlauben, sich an ein veränderndes Umfeld sowie eine dynamische und komplexe Umwelt anzupassen. Wissen zu managen, die charakteristische Haltung anzunehmen, welche ermöglicht dieses zu überprüfen, zu aktualisieren oder neues zu schaffen, ist für unsere Institution von grösster Bedeutung, damit sie sich weiterhin als kantonale Suchtreferenz positionnieren und die Qualität ihrer Angebot gewährleisten kann.
Die Arbeit im Suchtbereich ist komplex. Sie erfordert spezifische berufliche Kenntnisse und Kompetenzen, wie auch ein starkes Engagement, Selbstvertrauen und die Fähigkeit in einem Team und interdisziplinär zu arbeiten. Um unseren Klienten die beste Begleitung zum optimalen Zeitpunkt anbieten zu können, müssen wir den geeigneten Mitarbeiter am rechten Platz haben und dafür sorgen, dass der Mitabeiter in der bestmöglichen Verfassung ist um seine Aufgabe wahrzunehmen.
Daten – ein Mehrwert auf allen Ebenen
Der Mehrwert für das Fachwissen
THOMAS URBEN Verantwortlicher ambulanter Sektor
CHRISTIAN RIEDER Verantwortlicher stationärer Sektor
Die Autonomie über ein Verhalten oder eine Substanz wieder zu erlangen kann sich als langer und komplexer Prozess erweisen; mit einer zeitlichen Dimension je nach Charakteristik und Motivation einer Person. Die Beschreibung der Behandlungspfade von Sucht Wallis Klienten illustriert dies. Unterstützung beim Formulieren eines persönlichen, von sich aus gewünschten Lebensprojekts und bei einem Veränderungsprozess läuft über das Anerkennen von spezifischen Bedürfnissen und Ressourcen der Person, zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens: dies verlangt vom Suchtberater von Sucht Wallis eine angemessene Haltung.
Die Komplexität der existierenden Probleme kann einen stationären Interventionsrahmen erfordern. Ein solches Setting erlaubt Erfahrungen in einer Lebensgemeinschaft. Diese ermöglichen einer Person, ihre Sozialkompetenzen zu fördern und Aufschluss über Ressourcen wie Schwierigkeiten zu geben. Ein solcher Aufenthalt stellt eine Gelegenheit für eine Stabilisierung der Sucht dar, unabhängig davon, ob die gesetzten Ziele Abstinenz beinhalten oder nicht. Ein stationärer Aufenthalt ist nur eine Etappe im Parcours eines Menschen, es gibt ein vorher und ein nachher. Das institutionelle Know how umfasst auch das Erleichtern von Übergängen von verschiedenen Lebensphasen einer Person.
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Statistischer Bericht
Der Mehrwert für das Wissen
DR ANNICK CLERC BÉROD Statistikerin
VÉRONIQUE GRANGES Ausbildungsleiterin
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Das Hauptziel der wissenschaftlichen Forschung ist der Fortschritt der Kenntnisse. Angewandt in einem institutionellen Kontext wie Sucht Wallis, dient diese der Entwicklung wirksamerer Unterstützungsstrategien für Personen, die von einem Suchtproblem betroffen sind. Sie zielt auf eine bessere Definition und ein besseres Verständnis der behandelten Themen ab, mit dem Hauptinteresse an der Verbesserung der Praxis und damit auch der Qualität der angebotenen Dienstleistungen. Die angewandte Forschung soll helfen, die Wahl der Interventionen zu bestätigen und Antworten auf Fragen der Suchtberater zu geben. Aus dieser Perspektive ist es wichtig, dass die Ergebnisse spezifischer Analysen an die Suchberater verteilt werden und dass diese sich die Ergebnisse selbst aneignen können.
Sucht Wallis ist eine Stiftung, die sich aus mehreren Teams von Fachleuten zusammensetzt, die mehrere spezialisierte Dienstleistungen anbieten. Um dem Klienten eine kohärente Begleitung zu bieten, die der Entwicklung der angetroffenen Probleme und den Qualitätsanforderungen der Institution so nahe wie möglich entspricht, ist die weitere Entwicklung und Verstärkung der Mitarbeiterkompetenzen unerlässlich. Im Laufe des Jahres werden die Mitarbeiter von Intervisionen im Team und internen Schulungen zu Themen, Konzepten, Methoden und Instrumenten für Interventionen im Suchtbereich profitieren. Die Plattform Forum Sucht bietet zudem einen Raum für den Austausch und die interdisziplinäre Reflexion zu einem aktuellen Thema.
Les donnĂŠes, une plus-value Ă tous les niveaux
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Zusamme
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enfassung
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Zusammenfassung
Der Konsum psychoaktiver Substanzen oder süchtige Verhaltensweisen werden als inhärenter Faktor moderner Gesellschaften betrachtet. Konsumziele sind insbesondere eine Steigerung von Leistung, Kreativität und Aufmerksamkeit des Konsumenten, Schmerzen zu lindern oder unangenehme Gefühlszustände zu verändern. Diese Verhalten können im Freizeitrahmen stattfinden oder sich in Richtung einer Sucht entwickeln. Die Sucht interessiert sich für die gesamte Beziehung zwischen dem Individuum und dem Objekt seines süchtigen Verhaltens (Substanz, Verhalten) und seinem Umfeld, wie auch für die Art dieser Beziehung in einer qualitativen Annäherung. Dies um zu verstehen, weshalb das Individuum in Bezug auf sein Lebensziel und/oder seine sozialen Beziehungen nicht mehr autonom ist. Das Phänomen Sucht hat vielfältige negative Konsequenzen, in erster Linie für die Person selber (Verschlechterung der physischen und/oder psychischen Gesundheit, Probleme in Beruf, Familie und mit den Finanzen), jedoch auch für die Angehörigen, den Arbeitgeber (Absenzen, verminderte Leistungsfähigkeit) sowie die Gesellschaft (Verkehrsunfälle, Diebstahl, Gesundheitskosten). Jeder Parcours einer abhängigen Person bis zur Rehabilitation ist verschieden, gelegentlich lang und nicht geradlinig. Das Anpassen der Angebote zu vernünftigen Kosten - an die Bedürfnisse dieser Personen ist eine stetige Herausforderung. Es geht dabei weniger darum zu wissen, ob eine bestimmte Behandlung alle Probleme der Person lösen kann, sondern zu erfahren, wann und wie eine Begleitung sich in die Dynamik eines Veränderungsprozesses ihrer Situation integrieren lässt. Eine kohärente und wirksame Begleitung erfordert einerseits eine gute Zusammenarbeit der ambulanten und stationären Einheiten sowie eine gute Aufgabenteilung mit den Netzpartnern betreffend der Angebote. Zudem müssen auch die Profile der eingetretenen Klienten wie die Resultate der Interventionen in den spezialisierten Institutionen präzise bekannt sein. Die Stiftung Sucht Wallis ist die Dachorganisation im Kanton Wallis für spezialisierte Begleitung von Problemen im Zusammenhang mit Sucht. Im Unterschied zur Organisation in den meisten anderen Kantonen hat Sucht Wallis eine Zusammenarbeitsvereinbarung mit dem Staat Wallis. Die Stiftung vereinigt alle spezialisierten Suchtangebote im Kanton unter ein und demselben Dach. Das auf den ganzen Kanton verteilte therapeutische Angebot umfasst ambulante Beratung und Begleitung (in Monthey, Martigny, Sion, Sierre, Visp), ein Evaluations- und Tageszentrum (in der Villa Flora) und stationäre Behandlungseinheiten (François-Xavier Bagnoud (FXB), Jardin des Berges, Via Gampel). Die Entwicklung der Stiftung, ihrer Organisation und Angebote wird beeinflusst durch das Auftauchen von zusätzlichen Problemfeldern (neue Konsumformen und Suchtverhalten), welche neue Bedürfnisse der betroffenen Personen hervorbringen. Spezialisierte Begleitungen umfassen heute vor allem Beratung und psychosoziale und/oder sozialtherapeutische und/ oder medizinische Behandlung sowie Substitutionsbehandlungen. Das gemeinsame Ziel aller Angebote ist die Verbesserung der Lebensqualität des Klienten im Bereich der physischen und psychischen Gesundheit sowie der sozialen und beruflichen Integration. Die Fähigkeit, die Angebote fortlaufend den Bedürfnissen der Walliser Bevölkerung anzupassen, ist ein wesentliches Element in der Entwicklung von Sucht Wallis. Die Kenntnisse der Konsumtendenzen, der Probleme der Klienten, welche die spezialisierten Angebote benutzen oder zu diesen zugewiesen werden, sowie die Nutzung dieser Angebote sind demzufolge regelmässig zu aktualisieren. Dies ist das Ziel des vorliegenden Dokumentes.
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Statistischer Bericht
Sucht Wallis: an der Schnittstelle interdisziplinärer Begleitung Die Stiftung Sucht Wallis erfüllt ihr Mandat in Partnerschaft mit einem Netz von leistungsfähigen Fachstellen im Kanton. Entsprechend den Bedürfnissen des Klienten und je nachdem, wer an der Zuweisung zur Begleitung beteiligt war, arbeitet Sucht Wallis mit somatischen und psychiatrischen medizinischen Netzpartnern (öffentlich und/oder privat), Administrativ- und/oder Justizbehörden, Gefängnissen, RAV, IV, SMZ sowie spezialisierten Institutionen in den Bereichen Beschäftigung, Wohnintegration und Ausbildungsstätten zusammen.
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Administrativ- und/oder Justizbehörden sind an einem Viertel der ambulanten Eintritte (26%) und an einem Drittel der Platzierungen in die Einheiten FXB/Jardin des Berges (36%) beteiligt. Mehr als jede fünfte ambulante Begleitung wird aktiv durch medizinische Netzpartner (somatisch und/ oder psychiatrisch, Spital und/oder Privatpraxis) initiiert, und ein Drittel der Klienten des Via Gampel werden von einem Hausarzt und/oder Psychiater zugewiesen. Die Familie und/oder Ehepartner spielen auch eine relativ wichtige Rolle, ganz besonders bei Platzierungen in die Einheiten François-Xavier Bagnoud/Jardin des Berges (32%) und Via Gampel (36%).
Zusammenfassung
Konsumprofil beim Eintritt Sucht Wallis hat jährlich rund 900 Eintritte (90% im ambulanten und 10% im stationären Sektor). Alkohol ist die häufigste Problemsubstanz beim Eintritt, sowohl bei den Männern wie den Frauen, mit Ausnahme von FXB/Jardin des Berges mit Cannabis an erster Stelle (74%). Cannabis ist die am häufigsten angegebene illegale Problemsubstanz beim Eintritt, gefolgt von Kokain. Bei einem Eintritt in die Einheiten FXB/Jardin des Berges sind Probleme im Zusammenhang mit synthetischen Drogen gleich häufig wie solche mit Heroin. Mit Benzodiazepinen verbundene Probleme sind beim Eintritt in die Einheit Via Gampel sehr zahlreich und bei den Frauen zweimal häufiger als bei den Männern (diese Geschlechterdifferenz ist auf nationaler Ebene ebenfalls zu beobachten).
Das Alter beim Beginn von regelmässigem Konsum ist von der Substanz und dem Sektor des Eintritts des Klienten abhängig. In den stationären Einheiten ist Cannabis die Substanz, die am jüngsten regelmässig konsumiert wurde, mit einem Durchschnittsalter von 16.6 Jahren für die Männer und 17.7 Jahren für die Frauen. Alkohol als übermässiger Konsum ist die Substanz, die in regelmässiger Art am spätesten konsumiert wurde. Das Durchschnittsalter geht von 25.4 Jahren bei den Männern beim Eintritt in eine ambulante Einheit bis zu 30.8 Jahren bei den Frauen beim Eintritt in eine stationäre Einheit. Die Anzahl Jahre mit regelmässigem Konsum vor einem Eintritt ist sehr stark von der Substanz abhängig. Die kürzeste Dauer wurde bei Kokain (2.9 Jahre bei ambulanten Eintritten von Frauen), und die längste Dauer beim Alkohol (jede Art von Konsum) verzeichnet (17.4 Jahre bei stationärem Eintritt von Männern).
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Statistischer Bericht
Klinische Typologie der Problematiken Die Evaluation der Situation des Klienten beim Eintritt in die Einheiten der Stiftung erfolgt mit dem Index des Schweregrades einer Sucht («Indice de Gravité d’une Toxicomanie – IGT»). Dieser geht auf sieben Problembereiche ein : Alkoholkonsum, Drogenkonsum, physische Gesundheit, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen, psychische Gesundheit, Arbeit und Einkommen sowie Rechtslage. Für jeden dieser Bereiche wird der Schweregrad der Problematik von der Fachperson von Sucht Wallis anhand von fünf Kategorien geschätzt – von Kein reelles Problem bis zu Extremes Problem. Die Profile der Klienten beim Eintritt können mit einer Typologie von homogenen (vergleichbaren) Gruppen, die anhand der Schweregrade der Probleme beim Eintritt erstellt wurden, beschrieben werden. Die gewählte Typologie zeigt Gruppen mit einer graduell zunehmenden Komplexität der Suchtproblematik und damit verbundener Probleme. Diese Komplexität erfordert unterschiedliche und/oder kombinierte Settings von Interventionen sowie deren Intensität. Die Typologie umfasst folgende Gruppen:
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• die erste Gruppe (21% der eingetretenen Klienten) umfasst Personen, die in den Lebensbereichen Alkoholkonsum, Drogenkonsum und Rechtslage leicht betroffen sind; • die zweite Gruppe (15% der eingetretenen Klienten) besteht aus Personen, deren Probleme wegen Alkoholkonsum bedeutend sind, verbunden mit Problemen in den Bereichen Arbeit und Einkommen sowie physische Gesundheit; • die dritte Gruppe (13% der eingetretenen Klienten) ist charakterisiert durch grosse Probleme wegen Alkoholkonsum, verbunden mit einem hohen Schweregrad der Probleme in den Bereichen psychische Gesundheit sowie Familie und zwischenmenschliche Beziehungen;
Zusammenfassung
• die vierte Gruppe (19% der eingetretenen Klienten) umfasst Personen, die kein reelles Problem mit Alkoholkonsum haben, jedoch bedeutende Probleme im Zusammenhang mit Drogenkonsum. Der erste davon betroffene Lebensbereich ist die psychische Gesundheit; ebenfalls stark betroffen sind Familie und zwischenmenschliche Beziehungen sowie Arbeit und Einkommen. Die physische Gesundheit kann ebenfalls betroffen sein;
• die letzte Gruppe (13% der eingetretenen Klienten) umfasst Personen mit beträchtlichen Alkohol- und Drogenproblemen, verbunden mit sehr bedeutenden Problemen in den Bereichen psychische Gesundheit, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen sowie Arbeit und Einkommen. Alle Lebenbereiche sind betroffen, auch die physische Gesundheit und die Rechtslage.
Diese Typologie ermöglicht es, auf einfache Art über die Struktur und die Verteilung der von Sucht Wallis begleiteten Klienten zu informieren. Diese Informationen sind bei der Planung sowie der Organisation der Ressourcen und der benötigten Angebote nützlich. Sie ermöglichen, die am besten angepassten spezialisierten therapeutischen Antworten auf die Bedürfnisse der Klienten zu haben und ihnen die angemessene und am besten indizierte Begleitung anbieten zu können.
• die fünfte Gruppe (18% der eingetretenen Klienten) besteht aus Personen mit einem beträchtlichen Alkoholproblem. Verbunden damit sind sehr bedeutenden Problemen in den Bereichen psychische Gesundheit, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen sowie Arbeit und Einkommen. Die physische Gesundheit ist ebenfalls verschlechtert;
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Statistischer Bericht
Behandlungspfad in den Einheiten in Verbindung mit dem Schweregrad der Probleme und dem Ausmass der Besorgnis des Klienten bezüglich seiner Probleme Der Rückfall ist die Regel und nicht die Ausnahme in der Suchtbehandlung; ein grosser Teil der Klienten wird eines Tages einen solchen haben, während oder nach Abschluss einer spezialisierten Begleitung. In letzterem Fall kann der Klient erneut eine Begleitung aufnehmen und passende spezialisierte Angebote für seinen Entwicklungs- und Veränderungsprozess in Anspruch nehmen. Die Begleitung eines Klienten beschränkt sich somit nicht auf eine episodische Intervention. Die Evaluation des Bedürfnis nach spezialisierten Ressourcen darf demzufolge nicht auf einen bestimmten Moment im Leben des Klienten beschränkt sein. Klienten haben bei Sucht Wallis so schon zu verschiedenen Lebenszeitpunkten Unterstützung gesucht, ob mit oder ohne Erreichung ihrer Ziele. Rund sechzig Prozent (58% im Jahr 2018) der eingetretenen Klienten sind Sucht Wallis nicht bekannt und kommen zum ersten Mal. Fast jeder fünfte Klient kommt zum zweiten Mal (17% im Jahr 2018), und mehr als einer von zehn Klienten (16% im Jahr 2018) erlebt wenigstens seinen vierten Eintritt. Der ambulante Sektor ist der häufigste Eintrittsort zu den Angeboten von Sucht Wallis. Ein Walliser Klient von sechs (15% der Männer und 18% der Frauen) hat fünf bis acht Jahre nach seinem ersten Eintritt in die Stiftung einen Aufenthalt in einer stationären Einheit. Das Niveau des Schweregrades der Probleme des Klienten bei seinem ersten Eintritt in die Stiftung wird in Beziehung gesetzt zur Wahrscheinlichkeit, stationäre Angebote zu benutzen. Ein hohes Niveau des Schweregrades im Bereich Alkoholkonsum multipliziert das Risiko um den Faktor 2.3 im Vergleich zu einem tiefen Niveau des Schweregrades. Bei Problemen im Bereich Arbeit und Einkommen ist das Risiko um den Faktor 1.6 erhöht, und um 1.5 bei Problemen im Bereich Familie und zwischenmenschliche Beziehungen.
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Das Ausmass der Besorgnis bezüglich seiner Probleme zum Zeitpunkt des ersten Eintritts in die Stiftung wird ebenfalls in Beziehung gesetzt zur Wahrscheinlichkeit, stationäre Angebote zu benutzen. Ein hohes Ausmass an Besorgnis betreffend der psychischen Gesundheit erhöht das Risiko um den Faktor 1.8, verglichen mit einem tiefen Ausmass an Besorgnis. Im Durchschnitt hat ein Walliser Klient anschliessend an seinen ersten Eintritt bei Sucht Wallis 31.6 Stunden ambulante Beratung. Drei Faktoren sind in statistisch signifikanter Weise mit der Anzahl erfolgter ambulanter Beratungsstunden verbunden, nämlich das Geschlecht (die Frauen erhalten nach dem ersten Eintritt eine grössere Anzahl Stunden als die Männer), das Alter (die Klienten der Alterklassen 25-34 Jahre und 35-44 Jahre sind diejenigen mit den meisten ambulanten Beratungsstunden) und die Hauptkonsumproblematik (Heroin ist mit einer höheren Anzahl Beratungsstunden verknüpft). Die durchschnittliche Anzahl Stunden ist verbunden mit dem Niveau des Schweregrades der Probleme beim Drogenkonsum (durchschnittlich 44 Stunden Beratung bei einem hohen Niveau des Schweregrades gegenüber 30 Stunden für ein tiefes Niveau), bei Problemen im Bereich Familie und zwischenmenschliche Beziehungen (38 Stunden beziehungsweise 31 Stunden), der psychischen Gesundheit (39 Stunden gegenüber 31 Stunden) sowie bei Problemen mit Arbeit und Einkommen (41 Stunden respektive 30 Stunden). Das Ausmass der Besorgnis des Klienten bezüglich seiner Probleme ist verbunden mit der Anzahl Beratungsstunden in den Problembereichen Drogenkonsum (44 Stunden für ein hohes Ausmass gegenüber 30 Stunden für ein tiefes Ausmass), Probleme mit psychischer Gesundheit (41 Stunden gegenüber 29 Stunden) sowie Arbeit und Einkommen (39 Stunden respektive 30 Stunden).
Zusammenfassung
Eine Verbesserung der Situation zum Zeitpunkt des Austritts
Fortsetzung der Entwicklung von Sucht Wallis
Die durchschnittliche Dauer einer ambulanten Begleitung dauert bei den Männern 359 Tage und bei den Frauen 329 Tage. Sie steigt mit dem Alter (durchschnittlich 138 Tage für Klienten unter 18 Jahren gegenüber 436 Tagen bei Klienten zwischen 45 bis 54 Jahren). Heroin als Hauptkonsumproblematik beim Eintritt hat durchschnittlich eine doppelt so lange Dauer wie Alkoholkonsum zur Folge.
Sucht Wallis hat einen kantonalen Auftrag, für die Bedürfnisse der gesamten Walliser Bevölkerung, die mit einem Suchtverhalten konfrontiert ist, Angebote zu haben. Um dieses Mandat kohärent und effizient zu erfüllen, mit dem Klienten im Zentrum seines Systems, unter Anwendung der guten Praxis, entwickelt die Stiftung ein integriertes Begleitungsmodell der Angebote. Dieses Modell des Typs stepped care Sucht Wallis integriert die graduelle Zunahme der Komplexität, welche durch die in diesem Dokument präsentierte klinische Typologie deutlich wurde. Es berücksichtigt fünf Kategorien von Schweregraden der Konsumproblematik in Verbindung mit einem entsprechenden Niveau der Komplexität von bio-psycho-sozialen Risiken. Es verbindet diese Kategorien mit einem Setting der Interventionen und einem Intensitätsniveau der Angebote, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse, der Ressourcen sowie der Motivation des Klienten. Das stepped care Modell Sucht Wallis integriert auch einen case management Prozess.
Die durchschnittliche Dauer eines stationären Aufenthaltes beträgt bei den Männern 209 Tage und bei den Frauen 124 Tage. In allen Sektoren und für fast alle Problembereiche bleibt die grosse Mehrheit der Klienten mit einem tiefen Ausmass an Besorgnis/Beunruhigung bezüglich der Probleme beim Eintritt auch beim Austritt bei diesem tiefen Ausmass. Im ambulanten Sektor haben zwischen drei Viertel (74% für den Bereich Arbeit und Einkommen) und beinahe alle (97% für den Bereich Alkohol) der Klienten mit einem hohen Ausmass der Besorgnis/Beunruhigung beim Eintritt bis zum Austritt ein tiefes Ausmass der Besorgnis/Beunruhigung bezüglich der Probleme erreicht (positive Entwicklung). Im stationären Sektor bleiben mit Ausnahme des Bereichs Arbeit und Einkommen praktisch alle Klienten mit einem tiefen Ausmass der Besorgnis/ Beunruhigung beim Eintritt auf demselben Ausmass beim Austritt. Zwischen der Hälfte (56% für den Bereich Arbeit und Einkommen) und mehr als neun Zehntel (97% für den Bereich Droge) der Klienten mit einem hohen Ausmass der Besorgnis/Beunruhigung beim Eintritt haben bis zum Austritt ein tiefes Ausmass erreicht (positive Entwicklung). .
Sucht Wallis verfügt über Instrumente zur Datenerfassung, welche Indikatoren zur Situation des Klienten beim Eintritt, während seines Behandlungspfad innerhalb der Stiftung wie zum Zeitpunkt des Austritts liefern können. Mit der Einführung des stepped care Modells und des case management sind diese Instrumente zu verbessern und anzupassen, um den Mehrwert dieser doppelten Einführung für den Klienten messen zu können.
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Statistischer Bericht
1 Evaluation der Klienten und Therapieansätze innerhalb der Stiftung Sucht Wallis. «Connaissances actuelles d’Addiction Valais sur la clientèle admise, son exposition au traitement et sur les effets des traitements effectués. Fondation Addiction Valais, Mai 2012». 2 Der Begriff Einheiten bezieht sich auf alle ambulanten und stationären Anbieter von Begleitungen innerhalb der Stiftung Sucht Wallis. 3 Jede Bezeichnung einer Person oder Funktion gilt im vorliegenden Dokument für Frau und Mann. 4 Der Begriff Klient wird im ganzen Dokument verwendet für Personen, die Angebote von Sucht Wallis benutzen; der Begriff Patient wird spezifisch in der Medizin benutzt.
Sucht Wallis hat 2012 den Bericht Evaluation der Klienten und Therapieansätze innerhalb der Stiftung Sucht Wallis1 veröffentlicht. Das Dokument präsentierte namentlich ein detailliertes Portrait, welche der ambulanten und stationären Dienstleistungen der Institutionen der Stiftung durch aufgenommene Klienten in Anspruch genommen wurden. Die Entwicklung der Stiftung, ihrer Organisation und Angebote vermischt sich einerseits mit der Wahrnehmung und Vorstellung von Sucht der Bevölkerung, der Gesellschaft und der öffentlichen Hand, sowie andererseits mit dem Auftauchen von zusätzlichen Problemfeldern (neue Konsumformen und Suchtverhalten), welche neue Bedürfnisse der betroffenen Personen hervorbringen. 2018 hat die Stiftung Sucht Wallis rund 1’800 Klienten begleitet. Der Klient steht im Zentrum ihres kantonalen Auftrags. Eine gute Aufgabenteilung ihrer Einheiten2 und ihrer Angebote ist somit entscheidend für eine kohärente und wirksame spezialisierte Begleitung. Die Fähigkeit, fortwährend die Angebote den Bedürfnissen der Walliser Bevölkerung anzupassen ist ein zentrales Element in der Entwicklung von Sucht Wallis. Das Wissen über Konsumtendenzen, der Problematik der Klienten, welche die spezialisierten Angebote von Sucht Wallis nutzen oder zu diesen vermittelt werden, wie auch die Benutzung dieser Angebote muss folglich à jour gehalten werden. Dieses Wissen muss Sucht Wallis in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand ermöglichen, eine Planung der Einheiten, ihrer Art von Angeboten und deren Intensität zu machen, um die bestmögliche Qualität der Angebote sicherzustellen. Ziel dieses Dokuments ist es, eine Fortsetzung zum Bericht von 2012 mit einer Auswahl von aktuellen Resultaten aus der Tätigkeit von Sucht Wallis, aus der Perspektive der gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklung der Stiftung zu machen. Nach einer Beschreibung des nationalen und kantonalen Kontext in Kapitel eins folgt in Kapitel zwei ein detailliertes Profil der Klienten 3/4, welche in den letzten drei Jahren von der Stiftung aufgenommen wurden. Das Kapitel drei entwickelt die Typologie der neu eingetretenen Klienten und bietet eine nützliche Beschreibung der Implementation des gewählten umfassenden Begleitungsmodells in allen Sektoren der Stiftung. Ein Schwerpunkt sind zudem spezifische Klientengruppen. Die Beobachtung der Benutzung der Angebote von Sucht Wallis ist Inhalt von Kapitel vier; dazu wird die Inanspruchnahme von Angeboten in den verschiedenen Einheiten untersucht. Das Kapitel fünf beinhaltet verschiedene Elemente bezüglich der Situation von Klienten beim Austritt sowie ihre Entwicklung seit dem Eintritt; zum Abschluss wird in Kapitel sechs die Entwicklung von Sucht Wallis präsentiert.
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Résumé
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Sucht un Beglei nationa kantonale
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nd deren eitung, aler und er Kontext
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Statistischer Bericht
Die Sucht 5 faits-chiffres.addictionsuisse.ch/fr/ 6 Als psychoaktiv wird jede Substanz bezeichnet, die bei Einnahme durch zentralnervöse Wirkungsmechanismen die menschliche Psyche oder kognitive Funktionen verändert. (who.int/substance_abuse/terminology/fr) 7 Süchtige Verhaltensweisen betreffen sowohl die psychoaktiven Substanzen als auch Verhaltensweisen (Glücksspiel, Online und/oder Videospiele). 8 who.int/substance_abuse/terminology/ definition1/fr 9 grea.ch/addiction 10 inserm.fr/information-en-sante/dossiers-information/addictions 11 who.int/substance_abuse/terminology/ definition4/fr/ 12 Position du Conseil fédéral sur les problèmes actuels liés à la drogue. 7 septembre 1994, Berne 13 Soulet M-H. Addictions et société. Actes du colloque des 50 ans du GREA (2014)
In der Schweiz konsumieren neun von zehn Personen Alkohol, 222’000 Personen haben im letzten Monat mindestens einmal Cannabis geraucht, 295’000 konsumierten im vergangenen Jahr wenigstens einmal Kokain und 192’000 haben mit Geldeinsatz gespielt5. Der Konsum psychoaktiver Substanzen6 oder süchtige Verhaltensweisen7 werden als ein inhärenter Faktor moderner Gesellschaften betrachtet. Konsumziele sind insbesondere eine Steigerung der Leistung, Kreativität und der Aufmerksamkeit des Konsumenten, Schmerzen zu lindern oder unangenehme Gefühlszustände zu verändern. Diese Verhalten können im Freizeitrahmen stattfinden oder sich in Richtung einer Sucht entwickeln. Das Konzept Sucht erweitert dasjenige der Abhängigkeit, welche ein Syndrom ist. Die Abhängigkeit wird durch die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten (ICD 10) definiert als eine Gesamtheit von Phänomenen auf Verhaltensebene, kognitiv und physiologisch; der Konsum von spezifischen psychoaktiven Substanzen oder einer Kategorie von Substanzen hat ein allmähliches Desinteresse für andere Aktivitäten zur Folge8. Charakteristisch sind oft ein starkes, manchmal zwanghaftes Verlangen nach Alkohol- oder Drogenkonsum (einschliesslich verordnete Medikamente). Das ist eine Störung verbunden mit der Benutzung einer Substanz, was einem medizinischen Ansatz entspricht, basierend auf diagnostischen Kriterien. Die Sucht interessiert sich für die gesamte Beziehung zwischen dem Individuum und dem Objekt seines süchtigen Verhaltens (Substanz, Verhalten) und seinem Umfeld, wie auch für die Art dieser Beziehung in einer qualitativen Annäherung um zu verstehen, weshalb das Individuum in Bezug auf sein Lebensziel und/oder seine sozialen Beziehungen nicht mehr autonom ist. Sie versucht so zu bestimmen, welches der Anteil des Leidens und der Entfremdung ist in der Beziehung, welche das Individuum mit dem Objekt seiner Abhängigkeit hat9. Sie zielt darauf ab, die vermischten Faktoren der Vulnerabilität des Individuums zu identifizieren, hervorzuheben und zu verstehen, und das mit Integration von Aspekten aus den Neurowissenschaften. Als chronische Krankheit des Belohnungssystems im Hirn, der Motivation, des Gedächtnis und der verbundenen neuronalen Kreisläufe, charakterisiert sich Sucht vor allem durch die Schwierigkeit, dauerhaft abstinent zu bleiben, einer Veränderung der Kontrolle des Verhaltens oder der emotionalen Antworten10. Die Kriterien erlauben das Definieren auf wissenschaftlichen Grundlagen, wann sich ein Konsumverhalten in der Freizeit mit geringem Risiko in ein problematisches Konsumverhalten und danach in ein süchtiges Verhalten oder eine Abhängigkeit wandelt11. Die Sucht hat vielfältige Auswirkungen auf die physische Gesundheit, auf die psychische Verfassung wie auch auf die soziale, berufliche und finanzielle Situation einer Person. Sie verursacht ebenfalls schädliche Auswirkungen auf das Umfeld.
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Sucht und deren Begleitung, nationaler und kantonaler Kontext
Die Begleitung von Sucht Die Einführung der vier Säulen Politik ( Prävention, Therapie, Schadensminderung, Repression ) 12 in den 1990er Jahren durch den Bund hat den Platz der Abstinenz in der Suchtbehandlung grundlegend verändert. Die Abstinenz wurde lange Zeit als Schlüsselelement der Suchtbehandlung erachtet und als absolut sowie einziger möglicher Weg zum Ausstieg präsentiert. Diese Haltung hat sich gewandelt; heute wird die Abstinenz nicht mehr als das einzig mögliche Ziel gesehen, sondern als ein Mittel oder eine Etappe. Sie kann zu einem Problembewusstsein bei exzessivem Konsum führen. Sie kann ebenfalls dazu führen, Verantwortungsbewusstsein hervorzurufen und zum Wiederfinden seines Platzes in der Gesellschaft beitragen13.
Spezialisierte Begleitungen umfassen heute: Beratung und psycho-soziale und/oder sozialtherapeutische und/oder medizinische Behandlung, ambulant oder stationär, Nachbetreuung nach stationärem Aufenthalt oder auch Substitutionsbehandlungen. Sie zielen auf eine Verbesserung der Lebensqualität des Klienten, und dies sowohl was die physische Gesundheit als auch die psychische Verfassung und seine berufliche und soziale Eingliederung betrifft.
Iris Theux, Suchtberaterin – Ambulante Einheit, Martinach
Die Begleitungen im Suchtbereich haben sich in den letzten Jahren beträchtlich entwickelt. Die Veränderung der Konsumentenprofile, das Auftauchen von nicht substanzgebundener Sucht (zum Beispiel Glücksspiel, Online,
Essstörungen), der Einbezug von psychischen Komorbiditäten, die Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse (Neurowissenschaften), die Entwicklung der Medizinalisierung der Sucht und die Berücksichtigung der bio-psycho-sozialen Dimension haben als die wesentlichen Faktoren zu dieser Entwicklung beigetragen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Anerkennung des Klienten als Akteur in seinem Begleitungsprozess und Lebensprojekt sind ebenfalls nicht in Frage gestellte Elemente geworden.
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Statistischer Bericht
Aktueller nationaler Kontext
14 suchtmonitoring.ch/fr.html 15 Fasst chronischen Risikokonsum (mehr als 20 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen und mehr als 40 Gramm Alkohol pro Tag für Männer) und den episodischen Risikokonsum (vier Gläser oder mehr bei einer Gelegenheit wenigstens einmal pro Monat für Frauen und fünf Gläser oder mehr bei einer Gelegenheit wenigstens einmal pro Monat für Männer) zusammen. 16 Jahresbericht act-info 2017. Prise en charge et traitement des dépendances en Suisse Résultats du système de monitorage. Office Fédéral de la santé publique OFSP 17 Legaler Cannabis wird nicht erwähnt, da die Gesetzesänderung in der Schweiz zu neu ist, um Unterscheidungen machen zu können. 18 Die Resultate für Drogen und Medikamente stammen hauptsächlich aus der Umfrage CoRolAR von 2016. Der Hauptteil des Suchtmonitorings Schweiz ist eine permanente telefonische Bevölkerungsumfrage (Continuous Rolling Survey of Addictive Behaviours and Related Risks), die im Januar 2011 begonnen wurde. Diese Umfrage hat zum Ziel, das Fehlen von Daten zur Entwicklung des Suchtverhaltens zu beheben. Jährlich werden rund 11'000 in der Schweiz wohnhafte Personen von 15 Jahren und mehr telefonisch kontaktiert (Festnetz wie Handy) für ein Interview von rund 25 Minuten (suchtmonitoring. ch/fr/page/2.html#study8) 19 Nur die Daten von Institutionen, die zwischen 2006 und 2017 regelmässig am Monitoring teilnahmen, werden hier berücksichtigt; dies entspricht 78% der zwischen 2006 bis 2017 registrierten Situationen bei einer allgemeinen Beteiligung von 62% der Institutionen. 20 Kokain wird hier in allen Konsumformen betrachtet. Nur die Daten von Institutionen, die zwischen 2006 und 2017 regelmässig am act-info Monitoring teilgenommen haben, sind berücksichtigt; dies entspricht 77.9% der registrierten Situationen zwischen 2006 und 2017, bei einer Beteiligung von 62.4% der Institutionen.
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DIE KONSUMTENDENZEN
ALKOHOL
Das Suchtmonitoring in der Schweiz ist ein Überwachungssystem, welches auf den national verfügbaren epidemiologischen Daten basiert; es erlaubt, die neuen Konsumtendenzen wie auch die Entwicklung von Verhalten und assoziierten Problematiken zu verfolgen14.
2016 konsumierten neun von zehn Personen älter als 15 Jahre (85.8%) zumindest gelegentlich Alkohol. In etwa eine von zehn Personen trinkt täglich Alkohol (9.4%; Männer 12.5% und Frauen 6.5%); dieser Anteil ist seit 1992 regelmässig zurückgegangen (20.5%; Männer 30.1%, Frauen 11.5%). Der tägliche Konsum nimmt mit steigendem Alter zu: er beträgt 0.3% bei den 15-19 Jährigen und 28.7% bei den Personen über 75 Jahren. Manche Personen haben einen chronischen und/oder exzessiven Alkoholkonsum, und/oder sie konsumieren in unangemessenen Situationen (zum Beispiel während der Schwangerschaft oder im Strassenverkehr). Gemäss Schätzungen gibt es in der Schweiz rund 250’000 alkoholabhängige Personen. Mehr als eine von fünf Personen älter als 15 Jahre (21.6%) hat einen Risikokonsum (chronisch und/oder episodisch)15. Im Allgemeinen ist der risikoreiche episodische Konsum bei den jungen Menschen häufiger (26.3% bei den 15-19 Jährigen; 15.2% bei den 65-74 Jährigen) und der chronische Risikokonsum nimmt mit dem Alter zu (2.1% bei den 15-19 Jährigen; 7.1% bei den 65-74 Jährigen). Gemäss den statistischen Daten vom act-info Monitoring zu Behandlungen16 bleibt die Nachfrage für Begleitung in spezialisierten Institutionen bei der Hauptproblematik Alkohol beträchtlich; sie übersteigt diejenige in Zusammenhang mit illegalen Drogen oder missbräuchlichem Konsum von Medikamenten.
Sucht und deren Begleitung, nationaler und kantonaler Kontext
CANNABIS
OPIATE
KOKAIN
Cannabis17 ist bei weitem die in der Schweiz am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Mehr als ein Drittel der Personen von 15 Jahren und mehr hat schon Cannabis ausprobiert, und 3.1% der Bevölkerung hat in den vergangenen 30 Tagen konsumiert (4.6% der Männer und 1.8% der Frauen); dies entspricht extrapoliert rund 222’000 Personen18.
Die Kategorie der Opiate umfasst natürliche und synthetische Substanzen; deren Eigenschaften sind dem Morphin ähnlich, und das Heroin ist dabei als Droge am weitesten verbreitet.
Der Konsum von Kokain (in Pulverform) ist wohl weitaus am häufigsten in der Schweiz. Der Anteil der Konsumenten mit Lebenszeitprävalenz beträgt 4.2%, was rund 295’000 Personen entspricht. Die Anzahl ist jedoch bedeutend weniger hoch wenn es um den letzten oder aktuellen Konsum geht (0.7% in den vergangenen 12 Monaten und 0.1% während den letzten 30 Tagen).
Die Mehrheit der aktuellen Cannabiskonsumenten ist jünger als 35 Jahre, ganz besonders in der Altersklasse der 20-24 Jährigen (10.2%). Von den Personen mit Konsum in den letzten 30 Tagen geben 36.0% (41.0% bei den Männern und 22.9% bei den Frauen) an, mindestens an 10 Tagen konsumiert zu haben, was als problematischer Konsum zu betrachten ist. Das sind ungefähr 1.1% der Schweizer Bevölkerung von 15 Jahren und älter, oder extrapoliert rund 79’000 Personen. Im Gegensatz zur relativ stabilen Situation betreffend der Prävalenz ist die Nachfrage nach psychosozialer Begleitung wegen Cannabis als Hauptproblematik seit 200619 deutlich gestiegen (550 Anfragen zu Begleitung 2016, 436 Männer und 114 Frauen; 1'082 Anfragen 2017, 879 Männer und 203 Frauen). Seit 2010 ist die Anzahl der Anfragen die grösste von allen illegalen Substanzen und übersteigt diejenigen wegen Opiatkonsum.
In der Altersstufe 15 Jahre und älter hat weniger als ein Prozent (0.7%) im Leben bereits einmal Heroin konsumiert. Die grösste Altersgruppe mit wenigstens Einmalkonsum im Leben sind die 45-54 Jährigen (1.6%) und die Männer sind häufiger betroffen als die Frauen (1.0% bei Männer und 0.4% bei den Frauen). Bis 2009 war der Heroinkonsum bei den illegalen Substanzen das häufigste Hauptproblem bei Personen die in eine spezialisierte Institution eintraten, welche sich beim act-info Monitoring beteiligt. Bei den Institutionen, welche seit 2006 beim Monitoring mitmachten, hat die Zahl der Eintritte in Zusammenhang mit dieser Hauptproblematik bis 2009 leicht zugenommen (901 Anfragen, 660 Männer und 241 Frauen), und hat danach bis 2017 um mehr als die Hälfte abgenommen (365 Anfragen, 286 Männer und 79 Frauen) und ist so hinter problematischen Konsum von Kokain zurückgefallen.
Die Altersgruppe zwischen 20 und 54 Jahren ist die am meisten betroffene mit Lebenskonsum, wobei sich der grösste Anteil in der Kategorie 25-34 Jahre (8.4%) befindet. Der Anteil Männer die von einem Kokainkonsum in ihrem Leben berichten ist bedeutend grösser als derjenige der Frauen (6.2% gegen 2.4% bei den Frauen). Die Anzahl Eintritte wegen der Hauptproblematik Kokain in Institutionen, die zwischen 2006 und 2017 regelmässig beim act-info Monitoring teilgenommen haben, ist zwischen 2007 (394 Eintritte, 308 Männer und 86 Frauen) und 2012 (295 Eintritte, 224 Männer und 71 Frauen) zurückgegangen und seither deutlich gestiegen (433 im Jahr 2017, 350 Männer und 83 Frauen)20.
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Statistischer Bericht
21 Der Begriff Speed wird benutzt für in geheimen Labors hergestelltes Amphetamin.
AMPHETAMINE, ECSTASY UND ÄHNLICHE AUFPUTSCHMITTEL
SCHLAF- UND BERUHIGUNGSMITTEL VOM TYP BENZODIAZEPINE
Amphetamine, Ecstasy und/oder vergleichbare Aufputschmittel werden hauptsächlich zur Leistungssteigerung im Sport oder zur Müdigkeitsunterdrückung (im Ausgang und bei Festen oder in Zeiten mit viel Arbeit) konsumiert.
Die Schlaf- und Beruhigungsmittel vom Typ Benzodiazepine werden normalerweise vom Arzt verordnet; deren Gebrauch kann abgeändert dadurch und problematisch werden.
Die Zahl der Ecstasy Benutzer (in den vergangenen 12 Monaten) liegt bei ungefähr 22’000 Personen (0.3% der Bevölkerung von 15 Jahren und älter), und Konsumenten von Speed21 und anderen Amphetaminen vor kurzer Zeit gibt es rund 55’000 (0.8%). Der Konsum ist bei den 20-24 Jährigen am grössten (Speed: 3.0%, Ecstasy: 2.5%). Die Männer geben proportional häufiger einen Konsum dieser Substanzen in den letzten 12 Monaten an als Frauen. Die Resultate des act-info Monitoring ergeben sehr wenige Eintritte wegen der Hauptproblematik Ecstasy oder Amphetamine (2017: 0.6%) im Vergleich mit anderen illegalen Substanzen wie Kokain oder Heroin.
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Bei den Personen von 15 Jahren und älter ist der Anteil derjenigen, die Schlafmittel und/oder Beruhigungsmittel in den letzten 30 Tagen genommen haben 7.4% (9.5% bei den Frauen und 5.3% bei den Männern). Dieser Anteil steigt mit dem Alter stark an, von 1.8% bei den 15-19 Jährigen auf 18.4% bei den 75 Jährigen und älter. Der problematische Konsum, wenn er definiert ist als (quasi) täglich seit einem Jahr oder mehr, betrifft 2.7% der Bevölkerung. Gemäss act-info Monitoring wird geschätzt, dass psychotrope Medikamente Hauptproblematik bei rund 1% der in eine spezialisierte Institution eingetretenen Personen sind.
Sucht und deren Begleitung, nationaler und kantonaler Kontext
DIE NATIONALE STRATEGIE SUCHT 22 bag.admin.ch/bag/fr/home/strategie-und-politik/nationale-gesundheitsstrategien/strategie-sucht.html
Die nationale Strategie Sucht 2017-202422 stellt die Lebensqualität und die Gesundheit der Person ins Zentrum ihrer Aktion. Sie geht davon aus, dass das Individuum für seine Entscheidungen im Leben und sein persönliches Verhalten verantwortlich ist, Gesundheit inbegriffen. Im Zentrum der Suchtfrage stehen das Individuum, sein Umfeld, seine Lebensbedingungen und seine Fähigkeiten, auf sein Umfeld zu wirken. Aus diesem Grund hat das Stärken der Ressourcen und der individuellen Kompetenzen in Gesundheitsfragen eine strategische Bedeutung. Gewissen Personen gelingt es nicht, die Kontrolle über ihren Substanzkonsum oder ihr Verhalten zu behalten. Ein Schwerpunkt der Strategie ist deshalb, Personen die krank davon werden oder solchen mit Risikokonsum Unterstützung zu bieten. Es geht dabei darum, den Gesundheitszustand, die Lebensbedingungen und die Lebensqualität der von Sucht betroffenen Personen und deren Angehörigen mit adäquaten Begleitungsangeboten zu verbessern. Die hauptsächlichen Ziele der Strategie sind: • Suchterkrankungen werden verhindert; • abhängige Menschen erhalten die notwendige Hilfe und Behandlung; • gesundheitliche und soziale Schäden werden vermindert; • negative Auswirkungen auf die Gesellschaft werden verringert. Die nationale Strategie Sucht 2017-2014 hält für den Tätigkeitsbereich Therapie und Beratung fest, dass sich Beratung und Behandlung an Personen mit einer Suchtproblematik oder einem Risikokonsum sowie an deren Angehörigen, die Unterstützung suchen, richtet. Ziele sind, die Kontrolle über ihre Sucht wiederzuerlangen oder, falls realistisch, ein nachhaltiger Ausstieg aus der Sucht. Das beinhaltet nicht nur die Verbesserung und Förderung der physischen und psychischen Gesundheit, sondern auch ein Wiederfinden und Erhalten von Lebensqualität von betroffenen Personen sowie deren soziale Integration. Eine ganz besondere Aufmerksamkeit gebührt der Zugänglichkeit von Angeboten für alle Betroffenen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder soziokultureller Herkunft. Zusätzlich zu Konsultationen beim Hausarzt, psychosozialer Beratung, Dienstleistungen der Psychiatrie oder sozialtherapeutischer Art, können Beratung und Therapie ebenfalls Angebote wie Selbsthilfe, stationäre Nachsorge oder Freiwilligenhilfe umfassen.
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Statistischer Bericht
DIE THERAPIE- UND BERATUNGSANGEBOTE 23 bag.admin.ch/bag/fr/home/gesund-leben/sucht-und-gesundheit/ suchtberatung-therapie.html 24 bag.admin.ch/bag/fr/home/ gesund-leben/sucht-und-gesundheit/suchtberatung-therapie/ suchthilfestatistiken-act-info.html
Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG)23 besteht im Suchtbereich der ambulante Sektor aus beinahe 200 Beratungsstellen. Im stationären Sektor hat es in der Schweiz 20 auf Alkoholproblematik spezialisierte Institutionen und 50 für stationäre Behandlung von Sucht (hauptsächlich illegale Drogen). 22 Zentren sind berechtigt Heroin abzugeben24.
Jovita Biaggi, Arbeitsagogin – Via Gampel
In der Schweiz sind gegenwärtig rund 25’000 Personen in ambulanter Beratung wegen Suchtproblematik, 17’000 Personen werden mit Methadon substituiert und 1’400 Personen sind in einem Heroinprogramm.
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Sucht und deren Begleitung, nationaler und kantonaler Kontext
Walliser Kontext DIE KONSUMTENDENZEN 25 ovs.ch/fr/domaines/etat-desante/dependances/index/ 26 Ein mittleres bis hohes Risiko entspricht dem Konsum von mindestens 4 Gläser pro Tag eines alkoholischen Standarddrinks (10 Gramm Alkohol, z.B. ein Bier) für die Männer und 2 Gläser für die Frauen.
Das Walliser Gesundheitsobservatorium berichtet über die Entwicklung des Konsums von Alkohol und illegalen Drogen im Wallis; es stützt sich dabei auf Daten aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung und von «Health Behaviour in Schoolaged Children» (HBSC)25.
ILLEGALE DROGEN Im Jahr 2017 berichtet eine Person von zwanzig zwischen 15 und 64 Jahren, wenigstens einmal im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben (10% der Männer und 3% der Frauen, was extrapoliert 8'000 Walliser Männer und 3'350 Walliser Frauen ergibt).
ALKOHOL Im Wallis gaben 2017 19% der Männer und 8% der Frauen an, täglich Alkohol zu konsumieren. Bei den Männern ist die Prävalenz mit 15% höher als in der übrigen Schweiz. Diese Anteile haben sich seit 1992 stark reduziert; im erwähnten Jahr betrugen sie 38% beziehungsweise 15%. Der Anteil der Walliser Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren mit einem Konsum von mittlerem bis hohem Risiko26 beträgt 7% bei den Männern und 6% bei den Frauen. Bezogen auf die Wohnbevölkerung am 31.12.2018 sind das extrapoliert 10'150 Männer beziehungsweise 8'350 Frauen. Der festgestellte Anteil ist höher als in der übrigen Schweiz (6% und 4%).
Gleich wie in der gesamten Schweiz ist die Prävalenz des Konsums von Cannabis bei den 15-34 Jährigen höher als in jedem anderen Alter (11%). Der Anteil Personen, der mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert hat, ist im Wallis geringer (27%; 31% in der Schweiz). Die Prävalenz für mindestens einmaligen Konsum einer anderen illegalen psychotropen Substanz als Cannabis ist bei den 15-64 Jährigen 6% (8% für die Schweiz), was extrapoliert 13'580 Personen im Wallis entspricht. Diese Prävalenz nimmt mit dem Alter stark ab: 6.4% in der Altersgruppe 15-34 und 0.2% bei den 65-74 Jährigen (hier Zahlen für 2012).
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Statistischer Bericht
DIE MANDATE VON SUCHT WALLIS 27 grea.ch/addiction 28 Seit dem 1. August 2019 ist das stationäre Angebot der Villa Flora in ein ambulantes Tageszentrum transformiert worden; es umfasst therapeutische Angebote, Unterstützung zu Hause und jobcoaching.
Die Stiftung Sucht Wallis ist die kantonale Suchtreferenz. Sie ist in den Bereichen Prävention und Begleitung von Personen tätig. Sie ist entsprechend ihren Ressourcen und Kompetenzen für alle Anfragen im Zusammenhang mit Sucht zuständig und stützt sich auf die gute Praxis und die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse, angepasst auf den Walliser Kontext. Die Suchtdefinition der Stiftung basiert auf derjenigen des «Groupement romand d’études des addictions» (GREA), das heisst: der Verlust der Autonomie einer Person in Bezug auf eine Substanz oder ein Verhalten. Charakteristisch sind das Leiden einer Person sowie deren Veränderungen in der Beziehung zum Umfeld. Sucht entsteht aus der Interaktion einer Person mit Substanzen in einem Umfeld. Sie beschränkt sich nicht auf ein individuelles Problem, sondern betrifft die ganze Gesellschaft 27. Der Walliser Staatsrat hat in der Verordnung über suchtbedingte Abhängigkeiten vom 30. Mai 2012 das allgemeine Mandat der Stiftung definiert; es umfasst namentlich: • die Koordination der verschiedenen im Kanton im Suchtbereich tätigen Einrichtungen und Institutionen; • das Anbieten von Dienstleistungen in den Bereichen Prävention, Therapie, Unterstützung, Risiko- und Schadensminderung für die Gesellschaft. Die zu erreichenden Ziele sowie die finanzielle Beteiligung des Staates Wallis werden jährlich geregelt. Die Finanzierung wird ergänzt durch Einnahmen aus Eigenleistungen der Stiftung, aus nationalen Finanzquellen (zum Beispiel das Bundesamt für Sozialversicherungen) und anderen durch die öffentliche Hand kontrollierten Mittel. Sucht Wallis ist in der Lage, ihre Mandate in den Säulen Prävention und Früherkennung, Beratung und Therapie sowie Schadensminderung mittels abgeschlossenen Partnerschaften mit anderen Fachstellen im Kanton zu erfüllen. Im Laufe der Jahre hat die Stiftung so ein leistungsfähiges Netz entwickelt und gepflegt mittels in Konventionen und Richtlinien festgehaltenen Zusammenarbeitsbedingungen.
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Sucht und deren Begleitung, nationaler und kantonaler Kontext
DIE THERAPEUTISCHEN ANGEBOTE VON SUCHT WALLIS Die Stiftung Sucht Wallis umfasst alle spezialisierten ambulanten und stationären Einheiten sowie die Tageszentren im Kanton. Sie garantiert eine Vielfalt von therapeutischen Angeboten und Interventionen in verschiedenen Settings. Die sozialtherapeutischen und agogischen Angebote von Sucht Wallis gibt es auf Französisch und Deutsch und sind auf den ganzen Kanton verteilt: • fünf ambulante Beratungszentren in Visp, Sierre, Sion, Martigny und Monthey, • ein spezialisiertes Tageszentrum in der Villa Flora 28, • drei stationäre Einheiten: das Via Gampel, der Jardin des Berges und die Einheit François-Xavier Bagnoud.
Diese Verteilung garantiert eine räumliche Nähe für alle Personen, welche Unterstützung oder Begleitung für ein Konsumproblem oder ein süchtiges Verhalten nötig haben und erleichtert den Zugang zu den Angeboten der Stiftung. Da die Grenzen zwischen den Angeboten im ambulanten und stationären Bereich oder dem Tageszentrum zusehends durchlässiger werden, begünstigt diese Organisation: • die Transversalität und die Zusammenarbeit der Spezialisten in den Einheiten in der Begleitung der Klienten (unabhängig ob es sich um den Konsumklienten selber, Angehörige oder Auftraggeber handelt); • die Kohärenz und Angemessenheit der erbrachten Dienstleistungen an die Entwicklung der Situation des Klienten und seines Bezugssystems, basierend auf einen Evaluationsund Indikationsprozess; • die Kontinuität der Dienstleistungen innerhalb der Stiftung während der gesamten sozialtherapeutischen und/oder agogischen Begleitung.
Villa Flora
Jardin des Berges
Via Gampel
François-Xavier Bagnoud
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Statistischer Bericht
DIE AMBULANTEN ANGEBOTE Die Angebote in den ambulanten Einheiten umfassen: Kurzberatung Es handelt sich dabei um einen einmaligen persönlichen oder telefonischen Kontakt, ohne ein persönliches Dossier zu eröffnen, in welchem der spezialisierte Mitarbeiter spezifische Informationen vermittelt und/oder die Person an eine andere Fachstelle weitervermittelt. Dieser Kontakt kann zum Beispiel im Büro oder im Spital stattfinden. Beratung und Unterstützung Es handelt sich um spezialisierte Beratung mit Eröffnung eines persönlichen Dossiers. Dazu gehört sowohl Einzelberatung wie auch Gruppenberatung (zum Beispiel Achtsamkeitsmeditation, Rückfallmanagement, Dramatherapie). Die individuelle Begleitung des Klienten berücksichtigt dessen Ressourcen und Bedürfnisse. Mögliche Ziele können Abstinenz, kontrollierter Konsum und Schadensminderung sein. Was auch immer das Ziel des Klienten ist, im Mittelpunkt steht die Verbesserung seiner Lebensqualität.
40
Angehörigenberatung Diese spezialisierte Beratung für Angehörige ist sowohl einzeln als auch in Gruppen möglich (beispielsweise die Gruppe für Kinder abhängiger Eltern). Spezifische Dienstleistungen Ziele sind Unterstützung und Förderung der Wiedereingliederung von Personen mit süchtigem Verhalten. Diese Angebote betreffen namentlich die Entwicklung und Produktion von Informationsmaterial, Grundlagenarbeit (zum Beispiel Ausarbeitung von Konzepten) oder in Verbindung mit Projekten (beispielsweise Aktionen im Rahmen der selektiven Prävention) sowie andere Dienstleistungen zur Förderung von gegenseitiger Hilfe oder Beratung von Netzpartnern (beispielsweise Fortbildung von Partnern zur Früherkennung problematischer Situationen).
Beratungsangebote für direkt Betroffene wie für Angehörige erfolgen nach den therapeutischen gute Praxis. Sie basieren auf der Ko-konstruktion (verstanden als Zusammenarbeit mit dem Klienten und seinen Netzpartnern in der Bestimmung der Problemfelder und der Lösungssuche) sowie der Arbeit mit kurz-, mittelfristigen und langfristigen Zielen. 2018 leisteten die ambulanten Einheiten der Stiftung 3'283 Stunden Kurzberatung, 19'745 Stunden Beratung, 818 Stunden Angehörigenberatung und 12'963 Stunden spezifische Dienstleistungen zur Unterstützung und Förderung.
Sucht und deren Begleitung, nationaler und kantonaler Kontext
DIE STATIONÄREN ANGEBOTE Die abstinenzorientierten stationären Behandlungen werden im Via Gampel, im Foyer Jardin des Berges, im Foyer François-Xavier Bagnoud und in der Villa Flora bis zum 31. Juli 2019 (siehe oben) angeboten. Sie sind auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Klienten ausgerichtet und die Begleitung ist individualisiert. Der therapeutische Ansatz und das Setting umfasst Einzelgespräche, Gruppengespräche, Familiengespräche und wird ergänzt durch verschiedene therapeutische Gruppen oder Ateliers sowie agogische Ateliers. Die persönlichen Fähigkeiten und Eignungen jedes Klienten werden wie seine Erwartungen jederzeit berücksichtigt. Der Ablauf der stationären Therapie mit persönlichen Zielen für jeden Klienten gewährleistet eine Zunahme von Autonomie und Kompetenzen, welche zur Förderung der sozialen und beruflichen Integration notwendig sind.
Die Behandlung im Foyer FrançoisXavier Bagnoud erfolgt strukturiert und unterstützend, nach gemeinschaftsorientiertem Ansatz und mit Einbezug von Erlebnispädagogik. Die Auseinandersetzung des Klienten mit dem Mechanismus seiner Sucht sowie das Wiederfinden eines körperlichen, psychischen, emotionalen und spirituellen Gleichgewichts wird privilegiert. Die Behandlung im Jardin des Berges basiert auf verschiedenen sich ergänzenden Modulen, welche die Kompetenzen und die Ressourcen des Klienten aufwerten. Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft erfolgt schrittweise und angepasst an Situation und Ziele. Die Therapie im Via Gampel begleitet den Veränderungsprozess mittels formulierten Zielen. Dazu gehören das Wiederaneignen der Nüchternheit in einem geschützten Rahmen, psychische Entwöhnung, der Wunsch nach einer Veränderung und das Ausarbeiten der dazu passenden Strategie, und dies in lösungsorientierter und ko-konstruierter Zusammenarbeit mit dem Klienten.
DIE VILLA FLORA, SPEZIALISIERTES TAGESZENTRUM Bis vor kurzem eine in der Begleitung von Alkoholproblemen spezialisierte stationäre Einheit ist die Villa Flora seit dem 1. August 2019 ein spezialisiertes Tageszentrum verändert worden; angeboten werden therapeutische Ateliers zur Beschäftigung und Evaluation sowie solche zur Vorbereitung für den Arbeitsmarkt. Es gibt Angebote zur Reintegration mittels Praktikum anhand eines beruflichen Projekts (jobcoaching) sowie Angebote zur Begleitung am Aufenthaltsort zur Rückfallprophylaxe, zur Konsolidierung des Erreichten und der Autonomie mit dem Ziel, die Realisierung des Lebensprojekts des Klienten zu unterstützen.
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Statistischer Bericht
ANGEBOTE VON SUCHT WALLIS FÜR DAS SOZIALMEDIZINISCHE NETZ Sucht Wallis erfüllt sein Mandat in Partnerschaft mit einem Netz von leistungsfähigen Fachstellen im Kanton. Die Zusammenarbeitsbedingungen mit dem Spitalzentrum Wallis, der kantonalen Dienststelle für Strassenverkehr und Schifffahrt, der Justiz, dem Jugendgericht und den Gefängnissen sowie die interinstitutionelle Zusammenarbeit (IIZ) sind mittels Vereinbarungen und Richtlinien geregelt. Die Verschreibung von Methadon ist mittels einer Richtlinie geregelt; diese sieht einen vier Parteien Vertrag zwischen dem Klienten, dem Hausarzt, der Apotheke und den ambulanten Einheiten von Sucht Wallis vor. Eine Zusammenarbeitsvereinbarung für Glücksspielprävention wurde mit dem Casino von Crans-Montana und Caritas Wallis unterzeichnet. Entsprechend den Bedürfnissen des Klienten und je nachdem, wer an der Zuweisung zur Begleitung beteiligt war, arbeitet Sucht Wallis mit medizinischen Netzpartnern (somatisch wie psychiatrisch), den RAV’s, der IV, den SMZ, spezialisierten Institutionen in den Bereichen Beschäftigung, Wohnintegration und Ausbildungsorten zusammen.
42
Sucht und deren Begleitung, nationaler und kantonaler Kontext
43
2
Anz und Me des Kli
44
2
zahl erkmale ienten
45
46
Sucht Wallis legt zur optimalen Planung der Angebote seit Jahren Wert darauf, Antwortelemente für die Frage welche Behandlung für welchen Klienten zu welchen Kosten und mit welchem Resultat? zu finden. Die Antwort für welchen Klient? basiert auf dem statistischen Monitoring der Klienten und der Auswertung der Evaluationsdaten aus dem «Indice de Gravité d’une Toxicomanie (IGT)29», dem Index des Schweregrades einer Sucht beim Eintritt.
47
Statistischer Bericht
Anzahl Eintritte und Begleitungen 29 Der IGT ist eine Anpassung des RISQ (Recherche et Intervention sur les Substances psychoactives – Québec) des Addiction Severity Index. Dieses Evaluationsinstrument behandelt 7 Problembereiche in Verbindung mit Sucht; Alkoholkonsum, Drogenkonsum, physische Gesundheit, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen, psychische Gesundheit, Arbeit und Einkommen, Rechtslage. Für jeden dieser Problemebereiche liefert er mehrere Indikatoren wie die Evaluation des Schweregrades der Probleme und des Bedürfnis nach zusätzlicher Behandlung (erstellt vom spezialisierten Suchtberater) oder der Einschätzung des Klienten seines Ausmasses der Besorgnis/Beunruhigung bezüglich seiner Probleme. Das Instrument wurde auf die Walliser Bevölkerung angepasst und wissenschaftlich validiert (cf. http://cms.lvt.ch/Upload/addictionvalais/Annexes/399_02_IGT_validation. pdf). 30 Die stationäre Einheit Jardin des Berges in Sion war wegen Renovation von 01.01.2018 bis zum 01.11.2018 geschlossen.
Die Statistik der Eintritte in den verschiedenen Einheiten von Sucht Wallis unterscheidet zwischen Eintritten und Anzahl Begleitungen. Unter Eintritte wird die Anzahl Klienten erfasst, für welche im laufenden Jahr ein Dossier eröffnet wurde. Die nachfolgende Tabelle 1 zeigt die Zahlen von 2014 bis 2018. Unter Begleitungen wird die Anzahl Klienten erfasst, für welche im laufenden Jahr ein Dossier offen war. Darin enthalten sind die im Jahr eingetretenen Klienten sowie diejenigen, die bereits im Vorjahr begleitet wurden und die Begleitung im folgenden Jahr entweder fortsetzen oder beenden. Die nachfolgende Tabelle 2 zeigt die Zahlen von 2014 bis 2018.
TABELLE 1 ANZAHL DER EINTRITTE IN DEN VERSCHIEDENEN EINHEITEN VON SUCHT WALLIS – 2014-2018.
2014
2015
2016
2017
2018
871
946
987
876
721
FXB/Jardin des Berges
29
38
38
25
20
Villa Flora
69
67
43
53
54
Via Gampel
9
13
17
14
19
978
1’064
1’085
968
814
2014
2015
2016
2017
2018
1’845
1’929
1’995
1’867
1’678
FXB/Jardin des Berges
61
64
68
51
37
Villa Flora
78
82
52
65
66
Via Gampel
19
23
25
24
25
2’003
2’098
2’140
2’007
1’806
Ambulant 30
Total
TABELLE 2 ANZAHL BEGLEITUNGEN IN DEN VERSCHIEDENEN EINHEITEN VON SUCHT WALLIS – 2014-2018.
Ambulant
Total
48
Anzahl und Merkmale des Klienten
DIE ANGEHÖRIGEN ALS KLIENTEN Die ambulanten Einheiten von Sucht Wallis nehmen Angehörige von Personen mit einer Konsumproblematik oder einem Verhaltensproblem auf. Für diese Klientengruppe existiert ein spezifisches Beratungsangebot. Die nachfolgende Tabelle 3 zeigt deren Anteil in den letzten fünf Jahren. Die Klientengruppe Angehörige besteht hauptsächlich aus Frauen, deren Ehepartner ein Alkoholproblem hat oder aus Müttern, deren Kind einen problematischen Cannabiskonsum hat.
TABELLE 3 ANZAHL (N) UND ANTEIL (%) DER EINTRITTE VON ANGEHÖRIGEN IN DEN AMBULANTEN EINHEITEN – 2014-2018.
2014
2015
2016
2017
2018
N
118
139
136
98
82
Anteil (%)
13.5
14.7
13.8
11.2
11.4
49
Statistischer Bericht
Beschreibung der Klienten mit eigenen Problemen31 31 Im Rest dieses Dokumentes wird der Begriff Klient mit eigenem Problem benutzt für Klienten, die einen problematischen Konsum oder ein problematisches Verhalten haben. 32 Klient hat IV Rente im Moment des Eintritts.
Die Angehörigen sind in den Resultaten in diesem Abschnitt nicht eingeschlossen (d.h. diejenigen die wegen eines Problems einer Person aus dem Umfeld in Beratung kommen); erfasst werden die Eintritte 2016, 2017 und 2018. In den vorliegenden Resultaten in den verschiedenen Tabellen erscheinen die zwei stationären Einheiten François-Xavier Bagnoud (FXB) und Jardin des Berges nicht getrennt, da sie früher unter Foyers Rives du Rhône zusammengefasst waren. Die Trennung erfolgte erst am 01. November 2018. Die Resultate umfassen auch die stationäre Einheit der Villa Flora; die Veränderung des Auftrags dieser Einheit begann im Verlauf von 2019.
50
Anzahl und Merkmale des Klienten
DIE WESENTLICHEN SOZIODEMOGRAFISCHEN CHARAKTERISTIKA Die nachfolgende Tabelle 4 fasst die wichtigsten sozio-demografischen Indikatoren beim Eintritt der Klienten zusammen. Das Klientenprofil beim Eintritt variiert je nach Institution. Die Einheiten FXB/Jardin des Berges haben die jüngsten Klienten (ein Drittel ist 18 Jahre oder jünger); verbunden damit ist der Anteil der alleine lebenden Klienten (14%) oder mit geringen Ausbildungsniveau (35%) unter ihnen geringer. Diese beiden Einheiten haben proportional auch den geringsten Anteil Frauen (16%). Die Einheiten Villa Flora und Via Gampel, spezialisiert in der Behandlung von Alkoholproblemen, sprechen ältere Klienten an (41.9 Jahre respektive 46.5 Jahre im Durchschnitt). Fast jeder zweite Klient dieser Institutionen lebt alleine (46% beziehungsweise 49%), und der Anteil von Personen mit einer Vollzeitstelle ist gering (je 15%). Der Anteil der Klienten mit einer IV-Rente oder Sozialhilfe ist in der Villa Flora höher als im Via Gampel. Das Durchschnittsportrait der Kunden im ambulanten Sektor entspricht so in etwa einer Zwischenposition.
TABELLE 4 HAUPTSÄCHLICHE SOZIO-DEMOGRAFISCHE CHARAKTERISTIKA DER KLIENTEN BEIM EINTRITT IN DIE EINHEITEN VON SUCHT WALLIS ZWISCHEN DEM 01.01.2016 UND DEM 31.12.2018.
AMBULANTER SEKTOR (N=2’264)
FXB/JDB (N=8)
VILLA FLORA (N=150)
VIA GAMPEL (N=50)
23%
16%
27%
22%
38.1 Jahre
24.5 Jahre
41.9 Jahre
46.5 Jahre
37 Jahre
21 Jahre
42 Jahre
50 Jahre
18 Jahre oder jünger
15%
36%
2%
2%
55 Jahre oder älter
17%
0%
16%
26%
Alleinlebend
30%
14%
46%
49%
Lebt mit Vater und/oder Mutter
20%
31%
10%
17%
Mit geringem Ausbildungsniveau
27%
35%
25%
20%
Vollzeitstelle oder in Ausbildung
48%
42%
15%
15%
Arbeitslos
9%
8%
8%
9%
IV-Rente
12%
4%
21%
2%
Sozialhilfe
6%
10%
27%
17%
Frauen Durchschnittsalter Medianalter
32
51
Statistischer Bericht
33 Im Rest dieses Dokuments wird die stationäre Einheit FrançoisXavier Bagnoud mit Einheit FXB abgekürzt.
DIE HAUPTSÄCHLICHEN NETZPARTNER BEIM START VON BEGLEITUNGEN
DIE KONSUMPROBLEMATIK BEIM EINTRITT
Die nachfolgende Tabelle 5 zeigt den Anteil der wichtigsten externen Zuweiser zu Sucht Wallis, die sich aktiv an der Aufnahme einer Begleitung beteiligen (Mehrfachnennungen von Zuweiser sind möglich).
In Tabelle 6 sind die hauptsächlichen Substanzen/Verhaltensprobleme bei Eintritt in eine Einheit dargestellt.
Die Familie und/oder der Ehegatte nehmen bei den Platzierungen in die Einheiten François-Xavier Bagnoud 33 / Jardin des Berges eine verhältnismässig wichtigere Rolle ein als für solche im Via Gampel. Der medizinische Bereich (Spital oder Privatpraxis) beteiligt sich aktiv bei der Aufnahme von Begleitungen, vor allem was den ambulanten Sektor und das Via Gampel betrifft. Administrative Dienststellen und/oder Justizbehörden sind für jeden vierten Neueintritt im ambulanten und für einen Drittel der Platzierungen in den Einheiten FXB/Jardin des Berges (36%) verantwortlich.
52
Mit Ausnahme von FXB/Jardin des Berges mit Cannabis an erster Stelle (74%) ist der Alkohol die am häufigsten erwähnte Substanz beim Eintritt, und dies sowohl bei den Männer als auch den Frauen.
Anzahl und Merkmale des Klienten
TABELLE 5 HAUPTSÄCHLICHE ZUWEISER MIT AKTIVER BETEILIGUNG FÜR AUFNAHME VON BERATUNGEN UND BEHANDLUNGEN (MEHRFACHNENNUNGEN ZUWEISER PRO KLIENT MÖGLICH).
AMBULANTE EINHEITEN (N=2’264)
FXB/JDB (N=8)
VILLA FLORA (N=150)
VIA GAMPEL (N=50)
Selbstmelder
56%
51%
74%
64%
Familie, Gatte/in
12%
32%
16%
36%
Spital - Psychiatrie
12%
3%
4%
6%
Arzt, Psychiater
11%
5%
13%
32%
Admin.-/Justizbehörden
26%
36%
8%
13%
Arbeitgeber
1%
0%
3%
2%
AMBULANT
FXB/JDB
VILLA FLORA
VIA GAMPEL
Alkohol
61%
48%
182%
90%
Cannabis
33%
74%
26%
8%
Kokain
10%
29%
19%
15%
Heroin
7%
13%
7%
10%
Benzodiazepine
4%
6%
9%
15%
Synthetische Drogen
2%
18%
5%
5%
Glücksspiel
3%
8%
0%
0%
Internet/Videospiele
4%
2%
2%
0%
Alkohol
66%
38%
78%
82%
Cannabis
25%
54%
29%
0%
Kokain
7%
46%
15%
0%
Heroin
6%
31%
12%
18%
Benzodiazepine
8%
23%
12%
27%
Synthetische Drogen
1%
31%
2%
0%
Glücksspiel
2%
8%
0%
0%
Internet/Videospiele
1%
9%
1%
0%
TABELLE 6 PRÄVALENZ VON SUBSTANZ-/VERHALTENSPROBLEMEN BEIM EINTRITT IN DIE VERSCHIEDENEN EINHEITEN, NACH GESCHLECHT (MEHRERE ANTWORTEN PRO KLIENT MÖGLICH).
MÄNNER
FRAUEN
53
Statistischer Bericht
34 Unter Halluzinogenen versteht man verschiedene psychoaktive Subtanzen wie LSD und halluzinogene Pilze.
Cannabis ist die von Klienten beim Eintritt am häufigsten erwähnte problematische illegale Substanz, gefolgt von Kokain. Beim Eintritt in die Einheiten FXB/Jardin des Berges ist die Problematik im Zusammenhang mit synthetischen Drogen gleich häufig wie mit Heroin. Die Problematik betreffend Benzodiazepine ist beim Eintritt ins Via Gampel sehr häufig, bei Frauen zweimal wichtiger als bei Männern (eine Geschlechterdifferenz die auch auf nationaler Ebene zu beobachten ist). Die nachfolgenden Figuren 1 und 2 informieren über den Mehrfachkonsum beim Eintritt; sie präsentieren die relative Verteilung der Klienten bezüglich der drei Probleme Cannabis, Kokain und Heroin, bei Vorliegen einer Alkoholproblematik (linker Teil der Figuren) oder ohne (rechter Teil). In jeder Figur zeigt eine Schnittmenge zwischen den Kreisen das gleichzeitige Vorhandensein von problematischen Substanzen. Diese Aufteilung berücksichtigt nicht, ob andere potentielle Probleme wie synthetische Drogen, Halluzinogene34 oder Benzodiazepine vorhanden sind oder nicht. Bei der Aufnahme in die ambulanten Einheiten erwähnen drei Viertel der Kunden (78%) mit einem Alkoholproblem, keine Probleme mit den drei illegalen Substanzen zu haben. Ein Klient von 10 (12%) erwähnt ein Problem mit Cannabis und 3% eine Doppelproblematik Cannabis-Kokain. Für einen Klient von hundert sind die drei illegalen Substanzen ein Problem. Bei Klienten ohne Alkoholproblem wird in 70% der Situationen ein problematischer Konsum einer der drei illegalen Substanzen erwähnt. Im stationären Sektor erwähnen zwei Drittel (63%) der Klienten mit einem Alkoholproblem kein Problem mit einer der drei illegalen Substanzen zu haben. Ein Klient von sechs (16%) erwähnt ein Problem mit Cannabis und 7% eine Doppelproblematik Cannabis-Kokain. Für drei von hundert Klienten stellen die drei illegalen Substanzen ein Problem dar. Bei Klienten ohne Alkoholproblem liegt in 82% der Situationen ein problematischer Konsum von einer der drei illegalen Substanzen vor.
54
Anzahl und Merkmale des Klienten
FIGUR 1 AUFTEILUNG DER AMBULANTEN KLIENTEN MIT EIGENER PROBLEMATIK NACH VORHANDENSEIN VON KONSUMPROBLEMEN BEIM EINTRITT; CANNABIS, KOKAIN UND HEROIN, BEI GLEICHZEITIGEM PROBLEM MIT ALKOHOL (LINKS) UND OHNE PROBLEMATISCHEN ALKOHOLKONSUM (RECHTS). EINE SCHNITTMENGE ZWISCHEN DEN KREISEN ZEIGT EIN GLEICHZEITIGES VORHANDENSEIN VON PROBLEMSUBSTANZEN AN. 2016-2018.
Cannabis
Heroin
1%
12%
Cannabis
1%
Heroin
2%
46%
1% 3%
8%
1% 1%
5%
1%
3%
7%
78%
30% Kokain
Kokain Ohne Alkoholproblem
Mit Alkoholproblem
FIGUR 2 AUFTEILUNG DER STATIONÄREN KLIENTEN MIT EIGENER PROBLEMATIK NACH VORHANDENSEIN VON KONSUMPROBLEMEN BEIM EINTRITT; CANNABIS, KOKAIN UND HEROIN, BEI GLEICHZEITIGEM PROBLEM MIT ALKOHOL (LINKS) UND OHNE PROBLEMATISCHEN ALKOHOLKONSUM (RECHTS). EINE SCHNITTMENGE ZWISCHEN DEN KREISEN ZEIGT EIN GLEICHZEITIGES VORHANDENSEIN VON PROBLEMSUBSTANZEN AN. 2016-2018.
Cannabis
1%
16%
Cannabis
Heroin
2%
Heroin
8%
36%
3% 7%
1% 2%
13%
5%
6% 63%
10% 18%
Kokain Mit Alkoholproblem
9%
Kokain Ohne Alkoholproblem
55
Statistischer Bericht
DER KONSUM IN DEN LETZTEN 30 TAGEN 35 Bergeron, J., Landry, M., Ishak, I., Vaugeois, P., Trépanier, M. (1992). Validation d’un instrument d’évaluation de la gravité des problèmes reliés à la consommation de drogues et d’alcool, l’indice de gravité d’une toxicomanie (IGT). Montréal : Cahiers de recherche du RISQ 36 Mc Lellan, A. T., et al. (1980). An improved diagnostic instrument for substance abuse patients : The Addiction Severity Index. Journal of Nervous and Mental Disease, 168, 26-33 37 Alkohol als übermässiger Konsum = 5 Standardeinheiten oder mehr bei einer einzigen Gelegenheit (d.h. Periode vom ersten bis zum letzten Glas).
Die Evaluation der gesamten Situation des Klienten beim Eintritt in die verschiedenen Einheiten der Stiftung erfolgt mittels des Index des Schweregrades einer Sucht «Indice de Gravité d’une Toxicomanie (IGT)35», eine Anpassung des Addiction Severity Index (ASI)36 aus Quebec. Die Tabelle 7 zeigt für sechs im IGT analysierte Substanzen den Anteil der Klienten die angaben, in den letzten 30 Tagen diese Substanz konsumiert zu haben, und falls ja wie oft in diesem Zeitraum. In den ambulanten Einheiten wurde Alkohol in den letzten 30 Tagen vor Eintritt von 70% der Klienten konsumiert; Alkohol als übermässiger Konsum37 von 42% und Cannabis von 36%. Heroin (von 7% der Klienten konsumiert) folgt nach Kokain (10%). Falls Konsum stattfindet sind die Beruhigungsmittel und Schlafmittel mit durchschnittlich 23 Tagen die am häufigsten konsumierten Substanzen vor Heroin mit 18 Tagen.
Im stationären Sektor ist Alkohol die am häufigsten konsumierte Substanz in den letzten 30 Tagen (80% für die Villa Flora, 57% für FXB/Jardin des Berges und 50% für das Via Gampel). An zweiter Stelle kommt in der Villa Flora und im Via Gampel der Alkohol als übermässiger Konsum mit 54% beziehungsweise 49%, und in den Einheiten FXB/Jardin des Berges Cannabis mit 55%. Unter den konsumierten Substanzen sind es ebenfalls die Beruhigungsmittel, die mit 29 Konsumtagen für die Villa Flora, 22 Konsumtagen für FXB/ Jardin des Berges und 21 Konsumtagen für das Via Gampel am häufigsten eingenommen werden.
TABELLE 7 ANTEIL DER KLIENTEN MIT KONSUM IN DEN LETZTEN 30 TAGEN UND DURCHSCHNITLICHE ANZAHL KONSUMTAGE IM GLEICHEN ZEITRAUM FÜR DIE HAUPTSÄCHLICHEN PROBLEMSUBSTANZEN BEIM EINTRIT IN DIE VERSCHIEDENEN EINHEITEN 2016-2018.
56
AMBULANTE EINHEITEN
FXB/JDB
VILLA FLORA
VIA GAMPEL
Alkohol jede Art von Konsum
70% – 15T
57% – 11T
80% – 18T
50% – 13T
Alkohol übermässiger Konsum
42% – 11T
26% – 13T
54% – 15T
49% – 13T
Cannabis
36% – 16T
55% – 20T
38% – 20T
8% – 13T
Kokain
10% – 8T
25% – 7T
26% – 12T
8% – 4T
Heroin
7% – 18T
7% – 20T
7% – 17T
0% – 0T
Beruhigungsmitel
15% – 23T
10% – 22T
20% – 29T
14% – 21T
Anzahl und Merkmale des Klienten
ANZAHL JAHRE MIT REGELMÄSSIGEM KONSUM 38 Als regelmässiger Konsum verstanden wird 3x pro Woche während mindestens einem Monat (oder intensiver Konsum von zwei Tagen pro Woche).
In welchem Alter regelmässiger Konsum38 beginnt hängt von der Substanz und dem Sektor ab, in welchem der Eintritt stattfindet (s. Tabelle 8). Regelmässiger übermässiger Alkoholkonsum ist das Konsumverhalten welches am spätesten begann, mit einem Durchschnittsalter von 25.4 Jahren für Männer mit Aufnahme in ambulanter Einheit und 30.8 für Frauen beim Eintritt in eine stationäre Einheit.
Die Anzahl Jahre regelmässigen Konsums vor Eintritt variiert stark von einer Substanz zur anderen. Die geringste Dauer gibt es beim Kokain (2.9 Jahre bei Frauen bei Eintritt in ambulante Einheit), und die längste beim Alkohol jede Art von Konsum (17.4 Jahre bei Männern bei Eintritt in stationäre Einheit).
TABELLE 8 DEKLARIERTES DURCHSCHNITTSALTER BEIM START VON REGELMÄSSIGEM KONSUM UND DURCHSCHNITTLICHE ANZAHL JAHRE REGELMÄSSIGEN KONSUMS DER HAUPTSÄCHLICHEN SUBSTANZEN BEIM EINTRITT; NACH SEKTOR UND GESCHLECHT – 2016-2018
AMBULANTE EINHEITEN
STATIONÄRE EINHEITEN
M
F
M
F
Alkohol jede Art von Konsum
20.7
25.7
20.1
23.2
Alkohol übermässiger Konsum
25.4
32.8
26.4
30.8
Cannabis
17.2
17.3
16.6
17.7*
Kokain
24.0
23.4
22.3
18.0*
Heroin
23.4
22.1
20.6
19.0*
Alkohol jede Art von Konsum
16.5
14.2
17.4
13.1
Alkohol übermässiger Konsum
12.0
8.5
12.3
11.9
Cannabis
10.3
9.6
11.1
19.6*
Kokain
4.9
2.9
7.4
4.5*
Heroin
7.4
8.0
5.3
3.7*
ALTER BEGINN REGELMÄSSIGER KONSUM
JAHRE REGELMÄSSIGEN KONSUMS
* Anzahl < 10
57
Statistischer Bericht
DAS AUSMASS DER BESORGNIS BEZÜGLICH DER PROBLEME UND DER GESCHÄTZTE SCHWEREGRAD DER PROBLEME Für jeden Lebensbereich mit Problemen in Verbindung mit der Sucht, auf den im IGT eingegangen wird (Alkoholkonsum, Drogenkonsum, physische Gesundheit, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen, psychische Gesundheit, Arbeit und Einkommen sowie Rechtslage), evaluiert der Klient das Ausmass seiner Besorgnis oder wie stark er sich beunruhigt fühlt anhand einer Skala von 0 für Überhaupt nicht besorgt oder beunruhigt bis 4 für Extrem besorgt oder beunruhigt, und ebenso sein Bedürfnis nach zusätzlicher Unterstützung, und das ebenfalls auf einer Skala von 0 für Überhaupt nicht nötig bis 4 für Extrem nötig. Der spezialisierte Suchtberater nimmt seinerseits eine Evaluation des Schweregrades der Problematik anhand von fünf Kategorien vor, und zwar von Kein Problem (Kategorie mit Code 0) bis zu Extremes Problem (Code 4), und die Notwendigkeit von zusätzlicher Behandlung ebenfalls mit fünf Kategorien von Behandlung nicht nötig (Code 0) bis zu Behandlung unbedingt erforderlich (Code 4). Die Tabelle 9 zeigt auf, dass die höchsten Durchschnittswerte der Besorgnis bezüglich Problemen beim Alkoholkonsum zu verzeichnen sind; in den Einheiten Via Gampel (2.49) und Villa Flora (2.20), und was die psychische Gesundheit betrifft in den Einheiten FXB/Jardin des Berges (2.22) und im Via Gampel (2.19). Die höchsten Durchschnittswerte bezüglich des geschätzten Schweregrades werden beim Alkohol beobachtet, in den Einheiten Via Gampel (3.18) und Villa Flora (2.48), und für die psychische Gesundheit in den Einheiten FXB/Jardin des Berges (2.74) und im Via Gampel (2.47), sowie bei Arbeit und Einkommen, ebenfalls im Via Gampel (2.76) und in den Einheiten FXB/Jardin des Berges (2.35).
58
Anzahl und Merkmale des Klienten
TABELLE 9 DURCHSCHNITTSWERTE DES AUSMASSES DER BESORGNIS ODER BEUNRUHIGUNG DES KLIENTEN BEZÜGLICH SEINER PROBLEME UND DURCHSCHNITTSWERTE DES VOM SUCHTBERATER GESCHÄTZTEN SCHWEREGRADES. ERWACHSENE WALLISER KLIENTEN, EINTRITT ZWISCHEN 2016 UND 2018.
AMBULANT
FXB/JDB
VILLA FLORA
VIA GAMPEL
Durchschnittliches Ausmass der Besorgnis
1.13
0.77
2.20
2.49
Durchschnittlich geschätzter Schweregrad
1.49
1.36
2.48
3.18
Durchschnittliches Ausmass der Besorgnis
0.77
1.97
0.84
0.36
Durchschnittlich geschätzter Schweregrad
1.00
2.61
1.37
0.89
Durchschnittliches Ausmass der Besorgnis
0.94
1.18
1.38
1.67
Durchschnittlich geschätzter Schweregrad
0.81
1.03
1.30
1.31
Durchschnittliches Ausmass der Besorgnis
1.23
1.74
1.48
1.26
Durchschnittlich geschätzter Schweregrad
1.46
2.61
2.26
2.15
Durchschnittliches Ausmass der Besorgnis
1.34
2.22
1.82
2.19
Durchschnittlich geschätzter Schweregrad
1.46
2.74
2.32
2.47
Durchschnittliches Ausmass der Besorgnis
1.33
1.47
1.50
2.21
Durchschnittlich geschätzter Schweregrad
1.23
2.35
1.58
2.76
Durchschnittliches Ausmass der Besorgnis
0.45
1.08
0.23
0.67
Durchschnittlich geschätzter Schweregrad
0.47
1.35
0.45
0.48
ALKOHOL
DROGEN
PHYSISCHE GESUNDHEIT
FAMILIE, ZWISCHENMENSCHLICHE BEZIEHUNGEN
PSYCHISCHE GESUNDHEIT
ARBEIT, EINKOMMEN
RECHTSLAGE
59
Statistischer Bericht
DAS NIVEAU DER MOTIVATION BEIM EINTRITT 39 Miller, W.R. ; Rollnick S (1991). Motivational interviewing: Preparing people to change addictive behavior. New York: Guilford Press 40 Z.B. : Lukasiewicz M., Benyamina A., Frenoy-Peres M. et Reynaud M. (2006). L’entretien motivationnel : les bases théoriques. Alcoologie et Addictologie, 28(2), 155-162 41 Shen Q et al. (2000). Client’s Perceived Need of Treatment and its Impact on Outcome. Substance Abuse, Vol. 21, No. 3, 179-191.
Einer der Faktoren, der teilweise mit einem Misserfolg einer Begleitung oder Behandlung oder der Ko-konstruktion und des Setzens von Prioritäten bei den Zielen verbunden ist, ist die Abwesenheit oder Anwesenheit von Motivation. Aus der spezialisierten Literatur geht hervor, dass Begleitung für alle Personen mit Suchtverhalten wichtig ist; sie ist wirksamer bei Klienten, die dazu bereit oder zumindest etwas motiviert sind 39/40. Dies ist ein für alle Begleitungen zu berücksichtigender Parameter, welcher spezialisierte Interventionen mitbestimmt. Das Ziel dieses Abschnitts ist es, das Niveau der Motivation für eine von Sucht Wallis angebotene Therapieform einzuschätzen.
Die Motivation kann auf verschiedene Arten konzeptualisiert und gemessen werden. Gemäss Shen et al.41 kann der IGT aus einer Perspektive der Bereitschaft für eine Veränderung benutzt werden. Zur Definition der Indikation der Motivation des Klienten für eine Behandlung werden die Informationen aus den Fragen nach der Besorgnis des Klienten in Bezug auf seine Probleme sowie seine Einschätzung, inwiefern er eine Behandlung als notwendig erachtet, verwendet. Daraus werden zwei Kategorien von Klienten gebildet: • Motivierte Klienten mit unterschiedlichem Motivationsniveau identifiziert mittels ihrer Antworten Wenig bis extrem besorgt oder beunruhigt oder Wenig bis sehr wichtig eine Behandlung zu haben. • Überhaupt nicht für eine Behandlung motivierte Klienten identifiziert mittels ihrer Antworten Überhaupt nicht besorgt oder beunruhigt wegen der Probleme und Überhaupt nicht wichtig eine Behandlung zu haben. In der Literatur der Stadien der Veränderungsbereitschaft wäre diese Gruppe im Stadium der Absichtslosigkeit.
60
Anzahl und Merkmale des Klienten
Zur Präzisierung der Veränderungsbereitschaft werden alle von Shen et al. vorgeschlagenen Kategorien zweitgeteilt. Es werden so vier Kategorien analysiert: 1 die Klienten mit eher hoher Motivation, identifiziert mittels ihrer Antworten Sehr oder extrem besorgt oder beunruhigt oder Sehr oder extrem wichtig eine Behandlung zu haben; sie könnten als Klienten der Stufe Entscheidungsfindung oder Handlung betrachtet werden; 2 die Klienten mit einer eher tiefen Motivation, identifiziert mittels ihrer Antworten Wenig oder mittel besorgt oder beunruhigt oder Wenig oder mittel wichtig, eine Behandlung zu haben; sie könnten als Klienten der Stufe Absichtsbildung bezeichnet werden; 3 die Klienten ohne Motivation, weder mit Problem noch Bedürfnis, identifiziert durch ihre Antworten Überhaupt nicht besorgt oder beunruhigt und Behandlung überhaupt nicht wichtig, für welche die Einschätzung des Suchtberaters folgende ist: kein oder ein leichtes Problem und keine Behandlung indiziert;
Die nachfolgende Figur 3 illustriert für jeden Lebensbereich die Verteilung der Klienten beim Eintritt nach Kategorie der Motivation, Geschlecht und Sektor des Eintritts. Der grösste Anteil nicht motivierter Klienten, ohne Probleme und ohne Bedürfnis (77%; 75% bei den Männern und 88% bei den Frauen) wird im Bereich Rechtslage beobachtet. Danach folgt der Bereich Drogenkonsum (59%, Frauen wie Männer). Der kleinste Anteil in dieser Klientenkategorie ist im Bereich psychische Gesundheit festzustellen (30%; 35% bei den Männern und 14% bei den Frauen), für Probleme mit dem Alkoholkonsum (33%; 37% bei den Männern und 22% bei den Frauen) sowie für Probleme im Zusammenhang mit Arbeit und Einkommen (35%; 37% bei den Männern und 31% bei den Frauen). Der Problembereich Familie und zwischenmenschliche Beziehungen hat den grössten Anteil nicht motivierter Klienten, jedoch mit einem Problem und/oder einer Behandlungsnotwendigkeit (14%; 15% bei den Männern und 11% bei den Frauen). Die Probleme mit dem Alkoholkonsum folgen danach mit 7% (7% bei den Männern und 5% bei den Frauen). Die Verteilung ist je nach Sektor beim Eintritt unterschiedlich; der Anteil motivierter Klienten (unterschiedliches Niveau) ist im stationären Sektor grösser, und das für die Gesamtheit der Problembereiche.
4 die Klienten ohne Motivation, mit Problem und/oder Bedürfnis, identifiziert durch ihre Antworten Überhaupt nicht besorgt oder beunruhigt und Behandlung überhaupt nicht wichtig, für welche die Einschätzung des Schweregrades durch den Suchtberaters folgende ist: mittleres bis beträchtliches Problem, und Behandlung notwendig. Diese Kategorie versucht die Klienten hervorzuheben, welche eine Problemsituation oder die Notwendigkeit für Unterstützung «verleugnen» 61
Statistischer Bericht
FIGUR 3 DIE VERTEILUNG DER ERWACHSENEN WALLISER KLIENTEN MIT EIGENEN KONSUMPROBLEMEN, FÜR JEDEN PROBLEMBEREICH, NACH KATEGORIE DES MOTIVATIONSNIVEAUS, GESCHLECHT (BLAU) UND SEKTOR BEIM EINTRITT (GRÜN). EINTRITTE 2016-2018.
1
Klienten mit eher hoch Motivation
3
Klienten ohne Motivation weder Problem noch Bedürfnis
2
Klienten mit eher tiefen Motivation
4
Klienten ohne Motivation mit Problem und/oder Bedürfnis
20 40 60
20 40 60 80 FRAUEN
ALKOHOL
MÄNNER
AMBULANT
4
4
3
3
2
2
1
1 20 40 60 80
20
40 60
STATIONÄR
80
Anteil (%)
Anteil (%)
20 40 60 80 FRAUEN
DROGEN
20 40 60
MÄNNER
AMBULANT
4
4
3
3
2
2
1
1 20 40 60 80
20
40 60
STATIONÄR
Anteil (%)
20 40 60 80
PHYSISCHE GESUNDHEIT
AMBULANT
4
4
3
3
2
2
1
1
Anteil (%)
62
20 40 60
MÄNNER
20 40 60 80
80
80
Anteil (%)
FRAUEN
80
20
40 60
STATIONÄR
80 Anteil (%)
80
Anzahl und Merkmale des Klienten
20 FRAUEN FAMILIE/ BEZIEHUNGEN
40 60
80
20 40 60
MÄNNER
AMBULANT
4
4
3
3
2
2
1
1 20
40 60
80
20
40 60
FRAUEN PSYCHISCHE GESUNDHEIT
Anteil (%)
40 60
80
20 40 60
MÄNNER
AMBULANT
4
4
3
3
2
2
1
1 20
40 60
80
20
40 60
FRAUEN
ARBEIT, EINKOMMEN
40 60
80
20 40 60
MÄNNER
AMBULANT 4
3
3
2
2
1
1 40 60
80
20
40 60
FRAUEN
RECHTSLAGE
40 60
80
20 AMBULANT
MÄNNER 4
3
3
2
2
1
1 40 60
80 Anteil (%)
STATIONÄR
Anteil (%)
4
20
80
80
Anteil (%)
20
STATIONÄR
Anteil (%)
4
20
80
80
Anteil (%)
20
STATIONÄR
80
Anteil (%)
20
80
20
40 60
40 60
80
STATIONÄR
80 Anteil (%)
63
3
Beschre Typolog spezifische
64
3
eibende gie und e Gruppen
65
66
Das Spektrum der Probleme von Klienten, die von sich aus Unterstützung suchen oder von spezialisierten Fachstellen Sucht Wallis zugewiesen werden, ist sehr breit; die Klienten bilden beim Eintritt eine sehr heterogene Gruppe. Das Erstellen eines durchschnittlichen Profils (siehe Tabelle 9) hat ein Verdecken dieser Heterogenität zur Folge. Ziel dieses Kapitels ist eine differenzierte Beschreibung der Klienten der Stiftung Sucht Wallis beim Eintritt. Zwei Analyseperspektiven werden benutzt: • Eine Beschreibung der Klienten beim Eintritt mittels Konstruktion einer Typologie, d.h. das Zusammenstellen von homogenen (vergleichbaren) Klientengruppen gemäss Schweregrad der Problematik in den Lebensbereichen des IGT. Die in einer Gruppe zusammengefassten Klienten (Homogenität innerhalb einer Gruppe) sind sich so ähnlich wie möglich, währenddessen die Gruppen der Klienten so unterschiedlich wie möglich sind (Heterogenität zwischen den Gruppen). • Eine detailliertere Beschreibung von speziellen Klientengruppen: die Klienten mit psychischer Komorbidität, die Altersgruppe 65 Jahre und älter, die Klienten zwischen 18 und 24 Jahren, und die von der Justiz zugewiesenen Klienten mit Auflage.
67
Statistischer Bericht
Beschreibende Typologie Die Beschreibung der Klienten beim Eintritt mittels Typologie basiert auf der Konstruktion von homogenen Gruppen bezßglich des Schweregrades beim Eintritt. Abgesehen von der Erweiterung der Kenntnisse betreffend Klientenprofile hat diese Typologie zum Ziel, Grundlagen zur Einschätzung der spezialisierten Behandlungsbedßrfnisse der Walliser mit einem Suchtverhalten zu liefern.
68
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
DIE KLIENTENGRUPPE UND DIE METHODE Die in diesem Abschnitt analysierte Gruppe ist auf beim Eintritt volljährige Klienten mit Wohnsitz im Wallis beschränkt, die zwischen dem 01.01.2016 und dem 31.12.2018 wegen einer Suchtproblematik aufgenommen wurden und für welche die Evaluation des Schwergrades für alle Lebensbereiche beim Eintritt verfügbar ist. Es handelt sich dabei um 1’501 Personen. Die nachfolgende Tabelle 11 informiert über die wesentlichen sozio-demografischen Merkmale dieser Gruppe, aufgeteilt nach ambulant und stationär.
42 GORDON A.D. 1999. Classification. Chapman & Hall/CRC
TABELLE 11 DIE WESENTLICHEN MERKMALE DER GRUPPE, WELCHE ZUR BILDUNG DER AUF DEM SCHWEREGRAD DER PROBLEMATIK BEIM EINTRITT BASIERENDEN TYPOLOGIE VERWENDET WURDEN.
AMBULANT (N=1’340)
FXB/JDB (N=32)
VILLA FLORA (N=106)
VIA GAMPEL (N=23)
22%
19%
23%
20%
41.3 Jahre
26.3 Jahre
43.0 Jahre
48.4 Jahre
41 Jahre
22 Jahre
44 Jahre
51 Jahre
24 Jahre und älter
14%
56%
7%
0%
55 Jahre und älter
20%
0%
18%
35%
Alleinlebend
34%
19%
50%
31%
Lebt mit Vater und/oder Mutter
13%
28%
11%
13%
Mit geringer Ausbildung
29%
45%
25%
22%
100% Stelle oder in Ausbildung
43%
35%
14%
22%
Arbeitslos
10%
16%
8%
4%
IV Rente
14%
3%
19%
11%
Sozialhilfe
7%
16%
31%
22%
Frauen Durchschnittsalter Medianalter
Die Konstruktion der Typologie verwendet die Einschätzungen des Schweregrades der Problematik durch den Suchtberater beim Eintritt, mit Benutzung folgender Codierung: 0 1 2 3 4
= = = = =
kein reelles Problem leichtes Problem mittleres Problem beträchtliches Problem extremes Problem
Die Typologie wird erstellt mittels Anwendung der Methode des hierarchischen Clustering unter Benutzung der euklidischen Distanz und des Ward Algorithmus zur Konstruktion der Gruppen42.
69
Statistischer Bericht
DIE MERKMALE DER SECHS GEBILDETEN GRUPPEN Sechs Gruppen wurden gebildet, um eine ausgeglichene und zutreffende Aufteilung der Klienten zu erhalten. Die nachfolgende Figur 4 und die Tabellen 12 und 13 beschreiben diese Gruppen anhand des durchschnittlichen
Schweregrades der Probleme in jedem Lebensbereich, beziehungsweise anhand der sozio-demografischen Merkmale beim Eintritt sowie anhand der häufigsten Substanzen und Zuweiser.
1.0 0.5
Rechtslage
Arbeit, Einkommen
Psychol. Gesundheit
0.0
Rechtslage
Arbeit, Einkommen
Familie
Körper. Gesundheit
Psychol. Gesundheit Psychol. Gesundheit
Rechtslage
1.5
Rechtslage
2.0
Familie
0.0 Arbeit, Einkommen
2.5
Körper. Gesundheit
0.5
Arbeit, Einkommen
Gruppe 5 (N=273, 18%)
Drogen
3.0
1.0
Rechtslage
Arbeit, Einkommen
Psychol. Gesundheit
Familie
Körper. Gesundheit
Drogen
0.0
1.5
Gruppe 6 (N=201, 13%)
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 Psychol. Gesundheit
0.5
2.0
Familie
1.0
2.5
Familie
1.5
Gruppe 4 (N=286, 19%)
Körper. Gesundheit
2.0
3.0
Alkohol
2.5
Alkohol
Rechtslage
Arbeit, Einkommen
Psychol. Gesundheit
Familie
Körper. Gesundheit
Gruppe 3 (N=189, 13%)
Alkohol
0.0
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
3.0
0.5
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
3.0
Drogen
0.0
1.0
Körper. Gesundheit
0.5
1.5
Drogen
1.0
2.0
Drogen
1.5
2.5
Drogen
2.0
Gruppe 2 (N=231, 15%)
3.0
Alkohol
2.5
Alkohol 70
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
Gruppe 1 (N=321, 21%) 3.0
Alkohol
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
FIGUR 4 CHARAKTERISIERUNG DER GEBILDETEN GRUPPEN ANHAND DES DURCHSCHNITTLICHEN SCHWEREGRADES ALLER LEBENSBEREICHE MIT PROBLEMEN.
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
GRUPPE 1
GRUPPE 2
GRUPPE 3
Sie umfasst diejenigen Klienten, die in den Bereichen Alkoholkonsum, Drogenkonsum und Rechtslage leicht betrofen sind. Im Vergleich mit der Gesamtheit sind die Klienten dieser Gruppe:
Sie umfasst Klienten mit beträchtlichen Alkoholproblemen, verbunden mit Problemen in den Bereichen Arbeit und Einkommen und physische Gesundheit. Die wesentlichen Merkmale von Personen dieser Gruppe sind:
Sie ist charakterisiert durch erhebliche Alkoholproblematik, verbunden mit einem hohen Schweregrad der Probleme in den Bereichen psychische Gesundheit sowie Familie und zwischenmenschliche Beziehungen. Die Personen dieser Gruppe zeichnen sich wie folgt aus:
• verhältnismässig weniger häufig Frauen; • haben verhältnismässig öfter eine Vollzeitstelle oder sind in Ausbildung; • haben am wenigsten häufig eine IV oder beziehen Sozialhilfe; • sind verhältnismässig seltener arbeitslos; • haben verhältnismässig häufiger ein Problem mit Cannabis und Kokain; • werden verhältnismässig öfter durch Administrativ- und/oder Justizbehörden zugewiesen; • werden selten durch medizinische Partner zugewiesen.
• der Anteil Frauen ist leicht tiefer; • hohes Durchschnitsalter, mit einer Übervertretung von Klienten mit 55 Jahren und mehr; • eine Untervertretung von Personen mit IV oder Sozialhilfe; • der Alkohol ist im allgemeinen die einzige Problemsubstanz; • medizinische Partner sind verhältnismässig häufiger beim Starten von Begleitungen beteiligt.
• die Frauen sind übervertreten; • ein hohes Durchschnitsalter, mit einer Übervertretung von Klienten mit 55 Jahren und mehr; • geringe Ausbildung ist verhältnismässig weniger häufig; • eine Übervertretung von Personen mit IV; • der Alkohol ist im Allgemeinen die einzige Problemsubstanz; • medizinische Partner sind verhältnismässig häufiger beim Starten von Begleitungen beteiligt.
71
Statistischer Bericht
GRUPPE 4
GRUPPE 5
GRUPPE 6
Sie umfasst die Klienten ohne wirkliches Alkoholproblem, jedoch mit einem erheblichen Drogenproblem. Der wichtigste damit verbundene Problembereich ist die psychische Gesundheit, gefolgt von Familie und zwischenmenschlichen Beziehungen sowie Arbeit und Einkommen, die alle ebenfalls beträchtlich davon betroffen sind. Die physische Gesundheit kann sich auch verschlechtert haben. Die Kennzeichen der Personen dieser Gruppe sind:
Sie umfasst die Klienten mit einem beträchtlichen Alkoholproblem. Diese sind verbunden mit sehr bedeutenden Problemen in den Bereichen psychische Gesundheit, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen sowie Arbeit und Einkommen. Die physische Gesundheit hat sich ebenfalls verschlechtert. Diese Klienten unterscheiden sich wie folgt:
Sie besteht aus den Klienten mit beträchtlichen Problemen in den Bereichen Alkohol- und Drogenkonsum, verbunden mit sehr grossen Problemen in den Bereichen psychische Gesundheit, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen sowie Arbeit und Ressourcen. Alle Lebensbereiche sind betroffen, inklusive physische Gesundheit und Rechtslage. Im Vergleich zu den anderen Klientengruppen haben diese Klienten:
• der Anteil Frauen entspricht demjenigen aller Klienten; • die Klienten sind verhältnismässig jung, mit einem beträchtlichen Anteil von 24 Jahren und jünger; • die mit Vater und/oder Mutter lebenden Klienten sind übervertreten; • der Anteil Klienten mit geringer Ausbildung ist sehr hoch; • Personen mit einer IV sind übervertreten; • Probleme mit Cannabis, Heroin und Kokain sind verhältnismässig häufiger.
72
• sie sind verhältnismässig öfter Frauen; • die Klienten sind verhältnismässig älter, mit einem bedeutenden Anteil unter ihnen mit 55 Jahren und mehr; • beinahe die Hälfte von ihnen lebt alleine; • sie haben verhältnismässig seltener eine Vollzeitstelle; • sie beziehen verhältnismässig öfter Sozialhilfe; • die medizinischen Netzpartner sind aktiver bei Zuweisungen;
• eine Aufteilung Mann-Frau die sich derjenigen der Gesamtheit annähert; • das geringste Durchschnittsalter; • verhältnismässig häufiger ihr Zuhause mit Vater und/oder der Mutter; • verhältnismässig öfter ein geringe Ausbildung; • einen hohen Anteil mit IV oder Sozialhilfe; • praktisch alle wesentlichen Konsumprobleme.
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
TABELLE 12 WESENTLICHE SOZIO-DEMOGRAFSCHE MERKMALE DER SECHS DURCH AUFSTEIGENDE HIERARCHISCHE KLASSIFIKATION GEBILDETEN GRUPPEN.
GRUPPE 1 (N=321)
GRUPPE 2 (N=231)
GRUPPE 3 (N=189)
GRUPPE 4 (N=286)
GRUPPE 5 (N=273)
GRUPPE 6 (N=201)
11%
17%
31%
23%
32%
20%
36.4 Jahre
50.0 Jahre
48.8 Jahre
34.1 Jahre
47.6 Jahre
33.5 Jahre
34 Jahre
51 Jahre
50 Jahre
33 Jahre
49 Jahre
33 Jahre
24 Jahre oder jünger
23%
3%
4%
23%
3%
23%
55 Jahre oder älter
14%
36%
32%
7%
29%
2%
Alleinlebend
30%
38%
30%
34%
43%
33%
Lebt mit Vater und/oder Mutter
17%
7%
8%
19%
8%
20%
Mit geringer Ausbildung
26%
20%
18%
40%
30%
38%
100% Stelle oder in Ausbildung
69%
50%
35%
33%
22%
27%
Arbeitslos
8%
13%
4%
11%
13%
11%
IV Rente
7%
7%
24%
19%
13%
15%
Sozialhilfe
2%
4%
2%
9%
18%
20%
Frauen Durchschnittsalter in Jahren Medianalter in Jahren
TABELLE 13 CHARAKTERISIERUNG DER MITELS AUFSTEIGENDER HIERARCHISCHER KLASSIFIKATION GEBILDETEN SECHS GRUPPEN ANHAND DER HAUPTSÄCHLICHEN SUBSTANZEN UND ZUWEISER.
GRUPPE 1 (N=321)
GRUPPE 2 (N=231)
GRUPPE 3 (N=189)
GRUPPE 4 (N=286)
GRUPPE 5 (N=273)
GRUPPE 6 (N=201)
Alkohol
55%
97%
96%
29%
97%
72%
Cannabis
35%
3%
4%
48%
5%
60%
Heroin
8%
0%
0%
18%
0%
21%
Kokain
15%
2%
2%
17%
1%
34%
Benzodiazepine
1%
1%
3%
8%
5%
14%
Selbstmelder
44%
57%
75%
74%
69%
67%
Familie, Gatte/Gattin
8%
16%
15%
10%
17%
11%
Akutspital, Psychiatrie
2%
17%
20%
12%
22%
13%
Hausarzt, Psychiater
2%
16%
20%
12%
18%
14%
Administrativ-/Justizbehörde
53%
20%
4%
11%
7%
19%
SUBSTANZ
ZUWEISER
73
Statistischer Bericht
DIE BEDEUTUNG DER GRUPPEN IN DEN VERSCHIEDENEN EINHEITEN VON SUCHT WALLIS Die nachfolgende Figur 5 illustriert die Verteilung der sechs Gruppen nach ambulanter Einheit beim Eintritt, und ebenso nach stationärer Einheit (die Fläche des Vierecks ist proportional zur effektiv beobachteten Häufigkeit für jede Kombination).
Im ambulanten Sektor sind in allen Einheiten beim Eintritt sämtliche sechs Gruppen vertreten, mit folgenden festgestellten Unterschieden: • Monthey ist die Einheit mit verhältnismässig am wenigsten Klienten der Gruppe 1 (21%) und Gruppe 2 (9%), und verhältnismässig den meisten Klienten der Gruppe 4 (21%) und der Gruppe 6 (13%); • Martigny ist die Einheit mit verhältnismässig den meisten Klienten aus der Gruppe 5 (21%); • Sion ist die Einheit mit verhältnismässig den meisten Klienten der Gruppe 1 (29%) und am wenigsten Klienten der Gruppe 3 (10%); • Sierre ist die Einheit mit verhältnismässig den meisten Klienten der Gruppe 3 (16%) und am wenigsten der Gruppe 5 (12%); • Visp ist die Einheit mit verhältnismässig den meisten Klienten der Gruppe 2 (26%) und verhältnismässig am wenigsten der Gruppen 4 (17%) und der Gruppe 6 (7%).
Die Einheiten des stationären Sektors haben folgende unterschiedliche Aufteilung: • die Einheiten FXB/Jardin des Berges sind diejenigen mit verhältnismässig am wenigsten Personen der Gruppe 2 (0%), der Gruppe 3 (3%) und der Gruppe 5 (6%), und verhältnismässig am meisten Personen der Gruppen 4 (22%) und 6 (62%); • die Einheit Villa Flora hat verhältnismässig am wenigsten Personen der Gruppe 6 (28%), und verhältnismässig am meisten der Gruppe 3 (15%); • das Via Gampel ist die Einheit mit verhältnismässig am wenigsten Personen der Gruppe 4 (0%), und verhältnismässig am meisten der Gruppen 2 (22%) und 5 (39%).
FIGUR 5 VERTEILUNG DER GRUPPEN AUS DER TYPOLOGIE PRO AMBULANTE EINHEIT (LINKE FIGUR) UND PRO STATIONÄRE EINHEIT (RECHTE FIGUR) BEIM EINTRITT DES KLIENTEN (DIE FLÄCHE DES RECHTECKS IST PROPORTIONAL ZUR EFFEKTIVEN ANZAHL).
Sion
Sierre
Visp
JDB/FXB
Gruppe 1
Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3
Gruppe 2
Gruppe 4
Gruppe 3
Gruppe 5
Gruppe 4
Gruppe 5 Gruppe 6
74
Martigny
GRUPPEN
GRUPPEN
Monthey
Gruppe 6
Villa Flora
Via Gampel
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
KONSEQUENZEN FÜR DIE SPEZIALISIERTE BEGLEITUNG Die gewählte Typologie zeigt die Gruppen mit stufenweise steigender Komplexität der Suchtproblematik und damit verbundenen Problemen. Diese Komplexität erfordert unterschiedliche Settings für Interventionen und unterschiedliche und/oder kombinierte Interventionsniveaus. Auf der ersten Komplexitätsstufe finden sich die Klienten der Gruppe 1, psychisch gesund und sozio-ökonomisch gut ins Umfeld integriert. Interventionen wie Kurzberatung oder professionelle ambulante Beratung zum kontrollieren oder beenden eines Verhaltens sollten dafür ausreichend sein. Auf der obersten Komplexitätsstufe sind die Klienten der Gruppen 5 und 6,
gezeichnet vom Konsum der sie in grosse Schwierigkeiten bringt, sowohl gesundheitlich wie auch sozio-ökonomisch. Interventionen wie Schadensminderung wären da angemessener und sollten gewählt werden, falls nötig mittels Entscheiden der Administrativ- und/oder Justizbehörden. Interdisziplinäre Zusammenarbeit wird da zudem unerlässlich sein.
wichtig. Gleiches gilt für die Entwicklung der Kompetenzen der Mitarbeiter, um die am besten angepassten spezialisierten therapeutischen Antworten auf die Bedürfnisse der Klienten zu haben und ihnen die angemessene und am besten indizierte Begleitung anbieten zu können.
Mit der relativen Grösse der erhaltenen Gruppen ermöglicht diese Methode, auf einfache Art über die Struktur und die Zusammensetzung der von Sucht Wallis begleiteten Klienten zu informieren. Diese Informationen sind für die Planung und Organisation der Ressourcen sowie der bereit zu stellenden Angebote
75
Statistischer Bericht
Fokus auf spezifische Zielgruppen 43 Brown TA et al. (2001). Current and Lifetime Comorbidity of the DSM-IV Anxiety and Mood Disorders in a Large Clinical Sample. Journal of Abnormal Psycholosy, 110 (4), 585-599 44 Regier DA et al. (1990) Comorbdity of Mental Disorders with Alcohol and Other Drug Abuse. The Journal of American Medical Association, 264 (19), 2511-2518
Dieser Abschnitt hat zum Ziel, auf detailliertere Art vier spezifische Klientengruppen zu präsentieren, die geeignet sind um von spezifischen Angeboten profitieren zu können.
DIE KLIENTEN MIT PSYCHISCHEN UND/ODER EXISTENTIELLEN PROBLEMEN Die zweifache Problematik psychische Störung – Suchtprobleme ist ein anerkanntes Phänomen, und die Häufigkeit des gemeinsamen Auftretens der zwei Problematiken ist gross. Beispielsweise haben zwischen 20% und 30% der Klienten mit psychischen Problemen ein Suchtproblem43, oder die Klienten mit einer Konsumproblematik haben eine hohe Prävalenz von damit verbundenen psychischen Problemen (40% bis 50%)44. Die Situationen mit zweifachem Auftreten der beiden Arten von Problemen sind diejenigen welche am komplexesten sind und am meisten spezialisierte Begleitung erfordern. Die in die Einheiten von Sucht Wallis eintretenden Klienten haben eine hohe Prävalenz von spezifischen Störungen wie Angstgefühle oder eine schwere Depression.
STÖRUNGEN IN DEN LETZTEN 30 TAGEN Angstgefühle oder schwere Spannungen ist die häufigste Störung, an welcher Klienten in den letzten 30 Tagen gelitten haben (ambulant: 35%; stationär: 45%), gefolgt von einer schweren Depression (ambulant 22% und stationär 23%) und schweren Konzentrations-, Erinnerungs- und/oder Verständnisschwierigkeiten (ambulant: 19%; stationär: 29%). Es ist zu erwähnen, dass die drei erwähnten Störungen nicht auf Alkohol- oder Drogenkonsum zurückzuführen sind. Der Anteil Klienten mit starken Suizidgedanken (mit einem Plan) in den letzten 30 Tagen beträgt 7% im ambulanten und 10% im stationären Sektor, und der Anteil Klienten mit einem Suizidversuch im vergangenen Monat 2% in beiden Sektoren. Die nachfolgende Figur 6 detailliert pro Sektor die festgestellten Anteile, aufgeteilt nach Männer und Frauen. In jedem Sektor ist der Anteil der Frauen im Allgemeinen höher als derjenige der Männer. Ein deutlicher Unterschied ist bei Angstgefühlen und schweren Spannungen zu beobachten (48% im ambulanten und 55% im stationären Sektor bei den Frauen, beziehungsweise 32% und 42% bei den Männern), bei einer schweren Depression (34% für den ambulanten und 31% für den stationären Sektor bei den Frauen, beziehungsweise 19% und 21% bei den Männern). Der Anteil Frauen mit starken Suizidgedanken in den vergangenen 30 Tagen beträgt 11% im ambulanten Sektor (und 6% bei den Männern) und 15% im stationären Sektor (respektive 9% bei den Männern).
76
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
FIGUR 6 ANTEIL DER KLIENTEN (IN %), DIE IN DEN VERGANGENEN 30 TAGEN AN EINER PSYCHISCHEN STÖRUNG GELITTEN HABEN, PRO SEKTOR UND GESCHLECHT – 2016-2018.
AMBULANT – MÄNNER
AMBULANT – FRAUEN
Suizidversuchen
Suizidversuchen
Suizidgedanken (mit Plan)
Suizidgedanken (mit Plan)
Sich selbst absichtlich zu verletzen
Sich selbst absichtlich zu verletzen
Gewalttätiges Verhalten
Gewalttätiges Verhalten
Schwere Konzentrationsschwierigkeiten
Schwere Konzentrationsschwierigkeiten
Halluzinationen
Halluzinationen
Angstgefühlen, schwere Spannungen
Angstgefühlen, schwere Spannungen
Schwere Depression
Schwere Depression 0
10
20
30
40
50
60
0
10
20
Anteil (%)
Suizidversuchen
Suizidversuchen Suizidgedanken (mit Plan)
Sich selbst absichtlich zu verletzen
Sich selbst absichtlich zu verletzen
Gewalttätiges Verhalten
Gewalttätiges Verhalten
Schwere Konzentrationsschwierigkeiten
Schwere Konzentrationsschwierigkeiten
Halluzinationen
Halluzinationen
Angstgefühlen, schwere Spannungen
Angstgefühlen, schwere Spannungen
Schwere Depression
Schwere Depression 20
30 Anteil (%)
50
60
40
50
60
STATIONÄR – FRAUEN
Suizidgedanken (mit Plan)
10
40
Anteil (%)
STATIONÄR – MÄNNER
0
30
40
50
60
0
10
20
30 Anteil (%)
77
Statistischer Bericht
KOMORBIDITÄT PSYCHISCHE STÖRUNGEN – SUCHTPROBLEMATIK 45 L’évaluation des clientèles alcooliques et toxicomanes : l’indice de gravité d’une toxicomanie, ASI/IGT. Connection Toxicomanies, RISQ (1998).
Die Identifizierung der Klienten mit einer psychischen Komorbidität kann anhand der Datenbasis des IGT erfolgen 45. Die Identifizierungskriterien einer Doppelproblematik sind: Grundbedingung • Das Vorhandensein im ganzen Leben von mindestens vier Arten von psychischen Problemen: schwere Depression, Angstgefühle und schwere Spannungen, Halluzinationen, Konzentrationsschwierigkeiten, Suizidgedanken, Suizidversuch, Medikament verordnet für psychische Probleme; • und Präsenz von wenigsten einer der folgenden Bedingungen. Zusatzbedingungen • mindestens eine Behandlung im Spital wegen psychischen oder emotionalen Problemen; • in den vergangenen 30 Tagen an mindestens 10 davon eines der folgenden Medikamente konsumiert zu haben: Beruhigungsmittel, Hypnotika, Tranquilizer, Antipsychotika, Antidepressivum, Lithium; • während den letzten drei Jahren allein gelebt zu haben; • einen Schweregrad von beträchtlich oder extrem für psychische Probleme zu haben.
78
Von allen der für eigene Probleme von 2016 bis 2018 eingetretenen Klienten, für welche die Informationen verfügbar sind (N=1’762; 1'362 Männer und 400 Frauen), erfüllen 298 von ihnen, das heisst 17% (14% der Männer und 27% der Frauen) die Kriterien von psychischer Komorbidität. Das Vorhandensein einer Doppelproblematik ist im stationären Sektor höher (26% der Klienten beim Eintritt und 16% im ambulanten Sektor). Die nachfolgende Tabelle 14 zeigt die hauptsächlichen Merkmale dieser spezifischen Klientengruppe, unterschieden nach Männer und Frauen.
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
3.0
3.0
Männer
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5
Psychol. Gesundheit
Arbeit, Einkommen
Rechtslage
Psychol. Gesundheit
Arbeit, Einkommen
Rechtslage
Familie
Körper. Gesundheit
Drogen
Alkohol
0.0
Frauen
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5
Familie
Körper. Gesundheit
Drogen
0.0 Alkohol
Die Aufteilung der Klienten gemäss der in der Typologie erstellten Gruppen zeigt, dass die Gruppen mit der grössten Komplexität am meisten vertreten sind, mit mehr als drei Viertel aller Klienten in den Gruppen 4, 5, und 6. Die nachfolgende Figur 7 illustriert das durchschnittliche Schweregradprofil der Männer und Frauen mit einer psychischen Komorbidität.
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
Die medizinischen Netzpartner sind sehr aktiv bei der Zuweisung dieser Klienten. Die ganz grosse Mehrheit der Klienten hat bereits Erfahrung in spezifischer Suchtbehandlung (76% der Frauen und 68% der Männer).
FIGUR 7 DURCHSCHNITTLICHER SCHWEREGRAD PRO PROBLEMBEREICH NACH GESCHLECHT. KLIENTEN BEIM EINTRITT ZWISCHEN 2016 UND 2018 WEGEN EIGENEN PROBLEMEN, MIT EINER PSYCHISCHEN KOMORBIDITÄT.
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
Die Frauen mit geringer Ausbildung sind verhältnismässig zahlreicher (42% gegenüber 29% bei den Männern), und gleiches gilt für den Bezug einer IV Rente (40% gegenüber 26% bei den Männern). Die Männer mit Sozialhilfe sind verhältnismässig zweimal zahlreicher (15%, und 6% bei den Frauen). Die festgestellten Anteile der wesentlichen Problemsubstanzen beim Eintritt zeigen bei den Männern eine höhere Prävalenz von Problemen im Zusammenhang mit Kokain und/oder Heroin, im Gegensatz zu Problemen in Verbindung mit Konsum von Alkohol und Benzodiazepinen.
79
Statistischer Bericht
TABELLE 14 HAUPTSÄCHLICHE MERKMALE DER KLIENTEN MIT EINER PSYCHISCHEN KOMORBIDITÄT NACH GESCHLECHT – 2016-2018.
MÄNNER (N=189)
FRAUEN (N=109)
ALLE (N=298)
40.0 Jahre
44.5 Jahre
41.7 Jahre
39 Jahre
47 Jahre
42 Jahre
24 Jahre oder weniger
12%
7%
10%
55 Jahre oder mehr
15%
24%
18%
Alleinlebend
46%
47%
46%
Lebt mit Vater und/oder Mutter
13%
4%
9%
Mit geringer Ausbildung
29%
42%
34%
100% Stelle oder in Ausbildung
24%
10%
19%
Arbeitslos
6%
9%
7%
IV Rente
26%
40%
31%
Sozialhilfe
15%
6%
12%
Alkohol
71%
83%
75%
Kokain
16%
11%
8%
Heroin
10%
6%
14%
Cannabis
31%
28%
30%
Benzodiazepine
14%
18%
15%
Familie, Gatte/Gattin
9%
8%
9%
Akutspital, Psychiatrie
17%
23%
19%
Hausarzt, Psychiater
20%
21%
20%
Administrativ-/Justizbehörde
7%
9%
8%
68%
76%
71%
Gruppe 1
7%
3%
6%
Gruppe 2
4%
4%
4%
Gruppe 3
14%
14%
14%
Gruppe 4
22%
28%
24%
Gruppe 5
25%
28%
26%
Gruppe 6
27%
23%
26%
Durchschnittsalter Medianalter
PROBLEME BEIM EINTRITT
ZUWEISER
FRÜHERE BEHANDLUNG Ja GRUPPEN AUS DER TYPOLOGIE
80
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
DIE KLIENTEN VON 18 BIS 24 JAHREN 46 portal-stat.admin.ch/sgb2017/ files/fr/02a3.xml
Jeder Adoleszent oder junger Erwachsener lebt in einem speziellen Umfeld, welches seine Entwicklung und seine Integration in die Gesellschaft von Natur aus beeinflusst. Es existiert eine Vielzahl von Faktoren, welche diese Entwicklung positiv oder negativ beeinflussen können. Problematische Situationen können so entstehen und/oder sich verschlimmern mangels angemessener Unterstützung oder einer Frühintervention. Gemäss den Resultaten der Schweizer Gesundheitsbefragung 2017 46 konsumieren 1.5% der 15-24 Jährigen täglich Alkohol und 7.5% trinken drei- bis sechsmal pro Woche. Mehr als eine von zwanzig Personen aus dieser Altersklasse (5.3%) hat einen Konsum von mittlerem oder hohem Risiko. Die Resultate zeigen ebenfalls, dass 9% der 15-24 Jährigen im Verlaufe der letzten 30 Tage Cannabis konsumiert haben und dass 3.2% eine harte Droge (Kokain, Heroin, LSD usw.) im vergangenen Jahr zu sich genommen haben. In den letzten zehn Jahren war die Anzahl von Eintritten von jungen Erwachsenen bei Sucht Wallis jährlich sehr unterschiedlich, von 120 (2008) bis beinahe 200 (199 im Jahr 2017). Dies entspricht einem Anteil von 19% bis 26% aller Eintritte wegen eigenen Problemen.
81
Statistischer Bericht
TABELLE 15 WESENTLICHE MERKMALE DER KLIENTEN VON 18 BIS 24 JAHREN BEIM EINTRITT – 2016-2018.
MÄNNER (N=261)
FRAUEN (N=55)
ALLE (N=316)
20.6 Jahre
20.7 Jahre
20.6 Jahre
Medianalter
21 Jahre
21 Jahre
21 Jahre
Alleinlebend
9%
18%
10%
Lebt mit Vater und/oder Mutter
56%
31%
52%
Mit geringer Ausbildung
48%
66%
51%
100% Stelle oder in Ausbildung
65%
52%
63%
Arbeitslos
13%
7%
12%
IV Rente
5%
14%
7%
Sozialhilfe
3%
5%
3%
Alkohol
36%
40%
37%
Kokain
14%
22%
7%
Heroin
5%
15%
15%
Cannabis
68%
66%
68%
Videospiele/Internet
11%
1%
8%
Familie, Gatte/Gattin
17%
13%
16%
Akutspital, Psychiatrie
4%
4%
4%
Hausarzt, Psychiater
6%
6%
6%
Administrativ-/Justizbehörde
33%
26%
32%
32%
47%
35%
11%
20%
16%
Gruppe 1
38%
23%
36%
Gruppe 2
3%
3%
3%
Gruppe 3
3%
3%
3%
Gruppe 4
30%
45%
32%
Gruppe 5
3%
7%
4%
Gruppe 6
23%
19%
22%
Durchschnittsalter
PROBLEME BEIM EINTRITT
ZUWEISER
FRÜHERE BEHANDLUNG Ja PSYCHISCHE KOMORBIDITÄT Ja GRUPPEN AUS DER TYPOLOGIE
82
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
3.0
3.0
Männer
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 Psychol. Gesundheit
Arbeit, Einkommen
Rechtslage
Psychol. Gesundheit
Arbeit, Einkommen
Rechtslage
Familie
Körper. Gesundheit
Drogen
Alkohol
0.0
Frauen
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 Familie
Körper. Gesundheit
Drogen
0.0 Alkohol
Die Familie und die Justiz-/Administrativbehörden sind bei den Zuweisern übervertreten. Die Klienten verteilen sich im Wesentlichen auf die Gruppen 1, 4 und 6.
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
Cannabis ist die häufigste Problemsubstanz (bei 68% der Männer und 66% der Frauen). Probleme im Umgang mit Videospielen und/ oder Internet betreffen einen Mann von zehn (11%), während diese bei Frauen praktisch inexistent sind (1%).
FIGUR 8 DURCHSCHNITTLICHER SCHWEREGRAD PRO PROBLEMBEREICH UND NACH GESCHLECHT. KLIENTEN VON 18 BIS 24 JAHREN MIT EIGENER PROBLEMATIK BEIM EINTRITT – 2016 BIS 2018.
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
Die Tabelle 15 synthetisiert die wesentlichen Merkmale dieser speziellen Gruppe, Männer und Frauen getrennt. In Verbindung mit dem jungen Alter ist der Anteil allein lebender Klienten gering (9% bei den Männern und 18% bei den Frauen); der Anteil derjenigen mit geringer Ausbildung ist hoch (48% der Männer und 66% der Frauen).
83
Statistischer Bericht
DIE KLIENTEN VON 65 JAHREN UND MEHR 47 Office cantonal de statistique et de péréquation. Statistique de population – Perspectives démographiques à horizon 2040 – Valais et ses régions. Mai 2014 48 addictions-et-vieillissement.ch/ medecins.html
Die Walliser Bevölkerung wird älter, gleich wie in der übrigen Schweiz. Am 31.12.2018 lag der Anteil von Personen mit 65 Jahren und mehr im Wallis bei 19.6% (17.9% bei den Männern und 21.3% bei den Frauen). Das vom kantonalen Amt für Statistik und Finanzausgleich errechnete durchschnittliche demografische Szenario sieht vor, dass dieser Anteil im Jahr 2030 26% und im Jahr 2040 47 31% betragen wird.
49 Voir addictions-et-vieillissement.ch
Alkohol und Medikamente sind die zwei am häufigsten konsumierten Substanzen bei der älteren Bevölkerung. Mit dem Alter können mit dem Alkoholkonsum verbundene Probleme zum Vorschein kommen, sich verstärken oder die Entwicklung einer Sucht begünstigen. Das Älterwerden wird von physiologischen Veränderungen begleitet, welche die Auswirkungen beeinflussen können. Gemäss dem Schweizerischen Suchtmonitoring trinken 22% der Personen zwischen 65 und 74 Jahren täglich Alkohol, und bei den über 74 Jährigen sind es 29%. Der risikoreiche Alkoholkonsum, gemessen mittels täglichem Konsum in Gramm, ist am Anfang der Pensionierung am höchsten: 7% der Männer und Frauen von 65 bis 74 Jahre haben einen chronischen Risikokonsum 48. Wenn Medikamente wie Benzodiazepine oder Antidepressiva Personen beruhigen oder stimulieren können, so kann deren Konsum auch problematisch werden, da ältere Menschen sensibler auf deren Wirkung reagieren49. Ältere Personen mit Konsumproblemen haben sehr unterschiedliche soziale und materielle Bedürfnisse und Ressourcen. Sie können um Unterstützung nachfragen, welche gleichzeitig spezifische Kenntnisse sowohl in Bezug auf das Alter wie die Sucht erfordern, oder auch altersangepasste medizinische, therapeutische, pflegerische und psychosoziale Dienstleistungen. Um eine optimale Begleitung von Personen mit Suchtverhalten garantieren zu können ist eine pragmatische Zusammenarbeit der spezialisierten Suchtinstitutionen mit den Institutionen der medizinischen Grundversorgung und/oder medizinischen Versorgung für ältere Personen angezeigt respektive unerlässlich. In den vergangenen zehn Jahren sind jährlich zwischen 30 und 50 Personen aus dem Wallis mit 65 Jahren und mehr in die ambulanten und stationären Einheiten von Sucht Wallis eingetreten. Dies entspricht einem Anteil zwischen 5% und 7% aller Klienten, und das ist dreimal weniger als der Anteil dieser Altersgruppe an der Walliser Bevölkerung.
84
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
Die Tabelle 16 informiert über die wesentlichen Merkmale dieser Gruppe, Frauen und Männer separat, und die Figur 9 illustriert das Profil des durchschnittlichen Schweregrades. Die Hälfte der betroffenen Frauen lebt alleine (gegenüber 34% der Männer). Von den hauptsächlichen betrachteten Problemsubstanzen sind einzig Alkohol und Benzodiazepine genannt worden. Das Spital hat bei den Frauen in mehr als der Hälfte der Begleitungen zum Beginn einer solchen beigetragen. In Verbindung mit den für die beschreibende Typologie erstellten Gruppen sind die Männer in der Gruppe 2 übervertreten, währenddessen die Frauen verhältnismässig häufiger in den Gruppen 3 und 5 sind.
TABELLE 16 WESENTLICHE MERKMALE DER KLIENTEN MIT 65 JAHREN UND MEHR BEIM EINTRITT FÜR EIGENE PROBLEME IN DIE AMBULANTEN EINHEITEN – 2016-2018.
MÄNNER (N=82)
FRAUEN (N=36)
ALLE (N=118)
70.2 Jahre
70.8 Jahre
70.3 Jahre
Medianalter
69 Jahre
70 Jahre
69 Jahre
Alleinlebend
34%
50%
39%
Alkohol
99%
94%
97%
Kokain
0%
0%
0%
Heroin
1%
0%
1%
Cannabis
0%
0%
0%
Benzodiazepine
6%
8%
6%
Familie, Gatte/Gattin
22%
17%
20%
Akutspital, Psychiatrie
29%
53%
36%
Hauszarzt, Psychiater
15%
17%
15%
Administrativ-/Justizbehörde
18%
8%
15%
46%
58%
50%
5%
16%
9%
Gruppe 1
17%
6%
14%
Gruppe 2
48%
17%
40%
Gruppe 3
29%
39%
31%
Gruppe 4
0%
0%
0%
Gruppe 5
7%
39%
14%
Gruppe 6
0%
0%
0%
Durchschnittsalter
PROBLEME BEIM EINTRITT
ZUWEISER
FRÜHERE BEHANDLUNG Ja PSYCHISCHE KOMORBIDITÄT Ja GRUPPEN AUS DER TYPOLOGIE
85
Statistischer Bericht
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
3.0
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
FIGUR 9 DURCHSCHNITTLICHER SCHWEREGRAD PRO PROBLEMBEREICH, NACH GESCHLECHT. KLIENTEN MIT 65 JAHREN UND MEHR, EINRITT FÜR EIGENE PROBLEME – 2016 BIS 2018.
3.0
Männer
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 Psychol. Gesundheit
Arbeit, Einkommen
Rechtslage
Psychol. Gesundheit
Arbeit, Einkommen
Rechtslage
Familie
Körper. Gesundheit
Frauen
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 Familie
Körper. Gesundheit
Drogen
0.0 Alkohol
86
Drogen
Alkohol
0.0
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
DIE KLIENTEN MIT AUFLAGE DER JUSTIZ Bei Interventionen im Suchtbereich spielt die Frage des Verbots eine wichtige Rolle, da der Konsum von vielen psychotropen Substanzen illegal ist. Eine Anzahl von Personen hat neben Suchtproblemen ebenfalls administrative oder rechtliche Probleme. Die Tabelle 17 stellt die wesentlichen Merkmale der Klienten mit Auflage der Justiz (in Verbindung mit dem Amt für Sanktionen und Begleitmassnahmen, dem Jugendgericht, usw.) mit Eintritt zwischen 2016 und 2018 dar. Das sind 190 Klienten, mit einer Übervertretung von Männern mit 86% aller Eintritte.
87
Statistischer Bericht
TABELLE 17 WESENTLICHE MERKMALE DER DURCH ADMINISTRATIV- UND/ ODER JUSTIZBEHÖRDEN ZUGEWIESENER KLIENTEN WEGEN EIGENER PROBLEME – 2016-2018.
MÄNNER (N=164)
FRAUEN (N=26)
ALLE (N=190)
21.5 Jahre
22.0 Jahre
21.6 Jahre
17 Jahre
17 Jahre
17 Jahre
24 Jahre oder jünger
78%
77%
78%
55 Jahre oder mehr
2%
4%
2%
Alleinlebend
8%
0%
7%
Lebt mit Vater und/oder Mutter
70%
62%
69%
Mit geringer Ausbildung
27%
20%
26%
100% Stelle oder in Ausbildung
83%
73%
82%
Arbeitslos
5%
4%
5%
IV Rente
5%
0%
4%
Sozialhilfe
2%
4%
2%
Alkohol
24%
27%
25%
Kokain
9%
15%
3%
Heroin
1%
15%
9%
Cannabis
78%
85%
79%
Amphetamine
3%
12%
4%
LSD
2%
4%
2%
Benzodiazepine
1%
12%
2%
Familie, Gatte/Gattin
4%
4%
4%
Akutspital Psychiatrie
1%
4%
1%
Hauszarzt, Psychiater
0%
0%
0%
100%
100%
100%
22%
31%
23%
5%
12%
14%
Gruppe 1
54%
46%
53%
Gruppe 2
3%
9%
4%
Gruppe 3
0%
0%
0%
Gruppe 4
10%
18%
11%
Gruppe 5
7%
0%
6%
Gruppe 6
25%
27%
25%
Durchschnittsalter Medianalter
PROBLEME BEIM EINTRITT
ZUWEISER
Administrativ-/Justizbehörde FRÜHERE BEHANDLUNG Ja PSYCHISCHE KOMORBIDITÄT Ja GRUPPEN AUS DER TYPOLOGIE
88
Beschreibende Typologie und spezifische Gruppen
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
3.0
3.0
Männer
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 Psychol. Gesundheit
Arbeit, Einkommen
Rechtslage
Psychol. Gesundheit
Arbeit, Einkommen
Rechtslage
Familie
Körper. Gesundheit
Drogen
Alkohol
0.0
Frauen
2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 Familie
Körper. Gesundheit
Drogen
0.0 Alkohol
Rund die Hälfte (54% der Männer und 46% der Frauen) der Klienten dieser Kategorie gehören zur Gruppe 1 und ein Viertel (25% der Männer und 27% der Frauen) zur Gruppe 6 (infolge einer starken Präsenz von Justizproblemen).
FIGUR 10 DURCHSCHNITTLICHER SCHWEREGRAD NACH PROBLEMBEREICH, NACH GESCHLECHT. ZUWEISUNG DURCH ADMINISTRATIV- UND/ODER JUSTIZBEHÖRDEN VON KLIENTEN MIT EIGENEN PROBLEMEN ZWISCHEN 2016 UND 2018.
DURCHSCHN. SCHWEREGRAD
Drei Viertel dieser Gruppe sind 24 Jährig oder jünger, und die ganz grosse Mehrheit lebt mit Vater und/ oder Mutter. Die Klienten ohne Arbeit oder mit einer IV Rente respektive Sozialhilfe sind dabei untervertreten. Cannabis ist beim Eintritt die häufigste Problemsubstanz (78% bei den Männern und 85% bei den Frauen), gefolgt vom Alkohol. Bei den Frauen ist der Anteil von Problemen mit Kokain und/oder Heroin verhältnismässig höher als bei den Männern.
89
4
Der Behand der Kli in den Ei
90
4
dlungspfad ienten inheiten
91
92
Das Ziel dieses Kapitels ist es, die Komplexität, welche ein Veränderungsprozess für gewisse Klienten aufweisen kann, aufzuzeigen. Es geht dabei um das Finden von Antwortelementen auf folgende Fragen: • Welches ist der Anteil von Klienten, die mehrmals Angebote von Sucht Wallis in Anspruch nehmen? • Welche Angebote benutzen neue Klienten? • Welches sind die Merkmale von Klienten deren Behandlungspfad über den stationären Sektor führt?
93
Statistischer Bericht
Der Rückfall im Veränderungsprozess 50 Gormley, A. & Laventure, M. (2012). Intervenir auprès d’adultes dépendants en rechute: point de vue de l’usager et de l’intervenant. Drogues, santé et société, 11 (2), 72–93. erudit.org/fr/revues/dss/2012-v11-n2dss01065/1021244ar/
Das Fortschreiten des Klienten in der Verbesserung seiner Situation entwickelt sich und umfasst verschiedene Etappen: Zum Beispiel die Einsicht und die Motivation für eine Verhaltensänderung, sich Strategien anzueignen um sich zu behaupten, die Verbesserung seiner Situation bezüglich Wohnen, Arbeit, soziales Netz, Risikosituationen zu vermeiden. Ebenfalls dazu gehört die Stabilisierung seiner Situation, sowohl was den Konsum als auch das tägliche Leben betrifft. Auch wenn der Rückfall eines Klienten nicht obligatorisch ist, so ist er ein Teil des normalen Prozesses bei einer Veränderung des Suchtverhaltens. Er kann beispielsweise korrelieren mit Langeweile, Isolierung oder Stress; ein Rückfall ist mehr als ein reiner Ausrutscher oder ein punktueller Wiederkonsum. Es ist wichtig, dessen Mechanismen mit dem Klienten bearbeiten zu können. Der Rückfall ist die Regel und nicht die Ausnahme in der Suchtbehandlung; ein grosser Teil der Klienten wird eines Tages einen solchen haben 50, während oder nach Abschluss einer spezialisierten Begleitung. In letzterem Fall kann der Klient erneut eine Begleitung aufnehmen und passende spezialisierte Angebote für seinen Entwicklungs- und Veränderungsprozess in Anspruch nehmen. Die Begleitung eines Klienten beschränkt sich somit nicht auf eine episodische Intervention. Die Evaluation des Bedürfnis nach spezialisierten Ressourcen darf demzufolge nicht auf einen bestimmten Moment im Leben des Klienten beschränkt sein. Die Vision der Sucht als chronische Problematik, die verschiedene Dienstleistungen über mehrere Jahre benötigt, ist in die spezialisierte und individualisierte Begleitung zu integrieren. Klienten haben schon zu verschiedenen Lebenszeitpunkten bei Sucht Wallis Unterstützung gesucht, ob mit oder ohne Erreichung ihrer Ziele. Gewisse Klienten werden nach Abschluss einer Begleitung oder Behandlung einen Rückfall haben und später wieder kommen. Wieder andere kommen nur ein einziges Mal, mit oder ohne regulären Abschluss ihrer Begleitung.
94
Der Behandlungspfad der Klienten in den Einheiten
Frühere Benutzung von Angeboten der Stiftung 51 Es ist zu bemerken, dass im ambulanten Sektor der Stiftung eine Begleitung ohne Kontakt mit dem Klienten während mehr als drei Monaten und ohne neuen abgemachten und/oder vorgesehenen Kontakt als beendet betrachtet wird. 52 Eine Behandlungsepisode ist definiert entweder als jede Periode einer ambulanten Begleitung zwischen Aufnahme (Datum des Erstgesprächs) und dem Austritt (Datum des letzten Beratungsgesprächs), oder als jeder stationäre Aufenthalt in der Zeit zwischen dem ersten und dem letzten Aufenthaltstag (ob mit oder ohne regulären Abschluss).
Das Klienten Monitoring in jedem Sektor ermöglicht Sucht Wallis die Identifikation jedes Klienten mittels eines einzigen Codes. Obschon jede Einheit ihre Eintritte separat erfasst, erlaubt es die Organisation des Informatiksystems, den Verlauf früherer ambulanter Begleitungen oder stationärer Behandlungen unter Berücksichtigung des Datenschutzes zu bewahren. Bei jedem Eintritt ist es so möglich, die frühere Benutzung von Angeboten in den Einheiten von Sucht Wallis nachzuverfolgen.
DIE KLIENTENGRUPPE Die folgende Analyse umfasst die Eintritte von Walliser Klienten mit eigener Problematik in die ambulanten und stationären Einheiten der Stiftung zwischen dem 01.01.2016 und dem 31.12.2018. Für jeden Klienten sind die Informationen zu all seinen Eintritten seit dem 01.01.2000 erfasst. Die Ziffer der letzten Aufnahme in der Geschichte des Klienten wird erstellt und gibt an, ob es sich um die erste, die zweite, dritte Aufnahme usw. handelt 51. Es wird dokumentiert, in welchem Sektor der Stiftung - ambulant oder stationär – die Aufnahme stattfindet, und die Anzahl Behandlungsepisoden 52 in der Vergangenheit ist ebenfalls bekannt.
95
Statistischer Bericht
RESULTATE Die nachfolgende Tabelle 18 zeigt die Aufteilung der analysierten Klienten gemäss der Anzahl Eintritte seit dem Jahr 2000. Die Figur 11 illustriert die festgestellte Verteilung nach Geschlecht. Rund sechzig Prozent der Klienten sind beim Eintritt bei Sucht Wallis nicht bekannt und kommen zum ersten Mal (62.4% im Jahr 2016 und 58.4% in den Jahren 2017 und 2018); beinahe einer von fünf Klienten kommt zum zweiten Mal zu Sucht Wallis (18.4% im Jahr 2016, 17.4% im Jahr 2018). Für mehr als jeden zehnten Klienten ist es wenigstens der vierte Eintritt (10.4% im Jahr 2016 und 15.6% im Jahr 2018). Die maximal beobachtete Anzahl Eintritte liegt bei acht.
TABELLE 18 AUFTEILUNG (IN %) DER KLIENTENEINTRITTE FÜR EIGENE PROBLEME SEIT 2000; BEIM EINTRITT MIT WOHNSITZ IM WALLIS. EINTRITTE 2016 – 2018.
96
2016 (N=888)
2017 (N=830)
2018 (N=682)
1. Eintritt
62.4
58.4
58.4
2. Eintritt
18.4
18.8
17.4
3. Eintritt
8.8
10.5
8.7
4. Eintritt
5.3
6.0
6.5
5. Eintritt
2.8
3.3
3.4
6. Eintritt oder mehr
2.3
2.9
5.7
L’addiction et son accompagnement, contexte national et contexte cantonal
FIGUR 11 AUFTEILUNG DER ANZAHL BISHERIGER BEHANDLUNGSEPISODEN BEIM EINTRIT – 2016-2018.
Männer
Frauen
60
50
50
40
40
Anteil (%)
Anteil (%)
60
30
30
20
20
10
10
0
0 1
2
3
4
5
6
ANZAHL BEHANDLUNGSEPISODEN
7
8
1
2
3
4
5
6
7
8
ANZAHL BEHANDLUNGSEPISODEN
97
Statistischer Bericht
DER AMBULANTE SEKTOR, HAUPTSÄCHLICHER EINTRITTSORT FÜR WALLISER KLIENTEN Für im Wallis ansässige Klienten, die für ihre eigenen Probleme in Begleitung sind, ist der ambulante Sektor der häufigste Eintrittsort innerhalb der Stiftung; Situationen mit direktem Eintritt in den stationären Sektor sind die Ausnahme. Dies hat mit dem Start des von der Dienststelle für Sozialwesen des Staats Wallis installierten Zentrums für Indikation und Begleitung (ZIB) im Jahre 2010 zu tun. Der ambulante Sektor übernimmt die Funktion als Indikationszentrum für die stationären Einheiten.
TABELLE 19 ANTEIL (IN %) DER IM AMBULANTEN SEKTOR ERFOLGTEN EINTRITTE WEGEN EIGENEN PROBLEMEN BEI IM WALLIS WOHNHAFTEN KLIENTEN, GEMÄSS DER SEIT 2000 REGISTRIERTEN EINTRITTSNUMMER – EINRITTE 2016-2018, RESULTATE PRO JAHR.
2016 (N=888)
2017 (N=830)
2018 (N=682)
1. Eintritt
98.7
98.6
99.0
2. Eintritt
82.2
84.6
84.9
3. Eintritt
71.8
83.9
78.0
4. Eintritt
78.7
66.0
70.5
5. Eintritt
80.0
70.4
52.2
In den vergangenen drei Jahren erfolgten 98.7% der ersten Eintritte von Klienten in einer ambulanten Einheit. Bei einem erneuten späteren Eintritt nimmt dieser Anteil ab: bei einem 2. Eintritt erfolgt ein solcher zu 83.8% in einer ambulanten Einheit und reduziert sich bis zum 5. Eintritt auf 68.8%. Die Tabelle 19 detailliert die jährlichen Resultate.
98
Der Behandlungspfad der Klienten in den Einheiten
Die Verbindung zwischen der Anzahl Behandlungsepisoden und der Zugehörigkeit zu einer Gruppe aus der beschreibenden Typologie (s. Kapitel 3) zeigt die Figur 13. Die Mehrheit der Personen aus den Gruppen 1 und 2 erlebt ihre erste Begleitung innerhalb der Stiftung; im Gegensatz dazu ist dies nur bei einer Minderheit der Personen aus den Gruppen 5 und 6 der Fall.
ANZAHL STATIONÄREN BEHANDLUNGEN
FIGUR 12 AUFTEILUNG DER EINTRITTE GEMÄSS ANZAHL AMBULANTER BEGLEITUNGEN UND DER ANZAHL FRÜHERER BEHANDLUNGEN IM STATIONÄREN SEKTOR VON SUCHT WALLIS - 2016-2018.
1
2
3
4 5
0
1 2 3
ANZAHL AMBULANTEN BEGLEITUNGEN
FIGUR 13 FÜR JEDE GRUPPE AUS DER TYPOLOGIE, AUFTEILUNG DER KUMULIERTEN ANZAHL BEHANDLUNGSEPISODEN INNERHALB SUCHT WALLIS (AMBULANT UND STATIONÄR – GEZÄHLT WERDEN BEGLEITUNGEN/BEGONNENE BEHANDLUNG).
1
2
3
4
5 6
Gruppe 1
GRUPPEN
Die Figur 12 illustriert die Verteilung der gewählten Gruppe anhand aller früheren Behandlungsepisoden, indem die Anzahl ambulanter Begleitungen in Bezug zur Anzahl stationärer Aufenthalte gesetzt wird (die Fläche eines Rechtecks ist proportional zur beobachteten Anzahl jeder Kombination). Steigt die Anzahl ambulanter Episoden, so erhöht sich auch die Zahl stationärer Aufenthalte.
Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4 Gruppe 5 Gruppe 6
ANZAHL BEHANDLUNGSEPISODEN
99
Statistischer Bericht
Die Tabelle 20 detailliert die Aufteilung der Personen jeder Gruppe nach Anzahl Begleitungen pro Sektor, sowie alle zusammen. Die Personen der Gruppen 1 und 2 haben selten eine stationäre Behandlungsepisode hinter sich (5% beziehungsweise 13%). Rund ein Fünftel der Klienten aus den Gruppen 3 und 4 haben bislang keine stationäre Behandlung absolviert (22% beziehungsweise 19%). Für die Klienten der Gruppen 5 und 6 steigt dieser Anteil auf 33% beziehungsweise 40%.
TABELLE 20 AUFTEILUNG (IN %) DER KLIENTEN ALLER GRUPPEN AUS DER TYPOLOGIE, NACH ANZAHL AMBULANTER BEGLEITUNGEN, NACH ANZAHL STATIONÄREN BEHANDLUNGEN SOWIE NACH KUMULIERTER ANZAHL FRÜHERER BEGLEITUNGEN UND BEHANDLUNGEN (GEZÄHLT WERDEN BEGLEITUNG/ BEGONNENE BEHANDLUNG).
GRUPPE 1 (N=321)
GRUPPE 2 (N=231)
GRUPPEE 3 (N=189)
GRUPPE 4 (N=286)
GRUPPE 5 (N=273)
GRUPPE 6 (N=201)
1
73
73
65
59
54
49
2
18
15
18
24
24
29
3
6
6
7
9
14
13
4 oder mehr
3
5
10
9
8
10
0
95
87
78
81
67
60
1
4
8
13
14
22
27
2
1
3
6
3
8
8
3 oder mehr
1
2
2
2
3
6
1
72
70
59
54
46
36
2
18
13
18
21
22
26
3
5
6
7
12
12
14
4
3
5
6
6
7
14
5
1
2
4
3
7
5
6 oder mehr
2
3
5
4
6
5
ANZAHL AMBULANTER BEGLEITUNGEN
ANZAHL STATIONÄRER BEHANDLUNGEN
TOTAL AMBULANTE UND STATIONÄRE BEHANDLUNGEN
100
Der Behandlungspfad der Klienten in den Einheiten
Potentielle Benutzung der Angebote von Sucht Wallis Der vorherige Abschnitt war ein Rückblick auf die Analyse der Inanspruchnahme von Dienstleistungen von Sucht Wallis. Dieser Abschnitt verwendet einen prospektiven Ansatz. Sein Ziel ist die Beschreibung der potentiellen Benutzung von Angeboten der Stiftung durch einen neuen im Wallis ansässigen Klienten beim 1. Eintritt, sowie Antwortelement auf folgende Fragen zu liefern: Wie wird die Exposition eines neuen Klienten für ambulante Angebote sein? Welches ist die Wahrscheinlichkeit, dass er während seiner Begleitung einen stationären Eintritt benötigt? Welches sind die Variablen, die mit einer stärkeren Inanspruchnahme ambulanter Angebote verbunden sind?
DIE KLIENTENGRUPPE Mittels des Codes des elektronischen Dossiers ist jeder Klient zu identifizieren, und es kann die Benutzung aller Angebote der Stiftung für jeden von ihnen erstellt werden unter Berücksichtigung des Datenschutzes. Die in diesem Abschnitt analysierte Klientengruppe umfasst die ambulanten Eintritte erwachsener Walliser Klienten ohne frühere Behandlung, von 01.01.2011 bis zum 31.12.2013 (N=1'235 verschiedene Klienten, 973 Männer und 262 Frauen). Der Beobachtungszeitraum für die zukünftige Benutzung von Angeboten dieser Klienten nach ihrem ersten Eintritt dauert bis zum 31.12.2018. Die per 31.12.2018 nicht beendeten Behandlungsepisoden sind in den Analysen mitberücksichtigt (sie stellen die letzte Episode dar).
DIE BESCHREIBUNG VON POTENTIELLEN BEHANDLUNGSPFADEN Nicht ganz zwei tausend (1'972) Behandlungsepisoden sind im Beobachtungszeitraum zu registrieren, was durchschnittlich 1.6 Episoden pro Klient ergibt. Die Tabelle 21 informiert betreffend 96% der beobachteten Behandlungspfade innerhalb der zwei Sektoren von Sucht Wallis im Beobachtungszeitraum. Der für jeden Klienten rekonstruierte Behandlungspfad setzt sich aus einer Abfolge von A und S zusammen: die Länge der Abfolge entspricht der Anzahl erfolgter Behandlungsepisoden, ein A bezeichnet eine Behandlungsepisode in einer ambulanten Einheit und ein S eine solche in einer stationären Einheit. Die Abfolge AASA zum Beispiel bedeutet, dass der Klient 4 Behandlungsepisoden hat, die 1. und 2. in einer ambulanten Einheit, die 3. in einer stationären und die 4. wiederum im ambulanten Sektor.
101
Statistischer Bericht
TABELLE 21 RELATIVER ANTEIL (IN %) DER HÄUFIGSTEN PARCOURS IN DEN SEKTOREN VON SUCHT WALLIS. ERWACHSENE IM WALLIS WOHNHAFTE KLIENTEN MIT EINTRITT ZWISCHEN 2011 UND 2013 OHNE DEKLARIERTE FRÜHERE BEHANDLUNG. BEOBACHTUNGSZEITRAUM: VOM 01.01.2011 BIS ZUM 31.12.2018.
MÄNNER (N=973)
FRAUEN (N=262)
ALLE (N=1’235)
A
62.9
61.5
62.6
AA
17.4
14.9
16.8
AS
5.6
6.5
5.8
AAA
3.4
5.3
3.8
ASA
1.8
1.5
1.8
AAS
1.4
1.5
1.5
AAAA
1.1
0.0
0.9
SA
0.8
0.8
0.8
AAAS
0.7
0.8
0.7
AASA
0.5
1.1
0.7
ASSA
0.5
0.8
0.6
Rund zwei Drittel dieser Gruppe (62.3%; 62.9% der Männer und 61.4% der Frauen) haben im Beobachtungszeitraum eine Begleitung in einer ambulanten Einheit, und ein Klient von sechs (16.8%; 17.4% der Männer und 14.9% der Frauen) haben zwei ambulante Begleitungen. Ein Klient von sechs (15.8%; 15.2% der Männer und 17.9% der Frauen) hat mindestens einen stationären Aufenthalt im Beobachtungszeitraum. Die 4.1% in Tabelle 21 nicht erfassten Behandlungspfade bestehen aus
102
Abfolgen von Behandlungsepisoden die sehr kompliziert sein können, beispielsweise AASAAA, ASSAA, AASSAA oder AASASA. Am 31.12.2018 war rund einer von 10 Klienten (9.1%, N=113) noch aktiv in einer Einheit der Stiftung (9.4% bei den Männern und 8.4% bei den Frauen). Von diesen Klienten war rund ein Drittel (32.7%, N=37) in der 1. Behandlungsepisode, ebenfalls ein Drittel (36.3%, N=41) in der 2. Behandlungsepisode und einer von acht (13.1%, N=15) in der 3. Behandlungsepisode.
Der Behandlungspfad der Klienten in den Einheiten
DIE ANGEMESSENHEIT STATIONÄRE ANGEBOTE ZU BENUTZEN Einer von sechs Klienten hat in den fünf bis acht Jahren nach seinem ersten Eintritt bei Sucht Wallis einen Aufenthalt in einer stationären Einheit (s. Tabelle 21). Ziel dieses Abschnitts ist das Hervorheben der Variablen, verbunden mit der Situation des Klienten beim Eintritt in das System von Sucht Wallis, und die ebenfalls verbunden sind mit der Inanspruchnahme von Angeboten in den stationären Einheiten. Die Inanspruchnahme von stationären Dienstleistungen ist erfüllt bei einem Aufenthalt in einer stationären Einheit im Beobachtungszeitraum. Etwas präziser: für jeden Problembereich der mittels IGT evaluiert wurde, werden die Verbindungen dieser Variable mit dem geschätzten Schweregrad der Probleme sowie dem Ausmass der Besorgnis bezüglich des Problems beim Eintritt analysiert. Dazu wurden zwei Kategorien für die erklärenden Variablen konstruiert: • Für den Schweregrad von Problemen: Tiefes Niveau = kein/leicht/mittel Hohes Niveau = beträchtlich/extrem • Für das Ausmass der Besorgnis bezüglich Problemen: Tiefes Ausmass = überhaupt nicht/wenig/mittel Hohes Ausmass = viel/extrem
103
Statistischer Bericht
Die nachfolgende Tabelle 22 hebt für jeden Problembereich die potentielle Verbindung zwischen der Inanspruchnahme von stationären Angeboten der Stiftung mit jedem Indikator hervor, indem die beobachteten Anteile für Unterstützung in jeder Kategorie eines Niveaus des Schweregrades und dem Ausmass der Besorgnis dargestellt werden. Die Niveaus des Schweregrades der Probleme im Zusammenhang mit Drogenkonsum, der physischen Gesundheit und der Rechtslage sind nicht statistisch signifikant für eine Benutzung von Angeboten in einer stationären Einheit. Die Niveaus des Schweregrades der Probleme mit: Alkoholkonsum (hohes Niveau: 27.3% und tiefes Niveau: 12.0%), Familienproblemen (25.8% versus 13.7%), psychischen Gesundheit (21.4% versus 14.6%) sowie Arbeit und Einkommen (24.7% versus 13.9%) sind statistisch signifikant verbunden mit der Wahrscheinlichkeit, stationäre Angebote während des Beobachtungszeitraums zu benutzen. Die Resultate für das Ausmass der Besorgnis bezüglich der Probleme sind in der gleichen Grössenordnung.
TABELLE 22 ANTEIL (IN %) DER KLIENTEN WELCHE STATIONÄRE ANGEBOTE BENUTZT HABEN, FÜR ALLE NIVEAUS DES SCHWEREGRADES UND JEDES AUSMASS DER BESORGNIS. NEUE ERWACHSENE IM WALLIS WOHNHAFTE KLIENTEN MIT EINTRITT ZWISCHEN 2011 UND 2013. BEOBACHTUNGSZEITRAUM VOM 01.01.2011 BIS ZUM 31.12.2018.
NIVEAU DES SCHWEREGRADES Hoch
p-Wert*
Tief
Hoch
p-Wert*
Alkohol NG =1’028 ; NP =1’000
12.0
27.3
<.001
13.5
26.7
<.001
Drogen NG =998 ; NP =984
15.5
18.5
.346
16.0
18.9
.382
Physische Gesundheit NG =1’027 ; NP =995
16.1
18.2
.604
16.8
15.1
.676
Familie/ Beziehungen NG =1’026 ; NP =1’005
13.7
25.8
<.001
14.1
23.9
<.001
Psychische Gesundheit NG =1’015 ; NP =980
14.6
21.4
.013
12.6
25.4
<.001
Arbeit/Einkommen NG =1’023 ; NP =994
13.9
24.7
<.001
13.9
22.8
<.001
Rechtslage NG =1’013 ; NP =998
16.8
13.4
.584
16.9
13.5
.492
*Chi-Quadrat-Test
104
AUSMASS DER BESORGNIS
Tief
Der Behandlungspfad der Klienten in den Einheiten
Um die Relevanz der Rolle jeder einzelner der acht Variablen, die statistisch signifikant sind und in Tabelle 22 (p-Wert kleiner als 0.05) hervorgehoben werden, besser evaluieren zu können, wurde ein Modell multivariabler logistischer Regression (stepwise) angewendet unter Berücksichtigung der Variablen Alter und Geschlecht. Es geht darum, nur die wichtigsten Variablen in Verbindung mit der Wahrscheinlichkeit, stationäre Angebote zu benutzen in einer der Einheiten während des Beobachtungszeitraums, zu behalten.
Daraus folgt, dass ein Klient: • mit hohem Niveau des Schwergrades beim Alkoholkonsum eine 2.3x grössere Chance für einen stationären Aufenthalt hat als einer mit einem tiefen Niveau des Schweregrades;
Die Resultate des Modells sind in Tabelle 23 dargestellt. Es wurden dafür vier Variablen berücksichtigt, und zwar:
• mit einem hohen Niveau des Schweregrades bezüglich Arbeit und Einkommen eine 1.6x höhere Chance für einen stationären Aufenthalt hat als einer mit einem tiefen Niveau des Schweregrades;
• Das Niveau des Schweregrades des Alkoholkonsums, • Das Niveau des Schweregrades bezüglich Familie und zwischenmenschliche Beziehungen, • Das Niveau des Schweregrades bezüglich Arbeit und Einkommen, • und das Niveau des Schweregrades betreffend psychische Gesundheit.
• mit hohen Ausmass von Besorgnis betreffend seiner psychischen Gesundheit eine 1.8x höhere Chance für einen stationären Aufenthalt hat als einer mit einem tiefen Ausmass von Besorgnis;
• mit einem hohen Niveau des Schweregrades bezüglich Familie und zwischenmenschliche Beziehungen eine 1.5x höhere Chance hat für einen stationären Aufenthalt als einer mit einem tiefen Niveau des Schweregrades; • mit einem kumulierten hohen Niveau des Schweregrades in den Bereichen Alkoholkonsum, Arbeit und Einkommen sowie Familie und zwischenmenschliche Beziehungen und mit einem hohen Ausmass an Besorgnis bezüglich psychischer Gesundheit eine 10x höhere Chance für einen stationären Aufenthalt hätte als einer mit einem tiefen Niveau in all diesen Lebensbereichen.
TABELLE 23 RESULTATE DER ANWENDUNG EINES MULTIVARIABLEN LOGISTISCHEN REGRESSIONSMODELLS STEPWISE (DURCH KONTROLLE DER VARIABLEN ALTER UND GESCHLECHT) ZUR MODELLISIERUNG DER WAHRSCHEINLICHKEIT, WÄHREND DER BEOBACHTUNGSZEIT ANGEBOTE DER STATIONÄREN EINHEITEN ZU BENUTZEN.
Koeffizient
p-Wert
95% - IK
Odds ratio
Alkohol Hohes Niveau des Schweregrades
0.882
<.001
[.440 ; 1.203]
2.276
Familie / Beziehungen Hohes Niveau des Schweregrades
0.401
.053
[-.011 ; .805]
1.494
Arbeit/Einkommen Hohes Niveau des Schweregrades
0.494
.014
[.096 ; .885]
1.640
Psychische Gesundheit Hohes Ausmass von Besorgnis
0.598
.002
[.214 ; .978]
1.819
N=949; Chi2(943) =772.2; Prob > chi2 <.001; Log likelihood = -386.1; Pseudo R2 (McFadden) = 0.283
105
Statistischer Bericht
DIE ANZAHL STUNDEN AMBULANTER BERATUNG 53 Das Lesen einer Lebenskurve in einer Grafik kann doppelt sein: • Das horizontale Lesen erlaubt, ausgehend von einer Wahrscheinlichkeit auf der Achse der Ordinaten, das Ziehen einer horizontalen Linie bis zum Kreuzen der Lebenskurve. Die Verbindung auf der Abszisse ergibt eine Anzahl Beratungsstunden. Zum Beispiel, dem Wert einer Wahrscheinlichkeit von 1 entspricht der Wert 0 Beratungsstunden (100% der Klienten werden von 0 Beratungsstunden oder mehr profitieren). Oder der Wert 0.5, d.h. ein Anteil von 50% der Klienten, entspricht dem Median der Anzahl Beratungsstunden. • Ein vertikales Lesen erlaubt, ausgehend von einer auf der Achse der Abszisse fixierten Anzahl Beratungsstunden (z.B. 20 Stunden) das Ziehen einer vertikalen Linie bis zum Kreuzen der Lebenskurve. Die Verbindung auf der Achse der Ordinaten ergibt so die Wahrscheinlichkeit, einen Klienten mit einer identischen oder grösseren Anzahl ambulanter Beratungsstunden zu haben.
106
In der Stiftung Sucht Wallis werden die von spezialisierten Suchtberatern im ambulanten Sektor für jeden Klienten geleisteten Beratungs- und Begleitungsstunden digital erfasst. Diese Tätigkeiten umfassen Einzelberatung, Beratungsgespräche mit Netzpartnern, Telefonkontakte und spezifische administrative Arbeiten. So kann die Anzahl Beratungsstunden für jeden Klienten in der Beobachtungszeit bestimmt werden. Dieser Abschnitt hat die Beschreibung der Exposition für ambulante Angebote zum Ziel. Zusätzlich wird die Verbindung mit dem Niveau des Schweregrades der Probleme sowie mit dem Ausmass der Besorgnis des Klienten bezüglich seiner Probleme analysiert. Die statistischen Analysen beruhen auf den Methoden der Lebensdatenanalyse, indem die Exposition am 31.12.2018 einer noch nicht beendeten Behandlungsepisode als zensiertes Data behandelt wird. Durchschnittlich benutzt ein Klient ab seinem ersten Eintritt 31.6 Stunden ambulanter Angebote (30.2 Stunden für die Männer und 36.6 Stunden für die Frauen).
Der Behandlungspfad der Klienten in den Einheiten
VERBINDUNG VON GESCHLECHT, ALTERSKLASSE UND HAUPTPROBLEM BEIM EINTRITT Die Tabelle 24 detailliert die statistischen Zusammenfassungen der Verteilung der Anzahl Stunden nach Geschlecht, Altersklasse und den vier Hauptproblemen beim Eintritt. Die drei Faktoren sind in statistisch signifikanter Weise verbunden mit der Anzahl erfolgter ambulanter Beratungsstunden. So:
TABELLE 24 STATISTISCHE ZUSAMMENFASSUNG DER VERTEILUNG DER ANZAHL STUNDEN BERATUNG UND BEGLEITUNG NACH GESCHLECHT, ALTERSKLASSE UND DEM HAUPTPROBLEM BEIM EINTRITT. EINTRITTE 2011-2013. BEOBACHTUNGSZEITRAUM VOM 01.01.2011 BIS ZUM 21.12.2018.
DURCHSCHNITT
Q1*
MEDIAN
Q3**
GESCHLECHT
P-WERT*** .05
Männer
30.2
8.0
16.0
36.7
• werden die Frauen nach dem ersten Eintritt eine grössere Anzahl Stunden als die Männer erhalten; • sind die Klienten der Alterklassen 25-34 Jahre und 35-44 Jahre diejenigen mit den meisten ambulanten Beratungsstunden; • die Klienten mit der Hauptproblematik Heroin haben eine höhere Anzahl ambulanter Beratungsstunden.
Frauen
36.6
8.5
21.2
44.5
Alkohol
30.7
8.7
16.7
37.9
Die Figur 14 illustriert die Resultate mittels geschätzter Lebenskurven für alle Kategorien der drei analysierten Variablen. Sie setzen die Anzahl ambulanter Beratungsstunden in Beziehung zu dem Anteil der Klienten, welcher eine identische oder höhere Anzahl Beratungsstunden hat. Oder anders ausgedrückt zeigen sie die Wahrscheinlichkeit für einen Walliser Klienten beim ersten Eintritt, von einer gleichen oder höheren Anzahl Beratungsstunden profitieren zu können als eine fixierte Anzahl1 53.
Heroin
60.1
25.5
42.5
76.4
Kokain
32.9
8.4
16.0
31.9
Cannabis
23.7
6.2
12.2
30.4
ALTERSKLASSE
.90
18-24 Jahre
29.4
7.0
16.0
35.0
25-34 Jahre
38.3
9.7
20.5
42.0
35-44 Jahre
36.9
9.2
21.0
47.8
45-54 Jahre
30.1
8.7
19.2
39.7
55 Jahre und mehr
22.8
6.0
12.5
28.0
HAUPTPROBLEM
<.01
* Q1 bezeichnet 1. Quartil, d.h. 25% der Werte sind tiefer oder gleich Q1 ** Q3 ezeichnet das 3. Quartil, d.h.. 75% der Werte sind tiefer oder gleich Q3 *** Test von Wilcoxon (Lebensdaten)
107
Beispielsweise zeigt die Figur der Lebenskurven in Verbindung mit dem Hauptproblem (Figur 14 – unten) deutlich das unterschiedliche Verhalten der Kategorie Problem mit Heroinkonsum im Vergleich zu den drei anderen Substanzen.
Geschlecht Frauen Männer
0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 20
40
60
80
100
120
SUMME DER GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
1.0
Alterklasse 18−24 Jahre 25−34 Jahre 35−44 Jahre 45−54 Jahre 55 Jahre und mehr
0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 0
20
40
80
60
100
120
SUMME DER GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
LEBENSKURVE IN BEZUG AUF DIE GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
FIGUR 14 FUNKTION DER LEBENSKURVE IN BEZUG AUF DIE SUMME DER GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN NACH GESCHLECHT (OBERE FIGUR), ALTERSKLASSE (MITTLERE FIGUR) UND NACH HAUPTKONSUMPROBLEM BEIM EINTRITT (UNTERE FIGUR).
1.0
0
LEBENSKURVE IN BEZUG AUF DIE GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
Wenn mehrere Lebenskurven in Verbindung mit Kategorien von einem Faktor dargestellt werden, ermöglicht das horizontale Lesen, die Unterschiede zwischen den Kategorien in Bezug auf Medianwert der Anzahl Beratungsstunden zu vergleichen (falls die Kurve einer Kategorie oberhalb einer anderen liegt, wird der Medianwert höher sein); das vertikale Lesen ermöglicht das Vergleichen der Unterschiede zwischen den Kategorien in Bezug auf Klientenanteile (falls die Kurve einer Kategorie oberhalb einer anderen liegt, so ist der Klientenanteil höher).
LEBENSKURVE IN BEZUG AUF DIE GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
Statistischer Bericht
Hauptproblem beim Eintritt
1.0
Alkohol Heroin Kokain Cannabis
0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 0
20
40
60
80
100
120
140
SUMME DER GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
108
Der Behandlungspfad der Klienten in den Einheiten
ASSOZIATION MIT DEM NIVEAU DES SCHWEREGRADES UND DEM AUSMASS DER BESORGNIS Die Tabelle 25 detailliert die statistischen Zusammenfassungen der Verteilung der Anzahl ambulanter Beratungsstunden nach Niveau des vom Suchtberater von Sucht Wallis geschätzten Schweregrades sowie dem Ausmass der Besorgnis des Klienten bezüglich seiner Probleme beim ersten Eintritt.
Die durchschnittliche Anzahl Stunden ist verbunden mit dem Niveau des Schweregrades der Probleme beim Drogenkonsum (durchschnittlich 43.9 Stunden Beratung bei einem hohen Niveau des Schweregrades gegenüber 29.9 Stunden für ein tiefes Niveau), bei Problemen im Bereich Familie und zwischenmenschliche
Beziehungen (38.2 Stunden beziehungsweise 31.0 Stunden), der psychischen Gesundheit (39.0 Stunden gegenüber 30.6 Stunden) sowie bei Problemen mit Arbeit und Einkommen (41.1 Stunden respektive 29.8 Stunden).
TABELLE 25 STATISTISCHE ZUSAMMENFASSUNGEN DER VERTEILUNG DER ANZAHL ERHALTENER BERATUNGSSTUNDEN NACH NIVEAU DES SCHWEREGRADES UND DEM AUSMASS DER BESORGNIS DES KLIENTEN.
TIEF
HOCH
Durchschnittlich
Q3**
Durchschnittlich
Q1*
Median
Q1*
Median.
Q3**
p-Wert*
Alkohol
31.2
8.5
17.0
38.7
36.7
10.4
21.5
41.0
.02
Drogen
29.9
8.5
16.0
34.7
43.9
12.0
28.7
56.2
<.01
Physische Gesundheit
32.5
9.0
18.0
38.5
34.0
9.7
17.7
40.7
.90
Familie/Beziehungen
31.0
8.5
16.7
37.0
38.2
10.7
22.9
47.0
<.01
Psychische Gesundheit
30.6
8.5
16.0
37.9
39.0
11.2
24.0
44.0
<.01
Arbeit/Einkommen
29.8
8.2
15.7
35.2
41.1
12.2
25.2
52.1
<.01
Rechtslage
32.0
8.7
18.0
39.7
33.4
10.5
17.5
34.9
.70
Alkohol
32.6
8.7
17.4
38.9
33.0
10.2
20.7
40.5
.20
Drogen
30.4
8.7
16.5
35.2
43.6
12.1
27.6
53.9
<.01
Physische Gesundheit
32.4
9.0
18.0
37.7
34.5
9.9
17.1
48.9
.60
Familie/Beziehungen
31.9
9.2
18.2
38.2
35.7
8.6
17.0
41.5
.90
Psychische Gesundheit
29.7
8.5
16.5
35.2
41.2
11.2
24.7
51.2
<.01
Arbeit/Einkommen
30.0
8.5
16.0
35.2
38.6
10.7
24.0
51.4
<.01
Rechtslage
32.0
8.7
17.7
39.4
35.9
11.0
19.7
37.5
.40
NIVEAU SCHWEREGRAD
AUSMASS DER BESORGNIS
* Q1 bezeichnet 1. Quartil, d.h. 25% der Werte sind tiefer oder gleich Q1 ** Q3 bezeichnet das 3. Quartil, d.h.. 75% der Werte sind tiefer oder gleich Q3 *** Test von Wilcoxon (für Lebensdaten)
109
Statistischer Bericht
Ein tiefes Niveau des Schweregrades bezüglich dieser Probleme beim ersten Eintritt benötigt weniger spezialisierte Interventionen. Diese Beobachtungen unterstreichen die Bedeutung von selektiver Prävention und Früherkennung, welche Interventionen vor einer Verschlechterung oder einem dauerhaften Zustand von Konsumproblemen und damit verbundenen Problemen ermöglichen. Das Ausmass der Besorgnis des Klienten bezüglich seiner Probleme ist verbunden mit der Anzahl Beratungsstunden in den Problembereichen Drogenkonsum (43.6 Stunden für einen hohen Grad gegenüber 30.4 Stunden für einen tiefen Grad), Probleme mit psychischer Gesundheit (41.2 Stunden gegenüber 29.7 Stunden) sowie Arbeit und Einkommen (38.6 Stunden respektive 30 Stunden). Um die Rolle der acht in Tabelle 25 aufgeführten und in statistisch signifikanter Weise verbundenen Variablen präziser evaluieren zu können (identifiziert durch einen p-Wert kleiner als 0.05) und nur diejenigen mit der stärksten Verbindung zu behalten, wird das Risiko, nach einer fixen Anzahl Beratungsstunden von keinen weiteren Dienstleistungen mehr zu profitieren mittels Anwendung eines Regressionsmodells mit Cox‘s proportionalem Zufall (Auswahlmethode stepwise) erklärt.
110
Die Tabelle 26 zeigt die Resultate des erhaltenen endgültigen Modells, welches vier Variablen enthält: • das Niveau des Schweregrades der Probleme beim Drogenkonsum, • das Niveau des Schweregrades bei Problemen mit Arbeit und Einkommen, • das Ausmass der Besorgnis des Klienten bezüglich seiner Probleme bei Arbeit und Einkommen, • das Ausmass der Besorgnis des Klienten bezüglich seiner psychischen Gesundheit.
So gilt für ein Klient, der bereits von einer fixen Anzahl Stunden ambulanter Dienstleistungen profitieren konnte: • ein hohes Niveau des Schweregrades reduziert sein Risiko, keine ambulanten Dienstleistungen mehr zu benutzen um den Faktor 0.779, verglichen mit einem tiefen Niveau des Schweregrades beim Drogenkonsum; • ein hohes Niveau des Schweregrades reduziert sein Risiko, keine ambulanten Dienstleistungen mehr zu benutzen um den Faktor 0.799, verglichen mit einem tiefen Niveau des Schweregrades bezüglich Problemen mit Arbeit und Einkommen; • ein hohes Ausmass von Besorgnis reduziert sein Risiko, keine ambulanten Dienstleistungen mehr zu benutzen um den Faktor 0.773, verglichen mit einem tiefen Grad an Besorgnis bezüglich Problemen mit Arbeit und Einkommen; • ein hohes Ausmass von Besorgnis reduziert sein Risiko, keine ambulanten Dienstleistungen mehr zu haben um den Faktor 0.853, verglichen mit einem tiefen Ausmass von Besorgnis bezüglich der psychischen Gesundheit.
Der Behandlungspfad der Klienten in den Einheiten
TABELLE 26 RESULTATE DES ENDGÜLTIGEN MODELLS MIT COX‘S PROPORTIONALEM ZUFALL FÜR DAS RISIKO, NACH EINER FIXEN ANZAHL VON STUNDEN VON KEINEN AMBULANTEN DIENSTLEISTUNGEN MEHR PROFITIEREN ZU KÖNNEN.
Koeffizient
exp(Koef)
p-Wert
95% – IK
Drogen Hohes Niveau des Schweregrades
-0.249
0.779
.021
[.630 ; .934]
Arbeit/Einkommen Hohes Niveau des Schweregrades
-0.224
0.799
.007
[.678 ; .941]
Arbeit/Einkommen Hohes Ausmass der Besorgnis
-0.258
0.773
.019
[.622 ; .959]
Psychische Gesundheit Hohes Ausmass der Besorgnis
-0.171
0.853
.028
[.723 ; .981]
N=909 ; LR Test = 43.6, dl=4,p <.001
Die Figur 15 illustriert graphisch die Funktionen des geschätzten Überlebens, die aus dem endgültigen Modell für zwei Variablen stammen: gemäss dem Niveau des Schweregrades des Drogenkonsums und dem Ausmass der Besorgnis des Klienten bezüglich seiner psychischen Gesundheit.
Ausmass der Besorgnis Psychische Gesundheit
1.0
Tief Hoch
0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 0
20
40
60
80
100
120
140
SUMME DER GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
ÜBERLEBENS IN BEZUG AUF DIE GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
LEBENSKURVE IN BEZUG AUF DIE GELEISTETEN BERATUNGSSTUNDEN
FIGUR 15 FUNKTION DES ÜBERLEBENS FÜR DIE SUMME DER ANZAHL GELEISTETER BERATUNGSSTUNDEN NACH DEM NIVEAU DES SCHWEREGRADES DER KONSUMPROBLEME IM ZUSAMMENHANG MIT DROGEN (OBERE FIGUR) UND NACH DEM AUSMASS DER BESORGNIS BEZÜGLICH PSYCHISCHER GESUNDHEIT (UNTERE FIGUR).
Niveau des Schweregrades Drogenbereich
1.0
Tief Hoch
0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 0
20
40
60
80
100
120
140
ANZAHL ERHALTENER BERATUNGSSTUNDEN
111
5
Elemente Austritten Resultaten de Dienstlei
112
5
e zu den n und den er Erbrachten istungen
113
114
Das Monitoring System von Sucht Wallis integriert eine Evaluation der Situation des Klienten zum Zeitpunkt des Austritts. Es ist wichtig, über Indikatoren zu verfügen, welche eine Evaluation der Resultate der in Anspruch genommenen Dienstleistungen der verschiedenen Einheiten ermöglichen. Das Ziel dieses Abschnitts ist es, in kurzer Form einige Elemente betreffend der Situation des Klienten beim Austritt aus der Begleitung sowie über seine Entwicklung zwischen Eintritt und Austritt zu präsentieren
115
Statistischer Bericht
Die Situation des Klienten beim Austritt Die Anzahl registrierter Austritte zwischen 2014-2018 sind in der Tabelle 27 detailliert, für den ambulanten Sektor sowie jede einzelne stationäre Einheit pro Jahr.
TABELLE 27 ANZAHL REGISTRIERTER AUSTRITTE IN DEN VERSCHIEDENEN EINHEITEN VON SUCHT WALLIS. 2014-2018.
2014
2015
2016
2017
2018
Ambulant
781
908
1’016
906
801
FXB/Jardin des Berges
35
33
42
35
17
Villa Flora
63
74
40
54
58
Via Gampel
9
14
16
18
18
888
1’029
1’114
1’013
894
Total
DIE MODALITÄTEN DES ENDES EINER BEGLEITUNG Die drei häufigsten Arten des Endes einer Begleitung sind der reguläre Austritt (es besteht eine Übereinstimmung zwischen Klient und Suchberater und/ oder der Einheit), der Abbruch (sowohl durch den Klienten als auch durch den Suchtberater und/oder die Einheit) und der Kontaktverlust. Ein Abbruch geht im Allgemeinen einher mit einer weniger günstigen Prognose bezüglich der Entwicklung des Klienten auf seinem Weg der Rehabilitation. Eine erste Indikation bezüglich der Resultate von Begleitungen kann aufgrund der beobachteten Art des Austritts gemacht werden. Die Figur 16 illustriert die Anteile beobachteter Austritte pro Sektor und nach Geschlecht des Klienten und betrifft Austritte, die zwischen 2016 und 2018 registriert wurden. Der Kontaktverlust betrifft nur den ambulanten Sektor. Der Anteil regulärer Austritte beträgt bei ambulanten Begleitungen 49%, und 62% bei solchen in den stationären Einheiten. Planung und Durchführung eines Austritts sind im ambulanten Sektor komplizierter. Der tiefere Anteil regulärer Austritte in diesem Sektor ist auch damit zu erklären, dass die Modalitäten für den Abschluss einer Begleitung mit nur wenigen Interventionen schwieriger festzulegen sind. Die Organisation des statistischen Monitorings innerhalb der Stiftung sieht vor, dass jeder Klient mit einem Erstgespräch registriert wird. Die im ambulanten Sektor beobachteten Anteile bei Männern und Frauen sind vergleichbar. Im stationären Sektor sind die Frauen mit einer Unterbrechung des Aufenthaltes verhältnismässig häufiger (68% gegenüber 42% für die Männer).
116
Elemente zu den Austritten und den Resultaten der Erbrachten Dienstleistungen
Secteur ambulatoire − Femmes FIGUR 16 AUFTEILUNG (IN %) DER HAUPTSÄCHLICHEN ARTEN DES ENDES EINER BEGLEITUNG, FÜR JEDEN SEKTOR, NACH GESCHLECHT. AUSTRITTE 2016-2018.
Ambulant – Männer
Ambulant – Frauen
Andere Modalität
Andere Modalität
Kontaktverlust
Kontaktverlust
Unterbruch
Unterbruch
Regulärer Austritt
Regulärer Austritt
0
10
20
30
40
50
0
10
20
Anteil (%)
Andere Modalität
Kontaktverlust
Kontaktverlust
Unterbruch
Unterbruch
Regulärer Austritt
Regulärer Austritt
20
30
40
50
60
70
0
10
20
Anteil (%)
TABELLE 28 ANTEIL (IN %) DER REGULÄREN AUSTRITTE NACH SEKTOR DER INTERVENTIONEN, ALTERSKLASSE UND DER HAUPTKONSUMPROBLEMATIK DES KLIENTEN BEIM EINTRITT. AUSTRITTE 2016-2018.
Die Tabelle 28 detailliert den Anteil regulärer Austritte anhand der hauptsächlichen Merkmale des Klienten beim Eintritt. Die Probleme im Zusammenhang mit Heroin- und Kokainkonsum führen zu den geringsten Anteilen.
50
Stationär – Frauen
Andere Modalität
10
40
Anteil (%)
Stationär – Männer
0
30
30
40
50
60
70
Anteil (%)
MÄNNER (N=2’140)
FRAUEN (N=855)
ALLE (N=2’995)
Ambulant
49
49
49
Stationär
68
42
62
Unter 18 Jahren
66
72
68
18-24 Jahre
41
38
41
25-34 Jahre
41
35
39
35-44 Jahre
50
49
50
45-54 Jahre
54
48
52
55 Jahre und mehr
58
48
55
Alkohol
53
44
50
Heroin
41
40
41
Kokain
44
31
42
Cannabis
57
45
56
SEKTOR
ALTERSKLASSE
HAUPTPROBLEM BEIM EINTRITT
117
Statistischer Bericht
DIE DAUER DER BEGLEITUNGEN Die Dauer einer ambulanten Begleitung ist definiert als die Anzahl Tage zwischen dem Erstgespräch und dem letzten Gespräch plus 1 Tag, und die Dauer einer stationären Behandlung als die Anzahl Tage zwischen dem ersten und dem letzten Tag des Aufenthaltes plus 1. Die Tabelle 29 informiert über die Dauer der erfolgten Begleitungen in den Einheiten von Sucht Wallis (registrierte Austritte zwischen 2016 – 2018). Bei den Männern ist die durchschnittliche Dauer (und der Median) höher als bei den Frauen, sowohl im ambulanten Sektor (durchschnittlich 30 Tage mehr) als auch im stationären Sektor (durchschnittlich 85 Tage mehr). Im ambulanten Sektor nimmt die Dauer einer Begleitung mit dem Alter zu (durchschnittlich 138 Tage für die Klienten unter 18 Jahren gegenüber 436 Tagen für Klienten zwischen 45 und 54 Jahren). Ein problematischer Konsum von Heroin beim Eintritt führt zu einer durchschnittlich zweimal längeren Dauer als ein problematischer Alkoholkonsum. Die stationären Klienten unter 25 Jahren und diejenigen mit der Hauptproblematik Cannabiskonsum werden am längsten begleitet.
AMBULANT
STATIONÄR
Durchschnitt
Median
Durchschnitt
Median
Männer
359
155
209
92
Frauen
329
112
124
63
Unter 18 Jahren
138
78
298
241
18-24 Jahre
298
123
324
149
25-34 Jahre
375
144
128
62
35-44 Jahre
384
177
134
71
45-54 Jahre
436
196
160
72
55 Jahre und mehr
396
208
178
61
Alkohol
450
261
137
68
Heroin
1’185
739
209
147
Kokain
277
130
282
119
Cannabis
184
95
377
226
Reguläres Ende
404
189
235
109
Kontaktverlust
247
95
–
–
Abbruch
239
93
99
59
GESCHLECHT
ALTERKLASSE
HAUPTPROBLEM BEIM EINTRITT
AUSTRITTSGRUND
118
TABELLE 29 DURCHSCHNITTLICHE DAUER UND MEDIAN DER AMBULANTEN BEGLEITUNGEN UND DER STATIONÄREN BEHANDLUNGEN (IN TAGEN). AUSTRITTE 2016-2018.
Elemente zu den Austritten und den Resultaten der Erbrachten Dienstleistungen
Die Entwicklung der Situation zwischen Eintritt und Austritt Dieser Abschnitt präsentiert die Resultate in Verbindung mit zwei Indikatoren zum Messen der Entwicklung der Situation des Klienten zwischen Eintritt und Austritt, basierend auf dem IGT: für jeden Lebensbereich die Entwicklung des Schweregrades der Probleme gemäss Suchtberater und die Entwicklung des Ausmasses der Besorgnis/Beunruhigung des Klienten bezüglich seiner Probleme (mit die gleichen Kategorien in der Seite 103). Analysiert wurden die Klienten mit regulärem Austritt zwischen 2016 und 2018, eingetreten für eigene Probleme (N=1'509; N=1'327 für den ambulanten Sektor und N=182 für den stationären Sektor), für welche die Informationen sowohl beim Ein- wie beim Austritt verfügbar sind.
ENTWICKLUNG DES SCHWEREGRADES IN DEN BEREICHEN MIT PROBLEMEN Für alle mittels IGT evaluierten Problembereiche und für alle Niveaus des Schweregrades beim Eintritt werden die Anteile der Klienten, welche auf demselben Niveau bleiben, sowie diejenigen mit einer Veränderung, berechnet (Tabelle 30). Die Zahl der Klienten mit verfügbaren Informationen liegt zwischen 931 (für den Bereich Drogen) und 1’065 (für den Bereich psychische Gesundheit) der Klientengruppe, was Anteilen von 62% und 70% entspricht.
119
Statistischer Bericht
TABELLE 30 ENTWICKLUNG DES NIVEAUS DES SCHWEREGRADES DER PROBLEME DER KLIENTEN ZWISCHEN EINTRITT UND AUSTRITT FÜR JEDEN IM IGT BERÜCKSICHTIGTEN LEBENSBEREICH (% ANTEILE DER KLIENTEN, DIE AUF DEMSELBEN NIVEAU BLEIBEN, UND DERJENIGEN MIT EINER VERÄNDERUNG) – REGULÄRE AUSTRITTE, NACH DEM NIVEAU DES SCHWEREGRADES BEIM EINTRITT. AUSTRITTE 2016-2018.
AMBULANT
STATIONÄR
Tiefes Niveau beim Austritt
Hohes Niveau beim Austritt
Tiefes Niveau beim Austritt
Hohes Niveau beim Austritt
Tiefes Niveau beim Eintritt
99.6
1.4
90.9
9.1
Hohes Niveau beim Eintritt
90.6
9.4
60.0
40.0
Tiefes Niveau beim Eintritt
99.4
0.6
98.3
1.7
Hohes Niveau beim Eintritt
91.3
8.7
75.8
24.2
Tiefes Niveau beim Eintritt
98.7
1.3
97.1
2.9
Hohes Niveau beim Eintritt
80.2
19.8
40.0
60.0
BEREICH ALKOHOL
BEREICH DROGE
BEREICH PHYSISCHE GESUNDHEIT
BEREICH FAMILIE Tiefes Niveau beim Eintritt
98.9
1.1
87.2
12.8
Hohes Niveau beim Eintritt
85.1
14.9
56.6
43.4
Tiefes Niveau beim Eintritt
98.9
1.1
89.2
10.8
Hohes Niveau beim Eintritt
79.4
20.6
58.0
42.0
Tiefes Niveau beim Eintritt
98.6
1.4
85.0
15.0
Hohes Niveau beim Eintritt
76.8
23.2
49.2
50.8
Tiefes Niveau beim Eintritt
99.7
0.3
95.9
4.1
Hohes Niveau beim Eintritt
90.7
9.3
86.7
13.3
BEREICH PSYCHISCHE GESUNDHEIT
BEREICH ARBEIT/EINKOMMEN
BEREICH RECHTSLAGE
Im ambulanten Sektor zeigen die Resultate für alle betrachteten Problembereiche, dass praktisch die Gesamtheit der Klienten mit einem tiefen Niveau des Schweregrades beim Eintritt im Augenblick des Austritts auf diesem Niveau bleibt (neutrale Entwicklung). Zwischen drei Viertel (77% für den Bereich Arbeit/ Einkommen) und neunzig Prozent (91% für den Bereich Drogen) der
120
Klienten mit einem hohen Niveau des Schweregrades beim Eintritt haben beim Austritt ein tiefes Niveau des Schweregrades erreicht (positive Entwicklung). Im stationären Sektor bleibt die ganz grosse Mehrheit der Klienten mit einem tiefen Niveau des Schweregrades beim Eintritt auf diesem Niveau beim Austritt (neutrale Entwicklung). Zwischen der
Hälfte (49% für den Bereich Arbeit/ Einkommen) und mehr als vier Fünftel (87% für den Bereich Rechtslage) der Klienten mit einem hohen Niveau des Schweregrades beim Eintritt haben beim Austritt ein tiefes Niveau des Schweregrades erreicht (positive Entwicklung).
Elemente zu den Austritten und den Resultaten der Erbrachten Dienstleistungen
ENTWICKLUNG DES AUSMASSES DER BESORGNIS BEZÜGLICH DER PROBLEME Für jeden Problembereich und für jedes Ausmass der Besorgnis/Beunruhigung bezüglich der Probleme beim Eintritt werden die Anteile der Klienten, die beim gleichen Ausmass bleiben, sowie diejenigen, bei denen sich dies verändert, berechnet (Tabelle 31). Die Zahl der Klienten mit den verfügbaren Informationen liegt zwischen 693 (für den Bereich Drogen) und 834 (für den Bereich psychische Gesundheit) der Klientengruppe, was Anteilen von 46% und 55% entspricht. TABELLE 31 ENTWICKLUNG DES AUSMASSES DER BESORGNIS BEZÜGLICH DER PROBLEME DER KLIENTEN ZWISCHEN EIN- UND AUSTRITT – REGULÄRES ENDE, NACH AUSMASS BEIM EINTRITT. AUSTRITTE 2016-2018.
AMBULANT
STATIONÄR
Tiefes Ausmass beim Austritt
Hohes Ausmass beim Austritt
Tiefes Ausmass beim Austritt
Hohes Ausmass beim Austritt
Tiefes Ausmass beim Eintritt
99.2
0.8
94.9
5.1
Hohes Ausmass beim Eintritt
97.3
2.7
88.9
11.1
BEREICH ALKOHOL
BEREICH DROGE Tiefes Ausmass beim Eintritt
99.1
0.9
100.0
0.0
Hohes Ausmass beim Eintritt
98.1
1.9
96.7
3.3
Tiefes Ausmass beim Eintritt
96.8
3.2
97.2
2.4
Hohes Ausmass beim Eintritt
79.3
20.7
66.6
32.4
Tiefes Ausmass beim Eintritt
97.3
2.7
93.0
7.0
Hohes Ausmass beim Eintritt
84.8
15.2
81.8
18.2
BEREICH PHYSISCHE GESUNDHEIT
BEREICH FAMILIE
BEREICH PSYCHISCHE GESUNDHEIT Tiefes Ausmass beim Eintritt
98.2
1.8
100.0
0.0
Hohes Ausmass beim Eintritt
87.9
12.1
88.6
11.4
Tiefes Ausmass beim Eintritt
97.3
2.7
85.9
14.1
Hohes Ausmass beim Eintritt
73.9
26.1
55.6
44.4
Tiefes Ausmass beim Eintritt
99.0
1.0
96.4
3.6
Hohes Ausmass beim Eintritt
83.6
16.4
77.8
22.2
BEREICH ARBEIT/EINKOMMEN
BEREICH RECHTSLAGE
Die Resultate im ambulanten Sektor zeigen für alle Bereiche, dass praktisch die Gesamtheit der Klienten mit einem tiefen Ausmass der Besorgnis/Beunruhigung bezüglich der Probleme beim Eintritt auch beim Austritt bei diesem tiefen Ausmass sind (neutrale Entwicklung). Zwischen drei Viertel (74% für den Bereich Arbeit und Einkommen) und beinahe alle (97% für den Bereich Alkohol)
der Klienten mit einem hohen Schweregrad beim Eintritt haben bis zum Austritt ein tiefes Ausmass der Besorgnis/Beunruhigung bezüglich der Probleme erreicht (positive Entwicklung). Im stationären Sektor bleiben mit Ausnahme des Bereichs Arbeit und Einkommen praktisch alle Klienten mit einem tiefen Ausmass der Besorgnis/Beunruhigung beim Eintritt
auf demselben Ausmass beim Austritt (neutrale Entwicklung). Zwischen der Hälfte (56% für den Bereich Arbeit und Einkommen) und mehr als neun Zehntel (97% für den Bereich Droge) der Klienten mit einem hohen Ausmass der Besorgnis/ Beunruhigung beim Eintritt haben bis zum Austritt ein tiefes Ausmass erreicht (positive Entwicklung).
121
6
Schlussfol und Pers
122
6
lgerungen spektiven
123
124
Das Ziel dieses Dokuments ist eine Fortsetzung des 2012 verÜffentlichten Berichts mittels Präsentation einer Auswahl von aktuellen Resultaten der Klientenprofile sowie der Benutzung der angebotenen Dienstleistungen in den verschiedenen Einheiten.
125
Rapport statistiques
Folgende Element können hervorgehoben werden:
• Die Klienten von Sucht Wallis werden nicht nur durch den Schweregrad der Konsumproblematik von Alkohol oder Drogen charakterisiert, sondern auch durch den Schweregrad in den damit verbundenen Bereichen wie physische Gesundheit, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen, psychische Gesundheit, Arbeit und Einkommen sowie Rechtslage. • Die Klienten von Sucht Wallis können in sechs homogene Gruppen aufgeteilt werden, identifiziert durch eine graduelle Zunahme der Komplexität der Probleme beim Konsum und von assoziierten Problemen. • Frühere Begleitungen in den Einheiten von Sucht Wallis sowie die zukünftige Benutzung von Angeboten durch einen neuen Klienten ohne vorherige Begleitung durch die Stiftung werden hervorgehoben. Die Komplexität der Behandlungspfade während eines Veränderungsprozess des Suchtverhaltens wird unterstrichen. • Die Exposition für ambulante Angebote (durchschnittliche Anzahl individualisierter Beratungsstunden) der Stiftung ebenso wie diese für stationäre Dienstleistungen (die Wahrscheinlichkeit eines stationären Aufenthaltes) ist mit dem Schweregrad der Probleme des Klienten beim Eintritt und seinem Ausmass der Besorgnis bezüglich seiner Probleme assoziiert. Der Schweregrad der Konsumprobleme beim Alkohol und bei Drogen, Probleme verbunden mit der familiären Situation, Arbeit und Einkommen, sowie das Ausmass der Besorgnis bezüglich der psychischen Probleme und der Probleme mit Arbeit und Einkommen sind die Variablen mit der grössten Bedeutung. • Eine gute Aufgabenteilung der ambulanten und stationären Einheiten wird so wesentlich zur Sicherstellung von Kohärenz und Kontinuität der Angebote. Dies ist notwendig, um angepasste und individualisierte Begleitung anbieten zu können. • Positive Effekte der Begleitungen innerhalb der Stiftung werden zum Beispiel illustriert durch die Tatsache, dass sich ein Klient im Allgemeinen beim (regulären) Austritt weniger Sorgen macht betreffend seiner Probleme als zum Zeitpunkt des Eintritts. Diese Resultate sind in der Perspektive der gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklung der Stiftung zu betrachten.
126
Schlussfolgerungen und Perspektiven
Das Entwicklungsmodell von Sucht Wallis 54 Uchtenhagen Ambros (2015). Stepped Care Models in Addiction Treatment. Textbook of addiction treatment : International perspectives 55 Detaillierte Beschreibung siehe Grafi im Anhangescription 56 Die Klientenkategorien basieren auf der Evaluation der Schweregrade beim Eintritt mittels IGT (Indice de Gravité d’une Toxicomanie).
Sucht Wallis hat einen kantonalen Auftrag, für die Bedürfnisse der gesamten Walliser Bevölkerung, die mit einem Suchtverhalten konfrontiert ist, Angebote zu haben. Um dieses Mandat kohärent und effizient zu erfüllen, mit dem Klienten im Zentrum seines Systems, unter Anwendung der guten Praxis, entwickelt die Stiftung ein integriertes Begleitungsmodell der Angebote sowie einen Prozess des case management. Sie passt ihre Evaluationsmethoden beim Eintritt der Klienten sowie während den Begleitungen an.
DIE INTEGRATION DER ANGEBOTE IN EIN MODELL DES TYPS STEPPED CARE Sucht Wallis stützt sich auf ein institutionelles Begleitungsmodell welches ermöglicht, systematisch die Intensität der Begleitung an gegebene Merkmale des Klienten anzupassen54. Dieses Modell des Typs stepped care 55, populär im Bereich der psychischen Gesundheit, integriert alle Säulen der nationalen Strategie Sucht. Mittels einer graduellen Zunahme der Komplexität der Problematik liefert es eine Anleitung zur spezialisierten Intervention und ermöglicht, die Angemessenheit der Begleitung an die Bedürfnisse des Klienten zu garantieren.
DAS STEPPED CARE MODELL SUCHT WALLIS In Kapitel drei wurde eine beschreibende Typologie der Klienten in den Einheiten von Sucht Wallis präsentiert. Diese Typologie veranschaulicht homogene Klientengruppen, deren Komplexität der Probleme zunehmend ist. Das stepped care Modell Sucht Wallis übernimmt diese Steigerung der Komplexitäten. Es enthält fünf Kategorien von Schweregraden der Konsumproblematik, assoziiert an ein Niveau der Komplexität von bio-psycho-sozialen Risiken56. Es assoziiert diese Kategorien mit einem Setting der Interventionen sowie einem Niveau der Intensität der Angebote, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse, Motivation und Ressourcen des Klienten.
Ausgehend von der selektiven Prävention, fortgesetzt über Behandlung und weiter bis zur Säule der Schadensminderung ermöglicht das stepped care Modell Sucht Wallis: • dem Klienten die adäquate Begleitung zum passenden Zeitpunkt anzubieten, • die Kohärenz der Angebote der Stiftung sowie der Interventionen seiner Mitarbeiter zu gewährleisten, • die Komplexität der von Netzpartnern der Stiftung erlebten Situationen zu beschreiben und das gegenseitige Verständnis dieser zu fördern.
127
Statistischer Bericht
DAS CASE MANAGEMENT Die Profile der von Sucht Wallis begleiteten Klienten präsentieren eine grosse Bandbreite von Komplexität der Konsumprobleme sowie damit verbundener Probleme. Das Angebot der Stiftung ist darauf ausgerichtet, flexibel, personalisiert und koordiniert auf die verschiedenen beobachteten Bedürfnisse Antworten zu haben. Damit der Klient im Mittelpunkt des Systems bleibt, ganz speziell bei Begleitungen von komplexen Situationen, erfolgt die Organisation der Angebote für den Klienten innerhalb von Sucht Wallis durch einen Begleitungsprozess des Typs case management.
Anne-Sophie Loye, Leiterin – Ambulante Einheit, Sitten
Der Zugang zu den Angeboten von Sucht Wallis erfolgt via die ambulanten Einheiten (s. Kapitel 4). Im Anschluss an die Evaluation der Situation des Klienten und eine spezialisierte Anamnese mittels IGT durch den ambulanten Suchberater werden mit dem Klienten die Ziele und der individuelle Interventionsplan ko-konstruiert. Die Begleitung vom Typ case management ermöglicht es, Kontinuität und Kohärenz der angebotenen Dienstleistungen innerhalb der Stiftung mit Berücksichtigung der Entwicklung der Situation des Klienten und der Erreichung seiner Ziele zu gewährleisten. Der ambulante Suchtberater begleitet den Klienten durch die Angebote der Stiftung und evaluiert die adäquateste Dienstleistung. Zudem definiert, evaluiert und passt er die individualisierten Ziele regelmässig mit dem Klienten und Netzpartnern der Begleitung an.
‹
128
Schlussfolgerungen und Perspektiven
Das Anpassen der Evaluationsmethoden und Fragebogen DIE AKTUALISIERUNG DES IGT Der IGT wird seit Anfang 2000 beim Eintritt in die Einheiten von Sucht Wallis verwendet. Der Fragebogen hat sich seither weiterentwickelt, beispielsweise durch die Integration der Informationen für die nationale act-info Statistik sowie der Bereiche Glücksspiel, Internet und Videospiele. Der IGT wurde bisher nie grundlegend überarbeitet. Die aktuelle Entwicklung der Angebote von Sucht Wallis (stepped care Modell, case management, Transversalität der Angebote des Tageszentrums) erfordern eine Entwicklung des Evaluationssystems der innerhalb der Stiftung begleiteten Klienten, speziell des IGT.
Das RISQ (Recherche et Intervention sur les Substances psychoactives – Québec) hat dieses Anamneseinstrument vor kurzem überarbeitet; es wurde durch Elemente zur Evaluation der Veränderungsmotivation des Klienten, seiner Bedürfnisse betreffend sozialer Reintegration sowie zur Früherkennung von Glücksspielproblemen („DEBAJeu“) ergänzt. Mit der Einführung des stepped care Modells arbeitet Sucht Wallis daran, seine IGT Version durch Integration der vom RISQ realisierten Entwicklungen bestmöglich zu überarbeiten.
DAS MESSEN DER WIRKUNG DER ANGEBOTE Im Kapitel fünf wurden einige Resultate zur Messung der Wirkung der Angebote der Stiftung präsentiert. Sucht Wallis verfügt über zahlreiche Daten welche es ermöglichen, Indikatoren betreffend der Entwicklung der Situation des Klienten während seines Behandlungspfads in den Einheiten der Stiftung zu liefern. Zum Beispiel gibt es im ambulanten Sektor seit 2015 ein Computer-Tool Situationsanalyse, welches die Entwicklung der Situation des Klienten evaluiert (besonders bezüglich Erreichen der gesetzten Ziele).
Mit der Einführung des stepped care Modells und des case management muss dieses Instrument verbessert werden, um den Mehrwert dieser zwei erwähnten Neuerungen für den Klienten messen zu können. Es wird folglich angepasst an die Transversalität der Angebote zwischen den Sektoren und so in allen Einheiten eingeführt. Die Suche nach der besten Anpassung der Begleitung an die Erwartungen und Bedürfnisse des Klienten sowie der besten Kohärenz und Effizienz der Angebote wird auf der Basis von objektiven und verlässlichen Informationen und der Analyse von relevanten Daten erfolgen können.
KONTINUIERLICHE KOMMUNIKATION DER RESULTATE Sucht Wallis hat entschieden, ab 2020 regelmässig über die Entwicklung des Phänomens Sucht im Wallis sowie die Klientenprofile und die Wirkung der Angebote zu informieren, und dies sowohl intern wie auch extern für
Netzpartner. Das Ziel ist die Förderung eines Transfers von spezifischem Wissen und eines gemeinsamen Verständnis erlebter Probleme.
129
Stepped Care Modell Such
Schadensminderung
VERBUNDENE RISIKEN
NATIONALE STRATEGIE SUCHT
5
130
3 Zunehmende Komplexität
Selektive Prävention
Therapie
4
2 1
Die Suchtproblematik ist schwerwiegend jedoch nicht prioritär. Die Person kann an folgenreichen Konsumsymptomen leiden. Die Konsequenzen können irreversibel sein.
• Schwere physische Komorbidität • Schwere psychische Komorbidität • Armut • Soziale Ausgrenzung • Familiäre Ausgrenzung • Juristische Probleme
Der Kontrollverlust ist beträchtlich, die negativen Folgen erheblich mit Schäden an physischer und/oder psychischer Gesundheit. Die Person hat oft massiven Mehrfachkonsum.
• Mittlere oder schwere physische Komorbidität • Mittlere oder schwere psychische Komorbidität • Finanzielle Schwierigkeiten • Familiäre Isolation • Soziale Isolation • Juristische Probleme
Das problematische Verhalten ist installiert. Kontrollverlust ist quasi täglich und die negativen Folgen sind bemerkbar. Die Person hat Mühe, Ressourcen zu mobilisieren.
• • • • • • •
Das problematische Verhalten installiert sich. Häufiger Kontrollverlust, und die Selbstkontrolle wird für die Person schwierig.
Die Person mit problematischem Verhalten, d.h. chronisch, exzessiv, oder unangepasst an Situation.
Mittlere physische Komorbidität Mittlere psychische Komorbidität Finanzielle Schwierigkeiten Familiärer Kontaktverlust Sozialer Kontaktverlust Beruflicher Kontaktverlust Juristische Probleme
• Leichte physische Komorbidität • Leichte psychische Komorbidität • Schwierigkeiten bei finanziellen Angelegenheiten • Familiäre Spannungen • Verlust der Arbeitsstelle oder Schwierigkeiten bei der Eingliederung • Verlust sozialer Kontakte
• Längerfristige physische Komorbidität • Längerfristige psychische Komorbidität • Schwierigkeiten bei finanziellen Angelegenheiten • Familiäre Spannungen • Verlust der Arbeitsstelle oder Schwierigkeiten bei der Eingliederung • Verlust sozialer Kontakte
EVALUATION
DEBA* + IGT*
DEBA* + IGT*
DEBA* + IGT*
DEBA* + IGT*
DEBA*
ht Wallis ® LEBENSQUALITÄT KO -KONSTRUIEREN SETTING INTERVENTIONEN
PARTNER
MITTEL / ZIELE
• Integrierte Behandlung • Coaching für sozialpädagogische Teams
• Ambulant • Unterstützung zu Hause • Behandlung am Aufenthaltsort
• • • • • • •
Sozialmedizinische Institutionen Angehörige Hausarzt Akutspital und Psychiatrie Psychiatrie und Psychotherapeut Justizbehörden Apotheken
• Abstinenz • Beziehung mit Netzpartner aufrechterhalten • Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit • Therapeutische Informationen • Schadensminderung
• • • • • • • •
Einzelgespräche Beratung und Begleitung Familiengespräche Zusammenarbeit im Netz Evaluation Gruppentherapie Sozio-professionelle Integration Beratung mit 2 Suchtberatern
• • • • •
Ambulant Tageszentrum Jobcoaching Stationäre Behandlung Unterstützung zu Hause
• • • • • • •
Sozialmedizinische Institutionen Angehörige Hausarzt Akutspital und Psychiatrie Psychiatrie und Psychotherapeut Justizbehörden Apotheken
• Abstinenz • Beziehung mit Netzpartner aufrechterhalten • Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit • Therapeutische Informationen
• • • • • • • •
Einzelgespräche Beratung und Begleitung Familiengespräche Zusammenarbeit im Netz Evaluation Gruppentherapie Sozio-professionelle Integration Beratung mit 2 Suchtberatern
• • • • •
Ambulant Tageszentrum Jobcoaching Stationäre Behandlung Unterstützung zu Hause
• • • • • • • • •
Sozialmedizinische Institutionen Jugendgericht IIZ Partner Angehörige Hausarzt Akutspital und Psychiatrie Psychiatrie und Psychotherapeut Justizbehörden Apotheken
• • • • • • •
Einzelgespräche Beratung und Begleitung Familiengespräche Zusammenarbeit im Netz Evaluation Gruppentherapie Sozio-professionelle Integration
• • • •
Ambulant Tageszentrum Jobcoaching Stationäre Behandlung
• • • • • • • •
KMU Sozialmedizinische Institutionen Jugendgericht IIZ Partner Angehörige Hausarzt Akutspital und Psychiatrie Psychotherapeut
• • • •
• • • • •
Einzelgespräche Beratung und Begleitung Familiengespräche Zusammenarbeit im Netz Evaluation
• Ambulant
• • • • • •
Schulen KMU Jugendgericht IIZ Partner Angehörige Hausarzt
• Abstinenz • Kontrollierter Konsum • Safezone
• Abstinenz • Kontrollierter Konsum • Beziehung mit Netzpartner aufrechterhalten • Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit • Therapeutische Informationen
Abstinenz Kontrollierter Konsum Safezone Beziehung mit Netzpartner aufrechterhalten
Motivierende Gesprächsführung
EVALUATION + PERSÖNLICHE MOTIVATION
DIENSTLEISTUNGEN
* Entwickelte Instrumente von RISQ – IGT: Index des Schweregrades der Sucht – DEBA: Erkennen und Evaluation des Unterstützungsbedarfes
BEGLEITUNG VOM TYP «CASE MANAGEMENT»
131
Direktion und zentrale Dienste Place du Midi 36 I CP 885 1950 Sion 027 329 89 00 info@sucht-wallis.ch sucht-wallis.ch facebook.com/suchtwallis
132