ad hoc 14: Klima und Mensch im Wandel

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Heft 14: November 2015

ad hoc international

Klima und Mensch im Wandel: Wege in eine klimafreundliche Zukunft

Neuer Klimavertrag: Wie kann er das 2-Grad-Ziel erreichen? „Grünes“ Wachstum als neues Narrativ für unsere Wirtschaft Post-karbone Gesellschaft: Interview mit Risikoforscher Prof. Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn Flucht in Zeiten des Klimawandels: Umweltvertriebene als neue Kategorie des internationalen Rechts


Autoren Florian Egli, Jahrgang 2015/16, arbeitet im Bereich Klimafinanzierung im Team des Schweizer Botschafters für die Umwelt. Er ­beschäftigt sich mit ­Innovation und Finanzierung von klimarelevanten Technologien. florianegli@gmail.com All-In im Innovationspoker: Alle Karten auf Grün setzen p  Seite 6

Dr. Christian Friebe, Jahrgang 2008/09, a­ rbeitet als Referent für Grundsatzfragen bei Thüga, einem Netzwerk aus 100 kommunalen Stadwerken. Dort beschäftigt er sich mit den Themen europäische ­Regulierung, Klimawandel und Energiewende im Wärmemarkt. christian.friebe@posteo.de Klimaneutrales Erdgas für emissionsarmes Wohnen Seite 7 p

Janina Grabs, Jahrgang 2014/15, promoviert in ­Costa Rica zur Effektivität freiwilliger Nachhaltigkeits­ standards im Kaffeesektor. In ihrem Kollegjahr hat sie sich mit verschiedenen nachhaltigen Landwirtschafts­ methoden und d­ eren institutioneller Unterstützung in Europa und Zentralamerika beschäftigt. janina.grabs@mail.mcgill.ca Zukunft für den Acker? Die Lösungen der ­Kleinbauern Seite 12 p  Fleischproduktion – der vergessene Sektor in der Klimadebatte p  Seite 14 Sebastian Wörle, Jahrgang 2014/15, arbeitet im Climate Business Team der International ­Finance Corporation in Istanbul. Während s­ eines Kollegjahres beschäftigte er sich mit der Förderung privater Investitionen in Klimaschutzprojekte. sebastian.woerle@uni-konstanz.de Klimakompensation – Ein Gedankenexperiment Seite 20 p  Patricia Kaiser und Claudia Schwarzenbach, Gast­ autorinnen. Sie sind die Autorinnen der vom ThinkTank foraus – forum Aussenpolitik publizierten Studie „Migration aufgrund von Umweltveränderungen und die Rolle der Schweiz – Eine wachsende Heraus­ forderung wirft grundlegende Fragen zur Zukunft des Migrationsrechts auf “. patricia.kaiser@foraus.ch claudia_schwarzenbach@gmx.ch Gastbeitrag: Flucht in Zeiten des Klimawandels – Die Schweiz sucht nach Lösungen p  Seite 16

Waleria Schüle, LL. M. (Energie und Natürliche ­Ressourcen), Jahrgang 2014/15, arbeitet für das ­Institut für Wirtschaft und Menschenrechte. Während ihres Kollegjahres untersuchte sie die Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards im extraktiven Sektor. waleria.schuele@gmail.com Der Jurist, ein aufstrebender Klimakämpfer Seite 11 p  Loredana Sorg, Jahrgang 2014/15, arbeitete während ihres Kollegjahres an Projekten zur Weiterentwicklung des biologischen Landbaus in Tansania und in der ­Ukraine. Zurzeit arbeitet sie mit Fokus Ostafrika bei der Stiftung Biovision und für die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten N ­ ationen. losorg@yahoo.de Zukunft für den Acker? Die Lösungen der ­Kleinbauern Seite 12 p  Dr. med. Julia Stricker, Jahrgang 2014/15, arbeitete während ihres Kollegjahres an Projekten im Bereich Urban Health in Südafrika, Mosambik und bei der WHO in Japan. Sie studiert zurzeit Urban Design in London. julia.stricker@bluewin.ch Klimaeffiziente Städte – gesunde Städte Seite 8 p

Lutz Weischer, Jahrgang 2008/09, ist Team­leiter ­Internationale Klimapolitik bei der E ­ ntwicklungsund Umweltorganisation ­Germanwatch. weischer@germanwatch.org Internationale Klimaverhandlungen – Im Spannungsfeld von Treibern und Bremsern Seite 2 p

Julia Harrer, Jahrgang 2014/15, promoviert zu Risk and Emergency Management. Während ihres Kolleg­ jahres arbeitete sie zu Katastrophen­vorsorge und ­Anpassung an den Klimawandel in besonders vulnera­ blen Entwicklungsländern. julia.harrer@iusspavia.it Interview: Der Weg zur post-karbonen Gesellschaft? Seite 4 p  Interview: Globale Verdunkelung – Leben unter der Dunstglocke p  Seite 10 Zukunft für den Acker? Die Lösungen der ­Kleinbauern Seite 12 p


Editorial

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Liebe Leserinnen, liebe Leser! 2015 war das Jahr der großen UN-Deals: Neue Vertragswerke zur globalen Katastrophenvorsorge, Entwicklungsfinanzierung und die neuen Nachhaltigkeitsziele wurden beschlossen. Die internationale Entwicklungsagenda 2030 soll in diesen Tagen in Paris durch ein neues universelles Klimaabkommen komplettiert werden. Wir brauchen zweifelsohne ein ambitioniertes Ergebnis der Klimaverhandlungen. Gleichzeitig ist klar, dass das Abkommen den Klimawandel nicht aufhalten kann. Im ­besten Fall wird es das Fundament dafür legen, den weiteren Temperaturanstieg zu begrenzen.

Es gibt zahlreiche Aktivitäten, mit denen wir selbst zum Klimaschutz beitragen können. Wie Fahrradfahren. Das hat nicht nur positive gesundheitliche Nebeneffekte, sondern ist auch gut für die CO2-Bilanz von Städten. Klimaanpassung im Transportsektor ist also doppelt gut, sagt Dr. med. Julia Stricker, Jahrgang 2014/15, in ihrem Artikel. Aber wie sollen wir mit der negativen Klimabilanz unserer Flugreisen umgehen? Sebastian Wörle aus dem gleichen Jahrgang unternahm für uns ein Gedanken­ experiment, ob Kompensation für Flugmeilen dem Klima wirklich Gutes tut.

Wir gehen davon aus, dass die Folgen des Klimawandels das Weltgeschehen des 21. Jahrhunderts prägen werden. Klimawandel und die Anpassung an denselben sind daher als gesamt­ gesellschaftliche Herausforderungen zu begreifen. Wie wir dieser Herausforderung begegnen können, haben wir bereits bei ­unserem diesjährigen nefia-Septemberkolloquium in unserem Netzwerk diskutiert. ad hoc international knüpft daran an und untersucht Klimawandel nicht nur als abstraktes Politikum des internationalen Parketts, sondern auch und besonders als ein Phänomen unserer eigenen Lebenswelt.

Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit den Menschen, die persönlich den Kampf gegen den Klimawandel aufnehmen. Seien es Juristen, die in den USA und der Europäischen Union die Energiewende befeuern. Oder Kleinbauern in Costa Rica, Tansania, Laos und der Ukraine, die durch mutige Innovationen ihr eigenes Überleben zu sichern suchen.

„Was kann und muss das neue Klimaabkommen leisten?“ ­Danach fragt Lutz Weischer aus dem Jahrgang 2008/09 und Teamleiter für Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. In seinem Artikel geht er auf die Knackpunkte in den Verhandlungen ein und beleuchtet die Positionen der Verhandlungsgruppen. Der Wandel zur post-karbonen Gesellschaft stellt die Politik auf die Probe – auf der internationalen Ebene wie auch in Deutschland. ad hoc international hat Risikoforscher Prof. Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn gefragt, wie die Politik diesen Schalter umlegen kann. Renn zufolge kann Transformation nur mit einem positiven Narrativ gelingen. Ein solches Narrativ für eine klimafreundlichere Wirtschaft untersucht Florian Egli aus dem Jahrgang 2015/16 und zeigt Wege auf, wie aus grauem „grünes Wachstum“ werden kann.

Waleria Schüle

In Anbetracht der akuten Flüchtlingskrise in Europa freuen wir uns besonders, einen Gastbeitrag zum Thema Flucht in Zeiten des Klimawandels präsentieren zu können. Darin diskutieren Patricia Kaiser und Claudia Schwarzenbach vom Schweizer Think Tank foraus – forum Aussenpolitik, wie das internationale Flüchtlingsrecht der Realität des 21. Jahrhunderts gerecht ­werden kann – einem Jahrhundert, in dem immer mehr ­Menschen ihre Heimat aufgrund von Umweltveränderungen verlassen werden müssen. Mit dieser Ausgabe will die ad hoc international einen Beitrag zur Debatte über den Klimawandel leisten, einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Julia Harrer

Über Leserbriefe freut sich die Redaktion: redaktion@adhoc-international.org, e­benso wie über B ­ esuche und einen regen Austausch auf w ­ ww.facebook.com/adhocinternational.


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Internationale Klimapolitik

Internationale Klimaverhandlungen – Im Spannungsfeld von Treibern und Bremsern von Lutz Weischer Kann das Pariser Klimaabkommen die globale Energiewende beschleunigen und Gerechtigkeit beim Umgang mit Klimafolgen sicherstellen? Die bisher vorgelegten Klimaziele r­ eichen noch nicht, um den Klimawandel auf unter 2 oder sogar 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das Abkommen muss Mechanismen schaffen, damit diese Obergrenze noch eingehalten werden kann und die Klimaauswirkungen beherrschbar ­bleiben. ­Zusätzlich muss Unterstützung für Anpassung und den ­Umgang mit Schäden und Verlusten durch den Klimawandel fest­geschrieben werden. 2014 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen; 2015 wird diesen Spitzenwert wohl übertreffen – spürbare Folgen der Erderwärmung. Im Oktober dieses Jahres trat mit Hurrikan Patricia in Mexiko der stärkste jemals in der westlichen Hemisphäre gemessene Tropensturm auf, gerade mal zwei Jahre nachdem Supertaifun Haiyan über die Philippinen hinwegfegte. Ein einzelnes Extremwetterereignis ist noch lange kein Beweis. Dass die Wetterextreme in Häufigkeit und Stärke zunehmen, liegt jedoch nachweisbar am Klimawandel. Ernteausfälle, Überflutungen und die Versalzung von Böden sind nur einige Klimaauswirkungen, die heute und in Zukunft Armut und Krisen verstärken und Menschen zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Es trifft nicht länger nur kommende Generationen – es betrifft uns schon heute. Daher müssen wir eine internationale Antwort auf den Klimawandel finden. Das neue Abkommen soll erstmals Verpflichtungen für alle Staaten enthalten. Nach dem gescheiterten Versuch in Kopenhagen 2009 könnte dieses Mal der Durchbruch gelingen. Es gibt Anzeichen einer Trendwende. Denn erneuerbare Energien werden weltweit wettbewerbsfähig. In China wurde 2014 erstmals seit Jahrzehnten weniger Kohle als im Vorjahr verbrannt; in Indien verlangsamt sich das Wachstum der Kohleverstromung. Gleichzeitig bauen beide Länder erneuerbare Energien aus. Im Jahr 2014 sind die globalen Emissionen laut Internationaler Energieagentur erstmals nicht mehr gestiegen, obwohl es keine globale Wirtschaftskrise gab, die eine solche Entwicklung ansonsten erklären könnte. Doch all das ist noch kein stabiler Trend. Die Kernaufgabe des Pariser Abkommens muss daher sein, die globale Energie- und Klimawende zu stabilisieren und zu beschleunigen.

Die Welt auf den 2-Grad-Pfad bringen Anfang Oktober hatten gut 150 Staaten, die fast 90 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursachen, Klimaziele bei den Vereinten Nationen eingereicht. Wenn diese vollständig umgesetzt werden, wäre bis Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung zwischen 2,2 und 3,4 Grad zu erwarten gegenüber den globalen Durchschnittstemperaturen vor Beginn der Industrialisierung. Ein Fortschritt, verglichen mit dem Wert, auf den die Welt ohne diese neuen Klimaziele zusteuern würde. Es geht in die richtige Richtung, aber viel zu langsam und mit zu wenig Ambition. Das Pariser Abkommen muss über die bislang vorliegenden Ziele hinausgehen und Ergebnisse auf vier Ebenen bringen: 1.  Verbindliche Minimal-Klimaschutzziele für alle Staaten für die Zeit zwischen 2020 und 2025/30. 2.  Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 2 oder 1,5 Grad als Ziel. Heißt konkret: Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis Mitte des Jahrhunderts. Außerdem muss das Abkommen Nachbesserungsrunden im Fünf-Jahres-Rhythmus vorsehen, um die Lücke zwischen den nationalen Zielen und dem Langfristziel schrittweise zu schließen. Teil dieser Runden müssen auch Zusagen zur finanziellen und technologischen Unterstützung des Klimaschutzes in ärmeren Ländern sein. 3.  Einzelentscheidungen: etwa dazu, wie die Industrieländer den Ausbau der internationalen Klimafinanzierung organisieren oder welche Schritte zum Ausbau der erneuerbaren Energien bereits kurzfristig ergriffen werden können (für die Zeit, bevor das Abkommen 2020 in Kraft tritt). 4.  Konkrete Initiativen von nationalen Regierungen, Regionen, Städten, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren, etwa zu klimagerechter Stadtentwicklung oder zur Nutzung von 100 Prozent erneuerbaren Energien.

Es geht in die richtige Richtung, aber viel zu langsam und mit zu wenig Ambition. Unterstützung für die Verletzlichsten sicherstellen Ein weiterer Diskussionspunkt für die Verhandler in Paris: die Unterstützung ärmerer Länder durch internationale Finanzierung. Ehrgeizige Klimaschutz- und Anpassungspolitik in d­ iesen ­Ländern sollte zu höherer Unterstützung durch reiche Länder führen und höhere Finanzierung wiederum zu ehrgeizigeren ­Plänen. Selbst bei einer Begrenzung auf 2 Grad werden die ­Auswirkungen in vielen Ländern dramatisch sein; Anpassung gerät an ihre Grenzen. Daher sollte „Resilienz“ als langfristiges


Internationale Klimapolitik

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g In Zhangbei trifft moderne Windkraft auf das ländliche China

Ziel formuliert werden, d. h. alle Menschen zu befähigen, ­Klimaveränderungen und deren Auswirkungen zu bewältigen. Bei einem dramatischen Temperaturanstieg könnten dicht ­besiedelte Küstenregionen unbewohnbar werden, Ernten in verheerendem Ausmaß ausfallen. Deswegen muss das Thema „Schäden und Verluste“ auf die Agenda. Den reichen Staaten mit hohen Emissionen muss klar werden: Wenn es nicht gelingt, die globale Erwärmung zu begrenzen, muss deutlich mehr Unterstützung für die Betroffenen geleistet werden. Verhandlungspositionen kurz vor Paris Trotz positiver Bewegung in der Klimapolitik haben alle großen Emittenten auch mit großen Herausforderungen zu kämpfen, die wirklich ambitionierter Klimapolitik im Wege stehen. Die USA haben mit einer Verdoppelung des Reduktionstempos zwar ein Klimaschutzziel vorgelegt, die republikanische Opposition verhindert jedoch u. a. jegliche Bewegung bei der Klimafinanzierung. China betreibt zwar eine beeindruckende Politik zur Eindämmung der Kohle und für Investitionen in erneuerbare Energien. Wie andere Schwellenländer auch will es jedoch inter­ national weniger zusagen, als sich national abzeichnet. Und die EU hat ihre internationale Führungsrolle abgegeben. Ihr Ziel, die Emissionen in der EU bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, ist nicht ausreichend für einen 2-GradPfad. Dafür wären Reduktionen von 55 Prozent erforderlich. Einige Gruppen von Entwicklungsländern, etwa die kleinen Inselstaaten, die afrikanische Gruppe oder die am wenigsten

entwickelten Länder, hoffen auf ein starkes Ergebnis in Paris. Häufig fehlen ihnen aber die Ressourcen und Verbündeten, um in den Verhandlungen durchzudringen. Staaten wie Saudi-­ Arabien oder Russland, die ein schwaches Abkommen anstreben, werden alles tun, um die Verhandlungen zu verzögern. Denn dann kommt es unweigerlich am Ende der Konferenz zu einem Deal zwischen den großen Ländern auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners.

Wenn es nicht gelingt, die globale Erwärmung zu begrenzen, muss deutlich mehr Unterstützung für die Betroffenen geleistet werden. Kommt es dann zu einer Allianz p­ rogressiver Entwicklungsund ­Industrieländer, die ein ambitioniertes Ergebnis ermöglichen und gemeinsam Druck auf die Bremser machen? Zivilgesellschaftliche Beobachter spielen in dem Spannungsfeld von Treibern und Bremsern eine wichtige Rolle, um mögliche Klimachampions zu bestärken, Bremser zu entlarven und innerhalb der Verhandlungen für ambitionierte Ergebnisse zu werben. Gleichzeitig müssen sie außerhalb des Verhandlungszentrums deutlich machen: Die Menschen weltweit fordern Klimagerechtigkeit und eine Zukunft mit 100 Prozent erneuerbaren Energien. Daran müssen sich Regierungen und Unternehmen messen – in Paris und darüber hinaus. f


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Interview

Der Weg zur postkarbonen Gesellschaft? – „Nur mit ­überzeugender ­Zukunftsvision“ Interview mit Risikoforscher Prof. Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn

Dass es menschengemachten Klimawandel gibt und die Politik tätig werden muss, ist in der Wissenschaft längst Konsens. ­Dennoch hinkt die Politik hinterher. Wieso? Ist sie mit der Komplexität des Klimawandels und seinen komplexen Risiken überfordert? ad hoc international hat mit ­Risikoforscher und ­Politikberater Prof. Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn gesprochen – über unser Verständnis von Klimawandel, die Stolper­steine in der Klima­ politik und wie unsere Gesellschaft diese überwinden kann. ad hoc: Prof. Renn, versuchen wir zunächst einmal die Komplexität des Phänomens zu reduzieren, über das wir hier sprechen. Klimawandel ist eine abstrakte Erscheinung, deren Folgen wir in die Zukunft projizieren. Das motiviert nicht unbedingt zum Handeln. Wie können wir das überwinden? Renn: Wir müssen einsehen, dass wir so wie bisher nicht weiter­machen können. Es geht um unseren Lebensstil und wie wir unsere Wirtschaft organisieren und betreiben. Für die ­Entwicklungen in der Zukunft gibt es bereits in sich schlüssige Simulationen, die deutlich machen, was passiert, wenn wir nicht gegensteuern. Gut gemeint, aber weitgehend kontra-­ produktiv sind solche Szenarien, die sich auf Katastrophen­ semantik versteifen. Plötzliche Katastrophen sind auch nicht zu erwarten – zumindest bei uns in Europa. Klimawandel ­ereignet sich schleichend und je länger wir warten, desto eher schmelzen unsere ökologischen wie auch ökonomischen Grundlagen dahin. Handeln wir nicht jetzt, kommen uns die Konsequenzen schon bald teuer zu stehen und wir sehen uns mit irreversiblen Schäden konfrontiert.

Wir sind zentrale Mitgestalter unseres Planeten geworden – und Mitgestaltung heißt auch Mitverantwortung.

ad hoc: In der Tat ist die Situation alarmierend, wir haben nicht einmal einen Stillstand der Emissionen erreicht. Gleichzeitig ist die Akzeptanz von klimaschützenden Maßnahmen in der Bevölkerung hoch. Die Entscheidung für einen Politiker, in diese Richtung etwas zu unternehmen, ist daher doch relativ einfach. Renn: Im Prinzip ja, fragen wir aber: „Wären Sie bereit im Namen des Klimaschutzes höhere Steuern zu bezahlen?“, dann sinkt die Akzeptanz auch bei der Bevölkerung. Die Politik reflektiert zwar den grundsätzlichen Wunsch der Bürger, etwas zu tun, weiß aber auch, dass es letztlich nicht viel kosten darf – frei nach der Low-Cost-Hypothese: Wir machen alles mit, solange es uns nicht zu sehr schmerzt. Das weiß die Politik sehr genau. ad hoc: Wie konnte dann aber die Energiewende verabschiedet werden? Natürlich gab es da mehrere Einflussfaktoren, aber sie wird uns finanziell ja auch einiges abverlangen. Renn: Bei der Energiewende gab es eine Vision, die alle ­Akteure überzeugt hat – von Gewerkschaften bis zum Kohlekraftwerksbetreiber. Das letztlich alle vereinende Narrativ war: Mit den neuen Energieträgern entwickeln wir eine neue und kreative Industriekultur – für uns als exportabhängiges Land eine ganz neue Form des „made in Germany“. Nach dem Motto: Wir stehen für neue nachhaltige Systeme, die wir auch im ­Ausland anbieten können. ad hoc: Das klingt nach einem Szenario, bei dem letztlich alle profitieren. Renn: In diesem Fall leider nicht. Eine sogenannte win-winSituation suggeriert, alle gewinnen und keiner verliert. Doch so wird es nicht sein. Kernkraftwerksbetreiber werden verlieren; auch die Betreiber von Bergwerken und fossilen Kraftwerken: Die Kohle muss im Boden bleiben. Menschen, die bisher in diesen Bereichen ihren Lebensunterhalt verdient haben, benötigen neue Perspektiven. Ich vergleiche es mal mit der Pubertät: Freiwillig will da keiner durch. Wenn wir erwachsen werden wollen, haben wir da aber keine Wahl. Wollen wir langfristig Zukunft sichern, müssen wir durch diesen Transformationsprozess.


Interview

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i Die menschengestaltete Welt des Anthropozän verlangt nach Mitverantwortung.

ad hoc: … der wohl alles andere als ein Spaziergang sein wird. Renn: Alle Transformationsprozesse sind mit Belastungen, mit Brüchen und Schmerzen verbunden. Wichtig ist, dass man dies auch ehrlich kommuniziert, sonst gibt man eine Illusion vor, die nicht einlösbar ist. Außerdem muss man sich sehr gut überlegen, wie man Transformationsprozesse sozialverträglich abfedert. In einer Kohleregion wie der Lausitz können wir die Leute nicht alle in die Arbeitslosigkeit entlassen oder zum Solarpfleger umschulen. Das funktioniert nicht. Wir müssen ein Narrativ entwickeln, ja, eine Vision und Hoffnung, die für die betroffenen Menschen auch attraktiv ist. Wenn es eine überzeugende Aussicht gibt, für die es sich lohnt, den Transformationsprozess auf sich zu nehmen, ist die Politik eher gewillt, diesen Weg einzuschlagen. Können wir gleichzeitig nachweisen, dass Wirtschaft, öffentlicher Wohlstand und Entwicklung auch mit einem konsequenten Dekarbonisierungsprogramm vereinbar sind, nimmt das auch die Angst vor dem Transformationsprozess.

Man muss sich sehr gut überlegen, wie man Transformationsprozesse sozialverträglich abfedert.

Zum Wohle unserer Lebensqualität, aber auch zum Wohle künftiger Generationen. Wir müssen dabei unsere individuellen Ansprüche hier in Deutschland und anderen wohlhabenden Ländern r­ eduzieren. Um etwas Kostbares zu gewinnen: die Aussicht auf ein humanes Leben für alle Menschen und die folgenden ­Generationen. Wenn wir es nicht schaffen, eine positive und überzeugende Zukunftsvision zu erstellen, wird es sehr schwer werden, den Wandel zur post-karbonen Gesellschaft herbeizuführen. ad hoc: Wie weit muss eine solche Vision gehen? 2030, 2050, 2070? Renn: Bei den großen Schritten, die wir Richtung Nachhaltigkeit unternehmen müssen, muss der Weg das Ziel sein. Jeden Tag weniger CO2 ausstoßen als am Tag zuvor. Wir werden sehen, ein solches Programm ist realistisch. Die Wirtschaft bricht nicht zusammen – das wären erste Erfolgsmeldungen. Solche ­Ankerpunkte sind für die Glaubwürdigkeit einer nachhaltigen ­Transformationspolitik essentiell. Darauf kann man dann ­sukzessiv aufbauen. ad hoc: Lieber Prof. Renn, ich danke Ihnen für das Gespräch. Interview: Julia Harrer

ad hoc: Welches Narrativ könnte uns durch diesen Transformationsprozess leiten? Renn: Halten wir uns das Narrativ des Anthropozän vor ­Augen. Wir befinden uns im Zeitalter einer durch menschliche Handlungen gestalteten Welt. Wir verfügen heute als Menschheit über weitreichende organisatorische Maßnahmen, mit ­denen wir signifikant die natürlichen Kreisläufe und unsere Umgebung prägen. Das hat uns ein exponentielles Bevölkerungswachstum eingebracht, aber auch all die Umweltprobleme, mit denen wir jetzt umgehen müssen. Wir können nicht einfach mehr abwarten und hoffen, dass alles noch mal gut geht. Wir sind zentrale Mitgestalter unseres Planeten geworden – und Mitgestaltung heißt auch Mitverantwortung.

Prof. Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn ist Professor für Umwelt und Technik­ soziologie an der Universität Stuttgart. Im Februar 2016 wird Renn die Leitung des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam übernehmen. Renn ist auch als Politikberater tätig, u. a. war er Mitglied in der von Bundeskanzlerin Angela Merkel berufenen Ethikkommission „Zukunft der Energieversorgung“. Zu seinen Hauptforschungsfeldern ­gehören Risikoanalyse, Theorie und Praxis der Bürgerbeteiligung bei ­öffentlichen Vorhaben, sowie sozialer und technischer Wandel in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung.


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Klimafreundliches Wachstum

All-In im Innovationspoker: Alle Karten auf Grün setzen von Florian Egli Klimawandel aufhalten wird oft mit Verzicht gleichgesetzt. Verzicht auf einen ressourcenintensiven Lebensstil, den wir uns v. a. in der industrialisierten Welt angewöhnt haben. Dem Weg zu einer klimafreundlichen Gesellschaft wäre mit einem positiven Narrativ besser geholfen. Grünes Wachstum bietet Raum dafür. Wozu grün wachsen und nicht mehr braun wie bisher? Es geht darum, die Welt auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu lenken und sowohl den CO2-Ausstoß als auch den gesamten Ressourcen­ verbrauch auf einem Niveau zu stabilisieren, das künftigen Generationen vergleichbare Chancen wie den heutigen ermöglicht. Das wird nur möglich sein, wenn es uns gelingt, unseren Ressourcenverbrauch und wirtschaftliches Wachstum zu entkoppeln. Dazu muss der öffentliche Sektor Innovationen, Forschung und Start-ups in grünen Technologien in einer frühen Entwicklungsphase unterstützen. Das Internet, GPS, der Touchscreen oder der Computer sind nur einige Beispiele für Technologien, die in der Anfangsphase öffentliche Unterstützung erhielten und so den Durchbruch geschafft haben. Nur so kann sich eine eigenständige Dynamik entwickeln, welche grüne Technologien zunehmend wettbewerbsfähiger macht.

Grünes Wachstum basiert auf der Annahme, dass Wirtschaftswachstum und ­Ressourcenverbrauch entkoppelt werden können. Grüne Investitionen auf allen Ebenen Wie kann das konkret aussehen? Mit direkter Innovationsförderung, d. h. Forschungs- und Entwicklungsgelder für Universitäten, Start-ups und Unternehmen, die energieeffiziente Technologien entwickeln, und Fördergelder für die Installation und Anwendung solcher Technologien, z. B. Einspeisezuschuss für Photovoltaik. Ein gutes Beispiel eines Innovations-Inkubators ist KIC-Climate, ein länderübergreifendes europäisches Netzwerk, welches Ideenworkshops organisiert, Start-ups im Klimabereich durch Wettbewerbe fördert und bei Geschäftsentwicklung oder Finanzierungssuche unterstützt. Ende vergangenen Jahres konnten von KIC-Climate begleitete Start-ups 59 Millionen Euro externe Finanzierung sichern und damit jährlich über 120 Start-ups begleiten. Start-up-Förderung findet auch lokal statt. Kopenhagen will die erste CO2-neutrale Stadt weltweit werden und fördert darum aktiv die Ansiedlung innovativer Klima-Start-ups. Zahlreiche Firmen, die saubere Technologien entwickeln, haben sich in Kopenhagen angesiedelt. So hat sich um die Stadt ein sogenanntes „Cleantech-

Cluster“ gebildet – ein Magnet für junge Leute mit Geschäftsideen im „grünen“ Bereich. Ohne Starthilfen wäre das nicht denkbar gewesen. Dänemark weist inzwischen weltweit die höchste CleantechProduktion in Relation zu ihrer Wirtschaftsleistung auf (3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts). Innovationen brauchen Infrastruktur Ob Innovationen den Durchbruch schaffen, ist aber nicht nur eine Frage der unmittelbaren Unterstützung, sondern auch eine Frage der vorhandenen Infrastruktur. Tesla Motors hat als erstes Unter­ nehmen publikumswirksam ein Elektroauto präsentiert, welches sich mit konventionellen Fahrzeugen messen kann. Gleichzeitig hat der Autokonzern beschlossen, seine Patente kostenfrei zu ver­ öffentlichen, um die Entwicklung des Marktes in Richtung Elektro­ autos zu beschleunigen. Diesem Entscheid lag nicht etwa Altruismus zu Grunde, sondern die Einsicht, dass es eine kritische Masse an Elektroautos braucht, um die Anreize für den Bau der passenden Lade-Infrastruktur zu setzen. Gleiches gilt für erneuerbare Energien. Intelligente Stromnetze und -zähler, welche den Verbrauch besser an sich laufend ändernde Sonnen- und Windintensitäten anpassen, sind die Voraussetzung für die umfassende Nutzung von volatilen erneuerbaren Energien. Die Stadt Arbon hat zum Beispiel als erste Schweizer Stadt flächendeckend bei rund 14.000 Einwohnern sogenannte „Smart Meter“ installiert. Unterstützt wurde dies von der öffentlichen Hand: Das städtische Elektrizitätswerk übernahm die Installation. Erfolgsbeispiel Südkorea Südkorea investiert mittlerweile weltweit prozentual zum BIP am meisten in umweltschonende und energieeffiziente Techno­ logien. Mittels Steuerrabatten und Entwicklungszuschüssen fördert Südkorea seit 2009 gezielt 27 grüne Schlüsseltechnologien. Inner­halb weniger Jahre schaffte es Südkorea damit, in den ­Bereichen Solarzellen, schadstoffarme Fahrzeuge, LED und grüne IT den technologischen Rückstand auf die Weltmarktführer beinahe zu eliminieren. Südkorea legte in nur gut fünf Jahren den Grundstein für eine erfolgreiche grüne Industrie – ein Vorbild für Europa? Am Schluss ist aber das beste Innovationsprogramm nur so gut wie seine Exit-Strategie. Die Förderung von unerprobten Technologien bleibt risikobehaftet und zahlreiche Projekte scheitern. Entscheidend für das grüne Wachstum der Zukunft wird sein, dass Staat und Wirtschaft aus den Anlaufversuchen der Start-ups und der vielen kleineren Initiativen die richtigen Schlüsse ziehen und diese im Design neuer Innovationsprogramme berücksichtigen. f


Emissionen im Wärmesektor

Klimaneutrales Erdgas für emissionsarmes Wohnen von Dr. Christian Friebe Bis 2030 will die Europäische Union mindestens 40 Prozent der CO2-Emissionen einsparen – ein Ziel, für das sich Bundeskanzlerin Merkel im EU-Rat massiv eingesetzt hat. Die Umsetzung erfolgt über den europäischen Emissionshandel und verbindliche Vorgaben in anderen Sektoren. Für Deutschland bedeutet dies, dass die CO2Emissionen im Gebäudesektor bis 2030 um etwa ein Drittel sinken müssen. In einem „Weiter so wie bisher“-Szenario müssten wir im Jahr 2030 jeden dritten Tag ohne Heizung und warme Dusche auskommen, um dieses Ziel zu erreichen. So weit muss es nicht kommen. Sanieren, Abreißen, Bauen Gebäude sollen ein Drittel weniger Emissionen produzieren – wie will Deutschland das bis 2030 schaffen? Laut Bundeswirtschaftsministerium liegt die Sanierungsrate bei bestehenden Gebäuden bei etwa einem Prozent im Jahr. Heißt: Bis 2030 werden etwa 15 Prozent der Bestandsgebäude saniert sein. Nehmen wir weiter an, dass eine Sanierung die CO2-Emissionen eines Gebäudes um durchschnittlich zwei Fünftel senkt, so reduzieren sich die Emissionen im gesamten Gebäudesektor dadurch bis 2030 um sechs Prozent. Die Emissionen könnten um weitere zehn Prozent sinken, wenn jedes abgerissene Gebäude durch ein „Null-CO2-Haus“ ersetzt würde. Problematisch ist dabei, dass unser Bedarf nach steigendem Wohnkomfort und mehr Wohnfläche einen Teil der Einsparungen wieder auffrisst. Diese stark vereinfachte und für den Klimaschutz optimistische Abschätzung zeigt: Mit den aktuellen Fördermaßnahmen können die CO2-Emissionen im Gebäudesektor bis 2030 um maximal 16 Prozent sinken. Damit reicht es lange nicht für die von Brüssel für Deutschland vorgesehenen 30 bis 40 Prozent für den NichtEmissionshandelssektor. Wie kann die Politik diese Lücke schließen? Mehr staatliche Förderung für die Gebäudesanierung? Hohe öffentliche Zuschüsse für den Abriss von Bestandsgebäuden? Die dazu notwendige drastische Steigerung von Neubau, Abriss und Sanierung ist für die Gesellschaft und den Gebäudeeigentümer jedenfalls kaum bezahlbar. Dabei findet der Wandel zu immer effizienteren Gebäuden dank bestehender politischer Rahmenbedingungen ohnehin statt – der Wandel braucht jedoch deutlich mehr Zeit als uns die sinnvollen und notwendigen CO2-Ziele für 2030 geben. Erdgas als Überbrückung Ein von der Politik bisher kaum beachtetes Angebot der Energieversorger kann dem Wärmemarkt die notwendige Zeit für die Transformation verschaffen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Klimaschutzziele eingehalten werden: CO2-armes Erdgas, das mit hochwertigen internationalen CO2-Zertifikaten vollständig klima­ neutral hergestellt wird. Die Zertifikate nutzen anerkannte Standards der Vereinten Nationen, teilweise in Kombination mit dem vom WWF mit entwickelten Gold-Standard. Die standardisierten Zertifikate ermöglichen es, die durch Klimaschutzprojekte in

Entwicklungsländern eingesparte Menge CO2 zu handeln. Mit Hilfe der Einnahmen aus dem Verkauf der Zertifikate kann in einem Entwicklungsland z. B. die Verbreitung von effizienten Kochern gefördert werden. Dadurch sinkt der Bedarf an Brennholz und somit die durch das Kochen ansonsten verursachten CO2Emissionen – ein Ansatz mit zusätzlichen positiven Auswirkungen für den Wald und die Gesundheit der Nutzer.

Klimaneutrales Erdgas in Industrie­ ländern mit CO2-Zertifikaten aus Entwicklungsländern – eine Chance für einen kosteneffizienten und wirksamen Klimaschutz. Bereits heute bieten viele Energieversorger in Industrieländern ihren Kunden Erdgas mit internationalen CO2-Zertifikaten an, um kosteneffizient CO2-Emissionen im Heizungssystem senken. Hausbesitzer, Mieter und die Volkswirtschaft können so kurzfristig CO2 einsparen. Gleichzeitig gewinnt die Volkswirtschaft mit Hilfe der internationalen Zertifikate ausreichend Zeit für den Umbau aller Gebäude hin zu Niedrigst- und Plusenergiegebäuden. Die praktische Umsetzung könnte z. B. über eine Anerkennung und A­nrechnung in der Energieeinsparverordnung erfolgen. Dieser Vorschlag ergänzt bestehende Förderprogramme für Gebäude sowie die immer anspruchsvolleren Energieeffizienz-Vorgaben für Neubau und Modernisierung. Erdgas mit internationalen CO2Zertifikaten ist dabei keine dauerhafte Lösung, sondern nur eine Brücke hin zu einem zukünftigen Gebäudebestand von Niedrigstund Plusenergiehäusern. f Emissionshandel: Rund 11.000 große Industrieanlagen und Kraftwerke auf Basis fossiler Brennstoffe sowie der Luftverkehr sind Teil des EU-Emissionshandels. Die Regeln für den Emissionshandel werden europaweit einheitlich definiert. Nicht-Emissionshandel: Die verbleibenden 55 Prozent der europäischen CO2-Emissionen entstehen insbesondere im Gebäude-, Verkehrs- und Landwirtschaftssektor. Auch wenn diese Sektoren nicht Teil des Emissionshandels sind, so bestehen dennoch verbindliche europäische CO2-Minderungsvorgaben für jeden Mitgliedstaat. CO2-Zertifikate: Ein CO2-Zertifikat aus dem EU-Emissionshandel gibt dem Besitzer das Recht, das Klima mit einer Tonne CO2 zu belasten. Im Gegensatz dazu neutralisiert ein CO2-Zertifikat aus einem Projekt in Entwicklungsländern zunächst eine Tonne CO2, die dann vom Käufer des Zertifikats emittiert werden darf. Beide Zertifikate geben dem emittierten CO2 einen Preis, aber nur die Zertifikate aus Schwellen- und Entwicklungsländern neutralisieren das emittierte CO2.

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Urbane Zukunft

Klimaeffiziente Städte – gesunde Städte von Dr. med. Julia Stricker Die Welt wird urban. Zurzeit lebt rund die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, 2050 werden es gemäß Schätzungen der UN sogar zwei Drittel sein. Wie Städte gebaut sind und wie das Zusammenleben in ihnen organisiert ist, hat nicht nur einen großen Einfluss auf den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen, sondern auch auf unsere Gesundheit. Dem Transportsektor kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Der Transportsektor ist eine der Hauptquellen städtischer CO2Emissionen und hat zugleich einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit: Unfälle, Erkrankungen bedingt durch Lärm- und Luftverschmutzung und die gesundheitlichen Folgen eines bewegungsarmen Lebensstils sind die wichtigsten Gründe dafür. Städtische Luftverschmutzung ist gemäß der WHO pro Jahr für rund 1,3 Millionen frühzeitige Todesfälle verantwortlich. Sie erhöht das Risiko für Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen, aber auch für Krebs und Schwangerschaftskomplikationen. Verkehrslärm kann einen negativen Effekt auf die psychische Gesundheit haben. Bewegungsmangel ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen, Diabetes Typ II und gewisse Tumorerkrankungen – und führt insgesamt zu über drei Millionen frühzeitigen Todesfällen pro Jahr.

Was ist „falsch“ an unseren Städten? Städte wurden in den vergangenen 60 Jahren „um das Auto herum“ geplant und gebaut. Es entstanden räumlich getrennte Wohn-, Arbeits- und Dienstleistungsbezirke. In den neuen Wohnquartieren nahm die Bevölkerungsdichte ab, Einfamilienhausvorstädte prägten zunehmend das Bild. Das Auto war nicht nur Ausgangspunkt dieser Entwicklung, es wurde auch unabdingbar für das Erreichen von Arbeit, Ausbildung, Einkaufsmöglichkeiten oder Vergnügen – kurz: für die Teilhabe am öffentlichen Leben. In bevölkerungsarmen Stadtteilen einen öffentlichen Nahverkehr zu unterhalten, ist teuer, weil die kritische Masse an Passagieren fehlt. Die Bevölkerungsdichte bestimmt die Höhe des transportassoziierten Energieverbrauchs in Städten maßgeblich. Dieser ist in ausgedehnten, sogenannten „Sprawling Cities“, wie Denver oder Los Angeles, um ein Vielfaches höher als in dichteren europäischen oder asiatischen Städten. Der Flächennutzungsplan und die Bevölkerungsdichte einer Stadt haben deshalb einen großen Einfluss auf die Transportmuster und den Energieverbrauch der Städter – und auf deren Gesundheit. Welcher Weg zur klimafreundlichen und gesunden Stadt? Es gibt diverse Ansätze, den Energieverbrauch des Transportsektors in Städten zu senken: Energieeffizientere Fahrzeuge und Treibstoffe setzen beim Verbrauch an; das Erheben von Mautgebühren oder die Reduktion von Parkplätzen begrenzen die individuelle Mobilität und stärken die Nachfrage nach öffentlichem Nahverkehr. Mit Blick auf mögliche Gesundheitsvorteile beurteilt die WHO in einem kürzlich erschienen Bericht diejenigen Maßnahmen als am effektivsten, die einen „aktiven Transport“, wie Fahrradfahren oder Laufen, fördern und gleichzeitig die umweltbedingten gesundheitlichen Risikofaktoren – insbesondere Luftverschmutzung und Lärm – reduzieren.

Zurzeit wachsen viele Städte – und sie wachsen schnell. Wir müssen daher die Weichen so stellen, dass der Mensch die urbane Hauptrolle spielen kann – und nicht das Auto. f Die Luft in Linfen, China, gehört zu den dreckigsten der Welt


Urbane Zukunft

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f Dänemark ist Vorreiter in fahrradfreundlicher Infrastruktur

Eine Stadt nicht für Autos, sondern für Menschen Wie lässt sich „aktiver Transport“ fördern und die „Automotorisierung“ unserer Städte reduzieren? Laut WHO-Bericht brauchen wir Städte mit kurzen Wegen. Durch die Verdichtung bestehender Stadtteile und eine gemischte Flächennutzung sollte Arbeit, Einkaufen, Ausbildung und Vergnügen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar werden. Dafür sollten wir in den Ausbau einer sicheren Verkehrsinfrastruktur für Fußgänger und Fahrradfahrer und den öffentlichen Nahverkehr investieren. Ein Beispiel aus dem Norden Kopenhagen will bis 2025 CO2-neutral sein. Ein wichtiger Schritt zum Erreichen dieses Ziels ist die Förderung des Fahrradverkehrs. Bereits heute werden 36 Prozent aller Wege zur Arbeit oder Ausbildung mit dem Fahrrad zurückgelegt. Die Stadt investiert in die kontinuierliche Verbesserung ihrer Fahrrad­infra­struktur. Investitionen, die sich lohnen: Verglichen mit Infrastrukturen für das Auto sind Fahrradwege günstig. Dies zeigt sich ganz besonders, wenn die sozialen und gesundheitlichen Effekte in die Betrachtung miteinfließen. 2009 schätzte K ­ openhagen die jährlichen Gesundheitsvorteile des Fahrradfahrens auf 228 Millionen Euro. Fahrradförderung ist für ­Kopenhagen ein so genanntes „intersektoriales politisches Werkzeug“, mit dem die Stadt mehrere Ziele auf einmal verfolgt: eine höhere Energieeffizienz, die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung und eine gute städtische Lebensqualität.

Lock-in-Effekt vermeiden Während Kopenhagens Fahrradförderung international viel Aufmerksamkeit genießt, muss man sich bewusst sein, dass sie auf einer langfristigen Landnutzung und Transportstrategie aufbaut und zugleich ein Teil davon ist. Kopenhagen fördert seit Jahrzehnten ein kompaktes städtisches Wachstum, das Hand in Hand mit dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs geht. So ist eine städtische Grundsubstanz entstanden, die in den vergangenen Jahren fahrradtauglich gemacht werden konnte. Städtische Infrastrukturen sind langlebig; sind sie falsch geplant, ziehen sie auf lange Zeit einen hohen Energieverbrauch nach sich. Deshalb haben „Sprawling Cities“ weniger Möglichkeiten, einen klima- und gesundheitsfreundlichen Transport zu fördern. Zurzeit wachsen viele Städte – und sie wachsen schnell. Wir müssen daher die Weichen so stellen, dass der Mensch die urbane Hauptrolle spielen kann – und nicht das Auto. Und es lohnt sich dreifach: Gute Stadtplanung hilft nicht nur, CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern auch die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern und das Leben in der Stadt insgesamt attraktiver zu gestalten. f


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Interview

Globale Verdunkelung: Leben unter der Dunstglocke Interview mit Klimaforscherin Dr. Beate Liepert „Global warming“, Erderwärmung, kennen wir schon. Der Grund dafür ist die hohe Konzentration an Treibhausgasen. Was wir an Schadstoffen in den Himmel blasen, sorgt aber nicht nur für eine aufgeheizte Atmosphäre. Der Dreck hängt in der Luft, fast wie der Schmutzschleier auf dem Glas einer Windschutzscheibe. Die Sonnenstrahlen kommen nicht mehr richtig durch – mit massiven Folgen für unser Klima. „Global dimming“ heißt dieses Phänomen. Klimaforscherin Dr. Beate Liepert gehört zu den EntdeckerInnen der sogenannten globalen Verdunkelung. ad hoc international hat mit ihr gesprochen. ad hoc: Frau Liepert, was ist „global dimming“ und was passiert bei diesem Prozess? Liepert: „Global dimming“, also globale Verdunkelung, steht ursprünglich für die weltweit beobachtete Abnahme der Sonneneinstrahlung von den 1950er Jahren, dem Beginn der Messungen, bis in die 1980er. In den 1990ern hat die Sonneneinstrahlung übrigens wieder zugenommen. Ein Teil der Abnahme konnte auf natürliche Wetterveränderungen zurückgeführt werden, aber nicht alles. Untersuchungen zeigen, dass zunehmende Luftverschmutzung, zum Beispiel durch Ruß, auch zur Verdunkelung beiträgt. Das geht sowohl direkt, indem Sonnenstrahlung von den braunen Teilchen absorbiert oder von weißen Teilchen reflektiert wird, oder indirekt, indem die Teilchen die Wolkenbildung beeinflussen. Diese Wolken reflektieren dann die Sonnenenergie. In der Diskussion heute ist „global dimming“ zum Synonym für global zunehmende Luftverschmutzung durch diese Aerosol­ partikel geworden.

Zyniker behaupten, dass man mit künstlicher Luftverschmutzung die Erderwärmung mindern kann, aber das Klima ist komplizierter. ad hoc: Welche Folgen hat „global dimming“? Liepert: Wie man sich gut vorstellen kann, bedeutet ein Rückgang der Sonnenstrahlung eine Temperaturminderung, aber natürlich nur tagsüber und nicht in der Nacht. Das heißt, ein Teil des Treibhauseffektes wird unterdrückt: Die Tage werden wärmer, aber nicht so viel wärmer wie die Nächte. Meine Forschung zeigt jedoch, dass die wichtigste Folge mit dem Wasserkreislauf zusammenhängt. Sonnenstrahlung verdunstet Wasser an der Erdoberfläche, was zu Wolken und Niederschlagsbildung führt. Reduzieren wir die Energie für die Verdunstung, reduzieren wir auch den Niederschlag. Ich habe in meiner Arbeit theoretisch gezeigt, dass bei dem heutigen Ausmaß des „global dimming“

tatsächlich die erwartete Niederschlagszunahme durch globale Erwärmung wieder aufgehoben wird, was sogar zu einer globalen Abnahme des Niederschlags führt trotz mehr Feuchte in der Atmosphäre. Geht die Sonneneinstrahlung zurück, hat das zum Beispiel auch zur Folge, dass die Bäume im Norden schlechter wachsen. Das konnte man an der Dichte der Baumringe nachweisen. ad hoc: Die Politik hat „global warming“ im Visier, „global dimming“ offenbar nicht. Wieso? Liepert: Es ist technisch deutlich einfacher, den Ausstoß von Aerosolpartikeln oder Schwebstoffen wie Ruß zu reduzieren, um „global dimming“ zu begrenzen – wenn man nicht schummelt, wie VW es mit den Dieselautos getan hat. Das ist ja auch in vielen Ländern seit den 1990er Jahren geschehen. Klimamodelle und auch Untersuchungen zeigen, dass die Reduzierung der Luftverschmutzung zu einer Zunahme der Sonnenstrahlung geführt hat. Das wiederum hat die Erderwärmung verstärkt. Das heißt für die Politik, dass die positiven Initiativen der Luftreinhaltung Initiativen des Klimaschutzes entgegenwirken. Das klingt paradox. Man kann sich nicht auf eines von beiden konzentrieren. ad hoc: „Global dimming“ muss also auf die Agenda in der Klimadebatte. Beate Liepert: Genau, Luftverschmutzung muss in der Klimadebatte berücksichtigt werden und man kann dieses Problem in den Griff bekommen. Zyniker behaupten, dass man mit künstlicher Luftverschmutzung die Erderwärmung mindern kann, aber das Klima ist komplizierter. Dann verändert man nämlich den Niederschlag. „Cap and Trade“, also Emissionshandel als ­Lösungsansatz des Klimaproblems, kann meiner Meinung nach nicht funktionieren. Das wird hier in den USA viel diskutiert, vor allem bei den Liberalen. Es bedeutet, dass man durchaus lokal verschmutzen kann, wenn man anderswo die CO2-Ausstöße verringert. Aber diese Emissionen sind meist gekoppelt an andere Emissionen bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Diese kurzlebigen Gase und Schwebstoffe verursachen Luftverschmutzung und „Verdunkelung“ in der Region, wo sie emittiert werden. ad hoc: Liebe Frau Liepert, ich danke Ihnen für das Gespräch. Interview: Julia Harrer Dr. Beate Liepert studierte und promovierte in Meteorologie an der LudwigMaximilians-Universität in München. Sie gehört zu den EntdeckerInnen des Phänomens „global dimming“ und forscht dazu in den USA am Lamont-­ Doherty Earth Observatory der Columbia University in New York sowie für NorthWest Research Associates in Seattle.


Klagen für Umwelt und Klima

Der Jurist, ein aufstrebender Klimakämpfer von Waleria Schüle, LL. M. Wie tragen Juristen zum Klimaschutz bei? Während auf dem ­internationalen Parkett die Frage von Verlust- und Schadens­ersatz noch verhandelt wird, steigt weltweit die Anzahl der Fälle, in denen Verantwortung für Vermeidung von und Anpassung an den Klima­ wandel eingeklagt wird. Derzeit prüft die Hamburger Anwältin Roda Verheyen die Erfolgsaussichten der Klage eines peruanischen Kleinbauers gegen den Energiekonzern RWE auf Zahlung von 20.000 Euro für die ­Umsetzung von Schutzmaßnahmen gegen klimabedingte Flutrisiken in Peru. 20.000 Euro entsprechen einem Hundertstel der drohenden Kosten. Diese ­Berechnung stützt sich auf eine ­Studie aus dem Jahr 2013, die die ausgestoßenen Emissionen der vergangenen 150 Jahre zu 90 Konzernen zurückverfolgt. RWE ist einer davon. Diese Art von Studien machen es erstmals möglich, die Mitverantwortung der Großkonzerne an der globalen Klimaerwärmung quantitativ auszudrücken und vor Gericht in Zahlungsansprüche zu übersetzen. Der Fall von RWE ist der erste seiner Art und würde einen globalen Präzedenzfall setzen. Aber nicht nur Konzerne, sondern auch Staaten geraten ins Visier der Juristen. So hat im Juni 2015 ein niederländisches Gericht einer bis dahin beispiellosen Klage stattgegeben: Es stellte fest, dass die niederländische Regierung gesetzlich verpflichtet sei, die niederländischen CO2-Emissionen bis 2020 um ein Viertel im Vergleich zu 1990 zu senken, um seine Bürger vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Eine ähnliche Klage wird auch in Australien und Norwegen geprüft. Diese Fälle zeigen, dass Klimaschutz zunehmend auf juristischer Front betrieben wird.

Juristischer Klimaschutz hat viel Potential, europäische Staaten und Unternehmen zu mehr Engagement im Klimaschutz zu bewegen. Neben der Feststellung der Verantwortung für klimabedingte Schäden und Verluste leisten Juristen weltweit bereits einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen. Die juristisch erstrittene Verhinderung von Kohlekraftwerken in den USA zeugt von einer enormen Wirkungskraft des Juristen im Kampf gegen den Klimawandel. Im Jahr 2001 beschloss der damalige US-Präsident George W. Bush die amerikanische Kohleindustrie wieder zu beleben und schloss eine Vereinbarung mit dem Privatsektor um 220 neue Kohlekraftwerke zu bauen. Trotz der Begeisterung der Kohleindustrie wurden davon nur drei Kraftwerke gebaut. Zum Hindernis

wurde eine breit aufgestellte juristische Kampagne der ältesten amerikanischen Umwelt-Nichtregierungsorganisation Sierra Club. Der Sierra Club befürchtete, dass der Bau neuer Kohlekraftwerke die USA für lange Zeit auf eine veraltete, klima- und umweltschädliche Form der Energiegewinnung festlegen würde. So wurde im Rahmen der Beyond Coal-Kampagne eine Armada an Umweltjuristen gezielt darin geschult, Baugenehmigungen gerichtlich zu hinterfragen und juristisch anzugreifen. Mit Erfolg. Als der Bau der neuen Kraftwerke vom Tisch war, wurde die Kampagne auf die schon laufenden 523 Kraftwerke ausgeweitet. Bis September dieses Jahres waren 204 vom Netz genommen oder umgerüstet worden. Die Beyond Coal-Kampagne trug dazu bei, dass die USA im Jahr 2014 bei der Reduktion von Kohlenstoffemissionen weltweit an erster Stelle standen. Während in den USA der „aktivistische“ Jurist seit Langem ein etablierter Akteur der Zivilgesellschaft ist, ist diese Rechtskultur in Europa erst im Entstehen. Vorreiter ist hier die pro-bono Kanzlei ClientEarth, deren 60 Anwälte sich Vollzeit mit Umwelt- und Klimaschutz beschäftigen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Energiewende. So verhinderten die Anwälte von ClientEarth den Bau von Kohlekraftwerken in Großbritannien und Polen. In Polen wurde ihre Tätigkeit zunächst mit massivem Misstrauen aufgenommen. Der polnische Sicherheitsdienst beschattete involvierte Anwälte und Medien brandmarkten sie als „Ökoterroristen“. Mittlerweile berät die Kanzlei politische Entscheidungsträger bei der Entwicklung moderner und sauberer Energiekonzepte. Juristischer Klimaschutz hat viel Potential, europäische Staaten und Unternehmen zu mehr Engagement im Klimaschutz zu bewegen. Ansatzpunkte bestehen insbesondere in der Umwelthaftung, bei der Anwendung bereits bestehender Emissionsstandards, der Abschaltung veralteter Kohlekraftwerke und der Entwicklung zeitgemäßer Energiepläne. Viele osteuropäische Staaten verfolgen noch immer kohlelastige Energiepläne, deren Umsetzung schwer mit den Dekarbonisierungszielen der Europäischen Union vereinbar sind. Auch Deutschland ist auf dem Radar der Klimajuristen. Allein ein Viertel der 280 europäischen Kohlekraftwerke stehen in der Bundesrepublik. Viele von ihnen sind veraltet und entsprechen nicht mehr modernen Standards. f

p Oft mangelt es nicht an Gesetzen, sondern an deren Anwendung.

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Anpassung in der Landwirtschaft

Zukunft für den Acker? Die Lösungen der Kleinbauern von Janina Grabs, Loredana Sorg und Julia Harrer Weltweit sind 1,5 Milliarden Kleinbauern abhängig von Erträgen aus der Landwirtschaft. Sie bewirtschaften ihre Felder in erster Linie zur Selbstversorgung, verkaufen entbehrliche Überschüsse auf lokalen Märkten oder an Exporteure. Laut der Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) leben die meisten von ihnen in den am wenigsten entwickelten Ländern, wo der Landwirtschaftssektor bis zu 40 Prozent zum Bruttoinlandprodukt beiträgt. Trockene Felder, kein Regen oder Sintflut – heute schon gefährden extreme Temperatur- und Nieder­ schlagsschwankungen die Ernte in vielen Regionen der Welt. Für Anpassung an den Klimawandel bedarf es neuer Ansätze, Techniken, Wissen – und erfolgreiche Ideen gibt es bereits.

Costa Rica

Janina Grabs arbeitete während ihres Kollegjahres im Projekt „Programa Acción Clima“ der GIZ Costa Rica.

i Costa Rica: Zu heiß? Mehr Schatten für die Kaffeekirschen

„Kaffeebauern sind die besten Meteorologen“, sagt man in Costa Rica; so witterungsabhängig ist der Kaffeeanbau. Das Gelingen der einzigen Ernte im Jahr beruht auf rechtzeitigen Niederschlägen. Der Regen sorgt im Frühjahr für ein gleichmäßiges Wachstum der Kaffeekirschen; später ist er notwendig, damit Düngemittel wirken können. In den vergangenen Jahren waren Regenfälle immer heftiger, aber weniger regelmäßig. Dies führt dazu, dass Kirschen von verschiedener Größe und Reifegrad am gleichen Strauch heranwachsen. Da nur reife Kirschen gepflückt werden, müssen Pflücker nun bis zu viermal durch die Felder ziehen, wo früher zwei Erntedurchgänge reichten. Diese Ineffizienz erhöht die Produktionskosten und senkt die Qualität. Das trockene Klima ist zudem beste Voraussetzung für die ­Verbreitung von Kaffeerost, einer Pilzerkrankung, die unlängst viele Kaffeefelder Zentralamerikas verwüstet hat. Um ihre ­Kaffeepflanzen vor zu hohen Temperatur- und Feuchtigkeits-

schwankungen zu schützen, bauen immer mehr Bauern Schatten­ bäume auf ihren Feldern an. Diese schirmen die Sträucher vor zu intensiven Regengüssen ab, verhindern aber auch sonnenbedingte Verdunstung und bewahren somit Bodenfeuchte. Daneben erhöht mehr Diversität auf den Feldern die natürliche Schädlingsresistenz. Viele Kaffeebauern entscheiden sich auch für Fruchtbäume als Schattenspender. Durch den Verkauf von Bananen, Mangos oder Avocados verfügen sie so über eine zusätzliche Einnahmequelle, die ihnen eine Versicherung vor Kaffeeernteausfällen bietet. f

Ukraine Loredana Sorg arbeitete während ihres Kollegjahres im Projekt „Organic Market Development in Ukraine“, das vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) umgesetzt wird.

o Ukraine: Mit schonender Bodenbearbeitung und Biolandbau gegen Erosion

Getreidefelder, soweit das Auge reicht. Die Ukraine ist zu Recht als Kornkammer Europas bekannt. Die fruchtbaren Schwarzerden bescheren dem Land seit jeher hohe Erträge. 2014 betrug die Getreideernte über 63.000 Tonnen – ein neuer Rekordwert. Doch die abnehmende Bodenfruchtbarkeit und zunehmende Witterungsschwankungen führen zu unsicheren Erträgen. Boden­ erosion ist seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts als Problem bekannt. Überbeanspruchung, eine teilweise ungünstige Boden­ bewirtschaftung und zunehmende Extremwetterereignisse verstärken die Abtragung der Erde durch Wind und Regen. Dies könnte die – mehrheitlich – positiven Effekte, die der Klimawandel durch höhere Temperaturen und verlängerte Vegetations­ perioden in der Ukraine bringt, relativieren. Gleichzeitig gefährden häufiger auftretende Überschwemmungen in den Regionen rund um die Karpaten und Dürreperioden in den südlichen Teilen des Landes Getreide- und Graslanderträge.


Anpassung in der Landwirtschaft

Eine schonende Bodenbewirtschaftung, worunter ein reduzierter oder gar kein Pflugeinsatz verstanden wird, unterstützt die Boden­ fruchtbarkeit und vermindert das Erosionspotential. Auch eine ständige Bodenbedeckung durch Gründüngung oder Zwischenkulturen, wie sie insbesondere im Biolandbau gepflegt wird, wirkt der Erosion entgegen und verbessert die Wasserrückhalte­ kapazität des Bodens, wenn zurzeit auch noch im tiefen ein­ stelligen Prozentbereich. Immer mehr LandwirtInnen probieren solche Methoden auf den eigenen Feldern aus – auf Großbetrieben und Gemüsegärten hinter dem Haus. f

Tansania

Mit diesen Maßnahmen wappnen sich die Bauernfamilien nicht nur für veränderte Witterungsverhältnisse, deren Variabilität mit fortschreitendem Klimawandel zunimmt, sondern erhöhen auch ihren Ertrag. Im Bergdorf Mgambazi füllte eine Reihe Auberginen früher einen Kessel – heute ernten die Bauern­familien drei bis vier Kessel pro Reihe. f

Laos Julia Harrer arbeitete während ihres Kollegjahres in einem FAOProjekt zur Katastrophenvorsorge in der Landwirtschaft in Laos.

Loredana Sorg arbeitete während ihres Kollegjahres ebenfalls bei der tansanischen NGO Sustainable Agriculture Tanzania, die sich in der Morogoro-Region für biologische Landbau­ methoden einsetzt.

i Laos: Chili und Ente statt Reis?

i Tansania: Terrassierung und Mulch für höhere Resilienz

Die kleine Regenzeit bringt Niederschläge zum Jahresende, die große von Februar bis April. So war es immer auf den Feldern rund um Morogoro, einer Stadt an den Hängen der UluguruBerge in Zentraltansania. Doch seit einigen Jahren ist auf den Regen kein Verlass mehr. Mal kommt er früher und heftiger als erwartet, mal lässt er so lange auf sich warten, dass die frisch gesäten Mais- und Gemüsefelder austrocknen. An den Steilhängen der Uluguru-Berge terrassieren die Bauernfamilien deshalb ihre Parzellen und pflanzen an den Rändern Grasstreifen an. Dadurch kann der Boden das Wasser besser und länger zurückhalten, was zu einer ausgewogeneren Bodenfeuchtigkeit führt und gleichzeitig der Erosion entgegenwirkt. Auch in der Ebene schützen die Bauernfamilien ihre Felder vor zu starkem Regen und zu langer Trockenheit. Sie mulchen ihre Parzellen, solange die angepflanzten Kulturen klein sind. Dies bedeutet, dass sie Stroh oder andere Pflanzenreste auf der nackten Erde oder zwischen den Pflanzen verteilen. Die Mulchschicht schützt den Boden vor Verdunstung bei langer Trockenheit und vor Auswaschung bei heftigen Regenfällen.

Was kommt in Südostasien auf den Teller? Reis! In Laos ist er Grundnahrungsmittel seiner rund 6,7 Millionen Einwohner. Kaum überraschend, dass nahezu alle Kleinbauern auf Subsistenzniveau Reis anbauen – unabhängig von der Qualität des Bodens und der Lage des Feldes direkt am Fluss oder fernab von Bewässerung. Das zahlt sich aber nicht für jede Familie aus. Dieses Jahr hatte Laos mit einer langen Dürre, aber auch mit Überschwemmungen zu kämpfen. Diese Extreme sind inzwischen zur Normalität geworden und bedrohen jedes Jahr die Existenzgrundlagen von zahlreichen Familien. Viele Kleinbauern setzen deshalb auf alternative Reissorten, wie beispielsweise dürreresistente Sorten oder solche, die Überschwemmungen und damit einhergehenden Pflanzenkrankheiten trotzen können. Kleinbauern, die sich diese Sorten nicht leisten können, wagen es, auf Reisanbau zu verzichten oder ziehen zusätzliche Einkommensmöglichkeiten in Betracht, wie den Anbau von Gemüse, etwa Chili oder Bohnen, im heimischen Gemüsegarten. Die Erträge landen dabei nicht nur auf den lokalen Märkten, sondern auch im hauseigenen Kochtopf und sorgen so gleichzeitig für die gesunde Ernährung der Familie. Einen ähnlich positiven Effekt hat das Umschwenken auf Tierzucht. Beliebt in Laos sind Enten, Ziegen und Hühner. Durch die Erträge aus Gemüseanbau und Tierzucht können die Kleinbauern Reis auf dem lokalen Markt oder beim Nachbarn kaufen. Selbst auf Reisanbau zu verzichten, ist ein Wagnis, kann sich aber auszahlen. f

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Fleischindustrie

Fleischproduktion – der vergessene Sektor in der Klimadebatte von Janina Grabs In der medialen Klimadebatte wird Fleischkonsum oft als eine der größten Klimasünden dargestellt. Auf der Agenda der COP21 sucht man jedoch vergeblich nach diesem Diskussionspunkt. Beide Extreme, Brandmarken und Totschweigen, sind vergebene Chancen, uns konstruktiv mit dem Brennpunkt Klima und Fleisch auseinanderzusetzen. Das können wir uns nicht leisten, denn ohne Innovationen im Fleischsektor werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Die Klimabilanz ist negativ 1,5 Milliarden Kühe, 1 Milliarde Schweine, 2 Milliarden Ziegen und Schafe und 21 Milliarden Hühner teilen sich mit uns die Erde. Diese verursachen 18 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen – mehr als die Emissionen aller Transportmittel. Neben CO2 sind vor allem die Mengen an produziertem Methan und Lachgas ein Problem, die noch größeres Erderwärmungspotenzial haben. Diese Substanzen entstehen bei den Verdauungs­ prozessen von Kühen und durch die exzessive Gülleproduktion bei der Massentierhaltung. 80 Prozent der Abholzung des AmazonasRegenwaldes dient dazu, Futtermittel anzubauen oder Weide­ flächen auszuweiten. Dies zerstört den wichtigsten Kohlenstoffspeicher unseres Planeten. Die Veränderung unserer Ess­gewohnheiten, insbesondere der Wunsch nach mehr Fleischkost in Schwellenländern, wird die weltweiten Agrartreibhausgase bis 2050 voraussichtlich um zusätzliche 80 Prozent ansteigen lassen. Damit ist klar: Wir müssen den globalen F ­ leischhunger ressourcenschonender und klimafreundlicher stillen lernen.

Verschleierte Kosten in der Fleischproduktion Werfen wir einen Blick auf das Preisschild: Der Ökonom Nathan Fiala hat berechnet, dass die Fleischindustrie derzeit jährlich 140 Milliarden US-Dollar an Klimakosten verursacht, die nicht in den Endpreis einfließen. Nachhaltige Fleischproduktion muss alle Kosten miteinbeziehen – auch die von Wasser, Dünger, Land, Futtermittel, und Abfallentsorgung, die momentan unter den Tisch fallen. Dazu kommt, dass viele Länder Viehzucht oder Futtermittel subventionieren und damit die realen Produktionskosten verschleiern. Schweden debattiert daher, eine CO2Steuer auf Fleisch einzuführen, um so die externalisierten Kosten auszugleichen. In Neuseeland, wo Subventionen 1984 abgeschafft wurden, fand ein Wandel zu ressourceneffizienten Methoden statt. Statt Kraftfutter fressen die Wiederkäuer ausschließlich Gras. Experten in Europa warnen allerdings, dass eine Absetzung der Subventionen ohne gleichzeitige Einführung von Umweltabgaben die industriellen, kosteneffizienten Produzenten bevorzugen und kleinere Mischbetriebe aus dem Markt treiben könnten. Doch wie diese Umweltkosten in der Praxis berechnet und auf verschiedene Produktionssysteme verteilt werden sollen und welche Produktionsweise die klimafreundlichste ist – da scheiden sich die Geister.

s Subventionen für die Tierhaltung verschleiern die wahren ­Produktionskosten


Fleischindustrie

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f Der deutsche Fleischkonsum hat sich im Vergleich zu 1950 verdoppelt, im Vergleich zu 1850 sogar vervierfacht

Wir müssen den globalen ­Fleischhunger ressourcenschonender und klimafreundlicher stillen lernen. Kreislaufwirtschaft statt Laufbandbetrieb Agrarökologen setzen auf die Vorzüge natürlicher Kreisläufe. Ihr Argument: Die dargestellten Probleme sind Symptome eines extrem ineffizienten Produktionssystems. Im derzeit vorherrschenden linearen System behandeln wir Tiere wie industrielle Produktionsmittel, die mit Inputs – sprich Kraftfutter – versorgt und deren Outputs – die Exkremente – wiederum mühselig entsorgt werden müssen. Dieser Ansatz erzeugt viele der genannten Klimakiller wie die Regenwaldrodung oder exzessive Gülleproduktion. Schließt man dagegen den Nährstoffkreis und bettet Tiere in Mischbetriebe ein, die Viehzucht und Pflanzenproduktion kombinieren, können optimale Symbiosen entstehen. In den USA integriert der Agrar-Pionier Joel Salatin auf seiner Farm Hühner, Schweine, Rinder und Hasen in ein ausgeklügeltes System: Erst weiden die Rinder und düngen mit ihrem Mist die Felder; dann kommen die Hühner in mobilen Ställen an die Reihe, die Stück für Stück Boden umwühlen. Dies bereitet das Land auf den nächsten Anbauzyklus vor. Die Schweine schließlich graben den Kompost um. Somit braucht Salatin weder importiertes Sojaund Maisfutter noch Kunstdünger oder Gülle; der Bauernhof produziert das Tierfutter und absorbiert alle Abfälle optimal selber.

Gegner von Misch- und Weidebetrieben verweisen auf die relative Ineffizienz. Rinder brauchen 23 Monate im Weidebetrieb gegenüber 15 Monaten in Masthaltung, um ihr Schlachtgewicht zu erlangen. Die zusätzliche Methanproduktion, so das Argument, negiere alle positiven Umweltauswirkungen. Aus ihrer Sicht sei eine „nachhaltige Intensivierung“ der richtige Lösungsansatz, auch um die notwendigen Fleischmassen in der Zukunft sicherzustellen. Die Definition dieses Begriffs ist allerdings umstritten. Mehr Viehhaltung, mehr Absorptionspotenzial? Nicht weniger kontrovers ist der Ansatz des Biologen Allan ­Savory aus Simbabwe, der Graslandschaften als Kohlestoffspeicher gewinnen will – durch mehr Viehhaltung. Indem eine große Anzahl von Tieren auf einer kleinen Weidefläche gehalten und regelmäßig umgesetzt werde, könne die Vegetation besser angeregt und das CO2-Absorptionspotenzial der Landfläche erhöht werden. Somit könne laut Savory eine intensivere Fleischproduktion den Klimawandel sogar umkehren. Trotz vereinzelter Erfolgsgeschichten gibt es allerdings kaum wissenschaftliche Studien, die eine verlässliche Wirkung bestätigen. Fleisch gehört auf die politische Agenda Insbesondere Konsumenten können durch ihre Entscheidungen einen Beitrag leisten. Aus der Klimaperspektive ist weniger Fleischkonsum eine naheliegende Alternative. Für einen globalen Wandel bedarf es allerdings politischer Beschlüsse, um die Fleischproduktion neben der medialen auch auf die politische Agenda zu setzen. Bei den internationalen Klimaverhandlungen sollte es deswegen auch um die Wurst gehen. f


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Umweltbedingte Migration

Flucht in Zeiten des Klimawandels – Die Schweiz sucht nach Lösungen Gastbeitrag von Patricia Kaiser und Claudia Schwarzenbach Seit 2008 werden jedes Jahr rund 26,4 Millionen Menschen durch Katastrophen vertrieben. Flüchten sie über Staatsgrenzen, so deckt sie kein internationales Schutzinstrument, denn sie fallen nicht unter die Genfer Flüchtlingskonvention. In Zeiten des Klimawandels werden Wetterextreme und damit die Zahl der Umweltvertriebenen weiter zunehmen. Es besteht daher akuter politischer Handlungsbedarf. Im vergangenen Oktober gingen über hundert Staaten einen wichtigen Schritt und stimmten bei einer Konferenz in Genf einer Schutzagenda für Umweltvertriebene zu. Der Zusammenhang zwischen Umweltveränderungen und Migration ist komplex. Naturkatastrophen wie das Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 lösen große, spontane Migrationsbewegungen aus. Die Betroffenen suchen Schutz im eigenen Land oder im nahen Ausland. Kommt der Wiederaufbau schnell in Gang, kehren sie meist nach kurzer Zeit zurück. Gerade in Haiti führte der langsame Wiederaufbau jedoch zu Migration in weiter entfernt liegende Länder wie den USA. Machen sich Umweltveränderungen jedoch nur langsam bemerkbar, wie beim Anstieg des Meeresspiegels oder durch Wüstenbildung, so bewirken sie ­Migration über einen längeren Zeitraum. Einwohner von tief­ liegenden Inselstaaten wie Kiribati oder Tuvalu wandern bereits heute aus, weil sich die Lebensbedingungen stetig verschlechtern und eine Zukunftsperspektive im eigenen Land fehlt.

Für Umweltvertriebene besteht eine Schutzlücke. Über das Bleiberecht von Flüchtenden entscheidet deren Beurteilung nach der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951: Flüchtling ist demnach nur, wer politisch verfolgt und dadurch an Leib und Leben bedroht ist. Umweltvertriebene fallen nicht unter diese Kategorie. Für sie besteht eine Schutzlücke. Wie viele Menschen in diese Schutzlücke fallen, ist nicht klar. Verschiedene Zahlen werden verwendet, basierend auf unterschiedlichen Definitionen. Tatsache ist, dass bereits heute eine Vielzahl von Menschen betroffen ist. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) geht für den Zeitraum von 2008 bis 2014 von rund 26,4 Millionen Vertriebenen pro Jahr aus, die im Zuge von ­Katastrophen flüchten. Diese Zahl wird im Kontext des

s Für viele Menschen ein Fluchtgrund: Dürre

­ limawandels höchstwahrscheinlich stark zunehmen. Die K meisten Umweltvertriebenen verbleiben in ihrem Heimatstaat und sind damit durch nationale Gesetzgebungen sowie das UNRegelwerk für intern Vertriebene geschützt. Die Schutzlücke ­besteht deshalb in erster Linie für transnational Migrierende.

Der Umgang mit Umweltvertriebenen benötigt einen neuen Ansatz, der aus der Logik des Flüchtlingsrechts ausbricht. Die Schweiz und Norwegen lancierten im Jahr 2012 die NansenInitiative, um mit interessierten Staaten in dieser Thematik Lösungen zu suchen. Gesteuert wird die Initiative von weiteren sieben Ländern, inklusive Deutschland. Die Anfang Oktober in Genf präsentierte Schutzagenda zeigt verschiedene Handlungsfelder für staatliche, regionale oder internationale Akteure auf. Es geht dabei insbesondere um die Frage, wie Vertreibung im Kontext von Katastrophen verringert oder vermieden werden kann und wie Betroffene geschützt werden können. Die Schutzagenda ist damit weit entfernt von der Flüchtlingskonvention: Sie entspricht keinem bindenden juristischen Instrument und unterlässt es, den Kreis der zu schützenden Personen zu definieren. Meist ist es eine Kombination von Gründen, die im Kontext von Umweltveränderungen die Ausreise oder die Rückkehr bestimmen. Diese Faktoren können in drei Bereiche eingeteilt werden: sozial, wirtschaftlich und umweltbedingt. Ein Schutzinstrument wie die Flüchtlingskonvention durchtrennt diese Realität und schafft damit Kategorien – Flüchtlinge und Nicht-Flüchtlinge –, die es in der Realität nicht gibt. Was im Kontext von politisch ­Verfolgten noch halbwegs begründet werden kann, würde in Bezug auf Umweltvertriebene problematische Abgrenzungen nach sich ziehen. So dürften frühzeitig Migrierende durch ein neues Schutzinstrument für Umweltvertriebene nicht schlechter gestellt werden als solche, die in letzter Minute ausreisen. Trotzdem müsste man in der Logik des Flüchtlingsrechts nach der Ausweglosigkeit fragen, um bestimmen zu können, wer Anspruch auf Schutz hat. Dies ist ein nicht aufzulösender Widerspruch.


Umweltbedingte Migration

Der Umgang mit Umweltvertriebenen benötigt daher einen neuen Ansatz, der aus der Logik des Flüchtlingsrechts ausbricht. Stattdessen sind Lösungen gesucht, die man unter dem Begriff „Migrationsmanagement“ zusammenfassen könnte. Dabei geht es nicht nur darum, Umweltvertriebenen, die es bis zu uns schaffen, in einem humanitären Akt Schutz zu gewähren. Migration muss als Ganzes betrachtet werden, mit ihren positiven und negativen Aspekten für das Ausreise- sowie das Einreiseland. Daraus resultieren drei konkrete Handlungsempfehlungen: Erstens ist international eine Grundsatzdebatte zum Umgang mit Migration zu führen, die das Paradigma der scharfen Abgrenzung von freiwilliger und erzwungener Migration in Frage stellt. s Binnenvertriebene in der Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo

Zweitens müssen regional bestehende Ansätze zum Umgang mit Umweltvertriebenen ausgebaut und harmonisiert werden. Drittens ist kurzfristig auf nationaler Ebene sicher zu stellen, dass Menschen, die aufgrund von Umweltveränderungen in ihrem Heimatland bedroht sind, für die Dauer der Gefahr aufgenommen und damit geschützt werden. Die Schutzagenda, die aus der Nansen-Initiative hervor ging, kann somit als wichtiger erster Schritt betrachtet werden. Die große Aufgabe für die Staatengemeinschaft, das internationale Recht sowie die politischen Strategien mit den bestehenden und zukünftig zu erwartenden Migrationsrealitäten des 21. Jahrhunderts in Einklang zu bringen, steht jedoch noch an. f

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Engagement

Klimakämpfer weltweit – Zivilgesellschaft und Start-ups für eine bessere Welt Engagement im Bereich Klimaschutz kann viele Formen annehmen. Von der persönlichen Umstellung auf ein umweltschonendes Privatleben über den Einsatz für eine fahrradfreundlichere Stadt bis hin zur Müllbefreiung der Ozeane. Alle Projekte haben ein ­gemeinsames Ziel: die Welt nachhaltiger zu gestalten. ad hoc international porträtiert Menschen, die sich mit Initiativen weltweit für eine ­bessere, klimafreundlichere Erde stark machen.

The Ocean Cleanup

Critical Mass Sophie Heitz fährt täglich Rad und nimmt – als Ausdruck ihrer Überzeugung – auch regelmäßig am Critical Mass (CM) in Berlin teil. Critical Mass heißt, mit der Masse, also jedem der will, eine Fahrradtour durch die Stadt zu machen. Die Masse fällt auf: Für Sophie Heitz handelt es sich bei der CM darum, Radfahrern Sichtbarkeit zu geben, für fahrradfreundliche Städte zu werben und bessere Infra­ struktur zu fordern. Mobilität und Klima­ schutz hängen eng zusammen, aber für klimafreundliches Verhalten bieten die meisten Städte bisher viel zu wenige Anreize. Was für Sophie Heitz als politisches Statement anfing, ist inzwischen vielmehr ein Vergnügen geworden. Bei der CM trifft sie jeden Monat bekannte Gesichter, plant Radausflüge mit Freunden, erlebt die Stadt wie sonst nie – schnell und ohne sich über rechts-abbiegende Autos Sorgen machen zu müssen. Mehr Informationen und die nächste Gelegenheit zum Mitfahren unter www.critical-mass-berlin.de/infos/

Mundraub Andie Arndt ist die Sprecherin von mundraub.org, eine Online-Plattform für vergessenes Obst, Obstbäume und -sträucher, Nüsse und Kräuter im öffentlichen Raum. Zunächst organisierte ­Andie Arndt die Mundraub-Tour: Fahrradtouren zu Fundorten in Berlin. Dann wechselte sie ins Projektteam Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt „mundraub macht mobil“. In diesem Rahmen setzte sie sich für die Neupflanzungen von Obstbäumen auf kommunaler Ebene ein. Bürgermeister und Kommunen, so ihr Vorschlag, sollten ihre Baumstandorte veröffentlichen und mit der Bevölkerung teilen. Einige Städte und Gemeinden haben dies bereits erfolgreich vorgemacht und ernten nun die Früchte gemeinsamer Stadtplanung . Mehr Informationen und der nächst­gelegene Apfelbaum unter www.mundraub.org

Zu seiner Enttäuschung entdeckte der Niederländer Boyan Slat während eines Tauchgangs in Griechenland mehr Müll als Fische. Aus dieser Enttäuschung erwuchs eine tiefere Auseinandersetzung mit der Plastikverschmutzung im Meer und die Ambition, den Plastikmüll in den Ozeanen einzusammeln. Um die Ozeane von den ungefähr acht Millionen Tonnen Plastik zu befreien, gründete er 2013 The Ocean Cleanup. Nach einer Machbarkeitsstudie wurde sein Projekt im September 2014 mit 2,2 Millionen US-Dollar durch Crowdfunding finanziert. Boyan Slat wurde seitdem als einer der erfolgreichsten Jungunternehmer bekannt und erhielt 2014 den Umweltpreis der Vereinten Nationen „Champion of the Earth“. Gerade beendete er seine MegaExpedition im Pazifik und sammelte wichtige Daten für die geplante Säuberungsaktion im Jahr 2020. Mehr Informationen und absolut kein Müll unter www.theoceancleanup.com


Engagement

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Zero Waste Home

Silent Climate Parade

Als Veranstalter der Silent Climate Parade (SCP) hat Daniel Hires ein Ziel: den Klima­schutz in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Die Silent Climate Parade ist eine Klimaschutzdemo, die nicht mit dem Zeigefinger sondern mit dem DJ arbeitet: Alle Teilnehmer hören über Funkkopfhörer Musik von einem DJ, der auf einem Elektroauto leise mit der Parade zieht. Die leisen Tänzer erregen Aufmerksamkeit – auch in einer Stadt wie Berlin, in der sonst eher laut gefeiert wird. Die Zuschauer wundern sich, nehmen die Aktion positiv wahr und kommen oft mit den Tänzern ins Gespräch – oder tanzen gleich mit. Die SCP möchte niemandem etwas vorschreiben, sondern Spaß am Klimaschutz vermitteln. So erreicht sie auch die KlimaMuffel und Tanzbegeisterten. Seit 2009 tanzen die Berliner jährlich für den Klimaschutz; im vergangenen Jahr mit 4.000 Menschen. Seit 2013 gibt es die SCP auch in Mainz. Mehr Informationen und mehr Musik unter www.climateparade.org

2008 beschloss Bea Johnson mit ihrer Familie, ein Leben ohne Müll zu führen. Das Ergebnis: Der 4-Personen Haushalt schafft es, pro Jahr weniger als einen Liter Müll zu produzieren. Durch ihren Blog und ihr Buch Zero Waste Home hat­ Bea Johnson es geschafft, eine wachsende ­Gemeinschaft zu inspirieren, einfacher zu leben und vor allem viel weniger unnötigen Müll zu produzieren. Dafür wendet sie ihre „Regel der 5 R’s“ an: Refuse, Reduce, ReUse, Recycle and Rot (ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, recyceln, verrotten). Bea Johnson ­beweist, dass „kein Müll“ nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch Vorteile für die Gesundheit bringt und außerdem Zeit und Geld spart. Die New York Times ernannte sie zur „Priestess of Waste-Free Living“. Mehr Informationen und kaum Verpackung unter www.zerowastehome.com

Desert Control Andreas Julseth stellt sich eine Welt vor, die weder Dürre noch Wüste kennt. Mit seinem Start-up Desert Control will er mit der Liquid NanoClay (LNC)-Technologie trockenen Boden wieder fruchtbar machen. LNC ist ein Gemisch aus Wasser und Lehm, das durch eine patentierte Formel Wüstensand in fruchtbaren Boden verwandelt. Normalerweise braucht es 7 bis 15 Jahre und Unmengen von Wasser, um eine Wüste in fruchtbares Land umzuwandeln. Desert Control schafft es in gerade mal sieben Stunden. Durch Versuche in Ägypten entdeckte das Unternehmen, dass, verglichen mit unbearbeiteten Feldern, der Boden, der mit LNC behandelt wurde, gerade mal die Hälfte bis zu einem Drittel der Bewässerung benötigt. Andreas Julseth ist entschlossen, eine nachhaltige globale Veränderung zu bewirken. Gerade Gebiete, die von Desertifikation oder Wasserknappheit bedroht sind, können von dieser Technologie profitieren. Mehr Informationen und weniger Sand unter www.desertcontrol.com Recherche: Sarah Bidoli und Nico Jakob


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Kompensation für Flugmeilen

Klimakompensation – Ein Gedankenexperiment von Sebastian Wörle Jeden September ist Stabübergabe beim Mercator Kolleg. Dieses Jahr kam der 6. Jahrgang zurück und hatte die Welt gesehen, der 7. Jahrgang war auf dem Sprung in ebendiese. Schön für uns, weniger schön für das Klima: Schließlich werden Stagen nicht nur in Berlin, sondern auch in Peru, 12.000 Kilometer entfernt, verbracht. 1,2 Millionen Kilometer brachte der 6. Jahrgang alleine mit Flügen zusammen, die von der Stfitung Mercator bezuschusst oder ganz übernommen wurden. Damit kommt man 30 Mal um die Welt. 337 Tonnen CO2 haben wir so produziert, mehr als der durchschnittliche Deutsche in 35 Jahren zusammenbringt. Und ohne neu entdeckte Heimatliebe zukünftiger Mercatori wird die Klimabelastung durch das Kolleg nicht weniger werden. So verschärfen wir marginal, aber Jahr für Jahr, genau das Problem, dessen Lösung die Stiftung Mercator zu unterstützen sucht: den menschengemachten Klimawandel. Um diesem Widerspruch zu begegnen, beschlossen die KollegiatInnen des 4. Jahrgangs, die Emissionen aus ihrem Mercator-Jahr zumindest teilweise zu kompensieren. Diese Initiative wurde seitdem fortgeführt, seit Beginn zusätzlich unterstützt durch das Mercator Program Center. Carbon off-setting heißt das Prinzip, demzufolge die verursachten Emissionen an anderer Stelle ­wieder eingespart werden sollen. Im Falle des Mercator-Jahres berechnen die KollegiatInnen, wie viele Emissionen durch die verschiedenen Flüge entstanden sind und kaufen sich dann das nötige Kontingent an Emissions-„Guthaben“, um am Ende des Jahres­ carbon neutral zu sein. Woher kommen diese Guthaben an Emissionen? Sie stammen aus Projekten, die durch eben diese Kompensationsgelder finanziert werden. Meistens liefern sie erneuerbaren Strom, etwa über Solarpanels in abgelegenen Gebieten, oder helfen z. B. durch effizientere Öfen Energie zu sparen. Die Kompensationsgelder des 4. Jahrgangs gingen in ein Projekt, das kleine Wasserkraftwerke in Indonesien rehabilitierte. Der so produzierte Strom ersetzt Dieselgeneratoren und spart dadurch Emissionen ein. Damit die Rechnung aufgeht, ist entscheidend, dass solche Einsparungen zusätzlich zum normalen Lauf der Dinge realisiert werden, also ohne Kompensationsgeld nicht passiert wären. Dies bleibt ein kniffliges Gedanken- und Beweisexperiment.

Der freiwillige CO2-Markt funktioniert so analog zu den verpflichtenden Emissionshandelsystemen; wo etwa innerhalb der EU der Emissionsverursacher zur Zahlung verpflichtet wird, zahlen hier die Mercatori aus eigenen Stücken einen Preis für CO2. Ungefähr 25 Euro kostet die Tonne CO2 je nach Kompensationsanbieter, das liegt zwar über dem momentanen europäischen Marktpreis, aber immer noch weit unter den tatsächlichen externen Kosten von Kohlenstoff. Doch selbst mit diesem Discountpreis kamen 7.700 Euro an Kosten für den 6. Jahrgang zusammen.

„Das Kaufen und Verkaufen von ­Klimazertifikaten ist, als ob wir Essen auf dem Teller hin- und herschieben, um den Anschein zu erwecken, dass wir aufgegessen hätten.“ George Monbiot, britischer Journalist 7.700 Euro zahlen und weiterfliegen? Leider ist die Sache nicht ganz so einfach. Kompensationslösungen sind umstritten und werden gerne als „Klima-Ablasshandel“ abgetan. Der Vergleich hinkt, da Klimakompensation zumindest ein konkreterer Mechanismus zu Grunde liegt als der Erwerb göttlichen Wohlwollens trotz irdischer Sünden. Das Problem ist vielmehr, dass unsere Emissionen als durchschnittliche Europäer auch ohne Flugmarathon bereits zu hoch sind. Selbst wenn Klimakompensation funktioniert – und zumindest die Flüge des Mercator-Jahres neutralisiert – so haben wir uns eigentlich nur auf zu hohem Niveau nicht weiter verschlechtert. Wenn wir den Klimawandel wirklich begrenzen wollen, dann müsste unser Lebenswandel dramatisch weniger Emissionen verursachen – in unserem Falle wohl rund ein Fünftel dessen, was wir momentan verantworten. Unser durch Flugkompensation ­erlangtes gutes Gewissen bleibt trügerisch. Aber abgesehen von der radikalen Alternative, gar nicht zu fliegen, ist Kompensation die wohl beste aller schlechten Möglichkeiten. Wer sich inspiriert fühlt, kann nach dem nächsten Flug vielleicht einmal Atmosfair oder MyClimate googeln. f


Aus dem Netzwerk

i nefia-Septemberkolloquium in den Prinzessinnengärten in Berlin: Die NefiatInnen im G ­ espräch mit Gartengründer Robert Shaw über die Rolle von städtischen Graswurzel­bewegungen in der Anpassung an den Klimawandel. Die Prinzessinnengärten sind ein u­ rbaner Nutzgarten, in dem Nachbarn und Interessierte gemeinsam Gemüse anbauen.

Impressum ad hoc international Zeitschrift des Netzwerks für internationale Aufgaben – Stiftungskolleg und Mercator Kolleg Alumni e. V. (nefia), Heft 14, November 2015; ISSN-Print: 2198-4883, ISSN-Online: 2198-4891 Herausgeber: Netzwerk für internationale Aufgaben – Stiftungskolleg und Mercator Kolleg Alumni e. V.

nefia ist der Alumniverein für die Absolventen des Mercator Kollegs und des früheren Stiftungskollegs für internationale Aufgaben, um nach der Zeit im Kolleg in Kontakt zu bleiben und berufliche Netzwerke zu pflegen. Darüber hinaus mischen wir uns mit Veranstaltungen und Publikationen in global relevante Themen ein und unterstützen die aktuellen Stipendiatinnen und Stipendiaten bei der Planung und Durchführung ihrer Projektvorhaben. Redaktion: Julia Harrer (Chefredaktion), Waleria Schüle (Chefredaktion), Sarah Bidoli (Prozessbegleitung und Endredaktion), Janina Grabs (Redaktion, Bildredaktion), Silvia Danielak, Dr. Christian Friebe, Julia Ismar, Nico Jacob, ­Loredana Sorg, Dr. med. Julia Stricker. Redaktionsanschrift: nefia e.V., Neue Promenade 6, 10178 Berlin, Telefon +49 (0)30 288 733 97, Fax +49 (0)28 873 398, Kontakt: info@nefia.org, www.nefia.org

Bildnachweis: Titelbild „Urbaner Erdbeergarten“, Julia Harrer (Cover), Asian ­Development Bank (Seite 3), Acatech, München (Seite 4), Charles Tilford (Seite 5), Maarten Taakens (Seite 6), Darren Greenwood (Seite 7), User:Sheila/Flickr (Seite 8), Cycling Embassy of Denmark, COWI (Seite 9), Beate Liepert (Seite 10 oben links), ­­ Julia Harrer (Seite 10 oben rechts), User:Jack/Flickr (Seite 11), Janina Grabs (Seite 12 links), Loredana Sorg (Seite 12 rechts), Loredana Sorg (Seite 13 links), Julia Harrer ­ (Seite 13 rechts und Seite 16), Julien Harneis (Seite 17), Heinrich-Böll-Stiftung, BUND/ Le Monde diplomatique (Seite 14 und 15), Bernd Michael Paschke, Janien Ebert/fotoart13.de, theoceancleanup.com (Seite 18 von links nach rechts), Jason Krüger/ekvidi.net, www.zerowastehome.com, www.desertcontrol.com (Seite 19 von links nach rechts) User: Josullivan.59/Wikimedia Commons (Seite 20), nefia (Seite 21). Bezugsmöglichkeiten: Erscheinungsweise: jährlich, kostenlos, zzgl. Portokosten bei Versand ins Ausland, Erscheinungsform: online und print; Printauflage: 1000 Exemplare, Anfragen an info@nefia.org Idee: Ines Wolfslast Gestaltung: Ungermeyer, grafische Angelegenheiten Druck: Herforder Druckcenter Danksagung: Diese Publikation wurde vom Mercator Program Center for International Affairs und Stiftung Mercator Schweiz gefördert. Die Beiträge spiegeln die persönliche Meinung der Autorinnen und Autoren wider.

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ad hoc international

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