Formel Story 2009

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Volker Paulun (Text) Hoch Zwei (Fotos) Stefan Pajung Dr. h. c. Michael M. Willms (Herausgeber)


2 Formel Story Vorwort


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Liebe Leserinnen, liebe Leser!

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ie Formel-1-Saison 2009 geht als das Jahr der Überraschungen in die Annalen ein. Technische Veränderungen wie KERS und die Rückkehr der Slicks wirbeln die Hackordnung durcheinander. McLaren und Ferrari fahren lange hinterher, dafür glänzen Brawn GP und Red Bull. Für Schlagzeilen neben der Strecke sorgen Skandale, wie die Crashgate-Affäre von Singapur, die Flavio Briatore den Job kostet. Felipe Massa schockt die Szene mit einem schweren Unfall. Michael Schumacher will ihn ersetzen, doch sein Nacken streikt. Das Comeback fällt aus, Schumi bleibt Renn-Rentner. Stichwort Rente: Zum Saisonende ziehen sich die Rennställe BMW Sauber und Toyota aus der Königsklasse zurück. Das zeigt, dass es sich gerade in finanziell schwierigen Zeiten rächt, wenn erwartete Erfolge ausbleiben. Die Gegenwart gehört Brawn GP mit Weltmeister Jenson Button. Der Technik-Guru Ross Brawn formt aus den Honda-Hinterlassenschaften – auch dank des umstrittenen Doppeldiffusors – ein echtes Weltmeisterteam. Was in den Köpfen der Honda-Chefetage jetzt wohl vor sich geht? Doch diese turbulente Saison hat auch die Zukunft gezeigt – und die heißt Sebastian Vettel. Der junge Mann hat gehalten, was er bereits 2008 versprochen hat. Auf dem spektakulären neuen Kurs von Abu Dhabi krönt er seine ausgezeichnete Saison mit der Vizeweltmeisterschaft. Und das nächste deutsche MotorsportTalent steht schon in den Startlöchern: GP2-Sieger Nico Hülkenberg debütiert 2010 in der Königsklasse bei Williams. Lassen Sie die Saison 2009 hier in der „Formel Story“ noch einmal Revue passieren. Gewohnt kompetent und unterhaltsam hat Autor Volker Paulun die Ereignisse in der Formel 1 sowie in allen anderen wichtigen Monoposto-Rennserien zusammengefasst. Viel Spaß beim Lesen wünscht

Michael M. Willms (Herausgeber)


Top-Fahrer

Formel 1

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4 Formel Story Inhalt

Fünf einzigartige Motorsportler im Porträt. Jeder von ihnen hat die Saison auf besondere Weise geprägt 14

Formel 1 Saison 2009

Neue Technik, neue Sieger, neue Skandale – die wichtigsten Ereignisse des Jahres in der Zusammenfassung 16

Formel 1 Teams Zehn Teams, zehn Geschichten. Die Höhen und Tiefen der einzelnen Rennställe im Überblick

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Formel 1 Rennen Der Kampf um den WM-Titel führt über 17 Rennstrecken. Die besten Momente jeder Station

126

Indycar Der Schotte Dario Franchitti geizt nicht mit Siegen und feiert als IndyCarMeister ein grandioses Comeback

132

A1GP Irland bringt Titelverteidiger Schweiz ins Schwitzen – und gewinnt am Ende den Nationen-Cup

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GP2-Serie Als Rookie auf Anhieb zum Titel: Nico Hülkenberg und sein Weg auf den Gipfel der GP2-Fahrertabelle

138

Formel 2 Wenig Kosten, viele Talente. Die Formel 2 wird 2009 wiederbelebt. Den Titel trägt Andy Soucek nach Hause

140

Formel 3 Euro Serie Kampfgeist und Talent – Jules Bianchi wird noch vor Saisonende zum neuen Formel-3-Meister gekrönt

Die Reformen in der Formel 1 bringen einige Teams neben die Spur, andere auf die Siegerstraße


TOP-FAHRER

6

5

INDYCAR

152 140 134 126

Sie sind die Helden der Saison: Die fünf besten MonopostoPiloten des Jahres 2009 im Kurzporträt

Dario Franchitti trumpft in der umkämpften US-Serie auf

GP2-Serie

„Hülki“ holt den GP2-Titel nach Deutschland

Formel 3 Euro Serie

Freudentaumel. Jules Bianchi tanzt den Meistertanz

ADAC Formel Masters

Mit Feuer und Flamme zum Titel: Youngster Daniel Abt

Formel-3-Cup 146 Der Belgier Laurens Vanthoor erntet einen Sieg nach dem anderen und hat den Titel vorzeitig in der Tasche

Formel Renault 3.5 148 Aller guten Dinge sind drei: In seiner dritten Saison schnappt sich Bertrand Baguette den Gesamtsieg

Formel renault NEC 150 Neun Siege in 16 Rennen – ein überlegener António Félix da Costa erklimmt den Meisterthron

ADAC Formel Masters 152 Der Jüngste ist der Beste. Daniel Abt gelingt der Durchbruch in der ADAC-Nachwuchsserie

Formel BMW europa 158 Volltreffer. In seinem ersten Jahr in Europa sichert sich Luiz Felipe Nasr den Hauptgewinn

Formel International 160 Von Japan bis USA – die Ereignisse anderer wichtiger Monoposto-Serien und Rennen im Überblick

Statistik Formel 1 162 Zeiten, Plätze, Punkte, Bestmarken, Sieger – die Formel-1-Saison 2009 in Zahlen

Statistik INTERNATIONAL & NATIONAL 181 Die Ergebnisse und kompletten Endstände der wichtigsten Monoposto-Serien neben der Formel 1


6 Top-Fahrer Saison 2009


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Jenson Button

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Formel 1

Ewiges Talent, rennfahrende Boygroup, Playboy – der 29-jährige Brite hat in zehn Jahren Formel 1 viele Synonyme bekommen. Nun endlich auch den Titel

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ex ist das Frühstück der Champions. Das sagte einst James Hunt, der 1993 verstorbenen Weltmeister des Jahres 1976. Der PSPlayboy, über den Niki Lauda befindet, er sei „der letzte echte bunte Hund der Formel  1 gewesen“, dient Jenson Button als Vorbild. Teure Autos, schnelle Yachten, schöne Frauen – für den Sonnyboy der perfekte Ausgleich zum anstrengenden Beruf: „Ich arbeite verdammt hart in der Formel 1. Da ist es in Ordnung, ab und zu verrückte Dinge zu tun.“ Nach seinem Auftaktsieg in Australien soll er sich mit Freundin Jessica Michibata, einem japanischen Model (Foto links), für eine intime Feier in einen Container zurückgezogen haben. Ob es stimmt? Dementiert hat Button die Geschichte nie – er steht zu seinem Lebemann-Image. Nur allzu recht ist es Button natürlich, dass er nicht mehr nur mit dem PlayboyImage auf sich aufmerksam macht, sondern endlich mit den ganz großen sportlichen Erfolgen. Seit 2000 startet er in der Formel  1. Die magere Bilanz vor Saisonbeginn: ein Sieg (Ungarn 2006) in 153 GPs. Schuld daran ist auch sein schlechtes WechselTiming. Seine früheren Arbeitgeber Williams und Renault erklimmen just dann neue Höhen, als Button seine Koffer gepackt hat. Seit 2003 startet Button für Honda

respektive das Vorgänger-Team BAR sowie Nachfolger Brawn. Der bis 2009 größte Erfolg dieser außergewöhnlichen LangzeitVerbindung: Gesamtdritter 2004. Ende 2008 verlängert er trotz eines Katastrophenjahres mit nur drei Punkten und vier attraktiver Alternativangebote für weitere drei Jahre sowie 24 Millionen Pfund Gehalt bei Honda – und steht nach dem Rückzug der Japaner vor der Arbeitslosigkeit. „Das war ein ganz schlimmer Winter, weil Jenson nicht wusste, ob er überhaupt noch einmal Formel 1 fahren wird“, erinnert sich Vater John Button, ein ehemaliger Rallycross-Pilot, der seinen Sohn zu den Rennen begleitet. Umso begeisterter ist Jenson Button, als es unter dem Brawn-Banner weitergeht. Auch wenn er schmerzliche Gehalts-Einbußen hinnehmen muss. Mit sechs Triumphen in sieben Rennen legt er einen atemberaubenden Saisoneinstieg hin. Danach gelingt ihm allerdings kein einziger Sieg mehr. Eine Tatsache, die ihm einige Kritik einbringt. Zu Unrecht. Auch wenn er nicht als Sieger abgewinkt wird, liefert er bei den Rennen in Monza, Brasilien und Abu Dhabi eine weltmeisterliche Leistung ab. Konkurrent Sebastian Vettel stellt ebenfalls klar: „Er hat die meisten Siege geholt, die meisten Punkte und ist verdient Weltmeister.“

„Die Formel 1 verbeugt sich vor dem meist kritisierten Fahrer der letzten 15 Jahre“ Die italienische Tageszeitung „La Stampa“ über Button

Seine Stärken Konstant Er scheidet 2009 nur einmal aus – schuldlos

Kühler Kopf Er erkennt, wann es besser ist, zurückzustecken Authentisch Während andere Fahrer sich verbal durch PRAbteilungen anketten lassen, plaudert Button freimütig drauflos

ReifenFlüsterer Mit seinem sauberen Fahrstil schont er das Gummi und ist trotzdem schnell



8 Top-Fahrer Saison 2009

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Sebastian Vettel

Formel 1

2009 hieß es für die Gegner nicht selten: Erbarme, der Hesse kommt

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eit Sebastian Vettel bei Red Bull ist, brennen die Lichter bei der vermeintlichen Spaßtruppe bis in den späten Abend. Der 22-Jährige feilt mit den Ingenieuren akribisch an der Abstimmung seines Autos und gibt erst Ruhe, wenn er sicher ist, das Ziel erreicht zu haben. Wie gut sein Näschen für das perfekte Set-up ist, beweist allein die Tatsache, dass der deutlich erfahrenere Teamkollege Mark Webber Vettels Fahrzeugeinstellungen übernimmt. Mit dieser Detailversessenheit erinnert der sich immer noch selbst managende Wahl-Schweizer stark an Michael Schumacher. Aber „Seb“, wie er im Team genannt wird, ist lockerer, natürlicher – und herzerfrischend offen. So offenbart er über seine Gefühlslage vor dem F1-Debüt: „Ich will nicht sagen, dass ich mir in die Hose gemacht habe, aber ich war kurz davor.“ Mittlerweile ist der Rennbub in der von ihm so titulierten „Männerliga“ Formel 1 etabliert. Mit seinen Erfolgen hat er sich den Respekt seiner Kollegen verdient. Nicht nur Robert Kubica weiß seit Australien: Kampflos schenkt Vettel keinen Platz her, nicht einmal mit waidwunden Reifen. Man kann diesen Kampfgeist auch als Übermut interpretieren, der den Vizeweltmeister 2009 manchen Punkt gekostet hat. „Einiges hätte ich besser machen können“, gibt er zu. „Aber nicht viel.“ Recht hat er.

Seine Stärken TalentIert Mit 22 Jahren F1Zweiter – mehr muss man nicht sagen

Ehrlich Gibt auch Fehler offen zu – und lernt daraus TEamplayer Büffelt sogar die Landessprache seines jeweiligen Arbeitgebers, um sich zu integrieren


10 Top-Fahrer Saison 2009

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Dario Franchitti

IndyCar

Der italienischstämmige Schotte dominiert den US-Formelsport

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anchmal muss man in die Ferne schweifen, um zu wissen, dass es zu Hause doch am schönsten ist. Die Ferne war bei Dario Franchitti die NASCAR-Serie. Nach seinem IndyCar-Titelgewinn 2007 wechselt er zu den Stockcars, wird dort aber nicht glücklich und kehrt Anfang 2009 wieder zurück nach Hause in die US-Formelserie. „Durch die Probleme in der NASCAR habe ich die IndyCar-Serie erst richtig zu schätzen gelernt und bin bei meinem Comeback motivierter gewesen als je zuvor“, erklärt der Schotte, der nach zwei Jahren in der DTM/ITC 1997 den Sprung über den Atlantik wagte und als bester Champ-Car-Neueinsteiger auf Anhieb Fuß fasste. Zehn Jahre später feierte er mit dem IndyCar-Titel und dem Gewinn der legendären 500 Meilen von Indianapolis sein bisher erfolgreichstes Jahr. Sein damaliger Titelgegner: Scott Dixon. Dem Neuseeländer ging in der letzten Runde des Jahres der Sprit aus, Franchitti wurde Meister. 2009 stehen sich die beiden Rivalen erneut gegenüber – diesmal sogar als Teamkollegen. Und wieder setzt sich Franchitti dank perfekter Tankstrategie durch. Insgesamt 13 Top-Fünf-Plätze, fünf Siege und fünf Pole-Positions in 17 Rennen unterstreichen, dass der Ehemann von Hollywood-Star Ashley Judd sein Comeback verdient mit dem Titel krönt.

Seine Stärken Diszipliniert Die Spritspar-Taktik beim Finale befolgt er – zähneknirschend. Und siegt Vielseitig Ist auf dem Oval genauso schnell wie auf der Rundstrecke und Stadtkursen StehAUf-Mentalität Nach dem NASCAR-Flop kommt er motivierter denn je zu den IndyCars zurück


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Nico Hülkenberg

GP2-Serie

Vom GP2-Champion zum Formel-1-Piloten. Ein deutscher Rookie steigt auf

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ico Hülkenberg ist ein Löwe. Sein Revier: die Rennstrecken dieser Welt. Egal ob Formel BMW, A1GP oder Formel 3 Euro Serie – der ehrgeizige Rheinländer beißt sich überall erfolgreich durch. Wie es sich für sein Sternzeichen gehört. Nach zehn Podestplätzen und fünf Saisonsiegen hat der Nachwuchspilot 2009 auch den GP2-Titel in der Tasche. Und das noch vor Saisonende. Kurze Zeit später liegt die Eintrittskarte in die Formel 1 auf dem Tisch. Williams holt den Blondschopf, der seit 2008 als Testfahrer für die Briten fungiert, als Stammpiloten für 2010 ins Boot. „Ein Irrsinns-Talent“, sagt Hülkenbergs Manager Willi Weber, der schon Michael Schumacher zum Formel-Olymp geführt hat. Ähnlich wie „Schumi“ zeichnet auch „Hülki“ ein starker Siegeswille aus. Dass es ihm ernst mit der Formel-1-Karriere ist, beweist der Emmericher mit einem Praktikum in der Williams-Fabrik im englischen Grove. Tag für Tag steht der gelernte Speditionskaufmann an der Werkbank – ohne Bezahlung. Der Lohn ist Wissen. „Diese Arbeit macht keinen schnelleren, aber einen besseren Rennfahrer aus mir“, weiß der Formel-1-Neuling. Mit seinem zukünftigen Teamkollegen Rubens Barrichello hat Hülkenberg einen erfahrenen Lehrmeister an seiner Seite. Er wird ihm zeigen, wie sich der Löwe in der Königsklasse die Krone krallt.

Seine Stärken Bodenständig Wann immer es möglich ist, hilft er in der elterlichen Spedition in Emmerich aus ÜberragenD Als erster Fahrer der GP2-Serie schnappt sich Hülkenberg noch vor Saisonende den Titel

Vielseitig Neben dem Motorsport zählen Tennis und Klettern zu seinen Leidenschaften


12 Top-Fahrer Saison 2009

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Jules Bianchi

Formel 3 Euro Serie

Der schnelle Spross einer Motorsport-Familie siegt in der F3 Euro Serie

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olgt man dem Prinzip der Serie, braucht sich Jules Bianchi nicht um seine motorsportliche Zukunft sorgen. Seine Vorgänger auf dem Thron der F3 Euro Serie – Jamie Green, Lewis Hamilton, Paul Di Resta, Romain Grosjean und Nico Hülkenberg – haben allesamt den Sprung in die DTM oder die Formel 1 geschafft. Und auch in seiner Familie sind Motorsport-Erfolge zu Hause. Großvater Mauro machte sich als GT-Pilot einen Namen, Großonkel Julien fuhr Formel 1 und siegte in Le Mans. Vater Philippe betreibt eine Kartanlage. Dort wagt Bianchi erste Fahrversuche. 2007 wechselt er vom Kart ins Formel-Cockpit und gewinnt prompt die französische Formel Renault. Seine letztjährige Premierensaison in der Euro Serie beendet er als bester Neueinsteiger auf einem sensationellen dritten Gesamtrang. Nach diesem Galadebüt startet er 2009 als klarer Favorit. Mit sieben Siegen und dem vorzeitigen Titelgewinn bestätigt der 20-Jährige die hohen Erwartungen. Verfolger Christian Vietoris liegt fast 40 Zähler zurück. Tiefpunkt des Jahres ist eine unverschuldete PodiumsKeilerei mit Stefano Coletti am Norisring, sowie das Brands-HatchGastspiel mit drei Unfällen. Um die abzuhaken, startet er in der Woche darauf in der nationalen F3 auf der Insel – und siegt zweimal. „Das war wichtig fürs Selbstvertrauen“, gesteht er.

Seine Stärken Schnell-Lerner Ist bisher in jeder Serie auf Anhieb vorn dabei

Sozial Er engagiert sich für benachteiligte Kinder Gute Kontakte Manager Nicolas Todt begleitete ihn schon in die Ferrari-F1-Box



14 Formel 1 Saison 2009

Völlige Neuformation

Geänderte Rahmenbedingungen durchmischen die Hackordnung in der Königsklasse. Das Feld rückt nicht nur dichter zusammen, die Werksteams müssen sich sogar hinter privaten Garagisten einordnen

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ls Rasenmäher oder Schneepflug werden die 2009erBoliden verspottet. Schuld ist der opulente und vom Lenkrad verstellbare Frontflügel. Der Heckflügel ist hingegen geschrumpft, ein Großteil der vielen kleinen Winglets und Flips ganz verboten. Die Länge des Diffusors wird im neuen Reglement fast um die Hälfte beschnitten. Williams, Toyota und Honda-Nachfolger Brawn verbauen daher eine doppelstöckige

Variante. Das sorgt für den ersten Krach der Saison. Dieser aerodynamische Kniff entpuppt sich als gewinnbringender Schachzug und sorgt für Neid bei den Teams, die mit einer einfachen Variante antreten. Regelverstoß, schreien sie, stoßen bei der FIA aber auf taube Ohren und rüsten peu à peu nach. Die Tragweite der aerodynamischen Neuorientierung anno 2009 wird gerade von den Werksteams unterschätzt. Ferrari, McLaren, BMW-Sauber und Renault stürzen

sich bei der Entwicklung ihrer neuen Autos lieber auf das Energie-Rückgewinnungs­ system KERS und klagen bald über fehlenden Abtrieb ihrer Boliden. Echten Nutzen aus den KERS-Extra-PS können nur Ferrari und McLaren ziehen – und das auch erst spät in der Saison, als die Überraschungsmannschaft Brawn GP mit einer grandiosen Siegesserie von Jenson Button zu Beginn schon auf und davon ist. Red Bull mit seiner deutschen Speerspitze Sebastian Vettel ist die einzige Mannschaft, die dem Rennstall von Ross Brawn übers Jahr gesehen wirkungsvoll entgegentritt – am Ende aber erfolglos. Brawn holt sich trotz einer absteigenden Formkurve vorzeitig den Konstrukteurstitel und mit Button auch den Fahrertitel. Die teilweise mageren Ergebnisse von Brawn beruhen großteils auf einem Problem, mit dem alle kämpfen: den Reifen. Um zumindest einen Teil des um 40 bis 50 Prozent reduzierten Abtriebs mit mechanischem Grip auszugleichen, erset-


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Das ist 2009 neu Das Energierückgewinnungssystem KERS ist optional erlaubt. Pro Runde können für 6,6 Sekunden 82 Extra-PS abgerufen werden. Doch KERS ist sperrig und schwer. Einige Fahrer hungern sich daher Kilos weg

zen Slicks die seit 1998 verwendeten Rillenreifen. Doch die neuen Pneus sind alles andere als leicht zu handhaben – mit Absicht, um das taktische Element der Reifen zu erhöhen. Bridgestone bringt erneut zwei verschiedene Mischungen zu jedem Rennen, die beide genutzt werden müssen. Die weiche Variante bietet sofort Grip, baut aber schnell ab. Der härtere Rundling hält länger, kommt aber zäh auf Temperatur. Die diffizile Gummifrage spielt in die Hände der mit allen Tricks gewaschenen Routi­ niers wie dem brasilianischen Altmeister Rubens Barrichello oder den beiden italienischen Frauenlieblingen Jarno Trulli und Giancarlo Fisichella. Alle drei zeigen, dass man auch mit Mitte 30 F1-tauglich sein kann. Force-IndiaPilot „Fisico“ sorgt mit seinem zweiten Platz in Spa sogar für einen handfesten Außenseiter-Erfolg und unterstreicht, was auch Williams-Technikchef Sam Michael beobachtet: „Die Formel 1 ist dichter zusammengerückt. Es gab Rennen, da konnte jeder jeden schlagen.“

Neue Aerodynamik, KERS und Slicks sollen 2009 helfen, ein F1-Manko auszumerzen: die fehlenden Überholmanöver. Das ist nur teilweise geglückt. „Auch wenn sich der Fan noch mehr Duelle wünscht, wir sind auf einem guten Weg“, so Weltmeis­ termacher Ross Brawn. Eine zweite F1-Baustelle ist das Thema Geld. Rigorose Testbeschränkungen und deutlich reduzierte Motorenkosten sind 2009 wichtige Schritte in die richtige Richtung. 100 Millionen Euro teure Flops wie KERS, das nach nur einem Jahr wieder verschwindet, sicher nicht. In Zeiten, in denen selbst Werke wie BMW und Toyota sich den Luxus Formel 1 nicht mehr leisten wollen und aussteigen, muss die Kostenschraube weiter heruntergedreht werden, sonst werden sich die für 2010 angekündigten neuen Privatteams schwerlich lange in der Königsklasse halten können. Diese Finanzfrage ist eine der Hauptaufgaben des frisch gewählten FIAPräsidenten Jean Todt.

Slicks feiern ein Comeback. Die neuen Bridgestone-Pneus – zwei Mischungen werden pro Rennen angeboten und müssen genutzt werden – haben ein engeres Fenster, in dem sie optimal arbeiten. Das taktische Element der Reifen steigt Neue Aerodynamik mit größerem Front- und schmalerem Heckflügel, um Überholmanöver aus dem Windschatten zu erleichtern Sparmaßnahmen beschränken die Freiheiten der Teams. Ab dem 29. März gilt ein Testverbot, davor sind nur 20 Tage erlaubt. Auch die teure Windkanalarbeit ist drastisch limitiert. Kundenteams brauchen nur noch rund acht statt 17 Millionen Euro für Motoren zu bezahlen Die Motoren dürfen nur noch 18.000 statt 19.000 U/min drehen. Die Zahl der Triebwerke wurde auf acht pro Fahrer und Saison begrenzt. Dadurch verdoppelt sich die Laufzeit. Feste Wechselintervalle entfallen. Ab dem neunten Motor wird jeder Wechsel mit einer Versetzung um zehn Startplätze bestraft


16 Formel 1 Teams

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ank Lewis Hamiltons WMTitel starten die Silberpfeile 2009 mit der „1“ und „2“. Als zweiter Fahrer tritt erneut der Finne Heikki Kovalainen an. Eine Umbesetzung gibt es im Top-Management. Ron Dennis Team-Statistik Formel 1 seit 1966 (McLaren) übergibt F1-Rennen 666 Siege 164 das Zepter endgültig an Martin Pole-Positions 145 Konstrukteurs-Titel 8 Whitmarsh. Als neuer Kapitän muss der 51-Jährige gleich durch stürmisches Wasser. Der neue McLaren MP4-24 ist zunächst ein Hinterherläufer. O-Ton Hamilton gegenüber der „Welt“: „Das Auto ist ein Desaster. Chassis McLaren MP4-24 Motor Mercedes-Benz FO 108W Gegenüber Force India fehlen uns 15 km/h Fahrer-Duell in schnellen Kurven.“ Außerdem verwickelt Training Rennen Hamilton – Kovalainen 12:5 11:5  sich der Traditionsrennstall einmal mehr in eine Affäre. Hamilton macht bezüglich Doppel-Ausfälle nicht gezählt. eines Überholvorgangs beim Saisonauftakt Lewis Hamilton (GB) Heikki Kovalainen (FIN) Geboren 7. Januar 1985 Geboren 19. Oktober 1981 eine Falschaussage und wird disqualifiziert. Geburtsort Stevenage (GB) Geburtsort Suomussalmi (FIN) Formel 1 seit 2007 Formel 1 seit 2007 Er verliert dadurch nicht nur einen dritten F1-Rennen 52 F1-Rennen 52 Pole-Positions 17 Pole-Positions 1 Platz, sondern auch sein Gesicht. „LügenSiege 11 Siege 1 WM-Titel 1 Bester WM-Platz 7 Weltmeister“, titelt der Boulevard. Er selbst Teams bisher McLaren Teams bisher Renault, McLaren schämt sich in Grund und Boden. Als weitere Konsequenz wird Sportdirektor Dave Ryan gefeuert. Chaos statt Höchstleistungen. Während Konkurrent Brawn mit Mercedes-Motor von Sieg zu Sieg rast, kraucht das Werksteam hin­terher. In den ersten neun Rennen schla­ gen kümmerliche fünf Punkteplatzierungen beider Fahrer zu Buche. Die Fehler beim Führungspersonal

Teamchef Martin Whitmarsh Technischer Direktor Paddy Lowe Renningenieur Hamilton Phil Prew Renningenieur Kovalainen Mark Slade Wichtige Team-Mitglieder Jonathan Neale (Teammanager), Norbert Haug (Mercedes-Sportchef), Pat Fry (Chefingenieur), Neil Oatley (Chefdesigner) Testfahrer Gary Paffett (GB), Pedro de la Rosa (E)

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Heikki Kovalainen

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Lewis Hamilton

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Chassis zu suchen, liegt bei der Diskrepanz zwischen Brawn und McLaren auf der Hand. Dem auf den Energiespeicher KERS maßgeschneiderten Kohlefaserkleid fehlt es an Abtrieb. Erst im Laufe des Jahres und vieler Fortschritte (inkl. Einbau des Doppeldiffusors und, ab Valencia, mit verkürztem Radstand) verbessern sich Windspiel und Straßenlage. Ab dem GP Ungarn ist McLaren nicht wiederzuerkennen. Mit Ausnahme von Spa gehört Hamilton zu den sicheren Podiumskandidaten – nicht zuletzt dank der Spurtstärke durch KERS. Er siegt in Ungarn und Singapur, wird in Valencia Zweiter und in Brasilien und Japan jeweils Dritter. In Monza schmeißt er einen sicheren Podestplatz durch einen Fahrfehler weg, beim Finale raubt ihm ein Bremsdefekt einen greifbaren Sieg. Und dennoch: In den letzten acht Rennen sammelt keiner mehr Punkte als er. Am Ende wird er Fünfter und sorgt maßgeblich dafür, dass McLaren noch Dritter in der Konstrukteurswertung wird. Teamkollege Kovalainen punktet sieben Mal, aber nicht halb so effektiv wie Hamilton. „Lewis wurde bei neuen Teilen ebenso bevorteilt wie bei der Taktik. Wenn wir beide in Q3 waren, wurde mein Tank immer voller beladen“, klagt er gegenüber finnischen Journalisten.


17

scuderia ferrari marlboro Führungspersonal Teamchef Stefano Domenicali Technischer Direktor Aldo Costa Renningenieur Räikkönen Andrea Stella Renningenieur Massa Rob Smedley Wichtige Team-Mitglieder Luca di Montezemolo (Präsident), Gilles Simon (Motorenchef), Chris Dyer (Chefingenieur), Nicolas Tombazis (Chefdesigner) Testfahrer Luca Badoer (I), Marc Gené (E)

Team-Statistik

Formel 1 seit 1950 F1-Rennen 793 Siege 210 Pole-Positions 203 Konstrukteurs-Titel 16

Chassis Ferrari F60 Motor Ferrari F056

Fahrer-Duell

Training

Rennen

1 Räikkönen – Massa 6:4 4:5  Räikkönen – Badoer (ab GP Europa) 2:0 2:0 Räikkönen – Fisichella (ab GP Belgien) 5:0 5:0 1

GP Ungarn ist nur Räikkönen gefahren.

Kimi Räikkönen (FIN)

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Geboren 17. Oktober 1979 Geburtsort Espoo (FIN) Formel 1 seit 2001 F1-Rennen 155 Pole-Positions 16 Siege 18 WM-Titel 1 Teams bisher Sauber, McLaren, Ferrari

Kimi Räikkönen

Felipe Massa (BR) Geboren 25. April 1981 Geburtsort São Paulo (BR) Formel 1 seit 2002 F1-Rennen 114 Pole-Positions 15 Siege 11 Bester WM-Platz 2 Teams bisher Sauber, Ferrari

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folgt ein Auf und Ab. Einzig im Europa-Endspurt zeigt Ferrari mit vier Podesträngen in Folge – darunter der einzige Saisonsieg in Spa – dank Kimi Räikkönen Konstanz. Danach geht es wieder bergab. „Wir haben die Entwicklung am Auto im Juli eingestellt, um uns voll und ganz auf 2010 und die neuen Bedingungen ohne Nachtanken zu konzentrieren“, begründet Domenicali den Rückschritt. Dass sich Ferrari im Kampf um Platz drei der Konstrukteurswertung nur um einen Punkt McLaren geschlagen geben muss, wird in Maranello in Anbetracht der Umstände durchaus als Erfolg gewertet. Schließlich ist Ferrari nach Felipe Massas schwerem Qualifying-Unfall in Ungarn de facto ein Ein-Fahrer-Team. Der zunächst als Ersatz fahrende Testpilot Luca Badoer ist heillos überfordert und wird nach zwei Rennen und zahlreichen Drehern durch Giancarlo Fisichella ersetzt. Doch der Italiener, der in Spa im Force India mit Sieger Räikkönen auf Augenhöhe gekämpft hat, kommt mit dem Ferrari nicht zurecht. Hauptgrund: KERS erfordert ein komplett anderes Bremsverhalten. Abgehakt. Ferrari schaut auf 2010. Mit neuem Auto, dass angeblich schon jetzt viel Gutes verheißt. Und mit der Fahrerpaarung Felipe Massa und Fernando Alonso.

Felipe Massa

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chon nach ersten Tests steht für Kimi Räikkönen fest: „Mit dem neuen F60 ist kein Titel zu gewinnen.“ Durch die Verstrickung in den Titelkampf 2008 fehlten der Scuderia die technischen Ressourcen, sich optimal auf die komplett neuen Herausforderungen für 2009 einzustellen. Ross Brawn hat den umgekehrten Weg bei Honda praktiziert und erntet unter eigenem Namen üppig. Ferrari setzt wie Erzrivale McLaren auf KERS und leidet ebenso unter Gewichtsund Aerodynamiknachteilen. Den von Brawn, Williams und Toyota montierten Doppeldiffusor hält Teamchef Stefano Domenicali für illegal, bekommt aber von der FIA keine Rückendeckung. So rüstet man den F60 schließlich selbst mit dem zweistöckigen Luftleitblech nach. „Aber wir konnten nie den Vorteil daraus ziehen wie andere Teams, weil unsere Grundkonstruktion nicht dafür vorgesehen ist“, so Domenicali weiter. Grundsätzlich mangelt es dem F60 mit und ohne Doppeldiffusor an Abtrieb. Die Konsequenz ist der schlechteste Saisonstart der Firmengeschichte. Ein sechster Platz von Kimi Räikkönen im vierten Rennen lautet die traurige Anfangsbilanz. Erst in Monaco gibt es Sekt zum Duschen – erneut durch Räikkönen. In den restlichen Rennen


18 Formel 1 Teams

bmw sauber f1 team

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m 29. Juli 2009 um 10.00 Uhr verkünden BMW-Chef Dr. Norbert Reithofer, Entwicklungs-Chef Klaus Draeger und das von der Entscheidung selbst etwas überrumpelte Motorsport-Oberhaupt Dr. Mario Team-Statistik Formel 1 seit 2006 Theissen in München den Rückzug von F1-Rennen 70 Siege 1 Pole-Positions 1 Bester WM-Platz 2 BMW aus der Formel 1. Die Bayern fühlen sich nach insgesamt zehn Jahren mit Williams und Sauber in der Königsklasse nicht mehr wohl. Sie wollen sich lieber in Rennserien engagieren, die einen direkteren Chassis BMW Sauber F1.09 Motor BMW P86/9 Technologie-Transfer und weitere SynerFahrer-Duell gien ermöglichen und zudem die Marken Training Rennen Kubica – Heidfeld 10:7 7:10 werte stärken, so die offizielle Lesart. Die Leistungen in der Abschiedssaison tragen nicht dazu bei, die Stimmung aufzuRobert Kubica (PL) Nick Heidfeld (D) Geboren 7. Dezember 1984 Geboren 10. Mai 1977 hellen. Es gibt gleich mehrere Gründe für Geburtsort Krakau (PL) Geburtsort Mönchengladbach (D) Formel 1 seit 2006 Formel 1 seit 2000 das enttäuschende Abschneiden in diesem F1-Rennen 57 F1-Rennen 168 Pole-Positions 1 Pole-Positions 1 Jahr. „Unser Auto war eines der letzten, das Siege 1 Beste Platzierung 2 Bester WM-Platz 4 Bester WM-Platz 5 fertig geworden ist“, nennt Nick Heidfeld Teams bisher BMW Sauber Teams bisher Prost, Sauber, Jordan, Williams, BMW Sauber einen Grund. Ein weiterer ist KERS. „Das haben wir nie richtig zum Laufen bekommen, obwohl wir komischerweise als eines der ersten Teams mit der Entwicklung begonnen haben.“ Zunächst wird das System halbherzig eingesetzt und dann – als Ferrari und McLaren anfangen, daraus Profit zu schlagen – gar nicht mehr. Als das EnergierückFührungspersonal

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Nick Heidfeld

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robert kubica

Teamchef Dr. Mario Theissen Technischer Direktor Willy Rampf Renningenieur Kubica Antonio Cuquerella Renningenieur Heidfeld Giampaolo Dall’Ara Wichtige Team-Mitglieder Beat Zehnder (Teammanager), Walter Riedl (Projektmanager), Markus Duesmann (Motorenchef), Peter Sauber (Berater) Testfahrer Christian Klien (A)

gewinnungssystem endgültig aus den Autos herausgeflogen ist, nutzen die Aerodynamiker den frei gewordenen Spielraum, um mehr Abtrieb zu generieren. Trotz des Ausstiegs erhält der F1.09 regelmäßige Verbesserungen. Zum Herbstrennen in Singapur sogar eine Generalüberholung. Selbst an einem 2010er-Modell wird fleißig getüftelt. Die Motivation dafür liegt auf der Hand: BMW möchte seine Sauber-Anteile meistbietend loswerden. Und je schöner die Braut, desto großzügiger die Bewerber. Obwohl die Ausbeute mit ein paar Punkten hier und da sowie je einem zweiten Platz durch Nick Heidfeld und Robert Kubica überschaubar bleibt, findet sich ein Interessent. BMW wird sich mit der Qadbak Investments Ltd weitgehend handelseinig. Die in der Schweiz ansässige Stiftung, die die Interessen wohlhabender Familien aus dem Mittleren Osten und Europa vertritt, sei ein „starker Investor“, so BMW. Mit Ferrari steht außerdem ein Motorenlieferant bereit. Da BMW jedoch im Zuge des frühzeitig verkündeten Ausstiegs das neue Concorde-Abkommen nicht unterzeichnet hat, steht dem Nachfolgeteam zunächst kein Startplatz zu. Der Ausstieg von Toyota am Saisonende bringt den Stein aber wieder ins Rollen.


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ing renault f1 team Führungspersonal Teamchef Flavio Briatore 1 Technischer Direktor Bob Bell Renningenieur Alonso Simon Rennie Renningenieur Piquet Phil Charles Wichtige Team-Mitglieder Bernard Rey (Präsident), Rob White (Motorenchef), Alan Permane (Chefingenieur), Tim Densham (Chefdesigner) Testfahrer Lucas di Grassi (BR), Romain Grosjean (F) 1

Ab 09/2009 Bob Bell.

Team-Statistik Formel 1 seit 1977 F1-Rennen 262 Siege 35 Pole-Positions 51 Konstrukteurs-Titel 2

Chassis Renault R29 Motor Renault RS27

Fahrer-Duell

Training

Alonso – Piquet Alonso – Grosjean (ab GP Europa)

9:1 8:2 2 7:0 5:1

Rennen

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Doppel-Ausfälle nicht gezählt.

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Nelson Piquet (BR) Geboren 25. Juli 1985 Geburtsort Heidelberg (D) Formel 1 seit 2008 F1-Rennen 28 Bester Startplatz 7 Beste Platzierung 2 Bester WM-Platz 12 Teams bisher Renault

nelson piquet

Fernando Alonso (E) Geboren 29. Juli 1981 Geburtsort Oviedo (E) Formel 1 seit 2001 F1-Rennen 140 Pole-Positions 18 Siege 21 WM-Titel 2 Teams bisher Minardi, Renault, McLaren

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land gefeuerte Nelson Piquet (er rächt sich, in dem er die Crashgate-Affäre ans Licht bringt) noch Nachfolger Romain Grosjean, ein Genfer mit französischer Lizenz, steuern Punkte bei. Blasser Höhepunkt bleibt ein einziger dritter Platz durch Alonso – und das ausgerechnet in Singapur. Das am englischen Teamsitz aufgebaute 2009er-Auto entpuppt sich schnell als Hinterherläufer. Wie bei McLaren, Ferrari und BMW floss zu viel Entwicklungsehrgeiz ins KERS. Die Hausaufgaben zu den neuen aerodynamischen Herausforderungen wurden hingegen vernachlässigt. Oder nicht konsequent verfolgt, denn Chefentwickler Tim Densham hatte bereits den Weg zum Doppeldiffusor eingeschlagen. Doch bei der FIA vorgelegte Konstruktionszeichnungen sollen von den Regelhütern als illegal eingestuft worden sein. Nachdem das umstrittene Bauteil jedoch höchst amtlich erlaubt wird, schüttelt Renault prompt als erster „Nachrüster“ beim GP China ein zweistöckiges Leitblech aus dem Regal. Aber weder dieser Schritt noch die zahlreichen anderen Nachbesserungen im Zwei-Wochen-Takt bringen den R29 auf die Gewinnerstraße. Am Motor hat es nicht gelegen – Red-BullPilot Sebastian Vettel wird mit dem RenaultV8 Vizeweltmeister.

fernando alonso

D

ie Saison 2009 steht nicht gerade im Zeichen des Rhombus. Das Markenzeichen des französischen Autobauers bekommt tiefe Kratzer – insbesondere wegen der „Crashgate“-Affäre. Der lebenslustige und weitgehend autonom von der Konzernzentrale agierende Teamchef Flavio Briatore kann sich ab September ganz seiner schwangeren Frau Elisabetta widmen: Er wird wegen der Verwicklung in den absichtlichen Unfall von Nelson Piquet beim Singapur-Rennen 2008 nicht nur vom Arbeitgeber gefeuert, er erhält auch eine lebenslange Sperre für alle FIA-Veranstaltungen. Chefstratege Pat Symonds ist als Mittäter seinen Job ebenfalls los. Weitere bittere Konsequenz: Zwei Hauptsponsoren springen Renault ab. Da auch sportlich nicht viel zusammenläuft, hält der Konzernvorstand nach dem Saisonfinale eine Krisensitzung ab – zunächst ohne Konsequenzen. Klar ist aber: Die „Equipe jaune“ ist immer mehr eine Wackelkandidatin. In die sportliche Bilanz 2009 wird ein magerer achter Platz in der Konstrukteurswertung eingetragen. Die 26 Punkte gehen allesamt auf das Konto von Fernando Alonso, der das Team 2010 Richtung Ferrari verlässt. Weder der nach dem GP Deutsch-


20 Formel 1 Teams

panasonic toyota racing

A

cht Jahre strampelt sich Toyo­ta in der Formel 1 ab – vergeblich. Keinen Titel, nicht einmal einen Sieg können die Japaner einfahren. Trotz eines Gesamtbudgets von weit über einer Milliarde Euro. Am MittTeam-Statistik Formel 1 seit 2002 woch nach dem Saisonfinale zieht die KonF1-Rennen 139 Beste Platzierung 2 Pole-Positions 3 Bester WM-Platz 4 zernzentrale in Japan aus Kostengründen die Reißleine und verkündet den noch Anfang Oktober dementierten Rückzug. Am Kölner Standort wird zukünftig nicht mehr in Sachen Formel 1 gearbeitet. In der HighChassis Toyota TF109 Motor Toyota RVX-09 tech-Werkstatt mit zwei Windkanälen solFahrer-Duell len andere Projekte umgesetzt werden. Training Rennen Trulli – Glock 11:4 5:9  Nicht nur die 650 Mitarbeiter am Rhein sind Trulli – Kobayashi (ab GP Brasilien) 2:0 0:2 gespannt, welche. DTM? Sportwagen? GP Japan ist nur Trulli gefahren. Die Abschlussbilanz weist nach 139 Jarno Trulli (I) Timo Glock (D) Geboren 13. Juli 1974 Geboren 18. März 1982 Rennen überschaubare drei Pole-Positions, Geburtsort Pescara (I) Geburtsort Lindenfels (D) Formel 1 seit 1997 Formel 1 seit 2004 drei schnellste Rennrunden und 13 PodestF1-Rennen 116 F1-Rennen 36 Pole-Positions 4 Bester Startplatz 2 plätze aus. Zahlreiche dieser Höhepunkte Siege 1 Beste Platzierung 2 Bester WM-Platz 6 Bester WM-Platz 10 verbuchen Jarno Trulli und Timo Glock im Teams bisher Minardi, Prost, Teams bisher Jordan, Toyota Jordan, Benetton, Renault, Toyota Abschiedsjahr: zwei schnellste Runden (Trulli in Bahrain, Glock in Valencia), eine Pole-Position (Trulli in Bahrain) und immerhin fünf Podestplätze (Trulli in Australien, Bahrain, Japan und Glock in Malaysia, Singapur). Zum ganz großen Wurf fehlt es Toyota an Konstanz. In sieben der 17 Rennen geht das Team komplett leer aus. „Oft hatten wir ein schlechtes Qualifying und Führungspersonal

Teamchef Tadashi Yamashina Technischer Direktor Pascal Vasselon Renningenieur Trulli Gianluca Pisanello Renningenieur Glock Juan Pablo Ramirez Wichtige Team-Mitglieder John Howett (Präsident), Jens Marquardt (Teammanager), Dieter Gass (Chefingenieur) Testfahrer Kamui Kobayashi (J)

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timo glock

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jarno trulli

1

mussten uns dann im Rennen durchbeißen. Dann gab es wieder Wochenenden, an denen wir nicht die Erfolge erzielen konnten, die wir uns anhand des guten Qualifyings versprochen hatten“, bilanziert Technikchef Pascal Vasselon. Einer der Gründe für die teilweise großen Leistungsunterschiede zwischen Samstag und Sonntag sind Probleme, das Optimum aus den beiden jeweils angebotenen Slick-Mischungen herauszukitzeln – damit steht Toyota aber bekanntlich nicht allein da. Speziell hingegen ist das Problem, dass der TF109 mit zunehmend leerem Tank vom lammfrommen Schäflein zum bösen Wolf mutiert. Unterm Strich ist das Auto aber ein solider Renner mit Vorliebe für mittelschnelle bis schnelle Strecken. Guter Durchschnitt also – damit ist der letzte Bolide ein Spiegelbild des gesamten Toyota-Engagements. Aber warum hat es trotz des technischen, personellen und finanziellen Aufwands nie zu mehr gereicht? Nicht wenige in- und externe Stimmen sehen die Ursache in der komplexen Firmenstruktur. Lange Wege zwischen Japan und Köln, zu viele Fürsten, die ihre Pfründe wahren wollen, und ein Mangel an mutigen Ideen formten aus einem Rennstall eine schwerfällige Behörde.


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scuderia toro rosso Führungspersonal Teamchef Franz Tost Technischer Direktor Giorgio Ascanelli Renningenieur Bourdais Claudio Balestri Renningenieur Buemi Riccardo Adami Wichtige Team-Mitglieder Dietrich Mateschitz (Besitzer), Gianfranco Fantuzzi (Teammanager), Adrian Newey (Red-Bull-Technikchef) Testfahrer –

Team-Statistik

Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 70 Siege 1 Pole-Positions 1 Bester WM-Platz 6

Chassis Toro Rosso STR4 Motor Ferrari 056

Fahrer-Duell

Training

Rennen

Bourdais – Buemi 2:7 3:5 1 1 Alguersuari – Buemi (ab GP Ungarn) 0:8 2:4  1

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Sébastien Buemi (CH) Geboren 31. Oktober 1988 Geburtsort Aigle (CH) Formel 1 seit 2009 F1-Rennen 17 Bester Startplatz 6 Beste Platzierung 7 Bester WM-Platz 16 Teams bisher Toro Rosso

sébastien Buemi

Doppel-Ausfälle nicht gezählt.

Sébastien Bourdais (F) Geboren 28. Februar 1979 Geburtsort Le Mans (F) Formel 1 seit 2008 F1-Rennen 27 Bester Startplatz 4 Beste Platzierung 7 Bester WM-Platz 17 Teams bisher Toro Rosso

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startet parallel zum F1-Debüt noch in der Renault-Weltserie. Das erweist sich als Fehler. „Alle F1-Piloten gaben 120 Prozent, nur ich konnte das nicht“, gesteht er ein. Zum Teil liegen seine Probleme aber auch, wie von Bourdais angedeutet, am Auto. Der STR4 greift einmal mehr auf den Red-Bull-Genpool zurück. Die Transferleistung besteht aber lediglich aus Plänen, gebaut wird der STR4 in Eigenregie bei Toro Rosso in Faenza – mit Antriebstechnik von Ferrari und nicht von Renault. Das hat weitreichende Folgen vom Tank über die Hydraulik bis zur Aerodynamik. Der Ferrari-V8 benötigt mehr Platz und behindert so das bei Red Bull ausgezeichnet funktionierende Windspiel. Auch lassen sich Modifikationen nicht eins zu eins übernehmen. Erst Ende Juli setzt Toro Rosso als letztes Team einen Doppeldiffusor ein. „Früher ging es nicht, weil wir Aufhängung, Hydraulik, Kühler, Auspuff und Verkleidungen anpassen mussten“, so Tost. Erschwerend kommt hinzu, dass Technikdirektor Giorgio Ascanelli abgelenkt ist. Tost: „Giorgio baut das Team auf, mit dem wir unser nächstjähriges Auto konstruieren und dann das Auto selbst.“ Das Reglement verbietet ab 2010 die RedBull-Kooperation. „Uns stehen schwere Zeiten bevor“, orakelt Tost düster.

sébastien bourdais

I

m Vorjahr war Toro Rosso erfolgreicher als die große Schwester Red Bull, 2009 nicht mehr. Toro Rosso ist sogar schlechter als jedes andere Team. Kümmerliche acht Punkte werden eingefahren – allein Sebastian Vettels Sieg in Monza 2008 brachte zwei mehr ein. Aber dieser Erfolg ist ebenso Teamgeschichte wie Vettel. Als Nachfolger wird Neuling Sébastien Buemi verpflichtet – ein Eigengewächs aus dem Red-Bull-Juniorkader. Zwei Punkteplatzierungen in den ersten drei Läufen lassen auf Einiges hoffen, doch erst in den letzten beiden Rennen folgt wieder Zählbares. Aber im Vergleich zu seinen Teamkollegen macht Buemi die klar bessere Figur. Den erfahrenen Sébastien Bourdais lässt der Youngster im Trainings- und Rennvergleich hinter sich. Auch diese Unterlegenheit im teaminternen Duell führt zu Bourdais’ Entlassung. „In seinem zweitem Jahr hatten wir uns mehr von ihm erhofft. Deswegen haben wir uns entschlossen, ihn ab Ungarn zu ersetzen“, teilt Teamchef Franz Tost mit. Bourdais kontert: „Ich kam mit dem Auto nicht klar. Es hatte zu viel Grip auf der Vorderachse.“ Dass sein Nachfolger Jaime Alguersuari ebenfalls scheitert, wird ihn wenig getröstet haben. Der Spanier


22 Formel 1 Teams

red bull racing

R

ed Bull hat eine Geheimwaffe. „Das ist unser Adrian Newey“, frohlockt Teamchef Christian Horner. „Er hat dieses Jahr ein brilliantes Auto konzipiert.“ Der RB5 gilt als aerodynamisch effektivstes Auto – insbeTeam-Statistik Formel 1 seit 2005 sondere mit nachgerüstetem DoppeldiffuF1-Rennen 88 Siege 6 Pole-Positions 5 Bester WM-Platz 2 sor. In schnellen Kurven krallte sich der Red Bull förmlich in den Asphalt. „Es war unglaublich, wie gut der RB5 auf einigen Strecken war“, erinnert sich Mark Webber. Zum Beispiel auf dem Nürburgring, wo der Chassis Red Bull RB5 Motor Renault RS27 Australier trotz Durchfahrtsstrafe vor TeamFahrer-Duell kollege Sebastian Vettel siegt. „Es gab aber Training Rennen Webber – Vettel 2:15 8:9 auch Strecken wie Monza, da ging nichts“, so Webber weiter. Ein Phänomen, das sich Red Bull mit Brawn teilt. Mit dem UnterMark Webber (AUS) Sebastian Vettel (D) Geboren 27. August 1976 Geboren 3. Juli 1987 schied, dass die Rivalen an heiklen WochenGeburtsort Queanbeyan (AUS) Geburtsort Heppenheim (D) Formel 1 seit 2002 Formel 1 seit 2007 enden wenigstens ein paar Pünktchen F1-Rennen 138 F1-Rennen 43 Pole-Positions 2 Pole-Positions 5 sammeln, die Energy-Racer sich hingegen Siege 2 Siege 5 Bester WM-Platz 4 Bester WM-Platz 2 auch zwei komplette Nuller einfangen. Teams bisher Minardi, Jaguar, Teams bisher BMW Sauber, Toro Williams, Red Bull Rosso, Red Bull Technische Probleme vermiesen Webbers Japan-Auftritt und bei Vettel die Rennen in Ungarn und Valencia. Beim spanischen Stadtrennen rauchen dem Deutschen gleich zwei Motoren ab. „Ein Alptraum“, sagt Fabrice Lom vom Zulieferer Renault. „Wir können uns nur entschuldigen und versprechen, dass wir alles tun, dass so etwas nicht wieder vorkommt.“ Trotz der Führungspersonal

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sebastian vettel

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mark webber

Teamchef Christian Horner Technischer Direktor Adrian Newey Renningenieur Webber Ciaron Pilbeam Renningenieur Vettel Guillaume Rocquelin Wichtige Team-Mitglieder Dietrich Mateschitz (Besitzer), Jonathan Wheatley (Teammanager), Andrew Green (Chefingenieur) Testfahrer Brendon Hartley (NZ)

Beschwörungen denkt Red Bull für 2010 über einen Wechsel ins Mercedes-Lager nach. Am Ende will man aber doch mit Renault weiter kooperieren. „Unterm Strich haben wir im ersten Saisondrittel zu viel Boden auf Brawn verloren“, rekapituliert Horner. Drei seiner fünf Nuller kassiert Vettel in den ersten sechs Rennen – Titelrivale Button nur einen im ganzen Jahr. Die Rangelei mit Kubica beim Auftakt kostet den Hessen nicht nur einen Podiumsplatz in Australien, er wird obendrein in der Startaufstellung von Malaysia strafversetzt und geht auch dort leer aus. In Monaco setzt sein Team auf die falsche Taktik. Vettel will trotzdem unbedingt vorn mitmischen und fliegt ab. Australien, Malaysia, Monaco – drei vermeidbare Schlappen. Und dennoch ist Vettel der dominierende Fahrer bei Red Bull. Zeitfahr-Spezi Webber 15 zu 2 im Qualifikationsduell zu bügeln, ist schon eine Kunst. Der dreimal so erfahrene Australier fühlt sein Revier vom jungen Teamneuling bedroht, will zunächst nicht Vettels giftiges Setup übernehmen. „Dann hat er es doch getan, weil er damit einfach schneller war“, verrät Red-BullBerater Dr. Helmut Marko. Und weiter: „Bei uns herrscht eher gesunde Konkurrenz als Harmonie.“


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AT & T Williams Führungspersonal Teamchef Frank Williams Technischer Direktor Sam Michael Renningenieur Rosberg Tony Ross Renningenieur Nakajima Xevi Pujolar Wichtige Team-Mitglieder Patrick Head (Mitbesitzer), Tim Newton (Teammanager), Rod Nelson (Chefingenieur), Ed Wood (Chefdesigner) Testfahrer Nico Hülkenberg (D)

Team-Statistik

Formel 1 seit 1969 (Williams Racing Cars, ab 77 Williams GP Engineering) F1-Rennen 625 Siege 113 Pole-Positions 125 Konstrukteurs-Titel 9

Chassis Williams FW31 Motor Toyota RVX-09

Fahrer-Duell

Training

Rosberg – Nakajima

Rennen

1 14:3 14:2

1

17

Kazuki Nakajima (J) Geboren 11. Januar 1985 Geburtsort Aichi (J) Formel 1 seit 2007 F1-Rennen 36 Bester Startplatz 5 Beste Platzierung 6 Bester WM-Platz 15 Teams bisher Williams

kazuki nakajima

Doppel-Ausfälle nicht gezählt.

Nico Rosberg (D) Geboren 27. Juni 1985 Geburtsort Wiesbaden (D) Formel 1 seit 2006 F1-Rennen 70 Bester Startplatz 3 Beste Platzierung 4 Bester WM-Platz 7 Teams bisher Williams

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muss eine Durchfahrtsstrafe antreten. „Sonst wäre Platz zwei möglich gewesen“, ist sich der Technische Direktor Sam Michael sicher. Trotz dieses Makels blickt Rosberg positiv auf sein Williams-Abschiedsjahr zurück: „Ich habe konstant gepunktet. Auch das Team hat einen guten Job abgeliefert und sich gegenüber 2008 klar verbessert.“ Das nimmt auch Rosbergs Teamkollege Kazuki Nakajima für sich in Anspruch. Den zählbaren Beweis bleibt der 24 Jahre alte Japaner allerdings schuldig. Nicht einen der 34,5 Williams-Zähler steuert er bei. Auch das Qualifying-Duell geht klar an Rosberg. So ist es kein Wunder, dass Williams seinen Vertrag für 2010 nicht verlängert. Die Fahrerpaarung lautet im kommenden Jahr Rubens Barrichello und Nico Hülkenberg. Technikchef Michael hält den jungen Deutschen für ähnlich hoch talentiert wie Lewis Hamilton. In Kombination mit einem sieggewohnten Routinier wie Barrichello soll „Hülki“ schnell zu Höchstform auflaufen. Weitere neue Komponente ist der Motor. Williams wechselt von Toyota zurück zu Cosworth. Der britische Spezialist gibt sein F1-Comeback. Wie gut das neue WilliamsPaket ist, wird sich zeigen. Rosberg zumindest glaubt nicht an einen Sprung an die Spitze – sonst hätte er nicht gewechselt.

nico rosberg

N

ico Rosberg fliegt voller Optimismus zum Saisonauftakt. Der Grund für das Lächeln auf seinem Gesicht: Sein 2009erEinsatzauto hinterließ bei den Vorsaisontests einen guten Eindruck. Das Geheimnis des Erfolgs findet sich wie bei Brawn und Toyota im Heck: Ein Doppeldiffusor sorgt von Beginn an beim Williams FW31 für reichlich Abtrieb. Das zunächst umstrittene Bauteil ist das Herzstück des auf maximalen Anpressdruck ausgelegten Konzepts. Von der Nase bis zum hintersten Flap dient ein Großteil des Flügelwerks dazu, den Doppeldiffusor optimal anzuströmen. Die kompromisslose Ausrichtung auf Abtrieb und stetiger Feinschliff lässt Williams auf vielen Strecken gut aussehen. „Auf den Low-Downforce-Kursen im Saisonendspurt wie Spa, Monza und Interlagos lief es dafür oft nicht so gut“, räumt Nico Rosberg ein. Trotzdem ist sein letztes Jahr bei Williams (beim Saisonfinale gibt er den Wechsel ins Mercedes-Lager bekannt) eine Erfolgsstory – auch ohne Podestjubel. In elf der 17 Rennen punktet der Deutsche und fällt nur einmal defektbedingt aus. Er selbst muss sich nur einen schweren Lapsus ankreiden lassen: In Singapur überfährt er bei der Boxenausfahrt die weiße Linie und


24 Formel 1 Teams

force india

Ü

berraschungsmannschaft – dieses Prädikat trifft 2009 nicht nur auf Brawn GP zu, sondern auch auf Force India. „Ich bin selbst überrascht, wie gut die Saison sich letztlich für uns entwickelt hat“, räumt Team-Statistik Formel 1 seit 2008 sogar F1-Rennen 35 Beste Platzierung 2 Stammpilot Adrian Sutil ein. Pole-Positions 1 Bester WM-Platz 9 Dass zu Saisonbeginn bei dem Außenseiter noch nicht viel zusammenlaufen würde, zeichnet sich früh ab. Der Wechsel von Motorenlieferant Ferrari zu Mercedes wurde erst am 10. November 2008 vollzoChassis Force India VJM02 Motor Mercedes FO 108W gen. „Die bereits im Januar 2008 begonneFahrer-Duell nen Entwicklungen des 2009er-Autos Training Rennen Sutil – Fisichella 6:6 4:8 waren damit vielfach hinfällig“, blickt TechSutil – Liuzzi (ab GP Italien) 4:1 2:3 nikchef James Key auf einen sorgenvollen Winter zurück. Die Arbeitsabläufe werden Adrian Sutil (D) Giancarlo Fisichella (I) Geboren 11. Januar 1983 Geboren 14. Januar 1973 zusätzlich durch die Entlassung des TechGeburtsort Gräfelfing (D) Geburtsort Rom (I) Formel 1 seit 2007 Formel 1 seit 1996 nikvordenkers Mike Gascoyne belastet. F1-Rennen 52 F1-Rennen 229 Bester Startplatz 2 Pole-Positions 4 Letztlich feiert der VJM02 Anfang März Beste Platzierung 4 Beste Platzierung 3 Bester WM-Platz 17 Bester WM-Platz 4 sein Streckendebüt. Damit bleiben nur acht Teams bisher Spyker Teams bisher Minardi, Jordan, Benetton, Sauber, Renault Testtage bis zum Auftakt. Danach greift Plan B des schwerreichen indischen Teambesitzes Vijay Mallya: „Wir nutzen die ersten Rennen als weitere Tests.“ Aber erst in Silverstone präsentiert das Team eine Runderneuerung des VJM002, mit dem das Auto fit für Punkte ist. Noch mal drei Rennen dauert es bis zum ersten Erfolgsnachweis – der dann umso beeindruckender ausfällt: Führungspersonal

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giancarlo fisichella

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adrian sutil

Teamchef Vijay Mallya Technischer Direktor James Key Renningenieur Sutil Brad Joyce Renningenieur Fisichella Jody Egginton Wichtige Team-Mitglieder Michiel und Jan Mol (Mitbesitzer), Robert Fernley (Teammanager), Dominic Harlow (Chefingenieur) Testfahrer Vitantonio Liuzzi (I)

In Spa-Francorchamps erobert Giancarlo Fisichella aus heiterem Himmel die erste Pole-Position für das Team und fast auch den ersten Sieg. Einzig dank KERS kann ExWeltmeister Kimi Räikkönen den Italiener überholen und bis ins Ziel in Schach halten. Aber auch der zweite Platz ist eine Sensation. Mallya: „Das ist ein Moment, den ich nie vergessen werde. Die letzten fünf Runden hatte ich Herzrasen und wäre fast zusammengebrochen.“ Der Erfolg des indischen Teams ist auch Wasser auf die Mühlen von Bernie Ecclestone. Der Vermarkter drängt mit der Formel 1 auf den bevölkerungsreichen Subkontinent. Für „Fisico“ ist sein bestes Rennen für Force India auch das letzte. Der 36-Jährige nimmt ein Angebot von Ferrari als MassaVertretung an: „Einmal für die Scuderia fahren, das war immer ein Traum. Ergebnisse sind zweitrangig.“ Adrian Sutils Höhepunkt ist Monza mit Startplatz zwei und Rang vier im Rennen. In Japan und Brasilien blockieren Kollisionen Punkt- und Podestambitionen. Fisichella-Nachfolger Vitantonio Liuzzi schrammt ebenfalls mehrfach an Zählbarem vorbei. Dennoch: Force India reicht die Rote Laterne in der Teamwertung 2009 an Toro Rosso weiter. Das spornt an ...


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Brawn gp Führungspersonal Teamchef Ross Brawn Technischer Direktor Jörg Zander (bis Juni 2009) Renningenieur Button Andrew Shovlin Renningenieur Barrichello Jock Clear Wichtige Team-Mitglieder Nick Fry (Geschäftsführer), Ron Meadows (Teammanager), Steve Clark (Chefingenieur), Loïc Bigois (Chefdesigner) Testfahrer Anthony Davidson (GB)

Team-Statistik

Formel 1 seit 2009 F1-Rennen 17 Siege 8 Pole-Positions 5 Konstrukteurs-Titel 1

Chassis Brawn BGP 001 Motor Mercedes-Benz FO 108W

Fahrer-Duell Training

Button – Barrichello

7:10 12:5

Rennen

Rubens Barrichello (BR) Geboren 23. Mai 1972 Geburtsort São Paulo (BR) Formel 1 seit 1993 F1-Rennen 284 Pole-Positions 14 Siege 11 Bester WM-Platz 2 Teams bisher Jordan, Stewart, Ferrari, Honda

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Jenson Button (GB) Geboren 19. Januar 1980 Geburtsort Frome (GB) Formel 1 seit 2002 F1-Rennen 170 Pole-Positions 7 Siege 7 WM-Titel 1 Teams bisher Williams, Benetton, Renault, BAR, Honda

rubens barrichello

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deutlich mehr zu knabbern haben. Besonders beeindruckt, dass Brawn GP die Konkurrenz vom ersten Testmeter an mit TopZeiten schockt. Der Doppelsieg beim Auftakt und Buttons anschließende Triumphserie bestätigen schließlich, dass hier unter ungewöhnlichen Umständen Großes entstanden ist. Perfekt ist aber auch der von Anfang an Doppeldiffusor-bestückte BGP 001 nicht. Größtes Manko: die Reifen bei kühlem Wetter auf Temperatur zu bekommen. Unter diesem Missstand leidet insbesondere Jenson Button mit seinem runden Fahrstil. Teamkollege Rubens Barrichello heizt den Gummis mit seiner aggressiveren Gangart besser ein. Daher entscheidet der brasilianische Routinier auch das Qualifying-Duell mit zehn zu sieben für sich. Dass die Überraschungsmannschaft nach dem furiosen Einstand etwas einknickt, liegt auch am begrenzten Geld – trotz Honda-Mitgift. „Brawn GP hat das teuerste Auto in Bezug auf die Entwicklung, aber das kleinste operative Budget“, meint Ex-Honda-Tester Alex Wurz. 2010 ist wieder Geld in den Kassen: Brawn vergoldet seine WM-Titel durch einen Einstieg von Mercedes. Mit einem arabischen Teilhaber übernimmt der Autobauer 75,1 Prozent des Teams und steigt dafür bei McLaren aus.

jenson button

B

rawn ist die Sensation 2009. Wirklich? Auf der einen Seite sicherlich. Allein der Blick in die Teamstatistik reicht als Beweis. Der britische Rennstall hat seit seiner Gründung im Februar 17 Rennen bestritten, acht davon gewonnen, dazu einen Fahrer- und einen Konstrukteurs-Titel. Viel mehr geht kaum. Aber ganz aus dem Nichts kommend, wie oft geschrieben, stürmt Brawn GP nicht an die Spitze. Ross Brawn, der den brachliegenden Rennstall von Ex-Arbeitgeber Honda mit Nick Fry übernimmt, profitiert gewaltig von der eigenen Vorarbeit unter japanischer Flagge. Der mit enormem technischem und zeitlichem Aufwand aufgebaute Nippon-Racer ist top. Außerdem spendiert Honda zusätzlich eine millionenschwere Mitgift, damit möglichst viele der 700 Arbeitsplätze am Teamsitz im britischen Brackley erhalten bleiben. Ein reiner Honda-Triumph ist das F1-Märchen aber nicht. Schließlich gelingt es Brawn und seinem technischen Stab in Eigenregie, die kurzfristig bereitgestellte Mercedes-Antriebseinheit optimal zu integrieren. Eine kniffelige Aufgabe, an der Force India (Wechsel von Toyota zu Mercedes) und Toro Rosso (Ferrari- statt RenaultMotor wie im Schwesterauto von Red Bull)


26 Formel 1 Australien

Ross und Reiter Ross Brawn sorgt mit seinen beiden Cockpit-Jockeys Jenson Button und Rubens Barrichello f端r eine Sensation beim Saisonauftakt: Doppelsieg f端r die Honda-Nachlassverwalter


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28 Formel 1 Australien

K

eine Ahnung.“ Nicht nur der deutsche Williams-Hoffnungsträger Nico Rosberg muss mit den Schultern zucken, als er nach Prognosen für den Saisonauftakt in Melbourne gefragt wird. „Kein Team weiß nach den gravierenden Regeländerungen von KERS über Slicks bis Aerodynamik, wo es wirklich steht. Der Saisonauftakt in Melbourne wird noch mehr als in den Vorjahren der erste Gradmesser sein.“ Immerhin: Rosberg ist optimistisch, denn seinem Williams-Team scheinen die technischen Umwälzungen in der Königsklasse gut bekommen zu sein. In den von Rosberg angesprochenen Vorsaisontests wusste der britische Traditionsrennstall mit guten Testzeiten zu überzeugen. Das gilt auch für das Team von Motorenpartner Toyota mit Landsmann Timo Glock. Und ungleich mehr für Brawn GP – dem Restverwerter des im Dezember aus der Formel 1 ausgestiegenen Honda-Teams. Erst drei Wochen vor Saisonstart bringt der ehemalige Honda-Topangestellte Ross Brawn, der zuvor in Benetton- und Ferrari-

Ross Brawn, Brawn-GP-Mitbesitzer Nick Fry und Sponsor Richard Branson (Virgin) jubeln neben Button und Barrichello

Diensten Michael Schumacher von Titel zu Titel geführt hatte, zusammen mit ExHonda-Teammanager Nick Fry die Übernahme unter Dach und Fach. Da Honda den Einsatz seiner Motoren verweigert, holt Brawn Mercedes ins Boot. Die Brawn-GP-Autos erweisen sich vom ersten (Test-)Meter an nicht nur als konkurrenzfähig, sondern als neuer Maßstab. Das Geheimnis des Erfolgs will die beeindruckte

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und 19 – um die ehemaligen Honda-Startnummern zettelt die FIA ein peinliches Wirrwarr an. Erst soll Nachfolger Brawn GP mit den Ziffern antreten, dann Force India. Das Team um Adrian Sutil will aber gar nicht, weil PR- und Werbematerial schon mit den Nummern 20 und 21 gedruckt sind. Um die richtige Reihenfolge zu behalten, bekommt Neuzugang Brawn GP schließlich 22 und 23 zugeteilt.

Opfer des Startgetümmels: Heidfeld wird trotzdem Zehnter, Alonso sogar Fünfter

Konkurrenz am Unterboden des weiß-gelben Autos ausgemacht haben – einen zweigeschossigen „Doppel-Diffusor“. Den verwenden auch Toyota und Williams. Die anderen Teams greifen auf einen einfachen Diffusor zurück – und klagen über mangelnden Grip auf der Hinterachse. Die Folge: BMW Sauber, Ferrari, Renault und Red Bull protestieren gegen das strittige Bauteil. Allerdings erfolglos: Die FIA gibt Brawn GP, Toyota und Williams grünes Licht. Auch der Wochen später verhandelte Protest gegen diese Entscheidung wird abgewiesen. Die Angst von Ferrari & Co insbesondere vor Brawn GP ist durchaus verständlich, denn die Bestzeiten bei den Vorsaisontests waren eindeutig kein PR-Gag, sondern schlicht das Resultat technischer Überlegenheit. Das zeigt sich eindrucksvoll im Qualifying. Nach drei Bestzeiten von Nico Rosberg in den Freien Trainings langt Brawn GP bei der ersten Startplatzvergabe

„Wir hatten einige Probleme“ Ein Fahrfehler, ein verkorkster Boxenstopp und Reifenprobleme – für Rosberg war mehr als Platz sechs möglich


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Sebastian Vettel (hier im Gespräch mit Michael Schumacher) kollidiert im Kampf ums Podium mit Kubica und bleibt wie der Pole punktlos

des Jahres und des Teams in die Vollen: Doppel-Pole für Jenson Button und Rubens Barrichello. Button ist bei seiner MachtDemonstration satte 0,6 Sekunden schneller als der Drittplatzierte Sebastian Vettel im Red Bull. „Es ist fantastisch, bei unserem Debüt eine solche Ausgangsposition zu haben“, so Button. „Die vergangenen

Monate waren unglaublich hart. Niemand von uns wusste vor ein paar Wochen, ob wir überhaupt antreten werden, und jetzt ist die erste Startreihe fest in unserer Hand – unglaublich.“ Brawn GP hat begonnen die Früchte zu ernten, die Honda (unter Brawns technischer Leitung) Monate zuvor gesät hatte. Kein anderes Team hat so früh mit der


30 Formel 1 Australien

Wieder im Visier der Regelhüter Kaum hat McLaren-Mercedes sein 2007 durch die Spionageaffäre angekratztes Image mit Lewis Hamiltons Titelgewinn wieder aufpoliert, ist der Hochglanz-Lack wieder befleckt. Hamilton steht als „Lügner“ in den Schlagzeilen. Das war passiert in Melbourne: Hinter dem Safety-Car überholt Hamilton zwangsweise den von der Strecke abgekommenen Jarno Trulli. Dann schiebt sich der Toyota-Mann wieder vorbei. Dieses Manöver wird Trulli angekreidet – Überholen unter Gelb. 25 Strafsekunden kosten den Italiener Platz drei, Hamilton rückt auf. Bei einer anberaumten Anhörung bestätigt der Brite mit Nachdruck, dass er Trulli keinesfalls absichtlich vorbeigelassen habe und bekräftigt so den Tatbestand des Überholens. Doch in einem Interview sagt Hamilton zunächst etwas ganz anderes: „Das Team sagte mir, ich solle ihn vorbeilassen.“ Auch der Funkverkehr zwischen ihm und seiner Box widerspricht Hamiltons Aussage – er hat die Unwahrheit gesagt und wird aus der Wertung genommen. Ein weiteres Opfer dieser Affäre: Teammanager David Ryan muss gehen. Das Team selbst zittert bis zu einer FIA-Verhandlung am 29. April. Ein WM-Ausschluss hängt wegen unsportlichen Verhaltens in der Luft. Aber McLaren kommt glimpflich davon: Eine Sperre für drei Rennen wird 12 Monate auf Bewährung ausgesetzt.

Auch dank KERS fährt Hamilton vom 18. Platz weit vor, wird dann aber aus der Wertung genommen

Timo Glock wird hinter Teamkollege Trulli (l.) Vierter

„Wir kamen aus der Box und waren am Ende weit vorn. Unser Auto ist also sehr gut“

Entwicklung eines Autos nach dem neuem Reglement begonnen wie die Japaner. Während die Top-Teams Ferrari, McLaren, BMW Sauber und Renault 2008 viele Technik-Kapazitäten im Titelkampf gebunden haben, konzentrierte sich die abgeschlagene Honda-Truppe voll auf das neue Auto,

das nun als Brawn-Mercedes für Furore sorgt. Im Rennen schreiben Button und Barrichello das Brawn-Märchen weiter: Doppelsieg. Insbesondere Jenson Button glänzt im 25. Grand Prix von Australien wie ein Ritter in seiner Rüstung: Vom Start bis ins Ziel rei-

Renault-Sorgenkind Nelson Piquet fliegt mal wieder von der Strecke


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Stichwort KERS: Ferrari, Renault, McLaren und BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld sind mit dem Energiespeicher unterwegs – beim Start und Beschleunigen ein Vorteil, aber kein Garant für gute Ergebnisse

tet er dem Feld vorweg, erarbeitet sich dabei einen so großen Vorsprung, dass er selbst bei seinen Stopps die Führung nicht abgeben muss. Anders Rubens Barrichello: Der Beginn seiner 17. F1-Saison verläuft für den Routinier holprig. Beim Start stirbt wegen eines Elektronik-Problems fast der Motor ab, in der ersten Kurve steckt er daher mitten im Getümmel und wird von hinten hart getroffen. „Dabei ist der Diffusor an Rubens Auto stark beschädigt worden. Dass er trotzdem noch Zweiter geworden ist, zeigt, dass wir nicht nur wegen dieses Bauteils stark sind“, resümiert Brawn voller Stolz. Aus eigener Kraft schafft es „Rubinho“ aber nicht auf Platz zwei. Dafür bedarf es der Mithilfe von Sebastian Vettel. Der Deutsche liegt lange auf Platz zwei, ist aber in der Schlussphase auf den weichen Bridgestone-Slicks unterwegs, die in Melbourne nur über zwei, drei Runden optimalen Grip bieten. Vettels Gummis haben aber schon neun Runden auf dem Buckel – und sind am Ende. Gegen den von hinten drängenden Robert Kubica im härter bereiften BMW Sauber ist der Hesse chancenlos. Trotzdem versucht er es: Als der Pole vorbeiziehen will, schmeißt er die Tür zu. Es kracht, und für beide ist das Rennen gelaufen. „Ich habe versucht, meine Linie zu verteidigen, hätte ihn aber lieber ziehen lassen sollen“, gesteht Vettel ein. Obendrein verdonnert ihn die Rennleitung noch zu 50.000 Dollar Strafe und versetzt ihn für das nächste Rennen um zehn Startplätze nach hinten. All das tröstet Kubica kaum. „Ich hätte sogar

gewinnen können“, meint er. Turbulenzen gibt es auch bei der Vergabe des dritten Platzes, der am grünen Tisch hin und her gereicht wird (siehe Randspalte). Am Ende wird mit Jarno Trulli der Mann mit den sechs Punkten belohnt, der auch tatsächlich als

Dritter abgewinkt wird. Ein schönes Resultat im 200. Grand Prix. Die übrigen Punkte in dem nicht zuletzt wegen zahlreicher Überholmanöver sehenswerten Rennen greifen Timo Glock im zweiten Toyota, der mit Bremsproblemen kämpfende Renault-Star Fernando Alonso, ein starker Williams-Lenker Nico Rosberg und die Toro-Rosso„Sébastiens“ Buemi und Bourdais ab. Eine bunte Mischung also – mit einem starken Brawn-Doppel als Sahnehäubchen. In Sachen Standortbestimmung räumte Melbourne zumindest die Fragezeichen hinter der Schlagkraft des vermeintlichen Underdogs beiseite.

Pinnwand GP Australien 1

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1 Hartes Wochenende für Ferraristi – Doppelausfall 2 „Fisico“ macht am Spieltisch gegen Pokerchampion Joe Hachem eine gute Figur 3 Stark – die Toro-Rosso-„Sébastiens“ Buemi und Bourdais werden Siebter und Achter 4 10 Jahre Formel 1 – McLaren-Ersatzmann Pedro de la Rosa 5 Bessere Sendezeiten in Europa – das Rennen startet erst um 17 Uhr Ortszeit


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