Kai Ebel - Mr. Boxengasse

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MR. BOXENGASSE Der RTL-Formel-1-Reporter erz채hlt sein schrilles Leben



Mr. Boxengasse

Der RTL-Formel-1-Reporter erz채hlt sein schrilles Leben


Verlag Speedpool Multimedia-Service GmbH Bernhard-Nocht-Str. 99, 20359 Hamburg Telefon +49 40 300682-0 www.speedpool.com mr_boxengasse@speedpool.com

Idee & Konzept Christoph Schulte & Stefan Pajung

text Kai Ebel mit Christoph Schulte

grafIK Thomas Wildelau

fotos ARD/Marco Grob, ATP, Michael Bamberger, BWM Communications, Deutsche Post, Brigitte Ebel, Getty Images, Lukas Gorys, Grand Prix Photo, Hennemann/rallye racing, Hoch Zwei, imago, Valery Kloubert, Bildagentur Kräling, Thomas Melzer, Opel, Privat, Red Bull

drucK Hansmann Verlag Sponholtz Druck GmbH www.sponholtz-druck.de

papIer Inhalt gedruckt auf LuxoArt Samt 135 g/m² Erhältlich bei Papyrus Deutschland www.papyrus.com/de info@papyrus.com

ManageMent KaI ebel BWM Communications, Nicole Wilms www.bwm-com.com www.kai-ebel.de

copyrIght Kai Ebel/Christoph Schulte/Speedpool Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung

2. Auflage, Dezember 2010 ISBN 978-3-940672-30-8


K ai E

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Ecclestone Vorwort Bernie Weltstar zu werden beschloss, kein h ic m de an g, Der Ta andere Frauen Boxenlud er und davongekommen em blau en Auge Noch mal mit ein huf Mr. Boxengasse sc Wie Schumi den e Wölfe und andere reißend Über WillI Weber ! Money? Re isen bildet Stop nde hl immste Wochene Imola 1994 Das sc t Der Fa lke frier t Re isen verbinde nöpfen zügen und Goldk Von Strampelan my car Baby, you can dr ive Wasser, marsch! Schumi und ich

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BERNIE ECCLESTONE 6


Sport nowadays is part of the entertainment industry and has to establish as a distinctive brand. Only those sports that understand that fact will remain in the favour of the fans. What goes for categories also goes for individuals. Kai has established as his own unique brand with his wittiness and very individual dressing style. He’s good value – for all of us in the paddock and millions of fans watching TV.

Sport ist heute Teil der Unterhaltungsindustrie und muss sich zu einer ausgeprägten Marke entwickeln. Nur den Sportarten, die sich genau darauf verstehen, werden die Fans treu bleiben. Was für sportliche Disziplinen gilt, gilt auch für Individuen. Kai ist mit seinem Humor und seinem individuellen Kleidungsstil längst eine eigene, einzigartige Marke. Er ist nicht nur für uns im Fahrerlager eine Bereicherung – sondern auch für Millionen Fernsehzuschauer. Bernie Ecclestone

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Der Tag, an Dem ich beschloss,

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Er kommt auf mich zu, gibt mir die Hand und sagt: „Hallo, ich bin Jürgen Drews, der Schlager-Fuzzi.“ Sehr sympathisch!

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ür alle, die den Begriff „Namedropping“ nicht kennen, hier eine kleine Erklärung: Namedropping ist das augenscheinlich unbeabsichtigte, quasi betont nebensächliche

Fallenlassen irgendwelcher Namen von Promis, mit denen man gerade noch aus welchen Gründen auch immer zu tun hatte, weil man halt selbst so wichtig ist. Stellen wir uns einfach mal ein Abendessen beim Japaner um die Ecke vor, am Tisch sitzt irgendjemand, den man unbedingt beeindrucken will. Dann könnte man zum Beispiel Folgendes sagen: „Also die Yakitori-Spießchen sind hier fast so exzellent wie letzte Woche die im ,Nobu‘ in Manhattan. Paris-Darling hat mich dort glücklicherweise zu dieser Delikatesse überredet – was für ein Fehler, wenn ich nicht auf sie gehört hätte.“ An dieser Stelle sollte jetzt natürlich die Frage nach Paris kommen. Damit man nonchalant sagen kann: „Na, die Hilton, wir kamen gerade von einer Party, die George geschmissen hat, und Paris hatte halt einen

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wahnsinnigen Kohldampf.“ Richtig, jetzt sollte man schon gar nicht mehr nachfragen – klar ist Clooney gemeint. Also, in einer kleinen Geschichte „Manhattan“, den absoluten Nobel-Japaner „Nobu“ und die beiden Stars Paris Hilton und George Clooney unterzubringen, weil man ja eigentlich nur zwei Spießchen mit gegrilltem Hühnerfleisch loben will – das wäre ganz eindeutig Namedropping für Fortgeschrittene. So, und jetzt ich. Nur mal so locker aus der Hüfte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür in alphabetischer Reihenfolge: Brian Adams, Pamela Anderson, David und Victoria Beckham, Bono, Kate Bosworth, Naomi Campbell, George Clooney, Michael Douglas, Jürgen Drews, Sarah „Fergie“ Ferguson, George Harrison, Heino, Eva Herzigova, Paris und Nicky Hilton,

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Jon Bon Jovi, Heidi Klum, Helmut Kohl, Lennox Lewis, Ralf Möller, Shaquille O’Neal, Brad Pitt, Axl Rose, Gerhard Schröder, Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, John Travolta, Mike Tyson, Owen Wilson, Catherine Zeta-Jones. Noch Fragen? Ist doch eine Ansage, oder? Bei O’Neal habe ich mir fast die vorderen Schultermuskeln gezerrt, weil ich den Arm fürs Mikro so hoch halten musste. Jürgen Drews kam als „König von Mallorca“ und ich begrüßte ihn mit den Worten „Ist denn schon St. Martin?“ Bei Sylvester Stallone hatte ich zunehmend Angst, dass er aus Porzellan sei, und, wenn ich ihn zu laut ansprechen würde, irgendwann einfach zerbröseln könnte. Owen Wilson stand vor mir, dass ich dachte, der hat einen Ruhepuls von irgendetwas unter 30. Ich hatte schlichtweg Angst, dass der mir beim Interview einfach wegdämmert. Ganz im Gegensatz zu einem Nicolas Cage, der sich, wie Michael Douglas, immer richtig viel Zeit nimmt. Was ab und an nervt, sind die Drumherum-Verhinderer, wie ich sie nenne. Also nicht die großen Stars selber, sondern die aus der Entourage-Truppe. Jennifer Lopez beispielsweise war in Monaco absolut zugängig, allein ihr Marc Anthony versuchte dauernd, das Interview zu beenden. Das war echt lästig. Ich hatte einfach das Gefühl, dass der sich übergangen fühlte. Aber bei aller Liebe, es ist nun mal seine Frau, die die Bekanntere ist. Der Einzige unter all diesen Mega-Promis, der mich mal vor laufender Kamera ins Achtung gestellt hat, war der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Den ich mitten in der Startaufstellung vor die Kamera bekam – ich meine, übersehen konnte man ihn nun

„kai EbEl an Erde, hallo, Ebel an Erde. Haltet mir den Marc Anthony von der Lopez fern, der nervt nur. Und für den Owen Wilson bitte einen doppelten Red Bull. Ich hab Angst, dass der mir vor der Kamera wegdämmert. Ach, und noch was, hat irgendjemand auf die Schnelle eine Leiter? Ich soll den O’Neal interviewen …“

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„EinE FragE, Thomas Gottschalk, wie um alles in der Welt kann man nur eine solche Hose tragen?“ „also, HErr Bundeskanzler, und jetzt singen wir noch mal zusammen unsere Nationalhymne …“

wirklich nur schwerlich. Also, der Bundeskanzler steht vor mir, macht ganz einen auf jovial, antwortet brav auf meine Fragen, während im Hintergrund plötzlich die deutsche Nationalhymne erschallt. Zu den Nationalhymnen vor einem Rennen muss ich jetzt kurz was einschieben. Sie sind eher was für das Publikum – einerlei, ob auf den Tribünen oder vor den Fernsehgeräten. Für alle, die sich in den letzten Minuten vor dem Rennen auf dem Startplatz bewegen, ist es ein Hintergrundgeräusch unter vielen. Selbst der nationalst eingestellte Mechaniker würde für seine Hymne jetzt nicht den Schrauber fallen lassen, kein Fahrer achtet darauf, kein Journalist, überhaupt gar keiner, alles geht seinen Gang. Und auch ich setzte zur nächsten Frage an – wann hat man denn schon mal den Bundeskanzler zur Verfügung? Ich hatte allerdings meine Rechnung ganz eindeutig ohne den Kanzler gemacht. Statt zu antworten, schlug mir der Regierungschef nämlich väterlich auf die Schulter: „So, jetzt biste aber mal still, wir hören uns jetzt die Hymne

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an.“ Sagte er und nahm stramm Haltung an. Ich natürlich auch, auf den Kanzler hört man ja. Und kaum war die letzte Silbe von „Vaterlaaand“ verklungen, führte der Kanzler das Interview zu Ende. Frank Plasberg

Zu Kohl fällt mir auch noch eine Szene aus der Saison 1997 ein. Da kommt der

Harter, aber fairer ARD-Polit-Talker

Bundeskanzler Kohl auf Frentzen zu – so im tiefsten Tal der Frentzen-Karriere und auf dem Höhepunkt harschester Medienkritik – und überraschte den Mönchengladbacher mit folgender Begrüßung: „Herr Frentzen, ich finde es toll, wie die deutschen Medien Sie unterstützen …“ Man kann halt nicht alles wissen, und Kohl war allein durch seine Körperfülle im Fahrerlager ein Ereignis. Noch schöner war es, wenn er direkt neben Ecclestone stand. Da bekam man so ein feines Gefühl für Dimensionen. Besser in die Ecclestone-Klasse passte da schon ein Norbert Blüm. Unvergessen seine Auftritte, bevorzugt auf dem Nürburgring. Wo er sich doch zu gerne mal zusammen mit einem Formel-1-Star fotografieren lassen wollte. Macht sich doch immer gut bei den Wählern draußen im Lande. Nur zu blöd, dass sich so überhaupt gar keiner der schnellen Jungens neben ihn stellen wollte. Da musste man halt ein wenig nachhelfen und sich einfach mal einen schnappen. Wo doch gerade ein paar Fotografen in der Nähe standen. Es war Sonntag und kurz vor

Über

ebel

„Kai Ebel im SchnellUrteil? Schmerzfrei und farbenblind! Aber wer es schafft, genau hinzugucken, der erkennt einen Helden der Fragefront: Um ständig Sportler und andere Promis zu interviewen, die meistens nichts sagen dürfen, nichts sagen wollen oder – soll auch vorkommen – gar nichts zu sagen haben, dazu bedarf es eines starken Schutzschildes. Womit der Grund für sein schräges Outfit auch gefunden wäre. Kai Ebel in meinem Urteil: Glanz-Nummer im Formel-1-Zirkus.“

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dem Rennen und Nobbi hat wohl bis heute nicht begriffen, warum das Foto von ihm und dem „Fahrer“ in keiner Zeitung gedruckt wurde. Oder hat ihm doch mal einer gesagt, dass der junge Mann da an seiner Seite zwar einen Formel-1-Fahrer-Overall trug, dass das letztendlich aber alle Mechaniker kurz vor dem Rennen so machen? Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Formel 1 es einem wirklich einfach macht, an die Promis ranzukommen. Der Sport und seine Stars stehen im Mittelpunkt, was selbst den wichtigsten Promi ein wenig relativiert. Fast jeder ist bereit, sich ansprechen zu lassen. Ganz davon abgesehen, dass viele der Stars natürlich auf Einladung einer der großen Automobilwerke angereist sind und schon deswegen – ganz professionell – den Ansprechbaren geben. Was auch noch eine Rolle spielt: Viele Mega-Promis sind im Formel-1Fahrerlager ganz einfache Fans. Die

natürlicH tat mir Axl Rose in dem Augenblick leid – als er erkannte, dass er im ganzen Fahrerlager nur das zweitschickste Sakko anhatte

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die Grand-Prix-Piloten bewundern und sich selber in diesem Augenblick wie du und ich fühlen. Wo gibt es das denn, dass ein Clooney oder ein Douglas Beiwerk sind und sich ganz locker von einem Mechaniker beiseitestellen lassen, weil sie gerade im Wege stehen? Und dann die ganzen Fußballstars. Ronaldo und Roberto Carlos und David Beckham. Das sind ja alles Autofreaks, die laufen selber mit ganz großen Augen durchs Fahrerlager. Die meisten von ihnen haben zu Hause die Garagen voll von irgendwelchen Traumautos, aber sie wissen natürlich ganz genau, dass es die Formel-1-Stars sind, die diese schnellen Teile auch wirklich beherrschen. Ich meine ihnen ansehen zu können, wie sehr sie die Formel-1-Asse wegen ihres Könnens beneiden. Es hat schon was Anrührendes, wenn große Stars, die man selber extrem bewundert, zum Fan werden. Zum Beispiel der Schauspieler Thomas Kretschmann, für mich einer der größten aktuellen

deutschen

Mimen.

Der

ein

absoluter Schumacher-Fan ist. Als Thomas in Malaysia einen Dreh hatte, haben wir ihn von RTL aus mal mit

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ins Fahrerlager genommen und ihn dort

VIP

Michael Schumacher vorgestellt. Thomas Kretschmann hat sich riesig gefreut: „Vielen Dank, das war immer mein großer Hero – dass ich den jetzt mal persönlich kennenlernen konnte … Toll und nochmals danke!“ Das Schöne daran war, dass auch Schumi sich bedankt hat, denn der war seinerseits ein Fan von Thomas. Nicht alle Promis wissen solche kleinen Hilfestellungen zu schätzen. Nur zu oft ist Undank der Welt Lohn. Und fragen Sie mich jetzt bitte nicht, warum mir unter diesem Stichwort als ­Erste die von uns allen so verehrte Anna Nicole Smith einfällt. Mitte der 90er-Jahre machte sich bei RTL das Bewusstsein breit, dass es doch ein probates Mittel sein könnte, ein Formel-1-Wochenende durch ein paar selbst initiierte Showeinlagen noch ein wenig aufzupeppen. So nach dem Motto, dass selbst das geilste Rennen durch ein paar zusätzliche Stars noch an Gewicht gewinnen könnte. Konnte ja keiner ahnen, dass das so wörtlich genommen werden würde. Letztendlich war die Idee ja richtig. Allein, den Ablauf hätte man nun wirklich optimieren können.

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„anna nicolE Smith? Die find ich so was von super …“

Es war am Hockenheimring und unser erster VIP-Auftritt wurde von unserer Showabteilung organisiert und war besagte Anna Nicole Smith. Wie gesagt, und das ist jetzt wichtig: Das Ganze wurde von unserer Showabteilung organisiert. Dafür war ein Kollege zuständig: fast zwei Meter groß bei gefühlten 60 Kilo, schulterlanges schwarzes, stark gegeltes Haar und in einem zitronengelben Anzug, der selbst einem Kai Ebel peinlich war. Neben der Zitrone watschelte nun Annas schwarzhäutiger Bodyguard, halb so groß wie mein Show-Kollege, dafür doppelt so schwer. Einen ständig aufgeregten Visagisten gab es auch noch, und dann gab es noch einen Typen, von dem ich bis heute nicht weiß, wozu er gut war, der aber auf jeden Fall eine unheimliche Welle machte. Und mittendrin Anna Nicole Smith, die sich gerade in ihrer allerhöchsten Gewichtsklasse befand.

anna nicolE Smith mit Zitrone und Bodyguard. Mein Triumvirat des Grauens

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Die ganze Sache hatte für mich ein kleines Problem. Und das hieß: „Du kümmerst dich um die.“ Gesprochen wurde dieser Satz von meinem direkten Chef Burkhard Weber, Leiter des RTL-Sports, und gemeint hatte er damit mich. Ich lief also mit dieser Zirkustruppe durchs Hockenheim-Fahrerlager, sah nur das Gelbe, das Dicke, das Aufgeregte, für alle hatte ich Akkreditierungen besorgt. Ich kam gar nicht so richtig hinterher, wie die durchs Fahrerlager walzten – und plötzlich sahen die den Schumi. Ich wollte mich gerade noch heldenhaft dazwischenwerfen, war aber einen Tick zu spät dran und hörte nur noch, wie die Zitrone sagte: „Anna, there is Michael Schumacher. Picture!“ Worauf die ganze Truppe in die Benetton-Box stürmte. Anna, zweimal so schwer wie unser Benetton-Held, schnappte sich unseren Schumi, der

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nocH mal Namedropping, und zwar im Uhrzeigersinn: Dannii und Kylie Minogue, P. Diddy alias Puff Daddy alias Sean Combs, die Klitschko-Brüder und Dirk Nowitzki, Hugh Grant, Boris Becker, Johannes Bitter und Pascal „Pommes“ Henz, Pierce Brosnan


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