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Thomas Voigt
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Maximal Audi. Der Audi R8 5.2 FSI quattro.
Kraftstoff verbrauch in l/100 km: innerorts 20,7–22,6; außerorts 9,6–10,2; kombiniert 13,7–14,7; CO2-Emissionen in g/km: kombiniert 327–351.
Lichtspiele Der Audi R15 TDI verfügt über viele innovative Details. Dazu zählen Rückleuchten in Form einer LED-Leiste in den beiden Endplatten des Heckflügels. Der erhoffte Le-Mans-Sieg gelingt Audi mit dem neuen Diesel-Renner aber nicht
Starkes Deb端t Der neue Audi R8 LMS ist in seiner ersten Rennsaison auf Anhieb ein Siegerauto. Mit ihm gewinnen die Teams Abt Sportsline und Phoenix Racing die beiden wichtigsten GT3-Meisterschaften
8 SPORTWAGEN STORY Vorwort
Liebe Freunde!
E
s freut mich sehr, für die „Sportwagen Story 2009“ das Vorwort schreiben zu dürfen. Ich kenne und schätze den Autor seit vielen Jahren und kann mich noch ganz gut daran erinnern, wie er Anfang der 80er-Jahre als junger Bursche in der Motorsport-Szene aufgetaucht ist – seitdem haben wir uns nie aus den Augen verloren. Sportwagen-Rennen waren für mich schon immer etwas ganz Besonderes. Ich habe einige meiner größten Erfolge am Steuer von Sport-Prototypen gefeiert. Fahrzeuge wie den legendären Porsche 962C, mit dem ich 1985 die Langstrecken-Weltmeisterschaft gewonnen habe, werde ich nie vergessen. Ich bin auch heute noch ein Fan von Sportwagen-Rennen. Als Motorsport-Repräsentant des Volkswagen-Konzerns habe ich die Gelegenheit, Rennen wie die 24 Stunden von Le Mans live vor Ort zu erleben und tiefe Einblicke hinter die Kulissen zu bekommen. Was Audi in Le Mans in den vergangenen Jahren geleistet hat, verdient größten Respekt. Dass es 2009 in Le Mans nicht geklappt hat, zeigt nur, wie schwierig es ist, dieses Rennen zu gewinnen. Audi hat mir in diesem Jahr auch die Gelegenheit gegeben, den neuen R8 LMS beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und in der Langstrecken-Meisterschaft auf der Nordschleife zu bewegen. Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht – der R8 ist einfach ein fantastisches Auto. Generell finde ich es toll, wie sich speziell die GT3-Klasse entwickelt hat. Eine derartige Markenvielfalt bietet kaum eine andere Kategorie. Und die Autos sind für Fans und Fahrer gleichermaßen spektakulär. Es ist toll, dass der ADAC den Mut hatte, in Deutschland eine Rennserie für GT3-Fahrzeuge auf die Beine zu stellen. Ich bin sicher, dass wir vom ADAC GT Masters in den nächsten Jahren noch sehr viel hören werden.
Hans-Joachim Stuck
10/2009 – Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA, Michelinstraße 4, 76185 Karlsruhe
Erfolgreich mit MICHELIN
Exakt 10 Jahre nach seinem letzten großen Titelgewinn in der ADAC STW Meisterschaft im Tourenwagen holt sich Christian Abt einen neuen Titel: Sieger im ADAC GT Masters bei den Sportwagen. Drei Dinge waren in beiden wichtigen Meisterschaften gleich: der Fahrer Christian Abt, die Marke Audi und die Rennreifen von Michelin. Wir gratulieren herzlich! www.michelin.de
top-fahrer Ein Australier und vier Deutsche sind unsere Sportwagen-Piloten des Jahres 2009
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lm / LMS / ALMS Saison 2009 Weniger und mehr – die Le-MansSerien in Europa und den USA verzeichnen Abgänge und Zugänge
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lm / LMS / ALMS teams Von A wie Acura bis P wie Peugeot – die wichtigsten Prototypen-Teams auf beiden Seiten des Atlantiks
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lms Very British – Aston Martin holt sich mit einem neuen LMP1-Sportwagen auf Lola-Basis den Titel
60
12 stunden sebring Fortsetzung folgt – in Sebring geht das Diesel-Duell zwischen Audi und Peugeot in die nächste Runde
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24 stunden le mans Peu-Show – Audi unterliegt Peugeot beim Saisonhöhepunkt der Prototypen überraschend deutlich
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petit le mans Kurzes Vergnügen – starker Regen sorgt für ein vorzeitiges Ende des 1.000-Meilen-Rennens
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alms Allein auf weiter Flur – nach dem Rückzug von Audi kämpft Acura in der LMP1-Klasse nur gegen sich selbst
88
FIA-GT-Meisterschaft Abschiedsvorstellung – aus der FIA-GT-Meisterschaft wird 2010 eine Weltmeisterschaft mit neuem Format
Im dritten Anlauf gelingt Peugeot der ersehnte Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans
24 stunden le mans
14
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10 Sportwagen Story Inhalt
lms
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alms
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Stefan Mücke gewinnt im neuen Lola-Aston Martin die LMS
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Acura hat in der LMP1Klasse der ALMS keine Gegner
FIA-GT3 / GT4
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Michael Bartels muss nach Saisonende um seinen Titel zittern
adac gt masters
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Zwei junge Deutsche triumphieren im neuen Audi R8 LMS
Christian Abt gewinnt das ADAC GT Masters
fia-gt3 / GT4 96 Masse mit Klasse – im riesigen Starterfeld der Europameisterschaft setzt sich das Phoenix-Team durch
adac gt masters 100 Jetzt geht’s Abt – Christian Abt holt zehn Jahre nach dem Gewinn der STW einen weiteren bedeutenden Titel
24 stunden nürburgring 154 24-Stunden-Sprint – Audi treibt Seriensieger Porsche auf der Nordschleife zu einem Rekord
grand-am 160 Aller Anfang ist schwer – das Penske-Team zahlt in seiner ersten Grand-Am-Saison viel Lehrgeld
international 164 Viele Wege führen zum Ziel – ein Streifzug durch die Welt des höchst vielfältigen GT-Sports
porsche supercup 166 Neues Team, alter Meister – Jeroen Bleekemolen verteidigt seinen Meistertitel erfolgreich
porsche carrera cup 168 Jäger-Meister – Ex-DTM-Pilot Thomas Jäger sichert sich in seiner dritten Carrera-Cup-Saison den Titel
peugeot spider cup 170 Tendenz steigend – der Berliner Oliver Freymuth hat in der Saison 2009 endlich Erfolgserlebnisse
statistIk 172 Namen, Zeiten, Punkte – die ultimative Statistik der Sportwagen-Saison 2009
Siegertypen. EMC 2, EMC und »where information lives« sind eingetragene Marken der EMC Corporation. © Copyright 2009 EMC Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Wir gratulieren Daniel und Christian Abt zu ihren Titeln im Formel Masters und GT Masters. ABT Sportsline, EMC und Fujitsu siegen nicht nur im Motorsport gemeinsam, sondern sind auch im Geschäftsleben Partner. Vielleicht, weil wir die gleichen Leidenschaften haben: Präzision, Schnelligkeit, Effizienz und Teamwork. de.ts.fujitsu.com
www.emc2.de
14 Top-Fahrer Saison 2009
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David Brabham
01
LE MANS / ALMS / LMS
Der Australier war schon immer einer der schnellsten und populärsten Sportwagen-Piloten der Welt. In der Saison 2009 ist er auch der erfolgreichste
B
esser hätte die Saison 2009 für David Brabham kaum laufen können. Für den Australier erfüllen sich seine beiden größten motorsportlichen Träume: Im Peugeot 908 HDi FAP gewinnt er im Juni gemeinsam mit Marc Gené und Alexander Wurz die 24 Stunden von Le Mans. Und im brandneuen Acura ARX-02a sichert sich „Brabs“ zusammen mit Scott Sharp beim Finale in Laguna Seca den Titel in der Königsklasse der American-Le-Mans-Serie. „2009 war ein unglaubliches Jahr für mich“, sagt der Australier, der mit seinen 44 Jahren noch immer einer der schnellsten Prototypen-Piloten der Welt ist. „Die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen, war fantastisch, aber auch der ALMS-Titel bedeutet mir sehr viel. Ich fahre seit 1999 in dieser Serie und habe den Titel ein paar Mal nur ganz knapp verpasst. Die ALMS ist etwas ganz Besonderes für mich. Sie ist wie eine große Familie – und die Rennen sind einzigartig.“ Brabham ist in der Geschichte der US-Sportwagen-Rennserie ebenfalls einzigartig: Als erster Fahrer hat er Siege in allen vier Klassen geholt. Brabham ist einer der wenigen Söhne berühmter Rennfahrer, deren eigene Karrieren ebenfalls erfolgreich verlaufen sind. Brabhams Vater Sir Jack Brabham wurde
insgesamt dreimal Formel-1-Weltmeister. 2009 feierte die Familie Brabham das 50-jährige Jubiläum des ersten Formel-1Titels – sogar mit einem eigenen Logo. „Ich bin stolz, dass mir der Le-Mans-Sieg und der ALMS-Triumph in diesem für die Familie so speziellen Jahr gelungen sind.“ Die Art und Weise, wie der Australier die beiden Erfolge erzielt, ist typisch für ihn: mit Köpfchen und Konstanz. Brabham hat eine enorme Grundschnelligkeit. Doch er weiß auch, im richtigen Moment zurückzustecken. Das ist sowohl in Le Mans als auch in der ALMS der Schlüssel zum Erfolg. In Le Mans ist der Peugeot mit der Startnummer 9 nicht das schnellste Auto, aber das mit den wenigsten Problemen. Auch in der ALMS sind ihm manchmal Punkte für einen sicheren zweiten Platz lieber als ein zu riskantes Überholmanöver. Brabham ist der Prototyp des Langstrecken-Fahrers: schnell, aber auch zuverlässig. Fehler oder Unfälle haben bei ihm Seltenheitswert. Noch dazu ist er einer der beliebtesten Fahrer: 2008 wird er sowohl von den ALMS-Fans als auch von den Zuschauern des TV-Senders „Motors“ zum populärsten Fahrer der American-LeMans-Serie gewählt. Und Teams, für die Brabham einmal gefahren ist, schwärmen noch heute von dem netten Australier.
„2009 war ein unglaubliches Jahr für mich mit dem Sieg in Le Mans und dem ALMS-Titel“ David Brabham
Seine Stärken erfahrung David Brabham ist seit 1983 als Rennfahrer aktiv – das sind 27 Jahre Routine
gelassenheit Der Australier lässt sich so leicht nicht aus der Ruhe bringen und fährt mit Köpfchen gute schule Der Sohn von Sir Jack Brabham bekam gutes Benehmen in die Wiege gelegt und ist bei Fans und Journalisten gleichermaßen beliebt
16 Top-Fahrer Saison 2009
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Stefan Mücke
le mans Muster / LMS
Der Berliner krönt seine Mammutsaison 2009 mit dem Titel in der LMS
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ach drei nicht ganz einfach Jahren im DTM-Team seines Vaters Peter wechselt Stefan Mücke 2007 ins Sportwagen-Lager. Eine weise Entscheidung: Innerhalb kürzester Zeit macht sich der Berliner sowohl in der GT-Szene als auch bei den Sport-Prototypen einen Namen. 2009 ist er der erfolgreichste deutsche Sportwagen-Pilot – und wahrscheinlich auch der am meisten beschäftigte: Für Aston Martin bestreitet er die 24 Stunden von Le Mans und die Le-Mans-Serie. Mit einem Lamborghini Gallardo startet er sporadisch in der FIA-GT-Meisterschaft und mit einem ehemaligen DTM-Mercedes auch noch in der Tschechischen Langstrecken-Meisterschaft. „Von April bis Oktober bn ich praktisch jedes Wochenende auf der Rennstrecke“, sagt Mücke. „In Berlin bin ich während der Saison nur montags bis mittwochs ...“ Priorität hat 2009 ganz klar das Werksengagement mit Aston Martin in der LMP1-Klasse der LMS, die Stefan Mücke gemeinsam mit den beiden Tschechen Tomáš Enge und Jan Charouz gewinnt. Mücke ist der schnellste von ihnen und sitzt deshalb meistens im Qualifying und am Start im Cockpit des bildhübschen LMP1-Autos. Mit seinen 27 Jahren hat Mücke das Potenzial, einer der nächsten großen deutschen Sportwagen-Piloten zu werden.
seine stärken schnell Am Steuer des LolaAston-Martin LMP1 ist Stefan Mücke die Messlatte
konstanz Der Berliner ist nicht nur schnell, sondern auch beständig – ein perfekter Langstrecken-Pilot
benzin im blut Vater Peter Mücke war selbst Rennfahrer und ist heute erfolgreicher Teamchef (u. a. DTM)
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03
Christian Abt
ADAC GT MASTERS Muster
Im ersten Anlauf gewinnt der Bayer im Audi R8 LMS das ADAC GT Masters
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hristian Abt ist wieder da! Nach einer enttäuschenden Saison im Porsche Carrera Cup gewinnt der ehemalige DTM-Star im ersten Anlauf mit wechselnden Teamkollegen auf Anhieb das ADAC GT Masters – und zwar auf den Tag genau zehn Jahre nach seinem Triumph in der Deutschen Supertourenwagen-Meisterschaft. „Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Leute kenne – mein Handy hat einen Tag lang gesummt“, staunt der 42-Jährige, der im Sommer seine Lebensgefährtin Sandra heiratet, über die unzähligen Glückwunsch-SMS. Abt war einer der populärsten DTM-Fahrer, stellte sich in seinem eigenen Team aber meist in den Dienst seiner Teamkollegen. Im GT-Masters ist er wieder die Nummer eins wie 1999 in der STW. Er gewinnt drei Läufe, steht bei neun der 14 Rennen auf dem Podium und wird verdient Meister. Dass er den Titel im eigenen Abt-Team holt, freut ihn ganz besonders – und auch, dass er den ersten Titel für den Audi R8 LMS einfährt, denn der Marke Audi ist der Allgäuer nach wie vor ganz besonders verbunden. So zählt Abt auch beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring zum Werksaufgebot von Audi. Und dass er am Ende im bestplatzierten R8 LMS sitzt, ist kein Zufall. Abt ist auch ein hervorragender Langstreckenpilot.
Seine Stärken kampfgeist Christian Abt ist einer, der nie aufgibt
bodenständig Trotz seiner Erfolge ist der Bayer nie abgehoben und immer für seine Fans da technisches verständnis Als Cheftechniker von Abt Sportsline kennt Christian Abt seinen Audi R8 LMS besser als jeder andere Fahrer
18 Top-Fahrer Saison 2009
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Michael Bartels
fia-gt
Dem Deutschen gelingt die Titelverteidigung in der FIA-GT-Meisterschaft
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ichael Bartels und sein italienischer Teampartner Andrea Bertolini schreiben 2009 ein Stück Sportwagen-Geschichte: Sie sind die ersten Fahrer, die zum dritten Mal den Titel in der GT1-Klasse der FIA-GT-Meisterschaft gewinnen. „Dass man drei Meisterschaften zusammen feiert, ist etwas ganz Besonderes“, sagt Michael Bartels. „Es zeigt, wie gut diese Kombination funktioniert.“ Der Deutsche ist der starke Mann hinter dem Team „Vitaphone Racing“, das seit Jahren der Maßstab in der FIA-GT-Meisterschaft ist und in der Saison 2009 gleich drei Maserati MC12 einsetzt. Fälschlicherweise wird Bartels oft als rennfahrender Teamchef bezeichnet. „Ich bin nicht der Teamchef und habe mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun“, betont Bartels. „Das würde ich auch gar nicht wollen.“ Aber ohne den ehemaligen DTM-Fahrer gäbe es das Vitaphone-Team wohl nicht. Bartels ist es, der im Hintergrund die Fäden zieht und erfolgreich Sponsorpartner für das Team gewinnt – ein Talent, dass der heute 41-Jährige schon immer hatte. Einer der schnellsten und vor allem zuverlässigsten GT-Piloten der Welt ist er noch dazu. „Entscheidend war, dass wir in diesem Jahr immer gepunktet haben“, sagt er.
Seine Stärken Zuverlässig Am Steuer des Maserati MC12 ist Bartels eine Bank
geschäftssinn Es gibt kaum einen Rennfahrer, der mehr Sponsorendeals eingefädelt hat
gentleman Michael Bartels galt schon immer als der „nette Junge von nebenan“
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Christopher Haase
FIA-GT3
Mit 22 Jahren ist der Senkrechtstarter bereits Europameister
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in junger Franke sorgt in der GT-Szene für Furore: Christopher Haase gilt als größte deutsche Ent deckung der jüngsten Zeit. Mit 22 und nach nur vier Jahren Motorsport hat der gelernte Kfz-Mechatroniker bereits eine eindrucksvolle Erfolgsbilanz vorzuweisen. 2006 gewinnt er im Logan Dacia Cup gleich sein erstes Autorennen – ohne jegliche Erfahrung. Am Ende ist er Dritter und bekommt das Angebot, 2007 mit einem Lamborghini Gallardo das ADAC GT Masters zu bestreiten. Der Umstieg vom 90-PS-Fronttriebler in den über 500 PS starken GT3-Sportwagen bereitet Haase keinerlei Schwierigkeiten: Der Senkrechtstarter gewinnt auf Anhieb den Titel. 2008 wird er Vizemeister im ADAC GT Masters und gewinnt mit einem KTM X-BOW die Supersports-Klasse des FIAGT4-Cups. 2009 wird Haase von Phoenix Racing verpflichtet und sichert sich im neuen Audi R8 LMS gemeinsam mit seinem Namensvetter Christopher Mies gleich den Titel in der FIA-GT3Europameisterschaft. Nebenbei feiert er bei Gaststarts drei Siege im ADAC GT Masters. „Christopher ist ein Riesentalent“, schwärmt Teamchef Ernst Moser von seinem Schützling, der zwei Ziele hat: „Ich möchte mit dem Motorsport Geld verdienen. Werksfahrer in einem Tourenwagen zu sein, wäre toll.“
Seine Stärken naturtalent Christopher Haase sorgte im GT3-Auto von Anfang an für Furore schnell Der 22-Jährige verfügt über eine enorme Grundschnelligkeit nett Starallüren sind dem Shooting-Star fremd
20 Le Mans / LMS / ALMS Saison 2009
Weniger und mehr
Die Wirtschaftskrise macht auch vor den Le-Mans-Serien nicht halt: In den USA f채hrt Acura in der LMP1-Klasse gegen sich selbst. In Europa fehlen Aston Martin ernsthafte Gegner. Audi und Peugeot konzentrieren sich ganz auf Le Mans. Daf체r gibt es in der GT2-Klasse Zuwachs in Form von BMW und Corvette
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22 Le Mans / LMS / ALMS Saison 2009
Seltener Anblick – so voll präsentiert sich das Starterfeld der American-Le-Mans-Serie 2009 nur in Sebring und Road Atlanta
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ür die Anhänger der spektakulären Le-Mans-Prototypen bringt der Winter 2008/2009 wenig Erfreuliches: Porsche beendet sein Werksengagement in der American-LeMans-Serie (ALMS), weil der RS Spyder durch die Beschneidung der LMP2-Klasse nur noch für Klassensiege in Frage kommt und das Programm ohnehin am Ende seiner ursprünglich geplanten Laufzeit angelangt ist. Auch bei Audi geht es nicht so
weiter wie bisher: Als amtierende Champions starten die Ingolstädter mit dem neuen Diesel-Sportwagen R15 TDI weder in der ALMS noch in der europäischen Le-MansSerie (LMS). Und Peugeot konzentriert sich ganz darauf, im dritten Anlauf mit dem 908 HDi FAP endlich die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen. Dass Audi nach neun erfolgreichen Jahren der ALMS den Rücken kehrt, tut besonders weh – den Fans genauso wie
„Auch die ALMS leidet unter der Wirtschaftskrise – aber sie steht noch besser da als viele andere Rennserien“ ALMS-Chef Scott Atherton
Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich: „Wir wären gerne in der ALMS weitergefahren, zumal wir mit dem R15 TDI endlich ein Auto gehabt hätten, das auch für die Strecken in den USA entwickelt wurde.“ Bis zuletzt kämpft der „Herr der Ringe“ darum, trotz Sparkurs des Vorstands doch noch ein ALMS-Programm auf die Beine zu stellen. Doch am 5. Dezember geht die Ampel endgültig auf Rot. „Audi konzen triert sich auf Motorsport in Europa“, heißt es in Ingolstadt – was bei den Sport-Prototypen relativ ist: Der R15 TDI ist 2009 in Europa zum Leidwesen des Joest-Teams nur bei den 24 Stunden von Le Mans im Einsatz. Dazu kommen zwei Starts beim 12-Stunden-Rennen in Sebring und beim 1.000-Meilen-Rennen „Petit Le Mans“. Unter der Programm-Kürzung von Audi leidet ganz besonders Acura: Die amerikanische Honda-Tochter hat einen LMP1-Prototyp entwickelt, um Audi in der ALMS herauszufordern. „Jahrelang haben sie darüber geklagt, dass sie keine Gegner haben – und dann steigen sie genau in dem
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Moment aus, in dem wir kommen“, grummelt Erik Berkman, Chef von Honda Performance Development (HPD) in den USA. Acura zieht das geplante LMP1-Programm trotzdem durch. Auch in der LMS hätte Audi einen neuen Gegner gehabt: Aston Martin präsentiert auf Basis eines Lola-Chassis ein bildhübsches LMP1-Auto, mit dem die Mannschaft von David Richards die komplette LMS und die 24 Stunden von Le Mans bestreitet. Immerhin sind zwei private Audi R10 TDI in der LMS am Start, die vom Team
Kolles eingesetzt werden. Doch ein echter Ersatz für die Werks-Prototypen von Audi und Peugeot sind die beiden R10 nicht. Während die LMS in Europa weiter zahlreiche Privatfahrer anlockt und sich die Organisatoren rund um Patrick Peter bei den fünf Rennen auch 2009 über riesige Starterfelder freuen dürfen, schrumpfen die Teilnehmerzahlen auf der anderen Seites des Atlantiks erschreckend – vor allem bei den Prototypen. ALMS-Chef Scott Atherton muss das Feld bei einigen Rennen sogar mit Porsche-Cup-Autos füllen.
Nur die GT2-Klasse boomt in den USA trotz Wirtschaftskrise weiter: Aus dem Prestigeduell zwischen Porsche und Ferrari, in das sich in der Vergangenheit immer wieder Panoz eingemischt hat, wird in der Saison 2009 ein moderner Fünfkampf: BMW kehrt mit dem M3 werksseitig in die ALMS zurück. Und Corvette Racing wechselt von der GT1- in die GT2-Klasse, weil die Amerikaner keine Lust mehr haben, immer nur gegen sich selbst zu fahren – so wie es nun Acura mit dem neuen ARX-02a in der LMP1-Kategorie tun muss ...
Eldorado der Privatfahrer – die europäische Le-Mans-Serie hat auch 2009 ein großes Teilnehmerfeld
24 Le Mans / LMS / ALMS LMP1-Werksteams
acura Name Direktor Technischer Direktor Adresse Fahrzeug Teams
Hersteller-Info Honda Performance Development Erik Berkman Roger Griffiths Santa Clarita (USA) Acura ARX-02a de Ferran Motorsports, Patrón Highcroft Racing
Erfolge Le-Mans-Siege 0 LMP1-Titel (ALMS) 1
Fahrer American-Le-Mans-Serie: David Brabham (AUS), Scott Dixon (NZ), Gil de Ferran (BR), Dario Franchitti (GB), Simon Pagenaud (F), Scott Sharp (USA)
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er japanische Honda-Konzern wagt 2009 mit seiner amerikanischen Tochter Acura den Sprung von der LMP2- in die LMP1-Klasse. Mit Unterstützung des ehemaligen Formel-1-Konstrukteurs Nick Wirth entwickelt Honda Performance Development (HPD) im kalifornischen Santa Clariata den Acura ARX-02a, in den all die Erfahrungen einfließen, die Acura 2007 und 2008 mit den LMP2-Fahrzeugen ARX01a und ARX-01b gesammelt hat. Auch beim Einsatz der Fahrzeuge in der American-Le-Mans-Serie (ALMS) greift HPD-Prä-
sident Erik Berkman auf zwei Teams zurück, die für Acura bereits in der LMP2 an den Start gingen: de Ferran Motorsports und Patron Highcroft Racing. Für Honda Performance Development ist die ALMS das zweite große Engagement im US-Rennsport neben der Rolle als exklusiver Motorenlieferant für die Indy-Car-Rennserie. Dass Acura 2009 auch in der ALMS keine Gegner hat, ist allerdings ungewollt: „Wir haben uns bewusst für die LMP1-Klasse entschieden, weil wir Audi herausfordern wollten“, sagt Erik Berkman. Doch das USProgramm der Ingolstädter fällt dem Rotstift zum Opfer. So trifft Acura in der „Königsklasse“ der Sportwagen nur auf Privatteams. Für Spannung sorgt lediglich das Duell der beiden Acura-Teams, das sich erst im letzten Rennen zugunsten der Patrón-Highcroft-Mannschaft entscheidet. Acura engagiert sich mit dem Team von Adrián Fernández 2009 auch weiter in der LMP2-Klasse der American-Le-Mans-Serie und ist am Ende der erste Hersteller, der in der US-Sportwagen-Rennserie die Titel in beiden Prototypen-Klassen für sich verbuchen kann.
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aston martin Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Adresse Fahrzeug Team
Aston Martin Racing David Richards George Howard-Chappell Banbury (GB) Lola-Aston Martin LMP1 Aston Martin Racing
Erfolge Le-Mans-Siege 1 LMP1-Titel (LMS) 1
Fahrer LMS: Chris Bucombe (GB), Jan Charouz (CZ), Tomáš Enge (CZ), Stuart Hall (GB), Stefan Mücke (D), Harold Primat (CH), Miguel Ramos (P), Darren Turner (GB) Le Mans: Jan Charouz (CZ), Antony Davidson (GB), Tomáš Enge (CZ), Stuart Hall (GB), Peter Kox (NL), Stefan Mücke (D), Harold Primat (CH), Darren Turner (GB), Jos Verstappen (NL)
A
nlässlich des 50-jährigen Jubiläums des ersten und bisher einzigen Sieges von Aston Martin bei den 24 Stunden von Le Mans kehrt die britische Traditionsmarke in die „Königsklasse“ der Sportwagen zurück. Aston Martin Racing bestreitet mit einem neuen LMP1-Sportwagen die europäische Le-Mans-Serie und Le Mans. Die Entscheidung fällt sehr kurzfristig, deshalb muss der LMP1 der Briten in kürzester Zeit auf die
Räder gestellt werden. Möglich ist das nur, weil Aston-Martin-Technikpartner Prodrive das Chassis bei Lola kauft und den bewährten V12-Saugmotor aus dem GT1-DBR9 verwendet. Deshalb heißt der neue Prototyp offiziell auch Lola-Aston Martin. Wie viel Lola und wie viel Aston Martin im neuen LMP1 steckt, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. „Wir haben das LolaChassis sehr stark modifiziert“, behauptet Aston-Martin-Chef David Richards. Lola
dagegen spricht von „kosmetischen Maßnahmen“. Wie auch immer: Der neue Prototyp ist von Anfang an konkurrenzfähig und gewinnt in Barcelona gleich bei seinem ersten Einsatz. Auf dem Nürburgring gelingt Aston Martin sogar ein Dreifachsieg. Bei allen fünf LMS-Rennen stehen Aston-Martin-Piloten auf dem Podium. Und bei den 24 Stunden von Le Mans ist das britische Coupé auf Anhieb das beste Fahrzeug mit Benzinmotor.
26 Le Mans / LMS / ALMS LMP1-Werksteams
audi Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Adresse Fahrzeug Team
Audi Sport Dr. Wolfgang Ullrich Dr. Martin Mühlmeier Ingolstadt (D), Neckarsulm (D) Audi R15 TDI Audi Sport Team Joest
Erfolge Le-Mans-Siege 8 LMP1-Titel (ALMS/LMS) 9/2
Fahrer ALMS: Dindo Capello (I), Tom Kristensen (DK), Lucas Luhr (D), Allan McNish (GB), Mike Rockenfeller (D), Marco Werner (D) Le Mans: Timo Bernhard (D), Dindo Capello (I), Romain Dumas (F), Tom Kristensen (DK), Lucas Luhr (D), Allan McNish (GB), Alexandre Prémat (F), Mike Rockenfeller (D), Marco Werner (D)
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it dem R15 TDI bekennt sich Audi weiter ganz klar zu den Prototypen. Doch die Entscheidung, ein neues LMP1Fahrzeug zu bauen, sorgt gleichzeitig auch für ein reduziertes Sportwagen-Programm der Ingolstädter. „Ein komplett neues LMP1-Auto zu entwickeln, ist sehr kostenintensiv“, erklärt Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. „Deshalb müssen wir uns bei den Renneinsätzen einschränken.“
Zum Leidwesen seiner beiden Sportwagen-Teams verteidigt Audi in der Saison 2009 weder seinen Titel in der AmericanLe-Mans-Serie noch in der europäischen Le-Mans-Serie. Für das renommierte USTeam Champion Racing, mit dem Audi acht Jahre lang zusammengearbeitet hat, bedeutet das sogar das Aus. Auch Reinhold Joest hätte sich mehr gewünscht als nur drei Renneinsätze in Sebring, Le Mans und Road Atlanta – doch seine Mannschaft ist wenigstens in die Entwicklung und Erprobung des neuen Diesel-Sportwagens eingebunden und deshalb recht gut ausgelas-
tet. Während Audi in der DTM mit dem dritten Titelgewinn in Folge ein historischer Hattrick gelingt und auch der neue GT3Sportwagen R8 LMS auf Anhieb erfolgreich ist, läuft es bei den Sport-Prototypen für Audi-Verhältnisse ungewohnt holprig. Nur beim Debüt in Sebring gelingt dem R15 TDI ein Sieg. In Le Mans und auch beim „Petit Le Mans“-Rennen muss sich Audi jeweils mit dritten Plätzen begnügen. Das Erfreuliche für Sportwagen-Fans: Audi-Chef Rupert Stadler verkündet unmittelbar nach der Zieldurchfahrt in Le Mans, dass Audi 2010 zurückschlagen will.
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oreca Hersteller-Info Name ORECA Direktor Hugues de Chaunac Technischer Direktor David Floury Adresse Signes (F) Fahrzeug ORECA-Aim 01 Team Team ORECA Matmut
Erfolge Le-Mans-Siege 0 LMP1-Titel 0
Fahrer LMS: Nicolas Lapierre (F), Tiago Monteiro (P), Stéphane Ortelli (MC), Olivier Panis (F), Bruno Senna (BR) Le Mans: Soheil Ayari (F), Nicolas Lapierre (F), Tiago Monteiro (P), Stéphane Ortelli (MC), Olivier Panis (F), Bruno Senna (BR) ALMS: Romain Dumas (F), Nicolas Lapierre (F), Olivier Panis (F)
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ie ORECA-Gruppe wächst auch im Jahr 2009 weiter. 220 Mitarbeiter beschäftigt der Franzose Hugues de Chaunac inzwischen in seinem Unternehmen, das sich selbst als „The Motorsport Company“ – „Die Motorsport-Firma“ – bezeichnet. Neben Aktivitäten in verschiedenen Rennserien wie der Französischen GT-Meisterschaft (2009 mit dem neuen Audi R8 LMS) oder der FIA-Tourenwagen-Weltmeisterschaft (mit SEAT) bleibt de Chaunacs größter Traum ein Triumph beim 24-StundenRennen von Le Mans mit einem eigenen
Sportwagen. Deshalb hat ORECA Ende 2007 auch die Rennwagen-Schmiede des Franzosen Yves Courage übernommen, mit dessen Konstruktion das Team ORECA Matmut in der Saison 2008 startete. Der ORECA 01 ist der erste LMP1, der komplett unter der Regie von ORECA entstand und der französischen Gruppe 2009 beim 1.000-Kilometer-Rennen in Silverstone auch den ersten Sieg als Konstrukteur beschert. Auch mit einem zweiten Sportwagen-Projekt ist Hugues de Chaunac erfolgreich: Gemeinsam mit dem Automobile Club de l’Ouest (ACO), dem Veranstalter der 24 Stunden von Le Mans, entwickelt ORECA die „Formel Le Mans“ – einen Markenpokal für LeMans-Prototypen, der 2009 erstmals ausgetragen wird. Das unterhalb der LMP2Klasse angesiedelte Projekt kommt genau zum richtigen Zeitpunkt: Da die Starterfelder in der American-Le-Mans-Serie speziell bei den Prototypen immer weiter schrumpfen, schreibt die ALMS ab 2010 die neue „LMP Challenge“ aus, die den von ORECA produzierten Formel-Le-MansFahrzeugen vorbehalten ist.
28 Le Mans / LMS / ALMS LMP1-Werksteams
pescarolo Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Adresse Fahrzeug Team
Pescarolo Sport Henri Pescarolo Claude Galopin Le Mans (F) Pescarolo-Judd 01 (LMP1) Pescarolo Sport
Erfolge Le-Mans-Siege 0 LMP1-Titel (LMS) 2
Fahrer LMS: João Barbosa (P), Jean-Christophe Boullion (F), Emmanuel Collard (F), Bruce Jouanny (F), Christophe Tinseau (F) Le Mans: João Barbosa (P), Bruce Jouanny (F), Christophe Tinseau (F) Asiatische-Le-Mans-Serie: Shinji Nakano (J), Christophe Tinseau (F)
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ass es das Team von Henri Pescarolo noch immer gibt, ist fast schon ein kleines Wunder: Die knapp 20-köpfige Truppe aus Le Mans operiert seit Jahren am Existenzminimum. Einen Grund dafür sieht Teamchef Henri Pescarolo schon seit einiger Zeit in der drückenden Überlegenheit der Diesel-Fahrzeuge bei den 24 Stunden von Le Mans. „Wie soll ich meinen Sponsoren erklären, dass wir ohnehin nur um Klassensiege fahren?“, fragt er. Der 66-Jährige, dessen Gesicht seit einem Schlaganfall einseitig gelähmt ist, schafft es trotzdem, sein
Team auch 2009 bei den 24 Stunden von Le Mans und in der Le-Mans-Serie an den Start zu bringen. Der Pescarolo-Judd 01 erhält für die Saison 2009 eine neue Aerodynamik, die Chefkonstrukteur Claude Galopin auf dem Computer entwickelt hat – für Windkanalversuche und Testfahrten hat das kleine französische Team kein Geld. Trotzdem ist der Pescarolo in der LMS von Anfang an konkurrenzfähig und beschert Pescarolo Sport beim 1.000-KilometerRennen in Portimão den ersten Sieg nach einer langen Durststrecke. Pescarolo darf sich sogar auf einen dritten Meistertitel in der LMS Hoffnungen machen, doch Getriebeschäden bei den letzten beiden Rennen auf dem Nürburgring und in Silverstone lassen die Titelträume des Le-MansRekordstarter platzen. Auch die 24 Stunden von Le Mans laufen nicht wunschgemäß, obwohl Pescarolo Sport von Peugeot überraschend einen Vorjahres-908 HDi FAP zur Verfügung gestellt bekommt. Ein schwerer Unfall von Benoît Treluyer vereitelt jedoch ein mögliches Podiumsergebnis und Hoffnungen auf weitere Renneinsätze mit dem 908.
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peugeot Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Adresse Fahrzeug Teams
Peugeot Sport Oivier Quesnel Bruno Famin Vélizy (F) Peugeot 908 HDi FAP (LMP1) Peugeot Sport, Pescarolo Sport
Erfolge Le-Mans-Siege 3 LMP1-Titel (LMS) 1
Fahrer LMS: David Brabham (AUS), Marc Gené (E), Christian Klien (A), Nicolas Minassian (F), Simon Pagenaud (F), Alexander Wurz (A) Le Mans: Jean-Christophe Boullion (F), Sébastien Bourdais (F), David Brabham (AUS), Marc Gené (E), Christian Klien (A), Pedro Lamy (P), Nicolas Minassian (F), Franck Montagny (F), Simon Pagenaud (F), Stéphane Sarrazin (F), Benoît Treluyer (F), Alexander Wurz (A) ALMS: Sébastien Bourdais (F), Christian Klien (A), Pedro Lamy (P), Nicolas Minassian (F), Franck Montagny (F), Stéphane Sarrazin (F)
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achdem Peugeot mit dem überlegenen 908 HDi FAP 2008 sowohl die 24 Stunden von Le Mans als auch den Titel in der Le-Mans-Serie an Audi verloren hat, gibt es in Vélizy Konsequenzen: Sportchef Michel Barge muss seinen Posten räumen. Citroën-Sportchef Olivier Quesnel wird sein Nachfolger. Der ehemalige Journalist steht ab sofort an der Spitze der Sportabteilungen beider zum PSA-Konzern gehörenden
Marken. Quesnel bringt frischen Wind zu Peugeot Sport und trifft die richtigen Entscheidungen. Er streicht das Engagement in der Le-Mans-Serie zugunsten eines intensiven Testprogramms, zu dem auch Renneinsätze beim 12-Stunden-Rennen in Sebring und beim 1.000-Kilometer-Rennen in Spa-Francorchamps zählen. Der 908, der in seinen ersten beiden Jahren der mit Abstand schnellste LMP1-Prototyp war, wird nur in Details überarbeitet. Vor allem achtet Quesnel auf die Zuverlässigkeit. Auch Boxenstopps, die 2007 und 2008 nicht gerade eine Stärke von Peugeot Sport
waren, lässt er konsequent trainieren. Das Ergebnis ist schon in Sebring sichtbar: Bei der Boxenarbeit verliert Peugeot kaum noch Zeit auf Konkurrent Audi. Und bei den 24 Stunden von Le Mans zeigt sich, dass der 908 HDi FAP noch immer das schnellste LMP1-Fahrzeug ist. Da die französischen Diesel-Sportwagen auch zuverlässig sind, gelingt der lang ersehnte Le-Mans-Sieg – und zwar auf eine Art und Weise, wie man es bisher von Audi gewohnt war. Für Olivier Quesnel ist es ein perfektes Jahr, denn Sébastien Loeb holt für PSA auch noch einen weiteren Rallye-WM-Titel.
30 LMS Barcelona
Starker Einstand Gleich beim ersten Einsatz des neuen LMP1-Sportwagens gelingt Aston Martin der erste Sieg. Held des Rennens ist Stefan Mücke, der Pescarolo-Pilot Christophe Tinseau kurz vor Rennende außen herum überholt
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32 LMS Barcelona
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arcelona 2009 ist quasi ein Neuanfang für die LeMans-Serie: Nach dem Rückzug von Audi und Peugeot hat die seit 2005 ausgetragene Langstrecken-Meisterschaft, in der die großen europäischen 1.000-Kilometer-Rennen wiederauferstan den sind, plötzlich neue Hauptdarsteller: Aston Martin, ORECA und Pescarolo. Wer in der Saison 2009 die besten Karten hat, ist nur schwer einzuschätzen. „Niemand weiß, wo er steht“, sagt George Howard-Chappell, Teamchef von Aston Martin Racing. „Das macht das erste Rennen besonders aufregend.“ Die neuen Autos der drei Top-Favoriten werden erst spät fertig. Der neue Pescarolo-Judd 01 kommt sogar ohne einen einzigen Testkilometer zum ersten Rennen nach Spanien. Umso glücklicher ist Teamchef Henri Pescarolo, dass sein neuer LMP1-Prototyp auf Anhieb konkurrenzfähig ist und den Saisonauftakt in Barcelona um ein Haar gewonnen hätte. Pescarolo Sport hat die Le-Mans-Serie 2005 und 2006 mit Jean-Christophe Boullion und Emmanuel Collard zweimal in Folge gewonnen. Doch dann kamen die Werke mit ihren überlegenen Diesel-Fahrzeugen – und seitdem ringt Henri Pescarolo mit dem gesetzgebenden Automobile Club de l’Ouest (ACO) um eine fairere Einstufung der Diesel- und Benzinmotoren. 2009 erringt „Pesca“ einen Teilerfolg: Die Leistung der Turbodiesel-Motoren wird um rund zehn Prozent beschnitten. „Was immer noch zu wenig ist“, poltert der Fran-
zose. Aber da Audi und Peugeot der LMS fernbleiben, rechnet sich der Franzose trotzdem gute Chancen auf den Titel aus. Das macht auch Hugues de Chaunac, dessen ORECA-Gruppe im Jahr 2007 den französischen Sportwagen-Spezialisten Courage übernommen hat. Der ORECAAim, der 2009 in der LMS und bei den 24 Stunden von Le Mans zum Einsatz kommt, ist gegenüber dem Vorjahresmodell vor allem aerodynamisch ein großer Schritt nach vorn. Erste Testfahrten verlaufen vielversprechend. Mit Olivier Panis verpflichtet ORECA zudem einen ehemaligen GrandPrix-Sieger als neue Speerspitze. Dass die LMS nicht zu einem Zweikampf der beiden französischen Teams wird, dafür sorgt Aston Martin. Ende Januar
27 rookies treten beim Saisonauftakt
in Barcelona an – dazu zählen auch die fünf Piloten des deutschen Kolles-Teams, das in der Saison 2009 mit zwei Audi R10 TDI in der Le-Mans-Serie startet.
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Aus der Werkstatt direkt aufs Podium – ohne jegliche Testfahrten verpasst der neue Pescarolo-Judd nur knapp den Sieg
verkündet Aston-Martin-Chef David Richards, dass die britische Traditionsmarke 50 Jahre nach ihrem Le-Mans-Sieg mit dem DBR1 in die LMP1-Klasse einsteigt. Als Basis dient jener Lola B08/60, mit dem der Deutsche Stefan Mücke 2008 der erfolgreichste Diesel-Jäger war. Die Cha-
rouz-Truppe hatte als erstes Team von der neuen Möglichkeit Gebrauch gemacht, ein LMP1-Fahrzeug mit einem GT1-Motor zu bestücken. Der Vorteil: größere Luftmengenbegrenzer und damit mehr Leistung. Bei Prodrive wird aus dem Lola ein bildhübscher geschlossener Prototyp, den
David Richards am liebsten nur „Aston Martin“ nennen würde. Doch Lola besteht auf „Lola-Aston Martin“ – schließlich stammt das Chassis von Lola. Einen ähnlichen Namensstreit hatte es schon in den 90er-Jahren zwischen Tom Walkinshaw Racing (TWR) und Porsche gegeben ...
„Dieser Sieg ist ein fantastischer Lohn für die harte Arbeit der letzten Monate“ Aston-Martin-Chef David Richards
34 LMS Barcelona StrakkaRacing-Pilot Danny Watts
Überraschung – Danny Watts holt die Pole-Position
Name hin oder her: Der Lola-Aston Martin LMP1 ist ein bildschöner Prototyp – noch dazu im legendären Gulf-Design, das noch immer die Herzen vieler Sportwagen-
Hingucker – nicht nur der neue LMP1-Aston Martin ist bildhübsch
„Für ein neues Team ist die Pole eine fantastische Sache“
Fans höher schlagen lässt. Und er ist auf Anhieb schnell. In Barcelona holen Darren Turner und Stefan Mücke die Startplätze zwei und drei
für Aston Martin. Für Mücke hätte es sogar die Pole sein können, doch Schaltprobleme kosten den Deutschen auf seiner schnellsten Runde zu viel Zeit.
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Bruno Senna: LMS statt DTM auf dem Weg in die Formel 1 Die Le-Mans-Serie kann 2009 mit drei besonders prominenten Namen aufwarten: Leo Mansell, Nicolas Prost und Bruno Senna. Der Neffe von Ayrton Senna bestreitet die ersten drei LMS-Rennen und die 24 Stunden von Le Mans mit einem LMP1-Fahrzeug des französischen ORECA-Teams. Teamchef Hugues de Chaunac ist klar, dass die LMS für den 25-Jährigen nur eine Zwischenstation ist. „Brunos Ziel ist und bleibt die Formel 1“, sagt de Chaunac. „Aber ich freue mich trotzdem, dass wir mit ihm zusammenarbeiten können.“ Senna hat auch ein Angebot von Mercedes für die DTM und testet für die Stuttgarter. Doch weil ihm Mercedes-Sportchef Norbert Haug keine Versprechungen in Richtung Formel 1 machen kann, zieht Senna die Sport-Prototypen in letzter Sekunde der DTM vor. Das kurze Gastspiel im LMP1-Auto ist durchaus erfolgreich: In Barcelona und Portimão steht der Brasilianer jeweils als Dritter auf dem Podium. Weniger gut läuft es in Spa-Francorchamps (Unfall) und in Le Mans (technischer Defekt). Anschließend intensiviert Senna seine Bemühungen, 2010 mit einem Jahr Verspätung doch noch den Sprung in die Formel 1 zu schaffen. „ORECA möchte ich für diese interessante Möglichkeit danken“, sagt er. „Aerodynamisch ist ein LMP1 einem Formel-1-Auto recht nahe. Er ist nur deutlich schwerer.“
Die Pole-Position sichert sich überraschend das Strakka-Racing-Team beim Debüt in der LMP1-Klasse, das im Rennen mit dem neuen Ginetta-Zytek aber keine Chance auf den Gesamtsieg hat. Den machen Pescarolo und Aston Martin unter sich aus, nachdem die ORECAMannschaft gleich zu Beginn durch technische Probleme Boden verliert. Die Zuschauer auf den Tribünen erleben einen wahren Krimi, der sich erst in den Schlussminuten entscheidet. Christoph Tinseau hat im neuen Pescarolo-Judd 25 Sekunden Vorsprung, als Miguel Ramos nach einem Dreher im drittplatzierten Aston Martin mitten auf der Strecke stehenbleibt. Vom notwendig gewordenen Safety-Car-Einsatz profitiert ausgerechnet sein Teamkollege Stefan Mücke, der Tinseau mit einem sehenswerten Manöver wenige Minuten vor Rennende außen herum überholt und so den Sieg für Aston Martin perfekt macht. „Wir hatten das ganze Rennen lang mit starkem Übersteuern zu kämpfen“, verrät Mücke. „Beim letzten Boxenstopp haben wir nicht nur die Reifen gewechselt, sondern auch einen Gurney am Heckflügel montiert – danach lag das Auto perfekt.“
Prominenter Name – Bruno Senna debütiert in der LMS
Pinnwand LMS Barcelona 1
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Forza Italia – das italienische Team Racing Box holt den LMP2-Sieg 2 Olé – zum zweiten Mal in Folge ist der Circuit de Catalunya Schauplatz des LMS-Saisonauftakts 3 Ein Fall für 007 – der siegreiche Aston Martin beim Boxenstopp 4 Perfekter Saisonstart – Marc Lieb triumphiert in der GT2-Klasse 5 Glücklich – Stefan Mücke und Jan Charouz freuen sich über den Triumph 6 Kurzes Comeback – Michael Krumm startet nur einmal im Kolles-Audi 1