Sportwagen Story 2012

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Spannungsgeladen Audi feiert mit dem R18 e-tron quattro den ersten Sieg eines Hybrid-Fahrzeugs beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans und holt auch den neu ausgeschriebenen WEC-Titel mit VoltUnterstützung. Rückkehrer Toyota steht ebenfalls „unter Strom“ und liefert sich mit Audi echte Hochspannungsduelle


Achtung, Querverkehr! Aston Martin und Corvette – die GT-Dauer(b)renner treffen 2012 in diversen Klassen und Serien weltweit aufeinander. Hier stolpert der Werks-Aston-Martin in der WEC über eine auf Abwege geratene „Vette“. Die Zuschauer sind mit ihren Blicken aber schon bei der nächsten Rennszene



Next Generation Seit 1997 fördert Porsche junge Motorsport-Talente. Das Highlight des Jahrgangs 2012: Junior Michael Christensen gewinnt souverän das Carrera-Cup-Finale in Hockenheim. Zum Sieg gibt es einen goldenen Pokal, exklusiv überreicht von Porsche-Chef Matthias Müller



10 Sportwagen STORY Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

D

ie Sportwagen Story 2012 beschreibt eine faszinierende Langstrecken-Saison. Zum ersten Mal seit 20 Jahren gibt es wieder einen Weltmeisterschaftstitel in unserem Sport. Damit ist eine große Lücke im internationalen Motorsport geschlossen worden. Die neue FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC hat schon bei ihrem Debüt viele Erwartungen übertroffen. Es gab in allen Klassen spannende Kämpfe, und die Titelentscheidung in der Fahrerwertung fiel erst beim Finale. Ich bin sehr glücklich, mit meinen Teamkollegen André Lotterer und Marcel Fässler diesen Meistertitel für uns und für Audi gewonnen zu haben. Den vielen Fans rund um den Globus ist spannender Sport geboten worden, der in diesem Buch Rennen für Rennen nachzulesen ist. Erfreulich ist auch, dass sich Toyota auf Anhieb als starker Herausforderer präsentiert hat. Unser Kräftemessen hat schon im ersten Jahr eine große Fangemeinde begeistert. Absolut offene Rennen und viele spannende Momente waren die Zutaten einer gelungenen Saison. Meine persönliche Bilanz fällt besonders positiv aus: André, Marcel und ich haben zum zweiten Mal in Folge mit dem Audi Sport Team Joest die 24 Stunden von Le Mans gewonnen – ein absoluter Traum. Uns gelangen zwei weitere Saisonsiege in Silverstone und Bahrain, sodass wir am Ende Weltmeister wurden. Audi hat als neuer Marken-Weltmeister dabei einmal mehr ein Kapitel Technik-Geschichte geschrieben: Der R18 e-tron quattro ist der erste Hybrid-Sportwagen, dem eine solche Erfolgsserie gelang. Doch über unsere Klasse hinaus beleuchtet das Buch von Lars Krone auch viele weitere nationale und internationale Renn­ serien. Die Beliebtheit des Sportwagen- und GT-Sports bleibt ungebrochen. Viel Spaß bei der Lektüre!

Benoît Tréluyer



top-fahrer Diese fünf Piloten prägten die Sportwagen-Saison 2012 mit ­herausragenden Leistungen

20

le-Mans-Serien Autos Von A wie Audi bis Z wie Zytek – die wichtigsten Hersteller in der Übersicht

28

WEC Saison 2012 Erstmals seit der Saison 1992 wird wieder eine Weltmeisterschaft für Sportprototypen ausgetragen

30

WEC Rennen Spektakuläre Zeitenjagden in Sebring, Spa, Le Mans, Silverstone, São Paulo, Bahrain, Fuji und Schanghai im Rückblick

76

ELMS Mit nur drei Rennen erlebt die europäische Le-Mans-Serie ihre bisher schwerste Saison

78

ALMS Die deutschen HPD-Piloten Lucas Luhr und Klaus Graf feiern den Gewinn der LMP1-Meisterschaft

82

Grand-Am Mit zwei von 14 möglichen Siegen ­verteidigen Pruett/Rojas ihren Titel

86

FIA-GT1-WM Ein dramatisches Finale bringt den Triumph für das Mercedes-Duo Markus Winkelhock und Marc Basseng

94

FIA-GT3-EM Zwei Youngster dominieren die Saison: Dominik Baumann und Maximilian Buhk

96

Blancpain Endurance Series  Geglückte Titelverteidigung für das belgische Audi-Team WRT

102

International Gt Open Das deutsche Porsche-Team Manthey Racing verpasst den Titel nur knapp

Audi holt beim EintagesKlassiker in Le Mans den ersten Sieg mit Hybrid-Antrieb

24 Stunden Le Mans

14

40

12 Sportwagen Story Inhalt


alms

78

13

fia-gt1-WM

86

Klaus Graf und Lucas Luhr bestimmen das Geschehen und sichern sich den Titel

Blancpain Endurance Series

96

Zwei Deutsche triumphieren im dritten und letzten Jahr der FIA-GT1-WM

adac gt masters

152 104

Der Fahrertitel geht an das erfolgreiche Trio Mies/Ortelli/ Haase

Ein volles Starterfeld sorgt für Renn-Action

24 Stunden Nürburgring

Audi feiert seinen ersten Sieg beim Klassiker

ADAC GT Masters Saison 2012 104 Neue Fahrzeuge, neue Teams und ein neuer Reifenpartner – die Saison 2012 präsentiert sich interessanter denn je

ADAC GT Masters Die Autos 106 40 Sportwagen von bis zu ­13 Herstellern mischen in der sechsten Saison der beliebten GT3-Liga mit

ADAC GT Masters Rennen 112 Sebastian Asch und Maximilian Götz punkten sich mit nur einem Sieg, aber konstanten Leistungen zum Titel

24 STunden Nürburgring 152 Bei der 24-Stunden-Hatz auf dem Nürburgring erfüllt sich Audi den Traum vom Nordschleifen-Sieg

24H Series 158 Alles Wissenswerte zu den Langstreckenrennen in Dubai, Bathurst und Barcelona

VLN 162 GT3-Fahrzeuge dominieren die neun Läufe der Langstrecken-Meisterschaft

porsche Supercup 166 René Rast gelingt im internationalen Porsche-Cup der Titel-Hattrick

porsche Carrera Cup 170 Auch im schnellsten deutschen Markenpokal darf René Rast die Meister-Krone tragen

Porsche-Junioren 174 Zwei Porsche-Youngster starten im Porsche Carrera Cup

International 176 Spitzen-Motorsport aus den USA, Japan und vielen weiteren Ländern in der Zusammenfassung

Statistik 178 Zeiten, Punkte und Sieger – die Sportwagen-Saison 2012 im großen Statistik-Überblick


14 Top-Fahrer Saison 2012


15

André Lotterer

01

WEC

Der Langstrecken-Magier feiert in diesem Jahr seinen zweiten Le-Mans-Sieg und krönt ein erfolgreiches Jahr mit dem ersten Weltmeistertitel der WEC

E

r war fast schon in der Versenkung verschwunden. Ja, in Japan durchaus erfolgreich, aber wen interessiert das in Europa? Audi interessiert das und André Lotterer natürlich. „Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit, für Audi fahren zu dürfen, überhaupt bekommen habe. Ich war lange in Japan unterwegs. Da ist es nicht ganz einfach, nach Europa zurückzukehren“, sagt Lotterer dankbar. Das Vertrauen der Ingolstädter zahlt er mit großen Erfolgen zurück: 2011 gewinnt er den Klassiker von Le Mans und wiederholt diesen Triumph in diesem Jahr – immer zusammen mit Marcel Fässler und Benoît Tréluyer. Mit dem schweizerischfranzösischen Duo gewinnt er 2012 auch den Fahrertitel in der neuen Langstrecken-WM. Dort liefert der gebürtige Duisburger zahlreiche starke Leistungen ab. In Sebring beispielsweise knallt „Lotti“ aus dem Stand im Qualifying die Bestzeit auf den Asphalt – was Kollege Fässler zu der Aussage bewegt: „Ich weiß nicht, was André zum Frühstück gehabt hat. Es war einfach unglaublich, was er da hingelegt hat.“ Oder in Bahrain, wo er bei fast 40 Grad Außentemperatur mal eben einen Doppelstint hinlegt – etwas, das Audi mit keinem anderen Rennfahrer versucht.

Lotterer, der Marathon-Mann. Der deutsche Hersteller weiß, dass der 31-Jährige auch unter schwierigsten Bedingungen eine sichere Variante ist. Mit seinen Erfolgen hat sich Lotterer eindrucksvoll auf die Weltbühne des Motorsports zurückgekämpft. Vor neun Jahren war er als Jaguar-Formel-1-Testfahrer schon fast in der Motorsport-Königsklasse ankommen, musste seinen Traum aber bald wieder begraben. Obwohl er fixe Zeiten auf den Asphalt zauberte, arbeitete sein damaliger Arbeitgeber lieber ohne ihn weiter. Das stört ihn rückblickend wenig. „Mit Audi in Le Mans zu starten, ist besser als in der Formel 1. Ich bin zufrieden“, betont er. Lotterer ist mit sich und der Welt im Reinen, wozu vor allem seine Jahre in Japan beigetragen haben. Das Land der aufgehenden Sonne hat ihn schnell in den Bann gezogen. Dort streicht er nicht nur Formel-Nippon- und GT-Titel ein, sondern findet auch seine Wahlheimat. Seit 2003 wohnt er dort und genießt das Land in vollen Zügen: „Manchmal miete ich mir ein Chalet oder fahre MountainbikeTouren auf den Mount Fuji.“ Trotz seiner Erfolge ist Lotterer frei von Starallüren geblieben. „Ich mache meinen Job, weil ich gerne Autorennen fahre, nicht weil ich erkannt werden möchte“, sagt er bescheiden.

„Wie ein GrandSlam-Turnier beim Tennis. Es ist das Größte, was wir im Motorsport erreichen können“ André Lotterer ist vom LangstreckenKlassiker Le Mans begeistert

Seine Stärken Perfektion Egal auf welcher Strecke: Lotterer macht kaum Fehler. Auch bei Überholmanövern bleibt seine Bilanz makellos Ausdauer Beim Le-Mans-Sieg fährt er nachts fünf Stints am Stück. Das macht vier Stunden Fahrzeit Detailtreue Mit seinen fundierten Aussagen hilft er den AudiIngenieuren beim Verbessern der Autos


16 Top-Fahrer Saison 2012

02

Alexander Wurz

Muster WEC

Der Langstrecken-Profi verhilft Toyota zu einem erfolgreichen Comeback

F

ür die Rückkehr in den Langstrecken-Sport hat Toyota genau den richtigen Fahrer verpflichtet. Alexander Wurz, zweimaliger (1996/2009) und bis heute mit damals 22 Jahren jüngster Le-Mans-Sieger aller Zeiten. Der heute 38-Jährige ist nicht nur schnell, sondern mit über einem Jahrzehnt Formel-1-Erfahrung bei Benetton, McLaren und Williams auch ein wahrer Technik-Experte. Das Angebot der Japaner, die erstmals mit dem hochkomplexen Hybrid-Antrieb antreten, kommt dem hightechverliebten Österreicher gerade recht. „Entwicklungsarbeit macht mir Spaß. Ich bin sehr analytisch und es ist toll, den Fortschritt zu verfolgen“, sagt er. So avanciert der ehemalige Peugeot-Pilot dann auch zum Teamleader seines neuen Arbeitgebers. Schon beim zweiten Lauf in Silverstone fährt er als Zweiter erstmals aufs Podest. Nervenstark holt er in São Paulo und Schanghai die Pole-Position und legt damit den Grundstein für die ToyotaSiege. Wie gern er seine Erfahrung weitergibt, zeigt auch sein Job als Fahrer-Mentor für die Williams-F1-Youngster Pastor Maldonado und Bruno Senna sowie Ersatzpilot Valtteri Bottas. Zudem verrät der Familienvater den Nachwuchsfahrern der FIA Young Driver Academy gern ein paar Tricks und Kniffe. Wurz: „Ich weiß, wie Rennfahrer ticken und wann sie welche Info benötigen.“

seine stärken AGGressivität Immer wieder beeindruckt Wurz 2012 mit starken Stints zu Rennbeginn

Fitness-Freak Wurz hält sich mit BMX- und Kletter-Touren in seiner Wahlheimat Monaco fit Reifenflüsterer Er profitiert von zahlreichen Reifentests zu Formel-1Zeiten und nutzt Pneus optimal


17

03

René Rast

Porsche Supercup / Porsche Carrera Muster Cup

Als erster Fahrer seit 2003 gewinnt er beide PorscheMarkenpokale

R

ené Rast avanciert zum Mr. Unbesiegbar der Porsche-Markenpokale. Im Supercup gewinnt er fünf Mal, mit seinem insgesamt 20. Sieg in der Serie belohnt er sich beim Finale in Monza auch mit dem Titel. Beeindruckend: Dem 25-Jährigen gelingt damit der Hattrick. Auch im deutschen Carrera Cup greift er erfolgreich nach den Titel-Sternen. Und im Januar holt er im Elfer den GT-Klassensieg bei den 24h Daytona. Aber nicht nur das – auch im Audi R8 ist der Niedersachse nicht zu bremsen: Er triumphiert bei den 24 Stunden von Spa und holt im GT-Masters den einzigen Sieg für den GT3-Renner aus Ingolstadt. Rast zeigt schon früh, dass ein Motorsport-Talent in ihm schlummert. Als kleiner Junge siegt er bei Supermarkt-Rennen im Elektroauto: „Meine Gegner waren doppelt so alt wie ich, doch das hat mir keine Angst gemacht.“ Wenn er gerade einmal nicht in einem Rennauto sitzt, sind die Berge für ihn der Ausgleich zum Motorsport. Das Ziel von René Rast bleibt die DTM. Trotz mehrerer Tests – zuletzt im Winter für BMW – hat er dort bisher nicht Fuß gefasst. „Ich hätte mich gerne in einem BMW gesehen, um zu schauen, wie ich performt hätte. Ich glaube, ich hätte nicht viel schlechter abgeschnitten als die jetzigen Fahrer“, so Rast selbstbewusst in einem Interview.

seine stärken Abgeklärt Selten ist er in Rangeleien auf der Strecke verwickelt: Er wartet ab, bleibt cool und profitiert VielseitigKeit Der vermeintliche Porsche-Spezialist siegt auch im Audi R8 LMS Regentänzer Ob in Spa oder im ADAC GT Masters, Rast beeindruckt bei nassen Bedingungen


18 Top-Fahrer Saison 2012

04

Maxime Martin

ADAC GT Masters / BES / FIA-GT1-WM

Mit dem Vizetitel in der BES wird der Belgier weit unter Wert geschlagen

M

otorsport-Fachleute attestieren Maxime Martin, der aktuell beste GT-Fahrer überhaupt zu sein. Fest steht: Der Mann aus der vornehmen Brüsseler Gemeinde Ukkel glänzt in der abgelaufenen Saison in verschiedenen GT-Serien. Als Sohn von Jean-Michel Martin, viermaliger Gewinner der 24h Spa, liegt dem Rotschopf das Adrenalin im Blut. Doch Talent allein ebnet selten den Weg an die Spitze. Vor allem nicht, wenn man wie Martin erst im Alter von 20 Jahren seine Motorsportkarriere beginnt. Doch der ehrgeizige Spätstarter kämpft sich innerhalb kürzester Zeit aufs europäische GT-Parkett. Nun ist es nur eine Frage der Zeit, bis dem 26-Jährigen der große Wurf gelingt. Die Blancpain Endurance Series (BES) dominiert er vor allem dank seiner starken Performances im Regen. Bittere Ironie, dass die Schlussphase des Saisonfinales in Navarra wegen Starkregens hinter dem Safety-Car gefahren wird und Martin den Titel um eine Position verpasst. Im ADAC GT Masters fällt er als Gesamtvierter nicht nur durch Schnelligkeit auf. Mit 563 absolvierten von 569 möglichen Runden ist sein BMW Alpina das zuverlässigste Auto der Serie. Die Saison des ehrgeizigen Belgiers endet versöhnlich: Mit einem BMW-DTM-Test schließt sich für ihn ein Kreis – sein Vater ist derzeit der größte BMW-Händler Belgiens.

seine stärken Kampfgeist Martin setzt in klar unterlegenen Fahrzeugen Highlights

Anpassungsfähigkeit Er ist stets schnell – egal ob in einem Aston Martin, BMW, Alpina oder Porsche

Regentänzer Ob Silverstone, Spa oder am Nürburgring: Ist die Strecke nass, ist Martin nicht zu halten


19

05

Marc Basseng

FIA-GT1-WM / 24 Stunden Nürburgring

Mit dem Gewinn der FIAGT1-WM feiert er seine erfolgreichste Saison

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eun Jahre ist es her, dass Marc Basseng zum letzten Mal als Champion jubeln durfte. Damals, 2003 in der Renault Clio Speed Trophy. 2012 ist es auch in der FIA-GT1-WM so weit. Im letzten Jahr der Serie holt er bei 18 Rennen mit Münnich Motorsport neun Podiumsplätze und einen Sieg und gewinnt zusammen mit Markus Winkelhock die Fahrerwertung. Der krönende Abschluss einer Saison, in der Basseng mit Audi erstmals auch bei den 24 Stunden Nürburgring triumphiert. Ein Highlight für den 34-Jährigen, der schon als jugendlicher Nordschleifen-Tourist im privaten Golf über den „Ring“ heizt. „Bestimmt werde ich dort Rennen fahren, bis ich 60 bin“, sagt der Rheinländer. 17 Jahre Rennsport-Erfahrung zeichnen das Multitalent mittlerweile aus. Neben Klassensiegen in Daytona und Spa triumphierte er schon im ADAC GT Masters, der VLN sowie beim 12-Stunden-Rennen in Bathurst. Doch zu Beginn seiner jungen Karriere ist er noch zu ungestüm, zu unbeherrscht: Porsche hat Basseng gerade vom Junior- zum Werksfahrer befördert, da dreht er 1999 nach dem Supercup-Lauf in Imola verbotenerweise Donuts. Lizenz weg, Porsche-Job weg. Basseng: „Ich war zu blauäugig.“ Es dauert ein wenig, bis er zurück auf die Erfolgsspur findet. Heute gehört er zu den profiliertesten GT-Spezialisten des Landes.

seine stärken Multitalent Bei Münnich Motorsport ist Basseng Fahrer und Teammanager zugleich Taktiker Basseng weiß, dass er im Mercedes nur mit Konstanz Erfolg hat und setzt dies konsequent um SteHaufmännchen Trotz vieler Rückschläge in seiner Karriere gab Basseng nie auf


20 Le-Mans-Serien Die Autos

Audi Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug 1

Audi Sport Dr. Wolfgang Ullrich Dr. Martin Mühlmeier Audi R18 e-tron quattro/R18 ultra

Technische Daten Abmessungen L x B x H Radstand Gewicht Tankinhalt Motor Leistung Kraftübertragung

4.650 x 2.000 x 1.030 mm k. A. 900 kg 58/60 Liter 3,7-Liter-V6-Diesel mit 1 Turbolader mehr als 510 PS Audi-Xtrac-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC

Audi Sport Team Joest (D) 1

Beim Saisonauftakt in Sebring setzte Audi noch das Vorgängermodell R18 TDI ein.

A

udi entwickelt für 2012 gleich zwei verschiedene Versionen des R18: eine kon­ ventionell angetriebene Variante namens ultra sowie das Hybrid-Modell e-tron quat­ tro. Beide sehen auf den ersten Blick aus wie das 2011er-Modell R18 TDI, mit dem Audi Anfang 2012 noch in Sebring zum Sieg fährt. Doch der Schein trügt. Beide Diesel­ modelle werden in nahezu allen Bereichen überarbeitet und erhalten unter anderem auch ein neues, aber identisches Mono­

coque. Somit ist ein Umbau der Fahrzeugty­ pen zum jeweils anderen Konzept möglich und dauert insgesamt weniger lange als eine Beklebung des Autos. Die größten Neuerungen findet man am R18 e-tron quattro. Der erste HybridSportprototyp von Audi erhält zur Energie­ speicherung ein Kohlefaser-Schwungrad, das zusammen mit Williams WHP entwi­ ckelt wurde. Die zusätzliche Leistung von rund 200 PS wird reglementbedingt ab 120 km/h an die Vorderräder abgegeben.

„Zur Kompensation des zusätzlichen Gewichts des Hybrid-Antriebs stand beim gesamten Fahrzeug der Leichtbau im Vor­ dergrund“, sagt Christopher Reinke, der Technische Leiter des LMP1-Projektes. Ab Le Mans holt Audi alle Siege mit dem Hybrid-R18 und triumphiert damit nicht nur beim Saisonhöhepunkt, sondern gewinnt sowohl den WEC-Fahrer- als auch den Markentitel. Das Modell ultra, das nur bei seinem Debüt in Spa siegt, wird dagegen in der zweiten Saisonhälfte eingemottet.


21

Toyota Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

Hersteller-Info Toyota Motorsport GmbH (TMG) Yoshiaki Kinoshita Pascal Vasselon TS030 Hybrid Technische Daten

Abmessungen L x B x H Radstand Gewicht Tankinhalt Motor Leistung Kraftübertragung

k. A. x 2.000 x 1.030 mm k. A. 900 kg 73 Liter 3,4-Liter-Toyota-V8 mit Hybrid-System 550 PS Xtrac-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC

Toyota Racing (D)

M

it Toyota erhält Audi erstmals seit dem Wech­ sel zu Dieseltriebwerken im Jahr 2006 einen LMP1-Konkurrenten, der die Bayern auf Augenhöhe mit einem Ottomotor herausfordert. Doch nicht nur beim Motorenkonzept gehen die Japaner, die den neuen TS030 von ihrer ehemaligen Formel-1-Abteilung in Köln entwickeln und – mit Unterstützung von Oreca – einsetzen lassen, andere Wege als Audi. Toyota setzt bei seinem Hybrid-Antrieb THS-R aus

Gewichtsgründen auf SuperkondensatorTechnologie zur Ernergiespeicherung. Seit 2006 wird diese von Toyota für den Einsatz im Rennsport entwickelt. Anders als bei Audi wird die zusätzliche Leistung des Hyb­ ridantriebs an die Hinterräder abgegeben und kann so reglementbedingt auch bei Geschwindigkeiten von unter 120 km/h abgerufen werden – was vor allem in engen Kurven einen Traktionsvorteil bietet. Der TS030 beeindruckt bereits bei sei­ nem verspäteten Debüt in Le Mans mit schnellen Rundenzeiten und ersten Füh­ rungsrunden. Beim zweiten Einsatz folgt der erste Podestplatz. Wegen seines höhe­ ren Benzinverbrauchs gegenüber dem Die­ sel-Audi-R18, muss der TS030 in den 6-Stunden-Rennen jedoch einmal öfter zum Nachtanken. Ab Saisonmitte kann ­Toyota dieses Manko jedoch dank schnelle­ rer Rundenzeiten als die Ingolstädter kom­ pensieren und in den letzten vier Rennen der Saison drei Siege einfahren. Ein weite­ rer Pluspunkt dabei: der geringere Reifen­ verschleiß des TS030, der im Gegensatz zum Audi R18 oft Doppelstints mit einem Reifensatz fahren kann.


22 Le-Mans-Serien Die Autos Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

Lola Cars Martin Birrane Julian Sole Lola B12/60 1, Lola B12/80

Technische Daten Abmessungen L x B x H k. A. Radstand k. A. Gewicht 900 kg Tankinhalt 75 Liter 1 Motor 3,4-Liter-Toyota-V8  , 2,0-Liter-Mazda-R4 mit 1 Turbolader 1, 3,6-Liter-BMW-Judd-V8, 2,8-Liter-Honda-V6 mit 2 Turboladern, 4,5-Liter-Nissan-V8 Leistung 525 PS 1, über 500 PS 1,455 PS, 450 PS Kraftübertragung Xtrac-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC ALMS

Lola

M

it großem Aufwand über­ arbeitet Lola seine LMP1und LMP2-Rennfahr­ zeuge. Allein 422 Stunden verbringen die Briten im Windkanal. Den Kunden gefällt’s: acht neue Fahrzeuge baut Lola im Winter – so viele wie kein anderer Hersteller. Der Kraftakt zahlt sich nur bedingt aus: Die Fahr­ zeuge werden oft erst spät geliefert, ausrei­

LMS

Rebellion Racing (CH/GB), Lotus (D), Gulf Racing Middle East UAE) Dyson Racing (USA), Dempsey Racing (USA), Black Swan Racing (USA) Status Grand Prix (GB) 1

LMP1-Modell.

chende Testfahrten vor der Saison finden oft gar nicht statt. Am 16. Mai folgt ein noch größerer Rück­ schlag für die Lola-Kunden. Die Traditions­ firma muss mit 25 Millionen Euro Schulden Insolvenz anmelden. Eine Weiterentwicklung und Support seitens Lola gibt es danach so gut wie nicht mehr. Zudem gehen bei vielen Kunden die ­Ersatzteile aus. Dennoch lässt sich

vor allem die Bilanz des LMP1-Modells sehen: Rebellion Racing sichert sich souverän die Privatteamwertung in der WEC und gewinnt das Petit Le Mans. In der ALMS kämpft Dyson Racing bis zum Finale um den Titel. Im Herbst übernimmt der kanadische Motorsport-Spezialist Multimatic die LolaSportwagen-Sparte. 2013 soll es wieder umfangreichen Kunden-Support geben.

Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

Honda Performance Development/Wirth Research Erik Berkman Roger Griffiths (HPD), Nick Wirth (Wirth Research) HPD ARX-03a, HPD ARX-03b

Technische Daten Abmessungen L x B x H k. A. x 2.000 x 1.030 mm Radstand k. A. Gewicht 900 Tankinhalt 75 Liter Motor 3,4-Liter-Honda-V8 1, 2,8-Liter-Honda-V6 mit 2 Turboladern 1 Leistung 500 PS  , 450 PS Kraftübertragung HPD-Hewland-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC ALMS

HPD

D

ie Honda-Tochter HPD lässt für 2012 von der britischen Firma Wirth Research den ARX03 entwickeln, von dem sowohl eine LMP1- als auch eine LMP2-Version entsteht. Anders als bei den Vorgänger-Modellen, die auf Courage/Oreca-Basis entstanden, wird dabei erstmals ein selbst entwickeltes Monocoque verwendet.

JRM (GB), Strakka Racing (GB), Starworks Motorsports (USA) Pickett Racing (USA), Level 5 Motorsports (USA) 1

LMP1-Modell.

HPD verzichtet bei der LMP1-Version – im Gegensatz zur Konkurrenz – noch auf den Einsatz breiter Vorderreifen. „Dieser Schritt kam für unsere Kundenteams noch zu früh“, so Nick Wirth. „Für 2013 rüsten wir aber auf.“ Während in der ALMS Pickett Racing mit dem LMP1-ARX03a zum Titel fährt, haben es die HPD-Kunden in der WEC deutlich

schwerer. Strakka gelingt jedoch der ein­ zige Podestplatz für ein LMP1-Privatteam. Deutlich erfolgreicher verläuft das Jahr für den LMP2-HPD. Starworks siegt in der WEC unter anderem in Sebring und Le Mans und sichert sich die Teamwertung. In der ALMS gelingen Level 5 auf dem Weg zum Titel acht Klassensiege, darunter in Baltimore sogar ein Gesamtsieg.


23 Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

Dome Co. Minoru Hayashi Akiyoshi Oku (Dome), Ricardo Divila (Pescarolo) Dome S102.5

Technische Daten Abmessungen L x B x H Radstand Gewicht Tankinhalt Motor Leistung Kraftübertragung

4.650 x 1.995 x k. A. mm 2.900 mm 900 kg 75 Liter 3,4-Liter-Judd-V8 520 PS Xtrac-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC

Pescarolo Team (F)

Dome

A

ngespornt durch das LeMans-Comeback von Toyota, die den S102 als HybridTestträger nutzten, aber dann ein komplett eigenes Auto entwickeln, kehrt Dome erst­ mals seit 2008 wieder mit einem LMP1Sportwagen auf die Rennstrecke zurück. Der vor vier Jahren in Le Mans eingesetzte Prototyp wird gründlich überarbeitet und

Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

dem aktuellen Reglement angepasst – und heißt nun s102.5. Wichtigste Neuerung neben der Aerodynamik ist der Judd-V8. Anders als 2008 setzt Dome das Fahrzeug nicht in Eigenregie ein, sondern tut sich mit dem Pescarolo Team zusammen. Der erste Einsatz in Spa verläuft vielversprechend, als Sébastien Bourdais im Regen zeitweise die LMP1-Privatteamwertung anführt, ehe

Elektronikprobleme den S102.5 einbrem­ sen. Mit hohen Erwartungen reisen die Japaner nach Le Mans, doch das Rennen wird zu einer Enttäuschung. Vor allem die starken Vibrationen des Judd-V8 sorgen für zahlreiche technische Probleme. Ein Einsatz beim Dome-Heimspiel in Fuji fällt aus, da kein Ersatz-Motorenpart­ ner gefunden wird.

Hersteller-Info DeltaWing Racecars, All American Racers Ben Bowlby, Dan Gurney Ben Bowlby Nissan DeltaWing Technische Daten

Abmessungen L x B x H 4.650 x 2.080 x 1.030 mm Radstand 3.050 mm Gewicht 475 kg Tankinhalt 40 Liter Motor 1,6-Liter-Nissan-R4 mit Turbolader Leistung 300 PS Kraftübertragung DeltaWing/Emco-5-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC/ALMS

Highcroft Racing (USA)

Deltawing

S

elten hat ein neuer Rennwa­ gen für so viel Aufmerksam­ keit gesorgt wie der DeltaWing. Ursprünglich von Ben Bowlby für die IndyCarSerie entwickelt, aber dann bei US-Rennle­ gende Dan Gurney als Sportprototyp gebaut, beschreitet er einen komplett neuen Weg: halbe Leistung, halbes Gewicht und halbier­ ter Luftwiderstand eines LMP2-Sportwagens,

aber dennoch dessen Leistungsfähigkeit, lau­ tet das Konzept. Allen Skeptikern zum Trotz schafft der aus Kostengründen um ein AstonMartin-Chassis aufgebaute DeltaWing die vom ACO in Le Mans auferlegte Qualifikati­ onshürde von 3.45 Minuten und hält auch im Rennen mit den LMP2-Autos mit – obwohl der von Ray Mallock präparierte 1,6-Liter-Nis­ san-Direkteinspritzer nur 300 PS leistet und

der DeltaWing völlig auf Flügel zur Abtriebs­ erzeugung verzichtet. Erst ein unverschulde­ ter Unfall stoppt das Debüt. Beim Petit Le Mans, dem zweiten und letzten Rennein­ satz 2012, kommt der DeltaWing sogar als Gesamtfünfter ins Ziel. Ab 2013 darf der DeltaWing regulär in der ALMS starten. Großes Kundeninteresse ist bereits da.


24 Le-Mans-Serien Die Autos Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

Onroak Automotive Jacques Nicolet Christophe Chapelain Oak Pescarolo 01 1, Morgan LMP2 2012

Technische Daten Abmessungen L x B x H Radstand Gewicht Tankinhalt Motor Leistung Kraftübertragung

4.548 x k. A. x 2.000 mm 2.800 mm 900 kg 75 Liter 1 3,4-Liter-Judd-V8  , 3,4-Liter-Honda-V8 1, 3,6-Liter-Judd-V8, 4,5-Liter-Nissan-V8 540 PS 1, 500 PS 1, 475 PS, 450 PS Xtrac-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC LMS ALMS

Onroak

O

ak Racing benennt nach der Saison 2011 seine ChassisSparte in Onroak Automo­ tive um. Das LMP1-Modell, das weiterhin den Teamnamen trägt, hat einen schlechten Start in die WEC-Sasion. Nach fünf Motor­ schäden und einer Zwangspause ersetzt Honda Judd als Motorenpartner. Doch auch mit Japan-Power fährt der 01 den anderen

Oak Racing (F) Oak Racing (F) Conquest Endurance (USA) 1

LMP1-Modell.

LMP1-Privatteams hinterher. Beim LMP2Modell tut sich Oak mit Morgan zusammen und vermarktet die offenen Prototypen unter dem Namen der britischen Sportwa­ genmanufaktur. Wie der große Bruder basiert auch die LMP2-Version auf dem Pescarolo 01 und wird für 2012 vor allem aerodynamisch stark überarbeitet. Auf der Motorenseite setzt Oak anfangs ebenfalls

auf den langjährigen Partner Judd, wechselt aber schon bald zum Klassenprimus Nissan. Das zahlt sich aus: Der Morgan führt außer Fuji alle WEC-Rennen an. Doch wegen Pech und mangelnder Zuverlässigkeit springen sowohl beim Werksteam als auch beim Kunden Conquest trotz acht LMP2-Poles in WEC, ELMS und ALMS insgesamt nur drei Klassensiege heraus.

Hersteller-Info Name Organisation, Exploitation, Compétition Automobile (Oreca) Direktor Hugues de Chaunac Technischer Direktor David Floury Fahrzeug Oreca 03

Technische Daten Abmessungen L x B x H Radstand Gewicht Tankinhalt Motor Leistung Kraftübertragung

4.600 x 1.990 x 1.025 mm 2.870 mm 900 kg 75 Liter 4,5-Liter-Nissan-V8, 3,6-Liter-Judd-V8 450 PS, 475 PS Xtrac-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC ADR-Delta (GB), Pecom Racing (RA/I), Team Signatech (F), LMS TDS Racing (F), Murphy Prototypes (IRL/GB), Sébastien Loeb Racing (F), Race Performance (F), Boutsen Ginion Racing (B), Pecom Racing (RA/I)

Oreca

M

it großen Erwartungen tritt der französische Motorsport-Spezialist Oreca, der in der LMP1-Klasse Toyota beim Einsatz des TS030 unterstützt, erneut mit dem Kundenmodell 03 in der LMP2-Klasse an. Schließlich waren die Franzosen 2011 im WEC-Vorgänger ILMC das Maß der Dinge. Beim von Nissan finanziell

­nterstützten Vorjahresmeisterteam Sig­ u natech läuft nicht viel zusammen. Speer­ spitze in der WM wird daher überraschend das kleine britische Team ADR-Delta, das als Sportwagenneuling mit vier Siegen die erfolgreichste LMP2-Mannschaft der Sai­ son stellt, den Titel aber knapp verpasst. In der ELMS kann sich Oreca dagegen über den Titelgewinn freuen. Die

­französische Equipe TDS Racing siegt bei zwei von drei Rennen und fährt damit klar zur Meisterschaft. Für weitere positive Pub­ licity sorgt in der ELMS Rallye-Superstar Sébastien Loeb, der mit seinem in den Pro­ totypensport aufgestiegenen Rennstall ebenfalls auf das französische Chassis setzt. In der ALMS wartet Oreca dagegen weiter auf Kunden.


25 Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

Zytek Motorsport Bill Gibson Tim Holloway Zytek Z11SN

Technische Daten Abmessungen L x B x H 4.561 x k . A. x k. A. mm Radstand 2.815 mm Gewicht 900 kg Tankinhalt 75 Liter Motor 4,5-Liter-Nissan-V8 Leistung 450 PS Kraftübertragung Ricardo-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC LMS

Greaves Motorsport (GB) Greaves Motorsport (GB), Jota (GB)

Zytek

N

ach der mit Le-Mans-Sieg und LMS-Titel erfolgrei­ chen Saison 2011 überar­ beitet Zytek den Z11SN in vielen Details. Rund 1,5 Sekunden ist der offene LMP2Prototyp bei Testfahrten zu Saisonbeginn schneller als im Vorjahr. Doch da auch die Konkurrenz aufrüstet, tun sich die Briten sowohl in der WEC als auch der ELMS 2012

schwer. Der in seiner Basis mehrere Jahre alte Zytek leidet vor allem am hohen Luft­ widerstand, der selbst das Überholen von GT-Fahrzeugen auf den Geraden kaum möglich macht. Dennoch siegt Zytek-Kunde Jota als Gaststarter beim verregneten WEC-Lauf in Spa. Saisonhöhepunkt für das in die kom­ plette WEC eingeschriebene Team Greaves

Racing ist die Pole-Position beim Heim­ spiel in Silverstone, Podestplätze schaffen die Engländer jedoch nicht – ihr Fahrerka­ der ist im Vergleich zur Konkurrenz schwä­ cher besetzt. Der deutsche Greaves-Pilot Christian Zügel weiß den Zytek jedoch zu schätzen: „Für mich als Gentleman-Fahrer ist er das ideale Auto. Er ist sehr robust und zuverlässig.“

Hersteller-Info Name Ferrari/Michelotto Automobili Direktor Antonello Coletta (Ferrari Corse Clienti), Christiano Michelotto Technischer Direktor Luigi Dindo (Michelotto) Fahrzeug Ferrari 458 Italia GT2

Technische Daten Abmessungen L x B x H 4.518 x 2.036 x 1.160 mm Radstand 2.650 mm Gewicht 1.245 kg Tankinhalt 90 Liter Motor 4,5-Liter-V8 Leistung 465 PS Kraftübertragung Ferrari-Hewland-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC ALMS LMS

AF Corse (I), Luxury Racing (F), Krohn Racing (USA), AF Corse Waltrip (I/USA) Extreme Speed Motorsports (USA) JMW Motorsport (GB), AF Corse (I)

D

er Ferrari 458 Italia GT2 ist wie schon im Vorjahr das dominierende GTE-Fahr­ zeug. Für 2012 rüsten die Italiener den V8 des GT-Sportwagens zwecks besserer Dreh­ momentkurve mit einem statt zwei Restrik­ toren aus. Zudem erhält der Ferrari eine leicht geänderte Aerodynamik. Der Mittel­ motorsportwagen ist vor allem auf

Ferrari ­schnellen Strecken in seinem Element. Ent­ scheidender Pluspunkt des 458 ist jedoch der – dank Direkteinspritzung – geringere Benzinverbrauch gegenüber der Konkur­ renz. Diese kann zwar oft ähnliche Runden­ zeiten fahren, muss aber öfter tanken. Die FIA bremst das „Cavallino Rampante“ in der WEC schließlich ab Bahrain mit einem kleineren Tank ein. Dennoch fährt das ­

­ erksteam AF Corse dort mit dem fünften W und letzten Saisonsieg vorzeitig zum Titel. In der ALMS, in der nach dem Ausstieg von Risi Competizione nur noch das Kun­ denteam ESM antritt, gelingen zwei Siege, darunter – dank eines Benzinpokers – beim Petit Le Mans. Zwei Siege und der GTE-ProTitel von JMW Motorsport in der ELMS run­ den das erfolgreiche Ferrari-Jahr ab.


26 Le-Mans-Serien Die Autos Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

BMW Motorsport Jens Marquardt Jan Hartmann BMW M3 GT

Technische Daten Abmessungen L x B x H 4.634 x 1.912 x 1.280 mm Radstand 2.779 mm Gewicht 1.245 kg Tankinhalt 90 Liter Motor 4-Liter-V8 Leistung 500 PS Kraftübertragung Sequenzielles-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams ALMS

BMW Team RLL

BMW

B

ei BMW hat 2012 ganz klar der DTM-Einstieg Priorität. Die im vierten Jahr einge­ setzte GT-Version des M3 wird daher nur in Details überarbeitet. Zudem konzentrieren die Bayern den Einsatz des Coupés auf die ALMS, wo sie mit dem Einsatzteam RahalLetterman-Lanigan Racing (RLL) als Titel­ verteidiger antreten.

Obwohl BMW beim Saisonauftakt in Sebring die GT-Klasse gewinnt – und dabei auch die WEC-Elite schlägt – wird schnell deutlich, dass der M3 gegen die deutlich verbesserte Konkurrenz einen schweren Stand hat. Zudem hadern die Bayern mit einer Einstufung, die vor allem Topspeed kostet. „Selbst auf den kurzen Geraden eines Stadtkurses haben wir keine Chance,

an einem Gegner vorbeizufahren“, so BMW-Pilot Dirk Müller. „Du kannst zwar im Windschatten etwas heranfahren, aber das war es dann auch.“ Trotz eines weiteren Sieges in Road America rutscht BMW auf den dritten Rang der ALMS-Markenwer­ tung hinter Corvette und Ferrari ab. 2013 soll der altgediente M3 von einer GTE-Variante des Z4 abgelöst werden.

Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

Corvette Racing Doug Fehan Doug Louth Corvette C6.R

Technische Daten Abmessungen L x B x H 4.476 x 2.047 x 1.166 mm Radstand 2.685 mm Gewicht 1.245 kg Tankinhalt 90 Liter Motor 5,5-Liter-V8 Leistung 491 PS Kraftübertragung Xtrac-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC ALMS

Larbre Compétition (F) Corvette Racing (USA)

Corvette

D

ie Corvette feiert 2012 ihren 60. Geburtstag. Die Renn­ version der sechsten Gene­ ration des US-Sportwagens wird für das Jubiläumsjahr deutlich verbreitert – was den Einsatz größerer Räder ermöglicht. Aber auch die Aerodynamik, die im Vorjahr wegen der Umstellung auf ein Getriebe mit Schaltwippen etwas zu kurz kam, wird

v­erbessert. Der Heckflügel wird 7,5 Zenti­ meter höher platziert, des Weiteren erhält der V8-Renner für mehr Abtrieb kleine Leitbleche an der Front. Der Aufwand zahlt sich aus: In der hart umkämpften GT-Klasse der ALMS ist die Corvette das Maß der Dinge. Insgesamt vier Siege und fünf weitere Podestplätze sichern der von Pratt & Miller entwickelten und

eingesetzten Corvette Fahrer-, Team- und Markenwertung. Während sich das Werksteam auf Nordamerika konzentriert und nur in Sebring und Le Mans in der WEC antritt, setzt die französische Larbre-Equipe in der WM zwei Corvette in der GTE-Am-Wertung ein – ebenfalls mit Erfolg: Das Team von Jack Leconte sichert sich den Titel.


27 Hersteller-Info Name Direktor Technischer Direktor Fahrzeug

Aston Martin Racing/Prodrive John Gaw Gavin Fuller Aston Martin Vantage GTE

Technische Daten Abmessungen L x B x H Radstand Gewicht Tankinhalt Motor Leistung Kraftübertragung

k. A. k. A. 1.195 kg 90 Liter 4,5-Liter-V8 480 PS Xtrac-6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams ILMC

Aston Martin Racing (GB)

Aston Martin

N

ach dem desaströsen LMP1Auftritt in der Saison 2011 kehrt Aston Martin Racing (AMR) in den GT-Sport zurück, wo die Briten und Entwicklungspartner Prodrive 2007 und 2008 in Le Mans Klassensiege holten. Der seit 2009 fast ausschließlich von Kunden­ teams eingesetzte Vantage wird grundle­ gend überarbeitet. Das ganze Auto wird

­ acher und ­verwindungssteifer. Ein niedri­ fl gerer Heckflügel und ein dank Balance of Performance geringes Gewicht helfen eben­ falls. Um Synergieeffekte zu nutzen, ver­ wendet Prodrive zahlreiche Teile der GT3Version des noblen Briten. Der einzige eingesetzte 2012er-Vantage GTE holt in der WEC sieben Podestplätze, darunter den GTE-Pro-Sieg in Schanghai.

Beim ALMS-Gaststart in Laguna Seca ­qualifiziert sich der Vantage in der GT-Klasse auf der Pole-Position. „Speed und Zuverläs­ sigkeit waren da, was Zuversicht für die nächste Saison gibt“, so Werksfahrer Stefan Mücke. In Le Mans und Silverstone setzt AMR in Kooperation mit den Teams Young Driver und Beechdean zusätzlich das alte VantageModell in der GTE-Am-Klasse ein.

Hersteller-Info Name Porsche Direktor Hartmut Kristen Technischer Direktor Dieter Steinhauser Fahrzeug Porsche 911 GT3 RSR

Technische Daten Abmessungen L x B x H Radstand Gewicht Tankinhalt Motor Leistung Kraftübertragung

k. A. k. A. 1.220 kg 90 Liter 4,0-Liter-B6 460 PS 6-Gang-Getriebe mit Schaltwippen

Teams WEC ALMS LMS

Team Felbermayr-Proton (D), JWA-Avila (GB) Flying Lizard Motorsports (USA), Team Falken Tire (USA), Paul Miller Racing (USA) IMSA Performance (F), Prospeed Competition (B)

P

orsche nutzt die Möglichkei­ ten des leicht geänderten GTE-Reglements konsequent aus und präsentiert eine 48 Millimeter brei­ tere Version des 911 GT3 RSR – leicht erkenn­ bar an den ausgestellten Kotfügeln. Auch die Führung der Ansaugluft wird geändert. Trotzdem tut sich der in die Jahre gekom­ mene Elfer auf Basis der Modellreihe 997

Porsche gegen die wesentlich neuere Konkurrenz schwer. Dass der RSR bei hohen Außentem­ peraturen Probleme mit den Reifen bekommt, macht die Sache nicht einfacher. Erst Änderungen an der Einstufung bringen Porsche wieder zurück auf die Erfolgsstraße – doch da ist es bereits zu spät, um noch in der WEC oder der ALMS in den Titelkampf einzugreifen. Die werksunter­

stützten Porsche-Teams müssen sich mit insgesamt vier Klassensiegen zufriedenge­ ben. In der ELMS holt Porsche mit dem 2011er-Modell die GTE-Markenwertung. Für 2013 hat Porsche die Weiterentwick­ lung des RSR eingestellt. Die Stuttgarter konzentrieren sich auf den Bau des neuen LMP1-Sportwagens und verschiedener Rennversionen des neuen 991.


28 WEC Saison 2012

Neuanfang

Darauf haben Fahrer, Fans und Fachleute 20 Jahre gewartet: Erstmals seit 1992 gibt es wieder eine Weltmeisterschaft für Sportprototypen

D

WEC-Direktor Gérard Neveu und ACOPräsident Pierre Fillon verantworten die FIA-Langstrecken-WM

er Jahresbeginn 2012 ist holprig. Als am 18. Januar um kurz nach 16 Uhr Peugeot aus wirtschaftlichen Gründen die Teilnahme an der neuen FIA LangstreckenWeltmeisterschaft (Englisch: FIA World Endurance Championship/WEC) absagt, stehen die Verantwortlichen vor einem GAU. Da für die Markenwertung der Königsklasse LMP1 mindestens zwei Hersteller eingeschrieben sein müssen und nur noch Audi als Teilnehmer feststeht, droht noch vor dem Erlöschen der ersten Startampel das Aus. Doch nur kurze Zeit später springt

Sportwagen-Rückkehrer Toyota in die Bresche. Ursprünglich wollten die Japaner nur sporadisch bei ausgewählten Rennen antreten, doch um der WM einen reibungslosen Start zu ermöglichen, schreiben sie sich Anfang Februar für alle WM-Läufe ab Le Mans ein. Um Toyota entgegenzukommen und ihnen trotz zweier verpasster Läufe Chancen auf den WM-Titel zu gewähren, führt die FIA spontan zwei Streichresultate in der LMP1-Markenwertung ein. Dieser Coup lohnt sich. Toyota erweist sich sofort als würdiger Nachfolger von Peugeot, deren Duell mit Audi seit 2007 die


29

Das ist 2012 neu WM-PRÄDIKAT Aus der Vorgängerserie ILMC wird 2012 eine offizielle Weltmeisterschaft. Organisiert wird sie vom Le-Mans-Veranstalter ACO und dem internationalen Automobilverband FIA EXPANSION Um dem Charakter einer Weltmeisterschaft gerecht zu werden, startet die WEC in Brasilien, Bahrain und Japan. Ein zweiter USA-Lauf (Road Atlanta) und Italien – 2011 noch im ILMC-Kalender – fallen dagegen weg PREMIERE Erstmals setzen in der LMP1-Klasse mit Audi und Toyota zwei Werke auf Hybrid-Technologie, Peugeot dagegen steigt noch vor der Saison aus NEUE TECHNOLOGIEN Um innovativen Fahrzeugkonzepten die Möglichkeit zu geben, sich im Rennen zu bewähren, dürfen diese beim Saisonhöhepunkt in Le Mans außerhalb der Wertung starten. 2012 macht mit dem DeltaWing erstmals ein Fahrzeug davon Gebrauch – und sorgt für viel zusätzliche Publicity

Sportprototypenszene geprägt hatte. Zwar gehen die WM-Titel und auch der Sieg beim Saisonhöhepunkt Le Mans an Audi, doch Toyota siegt bei drei von sechs bestrittenen Rennen. Dabei hat die FIA von Anfang an ein gutes Händchen, die beiden vom Konzept höchst unterschiedlichen LMP1-Sportwagen (siehe S. 20) auf ein ähnliches Niveau zu bringen. Nicht ein Mal während der Saison muss der Automobilverband die Einstufung der Fahrzeuge ändern. Auch bei den Zuschauern kommt die WEC – trotz einer eher noch überschaubaren Fernsehpräsenz – gut an. An den Rennstrecken

v­ erfolgen 800.000 Fans das Geschehen und die Internet-Livestreams erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Die Bilanz der Beteiligten fällt dementsprechend positiv aus. „Die Sportprototypen verdienten eine Weltmeisterschaft“, so Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich. „Und das erste Jahr war ein voller Erfolg.“ WECChef Gérard Neveu ergänzt: „Vor acht Monaten kannte niemand die WEC. Jetzt haben wir eine Marke mit Wiedererkennungswert geschaffen.“ Der Franzose weiß jedoch, dass es Raum für Verbesserungen gibt: „Das Baby WEC muss im kommenden Jahr laufen

lernen.“ Sein Ziel für 2013: „Es gilt, die Medienpräsenz weiter zu stärken. Wir hatten in diesem Jahr 28 regelmäßige Starter. Für 2013 hoffe ich jedoch auf mehr Teilnehmer in den GT-Klassen. Wenn wir 2013 trotz der wirtschaftlichen Situation 32, 33 permanente Teilnehmer hätten, wäre das ideal.“ Um mehr Anreize zur WEC-Teilnahme zu schaffen, wird der Kalender 2013 so eingeteilt, dass der Materialtransport per Schiff möglich ist und so die Reisekosten der Teams sinken. Zudem gibt es zukünftig statt eines Fahrergesamttitels in allen WEC-Klassen eine eigene Fahrerwertung.


30 WEC Sebring

Frühlingserwachen Peugeot ausgestiegen, Toyota noch nicht da – folglich dominiert Audi Mitte März die WEC-Premiere in Sebring und feiert den zehnten Sieg in Florida. Bei den GT-Sportwagen hat BMW die Nase vorn


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32 WEC Sebring

E

in Kreis schließt sich. 1953 fand mit den 12 Stunden von Sebring der allererste Lauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft statt. Bis Ende 1992 wurde diese in den verschiedendsten Varianten am Leben gehalten. Doch dann war Schluss. 20 Jahre später feiert die Serie unter dem Namen „FIA World Endurance Championship“ (WEC) ihr Comeback. Der Ort? Erneut die knapp sechs Kilometer lange und materialmordende Betonbuckelpiste in Sebring. Neben dem WM-Comeback gibt es in Florida einen weiteren Grund zum Feiern: Das 12-Stunden-Rennen feiert 60. Geburtstag. Technisch kommt der Saisonauftakt für viele Teams jedoch zu früh. Vor allem die LMP1-Teams sind in Verzug. Nur die HondaTochter HPD, Dyson-Lola und Oak Racing treten in Sebring mit ihren teilweise erst in letzter Sekunde fertiggestellten 2012erModellen an. Audi, Rebellion Racing und Pescarolo vertrauen noch auf die Vorjahresversionen, die noch nicht den neuesten aerodynamischen Regeln entsprechen und daher 15 Kilogramm Ballast zuladen müssen. Sportwagen-Rückkehrer Toyota ist

beim ersten Saisonlauf noch gar nicht am Start und zieht Testfahrten einem vorzeitigen Renndebüt des TS030 vor. Obwohl die drei Diesel-Audi durch Reglementänderungen, die ihre Rundenzeiten weiter denen der Benziner-Konkurrenz angleichen sollen, mit von 47,4 auf 45,8 Millimeter Durchmesser verkleinerten Luftmengenbegrenzern und 2,8 statt 3 bar Ladedruck antreten müssen, bestimmen sie vom ersten Training an das Geschehen. Im Qualifying am Freitag sichert sich André Lotterer im R18 TDI mit der Startnummer „1“ mit einer Zeit von 1.45,820 Minuten die PolePosition und ist damit 0,751 Sekunden schneller als die Bestzeit im Vorjahr. Dahinter folgen die Markenkollegen Tom Kristensen (#2, 1.46,215 Minuten) und Romain Dumas (#3, 1.46,935). Dabei hatte Audi noch im Nachttraining am Donnerstagabend einen Rückschlag erlitten. Nach einer Kollision zwischen einem GTC- und einem PCFahrzeug konnten die Nummern „1“ und „3“ den Havaristen nicht mehr ausweichen. Mit einer Nachtschicht werden sie von der JoestMannschaft aber wieder rechtzeitig instand gesetzt.

Prost! Das siegreiche Audi-Trio Kristensen/McNish/Capello feiert mit O-Saft

Abschied von der Buckelpiste Als Ende September der WECKalender für 2013 bekannt gegeben wird, fehlt das 12-Stunden-Rennen von Sebring. Stattdessen soll die Langstrecken-WM im Herbst auf der neuen Strecke in Austin/Texas starten. Ein Schritt, der nicht überall auf Begeisterung stößt. Zählt doch Sebring dank seiner einzigartigen Stimmung zu den beliebtesten Rennen im 2012er-Kalender. Zudem gilt der materialmordende Kurs als ideale Bewährungsprobe für den Saisonhöhepunkt Le Mans. Doch die Serienausrichter ACO und FIA haben gute Gründe, den Kurs in Florida aus dem Kalender zu verbannen. Aus Kostengründen sollen alle außereuropäischen Rennen in Blöcken nach Le Mans stattfinden. So soll der Materialtransport nach Übersee kostengünstiger per Schiff erfolgen. Da Sebring auch zur ALMS zählt, platzt zudem die Boxengasse mit 63 Startern aus allen Nähten. „Es könnte 2013 daher passieren, dass wir Teams aus Platzmangel wieder nach Hause schicken müssten, was wir nicht wollen“, so WEC-Chef Gerard Neveu. Die Streckenbetreiber von Sebring blicken trotz des Verlustes des WM-Prädikats optimistisch in die Zukunft. „Wir haben für 2013 schon zahlreiche Interessenbekundungen von WEC-Teams, die Sebring zur Saisonvorbereitung nutzen wollen“, so Streckenchef Tres Stephenson.

Abschied – Sebring zählt 2013 nicht mehr zur WEC


33

Der neue LMP1-HPD von Lucas Luhr, Klaus Graf und Simon Pagenaud liegt bis zum letzten Tankstopp auf Podestkurs

Bester Benziner im Qualifying ist als Vierter der nur für die ALMS eingeschriebene Pickett-Racing-HPD von Klaus Graf. Schnellster WEC-Benziner ist auf Position fünf ursprünglich der Oak-Pescarolo, doch da dieser den sogenannten Stalltest der

Erfolgreich – Die beiden FelbermayrProton-Porsche gewinnen die GT-AmateurKlasse und holen Rang zwei in der GTE-ProWertung

­ irbox nicht besteht, fällt diese Ehre schließA lich dem HPD des JMR-Teams zu. Auch am Rennsamstag beherschen die drei Audi das Geschehen. Während der zwölf Stunden Renndistanz geben die R18 nur für zwei Runden die Führung ab. Da das

63 Autos starten in Sebring. Da das

12-Stunden-Rennen gleichzeitig ein ALMS-Lauf ist, gibt es in Florida das größte WEC-Starterfeld der Saison. Zuletzt traten in Sebring 1997 mehr als 60 Fahrzeuge an.


34 WEC Sebring

BMW sichert sich in der letzten Runde den GT-Sieg

Rennen jedoch immer wieder von Gelbphasen eingebremst wird – insgesamt elf Mal muss das Safety-Car ausrücken – können die Audi ihren Vorteil von rund einer halben bis einer Sekunde pro Runde nur bedingt ausspielen. Die HPD-Verfolger liegen nie mehr als eine Runde zurück und lauern auf Probleme der R18. Diese tauchen beim PoleFahrzeug von Lotterer/Tréluyer/Fässler kurz vor der Rennmitte auf. Das bis dahin lange auf Rang zwei liegende Trio verliert wegen einer fehlerhaften elektrischen Schalteinheit am Getriebe 17 Runden an der Box und muss sich am Ende mit der schnellsten Rennrunde und Gesamtrang 16 abfinden.Bis zur zehnten Rennstunde liegen die Audi #2 und #3 innerhalb von wenigen Sekunden. Als Bernhard/Dumas/Duval in der Schlussphase jedoch vier Runden wegen einer Kollision beim Überrunden verlieren, ist der Weg zum Sieg für die Audi-Routiniers Kristensen/Capello/McNish frei. Für SebringRekordgewinner Kristensen ist es der sechste Sieg bei dem US-Langstrecken-Klassiker, für Audi der zehnte seit dem Jahr 2000. Dass die Ingolstädter am Ende einen Doppelsieg feiern können, liegt am Pech der Verfolger von HPD. Das Fahrzeug der Deutschen Klaus Graf und Lucas Luhr sowie des

Franzosen Simon Pagenaud verliert seine Podestchance 43 Minuten vor dem Ziel, da sich das Fahrzeug wegen eines defekten Ventils nicht betanken lässt, das JMRSchwesterauto fällt nach neun Rennstunden wegen eines Aufhängungsschadens zurück.

„Das war ein ziemlich anstrengendes Rennen“, bilanziert Ralf Jüttner, der Technische Direktor des Audi Sport Team Joest. „Die Konkurrenten saßen uns ganz schön im Nacken. Sie waren einen Tick langsamer, aber in den Gelbphasen haben sie nicht losgelassen. Erst am Ende bekamen sie Probleme. Das waren elf Stunden harte Arbeit.“ Gesamtrang drei geht in Sebring schließlich an einen weiteren HPD – allerdings an die LMP2-Version des aus der amerikanischen Grand-Am-Serie in die WEC aufgestiegenen Teams Starworks mit dem Pilotentrio Potolicchio/Dalziel/Sarrazin. Knapp dahinter folgt das Schwesterauto von Level 5 Motorsports und dem von der Klassen-Pole startenden Oak-Racing-Morgan. In einer dramatischen Schlussphase sichert sich BMW den GT-Sieg nach langem Kampf mit Corvette und Ferrari. Auch ein Dreher wegen einer Kollision mit einem überrundeten Ferrari in der Schlussrunde

Der Starworks-HPD wird überraschend Gesamtdritter und damit bestes LMP2-Fahrzeug


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Pinnwand WEC Sebring 1

2

3

5

4

1 Der neue Werks-Aston-Martin von Stefan Mücke wird trotz eines Radverlustes Dritter in der GTE-Pro-Kategorie 2 Typisch Sebring – ausgelassene US-Sportwagen-Fans baden im aufblasbaren Pool 3 Pescarolo wird mit dem alten Auto bestes LMP1-Privatteam 4 Dominik Farnbacher holt die GTE-Am-Pole, scheidet jedoch wegen einer Kollision in der Einführungsrunde aus 5 André Lotterer ist Trainingsschnellster, im Rennen wird sein Audi mit der Startnummer „1“ jedoch von Getriebeproblemen eingebremst – nur Gesamtplatz 16

hält das M3-Trio Müller/Hand/Summerton nicht auf. Bestes WEC-GT-Team sind die Ferrari-Piloten Bertolini/Beretta/Cioci als drittbestes GT-Fahrzeug. Trotz des erfolgreichen Saisonauftaktes hält bei Audi die Jubelstimmung nicht lange an. Bei Testfahrten unmittelbar nach dem

12-Stunden-Rennen fliegt Timo Bernhard nach einem technischen Defekt am neuen Audi R18 ultra in die Streckenbegrenzung und zieht sich eine Wirbelverletzung zu. Für den Le-Mans-Sieger von 2010 ist die ­WEC-Saison damit nach nur einem Rennen zu Ende.

„Dies ist ein historischer Moment. Ich musste einfach hier sein“ FIA-Präsident Jean Todt (links neben ACOPräsident Jean-Claude Plassart) besucht statt des Formel-1-Auftaktes in Australien die WEC-Premiere in Sebring


36 WEC Spa

Audis quattro

Audi gelingt in Spa bei der Rennpremiere der beiden neuen R18-Varianten ein klarer Vierfachsieg. Erneut fehlt gleichwertige Konkurrenz

G

roße Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So auch der Saisonhöhepunkt der Langstrecken-WM, das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Der sechs Wochen vorher stattfindende zweite WEC-Lauf des Jahres in Spa wird daher von vielen Teams als Generalprobe für den Eintagesklassiker in Frankreich genutzt. Vor allem Audi schlägt in den Ardennen groß auf. Während Toyota noch nicht dabei ist (siehe Kasten), verfahren die Bayern nach dem Motto: klotzen statt kleckern. Gleich mit vier nagelneuen Diesel-R18 in zwei unterschiedlichen Ausführungen tritt


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Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben Aus dem erhofften ersten Aufeinandertreffen von Audi und Toyota wird in Spa noch nichts. Da bei einem Testunfall von Nicolas Lapierre am 4. April in Le Castellet der bisher einzige fertiggestellte TS030 HYBRID erheblich beschädigt wird, müssen die Japaner auf den Start in Belgien verzichten und sieben Testtage absagen. Erst Anfang Mai kehrt Toyota in Le Castellet auf die Rennstrecke zurück. „Bis zum Unfall haben wir gute Fortschritte gemacht“, so Pascal Vasselon, der Technische Direktor von Toyota. „Nun liegen wir hinter unserem Zeitplan zurück. Aber wir werden den Rückstand wieder aufholen.“ Technische Probleme beim anschließenden Test in Aragon kosten erneut wertvolle Zeit. Zudem gibt es einen weiteren Rückschlag für die Japaner: Der ursprünglich als Pilot vorgesehene Hiroaki Ishiura muss wegen Rückenproblemen passen. Als Ersatz wird kurzfristig Ex-Peugeot-Pilot Stéphane Sarrazin verpflichtet. Aber auch bei einem anderen Team gibt es Verzögerungen: Der neue Noch in rot-weiß – Toyota stattet Pescarolo 03 ist in Spa noch nicht fertig und wird der WEC in Spa nur einen Kurzbesuch für ein Fotoshooting ab erst beim Le-Mans-Test Anfang Juni präsentiert.

In Spa schlägt der Audi R18 ultra seinen Bruder mit Hybridantrieb

Audi an. Neben der konventionell angetriebenen ultra-Variante kommt auch der neue, mit einem Hybridsystem ausgestattete e-tron quattro zum Einsatz. Die vier Autos werden bis auf eine Ausnahme von den Piloten gesteuert, die im Juni auch in Le Mans zum Einsatz kommen. Nur der beim DTMRennen auf dem Lausitzring weilende Mike

Rockenfeller fehlt. Der verletzte Timo Bernhard wird, wie auch später in Le Mans, durch Marc Gené vertreten. Aber auch die Konkurrenz rüstet auf. Rebellion Racing, im Vorjahr erfolgreichste Mannschaft mit Benzinmotoren, setzt in Spa ­erstmals die 2012er-Version des Lola-LMP1-Sportwagen ein. Le-MansLegende Henri Pescarolo tritt mit dem neuen

Dome S102.5 an. Seine neue Eigenkonstruktion hingegen ist noch nicht fertig. Ab dem ersten Freien Training wird deutlich, welch großen Schritt nach vorn Audi mit den beiden neuen R18-Varianten gemacht hat. In jeder Sitzung belegen die vier Ingolstädter Sportwagen die ersten vier Ränge. Unterschiede zwischen den beiden Antriebskonzepten sind kaum auszumachen. Im Qualifying sichert sich Allan McNish im R18 e-tron quattro mit der Nummer 2 mit einer halben Sekunde Vorsprung auf Marco Bonanomi im besten „ultra“ die Pole-Position. Startreihe zwei teilen sich Marcel Fässler (e-tron quattro) und Romain Dumas (ultra). Dahinter folgen mit Respektabstand von mehr als 2,5 Sekunden die OttomotorVerfolger von Lola-Toyota, HPD und Dome. Auch eine nasse Strecke ändert zu Rennbeginn am Samstag nichts an der AudiDominanz. Zu Beginn des 6-Stunden-Rennens dominiert André Lotterer auch dank des Allradantriebs seines R18 e-tron quattro mit


38 WEC Spa

Das Team von Henri Pescarolo setzt in Spa erstmals den Dome S102.5 ein

der Nummer 2 das Geschehen. Er geht in Runde drei am Pole-Auto von Tom Kristensen vorbei und setzt sich danach immer weiter von seinen Markenkollegen ab. Die Vorentscheidung im Kampf um den Sieg fällt bei den ersten Boxenstopps rund 55 Minuten nach dem Start. Während Lotterer auf langsam abtrocknender Strecke auf Intermediates wechselt, lässt der auf Rang drei liegende Marc Gené im Audi R18 ultra #3 Slicks aufziehen – was sich als gelungener Schachzug erweist. Danach fährt der Spanier in seinem ersten Einsatz für die Ingolstädter bis zu vier Sekunden schneller als die Spitze und verkleinert den Rückstand von über einer Minute auf wenige Sekunden. Auch Teamkollege Loïc Duval, der beim zweiten Stopp das Auto übernimmt, setzt die beeindruckende Aufholjagd fort. In Runde 63 übernimmt der Franzose schließlich vom mittlerweile am Steuer der #1 sitzenden Benoît Tréluyer, der auf trockener Strecke mit Handling-Problemen kämpft, die Führung. Diese fährt schließlich Romain Dumas vor dem e-tron quattro von Lotterer/Tréluyer/Fässler ins Ziel. Rang drei geht an den zweiten R18 ultra von Bonanomi/Jarvis, das Pole-Auto der Routiniers Kristensen/McNish/Capello wird nur Vierter. Beim ersten Boxenstopp muss am R18 #2 die Fronthaube gewechselt

werden, fünf Minuten vor dem Rennende muss Capello zudem eine Durchfahrtsstrafe absolvieren, da beim letzen Boxenstopp der Motor des Fahrzeug noch lief. „Wir hatten ein perfektes Rennen“, freut sich Romain Dumas

im Ziel. „ Unsere Strategie war genau richtig und wir hatten einen geringen Kraftstoffverbrauch. Das hat sich ausgezahlt. So haben wir unseren Vorsprung ausgebaut.“ Mit den Rängen fünf und sechs hinter den überlegenen Audi ist Rebellion Racing, das unter unterem auf Ex-F1-Mann Nick Heidfeld setzt, bestes Privatteam. Sébastien Bourdais liegt mit dem neuen Dome zeitweise an der Spitze der „Benziner-Klasse“, doch der japanische Sportwagen verliert später viel Zeit in der Box wegen Elektronikund Getriebeproblemen. In der LMP2-Klasse geht der Sieg an den Jota-Zytek von Sam Hancock und Simon Dolan, da der von der Klassen-Pole startende ADR-Delta-Oreca vier Minuten vor dem Renn­ende noch einmal tanken muss. Die beiden GTE-Klassen in Spa gewinnt Porsche. In der Pro-Wertung setzen sich die

„Das Management des Verkehrs muss ich noch lernen und verbessern“

Nick Heidfeld wird trotz einer Kollision im RebellionLola-Toyota Fünfter und siegt zusammen mit Nicolas Prost und Neel Jani in der „Benziner-Klasse“


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ELMS-Gaststarter Jota schlägt die WEC-Teams in der LMP2-Wertung

Werksfahrer Marc Lieb und Richard Lietz im Proton-Felbermayr-911 mit 0,6 Sekunden Vorsprung gegen den AF-Corse-Ferrari von Fisichella/Bruni durch. Dank eines frühen Wechsels auf Slicks kann das Porsche-Duo nach rund einer Rennstunde die Führung übernehmen, doch zwei späte Safety-CarPhasen lassen den Vorsprung wieder schmelzen. Um vor dem Italo-Sportwagen zu bleiben, verzichtet die Siegermannschaft am Ende sogar auf einen weiteren Reifenwechsel. „Die letzten Runden waren echt schwierig“, so Lietz. „Meine Reifen hatten bereits einen Doppelstint hinter sich. Doch wenn du mit letztem Einsatz fährst, kannst du nicht auch noch auf die Reifen aufpassen. Ich habe zum Schluss wirklich jede Runde gezählt.“ Die weiteren Positionen gehen ebenfalls an Ferrari. Der anfangs führende Werks-Aston-Martin von Stefan Mücke/Darren Turner und Adrian Fernandez fällt nach nur elf Runden mit Getriebeschaden aus. In der Amateur-Wertung gelingt Porsche sogar ein Doppeltriumph. Die nicht punkteberechtigten Raymond Narac/Anthony Pons siegen vor den WM-Startern Christian Ried, Gianluca Roda und Paolo Ruberti.

Pinnwand WEC Spa 1

2

3

4

1 NASCAR-Star Brian Vickers beschädigt den Waltrip-Ferrari im Warm-up so stark, dass ein Start nicht möglich ist 2 Da sich Teamkollege Frédéric Fatien beim BoxenstoppTraining den Knöchel bricht, müssen Jean-Denis Délétraz und Keiko Ihara den Gulf-Lola im Rennen zu zweit pilotieren 3 Angetreten – das WEC-Starterfeld in Spa 4 Porsche (hier das GTE-Pro-Siegerauto von Lieb/Lietz) gewinnt beide GTE-Wertungen


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