Adventist World German - September 2019

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Im Blickpunkt

Was ist das Evangelium? Wie Jesus werden

E

s war ein friedlicher Morgen im englischen Dorf Pensford, als Männer, Frauen und Kinder sich auf den Weg zu einer großen Grünfläche am Dorfrand machten, wo der große Prediger John Wesley erwartet wurde. Die Leute waren begierig darauf, ihn zu hören. Da Wesley von kleiner Statur war1, stieg er auf einen Tisch und predigte das Evangelium, das er in Jesus Christus fand. Dabei erklärte er, dass es ein zweifaches Evangelium war. Erstens: Alle sind Sünder und brauchen einen Erlöser; niemand kann sich selbst retten, egal wie sehr wir uns bemühen, „gut“ zu sein. Rechtfertigung geschieht allein aus dem Glauben. Zweitens: Gott bietet Freiheit von der Macht der Sünde. Wesley erklärte, dass die Erlösung ohne diese Verheißung des Evangeliums nicht vollständig sein könne. Alle Kinder Gottes werden durch die Rechtfertigung frei von der Schuld der Sünde und durch die Heiligung frei von der Macht der Sünde.2

Bösartige Störungen

Während Wesley predigte, hörte man einen Lärm, der immer lauter wurde. Schon bald war ein von der lokalen Geistlichkeit angeheuerter Mob bei ihnen angekommen, der einen aufgebrachten, blutbefleckten Bullen mit sich zog. Der Bulle weigerte sich jedoch, in Wesley und die Menge hineinzurennen, stattdessen umkreiste er sie, während sie „etwa eine Stunde lang leise Gott mit Liedern lobten und beteten“. Enttäuscht packte der Mob den Bullen und drängte ihn mit Gewalt in den Tisch, auf dem Wesley stand. Als er vom Tisch fiel, wurde er von Freunden aufgefangen, die ihn schnell in ein anderes Gebiet trugen, wo er weiter predigte. In der Zwischenzeit „ließ der Pöbel seinen Zorn an dem Tisch aus und machte Kleinholz daraus.“3 Dies war nur eine von vielen Störungen, die John Wesley, der Gründer der Methodistenkirche, und seine Anhänger erlebten, während sie das „biblische Christentum“ verkündigten, wie Wesley es nannte. Manchmal wurden Steine geworfen, manchmal wurden die methodistischen Prediger mit Abwasser beschmiert und geschlagen.4 Oft überfiel der Pöbel die Häuser von Methodisten, „zerstörte Möbel und Eigentum, plünderte, was ihm in die Hände fiel, und misshandelte Männer, Frauen und Kinder brutal.“5 Doch Wesley und seine Landsleute waren sich der Gegenwart Gottes sicher und gaben nicht auf. Am Ende seines Lebens hatten seine Lehren mehr als 100.000 Anhänger. Vollkommene Harmonie von Gesetz und Evangelium

Aber warum wurde Wesley und seinen Lehren mit so viel Boshaftigkeit begegnet? Warum stieß er auf so viel Hass? Weil er es wagte, die Wahrheit zu predigen. So verkündigte er: „Es gibt die engste Verbindung … zwischen dem Gesetz und dem Evangelium. Auf der einen Seite weist das Gesetz ständig auf das Evangelium hin und bereitet ihm den Weg; auf der anderen Seite führt uns das Evangelium beständig zu einer genaueren Erfüllung des Gesetzes … ‚Bei Menschen ist dies unmöglich‘. Aber wir sehen Gottes Versprechen, uns diese Liebe zu geben und uns demütig, sanftmütig und heilig zu machen. Wir ergreifen dieses Evangelium, diese frohe Botschaft: uns geschieht nach unserem Glauben, und ‚die Gerechtigkeit des Gesetzes wird in uns erfüllt‘, durch den Glauben an Christus Jesus.“6 Foto: Jeremy Vessey


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